MEIN GESUNDES MAGAZIN - Arbeitskreis Gesundheit eV

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22.10.2012 Aufrufe

Quelle: S.Kobold - Fotolia.com GUT INFORMIERT Hoffnung bei Multipler Sklerose: Therapie mit Wurmeiern Eine neue Behandlung von Patienten mit Multipler Sklerose (MS) nutzt natürliche Parasiten, um die Immunabwehr zu verändern. Erste Studien belegen deren Wirksamkeit, Experten warnen jedoch vor unbekannten Nebenwirkungen. US-Forscher belegten jüngst in einer kleinen Pilotstudie, dass MS-Patienten von einer Therapie mit Wurmeiern profitieren könnten. Für die Studie hatten fünf frisch diagnostizierte MS-Patienten über drei Monate alle zwei Wochen Eier des Schweinepeitschenwurms in einer „angenehm, salzig schmeckenden Trinklösung“ eingenommen. Die mit jeder Dosis verabreichten 2.500 Wurmeier führten zu einer allgemeinen Entzündungsreaktion und kurbelten die Produktion von Abwehrzellen an. Die entzündungshemmenden Zellen richteten sich nicht nur gegen die tierische Gefahr, sondern verminderten auch MS-bedingte Entzündungsherde im Gehirn. 10 MEIN GESUNDES MAGAZIN Rückengesundheit als Schulfach Als Nebenwirkung auf den Ei-Cocktail klagten die Testpersonen lediglich über leichte Magen-Darm-Beschwerden. Die neue Therapie scheint ein Hoffnungsschimmer für MS-Patienten. Dennoch stehen deutsche Experten dieser Art der Behandlung skeptisch gegenüber, da mögliche Nebenwirkungen noch ungenügend erforscht seien. Prof. Dr. med. Ralf Gold, Vorstandsmitglied des Ärztlichen Beirates der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft und des Krankheitsbezogenen Kompetenznetzes Multiple Sklerose, erklärt: „Es ist bekannt, dass MS-Patienten mit Parasiteninfektionen weniger Schübe und Krankheitsaktivität in der Kernspintomographie zeigen. Allerdings raten wir zum jetzigen Zeitpunkt von dieser Therapie aufgrund unzureichender Erfahrungen über Wirkung und systemische Risiken dringend ab.“ Wenn Studien mit mehr Patienten und einem längeren Beobachtungszeitraum die Ergebnisse belegen, so Gold, sei dies „eine interessante Option für die Zukunft“. ■ Ein gezieltes Training gegen Rückenschmerzen sollte frühzeitig beginnen. In Bayern werden Ansätze dazu in Schulen erprobt. Ein Rückentraining in Schulen ist effektiv. Dies belegt eine Studie von Prof. Dr. Joachim Grifka vom Lehrstuhl für Orthopädie und Prof. Dr. Petra Jansen vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Regensburg. Beide haben das bayerische Projekt „Rückenfit – unsere Schule macht mit“ ausgewertet. Daran teilgenommen hatten Schülerinnen und Schüler der 5.Klasse des Albertus-Magnus-Gymnasiums in Regensburg und des Donau-Gymnasiums in Kelheim. Die Materialien zur Förderung der Rückengesundheit waren von Orthopäden, Physiotherapeuten und Sportwissenschaftlern erstellt worden. Im Natur- und Technikunterricht sowie in Biologie stand Rückengesundheit auf dem Stundenplan, im Sportunterricht trainierten die Jugendlichen Körperhaltung, Rumpfmuskulatur, Beweglichkeit und Koordination. Bewegungsübungen im Klassenzimmer ergänzten das Programm. Prüfungen gab es zu Beginn und am Ende des Schuljahres. Das Programm verringerte deutlich die Zahl der Jugendlichen, die an Rückenschmerzen litten. Die Fünftklässler wurden nicht nur beweglicher, sondern wussten auch mehr darüber, was ihrem Rücken gut tut und wie sie fit bleiben. ■ � Rückentraining im Schulunterricht kann nicht nur Spaß machen, es beugt auch Rückenschmerzen vor und stärkt die Beweglichkeit. Dem optimalen Bürostuhl auf der Spur Büroangestellte können jetzt leichter einen guten Arbeitsstuhl finden. Möglich macht dies eine Checkliste von Prof. Dr. Günter F. Müller vom Arbeitsbereich Psychologie des Arbeits- und Sozialverhaltens an der Uni Koblenz-Landau. Die „CHECK-BS“ ist für Menschen entwickelt worden, die kaum ergonomische Kenntnisse haben. „Mit CHECK-BS können Büroarbeitsstühle systematisch geprüft werden, wie komfortabel, gesundheitsförderlich, ansprechend und wertschätzend sie gestaltet sind“, so der Arbeitspsychologe. ■ � Ein guter Bürostuhl kann Rückenschmerzen vorbeugen. Quelle: reka100 - Fotolia.com

GUT INFORMIERT Integrierte Versorgung – Erfolgsrezept gegen Rückenschmerzen Werden Schmerzen frühzeitig behandelt, lässt sich dauerhafter Schmerz – die Chronifizierung – vermeiden. Die Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie setzt auf integrierte Versorgung, die Patienten rechtzeitig zum Schmerzexperten bringt. Wenn Schmerzen über Monate andauern, merkt sich das Gehirn die Beschwerden – auch dann, wenn die eigentliche Schmerzursache nicht mehr besteht: Es kommt zur so genannten Chronifizierung. Das Wort „chronos“ stammt aus dem Griechischen und steht für „Zeit“. Bei einer Chronifizierung lässt sich der Schmerz oft nur noch lindern, aber nicht mehr völlig beseitigen. Daher hat die Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie Konzepte für eine frühzeitige Behandlung von Schmerzen entwickelt, die helfen, einer Chronifizierung vorzubeugen. Ein Modell zur integrierten Versorgung von Patienten mit Rückenschmerzen hat sich als sehr erfolgreich erwiesen: Mehr als 3.700 Patienten wurden im Lauf des Projekts frühzeitig behandelt. Rund 85 Prozent der Teilnehmer waren danach wieder arbeitsfähig, � Die Schmerzmedizin kann chronische Rückenschmerzen stoppen. auch noch sechs Monate nach Behandlungsende. Das ist ungewöhnlich, denn üblicherweise nehmen gerade einmal 35 Prozent aller arbeitsunfähigenRückenschmerzpatienten innerhalb von zwei Jahren ihre Arbeit wieder auf. Frühe Behandlung stoppt den Schmerz Das Rückenschmerz- Projekt beginnt bereits bei der Krankenkasse: Sie spricht Versicherte an, die seit längerer Zeit wegen Rückenschmerzen in ärztlicher Behandlung sind und wenigstens vier Wochen arbeitsunfähig waren. Diese Patienten haben ein hohes Chronifizierungsrisiko. Zunächst untersuchen Experten die Betroffenen. Während des folgenden vier-, höchstens achtwöchigen kompakten Intensiv-Programms arbeiten dann Ärzte, Psychologen und Physiotherapeuten zusammen. Zusammen bedeutet in diesem Fall, dass die Experten ihr Vorgehen untereinander abstimmen und die Patienten gleichzeitig statt nacheinander behandeln. Das Modell, das mit zwei Krankenkassen aufgesetzt wurde, ist inzwischen an 36 deutschen Zentren etabliert. Quelle: Imagebroker - Fotolia.com Zweitmeinung verhindert Operationen Ein weiteres Projekt ermöglichte chronischen Rückenschmerzpatienten, vor einer empfohlenen Operation eine zweite Meinung beim Schmerzspezialisten einzuholen. Bei den rund 300 an dem Projekt beteiligten Patienten zeigte sich ebenfalls ein überraschendes Er- gebnis: Nur bei einem von sieben Patienten rieten die Schmerzexperten ebenfalls zur Operation. Bei 248 Patienten hielten sie den beabsichtigten Eingriff dagegen für nicht nötig und machten alternative Behandlungsvorschläge. „Von der Leistungsfähigkeit der modernen Schmerzmedizin profitieren nicht nur die Patienten durch weniger Schmerzen und mehr Lebensqualität, sondern auch die Kassen“, sagt Gerhard H. H. Müller-Schwefe, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie. Weil die Patienten wieder arbeitsfähig werden, sparen die Versicherungen durch integrierte Behandlungsprogramme im Vergleich zu einer üblichen Therapie mehr als 5.000 Euro pro Patient. Weitere Kosteneinsparungen entstehen dadurch, dass integrierte Versorgungskonzepte überflüssige Diagnostik und Operationen verhindern. ■ Integrierte Versorgung „Integrierte Versorgung“, kurz IV, steht für die Vernetzung der verschiedenen medizinischen Versorgungssektoren. Das heißt zum Beispiel, dass niedergelassene Hausoder Fachärzte eng mit Akutkrankenhäusern oder Reha-Kliniken und falls erforderlich auch mit sozialen Einrichtungen, Pflegediensten und Hospizen zusammenarbeiten: Sie tauschen sich über die Behandlung ihrer Patienten aus und planen den Übergang, vom häuslichen Umfeld in die Klinik und über die Reha wieder zurück, gemeinsam. Quelle: Yvonne Prancl - Fotolia.com Für den Kranken bedeutet ein sorgfältig abgestimmtes Behandlungskonzept mehr Sicherheit. Zudem erhöht die aufeinander abgestimmte Versorgung die Erfolgsaussichten der einzelnen Leistungen in der Akutversorgung und der Rehabilitation. ■ MEIN GESUNDES MAGAZIN 11

GUT INFORMIERT<br />

Integrierte Versorgung – Erfolgsrezept gegen<br />

Rückenschmerzen<br />

Werden Schmerzen frühzeitig behandelt, lässt sich dauerhafter<br />

Schmerz – die Chronifizierung – vermeiden. Die Deutsche<br />

Gesellschaft für Schmerztherapie setzt auf integrierte Versorgung,<br />

die Patienten rechtzeitig zum Schmerzexperten bringt.<br />

Wenn Schmerzen über Monate andauern,<br />

merkt sich das Gehirn die Beschwerden –<br />

auch dann, wenn die eigentliche Schmerzursache<br />

nicht mehr besteht: Es kommt zur so<br />

genannten Chronifizierung. Das Wort „chronos“<br />

stammt aus dem Griechischen und<br />

steht für „Zeit“. Bei einer Chronifizierung lässt<br />

sich der Schmerz oft nur noch lindern, aber<br />

nicht mehr völlig beseitigen. Daher hat die<br />

Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie<br />

Konzepte für eine frühzeitige Behandlung<br />

von Schmerzen entwickelt, die helfen, einer<br />

Chronifizierung vorzubeugen.<br />

Ein Modell zur integrierten Versorgung von<br />

Patienten mit Rückenschmerzen hat sich als<br />

sehr erfolgreich erwiesen: Mehr als 3.700<br />

Patienten wurden im Lauf des Projekts frühzeitig<br />

behandelt. Rund 85 Prozent der Teilnehmer<br />

waren danach wieder arbeitsfähig,<br />

� Die Schmerzmedizin<br />

kann chronische<br />

Rückenschmerzen<br />

stoppen.<br />

auch noch sechs Monate<br />

nach Behandlungsende.<br />

Das ist<br />

ungewöhnlich, denn<br />

üblicherweise nehmen<br />

gerade einmal<br />

35 Prozent aller arbeitsunfähigenRückenschmerzpatienten<br />

innerhalb von<br />

zwei Jahren ihre Arbeit<br />

wieder auf.<br />

Frühe Behandlung<br />

stoppt den<br />

Schmerz<br />

Das Rückenschmerz-<br />

Projekt beginnt bereits<br />

bei der Krankenkasse:<br />

Sie spricht Versicherte<br />

an, die seit<br />

längerer Zeit wegen<br />

Rückenschmerzen in<br />

ärztlicher Behandlung<br />

sind und wenigstens<br />

vier Wochen arbeitsunfähig<br />

waren. Diese<br />

Patienten haben ein<br />

hohes Chronifizierungsrisiko.<br />

Zunächst untersuchen<br />

Experten die<br />

Betroffenen. Während des folgenden vier-,<br />

höchstens achtwöchigen kompakten Intensiv-Programms<br />

arbeiten dann Ärzte, Psychologen<br />

und Physiotherapeuten zusammen. Zusammen<br />

bedeutet in diesem Fall, dass die<br />

Experten ihr Vorgehen untereinander abstimmen<br />

und die Patienten gleichzeitig statt nacheinander<br />

behandeln. Das Modell, das mit<br />

zwei Krankenkassen aufgesetzt wurde, ist<br />

inzwischen an 36 deutschen Zentren etabliert.<br />

Quelle: Imagebroker - Fotolia.com<br />

Zweitmeinung verhindert<br />

Operationen<br />

Ein weiteres Projekt ermöglichte chronischen<br />

Rückenschmerzpatienten, vor einer empfohlenen<br />

Operation eine zweite Meinung beim<br />

Schmerzspezialisten einzuholen. Bei den rund<br />

300 an dem Projekt beteiligten Patienten<br />

zeigte sich ebenfalls ein überraschendes Er-<br />

gebnis: Nur bei einem von sieben Patienten<br />

rieten die Schmerzexperten ebenfalls zur<br />

Operation. Bei 248 Patienten hielten sie den<br />

beabsichtigten Eingriff dagegen für nicht nötig<br />

und machten alternative Behandlungsvorschläge.<br />

„Von der Leistungsfähigkeit der modernen<br />

Schmerzmedizin profitieren nicht nur die Patienten<br />

durch weniger Schmerzen und mehr<br />

Lebensqualität, sondern auch die Kassen“,<br />

sagt Gerhard H. H. Müller-Schwefe, Präsident<br />

der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie.<br />

Weil die Patienten wieder arbeitsfähig<br />

werden, sparen die Versicherungen durch integrierte<br />

Behandlungsprogramme im Vergleich<br />

zu einer üblichen Therapie mehr als 5.000<br />

Euro pro Patient. Weitere Kosteneinsparungen<br />

entstehen dadurch, dass integrierte Versorgungskonzepte<br />

überflüssige Diagnostik und<br />

Operationen verhindern. ■<br />

Integrierte Versorgung<br />

„Integrierte Versorgung“, kurz IV, steht für<br />

die Vernetzung der verschiedenen medizinischen<br />

Versorgungssektoren. Das heißt<br />

zum Beispiel, dass niedergelassene Hausoder<br />

Fachärzte eng mit Akutkrankenhäusern<br />

oder Reha-Kliniken und falls erforderlich<br />

auch mit sozialen Einrichtungen,<br />

Pflegediensten und Hospizen zusammenarbeiten:<br />

Sie tauschen sich über die Behandlung<br />

ihrer Patienten aus und planen<br />

den Übergang, vom häuslichen Umfeld in<br />

die Klinik und über die Reha wieder zurück,<br />

gemeinsam.<br />

Quelle: Yvonne Prancl - Fotolia.com<br />

Für den Kranken bedeutet ein sorgfältig<br />

abgestimmtes Behandlungskonzept mehr<br />

Sicherheit. Zudem erhöht die aufeinander<br />

abgestimmte Versorgung die Erfolgsaussichten<br />

der einzelnen Leistungen in der<br />

Akutversorgung und der Rehabilitation. ■<br />

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