MEIN GESUNDES MAGAZIN - Arbeitskreis Gesundheit eV
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Mein Gesundes Magazin: Mit welchen<br />
Krankheiten kommen Patienten zu Ihnen?<br />
Wilhelm: 75 Prozent unserer Patienten<br />
kommen nach einem Krankenhausaufenthalt<br />
zu uns, also zu einer Anschlussheilbehandlung,<br />
kurz AHB: 15 Prozent kommen<br />
über die<br />
Rentenversiche- Dr. Bernd Wilhelm ist<br />
rung, 60 Prozent Arzt für Orthopädie mit<br />
über die Kran- den Zusatzbezeichkenkasse.<br />
AHB- nungen: Physikalische<br />
Patienten haben Therapie, Sportmedizin<br />
meist eine Hüft- und Manuelle Medizin.<br />
oderKnieendo- Als Chefarzt leitet er die<br />
prothesen-Ope orthopädische Abteilung<br />
ration oder ei- der MEDIAN Klinik<br />
nen Eingriff an am Burggraben in Bad<br />
der Wirbelsäule Salzuflen.<br />
hinter sich.<br />
Die restlichen 25 Prozent erhalten ein<br />
Heilverfahren – das, was man früher Kur<br />
nannte – meist wegen Rückenschmerzen,<br />
aber auch wegen Arthrosen. Ein kleiner<br />
Teil davon sind ältere, multimorbide Patienten<br />
– sie haben oft fünf oder mehr<br />
Grunderkrankungen.<br />
MGM: Wie behandeln Sie Ihre Patienten?<br />
Wilhelm: Wir haben 13 festgelegte Therapieabläufe,<br />
die wir individuell auf jeden<br />
unserer Patienten anpassen können. Ein<br />
Beispiel: Ein Patient kommt über die Krankenkasse<br />
zur AHB nach einer Hüftendoprothese.<br />
Dafür erstellt uns der Computer<br />
einen Standard-Therapieplan, der alle Einzelmaßnahmen<br />
für die kommenden Wochen<br />
festlegt. Allerdings sehen wir dann<br />
bei der Aufnahme oft, dass bei dem Patient<br />
die Fäden der OP-Wunde noch nicht<br />
gezogen sind. Das heißt dann für uns,<br />
dieser Patient darf in der ersten Woche<br />
keine Wasseranwendungen bekommen.<br />
Sie wären im Therapie-Standard vorgesehen,<br />
aber in diesem Fall müssen wir sie<br />
aus dem Plan nehmen.<br />
MGM: Wie läuft die Reha konkret ab?<br />
Wilhelm: Die Patienten kommen meist<br />
am Nachmittag zur Aufnahme.<br />
Am gleichen Tag führt der Stationsarzt die<br />
Aufnahmeuntersuchung durch und legt<br />
die Therapien fest. Daraus erstellt das Planungsbüro<br />
den Therapieplan. Am zweiten<br />
Tag beginnt der Tag zwischen acht und<br />
zehn Uhr mit einer Vorstellung beim Oberarzt<br />
– einem Arzt für Orthopädie – der<br />
dann die Befunde und Therapieplan überprüft.<br />
Anschließend wird mit dem Patienten<br />
sein individuell angepasster Behandlungsplan<br />
durchgesprochen<br />
und er beginnt<br />
seine Maßnahmen.<br />
In der ersten und<br />
zweiten Woche<br />
steht eine Chefarztvisite<br />
auf dem<br />
Programm: Wir<br />
besprechen eventuelleTherapieanpassungen.<br />
In<br />
der dritten Woche findet – bei Patienten<br />
der Rentenversicherung – eine erneute<br />
Oberarztvisite mit Festlegung der sozialmedizinischen<br />
Beurteilung statt.<br />
MGM: Warum sehen die Rehabilitanden<br />
ihren Arzt während der Reha im Vergleich<br />
zum Akutkrankenhaus so selten?<br />
INTERVIEW<br />
„Viele denken, wenn ich die Rente einreiche,<br />
bekomme ich sie automatisch“<br />
Im Gespräch mit Orthopädie-Chefarzt Dr. Bernd Wilhelm<br />
Quelle: Privat<br />
Quelle: MEDIAN Klinikum für Rehabilitation Bad Salzuflen<br />
Wilhelm: Die Struktur ist eine andere. Unsere<br />
Stationsärzte haben Sprechstundenzeiten,<br />
das heißt sie stehen jeden Tag zu<br />
bestimmten Zeiten jedem Patienten, der<br />
das möchte, zur Verfügung.<br />
MGM: Wie ist der Ablauf bei Heilverfahren?<br />
Wilhelm: Bei den Heilverfahren gilt der<br />
gleich Ablauf wie bei der AHB. In den Heilverfahren<br />
der Rentenversicherung, also bei<br />
Patienten die berufstätig sind oder sein<br />
könnten, haben unsere Patienten aber oft<br />
andere Probleme als Patienten nach einer<br />
Operation. Sie leiden häufig unter chronischen<br />
Rückenschmerzen. Das bedeutet<br />
lange Arbeitsunfähigkeitszeiten. Bei ihnen<br />
spielen Psyche und soziales Umfeld eine<br />
große Rolle. Das gilt auch für Patienten,<br />
die einen Job haben, in dem sie unzufrieden<br />
sind oder Patienten, die sich mit der<br />
Pflege eines kranken Angehörigen überfordert<br />
fühlen – die psychosozialen Problemfelder<br />
sind vielfältig. Wir stellen diese<br />
Patienten dem Psychologen vor, der uns<br />
Tipps gibt, welche zusätzlichen Therapien<br />
durchgeführt werden sollen, bzw. ob eine<br />
Künstliche Hüftgelenke werden in<br />
Deutschland pro Jahr etwa 180.000<br />
und künstliche Kniegelenke ca.<br />
120.000 eingesetzt. Nach erfolgreicher<br />
Operation werden Patienten<br />
darüber informiert, wie sich die<br />
künstlichen Gelenke auf Ihr Verhalten<br />
im täglichen Leben auswirken.<br />
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