Mein Gesundes Magazin 2/2009 - Arbeitskreis Gesundheit eV
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MEIN GESUNDES<br />
2 MAGAZIN<br />
<strong>2009</strong><br />
Aktuelle medizinische Informationen für Patienten Herausgeber: <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V.<br />
Im Interview<br />
Dr. Gunther Hölz,<br />
Überlingen<br />
Rehabilitation bei Adipositas<br />
Schwerpunkt Kinder und Jugendliche<br />
Wenn Pfunde krank machen<br />
Reha<br />
Was ist Rehabilitation?<br />
Antworten auf häufige Fragen<br />
MGM Preisrätsel<br />
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Wochenende am Bodensee
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Ernährung ist für uns - wie für jedes andere<br />
Lebewesen - ein zentrales Grundbe-<br />
dürfnis. In unserer Gesellschaft dient Nahrung<br />
nicht nur dem Überleben, sie hat darüber<br />
hinaus viele zusätzliche Funktionen<br />
übernommen, sie ist kulturelles Ausdrucks-<br />
und Genussmittel.<br />
Unsere Ernährung ist in jeder Hinsicht<br />
gesichert und trotzdem wird sie uns zunehmend<br />
zum Problem. Immer mehr<br />
Menschen, auch Kinder und Jugendliche,<br />
sind übergewichtig, sind umgangssprachlich<br />
„dick“. Medizinisch kritisches<br />
Übergewicht entwickelt sich zur Volkskrankheit.<br />
Wenig schmeichelhaft textete schon Ende<br />
der Siebziger der Deutschrocker Wes-<br />
ternhagen über „Dicke“. Fettleibigkeit ist<br />
aber nicht zuerst ein ästhetisches Problem.<br />
Die sogenannten „Dicken“ könnten sich<br />
sonst mit der Veränderlichkeit des Zeitgeschmacks<br />
trösten, der noch vor wenigen<br />
Jahrzehnten eine gewisse Leibesfülle mit<br />
Wohlstand und Fruchtbarkeit verband.<br />
EDITORIAL<br />
Hilfe zur Selbsthilfe<br />
MGM Seite 3<br />
Fettleibigkeit ist vor allem ein gesundheitliches<br />
Problem, das sich nicht einfach durch<br />
einen chirurgischen Schnitt oder durch abgesaugtes<br />
Fett dauerhaft lösen lässt. Kaum<br />
eine Krankheit erfordert so das aktive Mitwirken<br />
des Betroffenen. Die Patienten müssen<br />
ihre Lebensgewohnheiten grundlegend<br />
ändern, um nachhaltige Erfolge zu erzielen.<br />
Meist gelingt es erst während einer Rehabilitationsmaßnahme,<br />
mit dem Abnehmen<br />
zu starten: durch umfangreiche Wissensvermittlung,Beratung,<br />
Begleitung und immer<br />
wieder Motivation. Viele Patienten berichten,<br />
dass ihnen auch gerade das Abnehmen<br />
in der Gruppe und das Gemeinschaftsgefühl<br />
in der Reha-Klinik auf ihrem<br />
langen Weg geholfen haben.<br />
„<strong>Mein</strong> <strong>Gesundes</strong> <strong>Magazin</strong>“ hat in dieser<br />
Ausgabe neueste Erkenntnisse und Fakten<br />
zum Thema Adipositas für Sie zusammengestellt.<br />
Lesen Sie u.a. über die neuesten<br />
Methoden, die Rehabilitationskliniken<br />
im Kampf gegen Übergewicht anwenden<br />
und auf welchen Wegen Sie eine<br />
Reha-Maßnahme beantragen können.<br />
Wir wünschen<br />
viel Freude beim Lesen!<br />
Quelle:: fotolia
TITELTHEMA<br />
Wenn Pfunde krank machen<br />
Kinder werden immer dicker und<br />
immer mehr Kinder werden dicker. Die<br />
Weltgesundheitsorganisation spricht<br />
sogar von einer „Adipositas-Epidemie“,<br />
also einer regelrechten Seuche:<br />
6 Wann Übergewicht krank macht<br />
6 7 Tipps, wie man Fettleibigkeit<br />
vermeidet<br />
7 Übergewicht macht krank<br />
8 Forschung nimmt Übergewicht ins<br />
Visier<br />
9 Abspecken verbessert Blasenschwäche<br />
9 Linktipps<br />
10 Folgeerkrankungen der Adipositas<br />
im Kindes- und Jugendalter<br />
11 Schadet Übergewicht immer?<br />
11 Kinder, esst mehr Obst<br />
(…und Gemüse)!<br />
INHALT<br />
MEIN GESUNDES MAGAZIN<br />
2/<strong>2009</strong><br />
6 12<br />
GUT INFORMIERT<br />
Medizin im Alltag<br />
Gesund werden geht nach der<br />
Entlassung aus der Klinik weiter –<br />
Hintergrundinformationen, die nutzen:<br />
12 Olivenöl und Gemüse halten<br />
geistig fit<br />
12 Gewicht halten. Aber wie?<br />
13 Hautprobleme bei Fettleibigen häufig<br />
13 Frauen essen anders als Männer<br />
13 Übergewichtigen fehlt<br />
Sättigungsgefühl<br />
14 Ungesunder Lebensstil verdoppelt<br />
Schlaganfallrisiko<br />
MGM Seite 4<br />
14 Schluss mit „Diabetiker-<br />
Lebensmitteln“<br />
14 Mehr Bewegung für die<br />
<strong>Gesundheit</strong><br />
18 Wenig Testosteron bei dicken<br />
Männern<br />
18 Extrem Dicke rühren sich kaum<br />
18 Wasserspender an Schulen<br />
stoppen Übergewicht<br />
DIALOG<br />
15 Schreiben Sie uns!<br />
Teilnahmekarten für unser<br />
Preisrätsel und Vordrucke für die<br />
Anforderung von Info-Material.<br />
INTERVIEW<br />
17 Dr. Gunther Hölz im Gespräch<br />
zu Ernährung und Fasten:<br />
Den Schweinehund in Etappen<br />
besiegen
14<br />
REHA<br />
Wieder fit werden<br />
Nach der Krankheit zurück<br />
ins normale Leben – Reha hilft:<br />
19 Schulungsangebote helfen übergewichtigen<br />
Kindern<br />
19 Weiterbehandlungs konzepte für<br />
übergewichtige Kinder<br />
8<br />
20 Rehabilitation nutzt übergewichtigen<br />
Kindern<br />
20 Wozu denn Leitlinien?<br />
21 Antrag auf Rehabilitation für ein<br />
übergewichtiges Kind<br />
21 Was sequenzielle Rehabilitation<br />
bedeutet<br />
22 Ich will ja, aber…<br />
22 Mutter-Kind Reha gegen<br />
Übergewicht<br />
18<br />
24 Was ist Rehabilitation?<br />
Antworten auf häufige Fragen zur<br />
Rehabilitation<br />
25 „Ich konnte das Essen nicht mehr<br />
kontrollieren“<br />
Erfahrungsbericht eines Patienten<br />
25 Reha-Nachsorge per Internet<br />
WISSEN<br />
26 Schlafen Sie gut<br />
Erholsamer Schlaf zählt zu den<br />
Voraussetzungen für die <strong>Gesundheit</strong>.<br />
MGM Seite 5<br />
24<br />
26<br />
REISE<br />
28 Gesund durch Wasser<br />
GEWINNEN<br />
29 Preisrätsel<br />
<strong>Gesundheit</strong>s-Wochenende<br />
für zwei Personen gewinnen<br />
29 Reha Region<br />
Reha- und Vorsorgekliniken in der<br />
Region Schwarzwald-Bodensee<br />
AUSBLICKE<br />
30 Was kommt?<br />
Freuen Sie sich schon jetzt auf die<br />
nächste MGM-Ausgabe: „<strong>Mein</strong> gesundes<br />
<strong>Magazin</strong>“ befasst sich mit<br />
dem Thema Erkrankungen des Bewegungsapparats.<br />
30 Impressum
„Von Adipositas sprechen wir, wenn sich dauerhaft<br />
überdurchschnittlich viel Fettgewebe im<br />
Körper befindet“, sagt Dr. Daniel Schüler, Chefarzt<br />
der Auguste-Viktoria-Klinik des Medizinischen<br />
Zentrums für Gesund-<br />
heit (MZG) in Bad Lippspringe.<br />
Er hat einen erschreckenden<br />
Trend ausgemacht:<br />
„Kinder werden immer dicker<br />
und immer mehr Kinder werden<br />
dicker. Diese Ausprägung<br />
unserer Wohlstandsgesellschaft<br />
ist ein deutliches<br />
Warnsignal.“<br />
Der pummelige<br />
Klassen-Clown<br />
Neben den körperlichen Folgen<br />
– schon in jungen Jahren<br />
leiden Betroffene an Gelenkerkrankungen<br />
– treten die psychischen Probleme<br />
immer mehr in den Vordergrund. Was der<br />
zehnjährige Martin alltäglich in der Schule erlebt,<br />
ist kein Einzelfall. Hänseleien und Angriffe<br />
auf adipöse Kinder häufen sich. „Auch früher<br />
gab es in den Schulklassen immer wieder dicke<br />
Kinder, die ein Außenseiterdasein fristeten“,<br />
erinnert sich Schüler an seine eigene Schulzeit:<br />
„Aber heute sind es prozentual gesehen mehr.“<br />
Übergewichtige entwickeln zwei unterschiedliche<br />
Strategien: Sie werden entweder zum<br />
Klassen-Clown und versuchen, ihre körperliche<br />
Fülle mit gespielter Lustigkeit wettzumachen,<br />
oder – und das ist häufiger der Fall – sie ziehen<br />
sich zurück und sind überall außen vor. Ein klassisches<br />
Beispiel liefert der Sportunterricht.<br />
Wenn es darum geht, zwei Fußball-Mannschaften<br />
zu bestimmen, wählen die Spiel-Kapitäne<br />
sich nacheinander ihre Mitspieler. Die<br />
dicken, unsportlichen Kinder, bleiben oft bis zuletzt<br />
übrig.<br />
Pizza, Pommes und Chips<br />
„Das ist für die psychische Entwicklung der Jugendlichen<br />
eine Katastrophe“, meint Schüler.<br />
Schließlich kommen in solch einer Situation<br />
noch zahlreiche Begleiterscheinungen hinzu.<br />
„Wir wollen dich gar nicht in unserer Mannschaft!“<br />
- „Du kommst ins Tor. Dann passt kein<br />
Ball mehr rein“ sind die typischen Hänseleien.<br />
TITELTHEMA<br />
Wann Übergewicht krank macht<br />
„Fettsack!“ - „Pummelgesicht!“ - „Riesentonne!“ - Kinder können sehr<br />
kreativ sein, wenn es darum geht, Rufnamen für ihre Mitschüler zu erfinden.<br />
Das hat der zehnjährige Martin lange Zeit zu spüren bekommen. Mit einer<br />
Größe von 1,40 m und einem Körpergewicht von 70 kg gehört der Schüler<br />
zu den Kindern, die man früher liebevoll als „wohlgenährt“ bezeichnete.<br />
Heute wird allgemein der Begriff Fettleibigkeit (Adipositas) verwendet.<br />
Mädchen sehen sich anderen Verunglimpfungen<br />
ausgesetzt: „Du kriegst nie einen Freund“–<br />
„So jung und schon schwanger!“<br />
Was folgt, ist ein Teufelskreis: Aus Frust essen<br />
die Kinder noch mehr<br />
und nehmen weiter zu.<br />
Auch die Eltern sind zumeist<br />
hilflos. Sie trauen<br />
sich nicht, ihren Sprösslingen<br />
das Essen zu verweigern<br />
oder darauf aufmerksam<br />
zu machen,<br />
dass Maß halten angemessen<br />
ist. Oft ist es<br />
aber auch die schlichte<br />
Unwissenheit, was die<br />
Ernährung angeht. Morgens<br />
Weißbrot mit Schoko-Creme,<br />
mittags Pizza<br />
und Pommes, abends<br />
Chips und dazu den ganzen Tag Cola und Limo:<br />
Damit ist Übergewicht vorprogrammiert. Wenn<br />
dazu die einzigen Bewegungen der Weg zum<br />
Schulbus und das Bedienen des Computers<br />
oder der Spielekonsole sind, wachsen die Fettzellen<br />
munter weiter.<br />
»Patienten, bei denen<br />
bestimmte Verhaltensregeln<br />
in einer ambulanten Maßnahme<br />
nicht greifen, haben<br />
durch die stationäre Reha die<br />
Chance auf einen deutlichen<br />
Motivationsschub – normalerweise<br />
kommt es stationär<br />
zu einer raschen Gewichtsabnahme.«<br />
Eltern auf der Schulbank<br />
Die Mediziner haben der zukünftigen Volkskrankheit<br />
Adipositas längst den Kampf angesagt.<br />
Letztlich bedeutet Therapie eine komplette<br />
Verhaltensänderung in vielen Lebensbereichen.<br />
Am Beginn jedes Konzeptes steht<br />
das Lernen. Dabei müssen auch die Eltern<br />
nochmals die Schulbank drücken: In speziellen<br />
Kursen lernen sie, was sie bei der Zubereitung<br />
der täglichen Mahlzeiten beachten können, damit<br />
nicht stets Kalorienbomben auf dem Speiseplan<br />
stehen. Dabei gilt die Devise ‚Gutes<br />
muss nicht teuer sein’. Frisches Obst und Gemüse,<br />
aber auch Kartoffeln, Reis und Nudeln<br />
gehören zu den Favoriten der Ernährungswissenschaftler.<br />
Vor allem Abwechslung ist gefragt.<br />
So lässt sich auch die Begeisterung der Kinder<br />
für gesundes Essen wecken.<br />
Auf Schatzsuche im Wald<br />
Neben der Nahrungsaufnahme gehört auch Bewegung<br />
zu den gängigen Konzepten. Nicht etwa<br />
Hochleistungssport, sondern „Alles, was<br />
MGM Seite 6<br />
Dr. Daniel Schüler, Facharzt für Kinder-<br />
und Jugendmedizin, Chefarzt der<br />
Auguste-Viktoria-Klinik, Bad Lippspringe<br />
7 Tipps, wie man<br />
Fettleibigkeit vermeidet<br />
�Gesunde und abwechslungsreiche Ernährung:<br />
Auf den täglichen Speiseplan gehören unter<br />
anderem Obst und Gemüse, aber auch Reis,<br />
Nudeln und Kartoffeln sind erlaubt. Wer Maß<br />
hält, darf auch einmal zum Hamburger greifen.<br />
�Bewegung ist das A und O: Jeder Gang macht<br />
schlank. Was wie eine Binsenweisheit klingt,<br />
stimmt auch im übertragenen Sinne. Treppenhaus<br />
statt Aufzug, Fahrrad statt Auto: Bewegung<br />
hilft, Kalorien zu verbrennen.<br />
�Sich schlau machen: Wer sich gut informiert,<br />
weiß, worauf es ankommt. Informationen gibt<br />
es in Büchern oder im Internet. Auch eine Ernährungsberatung<br />
kann helfen.<br />
�Selbstbewusstsein stärken: Frustessen ist eine<br />
große Gefahr. Wer positiv durch das Leben<br />
geht und ein gesundes Selbstbewusstsein entwickelt,<br />
läuft weniger Gefahr, Probleme mit Kalorien<br />
zu bekämpfen. Hier sind Eltern gefragt:<br />
Kinder stark zu machen, ist auch die Aufgabe<br />
der Eltern.<br />
�Sportvereine verbinden: Wer sich im Verein<br />
sportlich betätigt, kann ein tolles Gemeinschaftserlebnis<br />
gewinnen. In jeder Stadt gibt<br />
es Sportvereine. Und die Palette der angebotenen<br />
Sportarten wächst ständig.<br />
�Bildschirm aus: Vor dem Fernseher oder dem<br />
Computer-Bildschirm kann man schon einmal<br />
die Zeit vergessen. Daher ist es nötig, sich<br />
selbst Regeln zu geben und den Konsum elektronischer<br />
Medien einzugrenzen. Hier sollten<br />
die Eltern wieder gute Vorbilder sein.<br />
�Kochen lernen: Immer mehr Fertigprodukte<br />
wandern in unsere Mägen. Auch wenn Kochsendungen<br />
im Fernsehen sehr erfolgreich sind:<br />
Richtig kochen können nur die Wenigsten. Dabei<br />
ist es leicht, den Spaß an der Zubereitung<br />
von gesundem Essen zu wecken. Wenn alle<br />
mitmachen, wird das regelmäßige Kochen ein<br />
echtes Familienerlebnis.
Spaß macht“ steht im Mittelpunkt. In der Auguste-Viktoria-Klinik<br />
in Bad Lippspringe setzt<br />
man auf eine Mischung aus klassischen Bewegungsspielen<br />
und modernen pädagogischen<br />
Konzepten. „Wir haben uns gefragt, wie wir<br />
die Kinder und Jugendlichen nachhaltig in die<br />
freie Natur locken können“, sagt Dr. Daniel Schüler.<br />
Daraus ist ein Projekt entstanden, das moderne<br />
Technik mit einer Wanderung im Wald<br />
verbindet. Auf Basis des Geocaching – einer<br />
Art Schnitzeljagd mit GPS-Geräten – haben die<br />
Bad Lippspringer ein Geländespiel entwickelt,<br />
das auf jeden beliebigen Ort übertragbar ist.<br />
„Es nützt uns ja nichts, wenn die Kinder bei<br />
uns voller Tatendrang im Freien aktiv sind und<br />
zu Hause dann wieder faul auf dem Sofa hocken“,<br />
sagt Dr. Schüler.<br />
Heiko Appelbaum, Bad Lippspringe<br />
Übergewicht<br />
macht krank<br />
Wer keine Probleme mit seinem<br />
Gewicht hat, gehört heute schon zu<br />
einer Minderheit. Die Weltgesundheitsorganisation<br />
spricht sogar von<br />
einer „Adipositas-Epidemie“, also<br />
einer regelrechten Seuche.<br />
„Wenn dir im Wasser kalt ist, schwimm zu den<br />
Dicken“, den Spruch mag so mancher noch aus<br />
seiner Kindheit kennen – im Nachkriegsdeutschland<br />
war es allerdings gar nicht so leicht,<br />
einen Übergewichtigen zu entdecken. Heute<br />
dürfte das kaum ein Problem sein. Während<br />
ein gutes Fettpolster als Nahrungslieferant in<br />
kargen Zeiten durchaus sinnvoll gewesen sein<br />
mag, wird es für Menschen in den Industrienationen<br />
heutzutage immer mehr zum gesundheitlichen<br />
Risiko.<br />
Deutsche Männer sind in allen Altersgruppen<br />
übergewichtiger als Frauen, so das zentrale Ergebnis<br />
des 2008 veröffentlichten Ernährungsberichts<br />
der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.<br />
In dem Bericht äußern sich die Wissenschaftler<br />
zu Ausmaß und Folgen des Übergewichts.<br />
Was ist Adipositas?<br />
Das Körpergewicht wird mit dem Körpermasseindex<br />
(BMI = kg/m² = Gewicht geteilt durch<br />
Größe zum Quadrat) berechnet: Man ordnet<br />
es in die Gruppen Untergewicht (BMI unter<br />
18,5), Normalgewicht (BMI 18,5-25) und Übergewicht<br />
(BMI 25-30) ein. Ab einem BMI von<br />
30 sprechen Fachleute heute von extremem<br />
Übergewicht, Fettleibigkeit oder Adipositas. Alle<br />
drei Begriffe bedeuten das Gleiche.<br />
Hans-Ulrich Comberg und Hans-Dieter Klimm<br />
brauchten in ihrem 2001 veröffentlichten Fach-<br />
TITELTHEMA<br />
buch „Allgemeinmedizin“<br />
noch eine ganze Buchseite,<br />
um den Begriff Adipositas zu<br />
definieren. Die freie Enzyklopädie<br />
Wikipedia kommt<br />
dagegen mit einem Satz aus:<br />
Adipositas – beziehungsweise<br />
Fettleibigkeit, Fettsucht,<br />
Obesitas – ist starkes<br />
Übergewicht, das durch eine<br />
über das normale Maß hinausgehende<br />
Vermehrung<br />
von Körperfett mit krankhaften<br />
Auswirkungen gekennzeichnet<br />
ist.<br />
Wer in seinen mittleren Lebensjahren 20 bis<br />
30 Kilogramm zuviel mit sich herumschleppt,<br />
mindert seine Lebenserwartung um durchschnittlich<br />
drei Jahre. Adipöse verkürzen sie sogar<br />
im Durchschnitt um fünf Jahre.<br />
Nicht nur die Adipositas selbst, sondern auch<br />
die Art und Weise, wie sich das Körperfett verteilt,<br />
spielt beim Risiko für weitere Erkrankungen<br />
eine Rolle. Zu diesen Krankheiten gehören<br />
Herzgefäßerkrankungen, Schlaganfall, Bluthochdruck,<br />
Diabetes und Gicht.<br />
Risiko Bauchfett<br />
Spannt der Bauch über dem Bund oder muss<br />
zu einer größeren Kleidergröße gegriffen werden,<br />
heißt es aufpassen – auch für Normalgewichtige.<br />
Denn die Verteilung des Körperfettes<br />
bestimmt das eigene gesundheitliche Risikoprofil<br />
mit. Lagern sich die Speckröllchen um<br />
die Taille herum an, ist dies besonders schädlich.<br />
Bereits ab einem Taillenumfang von über<br />
102 Zentimetern bei Männern und von über 88<br />
Zentimetern bei Frauen steigt das Krankheitsrisiko.<br />
Mit 42 Prozent überschreitet fast jeder<br />
zweite Studienteilnehmer in Sachsen-Anhalt<br />
diesen kritischen Wert. Die schlanksten Taillen<br />
in Deutschland haben die Frauen und Männer<br />
in Hamburg.<br />
Eine große europäische Studie (European Prospective<br />
Investigation into Cancer and Nutrition),<br />
die schon seit 1992 läuft und an der bisher<br />
gut eine halbe Million Menschen teilgenommen<br />
haben, fand bei übergewichtigen Menschen<br />
einen deutlichen Zusammenhang des<br />
Sterberisikos mit der Höhe des BMI und mit<br />
dem Taille-Hüft-Verhältnis (WHR = waist-to-hip<br />
ratio). „Das wichtigste Ergebnis unserer Untersuchung<br />
ist, dass das Übergewicht an sich,<br />
aber auch unabhängig davon die Körperfettverteilung<br />
das Sterblichkeitsrisiko beeinflusst“,<br />
sagt Studienautor Tobias Pischon vom Deutschen<br />
Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke.<br />
Der Grund: Das Bauchfett ist<br />
nicht nur ein Energiespeicher, sondern es produziert<br />
auch Botenstoffe, die die Entwicklung<br />
chronischer Erkrankungen fördern.<br />
Zwar scheint sich erfreulicherweise die Zahl<br />
der Übergewichtigen in den letzten 20 Jahren<br />
MGM Seite 7<br />
nur wenig zu ändern, ein Grund zum Aufatmen<br />
ist dies aber nicht, denn Menschen mit Übergewicht<br />
packen immer mehr Pfunde auf ihre<br />
Hüften.<br />
Kinder besonders gefährdet<br />
Die 2. Nationale Verzehrstudie mit bundesweit<br />
20.000 Teilnehmern kommt auf knapp 70 Prozent<br />
übergewichtige Männer und 50 Prozent<br />
übergewichtige Frauen im Alter zwischen 18<br />
und 80 Jahren. Jeder fünfte Erwachsene hat<br />
eine Adipositas und damit ein erhöhtes Risiko<br />
an einer Herz-Kreislauf Krankheit (wie Herzgefäßverengung<br />
und Bluthochdruck) oder einem<br />
Diabetes zu erkranken.<br />
Der Vergleich der Daten mit denen aus dem<br />
Jahr 1998 zeigt, dass der Anteil an übergewichtigen<br />
18- und 19-Jährigen in den letzten<br />
zehn Jahren deutlich gestiegen ist: Bei jungen<br />
Frauen von 17 auf 23 Prozent, bei jungen Männern<br />
von 20 auf 28 Prozent.<br />
Auch unter Heranwachsenden zwischen drei<br />
und 17 Jahren ist Übergewicht laut Kinder- und<br />
Jugendgesundheitssurvey des Robert-Koch Institutes<br />
weit verbreitet: 15 Prozent der insgesamt<br />
14.747 untersuchten Kinder wurden als<br />
übergewichtig eingestuft, 929 Kinder (6,3 Prozent)<br />
sogar als adipös.<br />
Gründe gibt es viele<br />
Die Weltgesundheitsorganisation spricht von<br />
einem internationalen Problem. 2005 waren<br />
weltweit 1,6 Milliarden Menschen im Alter von<br />
über 15 Jahren übergewichtig. 400 Millionen<br />
davon hatten einen BMI über 30, zählten also<br />
zu den gesundheitsgefährdeten Adipösen.<br />
Betroffen sind vor allem Menschen in den Industrieländern:<br />
Wenig Bewegung in Beruf und<br />
Freizeit sowie zuviel fettreiche und zuckerhaltige<br />
Nahrungsmittel sind die Dickmacher der<br />
Nationen.<br />
Aufklärung tut Not, ersetzt aber nicht die Verantwortung<br />
jedes Einzelnen. <strong>Gesundheit</strong>serziehung<br />
fängt zwar bei den Kleinsten an, aber<br />
auch Erwachsene sollten ihre Vorbildfunktion<br />
ernst nehmen. Runter vom Sofa und der Griff<br />
zu gesunden Lebensmitteln sind wichtige<br />
Schritte zu einer gesünderen Gesellschaft.<br />
Bild:Wikipedia - http://de.wikipedia.org
Forschung nimmt<br />
Übergewicht ins Visier<br />
„Adipositas ist eine chronische Erkrankung“<br />
warnte die Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) schon vor zwölf Jahren. Reagiert hat<br />
darauf kaum ein Land. So haben beispielsweise<br />
die Behörden und Krankenkassen in<br />
Deutschland Fettleibigkeit (Adipositas) bisher<br />
nicht als Krankheit anerkannt, sondern nur als<br />
Risikofaktor für Folgeerkrankungen wie die Zuckerkrankheit<br />
(Diabetes mellitus) und Leberverfettung<br />
angesehen. Dies habe nicht nur<br />
Nachteile für die Betroffenen erbracht, sondern<br />
auch für die Forschung, sagte Stephan Bischoff<br />
vom Institut für Ernährungsmedizin der Universität<br />
Hohenheim in Stuttgart beim Fachkongress<br />
„Ernährung 2008“ in Hamburg: Adipositas<br />
sei im Rahmen klinischer Forschung<br />
bislang nicht ausdrücklich untersucht worden.<br />
Umdenken tut Not, damit <strong>Gesundheit</strong> für alle<br />
bezahlbar bleibt. Das hat auch die Bundesregierung<br />
erkannt. Deshalb finanziert das Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung<br />
(BMBF) eine gezielte Adipositasforschung in<br />
acht Forschungsverbänden. Daraus soll ein<br />
neues Kompetenznetz in Deutschland entstehen.<br />
Experten sehen darin einen Meilenstein,<br />
der die deutsche Adipositasforschung<br />
voranbringen wird. Das Forschungsprojekt ist<br />
auf zwölf Jahre angelegt und wird in der Anschubphase<br />
mit acht Millionen Euro gefördert.<br />
Den Dickmachern auf der Spur<br />
Innerhalb eines Adipositas Netzwerkes verfolgt<br />
die Universität Hohenheim eine neue Richtung:<br />
Dass Essverhalten über das Gehirn und durch<br />
Hormone gesteuert wird, ist bereits bekannt.<br />
„Es gibt jedoch Hinweise, dass auch der Magen-Darm-Trakt<br />
an der Steuerung der Gewichtszunahme<br />
beteiligt ist“, erläutert Bischoff.<br />
Die Forscher erhoffen sich nun, dass neben Appetitzüglern,<br />
die das Essverhalten über das Gehirn<br />
bremsen sollen, eine neue Generation von<br />
Medikamenten entsteht, die direkt über den<br />
Magen-Darm-Trakt wirken. Was aus diesem<br />
Ansatz wird, bleibt abzuwarten.<br />
TITELTHEMA<br />
Jährlich werden in Deutschland rund 240 Milliarden Euro für <strong>Gesundheit</strong><br />
ausgegeben. Jeder vierte Euro fließt dabei in die Behandlung ernährungsbedingter<br />
Erkrankungen. Übergewicht ist kostspielig.<br />
Neben den beiden bereits bekannten Erbfaktoren<br />
für Fettleibigkeit – sie werden mit FTO<br />
und MC4R abgekürzt – fand ein internationales<br />
Forscherteam vor kurzem sechs zusätzliche<br />
Gene. Sie sind in Gehirnzellen von Adipösen<br />
aktiv und beeinflussen deren Appetit.<br />
Heinz-Erich Wichmann und Iris Heid vom Institut<br />
für Epidemiologie des Helmholtz Zentrums<br />
München leiten das deutsche Team und<br />
betonen: "Die beiden Hauptursachen für das<br />
Dickwerden sind natürlich falsche Ernährung<br />
und mangelnde Bewegung. Aber die Biologie<br />
dieser Gene deutet darauf hin, dass erbliche<br />
Faktoren dahinter stehen, wenn Menschen auf<br />
Lebensstil- und Umweltbedingungen unterschiedlich<br />
reagieren."<br />
Sich helfen lassen<br />
Auch die Behandlung von Adipositas-Kranken<br />
macht Fortschritte. Vor allem chirurgische Verfahren<br />
haben sich weiterentwickelt. Der so genannte<br />
„Gastric Bypass“ beispielsweise unterstützt<br />
stark übergewichtige Menschen beim<br />
Abnehmen. Bei dieser Operation wird der Darm<br />
„umgeleitet“: Zunächst entsteht ein kleiner<br />
Restmagen. Er besitzt keine Verbindung mehr<br />
zum ursprünglichen Magenausgang, sondern<br />
wird direkt an den Dünndarm angeschlossen.<br />
Die Nahrung gelangt über Mund und Speiseröhre<br />
direkt in diesen kleinen Restmagen. Wenn<br />
sie ihn verlässt, fließt sie somit nicht – wie sonst<br />
üblich – in den Zwölffingerdarm, sondern vom<br />
Magen direkt in den Dünndarm. Der verkleinerte<br />
Magen kann nicht mehr soviel Nahrung<br />
aufnehmen und das Umgehen von Darmabschnitten<br />
verringert die Aufnahme von Nahrungsenergie<br />
über die Darmschleimhaut.<br />
Kommt eine Operation nicht in Frage, kann zum<br />
Beispiel das Optifast-Programm eine sinnvolle<br />
Hilfe für Menschen mit Adipositas bieten.<br />
Das Programm beinhaltet eine einjährige Betreuung<br />
durch Mediziner, Sportwissenschaftler<br />
und Psychologen. Es gliedert sich in drei<br />
Phasen: Nach einer medizinischen Untersu-<br />
Zu viel Essen und zu<br />
wenig Bewegung sind<br />
die Dickmacher in den<br />
Industrieländern<br />
MGM Seite 8<br />
chung folgt die 12-wöchige Fastenphase mit<br />
anzurührender Pulvernahrung. Im nächsten<br />
Schritt erlernen die Abnehmwilligen, sich fettarm<br />
und ausgewogen zu ernähren. Billig ist das<br />
Ganze allerdings nicht. Die Kosten liegen bei<br />
rund 3.000 Euro für ein Jahr. Manche Krankenkassen<br />
zahlen einen Zuschuss – Nachfragen<br />
lohnt sich also.<br />
Diät nur ein Baustein<br />
Wer sich gut im Griff hat und motiviert ist, kann<br />
den Pfunden auch alleine den Kampf ansagen.<br />
Diätangebote gibt es genügend. Für welche<br />
man sich entscheidet, scheint keine allzu große<br />
Rolle zu spielen: Nicht die Zusammensetzung<br />
aus Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten zählt,<br />
sondern allein die Kalorienzahl, die man zu sich<br />
nimmt.<br />
Das ergibt die bisher größte Diätstudie, deren<br />
Ergebnisse Anfang <strong>2009</strong> im „New England<br />
Journal of Medicine“, einer der anerkanntesten<br />
medizinischen Fachzeitschriften, zu lesen waren.<br />
Die Autoren hatten den Effekt von vier Diäten<br />
bei 811 übergewichtigen Erwachsenen<br />
überprüft. Jede Diät setzte sich aus unterschiedlichen<br />
Anteilen an Fett, Kohlenhydraten<br />
und Eiweiß zusammen. Allen gemeinsam war<br />
eine um 750 kcal verringerte Kalorienzufuhr –<br />
die Gesamtenergiezufuhr betrug nie weniger<br />
als 1.200 kcal. Zusätzlich absolvierten die Teilnehmer<br />
ein 90-minütiges Bewegungsprogramm.<br />
Das Ergebnis: Der Gewichtsverlust<br />
nach zwei Jahren unterschied sich für die einzelnen<br />
Diätformen kaum.<br />
Mit einer Diät allein kommt man also nicht weit.<br />
Das sieht auch die Deutsche Gesellschaft für<br />
Ernährung (DGE) so: Die Lösung von Gewichtsproblemen<br />
ist weniger in diversen Diät-<br />
Produkten als vielmehr in langfristig veränderten<br />
Ernährungsgewohnheiten zu finden.<br />
Auch so genannte Appetitzügler helfen nur selten.<br />
„Die alleinige Anwendung reduziert höchstens<br />
kurzfristig das Gewicht. Sobald der Appetitzügler<br />
abgesetzt wird, steigt das Körpergewicht<br />
wieder an, da die Ursachen des Übergewichtes<br />
nicht verändert wurden“, so die DGE.<br />
Sie weist auch darauf hin, dass Appetitzügler<br />
zum Teil starke Nebenwirkungen haben.
Abspecken verbessert<br />
Blasenschwäche<br />
Übergewichtige oder fettleibige<br />
Frauen können durch Abnehmen ihre<br />
Beschwerden bei Blasenschwäche<br />
deutlich verringern.<br />
Unwillkürlichen Urinverlust (Harninkontinenz)<br />
kennen viele Frauen. Allein in Deutschland<br />
sind rund acht Millionen Frauen betroffen. Jede<br />
Zweite leidet schon mehrere Jahre an den<br />
Beschwerden. Die Mehrzahl (71 %) der Betroffenen<br />
gibt an, pro Woche ein- bis dreimal<br />
ungewollt Urin zu verlieren.<br />
Trotz der weiten Verbreitung traut sich kaum<br />
eine Betroffene darüber zu sprechen. Nicht<br />
einmal jede zweite Frau sucht deswegen eine<br />
Ärztin oder einen Arzt auf. So verständlich<br />
die Scheu sein mag – sie ist auch bedauerlich,<br />
denn es gibt eine Reihe guter Behandlungsmöglichkeiten.<br />
Abnehmen gehört oft dazu. Jede zweite Frau<br />
mit Harninkontinenz hat einen Bodymass-Index<br />
(BMI) über 30 und gehört damit zur Gruppe<br />
mit extremem Übergewicht. Hier kann<br />
schon Abnehmen allein die Beschwerden lin-<br />
LINKTIPPS<br />
Initiative gesunde Ernährung<br />
www.in-form.de<br />
Hier finden Sie alle wichtigen<br />
Informationen zum<br />
Nationalen Aktionsplan,<br />
den das Bundesministerium<br />
Landwirtschaft und Ernährung<br />
(BLE) zusammen<br />
mit dem Bundesministerium für <strong>Gesundheit</strong> ins Leben<br />
gerufen hat.<br />
Mitgehen am Mittwoch<br />
www.die-praevention.de<br />
Das Bundesministerium für <strong>Gesundheit</strong> hat im Mai<br />
2005 die Kampagne „Bewegung und <strong>Gesundheit</strong>“<br />
gestartet. Ziel der bundesweiten Kampagne ist es,<br />
gesunde Lebensstile zu fördern und zu zeigen, wie<br />
einfach es ist, sich mehr zu bewegen.<br />
Ulla Schmidt ruft zusammen<br />
mit Christian Neureuther<br />
und Rosi Mittermaier<br />
beim Frankfurter<br />
Spaziergang dazu auf,<br />
jeden Tag 3.000 Schritte<br />
extra zu gehen.<br />
Essen und gesund bleiben<br />
www.uni-hohenheim.de/<br />
wwwin140/info/info.htm<br />
Das Ernährungsinformationssystem der Universität<br />
Hohenheim wurde in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum<br />
für Ernährung in Esslingen erstellt.<br />
Hier finden Sie Informationen rund um Ernährung<br />
und <strong>Gesundheit</strong>.<br />
dern. “Unsere Ergebnisse deuten darauf hin,<br />
dass wir die Linderung einer Harninkontinenz<br />
der langen Liste gesundheitlicher Verbesserungen,<br />
die eine Abnehmen bewirkt, hinzufügen<br />
können“, sagt Leslee Subak von der University<br />
of California in San Francisco.<br />
Sie hat mit ihren Kollegen 338 übergewichtige<br />
und adipöse Frauen im Alter zwischen 42<br />
und 64 Jahren untersucht. Alle Frauen litten<br />
an einer Blasenschwäche mit mindestens<br />
zehn Inkontinenzzwischenfällen pro Woche.<br />
226 dieser Frauen hielten sich ein halbes Jahr<br />
lang an ein intensives „Abspeck-Programm“,<br />
das Ernährungsumstellung und Bewegung<br />
einschloss. Die anderen Frauen gehörten zur<br />
Kontrollgruppe. Sie nahmen zwar an wöchentlichen<br />
Treffen mit Ernährungsberatern,<br />
Sportprogrammen und den Angeboten zur<br />
Verhaltensänderung teil, ein spezielles Trainingsprogramm<br />
bekamen sie allerdings nicht.<br />
Nach einem halben Jahr zeigte sich ein deutlicher<br />
Unterschied in den Gruppen, was den<br />
Gewichtsverlust angeht – 8 kg verloren die<br />
Frauen, die Diät und Bewegung kombinierten,<br />
Richtig essen in Kitas<br />
www.fitkid-aktion.de<br />
„FIT KID - Die Gesund-Essen-Aktion für Kitas“ ist ein<br />
Projekt des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Verbraucherschutz und wird von der Deutschen<br />
Gesellschaft für Ernährung e.V. durchgeführt.<br />
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.,<br />
Referat Gemeinschaftsverpflegung,<br />
Godesberger Allee 18, 53175 Bonn,<br />
Telefon: 0228-3776 860, Fax: 0228-3776 800<br />
E-Mail: fitkid@dge.de<br />
Was wir essen<br />
http://www.aid.de<br />
Pressekontakt Renate Kessen, Telefon (0228) 84 99-162<br />
Telefax (0228) 84 99-2119, E-Mail: r.kessen@aid-mail.de]<br />
Der Infodienst zu Themen rund um Verbraucherschutz,<br />
Ernährung und Landwirtschaft (aid infodienst e.V.) wird<br />
vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Verbraucherschutz gefördert. Er bereitet seit mehr<br />
als 50 Jahren Informationen aus Wissenschaft und Praxis<br />
verständlich auf. Auf der Seite www.aid-machtschule.de<br />
bietet der Verein beispielsweise für Schulen<br />
Unterrichtsmaterialen zum Thema Ernährung.<br />
aid infodienst, Verbraucherschutz,<br />
Heilsbachstraße 16, 53123 Bonn<br />
Deutsche Gesellschaft für<br />
Ernährungsmedizin<br />
www.dgem.de<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V.<br />
(DGEM) fördert Wissenschaft und Praxis auf dem Gebiet<br />
der Ernährungsmedizin und Stoffwechselforschung.<br />
Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V.<br />
DGEM e. V. Info- und Geschäftsstelle<br />
Olivaer Platz 7, 10707 Berlin<br />
MGM Seite 9<br />
Blasenschwäche ist häufig durch zuviel Gewicht<br />
mit verursacht – die Beschwerden lassen sich oft<br />
durch Abnehmen lindern.<br />
wogegen die Frauen in der Kontrollgruppe nur<br />
1,5 kg abnahmen. Auch die Inkontinenz wurde<br />
seltener: 47 % weniger Episoden pro Woche<br />
in der „Trainingsgruppe“ gegenüber 28 %<br />
in der Kontrollgruppe.<br />
„Die Aussicht auf Verbesserung einer Harninkontinenz<br />
könnte für übergewichtige Frauen<br />
eine zusätzliche Motivation sein ihren Lebensstil<br />
zu ändern“, meint Subak. Schon ein<br />
paar Kilo weniger wirken!<br />
Adipositas Thema der WHO<br />
www.who.int/nutrition/topics/<br />
obesity/en/<br />
Die Weltgesundheitsorganisation warnt schon lange<br />
vor dem Adipositas-Risiko. Wie die WHO das Problem<br />
einschätzt und was sie dagegen tut, finden Sie auf der<br />
englischsprachigen Internetseite der WHO.<br />
Adipositas Gesellschaft<br />
www.adipositas-gesellschaft.de<br />
Die Deutsche Adipositas Gesellschaft ist eine Vereinigung<br />
von Wissenschaftlern und Experten, die sich<br />
diesem Krankheitsbild widmen. Auf der Webseite<br />
sind beispielsweise Therapieleitlinien und Adressen<br />
therapeutischer Einrichtungen veröffentlicht.<br />
Deutsche Adipositas-Gesellschaft e.V.,<br />
Waldklausenweg 20, 81377 München,<br />
Telefon: 089-71048358, Fax: 089-71049464<br />
Diäten im Vergleich<br />
www.aok.de/bund/rd/89896.htm<br />
In Abstimmung mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung<br />
stellt die AOK auf ihrer Internetseite elf Diätformen<br />
mit ihren Vor- und Nachteilen vor.<br />
Stiftung juvenile Adipositas<br />
www.adipositas-stiftung.de<br />
Zweck der Stiftung ist die Förderung nachhaltiger, leitlinienorientierter<br />
Therapieformen der Adipositas bei<br />
Jugendlichen und jungen Erwachsenen in praktischer<br />
Ausgestaltung und wissenschaftlicher Forschung.<br />
Frau Doris Angerer & Frau Petra Pfnür<br />
Stiftung Juvenile Adipositasim, Diakoniewerk<br />
Hohenbrunn, Insulaweg 8, 83483 Bischofswiesen,<br />
Telefon: 08652-59522, Fax: 08652-59225<br />
Foto: pixelio.de
TITELTHEMA<br />
Folgeerkrankungen der<br />
Adipositas im Kindes- und Jugendalter<br />
Psychosozial:<br />
geringes Selbstwertgefühl<br />
Depression<br />
Essverhaltensstörung<br />
Lunge: Asthma<br />
Schlafapnoe-Syndrom<br />
Gastrointestinal:<br />
Gallensteine, Fettleber<br />
Niere: Vernarbung<br />
der Nierenkörperchen<br />
(Glomerulosklerose)<br />
Knochen und Muskeln:<br />
Ablösung des Oberschenkelhalskopfs<br />
in der Wachstumsfuge des<br />
Oberschenkels<br />
Plattfuß<br />
Die Adipositas geht schon im<br />
Kindes- und Jugendalter mit vielen<br />
Folge erkrankungen einher. Neben<br />
medizinischen Krankheiten kommen<br />
auch seelische Störungen vor. Die<br />
Folge krankheiten kosten nicht nur<br />
viel Geld, sie führen auch zu einer<br />
im Vergleich zu Normalgewichtigen<br />
geringeren Lebenserwartung der<br />
Betroffenen.<br />
Die medizinischen Folgeerkrankungen extremen<br />
Übergewichts lassen sich zwei Gruppen<br />
zuordnen. Zum einen in Erkrankungen, die bereits<br />
im Kindes- und Jugendalter zu Beschwerden<br />
führen und zweitens Erkrankungen,<br />
die in diesen Altersgruppen meist kaum<br />
Symptome verursachen, aber die Lebenserwartung<br />
vor allem durch Gefäßveränderungen<br />
verringern. Zu den zunächst kaum spürbaren,<br />
aber langfristig riskanten Krankheiten gehören<br />
Fettstoffwechselstörungen (Dyslipidämie), Bluthochdruck<br />
(arterielle Hypertonie), Zuckerstoffwechselstörungen<br />
(Glucosetoleranzstörungen,<br />
Diabetes mellitus Typ 2) und chronische Entzündungen.<br />
All diese Erkrankungen führen schon im Kindes-<br />
und Jugendalter zu Gefäßwandveränderungen,<br />
die sich an den Gefäßwanddicken, vor<br />
allem an einer bestimmten, zum Gehirn führenden<br />
Arterie, nachweisen lassen. Im Erwachsenenalter<br />
können solche verengten Gefäße<br />
unter anderem zu Herzinfarkt und Schlaganfall<br />
führen. Treten mehrere Folgeerkrankungen<br />
zusammen auf, steigt das Risiko früher zu<br />
sterben als der Bevölkerungsdurchschnitt.<br />
Alter und Geschlecht beeinflussen die Gefahr,<br />
diese Folgeerkrankungen starken Übergewichts<br />
zu entwickeln. Hauptsächlich zwei Gründe<br />
sind es, die zu den Erkrankungen führen:<br />
Neurologisch<br />
erhöhter Hirndruck<br />
Kardiovaskulär:<br />
Fettstoffwechselstörung<br />
Bluthochdruck<br />
Chronische Entzündung<br />
Stoffwechsel: Typ 2 Diabetes<br />
vorzeitige Pubertät (Mädchen)<br />
verzögerte Pubertät (Jungen)<br />
Hormonell bedingte Störung<br />
der Eierstöcke (polyzystisches<br />
Ovarsyndrom)<br />
modifiziert nach Ebbeling, 2002<br />
Das Ausmaß des Übergewichts und vor allem<br />
Erbfaktoren, die eine so genannte Insulinresistenz<br />
begünstigen. Bei der Insulinresistenz<br />
erkennt der Körper das eigene Blutfett senkende<br />
Hormon Insulin nicht mehr richtig, wodurch<br />
der Körper den Zucker nur noch eingeschränkt<br />
verarbeiten kann. Zucker- und Fettstoffwechselstörungen<br />
sind die Folge.<br />
In der Pubertät steigt diese Insulinresistenz:<br />
Damit zusammenhängende Folgeerkrankungen<br />
werden also durch die Pubertät in ihrer Entwicklung<br />
gefördert.<br />
Große Untersuchungen mit jeweils mehr als<br />
1.000 übergewichtigen Kindern und Jugendlichen<br />
zeigen übereinstimmend folgende Häufigkeiten<br />
von Folgeerkrankungen:<br />
Bluthochdruck: ca. 30 % (wobei sich in der<br />
Zahl auch Fälle von „Weisskittel“- Hypertonie<br />
verbergen können, bei denen der Blutdruck<br />
schon allein durch den Anblick einer Person<br />
im weißen Kittel steigt)<br />
Fettstoffwechselstörungen: ca. 25 %<br />
Gicht (Hyperurikämie): ca. 20 %<br />
Zuckerstoffwechselstörungen (Glucosetoleranzstörungen):<br />
ca. 30 % (Beginn in der Pubertät,<br />
vorher wesentlich seltener)<br />
„Altersdiabetes“ (Diabetes mellitus Typ 2):<br />
maximal 1 % (ab der Pubertät, vorher ist die<br />
Erkrankung eine absolute Ausnahme)<br />
Nicht alkoholbedingte Fettleberkrankheit: ca.<br />
7-10 % (die Diagnose kann anhand von Blutwerten<br />
nur vermutet werden. Ganz sicher<br />
wäre sie nur durch eine Gewebeentnahme<br />
zu stellen, wozu man aber direkt in die Leber<br />
stechen und damit einen gefährlicheren Eingriff<br />
riskieren müsste). Diese Erkrankung kann<br />
in eine Leberzirrhose mit einem Versagen der<br />
Leber münden.<br />
Stoffwechselstörung bei geschlechtsreifen<br />
Frauen (Polyzystisches Ovarsyndrom): bis zu<br />
MGM Seite 10<br />
Folgeerkrankungen<br />
der<br />
Adipositas im<br />
Kindes- und<br />
Jugendalter<br />
nach dem<br />
WHO Report<br />
2002<br />
20 % aller adipösen Mädchen ab dem 14. Lebensjahr.<br />
Diese Erkrankung führt zu Regelbeschwerden,<br />
Sterilität und einem erhöhtem<br />
Brust- und Gebärmutterkrebsrisiko. Die betroffenen<br />
Mädchen leiden dabei besonders<br />
unter einem männlichen Behaarungstyp (auch<br />
Hirsutismus genannt), der durch die bei dieser<br />
Erkrankung erhöhten männlichen Hormone<br />
(Androgene) hervorgerufen wird.<br />
All diese Erkrankungen traten bei stark übergewichtigen<br />
Kindern und Jugendlichen deutlich<br />
häufiger als in einer normalgewichtigen<br />
deutschen Kontrollgruppe auf.<br />
Sonstige Krankheiten, die mit Übergewicht zusammenhängen,<br />
ohne dass genaue Häufigkeitsangaben<br />
an größeren Kollektiven vorliegen,<br />
sind:<br />
Orthopädische Erkrankungen,<br />
Gelenkschäden,<br />
Gelenkfehlstellungen,<br />
Abgleiten des Hüftkopfes (Epiphyseolysis<br />
capitis femoris),<br />
Hautinfektionen,<br />
Starke Kopfschmerzen bei Hirndruckerhöhung,<br />
Erhöhte Eiweißausscheidung der Niere<br />
(Proteinurie),<br />
Asthmaähnliche Beschwerden, besonders<br />
bei Anstrengung,<br />
Störungen der Atmungsregulation im Schlaf<br />
durch Einengung der oberen Atemwege<br />
(Schlaf- Apnoe-Syndrom). Dies geht mit Müdigkeit<br />
und Konzentrationsstörungen am Tag<br />
einher.<br />
Gallensteine: besonders während des Abnehmens,<br />
Frühzeitige Pubertätsentwicklung bei Mädchen<br />
(Pubertas praecox),<br />
Verspätete Pubertätsentwicklung bei Jungen<br />
(Pubertas tarda),<br />
Brustwachstum bei Jungen, da das Fettgewebe<br />
männliche Hormone (Androgene) zu<br />
weiblichen Hormonen (Östrogenen) umbilden<br />
kann.<br />
Psychiatrische Erkrankungen<br />
Bei diesen Erkrankungen lässt sich nur schwer<br />
zwischen Ursachen und Folgen der Adipositas<br />
unterscheiden. In einer deutschen Untersuchung<br />
bei extrem übergewichtigen Jugendlichen<br />
fanden sich häufig folgende Erkrankungen:<br />
Depression: 43 %<br />
Angststörung: 40 %<br />
Körperliche Beschwerden ohne organische<br />
Erkrankung (Somatisierungsstörung): 15 %<br />
Essstörung: 17 %<br />
Unkontrollierte Essattacken und nachfolgendes<br />
Erbrechen (Bulimie) und unkontrollierte Essattacken<br />
ohne Erbrechen (binge eating disorder)<br />
traten ebenfalls auf.<br />
All diese Erkrankungen kamen deutlich öfter<br />
vor als bei normalgewichtigen Jugendlichen.
Schadet Übergewicht<br />
immer?<br />
Kaum Hintern, kaum Busen, Hauptsache<br />
Idealgewicht. Filmstars und<br />
Modells werden immer dünner. Mit<br />
diesen Vorbildern wird der Blick in<br />
den Spiegel schnell zum Albtraum.<br />
Die Jagd nach dem Idealgewicht um<br />
jeden Preis ist auch gesundheitlich<br />
riskant. Wer ein paar Kilogramm mehr<br />
zur Schau stellt, lebt oft gesünder.<br />
Hans W. ist 1,80 Meter groß und bringt 96 kg<br />
auf die Waage. Er fährt täglich mit dem Rad<br />
zur Arbeit und geht dreimal die Woche<br />
Schwimmen. Im letzten Urlaub war er zwei<br />
Wochen Wandern auf Mallorca. Kurzum, er<br />
fühlt sich pudelwohl. Wenn da nur nicht die<br />
besorgten Blicke seiner Frau wären. Sie ist<br />
beunruhigt, dass er mit seinem Übergewicht<br />
in gesundheitliche Schwierigkeiten kommt.<br />
Übergewichtig, aber<br />
nicht fettleibig<br />
Was die Barbies der Welt als Ideal vorgeben,<br />
gehört eindeutig in die Kategorie Untergewicht<br />
und ist mindestens genauso gefährlich wie<br />
Fettleibigkeit (Adipositas). Zwischen diesen<br />
beiden Extremen liegt ein breites Mittelfeld,<br />
also ein ‚nicht zu wenig’ und ‚nicht zu viel’.<br />
Dort bewegen sich die meisten Deutschen<br />
mit ihrem Gewicht. Wenn aus dem Übergewicht<br />
eine Adipositas wird, dann sollte man<br />
seinen Lebensstil allerdings hinterfragen.<br />
Wer es genau wissen will, muss rechnen.<br />
Heute üblich ist die Einteilung nach dem Body<br />
Mass Index (BMI):<br />
BMI =<br />
Körpergewicht in kg<br />
Körpergröße in m x Körpergröße in m (m²)<br />
Gewichtsklassifikation nach BMI BMI (kg/m²)<br />
Normalgewicht 18,5-24,9<br />
Übergewicht (Präadipositas) 25,0-29,9<br />
Adipositas Ab 30<br />
Adipositas Grad I 30,0-34,9<br />
Adipositas Grad II 35,0-39,9<br />
Adipositas Grad III<br />
(extreme Adipositas)<br />
40 und mehr<br />
Beispiel: BMI bei einer Größe von 1,70 m<br />
und 70 kg Gewicht = 24,22<br />
Hans W. sitzt seiner Ärztin verunsichert gegenüber.<br />
Gespannt verfolgt er ihre Worte: „Ihr<br />
BMI liegt bei 29,6. Damit sind Sie übergewichtig,<br />
aber nicht adipös. Sie haben keine<br />
Kinder, esst mehr Obst (…und Gemüse)!<br />
Kaum Gemüse und Obst, dafür<br />
kohlenhydratreiche Kalorienbomben,<br />
Salz und proteinreiche Lebensmittel<br />
– dies sind die Schwachstellen in<br />
Sachen Ernährung von Kleinkindern.<br />
Den Griff zu ungesunden Nahrungsmitteln<br />
lernen sie von ihren Eltern.<br />
Schon Kleinkinder nehmen über Fleisch,<br />
Wurst und Käse das zwei bis drei Mal mehr<br />
Eiweiß zu sich, als Experten empfehlen. Zusätzlich<br />
konsumieren Kinder unter fünf Jahren<br />
zu viel Salz und Zucker. Schon im 1. Lebensjahr<br />
knabbern die Kleinsten Süßwaren<br />
und Zucker.<br />
Nur beim Obst halten sich Eltern von Kleinkindern<br />
noch relativ gut an die Empfehlun-<br />
Wichtig für den Speiseplan von Kindern<br />
✔ Mehr pflanzliche Lebensmittel: vor allem Gemüse, Obst,<br />
Brot und Kartoffeln<br />
✔ Mehr Vollkornmehl: In Brot, Nudeln oder Reis<br />
✔ Mehr (Mineral-)Wasser und ungesüßte Früchte- bzw. Kräutertees<br />
✔ Mehr fettreduzierte Milchprodukte (1,5 % Fettgehalt)<br />
✔ Weniger fettreiche Wurst- und Fleischsorten<br />
gen für die ersten zwei Jahre: Bis zum 2. Geburtstag<br />
essen Kinder im Durchschnitt die<br />
empfohlene Menge von 120 g. Doch bereits<br />
mit dem Zufüttern von Gemüse klappt es<br />
nicht mehr so gut. Hier erreicht kaum ein Kind<br />
nach dem ersten Lebensjahr noch die empfohlenen<br />
120 g. Je älter die Kinder werden,<br />
desto größer wird die Schere zwischen Ist<br />
und Soll: Bei den 4-Jährigen landen anstatt<br />
200 g Gemüse nur 60-75 g am Tag auf dem<br />
Teller.<br />
Dies sind Botschaften des aktuellen Ernährungsberichts<br />
2008 der Deutschen Gesellschaft<br />
für Ernährung (DGE). Die DGE warnt<br />
davor, dass Ernährungsfehler, die schon bei<br />
den Kleinen gemacht werden, sich im späteren<br />
Kindes- und Jugendalter fortsetzen.<br />
MGM Seite 11<br />
Kinder essen<br />
häufig<br />
ungesund<br />
Erkrankung oder Risikofaktoren. Zusätzlich<br />
sind Sie körperlich aktiv und tun damit genau<br />
das Richtige für Ihre <strong>Gesundheit</strong>. Eine Gewichtsreduktion<br />
ist daher aus medizinischer<br />
Sicht nicht notwendig“. Er ist erleichtert, trotzdem<br />
will er versuchen ein paar Pfunde zu verlieren,<br />
nicht aus gesundheitlichen Gründen,<br />
sondern um seiner Frau (noch) besser zu gefallen.<br />
BMI nicht Maß aller Dinge<br />
Wann Mediziner Übergewicht und Fettleibigkeit<br />
für behandlungsbedürftig halten, hat sich<br />
in den letzten Jahrzehnten verändert. Heute<br />
empfehlen die Experten bei Übergewicht (BMI<br />
25-29,9) nur dann eine Behandlung, wenn zusätzliche<br />
gesundheitsschädigende Risikofaktoren<br />
(zum Beispiel Rauchen oder erhöhter<br />
Taillenumfang bei Männern > 100 cm und bei<br />
Frauen > 88 cm) bestehen, weitere Erkrankungen<br />
vorhanden sind oder der Betroffene<br />
über einen andauernden, hohen Leidensdruck<br />
klagt.<br />
Wer gesundheitsbewusst lebt, hat also nicht<br />
nur sein Gewicht im Blick. Gesund leben bedeutet<br />
auch, gesund zu essen und sich ausreichend<br />
zu bewegen. Denn Normalgewicht<br />
ohne Bewegung schadet der <strong>Gesundheit</strong><br />
mehr, als Übergewicht gepaart mit körperlicher<br />
Fitness.
Olivenöl und<br />
Gemüse halten<br />
geistig fit<br />
Der Sommer ist da. Mit den ersten Sonnenstrahlen<br />
nehmen sich viele vor, dass auch der<br />
Winterspeck verschwinden soll. Der Blick auf den<br />
Teller macht klar: Hier muss sich etwas ändern!<br />
Eine Ernährung, wie sie in den Mittelmeerländern<br />
üblich ist, bietet eindeutige Vorteile.<br />
Olivenöl, Gemüse & Co. sind gut für das Gehirn: Sie erhalten<br />
die geistige Leistungsfähigkeit im Alter und können anscheinend<br />
sogar eine Alzheimer-Krankheit verzögern.<br />
Im Alter steigt das Risiko an Demenz – das heißt verminderter<br />
Gedächtnisleistung – zu erkranken. In Deutschland leben schätzungsweise<br />
eine Million Demenzkranke. Einer von zehn der<br />
über 80-Jährigen ist davon betroffen. Häufigste Ursache ist die<br />
so genannte Alzheimer Krankheit. Bei ihr hemmen fehlerhafte<br />
Eiweiße die Funktion der Nervenzellen. Eine Vorstufe der Alzheimer-Krankheit<br />
ist das so genannte ‚mild cognitive impairment’<br />
(MCI). Es bringt Vergesslichkeit, setzt die Aufmerksamkeit<br />
herab und verschlechtert die Körperkontrolle.<br />
Offenbar vermag die richtige Ernährung das Risiko für die Alzheimer-Vorstufe<br />
MCI zu senken. Zu diesem Ergebnis kommt<br />
der New Yorker Neurologe Nikolas Scarmeas. Als gut erweist<br />
sich die so genannte mediterrane Diät, also das Essen von Gemüse,<br />
Hülsenfrüchten, Obst, ungesättigten Fetten – zumeist<br />
Olivenöl – und Fisch. Auch Zurückhaltung beim Konsum von Alkohol,<br />
sowie gleichzeitiger Verzicht auf tierische Fette und Fleisch<br />
scheint hilfreich.<br />
"Diese Ergebnisse unterstützen die Annahme, dass eine mediterrane<br />
oder ähnliche Diät das Risiko beeinflusst, dass MCI<br />
auftritt oder sich zur Alzheimer-Erkrankung fortentwickelt", folgert<br />
Scarmeas. Die Effekte einer gesunden Ernährung auf MCI<br />
müssten aber weiter untersucht werden, vor allem die möglichen<br />
biologischen Abläufe, die der Schutzwirkung zu Grunde<br />
liegen.<br />
"Auch wenn ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der mediterranen<br />
Diät und möglicher Demenzentwicklung hier nicht<br />
bewiesen wurde, handelt es sich doch um eine wichtige Studie",<br />
sagt Matthias Endres, Leiter des Zentrums für Schlaganfallforschung<br />
an der Charité in Berlin. Eines steht aber fest: Eine<br />
mediterrane Diät ist auf jeden Fall eine gute Empfehlung,<br />
um Herz und Hirn auf Dauer Gutes zu tun.<br />
Gerd Altmann/pixelio.de<br />
Das Angebot an<br />
gesunden<br />
Nahrungsmitteln<br />
ist vielfältig<br />
GUT INFORMIERT<br />
Gewicht halten.<br />
Aber wie?<br />
Vielen Erwachsenen und Kindern fällt es schwer ihr Gewicht<br />
im Normalbereich zu halten. Besonders nach Gewichtsreduktionsdiäten<br />
nehmen die meisten schnell<br />
wieder zu und bringen danach häufig sogar mehr Pfunde<br />
auf die Waage als vorher.<br />
Wie lässt sich die Gewichtszunahme stoppen? Erhöhen Sie den Eiweißanteil<br />
ihrer Nahrung, lautet eine Antwort. Wie? Indem Sie Lebensmittel<br />
nicht, wie bisher häufig empfohlen, nach ihrem Glykämischen Index (GI)<br />
aussuchen, sondern nach ihrem Eiweißgehalt (Proteingehalt).<br />
Der GI misst die Wirkung kohlenhydrathaltiger Nahrungsmittel auf den<br />
Blutzuckerspiegel. Je höher der GI eines Lebensmittels ist, desto schneller<br />
steigt nach seiner Aufnahme der Zuckerspiegel im Blut – das heißt,<br />
desto mehr Fett und Kohlenhydrate werden im Körper gespeichert.<br />
Personen legten nach einer<br />
Diät weniger Gewicht<br />
zu, wenn sie den Eiweißanteil<br />
ihrer Nahrung erhöhten.<br />
„Dagegen bot der<br />
Verzehr einer Diät mit niedrigem<br />
Glykämischen Index<br />
keinen weiteren Vorteil hinsichtlich<br />
einer (Wieder-)<br />
Zunahme des Körpergewichts“,<br />
erläuterte Arne<br />
Astrup von der Universität<br />
in Kopenhagen 2008 auf dem 16. europäischen Adipositas Kongress in<br />
Genf.<br />
Früh gegensteuern<br />
Noch konkretere Angaben liefert eine deutsche Studie: Weniger zuckerhaltiger<br />
Getränke, mehr Bewegung und weniger Zeit vor Bildschirmmedien<br />
beugt Übergewicht bei Kindern vor.<br />
1.037 Zweitklässler aus 34 Grundschulen in Ulm und Neu-Ulm, im Alb-Donau-Kreis<br />
und dem Kreis Neu-Ulm wurden in der sogenannten URMEL-<br />
ICE Studie untersucht.<br />
"Im Vergleich zur Situation der Körperzusammensetzung von Ulmer Schulkindern<br />
vor 30 Jahren finden wir heute viermal so viele Kinder mit einer<br />
erhöhten Körperfettmasse", sagt Martin Wabitsch von der Ulmer Universitätsklinik<br />
für Kinder- und Jugendmedizin. "Die Körperfettmasse ist auch<br />
bei Normalgewichtigen deutlich angestiegen."<br />
Die Wissenschaftler entwickelten ein strukturiertes Programm zur Vorbeugung,<br />
welches sich in den normalen Schulalltag integrieren lässt, ohne<br />
Expertenunterricht auskommt und das soziale Umfeld wie Schulklassen<br />
und Familien einbezieht. Die Schüler beschäftigten sich in verschiedenen<br />
Unterrichtseinheiten ein Jahr lang mit den Themen Ernährung, Medienkonsum<br />
und Bewegung. Sie nahmen außerdem während des normalen<br />
Schulunterrichts an kleinen Bewegungseinheiten teil.<br />
Zu Beginn der 3. Klasse konnten 964 der Kinder nochmals untersucht werden.<br />
Dabei zeigte sich, dass den Schülern das Programm hinsichtlich des<br />
"Übergewichts" deutlichen Nutzen brachte.<br />
"URMEL-ICE ist deshalb erfolgreich, weil es nicht nur über Verhaltensprävention<br />
spricht, sondern Verhältnisprävention lebt", sagt Wabitsch. "Damit<br />
werden die Kinder und ihre Familien von Schuldzuweisungen entlastet<br />
und durch die Schule und die Lehrer erheblich unterstützt."<br />
MGM Seite 12<br />
Kindern macht Lernen Spaß<br />
Quelle: FOTOLIA
Hautprobleme bei<br />
Fettleibigen häufig<br />
Juckreiz und trockene oder entzündete Hautstellen sind bei Adipösen<br />
keine Seltenheit. Unter den Fettfalten finden nicht nur Bakterien<br />
optimale Lebensbedingungen. Wer den Hautleiden den<br />
Kampf ansagen will, muss sich bewegen und Gewicht reduzieren.<br />
sches Problem. Wer die Grenze des<br />
Übergewichtes zur Fettleibigkeit überschreitet,<br />
erhöht sein Risiko für Herz-<br />
Kreislauf Erkrankungen. Doch auch die<br />
Haut hat ihre liebe Not. Drei von vier<br />
Adipösen klagen über Hautprobleme.<br />
Am häufigsten sind Juckreiz und trockene<br />
Haut an Hüften, Armen und Beinen<br />
sowie unter den Brüsten. Auch eine<br />
Schuppenflechte (Psoriasis) kann<br />
sich bei zunehmendem Gewicht deutlich<br />
verschlechtern oder tritt erstmals<br />
durch Gewichtszunahme auf.<br />
Ursachen<br />
Fettzellen produzieren Eiweiße, so genannte<br />
Adipozytokine, die Stoffwechselprozesse<br />
im Körper beeinflussen. Sie<br />
begünstigen Entzündungen, verändern<br />
den Zuckerstoffwechsel und regen<br />
Wachstumsfaktoren an. Bei extrem<br />
Übergewichtigen (Adipösen) sind die<br />
Adipozytokine daher maßgeblich an der<br />
Entstehung von Krankheiten beteiligt.<br />
Wie die verschiedenen Mechanismen<br />
im Einzelnen funktionieren, ist bis heute<br />
noch nicht ganz geklärt.<br />
Veränderungen<br />
Werden Wachstumsfaktoren vermehrt<br />
gebildet, geht dies an der Haut nicht<br />
spurlos vorüber. 75 Prozent der Adipösen<br />
bemerken an den Beugerseiten –<br />
vor allem unter den Achseln, an Händen<br />
und Füßen – eine Verhärtung der<br />
oberen Hautschicht, die sich dann<br />
bräunlich verfärbt. Diese Veränderun-<br />
Quelle: FOTOLIA Fettpolster sind nicht nur ein ästheti-<br />
Treten Bakterien durch die Haut, können sie in<br />
die Blutbahn gelangen und sich weiter im Körper ausbreiten.<br />
gen nennen Mediziner Acanthosis nigricans.<br />
Dort wo Hautfalten aufeinander<br />
liegen und aneinander reiben, finden<br />
auch Bakterien und Pilze ein ideales<br />
Umfeld zum Wachsen. Entzündliche<br />
Hautrötung mit Juckreiz sind die<br />
Folgen. Genauso häufig treten kleine<br />
bewegliche Stilwarzen (Fibroma pendulans)<br />
auf. Sie sind nicht gefährlich,<br />
können aber optisch stören. Zusätzliches<br />
Gewicht macht auch den Füßen<br />
zu schaffen: Bei Menschen, die ihr Normalgewicht<br />
um zwei Drittel und mehr<br />
überschreiten, kann allein der zusätzliche<br />
Druck, der auf den Fußsohlen lastet,<br />
zu einer stärkeren Verhornung der<br />
Sohle (plantare Hyperkeratose) führen.<br />
Manche Adipöse leiden auch unter<br />
schmerzhaften Knötchen, die sich in der<br />
Fettschicht der Ferse bilden.<br />
Behandlung<br />
Entzündete Hautstellen können gerade<br />
bei Adipösen ernstzunehmende Komplikationen<br />
hervorrufen. Ein Beispiel ist<br />
die Wundrose (Erysipel) eine schmerzhafte,<br />
bakterielle Entzündung der Haut.<br />
Die Bakterien können sich im Körperinneren<br />
ausbreiten und Entzündungen<br />
der Blutgefäße oder der Hirnhäute hervorrufen.<br />
Wer Auffälligkeiten an der Haut<br />
entdeckt, sollte daher zum Arzt gehen.<br />
Nur wenn klar ist, worum es sich genau<br />
handelt, kann die richtige Behandlung<br />
eingeleitet werden. Viele Hautprobleme<br />
lassen sich schon allein durch die<br />
Verringerung des Körpergewichts vermeiden<br />
oder deutlich bessern.<br />
Hautschichten<br />
Unterhautfettgewebe<br />
Blutgefäße<br />
MGM Seite 13<br />
Frauen essen anders als Männer<br />
Frauen sind nicht nur anders als Männer, sie essen und<br />
trinken auch anders – oder sollten es jedenfalls. Aufgrund<br />
geringerer Muskel- und größerer Körperfettmasse verbrauchen<br />
Frauen pro Stunde nur 55,8 kcal, Männer hingegen<br />
72,5 kcal. Bei gleichem Körpergewicht dürfen Männer<br />
daher mehr essen als Frauen.<br />
Aber wie sieht die Realität aus? Essen<br />
Männer mehr und anders als<br />
Frauen? Aktuelle Ergebnisse aus<br />
der Nationalen Verzehrsstudie II bestätigen,<br />
dass Männer durch- Frauen essen mehr Obst<br />
schnittlich 166 g mehr Lebensmittel am Tag essen als Frauen.<br />
Besonders fallen die Unterschiede beim Verzehr von Fleisch,<br />
Wurst und Fleischerzeugnissen auf: Männer essen pro Tag 103<br />
g Fleisch und Wurstwaren und damit doppelt so viel Fleisch wie<br />
das weibliche Geschlecht. Dieser Unterschied zeigt sich schon<br />
bei Kindern. Absolut gesehen essen Männer weniger pflanzliche<br />
Lebensmittel, wobei Frauen vor allem bei Obst beherzter zugreifen.<br />
Sie erreichen die Empfehlungen von täglich 250 g Obst<br />
der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) relativ gut.<br />
Beim Griff nach Gemüse sind die Unterschiede mit 20g eher gering,<br />
das entspricht in etwa einem Radieschen. Das Gleiche gilt<br />
für Brot und Getreideprodukte.<br />
„Neben der Quantität unterscheidet sich aber auch die Qualität<br />
der Lebensmittel zwischen den Geschlechtern. Männer sind seltener<br />
Vegetarier, trinken weniger Kräuter- und Früchtetees, dafür<br />
aber mehr Limonade und Alkohol“ erläuterte Annett Hilbig<br />
vom Max Rubner-Institut auf dem Seminar „Gender und Ernährung<br />
– männlich, weiblich, anders?“ der DGE Ende letzten Jahres<br />
in Hamburg.<br />
Übergewichtigen fehlt<br />
Sättigungsgefühl<br />
Manche Menschen können einfach nicht mit dem Essen<br />
aufhören, obwohl sie eigentlich schon satt sind. Warum<br />
das so ist? Dieser Frage sind Wissenschaftler eines der<br />
größten Forschungszentren in den USA nachgegangen.<br />
„Das Problem bei Übergewicht ist, dass wir etwas tun müssen,<br />
dabei aber nicht sehr erfolgreich sind, da wir nichts darüber<br />
wissen, was im Gehirn abläuft“, erläutert Gene-Jack Wang vom<br />
amerikanischen Forschungszentrum Brookhaven National Laboratory<br />
auf Long Island, New York. Wang versuchte mit seinem<br />
Team diese Wissenslücke zu schließen.<br />
Die Wissenschaftler verglichen bei Normal- und Übergewichtigen,<br />
wie deren Gehirne auf einen gefüllten Magen reagierten.<br />
Dazu schoben sie einen Ballon in den Magen des jeweiligen<br />
Teilnehmers und füllten diesen dort mit Luft. Die gleichzeitige<br />
Aufzeichnung der Gehirnströme zeigte bei den Übergewichtigen<br />
eine deutlich verringerte Aktivität in den Bereichen,<br />
die für das Sättigungsgefühl verantwortlich sind. „Diese Untersuchung<br />
zeigt erstmals, in welcher Hirnregion Hungergefühle<br />
unterdrückt werden und dass dieser Mechanismus bei Übergewichtigen<br />
schlechter funktioniert“, erklärt Wang.<br />
Das mangelnde Sättigungsgefühl dürfte eine Ursache dafür<br />
sein, dass es Übergewichtigen so schwer fällt Maß zu halten.<br />
Im Behandlungskonzept der Adipositas wird dieser Aspekt<br />
aufgegriffen. Daher ist ein wichtiger Eckpunkt die Verhaltenstherapie.<br />
Hier erarbeiten Betroffene realistische Ziele und<br />
erlernen Strategien, um Rückfälle zu vermeiden.
Quelle: FOTOLIA<br />
Ungesunder Lebensstil<br />
schadet dem Gehirn<br />
Mehr als 20.000 Männer und Frauen im Alter<br />
von 40 bis 79 Jahren aus der englischen Grafschaft<br />
Norfolk, bei denen weder ein Schlaganfall<br />
noch ein Herzinfarkt aufgetreten war,<br />
wurden zu ihren Lebensgewohnheiten befragt.<br />
In den ersten elfeinhalb Jahren nach der<br />
Befragung erlitt davon ein Drittel einen Schlaganfall,<br />
der bei mehr als jedem Vierten tödlich<br />
endete. Bei der Auswertung der Fragebögen<br />
Schluss mit "Diabetiker-Lebensmitteln"<br />
GUT INFORMIERT<br />
Ungesunder Lebensstil<br />
verdoppelt Schlaganfallrisiko<br />
Menschen mit ungesundem Lebensstil haben<br />
ein mehr als doppelt so hohes Risiko, einen<br />
Schlaganfall zu erleiden als Menschen, die<br />
nicht rauchen, nur wenig Alkohol trinken, sich<br />
regelmäßig bewegen und vitaminreich ernähren.<br />
Darauf weist die Deutsche Schlaganfall-<br />
Gesellschaft hin.<br />
»Auch wer nur eine, zwei<br />
oder drei der vier Lebens -<br />
regeln beherzigt, kann sein<br />
Schlaganfallrisiko senken.«<br />
Martin Grond, Vorstandsmitglied der<br />
Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft<br />
Die Bedürfnisse von rund acht Millionen Menschen mit Diabetes werden bei der<br />
Kennzeichnung von Lebensmitteln zu wenig berücksichtigt. Darauf wies diabetesDE<br />
im März <strong>2009</strong> bei einer Diskussion mit Parlamentariern hin.<br />
diabetesDE, eine Organisation, die<br />
sich für Zuckerkranke (Diabetiker) und<br />
ihre Angehörigen stark macht, fordert<br />
exakte Nährwertangaben auf allen<br />
verpackten Nahrungsmitteln. Der<br />
Grund: 80 Prozent der Typ 2 Diabetiker<br />
leiden an Übergewicht. Derzeit<br />
fehlen auf den meisten verpackten<br />
Lebensmitteln aber Angaben über den<br />
Anteil an Eiweiß, Zucker, Fetten, gesättigten<br />
Fettsäuren, Salzen und Ballaststoffen.<br />
Auch der Brennwert und<br />
die Gesamtmenge an Kohlenhydraten<br />
pro 100 Gramm sollte genannt werden. Nur<br />
so ist es Diabetikern möglich, ihr Insulin richtig<br />
zu dosieren und ihre Ernährung zuverlässig zu<br />
planen. „Auch als vorbeugende Maßnahme gegen<br />
Übergewicht und seine Folgekrankheiten<br />
sind verständliche, gut lesbare Nährwertangaben<br />
notwendig“, sagt Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender<br />
von diabetesDE. Diese sollten<br />
europaweit für alle verpackten Lebensmittel<br />
vorgeschrieben werden.<br />
Ein weiterer Kritikpunkt von diabetesDE sind die<br />
so genannten „Diabetiker-Lebensmittel“. Die<br />
veraltete nationale Diätverordnung (§ 12 DiätV)<br />
müsste nach heutigem Kenntnisstand komplett<br />
gestrichen werden. „Obwohl sich die Experten<br />
Quelle: FOTOLIA<br />
Diabetiker<br />
müssen nicht nur<br />
auf Kohlenhydrate<br />
achten<br />
seit Jahren einig sind, dass die als ‚Diabetiker-Lebensmittel’gekennzeichneten<br />
Produkte unnötig und sogar schädlich<br />
sind, gibt es sie immer noch", kritisiert<br />
Michaela Berger, Diabetes-Beraterin<br />
und stellvertretende Vorsitzende<br />
von diabetesDE.<br />
Bei diesen Lebensmitteln handelt es<br />
sich überwiegend um Süßigkeiten, in<br />
denen der Zucker durch Ersatzstoffe<br />
ausgetauscht ist. Dies habe für Diabetiker<br />
allerdings keine Vorteile, so Berger.<br />
Zwar zeichnen sich die Lebens-<br />
mittel durch einen wenig Kohlehydrate aus, dafür<br />
steigt aber der Fettanteil. Dieser hohe Fettgehalt<br />
ist ein Problem, denn Fett hat ungefähr<br />
doppelt so viele Kalorien wie Kohlenhydrate.<br />
Durch die Kennzeichnung meinen Viele jedoch,<br />
sie täten sich mit diesen Lebensmitteln etwas<br />
Gutes und essen besonders viel davon. Stattdessen<br />
nehmen sie zu, wenn sie vermehrt zu<br />
diesen vermeintlich „guten“ Produkten greifen.<br />
Wie irreführend die Kennzeichnung bisher ist,<br />
belegen die Verbraucherzahlen: Immer noch nutzen<br />
50 Prozent aller Menschen mit Diabetes diese<br />
Produkte. "Diese Irreführung des Verbrauchers<br />
muss aufhören“, forderte Danne. Es liege<br />
in der Hand der Politik, Klarheit zu schaffen.<br />
MGM Seite 14<br />
fiel den Wissenschaftlern auf, dass jeder zweite<br />
Schlaganfall-Betroffene ausgesprochen ungesund<br />
gelebt hatte. "Alle waren Raucher, bewegten<br />
sich zu wenig, aßen selten frisches<br />
Obst und Gemüse und tranken meist auch zu<br />
viel Alkohol", erklärt Martin Grond, Vorstandsmitglied<br />
der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft<br />
und Chefarzt am Kreisklinikum Siegen.<br />
Kamen alle vier Einflüsse zusammen, betrug<br />
das Schlaganfallrisiko hohe 5,8 Prozent.<br />
Unter den <strong>Gesundheit</strong>sbewussten kam es mit<br />
1,7 Prozent weit seltener zu einem Schlaganfall.<br />
Die <strong>Gesundheit</strong>sbewussten rauchten<br />
nicht, trieben täglich eine Stunde Sport oder<br />
waren beruflich viel auf den Beinen. Zudem<br />
tranken sie nur wenig Alkohol und aßen fünf<br />
Mal täglich Obst oder Gemüse. "Die Studie<br />
hat eindeutig belegt: Je gesünder der Lebensstil,<br />
desto geringer das Schlaganfallrisiko",<br />
sagt Grond.<br />
Mehr Bewegung für die <strong>Gesundheit</strong><br />
Regelmäßige Bewegung fördert die <strong>Gesundheit</strong>. Die meisten<br />
Menschen wissen das, doch nur jeder zweite lebt auch danach.<br />
Sportmuffel sollten sich nicht abschrecken lassen, denn nicht<br />
Hochleistung wird gefordert, sondern Ausdauer.<br />
Die Deutschen wandeln sich zu Dauersitzern, knapp die Hälfte des Tages bewegen<br />
sie sich nicht. Das mag auch beruflich bedingt sein, aber sicher nicht<br />
nur. Etwas Anderes spielt oft eine große Rolle: der innere Schweinehund.<br />
Gewusst wie<br />
Keiner muss zum Spitzensportler werden – meist ist dies sogar schädlich:<br />
Vier von fünf „Sportwütigen“ schießen über das Ziel hinaus und überlasten<br />
damit Herz, Kreislauf und Gelenke. Wer sich während seines Trainings<br />
noch ohne Probleme unterhalten kann, ist auf der sicheren Seite und überschreitet<br />
seine Leistungsgrenze nicht.<br />
Wer mit Köpfchen trainiert, lässt es langsam, aber regelmäßig angehen.<br />
Welchen Sport man sich aussucht, bleibt weitgehend den eigenen Vorlieben<br />
überlassen. Da nicht Kraft und Geschwindigkeit wichtig sind, eignen<br />
sich Ausdauersportarten. Dazu gehören zum Beispiel:<br />
Radfahren<br />
gehört<br />
zu den<br />
Ausdauersportarten<br />
Quelle: FOTOLIA<br />
Gehen / Wandern,<br />
Laufen / Joggen,<br />
Radfahren,<br />
Ski-Langlauf,<br />
Gymnastik,<br />
Tanzen,<br />
Schwimmen.<br />
Wer schon allein beim Gedanken an Sport die Puste verliert, kann trotzdem<br />
etwas tun. Zum Beispiel Treppen steigen statt den Fahrstuhl oder die<br />
Rolltreppe zu nehmen. Das Auto bewusst zwei Straßen weiter weg parken<br />
und den Rest zu Fuß gehen. Es gibt viele Situationen, die sich eignen,<br />
um „mehr Bewegung“ in den Alltag zu bringen.
DIALOG<br />
Schreiben Sie uns!<br />
Mit den beiden vorbereiteten Antwortkarten können Sie uns schreiben, was Sie wollen: am Gewinnspiel/Preisrätsel teilnehmen<br />
(Seiten 28/29) oder Informationsmaterial anfordern. Selbstverständlich sind wir auch telefonisch für Sie da, wenn Sie Fragen haben:<br />
<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V., Leipzig, Telefon 0341/87059590<br />
Preisrätsel<br />
(Seiten 28/29)<br />
Wenn Sie die richtige<br />
Lösung eintragen und<br />
die Postkarte rechtzeitig<br />
absenden, können Sie<br />
an unserer Verlosung<br />
teilnehmen und ein viertägiges<br />
<strong>Gesundheit</strong>s-<br />
Wochenende für zwei<br />
Personen gewinnen.<br />
Bitte beachten Sie den<br />
Einsendeschluss<br />
01.10.<strong>2009</strong><br />
Infomaterial<br />
Mit dieser Antwortkarte<br />
können Sie die verschiedenenPatienteninformationen<br />
des<br />
<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong><br />
e.V. anfordern.<br />
Die Gewinnfrage:<br />
Was bedeutet „Sanus per aquam“?<br />
Antwort<br />
Die richtige Lösung finden Sie im Bericht über die Bäderregion Schwarzwald-Bodensee<br />
auf den Seiten 28/29.<br />
Mit dieser Antwortkarte können Sie Infomaterial beim <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V.<br />
bestellen. Das Angebot ist für Sie kostenfrei.<br />
(Bitte ankreuzen - auch mehrfach!)<br />
Merkblatt »Medizinische Rehabilitation<br />
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- alle können gewinnen!«<br />
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MGM Seite 15<br />
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DIALOG<br />
MGM Seite 16<br />
Bitte freimachen<br />
An den<br />
<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V.<br />
Gustav-Mahler-Str. 2<br />
04109 Leipzig<br />
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<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V.<br />
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INTERVIEW<br />
Den Schweinehund in Etappen besiegen<br />
Dr. Gunther Hölz im Gespräch zu Ernährung und Fasten<br />
Der Internist Dr. med. Gunther Hölz ist Chefarzt der Kurpark-Klinik in Überlingen<br />
am Bodensee. Der Schwerpunkt der Klinik liegt in der Behandlung<br />
ernährungs abhängiger Krankheiten, Diabetologie, Heilfasten und Natur -<br />
heil verfahren. Hölz spricht mit <strong>Mein</strong> <strong>Gesundes</strong> <strong>Magazin</strong> über den Sinn des<br />
Fastens und über die Erfolgsaussichten von Patienten, die ihr Gewicht<br />
verringern wollen.<br />
<strong>Mein</strong> <strong>Gesundes</strong> <strong>Magazin</strong>: Muss jeder Patient<br />
fasten, der in Ihre Klinik kommt?<br />
Dr. Gunther Hölz: Nein, natürlich nicht. Die<br />
Ärztegesellschaft Heilfasten und Ernährung definiert<br />
Fasten als freiwilligen Verzicht auf feste<br />
Nahrung für einen gewissen Zeitraum. Deshalb<br />
beraten wir die Patienten und finden heraus,<br />
was sie selbst für sich tun wollen. Auf jeden<br />
Fall müssen wir die Eigenverantwortlichkeit<br />
für die Erkrankung fördern und dadurch die<br />
Betroffenen aktiv an der Behandlung beteiligen.<br />
Etwa siebzig Prozent unserer Patienten entschließen<br />
sich zum Fasten für eine gewisse<br />
Zeit ihres Aufenthalts. Sie nehmen keine feste<br />
Nahrung zu sich, sondern nur Flüssigkeit in<br />
Form von Gemüsesuppen, Säften, Wasser und<br />
Tee. Nach einem sorgfältigen Kostaufbau werden<br />
sie auf jeden Fall hingeführt zu einer energiebeschränkten,<br />
frischkostbetonten Vollwerternährung.<br />
Die restlichen dreißig Prozent der Patienten essen<br />
bei uns. Das bedeutet für viele Menschen<br />
eine völlige Umstellung ihrer Ernährungsgewohnheiten.<br />
Es gibt bei uns eine frischkostbetonte<br />
Vollwertnahrung – tierisches Fett und<br />
Eiweiß ist deutlich eingeschränkt.<br />
Durch die Zertifizierung als „Lehrklinik für Ernährungsmedizin“<br />
wird die Zusammensetzung<br />
der Ernährung in unserer Klinik regelmäßig kontrolliert.<br />
Mit der Kombination Fasten und biologischer<br />
Vollwertkost stellt unsere Klinik eine<br />
Besonderheit der Ernährungsmedizin in<br />
Deutschland dar.<br />
MGM: Sind Fasten und Nulldiät das Gleiche?<br />
Hölz: Im Gegenteil – Fasten und Nulldiät unterscheiden<br />
sich grundsätzlich. Zum Fasten gehört<br />
unabdingbar eine ganzheitliche Lebensstilveränderung.<br />
Deshalb dürfen Elemente wie<br />
Bewegung, Entspannung und auch geistige<br />
Prozesse in diesem Konzept nicht fehlen. Wichtig<br />
sind auch die Physiotherapie, das <strong>Gesundheit</strong>straining<br />
und die Psychotherapie in Gruppen-<br />
und Einzelgesprächen.<br />
Ergänzende Verfahren wie Phytotherapie,<br />
Atemtherapie oder Akupunktur können je nach<br />
Krankheitsbild dazu kommen. Nulldiäten oder<br />
Crash-Diäten macht man heute nicht mehr –<br />
sie fanden meist ohne spezielle Betreuung<br />
statt. Das Ziel war lediglich die Gewichtsabnahme<br />
und nicht die Umstellung der Ernährungs-<br />
und Bewegungsgewohnheiten. Das therapeutische<br />
Fasten bei uns in der Klinik ist dagegen<br />
eine sehr gut strukturierte und wissenschaftlich<br />
untersuchte Methode, die sich streng<br />
nach den Leitlinien der Ärztegesellschaft richtet.<br />
MGM: Was passiert dabei genau?<br />
Hölz: In einem ausführlichen Aufnahmegespräch<br />
bekommt jeder Patient ein eigenes Programm<br />
vorgeschlagen, das speziell auf seine<br />
Krankheiten und Bedürfnisse zugeschnitten ist.<br />
Die Patienten, die sich dann zum Fasten entschließen,<br />
beginnen das Fasten üblicherweise<br />
nach ein bis zwei Entlastungstagen.<br />
In der Gruppe wird dem Patienten die Methode<br />
noch einmal gründlich erklärt. Dann wird gemeinsam<br />
das Glaubersalz getrunken. Glaubersalz<br />
ist für die Darmreinigung nötig: Sie ermöglicht<br />
dem Körper auf das umzustellen, was<br />
wir ‚Ernährung von innen’ nennen. Nach Verbrauch<br />
der Kohlenhydrate am ersten Fastentag<br />
ist Fett nun der Hauptbrennstoff. Ein gezieltes<br />
Bewegungsprogramm soll besonders<br />
bei den Patienten, die Abnehmen wollen, den<br />
Muskelabbau vermeiden. Dass die Patienten<br />
im Fasten so leistungsfähig sind, obwohl sie<br />
nicht essen, überrascht sie oft selbst am meisten.<br />
Sehr gut bewährt hat sich diese Vorgehensweise<br />
auch beim so genannten Etappenheilverfahren,<br />
das wir mit einigen Patienten<br />
durchführen.<br />
MGM: Wie sehen diese Etappen aus?<br />
Hölz: Die Patienten kommen üblicherweise zu<br />
einer dreiwöchigen Grundbehandlung zu uns.<br />
Sie nehmen anschließend viele Impulse zur<br />
Änderung ihres Lebensstils mit nach Hause.<br />
Damit müssen sie in den folgenden sechs Monaten<br />
das Gewicht, das sie bei der Entlassung<br />
hatten, zumindest halten können. Dann kommen<br />
sie für eine Woche in die erste Etappe<br />
wieder in die Klinik, um einen erneuten Motivationsschub<br />
zu erhalten, ihre Kenntnisse auf-<br />
MGM Seite 17<br />
zufrischen und natürlich auch weiter Gewicht<br />
abzunehmen.<br />
Nach weiteren sechs Monaten erfolgt die zweite<br />
Etappe nach denselben Richtlinien.<br />
Unserer Erfahrung nach bringt dieses Vorgehen<br />
für die Patienten einen besseren und vor<br />
allem länger anhaltenden Effekt als nur ein langer<br />
Aufenthalt am Stück. Wir haben gelernt,<br />
dass der innere Schweinehund immer wieder<br />
versucht, die Oberhand zu gewinnen. Das Etappenverfahren<br />
fördert speziell die Patienten, die<br />
aktiv an der Bewältigung ihrer Krankheit mitarbeiten.<br />
Patienten, die nicht in der Lage sind,<br />
ihr Entlassgewicht für sechs Monte zu stabilisieren,<br />
fallen automatisch aus diesem Programm<br />
heraus.<br />
MGM: Wie erfolgreich ist die Behandlung?<br />
Hölz: Adipositas und Stoffwechselstörungen<br />
sind chronische Erkrankungen – soll die Behandlung<br />
wirksam sein, muss der Patient mitmachen.<br />
Für viele Menschen ist es schwierig,<br />
Lebensstilkorrekturen im Alltag umzusetzen.<br />
Deshalb funktioniert unsere Vorgehensweise<br />
natürlich nicht zu hundert Prozent.<br />
Im Durchschnitt sind unsere Ergebnisse aber<br />
sehr gut, wie wir in mehreren Untersuchungen<br />
auch durch Langzeitbeobachtungen dokumentiert<br />
haben. Beim Etappenheilverfahren<br />
verlieren die Männer beispielsweise im Durchschnitt<br />
30 Kilo, die Frauen 20 Kilo in einem Jahr.<br />
Nichts motiviert mehr als der erreichte Erfolg:<br />
Die Lebensqualität und alle Stoffwechselstörungen<br />
haben sich bei den Patienten deutlich<br />
gebessert. Sie sind besser beweglich, atmen<br />
wieder leichter und schlafen besser. Das klinische<br />
Fasten ist eine der risikoärmsten Methoden<br />
in der Inneren Medizin zur Behandlung von<br />
chronischen Erkrankungen, wenn sie richtig<br />
durchgeführt wird. Neben der Adipositas und<br />
Stoffwechselerkrankungen behandeln wir auch<br />
Patienten mit rheumatischen Erkrankungen –<br />
dort ist die Behandlung wissenschaftlich äußerst<br />
gut untermauert. Auch bei psychosomatischen<br />
Erkrankungen und in der Tumornachsorge<br />
hat sich die Methode bewährt.<br />
MGM: Zurück zu denen, die essen. Zur Behandlung<br />
gehört auch, wenig Kalorien zu sich<br />
zu nehmen. Wie schaffen es extrem Übergewichtige,<br />
mit 1000 Kalorien am Tag auszukommen?<br />
Hölz: Wir gehen heute davon aus, dass die Insulinresistenz<br />
eine zentrale Rolle bei der Adipositas<br />
und den begleitenden Stoffwechselstörungen<br />
spielt: Das heißt, die Kör perzellen<br />
reagieren nicht mehr richtig auf Insulin. Insulin<br />
sorgt normalerweise dafür, dass die Körperzellen<br />
den Zucker aufnehmen. Die Pa-
tienten fühlen sich häufig hungrig, obwohl sie<br />
viel essen. Wie bei einer Sucht können sie die<br />
Nahrungsmenge schlecht verringern.<br />
Am sechsten bis siebten Fasttag wird diese<br />
Insulinresistenz üblicherweise durchbrochen.<br />
Die Patienten sind danach mit einer ener getisch<br />
knappen Ernährung sehr zufrieden und<br />
fühlen sich satt. Das erstaunt die Pa tienten<br />
häufig am meisten, da sie vorher – mit zum<br />
Teil mehr als 6000 kcal – ein richtiges Sättigungsgefühl<br />
nicht mehr erreicht hatten.<br />
MGM: Was halten Sie in der Behandlung der<br />
Fettleibigkeit für besonders wichtig?<br />
Wenig Testosteron bei<br />
dicken Männern<br />
Bis zu 40 Prozent der Männer mit dickem Bauch, gestörtem<br />
Stoff wechsel oder einem Diabetes mellitus Typ 2 mangelt es<br />
am männlichen Geschlechtshormon Testosteron. Nach neuesten<br />
Erkenntnissen scheinen sich Hormonmangel und chronische<br />
Erkrankungen gegenseitig zu bedingen.<br />
Das männliche Geschlechtshormon Testosteron beeinflusst beim Mann<br />
nicht nur die Sexualität und die Psyche. Das Hormon regt auch den<br />
Aufbau von Muskeln und Knochen an und verringert die Fettmasse.<br />
Körpergewicht und Testosteronspiegel hängen eng zusammen und sie<br />
beeinflussen einander.<br />
Wirkt eine zusätzliche Testosterongabe bei adipösen Männern also günstig<br />
auf Gewicht, Fett- und Muskelmasse? Kleinere Studien berichten über<br />
derartige Effekte: Testosteronbehandelte Männer mit einem Typ 2-Diabetes<br />
mellitus verlieren Bauchfett. Das zuckerregulierende Hormon Insulin<br />
wirkt bei ihnen besser und der Diabetes lässt sich wirksamer<br />
behandeln. "Größere Studien an adipösen Männern sollen jetzt beantworten,<br />
ob Testosterongaben zukünftig eine therapeutische Option darstellen<br />
könnten", so Christof Schöfl vom Universitätsklinikum Erlangen<br />
und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie<br />
(DGE).<br />
Testosteron ist zwar als Medikament verfügbar. Ein niedriger Testosteronspiegel<br />
allein rechtfertigt jedoch keine Hormontherapie, so die<br />
Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Die Entscheidung für eine Behandlung<br />
müsse deshalb vom Stoffwechselspezialisten, dem Endokrinologen,<br />
auf jeden Einzelfall genau abgestimmt werden.<br />
INTERVIEW<br />
Hölz: Zweifellos hat die Lebensstilkorrektur eine<br />
große Bedeutung. Dies betrifft die Ernährungsgewohnheiten<br />
und die Bewegungsgewohnheiten<br />
im Alltag, in der Freizeit und auch<br />
das Streben nach einer emotionalen Ausgeglichenheit.<br />
Eine Therapie mit Arzneimitteln kann<br />
häufig nur kurzfristig Symptome bessern. Zu<br />
uns kommen viele adipöse Patienten mit einer<br />
großen Menge an Medikamenten – Medikamente<br />
für den Blutzucker, für den Bluthochdruck<br />
oder Cholesterinsenker. Oft kann man sie<br />
weglassen oder wenigstens reduzieren. Eine<br />
alleinige medikamentöse Therapie führt meist<br />
in eine Sackgasse. Eine Lebensstiländerung ist<br />
Wasserspender an Schulen stoppen Übergewicht<br />
Grundschulkinder werden seltener<br />
übergewichtig, wenn in ihrer<br />
Schule ein Wasserspender steht<br />
und die Lehrer regelmäßiges Wassertrinken<br />
klar befürworten.<br />
Zu Beginn des Schuljahres ließen<br />
Wissenschaftler der Dortmunder<br />
Forschungsinstituts für Kinderernährung<br />
(FKE) in einem Teil der Es-<br />
MGM Seite 18<br />
sener und Dortmunder Grundschulen<br />
Wasserspender installieren.<br />
Die Forscher hatten sich<br />
auf Schulen aus sozialen Brennpunkten<br />
beschränkt. Die Lehrer<br />
führten zudem eine kurze Unterrichtsreihe<br />
durch, in der sie ihre<br />
Schüler über die Bedeutung von<br />
Wasser für den Körper aufklärten.<br />
für die Pa tienten anfangs schwer, die Patienten<br />
werden durch den Erfolg aber reichlich belohnt.<br />
Auch ökonomisch sehe ich keinen anderen<br />
Weg: Über- und Fehlernährung, Bewegungs -<br />
mangel und emotionale Belastungen führen bei<br />
den Menschen viel zu früh zu Erkrankungen –<br />
mit allem persönlichen Leid und natürlich auch<br />
mit allen Folgekosten für das <strong>Gesundheit</strong>swesen.<br />
Diabetes trat zum Beispiel früher vorwiegend<br />
bei Menschen um die 60 auf, jetzt haben<br />
wir schon viele 30-Jährige mit dieser Stoffwechselerkrankung.<br />
Diese Entwicklung wieder<br />
zurückzudrehen ist auch eine wichtige Aufgabe<br />
der Rehabilitation.<br />
Extrem Dicke<br />
rühren sich kaum<br />
Der amerikanische Herzspezialist Thomas Vanhecke und seine Kollegen haben<br />
zehn stark Adipösen mit einem Body Mass Index von mindestens 40 (BMI =<br />
Körpergewicht in kg/Körpergröße in m2 Stark Übergewichtige (BMI über 40) bewegen sich laut<br />
einer aktuellen amerikanischen Studie 8,4 Minuten am Tag.<br />
Den Rest des Tages verbringen sie sitzend oder liegend.<br />
) untersucht. Sie legten den Testpersonen<br />
für drei Tage einen Aktivitätssensor an, der die gemachten Schritte zählte<br />
und den Kalorienverbrauch maß.<br />
Im Schnitt legte jeder in den drei Tagen 3.763 Schritte zurück – bei einer Schrittlänge<br />
von 0,75 Metern entspricht das einer täglichen Strecke von 941 Metern.<br />
99 Prozent (23 Stunden und 51,6 Minuten) des Tages verbrachten die Teilnehmer<br />
sitzend oder liegend.<br />
Der durchschnittliche Kalorienverbrauch pro Tag lag bei 2.668kcal. „Unsere Ergebnisse<br />
geben einen Einblick in den Zusammenhang von Adipositas und körperlicher<br />
Aktivität“, so Vanhecke. „Sie machen deutlich, wie wichtig es ist, bei<br />
diesen Menschen auf mehr Bewegung zu achten.“<br />
Als weiteren Trinkanreiz erhielt<br />
jedes Kind eine Wasserflasche.<br />
Gut 1.600 Grundschüler kamen in<br />
den Genuss dieser Maßnahmen.<br />
Im Schnitt tranken sie am Ende<br />
des Schuljahres täglich ein Glas<br />
Wasser mehr als ihre 1.300 Altersgenossen<br />
aus einer Kontrollgruppe.
In Deutschland sind fast neun Prozent der Kinder<br />
und Jugendlichen von drei bis 17 Jahren<br />
übergewichtig, weitere sechs Prozent sind<br />
stark übergewichtig, sprich fettleibig (adipös).<br />
Viele unterschiedliche Behandlungsangebote<br />
stehen Familien mit adipösen Kindern zur Verfügung,<br />
doch ob sie wirken, ist kaum überprüft.<br />
Die Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung hat jetzt gemeinsam mit Wissenschaftlern<br />
der Universität Ulm ambulante und<br />
stationäre Behandlungen<br />
bei<br />
fast 2.000 adipösen<br />
Mädchen<br />
und Jungen im Alter<br />
von acht bis 16<br />
Jahren aus 48<br />
Einrichtungen beurteilt.<br />
Der Vergleich der<br />
Daten vor Behandlungsbeginn<br />
mit denen am Behandlungsendebelegt,<br />
dass Rehabili-<br />
tationsmaßnahmen bei adipösen Kindern und<br />
Jugendlichen die <strong>Gesundheit</strong> fördern.<br />
Jeder Dritte schon krank<br />
Zu Behandlungsbeginn wurden bei jedem vierten<br />
Jugendlichen Bluthochdruck und bei jedem<br />
dritten erhöhte Blutfettwerte diagnostiziert.<br />
Die Behandlung verringerte diese Risikofaktoren<br />
deutlich: Sie führte bei zwei Dritteln<br />
der betroffenen Kinder zu weniger Bluthochdruck<br />
und bei drei Vierteln der Betroffenen<br />
zur Normalisierung der Blutfettwerte.<br />
Zusätzlich beeinträchtigen Übergewicht und<br />
Adipositas die Lebensqualität und die psychische<br />
<strong>Gesundheit</strong>. Die Therapie verbesserte<br />
beides, vor allem das körperliche Wohlbefinden<br />
stieg. Probleme in der Schule sowie<br />
mit Gleichaltrigen wurden dagegen kaum weniger.<br />
Positiver Trend<br />
Vor Beginn der Behandlungen wurde jedes<br />
zweite Kind als adipös und 37 Prozent sogar<br />
als extrem adipös eingestuft. Bei Behandlungsende<br />
hatten drei von vier Kindern und<br />
REHA<br />
Schulungsangebote helfen<br />
übergewichtigen Kindern<br />
Anlässlich der Jahrestagung der Deutschen Adipositas-Gesellschaft im<br />
Oktober 2008 stellte die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung den<br />
Effekt von Rehabilitationsmaßnahmen bei adipösen Kindern und<br />
Jugendlichen vor. Durch die Adipositas-Behandlung verringern die Mädchen<br />
und Jungen ihr Gewicht und lernen, sich gesünder zu verhalten.<br />
Bildvorschlag: Fotolia, #11766483<br />
Adipöse Kinder brauchen<br />
Hilfe<br />
Jugendlichen ihr Gewicht gehalten oder vermindert<br />
– gut jeder Zweite verlor sogar deutlich<br />
an Gewicht.<br />
Ziele der stationären Reha<br />
Verringerung des Körpergewichtes<br />
Gesündere Ernährung<br />
Langfristige Umstellung von Ess- und<br />
Ernährungsgewohnheiten<br />
Erkennen und Vermeiden von Folgeerkrankungen<br />
Verbesserung der Leistungsfähigkeit<br />
Steigerung des Energieverbrauches<br />
durch mehr Bewegung<br />
Steigerung von Körper- und Selbstbewusstsein<br />
Empfehlungen des Verbandes<br />
Deutscher Rentenversicherungsträger<br />
Weitere positive Effekte der Behandlungsprogramme<br />
sind eine bessere Ernährung und<br />
mehr Bewegung. Auch der hohe TV- und PC-<br />
Konsum nahm ab. Jüngere und nicht so stark<br />
übergewichtige waren erfolgreicher als ältere<br />
adipöse Kinder und Jugendliche. Jungen<br />
und Mädchen waren ähnlich erfolgreich.<br />
Langer Atem erforderlich<br />
Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale<br />
für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) warnt<br />
jedoch davor, voreilige Schlüsse zu ziehen:<br />
„Es freut mich, dass mehr als die Hälfte der<br />
betroffenen Kinder und Jugendlichen es geschafft<br />
haben, deutlich an Gewicht zu verlieren<br />
und die körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen<br />
zu verringern. Leider wissen<br />
wir aus anderen Studien, wie schwierig es ist,<br />
die gelernten gesundheitsförderlichen Verhaltensweisen<br />
auf Dauer beizubehalten.“ Besonders<br />
schwer sei es, die bei einem stationären<br />
Aufenthalt erzielten positiven Veränderungen<br />
auch in den normalen Alltag mit Familie,<br />
Schule und Freunden zu übertragen. Die<br />
Daten der Ein- und Zwei-Jahres-Nach unter -<br />
suchung werden bald auch darüber Auskunft<br />
geben.<br />
INFO<br />
Die Ergebnisse der Beobachtungsstudie<br />
der BZgA sind im Internet abrufbar unter<br />
www.bzga-kinderuebergewicht.de.<br />
MGM Seite 19<br />
Weiterbehandlungs -<br />
konzepte für<br />
übergewichtige Kinder<br />
Gerade bei Kindern kann die<br />
stationäre Rehabilitation eine<br />
Verhaltensänderung anstoßen.<br />
Aber wie geht es weiter?<br />
Der Forschungsverbund Rehabilitationswissenschaften<br />
hat<br />
ein Weiterbehandlungs konzept<br />
getestet.<br />
In der stationären Rehabilitation lernen Kinder<br />
und Jugendliche, wie sie sich gesund ernähren<br />
und mehr bewegen. Darauf können<br />
sie stolz sein. Doch nur, wenn sie das Gelernte<br />
im Alltag zuhause umsetzen, profitiert<br />
ihre <strong>Gesundheit</strong> langfristig.<br />
Wie die ambulante Weiterbehandlung aussehen<br />
sollte, untersuchte der Forschungsverbund<br />
Rehabilitationswissenschaften Sachsen-Anhalt<br />
und Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Der direkte Vergleich<br />
Die Kinder erhielten Beratungsgespräche,<br />
interaktive Materialien und Schulungen. Das<br />
Behandlungskonzept setzte sich zusammen<br />
aus den Empfehlungen der Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft<br />
Adipositas im Kinder- und<br />
Jugendalter (AGA) und der Fachgesellschaft<br />
Rehabilitation im Kinder- und Jugendalter.<br />
Mehr als 500 adipöse Kinder zwischen neun<br />
und 16 Jahren, die im Schnitt eine sechswöchige<br />
stationäre Rehabilitation durchlaufen<br />
hatten, nahmen an der Studie teil. Die Hälfte<br />
von ihnen erhielt für den Zeitraum eines<br />
Jahres eine strukturierte Weiterbehandlung,<br />
die anderen dienten als Vergleichsgruppe.<br />
Betreuung hilft<br />
Kinder und Jugendliche, die über ein Jahr<br />
weiter betreut werden, profitierten deutlich<br />
von dieser Begleitung. Sie hielten ihr Gewicht<br />
besser und konnten sogar weiter abnehmen.<br />
Vor allem Kinder mit hohem Leidensdruck,<br />
die von ihren Eltern unterstützt<br />
wurden, waren erfolgreich. Beratungstermine<br />
nutzten die Kinder kaum: Nur jeder<br />
Zweite nahm mehr als einen Termin wahr.<br />
Die Eltern und die betreuenden Ärztinnen<br />
und Ärzte konnten nach Studienende Verbesserungsvorschläge<br />
machen. Die Ärzte<br />
wünschen sich vor allem eine stärkere Einbindung<br />
der Eltern. Mehr Sportangebote für<br />
übergewichtige Kinder sowie eine zusätzliche<br />
psychologische Betreuung waren für die<br />
Eltern vorrangig.
REHA<br />
Rehabilitation nutzt<br />
übergewichtigen Kindern<br />
Bei adipösen Kindern und Jugendlichen kann eine Rehabilitation<br />
nach Paragraph 43 des fünften Sozialgesetzbuches beantragt werden.<br />
Welche Leistungen im Einzelfall sinnvoll sind,<br />
entscheidet der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin.<br />
Die Kinderärztin oder der Kinderarzt wird sehr<br />
genau prüfen, ob eine Rehabilitation angebracht<br />
ist. Die Entscheidung wird nicht allein anhand<br />
des Gewichtes gestellt, sondern es gehen auch<br />
zusätzliche Erkrankungen und die Motivation<br />
des Kindes und seiner Eltern mit in die Überlegungen<br />
ein.<br />
Bei folgenden Kindern und Jugendlichen kann<br />
eine Rehabilitation sinnvoll sein:<br />
Adipositas (BMI 97.-99,5. Perzentile) mit Begleiterkrankung,<br />
Extreme Adipositas (BMI über der 99,5 Perzentile).<br />
Leitlinie<br />
BMI-Perzentile (in kg/m²) bei Mädchen<br />
Alter in Jahren 90. Perzentile 97. Perzentile 99,5. Perzentile<br />
8 19,25 21,47 25,19<br />
9 20,04 22,54 26,69<br />
10 20,08 23,54 28,17<br />
11 21,61 24,51 29,36<br />
12 22,48 25,47 30,47<br />
13 23,33 26,33 31,26<br />
14 24,05 27,01 31,72<br />
15 24,59 27,45 31,86<br />
nach Kromeyer-Hauschild u.a. 2001<br />
Körpergewicht in kg<br />
BMI = -----------------------------------------------------------------<br />
Körpergröße in Metern x Körpergröße in Metern (m²)<br />
Eine Leitlinie bezieht sich auf ein bestimmtes<br />
Krankheitsbild und gibt Empfehlungen wie dieses<br />
behandelt werden soll. Erstellt werden Leitlinien<br />
meist von Fachgesellschaften auf Grundlage internationaler<br />
wissenschaftlicher Studien. Dazu suchen<br />
sich die Fachleute aus allen verfügbaren Zeitschriften<br />
die Artikel zu der Erkrankung heraus und<br />
bewerten deren Aussage. Was sich nachweislich<br />
bewährt hat, findet Einzug in die Leitlinie.<br />
Wichtige Eckpfeiler einer<br />
Schulung<br />
Ernährungsberatung<br />
Kalorienreduktion<br />
Bewegungsprogramme<br />
Verhaltenstherapeutische Elemente<br />
Elterneinbindung<br />
Aufklärung über Adipositas (Fettleibigkeit)<br />
Informationen an weiterbehandelnde/n<br />
Ärztin/Arzt<br />
MGM Seite 20<br />
BMI-Perzentile (in kg/m²) bei Jungen<br />
Es gibt viele Schulungsprogramme, die aber<br />
nicht immer gültigen Qualitätskriterien entsprechen.<br />
Zusätzlich fehlt meist der Nachweis,<br />
dass die Programme auch langfristig<br />
wirken. Für die Ärzte und Kostenträger – bei<br />
Kindern und Jugendlichen sind dies meist die<br />
Krankenkassen – ist es daher keineswegs immer<br />
einfach, das richtige Programm zu finden.<br />
Mitmachen muss sein<br />
Wer Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen<br />
in Anspruch nehmen will, muss sich<br />
zu aktivem Mitmachen verpflichten – das gilt<br />
auch für Kinder und Jugendliche.<br />
Sind also die Kinder und ihre Familien nicht<br />
bereit zu Verhaltensänderungen – oder lassen<br />
sich Verhaltensänderungen wegen einer<br />
schweren geistigen Behinderung nicht bewerkstelligen<br />
– spricht das gegen eine Rehabilitation.<br />
Nur wer das Gelernte umsetzen kann, profitiert<br />
von Schulungsmaßnahmen.<br />
Alter in Jahren 90. Perzentile 97. Perzentile 99,5. Perzentile<br />
8 19,01 21,11 24,62<br />
9 19,78 22,21 26,55<br />
10 20,60 23,35 28,35<br />
11 21,43 24,45 30,11<br />
12 22,25 25,44 31,38<br />
13 23,01 26,28 32,08<br />
14 23,72 26,97 32,61<br />
15 24,36 27,53 32,96<br />
nach Kromeyer-Hauschild u.a. 2001<br />
Folgende Schritte sind nötig:<br />
1. BMI berechnen. Ein Beispiel: Bei einem elfjährigen Jungen, der 40 kg wiegt und 1,50 m groß ist, ergibt<br />
sich folgender BMI 40/(1,5)²=17,78. Die Berechnung ist für Jungen und Mädchen gleich.<br />
2. BMI mit der Tabelle vergleichen:<br />
a) Tabelle für Jungen oder Mädchen auswählen.<br />
b) In der ersten Spalte nach dem Alter suchen.<br />
c) In der Alterszeile nach rechts gehen und Werte vergleichen. Der elfjährige Junge liegt mit seinem<br />
BMI von 17,78 unterhalb der 90. Perzentile – er ist nicht übergewichtig. Hätte der Junge bei gleicher<br />
Größe von 1,50 m ein Gewicht von 70 kg, ergäbe sich ein BMI von 70/(1,5)2=31,11. Damit läge der<br />
BMI über der 99,5. Perzentile von 30,11. Der Junge wäre „extrem adipös“.<br />
Leitlinie<br />
Leitlinie<br />
Auch wenn die Tabelle zunächst<br />
schwierig aussieht –<br />
sie ist gar nicht so schwer.<br />
Wozu denn Leitlinien?<br />
Wenn es um medizinische Behandlungsqualität geht, ist heute<br />
oft von Leitlinien die Rede. Doch was verbirgt sich dahinter und<br />
gibt es sie auch für die Behandlung der Adipositas?<br />
Kritiker halten dieses Vorgehen für zu ungenau:<br />
Was der Masse helfe, sei nicht zwangsläufig auch<br />
für den individuellen Fall richtig. Doch dieser Einwand<br />
ist schnell zu widerlegen: Die Handlungsempfehlungen<br />
der Leitlinien geben einen sicheren<br />
Rahmen. Die Entscheidung, wie in einem konkreten<br />
Fall vorgegangen wird, trifft nach wie vor der<br />
Arzt zusammen mit dem Betroffenen.<br />
Vergleichbar ist dies mit der Entwicklung in der Au-<br />
Gründe, die bei Kindern<br />
gegen<br />
eine Reha sprechen<br />
Keine Gruppenfähigkeit<br />
Schwere geistige Behinderung<br />
Keine Begleitperson bei unter<br />
8-Jährigen<br />
Fehlende Bereitschaft zur Mitarbeit<br />
toindustrie. Dort ist beispielsweise das Antiblockiersystem<br />
(ABS) heute Standard in jedem Auto.<br />
Grund dafür ist die nachgewiesen höhere Sicherheit.<br />
Wer würde darauf noch verzichten wollen?<br />
Zur Therapie der Adipositas hat die Arbeitsgemeinschaft<br />
Adipositas im Kinder- und Jugendalter<br />
(AGA) <strong>2009</strong> eine aktuelle Leitlinie herausgebracht.<br />
Von der Deutschen Adipositas Gesellschaft gibt es<br />
die Leitlinien „Adipositastherapie in Reha-Kliniken“,<br />
„Prävention und Therapie der Adipositas“ und „Adipositas“.<br />
Diese und weitere Leitlinien finden Sie auf den Internetseiten<br />
der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen<br />
medizinischen Fachgesellschaften,<br />
kurz AWMF (http://leitlinien.net/).
Antrag auf Rehabilitation für ein<br />
übergewichtiges Kind<br />
<strong>Mein</strong> Kind ist stark übergewichtig und die Kinderärztin befürwortet eine<br />
stationäre Rehabilitation. Wie geht es nun weiter?<br />
Klaus Wittmer ist 15 Jahre und wiegt 89 Kilogramm<br />
bei einer Größe von 1,65 Metern. Seine<br />
Schulleistungen könnten nicht besser sein,<br />
nur im Sport gehört er zu den Schlusslichtern.<br />
Klaus’ Mutter macht sich Sorgen. Immer häufiger<br />
versucht ihr Sohn mit fadenscheinigen<br />
Gründen eine Befreiung für den Sportunterricht<br />
zu bekommen. Er kapselt sich zunehmend<br />
ab, geht immer häufiger heimlich an den Kühl-<br />
Der Blick in den Spiegel erfreut nur wenige Adipöse<br />
schrank. Bei ihrem letzten Ausflug schaffte<br />
Klaus die zwei Treppen zur Aussichtsplattform<br />
nur mit Mühe. Sein Atem ging heftig, er musste<br />
immer wieder stehen bleiben.<br />
Klaus’ Mutter setzte sich abends zu ihrem<br />
Sohn und erzählte ihm von ihren Beobachtungen,<br />
Ängsten und Sorgen um ihn. Der<br />
Damm war gebrochen, es sprudelte aus Klaus<br />
nur so heraus: Wie er sich selbst hasst, seine<br />
Speckrollen nicht mehr anschauen kann, nicht<br />
will, dass ihn andere so sehen. Dass er sich<br />
als Selbstschutz einfach zurückziehe und dass<br />
der Frust zu schwach zu sein, ihn noch mehr<br />
essen lasse. Beide sind sich einig: Es muss<br />
was passieren!<br />
Der Besuch bei der Ärztin<br />
Die Hausärztin erklärt ihnen, dass Klaus mit<br />
seinem BMI von 32,7 (BMI = Körpergewicht<br />
in kg/(Körpergröße in Metern)² = 89/1,65 x<br />
1,65 = 32,696) in der 99,5. BMI-Perzentile liege.<br />
Dieser Wert bedeute, dass er stark adipös<br />
sei und 99,5 Prozent der Kinder in seinem Alter<br />
weniger wiegen. Nach einer körperlichen<br />
Untersuchung und einem ausführlichen Gespräch<br />
schlägt die Ärztin Klaus eine Rehabilitation<br />
in einer Klinik vor.<br />
Die Ärztin nennt drei Kliniken, die sie für geeignet<br />
hält. Er könne sich aber auch für eine<br />
andere Einrichtung entscheiden, diese müsse<br />
aber auf die Behandlung von adipösen Kindern<br />
spezialisiert sein. Falls er keine Wunschklinik<br />
habe, werde die Krankenkasse eine geeignete<br />
Reha-Klinik aussuchen.<br />
Der „gute Grund“ fürs Essen<br />
(bewusste und unbewusste Erklärungen<br />
von Adipösen – eine Auswahl)<br />
Langeweile: Was soll ich denn sonst tun?<br />
Frust: Weil ich so wütend bin und mich beruhigen<br />
will.<br />
Trost: Weil mich keiner mag.<br />
Schutz: Ich würde ja gern, kann körperlich<br />
aber nicht – das sieht man doch.<br />
Verbundenheit: Beim Essen ist mal die ganze<br />
Familie zusammen.<br />
Selbstbehauptung: Ich kann essen soviel<br />
ich will, das kann mir keiner verbieten.<br />
Vererbung: Alle in meiner Familie sind übergewichtig.<br />
Da ist es egal was ich esse.<br />
Identifikation: Dicke sind gemütlicher. Dicke<br />
haut nichts so schnell um.<br />
Die Bewilligung<br />
Klaus Mutter fordert bei ihrer Krankenkasse,<br />
bei der ihr Sohn über sie mitversichert ist, für<br />
ihn einen Antrag auf stationäre Rehabilitation<br />
an. Erst, wenn der Junge sein 15. Lebensjahr<br />
vollendet hat, könnte er dies selbst tun, müsste<br />
dann aber die Einwilligung seiner Mutter<br />
beilegen.<br />
Frau Wittmer legt den ausgefüllten Formularen<br />
den medizinischen Befundbericht der<br />
Hausärztin bei und schickt das Ganze ihrer<br />
Krankenkasse.<br />
Nach zwei Wochen erhält die Familie Post von<br />
ihrer Kasse. Sie enthält die Adresse der Reha-Klinik,<br />
die Bestätigung der Kostenübernahme<br />
und die Dauer der bewilligten Leistungen.<br />
Klaus setzt sich mit seiner Mutter<br />
gleich an den Computer, beide wollen sich die<br />
Klinik genauer anschauen.<br />
INFO<br />
Der <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong><br />
e.V. stellt auf seiner Webseite (www.arbeitskreis-gesundheit.de)<br />
eine Datenbank<br />
mit insgesamt 350 Reha-Kliniken zur Verfügung.<br />
MGM Seite 21<br />
Was sequenzielle<br />
Rehabilitation bedeutet<br />
Die Rehabilitation verändert sich.<br />
Starre Konzepte werden hinterfragt<br />
und den Bedürfnissen der Betroffenen<br />
angepasst. Ein neuer Ansatz ist<br />
die „Sequenzielle Rehabilitation“.<br />
Hausärzte und Reha-Kliniken arbeiten<br />
eng zusammen, damit Patientinnen<br />
und Patienten anhaltend von<br />
den Maßnahmen profitieren.<br />
Bei der integrierten Sequenziellen Rehabilitation<br />
(iSqR) gibt es keine starre Verweildauer<br />
oder festgelegte Intervalle zwischen stationären<br />
Rehabilitationsmaßnahmen mehr. Der<br />
Fokus liegt hier ganz bewusst auf den Bedürfnissen<br />
jedes einzelnen Kranken. Das Behandlungskonzept<br />
stützt sich auf anerkannte<br />
Leitlinien und baut wesentlich auf der ständigen<br />
Überprüfung vereinbarter Ziele auf.<br />
Gerade bei chronischen Erkrankungen wie der<br />
Adipositas ist es sinnvoll, in kleinen Schritten<br />
zu arbeiten: Teilziele werden benannt. Sind sie<br />
erreicht, heißt der nächste Schritt sie zu festigen.<br />
Erst dann wird ein weiteres Ziel in Angriff<br />
genommen.<br />
So profitieren adipöse Kinder<br />
Seit 2006 arbeitet beispielsweise die Caritas-<br />
Klinik am Feldberg mit krankhaft übergewichtigen<br />
(adipösen) Kindern auch nach diesem<br />
Konzept. Die Kinder werden in der dreijährigen<br />
Rehabilitation höchstens vier Mal stationär<br />
aufgenommen. Anfangs steht das Wissen<br />
und Können im Umgang mit der Krankheit im<br />
Vordergrund. Später wird das Erlernte stufenweise<br />
gefestigt und individuellen Verhältnissen<br />
angepasst. Am Ende arbeitet die Klinik mit<br />
den Familien darauf hin, dass sie allein das Gewicht<br />
des Kindes in einem gesunden Bereich<br />
halten können. Die Familie entscheidet mit,<br />
wie intensiv Betreuung und Hilfe sind und<br />
wann sie allein klar kommt.<br />
Die kleinen Patienten können wichtige Ziele<br />
anhand eines Ampelsystems im Blick behalten:<br />
"Grün" steht für Erfolg, "Gelb" markiert die<br />
Notwendigkeit, sich an das Erlernte verstärkt<br />
zu erinnern, und "Rot" signalisiert, dass Hilfe<br />
nötig ist, um das Reha-Ziel nicht zu gefährden.<br />
Zwischen der Familie, dem Arzt am Heimatort<br />
und der Klinik findet ein regelmäßiger Austausch<br />
statt – persönlich, telefonisch oder über<br />
das Internet.<br />
Die integrierte Sequenzielle Rehabilitation berücksichtigt,<br />
dass Adipositas eine komplexe<br />
und langfristige Erkrankung ist, die sich nicht<br />
innerhalb weniger Wochen in den Normalzustand<br />
überführen lässt.
REHA<br />
Ich will ja, aber…<br />
Stark übergewichtigen Menschen geht es nicht anders als<br />
Rauchern. Sie wissen meist, dass ihr Verhalten ungesund ist.<br />
An Versuchen dem Speck den Kampf anzusagen<br />
mangelt es nicht, aber dauerhafter Erfolg ist Mangelware.<br />
Hausärzte kennen die Probleme stark übergewichtiger<br />
Patienten gut: Die Pfunde sollen<br />
purzeln, aber am besten ohne eigenes Zutun.<br />
Eine Umfrage der Amerikanischen Gesellschaft<br />
für Ernährung ergab, dass 40 Prozent<br />
der Übergewichtigen nicht bereit sind, ihren<br />
ungesunden Lebensstil für eine bessere <strong>Gesundheit</strong><br />
aufzugeben.<br />
Trotzdem leiden viele Menschen mit Adipositas<br />
unter ihren körperlichen Problemen. Sie<br />
wollen Gewicht verlieren und ergreifen dafür<br />
jeden Strohhalm: Egal wie fragwürdig eine<br />
hoch gepriesene Schlankheitspille auch sein<br />
mag und wie fadenscheinig eine Diätversprechung<br />
daherkommt – oft finden sich genug Betroffene,<br />
die aus Verzweiflung zugreifen.<br />
Abführmittel gibt es eine Menge,<br />
die meisten sind ungeeignet<br />
Viel Gefahr, wenig Effekt<br />
Wer sich ein Schlankheitsmittel kauft, glaubt<br />
an Wunder. Denn wie sollte das sonst mit dem<br />
Abnehmen funktionieren, wenn bei gleicher<br />
Bewegung gleichviel gegessen wird? Trotzdem:<br />
Nur eine kleine Tablette einnehmen und<br />
schon purzeln die Pfunde, das hat seinen Reiz.<br />
Einige profitieren auf alle Fälle – die Hersteller.<br />
Die Gesellschaft für Ernährungsmedizin<br />
und Diätetik in Aachen schätzt, dass jährlich<br />
allein in Apotheken mindestens 170 Millionen<br />
Euro für Schlankheitsmittel bezahlt werden.<br />
Es ist nicht nur schade um jeden Cent, der für<br />
so ein Mittel ausgegeben wird. Häufig gehen<br />
die Menschen dabei hohe Risiken ein, deren<br />
sie sich nicht bewusst sind. 2007 untersuchte<br />
Stiftung Warentest 16 Abnehmpillen, die<br />
über das Internet zu beziehen waren. Davon<br />
enthielten 13 gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe.<br />
Noch ein Beispiel: Im Oktober 2008 nahm Sanofi-Aventis<br />
seine viel gepriesene Schlankheitspille<br />
Acomplia ® vom Markt. Laut Hersteller<br />
wegen der Gefahr von Depressionen.<br />
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte<br />
wird deutlicher: Allein in<br />
Deutschland seien 250 Meldungen zu Nebenwirkungen<br />
eingegangen. Nach Einnahme<br />
sei es zu Selbstmordversuchen gekommen,<br />
einige davon waren tatsächlich nicht nur ein<br />
Versuch, sondern endeten tödlich.<br />
Wem fällt das richtige Gewicht einfach so in<br />
den Schoß, egal, was er isst oder wie viel er<br />
sich bewegt? Den ein oder anderen mag es<br />
geben, aber das sind echte Ausnahmen und<br />
keineswegs die Regel.<br />
Alle guten Dinge sind Drei<br />
Zunehmen ist kein Geheimnis, sondern ein<br />
logisches Phänomen: Wer mehr isst, als sein<br />
Körper (ver)braucht, speichert die überschüssigen<br />
Kalorien in Fettzellen. Das Gleiche gilt<br />
für das Abnehmen: Wer mehr Kalorien verbraucht<br />
als er zu sich nimmt, verliert Gewicht.<br />
So wie wir Menschen unseren Jagdtrieb oder<br />
Fluchtinstinkt über Jahrhunderte verlernt haben,<br />
sind uns auch Hunger- und Völlegefühl<br />
abhanden gekommen. Der moderne Mensch<br />
hört nicht auf die Signale seines Körpers. Und<br />
Mutter-Kind Reha gegen<br />
Übergewicht<br />
MGM Seite 22<br />
wer nicht hören will oder kann, muss eben<br />
seinen Verstand benutzen.<br />
Das Rezept zum Abnehmen klingt einfach:<br />
Weniger und gesünder essen, sowie mehr<br />
Bewegung. Trotzdem, alte Gewohnheiten lassen<br />
sich nicht so leicht über Bord werfen –<br />
hier ist Disziplin gefragt. Jeder Anfang ist<br />
schwer und Durchhalten keine Selbstverständlichkeit.<br />
Auch Nein-Sagen will gelernt<br />
sein. Die gute Nachricht: Jeder kann es schaffen.<br />
Wer sich Unterstützung holt, erreicht seine<br />
Ziele leichter und schneller. Möglichkeiten<br />
gibt es viele: Den Partner oder die Partnerin,<br />
eine Selbsthilfegruppe, den Hausarzt,<br />
eine Ernährungsberatung, Rehabilitationsmaßnahmen,<br />
Sportvereine und Informationsmaterial.<br />
Ein Beispiel: Gerda V. ist 43 Jahre, verheiratet<br />
und wiegt 95 Kilogramm bei einer Größe von<br />
1,68 Metern. Sie hat zwei Söhne, Daniel ist sieben<br />
und Arthur neun Jahre alt, die sie ganz<br />
schön auf Trab halten.<br />
Mit Tränen in den Augen berichtet Gerda V. der<br />
Hausärztin von ihrem Frust darüber, dass sie<br />
kein Gewicht abnehme und von sich selbst enttäuscht<br />
sei. Sie habe viele Diäten und Diätprodukte<br />
ausprobiert, nichts habe geholfen.<br />
Kommentar: Der Konflikt, in dem sich Frau V.<br />
bewegt, ist gut bekannt als „Must-but-cannot-<br />
Dilemma“, bei dem der Wunsch gesund zu sein,<br />
das eigene Versagensgefühl im Weg steht. Frau<br />
V. braucht, wie die meisten Menschen, Hilfe für<br />
die Selbsthilfe. Ernährung, Disziplin und Bewegung<br />
sind die drei Säulen für den langfristigen<br />
Erfolg. Genauso wichtig ist aber auch das Selbstvertrauen<br />
der Patientinnen und Patienten.<br />
Übergewichtige Eltern geben ihre dick machenden Lebensgewohnheiten<br />
oft an ihre Kinder weiter. Deshalb ist es für Eltern und Kinder sinnvoll,<br />
den Neuanfang für ein gesünderes Leben zusammen anzugehen.<br />
Die adipöse Melina, zehn Jahre alt, hat sich schnell in der Kinder-Reha-Klinik eingewöhnt.<br />
Ein Grund dafür ist, dass sie sich nicht mit Heimweh plagen muss. Denn ihre Mutter ist<br />
ganz in der Nähe in einer Klinik, die auf die Behandlung von erwachsenen Menschen<br />
mit Fettleibigkeit (Adipositas) spezialisiert ist. Mutter und Kind treffen sich täglich in gemeinsamen<br />
Kursangeboten, da die Kliniken eng zusammenarbeiten. Darüber hinaus<br />
gibt es aber auch Kurse, die speziell auf die Bedürfnisse der Erwachsenen oder der Kinder<br />
zugeschnitten sind. Von der Kombination profitieren alle.<br />
Wer Interesse an einer solchen parallelen Adipositas-Rehabilitation hat, sollte darüber<br />
mit seinem Rentenversicherungsträger sprechen.
DAS BESTE FÜR IHRE<br />
GESUNDHEIT!<br />
Wir informieren Sie individuell! Unsere Leistungen im Überblick:<br />
Kliniksuche<br />
Reha Verfahren §<br />
Für Fragen und Beratungen rund um die Reha erreichen Sie uns unter<br />
Tel. 0341/87059590.<br />
Schriftliche Patienteninformationen<br />
Der Arzt<br />
und die Reha<br />
Leitfaden<br />
Informieren Sie sich auch auf unserer<br />
Internetseite unter www.arbeitskreis-gesundheit.de.<br />
Der <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e. V. ist ein gemeinnütziger Verein, der über die Bedeutung<br />
der medizinischen Rehabilitation im Rahmen der gesundheitlichen Versorgung informiert.<br />
<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e. V.<br />
Gustav-Mahler-Str. 2, 04109 Leipzig<br />
Telefon: 0341/87059590<br />
Telefax: 0341/9800860<br />
E-Mail: info@arbeitskreis-gesundheit.de<br />
Internet: www.arbeitskreis-gesundheit.de<br />
www.rehaklinik.com<br />
Geschäftsführer: Ingo Dörr
Was ist Rehabilitation?<br />
Die gesetzliche Krankenversicherung in<br />
Deutschland dient dem Zweck, die<br />
<strong>Gesundheit</strong> der Versicherten zu schützen<br />
und zu erhalten. Daneben ist es auch<br />
Aufgabe der Sozialversicherung, Maßnahmen<br />
zur Besserung und zur<br />
Wiederherstellung der <strong>Gesundheit</strong> und<br />
Leistungsfähigkeit – sowie im Falle<br />
der Minderung der Erwerbsfähigkeit –<br />
Leistungen zur wirtschaftlichen<br />
Sicherung der Versicherten zu erbringen.<br />
Wir als <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V. legen unser<br />
besonderes Augenmerk auf die Maßnahmen<br />
zur Besserung und Wiederherstellung<br />
der <strong>Gesundheit</strong> – die Rehabilitation. Wir haben<br />
es uns zur Aufgabe gemacht, Sie zur Rehabilitation<br />
umfassend zu informieren. Die Rehabilitation<br />
ist für die Versicherten eine Chance,<br />
wieder aktiv am Leben teilzuhaben. Kranken-<br />
und Rentenversicherte haben einen Anspruch<br />
auf Rehabilitation. Die Kosten für Rehamaßnahmen<br />
tragen die „Kostenträger“, d. h.<br />
Ihre Kranken- oder Rentenversicherung.<br />
Welcher Kostenträger ist<br />
zuständig?<br />
Als Kostenträger kommen die Deutsche Rentenversicherung,<br />
die Berufsgenossenschaft<br />
sowie die gesetzlichen Krankenkassen in Betracht.<br />
Die Deutsche Rentenversicherung ist<br />
in aller Regel für Rehamaßnahmen Erwerbstätiger<br />
zuständig. Erleidet jedoch beispielsweise<br />
ein Erwerbstätiger einen Arbeitsunfall<br />
oder erkrankt er an einer Berufskrankheit, ist<br />
die Berufsgenossenschaft zuständig. Nur<br />
wenn weder Rentenversicherungsträger noch<br />
Berufsgenossenschaft zuständig sind, ist die<br />
Krankenversicherung der Kostenträger.<br />
Der Weg zur Reha<br />
Um eine Reha zu bekommen, müssen gesetzlich<br />
Versicherte einen Antrag beim zuständigen<br />
Kostenträger stellen. Dabei steht<br />
es gesetzlich Krankenversicherten frei, den<br />
Antrag auch ohne vorherige Konsultation eines<br />
Arztes direkt beim Kostenträger einzureichen.<br />
Sollten Sie den Antrag versehentlich beim unzuständigen<br />
Kostenträger gestellt haben, schadet<br />
das nicht. Ihr Antrag muss dann von der<br />
nicht zuständigen Stelle binnen kurzer Frist –<br />
in der Regel nach spätestens zwei Wochen -<br />
an den zuständigen Kostenträger weitergeleitet<br />
werden. Diesen Umweg können Sie umgehen:<br />
Auskunft über den zuständigen Kos-<br />
REHA<br />
Antworten auf häufige Fragen zur Rehabilitation<br />
tenträger erhalten Sie auch von Ihrer Krankenkasse.<br />
Ein einfacher Anruf dort genügt.<br />
Auch wenn ein Arztgutachten für einen Antrag<br />
nicht unbedingt sein muss, sollte Ihr erster<br />
Schritt auf dem Weg zur Reha immer zum<br />
behandelnden Arzt führen. Er begutachtet die<br />
Notwendigkeit der Rehamaßnahme. Dieses<br />
Arztgutachten sollten Sie dem Antrag beim<br />
Kostenträger beilegen. Wird die Maßnahme<br />
dennoch ohne Arztgutachten beantragt, ist<br />
die Krankenkasse verpflichtet, dem Versicherten<br />
mehrere Gutachter zur Auswahl vorzuschlagen.<br />
Ein Arztbesuch zur Begutachtung<br />
kommt also auf jeden Fall auf Sie zu.<br />
Eine Ausnahme zur „Antragspflicht“ gibt es<br />
aber: Bei einer Anschlussheilbehandlung<br />
(AHB) ist kein vorheriger Antrag für die Rehamaßnahme<br />
notwendig. Bei einer AHB wird<br />
der Patient direkt aus einem Akutkrankenhaus<br />
in eine Rehaeinrichtung verlegt. Den Antrag<br />
für die AHB stellt das Krankenhaus.<br />
Wie wird Ihr Antrag geprüft?<br />
Bevor der Kostenträger eintscheidet, ob er eine<br />
beantragte Rehamaßnahme genehmigt,<br />
lässt er den Antrag prüfen. Im Rahmen dieser<br />
„Prüfung der Notwendigkeit der Reha“<br />
gewinnt das ärztliche Gutachten immer mehr<br />
an Gewicht. Geprüft werden im Antragsverfahren<br />
Rehabilitationsbedarf, Rehabilitationsfähigkeit,<br />
Rehabilitationspotential, Rehabilitationsprognose<br />
und Rehabilitationsziel.<br />
Zu diesen vom Medizinischen Dienst der<br />
Krankenkassen (MDK) aufgestellten Prüfungskriterien<br />
sollte das ärztliche Gutachten<br />
Stellung nehmen.<br />
Wunsch- und Wahlrecht<br />
Der Gesetzgeber verlangt vom Kostenträger,<br />
die berechtigten Wünsche des Versicherten<br />
zu berücksichtigen. Informieren Sie sich vor<br />
Beantragung der Maßnahme rechtzeitig darüber,<br />
welche Rehabilitationsklinik Ihre Erkrankung<br />
behandelt und Ihren sonstigen Wünschen<br />
nach Lage, Ausstattung und Service<br />
entspricht. Eine Übersicht von Rehakliniken<br />
finden Sie in unserem umfangreichen Nachschlagewerk<br />
„Rehabilitationskliniken stellen<br />
sich vor“ oder auf unserem Internetauftritt<br />
unter www.arbeitskreis-gesundheit.de.<br />
MGM Seite 24<br />
Richten Sie Ihr Augenmerk besonders darauf,<br />
dass die ausgewählte Klinik von unabhängiger<br />
Stelle zertifiziert wurde und somit nach<br />
hohen, regelmäßig überprüften Qualitätsstandards<br />
therapiert. Informationen hierüber<br />
erhalten Sie entweder über die Homepage<br />
der Klinik im Internet oder durch einen einfachen<br />
Anruf bei der Klinik.<br />
Ablehnung – wie weiter<br />
Die Ablehnung ergeht als schriftlicher Bescheid.<br />
Gegen diesen Bescheid muss in aller<br />
Regel in einer Frist von einem Monat ab Erhalt<br />
schriftlich Widerspruch eingelegt werden.<br />
An wen der Widerspruch zu richten ist, können<br />
Sie der Rechtsbehelfsbelehrung der Ablehnung<br />
entnehmen. Sie finden sie meist am<br />
Ende des Schreibens. Wichtig: Nur ein rechzeitiger<br />
Widerspruch verhindert den rechtskräftigen<br />
Abschluss des Antragsverfahrens.<br />
Einen Widerspruch müssen Sie begründen.<br />
Bei der Begründing sollten Sie wiederum die<br />
Hilfe des verordnenden Arztes in Anspruch<br />
nehmen. So werden Rehamaßnahmen beispielsweise<br />
oft „nach Aktenlage“ abgelehnt.<br />
Das bedeutet, das der Kostenträger nur da-<br />
Indikationen für medizinische Reha<br />
Allergien<br />
Atemwegs-Erkrankungen<br />
Augenkrankheiten<br />
Erkrankungen des Bewegungsapparates (Orthopädie)<br />
Erkrankungen der Verdauungsorgane<br />
Essstörungen (Adipositas, Anorexia nervosa,<br />
Bulimie)<br />
Gefäßkrankheiten<br />
Geriatrie<br />
Gerinnungsstörungen (Hämostaseologie)<br />
Gynäkologische Erkrankungen<br />
Harnwegserkrankungen (Urologie)<br />
Hautkrankheiten<br />
Herz- und Kreislauferkrankungen<br />
Krebserkrankungen (Onkologie)<br />
Mutter-Kind-Maßnahmen<br />
Neurologie<br />
Pädiatrie<br />
Psychische Erkrankungen (Psychiatrie)<br />
Psychosomatische Erkrankungen<br />
Rheumatische Erkrankungen<br />
Sprach-, Sprech-, Stimm- und Hörstörungen<br />
Stoffwechselerkrankungen und Endokrinopathien<br />
Suchtkrankheiten
nach entscheidet, was im Antrag und dem<br />
Arztgutachten steht. Oft ist es aber sinnvoll,<br />
dass ein Arzt vom ärztlichen Dienst der Krankenkassen<br />
(MDK) mit dem Patienten direkt<br />
spricht und ihn untersucht. Während dieser<br />
Vorstellung beim ärztlichen Dienst haben Sie<br />
nochmals die Gelegenheit, die Dringlichkeit<br />
und Notwendigkeit der Behandlung zu schildern.<br />
In diesem Fall ist eine Vorstellung beim<br />
ärztlichen Dienst häufig sinnvoll. In vielen Fäl-<br />
REHA<br />
len bekommen Sie schon auf Grund Ihres Widerspruchs<br />
die Rehabilitationsmaßnahme.<br />
Für den Fall, dass der Kostenträger auch nach<br />
Widerspruch die beantragte Maßnahme ablehnt,<br />
steht die Möglichkeit der Klage zum Sozialgericht<br />
offen. Auch hier ist eine Frist von<br />
einem Monat ab Bekanntgabe des Widerspruchsbescheides<br />
einzuhalten. Das zuständige<br />
Gericht finden Sie in der Rechtsbehelfsbelehrung.<br />
Gerichtskosten fallen vor dem So-<br />
„Ich konnte das Essen<br />
nicht mehr kontrollieren“<br />
Mehr als 160 Kilo hatte Joachim Werner abgenommen, als er Ende 2008 nach<br />
neun Monaten das Zentrum für Essstörungen der MediClin Seepark im<br />
niedersächsischen Bad Bodenteich verließ. Heute wiegt der 2,07 Meter große<br />
Schleswig-Holsteiner etwa 135 Kilo. Weitere wird er verlieren, wenn die<br />
über schüssige Haut an Bauch und Beinen entfernt wird. Für den 40jährigen<br />
ist es das hoffnungsvolle Ende eines steinigen Weges.<br />
Herr Werner, in Ihrer schwersten<br />
Zeit wogen Sie knapp 300<br />
Kilogramm. Wie kam es dazu?<br />
Joachim Werner: Das war ein schleichender<br />
Prozess. Eigentlich war ich schon immer<br />
ein bisschen korpulenter. Mit 18 Jahren wog<br />
ich 100, 120 Kilo. Hätte ich das gehalten, wäre<br />
es okay gewesen. Aber es wurde immer<br />
mehr. Eine Mahlzeit, bestehend aus neun<br />
Bratwürsten und drei Portionen Bratkartoffeln,<br />
war keine Seltenheit. Bei mir hatte es<br />
auch viel mit Trauer zu tun, mein Vater war ein<br />
paar Jahre zuvor verstorben. Kummer, Einsamkeit<br />
und Stress waren die Auslöser für<br />
meine Krankheit. Irgendwann konnte ich das<br />
Essen nicht mehr kontrollieren.<br />
Mit welchen Mitteln wurde Ihre<br />
Adipositas behandelt?<br />
Werner: Im März 2008 wurde mir im Uniklinikum<br />
Hamburg-Eppendorf ein Stück des Magens<br />
entfernt. Anfang April 2008 kam ich in<br />
die MediClin Seepark Klinik in Bad Bodenteich.<br />
Die ersten Wochen waren schwer, ich litt unter<br />
Übelkeit und hatte durch das lange Liegen<br />
Kreislaufprobleme. <strong>Mein</strong> Physiotherapeut hatte<br />
das richtige Maß, mich voranzutreiben und<br />
Reha-Nachsorge per Internet<br />
Immer mehr Deutsche nutzen das Internet. Auch in<br />
der Medizin lässt sich das Medium bei der Betreuung<br />
einsetzen. Im März <strong>2009</strong> wurde auf dem Rehabilitationswissenschaftlichen<br />
Kolloquium in Münster ein<br />
Reha-Nachsorgekonzept per Internet vorgestellt. Eine<br />
solche Betreuung hat im Alltag durchaus Vorteile:<br />
Teilnehmer können sich ihre Zeit frei einteilen und<br />
selbst entscheiden, wann sie einen Seminarteil durch-<br />
gleichzeitig Rücksicht zu nehmen. Wir hatten<br />
ein spezielles Fahrrad-Ergometer, mit dem ich<br />
im Liegen trainieren konnte, um Muskeln in<br />
den Beinen aufzubauen. Außerdem gab es<br />
Bewegungstherapie, Kunsttherapie und autogenes<br />
Training. Als ich mich im Schwergewichts-Rollstuhl<br />
fortbewegen konnte, habe<br />
ich auch an den psychotherapeutischen Gesprächsrunden<br />
in der Klinik teilgenommen. In<br />
diesem Jahr wird mir in mehreren Operationen<br />
die überschüssige Haut an Bauch und Beinen<br />
entfernt werden. Danach habe ich vor,<br />
noch mal für einige Wochen in die Klinik zu<br />
kommen.<br />
Wie hat die Zeit in der Klinik<br />
Sie verändert?<br />
Werner: Zuerst einmal wiege ich jetzt ungefähr<br />
135 Kilo statt 300. <strong>Mein</strong> Traum wären 115<br />
bis 120 Kilo, immerhin bin ich über zwei Meter<br />
groß. Nach der Entfernung der überschüssigen<br />
Haut will ich das erreichen. Auch<br />
innerlich habe ich mich verändert. Einer meiner<br />
Pfleger in der Klinik notierte, wie ich mich<br />
entwickelt habe. Anfangs schrieb er: Er ist<br />
sehr still, redet nicht, nimmt nicht am Leben<br />
teil. Durch die Krankheit habe ich mich mehr<br />
führen. Auch örtlich sind sie flexibel, sie brauchen lediglich<br />
einen Computer mit Internetanschluss. Darüber<br />
hinaus entfallen Fahrzeiten und Reisekosten.<br />
Den persönlichen Kontakt ersetzt das Medium sicher<br />
nicht. Doch als ein weiterer Baustein in der Nachsorge<br />
scheint dieser Weg interessant.<br />
Zurzeit laufen verschiedene Untersuchungen dazu,<br />
wie internetbasierte Nachbetreuung bei den Patien-<br />
MGM Seite 25<br />
zialgericht nicht an. Außerdem gehen die Gutachter-<br />
und Sachverständigenkosten in der Regel<br />
zu Lasten der Staatskasse.<br />
Anwaltszwang besteht in der ersten und zweiten<br />
Instanz vor dem Sozialgericht nicht. Dennoch<br />
empfiehlt sich eine Vertretung durch einen<br />
Rechtsanwalt. Die Anwaltskosten gehen<br />
jedoch zu Ihren Lasten, sofern Sie den Prozess<br />
verlieren und nicht über eine Rechtschutzversicherung<br />
verfügen.<br />
und mehr zurückgezogen und keine Gefühle<br />
zugelassen. Ich hatte Angst und war depressiv.<br />
Zu den Schwestern und Pflegern habe ich<br />
zunächst nur das Nötigste gesagt. Als ich die<br />
Klinik verließ, notierte der Pfleger: Lacht viel<br />
und ist gern in Gesellschaft.<br />
Was war – außer den Therapien – in<br />
der Klinik für Sie besonders wichtig?<br />
Werner: Dort gibt es zum Beispiel ausreichend<br />
große Betten und Duschen, einen Hebekran<br />
oder Toiletten, die etwas höher angebracht<br />
sind. Knapp zwei Jahre konnte ich mich<br />
zuhause nicht mehr richtig waschen. In der<br />
Klinik gibt es einen Deckenlift, der über Schienen<br />
an der Decke läuft, und der mich in die<br />
Dusche hob. Es war sehr schön, als ich mich<br />
das erste Mal wieder selbstständig duschen<br />
konnte. Und ich konnte mich in einem speziellen<br />
Bett mit einer integrierten Waage wiegen.<br />
Zu Beginn meiner Rehabilitation habe ich<br />
dieses Bett komplett ausgefüllt. Heute könnte<br />
locker eine zweite Person daneben liegen.<br />
Was haben Sie sich für die<br />
Zukunft vorgenommen?<br />
Werner: Früher habe ich in unserem Familienbetrieb<br />
vieles allein gemacht. <strong>Mein</strong>e Mutter<br />
und meine Schwester wollte ich aus allem<br />
heraushalten, wir haben wenig miteinander<br />
geredet. Das haben wir jetzt geändert. Die Ernährung<br />
wird umgestellt, es gibt regelmäßiges<br />
Essen morgens, mittags und abends zu<br />
festen Zeiten. Und wir wollen in Gesellschaft<br />
essen, nicht mehr allein. Sportlich gesehen<br />
will ich auf jeden Fall mit dem Walken weitermachen.<br />
Und ich werde wieder angeln gehen,<br />
auch wenn das kein anstrengender Sport<br />
ist. Ich will langsam anfangen, etwas spazieren<br />
gehen, vielleicht wieder Fahrrad fahren.<br />
ten ankommt. So unterstützt beispielsweise der Verein<br />
zur Förderung der Rehabilitationsforschung in<br />
Schleswig-Holstein finanziell ein Projekt, das ein solches<br />
Nachsorgeprogramm für Patienten mit Adipositas<br />
im Anschluss an eine stationäre psychosomatische<br />
Rehabilitation anbietet.<br />
Mitmachprogramme<br />
im Internet erreichen<br />
viele Menschen
Erholsamer Schlaf zählt zu den wichtigsten Voraussetzungen für unsere<br />
<strong>Gesundheit</strong>. Dennoch: Nacht für Nacht wälzen sich Millionen von Menschen<br />
ruhelos in ihren Betten und fühlen sich am nächsten Morgen müde und<br />
gerädert. Experten sagen, dass bis zu 90 % aller Schlafprobleme „seelisch“<br />
bedingt sind. Bereits alltäglicher Kummer oder auch Begeisterung können uns<br />
innerlich derart „aufwühlen“, dass sich vorübergehend kein Schlaf einstellen<br />
will. Schon der französische Arzt Paul-Antoine Dubois (1795-1871) schrieb:<br />
„Der Schlaf ist wie eine Taube: Streckt man die Hand ruhig aus, setzt sie sich<br />
darauf; greift man nach ihr, fliegt sie fort.“<br />
Der Griff zur Schlaftablette erscheint oft<br />
als einzige Lösung, um wieder ruhig schlafen<br />
zu können. Doch es geht auch anders,<br />
gesünder! „Wenn Sie mehr über den<br />
Schlaf wissen, verlieren die Nächte ihren<br />
Schrecken“, sagt Prof. Dr. Jürgen Zulley,<br />
ein anerkannter Schlafforscher.<br />
Gerade in der Einschlafphase sind wir davon<br />
beeinflusst, mit welchen Gedanken<br />
und Stimmungen wir ins Bett gehen. Unsere<br />
Gedanken können Gefühle wie<br />
Angst, Trauer, Wut, aber auch Freude auslösen,<br />
die dann wiederum den Körper aktivieren.<br />
Der durch Gefühle „aufgewühlte“<br />
Körper findet oft erst mit einiger Verzögerung<br />
erschöpft in den Schlaf.<br />
Das Einschlafen erfolgt über mehrere Stufen<br />
der „Versenkung“, die wir nicht bewusst<br />
miterleben. Bei einer dieser Stufen<br />
WISSEN<br />
Schlafen Sie gut<br />
kann es passieren, dass wir erleben, wie<br />
unser Körper einen Traumgedanken so<br />
„mitlebt“, dass wir von der „ruckartigen“<br />
Muskelbewegung erwachen. Beim Einschlafen<br />
kann es also bei stärkeren äußeren<br />
oder inneren Reizen zu reflektorischen<br />
Muskel-“Zuckungen“ kommen - besonders<br />
nach einem stressigen Tag oder nach<br />
einer „gespannten“ Abendgestaltung (belastende<br />
Filme, Streit, usw.).<br />
Wenn sich das Gehirn mehr und mehr von<br />
den Außenreizen distanziert hat, folgen<br />
die erste Tiefschlafphase und danach ein<br />
stetiger Wechsel von tiefen und flachen<br />
Schlafphasen. Die Länge der jeweiligen<br />
Phasen ist altersabhängig.<br />
Die Erforschung des Tiefschlafes bestätigte,<br />
dass sich in diesen Phasen besonders<br />
der Körper erholt, stärkt, sich gegen<br />
MGM Seite 26<br />
Ausreichend Schlaf<br />
erhält die <strong>Gesundheit</strong><br />
Krankheiten wehrt und z. B. Kinder mit<br />
„Wachstumsimpulsen“ versorgt. Tiefschlaf-„Mangel“<br />
führt zu einer allgemeinen<br />
körperlichen Schwächung – auch des<br />
Immunsystems. Gerade diese Tatsache<br />
macht den Schlaf so bedeutend für die <strong>Gesundheit</strong>.<br />
Nur der Schlaf in der Nacht und<br />
in einem regelmäßigen Rhythmus ermöglicht<br />
Tiefschlaf von guter Qualität. Deshalb<br />
leiden Menschen in Schichtarbeit oft<br />
unter einer mangelnden Erholung durch<br />
Schlaf.<br />
Was im Schlaf passiert<br />
Wir haben also jede Nacht einen natürlichen<br />
Wechsel von tiefem und flachem<br />
Schlaf. Der „leichte“ Schlaf, aus dem wir<br />
schneller aufwachen können, z. B. durch<br />
Geräusche, Schmerzen oder Kälte (Schlafzimmertemperatur<br />
sollte nicht unter 16 °<br />
sinken), hat zu Unrecht einen schlechten<br />
Ruf. Er repräsentiert die Phasen, in denen<br />
wir träumen. Erinnern können wir uns allerdings<br />
nur an die Träume, aus denen wir<br />
erwachen.<br />
Nicht jeden Traum sollte man als Spiegel<br />
der Seele verstehen, der uns unsere tiefsten<br />
Wünsche und Ängste offenbart. Viele<br />
Träume sind lediglich Reaktionen auf Nervenreize,<br />
doch manche Träume handeln<br />
auch von unserer Lebenssituation. So berichten<br />
Krebspatienten in der frühen Phase<br />
ihrer Erkrankung häufig von Todes- bzw.<br />
Beerdigungsthemen in ihren Träumen. Diese<br />
Träume spiegeln nur die Nähe zu die-
sen Ängsten wieder und sind nicht etwa<br />
„Vorboten des Todes“. Es ist eher ein Zeichen<br />
psychischer Stärke, wenn bei einem<br />
Menschen diese Ängste bewusst werden<br />
dürfen, denn nur so können wir sie verarbeiten.<br />
So sehr wir uns nur „schöne“ Träume wünschen<br />
– wir dürfen nicht vergessen, dass<br />
Träume eine „reinigende“, verarbeitende<br />
und psychisch stabilisierende Wirkung haben,<br />
auch im Hinblick auf unsere „belastenden“<br />
Lebenserfahrungen.<br />
Besser schlafen<br />
Ablenkung z. B. durch Bücher, beruhigende<br />
Musik oder Entspannungsübungen ist<br />
bei Einschlafstörungen hilfreich. Komplizierter<br />
zu ergründen sind die Durchschlafstörungen.<br />
Neben Umweltfaktoren<br />
(Lärm, Temperatur, Matratzenqualität, Alkoholgenuss)<br />
und körperlichen Ursachen<br />
(Schmerzen, Schnarchen, Stoffwechselstörungen,<br />
Herz-Kreislauferkrankungen)<br />
seien aus psychologischer Sicht zwei der<br />
häufigsten Gründe für hartnäckige Durchschlafstörungen<br />
genannt - die „versteckte<br />
Trauer“ und die „versteckte Angst“.<br />
Eine Frau, Mutter von zwei erwachsenen<br />
Kindern, meldete sich mit Durchschlafstörungen,<br />
die genau seit einem halben<br />
Jahr bestanden. Ärztliche Untersuchungen<br />
ergaben keine körperlichen Auffälligkeiten.<br />
So wurde sie jeweils am Ende der<br />
Untersuchungen von den Ärzten befragt,<br />
ob sie Stress, Probleme oder Sorgen hätte.<br />
Immer wieder bestätigte sie, dass sie<br />
eine glückliche Ehefrau, geschätzte Kollegin<br />
und stolze Mutter sei. Dann aber<br />
stellte sich heraus, dass beide Kinder ein<br />
halbes Jahr zuvor den Haushalt verlassen<br />
hatten, um zu studieren. Diesen „Abschied“<br />
und das daraus resultierende „Gefühl<br />
der Trauer“ hatte die Frau noch nicht<br />
verarbeitet.<br />
Eine andere Frau hörte im Halbschlaf ein<br />
eigenartiges „Knistern“ und dachte zunächst<br />
an die großen Bäume vor dem<br />
Fenster. Doch sie hatte die teuren Sonnenschirme<br />
auf der Terrasse gelassen! In<br />
der Sorge um die Schirme wurde sie richtig<br />
wach und sah, dass nicht ein Sturm die<br />
Bäume „schüttelte“, sondern dass ein nahe<br />
liegender Bauernhof lichterloh brannte.<br />
In der Folgezeit stellten sich bei ihr, besonders<br />
bei stürmischem Wetter, Durchschlafstörungen<br />
ein. Die Fragen der Ärzte<br />
nach Sorgen und Stress verneinte sie,<br />
und auch körperliche Ursachen konnten<br />
nicht gefunden werden. Was war passiert?<br />
Im „Unterbewusstsein“ hatte sich<br />
WISSEN<br />
das „Knistern“ als „gefährliches“ Geräusch<br />
eingeprägt, und immer, wenn die<br />
Bäume vor dem Fenster in stürmischer<br />
Nacht „knisterten“, wurde ihr Schlaf – infolge<br />
ihrer „versteckten Angst“ unruhiger.<br />
Ganz ausdrücklich muss darauf hingewiesen<br />
werden, dass in beiden Fällen erst<br />
das klärende Gespräch („sprechende Medizin“)<br />
das Mittel der Wahl war, um die<br />
Schlafstörungen wieder ganz zurückzudrängen.<br />
Beide Patientinnen nahmen auch<br />
seit mehreren Monaten „Schlaftabletten“<br />
und ihre Versuche, diese Mittel abzusetzen,<br />
schlugen fehl.<br />
Wichtig zu wissen ist, dass einige Schlafmittel<br />
massiv in das Schlafgeschehen einwirken<br />
können. Sie verkürzen den Tiefschlaf<br />
und das Träumen, so dass sich die<br />
Qualität der körperlichen, seelischen und<br />
geistigen Erholung verringert.<br />
Wenn Menschen nach längerer Einnahme<br />
von Schlafmitteln das Medikament<br />
absetzen, kommt es nicht selten vor, dass<br />
sie mehrere Nächte hintereinander von<br />
„schweren Alpträumen“ belastet werden,<br />
die so zu einem sehr unruhigen<br />
Schlaf führen. Der Entzug sollte daher nur<br />
mit Hilfe eines Arztes erfolgen und durch<br />
biologische Alternativen abgemildert werden.<br />
Schlaf verändert sich<br />
Übrigens: Der Schlaf im Alter wird als besonders<br />
„leicht“ empfunden („habe die<br />
ganze Nacht kein Auge zu gemacht“). Das<br />
ist absolut normal, denn 50 % des Gesamtschlafes<br />
einer Nacht verbringt der Erwachsene<br />
in flachen Schlafphasen, die bei<br />
alten Menschen sogar noch weiter zunehmen.<br />
Dadurch entsteht der Eindruck,<br />
„man habe die ganze Nacht gegrübelt“, oft<br />
sind es dann aber nur lebensnahe Träume<br />
gewesen.<br />
Schließlich sei noch betont, dass unsere<br />
Ernährungsgewohnheiten einen weitaus<br />
größeren Einfluss auf die Schlaffähigkeit<br />
nehmen, als wir allgemein ahnen. Wir, das<br />
vernetzte Wesen aus Körper, Geist und<br />
Seele, reagieren hoch sensibel auf Unterlassungssünden<br />
hinsichtlich der Versorgung<br />
mit wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen.<br />
Diese Informationen zu geben und die daraus<br />
folgenden diagnostischen und therapeutischen<br />
Schritte einzuleiten – das ist<br />
im Rahmen einer üblichen Haus- oder<br />
Facharztpraxis oft nicht zu gewährleisten.<br />
MGM Seite 27<br />
Deshalb empfiehlt sich die Behandlung<br />
im Rahmen eines stationären Heilverfahrens.<br />
Die fachliche Vielfalt, die diagnostischen<br />
Möglichkeiten zur Nacht, das Vorhalten<br />
psychologischer Berater und die<br />
umfangreichen Informationen zu Themen<br />
der <strong>Gesundheit</strong> ermöglichen erst die ganzheitliche<br />
medizinische Betreuung des Patienten.<br />
So können eine Chronifizierung<br />
von Schlafstörungen und die damit verbundene<br />
Verschlechterung der Lebensqualität<br />
abgewendet werden. Wie sagte<br />
eine 53- jährige Schulsekretärin nach ihrem<br />
Reha-Aufenthalt: „Ich hatte mir bezüglich<br />
meiner langjährigen Schlafstörungen<br />
keine Hoffnung gemacht und habe<br />
sogar überlegt, das vom Hausarzt empfohlene<br />
„Heilverfahren“ wieder abzusagen.<br />
Heute bin ich froh, das nicht getan<br />
zu haben, denn meine Schlafqualität hat<br />
sich deutlich verbessert. Allerdings musste<br />
ich dafür auch meine bisherigen Einstellungen<br />
und Gewohnheiten hinterfragen<br />
und bereit sein für Veränderungen“.<br />
Die eigene entspannte Einstellung zum<br />
Schlaf ist und bleibt die beste Voraussetzung,<br />
wirklich schlafen zu können. Im Zeitalter<br />
der „Perfektion“ müssen wir akzeptieren<br />
lernen, dass auch unser Schlaf natürlichen<br />
Schwankungen unterliegt.<br />
Autoren: Uta Reichhold und Hans Günter Nobis, Ltd. Dipl.- Psychologe am<br />
MEDIAN Klinikum für Rehabilitation Bad Salzuflen www.median-kliniken.de
„Ich kenne manches Bad, aber noch nirgends<br />
habe ich so mannigfache Gegenden um einen<br />
Ort vereinigt gefunden.“ schrieb der Komponist<br />
Carl Maria von Weber über Baden-Baden.<br />
Denn so unterschiedlich wie die Kurorte der<br />
Region sind auch die Landschaften zwischen<br />
Schwarzwald und Bodensee. Sattgrüne Wälder<br />
wechseln mit sanfthügeligen Weinbergen,<br />
bevor im Süden der Bodensee mediterrane<br />
Stimmung erzeugt. Das perfekte Ambiente,<br />
um nach einer Krankheit oder Operation wieder<br />
zur vollen Vitalität und Arbeitskraft zurückzufinden.<br />
„Sanus per aquam -Gesund durch Wasser!“<br />
-schon die Römer wussten um die heilende<br />
Kraft von Heil- und Thermalquellen. Am Rande<br />
des Schwarzwalds bauten sie um 70 n. Ch.<br />
eine Stadt, die sie „Aquae“ nannten, was soviel<br />
wie „die Wasser“ oder „die Bäder“ bedeutet<br />
– das heutige Baden-Baden. Dort wurden<br />
im 19. Jahrhundert bei Bauarbeiten beeindruckende<br />
Ruinen römischer Bäder entdeckt,<br />
die heute als Museum von einer frühen<br />
Form der Bäderkultur zeugen. Bis zum<br />
Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich Baden-<br />
Baden zum mondänen Kurort, zur „Sommerhauptstadt<br />
Europas“ entwickelt, in der sich<br />
die kulturelle und politische Elite traf.<br />
REISE<br />
Gesund durch Wasser<br />
Die Bäderregion Schwarzwald-Bodensee<br />
In keinem Bundesland liegen Heilquellen so dicht beieinander wie in Baden-<br />
Württemberg. Rund 60 Kurorte und Heilbäder vereint der Südwesten Deutschlands,<br />
die Vielfalt der angebotenen Rehabilitationsmaßnahmen ist groß.<br />
Foto: www.bodensee.eu<br />
Insel Mainau/Bodensee<br />
Heute stehen für die Patienten in den Rehaeinrichtungen<br />
andere Ziele im Vordergrund:<br />
das Wiederherstellen ihrer Vitalität nach Krankheit<br />
oder Unfall, oder den Umgang mit einer<br />
chronischen Erkrankung zu erlernen. Das Rezept<br />
dafür lautet oftmals Heilung durch Bewegung<br />
und Entspannung. Die vielfältige<br />
Landschaft der Schwarzwaldregion lädt zu<br />
sportlichen Aktivitäten wie Radfahren und<br />
Wandern ein. Das Mittelgebirgsklima und die<br />
Heilung durch Bewegung und Entspannung: Wandern, Radfahren, Schwimmen<br />
MGM Seite 28<br />
Foto: www.bodensee.eu<br />
Foto: Ingo Dörr<br />
reine Luft bieten auch im Winter ideale Bedingungen<br />
tief durchzuatmen und neue Kraft<br />
zu schöpfen.<br />
Besonders reizvoll sind die traditionsreichen<br />
Orte rund um den Bodensee wie Meersburg<br />
und Konstanz oder Überlingen, das einzig<br />
staatlich anerkannte Kneippheilbad in Baden-<br />
Württemberg, direkt am Bodensee gelegen.<br />
Die Kurpark-Klinik in Überlingen ist spezialisiert<br />
auf ernährungs- und stoffwechselabhängige<br />
Erkrankungen wie Übergewicht oder<br />
Diabetes mellitus Typ 2. Besonderes Augenmerk<br />
legen Ärzte und Therapeuten darauf, Patienten<br />
als ganze Menschen in ihren körperlichen,<br />
seelischen, geistigen und sozialen Bezügen<br />
zu erfassen. Dabei geht es auch ganz<br />
praktisch zu. In der Lehrküche des Hauses lernen<br />
Patienten eine moderne Vollwerternährung<br />
kennen, in der auch regionale Produkte<br />
wie z.B. typische Bodenseefische zubereitet<br />
werden.<br />
Münster in<br />
Überlingen
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und eine Begleitperson. Mit ein bisschen<br />
Glück können Sie den wunderschönen Bodensee<br />
genießen. In der Kurpark-Klinik Überlingen<br />
stehen Ihnen – je nach Verfügbarkeit –<br />
vielfältige Angebote und Anwendungen zur<br />
Verfügung, wie Thai Chi, Autogenes Training<br />
oder ein Kochkurs.<br />
Reha- und Vorsorgekliniken in der Region Schwarzwald-Bodensee<br />
AHK Klinik Wilhelmsheim, 71570 Oppenweiler, Telefon (07193) 52-0, www.wilhelmsheim.de<br />
DE´IGNIS Fachklinik gGmbH, 72227 Egenhausen,Telefon (07453) 9391-0, www.deignis.de<br />
Klinik Hohenfreudenstadt, 72250 Freudenstadt, Telefon (07441) 534-0,<br />
www.klinik-hohenfreudenstadt.de<br />
SRH <strong>Gesundheit</strong>szentrum Bad Wimpfen GmbH, 74206 Bad Wimpfen, Telefon (07063) 52-0,<br />
www.srh.de<br />
Rosentrittklinik, 74906 Bad Rappenau, Telefon (07264) 83-0, www.rosentrittklinik.de<br />
Salinen Klinik, 74906 Bad Rappenau, Telefon (07264) 82-0, www.salinenklinik.de<br />
Stimmheilzentrum Bad Rappenau, 74906 Bad Rappenau, Telefon (07264) 808-0,<br />
www.stimmheilzentrum.de<br />
Neurologisches Rehazentrum Quellenhof, 75323 Bad Wildbad, Tel: (07081) 173-0,<br />
www.quellenhof.de<br />
Psychosomatische Fachklinik Schömberg GmbH, 75328 Schömberg, Telefon (07084) 50-0,<br />
www.klinik-schoemberg.de<br />
Waldklinik Dobel, 75335 Dobel, Telefon (07083) 747-0, www.ruland-kliniken.de<br />
Fachklinik Falkenburg, 76332 Bad Herrenalb, Telefon (07083) 926-0,<br />
www.ruland-kliniken.de<br />
Klinik Bad Herrenalb GmbH, 76332 Bad Herrenalb, Telefon (07083) 509-0,<br />
www.klinik-bad-herrenalb.de<br />
Fachklinik Waldbronn, 76337 Waldbronn, Telefon (07243) 603-0, www.ruland-kliniken.de<br />
Rehabilitationsklinik Höhenblick, 76530 Baden-Baden, Tel: (07221) 909-0,<br />
www.rehaklinik-hoehenblick.de<br />
MediClin Reha-Zentrum Gernsbach, 76593 Gernsbach, Telefon (07224) 992-0,<br />
www.mediclin.de/gernsbach<br />
Gotthard-Schettler-Klinik, 76669 Bad Schönborn, Telefon (07253) 801-0,<br />
www.gotthard-schettler-klinik.de<br />
mikina Kureinrichtung Betriebs GmbH, 76669 Bad Schönborn, Tel. (07253) 933-0,<br />
www.mikina.de<br />
Sigmund Weil Klinik, 76669 Bad Schönborn, Telefon (07253) 85-0,<br />
www.sigmund-weil-klinik.de<br />
Edith-Stein-Fachklinik, 76887 Bad Bergzabern, Telefon (06343) 949-0, www.reha-bza.de<br />
Klinik Kinzigtal, 77723 Gengenbach, Telefon (07803) 808-0, www.klinik-kinzigtal.de<br />
Fachklinik für psychische Erkrankungen Ortenau, 77736 Zell am Harmersbach,<br />
Tel. (07835) 785-0, www.klinik-ortenau.de<br />
MediClin Schlüsselbad Klinik, 77740 Bad Peterstal-Griesbach, Telefon (07806) 86-0,<br />
www.mediclin.de<br />
MediClin Staufenburg Klinik, 77770 Durbach, Telefon (0781) 473-0,<br />
www.staufenburg-klinik.de<br />
Rehabilitationsklinik Klausenbach, 77787 Nordrach, Tel: (07838) 82-0,<br />
www.rehaklinik-klausenbach.de<br />
Winkelwaldklinik Nordrach, 77787 Nordrach, Telefon (07838) 83-0, www.winkelwaldklinik.de<br />
Espan-Klinik, 78073 Bad Dürrheim, Telefon (07726) 65-0, www.espan-klinik.de<br />
Hänslehof, 78073 Bad Dürrheim, Tel. (07726) 667-0, www.haenslehof.de<br />
Klinik Limberger, 78073 Bad Dürrheim, Telefon (07726) 664-0, www.kurklinik-limberger.de<br />
Waldeck Klinik, 78073 Bad Dürrheim, Telefon (0180) 500 6945 119, www.klinik-waldeck.com<br />
MediClin Albert Schweitzer Klinik, 78126 Königsfeld, Telefon (07725) 96-2234,<br />
www.albert-schweitzer-klinik.de<br />
MediClin Baar Klinik, Telefon (07725) 96-2411, www.baar-klinik.de<br />
Katharinenhöhe, 78141 Schönwald, Telefon (07723) 6503-0, www.katharinenhoehe.de<br />
MGM Seite 29<br />
-<br />
Und so wird’s gemacht:<br />
Beantworten Sie die Frage auf der vorbereiteten<br />
Postkarte auf den Seiten 15/16,<br />
füllen Sie die Karte vollständig aus – bitte<br />
den Absender nicht vergessen – und senden<br />
Sie sie an den <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong>.<br />
Einsendeschluss: 01.10.<strong>2009</strong>!<br />
Viel Glück!<br />
Rehabilitationsklinik Sonnhalde, 78166 Donaueschingen, Telefon: (0771) 852-0,<br />
www.rehaklinik-sonnhalde.de<br />
Hegau-Jugendwerk GmbH, 78262 Gailingen, Telefon (07734) 939-271,<br />
www.hegau-jugendwerk.de<br />
Mooswaldklinik, 79111 Freiburg, Telefon (0761) 4789-0, www.mooswaldklinik.de<br />
Klinik für onkologische Rehabilitation und Nachsorge der Klinik für Tumorbiologie<br />
Freiburg, 79106 Freiburg, Telefon (0761) 206-01, www.tumorbio.uni-freiburg.de<br />
BREISGAU-KLINIK, 79189 Bad Krozingen, Telefon (07633) 401-0, www.breisgau-klinik.de<br />
Klinik Baden-Privatklinik, 79189 Bad Krozingen, Telefon (07633) 93-52,<br />
www.median-kliniken.de<br />
Klinik Lazariterhof, 79189 Bad Krozingen, Telefon (07633) 93-53, www.median-kliniken.de<br />
MEDIAN Klinik Geriatrie, 79189 Bad Krozingen, Tel.: (07633) 93-02, www.mediankliniken.de<br />
Schwarzwaldklinik Neurologie, 79189 Bad Krozingen, Telefon (07633) 93-01,<br />
www.median-kliniken.de<br />
Schwarzwaldklinik Orthopädie, 79189 Bad Krozingen, Telefon (07633) 93-02,<br />
www.median-kliniken.de<br />
Theresienklinik Bad Krozingen II, 79189 Bad Krozingen, Telefon (07633) 404-0,<br />
www.theresienklinik.de<br />
Eltern-Kind-Fachklinik Eichhof, 79263 Simonswald, Telefon (07683) 501-0,<br />
www.ak-familienhilfe.de<br />
Reha-Klinik Glotterbad, 79286 Glottertal, Tel: (07684) 809-0, www.rehaklinik-glotterbad.de<br />
Reha-Klinik Hausbaden, 79410 Badenweiler, Telefon (07632) 759-0,<br />
www.reha-klinik-hausbaden.de<br />
Rehabilitationsklinik Park-Therme, 79410 Badenweiler, Telefon (07632) 71-0,<br />
www.hamm-kliniken.de<br />
Markgräflerland-Klinik, 79415 Bad Bellingen, Telefon (07635) 318-0,<br />
www.markgraeflerland-klinik.de<br />
MediClin Seidel-Klinik, 79415 Bad Bellingen, Telefon (07635) 30-0, www.seidel-klinik.de<br />
Rehaklinik Sankt Marien, 79415 Bad Bellingen , Telefon (07635) 311-0,<br />
www.rehaklinik-sankt-marien.de<br />
Rehabilitationsklinik Birkenbuck, 79429 Malsburg-Marzell, Tel.: (07626) 902-110,<br />
www.rehaklinik-birkenbuck.de<br />
Hochrhein-Eggberg-Klinik, 79713 Bad Säckingen, Tel: (07761) 53-90,<br />
www.hochrhein-eggberg-klinik.de<br />
Kohlwald-Klinik, 79837 St. Blasien, Telefon (07672) 483-0, www.kohlwald-klinik.de<br />
WEISSENSTEIN-KLINIK, 79837 St. Blasien, Telefon (07672) 482-0,<br />
www.weissenstein-klinik.de<br />
Ziegelfeld-Klinik, 79837 St. Blasien, Telefon (07672) 999-0, www.ziegelfeld-klinik.de<br />
Földiklinik GmbH & Co. KG, 79856 Hinterzarten, Telefon (07652) 124-0, www.foeldiklinik.de<br />
St. Georg Vorsorge- und Rehabilitationskliniken, 79862 Höchenschwand,<br />
Telefon (07672) 411-0, www.porten.de<br />
ITZ Caritas-Haus Feldberg GmbH, 79868 Feldberg,Telefon (07676) 930-0,<br />
www.caritas-haus-feldberg.de<br />
Fachklinik Prinzregent Luitpold, 88175 Scheidegg, Telefon (08381) 896-0,<br />
www.klinikprinzregentluitpold.de<br />
Birkle-Klinik – Fachklinik für Innere Medizin und Orthopädie, 88662 Überlingen,<br />
Telefon (07551) 803-0, www.birkle-klinik.de<br />
Kurpark-Klinik, 88662 Überlingen, Telefon (07551) 806-0, www.kurpark-klinik.de
Herausgeber ist der „<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V.“,<br />
eine gemeinnützige Initiative von deutschen Reha-<br />
und Vorsorgeeinrichtungen. Das <strong>Magazin</strong> erscheint<br />
vier mal im Jahr mit einer Auflage von zur Zeit 52.000<br />
Exemplaren<br />
<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Gesundheit</strong> e.V.<br />
Gustav-Mahler-Str. 2, 04109 Leipzig<br />
Telefon: 0341 / 87059590, Fax: 0341 / 9800860<br />
E-Mail: info@arbeitskreis-gesundheit.de<br />
Internet: www.arbeitskreis-gesundheit.de<br />
www.rehaklinik.com<br />
Redaktion: Dr. Katja Flieger und<br />
Dr. Claudia Hoffmann,<br />
KonText<strong>Gesundheit</strong> GbR, Berlin<br />
Gestaltung: KNM Krammer Neue Medien GmbH,<br />
Düsseldorf<br />
Anzeigen: Krammer Verlag Düsseldorf AG<br />
Goethestraße 75, 40237 Düsseldorf<br />
Alke Schmeis (Telefon 0211/9149455)<br />
Druck: D+L Reichenberg GmbH, Bocholt<br />
Veröffentlichungen: Die Artikel zu medizinischen<br />
Themen ersetzen nicht den Besuch bei einem Arzt!<br />
AUSBLICKE<br />
MEIN GESUNDES MAGAZIN<br />
Ausgabe 3/<strong>2009</strong><br />
Die nächste Ausgabe von<br />
„<strong>Mein</strong> gesundes <strong>Magazin</strong>“ befasst<br />
sich mit dem Thema<br />
Erkrankungen des Bewegungsapparats.<br />
Titelthema:<br />
Verschleißerkrankungen wie Arthrose sind auch Ausdruck unserer<br />
Gesellschaft, in der die Menschen immer älter werden<br />
dürfen. Inzwischen hält die Medizin zahlreiche „Ersatzteile“ wie<br />
künstliche Hüften oder Knie bereit. Damit Patienten ihre neue<br />
Beweglichkeit genießen können, sind nach Operationen umfangreiche<br />
Rehabilitationsmaßnahmen notwendig.<br />
IMPRESSUM<br />
MEIN GESUNDES MAGAZIN<br />
MGM Seite 30<br />
Quelle: Fotolia
Effektiv<br />
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medizinische Kompetenz, therapeutische<br />
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erkrankte Menschen zu Experten ihrer<br />
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• Suchttherapie<br />
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Dank Reha<br />
zurück im Leben.<br />
Krankheiten, Behinderungen und Unfälle können jeden Menschen in jeder Lebensphase treffen. Solche<br />
Schicksalsschläge verändern alle Perspektiven von einem Tag auf den anderen. Probleme beim Verlust des<br />
Arbeitsplatzes, dem Einstieg oder der Rückkehr ins Erwerbsleben und erhebliche Einschnitte im Alltag sind<br />
oft die gravierenden Folgen. Hier hilft die Rehabilitation: Sie berücksichtigt von Anfang an alle Phasen des<br />
Krankheitsverlaufs, individuelle Stärken und Schwächen, unterschiedliche Bedürfnisse und Möglichkeiten<br />
der betroffenen Menschen. Um beste Ergebnisse zu erzielen, verzahnt sie frühzeitig medizinische, berufl iche<br />
und soziale Aspekte, erwägt Alternativen und parallele Entwicklungen.<br />
Am 12. September <strong>2009</strong> ist Reha-Tag.<br />
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Der 6. Deutsche Reha-Tag ist eine Gemeinschaftsinitiative von<br />
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