Alternativer Waldschadensbericht - ARA
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<strong>Alternativer</strong> <strong>Waldschadensbericht</strong>
<strong>Alternativer</strong> <strong>Waldschadensbericht</strong><br />
urgewald e.V., <strong>ARA</strong>, Forum Umwelt und Entwicklung<br />
Januar 2006
Inhalt<br />
Vorwort 3<br />
Autor: Jürgen Wolters, <strong>ARA</strong><br />
A. Globale Auswirkungen des Papier- und Zellstoffsektors 9<br />
in deutscher Verantwortung<br />
Autor: Lydia Bartz und Barbara Happe, urgewald<br />
B. Waldbezogene Entwicklungspolitik auf dem Prüfstand 53<br />
Autor: Wolfgang Kuhlmann, <strong>ARA</strong><br />
C. Deutsche Waldpolitik – Vom Nationalen Waldprogramm 81<br />
zum Urwaldschutzgesetz<br />
Autor: László Maráz, Pro Regenwald<br />
Fußnotenverzeichnis 91
Vorwort<br />
Warum ein <strong>Alternativer</strong> <strong>Waldschadensbericht</strong><br />
Vor 17 Jahren haben die Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen<br />
<strong>ARA</strong> und infoe in dem von über 120 deutschen<br />
Nichtregierungsorganisationen (NRO) getragenen und viel<br />
beachteten „Regenwald-Memorandum“ erstmals die Mitverantwortung<br />
unseres Landes an der fortschreitenden<br />
Zerstörung tropischer Regenwälder dargelegt. Schon damals<br />
wäre es angezeigt gewesen, in ähnlicher Form die<br />
Mitwirkung deutscher Politik, Banken, Unternehmen und<br />
Verbraucher an der Zerstörung aller Waldformationen der<br />
Erde zu dokumentieren.<br />
Seit dieser Zeit hat sich die Situation der Wälder weltweit<br />
ebenso kontinuierlich wie dramatisch zum Schlechten<br />
verändert. Den sehr konservativen Schätzungen der FAO<br />
zu Folge werden im Durchschnitt pro Jahr über 16 Millionen<br />
Hektar Wälder vernichtet. Dabei sagt der reine Flächenverlust<br />
relativ wenig über den Zustand der globalen Waldökosysteme<br />
aus. Fragmentierungen geschlossener Wälder,<br />
Walddegradierungen bis hin zur Umwandlung in Baumplantagen<br />
oder selektive Übernutzug einzelner Ressourcen<br />
drücken sich in quantitativen Schadensbilanzen nicht aus,<br />
haben aber oft harsche Konsequenzen für die biologische<br />
Vielfalt von Wäldern und ebenso für die Menschen, die auf<br />
ihre Nutzung angewiesen sind.<br />
Von zerstörerischen anthropogenen Eingriffen ist heute bereits<br />
deutlich über die Hälfte des globalen Waldbestandes<br />
betroffen. Dass in Zentralafrika beispielsweise auf über 50<br />
Prozent der Waldfläche keine geschlossenen Waldformationen<br />
mehr zu finden sind, macht deutlich, dass von diesem<br />
Trend selbst die letzten großen Urwaldflächen der Erde<br />
betroffen sind.<br />
In Amazonien erreicht die Waldvernichtungsrate in diesen<br />
Jahren die 20 Prozent Marke. Und angesichts der schlimmsten<br />
Trockenperiode seit der Erfassung von Klimadaten, von<br />
der diese Region im vergangenen Jahr erfasst wurde, stellt<br />
sich sehr ernsthaft die Frage, ob jetzt ein lange befürchtetes<br />
Szenario Wirklichkeit wird – dass hier nämlich der<br />
Waldflächenverlust ein regionales Niederschlagssystem<br />
außer Kraft setzt, dem der Regenwald einen großen Teil<br />
seiner überlebenswichtigen Regenfälle verdankt.<br />
Der Amazonas-Regenwald dürfte auch eine der ersten Waldformationen<br />
der Erde sein, denen auf Grund anthropogen<br />
bedingter globaler Klimaveränderungen die weitgehende<br />
Versteppung droht. Beide Faktoren, der Zusammenbruch<br />
regionalspezifischer Niederschlagskreisläufe durch Waldzerstörung<br />
und Veränderungen im globalen Klimageschehen<br />
scheinen dort gegenwärtig zu kumulieren. Anders als<br />
noch vor zehn oder fünfzehn Jahren darf heute als sicher gelten,<br />
dass Klimaveränderungen zukünftig zu den Hauptursachen<br />
der Vernichtung von Naturwäldern gehören werden.<br />
Im gleichen Zeitraum sind allerdings auch andere Faktoren<br />
der Waldvernichtung deutlich prominenter geworden. Dazu<br />
zählt in erster Linie die Ausdehnung von Plantagen in teils<br />
exponentieller Größenordnung, für die weltweit nicht nur<br />
traditionelle landwirtschaftlich genutzte Flächen in Anspruch<br />
genommen werden, sondern auch mehr und mehr<br />
Naturwaldflächen.<br />
Der industrielle, exportorientierte Sojaanbau in Brasilien<br />
begann beispielsweise vor etwa 40 Jahren im Bundesstaat<br />
Rio Grande do Sul. Bei jährlichen Steigerungsraten der<br />
Anbaufläche von bis zu zehn Prozent hat sich der Sojagürtel<br />
inzwischen vom Südosten des Landes in einem großen<br />
Bogen wie ein Krebsgeschwür bis nach Zentralamazonien<br />
ausgedehnt und gehört zu den wichtigsten Zerstörungsursachen<br />
des Amazonasregenwaldes. Die gegenwärtige<br />
Anbaufläche entspricht annähernd der Fläche der Bundesrepublik,<br />
Belgiens und der Niederlande.
In Indonesien und Malaysia hat es eine analoge Entwicklung<br />
in der Ausbreitung von exportorientierten Palmölplantagen<br />
gegeben. Sieht man von Bergwaldregionen ab, so<br />
ist die einst fast vollständig von Regenwald bedeckte Insel<br />
Borneo heute nur noch ein Flickenteppich von Waldresten.<br />
Noch vor dem Industrieholzeinschlag ist die Umwandlung<br />
in Ölpalmen-Plantagen dort inzwischen die bedeutendste<br />
Waldzerstörungsursache. Bei Wachstumsraten in der Flächenausdehnung<br />
von jährlich etwa 10 Prozent wird Palmöl<br />
schon in etwa 10 Jahren das führende Speiseöl der Welt<br />
sein. Indonesien und Malaysia werden dann voraussichtlich<br />
80 Prozent des Weltmarktes beliefern.<br />
Beiden Beispielen, Soja und Palmöl, ist eines gemeinsam:<br />
Die Europäische Union und namentlich auch die Bundesrepublik<br />
gehören zu den bedeutendsten Importländern von<br />
Sojaschrot und Rohpalmöl. In beiden Fällen gibt es keinerlei<br />
Anzeichen globaler deutscher Unternehmensverantwortung,<br />
keine Anzeichen globaler Umwelt- und Sozialverantwortung<br />
deutschen Investitionskapitals, keine nennenswerte<br />
Reflektion im deutschen Konsumverhalten.<br />
Zahlreiche andere Beispiele deutscher Verwicklungen in<br />
die Zerstörung globaler Umweltressourcen ließen sich<br />
aufführen – etwa die Mitverantwortung unseres Landes,<br />
speziell deutscher Energieversorgungsunternehmen und<br />
Banken für Tausende von Havarien in der Erdgas- und Erdölindustrie<br />
der Russischen Förderation, durch die Tundra<br />
und Taiga in riesigem Ausmaß auf unabsehbare Zeit in<br />
Mitleidenschaft gezogen werden. Oder welcher deutsche<br />
Konsument von Farm-Shrimps nimmt schon in den Blick,<br />
dass für die Produktion dieses kulinarischen Kicks bereits<br />
über eine Million Hektar tropischer Flachküstensäume in<br />
Garnelenfarmen umgewandelt wurden – überwiegend auf<br />
ehemaligen Verbreitungsflächen der ökologisch so bedeutsamen<br />
Mangrovenwälder etwa von Thailand, Indonesien,<br />
China oder Indien.<br />
Die Bundesregierung unterrichtet den Deutschen Bundestag<br />
und die deutsche Öffentlichkeit seit 1991 in mehrjährigen<br />
Abständen über die Situation der Tropenwälder und<br />
ihre Bemühungen zur Tropenwalderhaltung. Im Jahresabstand<br />
veröffentlicht sie seit 1994 „Berichte über den Zustand<br />
des Waldes“ (eine Art Nationaler <strong>Waldschadensbericht</strong>).<br />
Im ersten „Gesamtwaldbericht der Bundesregierung<br />
2001“ ging die Bundesregierung auf die Ursachen der<br />
globalen Waldvernichtung mit der – gemessen an der deutschen<br />
Verantwortung höchst lapidaren – Bemerkung ein:<br />
„Die Ursachen der Waldvernichtung (gemeint sind die globalen<br />
Waldressourcen) sind vielfältig. Strukturschwächen,<br />
Staatsverschuldung, hohes Bevölkerungswachstum und<br />
einseitige Ausrichtung auf landwirtschaftliche Exportprodukte<br />
zählen zu den Hauptursachen in den betroffenen<br />
nicht oder schwach industrialisierten Ländern. Daneben beeinflussen<br />
die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen,<br />
sowie das weltweite Nachfrage- und Konsumentenverhalten<br />
indirekt die Entwicklung dieser Länder.“<br />
Auf die spezifische deutsche Mitverantwortung an der<br />
fortschreitenden Zerstörung von Wäldern in allen Regionen<br />
der Erde gehen die Analysen und Berichte der Bundesregierung<br />
nicht ein.<br />
Dieses notorische Versagen war für die Herausgeber dieses<br />
ersten „Alternativen <strong>Waldschadensbericht</strong>es“ der Anlass,<br />
drei Aktionsfelder in Bezug auf deutsche Verantwortung an<br />
der Vernichtung globaler Waldressourcen zu analysieren:<br />
das Nationale Waldprogramm und deutsche<br />
Initiativen zum globalen Waldressourcenschutz<br />
die deutsche Entwicklungszusammenarbeit<br />
im Waldsektor<br />
die deutschen Verantwortung im Rohstoffsektor<br />
Zellstoff bzw. Papier.
Das Nationale Waldprogramm und deutsche Initiativen<br />
zum globalen Waldressourcenschutz<br />
Auch wenn zunehmend mehr deutsche Forstwirtschaftsbetriebe<br />
ökologischen Waldbau betreiben, so steht unsere<br />
Forstwirtschaft insgesamt unverändert mangelhaft dar.<br />
Den deutschen Wald dominieren standortfremde Nadelholzbestände,<br />
beziehungsweise artenarme, oft plantagenartig<br />
ausgebildete Altersklassenwälder. Unter anderem mit<br />
der Konsequenz, dass die Forstwirtschaft nach der Landwirtschaft<br />
die zweitwichtigste Ursache für die existenzbedrohende<br />
Gefährdung heimischer Tier- und Pflanzenarten<br />
darstellt. Weniger als ein Prozent des deutschen Waldes<br />
– und damit weniger Fläche als in fast jedem Entwicklungsland<br />
– genießt Dauernaturschutzstatus und ist frei von<br />
forstlichen Eingriffen.<br />
1999 hat das zuständige Ministerium (BMELV) damit begonnen,<br />
unter Beteiligung zahlreicher gesellschaftlicher Gruppen<br />
ein Nationales Waldprogramm zu erarbeiten, dessen Ziel<br />
die Etablierung konzertierter, wirkungsvoller Maßnahmen<br />
zum umfassenden Schutz von Waldbiodiversität und eine<br />
nachhaltige Waldnutzung sein muss. Bald sieben Jahre nach<br />
Beginn dieses Prozesses liegt als Ergebnis nicht mehr vor als<br />
eine Liste von gut 180 Handlungsanforderungen, von denen<br />
noch keine einzige im verantwortlichen Rahmen politisch<br />
reflektiert, geschweige denn umgesetzt wurde.<br />
Größte (Verständigungs-)Lücken herrschen hier auch im Themenfeld<br />
deutscher Verantwortung für den globalen Waldschutz<br />
vor. Ein in grundsätzlicher Einsicht dieser Verantwortung<br />
vom Umweltministerium der Schröder-Regierung vorgelegter<br />
Entwurf eines Urwaldschutzgesetzes harrt seit dem<br />
Regierungswechsel ebenso seiner dringenden Umsetzung<br />
wie eine unter Naturwaldschutzgesichtspunkten wirkungsvolle<br />
Beschaffungsrichtlinie des Bundes im Bereich Holz und<br />
Holzprodukte.<br />
Der seitens der EU initiierte FLEGT-Prozess (Forest Law<br />
Enforcement, Governance and Trade), eine Art Institutionalisierung<br />
bilateraler Goodwill-Abkommen mit holzexportierenden<br />
Ländern, um Europa von illegal gewonnenen<br />
Holzprodukten frei zu halten, hat zwar soeben EU-Verordnungskraft<br />
erlangt. Er muss allerdings in einem vermutlich<br />
jahrelangen Prozess seine Effizienz erst noch beweisen<br />
und stößt dort an Grenzen, wo die Bereitschaft zu freiwilligen<br />
Partnerschaftsabkommen seitens holzexportierender<br />
Länder ungenügend ausgebildet ist. Das werden nicht<br />
wenige Länder sein.<br />
Die Europäische Union und damit Deutschland – so viel<br />
scheint sicher – wird deshalb noch über viele Jahre eine<br />
der bedeutendsten Importregionen für illegal eingeschlagenes<br />
Holz bleiben. Fast ein Drittel der europäischen<br />
Holzeinfuhren stammt aus illegalem Handel, der zu den<br />
wichtigsten Zerstörungsursachen für Naturwälder weltweit<br />
zählt.<br />
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit<br />
im Waldsektor<br />
Über Jahrzehnte war die deutsche Entwicklungszusammenarbeit<br />
im Waldbereich vor allem durch eine relativ unkritische<br />
Förderung forstwirtschaftlicher Inwertsetzung von<br />
Naturwäldern geprägt. In der Erkenntnis, dass solche<br />
Projektansätze kaum in der Lage waren, eine nachhaltige<br />
Waldwirtschaft zu etablieren, häufiger sogar kontraproduktiv<br />
verliefen, hat das Bundesministerium für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) 2002 ein<br />
neues Sektorkonzept „Wald und nachhaltige Entwicklung“<br />
in Kraft gesetzt. Unter Mitwirkung von NRO entstanden,<br />
zeichnet sich das neue Konzept durch soziale und ökologische<br />
Mindeststandards aus, durch die verbindliche<br />
Beteiligung der Zivilbevölkerung und nicht zuletzt durch<br />
Sollbruchstellen für Verfehlungsfälle.
Gut drei Jahre nach der Verabschiedung des Sektorkonzeptes<br />
ist summarisch festzustellen, dass der Impetus der Erstellung<br />
neuer Richtlinien, nämlich Nachhaltigkeit für alle<br />
waldrelevanten Fördersektoren (direkte wie indirekte) verbindlich<br />
zu etablieren, nur ansatzweise umgesetzt wurde.<br />
So erhalten beispielsweise bis heute Hermesbürgschaften<br />
die Zustimmung des BMZ, die nach den Kautelen des Waldsektorkonzeptes<br />
auf den entschiedenen Widerstand des<br />
Ministeriums hätten stoßen müssen.<br />
Erkennbare Bemühungen zur Nivellierung traditioneller<br />
EZ-Förderpolitik werden in erster Linie dadurch sichtbar,<br />
dass manche wirkungslose oder gar destruktive Projekte<br />
im Forstsektor aufgegeben wurden. An deren Stelle ist vor<br />
allem die Förderung der Implementierung Nationaler Waldprogramme<br />
getreten, die allerdings häufig ähnlich schleppend<br />
oder gar wirkungslos zu verlaufen scheinen wie das<br />
selbige Projekt im eigenen Land. Kritisch anzumerken ist<br />
vor allem, dass dem deutschen Engagement in diesem Sektor<br />
die Bereitschaft sowohl zur stärkeren Konditionierung<br />
als auch zur sinnfälligen Begleitung durch modellhafte<br />
Ansätze nachhaltiger Ressourcennutzung fehlt.<br />
Der Erfolg nicht nur Nationaler Waldprogramme ist eng mit<br />
dem politischen Willen des jeweiligen Partnerlandes verbunden,<br />
an dem es aber häufig mangelt. Anders als andere<br />
Geberländer (beispielsweise die Niederlande oder Großbritannien)<br />
nutzt die deutsche EZ vor diesem Hintergrund<br />
viel zu wenig die Möglichkeiten, über direkte oder indirekte<br />
Beteiligung zivilgesellschaftlicher Gruppen sinnfällige Prozesse<br />
im Sinne nachhaltiger Waldressourcenbewirtschaftung<br />
zu fördern. Dies untergräbt nicht nur den Erfolg der<br />
deutschen EZ, es steht auch im Widerspruch zum Waldsektorkonzept,<br />
das eine offene Informationspolitik und eine<br />
weitreichende Beteiligung der Zivilgesellschaft für EZ Projekte<br />
fordert.<br />
Die deutsche EZ im Waldsektor scheint wenig engagiert und<br />
oft ideenlos. Ein Beispiel dafür ist das maßgeblich von<br />
deutscher Seite initiierte „Internationale Pilotprogramm<br />
zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der brasilianischen<br />
Regenwälder“, von dem längst wichtige Impulse für<br />
analoge Programme in anderen Waldregionen der Erde ausgehen<br />
sollten. Dieses Programm wird nach bald 15 Jahren<br />
Laufzeit fast nur noch verwaltet und hat Erfolge im wesentlichen<br />
dort aufzuweisen, wo zivilgesellschaftliche Gruppen<br />
maßgeblich in die Projektumsetzung eingebunden wurden.<br />
Eine geradezu dramatische Entwicklung ist in der multilateralen<br />
EZ festzustellen, namentlich bei Weltbankprojekten,<br />
für die die deutsche Seite als drittgrößter Anteilseigner<br />
große Mitverantwortung trägt. Bemerkenswerte Safeguards,<br />
die die Bank insbesondere in den 90er Jahren bezüglich<br />
Sozial- und Umweltverträglichkeit geschaffen hatte,<br />
wurden inzwischen systematisch abgeschwächt und ausgehöhlt,<br />
bedeuten einen Rückfall in die sozial wie ökologisch<br />
destruktive Förderpolitik der 80er Jahre.<br />
Im Ergebnis muss festgestellt werden, dass die deutsche<br />
bi- und multilaterale EZ trotz des neuen Sektorkonzeptes<br />
nicht die erhoffte und dringend notwendige Wirkungskraft<br />
zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der Wälder<br />
erzielt hat.<br />
Die deutsche Verantwortung im<br />
Rohstoffsektor Zellstoff bzw. Papier<br />
In kaum einem Rohstoffsektor ist die Nachfrage in den letzten<br />
Jahrzehnten so gravierend gestiegen wie im Papierbereich.<br />
Dabei ist den wenigsten Verbrauchern bewusst, wie<br />
durch unseren Papierbedarf weltweit Wälder geschädigt<br />
und zunehmend komplett vernichtet werden.
Die ökologischen und auch die sozialen Konsequenzen der<br />
Zellstoffgewinnung sind massiv: Verlust an Fauna und Flora,<br />
ja kompletter Waldökosysteme durch Holzeinschlag oder<br />
Waldumwandlung in extrem artenarme Zellstoff-Monokulturen,<br />
Auslaugung von Böden und Beschleunigung der Erosion.<br />
Die Aufarbeitung des Papierrohstoffes Holz zu Zellstoff<br />
ist vielerorts gekennzeichnet durch enormen Wasserverbrauch,<br />
Kontaminierung von Trinkwasser durch Chemiegifte,<br />
erhebliche gesundheitliche Konsequenzen für Anrainer<br />
von Zellstoffwerken, Verlust von Arbeitsplätzen und<br />
fehlende Erwerbsalternativen für bislang traditionell wirtschaftende<br />
lokale Gemeinschaften. Landrechtskonflikte<br />
und Zwangsumsiedlungen sind weitere Folgen.<br />
All dies geschieht nicht bei uns, sondern dort, wo die Zellstoffindustrie<br />
mangels gesetzlicher Regulierung ungezügelt<br />
agieren und damit besonders kostengünstig produzieren<br />
kann – beispielsweise in Brasilen, Chile, Indonesien<br />
oder Südafrika. Nur sechs Prozent unseres Zellstoffbedarfs<br />
werden aus heimischen Wäldern gedeckt. Die von uns<br />
genutzten Rohstoffe stammen heute aus 130 Ländern.<br />
Die nationale deutsche Verantwortung ist erschreckend<br />
groß. Fast drei Viertel des weltweiten Papierverbrauchs<br />
entfallen auf den Papierhunger der Industriestaaten.<br />
Deutschland ist weltweit das viertgrößte Verbrauchsland<br />
für Papier, nutzt mehr Papier als Afrika und Südamerika<br />
zusammen. Damit nicht genug. Als mit Abstand größter<br />
Papierproduzent Europas liegt die Bundesrepublik auf<br />
Platz fünf der Papiererzeugenden Länder – und trägt damit<br />
eine erhebliche Mitverantwortung für die weltweiten ökologischen<br />
und sozialen Konsequenzen der gallopierenden<br />
Ausbreitung der Zellstoffindustrie. Dieser Wirtschaftszweig<br />
ist bereits für knapp die Hälfte der weltweiten Holzernte<br />
für industrielle Zwecke verantwortlich.<br />
Die besonders dramatischen Konsequenzen der exportorientierten<br />
Papierindustrie in Schwellen- und Entwicklungsländern<br />
sind lange bekannt und durch zahlreiche<br />
Fallstudien öffentlich gemacht. Dennoch hat die Bundesrepublik<br />
durch staatliche Außenhandelsförderung den<br />
massiven Ausbau der Zellstoffindustrie stets forciert.<br />
Gleiches gilt auch für das finanzielle Engagement zahlreicher<br />
deutscher Privatbanken.<br />
Das Beispiel Papier und Zellstoff ist übrigens auch deshalb<br />
besonders deprimierend, weil dank moderner Technologie<br />
längst Recyclingpapiere in einer Qualität verfügbar sind,<br />
die denen von Frischfaserpapieren in keiner Weise nachstehen.<br />
Aber während die globale Zellstoffindustrie boomt,<br />
ist die Nutzung von Recyclingpapieren in unserem Land in<br />
den letzten Jahren eher rückläufig.<br />
Eine vollständige Analyse der durch deutsche Politik, durch<br />
deutsche Unternehmen und Banken, selbstverständlich<br />
auch durch kritikloses Konsumverhalten der Bundesbürger<br />
verursachten Vernichtung von Wäldern weltweit ist bis<br />
heute noch nicht durchgeführt worden. Doch die in diesem<br />
Bericht vorgelegten Fakten legen in Verbindung mit einschlägigen<br />
Analysen für andere Sektoren (von der Futtermittelindustrie<br />
bis zur Pflanzenölproduktion, von der<br />
Shrimpindustrie bis zur Ausbeutung fossiler Energieträger)<br />
den Verdacht nahe, dass wir uns in den letzten Jahrzehnten<br />
global an der Vernichtung und Degradierung von Waldgebieten<br />
schuldig gemacht haben, die einem Mehrfachen des<br />
deutschen Waldbestandes entsprechen.<br />
Dieser Bericht ist jedoch mehr als eine Bestandsaufnahme.<br />
Er macht Vorschläge, er stellt Forderungen, er zeigt<br />
Wege auf, damit die Wälder der Welt nicht länger deutschen<br />
Begehrlichkeiten zum Opfer fallen.
Teil A
Globale Auswirkungen des Papier- und Zellstoffsektors<br />
in deutscher Verantwortung
Inhalt<br />
10<br />
1. Einleitung: Papier, Wald und Wir 11<br />
2. Papier als Zerstörungsfaktor 14<br />
2.1. Probleme durch die Papier- und Zellstoffproduktion 14<br />
2.1.1. Landrechtskonflikte 14<br />
2.1.2. Artenverlust 17<br />
2.1.3. Arbeitsplätze 19<br />
2.1.4. Gesundheitsschäden 20<br />
2.1.5. Verbrauch von Wasserressourcen 21<br />
2.1.6. Bodendegradierung 22<br />
2.2. Die Strukturen der globalen Papier- und Zellstoffindustrie 22<br />
2.3. Fazit 24<br />
3. Verantwortung von Verbrauchern, Handel und 25<br />
Papierindustrie in Deutschland<br />
3.1. Abnehmer von importiertem Papier und Zellstoff in Deutschland 25<br />
3.2. Verbraucher 30<br />
3.2.1. Wofür wir Papier verbrauchen 30<br />
3.2.2. Recyclingpapier statt Primärfaser 31<br />
3.2.3. Forderungen an die Verbraucher in Deutschland 33<br />
3.3. Handel 34<br />
3.3.1. Befragung des Papiergroßhandels zu ökologischen und 34<br />
sozialen Beschaffungskriterien<br />
3.3.2. Forderungen an den Großhandel in Deutschland 34<br />
3.4. Papierindustrie 34<br />
3.4.1. Die Papierindustrie in Deutschland als Global Player 34<br />
3.4.2. Forderungen an die Papierindustrie in Deutschland 35<br />
4. Verantwortung der Banken in Deutschland 36<br />
4.1. Deutsche Banken und ihre Waldschutzpolitiken 36<br />
4.2. Deutsche Banken im Praxistest 39<br />
4.3. Reformforderungen an deutsche Finanzdienstleister 41<br />
Anhang 42<br />
1. Firmenprofile 43<br />
2. Flächenberechnung 51
1. Papier, Wald und Wir<br />
Die Produktion des „Wegwerfproduktes“ – Papier – hat für<br />
Mensch und Natur in den betroffenen Regionen gravierende<br />
Folgen. Es ist Ursache für knapp die Hälfte der weltweiten<br />
Holzernte für industrielle Zwecke 1 . Urwälder werden zerstört<br />
und große Landflächen für schnellwüchsige Zellstoffplantagen<br />
vereinnahmt – insbesondere in den Ländern des<br />
Südens. Oft werden die Rechte der lokalen und indigenen<br />
Bevölkerung missachtet, Böden und Gewässer verschmutzt<br />
und artenreiche Ökosysteme durch Monokulturen ersetzt.<br />
Deutsche Akteure sind an diesem<br />
Zerstörungsprozess beteiligt:<br />
Deutsche Verbraucher, weil sie Papier in einem<br />
Ausmaß konsumieren, der nicht nachhaltig ist,<br />
die hiesige Papier- und Zellstoffindustrie, weil sie<br />
Zellstoff und Papier aus Quellen bezieht, wo<br />
ökologische und soziale Standards missachtet werden,<br />
deutsche Finanzinstitutionen, weil sie Kredite<br />
vergeben oder Anleihen ausstellen für Zellstoff- und<br />
Papierunternehmen, die nicht über eine Waldschutzund<br />
Menschenrechtsschutzpolitik verfügen und<br />
die Bundesregierung, weil sie keine kohärente<br />
Waldschutzpolitik verfolgt, sondern mit Subventionen<br />
für die hiesige Industrie (z.B. über die Außenwirtschaftsförderung)<br />
zur Zerstörung von Urwäldern<br />
beiträgt.<br />
Deutschland als Spitzenreiter im Papierverbrauch<br />
Der gigantische Papierverbrauch von weltweit 338 Millionen<br />
Tonnen pro Jahr 2 wird nicht aus Wäldern mit einer<br />
nachhaltigen Bewirtschaftung gedeckt. Vielmehr werden<br />
intensiv bewirtschaftete Plantagen angelegt und Urwälder<br />
gerodet, um die immense Papiernachfrage zu decken, die<br />
vor allem von den Industrienationen ausgeht: 71% des<br />
weltweiten Papierverbrauchs entfallen auf nur 22 % der<br />
Weltbevölkerung (Industrieländer) 3 . Deutschland nimmt<br />
als viertgrößter Papierkonsument weltweit dabei eine<br />
Spitzenrolle ein: Die Deutschen 4 verbrauchen pro Jahr mehr<br />
Papier als Afrika 5 und Südamerika 6 zusammen.<br />
Der Großteil unseres Papiers wird für Verpackungen und<br />
Werbung genutzt, oft Wegwerf-Produkte mit einer sehr<br />
geringen Lebenszeit. Langlebige Produkte hingegen machen<br />
in Deutschland mit etwa 3% nur einen Bruchteil des<br />
jährlichen Papierverbrauchs aus (2001: 639.000 Tonnen) 7 .<br />
11<br />
Top 10 Papier-Verbraucherländer<br />
nach Gesamtverbrauch 8<br />
Verbrauch<br />
Papier/Pappe In<br />
1000 Tonnen<br />
Pro Kopf verbrauch<br />
in kg<br />
USA 88.149 301<br />
China 46.500 36<br />
Japan 30.797 242<br />
Deutschland 18.825 228<br />
Großbritannien 12.463 207<br />
Italien 11.044 190<br />
Frankreich 10.867 180<br />
Südkorea 8.466 174<br />
Spanien 7.217 179<br />
Kanada 7.200 221<br />
Der hohe Papierverbrauch in Deutschland hat Auswirkungen<br />
auf die Ressourcen und Menschen anderer Länder, da<br />
de facto nur ca. 6% des Zellstoffs für die hiesige Papierherstellung<br />
aus deutschen Wäldern stammen. Unser Papier<br />
und der Zellstoff für das in Deutschland produzierte<br />
Papier stammen aus insgesamt 130 Ländern 9 . Allein für<br />
unsere Papier- und Zellstoffimporte wird weltweit jährlich<br />
eine Fläche von ca. 590.000 Hektar Wald – doppelt so<br />
groß wie das Saarland – gerodet 10 .<br />
Der Zellstoff für unser Papier stammt nicht nur aus Naturund<br />
Wirtschaftswäldern, sondern auch aus schnellwüchsigen<br />
Plantagen, die z.B. in Brasilien, Chile, Indonesien,<br />
Südafrika, Portugal und Spanien angepflanzt werden.<br />
Zusätzlich zu der gerodeten Waldfläche werden in diesen<br />
Ländern auf einer Fläche von ca. 450.000 ha 11 schnellwüchsige<br />
Plantagen-Monokulturen angelegt, um den deutschen<br />
Bedarf an Papier und Zellstoff zu bedienen. Die Folgen dieser<br />
einseitigen und flächenintensiven Landnutzung sind<br />
unter anderem der Verlust von fruchtbarem Ackerland<br />
für die Produktion von Grundnahrungsmitteln und der<br />
Verbrauch wertvoller Wasserressourcen. Die Kosten dafür
tragen nicht die Verbraucher des Papiers in Deutschland,<br />
sondern die betroffenen Menschen und die Natur in den<br />
Herkunftsländern. Die Papierindustrie trägt ebenfalls<br />
entscheidende Mitverantwortung für den hohen Papier-<br />
1<br />
verbrauch, indem sie ihn initiiert, bewirbt und der Förderung<br />
von Ressourcen sparenden Alternativen (wie etwa<br />
geringeres spezifisches Papiergewicht) wenig Bedeutung<br />
beimisst.<br />
Abb.: Ian MacAllister
Doppelte Standards: Die Papierindustrie in Deutschland<br />
Durch ihre Produktwahl entscheidet die Papierindustrie<br />
in Deutschland, ob der Zellstoff für das hier hergestellte<br />
Papier aus ökologisch und sozial nachhaltigen Quellen oder<br />
aus Urwaldzerstörung verbunden mit Landrechtsverletzungen<br />
stammt. Als mit Abstand größter Papierproduzent<br />
in Europa und weltweit auf Platz fünf hinter den USA, China,<br />
Japan und Kanada 12 spielt die deutsche Papierindustrie<br />
eine bedeutende Rolle auf dem globalen Markt. Sie ist mit<br />
11,5 Millionen Tonnen weltweit drittgrößter Exporteur von<br />
Papierprodukten hinter Kanada und Finnland 13 . 118 Unternehmen<br />
produzieren in Deutschland Papier, Karton und<br />
Pappe 14 .<br />
Die meisten großen Papier- sowie Zellstofffabriken in<br />
Deutschland wurden in den vergangenen Jahren von ausländischen<br />
Konzernen aufgekauft, die sich dadurch in<br />
Deutschland einen Standort gesichert haben. Diese Konzerne<br />
haben oft noch Produktionsstätten in anderen Ländern,<br />
die den in Deutschland geltenden Umweltstandards nicht<br />
entsprechen. Der gleiche Konzern, der sich in Deutschland<br />
um ein „grünes“ Image bemüht, Altpapier einsetzt und den<br />
Energie- und Wasserverbrauch reduziert, verseucht mit seinen<br />
Produktionsstätten in anderen Ländern unter Umständen<br />
Gewässer und gefährdet die Gesundheit der lokalen<br />
Bevölkerung (s. Firmenprofile, Anhang 1, S. 43 ff).<br />
Für die Papierproduktion in Deutschland müssen Umweltauflagen<br />
und soziale Standards (z.B. bezüglich Arbeitnehmerrechten)<br />
erfüllt werden. Doch die negativen Folgen der<br />
Rohstoffgewinnung und der Zellstoffherstellung für Mensch<br />
und Natur in anderen Ländern bleiben in der Regel unbeachtet.<br />
Da sie keine verbindlichen Umwelt- und Sozialstandards<br />
bei der Rohstoffbeschaffung setzt, lagert die deutsche<br />
Papierindustrie wesentliche ökologische und soziale<br />
Kosten in die Lieferländer aus und ignoriert die Mitverantwortung<br />
für die gravierenden Probleme, die durch die Zellstoffgewinnung<br />
und -produktion dort verursacht werden.<br />
Auch zu anderen globalen Umweltproblemen leistet die Papier-<br />
und Zellstoffindustrie ihren „Beitrag“. Sie gehört zu<br />
den energieintensivsten Branchen überhaupt. Weltweit ist<br />
die Papier- und Zellstoffindustrie der fünftgrößte industrielle<br />
Energieverbraucher. So wird für die Herstellung einer<br />
Tonne Papier und Zellstoff ähnlich viel Energie verbraucht<br />
wie für die Produktion einer Tonne Stahl oder Eisen 15 . Sie<br />
ist für die Abholzung von Naturwäldern verantwortlich, die<br />
als wichtige Kohlenstoffspeicher verloren gehen.<br />
Schnellwüchsige Zellstoffplantagen können nur kurzfristig<br />
Kohlenstoff speichern, da ihr Holz vorwiegend in kurzlebigen<br />
Produkten landet und bald wieder kompostiert oder<br />
verbrannt wird.<br />
1<br />
Rolle der deutschen Finanzinstitutionen<br />
Als Finanzdienstleister treffen Banken selten selbst Investitionsentscheidungen<br />
bei externen Projekten wie z.B. dem<br />
Bau oder der Erweiterung eines Zellstoffwerkes. Doch ist<br />
ihr Votum für oder gegen einen Kredit oftmals entscheidend<br />
dafür, ob eine bestimmte Investition zustande kommt. Insofern<br />
steht nicht nur das investierende Zellstoff- oder Papiermaschinenunternehmen,<br />
sondern auch die sie finanzierende<br />
Bank in der Verantwortung für die Folgen dieser<br />
Geschäfte.<br />
Umwelt- und Sozialstandards sind im Finanzsektor bisher<br />
noch selten zu finden. Erst in den letzten Jahren zeichnet<br />
sich hier ein langsamer Bewusstseinswandel ab. Denn Banken<br />
wurden massiv für Regenwaldzerstörung und Landrechtskonflikte<br />
kritisiert, in die ihre Kunden verwickelt waren (vgl.<br />
Fallbeispiel APP in Indonesien, Kap.4). Einzelne Großbanken<br />
– v.a. aus den USA und Großbritannien – haben daraufhin<br />
erkannt, dass ökologische und soziale Risiken sehr<br />
schnell zu Reputationsschäden führen und sich ebenso<br />
schnell in Kreditrisiken verwandeln können. Sie haben Umwelt-<br />
und Sozialstandards für den Wald- und Forstbereich<br />
eingeführt. Deutsche Banken hingegen scheinen weniger<br />
lernbereit zu sein und halten größtenteils an der Finanzierung<br />
von kritischen Zellstoff- und Papierkonzernen fest.<br />
Politische Rahmenbedingungen<br />
Rechtliche Grundlagen können den entscheidenden Rahmen<br />
für einen ökologisch und sozial verantwortbaren Papierkonsum<br />
und –handel in Deutschland setzen. Bisher gibt es<br />
noch keine Gesetze, die den Handel mit und den Import von<br />
illegal geschlagenem Holz verbieten, das zur Zerstörung<br />
wertvoller Ökosysteme führt. Aus Indonesien sowie aus<br />
Russland, wo der illegale Einschlag sehr hoch ist, kommen<br />
sehr wahrscheinlich Papiere nach Deutschland, die illegal<br />
gehandelten Rohstoff enthalten. Ein Urwaldschutzgesetz<br />
kann hier eingreifen, wenn es sich auch auf Papier und Zellstoff<br />
bezieht. Der Bundesregierung liegt bereits ein Entwurf<br />
vor, nach dem illegales Holz aus Urwaldzerstörung gesetzlich<br />
verboten werden soll und Herkunftsnachweise auf Anfrage<br />
zur Verfügung gestellt werden müssen (s. Teil C, S. 81 ff).<br />
Darüber hinaus muss die Bundesregierung als Großverbraucher<br />
von Papier mit einer verbindlichen Beschaffungsrichtlinie<br />
die öffentliche Hand zum sparsamen Umgang mit Papier<br />
und zur Verwendung von Recyclingpapier festlegen. Sie<br />
erfüllt hier eine wichtige Vorbildfunktion.<br />
Insbesondere ist die Regierung gefragt, ihre Politik kohärent<br />
zu gestalten. Durch Hermesbürgschaften im Papier- und Zellstoffbereich,<br />
die zur Zerstörung von Urwäldern und zur Expansion<br />
von Zellstoff-Monokulturen beitragen, werden die<br />
Vorgaben des Waldsektorkonzeptes konterkariert.
. Naturzerstörung und Auswirkungen auf die Menschen<br />
Mapuche Indianer protestieren gegen<br />
die Missachtung ihrer Rechte.<br />
2.1.<br />
Folgen der Papier- und Zellstoffproduktion<br />
in den Lieferländern<br />
Die folgenden Fallbeispiele aus Ländern, die Deutschland<br />
den Papierrohstoff liefern, verdeutlichen die Auswirkungen<br />
unseres Papierverbrauchs vor Ort. Auch wenn die Situation<br />
in den einzelnen Ländern auf Grund ihres Entwicklungsstandes<br />
und ihrer politischen Lage sehr unterschiedlich ist,<br />
so sind die von der Papier- und Zellstoffindustrie verursachten<br />
Probleme oft sehr ähnlich. Dazu gehören:<br />
Landrechtskonflikte und Zwangsumsiedlung<br />
Artenverlust und Zerstörung von Ökosystemen<br />
Verlust von Arbeitsplätzen und fehlende<br />
Erwerbsalternativen<br />
Gesundheitliche Schäden bei den unmittelbar<br />
betroffenen Menschen<br />
Verbrauch und Verschmutzung von Wasserressourcen<br />
Auslaugung von Böden und Erosion<br />
2.1.1.<br />
Landrechtskonflikte<br />
In vielen Ländern, die Zellstoff produzieren, gibt es Landrechtskonflikte<br />
um die von den Konzernen in Beschlag<br />
genommene Fläche. Regierungen und Konzerne beanspruchen<br />
das Land und die Ressourcen für ihre Interessen.<br />
Die (traditionellen) Rechte indigener 16 und anderer lokaler<br />
Bevölkerungsgruppen werden oftmals nicht anerkannt,<br />
obwohl ihre Land- und Nutzungsrechte in einigen der<br />
Länder (z.B. in Kanada, Indonesien, Brasilien) gesetzlich<br />
verbrieft sind.<br />
1<br />
Abb.: GfbV<br />
Abb.: urgewald Archiv<br />
Nuxalk Indianer beim Protest gegen den Kahlschlag ihres<br />
heiligen Tals Ista.<br />
In Kanada und Russland vergeben die Regierungen langfristige<br />
Lizenzen an Holzkonzerne, deren Auflösung meist<br />
mit hohen Kompensationszahlungen verbunden ist. Die<br />
Lizenzen ermöglichen es den Holz- und Zellstoffkonzernen<br />
in die traditionelle Heimat der indigenen Völker einzudringen<br />
und dort den Wald zu roden. Durch die langfristigen Lizenzen<br />
erhalten Konzerne fast vollständig die Verfügungsgewalt<br />
über große Waldflächen. Damit hemmen diese langfristigen<br />
Lizenzen die Entwicklung von alternativen, diversifizierten<br />
Nutzungsformen, die Übertragung von Entscheidungsgewalt<br />
über die Landnutzung an die indigenen Völker<br />
und Naturschutzbemühungen (z.B. Ausweitung von Nationalparks).<br />
In Kanada, einem Hauptzellstofflieferant für<br />
Deutschland, stammt das Holz für die Zellstoffproduktion<br />
oft vom Land indianischer Völker. Ihre Landrechte sind in<br />
der Verfassung verankert: Nach geltender Gesetzgebung<br />
sind die Indianer im Besitz ihres traditionellen Landes,<br />
solange keine Verträge zur Landabtretung geschlossen<br />
wurden 17 . Diese Rechtslage wurde 1995 von einer Untersuchungskommission<br />
der kanadischen Regierung bestätigt.<br />
Nach der kanadischen Verfassung, der kanadischen<br />
„Charter of Rights and Freedoms“ und mehreren Gerichtsentscheiden,<br />
steht das Recht der indianischen Bevölkerung<br />
über den industriellen Nutzungsinteressen anderer. Den<br />
Urteilen zufolge ist die Regierung dazu verpflichtet, die<br />
indianischen Völker vor allen Entscheidungen zu konsultieren,<br />
die Auswirkungen auf ihre Rechte oder Landtitel<br />
haben.<br />
Das indianische Volk der Nuxalk lebt in Kanadas westlichster<br />
Provinz British Columbia. Sie haben, wie die meisten<br />
indianischen Völker an der Küste, ihr Land nie an die<br />
Regierung abgetreten oder verkauft. Trotzdem vergibt die<br />
Provinzregierung auf traditionellem Nuxalk-Land Holzeinschlagslizenzen<br />
an Holzkonzerne. Diese zerstören durch
Kahlschlag die heiligen Stätten der Nuxalk im Urwald. Ebenso<br />
ruiniert der Kahlschlag die sensiblen Laichgewässer der<br />
Lachse. Das Holz wird an die Zellstoffkonzerne verkauft.<br />
Vor 10 Jahren protestierten die Nuxalk gegen den Kahlschlag<br />
in einem ihrer heiligsten Täler. Bei der friedlichen Blockade<br />
einer Forststraße wurden einige der Häuptlinge auf ihrem<br />
eigenen Land festgenommen und mussten mehrere Wochen<br />
im Gefängnis verbringen.<br />
Auch in Europa kommt es zu Landrechtskonflikten<br />
zwischen der indigenen Bevölkerung und der Forstindustrie,<br />
deren Abnehmer unter anderem Zellstoffproduzenten<br />
sind. In Finnland, Schweden und Russland lebt das Volk<br />
der Sami seit Jahrtausenden von der traditionellen Rentierzucht.<br />
Einige von ihnen nutzen die Wälder heute noch<br />
als Winterweide für die Rentiere, die auf flechtenreiche<br />
Urwälder angewiesen sind. Die traditionellen Weiderechte<br />
der Sami werden aber nur zum Teil anerkannt. In Schweden<br />
gibt es heftige Konflikte mit privaten Waldbesitzern, die<br />
Sami-Gemeinden verklagt haben, wenn deren Rentiere in<br />
ihren Wäldern im Winter weideten.<br />
Die Sami in Finnland wehren sich gegen die Kahlschläge<br />
in den letzten Urwäldern, die wichtige Weidegründe für<br />
ihre Rentierherden darstellen. Die staatliche Forstbehörde<br />
Metsähallitus ist an der Zerstörung beteiligt und verkauft<br />
das Holz u.a. an die Zellstoff- und Papierindustrie. Die Sami<br />
haben bereits mehrmals Klagen gegen Metsähallitus eingereicht.<br />
Die Rentierzüchter wandten sich darüber hinaus<br />
an das UN Menschenrechtskomtee, da die Kahlschläge<br />
ihr Recht auf Ausübung ihrer traditionellen Lebensweise<br />
missachten 18 . Obwohl die UN Menschenrechtskommission<br />
2001 bestätigte, dass die Kahlschläge einen Verstoß gegen<br />
die Rechte der Sami darstellen, wird der Kahlschlag durch<br />
die finnische Forstbehörde fortgesetzt 19 .<br />
1<br />
Abb.: Olav Johannson, <strong>ARA</strong> Archiv Abb.: urgewald Archiv<br />
Sami in Schweden beim Rentier-Markieren. Tupinikim und Guarani Indianer fordern ihr Land<br />
von Aracruz zurück<br />
Im brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo<br />
leben heute 1.600 Tupinikim und 200 Guarani-Indianer. Sie<br />
wurden durch den Zellstoffkonzern Aracruz und dessen<br />
Plantagen von ihrem traditionellen Land vertrieben. Die<br />
Fabrik wurde an einer Stelle errichtet, wo früher ihre Siedlungen<br />
lagen. In den 80er Jahren begannen die Tupinikim<br />
und Guarani um die Rückgabe ihres Landes zu kämpfen.<br />
1981 wurde ihnen zunächst ein 4.492 Hektar großes Gebiet<br />
zugesprochen. Studien der brasilianischen Indianerbehörde<br />
FUNAI haben inzwischen klargestellt, dass den Guarani<br />
und Tupinikim weitere 13.500 Hektar zustehen. Trotzdem<br />
erklärte sich Aracruz 1998 nach lang anhaltenden Protesten<br />
nur zur Rückgabe von 2.571 Hektar Land bereit. Der<br />
Konzern besetzt mit seinen Plantagen bis heute 11.000<br />
Hektar des Indianerlandes. Anfang 2005 demarkierten<br />
die Tupinikim und Guarani dieses Gebiet und besiedelten<br />
es. Sie begannen Hütten zu bauen und Ackerflächen zu<br />
bearbeiten. Doch bis heute weigert sich Aracruz das Land<br />
zurückzugeben. Auch die Quilombolas, Nachfahren entflohener<br />
Sklaven, die sich zum Teil schon vor 300 Jahren an<br />
der Küste Brasiliens niedergelassen haben, wurden in den<br />
60er Jahren von den Zellstoffkonzernen von ihrem traditionellen<br />
Land vertrieben. In Brasilien gibt es über 700<br />
Quilombo-Gemeinschaften. Sie beanspruchen zusammen<br />
ein Gebiet von ca. 300.000 ha. Bis heute haben erst 29<br />
Gemeinschaften verbriefte Landrechte erhalten.<br />
„Die meisten Bewohner hier hatten allerdings keinen<br />
Besitztitel, keine Urkunde über das von ihnen bewohnte<br />
Land. Wenn die Schwarzen keinen Besitztitel nachweisen<br />
konnten, zwang Aracruz sie, ihr Heim zu verlassen. Dann<br />
wurden sie einfach vertrieben.“<br />
Domingos Chapoca (Quilombola in Brasilien)
Kahlschlag in Kanada<br />
Die Ausdehnung von Zellstoffplantagen führte in Brasilien<br />
zu Zwangsumsiedlungen und zur Zerstörung von ganzen<br />
Dörfern. Bauern und Siedler wanderten in die Städte ab,<br />
da die Monokulturen wenig Arbeitsplätze und keinen<br />
Raum für andere Formen der Landbewirtschaftung boten.<br />
Die Zurückbleibenden leben isoliert in einem Meer von<br />
Eukalyptus und haben durch die steigende Entvölkerung<br />
der Region kaum mehr einen lokalen Markt, auf dem sie<br />
ihre Produkte verkaufen können.<br />
„Der Knackpunkt bei dieser Geschichte ist doch, dass die<br />
regionale Bevölkerung hier nie gefragt worden ist, ob sie<br />
großflächigen Eukalyptusanbau in ihrer Region haben<br />
will oder nicht. Sie haben, ohne uns zu konsultieren, für<br />
uns festgelegt, dass der Anbau von Eukalyptus die beste<br />
wirtschaftliche Alternative für uns hier in Espírito Santo<br />
und im äußersten Süden von Bahia ist.“<br />
Brasilianer aus E.S. 20<br />
In Chile sind die Mapuche das größte indigene<br />
Volk des Landes 21 . Über 337.000 von ihnen leben heute in<br />
den von der Zellstoffproduktion betroffenen Gebieten 22 .<br />
Ende des 19. Jahrhunderts wurden sie gewaltsam enteignet<br />
und in Reservate gedrängt. Erst durch die Umsetzung<br />
der Agrarreform unter Salvador Allende (1970-1973)<br />
bekamen sie ihr Land zurück. Nach dem Staatsstreich<br />
Pinochets (1973) wurden sie erneut enteignet. Gleichzeitig<br />
konnte sich die stark subventionierte Holzindustrie fast<br />
kostenlos im Land ausbreiten, teils auch auf ehemaligem<br />
Land der Mapuche. Ein Großteil der 2,1 Millionen ha 23 Kiefern-<br />
und Eukalyptusplantagen, die der Zellstoffproduktion<br />
dienen, liegen im historischen Gebiet der Mapuche 24 .<br />
Die Mapuche versuchen über Landbesetzungen ihren his-<br />
1<br />
torischen Anspruch auf das Land geltend zu machen und<br />
protestieren gegen die Ausbreitung von Kiefer- und Eukalyptusplantagen<br />
auf Kosten des Naturwaldes. Seit Beginn<br />
der 1990er Jahre kommt es zwischen den Mapuche, den<br />
Sicherheitskräften der Forstunternehmen und der Polizei<br />
immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit<br />
Todesfällen 25 . Der Mapuche Pascual Pichún klagt darüber<br />
hinaus: „The plantations have greatly impacted the community.<br />
We have lost medicinal herbs, native forests and<br />
water. The fumigation of the tree plantations has polluted<br />
the water and contaminated the lands and animals. 26 “<br />
In Südafrika siedelten die Weißen zu Zeiten der<br />
Apartheid auf den besten Böden. Als sich die Zellstoffkonzerne<br />
in Südafrika ausbreiteten, kauften sie Land<br />
von weißen Farmern, die dafür eine gute Entschädigung<br />
erhielten. Leer gingen die auf den Farmen beschäftigten<br />
Arbeiter aus. Die Farmgebäude wurden abgerissen, um<br />
Platz für Eukalyptusplantagen zu schaffen. Die Arbeiter<br />
mussten umsiedeln und wurden arbeitslos, denn die Zellstoffplantagen<br />
boten nur Wenigen kurzfristige und meist<br />
nur schlecht bezahlte Arbeit (ca. 2 US$ pro Tag) 27 .<br />
Abb.: Philipp Kuechler<br />
Diese Beispiele aus verschiedenen Kontinenten zeigen,<br />
dass mit der Zellstoffgewinnung weltweit Landrechtskonflikte<br />
verbunden sind. Die großflächige Landnutzung für<br />
Zellstoffplantagen oder die Rodung von Wäldern widerspricht<br />
den Interessen der lokalen Bevölkerung und ihrer<br />
angestammten Nutzung des Landes. In vielen Fällen setzen<br />
sich Zellstoffkonzerne über die traditionellen Rechte<br />
und den Widerstand der betroffenen Menschen hinweg.
Eukalyptusplantage in Swaziland<br />
2.1.2.<br />
Artenverlust durch die Zerstörung natürlicher Lebensräume<br />
und die Anlage von Zellstoff-Monokulturen<br />
Urwaldzerstörung für die Zellstoffproduktion<br />
Über den importierten Rohstoff ist die Papier- und Zellstoffindustrie<br />
in vielen Ländern maßgeblich an der Urwaldzerstörung<br />
beteiligt, insbesondere in den nördlichen Regionen<br />
Kanadas und Russlands sowie in Südostasien (Malaysia,<br />
Indonesien) und Australien 28 . Nach Schätzungen des<br />
Worldwatch Institutes stammen weltweit 16% des in der<br />
Papierproduktion eingesetzten Holzes aus Urwäldern 29 .<br />
So z.B. in Kanada, wo 90% der Holzeinschläge in Urwäldern<br />
stattfinden. Oder in Indonesien, wo über 90% des Zellstoffs,<br />
der zwischen 1988 und 1999 in die Papierproduktion<br />
floss, aus dem Regenwald stammte 30 .<br />
In vielen Fällen ist der Holzeinschlag illegal: Laut Schätzungen<br />
des „Center for International Forestry Research“<br />
sind 40% der Einschläge für die Papier- und Zellstoffproduktion<br />
in Indonesien illegal 31 . Nach einer Studie des WWF<br />
stammen 98% der nach Deutschland importierten illegalen<br />
Zellstoffmenge und 39% der Papiermenge illegaler<br />
Herkunft aus Indonesien 32 . In Russlands Wäldern liegt der<br />
Anteil von illegal eingeschlagenem Holz nach Untersuchungen<br />
von Greenpeace und WWF bei 15-35%.<br />
Die nördlichen Urwälder in Russland, Finnland, Schweden<br />
und Kanada sind bedrohte Lebensräume für zahlreiche<br />
Großsäugetiere wie Bären, Wölfe oder die in Kanada<br />
lebenden Caribous, Cougars und Vielfraße. Die Wälder<br />
aber auch die vielen in ihnen liegenden Feuchtgebiete<br />
und Moore beherbergen eine große genetische Vielfalt<br />
an Moos-, Pilz- und Flechtenarten. Durch den Verlust der<br />
Urwälder und die intensive forstliche Nutzung sind z.B. in<br />
1<br />
Abb.: TimberWatch Südafrika<br />
Grizzly Bär in Kanada<br />
Finnland viele Arten mittlerweile gefährdet: 564 waldspezifische<br />
Tier-, Pflanzen- und Pilzarten stehen auf der Roten<br />
Liste Finnland 33 . Die Rote Liste Schwedens beinhaltet bereits<br />
2.100 waldabhängige Arten 34 . Die nordischen Urwälder<br />
sind auch wichtige Vogelbrutgebiete. In den borealen<br />
Wäldern Kanadas beispielsweise brüten Milliarden von<br />
Vögeln 35 .<br />
Naturwaldverlust durch Zellstoffplantagen<br />
In den Ländern des Südens steht neben dem Holzeinschlag<br />
eine weitere Bedrohung der Wälder im Vordergrund: Um<br />
die Zellstoffproduktion zu beschleunigen und die Kosten<br />
zu drücken, werden Naturwälder durch Monokulturen aus<br />
schnellwachsenden Baumarten ersetzt. Sowohl in Indonesien<br />
36 als auch in den USA 37 , in Chile, in Australien und in<br />
Brasilien wurden Naturwälder großflächig zerstört, um<br />
Plantagen anzulegen. Die FAO schätzt, dass in den Tropen<br />
pro Jahr eine Naturwaldfläche in der Größe halb Finnlands<br />
umgenutzt wird und dass etwa 6-7% der neuen Nutzung<br />
Baumplantagen sind 38 .<br />
In Indonesien, einem der artenreichsten Länder<br />
der Erde, werden kontinuierlich Naturwälder in Zellstoff-<br />
Monokulturen umgewandelt. Ende 2001 gab es 1,4 Millionen<br />
Hektar industrielle Zellstoffplantagen, von denen<br />
rund die Hälfte auf ehemaligen Naturwaldflächen entstanden<br />
sind 39 . Heute werden jährlich 2,8 Millionen Hektar Wald<br />
in Indonesien zerstört, eine Fläche größer als Hessen 40 .<br />
Seit 1988 ist die Zellstoffindustrie in Indonesien um fast<br />
700% gewachsen, von 606.000 Tonnen auf 4,9 Millionen<br />
Tonnen pro Jahr. Die Papierproduktion stieg im gleichen<br />
Zeitraum von 1,2 auf 8,3 Millionen Tonnen pro Jahr an 41 .<br />
Nach der Zerstörung der Naturwälder werden die gigantischen<br />
indonesischen Zellstoffwerke in den nächsten<br />
Jahren mit Holzdefiziten zu kämpfen haben, was wiederum<br />
die Anlage von Plantagen vorantreiben wird 42 .<br />
Abb.: Martin Kroll
Die treibende Kraft für den Verlust von Naturwäldern<br />
in Chile ist ihre Umwandlung in Plantagen mit exotischen<br />
Baumarten, die für die Zellstoffherstellung genutzt<br />
werden 43 . In dem Zeitraum zwischen 1978-1987 wurden<br />
31% der Naturwälder in der Küstenregion in Plantagen<br />
umgewandelt 44 . Die Zentralbank Chile schätzt, dass Chiles<br />
Naturwälder bei gleich bleibender Zerstörung durch Holzeinschlag<br />
2015 oder 2020 verschwunden sein werden 45 .<br />
In Chile gibt es eine Vielfalt an Waldtypen: Palmwälder,<br />
Hartlaub-Wälder, temperate Regenwälder und prähistorische<br />
Araucaria-Wälder 46 . Ein Drittel der Wälder Chiles ist<br />
noch Urwald 47 . Nur 27% dieser Urwälder sind geschützt 48 .<br />
Im brasilianischen Bundesstaat Espirito Santo sind<br />
durch Zellstoffkonzerne wie Aracruz Tausende Hektar<br />
Atlantischen Regenwaldes gerodet und durch Eukalyptusplantagen<br />
ersetzt worden 49 . Ursprünglich bedeckte die<br />
„Mata Atlântica“ (der Atlantische Regenwald) weite Teile<br />
des Bundesstaates Espírito Santo. Heute sind nur noch 10<br />
Millionen Hektar, d.h. 7,5% des ursprünglichen Atlantischen<br />
Regenwald-Bestandes erhalten. Stattdessen gibt es hier<br />
nun doppelt soviele Plantagen wie Naturwälder. Die Zellstoffund<br />
Papierindustrie war maßgeblich an dieser Entwicklung<br />
beteiligt.<br />
Von den 1.100 einheimischen Baumarten (vgl. Europa:<br />
100) 50 in Südafrika sind viele endemisch und kommen nur<br />
noch in kleinen Waldgebieten vor. Die Plantagen grenzen<br />
ohne Pufferzonen direkt an den Waldrand. So werden die<br />
heimischen Bäume durch die Konkurrenz um Wasser mit<br />
dem tiefer wurzelnden Eukalyptus beeinträchtigt. Auch bei<br />
der Bewirtschaftung der Plantagen wird der Naturwald in<br />
Mitleidenschaft gezogen: Die Zufahrtstraßen für die Plantagen<br />
werden oft durch die angrenzenden Wälder gebaut 51 .<br />
Verlust wertvoller Ökosysteme durch Zellstoffplantagen<br />
Plantagen ersetzen nicht nur Naturwald, sondern auch andere<br />
artenreiche Ökosysteme. In Südafrika muss vielerorts<br />
die Savanne, die mit ihren über 4.000 Pflanzenarten extrem<br />
artenreich ist (Vergleich Schweden mit 1.700 Pflanzenarten)<br />
52 , neuen Plantagen weichen. Professor Braam van<br />
Wyk von der Universität in Pretoria, Südafrika, warnt, dass<br />
Plantagen Südafrikas Savanne zerstören und ein Hauptfak-<br />
1<br />
tor für den Artenverlust sind. In den letzten Jahren seien<br />
im Durchschnitt pro Jahr über 200 km2 artenreiche Savanne<br />
in Südafrikas Regionen mit höherem Niederschlag<br />
durch die kommerzielle Aufforstung (Plantagen) zerstört<br />
worden 53 .<br />
Die exotischen Bäume (Kiefer, Eukalyptus, Akazie) bleiben<br />
nicht auf die Plantagenflächen beschränkt, sondern<br />
dringen vor allem entlang von Gewässern und Feuchtgebieten<br />
unaufhaltsam in die Savanne Südafrikas vor, wo<br />
sie endemische Arten verdrängen. Nach Schätzungen sind<br />
zusätzlich zu den 1,5 Millionen Hektar Plantagen bereits 1,7<br />
Millionen Hektar des Landes durch die exotischen Bäume<br />
besiedelt 54 .<br />
Monokulturen führen zu Artenverlust<br />
Monokulturen mit ein oder zwei exotischen Baumarten<br />
bieten kaum Lebensraum für die heimischen Tier- und<br />
Pflanzenarten. Die natürliche Vegetation stirbt durch den<br />
Einsatz von Chemikalien, damit die Plantagenbäume keine<br />
Konkurrenz um Wasser, Licht und Nährstoffe erleiden. Nur<br />
wenige standorttypische Pflanzen können unter den Plantagenbäumen<br />
überleben, Tiere finden hier kaum Nahrung 55 .<br />
Die exotischen Plantagen stellen Barrieren für heimische<br />
Tiere dar und behindern so die natürliche Ausbreitung von<br />
Säugetieren und Insekten sowie das Brutverhalten von<br />
Vögeln.<br />
Schnellwüchsige Zellstoffplantagen sind keine Lösung<br />
Die World Commission on Forests schätzt, dass man die<br />
weltweite Papiernachfrage 2050 durch 100 Millionen Hektar<br />
schnellwüchsige Plantagen decken und so den Holzeinschlag<br />
in Wäldern reduzieren könnte 56 . Doch werden für die<br />
schnellwüchsigen Zellstoffplantagen zuvor Wälder gerodet,<br />
andere wertvolle Ökosysteme (z.B. die Savanne in Südafrika)<br />
zerstört oder landwirtschaftliche Nutzflächen (z.B.<br />
in Südafrika oder Brasilien) geopfert. Die genannten 100<br />
Millionen Hektar würden einer Fläche von ca. 50% des weltweiten<br />
Weizenanbaus (FAO 2004: 217 Millionen Hektar)<br />
entsprechen. Die Produktion eines schnelllebigen Verbrauchsartikels<br />
für die Industrienationen steht heute<br />
schon vielerorts in Konkurrenz zum Anbau von Nahrungsmitteln<br />
für die lokale Bevölkerung (z.B. Brasilien).
FSC Zertifizierung von Papier und Zellstoff<br />
In den nördlichen Ländern ist die einzig glaubwürdige und<br />
von Umweltorganisationen empfohlene Zertifizierung für<br />
Waldbewirtschaftung der Forest Stewardship Council (FSC).<br />
Der FSC zertifiziert jedoch neben Wäldern auch schnellwüchsige<br />
Plantagen, welche die beschriebenen Probleme<br />
verursachen und dafür von Umweltorganisationen kritisiert<br />
werden. Der FSC überarbeitet daher momentan die<br />
Kriterien für die Plantagenzertifizierung. Verschiedene<br />
Umweltorganisationen fordern deshalb ein Moratorium<br />
für neue Plantagenzertifizierungen, bis die FSC Kriterien<br />
für Plantagen verschärft worden sind 57 .<br />
2.1.3.<br />
Mythos neue Arbeitsplätze? Verluste statt Gewinne<br />
„Policies being promoted by some environmental groups<br />
and industry lobbies would mean that in the near future<br />
most industrial wood could come from industrial plantations<br />
and an increasingly consolidated forest industry,<br />
effectively cutting off forest and farm communities from<br />
critical income opportunities. Local producers often do<br />
not have access to sufficient capital, market contacts and<br />
information, or technology to exploit new market opportunities<br />
. 58 “<br />
Papier- und Zellstoffkonzerne werben oft mit dem Argument,<br />
Arbeitsplätze zu schaffen. Wenn ein Konzern eine Plantage<br />
oder Zellstofffabrik errichtet, werden ohne Frage neue<br />
Arbeitsplätze geschaffen. Die wesentliche Frage ist jedoch,<br />
wieviele Arbeitsplätze vor Niederlassung der Konzerne vorhanden<br />
waren, wieviele Arbeitsplätze durch andere Landnutzungsformen<br />
geschaffen werden könnten und welche<br />
Qualität die angebotenen Arbeitsplätze (Lohn, Vertragssicherheit,<br />
Arbeitsrisiko) haben.<br />
Die Zellstoffplantagen im Süden bieten grundsätzlich nur<br />
wenige Arbeitsplätze pro Hektar Land. In einer kürzlich<br />
erschienenen Studie von Mitgliedern des World Rainforest<br />
Movement aus Brasilien 59 wird anhand des Beispiels Aracruz<br />
die Arbeitsplatzsituation durch die Eukalyptus-Zellstoffproduktion<br />
analysiert. Es zeigt sich, dass beim Anbau von<br />
Kaffee mehr als hundert Mal so viele Arbeitsplätze pro Hektar<br />
Land geschaffen werden wie durch den Eukalyptusabau.<br />
1<br />
Benötigte Hektar Land um einen Job in Eukalyptus<br />
und Kaffee Monokulturen zu schaffen 60<br />
Monokultur Benötigte ha Land pro<br />
direkten Arbeitsplatz<br />
Eukalyptus<br />
122<br />
(Aracruz Celulose)<br />
Eukalyptus<br />
183<br />
(Veracel Celulose)<br />
Kaffee 1<br />
Zahlen von 2001 aus Uruguay und Südafrika<br />
zeigen die gleiche Tendenz 61 :<br />
Dem Zellstoffkonzern Weyerhäuser gehören in Uruguay<br />
128.000 Hektar Land, 71.000 davon sind Plantagen.<br />
Nach eigenen Angaben sind 130 Menschen direkt<br />
beschäftigt. Weyerhäuser bietet damit in Uruguay 0,18<br />
Jobs pro 100 Hektar Plantagen.<br />
Der Firma Mondi in Südafrika gehören 638.000 Hektar<br />
Land, davon 407.000 Hektar Plantagen. Mondi beschäftigt<br />
nach eigenen Angaben 4.500 Menschen. Der<br />
Konzern bietet damit 1,1 Arbeitsplätze pro 100 Hektar<br />
Plantagenfläche.<br />
Auch in Spanien werden nur wenige Arbeitsplätze durch die<br />
Zellstoffplantagen geschaffen: In der Milchwirtschaft in<br />
Spanien sind 2,5-mal so viele Arbeiter pro Fläche beschäftigt<br />
als beim Anbau von Eukalyptus, im Weinbau 5-mal soviel 62 .<br />
Die Studie des World Rainforest Movement 63 beschreibt die<br />
schlechten Arbeitsbedingungen (Unterkunft, Verpflegung<br />
und soziale Sicherheit) bei Aracruz und verdeutlicht, wie<br />
gering die Zahl der Arbeitsplätze und wie niedrig der Lohn<br />
ausfällt, wenn man Zellstoffplantagen mit anderen Landnutzungsformen<br />
(z.B. Kaffeeanbau) vergleicht.<br />
„Aracruz bietet den Leuten von hier keine Arbeit mehr an.<br />
Alles wird maschinell hergestellt – man braucht gar keine<br />
Arbeiter mehr. Auch der Holzeinschlag wird heute von Subunternehmern,<br />
häufig von multinationalen Unternehmen<br />
mit neuester Technik gemacht – auch da gibt es keine Arbeit<br />
mehr für uns. So werden sie Brasilien zugrunde richten.“<br />
Humberto (Quilombola in Brasilien)<br />
Die Kleinbauernvereinigung in Brasilien fordert Landnutzungsmodelle<br />
für ihre Region, die auf eine vielfältige<br />
ökologische Landwirtschaft setzen und Kaffeeanbau als<br />
Ergänzung fördern. Es würden nicht nur mehr Arbeitsplätze<br />
pro Hektar entstehen als durch die Zellstoffplantagen, auch<br />
die Arbeitsbedingungen wären wesentlich besser und das<br />
Lohnniveau höher.
2.1.4.<br />
Gesundheitsschäden durch die Papier- und Zellstoffproduktion<br />
und die Eukalyptusplantagen<br />
„Pulp and paper is the third largest industrial polluter to<br />
air, water, and land in both Canada and the United States,<br />
and releases well over a hundred million kg of toxic pollution<br />
each year (National Pollutant Release Inventory,<br />
Canada 1996).“<br />
In der UN Menschenrechtserklärung (Artikel 25) von 1948<br />
ist festgelegt: „Everyone has the right to a standard of<br />
living adequate for the health and well-being of himself<br />
and of his family“. Das Recht auf ein gesundes Leben wird<br />
von einigen Papier- und Zellstoffkonzernen auf eklatante<br />
Weise verletzt. Obwohl es in Deutschland hohe Umweltstandards<br />
für die Produktion von Papier- und Zellstoff<br />
gibt, werden diese Standards in den Ländern, aus denen<br />
Deutschland Zellstoff importiert, häufig nicht eingehalten.<br />
Die Abwässer der Fabriken werden teilweise ungeklärt in<br />
die Flüsse entlassen – mit oft katastrophalen Folgen für<br />
die Bevölkerung:<br />
In indonesischen Dörfern, die flussabwärts von<br />
der Zellstofffabrik Indah Kiat des Konzerns Asia Pulp and<br />
Paper (APP) liegen, berichten die Menschen von juckenden<br />
Hautausschlägen, chronischen Kopfschmerzen und<br />
Erbrechen. Vor Bau der Zellstofffabrik nutzten sie den Fluss<br />
für Trinkwasser. Heute müssen sie ihr Wasser in Flaschen<br />
kaufen, da auch das Grundwasser bereits verschmutzt ist.<br />
Doch nutzen sie noch immer den Fluss zum Waschen,<br />
Bewässern und Fischen. Im Jahr 2000 besuchte die Journalistin<br />
Inge Altemeier die Region und filmte einen illegalen<br />
Abfluss, den die Zellstofffabrik in der Nacht nutzt 64 . Obwohl<br />
APP schon seit Jahren Besserung gelobt, leiden die<br />
am Fluss lebenden Menschen bis heute unter den Folgen<br />
der Papier- und Zellstoffherstellung.<br />
Kanadische Zellstoffwerke entließen 1997 pro Tag<br />
zwischen 50.000 und 100.000 Kubikmeter Abwässer. Nach<br />
Industrieangaben flossen fast 2.000 Tonnen Chemikalien<br />
– mehr als doppelt soviel wie bei der Bergbauindustrie – in<br />
die Gewässer 65 .<br />
0<br />
Abb.: urgewald Archiv<br />
Kind in Indonesien mit Chlorakne<br />
Durch die Abwässer einer Papierfabrik leidet das indianische<br />
Volk der Grassy Narrows in Kanada bis heute unter den<br />
Folgen einer Quecksilbervergiftung: 1970 wurden die Flüsse<br />
und Seen in ihrer Region durch Quecksilber hochgradig<br />
verseucht. Ursache waren die Abwässer einer Papierfabrik,<br />
die 90 km stromaufwärts lag. Durch die Quecksilberverseuchung<br />
brach der Fischfang völlig zusammen, der bisher<br />
die wichtigste Lebensgrundlage für die Grassy Narrows<br />
darstellte. Eine Untersuchung 2001 ergab, dass 86% der<br />
Grassy Narrows Anzeichen einer Quecksilbervergiftung<br />
zeigen. Trinkwasser und Fische sind langfristig ungenießbar<br />
geworden, denn das Quecksilber hat sich in den<br />
Sedimenten abgelagert. Die Papierfabrik wurde längst<br />
verkauft und der neue Besitzer war nicht mehr für die<br />
Folgen haftbar zu machen. Die Regierung bewilligte nach<br />
langen Protesten 1985 Kompensationszahlungen. Doch<br />
diese sind äußerst gering im Vergleich zu dem, was das<br />
Volk der Grassy Narrows verloren hat.<br />
Bis heute nimmt die Zerstörung ihres Lebensraums kein<br />
Ende. Zellstoffkonzerne zerstören durch großflächige<br />
Kahlschläge die wichtigsten Jagdgebiete der Grassy Narrows<br />
und verletzten die von der kanadischen Regierung<br />
zugesicherten Nutzungsrechte dieses Volkes.<br />
Auch die Luftverschmutzung durch Zellstofffabriken ist<br />
in einigen Fällen für gesundheitliche Probleme verantwortlich.<br />
In Brasilien rufen beispielsweise die Emissionen<br />
der Zellstofffabrik Aracruz Atemwegserkrankungen bei<br />
den nahe wohnenden Indianern hervor, wie vom brasilianischen<br />
Indigenen- und Missionsrat bestätigt wurde 66 .<br />
„Diese Zellstofffabrik hat viele Krankheiten in unsere<br />
Dörfer gebracht.“ Jonas Carvalho (Guarani-Indigenenhäuptling<br />
in Brasilien).
Abb.: urgewald Archiv<br />
Grassy Narrows protestieren gegen den<br />
Kahlschlag auf ihrem Territorium<br />
Nicht nur die Zellstoff- und Papierfabriken verursachen<br />
gesundheitliche Schäden. Beim Einsatz von Chemikalien<br />
in den Zellstoffplantagen von Aracruz leiden Arbeiter häufig<br />
an Kopfschmerzen, Erbrechen und Magenschmerzen,<br />
wie in der Studie vom World Rainforest Movement dokumentiert<br />
wurde 67 . Die ebenfalls häufig bei den Plantagenarbeitern<br />
auftretende Erkrankung Leucopenia (abnormale<br />
Reduktion von weißen Blutkörperchen) hat bereits zu<br />
Todesfällen geführt 68 .<br />
Die Plantagenwirtschaft hat neben den direkten auch viele<br />
indirekte Folgen. In Südafrika tragen die vielerorts fehlenden<br />
Sanitäranlagen für die Arbeiter in den Plantagen<br />
vermutlich zur Ausbreitung von Krankheiten wie Cholera<br />
bei. Auch die Ausbreitung von Aids ist unter den Arbeiter<br />
in Südafrika ein großes Problem: „The seriousness of the<br />
HIV/Aid’s pandemic is now beginning to take its toll on<br />
Industry, with infection rates amongst workers exceeding<br />
40% in places. 69 “ Die Ursache für die starke Ausbreitung<br />
liegt in der Situation auf den Plantagen: Viele der Arbeiter<br />
sind ohne eigene Familie dort. Sexuelle Übergriffe und<br />
Prostitution grassieren in ihren Siedlungen 70 .<br />
2.1.5.<br />
Verbrauch von Wasserressourcen<br />
Einfluss der Zellstoffplantagen<br />
Die Zellstoffmonokulturen verbrauchen große Mengen an<br />
Wasser und stellen in trockeneren Regionen in Südafrika,<br />
Brasilien oder Spanien ein gravierendes Problem dar.<br />
Viele der von der Papierindustrie bevorzugten Baumarten,<br />
insbesondere schnell wachsende wie Eukalyptus, saugen<br />
mehr Wasser aus dem Boden als andere Feldfrüchte. Dies<br />
ist das Ergebnis einer über vier Jahre in Indien, Costa Rica,<br />
1<br />
Plantagenarbeiter beim Versprühen<br />
von Chemikalien<br />
Abb.: TimberWatch Südafrika<br />
Südafrika und Tansania geführten Studie des Britischen<br />
Departments für Internationale Entwicklung (DFID) 71 .<br />
Studien aus Spanien zeigen, dass in einer Eukalyptusmonokultur<br />
nur halb so viel Niederschläge das Grundwasser<br />
erreichen wie in einem Naturwald 72 .<br />
In Brasilien berichten Dorfbewohner, deren<br />
Siedlungen von Eukalyptusplantagen umgeben sind, wie<br />
nach dem Anbau von Eukalyptus die Bäche, Quellen und<br />
Brunnen austrockneten und das Grundwasser sank 73 . „Der<br />
Boden ist total ausgetrocknet. Er ist wirklich nicht mehr so,<br />
wie er früher einmal war. Wenn es uns heute z.B. an Wasser<br />
oder an Nahrung fehlt, dann trägt auch Aracruz einen<br />
Teil der Verantwortung dafür.“ (Bewohner eines Quilombola-<br />
Dorfes in Brasilien)<br />
In dem chilenischen Dorf Lumaco mit 11.405 Einwohnern<br />
74 sind einige Siedlungen von Plantagen regelrecht<br />
eingekreist, 40% der Region sind mit Plantagen bedeckt,<br />
die Böden von starker Erosion betroffen und heimische<br />
Tiere und Pflanzen sind selten geworden. Im Sommer muss<br />
die Gemeindeverwaltung Trinkwasser verteilen, weil Quellen<br />
und Bäche versiegen 75 .<br />
In Südafrika fiel in einigen Gegenden der Grundwasserspiegel<br />
um mehr als 36 Meter 76 . Ein Eukalyptusbaum<br />
in Südafrika kann bis zu 500 Liter Wasser täglich aufnehmen.<br />
In Südafrika wird auch von den Konzernen nicht<br />
bestritten, dass die Plantagenwirtschaft einen negativen<br />
Einfluss auf die Wasserresourcen hat 77 . „Pulp and paper<br />
making requires large quantities of water.“ (Jahresbericht<br />
der südafrikanischen Forstwirtschaft 2004). Auch die kürzlich<br />
veröffentlichte Studie der britischen Regierung (s.o.)<br />
belegt, dass in Südafrika die Ausbreitung der exotischen<br />
Kiefern und Eukalyptusbäume zu einer Verringerung der<br />
Wassermenge der Flüsse geführt hat 78 .
Einfluss der Papier- und Zellstoffindustrie<br />
Der Wasserverbrauch in der Papier- und Zellstoffindustrie<br />
ist pro Tonne höher als in irgendeiner anderen Industriebranche<br />
79 .<br />
1989 musste der Zellstoffkonzern ENCE in Spanien/<br />
Galizien seine Fabrik für einige Monate schließen, da die<br />
Bewohner der Region nicht genügend Wasser zur Verfügung<br />
hatten.<br />
Die drei Zellstofffabriken von Aracruz in Brasilien<br />
verbrauchen täglich 248.000 Kubikmeter Wasser – ausreichend,<br />
um eine Stadt mit 2,5 Millionen Einwohnern mit<br />
Wasser zu versorgen 80 .<br />
2.1.6.<br />
Bodendegradierung<br />
Beim Ernten durch Kahlschlag ebenso wie beim Pflanzen<br />
der Bäume kommt es zu Erosion, wenn der Boden schutzlos<br />
dem Regen ausgeliefert ist. Schwere Erntemaschinen verdichten<br />
den Boden und verstärken an steilen Hängen die<br />
Erosion.<br />
Berichte aus Südafrika 81 , Spanien 82 und Brasilien 83 beschreiben<br />
die Bodendegradierung in Eukalyptusplantagen. Der<br />
hohe Herbizid- und Düngereinsatz verändert die Bodenfauna.<br />
Auch werden die Abbauprozesse in den Böden durch<br />
chemische Inhaltsstoffe des Eukalyptus gestört. Die Mikroorganismen<br />
in den Böden sind nicht an die Eukalyptusblätter<br />
angepasst, so dass die Zersetzung sehr langsam voran<br />
geht. In Folge akkumulieren die Eukalyptusblätter und ersticken<br />
andere Bodenpflanzen. Die hydrophoben Blätter<br />
des Eukalyptus legen eine Art Wachsschicht über den Grund<br />
und verschlechtern damit die Wasserdurchlässigkeit. Darüber<br />
hinaus werden die Böden durch die massive Nährstoffextraktion<br />
von Eukalyptus verstärkt ausgelaugt. Vergleichende<br />
Studien in Spanien zwischen Eukalyptusplantagen<br />
und Eichenwäldern zeigten, dass in Eukalyptuswäldern<br />
(E. camaldulensis) der Bodenverlust 100-mal größer ist 84 .<br />
2.2.<br />
Die Strukturen der globalen Papier- und Zellstoffindustrie<br />
Die Markt- und Konzernstrukturen der Papierindustrie, die<br />
starke Konzentrierung und die globale Vernetzung sind Teil<br />
des Problems. In der internationalen Fachzeitschrift „pulp<br />
and paper international“ werden jährlich die nach Umsatz<br />
100 größten Papier- und Zellstoffkonzerne aufgelistet und<br />
verglichen. Die Top 10 dieser 100 größten Unternehmen machen<br />
knapp die Hälfte der Umsätze, rund 70% der Gewinne<br />
und produzieren rund 40 % des Papiers 85 . Die transnationalen<br />
Konzerne gewinnen an Macht über Land, Ressourcen und<br />
die nationale Wirtschaft. Der Trend zu immer kostengünstigerer<br />
Produktion mit höheren Kapazitäten wirkt sich stark<br />
auf die Situation in den einzelnen Ländern und betroffenen<br />
Regionen aus. Die gigantischen Zellstoffwerke benötigen<br />
große Mengen an Rohmaterial, was in vielen Fällen zur Anlage<br />
von riesigen Plantagenflächen oder – wie z.B. in Indonesien<br />
– zur systematischen Plünderung von Naturwäldern führt.<br />
Zu den weltweit größten Produktionsländern für Papierfasern<br />
gehören neben den USA, Kanada und China inzwischen<br />
auch Länder wie, Brasilien, Russland und Indonesien.<br />
Die vorhandenen Probleme durch die Zellstoff- und Papierproduktion<br />
werden sich durch geplante Expansionen in<br />
Zukunft noch verschärfen: Im Zeitraum von 2004-2009 sind<br />
mindestens 34 neue Papier- und Zellstoffwerke weltweit<br />
geplant. Hauptexpansionsmärkte sind China, Brasilien und<br />
Chile (s. Tabelle, S. 24). Die neuen Werke werden eine<br />
massive Expansion von schnellwüchsigen Plantagen in den<br />
südlichen Ländern fördern.<br />
Kahlschlag in Kanada<br />
Abb.: urgewald Archiv
Billigproduktion von Giganten: das Beispiel Veracel<br />
Das 2005 eröffnete Zellstoffwerk Veracel ist die größte Produktionsstätte für gebleichten ECF 86 Eukalyptuszellstoff<br />
der Welt 87 . Es liegt im ostbrasilianischen Bundesstaat Bahia. Das gemeinsame Unternehmen<br />
von Stora Enso in Finnland und Aracruz in Brasilien will 900.000 Tonnen Eukalyptuszellstoff jährlich herstellen.<br />
Dabei ist die Region schon heute überlastet durch den großflächigen Anbau – in einigen Gebieten<br />
liegt der Anteil der Plantagenflächen an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche bei weit über 25%.<br />
Das neue Zellstoffwerk wird die Situation noch verschärfen.<br />
Die Bevölkerung protestiert deshalb gegen die weitere Vereinnahmung landwirtschaftlicher Nutzflächen<br />
durch die Zellstoffindustrie. Bei Veracel kostet eine Tonne Zellstoff 120$, verglichen mit 320$ in Nordamerika<br />
und knapp 400$ in Skandinavien 88 . Kari Vainio, Vize-Präsident für Kommunikation bei Stora Enso<br />
erklärte: „One hectare in Bahia produces 50 cubic metres of wood a year, against 5 cubic metres in Scandinavian<br />
countries 89 .“<br />
Um mit den geringen Produktionskosten im Süden mithalten zu können streben die nördlichen Konzerne<br />
eine Verlagerung an, wie beispielsweise ein Funktionär bei Stora Enso ankündigte: „Were it not for labour<br />
unions at home, we would be moving all of our production capacity to countries like Brazil.“ Anfang 2005<br />
protestierten Arbeiter in Finnland gegen die Rationalisierungspläne von StoraEnso, die ihre Werke auch<br />
an offiziellen Feiertagen durchgängig produzieren lassen wollen 90 .<br />
Die Top 10 Produktionsländer von Papierfasern (Holzstoff,<br />
Zellstoff und andere Faserstoffe) und die Menge<br />
des dort hergestellten Papiers 91<br />
Papierfasern in<br />
1000 Tonnen<br />
Papier/Pappe in<br />
1000 Tonnen<br />
USA 52.914 81.792<br />
Kanada 25.543 20.226<br />
China92 18.381 37.929<br />
Finnland 11.729 12.776<br />
Schweden 11.740 10.724<br />
Japan 10.663 30.686<br />
Brasilien 7.390 7.354<br />
Russland 6.284 5.915<br />
Indonesien 5.587 6.995<br />
Australien<br />
Vergleich:<br />
2.832 2.645<br />
Deutschland 2.148 18.526<br />
Billiger, größer, schneller – Eukalyptus im Vormarsch:<br />
Ausdehnung der Zellstoffproduktion in den Süden<br />
Die Zellstoffproduktion dehnt sich immer stärker in Länder<br />
des Südens wie Brasilien, Indonesien, Südafrika und Chile<br />
aus, wo Monokulturen mit exotischen Baumarten wie Eukalyptus<br />
immer mehr die Landschaft prägen. Glauco Affonso,<br />
Vize-Präsident von Stora Enso in Lateinamerika schätzt:<br />
„We expect hardwood pulp production in coming years to<br />
be moving from Scandinavia and North America to low-cost<br />
producers in the southern hemisphere. 93 “<br />
Verschiedene Faktoren machen die Zellstoffproduktion im<br />
Süden „attraktiv“: Das Land ist billig, die Wuchsraten in<br />
den Tropen viel höher als im Norden, die Löhne weit unter<br />
dem der Industrienationen, Arbeitsschutz- und Umweltgesetzgebung<br />
sind häufig schwach und die Konzerne können<br />
weitgehend ohne staatliche Kontrolle agieren. Die Produktionskosten<br />
sind u.a. deshalb viel geringer als in nördlichen<br />
Ländern, da die sozialen und ökologischen Kosten, die<br />
durch die Ausbeutung der Naturressourcen und in vielen<br />
Fällen auch der Arbeiter entstehen, von den Konzernen nicht<br />
getragen werden. Sie lasten einseitig auf der Bevölkerung.
Weltweit geplante Zellstoff-/Papierprojekte im Zeitraum 2004-2009 (kein Anspruch auf Vollständigkeit)<br />
Land Firmen Anzahl geplanter<br />
Zellstoff- bzw.<br />
Papierwerke<br />
Geplante<br />
Gesamtkapazität<br />
Zellstoff bzw.<br />
Papier in<br />
Tonnen pro Jahr<br />
China Hainan Gold Hai Pulp & Paper (Asia Pulp and Paper APP),<br />
Shangdong Chenming (APRIL), Beiya Industrial, Oji Paper<br />
4 2.200.000<br />
Südafrika Mondi Kraft, Pulp United 2 890.000<br />
Guatemala Celgusa Pulp 1 120.000<br />
Brasilien Aracruz, Ripasa, Veracel, Lwarcel, Suzano Bahia Sul,<br />
BrancoCel, Sateri International<br />
7 2.780.000<br />
Indonesien United Fibre Systems (UFS), Korindo Group 2 850.000<br />
Indien Andra Pradesh Paper Mills 1 200.000<br />
Uruguay Ence, Botnia (UPM, M-Real) 2 1.500.000<br />
Chile CFI Itata (Arauco), CMPC 3 1.990.000<br />
Argentinien Celulosa Argentina 1 50.000<br />
Russland Ilim Pulp, NWTC, International Paper 4 770.000<br />
Lettland Baltic Pulp 1 600.000<br />
Schweden Rottneros, SCA Östrand 2 125.000<br />
Finnland M-Real 1 300.000<br />
Deutschland Norske Skog 1 54.000<br />
Portugal Caima 1 10.000<br />
Italien Sicem-Saga 1 25.000<br />
Estland Estonian Cell 1 140.000<br />
2.3.<br />
Fazit<br />
Die Beispiele zeigen, wie die heutige Papier- und Zellstoffindustrie<br />
zur Verarmung der Menschen und zu großflächiger<br />
Naturzerstörung beiträgt:<br />
Die Land- und Nutzungsrechte der lokalen Bevölkerung<br />
werden missachtet. Die Ausdehnung von Plantagen in<br />
den südlichen Ländern führt oft zu Zwangsumsiedlungen.<br />
Der Artenverlust wird durch die Zerstörung von Urwäldern<br />
und anderen artenreichen Ökosystemen beschleunigt.<br />
Naturwälder werden gerodet, um Zellstoff-Monokulturen<br />
mit exotischen Baumarten zu pflanzen, die heimischen<br />
Tieren und Pflanzen keinen Lebensraum bieten.<br />
Oft werden vergleichsweise wenige Arbeitsplätze in<br />
dieser kapitalintensiven Industriebranche geschaffen.<br />
Andere Landnutzungsformen bieten flächenbezogen<br />
wesentlich mehr Arbeitsplätze.<br />
Durch Abwässer und Emissionen verursachen einige<br />
Papier- und Zellstofffabriken Umweltschäden sowie<br />
gesundheitliche Probleme bei der lokalen Bevölkerung.<br />
Der Gebrauch von Chemikalien in Plantagen gefährdet<br />
die Gesundheit der Arbeiter wie der lokalen Bevölkerung.<br />
Die Zellstoff- und Papierherstellung verbraucht große<br />
Mengen an Wasser. Abwässer verschmutzen die Flüsse.<br />
Eukalyptus-Monokulturen tragen durch ihren hohen<br />
Wasserbedarf zur Austrocknung von Böden bzw. zur<br />
Absenkung des Grundwasserspiegels bei.<br />
Die Eukalyptus-Monokulturen degradieren durch die<br />
intensive und einseitige Nutzung die Böden. Der Kahlschlag<br />
verstärkt die Gefahr von Bodenerosion.
. Verantwortung von Verbrauchern, Handel und Papierindustrie in Deutschland<br />
3.1.<br />
Abnehmer von importiertem Papier und Zellstoff in<br />
Deutschland<br />
Die Probleme, die in den Lieferländern durch die Papierund<br />
Zellstoffherstellung verursacht werden, sind in Kapitel<br />
2 beschrieben. Die folgende Tabelle zeigt einige Zellstoffkonzerne<br />
aus den Lieferländern, deren Aktivitäten dort<br />
soziale und ökologische Probleme verursachen, und ihre<br />
Verbindung zu deutschen Abnehmerfirmen und Papierprodukten.<br />
Einige der hier genannten Konzerne sind im<br />
Anhang ausführlicher beschrieben.<br />
Wege der Rohstoffherkunft zum Papier in Deutschland<br />
Herkunft des<br />
Rohstoffs<br />
Russland,<br />
u.a. Urwälder<br />
Finnland,<br />
u.a. Urwälder<br />
Kanada,<br />
u.a. Urwälder<br />
Indonesien,<br />
Urwälder<br />
und<br />
Zellstoffplantagen<br />
Südafrika, Zellstoffplantagen<br />
Brasilien,<br />
Zellstoffplantagen<br />
Chile,<br />
Zellstoffplantagen<br />
Konzerne, die in der<br />
Kritik von Umweltorganisationen<br />
stehen<br />
Abnehmer dieser Konzerne<br />
in Deutschland<br />
Eintönige Kiefernplantagen in Südafrika<br />
verdrängen die artenreiche Savanne<br />
Beispiel-Produkte<br />
in Deutschland<br />
Arkhangelsk PPM Jacob Jürgensen Verpackungen<br />
Stora Enso, M-Real Ziemlich alle großen deutschen<br />
Papierunternehmen<br />
Abitibi Consolidated<br />
Interfor/Norske<br />
Canada/Canfor<br />
April<br />
APP<br />
Mondi<br />
Sappi<br />
Aracruz<br />
Veracel<br />
Arauco<br />
CMPC<br />
Verlage in Deutschland<br />
UPM Kymmene (Haindl)<br />
Papier Union<br />
Schaefer Shop<br />
Procter&Gamble,<br />
Kimberly&Clark<br />
Felix Schoeller<br />
Wochenmagazine, Zeitschriften,<br />
Broschüren, Briefumschläge,<br />
Kopierpapier, Verpackungspapier<br />
Zeitungspapier<br />
Magazinpapiere<br />
Kopierpapier<br />
Kopierpapier<br />
Papiertüten<br />
Kopierpapier<br />
Hygienepapiere<br />
Hygienepapiere<br />
Photopapiere<br />
Abb.: TimberWatch Südafrika<br />
August Koehler AG Thermopapier (z.B. Kassenbons)
Beispiel 1:<br />
Russische Urwälder in deutsches Verpackungsmaterial<br />
Im Jahr 2004 importierte Deutschland 241.471 Tonnen Papier – größtenteils Zeitungsdruckpapier – und<br />
61.319 Tonnen Papierzellstoff aus Russland 94 . Um diese Menge zu produzieren, wurde in Russland umgerechnet<br />
eine Fläche von rund 15.000 Hektar Wald gerodet 95 . Auch aus Finnland importierte Papier- und<br />
Zellstoffprodukte beinhalten zum Teil Zellstoff aus russischen Wäldern.<br />
Nur etwa 26% der Wälder Russlands, vor allem in den nördlichen Regionen Ostsibiriens und in Russlands<br />
fernem Osten (z.B. Kamtschatka), sind heute noch Urwälder 96 . Im europäischen Russland sind es nur 14%<br />
der Wälder, hauptsächlich in den Regionen Arkhangelsk, Karelien, Komi und Murmansk 97 .<br />
Arkhangelsk<br />
Die Arkhangelsk Region liegt östlich des Weißen Meers. Die Urwälder in der Arkhangelsk Region geraten<br />
nach Recherchen von Greenpeace, Global Forest Watch und ScanEx Research and Development Center<br />
zunehmend unter Druck: Im Jahr 2004 stammten 23% des russischen Einschlagsvolumens aus dieser Region,<br />
2000 waren es nur 10%. Die größte Gefahr für die Wälder der Region ist der industrielle Holzeinschlag 98 :<br />
Bei der derzeitigen Einschlagsrate von etwa 250.000 Hektar pro Jahr wird der Urwald der Arkhangelsk<br />
Region in 25-30 Jahren weitestgehend in den Papierfabriken und Sägewerken verschwunden sein.<br />
Verpackungs- und Hygienepapierhersteller in Deutschland beziehen u.a. Zellstoff von dem Papier- und<br />
Zellstoffkonzern Arkhangelsk PPM, der auch Holz aus Urwäldern in der Arkhangelsk Region verarbeitet<br />
(s. Firmenprofil, Anhang 1.6, S. 49).<br />
Beispiel 2:<br />
Finnlands letzte Urwälder als Rohstoff für unser Papier<br />
Im Jahr 2004 importierte Deutschland 2.160.891 Tonnen Papier und 906.167 Tonnen Papierzellstoff aus<br />
Finnland 99 . Um diese Menge zu produzieren, wurde in Finnland umgerechnet eine Fläche von rund 183.000<br />
Hektar Wald gerodet 100 . Neben Schweden ist Finnland Deutschlands größter Zellstoff- und Papierlieferant.<br />
Die intensive forstliche Nutzung hat Finnlands Wälder stark gezeichnet: Heutzutage gibt es immer mehr intensiv<br />
bewirtschaftete Forste und Monokulturen und nur noch 5% der Waldfläche sind Urwald 101 . Lediglich<br />
die Hälfte dieser Urwälder ist staatlich geschützt 102 . Der Rest ist vom Holzeinschlag bedroht.<br />
Doch anstatt die letzten Urwälder zu schützten, ist die staatliche Forstbehörde Metsähallitus an deren<br />
Zerstörung durch Kahlschlag beteiligt 103 . Die Verarbeitung des Holzes aus Urwaldzerstörung liegt in Finnland<br />
derzeit fast ausschließlich in der Hand von zwei großen Papier- und Holzproduzenten: Stora Enso und<br />
M-Real. Beide haben im Jahr 2005 Urwälder zu Papier und Zellstoff verarbeitet. Keiner dieser Konzerne hat<br />
bisher seine Zulieferer aufgefordert, auf Holz aus finnischen Urwäldern zu verzichten 104 .<br />
Deutschland bezieht Zellstoff und Papier von Stora Enso und M-Real 105 . Abnehmer finnischen Papiers sind<br />
nach Greenpeace-Recherchen Verlage wie Gruner&Jahr, Axel Springer, Bauer, Burda oder Bertelsmann;<br />
Papiergroßhändler wie Papier Union, Schneider&Söhne und Deutsche Papier sowie Verpackungsfirmen<br />
wie Hewlett Packard 106 .<br />
Man kann daher davon ausgehen, dass finnisches Urwaldholz in unseren Wochenmagazinen, Zeitschriften,<br />
Broschüren, Briefumschlägen, Kopier- und Verpackungspapieren landet 107 .
Beispiel 3:<br />
Verletzung von indianischen Rechten in Kanada für deutsche Zeitungen und Magazine<br />
Im Jahr 2004 importierte Deutschland 84.739 Tonnen Papier und 601.495 Tonnen Papierzellstoff aus<br />
Kanada 108 . Um diese Menge zu produzieren, wurde umgerechnet eine Fläche von rund 29.000 Hektar<br />
Wald gerodet 109 . Der Großteil der Papierimporte sind Zeitungsdruckpapiere, die zu über 90% von Konzernen<br />
in Quebec und in Neufundland stammen 110 . Importe anderer Papiersorten und Importe von Zellstoff stammen<br />
überwiegend aus Britisch Kolumbien 111 .<br />
In Kanada wird durchschnittlich etwa eine Million Hektar Wald pro Jahr gerodet. Etwa 90% der Einschläge<br />
finden in Urwäldern statt. Laut World Resources Institute (1997) sind 42% der kanadischen Urwälder<br />
bereits zerstört. Rund 50% der Einschläge werden für die Zellstoffproduktion verwendet.<br />
Boreale Wälder<br />
Der ganz Kanada durchziehende Gürtel aus borealen Wäldern gehört zu den größten Urwaldgebieten<br />
der Erde. Er ist Heimat für viele bedrohte Vogelarten und Großsäugetiere, wie Grizzly, Wolf oder Vielfraß.<br />
Die borealen Wälder in Quebec und Neufundland sind die Hauptlieferregionen für deutsche Importe von<br />
Zeitungsdruckpapier aus Kanada.<br />
Einer der Konzerne, die Holz aus der Zerstörung borealer Urwälder in Kanada beziehen, ist Abitibi Consolidated.<br />
Mit einer Produktionskapazität von über 5,1 Millionen Tonnen zählt der Konzern zu den größten<br />
Produzenten von Zeitungsdruckpapier weltweit 112 . Er bezieht Holz auch aus dem traditionellen Nutzungsgebiet<br />
der Grassy Narrows. Abitibi Consolidated ist somit mitverantwortlich für die Verletzung der<br />
Nutzungsrechte dieses indianischen Volkes, dessen traditioneller Lebensraum durch Kahlschläge zerstört<br />
wird. Als fünftgrößter Lieferant für Zeitungsdruckpapier in Europa 113 erreichen die Produkte von Abitibi<br />
Consolidated auch den deutschen Markt.<br />
Anmerkung: Abitibi Consolidated hat das Zellstoffwerk in Kenora, das Holz aus dem Gebiet der Grassy<br />
Narrows verarbeitete, Ende 2005 geschlossen.<br />
Temperate Regenwälder<br />
Der temperate Regenwald an Kanadas Westküste ist durch ein reich strukturiertes Ökosystem mit über<br />
90 Meter hohen und bis zu 2.000 Jahre alten Bäumen charakterisiert. Der Great Bear Rainforest ist eines<br />
der größten unzerschnittenen Urwaldgebiete dieses Waldtyps. Die in der Verfassung garantierten Landrechte<br />
der indianischen Völker im Great Bear Rainforest werden durch den Holzeinschlag missachtet (s. Kap.<br />
2.1.1., S. 14 ff).<br />
Der Konzern Interfor ist für Kahlschläge in den Urwäldern des Great Bear Rainforest und im UNESCO Biosphärenreservat<br />
Clayoquot Sound auf Vancouver Island verantwortlich. Norske Canada und Canfor beziehen<br />
von Interfor Holz für ihre Zellstoffproduktion.<br />
UPM Kymmene in Deutschland (Haindl) ist einer der großen Abnehmer von Zellstoff aus Britisch Kolumbien,<br />
auch von Norske Canada. Haindl beliefert den Magazin-Sektor in Deutschland und führt z.B. den Axel<br />
Springer Verlag als wichtigen Kunden.<br />
Der Verband Deutscher Papierhersteller (VDP) und der Verband Deutscher Zeitschriftenhersteller (VDZ)<br />
– unter anderen auch Haindl und der Axel Springer Verlag – haben sich in den vergangenen Jahren für ein<br />
Einschlags-Moratorium im Great Bear Rainforest eingesetzt. Nichtsdestotrotz nehmen sie Zellstoff aus den<br />
temperaten Regenwäldern in Britisch Kolumbien ab.
Beispiel 4:<br />
Indonesiens tropische Regenwälder landen im Kopierpapier<br />
Im Jahr 2004 importierte Deutschland 8.621 Tonnen Papier und 25.561 Tonnen Papierzellstoff aus Indonesien<br />
114 . Um diese Menge zu produzieren, wurde in Indonesien umgerechnet eine Fläche von rund 2.000<br />
Hektar Wald gerodet und rund 2.000 Hektar schnellwüchsige Plantagen angelegt 115 . Auch über andere<br />
Länder wie z.B. China kann Zellstoff aus Indonesien auf den deutschen Papiermarkt gelangen.<br />
Indonesien verfügt nach Brasilien und der Republik Kongo über die drittgrößten verbleibenden tropischen<br />
Regenwälder. Die indonesische Zellstoffproduktion konzentrierte sich bisher vor allem auf die zweitgrößte<br />
Insel des Landes, Sumatra. Allein der Zellstoff- und Papierproduktion fiel hier in den 90er Jahren eine<br />
Fläche von 835.000 Hektar Naturwald zum Opfer. Neue Zellstoffwerke sind jetzt für die Insel Borneo<br />
geplant, die in Gefahr steht, vom gleichen Schicksal ereilt zu werden.<br />
Die größten Papier- und Zellstoffkonzerne in Indonesien sind APP und APRIL (s. Firmenprofile, Anhang<br />
1.1/1.2, S. 43/44).<br />
Beide Konzerne liefern auch nach Deutschland: Der Großhändler Papier Union bietet Kopierpapiere des<br />
Konzerns April auf dem deutschen Markt an (z.B. Paper One). Auch von APP werden in Deutschland Kopierpapiere<br />
verkauft. Zum Beispiel bietet der Schaefer Shop auf seiner Internetseite APP Lucky Boss Kopierpapier<br />
an 116 .<br />
Die Metro-Gruppe, die Deutsche Post sowie Karstadt haben nach Protesten durch die Umweltorganisation<br />
Robin Wood Papier aus Indonesien aus ihrem Sortiment genommen.<br />
Beispiel 5:<br />
Raub von indianischem Land in Brasilien für deutsche Hygienepapiere<br />
Im Jahr 2004 importierte Deutschland 17.844 Tonnen Papier und 464.581 Tonnen Papierzellstoff aus<br />
Brasilien 117 . Um diese Menge zu produzieren mussten in Brasilien umgerechnet rund 57.000 Hektar<br />
schnellwüchsige Plantagen angelegt werden 118 . Brasilien ist der viertgrößte Zellstofflieferant für Deutschland.<br />
Die ausgedehnten Eukalyptus-Monokulturen verursachen in Brasilien Landnutzungskonflikte, Artenverluste,<br />
Wasserknappheit und die Verschmutzung von Gewässern und Böden (s. Kap. 2.1., S. 14 ff).<br />
Der größte Zellstoffkonzern in Brasilien ist das norwegisch-brasilianische Unternehmen Aracruz Celulose,<br />
das allein für 25-30% der nationalen Produktion verantwortlich ist. Über 90% seiner Zellstoffproduktion<br />
sind für den Export bestimmt, ca. 10% davon gehen nach Deutschland. Aracruz verletzt die Landrechte der<br />
Indianer im Bundesland Espírito Santo, indem er ihr anerkanntes Land mit seinen Eukalyptusplantagen<br />
besetzt hält und die Rückgabe verweigert (s. Firmenprofile, Anhang 1.1/1.2, S. 44).<br />
Die größten Abnehmer von Aracruz sind die Konzerne Procter&Gamble und Kimberly&Clark, die aus dem<br />
Zellstoff Hygienepapiere auch für den deutschen Markt produzieren. Zellstoff von Aracruz findet sich in den<br />
allseits bekannten Taschentüchern der Marke Tempo oder auch in Klopapier von Charmin. Darüber hinaus<br />
landet dieser Zellstoff über die Felix Schoeller Gruppe auch in Photopapieren. Etwa die Hälfte der Photopapiere<br />
in Deutschland werden durch Felix Schoeller hergestellt, unter anderem für Agfa, Fuji oder Kodak.
Beispiel 6:<br />
Wasserprobleme in Südafrika durch Kopierpapiere für Deutschland<br />
Im Jahr 2004 importierte Deutschland 29.923 Tonnen Papier und 14.921 Tonnen Papierzellstoff aus Süd-<br />
afrika 119 . Um diese Menge zu produzieren mussten in Südafrika umgerechnet rund 10.000 Hektar schnellwüchsige<br />
Plantagen angelegt werden 120 . Zusätzlich kommt Papier aus Südafrika auch über Österreich nach<br />
Deutschland.<br />
Südafrika ist der größte Faserstoff- und Papierhersteller Afrikas. Rund 70% des in Südafrika eingeschlagenen<br />
Gesamtrundholzes geht in die Zellstoff- und Papierproduktion 121 . In Südafrika verursachen die Plantagen,<br />
die mittlerweile 1,5 Millionen Hektar Land bedecken, viele soziale und ökologische Probleme und<br />
tragen durch ihren großen Wasserbedarf zur Austrocknung der Böden und zur Senkung des Grundwasserspiegels<br />
bei (s. Kap. 2.1., S. 14 ff).<br />
Die größten Zellstoffkonzerne in Südafrika sind Mondi (s. Firmenprofil, Anhang 1.3, S. 47) und Sappi.<br />
Kopierpapier aus Südafrika, hergestellt von Mondi, gelangt auch auf den deutschen Markt. Sappi hat in<br />
Deutschland eine eigene Produktionsstätte.<br />
Beispiel 7:<br />
Chile – Zellstoffplantagen auf Mapuche-Land für unsere Kassenbons<br />
Im Jahr 2004 importierte Deutschland 245 Tonnen Papier und 158.727 Tonnen Papierzellstoff aus Chile 122 .<br />
Um diese Menge zu produzieren mussten in Chile umgerechnet rund 36.000 Hektar schnellwüchsige<br />
Plantagen angelegt werden 123 .<br />
Der Rohstoff für die lokale Zellstoffproduktion stammt aus Plantagen 124 . Ein Großteil der 2,1 Millionen Hektar<br />
Kiefern- und Eukalyptusplantagen liegt im traditionellen Lebensraum der Mapuche Indianer 125 , die sich gegen<br />
die Ausweitung von Zellstoffplantagen wehren 126 : „Unsere Mapuche Gemeinden werden weiterhin für ihr<br />
Überleben im Angesicht der Plantageninvasion kämpfen, deren Expansion zu stoppen und unser Land zurück<br />
zu fordern. Diese Invasion der Konzerne Minico/CMPC und Arauco, den Hauptkontrolleuren des Holzmarktes,<br />
hat andauernde Konflikte mit den Mapuche verursacht. 127 “ Firmen wie Arauco und Minico/CMPC sind die<br />
Hauptgegner der Mapuche-Bewegung beim Kampf um die Anerkennung ihrer Rechte.<br />
Die beiden größten Konzerne in Chile, Arauco und CMPC, waren an der Zerstörung von Chiles Naturwäldern<br />
beteiligt. Erst nach intensiven Kampagnen durch internationale Umweltorganisationen erklärten sie Ende<br />
2003 in Zukunft keine Naturwälder mehr in Plantagen umwandeln zu wollen. Die Konflikte mit den Mapuche<br />
sowie die negativen Auswirkungen der Plantagen auf Böden, Wasser und Artenvielfalt bestehen jedoch<br />
nach wie vor.<br />
Deutschland importierte 2001 Zellstoff sowohl von Arauco (s. Firmenprofil, Anhang 1.4, S. 46) als auch von<br />
CMPC 128 . Ein Abnehmer von Arauco ist der Konzern Koehler, der thermische Papiere, z.B. Kassenbons, herstellt.
3.2.<br />
Verbraucher<br />
3.2.1.<br />
Notwendigkeit oder Verschwendung -<br />
Wofür verbrauchen wir so viel Papier?<br />
Die enorme Nachfrage nach Papier in den Industrieländern<br />
ist letztlich verantwortlich für die Zerstörung von Urwäldern<br />
sowie Ausbeutung von Land- und Wasserressourcen. Europa<br />
beansprucht etwa ein Viertel des weltweiten Papierverbrauchs.<br />
Und Deutschland zählt mit einem Pro-Kopf-Verbrauch<br />
von ca. 236 kg pro Jahr zu den Spitzenreitern. Der<br />
Durchschnittsdeutsche verbraucht in einer Woche so viel<br />
Papier wie ein Mensch in Indien in einem Jahr.<br />
Zusätzlich zu den 20,4 Millionen Tonnen im Inland hergestellten<br />
Papier werden 10,6 Millionen Tonnen Papier, Karton<br />
und Pappe nach Deutschland importiert. Damit ist Deutschland<br />
weltweit das zweitgrößte Importland von Papier/Karton/Pappe<br />
nach den USA. Die meisten dieser Importe kommen<br />
aus Europa, v.a. aus Finnland (21%), Schweden (20%),<br />
Österreich (10%), Frankreich (9%) und der Schweiz (8%).<br />
Etwa 11,5 Millionen Tonnen Papier werden exportiert. Damit<br />
liegt der rechnerische Papierverbrauch in Deutschland bei<br />
19,4 Millionen Tonnen im Jahr 2004 129 .<br />
Es stellt sich die Frage, wofür wir die Papiermengen benötigen,<br />
die weltweit für uns produziert werden. Das weitaus<br />
meiste Papier hat eine extrem kurze Lebensdauer:<br />
Abb.: <strong>ARA</strong><br />
0<br />
Verpackungen, Kataloge, Werbung, Zeitschriften, Zeitungen,<br />
Hygienepapiere landen nach dem Gebrauch im<br />
Altpapier, auf der Müllhalde oder in der Kanalisation. Langlebige<br />
Produkte hingegen machen in Deutschland nur einen<br />
Bruchteil (etwa 3%) des jährlichen Papierverbrauchs aus<br />
(2001: 639.000 Tonnen) 130 . Weltweit betrachtet werden nur<br />
rund 10% des verbrauchten Papiers dauerhaft aufbewahrt,<br />
z.B. als Bücher 131 .<br />
Den größten Teil des deutschen Papierverbrauchs – auch<br />
bezogen auf die Primärfasermenge – machen grafische<br />
Papiere aus, zu denen Kataloge, Zeitschriften, Zeitungen<br />
und Büropapiere gehören. Der zweitgrößte Anteil, etwa<br />
40% des Papierverbrauchs, besteht aus Verpackungen.<br />
Hygienepapiere und Spezialpapiere (z.B. Photopapiere)<br />
haben einen vergleichsweise kleinen Anteil am deutschen<br />
Papierverbrauch.<br />
Zeitungen, Zeitschriften und Kataloge<br />
Deutschland verbraucht 2.403.298 Tonnen Zeitungsdruckpapier<br />
und 3.710.675 Tonnen Zeitschriften- und Katalogpapiere<br />
133 . Etwa jedes dritte verbrauchte Gramm Papier<br />
in Deutschland ist ein Zeitungsdruck-, Zeitschriften- oder<br />
Katalogpapier.<br />
Zeitschriften werden im Übermaß produziert. Viele dieser<br />
Zeitschriften erreichen gar nicht den Endkonsumenten,<br />
sondern werden z.B. von Zeitschriftenläden als Remittenden<br />
direkt dem Altpapier zugeführt. Alleine für das Magazin<br />
„Der Spiegel“ werden jährlich etwa 26.000 Tonnen<br />
Papier verbraucht 134 . Tages- und Wochenzeitungen sowie<br />
einige Magazine erfüllen eine wichtige Funktion als politischer<br />
und gesellschaftlicher Informationsträger, aber ein<br />
großer Teil der Zeitschriften-, Katalog- und Zeitungsdruckpapiere<br />
wird für die Werbung verbraucht.<br />
Tabelle: Rechnerischer Verbrauch<br />
nach Papiersorten in 2004 132<br />
Rechnerischer<br />
Verbrauch nach<br />
Papiersorten In Tonnen<br />
Anteil am Gesamtpapierverbrauch<br />
(berechnet) in %<br />
Graphische Papiere 9.705.000 50<br />
Verpackungspapiere 7.474.000 38<br />
Hygienepapiere<br />
Technische &<br />
1.058.000 5<br />
Spezialpapiere 1.205.000 7<br />
Gesamt Papier 19.442.000 100
Aber auch die Kataloge tragen wesentlich zum hohen Papierverbrauch<br />
in Deutschland bei: Allein für den IKEA-Katalog<br />
werden jährlich 65.000 Tonnen Papier verbraucht, für Otto-,<br />
Quelle- und Neckermannkataloge insgesamt 20.000 Tonnen.<br />
Die Werbeflut aus Anzeigenzeitungen, Zeitungsbeilagen<br />
und Hauswurfsendungen bleibt oft ungelesen. Kiloweise<br />
gelangt sie in unsere Briefkästen und wandert direkt ins<br />
Altpapier.<br />
Büropapiere<br />
Deutschland verbraucht 1.557.522 Tonnen ungestrichene<br />
Druck- und Büropapiere 135 . Dazu gehören Kopier- und Druckerpapiere,<br />
die von Schulen, Unternehmen, Universitäten,<br />
Banken, Kommunen und Privathaushalten täglich verwendet<br />
werden: Eine vom Druckerhersteller Lexmark im April<br />
2005 veröffentlichte Studie stellte fest, dass etwa 6% der in<br />
Deutschland am Arbeitplatz erstellten Ausdrucke und Kopien<br />
ungelesen im Papierkorb landen 136 . „Der durchschnittliche<br />
Anwender in einem großen Unternehmen druckt fast 50<br />
Seiten pro Tag aus, während in kleinen oder mittelständischen<br />
Unternehmen mehr als 35 Seiten täglich gedruckt<br />
werden“, so ein weiteres Ergebnis der Studie 137 .<br />
Fazit<br />
Begünstigt durch einen Preis, der die ökologischen und<br />
sozialen Kosten nicht internalisiert, wird Papier als ein<br />
„Ex und hopp“ Produkt genutzt. Es wird über einen seriösen<br />
Bedarf hinaus eingesetzt und vielerorts regelrecht<br />
verschwendet.<br />
Zur Senkung des Papierverbrauchs in Deutschland müssen<br />
insbesondere die Verpackungs- und Werbebranche sowie<br />
deren Kunden beitragen.<br />
Altpapieranteil in den in Deutschland<br />
hergestellten Papiersorten<br />
Altpapieranteil<br />
Anteil am<br />
Gesamtpapierverbrauch<br />
(berechnet)<br />
Papiersorten in %<br />
in %<br />
Graphische Papiere 44 50<br />
Verpackungspapiere 96 38<br />
Hygienepapiere<br />
Technische &<br />
83 5<br />
Spezialpapiere 41 7<br />
Gesamt Papier 65<br />
1<br />
3.2.2.<br />
Recyclingpapier statt Primärfaser<br />
Obwohl es eine umweltfreundliche Alternative zu Primärfaserpapier<br />
gibt, ist in Deutschland nicht einmal jedes<br />
zweite verbrauchte Papier aus Recyclingfasern 138 . Um<br />
die Wälder zu schonen und die Expansion von Zellstoffplantagen<br />
einzudämmen, sollte der Primärfaseranteil im<br />
deutschen Papierverbrauch auf 20-30% reduziert werden.<br />
Nach derzeitigem Stand der Technik wäre eine Altpapiereinsatzrate<br />
von 70% für einen langfristig funktionierenden<br />
Recyclingkreislauf ausreichend 139 . In der deutschen Papierherstellung<br />
liegt die Altpapiereinsatzquote zwar bereits<br />
bei 65%, betrachtet man jedoch den Papierverbrauch<br />
unter Einbeziehung der Papierimporte, die einen höheren<br />
Primärfaseranteil aufweisen, so fällt die Altpapiereinsatzrate<br />
für den Verbrauch auf ca. 50% (siehe Kritischer<br />
Papierbericht 2004).<br />
Recyclingpapiere sollten das Label „Blauer Engel“ tragen,<br />
das ihnen neben guten Qualitätseigenschaften auch eine<br />
hohe Umweltverträglichkeit bescheinigt 140 . Das Label wird<br />
vom Umweltbundesamt herausgegeben.<br />
Altpapieranteil in den einzelnen Papiersorten<br />
Der verstärkte Einsatz von Recyclingpapier ist vor allem<br />
im Bereich grafischer Papiere notwendig. Die in Deutschland<br />
hergestellten grafischen Papiere enthalten nur einen<br />
geringen Altpapieranteil von unter 50%, die importierten<br />
Papiere einen vermutlich noch geringeren (siehe Kritischer<br />
Papierbericht 2004).<br />
Bei den in Deutschland hergestellten Verpackungen wird<br />
bereits viel Altpapier eingesetzt, die Verpackungs-Importe<br />
dagegen weisen oft einen höheren Primärfaseranteil auf.<br />
Inländisch hergestellte Hygienepapiere haben einen vergleichsweise<br />
hohen Altpapieranteil aufzuweisen, im privaten<br />
Bereich finden sich jedoch überwiegend Hygieneprodukte<br />
aus Primärfasern im Angebot. Hinsichtlich eines optimier-<br />
Abb.: urgewald
ten Recyclingkreislaufs wäre es am sinnvollsten, bei den<br />
Hygienepapieren den Altpapieranteil auf über 90% zu<br />
maximieren, da diese nach Gebrauch nicht mehr recycelt<br />
werden können.<br />
Best-Practice-Beispiele für den Gebrauch<br />
von Recyclingpapier<br />
Die Verwendung von Recyclingpapier für die meisten<br />
Papierprodukte ist heutzutage möglich. Die Nachfrage ist<br />
hier entscheidend dafür, in welchem Umfang sie hergestellt<br />
werden. Kataloge, Zeitungen, Druckerpapiere oder Schulhefte<br />
können und sollten aus 100% Altpapier hergestellt<br />
werden. Folgende Beispiele von Verbrauchern können als<br />
Vorbild für die Nutzung von Recyclingpapier in den genannten<br />
Bereichen dienen:<br />
Kataloge<br />
Der Büromaterialienanbieter Memo AG druckt seine Kataloge<br />
ausschließlich auf 100% Recyclingpapier 141 . Die Erfahrungen<br />
dieses Unternehmens zeigen, dass sich die Farbführung<br />
an der Druckmaschine gut an Recyclingpapier anpasst<br />
und die Laufeigenschaften beim Recyclingpapier sich nicht<br />
wesentlich von qualitativ vergleichbaren Primärfaserpapieren<br />
unterscheiden 142 .<br />
Zeitungen<br />
In den in Deutschland hergestellten Zeitungen wird generell<br />
viel Altpapier verwendet. Bei Tageszeitungen wie z.B. der<br />
Süddeutschen Zeitung ist der Druck auf Recyclingpapier<br />
gängige Praxis.<br />
Büropapiere<br />
Für Drucker und Kopierer sind Recyclingpapiere in gleicher<br />
Qualität wie Primärfaserpapiere auf dem Markt erhältlich<br />
(siehe Kritischer Papierbericht 2005 143 ) und gehören im<br />
Bürobereich vielerorts bereits zum Alltag.<br />
90% des gesamten Papierverbrauchs von Behörden<br />
entfallen auf Büropapier – also auf Schreib-, Kopier- und<br />
Faxpapier. In Bundesbehörden liegt der anteilsmäßige Verbrauch<br />
von Büropapier noch etwas höher als in Landesbehörden.<br />
Die Forsa-Studie „Verwendung von Recyclingpapier<br />
in der öffentlichen Verwaltung“ 144 der Initiative Pro-Recyclingpapier<br />
überprüfte den Papiereinsatz in Behörden. Dabei<br />
stellte sich heraus, dass 90% der Bundes- und Landesbehörden<br />
unter anderem Recyclingpapier verwenden. Seit<br />
1996 hat der Recyclingpapiereinsatz insgesamt zugenommen<br />
und soll auch in Zukunft tendenziell leicht steigen.<br />
Beispiele aus Kommunen und Behörden zeigen, dass eine<br />
Umstellung auf Recyclingpapier möglich ist:<br />
Mit einem Anteil von 95% Recyclingpapier zählt<br />
die Stadt Bonn zu den Spitzenreitern unter den deutschen<br />
Kommunen. Ein Grund dafür liegt in der zentral organisierten<br />
Beschaffung im Papierbereich. Darüber hinaus wurden<br />
jedoch zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um eine umweltfreundliche<br />
Beschaffung auf breiter Basis sicherzustellen 145 .<br />
Die Stadtverwaltung Löhne, eine kleine Kommune<br />
in NRW, hat im Jahr 2004 90% ihres Verbrauchs mit Recyclingpapier<br />
abgedeckt 146 . Die Kommune wurde auf Grund<br />
ihres besonderen Engagements für mehr Recyclingpapier<br />
2005 mit dem Zukunftspreis Nachhaltigkeit ausgezeichnet 147 .<br />
Bei der Landesfinanzverwaltung von Nordrhein-<br />
Westfalen kommt seit fast 30 Jahren Recyclingpapier<br />
zum Einsatz. 2003 lag der Anteil von Recyclingpapier am<br />
Gesamtpapierverbrauch bei über 95% 148 .<br />
Unternehmen wie Bertelsmann, die Hamburg-Mannheimer,<br />
Karstadt und der Otto Versand nutzen bereits über<br />
90% Recyclingpapier für den internen Papierverbrauch. Im<br />
Rahmen einer Studie des Ökoinstituts konnte festgestellt<br />
werden, dass die Erfahrungen der genannten Unternehmen<br />
mit dem Recyclingpapier durchweg positiv waren 149 .<br />
Im Hochschulbereich wird noch viel Primärfaserpapier<br />
eingesetzt. Die Initiative 2000 plus hat alle 54 Hochschulen<br />
in NRW schriftlich zu ihrer Papierbeschaffung befragt.<br />
Das Ergebnis: Nur fünf Hochschulen in NRW verwenden<br />
zu über 70% ihres Druck- und Kopierbereichs Recyclingpapier.<br />
Unter den fünf Spitzenreitern waren die Westfälische<br />
Wilhelms-Universität Münster und die Universität<br />
Bielefeld, die über 90% ihres Papierbedarfs im Druck- und<br />
Kopierbereich aus Recyclingpapier bestücken 150 .<br />
Im Bereich Schule fordern Lehrer und Schüler ein<br />
breiteres Angebot von Schulheften aus Recyclingpapier:<br />
Mittlerweile haben bereits 1490 Schulklassen aus über<br />
365 Schulen in 184 Städten bei der Gemeinschaftsaktion<br />
der Initiative 2000 plus mitgemacht und sich verpflichtet in<br />
Zukunft Schulhefte aus Recyclingpapier zu nutzen, sofern<br />
diese im Handel angeboten werden 151 .
3.2.3.<br />
Forderungen an die Verbraucher<br />
Die Reduzierung des Papierverbrauchs ist eine notwendige<br />
Grundvoraussetzung, um die sozialen und ökologischen<br />
Probleme in den Produktionsländern zu lindern. Eine wiederholte<br />
Nutzung der Papierfaser durch das Recycling ist<br />
ein wichtiger Schritt zur Reduzierung des Primärfaserbedarfs,<br />
kann aber allein die Misere nicht lösen.<br />
Privat- und Großverbraucher können einen Beitrag zum<br />
Erhalt der Urwälder dieser Erde und zur Verbesserung<br />
der Situation der Menschen in den betroffenen Gebieten<br />
leisten, indem sie<br />
1. Papier einsparen,<br />
2. anstelle von Primärfasern Recyclingprodukte nutzen<br />
und<br />
3. nachhaltige Beschaffungskriterien anlegen<br />
Zu den Großverbrauchern zählen öffentliche Einrichtungen<br />
(Kommunen, Universitäten, Krankenhäuser, Regierungsinstitutionen<br />
etc), Banken, Verlage, Druckereien, Kopierläden<br />
und sonstige Privatunternehmen (Lebensmittel-, Bekleidungskonzerne,<br />
Dienstleistungsbetriebe, usw.).<br />
Reduzierung des Papierverbrauchs<br />
in Deutschland um 50%<br />
Vor 30 Jahren haben wir in Deutschland nur halb soviel<br />
Papier verbraucht wie heute. Europäische Industrieländer<br />
mit vergleichbarem Lebensstandard haben einen weitaus<br />
geringeren Pro-Kopf Papierverbrauch: Ein Ire verbraucht<br />
durchschnittlich nur halb soviel Papier wie ein Deutscher.<br />
Die Franzosen und Italiener verbrauchen rund 20% weniger<br />
pro Person als wir.<br />
Das größte Potenzial zur Reduzierung des deutschen<br />
Papierverbrauchs liegt in den Bereichen Verpackungen und<br />
grafische Papiere. Verpackungen sind nicht immer notwendig,<br />
doppelt verpackte Ware oder überdimensionierte<br />
Werbekartons sind häufig. Einsparungen sind aber auch<br />
besonders im Bereich der Werbung notwendig, wofür ein<br />
Großteil der grafischen Papiere herhalten muss. Auch bei<br />
den Hygiene- und technischen Papieren sind viele Produkte<br />
vermeidbar bzw. durch wieder verwendbare Produkte<br />
ersetzbar.<br />
Im Bürobereich sollten Ausdrucke reduziert, Papier<br />
beidseitig bedruckt und das „papierlose Büro“ angestrebt<br />
werden.<br />
Zeitungskunden sollten auf eine Auslieferung ohne<br />
Werbebeilagen bestehen. Der Aufkleber „Keine Werbung“<br />
kann unadressierte Werbung im Briefkasten verhindern.<br />
Der Eintrag in die „Robinson-Liste“ schützt vor dem<br />
größten Teil adressierter Werbesendungen 152 .<br />
Zeitschriften und Kataloge können nachbarschaftlich<br />
genutzt werden.<br />
Einwegprodukte wie Papier-Handtücher, Dekorations-<br />
Tischdecken oder Küchenrollen sollten durch Stoff-<br />
Varianten ersetzt werden.<br />
Zeitschriftenverlage sollten ihre Überschuss-Produktion<br />
abbauen.<br />
Unternehmen müssen langfristig neue Strategien für<br />
Werbeträger entwickeln, um Papier einzusparen und<br />
umweltfreundlich zu ersetzen.<br />
Großverbraucher sollten von ihren Lieferanten eine<br />
Reduktion des Verpackungsmaterials fordern und<br />
Mehrweg-Verpackungssysteme einführen.<br />
70- 80% des Papierverbrauchs in Deutschland<br />
mit Recyclingpapier decken<br />
Groß- und Privatverbraucher sollten ihre Büropapiere zu<br />
über 90% aus Recyclingpapier mit dem „Blauen Engel“<br />
decken. Die vielen Best-Practice-Beispiele beweisen, dass<br />
diese Quote heutzutage problemlos möglich ist (s. Kap.<br />
3.2.2, S. 32). Bezugsquellen von Recyclingpapieren im<br />
Bürobereich sind auf der Internetseite der Initiative 2000<br />
plus zu finden (www.treffpunkt-recyclingpapier.de).<br />
Großverbraucher von Verpackungsmaterial wie z.B.<br />
Versandhäuser sollten, falls Mehrweg-Verpackungssysteme<br />
nicht ausschließlich möglich sind, Verpackungen<br />
aus Recyclingpapier und nutzen und dies auch von ihren<br />
Lieferanten fordern.<br />
Hygienepapiere, wie z.B. Toilettenpapier oder Taschentücher,<br />
gibt es in guter Qualität aus Recyclingpapier.<br />
Diese sollten von Groß- und Privatverbrauchern verstärkt<br />
genutzt werden.<br />
Zeitungsverlage sollten ausschließlich Recyclingpapier<br />
verwenden und Zeitschriftenverlage einen hohen Altpapieranteil<br />
in den verwendeten Papieren verlangen.<br />
Druckereien sollten über die Qualität und Einsatzmöglichkeiten<br />
von Recyclingpapieren informiert sein und<br />
dies auch in der Kundenberatung verstärkt einfließen<br />
lassen.<br />
Kataloge oder andere Werbematerialien (klassische<br />
Briefwurfsendungen, Zeitungsbeilagen, etc.) sollten<br />
– wenn überhaupt – auf Recyclingpapier gedruckt werden.<br />
Verbindliche Standards für die Beschaffung<br />
von Primärfaserpapier<br />
Verbraucher sollten klare und verbindliche Richtlinien für<br />
die Beschaffung von Primärfaserpapieren festlegen. Konzerne,<br />
die in illegalen Holzeinschlag verwickelt sind, lokale<br />
und indigene Rechte missachten, Urwälder zerstören oder<br />
massiv die Umwelt schädigen, sollten von der Beschaffung<br />
ausgeschlossen werden. Dazu müssen glaubwürdige<br />
Herkunftsnachweise für die Papierprodukte und deren<br />
Rohstoff von den Lieferanten eingefordert werden.
3.3.<br />
Papiergroßhandel<br />
Die fünf größten Großhandelsunternehmen in der Papierbranche<br />
in Deutschland sind Igepa, Schneider&Söhne,<br />
Papier Union, Deutsche Papier und Antalis. Sie erzielen mit<br />
rund 2,7 Millionen Tonnen Papierprodukten pro Jahr einen<br />
Umsatz von über 2,7 Milliarden Euro.<br />
3.3.1.<br />
Befragung des Papiergroßhandels zu ökologischen<br />
und sozialen Beschaffungskriterien 153<br />
Die Umweltorganisation ROBIN WOOD befragte im April<br />
2005 alle fünf Unternehmen, welche ökologischen und sozialen<br />
Kriterien sie beim Einkauf berücksichtigen und wie<br />
hoch der Anteil an Produkten aus Altpapier sowie FSC 154<br />
-zertifizierter Ware ist. Der Umfrage zufolge lag der Anteil<br />
der Produkte aus Recyclingpapier bei IGEPA, Schneider &<br />
Söhne, Papier Union, Deutsche Papier bei nur 3-20%.<br />
Keine der Firmen konnte oder wollte eine Liste der Länder<br />
vorlegen, aus denen das Holz bzw. der Zellstoff für die angebotenen<br />
Frischfaser-Produkte stammt. Keines der Unternehmen<br />
ist bereit Informationen über die Herkunft der Produkte<br />
auf der Verpackung anzugeben. Zwar sind alle der<br />
befragten Großhändler FSC-zertifiziert und bieten – mit<br />
Ausnahme von Deutsche Papier – bereits Produkte mit<br />
diesem Zertifikat an, das für ökologisch und sozial akzeptable<br />
Forstwirtschaft steht. Allerdings handelt es sich nur<br />
um einen winzigen Bruchteil der Ware. Nur Papier Union<br />
und IGEPA konnten hierzu Mengenangaben machen; sie<br />
bezifferten den Anteil FSC-zertifizierter Produkte auf unter<br />
ein Prozent. Für den Großteil der Produktpalette fehlt ein<br />
glaubwürdiger Herkunftsnachweis. Antalis und Deutsche<br />
Papier schließen einzelne Konfliktländer wie Indonesien als<br />
Rohstoff-Lieferanten aus.<br />
3.3.2.<br />
Forderungen an den Papiergroßhandel in Deutschland<br />
Grundsätzlich sollten Großhandelsunternehmen der Papierbranche<br />
in Deutschland ihr Recyclingpapier-Angebot<br />
massiv steigern. Papiere von Konzernen, die in illegalen<br />
Holzeinschlag verwickelt sind, lokale und indigene Rechte<br />
missachten, Urwälder zerstören oder massiv die Umwelt<br />
schädigen, sollten als Lieferanten ausgeschlossen werden.<br />
Dazu müssen verbindliche ökologische und soziale<br />
Standards für die Beschaffung festgelegt werden (s. Kap.<br />
3.4.2, S. 35). Papierhandelskonzerne sollten für alle ihre<br />
Produkte Herkunftsnachweise bereitstellen, Transparenz<br />
garantieren, Mitarbeiter über die Zusammenhänge von<br />
Papierherstellung und Umweltzerstörung informieren und<br />
Recyclingpapiere bei ihren Kunden mit dem Hinweise auf<br />
ihre Umweltverträglichkeit bewerben.<br />
3.4.<br />
Papierindustrie<br />
3.4.1.<br />
Die Papierindustrie in Deutschland als Global Player<br />
Die Papier produzierende Industrie in Deutschland hat<br />
mit ihrer Jahresproduktion von über 20 Millionen Tonnen<br />
Papier einen großen Bedarf an Zellstofffasern. Sie ist nach<br />
den USA zweitgrößter Zellstoffimporteur weltweit. Die<br />
meisten dieser Importe stammen aus Schweden (23%),<br />
Finnland (20%), Kanada (17%) und Brasilien (14%), gefolgt<br />
von Portugal, USA, Chile und Spanien.<br />
Durch ihre Zellstoffimporte trägt die deutsche Papierindustrie<br />
Mitverantwortung für die vielen negativen Auswirkungen<br />
der Zellstoffproduktion in den Lieferländern.<br />
Papierfabriken und –konzerne in Deutschland müssen<br />
endlich verbindliche Richtlinien für ihren Einkauf festlegen,<br />
die einen sozial und ökologisch verantwortbaren Zellstoffbezug<br />
garantieren.<br />
Mit gleichem Maß messen – Standards<br />
auch für den Import geltend machend<br />
Zellstofffabriken in Deutschland müssen hohe Umweltstandards<br />
für die Produktion beachten. Die beiden einzigen<br />
inländischen Sulfatzellstofffabriken in Blankenheim<br />
und Stendal rühmen sich daher als weltweite Vorreiter<br />
hinsichtlich des Wasser- und Chemikalienverbrauchs sowie<br />
der Emissionen und Abwässer 155 . In vielen anderen Teilen<br />
der Welt hingegen verschmutzen Zellstoffwerke die Gewässer,<br />
selbst wenn diese – im Gegensatz zu deutschen Flüssen<br />
– noch zum Bewässern und Waschen genutzt werden<br />
(s. Kap. 2.1.4, S. 20 ff). Es gelangen Abwässer ungeklärt<br />
in die Flüsse, sei es durch veraltete Technik, durch Unfälle<br />
auf Grund zu geringer Sicherheitsvorkehrungen oder durch<br />
unzureichende staatliche Kontrollen bzgl. Chemikalienverbrauch<br />
und Abwässern. Die Umweltstandards, die für die<br />
Produktion in Deutschland vorgeschrieben sind, sollten<br />
auch für die Produktion des importierten Zellstoffs und<br />
Papiers eingefordert werden.<br />
Viele internationale Papier- und Zellstoffkonzerne sind in<br />
Deutschland mit eigenen Produktionsstätten vertreten<br />
(z.B. Procter&Gamble, Kimberly&Clark, Mondi, Sappi, Stora<br />
Enso, UPM Kymmene). In Deutschland müssen sie hohe<br />
Umweltstandards beachten, während ihre Produktionsstätten<br />
in anderen Ländern diesen Standards oft nicht<br />
genügen: In Deutschland wird beispielsweise aus Umweltgründen<br />
schon lange nicht mehr mit Elementarchlor gebleicht,<br />
in Südafrika beendete der Konzern Sappi seine<br />
umweltschädliche Chlorbleiche erst 2005 156 .
3.4.2.<br />
Forderungen an die Papierindustrie in Deutschland<br />
Die Papierindustrie in Deutschland schmückt sich mit dem<br />
saubersten Teil der Produktionskette: der Papierherstellung.<br />
Sie wird jedoch ihrer Verantwortung nicht gerecht,<br />
solange sie sich nicht auch den „dreckigeren“ Seiten ihres<br />
Geschäfts stellt und klare, verbindliche Richtlinien für ihre<br />
Rohstoffbeschaffung formuliert. Die allgemeine Beteuerung,<br />
dass Umwelt- und soziale Aspekte beachtet werden,<br />
reicht nicht aus, wie die Beispiele in diesem Bericht<br />
zeigen. Der Verband deutscher Papierhersteller (VDP)<br />
hat für Pressedruckpapiere eine Richtlinie verabschiedet,<br />
deren vage Wortwahl Verbindlichkeit vermeidet und nicht<br />
verhindert, dass z.B. Zellstoff auch aus Urwaldzerstörung<br />
verwendet wird (siehe Beispiele Kap. 3.1, S.25 ff). Voraussetzungen<br />
für eine glaubwürdige Richtlinie sind die Offenlegung<br />
der Herkunftsnachweise sowie die Verbindlichkeit<br />
der angelegten Kriterien.<br />
Papierhersteller sollten folgende Punkte verbindlich in ihre<br />
Unternehmenspolitik integrieren und umsetzen. Die Beachtung<br />
einzelner Kriterien kann als Schritt in die richtige Richtung<br />
begrüßt werden, führt aber lediglich zu einer punktuellen<br />
Veränderung. Allein eine umfassende Entwicklung<br />
und Umsetzung von Umwelt- und Sozialstandards kann zu<br />
einer strukturellen Veränderung der Papierindustrie und<br />
einer wahrhaft nachhaltigen Papierwirtschaft führen.<br />
Altpapiereinsatzrate weiter steigern<br />
Die Papierindustrie sollte den Anteil von Altpapier in<br />
allen Papiererzeugnissen auf das technisch mögliche<br />
Maximum steigern und vermehrt Recyclingpapier mit<br />
dem „Blauen Engel 157 “ herstellen.<br />
Recyclingpapier sollte auf allen Ebenen des Vertriebes<br />
als umweltfreundlichste Variante beworben werden.<br />
Geschäftsführung, Mitarbeiter, angeschlossene Betriebe<br />
und vor allem Kunden sollten über Qualität und<br />
Einsatzmöglichkeiten von Recyclingpapier intensiv<br />
unterrichtet werden.<br />
Umwelt- und Sozialstandards für die Rohstoffherkunft<br />
von Papier und Zellstoff verbindlich festlegen<br />
Die Papierindustrie sollte künftig nur noch Zellstoff und<br />
Papier in den Verkehr bringen, wenn der Rohstoff Holz<br />
aus einer nachweislich legalen 158 , sozial und ökologisch<br />
verantwortbaren Waldnutzung stammt. Zu diesem Zweck<br />
muss von unabhängiger Seite nachgewiesen werden, dass<br />
die nachfolgend dargestellten Standards bei der Rohstoffgewinnung<br />
eingehalten werden.<br />
Die Holzgewinnung darf nicht aus Gebieten mit ungelösten<br />
Landrechtsfragen stammen. In den Herkunftsgebieten<br />
des Rohstoffes dürfen die gesetzlich oder traditionell<br />
verankerten Landrechte nicht missachtet werden.<br />
Die ureigenen Interessen der lokalen Bevölkerung<br />
bezüglich der Landnutzung in ihrem Lebensraum<br />
müssen respektiert werden. Dies muss durch eine vorab<br />
informierte Zustimmung der lokalen Bevölkerung zu<br />
Waldnutzung, Plantagenanlage sowie Anlage von Zellstoff-<br />
und Papierfabriken sichergestellt werden.<br />
Bei der Rohstoffgewinnung müssen grundlegende<br />
Arbeits- und Sozialstandards 159 , die einschlägigen internationalen<br />
Konventionen zum Schutz der Menschenrechte<br />
160 und die Rechte Indigener 161 berücksichtigt<br />
werden.<br />
Die Rohstoffe dürfen nicht aus Primärwäldern oder<br />
Naturwäldern mit besonderem Schutzwert (High Conservation<br />
Value Forest) stammen 162 .<br />
Der Rohstoff darf nicht aus Plantagen stammen,<br />
die durch Umwandlung von Naturwald oder anderen<br />
natürlichen Ökosystemen geschaffen wurden,<br />
deren exotische Baumarten sich unkontrolliert<br />
ausbreiten und in angrenzende Gebiete vordringen,<br />
auf denen gesundheitsschädliche Chemikalien<br />
eingesetzt werden,<br />
die einen großflächigen Artenverlust in der Region<br />
verursachen,<br />
die den Wasserhaushalt der Region beeinträchtigen<br />
und<br />
die genmanipulierte Bäume einsetzen.<br />
Die Zellstoff- und Papierproduktion darf nicht zur<br />
Verschmutzung von Lebensräumen (z.B. durch Emissionen,<br />
Abwässer, Abwärme, Abfälle) führen.<br />
Auf gesundheitsgefährdende und umweltschädliche<br />
Chemikalien sollte vollständig verzichtet werden.<br />
Es muss auf Produktionsverfahren umgestiegen<br />
werden, bei denen auf Chlorverbindungen vollständig<br />
verzichtet wird (total chlorine free, TCF).<br />
Die Papier- und Zellstoffwerke sollten geschlossene<br />
Produktionssysteme und modernste Umwelttechnologien<br />
zur Rückhaltung von Schadstoffen vorweisen<br />
können („Best Available Technologies“).<br />
Bei der Auswahl der Lieferanten von Zellstoff und Papier<br />
sollte die Papierindustrie kurze Transportwege<br />
bevorzugen.<br />
Im Mai 2005 haben Umwelt- und Verbraucherorganisationen<br />
in Deutschland einen gemeinsamen Aufruf „Umwelt- und<br />
Sozialstandards für Papier“ an den Papierhandel und –Industrie<br />
veröffentlicht 163 . Darüber hinaus entwickelten Umweltorganisationen<br />
auf europäischer Ebene eine „Common<br />
Vision for Transforming the European Paper Industry 164 “.
Abb.: Barbara Happe, urgewald<br />
. Verantwortung der Banken in Deutschland<br />
Regenwaldzerstörung in Indonesien<br />
Deutsche Banken rühmen sich gerne als Vorreiter in Sachen<br />
Umweltmanagement. Dieses „Saubermann“-Image erhielt<br />
in den letzten Jahren jedoch einige tiefe Risse – spätestens,<br />
als vor drei Jahren bekannt wurde, dass sich alle großen<br />
deutschen Bankhäuser (Deutsche Bank, Dresdner Bank,<br />
HypoVereinsbank, Commerzbank, KfW, einige Landesbanken<br />
sowie Hermes via Gewährung von Exportbürgschaften<br />
165 ) in den 90er Jahren an der Finanzierung der indonesischen<br />
Papierholding Asia Pulp and Paper (APP) beteiligt<br />
haben. Diese ist für massive Regenwaldzerstörungen auf<br />
der Insel Sumatra verantwortlich.<br />
Fallbeispiel Asia Pulp and Paper (APP)<br />
– Tabula Rasa auf Sumatra<br />
Innerhalb von nur zehn Jahren baute APP seine Produktionskapazitäten<br />
in Indonesien um das 8-fache aus. APP expandierte<br />
dabei „auf Pump“ – bereitwillig unterstützten über<br />
300 indonesische und internationale Banken APP und ihre<br />
Tochtergesellschaften bei der Ausgabe von Aktien und Anleihen<br />
oder gewährten Krediten. Ohne die massive Unterstützung<br />
der internationalen Finanzwelt wäre ein solch rasanter<br />
Ausbau der APP-Produktionskapazitäten nicht möglich<br />
gewesen.<br />
Keiner der Banken war bei den Kreditprüfungen für APP<br />
jedoch aufgefallen,<br />
dass dem Holz verarbeitenden Konzern APP eine<br />
nachhaltige Holzversorgung fehlte und<br />
dass das Kostenwunder APP in der Vernichtung von<br />
Naturkapital zum Nulltarif (Regenwaldzerstörung)<br />
bestand.<br />
Über 300.000 Hektar Regenwald sind dem APP-Zellstoffund<br />
Papierboom inzwischen zum Opfer gefallen. Und ginge<br />
es allein nach den Wünschen des Konzerns, so würden in<br />
den nächsten vier Jahren nochmals 200.000 Hektar Naturwald<br />
abgeholzt werden.<br />
Mittlerweile ist APP nicht nur ein ökologisches, sondern<br />
auch ein ökonomisches Desaster. Im April 2001 stellte der<br />
Konzern seine Schuldendienstzahlungen ein und steht seither<br />
mit ca. 7 Milliarden US Dollar gegenüber den internationalen<br />
Gläubigern in der Kreide. Auch zahlreiche deutsche<br />
Großbanken sind betroffen.<br />
APP gilt inzwischen selbst in Finanzkreisen als ein „Musterbeispiel<br />
für Misswirtschaft, fehlende Transparenz, Nachlässigkeit<br />
von Firmenanalytikern, Buchprüfern und Undurchsichtigkeit<br />
asiatischer Konglomerate 166 “. Der schnelle Niedergang<br />
von APP zeigt aber auch etwas anderes sehr deutlich:<br />
Zumindest bis vor wenigen Jahren spielten in der Finanzwelt<br />
ökologische und soziale Risiken bei den Kreditüberprüfungen<br />
kaum eine Rolle. Und das, obwohl – wie der Fall<br />
APP sehr deutlich zeigt – ökologische Risiken sehr schnell<br />
zu Reputations-, Haftungs- und Kreditrisiken werden können.<br />
Was hat sich seit dem APP-Desaster getan? Inwiefern<br />
haben deutsche Banken ihre Lehren daraus gezogen und<br />
sind heutzutage besser geschützt vor der Verstrickung in<br />
waldzerstörerische Aktivitäten? Um Antworten auf diese<br />
Fragen zu finden, wurden im Rahmen einer standardisierten<br />
Umfrage deutsche Banken zu ihren „Waldpolicies“ und<br />
waldrelevanten Finanzierungen der letzten Jahre befragt.<br />
Die Angaben der Banken wurden zudem einem Praxistest<br />
unterzogen, bei dem stichpunktartig überprüft wurde,<br />
inwiefern die Banken auch heute noch in nicht-nachhaltig<br />
agierende Zellstoff- und Papierunternehmen investieren.<br />
4.1.<br />
Deutsche Banken und ihre Waldschutzpolitiken<br />
Unsere Umfrage richtete sich an die größten deutschen<br />
Kreditinstitute (Deutsche Bank, Dresdner Bank, HypoVereinsbank,<br />
Commerzbank, LBBW, LBB, KfW-Bankengruppe,<br />
WestLB) sowie alle übrigen Landesbanken der Republik.<br />
Der weitaus größte Anteil von ihnen (mit Ausnahme einiger<br />
Landesbanken) war – wie bereits erwähnt – in den<br />
90er Jahren in irgendeiner Form an der Finanzierung des<br />
indonesischen Zellstoff- und Papierbooms bei APP beteiligt<br />
167 . Im letzten Jahr sorgte die Vergabe einer Fabrikationsrisikodeckung<br />
für Voith-Zulieferungen an APP-China durch<br />
die deutsche HermesEuler AG für massive Kritik durch<br />
heimische Nichtregierungsorganisationen (NRO).<br />
„Wenn wir es nicht machen, dann machen es andere“ – lautet<br />
die lapidare Begründung. Schließlich decke man nur<br />
das Risiko während der Produktion der Exportgüter, nicht
Back to „business as usual“<br />
– Hermes deckt Lieferungen für APP-China<br />
Vier Jahre nach der Einstellung der Schuldendienstleistungen<br />
sind die Umschuldungsverhandlungen zwischen<br />
APP und seinen Gläubigern noch immer nicht<br />
unter Dach und Fach. Immer wieder weigert sich APP<br />
in letzter Sekunde, Kreditkonditionen der Gläubiger zu<br />
akzeptieren. Auch auf ökologischem Gebiet hält APP<br />
weitgehend an seiner „tabula rasa“-Einschlagspraxis<br />
fest (Ausnahme: einige ökologisch besonders schützenswerte<br />
Wälder) und weigert sich, komplett auf das<br />
Fällen von Naturwäldern zu verzichten.<br />
Kurz: APP hat seit 2001 keine ökologische Kehrtwende<br />
vollzogen und zudem seit vier Jahren keine Kredite<br />
mehr abbezahlt. Was heißt, dass fällige Ratenzahlungen<br />
deutscher Exporteure derzeit über den deutschen<br />
Staatshaushalt beglichen werden.<br />
Angesichts dieser Entwicklungen im APP-Fall ist es<br />
vollkommen unverständlich, dass EulerHermes im<br />
Auftrag des Bundes im Frühjahr 2004 eine neue<br />
Fabrikationsrisikodeckung in Höhe von knapp 250<br />
Millionen Euro für die Herstellung von Zellstoff- bzw.<br />
Papiermaschinen für APP-China übernommen hat. Dabei<br />
ist auch dieses Mal klar, dass ein wesentlicher Teil<br />
des dafür benötigten Zellstoffes aus Naturwäldern der<br />
Nachbarländer (z.B. Laos, Indonesien) kommen wird.<br />
jedoch das eigentliche Exportgeschäft ab und mache<br />
somit auch keine direkten Geschäfte mit APP, hieß es<br />
aus Hamburg. Diesem Argument folgend wird selbst APP<br />
als das „schwarze Schaf“ der Branche auch in Zukunft<br />
nicht auf Unterstützung durch die deutsche Exportkreditagentur<br />
verzichten müssen. Und wohl auch nicht auf<br />
die Hilfe deutscher Banken, die mit einer Hermesdeckung<br />
im Hintergrund auch gerne Kredite zur Verfügung stellen<br />
– ganz gleich, für welchen Zweck oder Kunden. Es ist uns<br />
im konkreten Fall leider nicht bekannt, welches deutsche<br />
Kreditinstitut die Gelder für die Produktion der Voith-Maschinen<br />
für APP-China bereitgestellt hat.<br />
Diese neuerliche Deckungsnahme durch EulerHermes hat<br />
in NRO-Kreisen die Annahme genährt, dass deutsche Kreditinstitute<br />
allmählich zu „business as usual“ im Zellstoffund<br />
Papierbereich zurückkehren, nachdem sie 2001 fast<br />
unisono erklärt hatten, Sicherungsmechanismen entwickeln<br />
zu wollen, damit ihnen ein „Fiasko“ wie bei APP nie<br />
wieder passieren könne.<br />
Offiziell verneinten in unserer Umfrage mehrere Banken<br />
eine solche Rückwärtswende. Sie heben den Waldsektor<br />
explizit als ökologisch besonders sensitiv hervor. So heißt<br />
es in einem Statement der WestLB: „Generell gilt, dass<br />
derzeit aufgrund der Umwelt- und Sozialproblematik keine<br />
Engagements außerhalb von OECD-Ländern angestrebt<br />
werden. Ein verstärkter Wiedereinstieg (...) würde voraussichtlich<br />
nur dann erfolgen, wenn über verbindliche<br />
Standards Veränderungsprozesse bei Kunden angestoßen<br />
und die Einhaltung von Standards sichergestellt werden<br />
können.“ Ähnlich antwortet die Postbank, die angibt, „für<br />
solche zweifelhaften Engagements (...) nicht die richtige<br />
Adresse“ zu sein.<br />
Beim Blick auf die bankeninternen Standards und Vorgaben<br />
lässt sich feststellen, dass sich erst einige wenige deutsche<br />
Banken freiwillig und öffentlich auf die Berücksichtigung<br />
ökologischer und sozialer Kriterien im Waldbereich<br />
verpflichtet haben. Vielfach geschah dies in Reaktion auf<br />
öffentlichkeitswirksame Kampagnen durch NRO, in denen<br />
sie das Engagement der Banken für ökologisch oder sozial<br />
sensitive Projekte kritisierten:<br />
HypoVereinsbank, Dresdner Bank und WestLB haben<br />
2003 die so genannten Equator Principles unterzeichnet.<br />
Danach verpflichten sie sich, bei Projektfinanzierungen ab<br />
einem Volumen von 50 Millionen US Dollar die Umweltvorgaben<br />
der privaten Weltbanktochter IFC zu berücksichtigen.<br />
Zu diesem Regelwerk gehört auch die „forest policy“, die<br />
„cultural heritage policy“ und „indigenous peoples policy“<br />
der IFC. Sie untersagen z.B. Investitionen für Holzeinschlag<br />
in Primärwäldern. Darüber hinaus fordern sie von ihrem<br />
Kunden Konsultationen mit den Betroffenen ein, die Wahrung<br />
der Interessen Indigener sowie ein „nachhaltiges Management<br />
und eine Politik, die sich am Schutz und Erhalt der<br />
Wälder“ ausrichtet. Als weitere deutsche Bank hat sich<br />
die KfW-Bankengruppe im Dezember 2004 in ihrer überarbeiteten<br />
Umweltrichtlinie ebenfalls dazu verpflichtet, den<br />
Vorgaben des IFC-Regelwerkes zu folgen.<br />
Im Unterschied zur Dresdner Bank und zur WestLB<br />
wendet die HypoVereinsbank diese Richtlinie nicht nur für<br />
ihr Projektfinanzierungsgeschäft, sondern für alle Finanzierungsarten<br />
an. Auch bei der KfW-IPEX-Bank findet die<br />
Richtlinie auf Unternehmens- sowie mittel- bis langfristige<br />
Exportfinanzierungen Anwendung. Allerdings wird hier die<br />
bedeutende Abschwächung vorgenommen, nur bei einem<br />
KfW-Finanzierungsanteil von mehr als 20% der Gesamtinvestitionen<br />
zu prüfen und nur dann, wenn es sich nicht um<br />
Ersatzinvestitionen handelt.<br />
Die von der HypoVereinsbank vorgenommene Ausweitung<br />
des Geltungsrahmens der Richtlinie auf alle Finanzierungsarten<br />
ist insbesondere für den Zellstoff- und Papierbereich<br />
von zentraler Bedeutung, da Projektfinanzierungen<br />
hier deutlich seltener vorkommen als Unternehmensfinanzierungen<br />
oder Exportkredite.
Andere Banken wie die Deutsche Bank und die<br />
Commerzbank verweisen in allgemeiner Form darauf, Umweltstandards<br />
wie z.B. die OECD-„Common approaches“ 168<br />
oder die Weltbankstandards zu berücksichtigen. Sie<br />
haben dies jedoch nicht in Form von verbindlichen und<br />
öffentlich zugänglichen Richtlinien festgelegt, so dass<br />
die Qualität der Standards und ihre Verbindlichkeit nicht<br />
überprüft werden kann.<br />
Die Mehrzahl der Landesbanken verzichtet bis<br />
heute auf die Verabschiedung expliziter Umweltstandards<br />
für den Waldbereich. Begründet wird dies v.a. damit, dass<br />
Finanzierungen mit hoher Waldrelevanz – zumindest in<br />
Entwicklungs- und Schwellenländern – nicht im geschäftspolitischen<br />
Fokus ihrer Häuser stehen. Die Bayerische<br />
Landesbank begründet ihre Passivität in diesem Bereich<br />
indirekt in ihrem Umweltbericht damit, dass sie „auf die<br />
Umweltwirkungen der von ihr finanzierten Projekte nur<br />
wenig Einfluss nehmen könne“ 169 .<br />
Resümierend lässt sich sagen, dass bisher nur wenige<br />
deutsche Banken Konsequenzen aus den Negativerfahrungen<br />
der Vergangenheit gezogen und auf der Ebene<br />
ihrer Kreditrichtlinien Sicherungsmechanismen für den<br />
Schutz vor ökologischen und sozialen Fehlinvestitionen<br />
eingeführt haben. Viele der Banken rechtfertigen dies damit,<br />
dass die finanzielle Unterstützung von APP eher eine<br />
seltene Ausnahme als die Regel war; und da waldrelevante<br />
Investitionen in Entwicklungs- und Schwellenländern<br />
– nach eigenen Angaben – kein Hauptgeschäftsfeld für sie<br />
darstellen, sehen sie auch keinen Grund, für diese Branche<br />
spezifische Sicherungsmechanismen zu verankern.<br />
Die wenigen Banken, die dies getan haben, beziehen sich<br />
in der Regel auf die Standards der Weltbank oder verweisen<br />
auf die – allerdings deutlich schwächeren – Umweltleitlinien<br />
der Exportkreditversicherer. Eigene sektorspezifische<br />
Standards, die über diese Regelwerke hinaus gehen,<br />
hat bisher keine deutsche Bank entwickelt. Dies wird von<br />
den größeren Banken damit begründet, dass sie das international<br />
übliche Regelwerk der Weltbankgruppe für ausreichend<br />
erachten, um sich wirksam vor ökologischen und<br />
sozialen Fehlinvestitionen zu schützen.<br />
Im internationalen Vergleich zeigt sich jedoch, dass deutsche<br />
Banken mit dieser Argumentation hinter anderen Banken<br />
wie der holländischen Bank ABN Amro, der britischen<br />
Bank HSBC sowie den US-amerikanischen Banken Citigroup<br />
und Bank of America zurückbleiben. Alle vier Banken<br />
haben in Reaktion auf Imageschäden und problematische<br />
Finanzierungen – unter Beteiligung und Konsultation von<br />
NRO – in den letzten Jahren über die IFC- „forest policy“<br />
hinaus gehende, striktere und vor allem in der Wortwahl<br />
konkretere Wald-Richtlinien verabschiedet.<br />
Die erste Policy, die in diesem Kontext erarbeitet wurde,<br />
war die von ABN AMRO. Sie untersagt nicht nur die Finanzierung<br />
von Aktivitäten, die Ressourcenextraktion in bzw.<br />
das Roden von Primärwäldern zur Folge hätten, sondern<br />
weitet den Schutzbegriff auch auf Wälder mit hohem<br />
Schutzwert aus. Projekte auf bereits umgewandelten<br />
Flächen können zudem nur dann finanziert werden, wenn<br />
die Umwandlung mindestens fünf Jahre zurückliegt und<br />
das Projekt in keinem Zusammenhang mit der ursprünglichen<br />
Umwandlung steht. Auch bei Aktivitäten in weniger<br />
schützenswerten Waldgebieten enthält die Policy eine<br />
Reihe von Mindestanforderungen für das Umwelt- und<br />
Sozialmanagement. Firmen, die in illegale Holzeinschlag<br />
oder Brandrodungen verwickelt sind, werden explizit von<br />
Kreditvergaben ausgeschlossen. Darüber hinaus müssen<br />
alle finanzierten Aktivitäten und Unternehmen im Einklang<br />
mit grundlegenden ILO-Menschenrechts- und UN-Umweltkonventionen<br />
stehen.<br />
Die Wald-Policies der Citigroup und der Bank of America,<br />
die 2003 bzw. 2004 verabschiedet wurden, gleichen<br />
der von ABN Amro in weiten Teilen. Auch sie wenden<br />
den Schutzbegriff sowohl auf Primärwälder als auch auf<br />
Wälder mit hohem Schutzwert an und verpflichten sich<br />
dazu, keine illegalen Aktivitäten (Holzeinschlag, Brandrodungen)<br />
zu finanzieren. Darüber hinaus schließt Bank<br />
of America Finanzierungen für Projekte mit ungeklärten<br />
indigenen Landrechtskonflikten aus. Citibank fordert in<br />
diesem Punkt die Einhaltung der ILO-Konvention 169 170<br />
ein, die allgemeine Grundrechte für den Schutz indigener<br />
Völker festschreibt, sowie eine umfassende Information,<br />
Repräsentation und Partizipation der indigenen Bevölkerung<br />
bei Entscheidungen, die sie betreffen.<br />
Eine weitere Neuerung und Verbesserung bietet die erst<br />
2004 verabschiedete „forest policy“ der britischen Bank<br />
HSBC. Im Unterschied zu anderen Policies konkretisiert<br />
sie, dass sie unter einem „nachhaltigen Management“ von<br />
Wäldern und Plantagen eine FSC-Zertifizierung versteht.<br />
Nach neuem HSBC-Standard werden waldrelevante Aktivitäten<br />
nur dann finanziert, wenn die Kunden über ein<br />
entsprechendes Siegel verfügen bzw. dieses innerhalb der<br />
nächsten fünf Jahre glaubhaft erwerben werden.<br />
Leider ist derzeit eine Evaluierung dieser Politiken im Praxistest<br />
– mit Ausnahme von ABN AMRO – noch nicht möglich,<br />
da sie erst vor kurzem verabschiedet worden sind.<br />
Fest steht jedoch, dass diese Politiken verglichen mit den<br />
„weit reichendsten“ Selbstverpflichtungen der hier behandelten<br />
deutschen Banken deutlich progressiver und wesentlich<br />
konkreter sind. Zudem droht mit dem derzeit laufenden<br />
Revisionsprozess des IFC 171 -Umweltregelwerkes eher<br />
eine weitere Verwässerung der noch geltenden „forest
policy“ 172 . Wenn deutsche Banken hier ihr „Saubermann“-<br />
Image wiederherstellen und auf internationalem Terrain<br />
nicht weiter an Boden verlieren wollen, ist ein Nachziehen<br />
auf das Niveau der soeben skizzierten Banken – zumindest<br />
für jene Finanzinstitute, die in diesem Sektor regelmäßig<br />
aktiv sind – unerlässlich.<br />
4.2.<br />
Deutsche Banken im Praxistest<br />
Neben der Existenz von verbindlichen Umweltstandards<br />
ist v.a. ihre verbindliche Anwendung Dreh- und Angelpunkt<br />
für eine nachhaltige Kreditvergabepolitik. Im folgenden<br />
Praxistest überprüfen wir, wieviel von den Prüfverfahren<br />
der deutschen Banken zu halten ist.<br />
Leider erlauben die vielen unterschiedlichen Finanzierungsformen<br />
(Aktienbeteiligungen, Anleihen, Projekt- und Exportfinanzierungen,<br />
Unternehmensfinanzierungen etc.)<br />
sowie eine fehlende Transparenz in diesem Bereich keinen<br />
generellen Überblick über die wichtigsten „global player“<br />
unter den deutschen Banken im internationalen Forst- und<br />
Waldsektor. Auf unsere Frage nach Anzahl und Umfang der<br />
von ihren Häusern in den letzten zehn Jahren getätigten<br />
Unterstützungen für Zellstoff- und Papierunternehmen,<br />
verweigerten alle Kredithäuser – mit Ausnahme der KfW-<br />
Bankengruppe – mit Verweis auf das Bankgeheimnis eine<br />
detailliertere Auskunft, selbst in anonymisierter Form.<br />
Einzelne Häuser wie die Postbank und die LBBW gaben an,<br />
in den letzten zehn Jahren in diesem Bereich nicht aktiv<br />
gewesen zu sein. WestLB, Commerzbank und Dresdner<br />
Bank verwiesen darauf, keine oder kaum Finanzierungen<br />
in diesem Bereich getätigt zu haben, die außerhalb des<br />
OECD-Raumes lagen.<br />
Unser Praxistest beschränkte sich auf Recherchen zu zehn<br />
großen Zellstoff- und Papierkonzernen, die wegen ihrer<br />
Praktiken von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen<br />
kritisiert werden. Es handelt sich dabei um die Aktivitäten<br />
der Konzerne APP und April in Indonesien, Aracruz in Brasilien,<br />
Arauco und CMPC, hauptsächlich in Chile, Gunns<br />
in Australien, Mondi und Sappi, u.a. in Südafrika sowie<br />
Arkhangelsk und Ilim in Russland. Acht der Konzerne sind<br />
im Anhang näher charakterisiert. Zu APP und APRIL in China<br />
konnten leider keine näheren Informationen über deren<br />
Finanzierung gefunden werden.<br />
Fast alle großen deutschen Kreditinstitute waren in den<br />
letzten zehn Jahren in irgendeiner Form an der Finanzierung<br />
zumindest eines dieser Unternehmen beteiligt. Am stärksten<br />
involviert war die Deutsche Bank, die finanzielle Dienstleistungen<br />
für fünf der fraglichen Zellstoffunternehmen erbrachte,<br />
dicht gefolgt von der Dresdner Bank, die vier der<br />
Unternehmen Hilfestellungen angeboten hat. Bayerische<br />
Landesbank, HypoVereinsbank, Commerzbank und WestLB<br />
kommen auf drei Nennungen. HermesEuler, KfW und LBBW<br />
auf zwei Nennungen. Nicht involviert in Finanzierungen für<br />
diese Unternehmen sind die Bankgesellschaft Berlin, die<br />
Postbank, IKB Industriebank, LB Hessen-Thüringen sowie<br />
die Norddeutsche Landesbank.<br />
Fallbeispiel Arauco<br />
In den letzten Jahren stellten deutsche Banken immer wieder<br />
Gelder für den Konzern Arauco zur Verfügung (s. Firmenprofil,<br />
Anhang 1.4, S. 46). Und die deutsche Exportkreditagentur<br />
Hermes hat im Jahr 2002 für Zulieferungen für das Zellstoffwerk<br />
in Valdívia Bürgschaften im Umfang von 15 Millionen<br />
Euro übernommen. Im eigenen Geschäftsbericht 2004 verweist<br />
Arauco selbst auf aktuelle Geschäftsbeziehungen mit<br />
der Deutschen Bank, der Bayerischen Landesbank sowie<br />
der Dresdner Bank-Tochter Dresdner Kleinwort Benson.<br />
Zusätzlich beteiligten sich die Baden-Württembergische<br />
Landesbank und die WestLB in 2003 an einem Unternehmenskredit<br />
für Arauco. Angesichts der Vielzahl von Umweltdelikten,<br />
die dieser Konzern begangen hat (s. Firmenprofil,<br />
Anhang 1.4, S. 46) und den sozialen Konflikten mit den<br />
Mapuche-Indianern, wird deutlich, dass es den genannten<br />
Banken an grundlegenden Kriterien für eine verantwortungsvolle<br />
Kreditvergabe in diesem Sektor mangelt. Somit<br />
trägt deutsches Geld weiterhin zur Finanzierung von Unternehmen<br />
bei, die sowohl nationale Umweltgesetzgebung<br />
als auch internationale Konventionen ignorieren.<br />
Fallbeispiel UFS<br />
Deutsche Bank setzt auf Expansion des<br />
Zellstoffsektors in Indonesien<br />
„Wir glauben, dass die geplante Investition (Kauf des Zellstoffwerkes<br />
Kiani Kertas, d. V.) den Aufstieg des Unternehmens<br />
UFS (United Fiber System) zu einem der führenden<br />
Zellstoffproduzenten weltweit befördern wird. Es ist wohl<br />
bekannt, dass Indonesien unter den Zellstoffländern weltweit<br />
besonders wettbewerbsfähig ist.“ Mit diesen Worten<br />
rechtfertigt Jonathan Paul, Vize-Direktor der Deutschen<br />
Bank für den asiatisch-pazifischen Raum, die Entscheidung,<br />
als „financial advisor“ auf dem internationalen Finanzmarkt<br />
für UFS die notwendigen Mittel für den Kauf einer maroden<br />
Zellstofffabrik auf Kalimantan/Indonesien zu organisieren.<br />
UFS als neuer Stern am indonesischen Zellstoffhimmel?
Finanzdienstleistung deutscher Banken an Papier- und Zellstoffkonzerne 173<br />
Bankgesellschaft<br />
Berlin<br />
Bayerische<br />
Landesbank<br />
0<br />
Aracruz Arauco CMPC Gunns Mondi Sappi Arkhangelsk<br />
Loan Loan Loan<br />
Commerzbank Loan Loan Loan<br />
Deutsche Bank Shareholding<br />
Advisor<br />
Deutsche Postbank<br />
Dresdner Bank Loan<br />
Swap<br />
Advis0r Loan Shareholding<br />
Loan<br />
Hedge<br />
Shareholding<br />
Loan<br />
Bonds<br />
Loan<br />
Bonds<br />
Loan<br />
DZ Bank Loan<br />
Euler Hermes Export<br />
credit<br />
Export<br />
credit<br />
HSH Nordbank Loan Loan<br />
HypoVereinsbank Loan<br />
Advisor<br />
IKB Industriebank<br />
KfW Loan Loan<br />
Landesbank Baden-<br />
Württemberg<br />
Landesbank<br />
Hessen-Thüringen<br />
Norddeutsche<br />
Landesbank<br />
Loan Loan<br />
WestLB Loan Loan Shareholding<br />
Loan<br />
Wie in den 90er Jahren APP, sieht die Deutsche Bank in<br />
dem Unternehmen UFS den neuen Stern am indonesischen<br />
Zellstoffhimmel. Dabei hat UFS – ähnlich wie damals APP<br />
– bisher kaum Erfahrungen in diesem Sektor mitsamt seiner<br />
zahlreichen Probleme gesammelt. Es plant jedoch den<br />
massiven Einstieg in Kalimantan auf Borneo; ungeachtet<br />
den Tatsachen, dass die Weltbank bereits unter jetzigen<br />
Bedingungen den Ausverkauf der Tieflandregenwälder Kalimantans<br />
bis 2010 vorhersagt und fast alle bereits existierenden<br />
Zellstoffwerke auf der Nachbarinsel Sumatra mit<br />
notorischer Rohstoffknappheit zu kämpfen haben.<br />
Trotz dieser ungünstigen Ausgangslage plant UFS nun, an<br />
der Südküste von Kalimantan ein neues Zellstoffwerk mit<br />
Loan Loan<br />
Bonds<br />
Ilim<br />
einer Jahreskapazität von 600.000 Tonnen sowie ein Hackschnitzelwerk<br />
mit einer Jahreskapazität von 700.000 Tonnen<br />
neu zu errichten. Nach Recherchen und Berechnungen<br />
von Forschungsinstituten (CIFOR) und Consultingfirmen<br />
(Jaakko Pöyry) beläuft sich das Flächendefizit für die beiden<br />
neuen Projekte bereits auf mindestens 130.000 ha. Dies<br />
war auch einer der wesentlichen Gründe dafür, warum UFS<br />
Anfang 2004 angeraten wurde, einen Antrag auf Versicherung<br />
der politischen Risiken für den Neubau des Zellstoffwerkes<br />
in Satui zurückzuziehen, um so einer Ablehnung des<br />
Antrages durch die Weltbanktochter MIGA zuvorzukommen.<br />
Auch keine westliche Exportkreditagentur hat sich bisher<br />
– angesichts der leidvollen Erfahrungen mit APP – bereit
erklärt, UFS bei seinen Expansionsplänen zu unterstützen.<br />
Geplanter neuer Zellstoffboom in Indonesien – keine<br />
„lessons learnt“ aus der Vergangenheit?<br />
Doch damit nicht genug – im Juni 2005 gab UFS zudem<br />
bekannt, das bankrotte Unternehmen PT Kiani Kertas aufkaufen<br />
zu wollen. PT Kiani Kertas wurde 1997 mitten im<br />
unberührten Regenwald an der Mündung des Flusses Sungai<br />
Berau in Ostkalimantan errichtet. Wichtigster Plantagenholzlieferant<br />
war von Beginn an das im staatlichen Besitz<br />
befindliche Unternehmen PT Inhutani, dessen Reservoir<br />
jedoch nicht ausreichte, um den Rohstoffbedarf des Unternehmens<br />
zu decken. Zur Rohstoffversorgung bediente<br />
man sich – wie es damals fast alle Zellstoffunternehmen in<br />
Indonesien taten – in den ersten Jahren daher überwiegend<br />
in den umliegenden Naturwäldern. Nachdem diese in einem<br />
günstigen Radius im Jahr 2000 geplündert waren, sah sich<br />
Kiani Kertas mit Versorgungsengpässen konfrontiert.<br />
Aufgrund seines Versorgungsmangels ging die Fabrik dazu<br />
über, Holz aus anderen Ländern (v.a. Australien, Philippinen<br />
und Malaysia) zu importieren – auch hier ohne jede Gewissheit<br />
bzw. Kontrolle, dass es sich bei dem importierten Holz<br />
um einen „nachhaltig“ erzeugten Rohstoff handelt. Nach allgemeinen<br />
Schätzungen lag auch bei Kiani Kertas – bis zur<br />
Pleite des Unternehmens in 2004 – der Anteil des verwendeten<br />
Plantagenholzes bei nur maximal 40%.<br />
Eine nachhaltige Rohstoffversorgung bei Kiani Kertas war<br />
somit bisher in keiner Weise gewährleistet. Bedenkt man<br />
zudem, dass UFS die Plantagen von PT Inhutani II mit einer<br />
Fläche von knapp 40.000 Hektar zuvor immer als Rohstoffreservoir<br />
für die neue UFS-Zellstofffabrik in Satui angegeben<br />
hat, wird das Rohstoffdefizit bei den UFS-Projekten<br />
nochmals offensichtlicher. Konkurrenz der beiden UFS-<br />
Fabriken um das nicht ausreichende Plantagenholz ist<br />
somit vorprogrammiert.<br />
Deutsche Bank setzt erneut aufs „falsche Pferd“<br />
Wie schon bei APP in den 90er Jahren verkennt die Deutsche<br />
Bank auch bei der Analyse der Kreditwürdigkeit von UFS,<br />
dass die „vermeintliche“ Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens<br />
auf die Plünderung von Naturwäldern quasi zum<br />
Nulltarif beruht. Dabei liegen Studien, u.a. der Weltbank vor,<br />
die dringend eine Restrukturierung und Verkleinerung der<br />
indonesischen holzverarbeitenden Industrie empfehlen, da<br />
der illegale Holzeinschlag einer der wesentlichen Faktoren<br />
für das rasante Verschwinden der Wälder darstelle. Die<br />
stetige Expansion der Produktionskapazitäten ruft eine weitere<br />
Verschärfung der ökologischen Probleme in der Region<br />
hervor und läuft sämtlichen Bemühungen, die holzverar-<br />
1<br />
Aktuelle Meldung:<br />
Nach heftiger Kritik von urgewald und anderen Umweltorganisationen<br />
verkündigte die Deutsche Bank am 17. Januar<br />
2006 ihren Ausstieg aus dem UFS / Kiani Kertas-Projekt.<br />
beitende Industrie zu restrukturieren, entgegen. Statt die<br />
bestehenden UFS-Plantagen zu nutzen, um die mit Rohstoffen<br />
unterversorgten Zellstoffwerke auf Sumatra mit zusätzlichem<br />
Plantagenholz zu versorgen und dort die letzten<br />
verbleibenden Naturwälder zu schützen, strebt UFS einen<br />
Ausbau der Überkapazitäten an. Die Deutsche Bank unterstützt<br />
mit ihrem Mandat für UFS die daraus folgende fortschreitende<br />
Plünderung der Regenwälder und Verschärfung<br />
der Landrechtskonflikte.<br />
4.3.<br />
Reformforderungen an deutsche Finanzdienstleister<br />
Deutsche Finanzdienstleister müssen mehr Transparenz<br />
sicherstellen, um Fehlinvestitionen zu vermeiden. Sie<br />
sollten außerdem eine „Schwarze Liste“ von Konzernen<br />
erstellen, die in Verdacht stehen sich am illegalen Holzhandel<br />
oder Menschenrechtsverletzungen zu beteiligen oder<br />
nationales und internationales Umweltrecht zu missachten.<br />
Banken, die im Bereich Papier und Zellstoff stärker engagiert<br />
sind, müssen Sektorpolitiken in Zusammenarbeit mit<br />
NRO entwickeln, die wirksamen Schutz garantieren und die<br />
Industrie ermutigen, umweltverträglicher zu agieren. Dazu<br />
gehören Ausschlusskriterien, die den Schutz von Indigenen<br />
und Urwälder sowie konkrete Kriterien für Plantagenmanagement<br />
umfassen(s. Umwelt- und Sozialstandards, Kap.<br />
3.4.2, S. 35). Sie sollten zudem eine klare, Position zu Landrechtsfragen<br />
entwickeln und diese entsprechend öffentlich<br />
verankern.<br />
Finanzdienstleister müssen darüber hinaus Sicherungsmechanismen<br />
einführen und intern verankern, die sicherstellen,<br />
dass diese Sektorpolitiken praktisch umgesetzt<br />
werden. Dazu gehört im jeden Fall auch eine Überprüfung<br />
der bisherigen Umwelt- und Sozialperformance des Kreditnehmers.<br />
All diese Kriterien muss auch der Kreditversicherer<br />
Hermes anlegen, wenn er Banken oder Firmen bei<br />
ihren Geschäften absichert.
Anhang<br />
Inhalt<br />
1. Firmenprofile<br />
1.1. APP<br />
1.2. APRIL<br />
1.3. Aracruz<br />
1.4. Arauco<br />
1.5. Mondi<br />
1.6. Arkhangelsk<br />
1.7. Ilim<br />
1.8. Gunns<br />
2. Berechung der Flächenäquivalente
1. Firmenprofile<br />
1.1.<br />
Asia Pulp & Paper (APP)<br />
Unter dem Dach von Asia Pulp & Paper Company Ltd. (APP)<br />
mit Sitz in Singapur sind alle Zellstoff- und Papierfabriken<br />
des Konzerns Sinar Mas zusammengefasst 1 . Sinar Mas ist<br />
als einer der größten Konzerne Indonesiens neben vielen<br />
anderen Geschäftsfeldern auch im Palmölgeschäft aktiv<br />
und wird von der chinesischstämmigen Familie Widjaja<br />
kontrolliert 2 . APP ist neben dem Konzern APRIL der größte<br />
Zellstoffproduzent in Indonesien. Die größte Zellstoff- und<br />
Papierfabrik von APP, Indah Kiat Pulp & Paper (IKPP), liegt<br />
in der Provinz Riau. APP produziert in Indonesien 2,3 Millionen<br />
Tonnen Zellstoff sowie in Asien 5,7 Millionen Tonnen<br />
Papier und Verpackungen und ist damit unter den ersten<br />
zehn Produzenten in der Weltrangliste 3 . In China gehören<br />
APP derzeit mehr als 6 Papierfabriken und Millionen von<br />
Hektar in den Provinzen Yunnan, Hainan, Guangxi und<br />
Guangdong 4 . Für die Produktion werden auch Holzchips<br />
aus Australien und Südostasien importiert 5 .<br />
APPs Expansion basierte auf Krediten aus aller Welt. Als<br />
APP Anfang 2001 einen Schuldenberg von 13,4 Milliarden<br />
US Dollar aufgebaut hatte, erklärte sich der Konzern für<br />
zahlungsunfähig 6 . Ende 2003 wurde eine Umschuldungsvereinbarung<br />
mit den meisten der Gläubiger getroffen,<br />
die einen Teil der Kredite abschreiben und APP mehr Zeit<br />
zur Rückzahlung der verbleibenden Schulden gewähren.<br />
APP expandiert unterdessen Richtung China und zerstört<br />
weitere Regenwälder.<br />
Der neue Bericht von „Eyes on the Forest“ – einem Bündnis<br />
der indonesischen Umweltorganisationen WWF, Walhi und<br />
Jikalahari – im September 2005 dokumentiert, dass APP<br />
illegal eingeschlagenes Holz von ihren Zulieferern bezieht 7 .<br />
Zwischen 1995 und 1999 haben indonesische Zellstoffproduzenten<br />
etwa 40 Prozent ihres Rohstoffes aus illegalen<br />
Quellen bezogen 8 .<br />
Auch in China hat APP illegal Holz eingeschlagen. Die „State<br />
Forestry Administration“ (SFA) erklärte im Januar 2005<br />
dem staatlichen Fernsehsender China Central Television<br />
(CCTV): „Without any permission from SFA, APP had illegally<br />
logged around 24,709 cubic metres of trees, covering<br />
640 hectares of the local forest. 9 “<br />
APP ist darüber hinaus in Landrechtskonflikte verwickelt.<br />
Nach Firmenangaben sind noch auf etwa 60.000 Hektar<br />
ihrer Konzessionsflächen Landrechtsansprüche offen,<br />
die geklärt werden müssen 10 . Seit dem Ende des Suharto-Regimes<br />
protestieren die Menschen trotz andauernder<br />
Repressionen vermehrt gegen die Aneignung ihres Landes<br />
durch den Konzern. In diesem Zusammenhang werden<br />
dem Konzern schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen<br />
11 . Aus dem Jahr 2001 sind drei Fälle dokumentiert,<br />
in denen Sicherheitskräfte des Forstunternehmens<br />
Arari Abadi Proteste der Bevölkerung gegen die Aneignung<br />
ihres Landes mit brutaler Gewalt beendet haben 12 .<br />
Bei einem dieser Übergriffe wurden fünf Menschen zum<br />
Teil schwer verletzt, Häuser zerstört und 58 Personen<br />
verhaftet 13 . Offenbar gibt es eine enge Zusammenarbeit<br />
zwischen Konzernen und staatlichen Organen 14 . So wurde<br />
berichtet, dass die Polizeistation von Perawang von APP<br />
finanziert und das Arari Abadi Personal von der Polizei<br />
trainiert werde 15 . Nach Angaben der Umweltorganisation<br />
Walhi Riau gab es bei Konflikten mit APP 1999 und 2000<br />
durch Übergriffe von Sicherheitskräften auch Todesfälle 16 .<br />
APPs setzt in seiner Zellstofffabrik IKPP in Riau zur Bleiche<br />
chlorhaltige Verbindungen (ECF 17 ) und veraltete Technik<br />
ein, die zu starker Abwasserbelastung führen 18 . Die Bevölkerung<br />
am Siak, aus dem 11.000 Menschen Trinkwasser<br />
beziehen, klagt über Hautkrankheiten und den Rückgang<br />
der Fischbestände 19 .<br />
APP zerstörte bisher für die Zellstoffproduktion in Riau<br />
mindestens 300.000 Hektar Regenwald 20 . Noch immer<br />
bezieht APP rund zwei Drittel des Rohstoffs für seine Zellstoffwerke<br />
aus wertvollen Naturwäldern 21 . Zum Teil werden<br />
diese in Akazienplantagen umgewandelt. APP plant die Zerstörung<br />
von weiteren 180.000 Hektar Regenwald bis 2007 22 .
1.2.<br />
Asia Pacific Resources International Holdings Ltd.<br />
(APRIL 23 )<br />
Der Konzern APRIL hat seinen Sitz in Singapur und gehört<br />
zum Firmenimperium Raja Garuda Mas (RGM) von Sukanto<br />
Tanoto und seiner Familie. APRIL zählt zu den zwei größten<br />
Zellstoffproduzenten in Indonesien. Diese Unternehmensgruppe<br />
ist neben der Zellstoff- und Papierproduktion auch<br />
im Palmöl- und Holzgeschäft aktiv. In der indonesischen<br />
Region Riau betreibt APRIL die Zellstoffproduktion Riau<br />
Andalan Pulp & Paper (RAPP) mit einer Kapazität von 2<br />
Millionen Tonnen Zellstoff jährlich und die Papierfabrik<br />
Riau Andalan Kertas (RAK) mit einer Jahresproduktion von<br />
350.000 Tonnen. 80.000 Tonnen Papier und zehn Prozent<br />
des Zellstoffs werden nach Europa exportiert.<br />
Die Produktionsanlagen wurden mit Unterstützung der internationalen<br />
Finanzwelt in Form von Krediten, Bürgschaften,<br />
Aktien und Anleihen gebaut. Ende der neunziger Jahre geriet<br />
der Konzern in Zahlungsschwierigkeiten, gegenwärtig<br />
hat APRIL Schulden in Höhe von rund 1,2 Milliarden Dollar.<br />
Ein Beispiel für die Finanzakrobatik des APRIL-Eigentümers<br />
Tanoto ist der Fall der Unibank: 2001 musste die staatliche<br />
Indonesian Bank Restructuring Agency (IBRA) mit 230 Millionen<br />
Dollar öffentlicher Hilfe einspringen, als diese Bank<br />
aus dem RGM-Imperium bankrott machte. Die Bank hatte<br />
Kredite an Tochterfirmen von RGM wie z.B. APRIL vergeben,<br />
die nicht zurückgezahlt wurden. Tanoto konnte nicht<br />
belangt werden, da er seine Anteile an der Bank rechtzeitig<br />
abgestoßen hatte 24 .<br />
Der im September 2005 erschienene Bericht von „Eyes on<br />
the Forest“ – einem Bündnis der indonesischen Umweltorganisationen<br />
WWF, Walhi und Jikalahari – dokumentiert,<br />
dass APRIL illegal eingeschlagenes Holz von ihren Zulieferern<br />
bezieht 25 . Zwischen 1995 und 1999 haben die Zellstoffproduzenten<br />
in Indonesien etwa 40 Prozent ihres Rohstoffes<br />
aus illegalen Quellen bezogen.<br />
Nach Angaben von APRIL gibt es auf einer Fläche von 11.730<br />
Hektar in Riau ungelöste Landrechtskonflikte 26 . APRIL setzte<br />
den Ausbau seiner Infrastruktur in Riau gegen den Protest<br />
der lokalen Bevölkerung durch, die ihre Landrechte verletzt<br />
sah. 1997 gab es Verhaftungen und Verletzte. Später zahlte<br />
der Konzern Entschädigungen an die Dörfer, ihr Land erhielten<br />
sie aber nicht zurück 27 .<br />
APRIL setzt chlorhaltige Verbindungen zur Bleiche ein (ECF).<br />
Zwar sind Anlagen und Prozesse der Fabrik RAPP moderner<br />
als die der Zellstofffabrik IKPP von APP, dennoch klagen die<br />
Menschen nahe der Fabrik über die Folgen der Wasserverschmutzung.<br />
Ein Vertreter aus Sering erklärte gegenüber<br />
der Umweltorganisation ROBIN WOOD, dass es mehrere<br />
Fälle von Hautkrankheiten im Dorf gäbe und dass die Fischbestände<br />
zurückgegangen seien.<br />
Zu dem Firmenimperium RGM gehört auch das Zellstoffwerk<br />
Toba Pulp Lestari in Porsea mit einer Jahresproduktion von<br />
240.000 Tonnen am Asahan, dem Abfluss des Tobasees in<br />
Nordsumatra. Diese Anlage wurde 1984 unter dem Namen<br />
Indorayon gebaut und belastete die Umwelt erheblich mit<br />
Schadstoffen. Unter Suharto wurde der Widerstand der Bevölkerung<br />
mit Polizei und Militär unterdrückt. 1999 erreichten<br />
die Proteste ihren Höhepunkt, zwei Menschen wurden<br />
erschossen, viele verletzt. Danach verfügte Präsident<br />
Habibie die Schließung der Industrie. Anfang 2003 wurde<br />
die Zellstoffproduktion trotz anhaltender Proteste unter<br />
dem neuen Namen PT Toba Pulp Lestari mit Polizeischutz<br />
wieder aufgenommen. Nach wie vor wird der Protest mit<br />
Gewalt niedergeschlagen 28 .<br />
APRIL hatte bis Ende 2001 rund 220.000 Hektar Regenwald<br />
gerodet 29 , heute dürften es weit über 300.000 Hektar sein.<br />
Laut indonesischem Forstministerium will APRIL bis 2009<br />
noch 200.000 Hektar Naturwald in Plantagen umwandeln.<br />
1.3.<br />
<strong>ARA</strong>CRUZ CELULOSE S.A. 30<br />
Aracruz ist der weltweit größte Produzent für gebleichten<br />
Eukalyptus Zellstoff 31 . Im Jahr 2004 produzierte diese Firma<br />
2,5 Millionen Tonnen Zellstoff 32 , von dem 97% exportiert<br />
wurden 33 . Auf die größten Kunden von Aracruz, Procter &<br />
Gamble und Kimberly & Clark, entfällt 45 % des Absatzes<br />
der Firma 34 . Über die nächsten zwei Jahre plant die Firma Investitionen<br />
in Höhe von 600 Millionen US Dollar, um bestehende<br />
Zellstoffwerke auszubauen und die Plantagenfläche<br />
zu erweitern. Aracruz prüft ebenfalls fünf neue potenzielle<br />
Standorte für eine geplante Zellstofffabrik, die eine Million<br />
Tonnen Zellstoff im Jahr verarbeiten soll 35 .
Die Hauptanteilseigner von Aracruz sind die Safra Gruppe<br />
(Sitz: Brasilien – mit 28 %), die Lorentzen Gruppe (Sitz:<br />
Norwegen – mit 28 %), die Votorantim Gruppe (Sitz: Brasilien<br />
– mit 28 %) und die “Brazilian National Economic and<br />
Social Development Bank” (mit 12,5 %). Votorantim hat<br />
2001 seine Anteile von Mondi gekauft 36 .<br />
In den letzten Jahren expandierte Aracruz über die Grenzen<br />
der Provinz Espírito Santo hinaus. Im Jahr 2000 beteiligte<br />
sich Aracruz zu 50% an dem Unternehmen Veracel, das<br />
dadurch zu einem Gemeinschaftsunternehmen von Aracruz<br />
und dem finnischen Konzern Stora Enso wurde. Stora Enso<br />
war bereits vorher an Veracel beteiligt. Für Veracel sollten<br />
neue Plantagen angelegt und eine Zellstofffabrik im Bundesstaat<br />
Bahia gebaut werden. Im Juni 2005 nahm die neue<br />
Veracel Zellstofffabrik – mit 900.000 Tonnen Jahreskapazität<br />
weltgrößte Zellstofffabrik mit einer Produktionsstraße<br />
– ihre Produktion auf. Um Platz für eigene Plantagen zu<br />
schaffen rodete Veracel Wälder 37 . Über 800 Menschen<br />
mußten ihr Zuhause verlassen 38 . Bauern, die in der Nähe<br />
von Veracels Plantagen leben, berichteten den Wissenschaftlern<br />
der schwedischen NRO SwedWatch, dass der<br />
Wasserspiegel in Bächen, Teichen und Seen nun bedeutend<br />
niedriger ist als vor der Plantagenanlage durch die Firma<br />
Veracruz. Die Fischerei und die Bewässerung von Agrarflächen<br />
wurde erheblich gestört 39 .<br />
Im Jahr 2003 kaufte Aracruz die Zellstofffabrik Riocell von<br />
Klabin für 610 Millionen US Dollar. Riocell hat eine Jahresproduktion<br />
von 400.000 Tonnen. Ihr gehören 40.000 Hektar<br />
Eukalyptus Plantagen im Bundesstaat Rio Grande dol Sul 40 .<br />
Aracruz besitzt 252.000 Hektar Eukalyptus-Plantagen in<br />
den Bundesstaaten Minas Gerais, Bahia, Rio Grande dol<br />
Sul und Espírito Santo. Zusätzlich betreibt die Firma ein<br />
„Forestry Partners Programme“ mit 71.000 Hektar Eukalyptus-Plantagen,<br />
die von Bauern gepflanzt und bewirtschaftet<br />
werden 41 . Aracruz forscht derzeit an der Entwicklung<br />
von genetisch manipulierten Baumsorten. Dem Experten<br />
für forstliche Verbesserungsmaßnahmen Gabriel Dehon Rezende<br />
zufolge ist diese Forschung bis heute auf das Labor<br />
beschränkt geblieben: „Aracruz verwendet keine genetisch<br />
manipulierten Organismen (GMOs) auf seinen Feldversuchsflächen<br />
oder kommerziellen Plantagen.“ 42<br />
Um den Weg frei zu machen für die Plantagen hat Aracruz<br />
mehr als 50.000 Hektar atlantischen Regenwald zerstört 43 .<br />
Zugmaschinen, die zu zweit mit einer Eisenkette verbunden<br />
waren, fuhren durch den Wald und zerstörten alles auf<br />
ihrem Weg. Tiere wurden durch fallende Bäume oder die<br />
Maschinen zerschmettert 44 . Aracruz wurde bereits einmal<br />
durch die IBAMA (brasilianische Umweltschutzbehörde)<br />
verurteilt, weil sie ihre Plantagen in geschützten Gebieten<br />
angelegt hatten 45 .<br />
Die Eukalyptus-Plantagen von Aracruz führten zur Austrocknung<br />
von Flüssen und Strömen. Die Firma staute Flüsse auf<br />
und zweigte Wasser vom Doce Fluß für ihre Zellstofffabriken<br />
ab, was gravierende Auswirkungen auf den Wasserhaushalt<br />
der Region hat. Die Fischerei ist in den Flussgebieten dieser<br />
Region weitgehend zum Erliegen gekommen 46 . Auf den<br />
Plantagen eingesetzte Herbizide und Pestizide verseuchen<br />
die Wasserressourcen. Die brasilianische NRO FASE berichtet,<br />
dass in einigen Gemeinden Fälle von Erblindung durch<br />
verseuchtes Wasser aufgetreten sind 47 .<br />
Obwohl Aracruz behauptet „sogar in entlegenen Regionen<br />
des Landes Arbeitsplätze zu schaffen“ hat in Wirklichkeit<br />
die Zahl der Arbeitsplätze durch Mechanisierung und<br />
Automation abgenommen. Mehr und mehr Arbeiter verloren<br />
ihren Arbeitsplatz und andere Arbeitsplätze wurden<br />
in Subunternehmen ausgelagert. Die Löhne für Arbeiter,<br />
deren Jobs ausgelagert wurden und die es bewerkstelligen<br />
konnten ihren Job zu behalten, sind weitaus geringer als bei<br />
ihren alten Jobs direkt bei Aracruz 48 .<br />
Viele der Arbeitsplätze, besonders diejenigen, die den<br />
Einsatz von Maschinen und Chemikalien betreffen, sind<br />
gefährlich. Statt eine medizinische Versorgung und Kompensationsleistungen<br />
zu gewährleisten, entließ Aracruz die<br />
Arbeiter, die während ihrer Arbeit verletzt wurden 49 .<br />
Aracruz errichtete seine erste Zellstofffabrik auf dem Platz<br />
eines Tupinikim Dorfes, das „Dorf der Affen“ genannt<br />
wurde. Dabei wurden schätzungsweise 7.000 Familien von<br />
ihrem Land vertrieben. Mehrere Tausend Familien haben<br />
bis heute keinerlei Kompensation dafür bekommen 50 . „Als<br />
die Firma kam, gingen die Menschen. Sie hatten keine Möglichkeit<br />
sich zu verteidigen. Sie wurden zum Verlassen ihrer<br />
Wohnstätten gezwungen und man bedrohte sie.
… Die Firma hat ihnen alles genommen,“ berichtete Eugenio<br />
Francisco, ein Tupinikim-Indianer aus dem Dorf Lancha,<br />
den Wissenschaftlern von FUNAI, der brasilianischen<br />
Agentur für indigene Angelegenheiten im Jahre 1994 51 .<br />
Seit 1979 haben Indigene der Stämme Tupinikim und Guarani<br />
versucht ihr Land von Aracruz zurückzuerhalten. 1997<br />
hat FUNAI 18.071 Hektar Land als Besitz der Tupinikim<br />
und Guarani Völker anerkannt 52 . Dennoch haben sie bisher<br />
– auch aufgrund des Druckes, den Aracruz auf die Regierung<br />
ausübt – bisher nur 7.000 Hektar von diesem Land<br />
tatsächlich zurückerhalten 53 . Im Mai des Jahres 2005 haben<br />
Tupinikim und Guarani deswegen Tausende Eukalyptusbäume<br />
gefällt, um die Grenzen für etwa 11.000 Hektar ihres<br />
Landes zu markieren. Sie bauten ein großes Versammlungshaus<br />
und weitere Hütten auf ihrem Land 54 . Mehrere<br />
indigene Familien leben heute in diesen Hütten.<br />
Auf ihrer Webseite behauptet Aracruz, die Firma „respects<br />
the Indian communities, which it recognizes as one of its<br />
important stakeholders“ 55 . Bisher hat sich Aracruz aber<br />
geweigert die Landrechte der Tupinikim und Guarani anzuerkennen,<br />
geschweige denn die der Kleinbauern und Quilombos<br />
(Nachkommen der Sklaven), die ihr Land ebenfalls<br />
durch die Monokulturen von Aracruz verloren haben.<br />
1.4.<br />
Arauco<br />
Die chilenische Firma Celulosa Arauco y Constitución S.A.<br />
ist eines der größten Forstunternehmen Lateinamerikas in<br />
Bezug auf die Plantagenfläche, die Produktion von Marktzellstoff<br />
sowie Säge- und Furnierholz. Araucos Plantagen<br />
befinden sich in Chile, Argentinien und Uruguay. Arauco<br />
besitzt mit 669.000 Hektar die größte Plantagenfläche in<br />
Chile, hauptsächlich bewachsen mit Kiefer (Pinus radiata).<br />
In Argentinien und Uruguay besitzt der Konzern weitere<br />
131.000 Hektar Plantagen. Vier Zellstoffwerke sind in<br />
Chile (Arauco, Constitución, Licancel and Valdivia) angesiedelt,<br />
eines in Argentinien. Die Gesamtkapazität liegt<br />
bei über 2 Millionen Tonnen Kraft-Zellstoff pro Jahr. Der<br />
Hauptanteilseigner von Arauco ist die Ölfirma Copec, die<br />
99.98% der Aktien besitzt 56 . Copec wird von der chilenischen<br />
Angelini Familie kontrolliert 57 .<br />
Jahrzehntelang bediente sich Arauco mit staatlicher<br />
Duldung und Subventionierung in den chilenischen<br />
Primärwäldern, um seinen enormen Holzbedarf für die<br />
Zellstoffproduktion zu decken. Erst Ende 2003, nach<br />
Einkaufsboykotten von wichtigen Papierabnehmern in den<br />
USA, erklärte sich Arauco in einer Selbstverpflichtungserklärung<br />
bereit, künftig auf den Einschlag von Primärwäldern<br />
zu verzichten und den Holzbedarf ausschließlich<br />
über Plantagen zu decken.<br />
Doch Araucos Plantagen stehen auf dem Land der Mapuche<br />
Indianer. Der Konzern hat in den 1990er Jahren weite<br />
Flächen ihres Landes mit seinen Zellstoffplantagen besetzt.<br />
Im Jahr 2000 waren bereits ca. 1,5 Millionen Hektar in dem<br />
Mapuche Territorium mit kommerziellen Eukalyptus- und<br />
Kieferplantagen bepflanzt, Arauco und die Firma Mininco<br />
nahmen zu dieser Zeit mehr als eine Millionen Hektar Mapuche<br />
Land für ihre exotischen Bäume in Anspruch.<br />
Viele dieser Plantagen umzingeln regelrecht die Mapuche-<br />
Gemeinden, die klagen, dass die Kiefernplantagen ihre<br />
Wasserquellen ausgetrocknet haben, die Erosion von Böden<br />
verursachen und die Waldpflanzen verdrängen, die sie<br />
für medizinische und rituelle Zwecke dringend benötigen.<br />
Seit mehr als 10 Jahren kämpfen sie gegen die Plünderung<br />
ihres Lebensraums. Arauco ist einer der Hauptgegner der<br />
58, 59<br />
Mapuche im Kampf um die Anerkennung ihrer Rechte.<br />
In den vergangenen Jahren stand Arauco immer wieder<br />
wegen Umweltdelikten in den eigenen Zellstoffwerken in<br />
der Kritik und wurde deswegen diverse Male zu Geldstrafen<br />
verurteilt.<br />
Für besondere Unruhe und umfassende Proteste sorgte<br />
insbesondere der Bau des Arauco-Zellstoffwerkes in<br />
Valdívia, knapp 800 km südlich der Hauptstadt Santiago.<br />
Bereits in der Planungsphase lehnten Umweltschützer<br />
das Projekt kategorisch ab. Denn die Fabrik sollte nur<br />
30km vom Ramsar-Naturschutzgebiet 60 Carlos Anwandter<br />
gebaut werden, was gravierende Schädigungen des<br />
Feuchtgebietes durch die schadstoffreichen Fabrikabwässer<br />
befürchten ließ. Das Werk wurde trotzdem gebaut<br />
und nahm im Januar 2003 seinen Betrieb auf. Bereits im<br />
Laufe des ersten Betriebsjahres wurde Arauco zur Zahlung<br />
von Geldstrafen im Umfang von 90.000 US Dollar verurteilt,<br />
u.a. wegen Verletzung von Umweltauflagen, Geruchs-
elästigungen, nicht genehmigte Überschreitung der<br />
Produktionskapazitäten und die heimliche Einleitung von<br />
Fabrikabwässern in den Fluss Cruces. Ende 2003 schlugen<br />
Umweltexperten Alarm: Im Schutzgebiet Carlos Anwandter,<br />
Heimat der seltenen Schwarzhalsschwäne, zeichneten<br />
sich umfassende Abwanderungen sowie ein dramatisches<br />
Tiersterben ab. Innerhalb kürzester Zeit ging die Zahl der<br />
Schwäne von 6000 auf 2000 zurück, Umweltschützer<br />
mussten die toten Kadaver von ca. 500 dieser seltenen<br />
Vögel entsorgen.<br />
Knapp zwei Jahre nach Betriebsbeginn wurde im Januar<br />
2005 gerichtlich die Stillegung der Fabrik bis zur Klärung<br />
der Ursachen für das plötzliche Sterben angeordnet.<br />
Seither liefern sich Fabrikbetreiber und Umweltschützer<br />
einen erbitterten Kampf um die Zukunft des Werkes:<br />
zweimal wurde die Fabrik inzwischen geschlossen, zweimal<br />
nahm sie ihren Betrieb nach vier- bis achtwöchiger<br />
Unterbrechung wieder auf. Universitäre Studien belegen<br />
inzwischen einen direkten Zusammenhang zwischen dem<br />
Vogelsterben im Feuchtgebiet und den Arauco-Fabrikabwässern.<br />
Die Umweltbehörde CONAMA verhängte daraufhin<br />
Umweltauflagen an das Unternehmen, um die Umweltauswirkungen<br />
durch die Abwässer auf das Schutzgebiet<br />
zu reduzieren. Doch schon zeichnet sich neuer Ärger ab:<br />
statt die Schadstoffbelastung im eigenen Werk zu reduzieren<br />
und zu dem international inzwischen üblichen Verfahren<br />
eines geschlossenen Wasserkreislaufs überzugehen,<br />
plant das Unternehmen aus Kostengründen nun, einen<br />
Kanal zu bauen und die schädlichen Abwässer direkt ins<br />
Meer abzulassen. Die Bewohner der Küstenregion, u.a. Mapuche-Indianer,<br />
befürchten nun eine deutliche Schädigung<br />
ihrer Lebensgrundlagen, insbesondere die vom Fischfang<br />
lebende Bevölkerung.<br />
Doch damit nicht genug – emsig baut Arauco derzeit an<br />
einem weiteren Zellstoffwerk in der Nähe der Stadt Ranquil,<br />
das im kommenden Jahr eröffnet werden soll. Auch<br />
dieses Projekt ist heftig umstritten. Die Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
(UVP) war unzulänglich, z.B. wegen unzureichender<br />
Studien zu den Auswirkungen des Fabrikbaus<br />
auf die lokale Land- und Weinwirtschaft und fehlender<br />
Sozial- und Umweltpläne, die entstehende Schäden minimieren<br />
sollten. Dies wurde mehrfach gerichtlich bestätigt,<br />
was zu einem langen Rechtsstreit um die Ausstellung der<br />
Betriebsgenehmigung führte. Doch trotz aller Beschwer-<br />
den und Bedenken wurde die UVP 2002 nach mehr als<br />
siebenjährigem Rechtsstreit abgesegnet. Der Forderung<br />
der Gegner, eine neue UVP anzufertigen, die den notwendigen<br />
Standards genüge und bestehende Zweifel ausräumen<br />
sollte, lehnte Arauco ab. Kaum hatte Arauco mit dem Fabrikbau<br />
begonnen, wurde die Firma sogleich wieder mit einer<br />
Geldstrafe belegt, wegen Nicht-Erfüllung bestimmter Umweltauflagen.<br />
Zugleich plant der Konzern, die Produktionskapazitäten<br />
von den ursprünglich geplanten 550.000 t auf<br />
850.000 t jährlich zu erhöhen, allerdings ohne eine neue<br />
UVP hinsichtlich möglicher negativer Auswirkungen auf<br />
Mensch und Natur in der Region für nötig zu erachten.<br />
1.5.<br />
MONDI 61<br />
Mondi wurde während des südafrikanischen Apartheidsregimes<br />
im Jahr 1967 von Anglo American, einer der weltweit<br />
größten Bergbaugesellschaften, gegründet und ist<br />
auch heute noch dessen 100%ige Tochtergesellschaft.<br />
Heute hat Mondi Niederlassungen in 46 Ländern 62 . Mit<br />
einem Umsatz von 6,9 Milliarden US Dollar im Jahr 2004<br />
steht Mondi in der Reihe der größten Zellstoff- und Papierkonzernen<br />
an 13. Stelle 63 .<br />
Nach einer Firmenumstrukturierung im Jahre 2004, wurden<br />
Mondis Geschäfte von zwei Firmen weitergeführt: Mondi<br />
Business Paper and Mondi Packaging 64 .<br />
Mondi Business Paper umfasst die österreichischen Firmen<br />
Neusiedler und Mondi South Africa 65 . Der Firmenzweig<br />
besitzt 16 Papiermaschinen mit einer Gesamtkapazität<br />
von 2 Millionen Tonnen Papier im Jahr 66 . Die Firma hat<br />
Zellstoffprojekte in Österreich, Russland, Slowakei und<br />
Südafrika sowie Forstunternehmen in Russland, Südafrika<br />
und Swasiland 67 . Mondi Business Paper bewirtschaftet<br />
400.000 Hektar Plantagen in Südafrika und Swaziland 68 .<br />
Mondi Packaging ist aus einer Fusion der österreichischen<br />
Verpackungsfirma Frastschach mit der bereits existierenden<br />
Firma Mondi Packaging Group hervorgegangen. Mondi<br />
Packaging besitzt etwa 120 Produktionsstätten in Europa<br />
und 18 in Amerika, Asien und Afrika 69 .
In Südafrika hat Mondi einen großen Teil seiner Arbeiterschaft<br />
ausgelagert, d.h. sie werden nicht von dem Konzern,<br />
sondern von einer Vertragsfirma beschäftigt. Ein neuer<br />
Bericht der Wissenschaftler Jeanette Clarke und Moenieba<br />
Isaacs dokumentiert die daraus entstehenden Probleme<br />
für die Arbeiter auf den Plantagen 70 : „Die Einkommen sind<br />
unsicher und nicht hoch genug, es gibt keine Krankenversicherungen<br />
oder Pensionen. Dazu kommt, dass die Arbeiter<br />
ständig der Gefahr von Verletzungen ausgesetzt sind, die<br />
zusätzlich die Versorgung ihrer Familien in Gefahr bringen.“<br />
Der Bericht zieht den Schluss, dass Arbeitsplätze in ausgelagerten<br />
Forstunternehmen weder Armut lindern, noch<br />
verhindern, dass die Arbeiter weiter in die Armut abrutschen 71 .<br />
Die Plantagen von Mondi in Südafrika und Swasiland sind<br />
vom Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert. Mondi<br />
finanziert das Schutzprojekt „Mondi Wetlands Project“, das<br />
von den beiden größten Naturschutzorganisationen Südafrikas,<br />
dem WWF South Africa und der Wildlife and Environment<br />
Society of South Africa betreut wird 72 . Diese Schutzprojekte<br />
können jedoch nicht darüber hinweg täuschen,<br />
dass Mondis Geschäft zu Umweltzerstörung führt. Das Unternehmen<br />
wird von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen<br />
in Südafrika heftig kritisiert. Wally Menne von der<br />
Südafrikanischen Organisation TimberWatch weist darauf<br />
hin, dass Mondis industrielle Plantagen die natürliche<br />
Steppe zerstören und auch in den angrenzenden Wald- und<br />
Feuchtgebieten Pflanzen und Tiere beeinträchtigen. Die<br />
Plantagen verursachen die Austrocknung oberirdischer<br />
Zuläufe zu Feuchtgebieten und Flüssen und bringen Menschen<br />
und Tiere um ihren Zugang zu Wasser. Es werden<br />
Chemikalien genutzt, die das Wasser und den Boden verseuchen<br />
und die natürlichen Bodenprozesse hemmen 73 .<br />
Im November 2005 organisierte die Umweltorganisation<br />
TimberWatch eine Konferenz mit der lokalen Bevölkerung<br />
in Mtubatuba in der Provinz KwaZulu-Natal, die von ihren<br />
Erfahrungen mit dem Konzern Mondi und seinen Plantagen<br />
berichteten. Einer der Farmer berichtete: „Since the plantations<br />
came, few people are employed. Farms have been<br />
destroyed. The impact from tree plantations has been very<br />
negative,“. Ein weiterer Farmer fügte hinzu: „Plantations<br />
have caused starvation not benefits.“ Die Dorfbewohner<br />
stellten eine Liste mit den Problemen zusammen, die<br />
die Plantagen verursachen. Es wurden unter anderen die<br />
sinkende Verfügbarkeit von Wasserressourcen, die Verringerung<br />
an Weide- und Ackerland, der Verlust an Naturwald,<br />
an Früchten und Medizinpflanzen, die Bodenschäden und<br />
die Tatsache, dass sich in den Plantagen viele Kriminelle<br />
verstecken, genannt 74 .<br />
Unter dem Apartheidsregime hatten Schwarze in Südafrika<br />
alle ihre Rechte verloren, eingeschlossen dem Recht auf<br />
Land. „Die Plantagenflächen haben hunderte Menschen<br />
von ihrem Land verdrängt und tun dies noch immer“ 75 , erklärt<br />
Menne. Mondi weitete seine Plantagenfläche in den 1980er<br />
Jahren aus, indem es hunderte Farmen aufkaufte. Mondi<br />
wurde so zu einem der größten Landbesitzer Südafrikas.<br />
Mondi betreibt eine Zellstofffabrik in Merebank in South<br />
Durban. Während des Apartheid Regimes, wurden Schwarze<br />
und Südasiaten gewaltsam nach Süd Durban umgesiedelt<br />
um billige Arbeitskräfte für die Öl-, Chemie- und Papierindustrie<br />
bereitzustellen. Die dortige Umweltverschmutzung<br />
macht Durban heute zu einem der am stärksten belasteten<br />
Orte auf der Erde. Einer von vier Einwohnern von Süd<br />
Durban leidet an Asthma. Der „South Durban Community<br />
Environmental Alliance“ zufolge ist Mondi der drittgrößte<br />
Verschmutzer in der Gegend gleich nach zwei Ölrafinerien 76 .<br />
Mondis Pläne einen neuen Verbrennungsofen in der<br />
Merebank-Fabrik zu bauen, rufen starke Bedenkenbei den<br />
Anwohnern hervor. Rajah Naidoo, der Vorsitzende der<br />
„Merebank Resident’s Association“, erklärte gegenüber<br />
der Südafrikanischen Sunday Times, dass der Ofen zu<br />
mehr Umweltverschmutzung in der Region führen wird und<br />
die Häufigkeit von Asthmafällen und Krebs noch erhöhen<br />
wird 77 . Während seinem Besuch in Süd Durban im Jahr 2003<br />
hat Zodumo Mbuli, der Sprecher des stellvertretenden<br />
Umweltministers, der südafrikanischen Pressevereinigung<br />
gegenüber mitgeteilt, dass „meine Nase von der Luft, die ich<br />
hier einatme schmerzt. Ich kann mir gar nicht vorstellen wie<br />
Menschen hier existieren können. Das ist keine normale Luft“. 78
1.6.<br />
Arkhangelsk PPM<br />
Die Arkhangelsker Zellstoff- und Papierfabrik (AP&PM) in<br />
Novodvinsk ist einer der größten Unternehmen im russischen<br />
Forstsektor. 788.000 Tonnen Zellstoff wurden hier<br />
2004 produziert 79 . Die Fabrik ist mit einer Jahresproduktion<br />
von über 300.000 Tonnen größter Pappenproduzent in<br />
Russland. Sie ist zunehmend Exportorientiert und verkauft<br />
über 50 Prozent ihrer Zellstoff- und Pappenproduktion<br />
nach Übersee 80 .<br />
Die zwei größten Anteilseigner sind Pulp Mill Holding in<br />
Österreich (65%) und Base Element in Russland (33.6%) 81 .<br />
Auch die beiden deutschen Papierhändler Conrad Jacobson<br />
und J. Jürgensen aus Hamburg sind an der Arkhangelsk<br />
PPM beteiligt.<br />
Der Konzern hat in den letzten Jahren Holz aus Urwäldern<br />
in Russland genutzt 82 . Nach Protesten durch Umweltorganisationen<br />
wie Greenpeace und WWF hat der Konzern<br />
einige Gebiete, aus denen der Konzern in der Arkhangelsk<br />
Region Holz bezieht, nach FSC zertifizieren lassen. Ein Abkommen<br />
wurde mit Greenpeace Russland unterzeichnet,<br />
worin der Konzern sich verpflichtet eine Kernzone intakter<br />
Waldgebiete nicht zu roden. Der Konzern hat darüber<br />
hinaus angekündigt bis 2020 50% des Holzbezugs für die<br />
Zellstoffherstellung nach FSC zertifizieren zu lassen.<br />
Trotz dieser Schritte in die richtige Richtung nutzt der<br />
Konzern noch heute Holz aus Urwäldern 83 . Arkhangelsk<br />
PPM hat bisher nur geringe Teile (ca. 15%) seiner Holzbeschaffung<br />
nach FSC zertifiziert. Was mit den intakten<br />
Waldgebieten außerhalb der FSC zertifizierten Flächen<br />
werden soll, bleibt ungewiss. Der Konzern hat bisher keine<br />
verbindlichen Richtlinien hierzu veröffentlicht.<br />
1.7.<br />
Ilim Pulp<br />
Mit einer Jahresproduktion von 8 Millionen m 3 Holz ist Ilim<br />
das größte Forst- und Holzeinschlagsunternehmen in<br />
Europa. Die Hauptgeschäfte sind der Holzeinschlag, solide<br />
Holzprodukte, Zellstoff, Karton und Verpackungen. Ilim<br />
gehören 43 Holzeinschlags- sowie einige Transport- und<br />
Handelsunternehmen. Die Papier- und Zellstofffabriken<br />
Kotlas, Bratsk, Ust-Ilimsk, St. Petersburg, Kommunar und<br />
Ilim Gofropak sind Tochterunternehmen von Ilim. Ilim<br />
beschäftigt 49.000 Menschen 84 .<br />
Mit einer Jahresproduktion von 1,3 Millionen Marktzellstoff<br />
ist Ilim der viertgrößte Zellstofflieferant für Europa. Der<br />
Konzern produziert zusätzlich über 660.000 Tonnen Karton<br />
und über 240.000 Tonnen Papier pro Jahr. Ilim exportiert<br />
seine Produkte in über 50 Länder 85 .<br />
Ilim Pulp ist teilweise FSC zertifiziert (1,6 million ha) und hat<br />
erklärt weitere Zertifikate für seinen Konzessionen zu beantragen.<br />
Die Kotlas Papier- und Zellstofffabrik ist bisher noch<br />
nicht FSC zertifiziert, strebt eine Zertifizierung jedoch an.<br />
Der Konzern hat in den letzten Jahren Holz aus Urwäldern<br />
in Russland genutzt 86 und nutzt mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
heute noch Holz aus schützenswerten Wäldern 87 .Der<br />
Konzern hat bisher keine öffentlich verfügbare, verbindliche<br />
Politik zum Schutz von intakten Wäldern und Wäldern<br />
mit hohem Schutzwert verabschiedet.<br />
1.8.<br />
GUNNS LIMITED 88<br />
Die von den Brüdern John und Thomas Gunn 1875 gegründete<br />
Firma Gunns dominiert heute die Hackschnitzel-Industrie<br />
von Tasmanien, Australien und ist die größte Hartholz-<br />
Hackschnitzel-Firma weltweit. Gunns besitzt 180.000 Hektar<br />
Land und bewirtschaftet 100.000 Hektar Plantagen 89 .<br />
Die Firma beschäftigt mehr als 1.200 Menschen und machte<br />
im Jahr 2004 einen Gewinn von 80 Millionen US Dollar 90 . Zu<br />
ihren Aktionären gehören Concord Capital, Deutsche Bank,<br />
AMP und Perpetual Trustees Australia. Der Direktor von<br />
Gunns, John Gay, ist ein weiterer großer Anteilseigner der<br />
Firma 91 . Die Hälfte des Holzes, das von Gunns verarbeitet<br />
wird, stammt aus staatlichen Wäldern. 80 % des Holzverkaufs<br />
von der staatlichen Forstwirtschaft Tasmaniens geht<br />
an Gunns 92 . Gunns ist für mehr Einschläge in Naturwäldern<br />
verantwortlich als jede andere Firma in Australien 93 .
Der größte Teil der Holzhackschnitzel aus Tasmanien wird<br />
nach Japan exportiert. Gemäß Gunns Darstellung auf ihrer<br />
Internetseite soll die geplante Hackschnitzel-Fabrik in Bell<br />
Bay „die grünste Holzfabrik der Welt werden“. Nach Gunns<br />
Antrag vom August 2005 soll die Zellstofffabrik jährlich<br />
700.000 bis 1,1 Millionen Tonnen elementarchlorfreien (ECF)<br />
Zellstoff produzieren 94 . Diese Fabrik wird zwischen 2,6 und<br />
4 Millionen Tonnen Holz pro Jahr verbrauchen 95 , das zum<br />
einen aus Naturwäldern und zum anderen aus Eukalyptus-<br />
Plantagen kommen soll 96 . Die Fabrik von Gunns soll 24<br />
Stunden am Tag und 7 Tage in der Woche laufen. Der Druck<br />
auf die Wälder Tasmaniens wird zunehmen.<br />
Es ist nicht nur der Kahlschlag in den Tasmanischen Urwäldern,<br />
den die Menschen dort kritisieren. Hunderte von Bauernhöfen<br />
wurden bereits von den industriellen Holzplantagen<br />
„geschluckt“. Mit Hubschraubern werden Herbizide,<br />
Pestizide und Dünger auf die Plantagen versprüht, die auch<br />
schon Menschen neben den Plantagen getroffen haben und<br />
Wassereinzugsgebiete unterhalb der Plantagen verschmutzten<br />
97 . Durch die Existenz der Plantagen sind Ströme, Flüsse<br />
und Sümpfe ausgetrocknet. Der Geohydrologe David<br />
Leaman untersuchte, wie viel Wasser die Plantagen verbrauchen:<br />
Seinen Schätzungen zufolge benötigen die<br />
Plantagen 10 bis 50% mehr Wasser als Wälder 98 .<br />
0<br />
Im Dezember 2004 hat Gunns einen Gerichtsprozess gegen<br />
20 Umweltschützer begonnen, der Schadenersatzklagen in<br />
Höhe von 4,7 Millionen US Dollar umfasst. Angeklagt wurden<br />
der Senator Bob Brown von den Grünen, die Wilderness<br />
Society, Doctors for Native Forests und eine Gruppe aus<br />
Medizinern, welche die Auswirkungen der Forstchemikalien<br />
auf die menschliche Gesundheit untersuchen 99 .<br />
Im Juli 2005 hat Richter Bernard Bongiorno Gunns Anklageschrift<br />
zurückgewiesen und verlangte von der Firma ein<br />
neues Dokument. Der Richter sagte, die Anklage sei von<br />
ihrer Struktur her unverständlich und bezeichnete Teile<br />
davon „im besten Fall als mehrdeutig und im schlechtesten<br />
als irreführend“. Gunns hat daraufhin eine neue Anklageschrift<br />
geschrieben. Diese wurde erneut zurückgewiesen<br />
und das Gericht ordnete an, dass Gunns nicht näher spezifizierte<br />
Kosten an die Angeklagten zu zahlen hätte. Gunns<br />
reichte daraufhin ein drittes Klageschreiben ein 100 .<br />
Unterdessen setzt die Wilderness Society ihre Kampagne<br />
fort und fordert, dass die Auswirkungen der geplanten Fabrik<br />
auf die Tasmanischen Wälder im Rahmen des staatlichen<br />
Prüfprozesses vollständig berücksichtigt werden muss 101 .
. Berechnung<br />
der Flächenäquivalenz<br />
Unseren Berechnungen zufolge:<br />
Werden in anderen Ländern (Brasilien, Chile, Indonesien,<br />
Südafrika, Portugal, Spanien) 450.000 Hektar<br />
Plantagen angelegt, um unsere jährlichen deutschen<br />
Papier- und Zellstoffimporte aus diesen Ländern zu<br />
decken;<br />
Wird zusätzlich jährlich eine Fläche von 590.000 Hektar<br />
Wald gerodet, um unsere jährlichen deutschen Papierund<br />
Zellstoffimporte aus diesen Ländern zu decken.<br />
Anmerkung:<br />
Die Zahlen beziehen sich auf die Importe von Papier und<br />
Zellstoff, nicht auf den deutschen Papierverbrauch. In<br />
Deutschland hergestellter Zellstoff sowie die Exporte von<br />
Papier und Zellstoff sind hier nicht berücksichtigt.<br />
Umrechnungsfaktoren und Quellenangaben<br />
Ausgangsdaten sind die Papier- und Zellstoffimporte in Tonnen<br />
nach Angaben des statistischen Bundesamtes (2005,<br />
vorläufige Ergebnisse für 2004). Nur die Posten 4703-4704<br />
und 48 des Warenverzeichnisses Außenhandelsstatistik<br />
wurden in die Berechnung einbezogen. Papierprodukte können<br />
auch noch unter anderen Posten vereinzelt aufgeführt<br />
sein. Dies wurde hier aber vernachlässigt, da es die Mengen<br />
nur erhöhen, nicht erniedrigen würde.<br />
Die Papiermenge wurde in Zellstoffäquivalente umgerechnet<br />
(1 Tonne Papier = 1,1 Tonnen Zellstoffäquivalent).<br />
Die Zellstoffmenge (inklusive der in Zellstoffäquivalente<br />
umgerechneten Papiermenge) wurde in Holzäquivalente<br />
umgerechnet (1 Tonne Zellstoff = 2,2 Tonnen Holzäquivalent).<br />
Die Holzmenge wurde von Tonnen in Kubikmeter umgerechnet<br />
(1 Tonne Holz = 2,25 Kubikmeter Holz).<br />
Diese drei Umrechungsfaktoren wurden für alle Holzarten<br />
aus allen Ländern gleich verwendet.<br />
Die Papier- und Zellstoff-Importe aus den einzelnen<br />
Ländern wurden in zwei Kategorien unterteilt:<br />
1. Produkte aus Wäldern 104 (Kanada, Indonesien, Russland,<br />
Schweden, Finnland, Norwegen, USA, Österreich,<br />
Schweiz, Frankreich, Niederlande, England, Italien und<br />
sonstige Länder)<br />
2. Produkte aus schnellwüchsigen Plantagen (Brasilien,<br />
Chile, Südafrika, Indonesien, Spanien, Portugal)<br />
1<br />
Lieferländer für<br />
Papier und Zellstoff<br />
Hektar Hektar<br />
Benötigte<br />
Plantagenfläche<br />
(nach Zuwachszahlen)<br />
Gerodete<br />
Fläche<br />
(Holzvolumen<br />
pro ha)<br />
Brasilien 57.067<br />
Chile 35.774<br />
Indonesien Naturwald102 2.313<br />
Indonesien Plantagen103 1.577<br />
Kanada 28.657<br />
Portugal<br />
Russische Föderation<br />
219.343<br />
(ab 05/92 15.413<br />
Südafrika 10.763<br />
Schweden 146.737<br />
Spanien 124.509<br />
Finnland 182.602<br />
Norwegen 28.893<br />
USA 14.046<br />
Österreich 21.706<br />
Schweiz 16.073<br />
Frankreich 28.513<br />
Niederlande 28.261<br />
Vereinigtes Königreich 9.381<br />
Italien 22.967<br />
Summe<br />
Sonstige Länder<br />
449.034 545.563<br />
(Summe) 46.846<br />
Gesamtimporte 2004 449.034 592.409<br />
Für die Umrechnung der Holzmenge (in Kubikmetern) aus<br />
Wäldern auf die Fläche in den einzelnen Ländern lagen die<br />
FAO Angaben zum Holzvolumen in den Wäldern der einzelnen<br />
Länder zu Grunde.<br />
Für die Berechnung der benötigten Fläche für die Holzproduktion<br />
in schnellwüchsigen Plantagen wurden folgende<br />
länderspezifische Zuwachsraten verwendet:<br />
Brasilien: 42 Tonnen pro Hektar und Jahr<br />
Chile, Südafrika, Indonesien: 22 Tonnen pro<br />
Hektar und Jahr<br />
Spanien, Portugal: 12 Tonnen pro Hektar und Jahr
Teil B
Waldbezogene Entwicklungspolitik auf dem Prüfstand
Inhalt<br />
1. Deutsche Entwicklungszusammenarbeit und Wald 55<br />
1.1 Vom Forst zum Wald – neue Ansätze in der 55<br />
Entwicklungszusammenarbeit?<br />
1.2 Länderkonzentration und Schwerpunktbildung des BMZ 55<br />
1.3 Entwicklungsfinanzierung 56<br />
1.4 Waldsektorkonzept 57<br />
1.5 Stand der Umsetzung des Waldsektorkonzeptes 58<br />
1.6 Fragwürdige Zusammenarbeit mit der Wirtschaft 65<br />
1.7 Defizite in der Bereitstellung von Informationen 67<br />
1.8 Fazit und Forderungen 67<br />
2. Weltbank und Wald 70<br />
2.1 Abschwächung von Umwelt- und Sozialstandards 70<br />
2.2 Die Waldpolitik der Weltbank 70<br />
2.3 Mehr Holzeinschlag im Kongobecken 71<br />
2.4 Fazit und Forderungen 72<br />
3. Europäische EZ und Wald 74<br />
3.1 Auf dem Weg zu einer europäischen Entwicklungsstrategie 74<br />
3.2 Instrumente der europäischen Entwicklungszusammenarbeit 74<br />
3.3 Negative Auswirkungen anderer Sektoren 75<br />
3.4 Die EU und der Wald 76<br />
3.5 Beispiel Indonesien 77<br />
3.6 Fazit und Forderungen 78
1. Deutsche Entwicklungszusammenarbeit und Wald<br />
1.1<br />
Vom Forst zum Wald – neue Ansätze in der Entwicklungszusammenarbeit?<br />
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit im Waldbereich<br />
ist seit den 80er Jahren immer wieder Gegenstand der Kritik<br />
von NRO gewesen. Im Mittelpunkt standen dabei Strassenund<br />
Bergbauprojekte in Primärwäldern, die Unterstützung<br />
repressiver und korrupter Forstverwaltungen wie in Indonesien<br />
oder Holzeinschlag unter Missachtung der Rechte<br />
indigener Völker wie in Malaysia.<br />
Auch als Reaktion auf diese Kritik wurden einzelne Projekte<br />
eingestellt und neue Programme geschaffen, wie z.B. das<br />
Pilotprogramm zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung<br />
der Wälder Brasiliens. Trotzdem war die Arbeit des Bundesministeriums<br />
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />
Entwicklung (BMZ) während der neunziger Jahre weiterhin<br />
von dem Dogma geprägt, die forstwirtschaftliche Inwertsetzung<br />
sei ein Allheilmittel, um dem dramatischen Waldverlust<br />
insbesondere in den Tropen zu begegnen.<br />
Inzwischen zeigen auch interne Auswertungen, dass solche<br />
zum Teil über Jahrzehnte geförderte Forstprogramme nicht<br />
in der Lage waren, eine nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />
zu etablieren. In nicht wenigen Fällen wurden bestehende<br />
Probleme wie etwa die Verdrängung traditioneller Waldnutzer<br />
sogar noch verschärft. Mit dem 2002 verabschiedeten<br />
Sektorkonzept „Wald und nachhaltige Entwicklung“ rückte<br />
das BMZ schließlich von der einseitigen Fokussierung auf<br />
forstwirtschaftliche Inwertsetzung ab.<br />
Zugleich nahm aber das Interesse an dem Thema Umwelt<br />
im allgemeinen und Wälder im besonderen ab. Dies wird<br />
auch bei den Millenniums-Entwicklungszielen deutlich, die<br />
die Bekämpfung der weltweiten Armut und die gerechte<br />
Gestaltung der Globalisierung als zentrale Aufgaben für die<br />
Politik des 21. Jahrhunderts definieren. Die Sicherung der<br />
ökologischen Nachhaltigkeit ist eines von acht Zielen – in<br />
öffentlichen Verlautbarungen wird es allerdings häufig auf<br />
die Verbesserung der Versorgung mit sauberem Trinkwasser<br />
reduziert.<br />
Das im April 2001 von der Bundesregierung beschlossene<br />
„Aktionsprogramm 2015“ stellt die deutsche Strategie zur<br />
Erreichung dieser Ziele dar. Laut BMZ bildet es mittlerweile<br />
einen verbindlichen Orientierungsrahmen für die deutsche<br />
Entwicklungspolitik 1 . Doch von dem Ziel, zur Leitlinie der<br />
Gesamtpolitik in Fragen der Nord-Süd-Beziehungen zu<br />
werden, ist das Programm noch weit entfernt. Insbesondere<br />
das Wirtschaftsministerium verfolgt bei internationalen<br />
Konferenzen und Verhandlungen, vor allem in der WTO,<br />
hartnäckig deutsche Eigeninteressen, die die Ziele des Aktionsprogramms<br />
in den Hintergrund rücken lassen. Aktuell<br />
droht etwa die anhaltende Weigerung der EU und der USA,<br />
Agrarsubventionen substanziell abzubauen und den Markt<br />
für Anbieter aus dem Süden zu öffnen, die 2001 in Doha<br />
(Katar) eingeläutete „Entwicklungsrunde“ scheitern zu<br />
lassen.<br />
Trotz qualitativ guter Vorgaben des Sektorkonzepts „Wald<br />
und nachhaltige Entwicklung“ kann von einer konsequenten<br />
operativen Umsetzung noch keine Rede sein. Bislang<br />
kann man nicht von einem kohärenten Programm sprechen,<br />
das tatsächlich in der Lage ist, effektiv auf die fortschreitende<br />
Waldvernichtung und die Verdrängung traditioneller<br />
und nachhaltiger Ökonomien zu reagieren. Innovative Ansätze,<br />
wie die verstärkte Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen<br />
Partnern, die z.B. die niederländische und britische EZ<br />
im Waldbereich kennzeichnen, finden sich in der deutschen<br />
EZ noch viel zu selten. Gleichzeitig werden im Rahmen der<br />
multilateralen Zusammenarbeit und der Außenhandelsförderung<br />
immer noch Vorhaben gefördert, die die Waldzerstörung<br />
beschleunigen.<br />
1.2<br />
Länderkonzentration und Schwerpunktbildung des BMZ<br />
Zur Zeit fördert die Bundesregierung 234 bilaterale Waldprojekten<br />
in 56 Ländern 2 . Dies wird sich insofern ändern,<br />
als seit 2000 eine Reduzierung der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit<br />
(EZ) von 118 auf zukünftig 70 Länder<br />
stattfindet. Davon werden 38 Länder als “Schwerpunktpartnerländer”<br />
(SL) definiert, in denen die bilaterale EZ auf<br />
drei sektorale Schwerpunkte konzentriert werden soll. Die<br />
anderen 32 sind “Partnerländer” (PL), in denen die Arbeit<br />
auf einen Schwerpunkt fokussiert.<br />
Waldprojekte sollen in Zukunft nur noch in jenen Ländern<br />
durchgeführt werden, mit denen ein Schwerpunkt im Bereich<br />
„Umwelt / nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen“<br />
vereinbart wurde. Damit reduziert sich der Sektor Wald in<br />
der EZ auf 21 Länder.<br />
Als potenzielle Kooperationsländer werden die Demokratische<br />
Republik Kongo und Myanmar eingestuft, die ggf. in<br />
den Rang von Partnerländern aufsteigen sollen.
Vergleicht man die neue regionale Schwerpunktsetzung<br />
z.B. mit den globalen Brennpunkten der Tropenwaldvernichtung,<br />
so fällt auf, dass sowohl der südostasiatische<br />
Raum als auch das Kongobecken fast nicht mehr vertreten<br />
sind. Konkret wird beispielsweise im Schwerpunktpartnerland<br />
Indonesien der Schutz der Wälder keine Rolle in der<br />
bilateralen Zusammenarbeit mehr spielen.<br />
Zwar ist eine Konzentration der deutsche EZ im Waldbereich<br />
wünschenswert, wenn damit auch eine Steigerung<br />
der Effektivität verbunden ist. Umgekehrt wird die selektive<br />
Ausrichtung der EZ auf einzelne Länder zwangsläufig<br />
dazu führen, dass sinnvolle Projekte durch die Schwerpunktbildung<br />
verhindert werden, während anderenorts<br />
aus dem gleichen Grund kontraproduktive Projektansätze<br />
verfolgt werden.<br />
1.3<br />
Entwicklungsfinanzierung<br />
2003 stellte Deutschland 6.004 Mio. Euro für Entwicklungszusammenarbeit<br />
zur Verfügung, die sich wie folgt<br />
aufteilten:<br />
Bilaterale EZ 3.593 Mio Euro<br />
Europäische Union 1.415 Mio Euro<br />
Multilaterale EZ 997 Mio Euro<br />
(davon Weltbank und reg. Entwicklungsbanken<br />
564 Mio Euro )<br />
Die 1992 bereits im Vorfeld des Erdgipfels in Rio de Janeiro<br />
gemachte Zusage, jährlich Mittel in Höhe von 300 Mio. DM<br />
für Waldprojekte zu Verfügung zu stellen, ist mittlerweile<br />
auf 125 Mio. Euro gekürzt worden. Damit bleibt Deutschland<br />
allerdings der größte bilaterale Geber in diesem<br />
Deutsche EZ mit einem Schwerpunkt im Bereich Umwelt / nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen<br />
Afrika:<br />
Benin (SL)<br />
Elfenbeinküste (PL)<br />
Kamerun (SL)<br />
Madagascar (PL)<br />
Marokko (SL)<br />
Tanzania (SL)<br />
Asien:<br />
China (SL)<br />
Indien (SL)<br />
Mongolei (PL)<br />
Philippinen (SL)<br />
Vietnam (SL)<br />
Lateinamerika:<br />
Brasilien (PL)<br />
Chile (PL)<br />
Dominikanische<br />
Republik (PL)<br />
Ecuador (PL)<br />
Honduras (SL)<br />
Kolumbien (PL)<br />
Mexiko (PL)<br />
Nicaragua (SL)<br />
Paraguay (SL)<br />
Peru (SL)<br />
Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv<br />
SL<br />
Schwerpunktpartnerland<br />
(mit drei sektoralen<br />
Schwerpunkten)<br />
PL<br />
Partnerland<br />
(mit einen Schwerpunkt)
Bereich, wenngleich die Zusagen der deutschen EZ im Jahr<br />
2004 bis Ende November ´04 erst bei 73,4 Mio. Euro lagen 3 .<br />
Zum Vergleich: Die weltweit für Waldprojekte bereitgestellten<br />
Mittel aus bi- und multilateraler Entwicklungshilfe sind<br />
von gut 2,0 Milliarden US-Dollar Anfang der 1990er Jahre auf<br />
etwa eine Milliarde US-Dollar im Jahr 2000 zurückgegangen 4 .<br />
1.4<br />
Waldsektorkonzept<br />
Grundsätze und strategische Ziele der Entwicklungszusammenarbeit<br />
im Waldbereich wurden im Mai 2002 in dem<br />
Sektorkonzept „Wald und nachhaltige Entwicklung“ neu<br />
definiert 5 . An der Erarbeitung des Konzeptes waren als<br />
Novum umwelt- und entwicklungspolitische NRO beteiligt,<br />
deren Impulse bei der Formulierung der Inhalte teils signifikant<br />
berücksichtigt wurden.<br />
Nach den Vorgaben des neuen Waldsektorkonzeptes müssen<br />
geförderte Vorhaben dem Oberziel der Walderhaltung und<br />
der nachhaltigen Waldbewirtschaftung Rechnung tragen<br />
und mit den Grundbedürfnissen der lokalen Bevölkerung<br />
abgestimmt sein. Die Formulierung sozialer und ökologischer<br />
Mindeststandards dient der Einhaltung dieser Ziele.<br />
Zu den sozialen Mindeststandards gehören u.a.<br />
die Information der Öffentlichkeit vor wichtigen<br />
Entscheidungen im Projektzyklus und<br />
die Beteiligung der Betroffenen an Projektvorbereitung<br />
und Durchführung. Dafür sollen sie vorab in einer für<br />
sie verständlichen Form über die voraussichtlichen<br />
Auswirkungen des geplanten Projektes informiert<br />
werden.<br />
Angestammte lokale Land- und Nutzungsrechte<br />
dürfen nicht beeinträchtigt werden.<br />
Zu den sozialen Mindeststandards, die im Waldsektorkonzept festgelegt wurden, gehört<br />
die Beteiligung der Betroffenen an Projektvorbereitung und Durchführung.<br />
Ökologische Mindestanforderungen sind u.a.:<br />
Der Vorrang des Schutzes der Biodiversität in Wäldern<br />
mit hohem Schutzwert. Zur Ausweisung der hierzu<br />
zählenden Wälder ist eine Waldfunktionskartierung<br />
vorzunehmen, an der alle gesellschaftlichen Gruppen<br />
zu beteiligen sind.<br />
Weder in Primärwäldern noch in Wäldern mit hohem<br />
Schutzwert unterstützt das BMZ die Erschließung oder<br />
Nutzung für Energie-, Infrastruktur-, Bergbau-, Öl- und<br />
Gas- oder andere Vorhaben mit erheblichen negativen<br />
ökologischen Folgen.<br />
Mindestanforderungen für alle Formen der kommerziellen<br />
Waldbewirtschaftung sind eine Klärung der<br />
Land- und Nutzungsrechte, Umweltverträglichkeitsprüfungen,<br />
Waldbewirtschaftungspläne und deren<br />
Monitoring. Dazu ist eine Zertifizierung nach FSC- oder<br />
gleichwertigen Standards anzustreben.<br />
(Wieder-) Aufforstungsmaßnahmen sollten naturgemäß<br />
durchgeführt werden (keine Monokulturen, nur<br />
standortgerechte Arten).<br />
Von besonderer Bedeutung ist, dass die Einhaltung dieser<br />
Mindeststandards für die Betroffenen gegenüber den verantwortlichen<br />
Projektträgern vor Ort einklagbar sind.<br />
Bereits im Vorfeld sind Sollbruchstellen zu formulieren.<br />
D.h., wenn in definierten Phasen des Projektes die Mindeststandards<br />
nicht erreicht oder eingehalten werden, soll dies<br />
zu einem Abbruch des Vorhabens führen.<br />
Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv
1.5<br />
Stand der Umsetzung des Waldsektorkonzeptes<br />
Das Sektorkonzept „Wald und nachhaltige Entwicklung“<br />
macht seit drei Jahren verbindliche Vorgaben für die einschlägige<br />
deutsche Entwicklungszusammenarbeit. Während<br />
die GTZ mit einer entsprechenden Fachlichen Leitlinie die<br />
Handlungsfelder der technischen Zusammenarbeit klarer<br />
konturiert hat 6 , fehlt bis heute eine analoge interne Umsetzung<br />
für den Bereich der finanziellen Zusammenarbeit.<br />
Im BMZ fehlt es weiterhin eindeutig an politischem Willen,<br />
das Waldsektorkonzept auf alle Ressortbereiche anzuwenden.<br />
Nirgendwo wird dies deutlicher als bei den Hermesbürgschaften.<br />
Als eines von vier Ministerien entscheidet das<br />
BMZ im so genannten Interministeriellem Ausschuss (IMA)<br />
über die Vergabe von Exportbürgschaften für die deutsche<br />
Wirtschaft. Es unterstützt dort immer wieder Projekte, die<br />
im krassen Gegensatz zum Waldsektorkonzept stehen.<br />
2004 bemühte sich z.B. die Firma Siemens um eine Exportbürgschaft<br />
für die Lieferung von Maschinen für eine Papierfabrik<br />
in China. Die Bürgschaft wurde mit Zustimmung des<br />
BMZ erteilt, obwohl die Papierfabrik ausschließlich mit Zellstoff<br />
aus Indonesien versorgt werden soll, wo 70 Prozent<br />
des Holzes illegal geschlagen werden (s. dazu auch Teil A,<br />
S. 11 ff). Dieses und andere Beispiele zeigen, dass es bisher<br />
nicht gelungen ist, das Waldsektorkonzept tatsächlich als<br />
verbindliche und kohärente Leitlinie für alle Tätigkeitsbereiche<br />
des BMZ zu verankern.<br />
Ohne Frage hat das Waldsektorkonzept aber die bilaterale<br />
Zusammenarbeit im Waldsektor beeinflusst. Wenn man<br />
das heutige Projektportfolio mit dem von vor zehn Jahren<br />
vergleicht, sind Projekte, bei denen die forstwirtschaftliche<br />
Nutzung von Tropenwäldern im Mittelpunkt stand, weitgehend<br />
ausgelaufen bzw. nicht verlängert worden. Die Strategie<br />
der holzwirtschaftlichen Inwertsetzung von Wäldern<br />
hat an Bedeutung verloren. Neue Maßnahmen konzentrieren<br />
sich auf die folgenden Bereiche:<br />
Ein zentrales Element der deutschen EZ im Waldbereich<br />
ist der politische Dialog mit den Partnerländern<br />
im Rahmen nationaler Waldprogramme. Im Vordergrund<br />
steht häufig die Schaffung rechtlicher und<br />
administrativer Rahmenbedingungen.<br />
Ergänzt wird dies durch Vorhaben im Bereich der<br />
nachhaltigen Nutzung (wobei Forstwirtschaft im<br />
engeren Sinne bei weniger als zehn Prozent der laufenden<br />
Projekte eine zentrale Rolle spielt),<br />
Aufforstungen,<br />
sowie Naturschutz und Absicherung von<br />
Schutzgebieten.<br />
Einen Sonderfall stellt das Pilotprogramm zum Schutz der<br />
Wälder Brasiliens (PPG7) dar, das Brasilien zum größten<br />
Empfänger deutscher EZ-Mittel im Waldbereich macht<br />
(knapp 18 Prozent der Mittel aller laufenden Projekte).<br />
Nationale Waldprogramme – zahnlose Tiger ?<br />
Von einer verbindlichen internationalen Vereinbarung zum<br />
Schutz der Wälder ist man nach dem Scheitern des United<br />
Nations Forum on Forests (UNFF) weiter entfernt denn je.<br />
Als eines der konkretesten Instrumente zur Umsetzung der<br />
Empfehlungen der verschiedenen internationalen Prozesse<br />
wurde das Konzept „Nationaler Waldprogramme“ (NWP)<br />
entwickelt. Unter Beteiligung aller relevanten Interessengruppen<br />
sollen in einem transparenten Prozess die umweltbezogenen,<br />
sozialen und wirtschaftlichen Werte des Waldes<br />
analysiert und – ausgehend von nationalen Prioritäten<br />
– Strategien und Maßnahmen zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung<br />
entwickelt werden.<br />
Für die deutsche EZ im Waldbereich stellt die Unterstützung<br />
Nationaler Waldprogramme einen ihrer wichtigsten Ansätze<br />
dar 7 . Zur Zeit ist Deutschland in über 20 Ländern und Regionen<br />
an der Entwicklung solcher Programme beteiligt. Leider<br />
verspricht bisher kaum eines dieser Programme signifikante<br />
Fortschritte im Waldsektor zu liefern.<br />
Die Unterstützung bei der Entwicklung einer nationalen<br />
Waldpolitik, die im besten Fall auch Einfluss auf andere<br />
Sektoren, insbesondere die Landwirtschaft, nimmt, gehört<br />
sicherlich zu den ambitioniertesten Aufgaben der EZ im<br />
Waldbereich. Über Waldgesetze und eine im Rahmen partizipativer<br />
Prozesse erarbeitete Zonierung, die Schutzgebiete,<br />
Wirtschaftswald und landwirtschaftliche Flächen ausweist,<br />
soll ein verbindlicher Rahmen für den langfristigen Erhalt bedeutender<br />
Waldflächen geschaffen werden. Damit steigt die<br />
Chance, dass etwa Projekte zur Absicherung von Schutzgebieten<br />
oder zur nachhaltigen Bewirtschaftung von Wäldern<br />
mehr als nur punktuelle Wirkungen erzielen.<br />
Voraussetzung hierfür ist allerdings der politische Wille der<br />
Projektpartner. Wo er fehlt, muss ein derartiges Projekt<br />
über kurz oder lang scheitern. Das eklatanteste Beispiel<br />
dafür ist Kambodscha:<br />
Vor 30 Jahren war das Land noch zu etwa 70 Prozent bewaldet.<br />
Umsiedlungen während des Bürgerkriegs, Bevölkerungswachstum,<br />
aber auch der zu 90 Prozent illegale<br />
Einschlag von Tropenholz haben nach Schätzungen der<br />
FAO zu einem Rückgang der Waldflächen auf 53 Prozent<br />
geführt. 1995 vergab die Regierung von Kambodscha<br />
heimlich Einschlagskonzessionen für 6,5 Mio. Hektar (35<br />
Prozent der Landesfläche) 8 .
Nach massivem Druck der internationalen Gebergemeinschaft<br />
versprach die Regierung eine Reform ihrer Waldpolitik.<br />
Positive Schritte waren ein Einschlagsmoratorium und<br />
die Einsetzung der NGO Global Witness als unabhängiger<br />
Beobachter von Kriminalität im Forstsektor im Jahr 1999.<br />
Zahlreiche Berichte über enge Verflechtungen zwischen<br />
hochrangigen Politikern sowie Militärs und dem illegalen<br />
Holzeinschlag führten dazu, dass Global Witness nach nur<br />
drei Jahren durch einen weniger investigativen Beobachter<br />
ersetzt wurde 9 .<br />
Mit dem Projekt „Unterstützung des Wiederaufbaus der<br />
Forstverwaltung“ beteiligte sich das BMZ von 1999 bis<br />
2004 mit 4,3 Mio. Euro an den gemeinsamen Bemühungen<br />
der Geberländer, die kambodschanische Regierung<br />
zu effektiven Verbesserungen im Waldsektor zu drängen.<br />
Im Rahmen des Vorhabens war es erstmals gelungen, der<br />
Zivilgesellschaft eine Beteiligung an der Formulierung<br />
einer Politik im Waldsektor zu ermöglichen (Nationales<br />
Programm zu Gemeindewäldern). Gleichzeitig muss<br />
festgestellt werden, dass etwa das 2002 verabschiedete<br />
Waldgesetz selten Anwendung findet. Korruption ist unverändert<br />
weit verbreitet und zahlreiche Verantwortliche<br />
verdienen weiterhin am illegalen Holzeinschlag 10 .<br />
Einem über das abgelaufene Projekt „hinausgehenden Engagement<br />
Deutschlands im Waldsektor stehen die schlechten<br />
Rahmenbedingungen in Kambodscha entgegen“, konstatiert<br />
das BMZ 11 . Die Unterstützung wurde eingestellt.<br />
Hier wurde deutlich, wie eng der Erfolg eines Nationalen<br />
Waldprogramms mit dem politischen Willen des Partnerlandes<br />
verbunden ist. Nachdem sich die geringe Wirksamkeit<br />
der politischen Beratung bereits frühzeitig abzeichnete,<br />
wurde versäumt, sie durch Projektansätze zu ergänzen,<br />
Am Geschäft mit dem illegalen Holzeinschlag sind in Kambodscha<br />
auch Politiker und Militärs beteiligt. Kontrollen<br />
finden eher sporadisch statt.<br />
Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv<br />
die Alternativen zum kommerziellen Holzeinschlag zeigen<br />
und z.B. die Beteiligung von Dorfgemeinschaften an einer<br />
nachhaltigen Waldwirtschaft stärken. Hier ist dringend eine<br />
größere Beweglichkeit bei der Projektplanung gefordert.<br />
Eine weitere Schlussfolgerung ist, dass alle weiteren EZ-<br />
Maßnahmen im Waldsektor eines Landes an erkennbare<br />
und in regelmäßigen Abständen zu überprüfende Verbesserungen<br />
der politischen Rahmenbedingungen geknüpft sind.<br />
Umweltbehörden ohne Einfluss<br />
Wo die Einflussmöglichkeiten der bilateralen EZ an Grenzen<br />
stoßen, kommt der Abstimmung mit anderen bi- und multilateralen<br />
Gebern eine besondere Bedeutung zu. Voraussetzung<br />
ist allerdings, dass man sich auf gemeinsame Ziele<br />
hat einigen können. Insbesondere im Fall von Kambodscha<br />
sollte das BMZ weiterhin Einfluss auf die Regierung auszuüben.<br />
Angesichts der Tatsache, dass Entwicklungshilfe<br />
rund die Hälfte des Staatsbudgets des Landes ausmacht,<br />
gibt es hier noch ungenutzte Potenziale.<br />
In zahlreichen anderen Ländern wurden – zum Teil mit<br />
deutscher Unterstützung – neue Waldgesetze erarbeitet.<br />
Auch deren Umsetzung lässt häufig viel zu wünschen übrig.<br />
Gründe dafür sind die mangelnde politische Bedeutung der<br />
im Prozess beteiligten Institutionen, ihre schlechte finanzielle<br />
und personelle Ausstattung und die fehlende Verankerung<br />
der Aufgaben auf der regionalen und lokalen Ebene.<br />
Ein Beispiel hierfür ist Paraguay:<br />
Neue Sojafarmen, die Umwandlung von Wald in Rinderweiden<br />
und die Ausweitung der bäuerlichen Landwirtschaft<br />
sind die wichtigsten Gründe für den Rückgang des Waldes<br />
in Paraguay. Die gemäßigten Wälder im Südosten des<br />
Landes wurden bereits von 55 Prozent der Landfläche auf<br />
12 Prozent reduziert. Die Trockenwälder im Nordwesten<br />
(Chaco) bedecken zwar noch zwei Drittel der Fläche. Doch<br />
auch hier werden große Flächen in Äcker und Weiden<br />
umgewandelt. Verschärft wird die Situation durch die<br />
ungleiche Landverteilung: Zehn Prozent der Bevölkerung<br />
verfügen über 66 Prozent des Landes, während 30 Prozent<br />
gar kein Land besitzen. Seit 1994 versucht das BMZ im<br />
Rahmen des Projektes ENAPRENA (Estrategia Nacional<br />
para la Protección de los Recursos Naturales), die Regierung<br />
bei der Koordinierung des Schutzes der natürlichen<br />
Ressourcen zu unterstützen. Das Projekt hat dazu beigetragen,<br />
dass im Jahr 2000 ein dem Präsidenten unterstelltes<br />
Umweltsekretariat gegründet wurde. Doch bislang verfügt<br />
es nicht über die notwendigen Mittel, um die vorgesehenen<br />
Aufgaben auch wirksam zu erfüllen. Insbesondere<br />
fehlt es an den notwendigen dezentralen Institutionen, um<br />
Kontroll- und Managementfunktionen auch auf lokaler Ebene<br />
wahr zu nehmen 12 . Der Leiter des Umweltsekretariats
von Paraguay wurde bereits in den ersten zwei Jahren drei<br />
Mal ausgewechselt. Dies zog jedes Mal Umbesetzungen<br />
des Personals nach sich, was nicht nur den Aufbau von<br />
Kompetenz erschwert, sondern<br />
auch die Außenwirkung negativ beeinflusst. Hier hängt die<br />
Beschäftigung von Mitarbeitern nicht von Sachkompetenz<br />
ab, sondern von ihrer politischen Loyalität.<br />
Das Beispiel zeigt, dass selbst ein vorbildlicher rechtlicher<br />
Rahmen nicht ausreicht, solange der starke Einfluss von<br />
Interessengruppen, die Schwäche des Staates und geringe<br />
politische Stabilität eine Umsetzung der in den Gesetzen<br />
vorgeschriebenen Ziele verhindern. So wurde im Dezember<br />
2004 vom Kongress ein Gesetz verabschiedet, das<br />
für einen Zeitraum von zwei Jahren jede Art von Rodung<br />
im Osten des Landes verbietet. Gleichzeitig werden aber<br />
Straßenbauprojekte und Kreditprogramme für Großbauern<br />
fortgesetzt. Noch im November 2004 musste das Umweltsekretariat<br />
anerkennen, dass ihre Pläne zu Verringerung<br />
von Umweltschäden keine Auswirkungen auf die von der<br />
Forstabteilung des Landwirtschaftsministeriums erteilten<br />
Rodungsgenehmigungen haben.<br />
Wie wenig Bedeutung den Gesetzen zugemessen wird, zeigt<br />
auch der Fall eines Abgeordneten der Regierungspartei, der<br />
einer Staatsanwältin mit der Entlassung drohte, wenn sie<br />
nicht umgehend einen LKW freigäbe, dessen Fahrer keine<br />
Papiere für die darauf transportierten Baumstämme vorlegen<br />
konnte 13 .<br />
Augenscheinlich gibt es noch große Defizite bei der Projektkonditionierung<br />
durch das BMZ. Die Einrichtung (und langfristige<br />
Finanzierung) von Umweltbehörden kann nur dann<br />
erfolgversprechend sein, wenn sichergestellt wird, dass sie<br />
auch die notwendigen Kompetenzen erhalten, um sich gegen<br />
die Ressorts durchzusetzen, die für die Zerstörung der Wälder<br />
verantwortlich sind. Solange Wirtschafts-, Forst- oder<br />
Landwirtschaftsministerien die Arbeit des Umweltressorts<br />
konterkarieren, ist dieser Ansatz nicht zielführend.<br />
Unter solchen Umständen kann eine breitere Trägerschaft<br />
und die Beteiligung von Organisationen der Zivilgesellschaft<br />
die Arbeitsfähigkeit eines NWP-Vorhabens eher und nachhaltiger<br />
gewährleisten als der ausschließliche Bezug auf<br />
einen staatlichen Träger. Im Rahmen bilateraler Verhandlungen<br />
wird bislang viel zu selten die Möglichkeit genutzt,<br />
eine direkte Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen Partnern<br />
zu vereinbaren.<br />
0<br />
Dabei ist eines der zentralen Kautelen sowohl der Nationalen<br />
Waldprogramme als auch des Waldsektorkonzepts die partnerschaftliche<br />
Mitwirkung und Teilhabe der Zivilgesellschaft.<br />
In Indonesien führt die deutsche EZ seit den 70er Jahren<br />
Projekte der waldpolitischen Beratung, nachhaltigen Waldwirtschaft<br />
und des integrierten Feuermanagements durch.<br />
2001 zog sie sich weitgehend aus dem Waldsektor zurück.<br />
Gründe waren u.a. die mangelnde Strafverfolgung von Umweltdelikten,<br />
Verletzungen der Rechte der indigenen und<br />
lokalen Bevölkerung und die zunehmende Beteiligung des<br />
Militärs an der Waldnutzung 14 . Bis 2005 wird das Forstministerium<br />
noch bei einem Reformversuch unterstützt,<br />
der aber bereits jetzt vom BMZ u.a. wegen Interessenkonflikten<br />
und Kompetenzstreitigkeiten als wenig erfolgreich<br />
eingestuft wird 15 .<br />
Vor dem Hintergrund ähnlicher Erfahrungen versucht die<br />
britische EZ einen anderen Weg zu gehen: In dem 2002<br />
begonnenen und mit über 37 Mio. Euro ausgestatteten<br />
Multistakeholder Forestry Programme (MFP) werden die<br />
Aktivitäten von Partnerorganisationen unterstützt. Dazu<br />
gehören Studien der Weltbank oder Forschungseinrichtungen<br />
wie CIFOR (Center for International Forestry Research<br />
in Bogor, Indonesien) ebenso wie nationale und<br />
internationale NRO und Vertretungen der lokalen Bevölkerung.<br />
Das gemeinsame Ziel ist, Beiträge zur Reform<br />
der indonesischen Waldpolitik zu leisten 16 . Der Erfolg des<br />
Projektes wird maßgeblich davon abhängen, ob es gelingt,<br />
einen spürbaren Einfluss auf die Gestaltung der Politik des<br />
indonesischen Forstministeriums (dem offiziellen Partner im<br />
bilateralen Projekt) auszuüben und zu einer besseren Umsetzung<br />
bestehender Gesetze beizutragen. Eine Analyse der<br />
Zwischenergebnisse zeigt bereits vielversprechende Ansätze<br />
und eine Stärkung der beteiligten Zivilgesellschaft: Informationen<br />
über illegalen Holzeinschlag werden zunehmend von<br />
indonesischen NRO veröffentlicht. In 30 Regionen gibt es<br />
Initiativen, um die Waldnutzungs-<br />
rechte der lokalen Bevölkerung zu stärken. Der Einfluss auf<br />
die indonesische Forstpolitik ist allerdings noch begrenzt 17 .<br />
Das besondere an diesem Vorhaben ist fraglos die beispielhafte<br />
Zusammenarbeit mit NRO in Projekten, die darauf<br />
abzielen, eine Veränderung unzulänglicher nationaler Politiken<br />
herbeizuführen. In wie weit dies gelingt, muss noch<br />
abgewartet werden. Aber gerade in Ländern, in denen der<br />
politische Wille bei Ministerien und Regierungsorganisationen<br />
gering ist, kann die EZ nur dann Wirkung zeigen, wenn<br />
sie sich vordringlich um eine Stärkung zivilgesellschaftlicher<br />
Initiativen und Mitspracherechte bemüht. Dieser vielversprechende<br />
Ansatz spielt aber in der deutschen EZ bislang nur<br />
eine untergeordnete Rolle.
Die Zusammenarbeit mit NRO kann einen<br />
wichtigen Beitrag leisten, unzulängliche nationale<br />
Politiken zu verändern.<br />
Die Partizipation der von waldpolitischen Entscheidungen<br />
betroffenen Bevölkerung ist ein Angelpunkt bei der Umsetzung<br />
Nationaler Waldprogramme. Kommt sie nicht zustande,<br />
so muss dies als eine der Sollbruchstellen formuliert<br />
sein, die zu einem Abbruch des Vorhabens führen. In den<br />
Projekten der deutschen EZ fehlen derartige Ansätze. Die<br />
Vorgaben des Waldsektorkonzepts werden an dieser Stelle<br />
komplett ignoriert.<br />
Solange die Vorhaben der deutschen EZ zu wenig auf eine<br />
zivilgesellschaftliche Partizipation ausgerichtet sind, die<br />
Einschätzung der politische Rahmenbedingungen eher<br />
blauäugig ist und keine Strategien entwickelt werden, um<br />
sie wirksam zu beeinflussen, ist es wenig verwunderlich,<br />
dass es bis heute kein Beispiel für ein wirklich gelungenes<br />
Nationales Waldprogramm gibt. Die enttäuschenden Erfahrungen<br />
mit einem solchen Ansatz selbst in Deutschland<br />
(s. Teil C, S. 81 ff) werfen die Frage auf, ob das Instrument<br />
überhaupt geeignet ist, einen Beitrag zum Schutz der<br />
Wälder zu leisten.<br />
Aufforstungen – Plantagen oder Wald ?<br />
Im Rahmen der bilateralen EZ finden so genannte Aufforstungsprojekte<br />
derzeit nur in China und Vietnam statt – hier<br />
allerdings in erheblichem Umfang. Die aktuellen Zusagen<br />
belaufen sich auf 135,7 Mio. Euro für China (hauptsächlich<br />
gegen die Ausbreitung von Wüsten) und 23,7 Mio. Euro für<br />
Vietnam 18 . Damit liegen die Mittel für diesen Bereich bei<br />
einem Anteil von 16 Prozent aller laufenden Waldprojekte.<br />
Mit Kreditprogrammen für Großbauern wird<br />
in Paraguay der Anbau von Soja gefördert.<br />
1<br />
Das folgende Beispiel zeigt deutlich, dass das BMZ unter<br />
„Aufforstungsprojekten“ jedoch nicht nur naturgemäße<br />
Wiederbewaldung versteht, sondern auch die Anlage von<br />
Monokulturen – und damit gegen die einschlägigen Vorgaben<br />
des Waldsektorkonzepts verstößt.<br />
1998 begann die Regierung von Vietnam mit dem Fünf-Millionen-Hektar-Wiederaufforstungs-Programm.<br />
Innerhalb<br />
von 12 Jahren soll die bewaldete Fläche des Landes auf 14<br />
Mio. Hektar vergrößert werden. Zwei der geplanten fünf<br />
Millionen Hektar sollen Schutzwälder sein, je zur Hälfte<br />
gepflanzt bzw. durch natürliche Regeneration entstanden.<br />
Auf drei Millionen Hektar sollen Nutzwälder entstehen,<br />
davon zwei Millionen Hektar Plantagen, die Rohstoffe für<br />
Papierfabriken und Holzwirtschaft liefern 19 . Diese „Holzäcker“<br />
als Waldfläche zu werten, ist Augenwischerei.<br />
Gerade der Aufbau neuer Plantagen mit schnellwüchsigen<br />
Baumarten steht in engem Zusammenhang mit dem Ausbau<br />
von Papier- und Zellstoffwerken in Vietnam. Mittlerweile<br />
werden 360.000 Tonnen Papier und Pappe im Land<br />
produziert, wobei die Produktion in einigen Werken auf<br />
Grund zu geringer Holzlieferungen zeitweilig ausgesetzt<br />
werden musste. Gleichzeitig werden in zunehmendem<br />
Maße Holzhackschnitzel nach China und Japan exportiert.<br />
Dementsprechend hoch ist das Interesse der vietnamesischen<br />
Regierung an zusätzlichen Zellstoffplantagen.<br />
1999 wurde sogar eine Aussaat per Flugzeug versucht:<br />
7,5 Tonnen Kiefern und Akaziensamen wurden auf einer<br />
Fläche von 2.500 Hektar verteilt.<br />
Folgt man der Argumentation des vietnamesischen Ministeriums<br />
für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, soll<br />
das Fünf-Millionen-Hektar-Programm finanziell, ökolo-<br />
Auf den gerodeten Hängen wird Trockenreis angebaut. Zur<br />
Wiederbewaldung stehen sie nur zur Verfügung, wenn<br />
gleichzeitig andere Einkommensquellen erschlossen werden,<br />
um Grundnahrungsmittel zu kaufen.<br />
Abb.: Uwe Pollmann Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv
gisch und sozial nachhaltig sein und schließlich zu einer<br />
nachhaltigen Landnutzung führen. Doch die laufenden<br />
Programme zum Aufbau industrieller Holzplantagen sind<br />
– abgesehen von den sozialen und ökologischen Probleme,<br />
die sie verursachen – weit davon entfernt, dieses Ziel zu erreichen.<br />
Finanziell tragfähig werden sie erst durch Subventionen<br />
der Regierung, zinsgünstige Kredite internationaler<br />
Geber wie der Weltbank – und bilateraler Entwicklungshilfe.<br />
Neben Deutschland kommt diese auch aus Schweden, Finnland,<br />
Australien, Japan und den Niederlanden.<br />
Monokulturen schnellwachsender Bäume, die Wälder, Felder<br />
und Weideflächen ersetzen, können nicht als ökologisch<br />
nachhaltig bezeichnet werden. Und für die ländliche Bevölkerung<br />
Vietnams, die auf das Land angewiesen ist, auf dem<br />
die Plantagen entstehen sollen, können die sozialen Auswirkungen<br />
verheerend sein (s. auch Teil A, Kap. 2.1, S. 14 ff).<br />
Während die Weltbank in erster Linie auf die Zusammenarbeit<br />
mit regierungsnahen Institutionen setzt und die<br />
Steigerung der industriellen Holzproduktion zu einem vorrangigen<br />
Ziel gemacht hat, bemüht sich die deutsche EZ um<br />
eine engere Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung.<br />
Über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) werden seit<br />
1995 vier Aufforstungsprogramme in insgesamt acht Provinzen<br />
Vietnams finanziert. Zwei Vorhaben in fünf weiteren<br />
Provinzen mit einem Volumen von 19,2 Mio. Euro befinden<br />
sich in Vorbereitung. Mit der Durchführung wurde in allen<br />
Fällen die GFA – Terra Systems GmbH mit Sitz in Hamburg<br />
beauftragt.<br />
Ziel dieser Vorhaben ist die Beteiligung von Kleinbauernfamilien<br />
an dem Fünf-Millionen-Hektar-Programm. Dafür<br />
werden auf Dorfebene Landnutzungsplanungen durchgeführt,<br />
mit deren Hilfe Flächen für Aufforstungen bzw.<br />
natürliche Regeneration ausgewiesen werden. Familien,<br />
die sich an dem Programm beteiligen, erhalten von der<br />
vietnamesischen Regierung maximal zwei Hektar Land mit<br />
einem 50-jährigen Nutzungsrecht, sowie die für die jeweilige<br />
Fläche vorgesehenen Jungpflanzen. Als Anreiz für ein<br />
langfristiges Engagement werden pro Hektar 170 Euro auf<br />
ein Sparkonto eingezahlt. Werden die Bäume gut gepflegt,<br />
dürfen in den ersten beiden Jahren jeweils 15 Prozent und<br />
in jedem weiteren Jahr 10 Prozent des Sparbetrages abgehoben<br />
werden. Wenn das Konto nach acht Jahren leer ist,<br />
soll die Waldfläche genügend Erträge liefern.<br />
An den ersten drei Aufforstungsprojekten beteiligen sich<br />
etwa 30.000 Familien. Bis Ende 2003 wurden über 54.000<br />
Hektar Land bepflanzt: 74 Prozent der Fläche mit Kiefern-<br />
und Akazie-Monokulturen, 16 Prozent mit einheimischen<br />
Baumarten und nur zehn Prozent wurden der natürlichen<br />
Regeneration überlassen (dies allerdings auch erst seit<br />
dem dritten Teil des Vorhabens) 20 . Auf drei Viertel der Fläche<br />
wurden damit die Vorgaben des Waldsektorkonzepts in<br />
Bezug auf eine naturgemäße Aufforstung verfehlt.<br />
Aus den Kiefern kann zwar auch Harz gewonnen werden,<br />
aus dem unter anderem Lacke und Farben, aber auch Räucherstäbchen<br />
hergestellt werden. Doch in erster Linie ist<br />
das Holz als Rohstoff für die Zellstoffindustrie bestimmt.<br />
Die Kleinbauern werden in eine Abhängigkeit von der Zellstoffindustrie<br />
gedrängt und die so genannten „Waldflächen“<br />
werden nach 12 Jahren gerodet. Von einem nachhaltigen<br />
Projektansatz kann hier nicht die Rede sein.<br />
Solange das Ziel nicht erreicht wird, naturnahe Wälder<br />
aufzubauen und deren nachhaltige Nutzung zu etablieren,<br />
wird fast zwangsläufig für die stark anwachsende Papierindustrie<br />
produziert. Bei einem Land, das nach massiven<br />
Waldverlusten zum Netto-Holzimporteur geworden ist und<br />
gleichzeitig Holzhackschnitzel exportiert, hat dies fatale<br />
Folgen.<br />
Schutzgebiete ohne Bestandsschutz<br />
Projekte zur Absicherung von Schutzgebieten konzentrieren<br />
sich meistens auf die Entwicklung einer nachhaltigen<br />
Nutzung von Pufferzonen, um damit zum einen zum langfristigen<br />
Schutz der Kerngebiete beizutragen und zum anderen<br />
stabile und nachhaltige Einkommensquellen zu schaffen.<br />
Mit einem Umfang von rund 144 Mio. Euro haben sie mittlerweile<br />
einen Anteil von mehr als 15 Prozent an den laufenden<br />
Waldprojekten des BMZ.<br />
Sie haben zum Ziel, klar definierte Gebiete langfristig zu<br />
sichern. Hierfür sind allerdings lange Projektlaufzeiten und<br />
relativ hohe Summen notwendig. Damit bleiben es immer<br />
punktuelle Lösungen, die sich (ohne eine entsprechende<br />
Förderung) nur schwer auf die Fläche übertragen lassen.<br />
Der Gefahr, dass dabei Schutzgebiete entstehen, die schnell<br />
anderen Interessen zum Opfer fallen (Holzeinschlag, Ausweitung<br />
landwirtschaftlicher Flächen etc.), kann am besten<br />
begegnet werden, wenn es gelingt, die Landrechte der<br />
lokalen Bevölkerung abzusichern.<br />
Die Zuweisung von Landtiteln für die indigene Bevölkerung<br />
gehört jedoch zu den Projektzielen die häufig unter die Räder<br />
geraten, weil sie maßgeblich vom politischen Willen der<br />
jeweiligen Regierung abhängen. So musste bei der Schlussprüfung<br />
des Projektes Naturressourcenschutz Santa Cruz in<br />
Bolivien (1992 bis 1998, gefördert mit 7,6 Mio. Euro) festge-
stellt werden, dass von den im Rahmen einer Landnutzungsplanung<br />
erfassten 8,1 Mio. Hektar indigenen Gebieten sechs<br />
Jahre nach Projektende erst 17 Prozent mit formalen Titeln<br />
ausgestattet waren 21 . Hier hätte die Vergabe der Mittel<br />
bereits im Vorfeld stärker konditioniert werden müssen.<br />
Ein weiteres Hemmnis stellen konkurrierende Nutzungsansprüche<br />
dar. Wenn wirtschaftliche Interessen berührt werden,<br />
haben Naturschutz und indigene Landrechte kaum eine<br />
Chance. Die größte Bedrohung stellen Bodenschätze dar,<br />
deren Förderung nur selten an den Grenzen von Schutzgebieten<br />
halt macht. Beispiele hierfür sind die nachträgliche<br />
Vergabe von Konzessionen zur Förderung von Erdöl in der<br />
Kernzone des Maya Biosphärenreservats in Guatemala<br />
(nachdem es von der KfW im Rahmen des Projektes PROSEL-<br />
VA von 1987-2004 mit 19,1 Mio. Euro gefördert wurde) oder<br />
im Biosphärenreservat Gran Sumaco in Ecuador.<br />
In einem Debt-for-Nature Swap wurden Schulden des Staates<br />
Ecuador in Projektmittel für das Naturschutzprojekt „Gran<br />
Sumaco“ umgewandelt. Zur Zeit stehen noch acht Mio. Euro<br />
zur Verfügung, um die Bevölkerung bei einer schonenden Bewirtschaftung<br />
im Umfeld des Nationalparks zu unterstützen.<br />
Mittlerweile kreuzen nicht nur mehrere umstrittene Ölpipelines<br />
das Gebiet. Nach der Fertigstellung der Schwerölpipeline<br />
OCP soll auch im Schutzgebiet selbst Öl gefördert<br />
werden. Das deutsche EZ-Vorhaben droht damit zu einem<br />
ökologischen Feigenblatt für die rücksichtslose Ausbeutung<br />
des Amazonastieflandes zu werden. Damit stellt sich<br />
die Frage, ob die Bundesregierung bei den Verhandlungen<br />
über den Schuldentausch nicht in der Lage war, zukünftige<br />
Gefahren für das Schutzgebiet abzusehen und im Vorfeld<br />
auszuschließen, oder ob diese Entwicklung bereits im Vorfeld<br />
billigend in Kauf genommen wurde.<br />
Aus dem Pilotprogramm Brasilien lernen<br />
Das bislang größte Programm der deutschen EZ im Waldsektor<br />
geht auf eine Initiative der G7-Staaten resp. der<br />
Deutschen Regierung aus dem Jahr 1990 zurück: das internationale<br />
Pilotprogramm zum Schutz und zur nachhaltigen<br />
Nutzung der brasilianischen Regenwälder. Das PPG7 soll<br />
den Erhalt der Tropenwälder des Landes mit einer nachhaltigen<br />
Entwicklung der Region verbinden. Geplant war ein<br />
Vorhaben mit Modellcharakter, das als Vorbild für ähnliche<br />
Programme in anderen Regionen dienen sollte.<br />
Was ursprünglich als Gemeinschaftsprogramm der G7-<br />
Länder begann, wird heute vor allem von Deutschland und<br />
der Weltbank finanziert. An Teilprogrammen sind darüber<br />
hinaus die EU und die Niederlande beteiligt. Die Zusagen<br />
der deutschen EZ belaufen sich auf etwa 300 Mio. Euro (45<br />
Prozent der Gesamtkosten). Heute, elf Jahre nach Beginn<br />
der Projektaktivitäten, ist ein großer Teil davon allerdings<br />
immer noch nicht ausgegeben. Ein Grund für den schleppenden<br />
Projektverlauf war die besonders in den ersten<br />
Jahren äußerst schwierige Vereinbarung gemeinsamer Ziele<br />
mit den brasilianischen Behörden (z.B. in Bezug auf die<br />
Sicherung von Waldschutzzonen, die Demarkierung von<br />
Indigenengebieten, Umweltmonitoring oder die Förderung<br />
nachhaltiger Entwicklungsstrategien).<br />
Finanziert mit Krediten der Westdeutschen Landesbank<br />
wurde in Ecuador eine neue Pipeline für<br />
Schweröl gebaut. Jetzt soll die Ölförderung auch<br />
auf Nationalparke und Indianergebiete ausgedehnt<br />
werden.<br />
Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv
Dass Umwelt- und Ressourcenschutz selbst unter der<br />
progressiven Regierung Lula nur einen geringen Stellenwert<br />
einnimmt, machte ein harscher Bericht unabhängiger<br />
Experten deutlich, die als internationale Beratungsgruppe<br />
regelmäßig den Fortgang des Programms begutachten. Im<br />
Mittelpunkt ihres 21. Berichts stand die Frage, in wie weit<br />
das Pilotprogramm Bestandteil einer integrativen Entwicklungsstrategie<br />
für Amazonien ist 22 . Dabei wurden eklatante<br />
Schwächen deutlich: Katastrophale Auswirkungen hat<br />
z.B. die Ankündigung von Infrastrukturprojekten wie die<br />
Asphaltierung einer Bundesstrasse quer durch das Amazonas-Gebiet<br />
von Pará, ohne dass die zukünftige Besiedlung<br />
geplant oder Maßnahmen zur Verhinderung von Landspekulation<br />
unternommen worden wären. Derartige Entwicklungen<br />
untergraben die Ziele des PPG7 und drohen die an<br />
anderen Stellen erzielten Erfolge zunichte zu machen.<br />
Wo der Eindruck entsteht, dass der Staat entweder nicht<br />
willens oder nicht in der Lage ist, seine Gesetze auch umzusetzen,<br />
lässt sich die weitere Zerstörung der Wälder nicht<br />
verhindern. Dazu gehört der Bau nicht genehmigter Häfen<br />
zur Verladung von Soja ebenso wie die illegale Besiedlung<br />
von Schutzgebieten und Indianerland. Damit wird auch die<br />
Arbeit von durchaus erfolgreichen Programmteilen des<br />
PPG7 konterkariert: Das mit fast 20 Mio. Euro geförderte<br />
Projekt zur Absicherung von Landrechten indigener Völker<br />
(PPTAL) arbeitet an der Regulierung von etwa 200 Indianergebieten.<br />
In 96 Gebieten mit einer Fläche von etwa 40.000<br />
km 2 konnten wesentliche Schritte zu einer endgültigen<br />
Absicherung eingeleitet werden.<br />
Das beim brasilianischen Justizministeriums angesiedelte<br />
Projekt hatte während seiner gesamten Laufzeit mit Widerständen<br />
zu kämpfen, die nicht nur aus dem Lager der einflussreichen<br />
Großbauernverbände kamen, sondern zum Teil<br />
auch von vor Ort verantwortlichen Mitarbeitern der ebenfalls<br />
dem Justizministerium unterstellten Indianerbehörde FUNAI.<br />
Die im Rahmen des Pilotprogramms durchgeführte Politikberatung<br />
half zwar bei der Erstellung neuer Aktionspläne,<br />
doch deren Umsetzung bleibt mehr als fraglich. Von einer<br />
Arbeitsgruppe aus elf Ministerien wurde ein „Aktionsplan<br />
gegen die Entwaldung“ erarbeitet. Doch bis auf Inspektionen<br />
durch die Umweltbehörde IBAMA verläuft die Umsetzung<br />
äußerst schleppend 23 . Von über 1.000 Verfahren<br />
wegen illegaler Brandrodung im Bundesstaat Mato Grosso<br />
wurden 18 Prozent eingestellt. In weiteren 15 Prozent der<br />
Fälle wurde das Bußgeld im Laufe des Verfahrens auf fünf<br />
Prozent der ursprünglichen Summe reduziert. Erschwerend<br />
kommt hinzu, dass das betreffende Gebiet während des<br />
Verfahrens, das sich bis zu vier Jahre hinziehen kann, weiter<br />
genutzt werden darf und die Schäden so noch vergrößert<br />
werden 24 .<br />
Nach langer Verzögerung wurde Ende 2004 der „Plan für<br />
ein nachhaltiges Amazonien“ (PAS) vorgestellt, der nach<br />
Aussage der engagierten brasilianischen Umweltministerin<br />
Marina Silva die Aktivitäten des Pilotprogramm in den<br />
Status einer offiziellen Politik für Amazonien erhebt 25 .<br />
Doch noch ist nicht klar, wie der Plan umgesetzt und wie<br />
er mit anderen Entwicklungsplänen für Amazonien abgestimmt<br />
werden soll. Im Widerspruch zu PAS steht z.B. die<br />
Asphaltierung der Straße von Manaus nach Porto Velho (BR<br />
319), deren bloße Ankündigung bereits zu illegaler Landnahme<br />
zu führen droht 26 . Solange aber PAS nicht zu einem<br />
übergeordneten politischen Instrument wird, in das auch<br />
die Planung von Infrastrukturprojekten integriert ist, droht<br />
es eine reine Absichtserklärung zu bleiben.<br />
Sehr viel erfolgreicher sind die so genannten Demonstrativprojekte,<br />
die von Kleinbauern, Kommunen und NRO<br />
durchgeführt werden. Seit 1995 wurden fast 200 Projekte<br />
begonnen, durch die über sechs Millionen Familien Erfahrungen<br />
mit agroforstlichen Systemen, der Rückgewinnung<br />
degradierter Flächen, Fischzucht oder der Nutzung<br />
von Waldprodukten gewinnen konnten. In einigen Fällen<br />
wurden die Projekte genutzt, um eine Strategie der nachhaltigen<br />
Entwicklung in der Kommunalpolitik zu verankern.<br />
2003 wurde außerdem mit Demonstrativprojekten indigener<br />
Völker begonnen.<br />
Das Pilotprogramm zum Schutz der Wälder Brasiliens (PPG7)<br />
bleibt wirkungslos, solange groß angelegte Infrastruktur die<br />
Besiedlung Amazoniens beschleunigen.
Zusammenfassend muss festgestellt werden, dass es mit<br />
dem Pilotprogramm nicht gelungen ist, die Entwaldungsrate<br />
in Amazonien zu verringern. Mittlerweile sind fast 20<br />
Prozent der Waldfläche verloren und die außerordentliche<br />
Dürre in Oktober/November 2005 ist nur ein Vorbote für<br />
den zu erwartenden Klimawandel im Amazonasbecken.<br />
Durchweg erfolgreich waren nur Projektkomponenten mit<br />
einer hohen Beteiligung der lokalen Bevölkerung, NRO und<br />
Indigenen. Dieser Teil sollte in Zukunft nicht nur deutlich<br />
ausgebaut werden, sondern auch als Vorbild für analoge<br />
Programme in anderen Regionen dienen.<br />
Ohne Frage hat das PPG7 dazu beigetragen, den Boden für<br />
ein stärkeres Engagement internationaler NRO zu bereiten<br />
(insbesondere bei der Ausweisung von Schutzgebieten).<br />
Was die notwendigen strukturpolitischen Veränderungen<br />
angeht, hat das Programm allerdings versagt. Die deutsche<br />
Regierung war eine der treibenden Kräfte bei der Installierung<br />
des PPG7. Doch anstatt das Pilotprogramm zu<br />
einem Angelpunkt für den politischen Dialog über eine<br />
nachhaltige Entwicklung Amazoniens zu machen, wird es<br />
mehr und mehr nur noch verwaltet. Von den G7 Staaten ist<br />
Deutschland als Einziger übrig geblieben. Die EU spielt nur<br />
eine untergeordnete Rolle und die Abstimmungen mit der<br />
Weltbank verlaufen alles andere als reibungslos. Während<br />
der Präsidentschaft Lulas ist es nicht gelungen, dem Projekt<br />
einen neuen politischen Impetus zu geben. Als wichtigster<br />
Geldgeber trägt Deutschland dafür eine besondere<br />
Verantwortung.<br />
Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv<br />
Nach Jahren des Schattendaseins ist das Interesse der<br />
brasilianischen Ministerien an dem PPG7 in der letzten Zeit<br />
wieder gestiegen. Ein Grund ist vermutlich das nahende<br />
Ende des Pilotprogramms und der Versuch, rechtzeitig ein<br />
neues Programm auf den Weg zu bringen, in das die Gelder<br />
internationaler Geber eingebunden werden können. Bisher<br />
ist es allerdings nur unzureichend gelungen, die Erfahrungen<br />
des Pilotprogramms in die Neuorientierung einer<br />
Politik für Amazonien münden zu lassen. Nur mit diesem<br />
Ziel vor Augen könnte aus einem Folgeprogramm mehr<br />
werden als ein Bündel wenig aufeinander abgestimmter<br />
Einzelprojekte.<br />
1.6<br />
Fragwürdige Zusammenarbeit mit der Wirtschaft<br />
Das Programm Entwicklungspartnerschaften mit der<br />
Wirtschaft, besser bekannt unter der Bezeichnung Public-<br />
Private-Partnership (PPP), geht auf eine Initiative des BMZ<br />
zurück und beschreibt ein neues Modell der Entwicklungszusammenarbeit.<br />
Dafür führen die Gesellschaft für technische<br />
Zusammenarbeit (GTZ) und der private Sektor gemeinsam<br />
Projekte in Entwicklungs- oder Transformationsländern<br />
durch. PPP-Projekte sollen betriebswirtschaftliche Interessen<br />
deutscher Wirtschaftspartner mit entwicklungspolitischen<br />
Zielen verbinden, zum Beispiel in den Bereichen<br />
Ausbildung, Umweltschutz, Energie oder Technologietransfer.<br />
Seit 1999 wurden 255 Projekte abgeschlossen, weitere 104<br />
befinden sich in der Durchführung 27 . 49 Projekte werden<br />
dem Bereich Umwelt zugeordnet, doch nach Auskunft des<br />
BMZ gab es bislang nur ein einziges im Forstsektor.<br />
Im Rahmen des Projektes „Nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />
der Wälder im Nordkongo“ arbeitete die GTZ mit der<br />
Congolaise Industrielle des Bois (CIB) zusammen. Hierbei<br />
handelt es sich um eine Tochterfirma der schweizerischdeutschen<br />
Firmengruppe „tt-Timber Group“. Hauptteilhaber<br />
sind die deutsche Firma „Hinrich Feldmeyer Internationale<br />
Holzagentur“ (mit Sitz in Bremen), sowie die tt-Timber<br />
Group (mit Sitz in der Schweiz). Mit 690.000 Euro (30 Prozent<br />
des Projektwertes) beteiligte sie sich an der Ausarbeitung<br />
und Umsetzung eines Waldmanagementplans für die<br />
CIB-Konzession, der größten in der Republik Kongo (Kongo<br />
Brazzaville). Auf einer Gesamtfläche von fast 1,3 Mio. Hektar<br />
und mit einer Belegschaft von 1.600 Personen wurden hier<br />
im Jahr 2003 330.000 m3 Stammholz eingeschlagen 28 .<br />
Im Oktober 2000 wurde der Vertrag für dieses dreijährige<br />
PPP-Projekt unterzeichnet – nur wenige Tage vor der<br />
Veröffentlichung eines neuen Forstgesetzes der Republik<br />
Kongo, das die Verpflichtung zur Einführung von Waldmanagementplänen<br />
enthält. Es fragt sich, warum hier knappe
Entwicklungsgelder eingesetzt wurden, damit ein Konzern<br />
Verpflichtungen nachkommt, die ohnehin im Kongo gesetzlich<br />
vorgeschrieben sind.<br />
Eine im Juni 2003 im Auftrag des BMZ durchgeführte Evaluation<br />
29 sowie eine Untersuchung von Greenpeace vom<br />
Dezember 2004 30 bestätigen, dass das Vorhaben gemäß<br />
den sozialen und ökologischen Mindeststandards des seit<br />
Mai 2002 verbindlichen Waldsektorkonzepts in dieser<br />
Form nicht hätte begonnen werden dürfen:<br />
Die nach dem Waldsektorkonzept verbindliche Beteiligung<br />
der lokalen Waldbevölkerung und die Absicherung<br />
ihrer Landrechte wurde nicht gewährleistet.<br />
Etwas mehr als die Hälfte der traditionellen Bevölkerung<br />
im Konzessionsgebiet sind halb-nomadisch lebende<br />
Pygmäen. Der Rest sind sesshafte Bauern verschiedener<br />
Bantuvolksgruppen, die sich bereits vor Beginn der holzwirtschaftlichen<br />
Aktivitäten in der Region angesiedelt<br />
haben. Zwar ist mit einer Waldnutzungskartierung begonnen<br />
worden, doch gibt es dabei deutliche Mängel, insbesondere<br />
was die Erfassung traditioneller Nutzungsformen<br />
der halb-nomadischen Gemeinschaften angeht. Darüber<br />
hinaus wird die traditionelle Bevölkerung bislang nicht<br />
ausreichend über die Einschlagspläne der CIB informiert.<br />
Innerhalb des CIB-Managementsystems gibt es keine<br />
ausreichenden Mechanismen zur Konfliktlösung und nur<br />
mangelhafte Möglichkeiten für die traditionelle Bevölkerung,<br />
mit dem Management zu verhandeln.<br />
Zu den Mindestanforderungen an Projekte im Bereich<br />
der kommerziellen Waldbewirtschaftung gehören<br />
Waldbewirtschaftungspläne und deren Monitoring.<br />
Mit einer forstlichen Inventur der Konzessionsgebiete<br />
Im Kongobecken konzentriert sich die kommerzielle Holznutzung<br />
auf wenige Arten. Insbesondere Sipo und Sapelli<br />
sind vielerorts bedroht.<br />
Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv<br />
der CIB wurde erst im Rahmen des PPP-Projektes und mit<br />
weiterer finanzieller Unterstützung durch die französische<br />
Entwicklungshilfe 31 begonnen. Sie bildet die Grundlage für<br />
die Ausarbeitung eines Waldbewirtschaftungsplanes, der<br />
Ende 2004 noch nicht fertig gestellt war.<br />
Da man in den vergangenen Jahrzehnten hauptsächlich<br />
die Baumarten Sapelli und Sipo eingeschlagen hat, wurde<br />
deren Bestand stark reduziert. Es bleibt zweifelhaft, ob<br />
er sich zukünftig ausreichend erholen kann. Ob der neue<br />
Managementplan dem Rechnung trägt, ist nicht bekannt.<br />
Bei diesen eklatanten Verstößen gegen das Waldsektorkonzept<br />
drängt sich der Eindruck auf, dass PPP-Projekte<br />
dazu genutzt werden, mit öffentlichen Geldern das Image<br />
deutscher Wirtschaftsinteressen im Tropenwald zu verbessern.<br />
Dies steht auch bei einem weiteren PPP-Projekt zu<br />
befürchten, das sich noch in Vorbereitung befindet.<br />
Der Gesamtverband Deutscher Holzhandel (GDHolz) bemüht<br />
sich derzeit um einen Zuschuss in Höhe von 125.000 Euro<br />
für ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Malaysian Timber<br />
Certification Council (MTCC) – mit dem Ziel, malaysisches<br />
Holz für öffentliche Bauten in Hamburg zuzulassen. Da der<br />
Holzeinsatz an und in öffentlichen Bauten der Hansestadt<br />
derzeit auf FSC-zertifiziertes Holz beschränkt ist, soll<br />
gemeinsam mit der Hamburger Bundesforschungsanstalt<br />
für Forst- und Holzwirtschaft (BFH) geprüft werden, ob ein<br />
Zertifikat des MTCC den Anforderungen des FSC entspricht<br />
und gleichwertig behandelt werden kann. Die Gesamtkosten<br />
für das zweijährige Projekt sollen sich auf 600.000 Euro<br />
belaufen und neben MTCC und GTZ auch von der Hansestadt<br />
Hamburg und dem GDHolz aufgebracht werden 32 .<br />
Hierbei handelt es sich offensichtlich um den Versuch, mit<br />
öffentlichen Geldern einem Zertifizierungssystem zu größerer<br />
Anerkennung zu verhelfen, das bisher insbesondere<br />
durch die Missachtung der traditionellen Landrechte der<br />
indigenen Bevölkerung Malaysias aufgefallen ist. Denn das<br />
MTCC-Zertifizierungssystem weist fundamentale Defizite<br />
auf:<br />
Es fehlen messbare Mindeststandards für die<br />
Waldbewirtschaftung<br />
Es werden ganze Bundesländer mit einer Fläche<br />
bis zu 1,5 Mio. Hektar als Bewirtschaftungseinheit<br />
zur Kontrolle herangezogen<br />
Die Standards berücksichtigen nicht die traditionellen<br />
Nutzungs- und Gewohnheitsrechte der indigenen<br />
Bevölkerung<br />
Malaysische NRO beklagen, dass Ureinwohnerorganisationen,<br />
die in Zertifizierungsprozessen mitwirken, kein<br />
echtes Mitspracherecht haben. Beteiligte Organisationen<br />
stehen häufig unter der Leitung von Vertretern der Regie-
ungsparteien, während sich unabhängige Organisationen<br />
nach wie vor von MTCC distanzieren, da ihre Forderungen<br />
ignoriert werden.<br />
Eine Förderung dieses Vorhabens durch das BMZ steht<br />
im Widerspruch zum Waldsektorkonzept und ist deshalb<br />
abzulehnen.<br />
1.7<br />
Defizite in der Bereitstellung von Informationen<br />
Die öffentlich zugänglichen Informationen über einzelne<br />
Projekte der deutschen EZ sind in der Regel dürftig.<br />
Das BMZ (www.bmz.de/de/laender/index.html)<br />
informiert in seinem Internetauftritt über die jeweiligen<br />
Schwerpunkte der EZ in den Partnerländern (bis September<br />
05 allerdings erst über 38 von 70). Sie werden durch<br />
eine knappe Darstellung einiger weniger Projektbeispiele<br />
ergänzt. Eine Übersicht über die laufenden Projekte fehlt.<br />
Ähnliche Informationen finden sich bei der GTZ<br />
(www.gtz.de/de/weltweit/). Hier werden sie durch eine<br />
Projektliste ergänzt.<br />
Etwas umfangreicher sind die Informationen, die<br />
von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zu Verfügung<br />
gestellt werden (www.kfw-entwicklungsban.de/ DE/Lander<br />
%20und%20Projekte). Hier finden sich zumindest eine Kurzbeschreibung<br />
der einzelnen Projekte der finanziellen Zusammenarbeit<br />
sowie ein Datenblatt, das über die Projektmittel<br />
Auskunft gibt. Darüber hinaus wurden die Schlussprüfungen<br />
abgeschlossener Projekte ins Netz gestellt.<br />
Zu den sozialen Mindeststandards des Waldsektorkonzepts<br />
gehört die „Unterstützung der Partner bei der<br />
Information der Öffentlichkeit vor wichtigen im Projekt-<br />
/Programmzyklus anstehenden Entscheidungen.“ Damit<br />
ist aber noch nicht sichergestellt, dass alle relevanten<br />
Informationen auch bei den von den Projektaktivitäten<br />
Betroffenen ankommen.<br />
Auch auf Nachfrage ist es nicht möglich, detaillierte Informationen<br />
über laufende, geschweige denn über in Vorbereitung<br />
befindliche Projekte der deutschen EZ zu bekommen.<br />
Weder deutsche NRO noch NRO in den Partnerländern<br />
sind so in der Lage, eine umfassende Beurteilung gemäß<br />
der Standards des Waldsektorkonzepts vorzunehmen.<br />
Eine größere Transparenz von Seiten des BMZ ist deshalb<br />
dringend gefordert. Nur wenn Projektziele und die zu ihrer<br />
Erreichung geplanten Maßnahmen klar benannt werden,<br />
kann eine Übereinstimmung mit den Vorgaben des Waldsektorkonzeptes<br />
beurteilt werden.<br />
1.8<br />
Fazit und Forderungen<br />
Reichweite des Sektorkonzepts erhöhen<br />
Es ist bis heute augenscheinlich nicht gelungen, die zentralen<br />
strukturellen Vorgaben des Waldsektorkonzepts in<br />
Form funktionierender Safeguards in der gesamten EZ im<br />
Waldbereich zu integrieren.<br />
Das Sektorkonzept ist auf alle bilateralen Vorhaben<br />
anzuwenden, die Auswirkungen auf Waldgebiete nach<br />
sich ziehen. Dies kann auch Energie-, Infrastruktur-,<br />
Bergbau- und andere Projekte betreffen.<br />
Außerdem muss es für den Bereich der Außenwirtschaftsförderung<br />
ebenso verbindlich werden wie für<br />
die Prüfung von Projekten der EU und der Weltbank.<br />
Sollbruchstellen deutlicher formulieren<br />
Bei Vorhaben der Politikberatung, Institutionenstärkung und<br />
der Unterstützung Nationaler Waldprogramme herrscht<br />
augenscheinlich häufig das Prinzip Hoffnung, wenn erkannt<br />
werden muss, dass sich trotz aller Bemühungen schwache<br />
Institutionen kaum gegen die Interessen von Holz- und<br />
Landwirtschaft durchsetzen können und die Auswirkungen<br />
von Infrastrukturprojekten nur selten auf den damit verbundenen<br />
Waldverlust hin überprüft werden.<br />
Nationale Waldprogramme und andere Vorhaben<br />
dürfen nur dann unterstützt werden, wenn eine systematische<br />
Einbeziehung der betroffenen Zivilgesellschaft<br />
sichergestellt ist.<br />
Häufig sind es nicht unzureichende Gesetze, die zum<br />
Waldverlust führen, sondern mangelnde Umsetzung und<br />
fehlende Rechtssicherheit.<br />
Gerade in solchen Fällen müssen in zunehmendem<br />
Maße nichtstaatliche Akteure (wie Kleinbauern oder<br />
indigenen Gemeinschaften) dabei unterstützt werden, ihre<br />
Rechte wahrzunehmen und durchzusetzen.<br />
Wenn die Land- und Nutzungsrechte der lokalen<br />
bzw. indigenen Bevölkerung auch nach entsprechenden<br />
Interventionen ignoriert werden, muss gemäß der im Waldsektorkonzept<br />
geforderten Sollbruchstellen die Möglichkeit<br />
genutzt werden, Projekte abzubrechen und – wenn ein<br />
Neuorientierung erfolglos bleibt – zugesagte Mittel wieder<br />
zurückzunehmen.
Gemeinschaftliche Programme besser konditionieren<br />
Dem Pilotprogramm zum Schutz der Wälder Brasiliens<br />
(PPG7) ist es trotz erheblicher finanzieller Mittel nicht gelungen,<br />
den Waldverlust in Amazonien zu verringern oder<br />
einen nachhaltigen Einfluss auf die Waldpolitik Brasiliens<br />
auszuüben. Was als Vorbild für andere tropische Großregionen<br />
gedacht war, droht am hinhaltenden Widerstand<br />
einer Politik zu scheitern, in der die Vertreter wirtschaftlicher<br />
Interessen einen größeren Einfluss haben als diejenigen,<br />
die eine nachhaltige Nutzung propagieren.<br />
Derzeit gibt es auf internationaler Ebene Bestrebungen,<br />
ein ähnliches Programm in Zentralafrika auf den Weg<br />
zu bringen (Congo Basin Forest Partnership). Von einer<br />
deutschen Beteiligung ist dringend abzuraten, solange<br />
es nicht zu einer umfassenden Koordination aller Geber<br />
kommt. Nach den Erfahrungen aus dem PPG7 und anderen<br />
Nationalen Waldprogrammen müssen folgende<br />
Bedingungen erfüllt sein:<br />
Eine umfassende Beteiligung der betroffenen<br />
Zivilgesellschaft an allen Programmkomponenten<br />
muss sichergestellt werden.<br />
Das Programm darf nicht darauf hinaus laufen, den<br />
Betrieb ganzer Umweltministerien über internationale<br />
Entwicklungshilfe zu finanzieren.<br />
Bereits im Vorfeld muss klar definiert werden, bis<br />
wann welche Leistungen von der Regierung des<br />
Partnerlandes zu erbringen sind, um das Programm<br />
fortzusetzen.<br />
In Ländern, deren politische Stabilität fragwürdig ist,<br />
sollten Vorhaben vermieden werden, die schwer<br />
punktmäßig auf Institutionenförderung setzen.<br />
Insbesondere dort, wo der politische Wille zur Durchsetzung<br />
einer nachhaltigen Nutzung der Wälder<br />
gering ist, müssen bereits während der Projektplanung<br />
Wege gefunden werden, nichtstaatliche Akteure<br />
verstärkt einzubinden.<br />
Stärkere Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen Partnern<br />
Viel zu selten wurde bisher von der Möglichkeit Gebrauch<br />
gemacht, direkt mit nichtstaatlichen Partnern zusammenzuarbeiten.<br />
Dabei haben gerade die Demonstrativprojekte<br />
im Rahmen des Pilotprogramms zum Schutz und zur<br />
nachhaltigen Nutzung der Wälder Brasiliens gezeigt, wie<br />
erfolgreich dieser Ansatz sein kann, wenn es darum geht,<br />
Praxisbeispiele für eine nachhaltige Nutzung von Wäldern<br />
zu finden, sie weiter zu entwickeln und zu verbreiten.<br />
Die direkte Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen<br />
Trägern sollte zu einem festen Bestandteil der<br />
deutschen EZ werden und bereits während der bilateralen<br />
Verhandlungen vereinbart werden. Sie soll nicht in Konkurrenz<br />
zur Zusammenarbeit mit staatlichen Trägern stehen,<br />
sondern diese ergänzen – nicht zuletzt unter strategischen<br />
Gesichtspunkten.<br />
Falls absehbar ist, dass es Widerstände gegen<br />
eine angemessene Beteiligung der vom Wald abhängigen<br />
Bevölkerungsgruppen gibt, muss die Möglichkeit bestehen,<br />
Mittel, die zur Förderung staatlicher Träger vorgesehen<br />
sind, an nichtstaatliche Partner umzuleiten.<br />
Erfolgreiche Ansätze ausbauen<br />
Erfolgreich sind Projekte insbesondere dort, wo sie die<br />
Bedürfnisse der im und vom Wald lebenden lokalen Bevölkerung<br />
in den Mittelpunkt stellen.<br />
Die Absicherung traditioneller Land- und Nutzungsrechte<br />
der lokalen und indigenen Bevölkerung sollte<br />
zum Schwerpunkt der deutsche EZ im Waldbereich<br />
werden.<br />
Darüber hinaus sollten nachhaltige Nutzungsformen<br />
wie Sammelreservate oder Gemeinschaftswälder<br />
(Community Forestry) verstärkt gefördert werden.<br />
Projekte zur Absicherung von Schutzgebieten setzen<br />
oft bei der Erprobung von Methoden einer nachhaltigen<br />
Nutzung der Wälder der Pufferzone an. Im besten Fall<br />
sollen diese Vorhaben beispielhaft sein, d.h. in anderen<br />
Teilen des Landes – und darüber hinaus – reproduzierbar.<br />
Dies scheitert jedoch häufig an fehlenden Mitteln für die<br />
Weitergabe der gesammelten Erfahrungen auf eine auch<br />
für die marginalisierte Waldbevölkerung verständliche Art<br />
und Weise.
Erfolgreiche Ansätze zur nachhaltigen Nutzung<br />
von Wäldern müssen systematisch aufbereitet und neuen<br />
Zielgruppen auf angemessene Weise zugänglich gemacht<br />
werden. Als Multiplikatoren sind in besonderer Weise NRO<br />
geeignet, die über langjährige Kontakte zu der lokalen<br />
bzw. indigenen Waldbevölkerung verfügen.<br />
Natürliche Regeneration in den Vordergrund stellen<br />
Aufforstungsprojekte wie in Vietnam zeichnen sich immer<br />
noch durch einen großen Flächenanteil aus, der mit wenigen<br />
und dazu standortfremden Baumarten bepflanzt wird<br />
(hauptsächlich Kiefern und Akazien). Damit stehen sie im<br />
Widerspruch zum Waldsektorkonzept, das eine naturgemäße<br />
Aufforstung fordert.<br />
Aufforstungsprojekte im Rahmen der deutschen<br />
EZ dürfen nicht dazu beitragen, artenarme Plantagen<br />
aufzubauen, die in erster Linie als Rohstofflieferant für die<br />
Zellstoffproduktion dienen.<br />
Bei laufenden und insbesondere bei den in<br />
Vorbereitung befindlichen Projekten ist darauf zu achten,<br />
dass Naturverjüngung und der Einsatz heimischer<br />
Baumarten gemäß des Waldsektorkonzeptes garantiert<br />
sind<br />
Indirekte Auswirkungen stärker beobachten<br />
Bei Projekten in Kooperation mit der Privatwirtschaft<br />
(PPP-Projekte) besteht die Gefahr, dass hier lediglich<br />
Mitnahmeeffekte realisiert werden, wenn geplante ökologische<br />
oder soziale Verbesserungen mit öffentlichen<br />
Geldern subventioniert werden.<br />
Gerade bei Vorhaben in Kooperation mit der<br />
Wirtschaft ist darauf zu achten, dass auch indirekte Auswirkungen<br />
der Projekte auf Wälder und davon abhängigen<br />
Menschen nicht den Standards des Waldsektorkonzepts<br />
zuwiderlaufen.<br />
Informationen umfassend und frühzeitig bereitstellen<br />
Die Information über Projekte und Programme der deutschen<br />
Entwicklungszusammenarbeit ist bisher bestenfalls<br />
bruchstückhaft. Dies gilt sowohl für die von den Projektaktivitäten<br />
Betroffenen vor Ort als auch für deutsche NRO.<br />
Beide erhalten selten mehr als oberflächliche Informationen,<br />
die eine umfassende Beurteilung gemäß den Standards<br />
des Waldsektorkonzepts nicht ermöglichen.<br />
Alle relevanten Informationen müssen frühzeitig<br />
zugänglich gemacht werden (dazu gehören auch Projektplanung,<br />
Fortschrittsberichte und Evaluierungen).<br />
Die im Waldsektorkonzept postulierte Beteiligung<br />
der von Vorhaben der deutschen EZ betroffenen<br />
lokalen Bevölkerung muss konsequent und verbindlich in<br />
die Praxis umgesetzt werden. Dafür notwendige Informationen<br />
müssen frühzeitig und in einer für sie verständlichen<br />
Form bereitgestellt werden.<br />
Neue Finanzierungsmechanismen<br />
Für die Entwicklungszusammenarbeit zivilgesellschaftlicher<br />
Gruppen und Institutionen sind im Jahr 2005 425<br />
Millionen Euro vorgesehen. Den größten Teil erhalten die<br />
politischen Stiftungen (181 Mio. Euro), gefolgt von den<br />
Kirchen (161 Mio. Euro). Vorhaben privater Träger (NRO),<br />
die in erster Linie die Armutsbekämpfung zum Ziel haben,<br />
sollen Zuschüsse in Höhe von 29 Mio. Euro erhalten 33 . Ob<br />
dies allerdings realisiert wird, bleibt angesichts der Sparbeschlüsse<br />
der Bundesregierung offen.<br />
Fördermöglichkeiten für Projekte im Wald- bzw. Umweltsektor<br />
gibt es bislang nicht. Dabei zeigt gerade das Beispiel<br />
des „Tropical Rainforest Programme“ aus den Niederlanden,<br />
wie wichtig ein solcher Fonds ist, um Projekte von<br />
NRO aus dem Süden zu ermöglichen.Das Niederländische<br />
Komitee für IUCN erhält dafür Mittel vom Generaldirektorat<br />
für Internationale Zusammenarbeit (DGIS) des Niederländischen<br />
Außenministeriums, um Programme durchzuführen,<br />
die die Tropenwaldpolitik der Niederländischen<br />
Regierung ergänzen.<br />
Ein ähnlicher Fonds ist dringend erforderlich, um<br />
auch im Rahmen der deutschen EZ eine direkte Zusammenarbeit<br />
mit NRO aus Entwicklungsländern zu ermöglichen.<br />
Er könnte ein geeignetes Mittel darstellen, die<br />
Waldpolitik der Bundesregierung mit Hilfe von Partnern<br />
umzusetzen, die über die staatliche Zusammenarbeit<br />
bislang nicht erreicht werden.
. Weltbank und Wald<br />
2.1<br />
Abschwächung von Umwelt- und Sozialstandards<br />
Seit Ende der 1980er Jahre wird weltweit gegen Projekte<br />
der Weltbank protestiert, die zur Zerstörung von Tropenwäldern<br />
beitragen. Dem Druck von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen<br />
war es zu verdanken, dass die<br />
Weltbank 1993 eine politische Leitlinie für Waldprojekte<br />
verabschiedete, die damals als vorbildlich galt (Operational<br />
Policy on Forests, OP 4.36). Deutlich wurde darin<br />
z.B. formuliert, dass der kommerzielle Holzeinschlag in<br />
tropischen Primärwäldern von der Weltbank nicht mehr<br />
finanziert wird oder dass die lokale Bevölkerung auf verschiedenen<br />
Ebenen an Entwicklungsprojekten zu beteiligen<br />
ist.<br />
Diese Leitlinie mit ihren ökologischen und sozialen Mindeststandards<br />
(Safeguards) galt auch als Orientierungsrahmen,<br />
als BMZ, KfW, GTZ und deutsche NRO über das im Mai<br />
2002 verabschiedete Sektorkonzept Wald und nachhaltig<br />
Entwicklung verhandelten.<br />
In der Weltbank selbst waren die Safeguards vielen ein<br />
Dorn im Auge, waren doch dadurch eine Reihe von Vorhaben<br />
im Forstsektor weitgehend zum Erliegen gekommen.<br />
Im Oktober 2002 wurde eine neue Leitlinie verabschiedet,<br />
die weit hinter ihrem Vorläufer zurückbleibt:<br />
Projekte können nun wieder in Primärwäldern<br />
durchgeführt werden, solange sie nicht zu der Rodung<br />
oder Degradierung „kritischer“ Waldgebiete führen. Was<br />
aber kritische oder schützenswerte Wälder sind, kann von<br />
den Mitarbeiter/innen der Bank weitgehend eigenständig<br />
festgelegt werden.<br />
Bei der von der Weltbank geförderten Zonierung der Wälder<br />
der Demokratischen Republik Kongo steht der kommerzielle<br />
Holzschlag im Mittelpunkt. Die Rechte traditioneller Waldvölker<br />
werden häufig mißachtet.<br />
Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv<br />
0<br />
Die aktive Beteiligung der lokalen Bevölkerung an<br />
der langfristigen Nutzung von Naturwäldern wird nur noch<br />
dort verlangt, wo Forstwirtschaft zertifiziert werden soll.<br />
Die Sicherung der Land- und Nutzungsrechte aller<br />
Waldbewohner findet keine Erwähnung mehr. Hier soll<br />
die Leitlinie zu indigenen Völkern (OP 4.10) angewandt<br />
werden, die aber eine abschließende Klärung von Landrechtsfragen<br />
nicht länger zur Vorbedingung macht. Außerdem<br />
bezieht sich diese Leitlinie nur auf indigene Völker,<br />
die nach Angaben der Bank nur 180 Millionen der etwa<br />
einer Milliarde Waldbewohner ausmachen.<br />
Die Umwandlung von Wäldern in Plantagen ist<br />
wieder möglich. Allerdings „bevorzugt“ es die Weltbank,<br />
wenn die Plantagen auf nicht bewaldetem Land angelegt<br />
werden.<br />
Das Ergebnis sind massive Investitionen in Ölpalmplantagen,<br />
Sojaproduktion und Zellstoffwerke – oder Projekte,<br />
deren Erfolg allein an der Anzahl der vergebenen Holzeinschlagkonzessionen<br />
gemessen wird. Die Qualität der<br />
neuen Standards und der weite Interpretationsspielraum,<br />
mit dem sie angewandt werden, sind nicht geeignet, dem<br />
Waldverlust entgegenzuwirken oder die Rechte der von<br />
Wäldern abhängigen Menschen zu sichern 34 . Damit droht<br />
die Weltbank wieder zu einem bedeutenden Akteur der<br />
Waldvernichtung zu werden.<br />
2.2<br />
Mehr Holzeinschlag im Kongobecken<br />
Ein Beispiel für derartige Projekte sind Kredite an die Demokratische<br />
Republik Kongo (ehemals Zaire), die einen großen<br />
Teil der zentralafrikanischen Regenwälder umfasst. Nach<br />
Jahren eines blutigen Bürgerkriegs wurde hier im Juni<br />
2003 eine Allparteienregierung eingesetzt, die für 2006<br />
freie Wahlen versprochen hat.<br />
Bereits im August 2002 trat ein neues Waldgesetz in Kraft,<br />
das weiterhin den Anspruch des Staates auf alle Waldgebiete<br />
des Landes betont. Damit waren die Voraussetzungen<br />
für die Freigabe von 15 Mio. US$ einer „Forstsektor<br />
Tranche“ eines Strukturanpassungskredits der Weltbank<br />
erfüllt. Unter Federführung der Welternährungsorganisation<br />
FAO wurde im Januar 2003 mit einer Zonierung begonnen,<br />
die den Wald in Gebiete für Holzeinschlag, Naturschutz<br />
und andere Nutzung aufteilen soll. Nach Angaben<br />
der Weltbank sind etwa die Hälfte der Wälder des Landes
für die Holzwirtschaft geeignet und die Produktion könnte<br />
bis um das 100-fache auf 6 bis 10 Mio. m pro Jahr gesteigert<br />
werden 35 . Um die dafür benötigten geografischen<br />
Daten bereit zu stellen, wurden im September 2003 weitere<br />
4 Mio. US$ zugesagt 36 .<br />
Obwohl es sich hierbei um Vorhaben mit gravierenden<br />
Auswirkungen auf die Wälder des Landes handelt, kamen<br />
die entsprechenden Leitlinien der Weltbank bislang nicht<br />
zum tragen. Entweder handelte es sich um Strukturanpassungskredite<br />
oder es wurde die Leitlinie für Nothilfemaßnahmen<br />
(OP 8.50) angewandt, mit der die Prüfung gemäß<br />
anderer Leitlinien um 12 Monate aufgeschoben werden<br />
kann.<br />
Angesichts der geringen politischen Stabilität und staatlicher<br />
Institutionen, die bislang nicht einmal in der Lage sind,<br />
in allen Provinzen die Zahlung von Steuern durchzusetzen,<br />
gibt es ernste Bedenken, ob die Waldgesetze jemals<br />
umgesetzt werden. Wenn sich herausstellt, dass der Staat<br />
entweder nicht willens oder nicht in der Lage ist, den Holzeinschlag<br />
in den Konzessionen zu kontrollieren, wird es zu<br />
einer Plünderung der natürlichen Ressourcen kommen 37 .<br />
Und nachdem sich korrupte Politiker und die Führer von<br />
Rebellenarmeen bedient haben, wird von den erwarteten<br />
Einnahmen kaum etwas für die Entwicklung des Landes<br />
übrig bleiben.<br />
Völlig unzureichend ist bislang die Beteiligung der Zivilgesellschaft<br />
und der von den Auswirkungen der Zonierung<br />
direkt betroffenen Waldbevölkerung. Insbesondere die<br />
von der Nutzung des Waldes unmittelbar abhängigen Mbuti,<br />
Batwa und Baka „Pygmäen“ waren über den Prozess weder<br />
informiert, geschweige denn konsultiert worden. Dementsprechend<br />
werden ihnen in den Zonierungsplänen auch<br />
keine gesonderten Nutzungsrechte zugestanden.<br />
Bis Ende 2003 wurden 15 Verordnungen zur Umsetzung<br />
der Waldgesetze vorbereitet. Nur drei davon wurden einer<br />
kleinen Gruppe von NRO zugänglich gemacht, die eng mit<br />
der Regierung zusammenarbeitet 38 . In einer gemeinsamen<br />
Erklärung fordern nationale und internationale NRO die<br />
Weltbank deshalb auf, das bestehende Moratorium für<br />
die Vergabe neuer Holzeinschlagskonzessionen so lange<br />
aufrecht zu erhalten, bis transparente Verfahren zur<br />
Umsetzung der Waldgesetze, eine verlässliche Absicherung<br />
bestehender Schutzgebiete und eine Anerkennung<br />
der Rechte der indigenen und lokalen Waldbevölkerung<br />
gesichert sind 39 .<br />
1<br />
Das BMZ hat den Krediten zugestimmt, ohne die Einhaltung<br />
wirkungsvoller Safeguards nachdrücklich einzufordern.<br />
Wenn es nicht gelingt, dies umgehend nachzuholen, droht<br />
die Weltbank hier zum Motor einer systematischen Degradierung<br />
eines der bedeutendsten noch vorhandenen Tropenwaldökosysteme<br />
zu werden – und das BMZ zum Steigbügelhalter.<br />
Alles deutet darauf hin, dass in der Demokratischen Republik<br />
Kongo alle Fehler wiederholt werden, die bereits an anderer<br />
Stelle gemacht wurden: Nachdem mehrere Gutachten eklatante<br />
Fehlentwicklungen in einem Weltbankvorhaben zur<br />
Reform der Forstkonzessionen in Kambodscha bestätigt<br />
haben 40 , wurde von der Weltbank eine Überprüfungskommission<br />
eingesetzt, um den Vorwurf der Missachtung der<br />
eigenen Richtlinien zu überprüfen 41 . Die Ergebnisse sollen<br />
Anfang 2006 vorgelegt werden. Projekte wie das oben<br />
genannte machen deutlich, dass das BMZ immer wieder<br />
Weltbankprojekte abgesegnet, die weder mit dem Ziel<br />
der Armutsbekämpfung noch mit ihrem eigenen Waldsektorkonzept<br />
vereinbar sind.<br />
2.3<br />
Keine Kontrollen für die Privatwirtschaft<br />
Die International Finance Corporation (IFC) ist der Teil der<br />
Weltbankgruppe, die Kredite an die Privatwirtschaft vergibt.<br />
Mit einem Portfolio von fast 18 Mrd. US$ ist sie auch<br />
an Infrastrukturprojekten, Staudämmen, exportorientierter<br />
Landwirtschaft, Papierindustrie und Holzwirtschaft beteiligt.<br />
Auch der IFC hat sich auf zahlreiche ökologische und soziale<br />
Mindeststandards festgelegt. Doch bei Projektprüfungen<br />
konzentriert man sich gern auf die direkten Auswirkungen<br />
der Vorhaben und vernachlässigt die indirekten. Im Zweifelsfall<br />
wird also geprüft, ob die Uferböschung in der Nähe<br />
eines Sojaterminals ordentlich befestigt ist; nicht aber,<br />
welche Folgen der großflächige Sojaanbau auf die Region<br />
hat. So werden die meisten waldrelevanten Projekte in<br />
„Kategorie B“ eingeordnet, für die eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
nicht vorgesehen ist.<br />
Ein Beispiel dafür ist ein 50 Mio. US$ Kredit an die Firma<br />
Aracruz Celulose S.A., der im November 2004 bewilligt<br />
wurde. Im brasilianischen Bundesstaat Espirito Santo<br />
betreibt die Firma zwei Zellstoffwerke mit einer Jahreskapazität<br />
von 2,4 Mio. Tonnen. Die Rohstoffe stammen von<br />
375.000 Hektar Eukayptusplantagen auf den fruchtbarsten<br />
Böden der Region. Auseinandersetzungen um Land gibt es<br />
nicht nur mit 34 Quilombola Gemeinschaften 42 , sondern
auch mit den Tupinikim und Guarani Indianern. 1981 wurde<br />
ihnen von der brasilianischen Indianerbehörde FUNAI ein<br />
18.070 Hektar großes Gebiet zugesprochen. Auf Druck von<br />
Aracruz Celulose entschied das Justizministerium 1998, das<br />
Gebiet auf 7.061 Hektar zu verkleinern. Nach gewaltsamen<br />
Auseinandersetzungen mit der Polizei wurden die Indianer<br />
von der Regierung dazu gedrängt, eine Vereinbarung zu<br />
unterzeichnen, die Aracruz Celulose die Nutzung von 11.009<br />
Hektar ihres Landes erlaubt. Im Gegenzug sollen sie 20<br />
Jahre lang Geld für soziale Projekte erhalten. Der illegale<br />
Tausch von Indianerland gegen Geld wird von den Tupinikim<br />
und Guarani nicht anerkannt.<br />
Ein weiteres Beispiel sind zwei Kredite an den führenden<br />
brasilianischen Sojaproduzenten, die Grupo Amaggi, dessen<br />
Vorstand Blairo Maggi gleichzeitig Gouverneur des<br />
Bundesstaates Mato Grosso ist. 2002 und 2004 erhielt die<br />
Firma jeweils 30 Mio. US$, um ihr Geschäft weiter auszuweiten.<br />
Als Futtermittel wird brasilianisches Soja in erster<br />
Linie in die USA und nach Europa exportiert. Allein in den<br />
letzten vier Jahren stieg die Anbaufläche in Brasilien um 50<br />
Prozent auf über 21 Mio. Hektar. Die meisten Flächen wurden<br />
von Kleinbauern gerodet, die nun tiefer in den Wald<br />
gedrängt werden. Außerdem stellt die Vermarktung von<br />
Soja eine der wichtigsten Triebfedern für den Bau neuer<br />
Straßen dar und gehört damit zu den wichtigsten indirekten<br />
Ursachen des Waldverlustes in Amazonien 43 .<br />
Die Ausweitung des Sojaanbaus ist eine der gravierendsten<br />
Ursachen für die Zerstörung der Regenwälder Amazoniens.<br />
Obwohl dies in Weltbankkreisen hinlänglich bekannt ist,<br />
wurden auch diese Kredite in Kategorie B eingestuft. Ein<br />
internes Prüfverfahren stellt die Richtigkeit dieser Entscheidung<br />
allerdings in Frage, denn es besteht der begründete<br />
Verdacht, dass es durch den von Amaggi finanzierten<br />
Sojaanbau zu illegalen Rodungen und Übergriffen auf<br />
Schutzgebiete kommen wird 44 . An der Auszahlung der<br />
Gelder hat dies aber nichts geändert.<br />
Auch wenn es um die Einhaltung von Umweltauflagen geht,<br />
nimmt es die Weltbank mit ihren eigenen Richtlinien nicht<br />
sonderlich genau. Derzeit planen die finnische Firma Botnia<br />
und die spanische ENCE den Bau von zwei Zellstoffwerken<br />
in Uruguay (s. auch Teil A, Kap. 2.2, S. 24). Die Investitionen<br />
von 1,2 Mrd. bzw. 660 Mio. US$ sollen durch IFC-Kredite in<br />
Höhe von insgesamt 400 Mio. US$ unterstützt werden. In<br />
den beiden Werken sollen pro Jahr 1,5 Mio. Tonnen gebleichter<br />
Eukalyptus-Zellstoff produziert werden, der hauptsächlich<br />
in Europa zu Hygiene- und Büropapieren weiter verarbeitet<br />
wird. Den Rohstoff sollen bestehende Eukalyptusplantagen<br />
im Umkreis von 300 km liefern. Dabei werden für<br />
jede Tonne Zellstoff etwa drei Tonnen Holz benötigt. Neue<br />
Plantagen würden nach Aussage der Firmen ausschließlich<br />
auf derzeitigen Rinderfarmen entstehen. Da das Holz der<br />
bestehenden Plantagen schon heute zu Zellstoff verarbeitet<br />
wird, besteht die Gefahr, dass in Zukunft deutlich grössere<br />
Flächen in intensiv bewirtschaftete Monokulturen<br />
umgewandelt werden. Der zusätzliche Landbedarf wird<br />
zu sozialen Spannungen und einer stärkeren Rodung der<br />
verbliebenen Naturwälder führen.<br />
Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv
Darüber hinaus soll in beiden Werken eine Technologie zum<br />
Einsatz kommen, die auch von der Weltbank als zweitklassig<br />
eingestuft wird: die elementarchlorfreie Bleiche des Zellstoff<br />
45 . Bei voller Auslastung entstehen bis zu 450 kg chlororganischer<br />
Verbindungen pro Stunde. Besonders gefährlich<br />
sind die hochgiftigen und krebserregenden Dioxine. Allein<br />
das Werk der Firma Botnia wird pro Tag 29 kg davon in den<br />
Rio Uruguay einleiten. Der Grenzfluss zu Argentinien ist<br />
nicht nur ein wichtiges Trinkwasserreservoir, sondern auch<br />
Laich- und Brutgebiet für viele Fischarten.<br />
NGO aus Uruguay und Argentinien haben mittlerweile die<br />
Beschwerdestelle der International Finance Corporation angerufen<br />
und eine Rücknahme der Kreditzusagen gefordert 46 .<br />
2.4<br />
Fazit und Forderungen<br />
Wie die oben aufgeführten Beispiele zeigen, ist der Stellenwert<br />
von Umwelt- und Sozialstandards bei Weltbankprojekten<br />
in den letzten Jahren massiv gesunken. Unter<br />
dem Blickwinkel der Wirtschaftlichkeit von Krediten ist die<br />
Umsetzung und Kontrolle von Safeguards augenscheinlich<br />
auf das Niveau der 80er Jahren zurückgeführt worden.<br />
Die Leitlinien der Weltbank bleiben inzwischen in vielen<br />
Punkten deutlich hinter den im Waldsektorkonzept des<br />
BMZ festgelegten ökologischen und sozialen Mindeststandards<br />
zurück. Deutschen NRO gegenüber wurde<br />
eingeräumt, dass sich das Ministerium dieser Schwächen<br />
bewusst sei. Gleichwohl bilde das Waldsektorkonzept aber<br />
die Grundlage für die multilaterale Entwicklungszusammenarbeit.<br />
In der Praxis ist davon allerdings wenig zu<br />
merken, wenn in den Entscheidungsgremien der Weltbank<br />
mit deutscher Unterstützung waldschädigende Projekte<br />
abgesegnet werden.<br />
Angesichts der Tatsache, dass Deutschland der drittgrößte<br />
Anteilseigner der Weltbank ist und fast zehn Prozent der<br />
deutschen Entwicklungshilfe über die Weltbank und regionale<br />
Entwicklungsbanken vergeben werden, ist es nicht<br />
akzeptabel, wenn Projekte innerhalb fahrlässig kurzer Fristen<br />
geprüft werden oder sogar ohne Prüfung eine Zustimmung<br />
erhalten. Die dem BMZ zur Verfügung stehenden<br />
Spielräume sind bislang nur unzureichend genutzt worden,<br />
um die Kohärenz zwischen bi- und multilateraler EZ zu<br />
verbessern. Die mangelnden personellen Kapazitäten sind<br />
ein weiteres Indiz für den geringen Stellenwert sachgerechter<br />
Supervision der multilateralen Entwicklungszusammenarbeit.<br />
Eine Zustimmung des deutschen Exekutivdirektors darf<br />
nur erfolgen, wenn die Kriterien des Waldsektorkonzepts<br />
erfüllt werden. Dies gilt für alle Bereiche der<br />
Weltbank, insbesondere IFC und MIGA (Investitionsbürgschaften).<br />
Grundsätzlich sind alle beantragten Projekte gründlich<br />
zu prüfen. Dies gilt auch für Regionen, in denen die<br />
deutsche EZ aktuell nicht tätig ist.<br />
Bei allen Projekten sind neben den direkten Auswirkungen<br />
der finanzierten Maßnahmen auch die indirekten<br />
Wirkungen auf Wälder und Waldbevölkerung zu prüfen.<br />
Mit ihrer passiven Haltung bei der Gestaltung der multilateralen<br />
EZ trägt die Bundesregierung einen Teil der Verantwortung<br />
für die Aufweichung verbindlicher Umwelt- und<br />
Sozialstandards bei der Weltbank. Es ist übrigens mehr<br />
als bemerkenswert, dass die Weltbank mittlerweile hinter<br />
den Umwelt- und Sozialstandards mancher Privatbanken<br />
zurückbleibt.<br />
Wenn die Bundesregierung nicht in der Lage ist,<br />
eine deutlich aktivere Rolle bei der Gestaltung der Politik<br />
der Weltbank einzunehmen und die Zustimmung zu Projekten<br />
von den für ihre eigenen Vorhaben geltenden Umwelt-<br />
und Sozialstandards abhängig zu machen, müsste<br />
sie konsequenterweise einen Ausstieg aus der Weltbank<br />
in die Wege leiten.
. Europäische EZ und Wald<br />
3.1<br />
Auf dem Weg zu einer europäischen<br />
Entwicklungsstrategie<br />
Im Jahr 2000 verabschiedeten der Europarat und die Europäischen<br />
Kommission erstmals eine gemeinsame Strategie<br />
für die europäische Entwicklungszusammenarbeit 47 . Um<br />
die Effektivität der Arbeit zu erhöhen, sollten sich die von<br />
der EU unterstützten Vorhaben in Zukunft auf sechs Schwerpunkte<br />
konzentrieren:<br />
Verbindung zwischen Handel und Entwicklung<br />
Unterstützung regionaler Integration und Kooperation<br />
Unterstützung makroökonomischer Politiken<br />
Transport<br />
Ernährungssicherung und nachhaltige ländliche<br />
Entwicklung<br />
Entwicklung von Institutionen, insbesondere im<br />
Bereich guter Regierungsführung<br />
Umwelt (und damit natürliche Ressourcen und der Waldsektor)<br />
wurde als Querschnittsaufgabe definiert, die in<br />
allen Bereichen der EU Entwicklungspolitik berücksichtigt<br />
werden soll. Doch angesichts fehlender Mechanismen für<br />
die Integration von Umweltbelangen in Projektplanung und<br />
–durchführung und einem Mangel an geeigneten Mitarbeitern<br />
wurde dies bislang kaum umgesetzt.<br />
Ende 2004 begann die Überarbeitung der europäischen<br />
Entwicklungsstrategie, wobei diesmal auch NGO zur Stellungnahme<br />
gebeten wurden. Im Juli 2005 verabschiedete<br />
die Kommission einen Vorschlag 48 , zu dem nun die Mitgliedstaaten<br />
(über den Europäischen Rat) und, anders als<br />
bei der Strategie von 2000, auch das Europäische Parlament<br />
um Stellungnahmen gebeten werden.<br />
Im Text der neuen Strategie spielt die Umwelt eine größere<br />
Rolle als im Vorläuferdokument: So wird auf Umweltzerstörung<br />
als Ursache von Konflikten und als Entwicklungshemmnis<br />
hingewiesen. Die nachhaltige Bewirtschaftung<br />
natürlichen Ressourcen wird als einer von neun Schwerpunktbereichen<br />
genannt. Ob die Strategie auch in die Praxis<br />
umgesetzt wird, hängt maßgeblich davon ab, ob es gelingt,<br />
funktionierende Mechanismen für eine Beteiligung aller<br />
Betroffenen und eine umfassende Bereitstellung von Informationen<br />
durch die EU durchzusetzen.<br />
3.2<br />
Instrumente der europäischen<br />
Entwicklungszusammenarbeit<br />
Die Identifizierung, Vorbereitung und Durchführung von<br />
Projekten wurde in den letzten Jahren zunehmend den europäischen<br />
Delegationen in den jeweiligen Partnerländern<br />
übertragen. Für die Kontrolle der Umsetzung (Bewilligung<br />
von Projekten, finanzielle Entscheidungen, Monitoring und<br />
Evaluation) ist das EuropeAid Kooperationsbüro in Brüssel<br />
verantwortlich, das dem Generaldirektorat für Außenbeziehungen<br />
untersteht (alle Vorhaben außer humanitärer Hilfe).<br />
Als ausführendes Organ der Europäischen Union ist die<br />
Kommission für die Durchführung der europäischen EZ<br />
verantwortlich. Diese besteht aus drei Komponenten:<br />
Budget Hilfe – aus dem Haushalt der EU werden<br />
über 90 geografische oder thematische Budget-<br />
Linien finanziert. Zu den wichtigsten gehören ALA<br />
(Asien und Lateinamerika), MEDA (Mittelmeerraum)<br />
und TACIS (Osteuropa und Zentralasien).<br />
Für Projekte im Waldsektor sind die Budget-Linien<br />
Umwelt und Tropenwald sowie die Kofinanzierung<br />
von NRO von besonderer Bedeutung. Im Jahr 2003<br />
lagen die Zuweisungen bei 3,92 Mrd. Euro 49 .<br />
Cotonou Hilfe – unabhängig vom EU-Haushalt<br />
leisten die Mitgliedstaaten Zahlungen an den<br />
Europäischen Entwicklungsfonds (EEF). Er steht<br />
nur den 77 Staaten in Afrika, der Karibik und dem<br />
Pazifik (AKP) zur Verfügung, die die Cotonou-<br />
Vereinbarung unterzeichnet haben 50 .<br />
Alle fünf Jahre wird ein neuer EEF vereinbart. Der 9. EEF<br />
sieht Ausgaben in Höhe von 13,5 Mrd. Euro im Zeitraum<br />
von 2000 bis 2005 vor. Im Jahr 2003 lagen die Zuweisungen<br />
bei 3,73 Mrd. Euro . Da der EEF nicht Teil des Haushalts<br />
der EU Kommission ist, untersteht er auch nicht der<br />
Kontrolle des Europäischen Parlaments.<br />
Humanitäre Hilfe – das Büro für Humanitäre Hilfe<br />
(ECHO) erhielt 2003 586 Mio. Euro aus dem EU<br />
Haushalt.<br />
Die Verantwortlichkeit für die europäische EZ teilen sich<br />
zwei Generaldirektorate:<br />
Entwicklung (unter der Leitung des ehemaligen<br />
belgischen Außenministers Louis Michel), zuständig<br />
für die Zusammenarbeit mit den AKP Staaten<br />
und die Humanitäre Hilfe und<br />
Außenbeziehungen (unter der Leitung der ehemaligen<br />
österreichischen Außenministerin Benita<br />
Ferrero-Waldner), zuständig für die Nicht-AKP<br />
Staaten.
Einen Orientierungsrahmen für die europäische EZ liefern<br />
Länder Strategiepapiere (Country Strategy Papers, CSP),<br />
mit deren Ausarbeitung Ende 2000 begonnen wurde. Unter<br />
der Leitung der EU Delegationen sind daran die nationale<br />
Regierung, EU Mitgliedstaaten, andere bi- und multilaterale<br />
Geber und, wenn möglich, Vertreter der Zivilgesellschaft<br />
beteiligt. Von dieser „Möglichkeit“ wurde aber bislang nur in<br />
wenigen Fällen Gebrauch gemacht.<br />
Auf der Basis einer Bestandsaufnahme der politischen,<br />
wirtschaftlichen und sozialen Situation eines Landes sowie<br />
einer Einschätzung der nationalen Entwicklungsstrategie<br />
werden die Handlungsfelder der europäischen EZ skizziert.<br />
Die soll sich auf ausgewählte Schwerpunkte konzentrieren,<br />
für die auch die ungefähre Summe genannt wird, die für<br />
diese Bereiche in den nächsten Jahren (maximal fünf) zur<br />
Verfügung gestellt wird.<br />
Nachdem sich die EU Kommission und ein Partnerland auf<br />
ein CSP geeinigt haben, wird es einem beim Europarat angesiedelten<br />
Komitee der Mitgliedstaaten vorgelegt.Die Zustimmung<br />
ist meistens nur eine Formalie. Doch die Kommission<br />
kann auch gebeten werden, Änderungen an der Strategie<br />
vorzunehmen oder Schwerpunkte anders zu gewichten.<br />
Wenn das CSP verabschiedet ist, bereitet EuropeAid gemeinsam<br />
mit der jeweiligen EU Delegation eine Liste von Projekten<br />
vor, die gefördert werden sollen. Nach der Zustimmung<br />
durch das Generaldirektorat Entwicklung (AKP Staaten)<br />
oder Außenbeziehung (alle anderen Staaten) sind Europe-<br />
Aid und die Delegationen für Auftragsvergabe, Durchführung<br />
und Kontrolle zuständig.<br />
Bei Vorhaben ab einer Summe von zwei Millionen Euro liegt<br />
die Zustimmung bei Management-Komitees (EEF-Komitee<br />
für die AKP Staaten und ALA-Komitee für Asien und Lateinamerika),<br />
die von dem Mitgliedstaaten besetzt sind. Allerdings<br />
erhalten sie die Vorschläge relativ kurzfristig, so dass<br />
für eine genauere Prüfung kaum Zeit bleibt.<br />
Wenn ein Projekt einmal begonnen wurde, lässt es sich<br />
kaum noch stoppen – selbst wenn negative Auswirkungen<br />
deutlich werden (Ähnliches gilt übrigens für Weltbankprojekte).<br />
Ein Grund sind unflexible Regelungen, denen zu Folge<br />
die Mittel für ein eingestelltes Projekt in den allgemeinen<br />
Haushalt zurückfließen und nicht automatisch für besser<br />
konzipierte Vorhaben im selben Sektor zur Verfügung stehen.<br />
3.3<br />
Die EU und Wald<br />
Das große öffentliche Interesse an der zunehmenden<br />
Zerstörung der Tropenwälder brachte das Thema Ende der<br />
80er Jahre auch auf die politische Tagesordnung der EU.<br />
Das Europäische Parlament befasste sich in zahlreichen<br />
Berichten und Resolutionen mit den Problemen der Entwaldung.<br />
Die Kommission reagierte 1989 mit einer Stellungnahme,<br />
die erstmals eine Rolle der EU beim Erhalt der<br />
Tropenwälder definierte 51 . 1999 wurde sie mit der Stellungnahme<br />
„Forests and Development: The EC approach“<br />
aktualisiert 52 . Der Versuch, dies in eine verbindliche Wald-<br />
Strategie der EU umzusetzen, stockt seit mehreren Jahren.<br />
Ein erster, vielversprechender Entwurf wurde mit NRO<br />
diskutiert, dann aber durch eine deutlich schlechtere Version<br />
ersetzt. Selbst die verschwand kurze Zeit später in den<br />
Schubladen der Kommission und ist bis heute nicht wieder<br />
aufgetaucht.<br />
Auf die Forderung des Europäischen Parlaments nach sichtbaren<br />
Aktivitäten vor Ort entstand 1991 die Tropenwald-<br />
Budgetlinie. Für den Zeitraum von 2000 bis 2006 wurden<br />
249 Mio. Euro bereitgestellt 53 . Pro Jahr werden etwa 35<br />
Mio. Euro im Rahmen von Projektanträgen vergeben, die<br />
von zivilgesellschaftlichen Organisationen gestellt werden<br />
können.<br />
Auch wenn in den oben genannten Dokumenten die vielfältigen<br />
Leistungen der Wälder für die globale Umwelt, die<br />
nationalen Volkswirtschaften und insbesondere die lokale<br />
Bevölkerung betont werden, finden sie in den Länderstrategiepapieren<br />
kaum Erwähnung.<br />
In ganzen acht Länderstrategiepapieren (und der<br />
Regionalstrategie für Zentralafrika) wird ihnen ein<br />
eigener Abschnitt gewidmet 54 .<br />
In einem einzigen Land (Indonesien) stellen der Schutz<br />
und die nachhaltige Nutzung von Wäldern einen eigenen<br />
Förderschwerpunkt dar.<br />
In sechs Ländern ist dies ein Element innerhalb eines<br />
anderen Schwerpunkts 55 .<br />
In ganzen acht Länderstrategiepapieren wird Wäldern ein<br />
eigener Abschnitt gewidmet.<br />
Dementsprechend gering ist die Zahl der Projekte im Waldsektor<br />
(außerhalb der Tropenwald-Budgetlinie und der<br />
NRO-Kofinanzierung). Im Zeitraum von 2000 bis 2003<br />
wurden 12 Projekte mit einem Volumen von 97,5 Mio. Euro
ewilligt. Drei davon stellen Mittel für die Fortsetzung eines<br />
regionalen Waldschutzprogramms in Zentralafrika bereit<br />
(25,7 Mio. Euro ), der Rest verteilt sich auf Botswana, China,<br />
Guinea, Indien, Indonesien, Tschad, Uganda und Zambia;<br />
wobei die Inhalte von forstpolitischer Beratung über Brennholznutzung<br />
bis zu Naturwaldbewirtschaftung und partizipativem<br />
Management reichen.<br />
Während dem überwiegenden Teil der über die Tropenwald-<br />
Budgetlinie finanzierten Projekte hohe Effektivität und eine<br />
gute Beteiligung der lokalen Partner bescheinigt wurde 56 ,<br />
lässt sich dies für die bilaterale Zusammenarbeit der EU mit<br />
Regierungen nicht sagen.<br />
3.4<br />
Beispiel Indonesien<br />
Bei den Verhandlungen über ein Länderstrategiepapier<br />
wurden zwei Schwerpunkte für die Zusammenarbeit der<br />
EU mit der Regierung von Indonesien im Zeitraum von 2002<br />
bis 2006 festgelegt: gute Regierungsführung sowie der<br />
Erhalt und die nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen.<br />
Das Waldprogramm setzt sich aus größeren und<br />
mittleren Projekten zusammen, die im Rahmen der bilateralen<br />
Zusammenarbeit der EU finanziert werden. Über die<br />
Tropenwald-Budgetlinie werden sie durch kleinere Projekte<br />
flankiert.<br />
Die Ergebnisse blieben aber so weit hinter den Erwartungen<br />
zurück, dass die Europäische Kommission 2004 beschloss,<br />
2005 und 2006 keine weiteren Waldprojekte zu fördern und<br />
die Ursachen der Fehlschläge zu untersuchen 57 . Die Entscheidung,<br />
ob im Zeitraum von 2007 bis 2011 wieder Waldprojekte<br />
finanziert werden, hängt vom Ergebnis der laufenden<br />
Diskussionen zwischen der EU und der Regierung von Indonesien<br />
über die Fortschreibung der Länderstrategie ab. Sie<br />
soll bis Ende 2005 abgeschlossen sein.<br />
Mangelnde Transparenz und die fehlende Bereitstellung<br />
wichtiger Projektinformationen machen eine unabhängige<br />
Kontrolle so gut wie unmöglich. Dort aber, wo Projekte<br />
überprüft wurden, traten gravierende Mängel zu Tage.<br />
2004 wurde das South Central Kalimantan Production Forest<br />
Project abgeschlossen. Über sieben Jahre und mit einer<br />
Summe von 39 Mio. Euro sollte in zwei Konzessionsgebieten<br />
eine nachhaltige Waldwirtschaft etabliert und die<br />
Erfahrungen auf andere Standorte übertragen worden sein.<br />
Doch die von den Projektverantwortlichen dargestellten<br />
Ergebnisse wichen deutlich von dem ab, was indonesische<br />
NRO vor Ort vorfanden 58 :<br />
Während der siebenjährigen Projektlaufzeit gelang<br />
es nicht, über eine Problemanalyse hinauszukommen. Ein<br />
Managementplan für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />
konnte nicht erstellt, geschweige denn umgesetzt werden.<br />
Zwar wurden Maßnahmen getroffen, um Waldbrände<br />
einzudämmen, Biodiversität zu kartieren und die<br />
Auswirkungen des Holzeinschlags zu verringern, doch<br />
währenddessen hat der illegale Holzeinschlag so weit zugenommen,<br />
dass der Betrieb der Konzessionen wirtschaftlich<br />
nicht mehr tragfähig ist.<br />
Wichtige Projektziele wie die Verbesserung der<br />
Lebensbedingungen der im Konzessionsgebiet leben<br />
den Dorfgemeinschaften und ihre Beteiligung im Rahmen<br />
eines partizipativen Management wurden nicht erreicht.<br />
Die Dorfbewohner hatten nicht den Eindruck, dass ihre<br />
Bedürfnisse ernst genommen würden. Die vom Projekt<br />
eingestellten Dorfberater waren keine Einheimischen und<br />
hatten Schwierigkeiten, sich an die örtlichen sozialen und<br />
kulturellen Gegebenheiten anzupassen.<br />
Mit dem Bau neuer Strassen beginnt häufig die Besiedlung<br />
bislang unzugänglicher Waldgebiete. Umweltverträglichkeitsprüfungen<br />
müssen diese Folgewirkungen deutlich<br />
stärker in Betracht ziehen.<br />
Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv
Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv<br />
Im Laufe des Projektes wurden 191 Studien und<br />
Arbeitspapiere erstellt. Es wurde aber nicht für nötig befunden,<br />
die lokale Bevölkerung über deren Ergebnisse zu<br />
informieren.<br />
Die Distrikt-Forstbehörde wurde nur unzulänglich<br />
in die Projektaktivitäten einbezogen. Es wurde auch nicht<br />
berücksichtigt, dass sie nach einer Verwaltungsreform<br />
während der Projektlaufzeit größere Kompetenzen erhielt.<br />
In Indonesien werden mehr als 80 Prozent des Holzes<br />
illegal eingeschlagen. In EU-Projekten wird das Problem<br />
bislang weitgehend ausgeblendet.<br />
Nachdem weder Distriktregierung, noch NRO oder Vertreter<br />
der lokalen Bevölkerung an der Projektplanung beteiligt<br />
waren, führte eine pseudopartizipative Durchführung<br />
schließlich zum Scheitern des Projektes. Erschwerend<br />
kommt hinzu, dass eine finanzielle Kontrolle der Projekte<br />
nicht möglich ist, denn die Zuschüsse der EU werden nicht<br />
im Staatshaushalt verbucht. Laut EU werden alle Abrechnungen<br />
von unabhängigen Buchprüfern kontrolliert. Deren<br />
Berichte werden aber als vertraulich eingestuft und stehen<br />
der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung.<br />
3.5<br />
Negative Auswirkungen anderer Sektoren<br />
Eine Untersuchung der Länderstrategiepapiere von 40 AKP<br />
Staaten zeigt, dass der Transportsektor (und hier insbesondere<br />
der Straßenbau) häufig der wichtigste Förderschwerpunkt<br />
ist 59 . In 19 afrikanischen Ländern liegt er im Durchschnitt<br />
bei knapp 50 Prozent, in waldreichen Ländern wie<br />
Gabun oder Kamerun sogar deutlich darüber. Eine nachvollziehbare<br />
Begründung hierfür fehlt aber in den meisten<br />
Fällen. Auch die Versuche, sie als Beitrag zur Armutsbekämpfung<br />
darzustellen, sind wenig überzeugend. Selten<br />
finden sich Kosten-Nutzen-Rechnungen oder eine Risikoabschätzung<br />
60 . Für Multi-Millionen-Euro Programme mit<br />
hohen potenziellen Gefahren für die Umwelt kann das<br />
nicht ausreichen.<br />
Die Ursachen für ökologische Folgeschäden von Straßenbauprojekte<br />
können auch in den Nachbarstaaten liegen.<br />
So wird der in Bolivien geplante Ausbau einer Straße von<br />
Santa Cruz bis zur brasilianischen Grenze den bolivianischen<br />
Tieflandwald für den boomenden Holzmarkt im Süden<br />
Brasiliens öffnen. Er wird dann besser erreichbar sein als<br />
viele Teile Amazoniens. Klassische Umweltverträglichkeitsprüfungen<br />
sind nicht in der Lage, diese Wirkungen ausreichend<br />
darzustellen. Sie sind aber häufig die einzigen<br />
Safeguards, die in CSP gefordert werden.<br />
3.6<br />
Fazit und Forderungen
EU Wald-Strategie<br />
Die Ausarbeitung einer Wald-Strategie der EU, die verbindliche<br />
Vorgaben für die Durchführung von Projekten der EU im<br />
Waldsektor macht, ist in eine Sackgasse geraten.<br />
Die Bundesregierung muss sich massiv dafür<br />
einsetzen, dass dieser Prozess fortgesetzt wird und dass innerhalb<br />
der EU-Waldstrategie Safeguards formuliert werden,<br />
die nicht hinter den ökologischen und sozialen Mindeststandards<br />
des Waldsektorkonzepts des BMZ zurückbleiben.<br />
Umweltaspekte in Länderstrategien<br />
Trotz einheitlicher Richtlinien für die Erstellung der Länderstrategiepapiere<br />
(CSP) gibt es hier deutliche Unterschiede,<br />
insbesondere bei der Analyse der Ausgangssituation. Eine<br />
Beurteilung der ökologischen Bedingungen wird bislang<br />
nicht verlangt, was dem Mainstreaming von Umweltaspekten<br />
in allen EU Programmen widerspricht. Die Bundesregierung<br />
soll sich deshalb dafür einsetzen, dass<br />
ein Umweltprofil, das die Verbindungen zwischen<br />
den natürlichen Ressourcen eines Landes, der sozialen Situation<br />
und den Potenzialen für eine nachhaltige Entwicklung<br />
deutlich macht, zu einem verbindlichen Element von CSP wird.<br />
die Auswahl der Förderschwerpunkte innerhalb der<br />
CSP begründet werden. Insbesondere muss gezeigt werden,<br />
welchen Beitrag der Förderschwerpunkt zu einer nachhaltigen<br />
Entwicklung und der Bekämpfung der Armut leistet.<br />
Alle Projekte innerhalb der Förderschwerpunkte<br />
müssen auf ihre sozialen und ökologischen Auswirkungen<br />
geprüft werden. Insbesondere makroökonomische und<br />
Infrastrukturprojekte dürfen nicht ohne eine vorherige Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
begonnen werden.<br />
Transparenz und stärke Beteiligung auf allen Ebenen<br />
Die Übernahme eigener Verantwortung (country ownership)<br />
ist ein zentrales Element bei der Formulierung von Länderstrategien.<br />
Dies bleibt aber eine Ownership der regierenden<br />
Elite, wenn nicht eine direkte und transparente Beteiligung<br />
zivilgesellschaftlicher Gruppen (NRO, indigene Organisationen,<br />
Wissenschaftler u.a.) sichergestellt wird.<br />
Bei der Überarbeitung der CSP muss eine umfassende<br />
Beteiligung zivilgesellschaftlicher Gruppen ebenso<br />
gewährleistet werden wie bei der Begleitung der Umsetzung.<br />
Im Rahmen der CSP müssen ausreichende Mittel<br />
bereitgestellt werden, um weitere zivilgesellschaftliche<br />
Gruppen zu befähigen, sich aktiv am Monitoring laufender<br />
Projekte und der Fortschreibung der Strategien zu beteiligen.
Umweltverträglichkeitsprüfungen für geplante<br />
Projekte müssen eine umfassende Beteiligung der von<br />
den Vorhaben betroffenen Bevölkerung sicherstellen und<br />
diesen Beteiligungsprozess angemessen dokumentieren.<br />
Durch die frühzeitige Bereitstellung von Informationen<br />
über Projektplanung, jährliche Überprüfungen und<br />
Evaluationen muss größere Transparenz bei der Umsetzung<br />
der Länderprogramme hergestellt werden.<br />
In Ländern, in denen zivilgesellschaftliche Gruppen<br />
keine ausreichende Möglichkeit zur freien Meinungsäußerung<br />
haben, muss die Beteiligung von NRO, die ihren<br />
Sitz außerhalb des Landes haben, aktiv gesucht werden.<br />
Der Einfluss des Europäischen Parlaments auf die Entwicklungszusammenarbeit<br />
der EU ist bislang auf die Verabschiedung<br />
und Kontrolle von Haushaltsansätzen beschränkt.<br />
Selbst dies ist auf Grund ungenügender Informationen<br />
häufig nicht möglich.<br />
Der Europäische Entwicklungsfonds muss in den<br />
EU Haushalt integriert und die Kontrollmöglichkeiten des<br />
Europäischen Parlaments verbessert werden.<br />
An den Entscheidungen über Länderstrategien der<br />
europäischen EZ (CSP) muss auch das Europäische Parlament<br />
beteiligt werden.<br />
Auf Anfrage müssen dem Europäischen Parlament<br />
alle Informationen über laufende und geplante Projekte<br />
zur Verfügung gestellt werden, so dass es sich ein umfassendes<br />
Bild über die Umsetzung der Länderstrategien<br />
machen kann.<br />
Auch die Mitgliedstaaten sind an der Kontrolle laufender<br />
Projekte nicht beteiligt. Sie erhalten für jedes Land nur<br />
einen Jahresbericht mit den Finanzdaten und Kurzinformationen<br />
über die bewilligten Projekte. Diese reichen nicht<br />
aus, um bei Fehlentwicklungen genauer zu prüfen.<br />
Informationen über Projekte müssen bereits im<br />
Vorfeld vorliegen, um die Vertreter der Mitgliedstaaten in<br />
den für die Zustimmung zuständigen Komitees frühzeitig<br />
informieren zu können.<br />
Die Bundesregierung wird aufgefordert, keinem<br />
Projekt zuzustimmen, das die ökologischen und sozialen<br />
Mindeststandards des Waldsektorkonzepts des BMZ nicht<br />
erfüllt.
0<br />
Teil C
1<br />
Deutsche Waldpolitik –<br />
Vom Nationalen Waldprogramm zum Urwaldschutzgesetz
Inhalt<br />
1. Ausgangssituation 83<br />
1.1 Das Nationale Waldprogramm Deutschland 83<br />
1.2 Forstprogramm statt Waldpolitik 85<br />
1.3 Unzureichende Problemanalysen 85<br />
1.4 Monitoring ohne Ergebnis 86<br />
1.5 Fazit und Forderungen 86<br />
2. Deutschlands Verantwortung für die Wälder weltweit 87<br />
2.1 Illegaler Holzeinschlag und Holzhandel 87<br />
2.2 Wie reagieren die Verantwortlichen? 87<br />
2.2.1 Holzhandel 87<br />
2.2.2 Europäische Union 88<br />
2.2.3 Zusätzliche Aktivitäten der Bundesregierung 88<br />
2.2.3.1 Urwaldschutzgesetz 88<br />
2.2.3.2 Beschaffungsrichtlinien 89<br />
2.3 Fazit und Forderungen 89
1. Ausgangssituation<br />
Die Analyse des Zustandes des deutschen Waldes oder<br />
der deutschen Forstwirtschaft ist nicht Gegenstand dieses<br />
Berichtes. Hier geht es in erster Linie um die Betrachtung<br />
deutscher Handlungsverantwortung im Kontext internationaler<br />
Verabredungen zum globalen Waldschutz. Zum besseren<br />
Verständnis des sog. Nationalen Waldprogramms<br />
muss dennoch eine kurze Einschätzung zur Situation des<br />
deutschen Waldes vorangestellt werden.<br />
Ohne Frage darf man den deutschen Wald nicht mit jenen<br />
riesigen Monokulturen vergleichen, die in Ländern wie<br />
Brasilien, Indonesien oder Südafrika ganze Landschaften<br />
prägen. In einer Reihe von Regionen werden deutsche<br />
Forsten schon seit längerem zu naturnäheren Laubmischwäldern<br />
umgebaut. Eine wachsende Zahl von Forstwirtschaftsbetriebe<br />
kann von sich heute behaupten, ökologischen<br />
Waldbau zu betreiben.<br />
Prägend für den deutschen Wald wie die deutsche Forstwirtschaft,<br />
die sich rühmt, in Sachen nachhaltiger Waldbewirtschaftung<br />
führend in der Welt zu sein, sind solche<br />
Entwicklungen allerdings nicht. Von dem Ziel einer naturnahen<br />
Bewirtschaftung auf der gesamten Fläche ist man<br />
immer noch weit entfernt. Der deutsche Forst besteht<br />
immer noch überwiegend aus standortfremden Nadelholzreinbeständen<br />
(Fichte, Kiefer) und Altersklassenwäldern<br />
(plantagenartige und artenarme Bestände mit Bäumen<br />
gleichen Alters). Mit dem Ergebnis, dass die Forstwirtschaft<br />
unverändert – nach der Landwirtschaft – als die zweitwichtigste<br />
Ursache für die existenzgefährdende Bedrohung<br />
seltener Tier- und Pflanzenarten gilt.<br />
Neue Waldschutzgebiete werden kaum ausgewiesen Weniger<br />
als ein Prozent des deutschen Waldes sind geschützt und<br />
frei von forstlichen Eingriffen. Unser Land verfügt nicht<br />
über einen einzigen Quadratmeter, der die Bezeichnung<br />
Urwald im Klimaxstadium wirklich verdient. In diesen Punkten<br />
sind viele Entwicklungsländer Deutschland weit voraus.<br />
Anzumerken ist in diesem Zusammenhang auch, dass die<br />
Bundesrepublik mitten im natürlichen Kernverbreitungsgebiet<br />
von Buchen- und Buchenmischwäldern liegt. Unser<br />
Land trägt mithin eine besondere globale Verantwortung<br />
zum Erhalt dieser Waldformationen – einer Verantwortung,<br />
der wir nur höchst ungenügend nachkommen.<br />
Die bei uns gängige Waldbewirtschaftung wird von forstlicher<br />
Seite als „multifunktional“ bezeichnet. Neben der<br />
nachhaltigen Produktion des Rohstoffes Holz erfüllen<br />
demnach Wälder gleichzeitig vielfältige Schutz-, Nutz-<br />
Aufforstung im Schwarzwald:<br />
Nadelholzreinbestände prägen vielerorts immer<br />
noch das Bild vom deutschen Wald.<br />
und Erholungsfunktionen. Die oben genannten Fakten<br />
belegen jedoch, dass die konventionelle Forstwirtschaft<br />
keineswegs als ökologisch nachhaltig gelten kann.<br />
Für die Gesellschaft haben Waldleistungen wie Erholungswert,<br />
Trinkwasserschutz oder Naturschutz heute eine<br />
größere Bedeutung als je zuvor. Berechnungen, die Mitte<br />
der 90er Jahre in Hessen 1 (und kürzlich in der Schweiz 2 )<br />
angestellt wurden, beziffern den Wert der Gesamtleistungen<br />
von Wäldern auf das Fünf- bis Sechsfache der Erlöse<br />
durch den Holzverkauf. Die meisten der nicht-forstlichen<br />
Leistungen erfahren allerdings für den privaten Waldbesitzer<br />
keinerlei Inwertsetzung. Der Zustand des deutschen<br />
Waldes ist auch eine Konsequenz dieser Disparität.<br />
1.1.<br />
Das Nationale Waldprogramm Deutschland<br />
Vor diesem Hintergrund ist die Einrichtung des „Nationalen<br />
Waldprogramms Deutschland“ (NWP) zu sehen, mit dem<br />
nicht nur Auflagen internationaler Vereinbarungen erfüllt,<br />
sondern auch die Situation des Waldes und der Forstbetriebe<br />
im Land verbessert werden soll. Im September 1999<br />
hatte das Bundeslandwirtschaftsministerium 3 Vertreter der<br />
Bundesländer, Institutionen und Verbände eingeladen, an<br />
einem offenen Diskussionsprozess über die Ausrichtung<br />
der künftigen Waldpolitik der Bundesrepublik Deutschland<br />
teilzunehmen.<br />
Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv
Wälder haben viele Funktionen - doch die Produktion von Holz<br />
steht für viele immer noch im Vordergrund.<br />
NWPs sollen helfen, ein Ziel umzusetzen, zu dem sich die<br />
Staatengemeinschaft auf der Konferenz für Umwelt und<br />
Entwicklung der Vereinten Nationen (UNCED) 1992 in Rio<br />
de Janeiro verpflichtet hatte. Mit dem Kapitel 11 ihres Aktionsprogramms<br />
”Agenda 21“und mit der Walderklärung<br />
hatte sich die UNCED für den wirksamen Schutz und<br />
eine nachhaltige Bewirtschaftung aller Wälder der Erde<br />
ausgesprochen. Jedes Land soll dieser Verpflichtung im<br />
nationalen wie internationalen Verantwortungsbereich<br />
durch entsprechende Politiken nachkommen.<br />
Internationale Waldpolitik seit Rio – IPF, IFF und UNFF<br />
Um die Beschlüsse der Rio Konferenz im Bezug auf die<br />
Waldbewirtschaftung besser umsetzen zu können, wurde<br />
1995 der Zwischenstaatliche Waldausschuss (Intergovernmental<br />
Panel on Forests, IPF) gegründet. 1997 legte der<br />
IPF ein von der internationalen Gemeinschaft verhandeltes<br />
Aktionspaket vor. Die IPF-Handlungsempfehlungen beinhalten<br />
neben der Erarbeitung nationaler Waldprogramme<br />
auch Vorschläge zur Bekämpfung der Ursachen von Waldzerstörung,<br />
die Beachtung traditioneller Waldnutzungskonzepte<br />
und Maßnahmen gegen Luftverschmutzung und<br />
Wüstenbildung. Als Nachfolger des IPF wurde 1997 das<br />
Zwischenstaatliche Waldforum (Intergovernmental Forum<br />
on Forests, IFF) eingerichtet. Seit 1999 wird dessen Arbeit<br />
vom Waldforum der Vereinten Nationen (United Nations<br />
Forum on Forests, UNFF) fortgesetzt. Die Interessen der<br />
Bundesregierung werden in diesen UN-Foren vom Bundeslandwirtschaftsministerium<br />
vertreten.<br />
Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv<br />
Mit Holz aus illegalem Einschlag<br />
können deutsche Forstbetriebe<br />
nicht konkurrieren.<br />
Waldprogramme sind fortlaufende Dialog- wie Umsetzungsprozesse.<br />
Die Entwicklung einer nationalen Strategie zum<br />
Umgang mit Wäldern soll in einem offenen Prozess stattfinden,<br />
an dem alle interessierten gesellschaftlichen Gruppen<br />
zu beteiligen sind. National sind sie, weil ausschließlich<br />
nationale Interessengruppen am Prozess beteiligt sind<br />
und die Handlungsempfehlungen sich an nationale<br />
Entscheidungsträger (z.B. Gesetzgeber und Behörden)<br />
richten, die für Umsetzung, Finanzierung und Kontrolle<br />
verantwortlich sind.<br />
Dennoch dürfen gemäß der „Agenda 21“ nicht nur Themen<br />
und Verantwortungsbereiche behandelt werden, die den<br />
heimischen Wald betreffen. Deutschland ist (s. z. B. Teil A,<br />
S. 11 ff) ein wichtiger Importeur von Holz und Holzprodukten,<br />
was sich massiv auf die Wälder anderer Regionen auswirkt.<br />
Umgekehrt sind deutsche Waldbesitzer und Holzverarbeiter<br />
von der Waldpolitik anderer Länder betroffen, wenn<br />
zum Beispiel illegal eingeschlagenes Holz importiert wird.<br />
Das NWP ist also beispielsweise gefordert, sich mit der Frage<br />
gesetzlicher Regelung zur Eindämmung der Einfuhr illegal<br />
eingeschlagenen Holzes zu kümmern, hat Maßgaben zu<br />
definieren für die Vertretungen unseres Landes in internationalen<br />
Institutionen wie FAO, IWF oder Weltbank. Ebenso<br />
sind hier Syndrome aufzugreifen, die von Außen auf den<br />
Wald Einfluss nehmen, z.B. Themen wie Luftschadstoffe,<br />
Klimawandel oder auch Steuerpolitik
1.2.<br />
Forstprogramm statt Waldpolitik<br />
Der bisherige Prozess des NWP kann summarisch bestenfalls<br />
als halbherzig charakterisiert werden.<br />
In seiner ersten Phase (1999-2000) wurde es vom federführenden<br />
Ministerium BMELV (Bundesministerium für<br />
Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz) sogar<br />
noch einseitig als „Nationales Forstprogramm Deutschland“<br />
bezeichnet und seine Zielsetzung nicht nur vor dem<br />
Hintergrund der internationalen Vorgaben, sondern auch<br />
gemessen an der deutschen Verantwortung für die Nutzung<br />
globaler Waldressourcen sehr defensiv formuliert.<br />
Noch im Abschlussdokument der ersten Phase heißt es:<br />
„Ein Nationales Forstprogramm versteht sich nicht als<br />
operationales, fachpolitisches Programm im engeren Sinne.<br />
Vielmehr wird hierunter ein fortdauernder Dialog verstanden,<br />
der eine Basis für einen gesellschaftlichen Konsens<br />
zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung bereiten soll.“<br />
An Stelle einer unverbindlichen Diskussionsrunde fordern<br />
die beteiligten Umweltverbände ein konsequent umsetzungsorientiertes<br />
Programm. Aber bis heute ist nicht ausreichend<br />
geklärt, welchen politischen Stellenwert das NWP einnehmen<br />
soll. Dabei ist der Grad an Verbindlichkeit beschlossener<br />
Handlungsempfehlungen eine wichtige Voraussetzung für<br />
die engagierte Beteiligung aller Teilnehmer des Prozesses.<br />
Erst nach heftigen Diskussionen und auf Druck vor allem<br />
der Umweltverbände wurde der Name in „Nationales<br />
Waldprogramm Deutschland“ geändert 3 .<br />
1.3.<br />
Beschaffungsrichtlinie können den Einsatz von Holz<br />
aus nachhaltiger Nutzung verbindlich machen.<br />
Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv<br />
Unzureichende Problemanalysen<br />
Für die erste Verhandlungsphase des Nationalen<br />
Waldprogramm Deutschland wurden fünf<br />
Schwerpunktthemen ausgewählt:<br />
Wald und Gesellschaft<br />
Wald und Biologische Vielfalt<br />
Die Rolle des Waldes im globalen Kohlenstoffhaushalt<br />
Bedeutung des nachwachsenden Rohstoffes Holz<br />
Beitrag der Forst- und Holzwirtschaft zur Entwicklung<br />
ländlicher Räume<br />
Vom BMELV wurden dazu Grundlagenpapiere in Auftrag gegeben,<br />
an deren Erarbeitung allerdings nicht alle Interessengruppen<br />
beteiligt wurden. Deutlich wird dies u.a. in den<br />
Problemanalysen, in denen der Zustand und die Praxis der<br />
deutschen Forstwirtschaft in vorteilhaftester Weise dargestellt<br />
und einige Probleme bewusst ausgeklammert wurden.<br />
So werden zum Beispiel die durch Erholungssuchende<br />
jährlich verursachten Kosten (z.B. Müll im Wald) zwar relativ<br />
genau beziffert. Über die Höhe der jährlich durch zu hohe<br />
Schalenwildbestände angerichteten Schäden schweigt man<br />
sich dagegen aus.<br />
Im Vordergrund der gesamten Debatte stand die Rolle des<br />
Waldes als Holzproduzent. Die Bedeutung der Wälder als<br />
Klimaregler, als Erholungsraum, für den vorsorgenden Hochwasserschutz<br />
oder als existenzieller Lebensraum für Tierund<br />
Pflanzenarten wurde stark vernachlässigt. Ebenso<br />
wenig behandelt wird der Einfluss Deutschlands und deutscher<br />
Akteure auf die Wälder weltweit oder Auswirkungen<br />
von nichtforstlichen gesellschaftlichen Aktivitäten wie<br />
Verkehr, Tourismus, Energieversorgung oder Jagd.
Nach neun Runden Tischen sollte als Ergebnis ein enttäuschend<br />
schwaches Papier veröffentlicht werden, dem mehrere<br />
Umweltverbände ihre Zustimmung verweigerten. Mit<br />
ihrem Appell für ein Nationales Waldprogramm Deutschland<br />
forderten sie die Bundesregierung im März 2001 auf,<br />
ein NWP zu verfolgen, das im Sinne der internationalen<br />
Vorgaben seinen Namen wirklich verdient.<br />
Einige dieser Forderungen wurden mit Beginn der zweiten<br />
Phase des NWP (2001-2003) aufgegriffen und wichtige<br />
Verfahrensfragen erörtert. So wurde versucht, die beteiligten<br />
gesellschaftlichen Gruppen stärker in die Ausarbeitung<br />
der Grundlagenpapiere einzubinden. Außerdem wurden<br />
klarere Zielvorgaben vereinbart und den jeweiligen Handlungsempfehlungen<br />
geeignete Akteure und Verantwortlichkeiten<br />
zugeordnet.<br />
Die Arbeit konzentrierte sich auf die folgenden fünf<br />
Schwerpunktthemen:<br />
Wald und internationale Zusammenarbeit /<br />
Internationaler Handel<br />
Biodiversität, Waldbewirtschaftung und Naturschutz<br />
Forstpolitische Instrumentenwahl<br />
Ökonomische Bedeutung der Forst- und Holzwirtschaft<br />
Neue Rolle(n) des Waldes.<br />
Sie bilden den Rahmen für insgesamt 182 Handlungsempfehlungen,<br />
die bis Oktober 2003 erarbeitet wurden und bis<br />
heute aktueller Stand der Diskussion sind. Was unverändert<br />
fehlt, ist ein Zeitplan für die Umsetzung der beschlossenen<br />
Maßnahmen. Ebenso wenig ist ihre Finanzierung geklärt.<br />
Allerdings wurde ein Monitoringprozess eingeführt, der die<br />
Teilnehmer über ihre Aktivitäten zu verschiedenen Handlungsvorschlägen<br />
des NWP befragt und die Ergebnisse<br />
dieser Befragung veröffentlicht 5 .<br />
1.4.<br />
Monitoring ohne Ergebnis<br />
Um den Einfluss des NWP im politischen Raum und in der<br />
Öffentlichkeit zu verbessern, beauftragte der 16. Runde<br />
Tisch im November 2004 eine Arbeitsgruppe aus dem<br />
Teilnehmerkreis, eine überschaubare Zahl von Kernempfehlungen<br />
zu erarbeiten. Die Ergebnisse wurden ein Jahr<br />
später beim 17. Runden Tisch vorgelegt. Doch statt konkreter<br />
Handlungsempfehlungen enthielt der Katalog nur elf<br />
zusammenfassende und weitgehend unkonkrete Aussagen.<br />
Für die weitere Arbeit wurden weder Akteure benannt,<br />
noch Zeitpläne oder Indikatoren für die Umsetzung der<br />
Empfehlungen formuliert. Das Ziel, der Politik konkrete<br />
Forderungen zur Verbesserung der Situation des Waldes<br />
und der Forstbetriebe vorzulegen, hatte man völlig aus den<br />
Augen verloren. Die Umweltverbände mussten das Papier<br />
erneut ablehnen. Im Laufe des Jahres 2006 soll nun eine<br />
paritätisch besetzte Arbeitsgruppe das Papier verbessern.<br />
1.5.<br />
Fazit und Forderungen<br />
Bald sieben Jahre nach Beginn des nationalen Waldprogramms<br />
liegt als Ergebnis nicht mehr vor als eine Liste von<br />
gut 180 Handlungsanforderungen, von denen noch keine<br />
einzige im verantwortlichen Rahmen politisch reflektiert,<br />
geschweige denn umgesetzt wurde.<br />
Aus Sicht der deutschen Umweltverbände sollten jeder<br />
der elf Kernempfehlungen zwei bis drei konkrete Handlungsempfehlungen<br />
aus dem NWP zugeordnet werden. Damit<br />
wäre eine klar definierte Aufgabenstellung für die Regierung<br />
und andere Verantwortliche verbunden. Hierfür ist ein<br />
verbindlicher Zeitplan festzulegen.<br />
Von Seiten der Umweltverbände werden einige Handlungsempfehlungen<br />
als besonders wichtig und dringlich betrachtet<br />
(in Klammern die Nummern der Empfehlungen, die unter<br />
www.nwp-online.de eingesehen werden können):<br />
Analyse der Auswirkungen der inländischen Nachfrage<br />
auf die Wälder in anderen Ländern und Förderung<br />
nachhaltigen Konsumverhaltens (18)<br />
Unterstützung von Gesetzen zur Verhinderung rechtswidriger<br />
Handlungen in Wäldern, insbesondere von<br />
illegalem Holzeinschlag und Wilderei (26)<br />
Verweigerung von Hermes-Bürgschaften für Investitionen,<br />
die zur illegalen Holznutzung und zur Waldzerstörung<br />
in anderen Ländern beitragen (36)<br />
Gewährleistung, dass bei öffentlicher Beschaffung<br />
die Nutzung von Holz oder Holzprodukten aus illegalen<br />
Quellen und damit aus Urwaldzerstörung ausgeschlossen<br />
ist (39, 38, 44)<br />
Beseitigung schädlicher Subventionen, die zur Urwaldvernichtung<br />
beitragen, auch im Rahmen von Handelsmaßnahmen<br />
und Entwicklungszusammenarbeit<br />
(49, 19, 20)<br />
Bejagung des Schalenwilds mit dem Ziel, den Wildbestand<br />
an die natürliche Lebensraumkapazität anzupassen<br />
und die natürliche Verjüngung der heimischen<br />
Baumarten zu sichern (79)<br />
Die Förderung der Forstwirtschaft sollte stärker auf<br />
gesellschaftliche und ökologische Leistungen sowie auf<br />
eine Stärkung des ländlichen Raums ausgerichtet<br />
werden (117)<br />
Für die mit Holz konkurrierenden Baustoffe wie Stahl,<br />
Aluminium etc. ist die Höhe der direkten und indirekten<br />
Subventionen zu prüfen, offen zu legen und möglichst<br />
zu reduzieren (164)
. Deutschlands<br />
Verantwortung für die Wälder weltweit<br />
Deutschland wird seiner Verantwortung für den Schutz und<br />
die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder derzeit nicht<br />
gerecht. Das Verhalten der Verbraucher, Unternehmen und<br />
der Politik in Deutschland wirkt sich auf unterschiedliche<br />
Weise auf Wälder anderer Regionen aus. Viele Hölzer, Holzprodukte<br />
und Rohstoffe (z.B. Zellstoff) stammen aus Raubbau,<br />
aus illegalem Holzeinschlag und – handel, oder werden<br />
in industriellen Holzplantagen erzeugt. Mit dem Verbrauch<br />
von solchen Produkten trägt Deutschland dazu bei, Wälder<br />
zu zerstören oder zu degradieren (s. Teil A, S. 11 ff).<br />
2.1.<br />
Illegaler Holzeinschlag und Holzhandel<br />
Illegaler Einschlag und der Handel mit solchem Holz sind<br />
– neben dem legalisierten Raubbau – Hauptursache für die<br />
Zerstörung von Urwäldern. Mittlerweile stammt fast ein<br />
Drittel aller Importe von Holz und Holzprodukten in die Europäische<br />
Union aus illegalem Einschlag 6 . Obwohl dies seit<br />
Jahren bekannt ist, wurde bislang weder in der EU noch in<br />
Deutschland der Import illegaler Hölzer gesetzlich verboten.<br />
Illegaler Holzeinschlag verursacht weltweit riesige Waldschäden.<br />
Jedes Jahr werden zwischen 15 und 20 Millionen<br />
Hektar Naturwald zerstört 7 . In manchen Jahren sind es noch<br />
weitaus mehr. Unter den Umweltschäden leiden insbesondere<br />
Bevölkerungsgruppen, die auf Waldprodukte angewiesen<br />
sind, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Nach<br />
Schätzungen der Weltbank verlieren die Waldländer durch<br />
illegalen Holzeinschlag Einnahmen von etwa 15 Milliarden<br />
Euro pro Jahr. In Indonesien beispielsweise werden etwa<br />
80 Prozent der Hölzer illegal gewonnen oder gehandelt. In<br />
Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo, Kamerun<br />
und Peru sind es weit über die Hälfte. In Russland ist etwa<br />
ein Viertel der eingeschlagenen Hölzer illegal. Viele dieser<br />
Hölzer werden in die EU exportiert.<br />
Beispiele für illegalen Holzeinschlag<br />
Von illegalem Holzeinschlag spricht man, wenn gegen<br />
geltende Rechtsvorschriften verstoßen wird, zum Beispiel:<br />
fehlende Einschlagsgenehmigung<br />
Holzeinschlag in Schutzgebieten (z.B. in Nationalparks)<br />
Einschlag geschützter Baumarten (z.B. Ramin, Mahagoni)<br />
wenn mehr Bäume gefällt werden als erlaubt<br />
bei Holzdiebstahl<br />
Beispiele für illegalen Holzhandel<br />
Nicht nur beim Handel mit illegal eingeschlagenen Hölzern<br />
wird gegen Gesetze verstoßen, sondern auch beim Handel<br />
mit legalen Einschlägen, zum Beispiel:<br />
Steuerhinterziehung (Angabe falscher Holzarten<br />
oder Mengen)<br />
Falschangaben gegenüber Zollbehörden<br />
Umdeklaration (Verschleierung der Herkunft)<br />
Holzschmuggel<br />
Definition „Raubbau“<br />
Wirtschaftsform, die ohne Rücksicht auf die Erhaltung<br />
ihrer Produktionsgrundlagen durchgeführt wird. Konsequenzen<br />
sind die Verschlechterung der wirtschaftlichen,<br />
sozialen und ökologischen Situation.<br />
2.2.<br />
Wie reagieren die Verantwortlichen?<br />
2.2.1.<br />
Holzhandel<br />
Verbände des Holzhandels halten wenig von gesetzlichen<br />
Maßnahmen. Sie haben vielmehr zugesagt, die illegalen<br />
Holzimporte mit freiwilligen Selbstverpflichtungen zu reduzieren.<br />
Dieses Versprechen wurde allerdings nicht eingelöst.<br />
Obwohl hinlänglich bekannt ist, dass derartige Selbstverpflichtungen<br />
in der Regel wenig Wirkung zeigen, könnte<br />
der Holzhandel mit einem solchen Schritt immerhin guten<br />
Willen zeigen und seine Kunden auf das Problem hinweisen.<br />
Einige Firmen kaufen bereits seit Jahren nur noch Hölzer<br />
aus überprüfbar zertifizierten Quellen und belegen damit,<br />
dass der Handel sehr wohl seiner Verantwortung gerecht<br />
werden kann. Allerdings ist keinesfalls davon auszugehen,<br />
dass die gesamte Branche das Problem selbst lösen wird.<br />
Im Gegenteil: Mit unzähligen Schein-Zertifikaten und<br />
irreführenden Informationen werden Handelspartner und<br />
vor allem die Verbraucher getäuscht, damit sie weiterhin<br />
Holzprodukte aus Raubbau und illegalem Handel kaufen.
2.2.2.<br />
Europäische Union<br />
Die Europäische Kommission hat im Mai 2003 den FLEGT-<br />
Aktionsplan zur Rechtsdurchsetzung, Politikgestaltung<br />
und Handel im Forstsektor vorgestellt (FLEGT = Forest Law<br />
Enforcement, Governance and Trade).<br />
Mit dem Aktionsplan sollen Holz produzierende Länder und<br />
Regionen dafür gewonnen werden, verbindliche Partnerschaftsabkommen<br />
mit der EU zu treffen. Durch eine Lizenzregelung<br />
soll sichergestellt werden, dass alle Holzausfuhren<br />
der Partner in die EU legal sind. Damit dies funktionieren<br />
kann, sollen Reformen im Forstsektor der Holzexportländer<br />
unterstützt werden.<br />
Die Umsetzung vor Ort soll nach den derzeitigen Plänen<br />
über drei regionale Prozesse unterstützt werden: ASIA-<br />
FLEG in Südostasien, AFRICA-FLEG in Zentralafrika und<br />
ENA-FLEG in Europa und Nordasien (mit einem Schwerpunkt<br />
auf Russland). Unter Einbeziehung verschiedener Interessengruppen<br />
wurden Aktionspläne verabschiedet, die auf<br />
eine stärkere Einhaltung bestehender Gesetze und eine<br />
Verbesserung der Politikgestaltung im Waldsektor abzielen.<br />
Mit der Bekämpfung des illegalen Einschlags sowie von<br />
Korruption und Handel mit illegalen Holzprodukten werden<br />
in den Aktionsplänen zwar alle wichtigen Handlungsfelder<br />
benannt. Die Maßnahmen zur Umsetzung sind aber nicht<br />
verbindlich, sondern lassen den Staaten die Wahl, die für<br />
geeignet befundenen Mittel auszuwählen.<br />
Im Dezember 2005 trat eine EU-Verordnung in Kraft, die<br />
den Aufbau eines Lizenzsystems unter FLEGT für Holzimporte<br />
in die Europäische Union regelt 8 . Auf der Grundlage<br />
von Partnerschaftsvereinbarungen mit einzelnen holzexportierenden<br />
Ländern sollen überprüfbare Lizenzsysteme<br />
erarbeitet werden, mit denen bescheinigt wird, dass das<br />
importierte Holz in Übereinstimmung mit den nationalen<br />
Gesetzen eingeschlagen wurde. Derzeit verhandelt die EU<br />
mit lediglich fünf Holzherkunftsländern (Kamerun, Ghana,<br />
Malaysia, Indonesien und Russland).<br />
Bis dieses System in der Lage ist, die Importe aus den wichtigsten<br />
holzexportierenden Ländern abzudecken, dürften<br />
noch Jahre vergehen. Problematisch ist zudem, dass wichtige<br />
Holzprodukte wie Zellstoff und Papier bislang nicht<br />
berücksichtigt werden, obwohl zur Herstellung dieser<br />
Produkte viel illegales Holz eingesetzt wird. Außerdem ist<br />
davon auszugehen, dass in verschiedenen Ländern unterschiedlich<br />
strenge Gesetze und Standards für die Waldbewirtschaftung<br />
gelten, was zu Wettbewerbsverzerrungen<br />
führen kann.<br />
Auch wenn jede Maßnahme zur Bekämpfung des illegalen<br />
Holzeinschlags zu begrüßen ist, ist zu befürchten, dass<br />
bei der Konzentration auf das Thema Legalität das eigentliche<br />
Ziel einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung aus den<br />
Augen verloren wird.<br />
2.2.3.<br />
Zusätzliche Aktivitäten der Bundesregierung<br />
2.2.3.1.<br />
Urwaldschutzgesetz<br />
Als Reaktion auf die Forderungen von Umweltverbänden<br />
nach einem Importverbot für illegale Hölzer verwies die<br />
letzte Bundesregierung zunächst auf die Zuständigkeit<br />
der Europäischen Union, die für Fragen des gemeinsamen<br />
Binnenmarktes zuständig sei. Nach heftigen Protesten der<br />
Umweltverbände legte der zuständige Bundesumweltminister<br />
Trittin im März 2005 einen Entwurf des so genannten<br />
„Urwaldschutzgesetzes“ vor. Hierzu soll insbesondere<br />
§ 49 des Bundesnaturschutzgesetzes ergänzt werden, um<br />
den Besitz und die Vermarktung von Holz und Holzprodukten,<br />
die in Urwäldern unter Verstoß gegen die am Ort<br />
des Einschlags gültigen Gesetze eingeschlagen wurden,<br />
ahnden zu können. Bei der Frage, wie die Legalität des<br />
Einschlags nachzuweisen sei, befürworten die Umweltverbände<br />
eine Bescheinigung durch anerkannte Zertifizierungssysteme<br />
wie den Forest Stewardship Council (FSC).<br />
Neuwahlen und Regierungsumbildung führten dazu, dass<br />
das Gesetzesvorhaben nicht wie geplant vorangebracht<br />
wurde. Nach der Verabschiedung der EU-Verordnung über<br />
den Aufbau eines Lizenzsystems im Rahmen von FLEGT muss<br />
der Entwurf des Urwaldschutzgesetzes überarbeitet werden,<br />
um das übergeordnete EU-Recht zu berücksichtigen.<br />
Ein Handlungsbedarf auf nationaler Ebene besteht allerdings<br />
weiterhin, da sich die EU-Verordnung nur auf Holzimporte<br />
aus Ländern beschränkt, mit denen in einem nicht<br />
näher festgelegten Zeitraum Partnerschaftsabkommen<br />
geschlossen werden können. Auf absehbare Zeit wird also<br />
weiterhin illegal eingeschlagenes Holz nach Deutschland<br />
kommen. Insofern ist ein Urwaldschutzgesetz unverändert<br />
dringend erforderlich.
2.2.3.2.<br />
Beschaffungsrichtlinien<br />
Als Einkäufer von Holz und Holzerzeugnissen sind Bund,<br />
Länder und Kommunen in der Lage, einen spürbaren Einfluss<br />
auf den Markt auszuüben. Durch entsprechende Richtlinien<br />
können die für die Vergabe von Aufträgen zuständigen<br />
Dienststellen dazu verpflichtet werden, z.B. ausschließlich<br />
Holz legaler Herkunft und aus verantwortungsvoller<br />
Waldbewirtschaftung (Gütesiegel mit FSC-Standard)<br />
einzusetzen.<br />
Alle auf nationaler Ebene verabschiedeten Beschaffungsrichtlinien<br />
müssen mit der entsprechenden EU-Richtlinie in<br />
Einklang stehen, die im März 2004 verabschiedet wurde 9 .<br />
In Artikel 23 wird darin ausdrücklich die Möglichkeit eingeräumt,<br />
bei der Auftragsvergabe spezifische Anforderungen<br />
an Umwelteigenschaften zu stellen (z.B. in Form von Umweltgütezeichen).<br />
Eine entsprechende Beschaffungsrichtlinie für die Bundesbehörden<br />
wurde bereits im Koalitionsvertrag der Rot-Grünen<br />
Regierung von 2002 angekündigt. Bei der öffentlichen Beschaffung<br />
des Bundes sollten künftig ausschließlich Papier,<br />
Holz und Holzprodukte aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung<br />
nach den Kriterien des Forest Stewardship Council<br />
(FSC) berücksichtigt werden. Bis heute wurde sie allerdings<br />
nicht umgesetzt.<br />
Weil es immer noch keine Vorgaben gibt, welches Holz bei<br />
Bauvorhaben der öffentlichen Hand zum Einsatz kommt,<br />
wurden im vergangenen Jahr z.B. rund 500 Meranti-Fenster<br />
in einem Bundestagsverwaltungsgebäude eingebaut.<br />
Während Bundestagspräsident Norbert Lammert mitteilte,<br />
dass Dokumente vorlägen, wonach das verwendete Tropenholz<br />
aus nachhaltiger Bewirtschaftung stamme, konnte<br />
das Magazin „Monitor“ nachweisen, dass das Holz illegal<br />
eingeschlagen wurde.<br />
2.3.<br />
Fazit und Forderungen<br />
Die Europäische Union bezieht jährlich illegal eingeschlagenes<br />
Holz im Wert von 1,2 Milliarden Euro. Deutschland<br />
ist nach Großbritannien und Finnland der drittgrößte Importeur<br />
von illegalen Hölzern innerhalb der EU und hat<br />
daher eine besondere Verantwortung, gegen den illegalen<br />
Holzhandel vorzugehen.<br />
Obwohl das Problem des illegalen Holzhandels und die<br />
Beteiligung deutscher Firmen daran nicht bestritten wird,<br />
ist der Import illegaler Hölzer bislang nicht strafbar.<br />
Solange sich die EU-Verordnung über den Aufbau<br />
eines Lizenzsystems im Rahmen von FLEGT nur auf Länder<br />
bezieht, mit denen in bislang nicht definierten Zeiträumen<br />
Partnerschaftsabkommen zu schließen sind, ist eine nationale<br />
Gesetzgebung erforderlich, die illegale Holzimporte<br />
aus anderen Regionen unter Strafe stellt.<br />
Beim Aufbau eines Lizenzierungssystems zur Kennzeichnung<br />
legaler und ökologisch, sozial und wirtschaftlich<br />
nachhaltig erzeugter Hölzer muss auf bewährte Zertifizierungsinstrumente<br />
zurückgegriffen werden.<br />
Der Tatbestand des illegalen Holzhandels ist in das<br />
Geldwäschegesetz aufzunehmen.<br />
Für Hermes-Bürgschaften sind verbindliche Umweltund<br />
Sozialstandards, insbesondere zum Schutz der Urwälder<br />
sowie der Rechte indigener und lokaler Gemeinschaften,<br />
zu verabschieden. Ihre Einhaltung ist zu kontrollieren.<br />
Richtlinien für das öffentliche Beschaffungswesen<br />
müssen sicherstellen, dass der Kauf illegaler Hölzer ausgeschlossen<br />
wird und ausschließlich Hölzer aus nachweislich<br />
ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltiger<br />
Waldnutzung Verwendung finden dürfen.
Inhalt<br />
0<br />
A. Globale Auswirkungen des Papier- und Zellstoffsektors 91<br />
in deutscher Verantwortung<br />
A. Anhang 95<br />
B. Waldbezogene Entwicklungspolitik auf dem Prüfstand 98<br />
C. Deutsche Waldpolitik – Vom Nationalen Waldprogramm 101<br />
zum Urwaldschutzgesetz
1<br />
A.<br />
Globale Auswirkungen des<br />
Papier- und Zellstoffsektors<br />
in deutscher Verantwortung<br />
Fußnotenverzeichnis<br />
1.<br />
J.N. Abramovitz & A.T Mattoon (1999): Paper<br />
Cuts: Recovering the Paper Landscape. Worldwatch<br />
Paper 149. Washington, USA<br />
2.<br />
Verband Deutscher Papierfabriken (2005):<br />
Papier 2005 – ein Leistungsbericht. Bonn,<br />
Zahlen für 2004<br />
3.<br />
J.N. Abramovitz & A.T Mattoon (1999): Paper<br />
Cuts: Recovering the Paper Landscape. Worldwatch<br />
Paper 149. Washington, USA<br />
4.<br />
19,4 Millionen Tonnen, in: Verband Deutscher<br />
Papierfabriken (2005): Papier 2005 – ein Leistungsbericht.<br />
Bonn, Zahlen für 2004<br />
5.<br />
4.281.000 Tonnen, in: FAO (2005): State of the<br />
world’s forests 2005<br />
6.<br />
12.394.000 Tonnen, in: FAO (2005): State of<br />
the world’s forests 2005<br />
7.<br />
Verband Deutscher Papierfabriken (2003):<br />
Papier 2003 – ein Leistungsbericht. Bonn, S.56<br />
8.<br />
Verband Deutscher Papierfabriken (2005): Papier<br />
2005 – ein Leistungsbericht. Bonn, S.82,<br />
Zahlen für 2003<br />
9.<br />
Statistisches Bundesamt (2005): vorläufige<br />
Ergebnisse für 2004, Warenverzeichnis Außenhandelsstatistik<br />
für Posten 4703, 4704 und 48<br />
10.<br />
Wirtschafts- und Naturwälder (oder Urwälder)<br />
sind hier zusammengefasst, s. Tab. Flächenequivalente<br />
im Anhang 2, S. 51<br />
11.<br />
s. Tab. Flächenequivalente im Anhang 2, S. 51<br />
1<br />
12.<br />
Verband Deutscher Papierfabriken (2005):<br />
Papier 2005 – ein Leistungsbericht. Bonn,<br />
Zahlen für 2004<br />
13.<br />
Verband Deutscher Papierfabriken (2005):<br />
Papier 2005 – ein Leistungsbericht. Zahlen für<br />
2004, Bonn<br />
14.<br />
Verband Deutscher Papierfabriken (2005): Papier<br />
2005 – ein Leistungsbericht. Bonn, S. 34<br />
15.<br />
World Energy Council (1995). In J.N. Abramovitz<br />
& A.T Mattoon (1999): Paper Cuts: Recovering<br />
the Paper Landscape. Worldwatch Paper<br />
149. Washington, USA<br />
16.<br />
„eingeboren, einheimisch“<br />
(Von lat. indigena)<br />
17.<br />
Dieses Recht basiert auf der „Royal Proclamation“<br />
von 1763.<br />
18.<br />
Taiga Rescue Network (2003): Trends, Friends<br />
and Enemies. Jokkmokk, Schweden<br />
19.<br />
Taiga Rescue Network (2003): Trends, Friends<br />
and Enemies. Jokkmokk, Schweden<br />
20.<br />
FASE/ES (2002): Crossing the green desert.<br />
Dokumentarfilm. Vitoria, ES/Brasilien<br />
21.<br />
OLCA (Observatorio Latinoamericano de Conflictos<br />
Ambientales) (2003): La Invasion de las<br />
plantaciones forestales in Chile. Chile<br />
22.<br />
World Rainforest Movement (2002): Bulletin<br />
No. 64, http://www.wrm.org<br />
23.<br />
Global Forest Watch (2002): Chiles Frontier<br />
Forests: Conserving a global treasure.<br />
24.<br />
World Rainforest Movement (2002): Bulletin<br />
No. 64, http://www.wrm.org<br />
25.<br />
World Rainforest Movement (2002): Bulletin<br />
No. 64, http://www.wrm.org<br />
26.<br />
http://www.mapuexpress.net/<br />
?act=publications&id=78<br />
27.<br />
Wally Menne von Timberwatch Coalition in<br />
Südafrika (2005): mündliche Mitteilung.<br />
28.<br />
J.N. Abramovitz & A.T Mattoon (1999): Paper<br />
Cuts: Recovering the Paper Landscape. Worldwatch<br />
Paper 149. Washington, USA<br />
29.<br />
J.N. Abramovitz & A.T Mattoon (1999): Paper<br />
Cuts: Recovering the Paper Landscape. Worldwatch<br />
Paper 149. Washington, USA<br />
30.<br />
CIFOR & WWF (2000): Profits on Paper: The<br />
Political Economy of Fiber, Finance and Debt in<br />
Indonesia`s Pulp and Paper Industries.<br />
31.<br />
CIFOR & WWF (2000): Profits on Paper: The<br />
Political-Economy of Fiber, Finance and Dept in<br />
Indonesia`s Pulp and Paper Industries.<br />
32.<br />
WWF Deutschland (Hrsg.) (2005): Heiße Ware<br />
Tropenholz. Illegale Holznutzung und Holzimporte<br />
aus Südostasien nach Deutschland: Eine<br />
Analyse der EU-Außenhandelsdaten. Frankfurt<br />
33.<br />
Greenpeace Deutschland (2005): Nordische<br />
Urwälder.<br />
34.<br />
Taiga Rescue Network (2002): Boreal forest<br />
fact sheet. Schweden<br />
35.<br />
Forest Ethics: Bringing down the boreal. How<br />
US consumption of forest products is destroying<br />
Canada’s endangered northern forests.<br />
USA, http://www.forestethics.org
36.<br />
J.N. Abramovitz & A.T Mattoon (1999): Paper<br />
Cuts: Recovering the Paper Landscape. Worldwatch<br />
Paper 149. Washington, USA<br />
37.<br />
J.N. Abramovitz & A.T Mattoon (1999): Paper<br />
Cuts: Recovering the Paper Landscape. Worldwatch<br />
Paper 149. Washington, USA<br />
38.<br />
Cossalter & Pye-Smith (2003): Fast wood<br />
forestry - Myths and realities. CIFOR<br />
39.<br />
Cossalter & Pye-Smith (2003): Fast wood<br />
forestry - Myths and realities. CIFOR<br />
40.<br />
Global 2000 (2005): Der Fall „United Fiber<br />
System (UFS)“. Studie. Österreich<br />
41.<br />
CIFOR & WWF (2000): Profits on Paper: The<br />
Political Economy of Fiber, Finance and Debt in<br />
Indonesia`s Pulp and Paper Industries.<br />
42.<br />
CIFOR & WWF (2000): Profits on Paper: The<br />
Political Economy of Fiber, Finance and Debt in<br />
Indonesia`s Pulp and Paper Industries.<br />
43. Global Forest Watch (2002): Chiles Frontier<br />
Forests: Conserving a global treasure.<br />
44.<br />
Cossalter & Pye-Smith (2003): Fast wood<br />
forestry - Myths and realities. CIFOR<br />
45.<br />
Cossalter & Pye-Smith (2003): Fast wood<br />
forestry - Myths and realities. CIFOR<br />
46. Global Forest Watch (2002): Chiles Frontier<br />
Forests: Conserving a global treasure.<br />
47.<br />
Global Forest Watch (2002): Chiles Frontier<br />
Forests: Conserving a global treasure.<br />
48.<br />
Global Forest Watch (2002): Chiles Frontier<br />
Forests: Conserving a global treasure.<br />
49.<br />
Cossalter & Pye-Smith (2003): Fast wood<br />
forestry - Myths and realities. CIFOR<br />
50.<br />
http://www.pamsa.co.za/pamsa/servlet/Dow<br />
nloadServlet?PAMSABRO00.jpg, Mai 2005<br />
51.<br />
Wally Menne von Timberwatch Coalition in<br />
Südafrika (2005): mündliche Mitteilung.<br />
52.<br />
Duthie, A. (1992): Wood for trees. Bushcall,<br />
Jume:6-7. http://www.sawac.co.za/articles/<br />
GrasslandFacts.htm<br />
53.<br />
Prof. Braam van Wyk (2003): The value of<br />
grasslands. MPB Auditorium, Nelspruit,<br />
Südafrika<br />
54.<br />
World Rainforest Movement (2003): Bulletin<br />
No. 75, http://www.wrm.org<br />
55.<br />
World Rainforest Movement (2000): Bulletin<br />
No. 35, http://www.wrm.org<br />
56.<br />
J.N. Abramovitz & A.T Mattoon (1999):<br />
Paper Cuts: Recovering the Paper Landscape.<br />
Worldwatch Paper 149. Washington, USA<br />
57.<br />
http://www.wrm.org.uy/actors/FSC/<br />
Newletter.html<br />
58.<br />
Forest Trends (2004): A New Agenda for Forest<br />
Conservation and Poverty Reduction: Making<br />
Markets Work for Low-Income Producers.<br />
Washington, D.C.<br />
59.<br />
De`Nadai, Overbeek und Soares (2005):<br />
Promises of jobs and destruction of work: The<br />
case of Aracruz Celulose in Brazil. Herausgeber:<br />
World Rainforest Movement. Series on<br />
tree plantations No.2. Montevideo, Uruguay<br />
60.<br />
De`Nadai, Overbeek und Soares (2005):<br />
Promises of jobs and destruction of work: The<br />
case of Aracruz Celulose in Brazil. Herausgeber:<br />
World Rainforest Movement. Series on<br />
tree plantations No.2. Montevideo, Uruguay<br />
61.<br />
World Rainforest Movement (2001): Bulletin<br />
No. 50, http://www.wrm.org<br />
62.<br />
Mario Rodriguez Vargas / Greenpeace Spanien<br />
(1999): Case Study: Invasion of the Exotics<br />
– tree plantations in Spain. In: A Seed Europe<br />
(1999): Europe`s forests.<br />
63.<br />
De`Nadai, Overbeek und Soares (2005):<br />
Promises of jobs and destruction of work: The<br />
case of Aracruz Celulose in Brazil. Herausgeber:<br />
World Rainforest Movement. Series on<br />
tree plantations No.2. Montevideo, Uruguay<br />
64.<br />
Altemeier & Hornung (1999): „Das schmutzige<br />
Geschäft mit dem weißen Papier“. SWR<br />
Teleglobus, Red. Roberto Sanchez, Altemeier &<br />
Hornung Filmproduktion<br />
65.<br />
Christie, Elizabeth and Gillian McEachern<br />
(2000): Pulping the Law. Sierra Legal Defence<br />
Fund<br />
66.<br />
FASE/ES (2002): Crossing the green desert.<br />
Dokumentarfilm. Vitoria, ES/Brasilien<br />
67.<br />
De`Nadai, Overbeek und Soares (2005):<br />
Promises of jobs and destruction of work: The<br />
case of Aracruz Celulose in Brazil. Herausgeber:<br />
World Rainforest Movement. Series on<br />
tree plantations No.2. Montevideo, Uruguay<br />
68.<br />
De`Nadai, Overbeek und Soares (2005):<br />
Promises of jobs and destruction of work: The<br />
case of Aracruz Celulose in Brazil. Herausgeber:<br />
World Rainforest Movement. Series on<br />
tree plantations No.2. Montevideo, Uruguay<br />
69.<br />
Forestry South Africa (2004): Newsletter No.4.<br />
Summer Edition. Südafrika<br />
70.<br />
World Rainforest Movement (1999): Bulletin<br />
No. 29, http://www.wrm.org<br />
71.<br />
Daily times, 1.August, 2005: http://www.<br />
dailytimes.com<br />
72.<br />
Mario Rodriguez Vargas / Greenpeace Spanien<br />
(1999): Case Study: Invasion of the Exotics<br />
– tree plantations in Spain. In: A Seed Europe<br />
(1999): Europe`s forests.<br />
73.<br />
FASE/ES (2002): Crossing the green desert.<br />
Dokumentarfilm. Vitoria, ES/Brasilien<br />
74.<br />
OLCA (Observatorio Latinoamericano de<br />
Conflictos Ambientales) (2003): La Invasion de<br />
las plantaciones forestales in Chile. Chile<br />
75.<br />
Neues Deutschland vom 26/27.02 2005.<br />
Reportage: Mirco Lomoth<br />
76.<br />
World Rainforest Movement (2004): Bulletin<br />
No. 84, http://www.wrm.org
77.<br />
World Rainforest Movement (2001): Bulletin<br />
No. 50, http://www.wrm.org<br />
78.<br />
Pressetext (29. Juli 2005): Wüsten entstehen<br />
durch das Pflanzen von Bäumen. Studie stellt<br />
bisherige Lehrmeinung in Frage. http://www.<br />
pressetext.de/pte.mc?pte=050729030<br />
79.<br />
J.N. Abramovitz & A.T Mattoon (1999): Paper<br />
Cuts: Recovering the Paper Landscape. Worldwatch<br />
Paper 149. Washington, USA<br />
80.<br />
FASE/ES (2002): Crossing the green desert.<br />
Dokumentarfilm. Vitoria, ES/Brasilien<br />
81.<br />
World Rainforest Movement (2001): Bulletin<br />
No. 45, http://www.wrm.org<br />
82.<br />
Mario Rodriguez Vargas / Greenpeace Spanien<br />
(1999): Case Study: Invasion of the Exotics<br />
– tree plantations in Spain. In: A Seed Europe<br />
(1999): Europe`s forests.<br />
83.<br />
World Rainforest Movement (2003): Bulletin<br />
No. 69, http://www.wrm.org<br />
84.<br />
Mario Rodriguez Vargas / Greenpeace Spanien<br />
(1999): Case Study: Invasion of the Exotics<br />
– tree plantations in Spain. In: A Seed Europe<br />
(1999): Europe`s forests.<br />
85.<br />
Paperloop (2004): Pulp and paper international,<br />
September 2004<br />
86.<br />
elementar chlorfrei gebleichter Zellstoff (ECF)<br />
87.<br />
www.veracel.com.br, 26 September 2005<br />
88.<br />
Raymond Colitt, Financial Times, 21. Juni 2005:<br />
Brazil is top of the tree in a tale that is no pulp<br />
fiction<br />
89.<br />
Raymond Colitt, Financial Times, 21. Juni 2005:<br />
Brazil is top of the tree in a tale that is no pulp<br />
fiction<br />
90.<br />
Raymond Colitt, Financial Times, 21. Juni 2005:<br />
Brazil is top of the tree in a tale that is no pulp<br />
fiction<br />
91.<br />
FAO (2005): State of the world’s forests 2005.<br />
92.<br />
Produziert v.a. andere Faserstoffe (z.B. aus<br />
Stroh) für die Papierherstellung.<br />
93.<br />
Raymond Colitt, Financial Times, 21. Juni 2005:<br />
Brazil is top of the tree in a tale that is no pulp<br />
fiction<br />
94.<br />
Statistisches Bundesamt 2005: vorläufige<br />
Ergebnisse für 2004, Warenverzeichnis Außenhandelsstatistik<br />
für Posten 4703, 4704 und 48<br />
95.<br />
Berechnungen s. Anhang 2, S. 51<br />
96.<br />
„intakte Wälder“ nach der Definition von<br />
Global Forest Watch (2002) sind hier als „Urwälder“<br />
übersetzt worden.<br />
97.<br />
Global Forest Watch (2002): Atlas of Russia`s<br />
intakt forest landscapes.<br />
98.<br />
www.greenpeace.de, Stand Juli 2005<br />
99.<br />
Statistisches Bundesamt 2005: vorläufige<br />
Ergebnisse für 2004, Warenverzeichnis Außenhandelsstatistik<br />
für Posten 4703, 4704 und 48<br />
100.<br />
Berechnungen s. Anhang 2, S. 51<br />
101.<br />
Greenpeace Deutschland (2005): Nordische<br />
Urwälder.<br />
102.<br />
Greenpeace (2003): Forest crime country<br />
profile, September 2003: Finish paper trade<br />
threatens forest survival.<br />
103.<br />
Greenpeace (2003): Forest crime country<br />
profile, September 2003: Finish paper trade<br />
threatens forest survival.<br />
104.<br />
Greenpeace Deutschland (2005):<br />
Nordische Urwälder.<br />
105.<br />
Greenpeace Deutschland (2005):<br />
Nordische Urwälder.<br />
106.<br />
www.greenpeace.de, Stand Mai 2005<br />
107.<br />
Greenpeace Deutschland (2005):<br />
Nordische Urwälder.<br />
108.<br />
Statistisches Bundesamt 2005: vorläufige<br />
Ergebnisse für 2004, Warenverzeichnis Außenhandelsstatistik<br />
für Posten 4703, 4704 und 48<br />
109.<br />
Berechnungen s. Anhang 2, S. 51<br />
110.<br />
Canadian Industry Statistics: http://strategis.<br />
ic.gc.ca, Zahlen für 2004<br />
111.<br />
Canadian Industry Statistics: http://strategis.<br />
ic.gc.ca, Zahlen für 2004<br />
112.<br />
Abitibi-Consolidated (2004): Annual report<br />
2004<br />
113.<br />
Abitibi-Consolidated (2004): Annual report<br />
2004<br />
114.<br />
Statistisches Bundesamt 2005: vorläufige<br />
Ergebnisse für 2004, Warenverzeichnis Außenhandelsstatistik<br />
für Posten 4703, 4704 und 48<br />
115.<br />
Berechnungen s. Anhang 2, S. 51<br />
116.<br />
www.schaefer-shop.de/buerobedarf/produktgruppen/717.Druck.Kopierpapier.html,<br />
Stand<br />
Dezember 2005<br />
117.<br />
Statistisches Bundesamt 2005: vorläufige<br />
Ergebnisse für 2004, Warenverzeichnis Außenhandelsstatistik<br />
für Posten 4703, 4704 und 48<br />
118.<br />
Berechnungen s. Anhang 2, S. 51<br />
119.<br />
Statistisches Bundesamt 2005: vorläufige<br />
Ergebnisse für 2004, Warenverzeichnis Außenhandelsstatistik<br />
für Posten 4703, 4704 und 48<br />
120.<br />
Berechnungen s. Anhang 2, S. 51<br />
121.<br />
südafrikanisches Konsulat, www.southafricanewyork.net/consulate<br />
122.<br />
Statistisches Bundesamt 2005: vorläufige<br />
Ergebnisse für 2004, Warenverzeichnis Außenhandelsstatistik<br />
für Posten 4703, 4704 und 48
123.<br />
Berechnungen s. Anhang 2, S. 51<br />
124.<br />
WWF (1995): Pulp facts.<br />
125.<br />
Global forest watch (2002): Chiles Frontier<br />
Forests. Conserving a global treasure. Chile<br />
126.<br />
OLCA (Observatorio Latinoamericano de Conflictos<br />
Ambientales) (2003): La Invasion de las<br />
plantaciones forestales in Chile. Chile<br />
127.<br />
Mapuche Statement: www.wrm.org<br />
128.<br />
www.conaf.cl<br />
129.<br />
Verband Deutscher Papierfabriken (2005):<br />
Papier 2005 – ein Leistungsbericht. Bonn<br />
130.<br />
Verband Deutscher Papierfabriken (2003): Papier<br />
2003 – ein Leistungsbericht. Bonn, S. 56<br />
131.<br />
J.N. Abramovitz & A.T Mattoon (1999): Paper<br />
Cuts: Recovering the Paper Landscape. Worldwatch<br />
Paper 149. Washington, USA<br />
132.<br />
Verband Deutscher Papierfabriken (2005):<br />
Papier 2005 – ein Leistungsbericht. Bonn, S.<br />
44 und S. 56<br />
133.<br />
Verband Deutscher Papierfabriken (2005):<br />
Papier 2005 – ein Leistungsbericht. Bonn<br />
134.<br />
www.spiegelgruppe.de<br />
135.<br />
Verband Deutscher Papierfabriken (2005):<br />
Papier 2005 – ein Leistungsbericht. Bonn<br />
136.<br />
Studie der Ivey Business Consulting Group für<br />
Lexmark Canada Inc.. In: Allgemeine Papier-<br />
Rundschau APR 19 (2003), S. 4<br />
137.<br />
Studie der Ivey Business Consulting Group für<br />
Lexmark Canada Inc.. In: Allgemeine Papier-<br />
Rundschau APR 19 (2003), S. 4<br />
138.<br />
Trauth & Schönheit (2005): Kritischer Papierbericht<br />
2005. Herausgeber: Initiative 2000 plus.<br />
Essen, S. 17<br />
139.<br />
Trauth & Schönheit (2005): Kritischer Papierbericht<br />
2005. Herausgeber: Initiative 2000 plus.<br />
Essen, S. 17<br />
140.<br />
http://www.blauer-engel.de<br />
141.<br />
http://www.memo.de<br />
142.<br />
http://www.initiative-papier.de<br />
143.<br />
Trauth & Schönheit (2005): Kritischer Papierbericht<br />
2005. Herausgeber: Initiative 2000 plus.<br />
Essen<br />
144.<br />
http://www.initiative-papier.de/cms/download/RP_in_der_oeffentlichen_Verwaltung.pdf<br />
145.<br />
http://www.initiative-papier.de/cms/download/RP_in_der_oeffentlichen_Verwaltung.pdf<br />
146.<br />
http://www.papiernetz.de/cms/stadt_loehne.<br />
php<br />
147.<br />
http://www.papiernetz.de/cms/stadt_loehne.<br />
php<br />
148.<br />
http://www.initiative-papier.de/cms/<br />
download/Erfahrungsbericht_NRW_2005.pdf<br />
149.<br />
Schönheit (2001): Einsatz von Recyclingpapier<br />
im Bürobereich. Herausgeber: Öko-Institut<br />
Freiburg<br />
150.<br />
http://www.treffpunkt-recyclingpapier.de/<br />
hochschule/studie/index.shtml<br />
151.<br />
www.treffpunkt-recyclingpapier.de, Stand<br />
November 2005<br />
152.<br />
http://www.bfd.bund.de/dsvonaz/r4.html<br />
153.<br />
Die genauen Ergebnisse der Befragung finden<br />
sich im Internet unter www.paperwatch.info<br />
154.<br />
Das Zertifikat Forest Stewardship Council (FSC)<br />
legt ökologische, soziale und ökonomische<br />
Kriterien zugrunde, die von Umweltorganisationen<br />
anerkannt sind. (s. auch S. 19)<br />
155.<br />
Trauth & Schönheit (2005): Kritischer Papierbericht<br />
2005. Herausgeber: Initiative 2000 plus.<br />
Essen<br />
156.<br />
www.sappi.com, Stand Mai 2005<br />
157.<br />
Umweltzeichen Blauer Engel, herausgegeben<br />
vom Umweltbundesamt, http://www.blauerengel.de<br />
158.<br />
unter Einhaltung aller regionalen, nationalen<br />
und internationalen gesetzlichen Bestimmungen<br />
(inklusive Landrechten)<br />
159.<br />
ILO-Kernarbeitsnormen: Vereinigungsfreiheit<br />
und Recht auf Kollektivverhandlungen,<br />
Beseitigung der Zwangsarbeit, tatsächliche<br />
Abschaffung der Kinderarbeit und Verbot der<br />
Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf<br />
160.<br />
ILO-Konvention 169 zum Schutz der Rechte<br />
Indigener Völker<br />
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte<br />
(1948), UN Konvention zur Eliminierung aller<br />
Formen von Rassendiskriminierung (1966)<br />
Internationale Übereinkunft zu ökonomischen,<br />
sozialen und kulturellen Rechten (1966)<br />
Internationale Übereinkunft zu zivilen und<br />
politischen Rechten (1966)<br />
161.<br />
Draft UN declaration on indigenous peoples<br />
(1999)<br />
162.<br />
Definitionen Primärwald und Wälder mit<br />
hohem Schutzwert (High Conservation Value<br />
Forests) nach dem Forest Stewardship Council<br />
(FSC)<br />
163.<br />
http://www.taigarescue.org/paper<br />
164.<br />
www.treffpunkt-recyclingpapier.de,<br />
veröffentlicht im Februar 2006<br />
165.<br />
WWF-Deutschland (2003): Elefantenwald im<br />
Ausverkauf. Frankfurt/M., S. 28f.<br />
http://www.taigarescue.org/paper<br />
166.<br />
Nürnberger Zeitung, 14.09.2001.<br />
167.<br />
WWF-Deutschland (2003): Elefantenwald im<br />
Ausverkauf. Frankfurt/M., S. 28f.
168.<br />
Im Rahmen der OECD-common approaches<br />
haben sich die OECD-Exportkreditagenturen<br />
Ende 2003 verpflichtet, Umweltprüfungen für<br />
Geschäfte ab einem Volumen von 15 Millionen<br />
Euro durchzuführen. Im Rahmen dieser Umweltprüfungen<br />
werden auch einzelne Schutzpolitiken<br />
der Weltbank explizit berücksichtigt.<br />
Die „Waldschutzpolitik“ gehört jedoch nicht<br />
dazu.<br />
169.<br />
ADELPHI / Euronatur (2005): Auswirkungen<br />
der UNEP-Erklärung der Finanzinstitute zu<br />
Umwelt und nachhaltiger Entwicklung. Berlin,<br />
http://www.adelphi-research.de/#/de/links/2.<br />
html<br />
170.<br />
Die in ILO-Konvention 169 setzt Grundrechte<br />
für indigene Völker und „Stammesvölker„ fest<br />
und legt den Unterzeichnerstaaten umfassende<br />
Verpflichtungen auf. In sieben Artikeln<br />
beschäftigt sie sich speziell mit Fragen des<br />
Landbesitzes und der Ausbeutung von Rohstoffen.<br />
Im einzelnen enthält das Abkommen:<br />
* volle Gewährleistung der Menschenrechte<br />
und Grundfreiheiten ohne Unterschiede<br />
(Art. 2, 3),<br />
* Recht auf kulturelle Identität (Art. 4),<br />
* Recht auf gemeinschaftliche Strukturen<br />
und Traditionen (Art. 4),<br />
* Recht auf Beteiligung bei der Findung von<br />
Entscheidungen, die diese Völker<br />
betreffen (Art. 6),<br />
* Recht auf Gestaltung der eigenen Zukunft<br />
(Art. 6, 7),<br />
* Gleichberechtigung vor Verwaltung und<br />
Justiz, (Art. 2, 8, 9),<br />
* Recht auf Land und Ressourcen (Art. 13-19),<br />
* Recht auf Beschäftigung und angemessene<br />
Arbeitsbedingungen (Art. 20),<br />
* Recht auf Ausbildung und den Zugang zu<br />
den Kommunikationsmitteln (Art. 21).<br />
171.<br />
International Finance Cooperation, Privatsektorarm<br />
der Weltbank<br />
172.<br />
Die Weltbankgruppe (IDA und IBRD) haben<br />
bereits im Dezember 2002 eine deutliche<br />
Abschwächung der „forst policy“ für ihre<br />
Kreditvergaben beschlossen. Die IFC hat diese<br />
Neuerungen bisher allerdings nicht übernommen.<br />
173.<br />
Geldern, Jan Willem van (2005): German<br />
bank financing for international pulp & paper<br />
companies. A research paper prepared for<br />
urgewald.<br />
A.<br />
Anhang<br />
1.<br />
Wieting (2004): Raubbaupapier: APP, APRIL<br />
und das Ende des Regenwaldes in Sumatras<br />
Provinz Riau, Ergebnisse einer Robin Wood-Recherche.<br />
Hamburg<br />
2.<br />
Wieting (2004): Raubbaupapier: APP, APRIL<br />
und das Ende des Regenwaldes in Sumatras<br />
Provinz Riau, Ergebnisse einer Robin Wood-Recherche.<br />
Hamburg<br />
3.<br />
Glastra (2003): Elefantenwald im Ausverkauf.<br />
Die Vernichtung des Regenwaldes in der<br />
Region Tesso Nilo auf Sumatra und die Rolle<br />
europäischer Banken und Märkte. Herausgeber:<br />
WWF Deutschland, http://www.wwf.<br />
de/presse/pressearchiv/artikel/01124/<br />
4.<br />
Greenpeace China (2005): APP’s illegal logging<br />
in China. In: World Rainforest Movement Bulletin<br />
No. 98, http://www.wrm.org<br />
5. Greenpeace China (2005): APP’s illegal logging<br />
in China. In: World Rainforest Movement<br />
Bulletin No. 98, http://www.wrm.org<br />
6.<br />
Swedwatch 2003: Swedish involvement in the<br />
Indonesian paper and pulp industry, http://<br />
www.swedwatch.org<br />
7.<br />
WALHI, WWF (2005): Eyes on the forest. http://<br />
www.eyesontheforest.or.id<br />
8.<br />
Glastra (2003): Elefantenwald im Ausverkauf.<br />
Die Vernichtung des Regenwaldes in der<br />
Region Tesso Nilo auf Sumatra und die Rolle<br />
europäischer Banken und Märkte. Herausgeber:<br />
WWF Deutschland http://www.wwf.<br />
de/presse/pressearchiv/artikel/01124/<br />
9.<br />
Greenpeace China (2005): APP’s illegal logging<br />
in China. In: World Rainforest Movement Bulletin<br />
No. 98, http://www.wrm.org<br />
10.<br />
Swedwatch 2003: Swedish involvement in the<br />
Indonesian paper and pulp industry, http://<br />
www.swedwatch.org<br />
11.<br />
Wieting (2004): Raubbaupapier: APP, APRIL<br />
und das Ende des Regenwaldes in Sumatras<br />
Provinz Riau, Ergebnisse einer Robin Wood-Recherche.<br />
Hamburg<br />
12.<br />
Wieting (2004): Raubbaupapier: APP, APRIL<br />
und das Ende des Regenwaldes in Sumatras<br />
Provinz Riau, Ergebnisse einer Robin Wood-Recherche.<br />
Hamburg<br />
13.<br />
Wieting (2004): Raubbaupapier: APP, APRIL<br />
und das Ende des Regenwaldes in Sumatras<br />
Provinz Riau, Ergebnisse einer Robin Wood-Recherche.<br />
Hamburg<br />
14.<br />
Wieting (2004): Raubbaupapier: APP, APRIL<br />
und das Ende des Regenwaldes in Sumatras<br />
Provinz Riau, Ergebnisse einer Robin Wood-Recherche.<br />
Hamburg<br />
15.<br />
Harwell, E. et al. 2003: Without Remedy:<br />
Human Rights Abuse and Indonesia’s Pulp<br />
and Paper Industry. Human Rights Watch,<br />
Washington, D.C. 2003 http://www.hrw.org/<br />
reports/2003/indon0103/<br />
16.<br />
Wieting (2004): Raubbaupapier: APP, APRIL<br />
und das Ende des Regenwaldes in Sumatras<br />
Provinz Riau, Ergebnisse einer Robin Wood-Recherche.<br />
Hamburg<br />
17.<br />
elemental chlorine free<br />
18.<br />
Swedwatch 2003: Swedish involvement in the<br />
Indonesian paper and pulp industry, http://<br />
www.swedwatch.org<br />
19.<br />
Swedwatch 2003: Swedish involvement in the<br />
Indonesian paper and pulp industry, http://<br />
www.swedwatch.org<br />
20.<br />
Wieting (2004): Raubbaupapier: APP, APRIL<br />
und das Ende des Regenwaldes in Sumatras<br />
Provinz Riau, Ergebnisse einer Robin Wood-Recherche.<br />
Hamburg
21.<br />
Wieting (2004): Raubbaupapier: APP, APRIL<br />
und das Ende des Regenwaldes in Sumatras<br />
Provinz Riau, Ergebnisse einer Robin Wood-<br />
Recherche. Hamburg<br />
22.<br />
WWF (2004): Zeit für die Sumatra-Elefanten<br />
läuft ab! http://www.wwf.de/presse/<br />
pressearchiv/artikel/01696/index.html<br />
23.<br />
Wieting (2004): Raubbaupapier: APP, APRIL<br />
und das Ende des Regenwaldes in Sumatras<br />
Provinz Riau, Ergebnisse einer Robin Wood-Recherche.<br />
Hamburg<br />
24.<br />
Glastra (2003): Elefantenwald im Ausverkauf.<br />
Die Vernichtung des Regenwaldes in der<br />
Region Tesso Nilo auf Sumatra und die Rolle<br />
europäischer Banken und Märkte. Herausgeber:<br />
WWF Deutschland, http://www.wwf.de/presse/<br />
pressearchiv/artikel/01124/<br />
25.<br />
WALHI, WWF (2005): Eyes on the forest. http://<br />
www.eyesontheforest.or.id<br />
26. APRIL 2002, Sustainability Report, http://<br />
www.aprilasia.com<br />
27.<br />
Matthew, E. et al. 2002: Paper Tiger, Hidden<br />
Dragons 2 - The forest destruction. Social conflict<br />
& financial crisis of Asia Pacific Resources<br />
International Holdings Ltd. (April) & the role<br />
of financial institutions and paper merchants.<br />
Friends of the Earth, 2002<br />
http://www.foe.co.uk/campaigns/corporates/<br />
case_studies/april/<br />
28.<br />
Matthew, E. et al. 2002: Paper Tiger, Hidden<br />
Dragons 2 - The forest destruction. Social conflict<br />
& financial crisis of Asia Pacific Resources<br />
International Holdings Ltd. (April) & the role<br />
of financial institutions and paper merchants.<br />
Friends of the Earth, 2002<br />
http://www.foe.co.uk/campaigns/corporates/<br />
case_studies/april/<br />
29.<br />
Matthew, E. et al. 2002: Paper Tiger, Hidden<br />
Dragons 2 - The forest destruction. Social conflict<br />
& financial crisis of Asia Pacific Resources<br />
International Holdings Ltd. (April) & the role of<br />
financial institutions and paper merchants.<br />
Friends of the Earth, 2002 http://www.foe.co.<br />
uk/campaigns/corporates/case_studies/april/<br />
30.<br />
Autor: Chris Lang, World Rainforest Movement,<br />
Oktober 2005, übersetzt von urgewald<br />
31.<br />
„Aracruz reports record profits, pulp production<br />
and sales in 4Q and full-year“, Aracruz<br />
press release, 14 January 2005. http://www.<br />
paperloop.com/db_area/archive/s_e/2004/<br />
4ths_e2004/4q03.html<br />
32.<br />
„Aracruz reports record profits, pulp production<br />
and sales in 4Q and full-year“, Aracruz<br />
press release, 14 January 2005. http://www.<br />
paperloop.com/db_area/archive/s_e/2004/<br />
4ths_e2004/4q03.html<br />
33.<br />
De’Nadai, Alacir, Winifridus Overbeek and Luiz<br />
Alberto Soares „Promises of Jobs and Destruction<br />
of Work: The case of Aracruz in Brazil“,<br />
World Rainforest Movement, May 2005, page 9.<br />
34.<br />
„Brazil: Proposed Investment in Aracruz<br />
Celulose S.A.“ International Finance Corporation,<br />
Project Number 23271, 28 October 2004,<br />
page 7.<br />
35.<br />
„Aracruz hints toward expansions as firm<br />
reveals hike in profits“, Paperloop, 11 October<br />
2005. http://www.paperloop.com/inside/<br />
s_e/3q05_key.html<br />
36.<br />
„Andrew Thompson: Chairman, Mondi Brazil„,<br />
Moneyweb, Africa News, AllAfrica Inc., 4<br />
October 2001. „David Hathorn: CEO, Mondi<br />
Europe“, Moneyweb, Africa News, AllAfrica<br />
Inc., 2 January 2002.<br />
37.<br />
De’Nadai, Alacir, Winifridus Overbeek, Luiz<br />
Alberto Soares (2005) „Promises of jobs and<br />
destruction of work: The case of Aracruz Cellulose<br />
in Brazil“, World Rainforest Movement,<br />
Uruguay, page 37.<br />
38.<br />
De’Nadai, Alacir, Winifridus Overbeek, Luiz<br />
Alberto Soares (2005) „Promises of jobs and<br />
destruction of work: The case of Aracruz Cellulose<br />
in Brazil“, World Rainforest Movement,<br />
Uruguay, page 37.<br />
39.<br />
Måns Andersson and Örjan Bartholdson<br />
Swedish Pulp in Brazil: The case of Veracel,<br />
Swedwatch, 2004, page 22.<br />
40.<br />
„Aracruz signs contract to acquire Riocell“,<br />
Aracruz press release, 30 May 2003. http://<br />
www.aracruz.com.br/en/imprensa/noticias/<br />
riocelleng.pdf<br />
41.<br />
Aracruz Annual Report 2004. http://www.<br />
aracruz.com.br/ra2004/en/ra_empresa.html<br />
42.<br />
E-mail to Chris Lang from Gabriel Dehon<br />
Rezende, Forest Improvement Manager at<br />
Aracruz, 23 July 2004.<br />
43.<br />
Ricardo Carrere and Larry Lohmann „Pulping<br />
the South: Industrial Tree Plantations and the<br />
World Paper Economy“, Zed Book and World<br />
Rainforest Movement, 1996, page 153.<br />
44.<br />
FASE Economic, Social, Cultural and Environmental<br />
Rights Violations in Eucalyptus<br />
Monoculture: Aracruz Celulose and the State<br />
of Espírito Santo, Vitória, Espírito Santo, 13<br />
August 2002, page 29.<br />
45.<br />
Ricardo Carrere and Larry Lohmann „Pulping<br />
the South: Industrial Tree Plantations and the<br />
World Paper Economy“, Zed Book and World<br />
Rainforest Movement, 1996, page 153.<br />
46.<br />
FASE Economic, Social, Cultural and Environmental<br />
Rights Violations in Eucalyptus<br />
Monoculture: Aracruz Celulose and the State<br />
of Espírito Santo, Vitória, Espírito Santo, 13<br />
August 2002, page 38.<br />
47.<br />
FASE Economic, Social, Cultural and Environmental<br />
Rights Violations in Eucalyptus<br />
Monoculture: Aracruz Celulose and the State<br />
of Espírito Santo, Vitória, Espírito Santo, 13<br />
August 2002, page 38.<br />
48.<br />
De’Nadai, Alacir, Winifridus Overbeek and Luiz<br />
Alberto Soares „Promises of Jobs and Destruction<br />
of Work: The case of Aracruz in Brazil“,<br />
World Rainforest Movement, May 2005, page<br />
23., page 26<br />
49.<br />
De´Nadai, Alcir, Winfried Overbeek and Luiz<br />
Alberto Soares „Promises of Jobs and destruction<br />
of Work: The case of Aracruz in Brasil“,<br />
World Rainforest Movement, May 2005, page 26<br />
50.<br />
Ricardo Carrere and Larry Lohmann „Pulping<br />
the South: Industrial Tree Plantations and the<br />
World Paper Economy“, Zed Book and World<br />
Rainforest Movement, 1996, page 149.<br />
51.<br />
Working Group 0783/94 of the National Foundation<br />
for the Indian (FUNAI), cited in Joao Roberto<br />
Costa da Souza and Paulo Machado Guimaraes<br />
International Campaign for the Extension and
Demarcation of the Indigenous Lands of the<br />
Tupinikim and Guarani, Executive Commission<br />
of the Tupinikim and Guarani and Conselho Indigenista<br />
Missionário CIMI East, August 1996.<br />
52.<br />
Our land, our freedom, open letter from the<br />
Tupinikim and Guarani Chiefs Committee,<br />
Tupinikim village of Irajá, February 28, 2005.<br />
http://www.carbontradewatch.org/news/<br />
aracruz.html<br />
53.<br />
Our land, our freedom, open letter from the<br />
Tupinikim and Guarani Chiefs Committee,<br />
Tupinikim village of Irajá, February 28, 2005.<br />
http://www.carbontradewatch.org/news/<br />
aracruz.html<br />
54.<br />
Struggle for the demarcation of the Tupinikim<br />
and Guarani lands continues: reconstruction of<br />
the village of Araribá, Alert against the Green<br />
Desert Network, 23 June 2005.<br />
55.<br />
„Aracruz and the Indian Question: Summary of<br />
Aracruz’s position“, Aracruz website: http://<br />
www.aracruz.com.br/web/en/aracruz/aracruz_posicionamento_sumario.htm<br />
56.<br />
Annual Report 2004, Celulosa Arauco y<br />
Constitución S.A., Santiago, May 2005.<br />
57.<br />
Best Latin credits can issue, EuroWeek,<br />
London, 15 April 2005.<br />
58.<br />
Mapuche Statement: www.wrm.org<br />
59.<br />
Human Rights Watch (2004): Undue process:<br />
terrorism trials, military courts, and the Mapuche<br />
in Southern Chile. http://hrw.org/english/<br />
docs/2004/10/26/chile9566.htm<br />
60.<br />
Die Ramsar-Konvention ist ein völkerrechtlicher<br />
Vertrag, der den Schutz sowie die nachhaltige<br />
Nutzung von Feuchtgebieten, insbesondere als<br />
Lebensraum für Wasser- und Watvögel, zum<br />
Inhalt hat. Das Übereinkommen wurde am 2. Februar<br />
1971 geschlossen und trat 1975 in Kraft.<br />
Derzeit unterstehen 1229 Feuchtgebiete weltweit<br />
dem Schutz des Ramsar-Abkommens. Zusammen<br />
erreichen sie eine Fläche von etwas<br />
mehr als 100 Mio. Hektar, das entspricht der<br />
Größe Portugals.<br />
61.<br />
Chris Lang, World Rainforest Movement,<br />
Oktober 2005, übersetzt von urgewald<br />
62.<br />
„Message From David Hathorn, CEO Of The<br />
Mondi Group“, Mondi web-site: http://www.<br />
mondi.co.za/default_news.htm accessed 6<br />
October 2005.<br />
63.<br />
„Get the balance sheet right“, Pulp and Paper<br />
International, September 2005.<br />
64.<br />
„Message From David Hathorn, CEO Of The<br />
Mondi Group“, Mondi web-site: http://www.<br />
mondi.co.za/default_news.htm accessed 6<br />
October 2005.<br />
65.<br />
„Message From David Hathorn, CEO Of The<br />
Mondi Group“, Mondi web-site: http://www.<br />
mondi.co.za/default_news.htm accessed 6<br />
October 2005.<br />
66.<br />
„Paper and Packaging overview“,<br />
Anglo American website:<br />
http://www.angloamerican.co.uk/article/<br />
?afw_source_key=CAA4666A-55BD-4CDF-<br />
8543-B861F032DDDC&xsl_menu_parent=/<br />
ourbusiness/thebusinesses/paper/ accessed<br />
6 October 2005.<br />
67.<br />
„Paper and Packaging overview“,<br />
Anglo American website:<br />
http://www.angloamerican.co.uk/article/<br />
?afw_source_key=CAA4666A-55BD-4CDF-<br />
8543-B861F032DDDC&xsl_menu_parent=/<br />
ourbusiness/thebusinesses/paper/ accessed<br />
6 October 2005.<br />
68.<br />
„FSC Certified Forests“, Forest Stewardship<br />
Council, 13 September 2005: / http://www.<br />
fsc.org/keepout/en/content_areas/92/1/files/<br />
ABU_REP_70_2005_09_13_FSC_certified_forests.pdf<br />
accessed 6 October 2005.<br />
69.<br />
„Message From David Hathorn, CEO Of The<br />
Mondi Group“, Mondi web-site: http://www.<br />
mondi.co.za/default_news.htm accessed 6<br />
October 2005.<br />
70.<br />
Jeanette Clarke and Moenieba Isaacs „What<br />
role for forestry in reducing poverty in South<br />
Africa?“, May 2004. Available on (but not<br />
published by WRM) the World Rainforest<br />
Movement web-site: http://www.wrm.org.<br />
uy/countries/SouthAfrica/Final_Report.pdf<br />
accessed 6 October 2005.<br />
71.<br />
Jeanette Clarke and Moenieba Isaacs „What<br />
role for forestry in reducing poverty in South<br />
Africa?“, May 2004. Available on (but not<br />
published by WRM) the World Rainforest<br />
Movement web-site: http://www.wrm.org.<br />
uy/countries/SouthAfrica/Final_Report.pdf<br />
accessed 6 October 2005.<br />
72.<br />
„What is the Mondi Wetlands Project“,<br />
Mondi Wetlands Project web-site: http://www.<br />
wetland.org.za/whatismwp.htm accessed 6<br />
October 2005.<br />
73.<br />
Wally Menne, „South Africa: Pulping people<br />
and places“, WRM Bulletin 83, June 2004:<br />
http://www.wrm.org.uy/bulletin/83/SouthAfrica.html<br />
accessed 6 October 2005.<br />
74.<br />
Recorded by Chris Lang, present at the meeting<br />
on 5 November 2005 at the Hotel Paradiso<br />
in Mtubatuba. The quotations are based on a<br />
translation of what villagers said during the<br />
meeting.<br />
75.<br />
Wally Menne, „South Africa: Pulping people<br />
and places“, WRM Bulletin 83, June 2004:<br />
http://www.wrm.org.uy/bulletin/83/SouthAfrica.html<br />
accessed 6 October 2005.<br />
76.<br />
„Mondi to Push for Multifuel Boiler“, Business<br />
Day (South Africa), 11 July 2003.<br />
77.<br />
Bongani Mthethwa „Opposition mounts<br />
against Mondi incinerator plan“, Sunday Times<br />
(South Africa), 20 June 2004.<br />
78.<br />
„DBN pollution, Deputy environ minister<br />
tours“, South African Press Association, 13<br />
March 2003.<br />
79.<br />
In 2004 net profit of Arkhangelsk PPM<br />
amounted to 472,1 mln. rub., Press release<br />
Arkhangelsk Pulp & Paper Mill, Novodvinsk, 7<br />
april 2005; Website Arkhangelsk Pulp & Paper<br />
Mill (en.appm.ru), Viewed in June 2005.<br />
80.<br />
www.greenpeace.de, Stand Juni 2005,<br />
81.<br />
In 2004 net profit of Arkhangelsk PPM<br />
amounted to 472,1 mln. rub., Press release<br />
Arkhangelsk Pulp & Paper Mill, Novodvinsk, 7<br />
april 2005; Website Arkhangelsk Pulp & Paper<br />
Mill (en.appm.ru), Viewed in June 2005.
82.<br />
http://www.forest.ru/eng/problems<br />
companies-list.html, Stand Mai 2005<br />
83.<br />
Greenpeace Deutschland: mündliche<br />
Mitteilung November 2005<br />
84.<br />
Website Ilim Pulp (www.papermills.ru),<br />
Viewed in June 2005.<br />
85.<br />
Website Ilim Pulp (www.papermills.ru),<br />
Viewed in June 2005.<br />
86.<br />
http://www.forest.ru/eng/problems/<br />
companies-list.html, Stand Mai 2005<br />
87.<br />
http://www.forest.ru/eng/problems/<br />
companies-list.html, Stand November 2005<br />
88.<br />
Chris Lang, World Rainforest Movement,<br />
Oktober 2005, übersetzt von urgewald<br />
89.<br />
„Corporate Overview“, Gunns web-site: http://<br />
www.gunns.com.au/corporate/profile.html.<br />
90.<br />
„Gunns Limited Annual Report 2004“, Gunns<br />
web-site http://www.gunns.com.au/corporate/download/GunnsAnnualReport2004.pdf.<br />
91.<br />
„Gunns Limited Annual Report 2004“, Gunns<br />
web-site http://www.gunns.com.au/corporate/download/GunnsAnnualReport2004.pdf.<br />
92.<br />
„Lords of the Forests“, Australian Broadcasting<br />
Corporation, Four Corners, 16 February<br />
2004. http://www.abc.net.au/4corners/<br />
content/2004/s1132778.htm.<br />
93.<br />
Gunns Limited: Australia’s Biggest Destroyer<br />
of Native Forests“, Wilderness society website:<br />
http://www.wilderness.org.au/<br />
campaigns/corporate/gunns/whatisgunn/<br />
94.<br />
„Gunns issues details of revised pulp mill<br />
plan“, Paperloop, 20 June 2005. http://www.<br />
paperloop.com/db_area/archive/<br />
pponews/2005/wk06_20_2005/20_key.html<br />
95.<br />
„Gunns replaces Tasmanian pulp mill proposal“,<br />
Paperloop, 29 August 2005: http://www.<br />
paperloop.com/inside/stories/wk08_29_<br />
2005/04_key.html<br />
96.<br />
„Gunns issues details of revised pulp mill<br />
plan“, Paperloop, 20 June 2005. http://www.<br />
paperloop.com/db_area/archive/pponews/2005/wk06_20_2005/20_key.html.<br />
97.<br />
Rosser, Brenda (2005) „Australia: Health in<br />
Tasmania gravely affected by pesticide use in<br />
tree monocultures“, World Rainforest Movement<br />
Bulletin 97, August 2005.<br />
http://www.wrm.org.uy/bulletin/97/<br />
Plantations.html#Australia.<br />
98.<br />
„Interview with David Leaman“, by Australian<br />
Broadcasting Corporation reporter Ticky<br />
Fullerton, 21 January 2004.<br />
http://www.abc.net.au/4corners/<br />
content/2004/s1133699.htm<br />
99.<br />
„Gunns sues The Wilderness Society“,<br />
Wilderness Society web-site:<br />
http://www.wilderness.org.au/campaigns/<br />
forests/gunns_sues_tws/<br />
100.<br />
Lahey, Kate (2005) „Gunns ordered to pay<br />
costs“, The Mercury (Hobart), 18 August 2005.<br />
http://www.themercury.news.com.au/<br />
printpage/0,5942,16298392,00.html<br />
101.<br />
„Fate of forests in Federal Government hands“,<br />
Wilderness Society web-site: http://www.<br />
wilderness.org.au/campaigns/forests/tasmania/gunns_proposed_pulp_mill/second_<br />
proposal/<br />
102.<br />
Rund 80% des eingeschlagenen Holzes in<br />
Indonesien stammt aus Regenwäldern, bisher<br />
nur etwa 20% aus Plantagen. Gemäß dieser<br />
Relation wurden die Importe an Papier und<br />
Zellstoff aufgeteilt.<br />
103.<br />
Rund 80% des eingeschlagenen Holzes in<br />
Indonesien stammt aus Regenwäldern, bisher<br />
nur etwa 20% aus Plantagen. Gemäß dieser<br />
Relation wurden die Importe an Papier und<br />
Zellstoff aufgeteilt.<br />
104.<br />
hier wurden alle Wälder (Urwälder, Sekundärwälder,<br />
Forste) mit Ausnahme von schnellwüchsigen<br />
Plantagen zusammengefasst<br />
B.<br />
Waldbezogene<br />
Entwicklungspolitik<br />
auf dem Prüfstand<br />
1.<br />
BMZ 2005: Zwölfter Bericht zur Entwicklungspolitik<br />
der Bundesregierung, BMZ Materialien<br />
131, Berlin<br />
2.<br />
BMZ 2005: Fortschrittsbericht zur deutschen<br />
bilateralen Entwicklungszusammenarbeit im<br />
Waldsektor, BMZ Materialien 142<br />
3.<br />
Bundestagsdrucksache 15/5075 vom<br />
11.03.2005: Auswirkung der Zerstörung von<br />
tropischen Regenwäldern auf das weltweite<br />
Klima<br />
4.<br />
Forest Trends Fact Sheet 2004: Finance for<br />
Conservation,<br />
www.forest-trends.org/documents/press/<br />
Finance%20for%20Conservation.pdf<br />
5.<br />
BMZ: Sektorkonzept Wald und nachhaltige<br />
Entwicklung. BMZ-Konzepte Nr. 121. Bonn 2002<br />
6.<br />
GTZ: Fachliche Leitlinien Wald und nachhaltige<br />
Entwicklung, Stand 27.7.04<br />
www.gtz.de/de/dokumente/de-072-fachleitlinie-wald-2002.pdf<br />
7.<br />
Die Bundesministerin für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit Heidemarie Wieczorek-Zeul<br />
im Vorwort zu BMZ 2004: Nationale Waldprogramme<br />
– Instrumente für eine bessere Politikgestaltung<br />
im Waldsektor?, BMZ Materialien 133<br />
8.<br />
Global Witness 2002: Deforestation without<br />
Limits – How the Cambodian government failed<br />
to tackle the untouchables<br />
9.<br />
Die meisten Berichte finden sich unter www.<br />
globalwitness.org
10.<br />
Global Witness 2004: Taking a Cut - Institutionalised<br />
Corruption and Illegal Logging in<br />
Cambodia’s Aural Wildlife Sanctuary<br />
11.<br />
siehe 2<br />
12.<br />
GTZ 2002: Projektevaluierung KV Nationale<br />
Ressourcenschutzstrategie, Paraguay<br />
13.<br />
Sobrevivencia 2005: Paraguay - Deforestation<br />
Zero Law in the Eastern Region, in World<br />
Rainforest Movement Bulletin No. 92<br />
14.<br />
BMZ 2005: Fortschrittsbericht zur deutschen<br />
bilateralen Entwicklungszusammenarbeit im<br />
Waldsektor, BMZ Materialien 142<br />
15.<br />
siehe 14<br />
16.<br />
weiter Informationen auf der Homepage des<br />
MFP: www.mfp.or.id<br />
17.<br />
Multistakeholder Forestry Programme:<br />
Achievements after 2 _ years implementation,<br />
August 2003, www.mfp.or.id/new/overallprog.<br />
pdf<br />
18.<br />
BMZ 2005: Fortschrittsbericht zur deutschen<br />
bilateralen Entwicklungszusammenarbeit im<br />
Waldsektor, BMZ Materialien 142<br />
19.<br />
Lang, Chris 2002: The Pulp Invasion – The<br />
International Pulp and Paper Industry in the<br />
Mekong Region, World Rainforest Movement<br />
20.<br />
Ha Van Hung 2003: Presentation of Afforestation<br />
Programs of German Financial Cooperation<br />
with Vietnam, GFA – Terra Systems, Hanoi<br />
21.<br />
Kreditanstalt für Wiederaufbau 2004:<br />
Schlussprüfung Naturressourcenschutz Santa<br />
Cruz, Bolivien, www.kfw-entwicklungsbank.<br />
de/DE/Evaluierung/Schlussprf90/Schlussprf.jsp<br />
22.<br />
International Advisory Group (IAG) 2004: The<br />
Sustainable BR-163 Plan within the Framework<br />
of Government Policies for the Amazon, Report<br />
on the 21st Meeting, Brasilia - www.fu-berlin.<br />
de/lai/studium/w0405/IAGReportAug2004-<br />
Engl.pdf<br />
23.<br />
siehe 23<br />
24.<br />
Instituto Socioambiental 2005: Sistema de<br />
Licenciamento Ambiental em Propriedades<br />
Rurais do Estado do Mato Grosso: análise<br />
de lições na sua implementação – Studie im<br />
Auftrag des brasilianischen Umweltministeriums<br />
für das Monitoringprogramm des PPG7<br />
25.<br />
Silva, Marina 2004: Unprecedented Opportunity,<br />
in Our Planet, UNEP, Volume 15 No. 20<br />
26.<br />
International Advisory Group (IAG) 2004:<br />
O Plano BR-163 Sustentável no quadro das<br />
políticas governamentais para Amazônia:<br />
Evolução e Tendências, Relatório da 22. Reunião,<br />
Brasilia<br />
27.<br />
PPP in Zahlen: www.gtz.de/de/<br />
leistungsangebote/2669.htm<br />
28.<br />
Greenpeace, 2005: Greenpeace Report on<br />
the Site Visit to CIB in Congobrazzaville,<br />
December 2004 - www.greenpeace.de/<br />
themen/waelder/urwaelder_afrikas/<br />
29.<br />
BMZ 2003: Evaluierung des Public-Private-<br />
Partnership Projektes Nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />
der Wälder im Nordkongo<br />
- www.bmz.de/de/erfolg/instrumente/<br />
CIBdeutsch_WDEndversion.pdf<br />
30.<br />
siehe 28<br />
31.<br />
873.000 Euro als Zuschuss von FFEM (Fonds<br />
Français pour l‘Environnement Mondial) und<br />
ein Kredit über 1,3 Mio. Euro von AFD (Agence<br />
Française de Développement)<br />
32.<br />
GDHolz 2005: Geschäftsbericht 2004<br />
33.<br />
Welthungerhilfe, Terre des Hommes 2004: Die<br />
Wirklichkeit der Entwicklungshilfe, 12. Bericht<br />
2003/2004<br />
34.<br />
zahlreiche Beispiele finden sich in World Rainforest<br />
Movement und andere 2005: Broken<br />
Promises – How World Bank Group policies<br />
and practices fail to protect forests and forest<br />
peoples´ rights, www.rainforestfoundationuk.<br />
org/s-Broken%20Promises<br />
35.<br />
World Bank, Democratic Republik of Congo,<br />
Mission de Suivi Sectoriel, 1-12 July, 2003<br />
36.<br />
World Bank, Technical Annex for a Proposed<br />
Grant in the Amount of SDR 117 million (US$164<br />
million equivalent) and Proposed Credit in the<br />
Amount of SDR 35.7 million) (US$50 million<br />
equivalent) to the Democratic Republic of<br />
Congo for an Emergency Economic and Social<br />
Reunification Support Project, August 14,<br />
2003, Washington DC<br />
37.<br />
ARD 2003: Conflict Timber - Dimensions of the<br />
Problem in Asia and Africa, Volume III, African<br />
Cases, USAID/ARD, Burlington, USA<br />
38.<br />
Rainforest Foundation Briefing Paper 2004:<br />
New Threats to the Forests and Forest Peoples<br />
of the Democratic Republic of Congo, London<br />
39.<br />
Joint Declaration of International NGOs Working<br />
for the Sustainable Management of the<br />
DRC’s Forest Ecosystems’, Kinshasa, November<br />
2004, www.rainforestfoundationuk.org/<br />
s-Int.%20NGO%20statement%20Nov%202004<br />
40.<br />
GFA Consulting Group 2005: Review of Strategic<br />
Forest Management Plans Prepared by<br />
Concession Companies Operating in Cambodia,<br />
http://siteresources.worldbank.org/<br />
INTCAMBODIA/Resources/Review-SFMP-<br />
Cambodia-2005.pdf<br />
41.<br />
http://web.worldbank.org/WBSITE/EXTER-<br />
NAL/EXTINSPECTIONPANEL/0,,contentMDK:<br />
20474031~menuPK:64129469~pagePK:64129<br />
751~piPK:64128378~theSitePK:380794,00.html<br />
42.<br />
Hierbei handelt es sich um die Nachfahren der<br />
schwarzen Sklaven, die über ein in der Brasilianischen<br />
Verfassung verbrieftes Recht auf das<br />
von ihnen genutzte Land verfügen.<br />
43.<br />
Laurance et al. 2004: Deforestation in Amazonia,<br />
Science 304: 1109-1111<br />
44.<br />
CAO Audit of IFC’s Environmental and Social<br />
Categorization of the Amaggi Expansion<br />
Project, Final Report, May 2005, Office of the<br />
Compliance Advisor/Ombudsman (CAO), International<br />
Finance Corporation<br />
45.<br />
Weltbank: Pollution Prevention and Abatement<br />
Handbook, Pulp and Paper mills, July 1998
46.<br />
Beschwerde des Centro de Derechos Humanos<br />
y Ambiente (CEDHA) beim Compliance Advisor/Ombudsman<br />
der International Finance<br />
Corporation (Kontakt: Jorge Daniel Taillant:<br />
daniel@cedha.org.ar) Weitere Informationen<br />
über die Projekte 23681 (ENCE) und 23817<br />
(Botnia)finden sich auf der Website des IFC<br />
(www.ifc.org)<br />
47.<br />
EC Development Policy Statement, 2000<br />
- http://europa.eu.int/comm/development/<br />
body/legislation/docs/council_statement.pdf<br />
48.<br />
Vorschlag für eine gemeinsame Erklärung des<br />
Rates, des Europäischen Parlaments und der<br />
Kommission: Die Entwicklungspolitik der Europäischen<br />
Union, „Der Europäische Konsens“,<br />
KOM (2005) 311 endg. vom 13.7.2005<br />
49.<br />
EuropeAid 2004: Annual Report 2004 on the<br />
European Community´s development policies<br />
and external assistance, Brüssel<br />
50.<br />
Die Cotonou-Vereinbarung wurde im Juni 2000<br />
unterzeichnet und ist das Nachfolgeinstrument<br />
der Lomé-Konvention. Sie regelt die besondere<br />
Zusammenarbeit der EU mit den AKP Staaten.<br />
100<br />
51.<br />
Communication from the Commission to the<br />
Council and the European Parliament (89/c<br />
264/01): The conservation of tropical forests:<br />
the role of the Community, 16.10.1989<br />
52.<br />
Communication from the Commission to<br />
the Council and the European Parliament<br />
COM(1999)554: Forests and Development: the<br />
EC approach<br />
53.<br />
Website der Tropenwald-Budgetlinie: http://<br />
europa.eu.int/comm/development/body/<br />
theme/forest/bl_forest_en.htm<br />
54.<br />
Brasilien, Costa Rica, Gabun, Indonesien, Kambodscha,<br />
Kamerun, Madagaskar und Vietnam<br />
55.<br />
Belize, Brasilien, Gabun, Kamerun, Kenia und<br />
Uganda<br />
56.<br />
DRN et al. 2004: Evaluation of the Environment<br />
and Forest Regulations 2493/2000 and<br />
2494/2000, Evaluation for the European Commission,<br />
Nov. 2004<br />
57.<br />
Europäische Kommission 2004: National Indicative<br />
Programme 2005-2006, Indonesia<br />
58.<br />
Telapak – FERN 2004: Aid Trace in the Forests<br />
– Reviewing EC Development Aid Scheme in<br />
the Forest Sector in Indonesia – Case Study<br />
South Kalimantan Production Forest Project,<br />
Bogor<br />
59.<br />
APRODEV 2002: Rapid survey of 40 ACP<br />
Country Support Strategies, Brüssel<br />
60.<br />
FERN 2002: Forests at the edge – a review od<br />
EC aid spending, Brüssel
C.<br />
Deutsche Waldpolitik –<br />
Vom Nationalen Waldprogramm<br />
zum Urwaldschutzgesetz<br />
1.<br />
Hessisches Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft<br />
und Forsten 1994: Nutzen des Waldes<br />
für die Gesellschaft - Leistungen der Waldbewirtschaftung<br />
in Hessen<br />
2.<br />
BUWAL und Eidg. Forschungsanstalt für Wald,<br />
Schnee und Landschaft (WSL) 2005: Waldbericht<br />
2005. Zahlen und Fakten zum Zustand des<br />
Schweizer Waldes<br />
3.<br />
bis 2001 BML: Bundesministerium für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Forsten 2001 bis 2005 BMVEL:<br />
Bundesministerium für Verbraucherschutz,<br />
Ernährung und Landwirtschaft ab 2005: BMELV:<br />
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Verbraucherschutz.Im Folgenden wird die Bezeichnung<br />
Bundeslandwirtschaftsministerium und<br />
die heute gültige Abkürzung BMELV verwendet.<br />
4.<br />
Im folgenden wird der Begriff ”Nationales Waldprogramm<br />
Deutschland” verwendet, auch wenn<br />
über die erste Phase berichtet wird. Details zum<br />
NWP-Prozess sind über www.nwp-online.de<br />
erhältlich. Dort finden sich, gegliedert nach den<br />
Runden Tischen, alle offiziellen Stellungnahmen,<br />
Diskussionspapiere und Ergebnisse der Runden<br />
Tische.<br />
5.<br />
Die Ergebnisse der ersten und zweiten Phase des<br />
NWP sowie Informationen zum Monitoringprozess<br />
finden sich unter www.nwp-online.de<br />
101<br />
6.<br />
WWF-UK 2005: Failing the Forests, Europe´s illegal<br />
Timber Trade, http://assets.panda.org/<br />
downloads/failingforests.pdf<br />
7.<br />
FAO 2005: State of the World´s Forests, Rom<br />
8.<br />
Council Regulation (EC) No. 2173/2005 of 20<br />
December 2005 on the establishment of a FLEGT<br />
licensing scheme for timber imports into the<br />
European Community, http://europa.eu.int/<br />
eur-lex/lex/LexUriServ/site/en/oj/2005/l_347/<br />
l_34720051230en00010006.pdf<br />
9.<br />
Richtlinie 2004/18/EG des Europäischen Parlaments<br />
und des Rates vom 31.März 2004 über die<br />
Koordinierung von Verfahren zur Vergabe öffentlicher<br />
Bauaufträge, Lieferaufträge und Dienstleistungsaufträge<br />
10.<br />
siehe 6
Herausgeber: urgewald e.V.<br />
<strong>ARA</strong> e.V.<br />
Von Galen Str. 4<br />
48336 Sassenberg<br />
02583/1031<br />
www.urgewald.de<br />
lydia@urgewald.de<br />
Redaktion: Heffa Schücking, Jürgen Wolters, Wolfgang Kuhlmann,<br />
Lydia Bartz, Barbara Happe<br />
10<br />
Gestaltung: punkt orange, Sabine Benz, Köln, www.punktorange.de<br />
Druck: Darpe Industriedruck GmbH & Co KG, Warendorf<br />
Hinweis: Diese Broschüre wurde gedruckt auf der Papiersorte „Cyclus Print“<br />
aus 100% Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel<br />
Diese Studie wird gefördert durch Projektmittel von der Nordrhein Westfälischen<br />
Stiftung für Umwelt und Entwicklung, dem Evangelischen Entwicklungsdienst,<br />
dem Forum Umwelt & Entwicklung und der grassroots<br />
Foundation<br />
Januar 2006<br />
Arbeitsgemeinschaft<br />
Regenwald<br />
und Artenschutz<br />
August Bebel Str. 16-18<br />
33602 Bielefeld<br />
Tel 0521 – 6 59 43<br />
Fax 0521 – 6 49 75<br />
www.araonline.de<br />
ara@araonline.de<br />
Forum Umwelt &<br />
Entwicklung<br />
Am Michaelshof 8-10<br />
53177 Bonn<br />
Tel.: 0228/35 97 04<br />
Fax: 0228/923 993 56<br />
www.forumue.de