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Komplikationen in Sans-Souci

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ömisch-geprägten, von Cavaceppi gepflegten und an der neuen Akademie von Carrara e<strong>in</strong>geführten<br />

stilistischen italienischen Variante der - noch nach der Mitte des 20. Jahrhunderts summarisch „Rokoko“<br />

genannten 42 - Kunst der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Innerhalb dieser Stilgruppe werden nunmehr<br />

sehr viel deutlicher selbst regionale Differenzen hervorgehoben können und müssen. So könnte aus dieser<br />

Perspektive ebenso die spezielle E<strong>in</strong>maligkeit der Anlage von <strong>Sans</strong>souci auch <strong>in</strong> der Ausstattung mit<br />

Skulpturen noch akzentuierter herausgearbeiten werden.<br />

Daß bei diesem Positionswandel u.a. der langjährige Vertraute und Berater, Francesco Algarotti e<strong>in</strong>e<br />

gewichtige Rolle gespielt haben könnte, legen dessen Schriften zur Architektur, bildenden Kunst und<br />

Akademie nahe. 43 In ihnen bemühte er sich sehr betont die Anhängigkeit der französischen Kunst von den<br />

großen Vorbildern <strong>in</strong> Italien <strong>in</strong> detaillierten Exkursen über regionale Differenzen <strong>in</strong> Italien dazulegen. Er, der<br />

Kenner, hat sicherlich <strong>in</strong> den Gesprächen der Tafelrunde bereits die Gelegenheit sich genommen diese<br />

Position ausführlich durchzuspielen und zu begründen. In se<strong>in</strong>en Texten hat er sie dann präzise<br />

ausformuliert niedergelegt. Diese konnten alle erst nach se<strong>in</strong>em krankheitsbed<strong>in</strong>gten Rückzug <strong>in</strong> Bologna<br />

fertiggestellt und überarbeitet zum Druck gegeben werden. Nicht zufällig muß ersche<strong>in</strong>en, daß die von ihm<br />

als selbstständige französische Maler dieser Zeit herausgestellten Namen nun auch <strong>in</strong> den Ankäufen des<br />

Königs prom<strong>in</strong>ent vertreten waren. Das sche<strong>in</strong>t, wie die Analyse der Ausstattung mit Gemälden und<br />

Wanddekorationen im Empfangs- und Speisezimmer von <strong>Sans</strong>souci im Vergleich zu denen von Potsdam<br />

und Charlottenburg und die der vier Statuen ergeben hat, nicht ganz ohne Auswirkung auf deren Auswahl<br />

geblieben zu se<strong>in</strong>. Noch dazu sollte nicht außer Acht bleiben, daß Algarotti zeitweilig selber im Kavaliershaus<br />

gewohnt haben wird und dort alle Kunstobjekte täglich unmittelbar vor Augen hatte. Zu diesen hat er sich<br />

<strong>in</strong>dessen nie geäußert. Er hat als Kunstagent Gemälde, aber ke<strong>in</strong>e Skulpturen e<strong>in</strong>gekauft, soll aber nach<br />

dem Bericht des Grafen Podewils aus Wien vor dem Ankauf des Betenden Knaben diese gesehen haben. Er<br />

hat als Sammler außer Zeichnungen und Gemälden auch Gipsabgüsse nach antiken Statuen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Sammlung zusammengetragen, die allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> dem Katalog se<strong>in</strong>er Sammlung <strong>in</strong> Venedig nicht aufgeführt<br />

worden s<strong>in</strong>d. Über die Glyptothek mit Abgüssen antiker Bildwerke <strong>in</strong> der Villa di Carpenedo s<strong>in</strong>d wir <strong>in</strong>dessen<br />

gut unterrichtet, unter denen sich u.a. e<strong>in</strong>e Büste des Ant<strong>in</strong>ous Kapitol<strong>in</strong>us f<strong>in</strong>det. 44<br />

Über die Qualität der vom König ausgewählten Kunstwerke wird man sich <strong>in</strong> dem Kreise der Tafelrunde sehr<br />

wohl e<strong>in</strong>ig gewesen se<strong>in</strong>.<br />

_ . _ . _ . _ . _<br />

Die besprochenen Statuen <strong>in</strong> <strong>Sans</strong>souci waren die letzten der großen Kopien nach dem Ant<strong>in</strong>ous vom<br />

Belvedere, die von e<strong>in</strong>em der europäischen Herrscherhäuser für die Ausstattung ihrer repräsentativen oder<br />

privateren Anlagen <strong>in</strong> Auftrag gegeben und angefertigt worden waren. Duquesnoys Ergänzungsentwurf, der<br />

über drei Generationen h<strong>in</strong>weg die Reproduktionen bestimmt hatte, wurde zunächst gleichrangig mit<br />

anderen vervielfältigt, bis dann gegen Ende des 18. Jahrhunderts <strong>in</strong>dividuelle Lösungen den Vorzug<br />

erhielten, von denen <strong>in</strong> <strong>Sans</strong>souci gleich zweimal erste Beispiele ausgeführt worden s<strong>in</strong>d. Für die folgenden<br />

Jahren lassen sich weiterh<strong>in</strong> noch e<strong>in</strong>ige wenige Beispiel benennen, die <strong>in</strong> Nachahmung dieser<br />

aufwendigen, kostenträchtigen Ensembles <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bescheideneren Rahmen ihren Platz gefunden haben.<br />

Peter Gerlach, Nongkhai, April 2010

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