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Armutsbericht 2006 - bei der Arbeitnehmerkammer Bremen

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8<br />

Prekäre Beschäftigung<br />

nicht zu entdecken vermögen. Ähnlich zerstritten<br />

präsentieren sich schließlich auch die<br />

Werturteile, mit denen auf das Phänomen <strong>der</strong><br />

Armut eingegangen wird; von tiefer Scham<br />

über die zunehmende Diskrepanz zwischen<br />

Arm und Reich in den mo<strong>der</strong>nen Wissens-<br />

Gesellschaften, bis hin zur Propagierung einer<br />

›neuen, sittlich fundamentierten Bescheidenheit‹,<br />

reicht hier das Spektrum <strong>der</strong> Meinungen.<br />

Die Aufgabe <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer<br />

<strong>Bremen</strong> besteht nun gewiss nicht darin, Ordnung<br />

in diesen, auf vielen Ebenen liegenden,<br />

Meinungsstreit <strong>der</strong> Expertinnen und Experten<br />

zu bringen. Uns liegt auch nicht daran, das<br />

Thema ›Armut‹ um eine weitere Theorie zu<br />

bereichern. Unsere Aufgabe besteht vielmehr<br />

darin, über die Entwicklung <strong>der</strong> Armut in <strong>der</strong><br />

Unterweserregion zu berichten und da<strong>bei</strong> –<br />

hier liegt <strong>der</strong> Bezug zur gerade kurz umrissenen,<br />

konfliktbeladenen Debatte – einen Begriff<br />

von ›Armut‹ zugrunde zu legen, <strong>der</strong> für den<br />

Zusammenhang unserer Darstellung unbedingte<br />

Gültigkeit beanspruchen kann. Dieser<br />

Begriff ist seit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Grundsicherung<br />

für Ar<strong>bei</strong>tsuchende (›Hartz IV‹) im vergangenen<br />

Jahr und mit <strong>der</strong> Anhebung <strong>der</strong> Regelleistungen<br />

des Sozialgesetzbuches II (SGB II)<br />

in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n auf das Niveau in<br />

den alten Bundeslän<strong>der</strong>n gegeben: Damit<br />

existiert in <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland<br />

ein einheitliches Fürsorgeniveau für erwerbsfähige<br />

Hilfebedürftige und alle in ihrer<br />

Bedarfsgemeinschaft 2 lebenden Mitglie<strong>der</strong>.<br />

Die Armutsentwicklung in <strong>Bremen</strong><br />

Mit dem Inkrafttreten des SGB II im Jahre<br />

2005 wird Armut in ihrer Dimension und<br />

Schärfe noch deutlicher. Dies trifft auch auf<br />

2 Bedarfsgemeinschaft ist ein Begriff aus dem deutschen Recht<br />

<strong>der</strong> Grundsicherung für Ar<strong>bei</strong>tsuchende im Sozialgesetzbuch II.<br />

Dem Konstrukt <strong>der</strong> Bedarfsgemeinschaft liegt die Prämisse<br />

zugrunde, dass Personen, die beson<strong>der</strong>e persönliche o<strong>der</strong> verwandtschaftliche<br />

Beziehungen zueinan<strong>der</strong> haben und die in<br />

einem gemeinsamen Haushalt leben, sich in Notlagen gegenseitig<br />

materiell unterstützen und ihren Lebensunterhaltsbedarf<br />

gemeinsam decken. Daraus wird gefolgert, dass Angehörige<br />

einer solchen Bedarfsgemeinschaft weniger sozialstaatliche<br />

Hilfe benötigen als Personen, die nicht in einer solchen Gemeinschaft<br />

leben.<br />

die Situation am Ar<strong>bei</strong>tsmarkt zu und die<br />

betroffenen Familien. Obwohl durch die verän<strong>der</strong>ten<br />

Rahmenbedingungen ein Vergleich im<br />

Detail schwierig ist, lässt sich feststellen,<br />

dass die Armutsentwicklung weiter zunimmt.<br />

Da<strong>bei</strong> werden die beson<strong>der</strong>s hart betroffenen<br />

Problemgruppen deutlich sichtbar: Kin<strong>der</strong>,<br />

Frauen, Familien, Migrant/innen. Und auch im<br />

Verlauf <strong>der</strong> Entwicklung von 2005 auf <strong>2006</strong><br />

lässt sich eine Verschlechterung in <strong>Bremen</strong><br />

und Bremerhaven feststellen.<br />

So stieg die Zahl <strong>der</strong> Empfänger/innen von<br />

Ar<strong>bei</strong>tslosengeld II vom Juni 2005 bis Juni<br />

<strong>2006</strong> um mehr als 6.600 Personen im Land<br />

<strong>Bremen</strong> an.<br />

Im Juni <strong>2006</strong> gab es im Land <strong>Bremen</strong><br />

57.274 Bedarfsgemeinschaften im Alg-II-Bezug.<br />

Betroffen waren danach 102.464 Personen.<br />

Davon waren 27.499 Kin<strong>der</strong>. O<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s<br />

ausgedrückt: Drei von zehn Kin<strong>der</strong>n unter 15<br />

Jahren in <strong>der</strong> Stadt <strong>Bremen</strong> sind arm, sind auf<br />

Transferleistungen nach dem Alg II angewiesen.<br />

Beson<strong>der</strong>s dramatisch ist die Situation in<br />

Bremerhaven: Hier leben 40,2 Prozent <strong>der</strong> unter<br />

15-Jährigen in Armut – vier von zehn Kin<strong>der</strong>n.<br />

Nicht enthalten in diesen Zahlen sind die<br />

Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen, die in Familien leben,<br />

die Hilfe im Rahmen des SGB XII (Sozialhilfe)<br />

beziehen.<br />

Die Abkoppelung von <strong>Bremen</strong> und Bremerhaven<br />

vom Bundesdurchschnitt ist durch Hartz<br />

IV nicht gestoppt worden. Dies ergibt sich<br />

für <strong>Bremen</strong> auch im Vergleich mit an<strong>der</strong>en<br />

Großstädten. Hier belegt <strong>Bremen</strong> für <strong>2006</strong><br />

den 5. Rang mit 155 Alg-II-Empfänger/innen<br />

pro 1.000 Einwohnern. Bremerhaven führt<br />

die Liste <strong>der</strong> vom Magistrat festgelegten 11<br />

Benchmark-Städte mit 228 Alg-II-Empfänger/innen<br />

pro 1.000 Einwohnern an.<br />

Hilfebedürftig trotz Ar<strong>bei</strong>t<br />

Unter dem Schwerpunkt ›Hilfebedürftig trotz<br />

Ar<strong>bei</strong>t‹ setzen wir uns in unserem Bericht mit<br />

diesem neuen, einheitlichen Niveau für Hilfebedürftige<br />

auseinan<strong>der</strong>:<br />

Expert/innen <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer<br />

<strong>Bremen</strong> untersuchen Stand und Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Hilfebedürftigkeit in <strong>Bremen</strong> und<br />

Bremerhaven, setzen sich im Rahmen

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