MEIN GESUNDES MAGAZIN - Arbeitskreis Gesundheit eV

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22.10.2012 Aufrufe

REHA ambulante Nachbehandlung im Entlassungsbrief empfohlen werden sollte. MGM: Werden Patienten in der Reha auch zu möglichen neuen Berufsmöglichkeiten beraten? Wilhelm: Wir dürfen keine dezidierten Vorschläge dazu machen, welcher Beruf geeignet ist. Dazu kennen wir den Arbeitsmarkt und die arbeitsplatzspezifischen Anforderungen nicht gut genug und wollen unsere Patienten nicht für einen bestimmten Berufszweig bahnen. Wir schreiben, welche Belastungen aus medizinischer Sicht aufgrund der Erkrankungen nicht zumutbar sind, beispielsweise Marathonlaufen schädigt die Kniegelenke nicht Entgegen der landläufigen Meinung hat die Teilnahme an einem 42-Kilometer-Lauf keinen schädigenden Einfluss auf die Menisken, Knorpel und Knochen des Knies. Dies ergibt eine neue österreichische Studie. Dr. Wolfang Krampla, Radiologe am Wiener Donauspital, hat die Kniegelenke aktiver Marathonläufer per Kernspin (MRT) untersucht. Das Verfahren liefert einen besonders guten Einblick auf die Strukturen der Gelenke. Das Ergebnis der Studie: Ein gesunder Marathonläufer schädigt seine Kniegelenke nicht, so Krampla. Zwischen der ersten MRT-Aufnahme und der letzten Kontrolluntersuchung rund zehn Jahre später lagen bis zu 40.000 Kilometer Lauftätigkeit. Die dabei auf das Kniegelenk einwirkende Belastung ist hoch, 6.200 Tonnen federn die Kniegelenke eines 75 Kilogramm schweren Läufers während eines Marathonlaufs ab. Zum Vergleich: Die Stahlkonstruktion des Eiffelturms wiegt 7.300 Tonnen. Die Kniegelenke der Untersuchten wiesen im MRT-Bild trotzdem kei- 22 MEIN GESUNDES MAGAZIN Quelle: Robert Kneschke - Fotolia.com keine Erschütterung, keine Absturzgefahr. Viele denken, wenn ich die Rente einreiche, bekomme ich sie automatisch. Das stimmt nicht. Wenn ärztlicherseits der letzte Beruf nicht mehr ausgeübt werden kann, ist die Erwerbsfähigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu beurteilen. Berücksichtigt werden müssen auch arbeitsrechtliche Aspekte, so dass letztendlich die Entscheidung von einem Juristen getroffen wird. Bei jüngeren Jahrgängen ab 1961 ist auch die Berufsunfähigkeitsrente weggefallen. Wilhelm: Was lernen Patienten in der orthopädischen Reha? nerlei neu aufgetretene Abnutzungserscheinungen auf. Der Körper passt sich der vermehrten Belastung an, erklärt Krampla das Phänomen. Das Muskelgewebe wächst unter Belastung, aber auch die Knochendichte nimmt zu. Dennoch sollten gerade Hobbysportler ihren Sport nicht übertreiben, warnt der Radiologe – sein Forschungsschwerpunkt sind Überlastungsschäden bei Sportlern. Als Faustregel gilt: Hobbyläufer mit einem Trainingspensum von maximal 80 km/Woche stärken ihre Knochen, die Gelenke und die Muskulatur. Auch ihre Kondition steigt. Ab Fotolia.com - rund 100 km/Woche nehmen allerdings Überlastungsschäden dramatisch zu, da die Damkier Sportler ihre zur Erholung der Gelenke not- Mikael wendigen Ruhephasen nicht mehr einhalten können. ■ Quelle: Wilhelm: Neben den physikalischen Therapieformen schulen wir die Patienten: Was bedeutet die OP für sie? Worauf müssen sie achten? Vielen berufsfähigen Patienten ist nicht klar, welche Konsequenzen ihre Operation mit sich bringt. Ein Dachdecker mit einer Hüft-TEP kann seinen Beruf de facto nicht mehr ausüben. MGM: Können Sie ein weiteres Beispiel nennen, worüber Sie Patienten informieren? Wilhelm: Patienten nach Hüft- und Knie- TEP bekommen meistens einen Endoprothesenausweis. Er ist nötig, wenn erneute Operationen anstehen – für die einzelnen Prothesentypen sind Spezialwerkzeuge nötig. Darüber hinaus müssen sich die Patienten ausweisen können, wenn es in der Flughafenschleuse wegen des Implantatmetalls piept. Außerdem sollen sich die Patienten regelmäßig röntgen lassen. Viele denken, solange sie keine Schmerzen haben, sei Röntgen unnötig. Das stimmt aber nicht. Eine Prothesenlockerung bedeutet nicht automatisch auch Schmerzen, auch wenn schon ein Knochensubstanzverlust vorliegt. Regelmäßiges Röntgen erlaubt ein frühes Eingreifen und vermeidet größere Schäden. ■

Was behinderten Menschen zusteht Die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe hat ihren Ratgeber für behinderte Menschen überarbeitet und neu herausgegeben. Der aktualisierte Leitfaden bietet Betroffenen und ihren Angehörigen eine gute Orientierung für Beruf und Freizeit. Welche Rechte habe ich als behinderter Mensch und wie setze ich meine Ansprüche durch? Diese und ähnliche Fragen beantwortet der Ratgeber „Die Rechte behinderter Menschen und ihrer Angehörigen“. Herausgeber ist die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen (BAG SELBSTHILFE). Der aktualisierte Leitfaden liefert auf 444 Seiten wertvolle Informationen für juristische Laien und rechtskundige Berater. In verständlicher Sprache geht das Handbuch auf sozialrechtliche Fragestellungen ein. Zentrale Themen dabei sind Eingliede- Patienten, die mit einer schwierigen Diagnose konfrontiert sind, können einen weiteren Arzt aufsuchen und zusätzlich medizinischen Rat einholen. Diese so genannte Zweitmeinung sichert oftmals die Therapie ab und stärkt den Patienten bei seiner Entscheidung. Die Deutsche Wirbelsäulengesellschaft (DWG) verweist jetzt darauf, dass auch beim Einholen der Zweitmeinung bestimmte Qualitätskriterien gelten. Unabdingbar sei etwa, dass Ärzte und Ärztinnen den Patienten persönlich anschauen und umfassend untersuchen. Verfahren, bei denen lediglich Röntgen- und MRT-Bilder sowie zusätzliche Befunde durchgesehen werden, lehnt die DWG konsequent ab. Hintergrund der DWG-Warnung ist das Internet-Portal www.vorsicht-operation.de. Es bietet Patienten ein Zweitgutachten auf Privatrechnung an und nutzt dazu nur die online eingesendeten Patientendaten sowie Bildmaterialien. Für eine fundierte ärztliche Beurteilung sei das zu wenig, so die DWG. Zu den Grundlagen der ärztlichen Beratung zählten, dass die Ärztin oder der Arzt den Patienten persönlich kennenlernt, untersucht und berät, alle Daten und Befunde auswertet und even- Fotolia - tuell weitere Untersuchungen anordnet. „Dies kann eine kommerziell auf- Bähren gebaute Internetberatung nicht Sven erfüllen“, heißt es in der Stellungnahme der DWG. ■ Quelle: Bestelladresse: Das Handbuch „Die Rechte behinderter Menschen und ihrer Angehörigen“ ist gegen eine Pauschale von 4,80 Euro/ Stück für die Versandkosten (Staffelpreise auf Anfrage) erhältlich bei: Bundesarbeitsgemeinschaft SELBSTHILFE e.V. , Kirchfeldstr. 149 • (Stadtteil: Friedrichstadt), 40215 Düsseldorf , Tel.: 02 11-3 10 06-0, Fax.: 02 11-3 10 06-48 , E-Mail: info@bag-selbsthilfe.de Internet: http://www.bag-selbsthilfe.de Der Ratgeber der BAG SELBSTHILFE informiert zu den Rechten behinderter Menschen und ihrer Angehörigen. REHA rungshilfe, Grundsicherung, Kündigungsschutz, Krankenversicherung, Patientenrechte, Pflegeversicherung und Rehabilitation sowie die Rechte von Eltern, Pflegepersonen und ehrenamtlichen Helfern. Das Taschenbuch erläutert zudem die Antragstellung und die Feststellung einer Schwerbehinderung sowie die sich daraus möglicherweise ergebenden Nachteile. ■ Fachgesellschaft warnt vor kostenpflichtigen Online- Beratungen Die Deutsche Wirbelsäulengesellschaft lehnt eine Internetberatung für Zweitgutachten ab, weil dabei die Grundlagen einer ärztlichen Beratung nicht erfüllt sind. MEIN GESUNDES MAGAZIN 23

REHA<br />

ambulante Nachbehandlung im Entlassungsbrief<br />

empfohlen werden sollte.<br />

MGM: Werden Patienten in der Reha<br />

auch zu möglichen neuen Berufsmöglichkeiten<br />

beraten?<br />

Wilhelm: Wir dürfen keine dezidierten<br />

Vorschläge dazu machen, welcher Beruf<br />

geeignet ist. Dazu kennen wir den Arbeitsmarkt<br />

und die arbeitsplatzspezifischen<br />

Anforderungen nicht gut genug und<br />

wollen unsere Patienten nicht für einen<br />

bestimmten Berufszweig bahnen. Wir<br />

schreiben, welche Belastungen aus medizinischer<br />

Sicht aufgrund der Erkrankungen<br />

nicht zumutbar sind, beispielsweise<br />

Marathonlaufen schädigt die<br />

Kniegelenke nicht<br />

Entgegen der landläufigen Meinung hat die Teilnahme an einem<br />

42-Kilometer-Lauf keinen schädigenden Einfluss auf die Menisken, Knorpel<br />

und Knochen des Knies. Dies ergibt eine neue österreichische Studie.<br />

Dr. Wolfang Krampla, Radiologe am Wiener<br />

Donauspital, hat die Kniegelenke aktiver<br />

Marathonläufer per Kernspin (MRT) untersucht.<br />

Das Verfahren liefert einen besonders<br />

guten Einblick auf die Strukturen der Gelenke.<br />

Das Ergebnis der Studie: Ein gesunder<br />

Marathonläufer schädigt seine Kniegelenke<br />

nicht, so Krampla.<br />

Zwischen der ersten MRT-Aufnahme und<br />

der letzten Kontrolluntersuchung rund zehn<br />

Jahre später lagen bis zu 40.000 Kilometer<br />

Lauftätigkeit. Die dabei auf das Kniegelenk<br />

einwirkende Belastung ist hoch, 6.200<br />

Tonnen federn die Kniegelenke eines 75<br />

Kilogramm schweren Läufers während eines<br />

Marathonlaufs ab. Zum Vergleich: Die<br />

Stahlkonstruktion des Eiffelturms wiegt<br />

7.300 Tonnen. Die Kniegelenke der Untersuchten<br />

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Quelle: Robert Kneschke - Fotolia.com<br />

keine Erschütterung, keine Absturzgefahr.<br />

Viele denken, wenn ich die Rente einreiche,<br />

bekomme ich sie automatisch. Das<br />

stimmt nicht. Wenn ärztlicherseits der letzte<br />

Beruf nicht mehr ausgeübt werden<br />

kann, ist die Erwerbsfähigkeit auf dem allgemeinen<br />

Arbeitsmarkt zu beurteilen. Berücksichtigt<br />

werden müssen auch arbeitsrechtliche<br />

Aspekte, so dass letztendlich<br />

die Entscheidung von einem Juristen getroffen<br />

wird. Bei jüngeren Jahrgängen ab<br />

1961 ist auch die Berufsunfähigkeitsrente<br />

weggefallen.<br />

Wilhelm: Was lernen Patienten in der<br />

orthopädischen Reha?<br />

nerlei neu aufgetretene Abnutzungserscheinungen<br />

auf. Der Körper passt sich der vermehrten<br />

Belastung an, erklärt Krampla das<br />

Phänomen. Das Muskelgewebe wächst<br />

unter Belastung, aber auch die Knochendichte<br />

nimmt zu. Dennoch sollten gerade<br />

Hobbysportler ihren Sport nicht übertreiben,<br />

warnt der Radiologe – sein Forschungsschwerpunkt<br />

sind Überlastungsschäden<br />

bei Sportlern.<br />

Als Faustregel gilt: Hobbyläufer mit einem<br />

Trainingspensum von maximal 80 km/Woche<br />

stärken ihre Knochen, die Gelenke und die<br />

Muskulatur. Auch ihre Kondition steigt. Ab Fotolia.com -<br />

rund 100 km/Woche nehmen allerdings<br />

Überlastungsschäden dramatisch zu, da die Damkier<br />

Sportler ihre zur Erholung der Gelenke not- Mikael<br />

wendigen Ruhephasen nicht mehr einhalten<br />

können. ■ Quelle:<br />

Wilhelm: Neben den physikalischen Therapieformen<br />

schulen wir die Patienten:<br />

Was bedeutet die OP für sie? Worauf<br />

müssen sie achten?<br />

Vielen berufsfähigen Patienten ist nicht<br />

klar, welche Konsequenzen ihre Operation<br />

mit sich bringt. Ein Dachdecker mit einer<br />

Hüft-TEP kann seinen Beruf de facto nicht<br />

mehr ausüben.<br />

MGM: Können Sie ein weiteres Beispiel<br />

nennen, worüber Sie Patienten informieren?<br />

Wilhelm: Patienten nach Hüft- und Knie-<br />

TEP bekommen meistens einen Endoprothesenausweis.<br />

Er ist nötig, wenn erneute<br />

Operationen anstehen – für die einzelnen<br />

Prothesentypen sind Spezialwerkzeuge<br />

nötig. Darüber hinaus müssen sich die<br />

Patienten ausweisen können, wenn es in<br />

der Flughafenschleuse wegen des Implantatmetalls<br />

piept.<br />

Außerdem sollen sich die Patienten regelmäßig<br />

röntgen lassen. Viele denken,<br />

solange sie keine Schmerzen haben, sei<br />

Röntgen unnötig. Das stimmt aber nicht.<br />

Eine Prothesenlockerung bedeutet nicht<br />

automatisch auch Schmerzen, auch wenn<br />

schon ein Knochensubstanzverlust vorliegt.<br />

Regelmäßiges Röntgen erlaubt ein<br />

frühes Eingreifen und vermeidet größere<br />

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