Armutsbericht 2006 - bei der Arbeitnehmerkammer Bremen
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30<br />
Hilfebedürftig trotz Ar<strong>bei</strong>t<br />
4. Durchschnittlich abzusetzen<strong>der</strong> Betrag<br />
nach § 82 Abs. 3 SGB XII<br />
Als erhöhendes ›Einkommen‹ des Lohnabstandshaushalt<br />
ist schließlich noch ein durchschnittlich<br />
abzusetzen<strong>der</strong> Betrag nach § 82<br />
Abs. 3 SGB XII (Absetzbetrag für Erwerbseinkommen)<br />
zu berücksichtigen. Der Personenkreis<br />
des SGB XII gehört allerdings definitionsgemäß<br />
zu den im Sinne des SGB II nicht<br />
erwerbsfähigen Hilfebedürftigen; es handelt<br />
sich hauptsächlich um ältere Menschen und<br />
um Kin<strong>der</strong> unter 15 Jahre. Dieser Personenkreis<br />
dürfte nur zu einem sehr kleinen Anteil<br />
und in lediglich geringem Umfang Einkommen<br />
aus Erwerbstätigkeit erzielen (Beispiel: <strong>der</strong><br />
14-jährige Zeitungsjunge o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Nebenverdienst<br />
des [Früh-] Rentners). Da empirische<br />
Daten fehlen, gehen die Berechnungen im<br />
Folgenden von einem Durchschnittsbetrag in<br />
Höhe von 30 Euro aus.<br />
Demnach ergibt sich für den Sozialhilfe-<br />
Haushalt das in Tabelle 2 ausgewiesene ›Lohnabstandseinkommen‹<br />
in Höhe von 1.982 Euro:<br />
Tabelle 2: ›Lohnabstandseinkommen‹<br />
des Sozialhilfe-Haushalts<br />
1. Regelsätze 1<br />
1.287 €<br />
2. Kosten <strong>der</strong> Unterkunft 635 €<br />
3. Leistungen für einmalige Bedarfe 30 €<br />
4. Erwerbseinkommens-Freibetrag 30 €<br />
5. SGB-XII-Vergleichseinkommen 1.982 €<br />
1 Darunter Kin<strong>der</strong>-Regelsatz in Höhe von 64,44 Prozent des Eck-Regelsatzes;<br />
<strong>bei</strong> einem Kin<strong>der</strong>-Regelsatz in Höhe von 61,33 Prozent<br />
betrüge die Regelsatz-Summe 1.257 Euro und das Vergleichseinkommen<br />
des Sozialhilfe-Haushalts beliefe sich auf 1.952 Euro.<br />
Das gesetzliche Lohnabstandsgebot wäre<br />
also eingehalten, wenn das Nettoeinkommen<br />
eines vergleichbaren Erwerbstätigen-Haushalts<br />
das des Sozialhilfe-Haushalts um – im Extremfall<br />
– einen Euro übersteigt, sich also auf<br />
mindestens 1.983 Euro beliefe. Dies ist <strong>bei</strong><br />
einem Bruttoar<strong>bei</strong>tsentgelt von mindestens<br />
1.669 Euro <strong>der</strong> Fall. Ab dieser Bruttoentgelt-<br />
Schwelle übersteigt das verfügbare Nettoeinkommen<br />
des Erwerbstätigen-Haushalts das<br />
›Lohnabstandseinkommen‹ des Sozialhilfe-<br />
Haushalts.<br />
Tabelle 3: Mindest-›Lohnabstandseinkommen‹<br />
des Erwerbstätigen-Haushalts<br />
1. Bruttoar<strong>bei</strong>tsentgelt 1<br />
2. Nettoar<strong>bei</strong>tsentgelt 2<br />
3. Kin<strong>der</strong>geld 3<br />
4. Wohngeld 4<br />
5. Nettoeinkommen 5<br />
1.669 €<br />
1.312 €<br />
462 €<br />
209 €<br />
1.983 €<br />
1 einschließlich anteiliger einmaliger Zahlungen<br />
2 <strong>bei</strong> einem KV-Beitragssatz von 13,3 Prozent<br />
3 pro Kind 154 Euro<br />
4 fiktiver Wohngeldanspruch auf Basis einer Kaltmiete von 540 Euro<br />
5 Das Nettoeinkommen liegt um 1 Euro oberhalb des<br />
SGB-XII-Vergleichseinkommens.<br />
Bereits an dieser Stelle muss allerdings auf<br />
folgenden Sachverhalt hingewiesen werden:<br />
Die Einhaltung des gesetzlichen Lohnabstandsgebots<br />
in Höhe von nur einem Euro<br />
bedeutet nicht, dass <strong>der</strong> erwerbstätige<br />
(Grenz-) ›Lohnabstandshaushalt‹, <strong>bei</strong> dessen<br />
Einkommensbestimmung es sich lediglich um<br />
eine rein fiktiv berechnete Messgröße nach<br />
SGB XII handelt, damit auch aus <strong>der</strong> Hilfebedürftigkeit<br />
nach SGB II herausfiele. Im Gegenteil:<br />
Der erwerbstätige (Grenz-) Vergleichshaushalt<br />
ist leistungsberechtigt nach SGB II<br />
(vgl. Tabelle 4).<br />
Ursächlich für die Hilfebedürftigkeit des<br />
erwerbstätigen ›Lohnabstandshaushaltes‹ sind<br />
zum einen <strong>der</strong> Erwerbstätigenfreibetrag, <strong>der</strong><br />
deutlich höher liegt, als <strong>der</strong> im Rahmen des<br />
Lohnabstandsgebots nach SGB XII anzusetzende<br />
Einkommensfreibetrag (§ 82 Abs. 3 SGB<br />
XII), sowie zum an<strong>der</strong>en <strong>der</strong> lediglich fiktive<br />
Wohngeldanspruch, <strong>der</strong> <strong>bei</strong> Hilfebedürftigkeit<br />
nach SGB XII beziehungsweise SGB II rechtlich<br />
nicht besteht, da die Kosten <strong>der</strong> Unterkunft<br />
und Heizung vom Träger <strong>der</strong> Fürsorge übernommen<br />
werden.<br />
Der erwerbstätige (Grenz-) Vergleichshaushalt<br />
gehört auch nicht zum Berechtigtenkreis<br />
für den Kin<strong>der</strong>zuschlag (nach § 6a Bundeskin<strong>der</strong>geldgesetz),<br />
da das nach SGB II anrechenbare<br />
Einkommen <strong>der</strong> Eltern (1.002 Euro)<br />
den elternspezifischen Bedarf 14 um 15 Euro<br />
unterschreitet. Voraussetzung für die Gewährung<br />
des Kin<strong>der</strong>zuschlags aber ist, dass<br />
das anrechenbare Einkommen <strong>der</strong> Eltern mindestens<br />
den elternspezifischen Bedarf deckt,<br />
<strong>der</strong> Haushalt also ›nur‹ wegen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> in