MEIN GESUNDES MAGAZIN - Arbeitskreis Gesundheit eV

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22.10.2012 Aufrufe

ZUSAMMENGEFASST Damit die Blutgerinnung im grünen Bereich bleibt Bonner Forscher haben einen Sensor entwickelt, der während Operationen die Blutgerinnung genau misst. Sie haben ihn bei einer Hüftoperation erfolgreich getestet. Thrombinfänger: Ein spezieller Eiweißstoff, ein so genanntes Aptamer (hier grün dargestellt), fängt das für die Blutgerinnung entscheidende Thrombin (lila) wie in einem Käfig ein. Röntgen bei Rückenschmerzen nicht immer nötig Eine Röntgenuntersuchung oder andere bildgebende Verfahren sind bei Rückenschmerzen nur erforderlich, wenn Hinweise auf eine ernsthafte Erkrankung vorliegen, so die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh). „Die meisten Patienten mit Rückenschmerzen erwarten von uns, dass sie geröntgt werden”, sagt Professor Dr. Elisabeth Märker-Hermann von der HSK Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden. Bei vielen Erwachsenen mittleren Alters sind Verschleiß an Bandscheiben und Wirbeln Ursache der Schmerzen. Solche Veränderungen lassen sich im Röntgen und mit moderneren Bildgebungen gut darstellen. Aber: Die gleichen Veränderungen findet man auch bei Menschen ohne Kreuzschmerzen. „Verschleißerscheinungen und Kreuzschmerz müssen also nicht unweigerlich zusammenhängen“, sagt Märker-Hermann. Bildgebende Verfahren wie Röntgen oder die Magnetresonanztomografie (MRT) sollten nur mit Bedacht 12 MEIN GESUNDES MAGAZIN Quelle: Angewandte Chemie/Wiley-VCH Verlag Dass unsere Blutgerinnung in der richtigen Balance bleibt, ist lebenswichtig: Gerinnt das Blut nicht schnell oder nicht ausreichend genug, kann der Blutverlust aus einer Wunde oder einem Operationsschnitt bedrohliche Ausmaße annehmen. Stockt das Blut hingegen zu schnell oder zu stark, drohen Schlaganfall oder Herzinfarkt. Wie schnell und stark Blut gerinnt, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Dies kann bei Operationen zu Problemen führen. Forscher der Universität Bonn haben nun einen Biosensor entwickelt, mit dem sich die Gerinnung während einer Operation überwachen lässt. Der Sensor reagiert dabei auf Thrombin – das körpereigene Eiweiß ist ein wichtiger Blutgerinnungsfaktor. „Es wandelt im Körper Fibrinogen in Fibrin um, das wie ein Klebstoff die Wunde verschließt“, so Prof. Dr. Bernd Pötzsch, Oberarzt am Institut für Experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin der Universität Bonn. Während einer Operation sei es sehr wichtig zu wissen, wie viel Thrombin sich im Blut eines Patienten befinde, sagt Pötzsch. Liegt die Menge dieses Gerinnungsfaktors nicht im grünen Bereich, lässt sich der Sollwert mit Medikamenten schnell wieder erreichen. ■ Quelle: Dieter Schütz /pixelio.de Dresdner Forschung zu Muskel- und Gelenkerkrankungen rückt enger zusammen Die Dresdner Uni-Kliniken für Orthopädie, für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie sowie für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums bündeln ihre Forschung. Bis medizinische Forschungsergebnisse aus der Grundlagenforschung in der Klinik landen und Patienten nutzen, vergehen meist viele Jahre. Forscher an der Universität Dresden sind sich einig: Das muss schneller gehen. Um Erkenntnisse aus ihrer Grundlagenforschung schneller als bisher in die Behandlung Betroffener aufnehmen zu können, sind drei Forschungseinrichtungen im Juli 2011 enger zusammengerückt. Alle drei beschäftigen sich mit der muskuloskelettalen Medizin, also Knochen, Bändern, Gelenken und Muskeln. „Wir hoffen, mit der Übertragung von wissenschaftlichen Ergebnissen in die klinische Anwendung einen Beitrag zur künftigen Entwicklung muskuloskelettaler Medizin zu leisten“, so Prof. Dr. Michael Gelinsky, Leiter des Zentrums. Schwerpunkte der Forscher sind zum Beispiel die Knochenheilung bei Osteoporose, die Züchtung neuer Knochensubstanz oder der Weichgewebeersatz für die plastische Chirurgie. ■ eingesetzt werden. Immerhin bedeutet eine Röntgenaufnahme auch immer eine Strahlenbelastung für den Patienten und die MRT ist recht kostspielig. Patienten sollten daher zunächst auf Röntgen oder MRT verzichten, vorausgesetzt der Arzt empfiehlt nicht selbst eine weitere Abklärung. Denn bei bestimmten Symptomen ist die bildgebende Diagnostik durchaus angebracht: Vermehrte Schmerzen nachts oder Fieber können auf Infektionen oder Tumoren hinweisen. Lähmungen deuten auf eingeklemmte Nerven hin. Und bei älteren Menschen oder unter einer Kortisonbehandlung kann ebenfalls eine radiologische Untersuchung notwendig sein, denn in diesen Fällen ist das Risiko für Wirbelbrüche erhöht. ■ � Röntgen der Wirbelsäule ist bei Rückenschmerzen nicht immer nötig.

Bundesinstitut für Sportwissenschaft rückt dem Rückenschmerz zu Leibe Sportwissenschaft (BISp) fördert die Forschung zur Diagnose, Vorbeugung und Behandlung von Rückenschmerzen. 20 Millionen Deutsche klagen regelmäßig über Rückenschmerzen. Jeder vierte Arbeitnehmerfehltag geht auf einen kranken Rücken zurück. Für die deutsche Wirtschaft bedeutete dies im Jahr 2006 rund 27 Milliarden Euro an Krankenkosten. Bewegungsmangel und Überbelastung Bisher ist oft nicht klar, welche der angewandten Behandlungen letztlich dazu führt, dass sich die Beschwerden verringern. Doch eins ist für die Experten offensichtlich: Regelmäßige Bewegung ist für die Vorbeugung und Rehabilitation von Rückenschmerzen außerordentlich wichtig. Das BISp nutzt für das neue Forschungsprojekt deshalb Know-how der Spitzensportforschung. Dieses Wissen lässt sich auch für das allgemeine Gesundheitswesen nutzen. ■ Sportarzt 2011: Lothar Schwarz Die Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) hat Lothar Schwarz, Mannschaftsarzt des Deutschen Triathlon-Nationalteams, zum Sportarzt des Jahres 2011 gewählt. Schwarz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sportund Präventivmedizin der Universität des Saarlandes und leitet dort auch den Betriebsärztlichen Dienst. Er ist unter anderem auch Vor sit zender des Sportärzteverbandes Saar und aktiv im Deutschen Leichtathletik- Verband. ■ Quelle: Pressestelle Uni Saarland Das Bundesinstitut für Quelle: CLIPAREA.com - Fotolia.com � Jeder dritte Deutsche leidet unter Rücken schmerzen – auch austrainierte Spitzensportler sind betroffen. � Lothar Schwarz, Triathlon-Mannschaftsarzt und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sport- und Präventivmedizin der Universität des Saarlandes Rückenbeschwerden zählen zu den großen Volkskrankheiten in den westlichen Industrieländern. Etwa 90 Prozent der Westeuropäer leiden im Laufe ihres Lebens darunter. Zum Kreis ZUSAMMENGEFASST Scanner unterstützt Diagnostik Ärzte an der Medizinischen Hochschule Hannover suchen mit einem „Rheuma-Scan“ nach den Ursachen von Handschmerzen. Ein neuartiger Hand-Scanner unterstützt seit wenigen Monaten die Diagnostik an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Der so genannte Rheuma-Scan zeigt innerhalb weniger Minuten, wie aktiv eine Entzündung zu diesem Zeitpunkt ist. Das Gerät wird derzeit in der Interdisziplinären Schmerzambulanz an der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin der MHH eingesetzt. Um das Handinnere abzubilden, muss der Arzt dem Patienten zuerst einen Farbstoff in geringer Dosis in die Armvene spritzen. Die Substanz wird sehr schnell über die Leber wieder ausgeschieden. Bis es soweit ist, kann sie mit Hilfe von speziellem Licht und einer hochempfindlichen Kamera nachgewiesen werden. Eine veränderte Durchblutung kleinster Blutgefäße und entzündliche Prozesse in den Gewebeschichten der Hand werden so abgebildet. „Wir können in knapp 20 Minuten eine differenziertere Diagnose stellen“, erklärt Privatdozent Dr. Michael Bernateck, Oberarzt an der MHH. Wolfgang Kuhnke aus Mellendorf ist einer der ersten Patienten, die von der neuen Technik profitieren. Er hatte sich mit einer Kreissäge an der Hand verletzt und litt auch nach der Behandlung an einem Komplexen Regionalen Schmerzsyndrom (CRPS, auch Morbus Sudeck genannt). Der Scanner hilft seine Therapie zu verbessern. Der Patient ist froh darüber: „Man muss die Hände zwar ein paar Minuten still halten. Aber hinterher wird die Behandlung angepasst und man muss weniger Medikamente nehmen.“ ■ � Dr. Michael Bernateck (rechts) und Patient MHH/Kaiser Wolfgang Kuhnke mit dem Hand-Scanner im Einsatz Quelle: Nationales Netzwerk Rückenbeschwerden an der Uni Potsdam Sportmediziner der Universität Potsdam erforschen gemeinsam mit Medizinern aus anderen Städten das Phänomen Rückenschmerz. der Betroffenen gehören dabei nicht nur Menschen mit unzureichend trainierter Rückenmuskulatur, sondern auch Nachwuchs- und Spitzensportler. Die Zahlen sind alarmierend und das Nationale Netzwerk Rückenbeschwerden an der Uni Potsdam will jetzt das Feld grundlegend erforschen. Die Potsdamer Sportmediziner arbeiten dazu mit Medizinern aus Berlin, Heidelberg, Dresden, München, Hamburg und Frankfurt (Main) zusammen. Rückenschmerzen haben vielfältige Ursachen. Neben dem Verschleiß von Gelenken kann auch eine instabile Wirbelsäule dahinter stehen, bei der Nerven und Muskulatur unzureichend zusammen arbeiten. Weitere Gründe liegen im Psychischen und Psychosozialen, insbesondere Stress und Schmerz machen sich im Rücken bemerkbar. Ein gezieltes Training sowohl zur Vorbeugung (Primärprävention) von Beschwerden als auch in der Rehabilitation zur Sekundärprävention erweist sich in der Regel als wirksam. Allerdings bleibt oft unklar, welche Interventionen die Risiken und Beschwerden tatsächlich mindern. Hier setzt die Arbeit des Nationalen Netzwerks an. Der Forscher-Verbund will herausfinden, welche Art von körperlicher Aktivität wirksam ist. Dabei sollen auch Ergebnisse aus dem Sport auf die Gesamtgesellschaft übertragen werden. ■ MEIN GESUNDES MAGAZIN 13

ZUSAMMENGEFASST<br />

Damit die Blutgerinnung im<br />

grünen Bereich bleibt<br />

Bonner Forscher haben einen Sensor<br />

entwickelt, der während Operationen<br />

die Blutgerinnung genau misst.<br />

Sie haben ihn bei einer Hüftoperation<br />

erfolgreich getestet.<br />

Thrombinfänger:<br />

Ein spezieller<br />

Eiweißstoff, ein so<br />

genanntes Aptamer<br />

(hier grün dargestellt),<br />

fängt das für die Blutgerinnung<br />

entscheidende Thrombin (lila) wie in<br />

einem Käfig ein.<br />

Röntgen bei Rückenschmerzen<br />

nicht immer nötig<br />

Eine Röntgenuntersuchung oder andere bildgebende Verfahren sind bei<br />

Rückenschmerzen nur erforderlich, wenn Hinweise auf eine ernsthafte<br />

Erkrankung vorliegen, so die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh).<br />

„Die meisten Patienten mit Rückenschmerzen<br />

erwarten von uns, dass sie<br />

geröntgt werden”, sagt Professor Dr. Elisabeth<br />

Märker-Hermann von der HSK Dr.<br />

Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden.<br />

Bei vielen Erwachsenen mittleren Alters<br />

sind Verschleiß an Bandscheiben und Wirbeln<br />

Ursache der Schmerzen. Solche Veränderungen<br />

lassen sich im Röntgen und<br />

mit moderneren Bildgebungen gut darstellen.<br />

Aber: Die gleichen Veränderungen<br />

findet man auch bei Menschen ohne<br />

Kreuzschmerzen. „Verschleißerscheinungen<br />

und Kreuzschmerz müssen also nicht<br />

unweigerlich zusammenhängen“, sagt<br />

Märker-Hermann. Bildgebende Verfahren<br />

wie Röntgen oder die Magnetresonanztomografie<br />

(MRT) sollten nur mit Bedacht<br />

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<strong>MEIN</strong> <strong>GESUNDES</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />

Quelle: Angewandte Chemie/Wiley-VCH Verlag<br />

Dass unsere Blutgerinnung in der richtigen<br />

Balance bleibt, ist lebenswichtig: Gerinnt<br />

das Blut nicht schnell oder nicht ausreichend<br />

genug, kann der Blutverlust aus einer Wunde<br />

oder einem Operationsschnitt bedrohliche<br />

Ausmaße annehmen. Stockt das Blut hingegen<br />

zu schnell oder zu stark, drohen<br />

Schlaganfall oder Herzinfarkt. Wie schnell<br />

und stark Blut gerinnt, ist von Mensch zu<br />

Mensch unterschiedlich. Dies kann bei Operationen<br />

zu Problemen führen.<br />

Forscher der Universität Bonn haben nun einen<br />

Biosensor entwickelt, mit dem sich die<br />

Gerinnung während einer Operation überwachen<br />

lässt. Der Sensor reagiert dabei auf<br />

Thrombin – das körpereigene Eiweiß ist ein<br />

wichtiger Blutgerinnungsfaktor. „Es wandelt<br />

im Körper Fibrinogen in Fibrin um, das wie<br />

ein Klebstoff die Wunde verschließt“, so Prof.<br />

Dr. Bernd Pötzsch, Oberarzt am Institut für<br />

Experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin<br />

der Universität Bonn.<br />

Während einer Operation sei es sehr wichtig<br />

zu wissen, wie viel Thrombin sich im Blut eines<br />

Patienten befinde, sagt Pötzsch. Liegt<br />

die Menge dieses Gerinnungsfaktors nicht<br />

im grünen Bereich, lässt sich der Sollwert mit<br />

Medikamenten schnell wieder erreichen. ■<br />

Quelle: Dieter Schütz /pixelio.de<br />

Dresdner Forschung<br />

zu Muskel- und<br />

Gelenkerkrankungen<br />

rückt enger zusammen<br />

Die Dresdner Uni-Kliniken für<br />

Orthopädie, für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie<br />

sowie<br />

für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />

des Universitätsklinikums<br />

bündeln ihre Forschung.<br />

Bis medizinische Forschungsergebnisse<br />

aus der Grundlagenforschung in der Klinik<br />

landen und Patienten nutzen, vergehen<br />

meist viele Jahre. Forscher an<br />

der Universität Dresden sind sich einig:<br />

Das muss schneller gehen. Um Erkenntnisse<br />

aus ihrer Grundlagenforschung<br />

schneller als bisher in die Behandlung<br />

Betroffener aufnehmen zu können, sind<br />

drei Forschungseinrichtungen im Juli<br />

2011 enger zusammengerückt. Alle drei<br />

beschäftigen sich mit der muskuloskelettalen<br />

Medizin, also Knochen, Bändern,<br />

Gelenken und Muskeln.<br />

„Wir hoffen, mit der Übertragung von<br />

wissenschaftlichen Ergebnissen in die<br />

klinische Anwendung einen Beitrag zur<br />

künftigen Entwicklung muskuloskelettaler<br />

Medizin zu leisten“, so Prof. Dr. Michael<br />

Gelinsky, Leiter des Zentrums.<br />

Schwerpunkte der Forscher sind zum<br />

Beispiel die Knochenheilung bei Osteoporose,<br />

die Züchtung neuer Knochensubstanz<br />

oder der Weichgewebeersatz<br />

für die plastische Chirurgie. ■<br />

eingesetzt werden. Immerhin bedeutet<br />

eine Röntgenaufnahme auch immer eine<br />

Strahlenbelastung für den Patienten und<br />

die MRT ist recht kostspielig.<br />

Patienten sollten daher zunächst auf Röntgen<br />

oder MRT verzichten, vorausgesetzt<br />

der Arzt empfiehlt nicht selbst eine weitere<br />

Abklärung. Denn bei bestimmten<br />

Symptomen ist die bildgebende Diagnostik<br />

durchaus angebracht: Vermehrte<br />

Schmerzen nachts oder Fieber können<br />

auf Infektionen oder Tumoren hinweisen.<br />

Lähmungen deuten auf eingeklemmte<br />

Nerven hin. Und bei älteren Menschen<br />

oder unter einer Kortisonbehandlung kann<br />

ebenfalls eine radiologische Untersuchung<br />

notwendig sein, denn in diesen Fällen ist<br />

das Risiko für Wirbelbrüche erhöht. ■<br />

� Röntgen der Wirbelsäule ist bei<br />

Rückenschmerzen nicht immer nötig.

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