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Alternativer Waldschadensbericht - ARA

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<strong>Alternativer</strong> <strong>Waldschadensbericht</strong>


<strong>Alternativer</strong> <strong>Waldschadensbericht</strong><br />

urgewald e.V., <strong>ARA</strong>, Forum Umwelt und Entwicklung<br />

Januar 2006


Inhalt<br />

Vorwort 3<br />

Autor: Jürgen Wolters, <strong>ARA</strong><br />

A. Globale Auswirkungen des Papier- und Zellstoffsektors 9<br />

in deutscher Verantwortung<br />

Autor: Lydia Bartz und Barbara Happe, urgewald<br />

B. Waldbezogene Entwicklungspolitik auf dem Prüfstand 53<br />

Autor: Wolfgang Kuhlmann, <strong>ARA</strong><br />

C. Deutsche Waldpolitik – Vom Nationalen Waldprogramm 81<br />

zum Urwaldschutzgesetz<br />

Autor: László Maráz, Pro Regenwald<br />

Fußnotenverzeichnis 91


Vorwort<br />

Warum ein <strong>Alternativer</strong> <strong>Waldschadensbericht</strong><br />

Vor 17 Jahren haben die Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen<br />

<strong>ARA</strong> und infoe in dem von über 120 deutschen<br />

Nichtregierungsorganisationen (NRO) getragenen und viel<br />

beachteten „Regenwald-Memorandum“ erstmals die Mitverantwortung<br />

unseres Landes an der fortschreitenden<br />

Zerstörung tropischer Regenwälder dargelegt. Schon damals<br />

wäre es angezeigt gewesen, in ähnlicher Form die<br />

Mitwirkung deutscher Politik, Banken, Unternehmen und<br />

Verbraucher an der Zerstörung aller Waldformationen der<br />

Erde zu dokumentieren.<br />

Seit dieser Zeit hat sich die Situation der Wälder weltweit<br />

ebenso kontinuierlich wie dramatisch zum Schlechten<br />

verändert. Den sehr konservativen Schätzungen der FAO<br />

zu Folge werden im Durchschnitt pro Jahr über 16 Millionen<br />

Hektar Wälder vernichtet. Dabei sagt der reine Flächenverlust<br />

relativ wenig über den Zustand der globalen Waldökosysteme<br />

aus. Fragmentierungen geschlossener Wälder,<br />

Walddegradierungen bis hin zur Umwandlung in Baumplantagen<br />

oder selektive Übernutzug einzelner Ressourcen<br />

drücken sich in quantitativen Schadensbilanzen nicht aus,<br />

haben aber oft harsche Konsequenzen für die biologische<br />

Vielfalt von Wäldern und ebenso für die Menschen, die auf<br />

ihre Nutzung angewiesen sind.<br />

Von zerstörerischen anthropogenen Eingriffen ist heute bereits<br />

deutlich über die Hälfte des globalen Waldbestandes<br />

betroffen. Dass in Zentralafrika beispielsweise auf über 50<br />

Prozent der Waldfläche keine geschlossenen Waldformationen<br />

mehr zu finden sind, macht deutlich, dass von diesem<br />

Trend selbst die letzten großen Urwaldflächen der Erde<br />

betroffen sind.<br />

In Amazonien erreicht die Waldvernichtungsrate in diesen<br />

Jahren die 20 Prozent Marke. Und angesichts der schlimmsten<br />

Trockenperiode seit der Erfassung von Klimadaten, von<br />

der diese Region im vergangenen Jahr erfasst wurde, stellt<br />

sich sehr ernsthaft die Frage, ob jetzt ein lange befürchtetes<br />

Szenario Wirklichkeit wird – dass hier nämlich der<br />

Waldflächenverlust ein regionales Niederschlagssystem<br />

außer Kraft setzt, dem der Regenwald einen großen Teil<br />

seiner überlebenswichtigen Regenfälle verdankt.<br />

Der Amazonas-Regenwald dürfte auch eine der ersten Waldformationen<br />

der Erde sein, denen auf Grund anthropogen<br />

bedingter globaler Klimaveränderungen die weitgehende<br />

Versteppung droht. Beide Faktoren, der Zusammenbruch<br />

regionalspezifischer Niederschlagskreisläufe durch Waldzerstörung<br />

und Veränderungen im globalen Klimageschehen<br />

scheinen dort gegenwärtig zu kumulieren. Anders als<br />

noch vor zehn oder fünfzehn Jahren darf heute als sicher gelten,<br />

dass Klimaveränderungen zukünftig zu den Hauptursachen<br />

der Vernichtung von Naturwäldern gehören werden.<br />

Im gleichen Zeitraum sind allerdings auch andere Faktoren<br />

der Waldvernichtung deutlich prominenter geworden. Dazu<br />

zählt in erster Linie die Ausdehnung von Plantagen in teils<br />

exponentieller Größenordnung, für die weltweit nicht nur<br />

traditionelle landwirtschaftlich genutzte Flächen in Anspruch<br />

genommen werden, sondern auch mehr und mehr<br />

Naturwaldflächen.<br />

Der industrielle, exportorientierte Sojaanbau in Brasilien<br />

begann beispielsweise vor etwa 40 Jahren im Bundesstaat<br />

Rio Grande do Sul. Bei jährlichen Steigerungsraten der<br />

Anbaufläche von bis zu zehn Prozent hat sich der Sojagürtel<br />

inzwischen vom Südosten des Landes in einem großen<br />

Bogen wie ein Krebsgeschwür bis nach Zentralamazonien<br />

ausgedehnt und gehört zu den wichtigsten Zerstörungsursachen<br />

des Amazonasregenwaldes. Die gegenwärtige<br />

Anbaufläche entspricht annähernd der Fläche der Bundesrepublik,<br />

Belgiens und der Niederlande.


In Indonesien und Malaysia hat es eine analoge Entwicklung<br />

in der Ausbreitung von exportorientierten Palmölplantagen<br />

gegeben. Sieht man von Bergwaldregionen ab, so<br />

ist die einst fast vollständig von Regenwald bedeckte Insel<br />

Borneo heute nur noch ein Flickenteppich von Waldresten.<br />

Noch vor dem Industrieholzeinschlag ist die Umwandlung<br />

in Ölpalmen-Plantagen dort inzwischen die bedeutendste<br />

Waldzerstörungsursache. Bei Wachstumsraten in der Flächenausdehnung<br />

von jährlich etwa 10 Prozent wird Palmöl<br />

schon in etwa 10 Jahren das führende Speiseöl der Welt<br />

sein. Indonesien und Malaysia werden dann voraussichtlich<br />

80 Prozent des Weltmarktes beliefern.<br />

Beiden Beispielen, Soja und Palmöl, ist eines gemeinsam:<br />

Die Europäische Union und namentlich auch die Bundesrepublik<br />

gehören zu den bedeutendsten Importländern von<br />

Sojaschrot und Rohpalmöl. In beiden Fällen gibt es keinerlei<br />

Anzeichen globaler deutscher Unternehmensverantwortung,<br />

keine Anzeichen globaler Umwelt- und Sozialverantwortung<br />

deutschen Investitionskapitals, keine nennenswerte<br />

Reflektion im deutschen Konsumverhalten.<br />

Zahlreiche andere Beispiele deutscher Verwicklungen in<br />

die Zerstörung globaler Umweltressourcen ließen sich<br />

aufführen – etwa die Mitverantwortung unseres Landes,<br />

speziell deutscher Energieversorgungsunternehmen und<br />

Banken für Tausende von Havarien in der Erdgas- und Erdölindustrie<br />

der Russischen Förderation, durch die Tundra<br />

und Taiga in riesigem Ausmaß auf unabsehbare Zeit in<br />

Mitleidenschaft gezogen werden. Oder welcher deutsche<br />

Konsument von Farm-Shrimps nimmt schon in den Blick,<br />

dass für die Produktion dieses kulinarischen Kicks bereits<br />

über eine Million Hektar tropischer Flachküstensäume in<br />

Garnelenfarmen umgewandelt wurden – überwiegend auf<br />

ehemaligen Verbreitungsflächen der ökologisch so bedeutsamen<br />

Mangrovenwälder etwa von Thailand, Indonesien,<br />

China oder Indien.<br />

Die Bundesregierung unterrichtet den Deutschen Bundestag<br />

und die deutsche Öffentlichkeit seit 1991 in mehrjährigen<br />

Abständen über die Situation der Tropenwälder und<br />

ihre Bemühungen zur Tropenwalderhaltung. Im Jahresabstand<br />

veröffentlicht sie seit 1994 „Berichte über den Zustand<br />

des Waldes“ (eine Art Nationaler <strong>Waldschadensbericht</strong>).<br />

Im ersten „Gesamtwaldbericht der Bundesregierung<br />

2001“ ging die Bundesregierung auf die Ursachen der<br />

globalen Waldvernichtung mit der – gemessen an der deutschen<br />

Verantwortung höchst lapidaren – Bemerkung ein:<br />

„Die Ursachen der Waldvernichtung (gemeint sind die globalen<br />

Waldressourcen) sind vielfältig. Strukturschwächen,<br />

Staatsverschuldung, hohes Bevölkerungswachstum und<br />

einseitige Ausrichtung auf landwirtschaftliche Exportprodukte<br />

zählen zu den Hauptursachen in den betroffenen<br />

nicht oder schwach industrialisierten Ländern. Daneben beeinflussen<br />

die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen,<br />

sowie das weltweite Nachfrage- und Konsumentenverhalten<br />

indirekt die Entwicklung dieser Länder.“<br />

Auf die spezifische deutsche Mitverantwortung an der<br />

fortschreitenden Zerstörung von Wäldern in allen Regionen<br />

der Erde gehen die Analysen und Berichte der Bundesregierung<br />

nicht ein.<br />

Dieses notorische Versagen war für die Herausgeber dieses<br />

ersten „Alternativen <strong>Waldschadensbericht</strong>es“ der Anlass,<br />

drei Aktionsfelder in Bezug auf deutsche Verantwortung an<br />

der Vernichtung globaler Waldressourcen zu analysieren:<br />

das Nationale Waldprogramm und deutsche<br />

Initiativen zum globalen Waldressourcenschutz<br />

die deutsche Entwicklungszusammenarbeit<br />

im Waldsektor<br />

die deutschen Verantwortung im Rohstoffsektor<br />

Zellstoff bzw. Papier.


Das Nationale Waldprogramm und deutsche Initiativen<br />

zum globalen Waldressourcenschutz<br />

Auch wenn zunehmend mehr deutsche Forstwirtschaftsbetriebe<br />

ökologischen Waldbau betreiben, so steht unsere<br />

Forstwirtschaft insgesamt unverändert mangelhaft dar.<br />

Den deutschen Wald dominieren standortfremde Nadelholzbestände,<br />

beziehungsweise artenarme, oft plantagenartig<br />

ausgebildete Altersklassenwälder. Unter anderem mit<br />

der Konsequenz, dass die Forstwirtschaft nach der Landwirtschaft<br />

die zweitwichtigste Ursache für die existenzbedrohende<br />

Gefährdung heimischer Tier- und Pflanzenarten<br />

darstellt. Weniger als ein Prozent des deutschen Waldes<br />

– und damit weniger Fläche als in fast jedem Entwicklungsland<br />

– genießt Dauernaturschutzstatus und ist frei von<br />

forstlichen Eingriffen.<br />

1999 hat das zuständige Ministerium (BMELV) damit begonnen,<br />

unter Beteiligung zahlreicher gesellschaftlicher Gruppen<br />

ein Nationales Waldprogramm zu erarbeiten, dessen Ziel<br />

die Etablierung konzertierter, wirkungsvoller Maßnahmen<br />

zum umfassenden Schutz von Waldbiodiversität und eine<br />

nachhaltige Waldnutzung sein muss. Bald sieben Jahre nach<br />

Beginn dieses Prozesses liegt als Ergebnis nicht mehr vor als<br />

eine Liste von gut 180 Handlungsanforderungen, von denen<br />

noch keine einzige im verantwortlichen Rahmen politisch<br />

reflektiert, geschweige denn umgesetzt wurde.<br />

Größte (Verständigungs-)Lücken herrschen hier auch im Themenfeld<br />

deutscher Verantwortung für den globalen Waldschutz<br />

vor. Ein in grundsätzlicher Einsicht dieser Verantwortung<br />

vom Umweltministerium der Schröder-Regierung vorgelegter<br />

Entwurf eines Urwaldschutzgesetzes harrt seit dem<br />

Regierungswechsel ebenso seiner dringenden Umsetzung<br />

wie eine unter Naturwaldschutzgesichtspunkten wirkungsvolle<br />

Beschaffungsrichtlinie des Bundes im Bereich Holz und<br />

Holzprodukte.<br />

Der seitens der EU initiierte FLEGT-Prozess (Forest Law<br />

Enforcement, Governance and Trade), eine Art Institutionalisierung<br />

bilateraler Goodwill-Abkommen mit holzexportierenden<br />

Ländern, um Europa von illegal gewonnenen<br />

Holzprodukten frei zu halten, hat zwar soeben EU-Verordnungskraft<br />

erlangt. Er muss allerdings in einem vermutlich<br />

jahrelangen Prozess seine Effizienz erst noch beweisen<br />

und stößt dort an Grenzen, wo die Bereitschaft zu freiwilligen<br />

Partnerschaftsabkommen seitens holzexportierender<br />

Länder ungenügend ausgebildet ist. Das werden nicht<br />

wenige Länder sein.<br />

Die Europäische Union und damit Deutschland – so viel<br />

scheint sicher – wird deshalb noch über viele Jahre eine<br />

der bedeutendsten Importregionen für illegal eingeschlagenes<br />

Holz bleiben. Fast ein Drittel der europäischen<br />

Holzeinfuhren stammt aus illegalem Handel, der zu den<br />

wichtigsten Zerstörungsursachen für Naturwälder weltweit<br />

zählt.<br />

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit<br />

im Waldsektor<br />

Über Jahrzehnte war die deutsche Entwicklungszusammenarbeit<br />

im Waldbereich vor allem durch eine relativ unkritische<br />

Förderung forstwirtschaftlicher Inwertsetzung von<br />

Naturwäldern geprägt. In der Erkenntnis, dass solche<br />

Projektansätze kaum in der Lage waren, eine nachhaltige<br />

Waldwirtschaft zu etablieren, häufiger sogar kontraproduktiv<br />

verliefen, hat das Bundesministerium für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) 2002 ein<br />

neues Sektorkonzept „Wald und nachhaltige Entwicklung“<br />

in Kraft gesetzt. Unter Mitwirkung von NRO entstanden,<br />

zeichnet sich das neue Konzept durch soziale und ökologische<br />

Mindeststandards aus, durch die verbindliche<br />

Beteiligung der Zivilbevölkerung und nicht zuletzt durch<br />

Sollbruchstellen für Verfehlungsfälle.


Gut drei Jahre nach der Verabschiedung des Sektorkonzeptes<br />

ist summarisch festzustellen, dass der Impetus der Erstellung<br />

neuer Richtlinien, nämlich Nachhaltigkeit für alle<br />

waldrelevanten Fördersektoren (direkte wie indirekte) verbindlich<br />

zu etablieren, nur ansatzweise umgesetzt wurde.<br />

So erhalten beispielsweise bis heute Hermesbürgschaften<br />

die Zustimmung des BMZ, die nach den Kautelen des Waldsektorkonzeptes<br />

auf den entschiedenen Widerstand des<br />

Ministeriums hätten stoßen müssen.<br />

Erkennbare Bemühungen zur Nivellierung traditioneller<br />

EZ-Förderpolitik werden in erster Linie dadurch sichtbar,<br />

dass manche wirkungslose oder gar destruktive Projekte<br />

im Forstsektor aufgegeben wurden. An deren Stelle ist vor<br />

allem die Förderung der Implementierung Nationaler Waldprogramme<br />

getreten, die allerdings häufig ähnlich schleppend<br />

oder gar wirkungslos zu verlaufen scheinen wie das<br />

selbige Projekt im eigenen Land. Kritisch anzumerken ist<br />

vor allem, dass dem deutschen Engagement in diesem Sektor<br />

die Bereitschaft sowohl zur stärkeren Konditionierung<br />

als auch zur sinnfälligen Begleitung durch modellhafte<br />

Ansätze nachhaltiger Ressourcennutzung fehlt.<br />

Der Erfolg nicht nur Nationaler Waldprogramme ist eng mit<br />

dem politischen Willen des jeweiligen Partnerlandes verbunden,<br />

an dem es aber häufig mangelt. Anders als andere<br />

Geberländer (beispielsweise die Niederlande oder Großbritannien)<br />

nutzt die deutsche EZ vor diesem Hintergrund<br />

viel zu wenig die Möglichkeiten, über direkte oder indirekte<br />

Beteiligung zivilgesellschaftlicher Gruppen sinnfällige Prozesse<br />

im Sinne nachhaltiger Waldressourcenbewirtschaftung<br />

zu fördern. Dies untergräbt nicht nur den Erfolg der<br />

deutschen EZ, es steht auch im Widerspruch zum Waldsektorkonzept,<br />

das eine offene Informationspolitik und eine<br />

weitreichende Beteiligung der Zivilgesellschaft für EZ Projekte<br />

fordert.<br />

Die deutsche EZ im Waldsektor scheint wenig engagiert und<br />

oft ideenlos. Ein Beispiel dafür ist das maßgeblich von<br />

deutscher Seite initiierte „Internationale Pilotprogramm<br />

zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der brasilianischen<br />

Regenwälder“, von dem längst wichtige Impulse für<br />

analoge Programme in anderen Waldregionen der Erde ausgehen<br />

sollten. Dieses Programm wird nach bald 15 Jahren<br />

Laufzeit fast nur noch verwaltet und hat Erfolge im wesentlichen<br />

dort aufzuweisen, wo zivilgesellschaftliche Gruppen<br />

maßgeblich in die Projektumsetzung eingebunden wurden.<br />

Eine geradezu dramatische Entwicklung ist in der multilateralen<br />

EZ festzustellen, namentlich bei Weltbankprojekten,<br />

für die die deutsche Seite als drittgrößter Anteilseigner<br />

große Mitverantwortung trägt. Bemerkenswerte Safeguards,<br />

die die Bank insbesondere in den 90er Jahren bezüglich<br />

Sozial- und Umweltverträglichkeit geschaffen hatte,<br />

wurden inzwischen systematisch abgeschwächt und ausgehöhlt,<br />

bedeuten einen Rückfall in die sozial wie ökologisch<br />

destruktive Förderpolitik der 80er Jahre.<br />

Im Ergebnis muss festgestellt werden, dass die deutsche<br />

bi- und multilaterale EZ trotz des neuen Sektorkonzeptes<br />

nicht die erhoffte und dringend notwendige Wirkungskraft<br />

zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der Wälder<br />

erzielt hat.<br />

Die deutsche Verantwortung im<br />

Rohstoffsektor Zellstoff bzw. Papier<br />

In kaum einem Rohstoffsektor ist die Nachfrage in den letzten<br />

Jahrzehnten so gravierend gestiegen wie im Papierbereich.<br />

Dabei ist den wenigsten Verbrauchern bewusst, wie<br />

durch unseren Papierbedarf weltweit Wälder geschädigt<br />

und zunehmend komplett vernichtet werden.


Die ökologischen und auch die sozialen Konsequenzen der<br />

Zellstoffgewinnung sind massiv: Verlust an Fauna und Flora,<br />

ja kompletter Waldökosysteme durch Holzeinschlag oder<br />

Waldumwandlung in extrem artenarme Zellstoff-Monokulturen,<br />

Auslaugung von Böden und Beschleunigung der Erosion.<br />

Die Aufarbeitung des Papierrohstoffes Holz zu Zellstoff<br />

ist vielerorts gekennzeichnet durch enormen Wasserverbrauch,<br />

Kontaminierung von Trinkwasser durch Chemiegifte,<br />

erhebliche gesundheitliche Konsequenzen für Anrainer<br />

von Zellstoffwerken, Verlust von Arbeitsplätzen und<br />

fehlende Erwerbsalternativen für bislang traditionell wirtschaftende<br />

lokale Gemeinschaften. Landrechtskonflikte<br />

und Zwangsumsiedlungen sind weitere Folgen.<br />

All dies geschieht nicht bei uns, sondern dort, wo die Zellstoffindustrie<br />

mangels gesetzlicher Regulierung ungezügelt<br />

agieren und damit besonders kostengünstig produzieren<br />

kann – beispielsweise in Brasilen, Chile, Indonesien<br />

oder Südafrika. Nur sechs Prozent unseres Zellstoffbedarfs<br />

werden aus heimischen Wäldern gedeckt. Die von uns<br />

genutzten Rohstoffe stammen heute aus 130 Ländern.<br />

Die nationale deutsche Verantwortung ist erschreckend<br />

groß. Fast drei Viertel des weltweiten Papierverbrauchs<br />

entfallen auf den Papierhunger der Industriestaaten.<br />

Deutschland ist weltweit das viertgrößte Verbrauchsland<br />

für Papier, nutzt mehr Papier als Afrika und Südamerika<br />

zusammen. Damit nicht genug. Als mit Abstand größter<br />

Papierproduzent Europas liegt die Bundesrepublik auf<br />

Platz fünf der Papiererzeugenden Länder – und trägt damit<br />

eine erhebliche Mitverantwortung für die weltweiten ökologischen<br />

und sozialen Konsequenzen der gallopierenden<br />

Ausbreitung der Zellstoffindustrie. Dieser Wirtschaftszweig<br />

ist bereits für knapp die Hälfte der weltweiten Holzernte<br />

für industrielle Zwecke verantwortlich.<br />

Die besonders dramatischen Konsequenzen der exportorientierten<br />

Papierindustrie in Schwellen- und Entwicklungsländern<br />

sind lange bekannt und durch zahlreiche<br />

Fallstudien öffentlich gemacht. Dennoch hat die Bundesrepublik<br />

durch staatliche Außenhandelsförderung den<br />

massiven Ausbau der Zellstoffindustrie stets forciert.<br />

Gleiches gilt auch für das finanzielle Engagement zahlreicher<br />

deutscher Privatbanken.<br />

Das Beispiel Papier und Zellstoff ist übrigens auch deshalb<br />

besonders deprimierend, weil dank moderner Technologie<br />

längst Recyclingpapiere in einer Qualität verfügbar sind,<br />

die denen von Frischfaserpapieren in keiner Weise nachstehen.<br />

Aber während die globale Zellstoffindustrie boomt,<br />

ist die Nutzung von Recyclingpapieren in unserem Land in<br />

den letzten Jahren eher rückläufig.<br />

Eine vollständige Analyse der durch deutsche Politik, durch<br />

deutsche Unternehmen und Banken, selbstverständlich<br />

auch durch kritikloses Konsumverhalten der Bundesbürger<br />

verursachten Vernichtung von Wäldern weltweit ist bis<br />

heute noch nicht durchgeführt worden. Doch die in diesem<br />

Bericht vorgelegten Fakten legen in Verbindung mit einschlägigen<br />

Analysen für andere Sektoren (von der Futtermittelindustrie<br />

bis zur Pflanzenölproduktion, von der<br />

Shrimpindustrie bis zur Ausbeutung fossiler Energieträger)<br />

den Verdacht nahe, dass wir uns in den letzten Jahrzehnten<br />

global an der Vernichtung und Degradierung von Waldgebieten<br />

schuldig gemacht haben, die einem Mehrfachen des<br />

deutschen Waldbestandes entsprechen.<br />

Dieser Bericht ist jedoch mehr als eine Bestandsaufnahme.<br />

Er macht Vorschläge, er stellt Forderungen, er zeigt<br />

Wege auf, damit die Wälder der Welt nicht länger deutschen<br />

Begehrlichkeiten zum Opfer fallen.


Teil A


Globale Auswirkungen des Papier- und Zellstoffsektors<br />

in deutscher Verantwortung


Inhalt<br />

10<br />

1. Einleitung: Papier, Wald und Wir 11<br />

2. Papier als Zerstörungsfaktor 14<br />

2.1. Probleme durch die Papier- und Zellstoffproduktion 14<br />

2.1.1. Landrechtskonflikte 14<br />

2.1.2. Artenverlust 17<br />

2.1.3. Arbeitsplätze 19<br />

2.1.4. Gesundheitsschäden 20<br />

2.1.5. Verbrauch von Wasserressourcen 21<br />

2.1.6. Bodendegradierung 22<br />

2.2. Die Strukturen der globalen Papier- und Zellstoffindustrie 22<br />

2.3. Fazit 24<br />

3. Verantwortung von Verbrauchern, Handel und 25<br />

Papierindustrie in Deutschland<br />

3.1. Abnehmer von importiertem Papier und Zellstoff in Deutschland 25<br />

3.2. Verbraucher 30<br />

3.2.1. Wofür wir Papier verbrauchen 30<br />

3.2.2. Recyclingpapier statt Primärfaser 31<br />

3.2.3. Forderungen an die Verbraucher in Deutschland 33<br />

3.3. Handel 34<br />

3.3.1. Befragung des Papiergroßhandels zu ökologischen und 34<br />

sozialen Beschaffungskriterien<br />

3.3.2. Forderungen an den Großhandel in Deutschland 34<br />

3.4. Papierindustrie 34<br />

3.4.1. Die Papierindustrie in Deutschland als Global Player 34<br />

3.4.2. Forderungen an die Papierindustrie in Deutschland 35<br />

4. Verantwortung der Banken in Deutschland 36<br />

4.1. Deutsche Banken und ihre Waldschutzpolitiken 36<br />

4.2. Deutsche Banken im Praxistest 39<br />

4.3. Reformforderungen an deutsche Finanzdienstleister 41<br />

Anhang 42<br />

1. Firmenprofile 43<br />

2. Flächenberechnung 51


1. Papier, Wald und Wir<br />

Die Produktion des „Wegwerfproduktes“ – Papier – hat für<br />

Mensch und Natur in den betroffenen Regionen gravierende<br />

Folgen. Es ist Ursache für knapp die Hälfte der weltweiten<br />

Holzernte für industrielle Zwecke 1 . Urwälder werden zerstört<br />

und große Landflächen für schnellwüchsige Zellstoffplantagen<br />

vereinnahmt – insbesondere in den Ländern des<br />

Südens. Oft werden die Rechte der lokalen und indigenen<br />

Bevölkerung missachtet, Böden und Gewässer verschmutzt<br />

und artenreiche Ökosysteme durch Monokulturen ersetzt.<br />

Deutsche Akteure sind an diesem<br />

Zerstörungsprozess beteiligt:<br />

Deutsche Verbraucher, weil sie Papier in einem<br />

Ausmaß konsumieren, der nicht nachhaltig ist,<br />

die hiesige Papier- und Zellstoffindustrie, weil sie<br />

Zellstoff und Papier aus Quellen bezieht, wo<br />

ökologische und soziale Standards missachtet werden,<br />

deutsche Finanzinstitutionen, weil sie Kredite<br />

vergeben oder Anleihen ausstellen für Zellstoff- und<br />

Papierunternehmen, die nicht über eine Waldschutzund<br />

Menschenrechtsschutzpolitik verfügen und<br />

die Bundesregierung, weil sie keine kohärente<br />

Waldschutzpolitik verfolgt, sondern mit Subventionen<br />

für die hiesige Industrie (z.B. über die Außenwirtschaftsförderung)<br />

zur Zerstörung von Urwäldern<br />

beiträgt.<br />

Deutschland als Spitzenreiter im Papierverbrauch<br />

Der gigantische Papierverbrauch von weltweit 338 Millionen<br />

Tonnen pro Jahr 2 wird nicht aus Wäldern mit einer<br />

nachhaltigen Bewirtschaftung gedeckt. Vielmehr werden<br />

intensiv bewirtschaftete Plantagen angelegt und Urwälder<br />

gerodet, um die immense Papiernachfrage zu decken, die<br />

vor allem von den Industrienationen ausgeht: 71% des<br />

weltweiten Papierverbrauchs entfallen auf nur 22 % der<br />

Weltbevölkerung (Industrieländer) 3 . Deutschland nimmt<br />

als viertgrößter Papierkonsument weltweit dabei eine<br />

Spitzenrolle ein: Die Deutschen 4 verbrauchen pro Jahr mehr<br />

Papier als Afrika 5 und Südamerika 6 zusammen.<br />

Der Großteil unseres Papiers wird für Verpackungen und<br />

Werbung genutzt, oft Wegwerf-Produkte mit einer sehr<br />

geringen Lebenszeit. Langlebige Produkte hingegen machen<br />

in Deutschland mit etwa 3% nur einen Bruchteil des<br />

jährlichen Papierverbrauchs aus (2001: 639.000 Tonnen) 7 .<br />

11<br />

Top 10 Papier-Verbraucherländer<br />

nach Gesamtverbrauch 8<br />

Verbrauch<br />

Papier/Pappe In<br />

1000 Tonnen<br />

Pro Kopf verbrauch<br />

in kg<br />

USA 88.149 301<br />

China 46.500 36<br />

Japan 30.797 242<br />

Deutschland 18.825 228<br />

Großbritannien 12.463 207<br />

Italien 11.044 190<br />

Frankreich 10.867 180<br />

Südkorea 8.466 174<br />

Spanien 7.217 179<br />

Kanada 7.200 221<br />

Der hohe Papierverbrauch in Deutschland hat Auswirkungen<br />

auf die Ressourcen und Menschen anderer Länder, da<br />

de facto nur ca. 6% des Zellstoffs für die hiesige Papierherstellung<br />

aus deutschen Wäldern stammen. Unser Papier<br />

und der Zellstoff für das in Deutschland produzierte<br />

Papier stammen aus insgesamt 130 Ländern 9 . Allein für<br />

unsere Papier- und Zellstoffimporte wird weltweit jährlich<br />

eine Fläche von ca. 590.000 Hektar Wald – doppelt so<br />

groß wie das Saarland – gerodet 10 .<br />

Der Zellstoff für unser Papier stammt nicht nur aus Naturund<br />

Wirtschaftswäldern, sondern auch aus schnellwüchsigen<br />

Plantagen, die z.B. in Brasilien, Chile, Indonesien,<br />

Südafrika, Portugal und Spanien angepflanzt werden.<br />

Zusätzlich zu der gerodeten Waldfläche werden in diesen<br />

Ländern auf einer Fläche von ca. 450.000 ha 11 schnellwüchsige<br />

Plantagen-Monokulturen angelegt, um den deutschen<br />

Bedarf an Papier und Zellstoff zu bedienen. Die Folgen dieser<br />

einseitigen und flächenintensiven Landnutzung sind<br />

unter anderem der Verlust von fruchtbarem Ackerland<br />

für die Produktion von Grundnahrungsmitteln und der<br />

Verbrauch wertvoller Wasserressourcen. Die Kosten dafür


tragen nicht die Verbraucher des Papiers in Deutschland,<br />

sondern die betroffenen Menschen und die Natur in den<br />

Herkunftsländern. Die Papierindustrie trägt ebenfalls<br />

entscheidende Mitverantwortung für den hohen Papier-<br />

1<br />

verbrauch, indem sie ihn initiiert, bewirbt und der Förderung<br />

von Ressourcen sparenden Alternativen (wie etwa<br />

geringeres spezifisches Papiergewicht) wenig Bedeutung<br />

beimisst.<br />

Abb.: Ian MacAllister


Doppelte Standards: Die Papierindustrie in Deutschland<br />

Durch ihre Produktwahl entscheidet die Papierindustrie<br />

in Deutschland, ob der Zellstoff für das hier hergestellte<br />

Papier aus ökologisch und sozial nachhaltigen Quellen oder<br />

aus Urwaldzerstörung verbunden mit Landrechtsverletzungen<br />

stammt. Als mit Abstand größter Papierproduzent<br />

in Europa und weltweit auf Platz fünf hinter den USA, China,<br />

Japan und Kanada 12 spielt die deutsche Papierindustrie<br />

eine bedeutende Rolle auf dem globalen Markt. Sie ist mit<br />

11,5 Millionen Tonnen weltweit drittgrößter Exporteur von<br />

Papierprodukten hinter Kanada und Finnland 13 . 118 Unternehmen<br />

produzieren in Deutschland Papier, Karton und<br />

Pappe 14 .<br />

Die meisten großen Papier- sowie Zellstofffabriken in<br />

Deutschland wurden in den vergangenen Jahren von ausländischen<br />

Konzernen aufgekauft, die sich dadurch in<br />

Deutschland einen Standort gesichert haben. Diese Konzerne<br />

haben oft noch Produktionsstätten in anderen Ländern,<br />

die den in Deutschland geltenden Umweltstandards nicht<br />

entsprechen. Der gleiche Konzern, der sich in Deutschland<br />

um ein „grünes“ Image bemüht, Altpapier einsetzt und den<br />

Energie- und Wasserverbrauch reduziert, verseucht mit seinen<br />

Produktionsstätten in anderen Ländern unter Umständen<br />

Gewässer und gefährdet die Gesundheit der lokalen<br />

Bevölkerung (s. Firmenprofile, Anhang 1, S. 43 ff).<br />

Für die Papierproduktion in Deutschland müssen Umweltauflagen<br />

und soziale Standards (z.B. bezüglich Arbeitnehmerrechten)<br />

erfüllt werden. Doch die negativen Folgen der<br />

Rohstoffgewinnung und der Zellstoffherstellung für Mensch<br />

und Natur in anderen Ländern bleiben in der Regel unbeachtet.<br />

Da sie keine verbindlichen Umwelt- und Sozialstandards<br />

bei der Rohstoffbeschaffung setzt, lagert die deutsche<br />

Papierindustrie wesentliche ökologische und soziale<br />

Kosten in die Lieferländer aus und ignoriert die Mitverantwortung<br />

für die gravierenden Probleme, die durch die Zellstoffgewinnung<br />

und -produktion dort verursacht werden.<br />

Auch zu anderen globalen Umweltproblemen leistet die Papier-<br />

und Zellstoffindustrie ihren „Beitrag“. Sie gehört zu<br />

den energieintensivsten Branchen überhaupt. Weltweit ist<br />

die Papier- und Zellstoffindustrie der fünftgrößte industrielle<br />

Energieverbraucher. So wird für die Herstellung einer<br />

Tonne Papier und Zellstoff ähnlich viel Energie verbraucht<br />

wie für die Produktion einer Tonne Stahl oder Eisen 15 . Sie<br />

ist für die Abholzung von Naturwäldern verantwortlich, die<br />

als wichtige Kohlenstoffspeicher verloren gehen.<br />

Schnellwüchsige Zellstoffplantagen können nur kurzfristig<br />

Kohlenstoff speichern, da ihr Holz vorwiegend in kurzlebigen<br />

Produkten landet und bald wieder kompostiert oder<br />

verbrannt wird.<br />

1<br />

Rolle der deutschen Finanzinstitutionen<br />

Als Finanzdienstleister treffen Banken selten selbst Investitionsentscheidungen<br />

bei externen Projekten wie z.B. dem<br />

Bau oder der Erweiterung eines Zellstoffwerkes. Doch ist<br />

ihr Votum für oder gegen einen Kredit oftmals entscheidend<br />

dafür, ob eine bestimmte Investition zustande kommt. Insofern<br />

steht nicht nur das investierende Zellstoff- oder Papiermaschinenunternehmen,<br />

sondern auch die sie finanzierende<br />

Bank in der Verantwortung für die Folgen dieser<br />

Geschäfte.<br />

Umwelt- und Sozialstandards sind im Finanzsektor bisher<br />

noch selten zu finden. Erst in den letzten Jahren zeichnet<br />

sich hier ein langsamer Bewusstseinswandel ab. Denn Banken<br />

wurden massiv für Regenwaldzerstörung und Landrechtskonflikte<br />

kritisiert, in die ihre Kunden verwickelt waren (vgl.<br />

Fallbeispiel APP in Indonesien, Kap.4). Einzelne Großbanken<br />

– v.a. aus den USA und Großbritannien – haben daraufhin<br />

erkannt, dass ökologische und soziale Risiken sehr<br />

schnell zu Reputationsschäden führen und sich ebenso<br />

schnell in Kreditrisiken verwandeln können. Sie haben Umwelt-<br />

und Sozialstandards für den Wald- und Forstbereich<br />

eingeführt. Deutsche Banken hingegen scheinen weniger<br />

lernbereit zu sein und halten größtenteils an der Finanzierung<br />

von kritischen Zellstoff- und Papierkonzernen fest.<br />

Politische Rahmenbedingungen<br />

Rechtliche Grundlagen können den entscheidenden Rahmen<br />

für einen ökologisch und sozial verantwortbaren Papierkonsum<br />

und –handel in Deutschland setzen. Bisher gibt es<br />

noch keine Gesetze, die den Handel mit und den Import von<br />

illegal geschlagenem Holz verbieten, das zur Zerstörung<br />

wertvoller Ökosysteme führt. Aus Indonesien sowie aus<br />

Russland, wo der illegale Einschlag sehr hoch ist, kommen<br />

sehr wahrscheinlich Papiere nach Deutschland, die illegal<br />

gehandelten Rohstoff enthalten. Ein Urwaldschutzgesetz<br />

kann hier eingreifen, wenn es sich auch auf Papier und Zellstoff<br />

bezieht. Der Bundesregierung liegt bereits ein Entwurf<br />

vor, nach dem illegales Holz aus Urwaldzerstörung gesetzlich<br />

verboten werden soll und Herkunftsnachweise auf Anfrage<br />

zur Verfügung gestellt werden müssen (s. Teil C, S. 81 ff).<br />

Darüber hinaus muss die Bundesregierung als Großverbraucher<br />

von Papier mit einer verbindlichen Beschaffungsrichtlinie<br />

die öffentliche Hand zum sparsamen Umgang mit Papier<br />

und zur Verwendung von Recyclingpapier festlegen. Sie<br />

erfüllt hier eine wichtige Vorbildfunktion.<br />

Insbesondere ist die Regierung gefragt, ihre Politik kohärent<br />

zu gestalten. Durch Hermesbürgschaften im Papier- und Zellstoffbereich,<br />

die zur Zerstörung von Urwäldern und zur Expansion<br />

von Zellstoff-Monokulturen beitragen, werden die<br />

Vorgaben des Waldsektorkonzeptes konterkariert.


. Naturzerstörung und Auswirkungen auf die Menschen<br />

Mapuche Indianer protestieren gegen<br />

die Missachtung ihrer Rechte.<br />

2.1.<br />

Folgen der Papier- und Zellstoffproduktion<br />

in den Lieferländern<br />

Die folgenden Fallbeispiele aus Ländern, die Deutschland<br />

den Papierrohstoff liefern, verdeutlichen die Auswirkungen<br />

unseres Papierverbrauchs vor Ort. Auch wenn die Situation<br />

in den einzelnen Ländern auf Grund ihres Entwicklungsstandes<br />

und ihrer politischen Lage sehr unterschiedlich ist,<br />

so sind die von der Papier- und Zellstoffindustrie verursachten<br />

Probleme oft sehr ähnlich. Dazu gehören:<br />

Landrechtskonflikte und Zwangsumsiedlung<br />

Artenverlust und Zerstörung von Ökosystemen<br />

Verlust von Arbeitsplätzen und fehlende<br />

Erwerbsalternativen<br />

Gesundheitliche Schäden bei den unmittelbar<br />

betroffenen Menschen<br />

Verbrauch und Verschmutzung von Wasserressourcen<br />

Auslaugung von Böden und Erosion<br />

2.1.1.<br />

Landrechtskonflikte<br />

In vielen Ländern, die Zellstoff produzieren, gibt es Landrechtskonflikte<br />

um die von den Konzernen in Beschlag<br />

genommene Fläche. Regierungen und Konzerne beanspruchen<br />

das Land und die Ressourcen für ihre Interessen.<br />

Die (traditionellen) Rechte indigener 16 und anderer lokaler<br />

Bevölkerungsgruppen werden oftmals nicht anerkannt,<br />

obwohl ihre Land- und Nutzungsrechte in einigen der<br />

Länder (z.B. in Kanada, Indonesien, Brasilien) gesetzlich<br />

verbrieft sind.<br />

1<br />

Abb.: GfbV<br />

Abb.: urgewald Archiv<br />

Nuxalk Indianer beim Protest gegen den Kahlschlag ihres<br />

heiligen Tals Ista.<br />

In Kanada und Russland vergeben die Regierungen langfristige<br />

Lizenzen an Holzkonzerne, deren Auflösung meist<br />

mit hohen Kompensationszahlungen verbunden ist. Die<br />

Lizenzen ermöglichen es den Holz- und Zellstoffkonzernen<br />

in die traditionelle Heimat der indigenen Völker einzudringen<br />

und dort den Wald zu roden. Durch die langfristigen Lizenzen<br />

erhalten Konzerne fast vollständig die Verfügungsgewalt<br />

über große Waldflächen. Damit hemmen diese langfristigen<br />

Lizenzen die Entwicklung von alternativen, diversifizierten<br />

Nutzungsformen, die Übertragung von Entscheidungsgewalt<br />

über die Landnutzung an die indigenen Völker<br />

und Naturschutzbemühungen (z.B. Ausweitung von Nationalparks).<br />

In Kanada, einem Hauptzellstofflieferant für<br />

Deutschland, stammt das Holz für die Zellstoffproduktion<br />

oft vom Land indianischer Völker. Ihre Landrechte sind in<br />

der Verfassung verankert: Nach geltender Gesetzgebung<br />

sind die Indianer im Besitz ihres traditionellen Landes,<br />

solange keine Verträge zur Landabtretung geschlossen<br />

wurden 17 . Diese Rechtslage wurde 1995 von einer Untersuchungskommission<br />

der kanadischen Regierung bestätigt.<br />

Nach der kanadischen Verfassung, der kanadischen<br />

„Charter of Rights and Freedoms“ und mehreren Gerichtsentscheiden,<br />

steht das Recht der indianischen Bevölkerung<br />

über den industriellen Nutzungsinteressen anderer. Den<br />

Urteilen zufolge ist die Regierung dazu verpflichtet, die<br />

indianischen Völker vor allen Entscheidungen zu konsultieren,<br />

die Auswirkungen auf ihre Rechte oder Landtitel<br />

haben.<br />

Das indianische Volk der Nuxalk lebt in Kanadas westlichster<br />

Provinz British Columbia. Sie haben, wie die meisten<br />

indianischen Völker an der Küste, ihr Land nie an die<br />

Regierung abgetreten oder verkauft. Trotzdem vergibt die<br />

Provinzregierung auf traditionellem Nuxalk-Land Holzeinschlagslizenzen<br />

an Holzkonzerne. Diese zerstören durch


Kahlschlag die heiligen Stätten der Nuxalk im Urwald. Ebenso<br />

ruiniert der Kahlschlag die sensiblen Laichgewässer der<br />

Lachse. Das Holz wird an die Zellstoffkonzerne verkauft.<br />

Vor 10 Jahren protestierten die Nuxalk gegen den Kahlschlag<br />

in einem ihrer heiligsten Täler. Bei der friedlichen Blockade<br />

einer Forststraße wurden einige der Häuptlinge auf ihrem<br />

eigenen Land festgenommen und mussten mehrere Wochen<br />

im Gefängnis verbringen.<br />

Auch in Europa kommt es zu Landrechtskonflikten<br />

zwischen der indigenen Bevölkerung und der Forstindustrie,<br />

deren Abnehmer unter anderem Zellstoffproduzenten<br />

sind. In Finnland, Schweden und Russland lebt das Volk<br />

der Sami seit Jahrtausenden von der traditionellen Rentierzucht.<br />

Einige von ihnen nutzen die Wälder heute noch<br />

als Winterweide für die Rentiere, die auf flechtenreiche<br />

Urwälder angewiesen sind. Die traditionellen Weiderechte<br />

der Sami werden aber nur zum Teil anerkannt. In Schweden<br />

gibt es heftige Konflikte mit privaten Waldbesitzern, die<br />

Sami-Gemeinden verklagt haben, wenn deren Rentiere in<br />

ihren Wäldern im Winter weideten.<br />

Die Sami in Finnland wehren sich gegen die Kahlschläge<br />

in den letzten Urwäldern, die wichtige Weidegründe für<br />

ihre Rentierherden darstellen. Die staatliche Forstbehörde<br />

Metsähallitus ist an der Zerstörung beteiligt und verkauft<br />

das Holz u.a. an die Zellstoff- und Papierindustrie. Die Sami<br />

haben bereits mehrmals Klagen gegen Metsähallitus eingereicht.<br />

Die Rentierzüchter wandten sich darüber hinaus<br />

an das UN Menschenrechtskomtee, da die Kahlschläge<br />

ihr Recht auf Ausübung ihrer traditionellen Lebensweise<br />

missachten 18 . Obwohl die UN Menschenrechtskommission<br />

2001 bestätigte, dass die Kahlschläge einen Verstoß gegen<br />

die Rechte der Sami darstellen, wird der Kahlschlag durch<br />

die finnische Forstbehörde fortgesetzt 19 .<br />

1<br />

Abb.: Olav Johannson, <strong>ARA</strong> Archiv Abb.: urgewald Archiv<br />

Sami in Schweden beim Rentier-Markieren. Tupinikim und Guarani Indianer fordern ihr Land<br />

von Aracruz zurück<br />

Im brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo<br />

leben heute 1.600 Tupinikim und 200 Guarani-Indianer. Sie<br />

wurden durch den Zellstoffkonzern Aracruz und dessen<br />

Plantagen von ihrem traditionellen Land vertrieben. Die<br />

Fabrik wurde an einer Stelle errichtet, wo früher ihre Siedlungen<br />

lagen. In den 80er Jahren begannen die Tupinikim<br />

und Guarani um die Rückgabe ihres Landes zu kämpfen.<br />

1981 wurde ihnen zunächst ein 4.492 Hektar großes Gebiet<br />

zugesprochen. Studien der brasilianischen Indianerbehörde<br />

FUNAI haben inzwischen klargestellt, dass den Guarani<br />

und Tupinikim weitere 13.500 Hektar zustehen. Trotzdem<br />

erklärte sich Aracruz 1998 nach lang anhaltenden Protesten<br />

nur zur Rückgabe von 2.571 Hektar Land bereit. Der<br />

Konzern besetzt mit seinen Plantagen bis heute 11.000<br />

Hektar des Indianerlandes. Anfang 2005 demarkierten<br />

die Tupinikim und Guarani dieses Gebiet und besiedelten<br />

es. Sie begannen Hütten zu bauen und Ackerflächen zu<br />

bearbeiten. Doch bis heute weigert sich Aracruz das Land<br />

zurückzugeben. Auch die Quilombolas, Nachfahren entflohener<br />

Sklaven, die sich zum Teil schon vor 300 Jahren an<br />

der Küste Brasiliens niedergelassen haben, wurden in den<br />

60er Jahren von den Zellstoffkonzernen von ihrem traditionellen<br />

Land vertrieben. In Brasilien gibt es über 700<br />

Quilombo-Gemeinschaften. Sie beanspruchen zusammen<br />

ein Gebiet von ca. 300.000 ha. Bis heute haben erst 29<br />

Gemeinschaften verbriefte Landrechte erhalten.<br />

„Die meisten Bewohner hier hatten allerdings keinen<br />

Besitztitel, keine Urkunde über das von ihnen bewohnte<br />

Land. Wenn die Schwarzen keinen Besitztitel nachweisen<br />

konnten, zwang Aracruz sie, ihr Heim zu verlassen. Dann<br />

wurden sie einfach vertrieben.“<br />

Domingos Chapoca (Quilombola in Brasilien)


Kahlschlag in Kanada<br />

Die Ausdehnung von Zellstoffplantagen führte in Brasilien<br />

zu Zwangsumsiedlungen und zur Zerstörung von ganzen<br />

Dörfern. Bauern und Siedler wanderten in die Städte ab,<br />

da die Monokulturen wenig Arbeitsplätze und keinen<br />

Raum für andere Formen der Landbewirtschaftung boten.<br />

Die Zurückbleibenden leben isoliert in einem Meer von<br />

Eukalyptus und haben durch die steigende Entvölkerung<br />

der Region kaum mehr einen lokalen Markt, auf dem sie<br />

ihre Produkte verkaufen können.<br />

„Der Knackpunkt bei dieser Geschichte ist doch, dass die<br />

regionale Bevölkerung hier nie gefragt worden ist, ob sie<br />

großflächigen Eukalyptusanbau in ihrer Region haben<br />

will oder nicht. Sie haben, ohne uns zu konsultieren, für<br />

uns festgelegt, dass der Anbau von Eukalyptus die beste<br />

wirtschaftliche Alternative für uns hier in Espírito Santo<br />

und im äußersten Süden von Bahia ist.“<br />

Brasilianer aus E.S. 20<br />

In Chile sind die Mapuche das größte indigene<br />

Volk des Landes 21 . Über 337.000 von ihnen leben heute in<br />

den von der Zellstoffproduktion betroffenen Gebieten 22 .<br />

Ende des 19. Jahrhunderts wurden sie gewaltsam enteignet<br />

und in Reservate gedrängt. Erst durch die Umsetzung<br />

der Agrarreform unter Salvador Allende (1970-1973)<br />

bekamen sie ihr Land zurück. Nach dem Staatsstreich<br />

Pinochets (1973) wurden sie erneut enteignet. Gleichzeitig<br />

konnte sich die stark subventionierte Holzindustrie fast<br />

kostenlos im Land ausbreiten, teils auch auf ehemaligem<br />

Land der Mapuche. Ein Großteil der 2,1 Millionen ha 23 Kiefern-<br />

und Eukalyptusplantagen, die der Zellstoffproduktion<br />

dienen, liegen im historischen Gebiet der Mapuche 24 .<br />

Die Mapuche versuchen über Landbesetzungen ihren his-<br />

1<br />

torischen Anspruch auf das Land geltend zu machen und<br />

protestieren gegen die Ausbreitung von Kiefer- und Eukalyptusplantagen<br />

auf Kosten des Naturwaldes. Seit Beginn<br />

der 1990er Jahre kommt es zwischen den Mapuche, den<br />

Sicherheitskräften der Forstunternehmen und der Polizei<br />

immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit<br />

Todesfällen 25 . Der Mapuche Pascual Pichún klagt darüber<br />

hinaus: „The plantations have greatly impacted the community.<br />

We have lost medicinal herbs, native forests and<br />

water. The fumigation of the tree plantations has polluted<br />

the water and contaminated the lands and animals. 26 “<br />

In Südafrika siedelten die Weißen zu Zeiten der<br />

Apartheid auf den besten Böden. Als sich die Zellstoffkonzerne<br />

in Südafrika ausbreiteten, kauften sie Land<br />

von weißen Farmern, die dafür eine gute Entschädigung<br />

erhielten. Leer gingen die auf den Farmen beschäftigten<br />

Arbeiter aus. Die Farmgebäude wurden abgerissen, um<br />

Platz für Eukalyptusplantagen zu schaffen. Die Arbeiter<br />

mussten umsiedeln und wurden arbeitslos, denn die Zellstoffplantagen<br />

boten nur Wenigen kurzfristige und meist<br />

nur schlecht bezahlte Arbeit (ca. 2 US$ pro Tag) 27 .<br />

Abb.: Philipp Kuechler<br />

Diese Beispiele aus verschiedenen Kontinenten zeigen,<br />

dass mit der Zellstoffgewinnung weltweit Landrechtskonflikte<br />

verbunden sind. Die großflächige Landnutzung für<br />

Zellstoffplantagen oder die Rodung von Wäldern widerspricht<br />

den Interessen der lokalen Bevölkerung und ihrer<br />

angestammten Nutzung des Landes. In vielen Fällen setzen<br />

sich Zellstoffkonzerne über die traditionellen Rechte<br />

und den Widerstand der betroffenen Menschen hinweg.


Eukalyptusplantage in Swaziland<br />

2.1.2.<br />

Artenverlust durch die Zerstörung natürlicher Lebensräume<br />

und die Anlage von Zellstoff-Monokulturen<br />

Urwaldzerstörung für die Zellstoffproduktion<br />

Über den importierten Rohstoff ist die Papier- und Zellstoffindustrie<br />

in vielen Ländern maßgeblich an der Urwaldzerstörung<br />

beteiligt, insbesondere in den nördlichen Regionen<br />

Kanadas und Russlands sowie in Südostasien (Malaysia,<br />

Indonesien) und Australien 28 . Nach Schätzungen des<br />

Worldwatch Institutes stammen weltweit 16% des in der<br />

Papierproduktion eingesetzten Holzes aus Urwäldern 29 .<br />

So z.B. in Kanada, wo 90% der Holzeinschläge in Urwäldern<br />

stattfinden. Oder in Indonesien, wo über 90% des Zellstoffs,<br />

der zwischen 1988 und 1999 in die Papierproduktion<br />

floss, aus dem Regenwald stammte 30 .<br />

In vielen Fällen ist der Holzeinschlag illegal: Laut Schätzungen<br />

des „Center for International Forestry Research“<br />

sind 40% der Einschläge für die Papier- und Zellstoffproduktion<br />

in Indonesien illegal 31 . Nach einer Studie des WWF<br />

stammen 98% der nach Deutschland importierten illegalen<br />

Zellstoffmenge und 39% der Papiermenge illegaler<br />

Herkunft aus Indonesien 32 . In Russlands Wäldern liegt der<br />

Anteil von illegal eingeschlagenem Holz nach Untersuchungen<br />

von Greenpeace und WWF bei 15-35%.<br />

Die nördlichen Urwälder in Russland, Finnland, Schweden<br />

und Kanada sind bedrohte Lebensräume für zahlreiche<br />

Großsäugetiere wie Bären, Wölfe oder die in Kanada<br />

lebenden Caribous, Cougars und Vielfraße. Die Wälder<br />

aber auch die vielen in ihnen liegenden Feuchtgebiete<br />

und Moore beherbergen eine große genetische Vielfalt<br />

an Moos-, Pilz- und Flechtenarten. Durch den Verlust der<br />

Urwälder und die intensive forstliche Nutzung sind z.B. in<br />

1<br />

Abb.: TimberWatch Südafrika<br />

Grizzly Bär in Kanada<br />

Finnland viele Arten mittlerweile gefährdet: 564 waldspezifische<br />

Tier-, Pflanzen- und Pilzarten stehen auf der Roten<br />

Liste Finnland 33 . Die Rote Liste Schwedens beinhaltet bereits<br />

2.100 waldabhängige Arten 34 . Die nordischen Urwälder<br />

sind auch wichtige Vogelbrutgebiete. In den borealen<br />

Wäldern Kanadas beispielsweise brüten Milliarden von<br />

Vögeln 35 .<br />

Naturwaldverlust durch Zellstoffplantagen<br />

In den Ländern des Südens steht neben dem Holzeinschlag<br />

eine weitere Bedrohung der Wälder im Vordergrund: Um<br />

die Zellstoffproduktion zu beschleunigen und die Kosten<br />

zu drücken, werden Naturwälder durch Monokulturen aus<br />

schnellwachsenden Baumarten ersetzt. Sowohl in Indonesien<br />

36 als auch in den USA 37 , in Chile, in Australien und in<br />

Brasilien wurden Naturwälder großflächig zerstört, um<br />

Plantagen anzulegen. Die FAO schätzt, dass in den Tropen<br />

pro Jahr eine Naturwaldfläche in der Größe halb Finnlands<br />

umgenutzt wird und dass etwa 6-7% der neuen Nutzung<br />

Baumplantagen sind 38 .<br />

In Indonesien, einem der artenreichsten Länder<br />

der Erde, werden kontinuierlich Naturwälder in Zellstoff-<br />

Monokulturen umgewandelt. Ende 2001 gab es 1,4 Millionen<br />

Hektar industrielle Zellstoffplantagen, von denen<br />

rund die Hälfte auf ehemaligen Naturwaldflächen entstanden<br />

sind 39 . Heute werden jährlich 2,8 Millionen Hektar Wald<br />

in Indonesien zerstört, eine Fläche größer als Hessen 40 .<br />

Seit 1988 ist die Zellstoffindustrie in Indonesien um fast<br />

700% gewachsen, von 606.000 Tonnen auf 4,9 Millionen<br />

Tonnen pro Jahr. Die Papierproduktion stieg im gleichen<br />

Zeitraum von 1,2 auf 8,3 Millionen Tonnen pro Jahr an 41 .<br />

Nach der Zerstörung der Naturwälder werden die gigantischen<br />

indonesischen Zellstoffwerke in den nächsten<br />

Jahren mit Holzdefiziten zu kämpfen haben, was wiederum<br />

die Anlage von Plantagen vorantreiben wird 42 .<br />

Abb.: Martin Kroll


Die treibende Kraft für den Verlust von Naturwäldern<br />

in Chile ist ihre Umwandlung in Plantagen mit exotischen<br />

Baumarten, die für die Zellstoffherstellung genutzt<br />

werden 43 . In dem Zeitraum zwischen 1978-1987 wurden<br />

31% der Naturwälder in der Küstenregion in Plantagen<br />

umgewandelt 44 . Die Zentralbank Chile schätzt, dass Chiles<br />

Naturwälder bei gleich bleibender Zerstörung durch Holzeinschlag<br />

2015 oder 2020 verschwunden sein werden 45 .<br />

In Chile gibt es eine Vielfalt an Waldtypen: Palmwälder,<br />

Hartlaub-Wälder, temperate Regenwälder und prähistorische<br />

Araucaria-Wälder 46 . Ein Drittel der Wälder Chiles ist<br />

noch Urwald 47 . Nur 27% dieser Urwälder sind geschützt 48 .<br />

Im brasilianischen Bundesstaat Espirito Santo sind<br />

durch Zellstoffkonzerne wie Aracruz Tausende Hektar<br />

Atlantischen Regenwaldes gerodet und durch Eukalyptusplantagen<br />

ersetzt worden 49 . Ursprünglich bedeckte die<br />

„Mata Atlântica“ (der Atlantische Regenwald) weite Teile<br />

des Bundesstaates Espírito Santo. Heute sind nur noch 10<br />

Millionen Hektar, d.h. 7,5% des ursprünglichen Atlantischen<br />

Regenwald-Bestandes erhalten. Stattdessen gibt es hier<br />

nun doppelt soviele Plantagen wie Naturwälder. Die Zellstoffund<br />

Papierindustrie war maßgeblich an dieser Entwicklung<br />

beteiligt.<br />

Von den 1.100 einheimischen Baumarten (vgl. Europa:<br />

100) 50 in Südafrika sind viele endemisch und kommen nur<br />

noch in kleinen Waldgebieten vor. Die Plantagen grenzen<br />

ohne Pufferzonen direkt an den Waldrand. So werden die<br />

heimischen Bäume durch die Konkurrenz um Wasser mit<br />

dem tiefer wurzelnden Eukalyptus beeinträchtigt. Auch bei<br />

der Bewirtschaftung der Plantagen wird der Naturwald in<br />

Mitleidenschaft gezogen: Die Zufahrtstraßen für die Plantagen<br />

werden oft durch die angrenzenden Wälder gebaut 51 .<br />

Verlust wertvoller Ökosysteme durch Zellstoffplantagen<br />

Plantagen ersetzen nicht nur Naturwald, sondern auch andere<br />

artenreiche Ökosysteme. In Südafrika muss vielerorts<br />

die Savanne, die mit ihren über 4.000 Pflanzenarten extrem<br />

artenreich ist (Vergleich Schweden mit 1.700 Pflanzenarten)<br />

52 , neuen Plantagen weichen. Professor Braam van<br />

Wyk von der Universität in Pretoria, Südafrika, warnt, dass<br />

Plantagen Südafrikas Savanne zerstören und ein Hauptfak-<br />

1<br />

tor für den Artenverlust sind. In den letzten Jahren seien<br />

im Durchschnitt pro Jahr über 200 km2 artenreiche Savanne<br />

in Südafrikas Regionen mit höherem Niederschlag<br />

durch die kommerzielle Aufforstung (Plantagen) zerstört<br />

worden 53 .<br />

Die exotischen Bäume (Kiefer, Eukalyptus, Akazie) bleiben<br />

nicht auf die Plantagenflächen beschränkt, sondern<br />

dringen vor allem entlang von Gewässern und Feuchtgebieten<br />

unaufhaltsam in die Savanne Südafrikas vor, wo<br />

sie endemische Arten verdrängen. Nach Schätzungen sind<br />

zusätzlich zu den 1,5 Millionen Hektar Plantagen bereits 1,7<br />

Millionen Hektar des Landes durch die exotischen Bäume<br />

besiedelt 54 .<br />

Monokulturen führen zu Artenverlust<br />

Monokulturen mit ein oder zwei exotischen Baumarten<br />

bieten kaum Lebensraum für die heimischen Tier- und<br />

Pflanzenarten. Die natürliche Vegetation stirbt durch den<br />

Einsatz von Chemikalien, damit die Plantagenbäume keine<br />

Konkurrenz um Wasser, Licht und Nährstoffe erleiden. Nur<br />

wenige standorttypische Pflanzen können unter den Plantagenbäumen<br />

überleben, Tiere finden hier kaum Nahrung 55 .<br />

Die exotischen Plantagen stellen Barrieren für heimische<br />

Tiere dar und behindern so die natürliche Ausbreitung von<br />

Säugetieren und Insekten sowie das Brutverhalten von<br />

Vögeln.<br />

Schnellwüchsige Zellstoffplantagen sind keine Lösung<br />

Die World Commission on Forests schätzt, dass man die<br />

weltweite Papiernachfrage 2050 durch 100 Millionen Hektar<br />

schnellwüchsige Plantagen decken und so den Holzeinschlag<br />

in Wäldern reduzieren könnte 56 . Doch werden für die<br />

schnellwüchsigen Zellstoffplantagen zuvor Wälder gerodet,<br />

andere wertvolle Ökosysteme (z.B. die Savanne in Südafrika)<br />

zerstört oder landwirtschaftliche Nutzflächen (z.B.<br />

in Südafrika oder Brasilien) geopfert. Die genannten 100<br />

Millionen Hektar würden einer Fläche von ca. 50% des weltweiten<br />

Weizenanbaus (FAO 2004: 217 Millionen Hektar)<br />

entsprechen. Die Produktion eines schnelllebigen Verbrauchsartikels<br />

für die Industrienationen steht heute<br />

schon vielerorts in Konkurrenz zum Anbau von Nahrungsmitteln<br />

für die lokale Bevölkerung (z.B. Brasilien).


FSC Zertifizierung von Papier und Zellstoff<br />

In den nördlichen Ländern ist die einzig glaubwürdige und<br />

von Umweltorganisationen empfohlene Zertifizierung für<br />

Waldbewirtschaftung der Forest Stewardship Council (FSC).<br />

Der FSC zertifiziert jedoch neben Wäldern auch schnellwüchsige<br />

Plantagen, welche die beschriebenen Probleme<br />

verursachen und dafür von Umweltorganisationen kritisiert<br />

werden. Der FSC überarbeitet daher momentan die<br />

Kriterien für die Plantagenzertifizierung. Verschiedene<br />

Umweltorganisationen fordern deshalb ein Moratorium<br />

für neue Plantagenzertifizierungen, bis die FSC Kriterien<br />

für Plantagen verschärft worden sind 57 .<br />

2.1.3.<br />

Mythos neue Arbeitsplätze? Verluste statt Gewinne<br />

„Policies being promoted by some environmental groups<br />

and industry lobbies would mean that in the near future<br />

most industrial wood could come from industrial plantations<br />

and an increasingly consolidated forest industry,<br />

effectively cutting off forest and farm communities from<br />

critical income opportunities. Local producers often do<br />

not have access to sufficient capital, market contacts and<br />

information, or technology to exploit new market opportunities<br />

. 58 “<br />

Papier- und Zellstoffkonzerne werben oft mit dem Argument,<br />

Arbeitsplätze zu schaffen. Wenn ein Konzern eine Plantage<br />

oder Zellstofffabrik errichtet, werden ohne Frage neue<br />

Arbeitsplätze geschaffen. Die wesentliche Frage ist jedoch,<br />

wieviele Arbeitsplätze vor Niederlassung der Konzerne vorhanden<br />

waren, wieviele Arbeitsplätze durch andere Landnutzungsformen<br />

geschaffen werden könnten und welche<br />

Qualität die angebotenen Arbeitsplätze (Lohn, Vertragssicherheit,<br />

Arbeitsrisiko) haben.<br />

Die Zellstoffplantagen im Süden bieten grundsätzlich nur<br />

wenige Arbeitsplätze pro Hektar Land. In einer kürzlich<br />

erschienenen Studie von Mitgliedern des World Rainforest<br />

Movement aus Brasilien 59 wird anhand des Beispiels Aracruz<br />

die Arbeitsplatzsituation durch die Eukalyptus-Zellstoffproduktion<br />

analysiert. Es zeigt sich, dass beim Anbau von<br />

Kaffee mehr als hundert Mal so viele Arbeitsplätze pro Hektar<br />

Land geschaffen werden wie durch den Eukalyptusabau.<br />

1<br />

Benötigte Hektar Land um einen Job in Eukalyptus<br />

und Kaffee Monokulturen zu schaffen 60<br />

Monokultur Benötigte ha Land pro<br />

direkten Arbeitsplatz<br />

Eukalyptus<br />

122<br />

(Aracruz Celulose)<br />

Eukalyptus<br />

183<br />

(Veracel Celulose)<br />

Kaffee 1<br />

Zahlen von 2001 aus Uruguay und Südafrika<br />

zeigen die gleiche Tendenz 61 :<br />

Dem Zellstoffkonzern Weyerhäuser gehören in Uruguay<br />

128.000 Hektar Land, 71.000 davon sind Plantagen.<br />

Nach eigenen Angaben sind 130 Menschen direkt<br />

beschäftigt. Weyerhäuser bietet damit in Uruguay 0,18<br />

Jobs pro 100 Hektar Plantagen.<br />

Der Firma Mondi in Südafrika gehören 638.000 Hektar<br />

Land, davon 407.000 Hektar Plantagen. Mondi beschäftigt<br />

nach eigenen Angaben 4.500 Menschen. Der<br />

Konzern bietet damit 1,1 Arbeitsplätze pro 100 Hektar<br />

Plantagenfläche.<br />

Auch in Spanien werden nur wenige Arbeitsplätze durch die<br />

Zellstoffplantagen geschaffen: In der Milchwirtschaft in<br />

Spanien sind 2,5-mal so viele Arbeiter pro Fläche beschäftigt<br />

als beim Anbau von Eukalyptus, im Weinbau 5-mal soviel 62 .<br />

Die Studie des World Rainforest Movement 63 beschreibt die<br />

schlechten Arbeitsbedingungen (Unterkunft, Verpflegung<br />

und soziale Sicherheit) bei Aracruz und verdeutlicht, wie<br />

gering die Zahl der Arbeitsplätze und wie niedrig der Lohn<br />

ausfällt, wenn man Zellstoffplantagen mit anderen Landnutzungsformen<br />

(z.B. Kaffeeanbau) vergleicht.<br />

„Aracruz bietet den Leuten von hier keine Arbeit mehr an.<br />

Alles wird maschinell hergestellt – man braucht gar keine<br />

Arbeiter mehr. Auch der Holzeinschlag wird heute von Subunternehmern,<br />

häufig von multinationalen Unternehmen<br />

mit neuester Technik gemacht – auch da gibt es keine Arbeit<br />

mehr für uns. So werden sie Brasilien zugrunde richten.“<br />

Humberto (Quilombola in Brasilien)<br />

Die Kleinbauernvereinigung in Brasilien fordert Landnutzungsmodelle<br />

für ihre Region, die auf eine vielfältige<br />

ökologische Landwirtschaft setzen und Kaffeeanbau als<br />

Ergänzung fördern. Es würden nicht nur mehr Arbeitsplätze<br />

pro Hektar entstehen als durch die Zellstoffplantagen, auch<br />

die Arbeitsbedingungen wären wesentlich besser und das<br />

Lohnniveau höher.


2.1.4.<br />

Gesundheitsschäden durch die Papier- und Zellstoffproduktion<br />

und die Eukalyptusplantagen<br />

„Pulp and paper is the third largest industrial polluter to<br />

air, water, and land in both Canada and the United States,<br />

and releases well over a hundred million kg of toxic pollution<br />

each year (National Pollutant Release Inventory,<br />

Canada 1996).“<br />

In der UN Menschenrechtserklärung (Artikel 25) von 1948<br />

ist festgelegt: „Everyone has the right to a standard of<br />

living adequate for the health and well-being of himself<br />

and of his family“. Das Recht auf ein gesundes Leben wird<br />

von einigen Papier- und Zellstoffkonzernen auf eklatante<br />

Weise verletzt. Obwohl es in Deutschland hohe Umweltstandards<br />

für die Produktion von Papier- und Zellstoff<br />

gibt, werden diese Standards in den Ländern, aus denen<br />

Deutschland Zellstoff importiert, häufig nicht eingehalten.<br />

Die Abwässer der Fabriken werden teilweise ungeklärt in<br />

die Flüsse entlassen – mit oft katastrophalen Folgen für<br />

die Bevölkerung:<br />

In indonesischen Dörfern, die flussabwärts von<br />

der Zellstofffabrik Indah Kiat des Konzerns Asia Pulp and<br />

Paper (APP) liegen, berichten die Menschen von juckenden<br />

Hautausschlägen, chronischen Kopfschmerzen und<br />

Erbrechen. Vor Bau der Zellstofffabrik nutzten sie den Fluss<br />

für Trinkwasser. Heute müssen sie ihr Wasser in Flaschen<br />

kaufen, da auch das Grundwasser bereits verschmutzt ist.<br />

Doch nutzen sie noch immer den Fluss zum Waschen,<br />

Bewässern und Fischen. Im Jahr 2000 besuchte die Journalistin<br />

Inge Altemeier die Region und filmte einen illegalen<br />

Abfluss, den die Zellstofffabrik in der Nacht nutzt 64 . Obwohl<br />

APP schon seit Jahren Besserung gelobt, leiden die<br />

am Fluss lebenden Menschen bis heute unter den Folgen<br />

der Papier- und Zellstoffherstellung.<br />

Kanadische Zellstoffwerke entließen 1997 pro Tag<br />

zwischen 50.000 und 100.000 Kubikmeter Abwässer. Nach<br />

Industrieangaben flossen fast 2.000 Tonnen Chemikalien<br />

– mehr als doppelt soviel wie bei der Bergbauindustrie – in<br />

die Gewässer 65 .<br />

0<br />

Abb.: urgewald Archiv<br />

Kind in Indonesien mit Chlorakne<br />

Durch die Abwässer einer Papierfabrik leidet das indianische<br />

Volk der Grassy Narrows in Kanada bis heute unter den<br />

Folgen einer Quecksilbervergiftung: 1970 wurden die Flüsse<br />

und Seen in ihrer Region durch Quecksilber hochgradig<br />

verseucht. Ursache waren die Abwässer einer Papierfabrik,<br />

die 90 km stromaufwärts lag. Durch die Quecksilberverseuchung<br />

brach der Fischfang völlig zusammen, der bisher<br />

die wichtigste Lebensgrundlage für die Grassy Narrows<br />

darstellte. Eine Untersuchung 2001 ergab, dass 86% der<br />

Grassy Narrows Anzeichen einer Quecksilbervergiftung<br />

zeigen. Trinkwasser und Fische sind langfristig ungenießbar<br />

geworden, denn das Quecksilber hat sich in den<br />

Sedimenten abgelagert. Die Papierfabrik wurde längst<br />

verkauft und der neue Besitzer war nicht mehr für die<br />

Folgen haftbar zu machen. Die Regierung bewilligte nach<br />

langen Protesten 1985 Kompensationszahlungen. Doch<br />

diese sind äußerst gering im Vergleich zu dem, was das<br />

Volk der Grassy Narrows verloren hat.<br />

Bis heute nimmt die Zerstörung ihres Lebensraums kein<br />

Ende. Zellstoffkonzerne zerstören durch großflächige<br />

Kahlschläge die wichtigsten Jagdgebiete der Grassy Narrows<br />

und verletzten die von der kanadischen Regierung<br />

zugesicherten Nutzungsrechte dieses Volkes.<br />

Auch die Luftverschmutzung durch Zellstofffabriken ist<br />

in einigen Fällen für gesundheitliche Probleme verantwortlich.<br />

In Brasilien rufen beispielsweise die Emissionen<br />

der Zellstofffabrik Aracruz Atemwegserkrankungen bei<br />

den nahe wohnenden Indianern hervor, wie vom brasilianischen<br />

Indigenen- und Missionsrat bestätigt wurde 66 .<br />

„Diese Zellstofffabrik hat viele Krankheiten in unsere<br />

Dörfer gebracht.“ Jonas Carvalho (Guarani-Indigenenhäuptling<br />

in Brasilien).


Abb.: urgewald Archiv<br />

Grassy Narrows protestieren gegen den<br />

Kahlschlag auf ihrem Territorium<br />

Nicht nur die Zellstoff- und Papierfabriken verursachen<br />

gesundheitliche Schäden. Beim Einsatz von Chemikalien<br />

in den Zellstoffplantagen von Aracruz leiden Arbeiter häufig<br />

an Kopfschmerzen, Erbrechen und Magenschmerzen,<br />

wie in der Studie vom World Rainforest Movement dokumentiert<br />

wurde 67 . Die ebenfalls häufig bei den Plantagenarbeitern<br />

auftretende Erkrankung Leucopenia (abnormale<br />

Reduktion von weißen Blutkörperchen) hat bereits zu<br />

Todesfällen geführt 68 .<br />

Die Plantagenwirtschaft hat neben den direkten auch viele<br />

indirekte Folgen. In Südafrika tragen die vielerorts fehlenden<br />

Sanitäranlagen für die Arbeiter in den Plantagen<br />

vermutlich zur Ausbreitung von Krankheiten wie Cholera<br />

bei. Auch die Ausbreitung von Aids ist unter den Arbeiter<br />

in Südafrika ein großes Problem: „The seriousness of the<br />

HIV/Aid’s pandemic is now beginning to take its toll on<br />

Industry, with infection rates amongst workers exceeding<br />

40% in places. 69 “ Die Ursache für die starke Ausbreitung<br />

liegt in der Situation auf den Plantagen: Viele der Arbeiter<br />

sind ohne eigene Familie dort. Sexuelle Übergriffe und<br />

Prostitution grassieren in ihren Siedlungen 70 .<br />

2.1.5.<br />

Verbrauch von Wasserressourcen<br />

Einfluss der Zellstoffplantagen<br />

Die Zellstoffmonokulturen verbrauchen große Mengen an<br />

Wasser und stellen in trockeneren Regionen in Südafrika,<br />

Brasilien oder Spanien ein gravierendes Problem dar.<br />

Viele der von der Papierindustrie bevorzugten Baumarten,<br />

insbesondere schnell wachsende wie Eukalyptus, saugen<br />

mehr Wasser aus dem Boden als andere Feldfrüchte. Dies<br />

ist das Ergebnis einer über vier Jahre in Indien, Costa Rica,<br />

1<br />

Plantagenarbeiter beim Versprühen<br />

von Chemikalien<br />

Abb.: TimberWatch Südafrika<br />

Südafrika und Tansania geführten Studie des Britischen<br />

Departments für Internationale Entwicklung (DFID) 71 .<br />

Studien aus Spanien zeigen, dass in einer Eukalyptusmonokultur<br />

nur halb so viel Niederschläge das Grundwasser<br />

erreichen wie in einem Naturwald 72 .<br />

In Brasilien berichten Dorfbewohner, deren<br />

Siedlungen von Eukalyptusplantagen umgeben sind, wie<br />

nach dem Anbau von Eukalyptus die Bäche, Quellen und<br />

Brunnen austrockneten und das Grundwasser sank 73 . „Der<br />

Boden ist total ausgetrocknet. Er ist wirklich nicht mehr so,<br />

wie er früher einmal war. Wenn es uns heute z.B. an Wasser<br />

oder an Nahrung fehlt, dann trägt auch Aracruz einen<br />

Teil der Verantwortung dafür.“ (Bewohner eines Quilombola-<br />

Dorfes in Brasilien)<br />

In dem chilenischen Dorf Lumaco mit 11.405 Einwohnern<br />

74 sind einige Siedlungen von Plantagen regelrecht<br />

eingekreist, 40% der Region sind mit Plantagen bedeckt,<br />

die Böden von starker Erosion betroffen und heimische<br />

Tiere und Pflanzen sind selten geworden. Im Sommer muss<br />

die Gemeindeverwaltung Trinkwasser verteilen, weil Quellen<br />

und Bäche versiegen 75 .<br />

In Südafrika fiel in einigen Gegenden der Grundwasserspiegel<br />

um mehr als 36 Meter 76 . Ein Eukalyptusbaum<br />

in Südafrika kann bis zu 500 Liter Wasser täglich aufnehmen.<br />

In Südafrika wird auch von den Konzernen nicht<br />

bestritten, dass die Plantagenwirtschaft einen negativen<br />

Einfluss auf die Wasserresourcen hat 77 . „Pulp and paper<br />

making requires large quantities of water.“ (Jahresbericht<br />

der südafrikanischen Forstwirtschaft 2004). Auch die kürzlich<br />

veröffentlichte Studie der britischen Regierung (s.o.)<br />

belegt, dass in Südafrika die Ausbreitung der exotischen<br />

Kiefern und Eukalyptusbäume zu einer Verringerung der<br />

Wassermenge der Flüsse geführt hat 78 .


Einfluss der Papier- und Zellstoffindustrie<br />

Der Wasserverbrauch in der Papier- und Zellstoffindustrie<br />

ist pro Tonne höher als in irgendeiner anderen Industriebranche<br />

79 .<br />

1989 musste der Zellstoffkonzern ENCE in Spanien/<br />

Galizien seine Fabrik für einige Monate schließen, da die<br />

Bewohner der Region nicht genügend Wasser zur Verfügung<br />

hatten.<br />

Die drei Zellstofffabriken von Aracruz in Brasilien<br />

verbrauchen täglich 248.000 Kubikmeter Wasser – ausreichend,<br />

um eine Stadt mit 2,5 Millionen Einwohnern mit<br />

Wasser zu versorgen 80 .<br />

2.1.6.<br />

Bodendegradierung<br />

Beim Ernten durch Kahlschlag ebenso wie beim Pflanzen<br />

der Bäume kommt es zu Erosion, wenn der Boden schutzlos<br />

dem Regen ausgeliefert ist. Schwere Erntemaschinen verdichten<br />

den Boden und verstärken an steilen Hängen die<br />

Erosion.<br />

Berichte aus Südafrika 81 , Spanien 82 und Brasilien 83 beschreiben<br />

die Bodendegradierung in Eukalyptusplantagen. Der<br />

hohe Herbizid- und Düngereinsatz verändert die Bodenfauna.<br />

Auch werden die Abbauprozesse in den Böden durch<br />

chemische Inhaltsstoffe des Eukalyptus gestört. Die Mikroorganismen<br />

in den Böden sind nicht an die Eukalyptusblätter<br />

angepasst, so dass die Zersetzung sehr langsam voran<br />

geht. In Folge akkumulieren die Eukalyptusblätter und ersticken<br />

andere Bodenpflanzen. Die hydrophoben Blätter<br />

des Eukalyptus legen eine Art Wachsschicht über den Grund<br />

und verschlechtern damit die Wasserdurchlässigkeit. Darüber<br />

hinaus werden die Böden durch die massive Nährstoffextraktion<br />

von Eukalyptus verstärkt ausgelaugt. Vergleichende<br />

Studien in Spanien zwischen Eukalyptusplantagen<br />

und Eichenwäldern zeigten, dass in Eukalyptuswäldern<br />

(E. camaldulensis) der Bodenverlust 100-mal größer ist 84 .<br />

2.2.<br />

Die Strukturen der globalen Papier- und Zellstoffindustrie<br />

Die Markt- und Konzernstrukturen der Papierindustrie, die<br />

starke Konzentrierung und die globale Vernetzung sind Teil<br />

des Problems. In der internationalen Fachzeitschrift „pulp<br />

and paper international“ werden jährlich die nach Umsatz<br />

100 größten Papier- und Zellstoffkonzerne aufgelistet und<br />

verglichen. Die Top 10 dieser 100 größten Unternehmen machen<br />

knapp die Hälfte der Umsätze, rund 70% der Gewinne<br />

und produzieren rund 40 % des Papiers 85 . Die transnationalen<br />

Konzerne gewinnen an Macht über Land, Ressourcen und<br />

die nationale Wirtschaft. Der Trend zu immer kostengünstigerer<br />

Produktion mit höheren Kapazitäten wirkt sich stark<br />

auf die Situation in den einzelnen Ländern und betroffenen<br />

Regionen aus. Die gigantischen Zellstoffwerke benötigen<br />

große Mengen an Rohmaterial, was in vielen Fällen zur Anlage<br />

von riesigen Plantagenflächen oder – wie z.B. in Indonesien<br />

– zur systematischen Plünderung von Naturwäldern führt.<br />

Zu den weltweit größten Produktionsländern für Papierfasern<br />

gehören neben den USA, Kanada und China inzwischen<br />

auch Länder wie, Brasilien, Russland und Indonesien.<br />

Die vorhandenen Probleme durch die Zellstoff- und Papierproduktion<br />

werden sich durch geplante Expansionen in<br />

Zukunft noch verschärfen: Im Zeitraum von 2004-2009 sind<br />

mindestens 34 neue Papier- und Zellstoffwerke weltweit<br />

geplant. Hauptexpansionsmärkte sind China, Brasilien und<br />

Chile (s. Tabelle, S. 24). Die neuen Werke werden eine<br />

massive Expansion von schnellwüchsigen Plantagen in den<br />

südlichen Ländern fördern.<br />

Kahlschlag in Kanada<br />

Abb.: urgewald Archiv


Billigproduktion von Giganten: das Beispiel Veracel<br />

Das 2005 eröffnete Zellstoffwerk Veracel ist die größte Produktionsstätte für gebleichten ECF 86 Eukalyptuszellstoff<br />

der Welt 87 . Es liegt im ostbrasilianischen Bundesstaat Bahia. Das gemeinsame Unternehmen<br />

von Stora Enso in Finnland und Aracruz in Brasilien will 900.000 Tonnen Eukalyptuszellstoff jährlich herstellen.<br />

Dabei ist die Region schon heute überlastet durch den großflächigen Anbau – in einigen Gebieten<br />

liegt der Anteil der Plantagenflächen an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche bei weit über 25%.<br />

Das neue Zellstoffwerk wird die Situation noch verschärfen.<br />

Die Bevölkerung protestiert deshalb gegen die weitere Vereinnahmung landwirtschaftlicher Nutzflächen<br />

durch die Zellstoffindustrie. Bei Veracel kostet eine Tonne Zellstoff 120$, verglichen mit 320$ in Nordamerika<br />

und knapp 400$ in Skandinavien 88 . Kari Vainio, Vize-Präsident für Kommunikation bei Stora Enso<br />

erklärte: „One hectare in Bahia produces 50 cubic metres of wood a year, against 5 cubic metres in Scandinavian<br />

countries 89 .“<br />

Um mit den geringen Produktionskosten im Süden mithalten zu können streben die nördlichen Konzerne<br />

eine Verlagerung an, wie beispielsweise ein Funktionär bei Stora Enso ankündigte: „Were it not for labour<br />

unions at home, we would be moving all of our production capacity to countries like Brazil.“ Anfang 2005<br />

protestierten Arbeiter in Finnland gegen die Rationalisierungspläne von StoraEnso, die ihre Werke auch<br />

an offiziellen Feiertagen durchgängig produzieren lassen wollen 90 .<br />

Die Top 10 Produktionsländer von Papierfasern (Holzstoff,<br />

Zellstoff und andere Faserstoffe) und die Menge<br />

des dort hergestellten Papiers 91<br />

Papierfasern in<br />

1000 Tonnen<br />

Papier/Pappe in<br />

1000 Tonnen<br />

USA 52.914 81.792<br />

Kanada 25.543 20.226<br />

China92 18.381 37.929<br />

Finnland 11.729 12.776<br />

Schweden 11.740 10.724<br />

Japan 10.663 30.686<br />

Brasilien 7.390 7.354<br />

Russland 6.284 5.915<br />

Indonesien 5.587 6.995<br />

Australien<br />

Vergleich:<br />

2.832 2.645<br />

Deutschland 2.148 18.526<br />

Billiger, größer, schneller – Eukalyptus im Vormarsch:<br />

Ausdehnung der Zellstoffproduktion in den Süden<br />

Die Zellstoffproduktion dehnt sich immer stärker in Länder<br />

des Südens wie Brasilien, Indonesien, Südafrika und Chile<br />

aus, wo Monokulturen mit exotischen Baumarten wie Eukalyptus<br />

immer mehr die Landschaft prägen. Glauco Affonso,<br />

Vize-Präsident von Stora Enso in Lateinamerika schätzt:<br />

„We expect hardwood pulp production in coming years to<br />

be moving from Scandinavia and North America to low-cost<br />

producers in the southern hemisphere. 93 “<br />

Verschiedene Faktoren machen die Zellstoffproduktion im<br />

Süden „attraktiv“: Das Land ist billig, die Wuchsraten in<br />

den Tropen viel höher als im Norden, die Löhne weit unter<br />

dem der Industrienationen, Arbeitsschutz- und Umweltgesetzgebung<br />

sind häufig schwach und die Konzerne können<br />

weitgehend ohne staatliche Kontrolle agieren. Die Produktionskosten<br />

sind u.a. deshalb viel geringer als in nördlichen<br />

Ländern, da die sozialen und ökologischen Kosten, die<br />

durch die Ausbeutung der Naturressourcen und in vielen<br />

Fällen auch der Arbeiter entstehen, von den Konzernen nicht<br />

getragen werden. Sie lasten einseitig auf der Bevölkerung.


Weltweit geplante Zellstoff-/Papierprojekte im Zeitraum 2004-2009 (kein Anspruch auf Vollständigkeit)<br />

Land Firmen Anzahl geplanter<br />

Zellstoff- bzw.<br />

Papierwerke<br />

Geplante<br />

Gesamtkapazität<br />

Zellstoff bzw.<br />

Papier in<br />

Tonnen pro Jahr<br />

China Hainan Gold Hai Pulp & Paper (Asia Pulp and Paper APP),<br />

Shangdong Chenming (APRIL), Beiya Industrial, Oji Paper<br />

4 2.200.000<br />

Südafrika Mondi Kraft, Pulp United 2 890.000<br />

Guatemala Celgusa Pulp 1 120.000<br />

Brasilien Aracruz, Ripasa, Veracel, Lwarcel, Suzano Bahia Sul,<br />

BrancoCel, Sateri International<br />

7 2.780.000<br />

Indonesien United Fibre Systems (UFS), Korindo Group 2 850.000<br />

Indien Andra Pradesh Paper Mills 1 200.000<br />

Uruguay Ence, Botnia (UPM, M-Real) 2 1.500.000<br />

Chile CFI Itata (Arauco), CMPC 3 1.990.000<br />

Argentinien Celulosa Argentina 1 50.000<br />

Russland Ilim Pulp, NWTC, International Paper 4 770.000<br />

Lettland Baltic Pulp 1 600.000<br />

Schweden Rottneros, SCA Östrand 2 125.000<br />

Finnland M-Real 1 300.000<br />

Deutschland Norske Skog 1 54.000<br />

Portugal Caima 1 10.000<br />

Italien Sicem-Saga 1 25.000<br />

Estland Estonian Cell 1 140.000<br />

2.3.<br />

Fazit<br />

Die Beispiele zeigen, wie die heutige Papier- und Zellstoffindustrie<br />

zur Verarmung der Menschen und zu großflächiger<br />

Naturzerstörung beiträgt:<br />

Die Land- und Nutzungsrechte der lokalen Bevölkerung<br />

werden missachtet. Die Ausdehnung von Plantagen in<br />

den südlichen Ländern führt oft zu Zwangsumsiedlungen.<br />

Der Artenverlust wird durch die Zerstörung von Urwäldern<br />

und anderen artenreichen Ökosystemen beschleunigt.<br />

Naturwälder werden gerodet, um Zellstoff-Monokulturen<br />

mit exotischen Baumarten zu pflanzen, die heimischen<br />

Tieren und Pflanzen keinen Lebensraum bieten.<br />

Oft werden vergleichsweise wenige Arbeitsplätze in<br />

dieser kapitalintensiven Industriebranche geschaffen.<br />

Andere Landnutzungsformen bieten flächenbezogen<br />

wesentlich mehr Arbeitsplätze.<br />

Durch Abwässer und Emissionen verursachen einige<br />

Papier- und Zellstofffabriken Umweltschäden sowie<br />

gesundheitliche Probleme bei der lokalen Bevölkerung.<br />

Der Gebrauch von Chemikalien in Plantagen gefährdet<br />

die Gesundheit der Arbeiter wie der lokalen Bevölkerung.<br />

Die Zellstoff- und Papierherstellung verbraucht große<br />

Mengen an Wasser. Abwässer verschmutzen die Flüsse.<br />

Eukalyptus-Monokulturen tragen durch ihren hohen<br />

Wasserbedarf zur Austrocknung von Böden bzw. zur<br />

Absenkung des Grundwasserspiegels bei.<br />

Die Eukalyptus-Monokulturen degradieren durch die<br />

intensive und einseitige Nutzung die Böden. Der Kahlschlag<br />

verstärkt die Gefahr von Bodenerosion.


. Verantwortung von Verbrauchern, Handel und Papierindustrie in Deutschland<br />

3.1.<br />

Abnehmer von importiertem Papier und Zellstoff in<br />

Deutschland<br />

Die Probleme, die in den Lieferländern durch die Papierund<br />

Zellstoffherstellung verursacht werden, sind in Kapitel<br />

2 beschrieben. Die folgende Tabelle zeigt einige Zellstoffkonzerne<br />

aus den Lieferländern, deren Aktivitäten dort<br />

soziale und ökologische Probleme verursachen, und ihre<br />

Verbindung zu deutschen Abnehmerfirmen und Papierprodukten.<br />

Einige der hier genannten Konzerne sind im<br />

Anhang ausführlicher beschrieben.<br />

Wege der Rohstoffherkunft zum Papier in Deutschland<br />

Herkunft des<br />

Rohstoffs<br />

Russland,<br />

u.a. Urwälder<br />

Finnland,<br />

u.a. Urwälder<br />

Kanada,<br />

u.a. Urwälder<br />

Indonesien,<br />

Urwälder<br />

und<br />

Zellstoffplantagen<br />

Südafrika, Zellstoffplantagen<br />

Brasilien,<br />

Zellstoffplantagen<br />

Chile,<br />

Zellstoffplantagen<br />

Konzerne, die in der<br />

Kritik von Umweltorganisationen<br />

stehen<br />

Abnehmer dieser Konzerne<br />

in Deutschland<br />

Eintönige Kiefernplantagen in Südafrika<br />

verdrängen die artenreiche Savanne<br />

Beispiel-Produkte<br />

in Deutschland<br />

Arkhangelsk PPM Jacob Jürgensen Verpackungen<br />

Stora Enso, M-Real Ziemlich alle großen deutschen<br />

Papierunternehmen<br />

Abitibi Consolidated<br />

Interfor/Norske<br />

Canada/Canfor<br />

April<br />

APP<br />

Mondi<br />

Sappi<br />

Aracruz<br />

Veracel<br />

Arauco<br />

CMPC<br />

Verlage in Deutschland<br />

UPM Kymmene (Haindl)<br />

Papier Union<br />

Schaefer Shop<br />

Procter&Gamble,<br />

Kimberly&Clark<br />

Felix Schoeller<br />

Wochenmagazine, Zeitschriften,<br />

Broschüren, Briefumschläge,<br />

Kopierpapier, Verpackungspapier<br />

Zeitungspapier<br />

Magazinpapiere<br />

Kopierpapier<br />

Kopierpapier<br />

Papiertüten<br />

Kopierpapier<br />

Hygienepapiere<br />

Hygienepapiere<br />

Photopapiere<br />

Abb.: TimberWatch Südafrika<br />

August Koehler AG Thermopapier (z.B. Kassenbons)


Beispiel 1:<br />

Russische Urwälder in deutsches Verpackungsmaterial<br />

Im Jahr 2004 importierte Deutschland 241.471 Tonnen Papier – größtenteils Zeitungsdruckpapier – und<br />

61.319 Tonnen Papierzellstoff aus Russland 94 . Um diese Menge zu produzieren, wurde in Russland umgerechnet<br />

eine Fläche von rund 15.000 Hektar Wald gerodet 95 . Auch aus Finnland importierte Papier- und<br />

Zellstoffprodukte beinhalten zum Teil Zellstoff aus russischen Wäldern.<br />

Nur etwa 26% der Wälder Russlands, vor allem in den nördlichen Regionen Ostsibiriens und in Russlands<br />

fernem Osten (z.B. Kamtschatka), sind heute noch Urwälder 96 . Im europäischen Russland sind es nur 14%<br />

der Wälder, hauptsächlich in den Regionen Arkhangelsk, Karelien, Komi und Murmansk 97 .<br />

Arkhangelsk<br />

Die Arkhangelsk Region liegt östlich des Weißen Meers. Die Urwälder in der Arkhangelsk Region geraten<br />

nach Recherchen von Greenpeace, Global Forest Watch und ScanEx Research and Development Center<br />

zunehmend unter Druck: Im Jahr 2004 stammten 23% des russischen Einschlagsvolumens aus dieser Region,<br />

2000 waren es nur 10%. Die größte Gefahr für die Wälder der Region ist der industrielle Holzeinschlag 98 :<br />

Bei der derzeitigen Einschlagsrate von etwa 250.000 Hektar pro Jahr wird der Urwald der Arkhangelsk<br />

Region in 25-30 Jahren weitestgehend in den Papierfabriken und Sägewerken verschwunden sein.<br />

Verpackungs- und Hygienepapierhersteller in Deutschland beziehen u.a. Zellstoff von dem Papier- und<br />

Zellstoffkonzern Arkhangelsk PPM, der auch Holz aus Urwäldern in der Arkhangelsk Region verarbeitet<br />

(s. Firmenprofil, Anhang 1.6, S. 49).<br />

Beispiel 2:<br />

Finnlands letzte Urwälder als Rohstoff für unser Papier<br />

Im Jahr 2004 importierte Deutschland 2.160.891 Tonnen Papier und 906.167 Tonnen Papierzellstoff aus<br />

Finnland 99 . Um diese Menge zu produzieren, wurde in Finnland umgerechnet eine Fläche von rund 183.000<br />

Hektar Wald gerodet 100 . Neben Schweden ist Finnland Deutschlands größter Zellstoff- und Papierlieferant.<br />

Die intensive forstliche Nutzung hat Finnlands Wälder stark gezeichnet: Heutzutage gibt es immer mehr intensiv<br />

bewirtschaftete Forste und Monokulturen und nur noch 5% der Waldfläche sind Urwald 101 . Lediglich<br />

die Hälfte dieser Urwälder ist staatlich geschützt 102 . Der Rest ist vom Holzeinschlag bedroht.<br />

Doch anstatt die letzten Urwälder zu schützten, ist die staatliche Forstbehörde Metsähallitus an deren<br />

Zerstörung durch Kahlschlag beteiligt 103 . Die Verarbeitung des Holzes aus Urwaldzerstörung liegt in Finnland<br />

derzeit fast ausschließlich in der Hand von zwei großen Papier- und Holzproduzenten: Stora Enso und<br />

M-Real. Beide haben im Jahr 2005 Urwälder zu Papier und Zellstoff verarbeitet. Keiner dieser Konzerne hat<br />

bisher seine Zulieferer aufgefordert, auf Holz aus finnischen Urwäldern zu verzichten 104 .<br />

Deutschland bezieht Zellstoff und Papier von Stora Enso und M-Real 105 . Abnehmer finnischen Papiers sind<br />

nach Greenpeace-Recherchen Verlage wie Gruner&Jahr, Axel Springer, Bauer, Burda oder Bertelsmann;<br />

Papiergroßhändler wie Papier Union, Schneider&Söhne und Deutsche Papier sowie Verpackungsfirmen<br />

wie Hewlett Packard 106 .<br />

Man kann daher davon ausgehen, dass finnisches Urwaldholz in unseren Wochenmagazinen, Zeitschriften,<br />

Broschüren, Briefumschlägen, Kopier- und Verpackungspapieren landet 107 .


Beispiel 3:<br />

Verletzung von indianischen Rechten in Kanada für deutsche Zeitungen und Magazine<br />

Im Jahr 2004 importierte Deutschland 84.739 Tonnen Papier und 601.495 Tonnen Papierzellstoff aus<br />

Kanada 108 . Um diese Menge zu produzieren, wurde umgerechnet eine Fläche von rund 29.000 Hektar<br />

Wald gerodet 109 . Der Großteil der Papierimporte sind Zeitungsdruckpapiere, die zu über 90% von Konzernen<br />

in Quebec und in Neufundland stammen 110 . Importe anderer Papiersorten und Importe von Zellstoff stammen<br />

überwiegend aus Britisch Kolumbien 111 .<br />

In Kanada wird durchschnittlich etwa eine Million Hektar Wald pro Jahr gerodet. Etwa 90% der Einschläge<br />

finden in Urwäldern statt. Laut World Resources Institute (1997) sind 42% der kanadischen Urwälder<br />

bereits zerstört. Rund 50% der Einschläge werden für die Zellstoffproduktion verwendet.<br />

Boreale Wälder<br />

Der ganz Kanada durchziehende Gürtel aus borealen Wäldern gehört zu den größten Urwaldgebieten<br />

der Erde. Er ist Heimat für viele bedrohte Vogelarten und Großsäugetiere, wie Grizzly, Wolf oder Vielfraß.<br />

Die borealen Wälder in Quebec und Neufundland sind die Hauptlieferregionen für deutsche Importe von<br />

Zeitungsdruckpapier aus Kanada.<br />

Einer der Konzerne, die Holz aus der Zerstörung borealer Urwälder in Kanada beziehen, ist Abitibi Consolidated.<br />

Mit einer Produktionskapazität von über 5,1 Millionen Tonnen zählt der Konzern zu den größten<br />

Produzenten von Zeitungsdruckpapier weltweit 112 . Er bezieht Holz auch aus dem traditionellen Nutzungsgebiet<br />

der Grassy Narrows. Abitibi Consolidated ist somit mitverantwortlich für die Verletzung der<br />

Nutzungsrechte dieses indianischen Volkes, dessen traditioneller Lebensraum durch Kahlschläge zerstört<br />

wird. Als fünftgrößter Lieferant für Zeitungsdruckpapier in Europa 113 erreichen die Produkte von Abitibi<br />

Consolidated auch den deutschen Markt.<br />

Anmerkung: Abitibi Consolidated hat das Zellstoffwerk in Kenora, das Holz aus dem Gebiet der Grassy<br />

Narrows verarbeitete, Ende 2005 geschlossen.<br />

Temperate Regenwälder<br />

Der temperate Regenwald an Kanadas Westküste ist durch ein reich strukturiertes Ökosystem mit über<br />

90 Meter hohen und bis zu 2.000 Jahre alten Bäumen charakterisiert. Der Great Bear Rainforest ist eines<br />

der größten unzerschnittenen Urwaldgebiete dieses Waldtyps. Die in der Verfassung garantierten Landrechte<br />

der indianischen Völker im Great Bear Rainforest werden durch den Holzeinschlag missachtet (s. Kap.<br />

2.1.1., S. 14 ff).<br />

Der Konzern Interfor ist für Kahlschläge in den Urwäldern des Great Bear Rainforest und im UNESCO Biosphärenreservat<br />

Clayoquot Sound auf Vancouver Island verantwortlich. Norske Canada und Canfor beziehen<br />

von Interfor Holz für ihre Zellstoffproduktion.<br />

UPM Kymmene in Deutschland (Haindl) ist einer der großen Abnehmer von Zellstoff aus Britisch Kolumbien,<br />

auch von Norske Canada. Haindl beliefert den Magazin-Sektor in Deutschland und führt z.B. den Axel<br />

Springer Verlag als wichtigen Kunden.<br />

Der Verband Deutscher Papierhersteller (VDP) und der Verband Deutscher Zeitschriftenhersteller (VDZ)<br />

– unter anderen auch Haindl und der Axel Springer Verlag – haben sich in den vergangenen Jahren für ein<br />

Einschlags-Moratorium im Great Bear Rainforest eingesetzt. Nichtsdestotrotz nehmen sie Zellstoff aus den<br />

temperaten Regenwäldern in Britisch Kolumbien ab.


Beispiel 4:<br />

Indonesiens tropische Regenwälder landen im Kopierpapier<br />

Im Jahr 2004 importierte Deutschland 8.621 Tonnen Papier und 25.561 Tonnen Papierzellstoff aus Indonesien<br />

114 . Um diese Menge zu produzieren, wurde in Indonesien umgerechnet eine Fläche von rund 2.000<br />

Hektar Wald gerodet und rund 2.000 Hektar schnellwüchsige Plantagen angelegt 115 . Auch über andere<br />

Länder wie z.B. China kann Zellstoff aus Indonesien auf den deutschen Papiermarkt gelangen.<br />

Indonesien verfügt nach Brasilien und der Republik Kongo über die drittgrößten verbleibenden tropischen<br />

Regenwälder. Die indonesische Zellstoffproduktion konzentrierte sich bisher vor allem auf die zweitgrößte<br />

Insel des Landes, Sumatra. Allein der Zellstoff- und Papierproduktion fiel hier in den 90er Jahren eine<br />

Fläche von 835.000 Hektar Naturwald zum Opfer. Neue Zellstoffwerke sind jetzt für die Insel Borneo<br />

geplant, die in Gefahr steht, vom gleichen Schicksal ereilt zu werden.<br />

Die größten Papier- und Zellstoffkonzerne in Indonesien sind APP und APRIL (s. Firmenprofile, Anhang<br />

1.1/1.2, S. 43/44).<br />

Beide Konzerne liefern auch nach Deutschland: Der Großhändler Papier Union bietet Kopierpapiere des<br />

Konzerns April auf dem deutschen Markt an (z.B. Paper One). Auch von APP werden in Deutschland Kopierpapiere<br />

verkauft. Zum Beispiel bietet der Schaefer Shop auf seiner Internetseite APP Lucky Boss Kopierpapier<br />

an 116 .<br />

Die Metro-Gruppe, die Deutsche Post sowie Karstadt haben nach Protesten durch die Umweltorganisation<br />

Robin Wood Papier aus Indonesien aus ihrem Sortiment genommen.<br />

Beispiel 5:<br />

Raub von indianischem Land in Brasilien für deutsche Hygienepapiere<br />

Im Jahr 2004 importierte Deutschland 17.844 Tonnen Papier und 464.581 Tonnen Papierzellstoff aus<br />

Brasilien 117 . Um diese Menge zu produzieren mussten in Brasilien umgerechnet rund 57.000 Hektar<br />

schnellwüchsige Plantagen angelegt werden 118 . Brasilien ist der viertgrößte Zellstofflieferant für Deutschland.<br />

Die ausgedehnten Eukalyptus-Monokulturen verursachen in Brasilien Landnutzungskonflikte, Artenverluste,<br />

Wasserknappheit und die Verschmutzung von Gewässern und Böden (s. Kap. 2.1., S. 14 ff).<br />

Der größte Zellstoffkonzern in Brasilien ist das norwegisch-brasilianische Unternehmen Aracruz Celulose,<br />

das allein für 25-30% der nationalen Produktion verantwortlich ist. Über 90% seiner Zellstoffproduktion<br />

sind für den Export bestimmt, ca. 10% davon gehen nach Deutschland. Aracruz verletzt die Landrechte der<br />

Indianer im Bundesland Espírito Santo, indem er ihr anerkanntes Land mit seinen Eukalyptusplantagen<br />

besetzt hält und die Rückgabe verweigert (s. Firmenprofile, Anhang 1.1/1.2, S. 44).<br />

Die größten Abnehmer von Aracruz sind die Konzerne Procter&Gamble und Kimberly&Clark, die aus dem<br />

Zellstoff Hygienepapiere auch für den deutschen Markt produzieren. Zellstoff von Aracruz findet sich in den<br />

allseits bekannten Taschentüchern der Marke Tempo oder auch in Klopapier von Charmin. Darüber hinaus<br />

landet dieser Zellstoff über die Felix Schoeller Gruppe auch in Photopapieren. Etwa die Hälfte der Photopapiere<br />

in Deutschland werden durch Felix Schoeller hergestellt, unter anderem für Agfa, Fuji oder Kodak.


Beispiel 6:<br />

Wasserprobleme in Südafrika durch Kopierpapiere für Deutschland<br />

Im Jahr 2004 importierte Deutschland 29.923 Tonnen Papier und 14.921 Tonnen Papierzellstoff aus Süd-<br />

afrika 119 . Um diese Menge zu produzieren mussten in Südafrika umgerechnet rund 10.000 Hektar schnellwüchsige<br />

Plantagen angelegt werden 120 . Zusätzlich kommt Papier aus Südafrika auch über Österreich nach<br />

Deutschland.<br />

Südafrika ist der größte Faserstoff- und Papierhersteller Afrikas. Rund 70% des in Südafrika eingeschlagenen<br />

Gesamtrundholzes geht in die Zellstoff- und Papierproduktion 121 . In Südafrika verursachen die Plantagen,<br />

die mittlerweile 1,5 Millionen Hektar Land bedecken, viele soziale und ökologische Probleme und<br />

tragen durch ihren großen Wasserbedarf zur Austrocknung der Böden und zur Senkung des Grundwasserspiegels<br />

bei (s. Kap. 2.1., S. 14 ff).<br />

Die größten Zellstoffkonzerne in Südafrika sind Mondi (s. Firmenprofil, Anhang 1.3, S. 47) und Sappi.<br />

Kopierpapier aus Südafrika, hergestellt von Mondi, gelangt auch auf den deutschen Markt. Sappi hat in<br />

Deutschland eine eigene Produktionsstätte.<br />

Beispiel 7:<br />

Chile – Zellstoffplantagen auf Mapuche-Land für unsere Kassenbons<br />

Im Jahr 2004 importierte Deutschland 245 Tonnen Papier und 158.727 Tonnen Papierzellstoff aus Chile 122 .<br />

Um diese Menge zu produzieren mussten in Chile umgerechnet rund 36.000 Hektar schnellwüchsige<br />

Plantagen angelegt werden 123 .<br />

Der Rohstoff für die lokale Zellstoffproduktion stammt aus Plantagen 124 . Ein Großteil der 2,1 Millionen Hektar<br />

Kiefern- und Eukalyptusplantagen liegt im traditionellen Lebensraum der Mapuche Indianer 125 , die sich gegen<br />

die Ausweitung von Zellstoffplantagen wehren 126 : „Unsere Mapuche Gemeinden werden weiterhin für ihr<br />

Überleben im Angesicht der Plantageninvasion kämpfen, deren Expansion zu stoppen und unser Land zurück<br />

zu fordern. Diese Invasion der Konzerne Minico/CMPC und Arauco, den Hauptkontrolleuren des Holzmarktes,<br />

hat andauernde Konflikte mit den Mapuche verursacht. 127 “ Firmen wie Arauco und Minico/CMPC sind die<br />

Hauptgegner der Mapuche-Bewegung beim Kampf um die Anerkennung ihrer Rechte.<br />

Die beiden größten Konzerne in Chile, Arauco und CMPC, waren an der Zerstörung von Chiles Naturwäldern<br />

beteiligt. Erst nach intensiven Kampagnen durch internationale Umweltorganisationen erklärten sie Ende<br />

2003 in Zukunft keine Naturwälder mehr in Plantagen umwandeln zu wollen. Die Konflikte mit den Mapuche<br />

sowie die negativen Auswirkungen der Plantagen auf Böden, Wasser und Artenvielfalt bestehen jedoch<br />

nach wie vor.<br />

Deutschland importierte 2001 Zellstoff sowohl von Arauco (s. Firmenprofil, Anhang 1.4, S. 46) als auch von<br />

CMPC 128 . Ein Abnehmer von Arauco ist der Konzern Koehler, der thermische Papiere, z.B. Kassenbons, herstellt.


3.2.<br />

Verbraucher<br />

3.2.1.<br />

Notwendigkeit oder Verschwendung -<br />

Wofür verbrauchen wir so viel Papier?<br />

Die enorme Nachfrage nach Papier in den Industrieländern<br />

ist letztlich verantwortlich für die Zerstörung von Urwäldern<br />

sowie Ausbeutung von Land- und Wasserressourcen. Europa<br />

beansprucht etwa ein Viertel des weltweiten Papierverbrauchs.<br />

Und Deutschland zählt mit einem Pro-Kopf-Verbrauch<br />

von ca. 236 kg pro Jahr zu den Spitzenreitern. Der<br />

Durchschnittsdeutsche verbraucht in einer Woche so viel<br />

Papier wie ein Mensch in Indien in einem Jahr.<br />

Zusätzlich zu den 20,4 Millionen Tonnen im Inland hergestellten<br />

Papier werden 10,6 Millionen Tonnen Papier, Karton<br />

und Pappe nach Deutschland importiert. Damit ist Deutschland<br />

weltweit das zweitgrößte Importland von Papier/Karton/Pappe<br />

nach den USA. Die meisten dieser Importe kommen<br />

aus Europa, v.a. aus Finnland (21%), Schweden (20%),<br />

Österreich (10%), Frankreich (9%) und der Schweiz (8%).<br />

Etwa 11,5 Millionen Tonnen Papier werden exportiert. Damit<br />

liegt der rechnerische Papierverbrauch in Deutschland bei<br />

19,4 Millionen Tonnen im Jahr 2004 129 .<br />

Es stellt sich die Frage, wofür wir die Papiermengen benötigen,<br />

die weltweit für uns produziert werden. Das weitaus<br />

meiste Papier hat eine extrem kurze Lebensdauer:<br />

Abb.: <strong>ARA</strong><br />

0<br />

Verpackungen, Kataloge, Werbung, Zeitschriften, Zeitungen,<br />

Hygienepapiere landen nach dem Gebrauch im<br />

Altpapier, auf der Müllhalde oder in der Kanalisation. Langlebige<br />

Produkte hingegen machen in Deutschland nur einen<br />

Bruchteil (etwa 3%) des jährlichen Papierverbrauchs aus<br />

(2001: 639.000 Tonnen) 130 . Weltweit betrachtet werden nur<br />

rund 10% des verbrauchten Papiers dauerhaft aufbewahrt,<br />

z.B. als Bücher 131 .<br />

Den größten Teil des deutschen Papierverbrauchs – auch<br />

bezogen auf die Primärfasermenge – machen grafische<br />

Papiere aus, zu denen Kataloge, Zeitschriften, Zeitungen<br />

und Büropapiere gehören. Der zweitgrößte Anteil, etwa<br />

40% des Papierverbrauchs, besteht aus Verpackungen.<br />

Hygienepapiere und Spezialpapiere (z.B. Photopapiere)<br />

haben einen vergleichsweise kleinen Anteil am deutschen<br />

Papierverbrauch.<br />

Zeitungen, Zeitschriften und Kataloge<br />

Deutschland verbraucht 2.403.298 Tonnen Zeitungsdruckpapier<br />

und 3.710.675 Tonnen Zeitschriften- und Katalogpapiere<br />

133 . Etwa jedes dritte verbrauchte Gramm Papier<br />

in Deutschland ist ein Zeitungsdruck-, Zeitschriften- oder<br />

Katalogpapier.<br />

Zeitschriften werden im Übermaß produziert. Viele dieser<br />

Zeitschriften erreichen gar nicht den Endkonsumenten,<br />

sondern werden z.B. von Zeitschriftenläden als Remittenden<br />

direkt dem Altpapier zugeführt. Alleine für das Magazin<br />

„Der Spiegel“ werden jährlich etwa 26.000 Tonnen<br />

Papier verbraucht 134 . Tages- und Wochenzeitungen sowie<br />

einige Magazine erfüllen eine wichtige Funktion als politischer<br />

und gesellschaftlicher Informationsträger, aber ein<br />

großer Teil der Zeitschriften-, Katalog- und Zeitungsdruckpapiere<br />

wird für die Werbung verbraucht.<br />

Tabelle: Rechnerischer Verbrauch<br />

nach Papiersorten in 2004 132<br />

Rechnerischer<br />

Verbrauch nach<br />

Papiersorten In Tonnen<br />

Anteil am Gesamtpapierverbrauch<br />

(berechnet) in %<br />

Graphische Papiere 9.705.000 50<br />

Verpackungspapiere 7.474.000 38<br />

Hygienepapiere<br />

Technische &<br />

1.058.000 5<br />

Spezialpapiere 1.205.000 7<br />

Gesamt Papier 19.442.000 100


Aber auch die Kataloge tragen wesentlich zum hohen Papierverbrauch<br />

in Deutschland bei: Allein für den IKEA-Katalog<br />

werden jährlich 65.000 Tonnen Papier verbraucht, für Otto-,<br />

Quelle- und Neckermannkataloge insgesamt 20.000 Tonnen.<br />

Die Werbeflut aus Anzeigenzeitungen, Zeitungsbeilagen<br />

und Hauswurfsendungen bleibt oft ungelesen. Kiloweise<br />

gelangt sie in unsere Briefkästen und wandert direkt ins<br />

Altpapier.<br />

Büropapiere<br />

Deutschland verbraucht 1.557.522 Tonnen ungestrichene<br />

Druck- und Büropapiere 135 . Dazu gehören Kopier- und Druckerpapiere,<br />

die von Schulen, Unternehmen, Universitäten,<br />

Banken, Kommunen und Privathaushalten täglich verwendet<br />

werden: Eine vom Druckerhersteller Lexmark im April<br />

2005 veröffentlichte Studie stellte fest, dass etwa 6% der in<br />

Deutschland am Arbeitplatz erstellten Ausdrucke und Kopien<br />

ungelesen im Papierkorb landen 136 . „Der durchschnittliche<br />

Anwender in einem großen Unternehmen druckt fast 50<br />

Seiten pro Tag aus, während in kleinen oder mittelständischen<br />

Unternehmen mehr als 35 Seiten täglich gedruckt<br />

werden“, so ein weiteres Ergebnis der Studie 137 .<br />

Fazit<br />

Begünstigt durch einen Preis, der die ökologischen und<br />

sozialen Kosten nicht internalisiert, wird Papier als ein<br />

„Ex und hopp“ Produkt genutzt. Es wird über einen seriösen<br />

Bedarf hinaus eingesetzt und vielerorts regelrecht<br />

verschwendet.<br />

Zur Senkung des Papierverbrauchs in Deutschland müssen<br />

insbesondere die Verpackungs- und Werbebranche sowie<br />

deren Kunden beitragen.<br />

Altpapieranteil in den in Deutschland<br />

hergestellten Papiersorten<br />

Altpapieranteil<br />

Anteil am<br />

Gesamtpapierverbrauch<br />

(berechnet)<br />

Papiersorten in %<br />

in %<br />

Graphische Papiere 44 50<br />

Verpackungspapiere 96 38<br />

Hygienepapiere<br />

Technische &<br />

83 5<br />

Spezialpapiere 41 7<br />

Gesamt Papier 65<br />

1<br />

3.2.2.<br />

Recyclingpapier statt Primärfaser<br />

Obwohl es eine umweltfreundliche Alternative zu Primärfaserpapier<br />

gibt, ist in Deutschland nicht einmal jedes<br />

zweite verbrauchte Papier aus Recyclingfasern 138 . Um<br />

die Wälder zu schonen und die Expansion von Zellstoffplantagen<br />

einzudämmen, sollte der Primärfaseranteil im<br />

deutschen Papierverbrauch auf 20-30% reduziert werden.<br />

Nach derzeitigem Stand der Technik wäre eine Altpapiereinsatzrate<br />

von 70% für einen langfristig funktionierenden<br />

Recyclingkreislauf ausreichend 139 . In der deutschen Papierherstellung<br />

liegt die Altpapiereinsatzquote zwar bereits<br />

bei 65%, betrachtet man jedoch den Papierverbrauch<br />

unter Einbeziehung der Papierimporte, die einen höheren<br />

Primärfaseranteil aufweisen, so fällt die Altpapiereinsatzrate<br />

für den Verbrauch auf ca. 50% (siehe Kritischer<br />

Papierbericht 2004).<br />

Recyclingpapiere sollten das Label „Blauer Engel“ tragen,<br />

das ihnen neben guten Qualitätseigenschaften auch eine<br />

hohe Umweltverträglichkeit bescheinigt 140 . Das Label wird<br />

vom Umweltbundesamt herausgegeben.<br />

Altpapieranteil in den einzelnen Papiersorten<br />

Der verstärkte Einsatz von Recyclingpapier ist vor allem<br />

im Bereich grafischer Papiere notwendig. Die in Deutschland<br />

hergestellten grafischen Papiere enthalten nur einen<br />

geringen Altpapieranteil von unter 50%, die importierten<br />

Papiere einen vermutlich noch geringeren (siehe Kritischer<br />

Papierbericht 2004).<br />

Bei den in Deutschland hergestellten Verpackungen wird<br />

bereits viel Altpapier eingesetzt, die Verpackungs-Importe<br />

dagegen weisen oft einen höheren Primärfaseranteil auf.<br />

Inländisch hergestellte Hygienepapiere haben einen vergleichsweise<br />

hohen Altpapieranteil aufzuweisen, im privaten<br />

Bereich finden sich jedoch überwiegend Hygieneprodukte<br />

aus Primärfasern im Angebot. Hinsichtlich eines optimier-<br />

Abb.: urgewald


ten Recyclingkreislaufs wäre es am sinnvollsten, bei den<br />

Hygienepapieren den Altpapieranteil auf über 90% zu<br />

maximieren, da diese nach Gebrauch nicht mehr recycelt<br />

werden können.<br />

Best-Practice-Beispiele für den Gebrauch<br />

von Recyclingpapier<br />

Die Verwendung von Recyclingpapier für die meisten<br />

Papierprodukte ist heutzutage möglich. Die Nachfrage ist<br />

hier entscheidend dafür, in welchem Umfang sie hergestellt<br />

werden. Kataloge, Zeitungen, Druckerpapiere oder Schulhefte<br />

können und sollten aus 100% Altpapier hergestellt<br />

werden. Folgende Beispiele von Verbrauchern können als<br />

Vorbild für die Nutzung von Recyclingpapier in den genannten<br />

Bereichen dienen:<br />

Kataloge<br />

Der Büromaterialienanbieter Memo AG druckt seine Kataloge<br />

ausschließlich auf 100% Recyclingpapier 141 . Die Erfahrungen<br />

dieses Unternehmens zeigen, dass sich die Farbführung<br />

an der Druckmaschine gut an Recyclingpapier anpasst<br />

und die Laufeigenschaften beim Recyclingpapier sich nicht<br />

wesentlich von qualitativ vergleichbaren Primärfaserpapieren<br />

unterscheiden 142 .<br />

Zeitungen<br />

In den in Deutschland hergestellten Zeitungen wird generell<br />

viel Altpapier verwendet. Bei Tageszeitungen wie z.B. der<br />

Süddeutschen Zeitung ist der Druck auf Recyclingpapier<br />

gängige Praxis.<br />

Büropapiere<br />

Für Drucker und Kopierer sind Recyclingpapiere in gleicher<br />

Qualität wie Primärfaserpapiere auf dem Markt erhältlich<br />

(siehe Kritischer Papierbericht 2005 143 ) und gehören im<br />

Bürobereich vielerorts bereits zum Alltag.<br />

90% des gesamten Papierverbrauchs von Behörden<br />

entfallen auf Büropapier – also auf Schreib-, Kopier- und<br />

Faxpapier. In Bundesbehörden liegt der anteilsmäßige Verbrauch<br />

von Büropapier noch etwas höher als in Landesbehörden.<br />

Die Forsa-Studie „Verwendung von Recyclingpapier<br />

in der öffentlichen Verwaltung“ 144 der Initiative Pro-Recyclingpapier<br />

überprüfte den Papiereinsatz in Behörden. Dabei<br />

stellte sich heraus, dass 90% der Bundes- und Landesbehörden<br />

unter anderem Recyclingpapier verwenden. Seit<br />

1996 hat der Recyclingpapiereinsatz insgesamt zugenommen<br />

und soll auch in Zukunft tendenziell leicht steigen.<br />

Beispiele aus Kommunen und Behörden zeigen, dass eine<br />

Umstellung auf Recyclingpapier möglich ist:<br />

Mit einem Anteil von 95% Recyclingpapier zählt<br />

die Stadt Bonn zu den Spitzenreitern unter den deutschen<br />

Kommunen. Ein Grund dafür liegt in der zentral organisierten<br />

Beschaffung im Papierbereich. Darüber hinaus wurden<br />

jedoch zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um eine umweltfreundliche<br />

Beschaffung auf breiter Basis sicherzustellen 145 .<br />

Die Stadtverwaltung Löhne, eine kleine Kommune<br />

in NRW, hat im Jahr 2004 90% ihres Verbrauchs mit Recyclingpapier<br />

abgedeckt 146 . Die Kommune wurde auf Grund<br />

ihres besonderen Engagements für mehr Recyclingpapier<br />

2005 mit dem Zukunftspreis Nachhaltigkeit ausgezeichnet 147 .<br />

Bei der Landesfinanzverwaltung von Nordrhein-<br />

Westfalen kommt seit fast 30 Jahren Recyclingpapier<br />

zum Einsatz. 2003 lag der Anteil von Recyclingpapier am<br />

Gesamtpapierverbrauch bei über 95% 148 .<br />

Unternehmen wie Bertelsmann, die Hamburg-Mannheimer,<br />

Karstadt und der Otto Versand nutzen bereits über<br />

90% Recyclingpapier für den internen Papierverbrauch. Im<br />

Rahmen einer Studie des Ökoinstituts konnte festgestellt<br />

werden, dass die Erfahrungen der genannten Unternehmen<br />

mit dem Recyclingpapier durchweg positiv waren 149 .<br />

Im Hochschulbereich wird noch viel Primärfaserpapier<br />

eingesetzt. Die Initiative 2000 plus hat alle 54 Hochschulen<br />

in NRW schriftlich zu ihrer Papierbeschaffung befragt.<br />

Das Ergebnis: Nur fünf Hochschulen in NRW verwenden<br />

zu über 70% ihres Druck- und Kopierbereichs Recyclingpapier.<br />

Unter den fünf Spitzenreitern waren die Westfälische<br />

Wilhelms-Universität Münster und die Universität<br />

Bielefeld, die über 90% ihres Papierbedarfs im Druck- und<br />

Kopierbereich aus Recyclingpapier bestücken 150 .<br />

Im Bereich Schule fordern Lehrer und Schüler ein<br />

breiteres Angebot von Schulheften aus Recyclingpapier:<br />

Mittlerweile haben bereits 1490 Schulklassen aus über<br />

365 Schulen in 184 Städten bei der Gemeinschaftsaktion<br />

der Initiative 2000 plus mitgemacht und sich verpflichtet in<br />

Zukunft Schulhefte aus Recyclingpapier zu nutzen, sofern<br />

diese im Handel angeboten werden 151 .


3.2.3.<br />

Forderungen an die Verbraucher<br />

Die Reduzierung des Papierverbrauchs ist eine notwendige<br />

Grundvoraussetzung, um die sozialen und ökologischen<br />

Probleme in den Produktionsländern zu lindern. Eine wiederholte<br />

Nutzung der Papierfaser durch das Recycling ist<br />

ein wichtiger Schritt zur Reduzierung des Primärfaserbedarfs,<br />

kann aber allein die Misere nicht lösen.<br />

Privat- und Großverbraucher können einen Beitrag zum<br />

Erhalt der Urwälder dieser Erde und zur Verbesserung<br />

der Situation der Menschen in den betroffenen Gebieten<br />

leisten, indem sie<br />

1. Papier einsparen,<br />

2. anstelle von Primärfasern Recyclingprodukte nutzen<br />

und<br />

3. nachhaltige Beschaffungskriterien anlegen<br />

Zu den Großverbrauchern zählen öffentliche Einrichtungen<br />

(Kommunen, Universitäten, Krankenhäuser, Regierungsinstitutionen<br />

etc), Banken, Verlage, Druckereien, Kopierläden<br />

und sonstige Privatunternehmen (Lebensmittel-, Bekleidungskonzerne,<br />

Dienstleistungsbetriebe, usw.).<br />

Reduzierung des Papierverbrauchs<br />

in Deutschland um 50%<br />

Vor 30 Jahren haben wir in Deutschland nur halb soviel<br />

Papier verbraucht wie heute. Europäische Industrieländer<br />

mit vergleichbarem Lebensstandard haben einen weitaus<br />

geringeren Pro-Kopf Papierverbrauch: Ein Ire verbraucht<br />

durchschnittlich nur halb soviel Papier wie ein Deutscher.<br />

Die Franzosen und Italiener verbrauchen rund 20% weniger<br />

pro Person als wir.<br />

Das größte Potenzial zur Reduzierung des deutschen<br />

Papierverbrauchs liegt in den Bereichen Verpackungen und<br />

grafische Papiere. Verpackungen sind nicht immer notwendig,<br />

doppelt verpackte Ware oder überdimensionierte<br />

Werbekartons sind häufig. Einsparungen sind aber auch<br />

besonders im Bereich der Werbung notwendig, wofür ein<br />

Großteil der grafischen Papiere herhalten muss. Auch bei<br />

den Hygiene- und technischen Papieren sind viele Produkte<br />

vermeidbar bzw. durch wieder verwendbare Produkte<br />

ersetzbar.<br />

Im Bürobereich sollten Ausdrucke reduziert, Papier<br />

beidseitig bedruckt und das „papierlose Büro“ angestrebt<br />

werden.<br />

Zeitungskunden sollten auf eine Auslieferung ohne<br />

Werbebeilagen bestehen. Der Aufkleber „Keine Werbung“<br />

kann unadressierte Werbung im Briefkasten verhindern.<br />

Der Eintrag in die „Robinson-Liste“ schützt vor dem<br />

größten Teil adressierter Werbesendungen 152 .<br />

Zeitschriften und Kataloge können nachbarschaftlich<br />

genutzt werden.<br />

Einwegprodukte wie Papier-Handtücher, Dekorations-<br />

Tischdecken oder Küchenrollen sollten durch Stoff-<br />

Varianten ersetzt werden.<br />

Zeitschriftenverlage sollten ihre Überschuss-Produktion<br />

abbauen.<br />

Unternehmen müssen langfristig neue Strategien für<br />

Werbeträger entwickeln, um Papier einzusparen und<br />

umweltfreundlich zu ersetzen.<br />

Großverbraucher sollten von ihren Lieferanten eine<br />

Reduktion des Verpackungsmaterials fordern und<br />

Mehrweg-Verpackungssysteme einführen.<br />

70- 80% des Papierverbrauchs in Deutschland<br />

mit Recyclingpapier decken<br />

Groß- und Privatverbraucher sollten ihre Büropapiere zu<br />

über 90% aus Recyclingpapier mit dem „Blauen Engel“<br />

decken. Die vielen Best-Practice-Beispiele beweisen, dass<br />

diese Quote heutzutage problemlos möglich ist (s. Kap.<br />

3.2.2, S. 32). Bezugsquellen von Recyclingpapieren im<br />

Bürobereich sind auf der Internetseite der Initiative 2000<br />

plus zu finden (www.treffpunkt-recyclingpapier.de).<br />

Großverbraucher von Verpackungsmaterial wie z.B.<br />

Versandhäuser sollten, falls Mehrweg-Verpackungssysteme<br />

nicht ausschließlich möglich sind, Verpackungen<br />

aus Recyclingpapier und nutzen und dies auch von ihren<br />

Lieferanten fordern.<br />

Hygienepapiere, wie z.B. Toilettenpapier oder Taschentücher,<br />

gibt es in guter Qualität aus Recyclingpapier.<br />

Diese sollten von Groß- und Privatverbrauchern verstärkt<br />

genutzt werden.<br />

Zeitungsverlage sollten ausschließlich Recyclingpapier<br />

verwenden und Zeitschriftenverlage einen hohen Altpapieranteil<br />

in den verwendeten Papieren verlangen.<br />

Druckereien sollten über die Qualität und Einsatzmöglichkeiten<br />

von Recyclingpapieren informiert sein und<br />

dies auch in der Kundenberatung verstärkt einfließen<br />

lassen.<br />

Kataloge oder andere Werbematerialien (klassische<br />

Briefwurfsendungen, Zeitungsbeilagen, etc.) sollten<br />

– wenn überhaupt – auf Recyclingpapier gedruckt werden.<br />

Verbindliche Standards für die Beschaffung<br />

von Primärfaserpapier<br />

Verbraucher sollten klare und verbindliche Richtlinien für<br />

die Beschaffung von Primärfaserpapieren festlegen. Konzerne,<br />

die in illegalen Holzeinschlag verwickelt sind, lokale<br />

und indigene Rechte missachten, Urwälder zerstören oder<br />

massiv die Umwelt schädigen, sollten von der Beschaffung<br />

ausgeschlossen werden. Dazu müssen glaubwürdige<br />

Herkunftsnachweise für die Papierprodukte und deren<br />

Rohstoff von den Lieferanten eingefordert werden.


3.3.<br />

Papiergroßhandel<br />

Die fünf größten Großhandelsunternehmen in der Papierbranche<br />

in Deutschland sind Igepa, Schneider&Söhne,<br />

Papier Union, Deutsche Papier und Antalis. Sie erzielen mit<br />

rund 2,7 Millionen Tonnen Papierprodukten pro Jahr einen<br />

Umsatz von über 2,7 Milliarden Euro.<br />

3.3.1.<br />

Befragung des Papiergroßhandels zu ökologischen<br />

und sozialen Beschaffungskriterien 153<br />

Die Umweltorganisation ROBIN WOOD befragte im April<br />

2005 alle fünf Unternehmen, welche ökologischen und sozialen<br />

Kriterien sie beim Einkauf berücksichtigen und wie<br />

hoch der Anteil an Produkten aus Altpapier sowie FSC 154<br />

-zertifizierter Ware ist. Der Umfrage zufolge lag der Anteil<br />

der Produkte aus Recyclingpapier bei IGEPA, Schneider &<br />

Söhne, Papier Union, Deutsche Papier bei nur 3-20%.<br />

Keine der Firmen konnte oder wollte eine Liste der Länder<br />

vorlegen, aus denen das Holz bzw. der Zellstoff für die angebotenen<br />

Frischfaser-Produkte stammt. Keines der Unternehmen<br />

ist bereit Informationen über die Herkunft der Produkte<br />

auf der Verpackung anzugeben. Zwar sind alle der<br />

befragten Großhändler FSC-zertifiziert und bieten – mit<br />

Ausnahme von Deutsche Papier – bereits Produkte mit<br />

diesem Zertifikat an, das für ökologisch und sozial akzeptable<br />

Forstwirtschaft steht. Allerdings handelt es sich nur<br />

um einen winzigen Bruchteil der Ware. Nur Papier Union<br />

und IGEPA konnten hierzu Mengenangaben machen; sie<br />

bezifferten den Anteil FSC-zertifizierter Produkte auf unter<br />

ein Prozent. Für den Großteil der Produktpalette fehlt ein<br />

glaubwürdiger Herkunftsnachweis. Antalis und Deutsche<br />

Papier schließen einzelne Konfliktländer wie Indonesien als<br />

Rohstoff-Lieferanten aus.<br />

3.3.2.<br />

Forderungen an den Papiergroßhandel in Deutschland<br />

Grundsätzlich sollten Großhandelsunternehmen der Papierbranche<br />

in Deutschland ihr Recyclingpapier-Angebot<br />

massiv steigern. Papiere von Konzernen, die in illegalen<br />

Holzeinschlag verwickelt sind, lokale und indigene Rechte<br />

missachten, Urwälder zerstören oder massiv die Umwelt<br />

schädigen, sollten als Lieferanten ausgeschlossen werden.<br />

Dazu müssen verbindliche ökologische und soziale<br />

Standards für die Beschaffung festgelegt werden (s. Kap.<br />

3.4.2, S. 35). Papierhandelskonzerne sollten für alle ihre<br />

Produkte Herkunftsnachweise bereitstellen, Transparenz<br />

garantieren, Mitarbeiter über die Zusammenhänge von<br />

Papierherstellung und Umweltzerstörung informieren und<br />

Recyclingpapiere bei ihren Kunden mit dem Hinweise auf<br />

ihre Umweltverträglichkeit bewerben.<br />

3.4.<br />

Papierindustrie<br />

3.4.1.<br />

Die Papierindustrie in Deutschland als Global Player<br />

Die Papier produzierende Industrie in Deutschland hat<br />

mit ihrer Jahresproduktion von über 20 Millionen Tonnen<br />

Papier einen großen Bedarf an Zellstofffasern. Sie ist nach<br />

den USA zweitgrößter Zellstoffimporteur weltweit. Die<br />

meisten dieser Importe stammen aus Schweden (23%),<br />

Finnland (20%), Kanada (17%) und Brasilien (14%), gefolgt<br />

von Portugal, USA, Chile und Spanien.<br />

Durch ihre Zellstoffimporte trägt die deutsche Papierindustrie<br />

Mitverantwortung für die vielen negativen Auswirkungen<br />

der Zellstoffproduktion in den Lieferländern.<br />

Papierfabriken und –konzerne in Deutschland müssen<br />

endlich verbindliche Richtlinien für ihren Einkauf festlegen,<br />

die einen sozial und ökologisch verantwortbaren Zellstoffbezug<br />

garantieren.<br />

Mit gleichem Maß messen – Standards<br />

auch für den Import geltend machend<br />

Zellstofffabriken in Deutschland müssen hohe Umweltstandards<br />

für die Produktion beachten. Die beiden einzigen<br />

inländischen Sulfatzellstofffabriken in Blankenheim<br />

und Stendal rühmen sich daher als weltweite Vorreiter<br />

hinsichtlich des Wasser- und Chemikalienverbrauchs sowie<br />

der Emissionen und Abwässer 155 . In vielen anderen Teilen<br />

der Welt hingegen verschmutzen Zellstoffwerke die Gewässer,<br />

selbst wenn diese – im Gegensatz zu deutschen Flüssen<br />

– noch zum Bewässern und Waschen genutzt werden<br />

(s. Kap. 2.1.4, S. 20 ff). Es gelangen Abwässer ungeklärt<br />

in die Flüsse, sei es durch veraltete Technik, durch Unfälle<br />

auf Grund zu geringer Sicherheitsvorkehrungen oder durch<br />

unzureichende staatliche Kontrollen bzgl. Chemikalienverbrauch<br />

und Abwässern. Die Umweltstandards, die für die<br />

Produktion in Deutschland vorgeschrieben sind, sollten<br />

auch für die Produktion des importierten Zellstoffs und<br />

Papiers eingefordert werden.<br />

Viele internationale Papier- und Zellstoffkonzerne sind in<br />

Deutschland mit eigenen Produktionsstätten vertreten<br />

(z.B. Procter&Gamble, Kimberly&Clark, Mondi, Sappi, Stora<br />

Enso, UPM Kymmene). In Deutschland müssen sie hohe<br />

Umweltstandards beachten, während ihre Produktionsstätten<br />

in anderen Ländern diesen Standards oft nicht<br />

genügen: In Deutschland wird beispielsweise aus Umweltgründen<br />

schon lange nicht mehr mit Elementarchlor gebleicht,<br />

in Südafrika beendete der Konzern Sappi seine<br />

umweltschädliche Chlorbleiche erst 2005 156 .


3.4.2.<br />

Forderungen an die Papierindustrie in Deutschland<br />

Die Papierindustrie in Deutschland schmückt sich mit dem<br />

saubersten Teil der Produktionskette: der Papierherstellung.<br />

Sie wird jedoch ihrer Verantwortung nicht gerecht,<br />

solange sie sich nicht auch den „dreckigeren“ Seiten ihres<br />

Geschäfts stellt und klare, verbindliche Richtlinien für ihre<br />

Rohstoffbeschaffung formuliert. Die allgemeine Beteuerung,<br />

dass Umwelt- und soziale Aspekte beachtet werden,<br />

reicht nicht aus, wie die Beispiele in diesem Bericht<br />

zeigen. Der Verband deutscher Papierhersteller (VDP)<br />

hat für Pressedruckpapiere eine Richtlinie verabschiedet,<br />

deren vage Wortwahl Verbindlichkeit vermeidet und nicht<br />

verhindert, dass z.B. Zellstoff auch aus Urwaldzerstörung<br />

verwendet wird (siehe Beispiele Kap. 3.1, S.25 ff). Voraussetzungen<br />

für eine glaubwürdige Richtlinie sind die Offenlegung<br />

der Herkunftsnachweise sowie die Verbindlichkeit<br />

der angelegten Kriterien.<br />

Papierhersteller sollten folgende Punkte verbindlich in ihre<br />

Unternehmenspolitik integrieren und umsetzen. Die Beachtung<br />

einzelner Kriterien kann als Schritt in die richtige Richtung<br />

begrüßt werden, führt aber lediglich zu einer punktuellen<br />

Veränderung. Allein eine umfassende Entwicklung<br />

und Umsetzung von Umwelt- und Sozialstandards kann zu<br />

einer strukturellen Veränderung der Papierindustrie und<br />

einer wahrhaft nachhaltigen Papierwirtschaft führen.<br />

Altpapiereinsatzrate weiter steigern<br />

Die Papierindustrie sollte den Anteil von Altpapier in<br />

allen Papiererzeugnissen auf das technisch mögliche<br />

Maximum steigern und vermehrt Recyclingpapier mit<br />

dem „Blauen Engel 157 “ herstellen.<br />

Recyclingpapier sollte auf allen Ebenen des Vertriebes<br />

als umweltfreundlichste Variante beworben werden.<br />

Geschäftsführung, Mitarbeiter, angeschlossene Betriebe<br />

und vor allem Kunden sollten über Qualität und<br />

Einsatzmöglichkeiten von Recyclingpapier intensiv<br />

unterrichtet werden.<br />

Umwelt- und Sozialstandards für die Rohstoffherkunft<br />

von Papier und Zellstoff verbindlich festlegen<br />

Die Papierindustrie sollte künftig nur noch Zellstoff und<br />

Papier in den Verkehr bringen, wenn der Rohstoff Holz<br />

aus einer nachweislich legalen 158 , sozial und ökologisch<br />

verantwortbaren Waldnutzung stammt. Zu diesem Zweck<br />

muss von unabhängiger Seite nachgewiesen werden, dass<br />

die nachfolgend dargestellten Standards bei der Rohstoffgewinnung<br />

eingehalten werden.<br />

Die Holzgewinnung darf nicht aus Gebieten mit ungelösten<br />

Landrechtsfragen stammen. In den Herkunftsgebieten<br />

des Rohstoffes dürfen die gesetzlich oder traditionell<br />

verankerten Landrechte nicht missachtet werden.<br />

Die ureigenen Interessen der lokalen Bevölkerung<br />

bezüglich der Landnutzung in ihrem Lebensraum<br />

müssen respektiert werden. Dies muss durch eine vorab<br />

informierte Zustimmung der lokalen Bevölkerung zu<br />

Waldnutzung, Plantagenanlage sowie Anlage von Zellstoff-<br />

und Papierfabriken sichergestellt werden.<br />

Bei der Rohstoffgewinnung müssen grundlegende<br />

Arbeits- und Sozialstandards 159 , die einschlägigen internationalen<br />

Konventionen zum Schutz der Menschenrechte<br />

160 und die Rechte Indigener 161 berücksichtigt<br />

werden.<br />

Die Rohstoffe dürfen nicht aus Primärwäldern oder<br />

Naturwäldern mit besonderem Schutzwert (High Conservation<br />

Value Forest) stammen 162 .<br />

Der Rohstoff darf nicht aus Plantagen stammen,<br />

die durch Umwandlung von Naturwald oder anderen<br />

natürlichen Ökosystemen geschaffen wurden,<br />

deren exotische Baumarten sich unkontrolliert<br />

ausbreiten und in angrenzende Gebiete vordringen,<br />

auf denen gesundheitsschädliche Chemikalien<br />

eingesetzt werden,<br />

die einen großflächigen Artenverlust in der Region<br />

verursachen,<br />

die den Wasserhaushalt der Region beeinträchtigen<br />

und<br />

die genmanipulierte Bäume einsetzen.<br />

Die Zellstoff- und Papierproduktion darf nicht zur<br />

Verschmutzung von Lebensräumen (z.B. durch Emissionen,<br />

Abwässer, Abwärme, Abfälle) führen.<br />

Auf gesundheitsgefährdende und umweltschädliche<br />

Chemikalien sollte vollständig verzichtet werden.<br />

Es muss auf Produktionsverfahren umgestiegen<br />

werden, bei denen auf Chlorverbindungen vollständig<br />

verzichtet wird (total chlorine free, TCF).<br />

Die Papier- und Zellstoffwerke sollten geschlossene<br />

Produktionssysteme und modernste Umwelttechnologien<br />

zur Rückhaltung von Schadstoffen vorweisen<br />

können („Best Available Technologies“).<br />

Bei der Auswahl der Lieferanten von Zellstoff und Papier<br />

sollte die Papierindustrie kurze Transportwege<br />

bevorzugen.<br />

Im Mai 2005 haben Umwelt- und Verbraucherorganisationen<br />

in Deutschland einen gemeinsamen Aufruf „Umwelt- und<br />

Sozialstandards für Papier“ an den Papierhandel und –Industrie<br />

veröffentlicht 163 . Darüber hinaus entwickelten Umweltorganisationen<br />

auf europäischer Ebene eine „Common<br />

Vision for Transforming the European Paper Industry 164 “.


Abb.: Barbara Happe, urgewald<br />

. Verantwortung der Banken in Deutschland<br />

Regenwaldzerstörung in Indonesien<br />

Deutsche Banken rühmen sich gerne als Vorreiter in Sachen<br />

Umweltmanagement. Dieses „Saubermann“-Image erhielt<br />

in den letzten Jahren jedoch einige tiefe Risse – spätestens,<br />

als vor drei Jahren bekannt wurde, dass sich alle großen<br />

deutschen Bankhäuser (Deutsche Bank, Dresdner Bank,<br />

HypoVereinsbank, Commerzbank, KfW, einige Landesbanken<br />

sowie Hermes via Gewährung von Exportbürgschaften<br />

165 ) in den 90er Jahren an der Finanzierung der indonesischen<br />

Papierholding Asia Pulp and Paper (APP) beteiligt<br />

haben. Diese ist für massive Regenwaldzerstörungen auf<br />

der Insel Sumatra verantwortlich.<br />

Fallbeispiel Asia Pulp and Paper (APP)<br />

– Tabula Rasa auf Sumatra<br />

Innerhalb von nur zehn Jahren baute APP seine Produktionskapazitäten<br />

in Indonesien um das 8-fache aus. APP expandierte<br />

dabei „auf Pump“ – bereitwillig unterstützten über<br />

300 indonesische und internationale Banken APP und ihre<br />

Tochtergesellschaften bei der Ausgabe von Aktien und Anleihen<br />

oder gewährten Krediten. Ohne die massive Unterstützung<br />

der internationalen Finanzwelt wäre ein solch rasanter<br />

Ausbau der APP-Produktionskapazitäten nicht möglich<br />

gewesen.<br />

Keiner der Banken war bei den Kreditprüfungen für APP<br />

jedoch aufgefallen,<br />

dass dem Holz verarbeitenden Konzern APP eine<br />

nachhaltige Holzversorgung fehlte und<br />

dass das Kostenwunder APP in der Vernichtung von<br />

Naturkapital zum Nulltarif (Regenwaldzerstörung)<br />

bestand.<br />

Über 300.000 Hektar Regenwald sind dem APP-Zellstoffund<br />

Papierboom inzwischen zum Opfer gefallen. Und ginge<br />

es allein nach den Wünschen des Konzerns, so würden in<br />

den nächsten vier Jahren nochmals 200.000 Hektar Naturwald<br />

abgeholzt werden.<br />

Mittlerweile ist APP nicht nur ein ökologisches, sondern<br />

auch ein ökonomisches Desaster. Im April 2001 stellte der<br />

Konzern seine Schuldendienstzahlungen ein und steht seither<br />

mit ca. 7 Milliarden US Dollar gegenüber den internationalen<br />

Gläubigern in der Kreide. Auch zahlreiche deutsche<br />

Großbanken sind betroffen.<br />

APP gilt inzwischen selbst in Finanzkreisen als ein „Musterbeispiel<br />

für Misswirtschaft, fehlende Transparenz, Nachlässigkeit<br />

von Firmenanalytikern, Buchprüfern und Undurchsichtigkeit<br />

asiatischer Konglomerate 166 “. Der schnelle Niedergang<br />

von APP zeigt aber auch etwas anderes sehr deutlich:<br />

Zumindest bis vor wenigen Jahren spielten in der Finanzwelt<br />

ökologische und soziale Risiken bei den Kreditüberprüfungen<br />

kaum eine Rolle. Und das, obwohl – wie der Fall<br />

APP sehr deutlich zeigt – ökologische Risiken sehr schnell<br />

zu Reputations-, Haftungs- und Kreditrisiken werden können.<br />

Was hat sich seit dem APP-Desaster getan? Inwiefern<br />

haben deutsche Banken ihre Lehren daraus gezogen und<br />

sind heutzutage besser geschützt vor der Verstrickung in<br />

waldzerstörerische Aktivitäten? Um Antworten auf diese<br />

Fragen zu finden, wurden im Rahmen einer standardisierten<br />

Umfrage deutsche Banken zu ihren „Waldpolicies“ und<br />

waldrelevanten Finanzierungen der letzten Jahre befragt.<br />

Die Angaben der Banken wurden zudem einem Praxistest<br />

unterzogen, bei dem stichpunktartig überprüft wurde,<br />

inwiefern die Banken auch heute noch in nicht-nachhaltig<br />

agierende Zellstoff- und Papierunternehmen investieren.<br />

4.1.<br />

Deutsche Banken und ihre Waldschutzpolitiken<br />

Unsere Umfrage richtete sich an die größten deutschen<br />

Kreditinstitute (Deutsche Bank, Dresdner Bank, HypoVereinsbank,<br />

Commerzbank, LBBW, LBB, KfW-Bankengruppe,<br />

WestLB) sowie alle übrigen Landesbanken der Republik.<br />

Der weitaus größte Anteil von ihnen (mit Ausnahme einiger<br />

Landesbanken) war – wie bereits erwähnt – in den<br />

90er Jahren in irgendeiner Form an der Finanzierung des<br />

indonesischen Zellstoff- und Papierbooms bei APP beteiligt<br />

167 . Im letzten Jahr sorgte die Vergabe einer Fabrikationsrisikodeckung<br />

für Voith-Zulieferungen an APP-China durch<br />

die deutsche HermesEuler AG für massive Kritik durch<br />

heimische Nichtregierungsorganisationen (NRO).<br />

„Wenn wir es nicht machen, dann machen es andere“ – lautet<br />

die lapidare Begründung. Schließlich decke man nur<br />

das Risiko während der Produktion der Exportgüter, nicht


Back to „business as usual“<br />

– Hermes deckt Lieferungen für APP-China<br />

Vier Jahre nach der Einstellung der Schuldendienstleistungen<br />

sind die Umschuldungsverhandlungen zwischen<br />

APP und seinen Gläubigern noch immer nicht<br />

unter Dach und Fach. Immer wieder weigert sich APP<br />

in letzter Sekunde, Kreditkonditionen der Gläubiger zu<br />

akzeptieren. Auch auf ökologischem Gebiet hält APP<br />

weitgehend an seiner „tabula rasa“-Einschlagspraxis<br />

fest (Ausnahme: einige ökologisch besonders schützenswerte<br />

Wälder) und weigert sich, komplett auf das<br />

Fällen von Naturwäldern zu verzichten.<br />

Kurz: APP hat seit 2001 keine ökologische Kehrtwende<br />

vollzogen und zudem seit vier Jahren keine Kredite<br />

mehr abbezahlt. Was heißt, dass fällige Ratenzahlungen<br />

deutscher Exporteure derzeit über den deutschen<br />

Staatshaushalt beglichen werden.<br />

Angesichts dieser Entwicklungen im APP-Fall ist es<br />

vollkommen unverständlich, dass EulerHermes im<br />

Auftrag des Bundes im Frühjahr 2004 eine neue<br />

Fabrikationsrisikodeckung in Höhe von knapp 250<br />

Millionen Euro für die Herstellung von Zellstoff- bzw.<br />

Papiermaschinen für APP-China übernommen hat. Dabei<br />

ist auch dieses Mal klar, dass ein wesentlicher Teil<br />

des dafür benötigten Zellstoffes aus Naturwäldern der<br />

Nachbarländer (z.B. Laos, Indonesien) kommen wird.<br />

jedoch das eigentliche Exportgeschäft ab und mache<br />

somit auch keine direkten Geschäfte mit APP, hieß es<br />

aus Hamburg. Diesem Argument folgend wird selbst APP<br />

als das „schwarze Schaf“ der Branche auch in Zukunft<br />

nicht auf Unterstützung durch die deutsche Exportkreditagentur<br />

verzichten müssen. Und wohl auch nicht auf<br />

die Hilfe deutscher Banken, die mit einer Hermesdeckung<br />

im Hintergrund auch gerne Kredite zur Verfügung stellen<br />

– ganz gleich, für welchen Zweck oder Kunden. Es ist uns<br />

im konkreten Fall leider nicht bekannt, welches deutsche<br />

Kreditinstitut die Gelder für die Produktion der Voith-Maschinen<br />

für APP-China bereitgestellt hat.<br />

Diese neuerliche Deckungsnahme durch EulerHermes hat<br />

in NRO-Kreisen die Annahme genährt, dass deutsche Kreditinstitute<br />

allmählich zu „business as usual“ im Zellstoffund<br />

Papierbereich zurückkehren, nachdem sie 2001 fast<br />

unisono erklärt hatten, Sicherungsmechanismen entwickeln<br />

zu wollen, damit ihnen ein „Fiasko“ wie bei APP nie<br />

wieder passieren könne.<br />

Offiziell verneinten in unserer Umfrage mehrere Banken<br />

eine solche Rückwärtswende. Sie heben den Waldsektor<br />

explizit als ökologisch besonders sensitiv hervor. So heißt<br />

es in einem Statement der WestLB: „Generell gilt, dass<br />

derzeit aufgrund der Umwelt- und Sozialproblematik keine<br />

Engagements außerhalb von OECD-Ländern angestrebt<br />

werden. Ein verstärkter Wiedereinstieg (...) würde voraussichtlich<br />

nur dann erfolgen, wenn über verbindliche<br />

Standards Veränderungsprozesse bei Kunden angestoßen<br />

und die Einhaltung von Standards sichergestellt werden<br />

können.“ Ähnlich antwortet die Postbank, die angibt, „für<br />

solche zweifelhaften Engagements (...) nicht die richtige<br />

Adresse“ zu sein.<br />

Beim Blick auf die bankeninternen Standards und Vorgaben<br />

lässt sich feststellen, dass sich erst einige wenige deutsche<br />

Banken freiwillig und öffentlich auf die Berücksichtigung<br />

ökologischer und sozialer Kriterien im Waldbereich<br />

verpflichtet haben. Vielfach geschah dies in Reaktion auf<br />

öffentlichkeitswirksame Kampagnen durch NRO, in denen<br />

sie das Engagement der Banken für ökologisch oder sozial<br />

sensitive Projekte kritisierten:<br />

HypoVereinsbank, Dresdner Bank und WestLB haben<br />

2003 die so genannten Equator Principles unterzeichnet.<br />

Danach verpflichten sie sich, bei Projektfinanzierungen ab<br />

einem Volumen von 50 Millionen US Dollar die Umweltvorgaben<br />

der privaten Weltbanktochter IFC zu berücksichtigen.<br />

Zu diesem Regelwerk gehört auch die „forest policy“, die<br />

„cultural heritage policy“ und „indigenous peoples policy“<br />

der IFC. Sie untersagen z.B. Investitionen für Holzeinschlag<br />

in Primärwäldern. Darüber hinaus fordern sie von ihrem<br />

Kunden Konsultationen mit den Betroffenen ein, die Wahrung<br />

der Interessen Indigener sowie ein „nachhaltiges Management<br />

und eine Politik, die sich am Schutz und Erhalt der<br />

Wälder“ ausrichtet. Als weitere deutsche Bank hat sich<br />

die KfW-Bankengruppe im Dezember 2004 in ihrer überarbeiteten<br />

Umweltrichtlinie ebenfalls dazu verpflichtet, den<br />

Vorgaben des IFC-Regelwerkes zu folgen.<br />

Im Unterschied zur Dresdner Bank und zur WestLB<br />

wendet die HypoVereinsbank diese Richtlinie nicht nur für<br />

ihr Projektfinanzierungsgeschäft, sondern für alle Finanzierungsarten<br />

an. Auch bei der KfW-IPEX-Bank findet die<br />

Richtlinie auf Unternehmens- sowie mittel- bis langfristige<br />

Exportfinanzierungen Anwendung. Allerdings wird hier die<br />

bedeutende Abschwächung vorgenommen, nur bei einem<br />

KfW-Finanzierungsanteil von mehr als 20% der Gesamtinvestitionen<br />

zu prüfen und nur dann, wenn es sich nicht um<br />

Ersatzinvestitionen handelt.<br />

Die von der HypoVereinsbank vorgenommene Ausweitung<br />

des Geltungsrahmens der Richtlinie auf alle Finanzierungsarten<br />

ist insbesondere für den Zellstoff- und Papierbereich<br />

von zentraler Bedeutung, da Projektfinanzierungen<br />

hier deutlich seltener vorkommen als Unternehmensfinanzierungen<br />

oder Exportkredite.


Andere Banken wie die Deutsche Bank und die<br />

Commerzbank verweisen in allgemeiner Form darauf, Umweltstandards<br />

wie z.B. die OECD-„Common approaches“ 168<br />

oder die Weltbankstandards zu berücksichtigen. Sie<br />

haben dies jedoch nicht in Form von verbindlichen und<br />

öffentlich zugänglichen Richtlinien festgelegt, so dass<br />

die Qualität der Standards und ihre Verbindlichkeit nicht<br />

überprüft werden kann.<br />

Die Mehrzahl der Landesbanken verzichtet bis<br />

heute auf die Verabschiedung expliziter Umweltstandards<br />

für den Waldbereich. Begründet wird dies v.a. damit, dass<br />

Finanzierungen mit hoher Waldrelevanz – zumindest in<br />

Entwicklungs- und Schwellenländern – nicht im geschäftspolitischen<br />

Fokus ihrer Häuser stehen. Die Bayerische<br />

Landesbank begründet ihre Passivität in diesem Bereich<br />

indirekt in ihrem Umweltbericht damit, dass sie „auf die<br />

Umweltwirkungen der von ihr finanzierten Projekte nur<br />

wenig Einfluss nehmen könne“ 169 .<br />

Resümierend lässt sich sagen, dass bisher nur wenige<br />

deutsche Banken Konsequenzen aus den Negativerfahrungen<br />

der Vergangenheit gezogen und auf der Ebene<br />

ihrer Kreditrichtlinien Sicherungsmechanismen für den<br />

Schutz vor ökologischen und sozialen Fehlinvestitionen<br />

eingeführt haben. Viele der Banken rechtfertigen dies damit,<br />

dass die finanzielle Unterstützung von APP eher eine<br />

seltene Ausnahme als die Regel war; und da waldrelevante<br />

Investitionen in Entwicklungs- und Schwellenländern<br />

– nach eigenen Angaben – kein Hauptgeschäftsfeld für sie<br />

darstellen, sehen sie auch keinen Grund, für diese Branche<br />

spezifische Sicherungsmechanismen zu verankern.<br />

Die wenigen Banken, die dies getan haben, beziehen sich<br />

in der Regel auf die Standards der Weltbank oder verweisen<br />

auf die – allerdings deutlich schwächeren – Umweltleitlinien<br />

der Exportkreditversicherer. Eigene sektorspezifische<br />

Standards, die über diese Regelwerke hinaus gehen,<br />

hat bisher keine deutsche Bank entwickelt. Dies wird von<br />

den größeren Banken damit begründet, dass sie das international<br />

übliche Regelwerk der Weltbankgruppe für ausreichend<br />

erachten, um sich wirksam vor ökologischen und<br />

sozialen Fehlinvestitionen zu schützen.<br />

Im internationalen Vergleich zeigt sich jedoch, dass deutsche<br />

Banken mit dieser Argumentation hinter anderen Banken<br />

wie der holländischen Bank ABN Amro, der britischen<br />

Bank HSBC sowie den US-amerikanischen Banken Citigroup<br />

und Bank of America zurückbleiben. Alle vier Banken<br />

haben in Reaktion auf Imageschäden und problematische<br />

Finanzierungen – unter Beteiligung und Konsultation von<br />

NRO – in den letzten Jahren über die IFC- „forest policy“<br />

hinaus gehende, striktere und vor allem in der Wortwahl<br />

konkretere Wald-Richtlinien verabschiedet.<br />

Die erste Policy, die in diesem Kontext erarbeitet wurde,<br />

war die von ABN AMRO. Sie untersagt nicht nur die Finanzierung<br />

von Aktivitäten, die Ressourcenextraktion in bzw.<br />

das Roden von Primärwäldern zur Folge hätten, sondern<br />

weitet den Schutzbegriff auch auf Wälder mit hohem<br />

Schutzwert aus. Projekte auf bereits umgewandelten<br />

Flächen können zudem nur dann finanziert werden, wenn<br />

die Umwandlung mindestens fünf Jahre zurückliegt und<br />

das Projekt in keinem Zusammenhang mit der ursprünglichen<br />

Umwandlung steht. Auch bei Aktivitäten in weniger<br />

schützenswerten Waldgebieten enthält die Policy eine<br />

Reihe von Mindestanforderungen für das Umwelt- und<br />

Sozialmanagement. Firmen, die in illegale Holzeinschlag<br />

oder Brandrodungen verwickelt sind, werden explizit von<br />

Kreditvergaben ausgeschlossen. Darüber hinaus müssen<br />

alle finanzierten Aktivitäten und Unternehmen im Einklang<br />

mit grundlegenden ILO-Menschenrechts- und UN-Umweltkonventionen<br />

stehen.<br />

Die Wald-Policies der Citigroup und der Bank of America,<br />

die 2003 bzw. 2004 verabschiedet wurden, gleichen<br />

der von ABN Amro in weiten Teilen. Auch sie wenden<br />

den Schutzbegriff sowohl auf Primärwälder als auch auf<br />

Wälder mit hohem Schutzwert an und verpflichten sich<br />

dazu, keine illegalen Aktivitäten (Holzeinschlag, Brandrodungen)<br />

zu finanzieren. Darüber hinaus schließt Bank<br />

of America Finanzierungen für Projekte mit ungeklärten<br />

indigenen Landrechtskonflikten aus. Citibank fordert in<br />

diesem Punkt die Einhaltung der ILO-Konvention 169 170<br />

ein, die allgemeine Grundrechte für den Schutz indigener<br />

Völker festschreibt, sowie eine umfassende Information,<br />

Repräsentation und Partizipation der indigenen Bevölkerung<br />

bei Entscheidungen, die sie betreffen.<br />

Eine weitere Neuerung und Verbesserung bietet die erst<br />

2004 verabschiedete „forest policy“ der britischen Bank<br />

HSBC. Im Unterschied zu anderen Policies konkretisiert<br />

sie, dass sie unter einem „nachhaltigen Management“ von<br />

Wäldern und Plantagen eine FSC-Zertifizierung versteht.<br />

Nach neuem HSBC-Standard werden waldrelevante Aktivitäten<br />

nur dann finanziert, wenn die Kunden über ein<br />

entsprechendes Siegel verfügen bzw. dieses innerhalb der<br />

nächsten fünf Jahre glaubhaft erwerben werden.<br />

Leider ist derzeit eine Evaluierung dieser Politiken im Praxistest<br />

– mit Ausnahme von ABN AMRO – noch nicht möglich,<br />

da sie erst vor kurzem verabschiedet worden sind.<br />

Fest steht jedoch, dass diese Politiken verglichen mit den<br />

„weit reichendsten“ Selbstverpflichtungen der hier behandelten<br />

deutschen Banken deutlich progressiver und wesentlich<br />

konkreter sind. Zudem droht mit dem derzeit laufenden<br />

Revisionsprozess des IFC 171 -Umweltregelwerkes eher<br />

eine weitere Verwässerung der noch geltenden „forest


policy“ 172 . Wenn deutsche Banken hier ihr „Saubermann“-<br />

Image wiederherstellen und auf internationalem Terrain<br />

nicht weiter an Boden verlieren wollen, ist ein Nachziehen<br />

auf das Niveau der soeben skizzierten Banken – zumindest<br />

für jene Finanzinstitute, die in diesem Sektor regelmäßig<br />

aktiv sind – unerlässlich.<br />

4.2.<br />

Deutsche Banken im Praxistest<br />

Neben der Existenz von verbindlichen Umweltstandards<br />

ist v.a. ihre verbindliche Anwendung Dreh- und Angelpunkt<br />

für eine nachhaltige Kreditvergabepolitik. Im folgenden<br />

Praxistest überprüfen wir, wieviel von den Prüfverfahren<br />

der deutschen Banken zu halten ist.<br />

Leider erlauben die vielen unterschiedlichen Finanzierungsformen<br />

(Aktienbeteiligungen, Anleihen, Projekt- und Exportfinanzierungen,<br />

Unternehmensfinanzierungen etc.)<br />

sowie eine fehlende Transparenz in diesem Bereich keinen<br />

generellen Überblick über die wichtigsten „global player“<br />

unter den deutschen Banken im internationalen Forst- und<br />

Waldsektor. Auf unsere Frage nach Anzahl und Umfang der<br />

von ihren Häusern in den letzten zehn Jahren getätigten<br />

Unterstützungen für Zellstoff- und Papierunternehmen,<br />

verweigerten alle Kredithäuser – mit Ausnahme der KfW-<br />

Bankengruppe – mit Verweis auf das Bankgeheimnis eine<br />

detailliertere Auskunft, selbst in anonymisierter Form.<br />

Einzelne Häuser wie die Postbank und die LBBW gaben an,<br />

in den letzten zehn Jahren in diesem Bereich nicht aktiv<br />

gewesen zu sein. WestLB, Commerzbank und Dresdner<br />

Bank verwiesen darauf, keine oder kaum Finanzierungen<br />

in diesem Bereich getätigt zu haben, die außerhalb des<br />

OECD-Raumes lagen.<br />

Unser Praxistest beschränkte sich auf Recherchen zu zehn<br />

großen Zellstoff- und Papierkonzernen, die wegen ihrer<br />

Praktiken von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen<br />

kritisiert werden. Es handelt sich dabei um die Aktivitäten<br />

der Konzerne APP und April in Indonesien, Aracruz in Brasilien,<br />

Arauco und CMPC, hauptsächlich in Chile, Gunns<br />

in Australien, Mondi und Sappi, u.a. in Südafrika sowie<br />

Arkhangelsk und Ilim in Russland. Acht der Konzerne sind<br />

im Anhang näher charakterisiert. Zu APP und APRIL in China<br />

konnten leider keine näheren Informationen über deren<br />

Finanzierung gefunden werden.<br />

Fast alle großen deutschen Kreditinstitute waren in den<br />

letzten zehn Jahren in irgendeiner Form an der Finanzierung<br />

zumindest eines dieser Unternehmen beteiligt. Am stärksten<br />

involviert war die Deutsche Bank, die finanzielle Dienstleistungen<br />

für fünf der fraglichen Zellstoffunternehmen erbrachte,<br />

dicht gefolgt von der Dresdner Bank, die vier der<br />

Unternehmen Hilfestellungen angeboten hat. Bayerische<br />

Landesbank, HypoVereinsbank, Commerzbank und WestLB<br />

kommen auf drei Nennungen. HermesEuler, KfW und LBBW<br />

auf zwei Nennungen. Nicht involviert in Finanzierungen für<br />

diese Unternehmen sind die Bankgesellschaft Berlin, die<br />

Postbank, IKB Industriebank, LB Hessen-Thüringen sowie<br />

die Norddeutsche Landesbank.<br />

Fallbeispiel Arauco<br />

In den letzten Jahren stellten deutsche Banken immer wieder<br />

Gelder für den Konzern Arauco zur Verfügung (s. Firmenprofil,<br />

Anhang 1.4, S. 46). Und die deutsche Exportkreditagentur<br />

Hermes hat im Jahr 2002 für Zulieferungen für das Zellstoffwerk<br />

in Valdívia Bürgschaften im Umfang von 15 Millionen<br />

Euro übernommen. Im eigenen Geschäftsbericht 2004 verweist<br />

Arauco selbst auf aktuelle Geschäftsbeziehungen mit<br />

der Deutschen Bank, der Bayerischen Landesbank sowie<br />

der Dresdner Bank-Tochter Dresdner Kleinwort Benson.<br />

Zusätzlich beteiligten sich die Baden-Württembergische<br />

Landesbank und die WestLB in 2003 an einem Unternehmenskredit<br />

für Arauco. Angesichts der Vielzahl von Umweltdelikten,<br />

die dieser Konzern begangen hat (s. Firmenprofil,<br />

Anhang 1.4, S. 46) und den sozialen Konflikten mit den<br />

Mapuche-Indianern, wird deutlich, dass es den genannten<br />

Banken an grundlegenden Kriterien für eine verantwortungsvolle<br />

Kreditvergabe in diesem Sektor mangelt. Somit<br />

trägt deutsches Geld weiterhin zur Finanzierung von Unternehmen<br />

bei, die sowohl nationale Umweltgesetzgebung<br />

als auch internationale Konventionen ignorieren.<br />

Fallbeispiel UFS<br />

Deutsche Bank setzt auf Expansion des<br />

Zellstoffsektors in Indonesien<br />

„Wir glauben, dass die geplante Investition (Kauf des Zellstoffwerkes<br />

Kiani Kertas, d. V.) den Aufstieg des Unternehmens<br />

UFS (United Fiber System) zu einem der führenden<br />

Zellstoffproduzenten weltweit befördern wird. Es ist wohl<br />

bekannt, dass Indonesien unter den Zellstoffländern weltweit<br />

besonders wettbewerbsfähig ist.“ Mit diesen Worten<br />

rechtfertigt Jonathan Paul, Vize-Direktor der Deutschen<br />

Bank für den asiatisch-pazifischen Raum, die Entscheidung,<br />

als „financial advisor“ auf dem internationalen Finanzmarkt<br />

für UFS die notwendigen Mittel für den Kauf einer maroden<br />

Zellstofffabrik auf Kalimantan/Indonesien zu organisieren.<br />

UFS als neuer Stern am indonesischen Zellstoffhimmel?


Finanzdienstleistung deutscher Banken an Papier- und Zellstoffkonzerne 173<br />

Bankgesellschaft<br />

Berlin<br />

Bayerische<br />

Landesbank<br />

0<br />

Aracruz Arauco CMPC Gunns Mondi Sappi Arkhangelsk<br />

Loan Loan Loan<br />

Commerzbank Loan Loan Loan<br />

Deutsche Bank Shareholding<br />

Advisor<br />

Deutsche Postbank<br />

Dresdner Bank Loan<br />

Swap<br />

Advis0r Loan Shareholding<br />

Loan<br />

Hedge<br />

Shareholding<br />

Loan<br />

Bonds<br />

Loan<br />

Bonds<br />

Loan<br />

DZ Bank Loan<br />

Euler Hermes Export<br />

credit<br />

Export<br />

credit<br />

HSH Nordbank Loan Loan<br />

HypoVereinsbank Loan<br />

Advisor<br />

IKB Industriebank<br />

KfW Loan Loan<br />

Landesbank Baden-<br />

Württemberg<br />

Landesbank<br />

Hessen-Thüringen<br />

Norddeutsche<br />

Landesbank<br />

Loan Loan<br />

WestLB Loan Loan Shareholding<br />

Loan<br />

Wie in den 90er Jahren APP, sieht die Deutsche Bank in<br />

dem Unternehmen UFS den neuen Stern am indonesischen<br />

Zellstoffhimmel. Dabei hat UFS – ähnlich wie damals APP<br />

– bisher kaum Erfahrungen in diesem Sektor mitsamt seiner<br />

zahlreichen Probleme gesammelt. Es plant jedoch den<br />

massiven Einstieg in Kalimantan auf Borneo; ungeachtet<br />

den Tatsachen, dass die Weltbank bereits unter jetzigen<br />

Bedingungen den Ausverkauf der Tieflandregenwälder Kalimantans<br />

bis 2010 vorhersagt und fast alle bereits existierenden<br />

Zellstoffwerke auf der Nachbarinsel Sumatra mit<br />

notorischer Rohstoffknappheit zu kämpfen haben.<br />

Trotz dieser ungünstigen Ausgangslage plant UFS nun, an<br />

der Südküste von Kalimantan ein neues Zellstoffwerk mit<br />

Loan Loan<br />

Bonds<br />

Ilim<br />

einer Jahreskapazität von 600.000 Tonnen sowie ein Hackschnitzelwerk<br />

mit einer Jahreskapazität von 700.000 Tonnen<br />

neu zu errichten. Nach Recherchen und Berechnungen<br />

von Forschungsinstituten (CIFOR) und Consultingfirmen<br />

(Jaakko Pöyry) beläuft sich das Flächendefizit für die beiden<br />

neuen Projekte bereits auf mindestens 130.000 ha. Dies<br />

war auch einer der wesentlichen Gründe dafür, warum UFS<br />

Anfang 2004 angeraten wurde, einen Antrag auf Versicherung<br />

der politischen Risiken für den Neubau des Zellstoffwerkes<br />

in Satui zurückzuziehen, um so einer Ablehnung des<br />

Antrages durch die Weltbanktochter MIGA zuvorzukommen.<br />

Auch keine westliche Exportkreditagentur hat sich bisher<br />

– angesichts der leidvollen Erfahrungen mit APP – bereit


erklärt, UFS bei seinen Expansionsplänen zu unterstützen.<br />

Geplanter neuer Zellstoffboom in Indonesien – keine<br />

„lessons learnt“ aus der Vergangenheit?<br />

Doch damit nicht genug – im Juni 2005 gab UFS zudem<br />

bekannt, das bankrotte Unternehmen PT Kiani Kertas aufkaufen<br />

zu wollen. PT Kiani Kertas wurde 1997 mitten im<br />

unberührten Regenwald an der Mündung des Flusses Sungai<br />

Berau in Ostkalimantan errichtet. Wichtigster Plantagenholzlieferant<br />

war von Beginn an das im staatlichen Besitz<br />

befindliche Unternehmen PT Inhutani, dessen Reservoir<br />

jedoch nicht ausreichte, um den Rohstoffbedarf des Unternehmens<br />

zu decken. Zur Rohstoffversorgung bediente<br />

man sich – wie es damals fast alle Zellstoffunternehmen in<br />

Indonesien taten – in den ersten Jahren daher überwiegend<br />

in den umliegenden Naturwäldern. Nachdem diese in einem<br />

günstigen Radius im Jahr 2000 geplündert waren, sah sich<br />

Kiani Kertas mit Versorgungsengpässen konfrontiert.<br />

Aufgrund seines Versorgungsmangels ging die Fabrik dazu<br />

über, Holz aus anderen Ländern (v.a. Australien, Philippinen<br />

und Malaysia) zu importieren – auch hier ohne jede Gewissheit<br />

bzw. Kontrolle, dass es sich bei dem importierten Holz<br />

um einen „nachhaltig“ erzeugten Rohstoff handelt. Nach allgemeinen<br />

Schätzungen lag auch bei Kiani Kertas – bis zur<br />

Pleite des Unternehmens in 2004 – der Anteil des verwendeten<br />

Plantagenholzes bei nur maximal 40%.<br />

Eine nachhaltige Rohstoffversorgung bei Kiani Kertas war<br />

somit bisher in keiner Weise gewährleistet. Bedenkt man<br />

zudem, dass UFS die Plantagen von PT Inhutani II mit einer<br />

Fläche von knapp 40.000 Hektar zuvor immer als Rohstoffreservoir<br />

für die neue UFS-Zellstofffabrik in Satui angegeben<br />

hat, wird das Rohstoffdefizit bei den UFS-Projekten<br />

nochmals offensichtlicher. Konkurrenz der beiden UFS-<br />

Fabriken um das nicht ausreichende Plantagenholz ist<br />

somit vorprogrammiert.<br />

Deutsche Bank setzt erneut aufs „falsche Pferd“<br />

Wie schon bei APP in den 90er Jahren verkennt die Deutsche<br />

Bank auch bei der Analyse der Kreditwürdigkeit von UFS,<br />

dass die „vermeintliche“ Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens<br />

auf die Plünderung von Naturwäldern quasi zum<br />

Nulltarif beruht. Dabei liegen Studien, u.a. der Weltbank vor,<br />

die dringend eine Restrukturierung und Verkleinerung der<br />

indonesischen holzverarbeitenden Industrie empfehlen, da<br />

der illegale Holzeinschlag einer der wesentlichen Faktoren<br />

für das rasante Verschwinden der Wälder darstelle. Die<br />

stetige Expansion der Produktionskapazitäten ruft eine weitere<br />

Verschärfung der ökologischen Probleme in der Region<br />

hervor und läuft sämtlichen Bemühungen, die holzverar-<br />

1<br />

Aktuelle Meldung:<br />

Nach heftiger Kritik von urgewald und anderen Umweltorganisationen<br />

verkündigte die Deutsche Bank am 17. Januar<br />

2006 ihren Ausstieg aus dem UFS / Kiani Kertas-Projekt.<br />

beitende Industrie zu restrukturieren, entgegen. Statt die<br />

bestehenden UFS-Plantagen zu nutzen, um die mit Rohstoffen<br />

unterversorgten Zellstoffwerke auf Sumatra mit zusätzlichem<br />

Plantagenholz zu versorgen und dort die letzten<br />

verbleibenden Naturwälder zu schützen, strebt UFS einen<br />

Ausbau der Überkapazitäten an. Die Deutsche Bank unterstützt<br />

mit ihrem Mandat für UFS die daraus folgende fortschreitende<br />

Plünderung der Regenwälder und Verschärfung<br />

der Landrechtskonflikte.<br />

4.3.<br />

Reformforderungen an deutsche Finanzdienstleister<br />

Deutsche Finanzdienstleister müssen mehr Transparenz<br />

sicherstellen, um Fehlinvestitionen zu vermeiden. Sie<br />

sollten außerdem eine „Schwarze Liste“ von Konzernen<br />

erstellen, die in Verdacht stehen sich am illegalen Holzhandel<br />

oder Menschenrechtsverletzungen zu beteiligen oder<br />

nationales und internationales Umweltrecht zu missachten.<br />

Banken, die im Bereich Papier und Zellstoff stärker engagiert<br />

sind, müssen Sektorpolitiken in Zusammenarbeit mit<br />

NRO entwickeln, die wirksamen Schutz garantieren und die<br />

Industrie ermutigen, umweltverträglicher zu agieren. Dazu<br />

gehören Ausschlusskriterien, die den Schutz von Indigenen<br />

und Urwälder sowie konkrete Kriterien für Plantagenmanagement<br />

umfassen(s. Umwelt- und Sozialstandards, Kap.<br />

3.4.2, S. 35). Sie sollten zudem eine klare, Position zu Landrechtsfragen<br />

entwickeln und diese entsprechend öffentlich<br />

verankern.<br />

Finanzdienstleister müssen darüber hinaus Sicherungsmechanismen<br />

einführen und intern verankern, die sicherstellen,<br />

dass diese Sektorpolitiken praktisch umgesetzt<br />

werden. Dazu gehört im jeden Fall auch eine Überprüfung<br />

der bisherigen Umwelt- und Sozialperformance des Kreditnehmers.<br />

All diese Kriterien muss auch der Kreditversicherer<br />

Hermes anlegen, wenn er Banken oder Firmen bei<br />

ihren Geschäften absichert.


Anhang<br />

Inhalt<br />

1. Firmenprofile<br />

1.1. APP<br />

1.2. APRIL<br />

1.3. Aracruz<br />

1.4. Arauco<br />

1.5. Mondi<br />

1.6. Arkhangelsk<br />

1.7. Ilim<br />

1.8. Gunns<br />

2. Berechung der Flächenäquivalente


1. Firmenprofile<br />

1.1.<br />

Asia Pulp & Paper (APP)<br />

Unter dem Dach von Asia Pulp & Paper Company Ltd. (APP)<br />

mit Sitz in Singapur sind alle Zellstoff- und Papierfabriken<br />

des Konzerns Sinar Mas zusammengefasst 1 . Sinar Mas ist<br />

als einer der größten Konzerne Indonesiens neben vielen<br />

anderen Geschäftsfeldern auch im Palmölgeschäft aktiv<br />

und wird von der chinesischstämmigen Familie Widjaja<br />

kontrolliert 2 . APP ist neben dem Konzern APRIL der größte<br />

Zellstoffproduzent in Indonesien. Die größte Zellstoff- und<br />

Papierfabrik von APP, Indah Kiat Pulp & Paper (IKPP), liegt<br />

in der Provinz Riau. APP produziert in Indonesien 2,3 Millionen<br />

Tonnen Zellstoff sowie in Asien 5,7 Millionen Tonnen<br />

Papier und Verpackungen und ist damit unter den ersten<br />

zehn Produzenten in der Weltrangliste 3 . In China gehören<br />

APP derzeit mehr als 6 Papierfabriken und Millionen von<br />

Hektar in den Provinzen Yunnan, Hainan, Guangxi und<br />

Guangdong 4 . Für die Produktion werden auch Holzchips<br />

aus Australien und Südostasien importiert 5 .<br />

APPs Expansion basierte auf Krediten aus aller Welt. Als<br />

APP Anfang 2001 einen Schuldenberg von 13,4 Milliarden<br />

US Dollar aufgebaut hatte, erklärte sich der Konzern für<br />

zahlungsunfähig 6 . Ende 2003 wurde eine Umschuldungsvereinbarung<br />

mit den meisten der Gläubiger getroffen,<br />

die einen Teil der Kredite abschreiben und APP mehr Zeit<br />

zur Rückzahlung der verbleibenden Schulden gewähren.<br />

APP expandiert unterdessen Richtung China und zerstört<br />

weitere Regenwälder.<br />

Der neue Bericht von „Eyes on the Forest“ – einem Bündnis<br />

der indonesischen Umweltorganisationen WWF, Walhi und<br />

Jikalahari – im September 2005 dokumentiert, dass APP<br />

illegal eingeschlagenes Holz von ihren Zulieferern bezieht 7 .<br />

Zwischen 1995 und 1999 haben indonesische Zellstoffproduzenten<br />

etwa 40 Prozent ihres Rohstoffes aus illegalen<br />

Quellen bezogen 8 .<br />

Auch in China hat APP illegal Holz eingeschlagen. Die „State<br />

Forestry Administration“ (SFA) erklärte im Januar 2005<br />

dem staatlichen Fernsehsender China Central Television<br />

(CCTV): „Without any permission from SFA, APP had illegally<br />

logged around 24,709 cubic metres of trees, covering<br />

640 hectares of the local forest. 9 “<br />

APP ist darüber hinaus in Landrechtskonflikte verwickelt.<br />

Nach Firmenangaben sind noch auf etwa 60.000 Hektar<br />

ihrer Konzessionsflächen Landrechtsansprüche offen,<br />

die geklärt werden müssen 10 . Seit dem Ende des Suharto-Regimes<br />

protestieren die Menschen trotz andauernder<br />

Repressionen vermehrt gegen die Aneignung ihres Landes<br />

durch den Konzern. In diesem Zusammenhang werden<br />

dem Konzern schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen<br />

11 . Aus dem Jahr 2001 sind drei Fälle dokumentiert,<br />

in denen Sicherheitskräfte des Forstunternehmens<br />

Arari Abadi Proteste der Bevölkerung gegen die Aneignung<br />

ihres Landes mit brutaler Gewalt beendet haben 12 .<br />

Bei einem dieser Übergriffe wurden fünf Menschen zum<br />

Teil schwer verletzt, Häuser zerstört und 58 Personen<br />

verhaftet 13 . Offenbar gibt es eine enge Zusammenarbeit<br />

zwischen Konzernen und staatlichen Organen 14 . So wurde<br />

berichtet, dass die Polizeistation von Perawang von APP<br />

finanziert und das Arari Abadi Personal von der Polizei<br />

trainiert werde 15 . Nach Angaben der Umweltorganisation<br />

Walhi Riau gab es bei Konflikten mit APP 1999 und 2000<br />

durch Übergriffe von Sicherheitskräften auch Todesfälle 16 .<br />

APPs setzt in seiner Zellstofffabrik IKPP in Riau zur Bleiche<br />

chlorhaltige Verbindungen (ECF 17 ) und veraltete Technik<br />

ein, die zu starker Abwasserbelastung führen 18 . Die Bevölkerung<br />

am Siak, aus dem 11.000 Menschen Trinkwasser<br />

beziehen, klagt über Hautkrankheiten und den Rückgang<br />

der Fischbestände 19 .<br />

APP zerstörte bisher für die Zellstoffproduktion in Riau<br />

mindestens 300.000 Hektar Regenwald 20 . Noch immer<br />

bezieht APP rund zwei Drittel des Rohstoffs für seine Zellstoffwerke<br />

aus wertvollen Naturwäldern 21 . Zum Teil werden<br />

diese in Akazienplantagen umgewandelt. APP plant die Zerstörung<br />

von weiteren 180.000 Hektar Regenwald bis 2007 22 .


1.2.<br />

Asia Pacific Resources International Holdings Ltd.<br />

(APRIL 23 )<br />

Der Konzern APRIL hat seinen Sitz in Singapur und gehört<br />

zum Firmenimperium Raja Garuda Mas (RGM) von Sukanto<br />

Tanoto und seiner Familie. APRIL zählt zu den zwei größten<br />

Zellstoffproduzenten in Indonesien. Diese Unternehmensgruppe<br />

ist neben der Zellstoff- und Papierproduktion auch<br />

im Palmöl- und Holzgeschäft aktiv. In der indonesischen<br />

Region Riau betreibt APRIL die Zellstoffproduktion Riau<br />

Andalan Pulp & Paper (RAPP) mit einer Kapazität von 2<br />

Millionen Tonnen Zellstoff jährlich und die Papierfabrik<br />

Riau Andalan Kertas (RAK) mit einer Jahresproduktion von<br />

350.000 Tonnen. 80.000 Tonnen Papier und zehn Prozent<br />

des Zellstoffs werden nach Europa exportiert.<br />

Die Produktionsanlagen wurden mit Unterstützung der internationalen<br />

Finanzwelt in Form von Krediten, Bürgschaften,<br />

Aktien und Anleihen gebaut. Ende der neunziger Jahre geriet<br />

der Konzern in Zahlungsschwierigkeiten, gegenwärtig<br />

hat APRIL Schulden in Höhe von rund 1,2 Milliarden Dollar.<br />

Ein Beispiel für die Finanzakrobatik des APRIL-Eigentümers<br />

Tanoto ist der Fall der Unibank: 2001 musste die staatliche<br />

Indonesian Bank Restructuring Agency (IBRA) mit 230 Millionen<br />

Dollar öffentlicher Hilfe einspringen, als diese Bank<br />

aus dem RGM-Imperium bankrott machte. Die Bank hatte<br />

Kredite an Tochterfirmen von RGM wie z.B. APRIL vergeben,<br />

die nicht zurückgezahlt wurden. Tanoto konnte nicht<br />

belangt werden, da er seine Anteile an der Bank rechtzeitig<br />

abgestoßen hatte 24 .<br />

Der im September 2005 erschienene Bericht von „Eyes on<br />

the Forest“ – einem Bündnis der indonesischen Umweltorganisationen<br />

WWF, Walhi und Jikalahari – dokumentiert,<br />

dass APRIL illegal eingeschlagenes Holz von ihren Zulieferern<br />

bezieht 25 . Zwischen 1995 und 1999 haben die Zellstoffproduzenten<br />

in Indonesien etwa 40 Prozent ihres Rohstoffes<br />

aus illegalen Quellen bezogen.<br />

Nach Angaben von APRIL gibt es auf einer Fläche von 11.730<br />

Hektar in Riau ungelöste Landrechtskonflikte 26 . APRIL setzte<br />

den Ausbau seiner Infrastruktur in Riau gegen den Protest<br />

der lokalen Bevölkerung durch, die ihre Landrechte verletzt<br />

sah. 1997 gab es Verhaftungen und Verletzte. Später zahlte<br />

der Konzern Entschädigungen an die Dörfer, ihr Land erhielten<br />

sie aber nicht zurück 27 .<br />

APRIL setzt chlorhaltige Verbindungen zur Bleiche ein (ECF).<br />

Zwar sind Anlagen und Prozesse der Fabrik RAPP moderner<br />

als die der Zellstofffabrik IKPP von APP, dennoch klagen die<br />

Menschen nahe der Fabrik über die Folgen der Wasserverschmutzung.<br />

Ein Vertreter aus Sering erklärte gegenüber<br />

der Umweltorganisation ROBIN WOOD, dass es mehrere<br />

Fälle von Hautkrankheiten im Dorf gäbe und dass die Fischbestände<br />

zurückgegangen seien.<br />

Zu dem Firmenimperium RGM gehört auch das Zellstoffwerk<br />

Toba Pulp Lestari in Porsea mit einer Jahresproduktion von<br />

240.000 Tonnen am Asahan, dem Abfluss des Tobasees in<br />

Nordsumatra. Diese Anlage wurde 1984 unter dem Namen<br />

Indorayon gebaut und belastete die Umwelt erheblich mit<br />

Schadstoffen. Unter Suharto wurde der Widerstand der Bevölkerung<br />

mit Polizei und Militär unterdrückt. 1999 erreichten<br />

die Proteste ihren Höhepunkt, zwei Menschen wurden<br />

erschossen, viele verletzt. Danach verfügte Präsident<br />

Habibie die Schließung der Industrie. Anfang 2003 wurde<br />

die Zellstoffproduktion trotz anhaltender Proteste unter<br />

dem neuen Namen PT Toba Pulp Lestari mit Polizeischutz<br />

wieder aufgenommen. Nach wie vor wird der Protest mit<br />

Gewalt niedergeschlagen 28 .<br />

APRIL hatte bis Ende 2001 rund 220.000 Hektar Regenwald<br />

gerodet 29 , heute dürften es weit über 300.000 Hektar sein.<br />

Laut indonesischem Forstministerium will APRIL bis 2009<br />

noch 200.000 Hektar Naturwald in Plantagen umwandeln.<br />

1.3.<br />

<strong>ARA</strong>CRUZ CELULOSE S.A. 30<br />

Aracruz ist der weltweit größte Produzent für gebleichten<br />

Eukalyptus Zellstoff 31 . Im Jahr 2004 produzierte diese Firma<br />

2,5 Millionen Tonnen Zellstoff 32 , von dem 97% exportiert<br />

wurden 33 . Auf die größten Kunden von Aracruz, Procter &<br />

Gamble und Kimberly & Clark, entfällt 45 % des Absatzes<br />

der Firma 34 . Über die nächsten zwei Jahre plant die Firma Investitionen<br />

in Höhe von 600 Millionen US Dollar, um bestehende<br />

Zellstoffwerke auszubauen und die Plantagenfläche<br />

zu erweitern. Aracruz prüft ebenfalls fünf neue potenzielle<br />

Standorte für eine geplante Zellstofffabrik, die eine Million<br />

Tonnen Zellstoff im Jahr verarbeiten soll 35 .


Die Hauptanteilseigner von Aracruz sind die Safra Gruppe<br />

(Sitz: Brasilien – mit 28 %), die Lorentzen Gruppe (Sitz:<br />

Norwegen – mit 28 %), die Votorantim Gruppe (Sitz: Brasilien<br />

– mit 28 %) und die “Brazilian National Economic and<br />

Social Development Bank” (mit 12,5 %). Votorantim hat<br />

2001 seine Anteile von Mondi gekauft 36 .<br />

In den letzten Jahren expandierte Aracruz über die Grenzen<br />

der Provinz Espírito Santo hinaus. Im Jahr 2000 beteiligte<br />

sich Aracruz zu 50% an dem Unternehmen Veracel, das<br />

dadurch zu einem Gemeinschaftsunternehmen von Aracruz<br />

und dem finnischen Konzern Stora Enso wurde. Stora Enso<br />

war bereits vorher an Veracel beteiligt. Für Veracel sollten<br />

neue Plantagen angelegt und eine Zellstofffabrik im Bundesstaat<br />

Bahia gebaut werden. Im Juni 2005 nahm die neue<br />

Veracel Zellstofffabrik – mit 900.000 Tonnen Jahreskapazität<br />

weltgrößte Zellstofffabrik mit einer Produktionsstraße<br />

– ihre Produktion auf. Um Platz für eigene Plantagen zu<br />

schaffen rodete Veracel Wälder 37 . Über 800 Menschen<br />

mußten ihr Zuhause verlassen 38 . Bauern, die in der Nähe<br />

von Veracels Plantagen leben, berichteten den Wissenschaftlern<br />

der schwedischen NRO SwedWatch, dass der<br />

Wasserspiegel in Bächen, Teichen und Seen nun bedeutend<br />

niedriger ist als vor der Plantagenanlage durch die Firma<br />

Veracruz. Die Fischerei und die Bewässerung von Agrarflächen<br />

wurde erheblich gestört 39 .<br />

Im Jahr 2003 kaufte Aracruz die Zellstofffabrik Riocell von<br />

Klabin für 610 Millionen US Dollar. Riocell hat eine Jahresproduktion<br />

von 400.000 Tonnen. Ihr gehören 40.000 Hektar<br />

Eukalyptus Plantagen im Bundesstaat Rio Grande dol Sul 40 .<br />

Aracruz besitzt 252.000 Hektar Eukalyptus-Plantagen in<br />

den Bundesstaaten Minas Gerais, Bahia, Rio Grande dol<br />

Sul und Espírito Santo. Zusätzlich betreibt die Firma ein<br />

„Forestry Partners Programme“ mit 71.000 Hektar Eukalyptus-Plantagen,<br />

die von Bauern gepflanzt und bewirtschaftet<br />

werden 41 . Aracruz forscht derzeit an der Entwicklung<br />

von genetisch manipulierten Baumsorten. Dem Experten<br />

für forstliche Verbesserungsmaßnahmen Gabriel Dehon Rezende<br />

zufolge ist diese Forschung bis heute auf das Labor<br />

beschränkt geblieben: „Aracruz verwendet keine genetisch<br />

manipulierten Organismen (GMOs) auf seinen Feldversuchsflächen<br />

oder kommerziellen Plantagen.“ 42<br />

Um den Weg frei zu machen für die Plantagen hat Aracruz<br />

mehr als 50.000 Hektar atlantischen Regenwald zerstört 43 .<br />

Zugmaschinen, die zu zweit mit einer Eisenkette verbunden<br />

waren, fuhren durch den Wald und zerstörten alles auf<br />

ihrem Weg. Tiere wurden durch fallende Bäume oder die<br />

Maschinen zerschmettert 44 . Aracruz wurde bereits einmal<br />

durch die IBAMA (brasilianische Umweltschutzbehörde)<br />

verurteilt, weil sie ihre Plantagen in geschützten Gebieten<br />

angelegt hatten 45 .<br />

Die Eukalyptus-Plantagen von Aracruz führten zur Austrocknung<br />

von Flüssen und Strömen. Die Firma staute Flüsse auf<br />

und zweigte Wasser vom Doce Fluß für ihre Zellstofffabriken<br />

ab, was gravierende Auswirkungen auf den Wasserhaushalt<br />

der Region hat. Die Fischerei ist in den Flussgebieten dieser<br />

Region weitgehend zum Erliegen gekommen 46 . Auf den<br />

Plantagen eingesetzte Herbizide und Pestizide verseuchen<br />

die Wasserressourcen. Die brasilianische NRO FASE berichtet,<br />

dass in einigen Gemeinden Fälle von Erblindung durch<br />

verseuchtes Wasser aufgetreten sind 47 .<br />

Obwohl Aracruz behauptet „sogar in entlegenen Regionen<br />

des Landes Arbeitsplätze zu schaffen“ hat in Wirklichkeit<br />

die Zahl der Arbeitsplätze durch Mechanisierung und<br />

Automation abgenommen. Mehr und mehr Arbeiter verloren<br />

ihren Arbeitsplatz und andere Arbeitsplätze wurden<br />

in Subunternehmen ausgelagert. Die Löhne für Arbeiter,<br />

deren Jobs ausgelagert wurden und die es bewerkstelligen<br />

konnten ihren Job zu behalten, sind weitaus geringer als bei<br />

ihren alten Jobs direkt bei Aracruz 48 .<br />

Viele der Arbeitsplätze, besonders diejenigen, die den<br />

Einsatz von Maschinen und Chemikalien betreffen, sind<br />

gefährlich. Statt eine medizinische Versorgung und Kompensationsleistungen<br />

zu gewährleisten, entließ Aracruz die<br />

Arbeiter, die während ihrer Arbeit verletzt wurden 49 .<br />

Aracruz errichtete seine erste Zellstofffabrik auf dem Platz<br />

eines Tupinikim Dorfes, das „Dorf der Affen“ genannt<br />

wurde. Dabei wurden schätzungsweise 7.000 Familien von<br />

ihrem Land vertrieben. Mehrere Tausend Familien haben<br />

bis heute keinerlei Kompensation dafür bekommen 50 . „Als<br />

die Firma kam, gingen die Menschen. Sie hatten keine Möglichkeit<br />

sich zu verteidigen. Sie wurden zum Verlassen ihrer<br />

Wohnstätten gezwungen und man bedrohte sie.


… Die Firma hat ihnen alles genommen,“ berichtete Eugenio<br />

Francisco, ein Tupinikim-Indianer aus dem Dorf Lancha,<br />

den Wissenschaftlern von FUNAI, der brasilianischen<br />

Agentur für indigene Angelegenheiten im Jahre 1994 51 .<br />

Seit 1979 haben Indigene der Stämme Tupinikim und Guarani<br />

versucht ihr Land von Aracruz zurückzuerhalten. 1997<br />

hat FUNAI 18.071 Hektar Land als Besitz der Tupinikim<br />

und Guarani Völker anerkannt 52 . Dennoch haben sie bisher<br />

– auch aufgrund des Druckes, den Aracruz auf die Regierung<br />

ausübt – bisher nur 7.000 Hektar von diesem Land<br />

tatsächlich zurückerhalten 53 . Im Mai des Jahres 2005 haben<br />

Tupinikim und Guarani deswegen Tausende Eukalyptusbäume<br />

gefällt, um die Grenzen für etwa 11.000 Hektar ihres<br />

Landes zu markieren. Sie bauten ein großes Versammlungshaus<br />

und weitere Hütten auf ihrem Land 54 . Mehrere<br />

indigene Familien leben heute in diesen Hütten.<br />

Auf ihrer Webseite behauptet Aracruz, die Firma „respects<br />

the Indian communities, which it recognizes as one of its<br />

important stakeholders“ 55 . Bisher hat sich Aracruz aber<br />

geweigert die Landrechte der Tupinikim und Guarani anzuerkennen,<br />

geschweige denn die der Kleinbauern und Quilombos<br />

(Nachkommen der Sklaven), die ihr Land ebenfalls<br />

durch die Monokulturen von Aracruz verloren haben.<br />

1.4.<br />

Arauco<br />

Die chilenische Firma Celulosa Arauco y Constitución S.A.<br />

ist eines der größten Forstunternehmen Lateinamerikas in<br />

Bezug auf die Plantagenfläche, die Produktion von Marktzellstoff<br />

sowie Säge- und Furnierholz. Araucos Plantagen<br />

befinden sich in Chile, Argentinien und Uruguay. Arauco<br />

besitzt mit 669.000 Hektar die größte Plantagenfläche in<br />

Chile, hauptsächlich bewachsen mit Kiefer (Pinus radiata).<br />

In Argentinien und Uruguay besitzt der Konzern weitere<br />

131.000 Hektar Plantagen. Vier Zellstoffwerke sind in<br />

Chile (Arauco, Constitución, Licancel and Valdivia) angesiedelt,<br />

eines in Argentinien. Die Gesamtkapazität liegt<br />

bei über 2 Millionen Tonnen Kraft-Zellstoff pro Jahr. Der<br />

Hauptanteilseigner von Arauco ist die Ölfirma Copec, die<br />

99.98% der Aktien besitzt 56 . Copec wird von der chilenischen<br />

Angelini Familie kontrolliert 57 .<br />

Jahrzehntelang bediente sich Arauco mit staatlicher<br />

Duldung und Subventionierung in den chilenischen<br />

Primärwäldern, um seinen enormen Holzbedarf für die<br />

Zellstoffproduktion zu decken. Erst Ende 2003, nach<br />

Einkaufsboykotten von wichtigen Papierabnehmern in den<br />

USA, erklärte sich Arauco in einer Selbstverpflichtungserklärung<br />

bereit, künftig auf den Einschlag von Primärwäldern<br />

zu verzichten und den Holzbedarf ausschließlich<br />

über Plantagen zu decken.<br />

Doch Araucos Plantagen stehen auf dem Land der Mapuche<br />

Indianer. Der Konzern hat in den 1990er Jahren weite<br />

Flächen ihres Landes mit seinen Zellstoffplantagen besetzt.<br />

Im Jahr 2000 waren bereits ca. 1,5 Millionen Hektar in dem<br />

Mapuche Territorium mit kommerziellen Eukalyptus- und<br />

Kieferplantagen bepflanzt, Arauco und die Firma Mininco<br />

nahmen zu dieser Zeit mehr als eine Millionen Hektar Mapuche<br />

Land für ihre exotischen Bäume in Anspruch.<br />

Viele dieser Plantagen umzingeln regelrecht die Mapuche-<br />

Gemeinden, die klagen, dass die Kiefernplantagen ihre<br />

Wasserquellen ausgetrocknet haben, die Erosion von Böden<br />

verursachen und die Waldpflanzen verdrängen, die sie<br />

für medizinische und rituelle Zwecke dringend benötigen.<br />

Seit mehr als 10 Jahren kämpfen sie gegen die Plünderung<br />

ihres Lebensraums. Arauco ist einer der Hauptgegner der<br />

58, 59<br />

Mapuche im Kampf um die Anerkennung ihrer Rechte.<br />

In den vergangenen Jahren stand Arauco immer wieder<br />

wegen Umweltdelikten in den eigenen Zellstoffwerken in<br />

der Kritik und wurde deswegen diverse Male zu Geldstrafen<br />

verurteilt.<br />

Für besondere Unruhe und umfassende Proteste sorgte<br />

insbesondere der Bau des Arauco-Zellstoffwerkes in<br />

Valdívia, knapp 800 km südlich der Hauptstadt Santiago.<br />

Bereits in der Planungsphase lehnten Umweltschützer<br />

das Projekt kategorisch ab. Denn die Fabrik sollte nur<br />

30km vom Ramsar-Naturschutzgebiet 60 Carlos Anwandter<br />

gebaut werden, was gravierende Schädigungen des<br />

Feuchtgebietes durch die schadstoffreichen Fabrikabwässer<br />

befürchten ließ. Das Werk wurde trotzdem gebaut<br />

und nahm im Januar 2003 seinen Betrieb auf. Bereits im<br />

Laufe des ersten Betriebsjahres wurde Arauco zur Zahlung<br />

von Geldstrafen im Umfang von 90.000 US Dollar verurteilt,<br />

u.a. wegen Verletzung von Umweltauflagen, Geruchs-


elästigungen, nicht genehmigte Überschreitung der<br />

Produktionskapazitäten und die heimliche Einleitung von<br />

Fabrikabwässern in den Fluss Cruces. Ende 2003 schlugen<br />

Umweltexperten Alarm: Im Schutzgebiet Carlos Anwandter,<br />

Heimat der seltenen Schwarzhalsschwäne, zeichneten<br />

sich umfassende Abwanderungen sowie ein dramatisches<br />

Tiersterben ab. Innerhalb kürzester Zeit ging die Zahl der<br />

Schwäne von 6000 auf 2000 zurück, Umweltschützer<br />

mussten die toten Kadaver von ca. 500 dieser seltenen<br />

Vögel entsorgen.<br />

Knapp zwei Jahre nach Betriebsbeginn wurde im Januar<br />

2005 gerichtlich die Stillegung der Fabrik bis zur Klärung<br />

der Ursachen für das plötzliche Sterben angeordnet.<br />

Seither liefern sich Fabrikbetreiber und Umweltschützer<br />

einen erbitterten Kampf um die Zukunft des Werkes:<br />

zweimal wurde die Fabrik inzwischen geschlossen, zweimal<br />

nahm sie ihren Betrieb nach vier- bis achtwöchiger<br />

Unterbrechung wieder auf. Universitäre Studien belegen<br />

inzwischen einen direkten Zusammenhang zwischen dem<br />

Vogelsterben im Feuchtgebiet und den Arauco-Fabrikabwässern.<br />

Die Umweltbehörde CONAMA verhängte daraufhin<br />

Umweltauflagen an das Unternehmen, um die Umweltauswirkungen<br />

durch die Abwässer auf das Schutzgebiet<br />

zu reduzieren. Doch schon zeichnet sich neuer Ärger ab:<br />

statt die Schadstoffbelastung im eigenen Werk zu reduzieren<br />

und zu dem international inzwischen üblichen Verfahren<br />

eines geschlossenen Wasserkreislaufs überzugehen,<br />

plant das Unternehmen aus Kostengründen nun, einen<br />

Kanal zu bauen und die schädlichen Abwässer direkt ins<br />

Meer abzulassen. Die Bewohner der Küstenregion, u.a. Mapuche-Indianer,<br />

befürchten nun eine deutliche Schädigung<br />

ihrer Lebensgrundlagen, insbesondere die vom Fischfang<br />

lebende Bevölkerung.<br />

Doch damit nicht genug – emsig baut Arauco derzeit an<br />

einem weiteren Zellstoffwerk in der Nähe der Stadt Ranquil,<br />

das im kommenden Jahr eröffnet werden soll. Auch<br />

dieses Projekt ist heftig umstritten. Die Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

(UVP) war unzulänglich, z.B. wegen unzureichender<br />

Studien zu den Auswirkungen des Fabrikbaus<br />

auf die lokale Land- und Weinwirtschaft und fehlender<br />

Sozial- und Umweltpläne, die entstehende Schäden minimieren<br />

sollten. Dies wurde mehrfach gerichtlich bestätigt,<br />

was zu einem langen Rechtsstreit um die Ausstellung der<br />

Betriebsgenehmigung führte. Doch trotz aller Beschwer-<br />

den und Bedenken wurde die UVP 2002 nach mehr als<br />

siebenjährigem Rechtsstreit abgesegnet. Der Forderung<br />

der Gegner, eine neue UVP anzufertigen, die den notwendigen<br />

Standards genüge und bestehende Zweifel ausräumen<br />

sollte, lehnte Arauco ab. Kaum hatte Arauco mit dem Fabrikbau<br />

begonnen, wurde die Firma sogleich wieder mit einer<br />

Geldstrafe belegt, wegen Nicht-Erfüllung bestimmter Umweltauflagen.<br />

Zugleich plant der Konzern, die Produktionskapazitäten<br />

von den ursprünglich geplanten 550.000 t auf<br />

850.000 t jährlich zu erhöhen, allerdings ohne eine neue<br />

UVP hinsichtlich möglicher negativer Auswirkungen auf<br />

Mensch und Natur in der Region für nötig zu erachten.<br />

1.5.<br />

MONDI 61<br />

Mondi wurde während des südafrikanischen Apartheidsregimes<br />

im Jahr 1967 von Anglo American, einer der weltweit<br />

größten Bergbaugesellschaften, gegründet und ist<br />

auch heute noch dessen 100%ige Tochtergesellschaft.<br />

Heute hat Mondi Niederlassungen in 46 Ländern 62 . Mit<br />

einem Umsatz von 6,9 Milliarden US Dollar im Jahr 2004<br />

steht Mondi in der Reihe der größten Zellstoff- und Papierkonzernen<br />

an 13. Stelle 63 .<br />

Nach einer Firmenumstrukturierung im Jahre 2004, wurden<br />

Mondis Geschäfte von zwei Firmen weitergeführt: Mondi<br />

Business Paper and Mondi Packaging 64 .<br />

Mondi Business Paper umfasst die österreichischen Firmen<br />

Neusiedler und Mondi South Africa 65 . Der Firmenzweig<br />

besitzt 16 Papiermaschinen mit einer Gesamtkapazität<br />

von 2 Millionen Tonnen Papier im Jahr 66 . Die Firma hat<br />

Zellstoffprojekte in Österreich, Russland, Slowakei und<br />

Südafrika sowie Forstunternehmen in Russland, Südafrika<br />

und Swasiland 67 . Mondi Business Paper bewirtschaftet<br />

400.000 Hektar Plantagen in Südafrika und Swaziland 68 .<br />

Mondi Packaging ist aus einer Fusion der österreichischen<br />

Verpackungsfirma Frastschach mit der bereits existierenden<br />

Firma Mondi Packaging Group hervorgegangen. Mondi<br />

Packaging besitzt etwa 120 Produktionsstätten in Europa<br />

und 18 in Amerika, Asien und Afrika 69 .


In Südafrika hat Mondi einen großen Teil seiner Arbeiterschaft<br />

ausgelagert, d.h. sie werden nicht von dem Konzern,<br />

sondern von einer Vertragsfirma beschäftigt. Ein neuer<br />

Bericht der Wissenschaftler Jeanette Clarke und Moenieba<br />

Isaacs dokumentiert die daraus entstehenden Probleme<br />

für die Arbeiter auf den Plantagen 70 : „Die Einkommen sind<br />

unsicher und nicht hoch genug, es gibt keine Krankenversicherungen<br />

oder Pensionen. Dazu kommt, dass die Arbeiter<br />

ständig der Gefahr von Verletzungen ausgesetzt sind, die<br />

zusätzlich die Versorgung ihrer Familien in Gefahr bringen.“<br />

Der Bericht zieht den Schluss, dass Arbeitsplätze in ausgelagerten<br />

Forstunternehmen weder Armut lindern, noch<br />

verhindern, dass die Arbeiter weiter in die Armut abrutschen 71 .<br />

Die Plantagen von Mondi in Südafrika und Swasiland sind<br />

vom Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert. Mondi<br />

finanziert das Schutzprojekt „Mondi Wetlands Project“, das<br />

von den beiden größten Naturschutzorganisationen Südafrikas,<br />

dem WWF South Africa und der Wildlife and Environment<br />

Society of South Africa betreut wird 72 . Diese Schutzprojekte<br />

können jedoch nicht darüber hinweg täuschen,<br />

dass Mondis Geschäft zu Umweltzerstörung führt. Das Unternehmen<br />

wird von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen<br />

in Südafrika heftig kritisiert. Wally Menne von der<br />

Südafrikanischen Organisation TimberWatch weist darauf<br />

hin, dass Mondis industrielle Plantagen die natürliche<br />

Steppe zerstören und auch in den angrenzenden Wald- und<br />

Feuchtgebieten Pflanzen und Tiere beeinträchtigen. Die<br />

Plantagen verursachen die Austrocknung oberirdischer<br />

Zuläufe zu Feuchtgebieten und Flüssen und bringen Menschen<br />

und Tiere um ihren Zugang zu Wasser. Es werden<br />

Chemikalien genutzt, die das Wasser und den Boden verseuchen<br />

und die natürlichen Bodenprozesse hemmen 73 .<br />

Im November 2005 organisierte die Umweltorganisation<br />

TimberWatch eine Konferenz mit der lokalen Bevölkerung<br />

in Mtubatuba in der Provinz KwaZulu-Natal, die von ihren<br />

Erfahrungen mit dem Konzern Mondi und seinen Plantagen<br />

berichteten. Einer der Farmer berichtete: „Since the plantations<br />

came, few people are employed. Farms have been<br />

destroyed. The impact from tree plantations has been very<br />

negative,“. Ein weiterer Farmer fügte hinzu: „Plantations<br />

have caused starvation not benefits.“ Die Dorfbewohner<br />

stellten eine Liste mit den Problemen zusammen, die<br />

die Plantagen verursachen. Es wurden unter anderen die<br />

sinkende Verfügbarkeit von Wasserressourcen, die Verringerung<br />

an Weide- und Ackerland, der Verlust an Naturwald,<br />

an Früchten und Medizinpflanzen, die Bodenschäden und<br />

die Tatsache, dass sich in den Plantagen viele Kriminelle<br />

verstecken, genannt 74 .<br />

Unter dem Apartheidsregime hatten Schwarze in Südafrika<br />

alle ihre Rechte verloren, eingeschlossen dem Recht auf<br />

Land. „Die Plantagenflächen haben hunderte Menschen<br />

von ihrem Land verdrängt und tun dies noch immer“ 75 , erklärt<br />

Menne. Mondi weitete seine Plantagenfläche in den 1980er<br />

Jahren aus, indem es hunderte Farmen aufkaufte. Mondi<br />

wurde so zu einem der größten Landbesitzer Südafrikas.<br />

Mondi betreibt eine Zellstofffabrik in Merebank in South<br />

Durban. Während des Apartheid Regimes, wurden Schwarze<br />

und Südasiaten gewaltsam nach Süd Durban umgesiedelt<br />

um billige Arbeitskräfte für die Öl-, Chemie- und Papierindustrie<br />

bereitzustellen. Die dortige Umweltverschmutzung<br />

macht Durban heute zu einem der am stärksten belasteten<br />

Orte auf der Erde. Einer von vier Einwohnern von Süd<br />

Durban leidet an Asthma. Der „South Durban Community<br />

Environmental Alliance“ zufolge ist Mondi der drittgrößte<br />

Verschmutzer in der Gegend gleich nach zwei Ölrafinerien 76 .<br />

Mondis Pläne einen neuen Verbrennungsofen in der<br />

Merebank-Fabrik zu bauen, rufen starke Bedenkenbei den<br />

Anwohnern hervor. Rajah Naidoo, der Vorsitzende der<br />

„Merebank Resident’s Association“, erklärte gegenüber<br />

der Südafrikanischen Sunday Times, dass der Ofen zu<br />

mehr Umweltverschmutzung in der Region führen wird und<br />

die Häufigkeit von Asthmafällen und Krebs noch erhöhen<br />

wird 77 . Während seinem Besuch in Süd Durban im Jahr 2003<br />

hat Zodumo Mbuli, der Sprecher des stellvertretenden<br />

Umweltministers, der südafrikanischen Pressevereinigung<br />

gegenüber mitgeteilt, dass „meine Nase von der Luft, die ich<br />

hier einatme schmerzt. Ich kann mir gar nicht vorstellen wie<br />

Menschen hier existieren können. Das ist keine normale Luft“. 78


1.6.<br />

Arkhangelsk PPM<br />

Die Arkhangelsker Zellstoff- und Papierfabrik (AP&PM) in<br />

Novodvinsk ist einer der größten Unternehmen im russischen<br />

Forstsektor. 788.000 Tonnen Zellstoff wurden hier<br />

2004 produziert 79 . Die Fabrik ist mit einer Jahresproduktion<br />

von über 300.000 Tonnen größter Pappenproduzent in<br />

Russland. Sie ist zunehmend Exportorientiert und verkauft<br />

über 50 Prozent ihrer Zellstoff- und Pappenproduktion<br />

nach Übersee 80 .<br />

Die zwei größten Anteilseigner sind Pulp Mill Holding in<br />

Österreich (65%) und Base Element in Russland (33.6%) 81 .<br />

Auch die beiden deutschen Papierhändler Conrad Jacobson<br />

und J. Jürgensen aus Hamburg sind an der Arkhangelsk<br />

PPM beteiligt.<br />

Der Konzern hat in den letzten Jahren Holz aus Urwäldern<br />

in Russland genutzt 82 . Nach Protesten durch Umweltorganisationen<br />

wie Greenpeace und WWF hat der Konzern<br />

einige Gebiete, aus denen der Konzern in der Arkhangelsk<br />

Region Holz bezieht, nach FSC zertifizieren lassen. Ein Abkommen<br />

wurde mit Greenpeace Russland unterzeichnet,<br />

worin der Konzern sich verpflichtet eine Kernzone intakter<br />

Waldgebiete nicht zu roden. Der Konzern hat darüber<br />

hinaus angekündigt bis 2020 50% des Holzbezugs für die<br />

Zellstoffherstellung nach FSC zertifizieren zu lassen.<br />

Trotz dieser Schritte in die richtige Richtung nutzt der<br />

Konzern noch heute Holz aus Urwäldern 83 . Arkhangelsk<br />

PPM hat bisher nur geringe Teile (ca. 15%) seiner Holzbeschaffung<br />

nach FSC zertifiziert. Was mit den intakten<br />

Waldgebieten außerhalb der FSC zertifizierten Flächen<br />

werden soll, bleibt ungewiss. Der Konzern hat bisher keine<br />

verbindlichen Richtlinien hierzu veröffentlicht.<br />

1.7.<br />

Ilim Pulp<br />

Mit einer Jahresproduktion von 8 Millionen m 3 Holz ist Ilim<br />

das größte Forst- und Holzeinschlagsunternehmen in<br />

Europa. Die Hauptgeschäfte sind der Holzeinschlag, solide<br />

Holzprodukte, Zellstoff, Karton und Verpackungen. Ilim<br />

gehören 43 Holzeinschlags- sowie einige Transport- und<br />

Handelsunternehmen. Die Papier- und Zellstofffabriken<br />

Kotlas, Bratsk, Ust-Ilimsk, St. Petersburg, Kommunar und<br />

Ilim Gofropak sind Tochterunternehmen von Ilim. Ilim<br />

beschäftigt 49.000 Menschen 84 .<br />

Mit einer Jahresproduktion von 1,3 Millionen Marktzellstoff<br />

ist Ilim der viertgrößte Zellstofflieferant für Europa. Der<br />

Konzern produziert zusätzlich über 660.000 Tonnen Karton<br />

und über 240.000 Tonnen Papier pro Jahr. Ilim exportiert<br />

seine Produkte in über 50 Länder 85 .<br />

Ilim Pulp ist teilweise FSC zertifiziert (1,6 million ha) und hat<br />

erklärt weitere Zertifikate für seinen Konzessionen zu beantragen.<br />

Die Kotlas Papier- und Zellstofffabrik ist bisher noch<br />

nicht FSC zertifiziert, strebt eine Zertifizierung jedoch an.<br />

Der Konzern hat in den letzten Jahren Holz aus Urwäldern<br />

in Russland genutzt 86 und nutzt mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

heute noch Holz aus schützenswerten Wäldern 87 .Der<br />

Konzern hat bisher keine öffentlich verfügbare, verbindliche<br />

Politik zum Schutz von intakten Wäldern und Wäldern<br />

mit hohem Schutzwert verabschiedet.<br />

1.8.<br />

GUNNS LIMITED 88<br />

Die von den Brüdern John und Thomas Gunn 1875 gegründete<br />

Firma Gunns dominiert heute die Hackschnitzel-Industrie<br />

von Tasmanien, Australien und ist die größte Hartholz-<br />

Hackschnitzel-Firma weltweit. Gunns besitzt 180.000 Hektar<br />

Land und bewirtschaftet 100.000 Hektar Plantagen 89 .<br />

Die Firma beschäftigt mehr als 1.200 Menschen und machte<br />

im Jahr 2004 einen Gewinn von 80 Millionen US Dollar 90 . Zu<br />

ihren Aktionären gehören Concord Capital, Deutsche Bank,<br />

AMP und Perpetual Trustees Australia. Der Direktor von<br />

Gunns, John Gay, ist ein weiterer großer Anteilseigner der<br />

Firma 91 . Die Hälfte des Holzes, das von Gunns verarbeitet<br />

wird, stammt aus staatlichen Wäldern. 80 % des Holzverkaufs<br />

von der staatlichen Forstwirtschaft Tasmaniens geht<br />

an Gunns 92 . Gunns ist für mehr Einschläge in Naturwäldern<br />

verantwortlich als jede andere Firma in Australien 93 .


Der größte Teil der Holzhackschnitzel aus Tasmanien wird<br />

nach Japan exportiert. Gemäß Gunns Darstellung auf ihrer<br />

Internetseite soll die geplante Hackschnitzel-Fabrik in Bell<br />

Bay „die grünste Holzfabrik der Welt werden“. Nach Gunns<br />

Antrag vom August 2005 soll die Zellstofffabrik jährlich<br />

700.000 bis 1,1 Millionen Tonnen elementarchlorfreien (ECF)<br />

Zellstoff produzieren 94 . Diese Fabrik wird zwischen 2,6 und<br />

4 Millionen Tonnen Holz pro Jahr verbrauchen 95 , das zum<br />

einen aus Naturwäldern und zum anderen aus Eukalyptus-<br />

Plantagen kommen soll 96 . Die Fabrik von Gunns soll 24<br />

Stunden am Tag und 7 Tage in der Woche laufen. Der Druck<br />

auf die Wälder Tasmaniens wird zunehmen.<br />

Es ist nicht nur der Kahlschlag in den Tasmanischen Urwäldern,<br />

den die Menschen dort kritisieren. Hunderte von Bauernhöfen<br />

wurden bereits von den industriellen Holzplantagen<br />

„geschluckt“. Mit Hubschraubern werden Herbizide,<br />

Pestizide und Dünger auf die Plantagen versprüht, die auch<br />

schon Menschen neben den Plantagen getroffen haben und<br />

Wassereinzugsgebiete unterhalb der Plantagen verschmutzten<br />

97 . Durch die Existenz der Plantagen sind Ströme, Flüsse<br />

und Sümpfe ausgetrocknet. Der Geohydrologe David<br />

Leaman untersuchte, wie viel Wasser die Plantagen verbrauchen:<br />

Seinen Schätzungen zufolge benötigen die<br />

Plantagen 10 bis 50% mehr Wasser als Wälder 98 .<br />

0<br />

Im Dezember 2004 hat Gunns einen Gerichtsprozess gegen<br />

20 Umweltschützer begonnen, der Schadenersatzklagen in<br />

Höhe von 4,7 Millionen US Dollar umfasst. Angeklagt wurden<br />

der Senator Bob Brown von den Grünen, die Wilderness<br />

Society, Doctors for Native Forests und eine Gruppe aus<br />

Medizinern, welche die Auswirkungen der Forstchemikalien<br />

auf die menschliche Gesundheit untersuchen 99 .<br />

Im Juli 2005 hat Richter Bernard Bongiorno Gunns Anklageschrift<br />

zurückgewiesen und verlangte von der Firma ein<br />

neues Dokument. Der Richter sagte, die Anklage sei von<br />

ihrer Struktur her unverständlich und bezeichnete Teile<br />

davon „im besten Fall als mehrdeutig und im schlechtesten<br />

als irreführend“. Gunns hat daraufhin eine neue Anklageschrift<br />

geschrieben. Diese wurde erneut zurückgewiesen<br />

und das Gericht ordnete an, dass Gunns nicht näher spezifizierte<br />

Kosten an die Angeklagten zu zahlen hätte. Gunns<br />

reichte daraufhin ein drittes Klageschreiben ein 100 .<br />

Unterdessen setzt die Wilderness Society ihre Kampagne<br />

fort und fordert, dass die Auswirkungen der geplanten Fabrik<br />

auf die Tasmanischen Wälder im Rahmen des staatlichen<br />

Prüfprozesses vollständig berücksichtigt werden muss 101 .


. Berechnung<br />

der Flächenäquivalenz<br />

Unseren Berechnungen zufolge:<br />

Werden in anderen Ländern (Brasilien, Chile, Indonesien,<br />

Südafrika, Portugal, Spanien) 450.000 Hektar<br />

Plantagen angelegt, um unsere jährlichen deutschen<br />

Papier- und Zellstoffimporte aus diesen Ländern zu<br />

decken;<br />

Wird zusätzlich jährlich eine Fläche von 590.000 Hektar<br />

Wald gerodet, um unsere jährlichen deutschen Papierund<br />

Zellstoffimporte aus diesen Ländern zu decken.<br />

Anmerkung:<br />

Die Zahlen beziehen sich auf die Importe von Papier und<br />

Zellstoff, nicht auf den deutschen Papierverbrauch. In<br />

Deutschland hergestellter Zellstoff sowie die Exporte von<br />

Papier und Zellstoff sind hier nicht berücksichtigt.<br />

Umrechnungsfaktoren und Quellenangaben<br />

Ausgangsdaten sind die Papier- und Zellstoffimporte in Tonnen<br />

nach Angaben des statistischen Bundesamtes (2005,<br />

vorläufige Ergebnisse für 2004). Nur die Posten 4703-4704<br />

und 48 des Warenverzeichnisses Außenhandelsstatistik<br />

wurden in die Berechnung einbezogen. Papierprodukte können<br />

auch noch unter anderen Posten vereinzelt aufgeführt<br />

sein. Dies wurde hier aber vernachlässigt, da es die Mengen<br />

nur erhöhen, nicht erniedrigen würde.<br />

Die Papiermenge wurde in Zellstoffäquivalente umgerechnet<br />

(1 Tonne Papier = 1,1 Tonnen Zellstoffäquivalent).<br />

Die Zellstoffmenge (inklusive der in Zellstoffäquivalente<br />

umgerechneten Papiermenge) wurde in Holzäquivalente<br />

umgerechnet (1 Tonne Zellstoff = 2,2 Tonnen Holzäquivalent).<br />

Die Holzmenge wurde von Tonnen in Kubikmeter umgerechnet<br />

(1 Tonne Holz = 2,25 Kubikmeter Holz).<br />

Diese drei Umrechungsfaktoren wurden für alle Holzarten<br />

aus allen Ländern gleich verwendet.<br />

Die Papier- und Zellstoff-Importe aus den einzelnen<br />

Ländern wurden in zwei Kategorien unterteilt:<br />

1. Produkte aus Wäldern 104 (Kanada, Indonesien, Russland,<br />

Schweden, Finnland, Norwegen, USA, Österreich,<br />

Schweiz, Frankreich, Niederlande, England, Italien und<br />

sonstige Länder)<br />

2. Produkte aus schnellwüchsigen Plantagen (Brasilien,<br />

Chile, Südafrika, Indonesien, Spanien, Portugal)<br />

1<br />

Lieferländer für<br />

Papier und Zellstoff<br />

Hektar Hektar<br />

Benötigte<br />

Plantagenfläche<br />

(nach Zuwachszahlen)<br />

Gerodete<br />

Fläche<br />

(Holzvolumen<br />

pro ha)<br />

Brasilien 57.067<br />

Chile 35.774<br />

Indonesien Naturwald102 2.313<br />

Indonesien Plantagen103 1.577<br />

Kanada 28.657<br />

Portugal<br />

Russische Föderation<br />

219.343<br />

(ab 05/92 15.413<br />

Südafrika 10.763<br />

Schweden 146.737<br />

Spanien 124.509<br />

Finnland 182.602<br />

Norwegen 28.893<br />

USA 14.046<br />

Österreich 21.706<br />

Schweiz 16.073<br />

Frankreich 28.513<br />

Niederlande 28.261<br />

Vereinigtes Königreich 9.381<br />

Italien 22.967<br />

Summe<br />

Sonstige Länder<br />

449.034 545.563<br />

(Summe) 46.846<br />

Gesamtimporte 2004 449.034 592.409<br />

Für die Umrechnung der Holzmenge (in Kubikmetern) aus<br />

Wäldern auf die Fläche in den einzelnen Ländern lagen die<br />

FAO Angaben zum Holzvolumen in den Wäldern der einzelnen<br />

Länder zu Grunde.<br />

Für die Berechnung der benötigten Fläche für die Holzproduktion<br />

in schnellwüchsigen Plantagen wurden folgende<br />

länderspezifische Zuwachsraten verwendet:<br />

Brasilien: 42 Tonnen pro Hektar und Jahr<br />

Chile, Südafrika, Indonesien: 22 Tonnen pro<br />

Hektar und Jahr<br />

Spanien, Portugal: 12 Tonnen pro Hektar und Jahr


Teil B


Waldbezogene Entwicklungspolitik auf dem Prüfstand


Inhalt<br />

1. Deutsche Entwicklungszusammenarbeit und Wald 55<br />

1.1 Vom Forst zum Wald – neue Ansätze in der 55<br />

Entwicklungszusammenarbeit?<br />

1.2 Länderkonzentration und Schwerpunktbildung des BMZ 55<br />

1.3 Entwicklungsfinanzierung 56<br />

1.4 Waldsektorkonzept 57<br />

1.5 Stand der Umsetzung des Waldsektorkonzeptes 58<br />

1.6 Fragwürdige Zusammenarbeit mit der Wirtschaft 65<br />

1.7 Defizite in der Bereitstellung von Informationen 67<br />

1.8 Fazit und Forderungen 67<br />

2. Weltbank und Wald 70<br />

2.1 Abschwächung von Umwelt- und Sozialstandards 70<br />

2.2 Die Waldpolitik der Weltbank 70<br />

2.3 Mehr Holzeinschlag im Kongobecken 71<br />

2.4 Fazit und Forderungen 72<br />

3. Europäische EZ und Wald 74<br />

3.1 Auf dem Weg zu einer europäischen Entwicklungsstrategie 74<br />

3.2 Instrumente der europäischen Entwicklungszusammenarbeit 74<br />

3.3 Negative Auswirkungen anderer Sektoren 75<br />

3.4 Die EU und der Wald 76<br />

3.5 Beispiel Indonesien 77<br />

3.6 Fazit und Forderungen 78


1. Deutsche Entwicklungszusammenarbeit und Wald<br />

1.1<br />

Vom Forst zum Wald – neue Ansätze in der Entwicklungszusammenarbeit?<br />

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit im Waldbereich<br />

ist seit den 80er Jahren immer wieder Gegenstand der Kritik<br />

von NRO gewesen. Im Mittelpunkt standen dabei Strassenund<br />

Bergbauprojekte in Primärwäldern, die Unterstützung<br />

repressiver und korrupter Forstverwaltungen wie in Indonesien<br />

oder Holzeinschlag unter Missachtung der Rechte<br />

indigener Völker wie in Malaysia.<br />

Auch als Reaktion auf diese Kritik wurden einzelne Projekte<br />

eingestellt und neue Programme geschaffen, wie z.B. das<br />

Pilotprogramm zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung<br />

der Wälder Brasiliens. Trotzdem war die Arbeit des Bundesministeriums<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung (BMZ) während der neunziger Jahre weiterhin<br />

von dem Dogma geprägt, die forstwirtschaftliche Inwertsetzung<br />

sei ein Allheilmittel, um dem dramatischen Waldverlust<br />

insbesondere in den Tropen zu begegnen.<br />

Inzwischen zeigen auch interne Auswertungen, dass solche<br />

zum Teil über Jahrzehnte geförderte Forstprogramme nicht<br />

in der Lage waren, eine nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />

zu etablieren. In nicht wenigen Fällen wurden bestehende<br />

Probleme wie etwa die Verdrängung traditioneller Waldnutzer<br />

sogar noch verschärft. Mit dem 2002 verabschiedeten<br />

Sektorkonzept „Wald und nachhaltige Entwicklung“ rückte<br />

das BMZ schließlich von der einseitigen Fokussierung auf<br />

forstwirtschaftliche Inwertsetzung ab.<br />

Zugleich nahm aber das Interesse an dem Thema Umwelt<br />

im allgemeinen und Wälder im besonderen ab. Dies wird<br />

auch bei den Millenniums-Entwicklungszielen deutlich, die<br />

die Bekämpfung der weltweiten Armut und die gerechte<br />

Gestaltung der Globalisierung als zentrale Aufgaben für die<br />

Politik des 21. Jahrhunderts definieren. Die Sicherung der<br />

ökologischen Nachhaltigkeit ist eines von acht Zielen – in<br />

öffentlichen Verlautbarungen wird es allerdings häufig auf<br />

die Verbesserung der Versorgung mit sauberem Trinkwasser<br />

reduziert.<br />

Das im April 2001 von der Bundesregierung beschlossene<br />

„Aktionsprogramm 2015“ stellt die deutsche Strategie zur<br />

Erreichung dieser Ziele dar. Laut BMZ bildet es mittlerweile<br />

einen verbindlichen Orientierungsrahmen für die deutsche<br />

Entwicklungspolitik 1 . Doch von dem Ziel, zur Leitlinie der<br />

Gesamtpolitik in Fragen der Nord-Süd-Beziehungen zu<br />

werden, ist das Programm noch weit entfernt. Insbesondere<br />

das Wirtschaftsministerium verfolgt bei internationalen<br />

Konferenzen und Verhandlungen, vor allem in der WTO,<br />

hartnäckig deutsche Eigeninteressen, die die Ziele des Aktionsprogramms<br />

in den Hintergrund rücken lassen. Aktuell<br />

droht etwa die anhaltende Weigerung der EU und der USA,<br />

Agrarsubventionen substanziell abzubauen und den Markt<br />

für Anbieter aus dem Süden zu öffnen, die 2001 in Doha<br />

(Katar) eingeläutete „Entwicklungsrunde“ scheitern zu<br />

lassen.<br />

Trotz qualitativ guter Vorgaben des Sektorkonzepts „Wald<br />

und nachhaltige Entwicklung“ kann von einer konsequenten<br />

operativen Umsetzung noch keine Rede sein. Bislang<br />

kann man nicht von einem kohärenten Programm sprechen,<br />

das tatsächlich in der Lage ist, effektiv auf die fortschreitende<br />

Waldvernichtung und die Verdrängung traditioneller<br />

und nachhaltiger Ökonomien zu reagieren. Innovative Ansätze,<br />

wie die verstärkte Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen<br />

Partnern, die z.B. die niederländische und britische EZ<br />

im Waldbereich kennzeichnen, finden sich in der deutschen<br />

EZ noch viel zu selten. Gleichzeitig werden im Rahmen der<br />

multilateralen Zusammenarbeit und der Außenhandelsförderung<br />

immer noch Vorhaben gefördert, die die Waldzerstörung<br />

beschleunigen.<br />

1.2<br />

Länderkonzentration und Schwerpunktbildung des BMZ<br />

Zur Zeit fördert die Bundesregierung 234 bilaterale Waldprojekten<br />

in 56 Ländern 2 . Dies wird sich insofern ändern,<br />

als seit 2000 eine Reduzierung der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit<br />

(EZ) von 118 auf zukünftig 70 Länder<br />

stattfindet. Davon werden 38 Länder als “Schwerpunktpartnerländer”<br />

(SL) definiert, in denen die bilaterale EZ auf<br />

drei sektorale Schwerpunkte konzentriert werden soll. Die<br />

anderen 32 sind “Partnerländer” (PL), in denen die Arbeit<br />

auf einen Schwerpunkt fokussiert.<br />

Waldprojekte sollen in Zukunft nur noch in jenen Ländern<br />

durchgeführt werden, mit denen ein Schwerpunkt im Bereich<br />

„Umwelt / nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen“<br />

vereinbart wurde. Damit reduziert sich der Sektor Wald in<br />

der EZ auf 21 Länder.<br />

Als potenzielle Kooperationsländer werden die Demokratische<br />

Republik Kongo und Myanmar eingestuft, die ggf. in<br />

den Rang von Partnerländern aufsteigen sollen.


Vergleicht man die neue regionale Schwerpunktsetzung<br />

z.B. mit den globalen Brennpunkten der Tropenwaldvernichtung,<br />

so fällt auf, dass sowohl der südostasiatische<br />

Raum als auch das Kongobecken fast nicht mehr vertreten<br />

sind. Konkret wird beispielsweise im Schwerpunktpartnerland<br />

Indonesien der Schutz der Wälder keine Rolle in der<br />

bilateralen Zusammenarbeit mehr spielen.<br />

Zwar ist eine Konzentration der deutsche EZ im Waldbereich<br />

wünschenswert, wenn damit auch eine Steigerung<br />

der Effektivität verbunden ist. Umgekehrt wird die selektive<br />

Ausrichtung der EZ auf einzelne Länder zwangsläufig<br />

dazu führen, dass sinnvolle Projekte durch die Schwerpunktbildung<br />

verhindert werden, während anderenorts<br />

aus dem gleichen Grund kontraproduktive Projektansätze<br />

verfolgt werden.<br />

1.3<br />

Entwicklungsfinanzierung<br />

2003 stellte Deutschland 6.004 Mio. Euro für Entwicklungszusammenarbeit<br />

zur Verfügung, die sich wie folgt<br />

aufteilten:<br />

Bilaterale EZ 3.593 Mio Euro<br />

Europäische Union 1.415 Mio Euro<br />

Multilaterale EZ 997 Mio Euro<br />

(davon Weltbank und reg. Entwicklungsbanken<br />

564 Mio Euro )<br />

Die 1992 bereits im Vorfeld des Erdgipfels in Rio de Janeiro<br />

gemachte Zusage, jährlich Mittel in Höhe von 300 Mio. DM<br />

für Waldprojekte zu Verfügung zu stellen, ist mittlerweile<br />

auf 125 Mio. Euro gekürzt worden. Damit bleibt Deutschland<br />

allerdings der größte bilaterale Geber in diesem<br />

Deutsche EZ mit einem Schwerpunkt im Bereich Umwelt / nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen<br />

Afrika:<br />

Benin (SL)<br />

Elfenbeinküste (PL)<br />

Kamerun (SL)<br />

Madagascar (PL)<br />

Marokko (SL)<br />

Tanzania (SL)<br />

Asien:<br />

China (SL)<br />

Indien (SL)<br />

Mongolei (PL)<br />

Philippinen (SL)<br />

Vietnam (SL)<br />

Lateinamerika:<br />

Brasilien (PL)<br />

Chile (PL)<br />

Dominikanische<br />

Republik (PL)<br />

Ecuador (PL)<br />

Honduras (SL)<br />

Kolumbien (PL)<br />

Mexiko (PL)<br />

Nicaragua (SL)<br />

Paraguay (SL)<br />

Peru (SL)<br />

Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv<br />

SL<br />

Schwerpunktpartnerland<br />

(mit drei sektoralen<br />

Schwerpunkten)<br />

PL<br />

Partnerland<br />

(mit einen Schwerpunkt)


Bereich, wenngleich die Zusagen der deutschen EZ im Jahr<br />

2004 bis Ende November ´04 erst bei 73,4 Mio. Euro lagen 3 .<br />

Zum Vergleich: Die weltweit für Waldprojekte bereitgestellten<br />

Mittel aus bi- und multilateraler Entwicklungshilfe sind<br />

von gut 2,0 Milliarden US-Dollar Anfang der 1990er Jahre auf<br />

etwa eine Milliarde US-Dollar im Jahr 2000 zurückgegangen 4 .<br />

1.4<br />

Waldsektorkonzept<br />

Grundsätze und strategische Ziele der Entwicklungszusammenarbeit<br />

im Waldbereich wurden im Mai 2002 in dem<br />

Sektorkonzept „Wald und nachhaltige Entwicklung“ neu<br />

definiert 5 . An der Erarbeitung des Konzeptes waren als<br />

Novum umwelt- und entwicklungspolitische NRO beteiligt,<br />

deren Impulse bei der Formulierung der Inhalte teils signifikant<br />

berücksichtigt wurden.<br />

Nach den Vorgaben des neuen Waldsektorkonzeptes müssen<br />

geförderte Vorhaben dem Oberziel der Walderhaltung und<br />

der nachhaltigen Waldbewirtschaftung Rechnung tragen<br />

und mit den Grundbedürfnissen der lokalen Bevölkerung<br />

abgestimmt sein. Die Formulierung sozialer und ökologischer<br />

Mindeststandards dient der Einhaltung dieser Ziele.<br />

Zu den sozialen Mindeststandards gehören u.a.<br />

die Information der Öffentlichkeit vor wichtigen<br />

Entscheidungen im Projektzyklus und<br />

die Beteiligung der Betroffenen an Projektvorbereitung<br />

und Durchführung. Dafür sollen sie vorab in einer für<br />

sie verständlichen Form über die voraussichtlichen<br />

Auswirkungen des geplanten Projektes informiert<br />

werden.<br />

Angestammte lokale Land- und Nutzungsrechte<br />

dürfen nicht beeinträchtigt werden.<br />

Zu den sozialen Mindeststandards, die im Waldsektorkonzept festgelegt wurden, gehört<br />

die Beteiligung der Betroffenen an Projektvorbereitung und Durchführung.<br />

Ökologische Mindestanforderungen sind u.a.:<br />

Der Vorrang des Schutzes der Biodiversität in Wäldern<br />

mit hohem Schutzwert. Zur Ausweisung der hierzu<br />

zählenden Wälder ist eine Waldfunktionskartierung<br />

vorzunehmen, an der alle gesellschaftlichen Gruppen<br />

zu beteiligen sind.<br />

Weder in Primärwäldern noch in Wäldern mit hohem<br />

Schutzwert unterstützt das BMZ die Erschließung oder<br />

Nutzung für Energie-, Infrastruktur-, Bergbau-, Öl- und<br />

Gas- oder andere Vorhaben mit erheblichen negativen<br />

ökologischen Folgen.<br />

Mindestanforderungen für alle Formen der kommerziellen<br />

Waldbewirtschaftung sind eine Klärung der<br />

Land- und Nutzungsrechte, Umweltverträglichkeitsprüfungen,<br />

Waldbewirtschaftungspläne und deren<br />

Monitoring. Dazu ist eine Zertifizierung nach FSC- oder<br />

gleichwertigen Standards anzustreben.<br />

(Wieder-) Aufforstungsmaßnahmen sollten naturgemäß<br />

durchgeführt werden (keine Monokulturen, nur<br />

standortgerechte Arten).<br />

Von besonderer Bedeutung ist, dass die Einhaltung dieser<br />

Mindeststandards für die Betroffenen gegenüber den verantwortlichen<br />

Projektträgern vor Ort einklagbar sind.<br />

Bereits im Vorfeld sind Sollbruchstellen zu formulieren.<br />

D.h., wenn in definierten Phasen des Projektes die Mindeststandards<br />

nicht erreicht oder eingehalten werden, soll dies<br />

zu einem Abbruch des Vorhabens führen.<br />

Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv


1.5<br />

Stand der Umsetzung des Waldsektorkonzeptes<br />

Das Sektorkonzept „Wald und nachhaltige Entwicklung“<br />

macht seit drei Jahren verbindliche Vorgaben für die einschlägige<br />

deutsche Entwicklungszusammenarbeit. Während<br />

die GTZ mit einer entsprechenden Fachlichen Leitlinie die<br />

Handlungsfelder der technischen Zusammenarbeit klarer<br />

konturiert hat 6 , fehlt bis heute eine analoge interne Umsetzung<br />

für den Bereich der finanziellen Zusammenarbeit.<br />

Im BMZ fehlt es weiterhin eindeutig an politischem Willen,<br />

das Waldsektorkonzept auf alle Ressortbereiche anzuwenden.<br />

Nirgendwo wird dies deutlicher als bei den Hermesbürgschaften.<br />

Als eines von vier Ministerien entscheidet das<br />

BMZ im so genannten Interministeriellem Ausschuss (IMA)<br />

über die Vergabe von Exportbürgschaften für die deutsche<br />

Wirtschaft. Es unterstützt dort immer wieder Projekte, die<br />

im krassen Gegensatz zum Waldsektorkonzept stehen.<br />

2004 bemühte sich z.B. die Firma Siemens um eine Exportbürgschaft<br />

für die Lieferung von Maschinen für eine Papierfabrik<br />

in China. Die Bürgschaft wurde mit Zustimmung des<br />

BMZ erteilt, obwohl die Papierfabrik ausschließlich mit Zellstoff<br />

aus Indonesien versorgt werden soll, wo 70 Prozent<br />

des Holzes illegal geschlagen werden (s. dazu auch Teil A,<br />

S. 11 ff). Dieses und andere Beispiele zeigen, dass es bisher<br />

nicht gelungen ist, das Waldsektorkonzept tatsächlich als<br />

verbindliche und kohärente Leitlinie für alle Tätigkeitsbereiche<br />

des BMZ zu verankern.<br />

Ohne Frage hat das Waldsektorkonzept aber die bilaterale<br />

Zusammenarbeit im Waldsektor beeinflusst. Wenn man<br />

das heutige Projektportfolio mit dem von vor zehn Jahren<br />

vergleicht, sind Projekte, bei denen die forstwirtschaftliche<br />

Nutzung von Tropenwäldern im Mittelpunkt stand, weitgehend<br />

ausgelaufen bzw. nicht verlängert worden. Die Strategie<br />

der holzwirtschaftlichen Inwertsetzung von Wäldern<br />

hat an Bedeutung verloren. Neue Maßnahmen konzentrieren<br />

sich auf die folgenden Bereiche:<br />

Ein zentrales Element der deutschen EZ im Waldbereich<br />

ist der politische Dialog mit den Partnerländern<br />

im Rahmen nationaler Waldprogramme. Im Vordergrund<br />

steht häufig die Schaffung rechtlicher und<br />

administrativer Rahmenbedingungen.<br />

Ergänzt wird dies durch Vorhaben im Bereich der<br />

nachhaltigen Nutzung (wobei Forstwirtschaft im<br />

engeren Sinne bei weniger als zehn Prozent der laufenden<br />

Projekte eine zentrale Rolle spielt),<br />

Aufforstungen,<br />

sowie Naturschutz und Absicherung von<br />

Schutzgebieten.<br />

Einen Sonderfall stellt das Pilotprogramm zum Schutz der<br />

Wälder Brasiliens (PPG7) dar, das Brasilien zum größten<br />

Empfänger deutscher EZ-Mittel im Waldbereich macht<br />

(knapp 18 Prozent der Mittel aller laufenden Projekte).<br />

Nationale Waldprogramme – zahnlose Tiger ?<br />

Von einer verbindlichen internationalen Vereinbarung zum<br />

Schutz der Wälder ist man nach dem Scheitern des United<br />

Nations Forum on Forests (UNFF) weiter entfernt denn je.<br />

Als eines der konkretesten Instrumente zur Umsetzung der<br />

Empfehlungen der verschiedenen internationalen Prozesse<br />

wurde das Konzept „Nationaler Waldprogramme“ (NWP)<br />

entwickelt. Unter Beteiligung aller relevanten Interessengruppen<br />

sollen in einem transparenten Prozess die umweltbezogenen,<br />

sozialen und wirtschaftlichen Werte des Waldes<br />

analysiert und – ausgehend von nationalen Prioritäten<br />

– Strategien und Maßnahmen zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung<br />

entwickelt werden.<br />

Für die deutsche EZ im Waldbereich stellt die Unterstützung<br />

Nationaler Waldprogramme einen ihrer wichtigsten Ansätze<br />

dar 7 . Zur Zeit ist Deutschland in über 20 Ländern und Regionen<br />

an der Entwicklung solcher Programme beteiligt. Leider<br />

verspricht bisher kaum eines dieser Programme signifikante<br />

Fortschritte im Waldsektor zu liefern.<br />

Die Unterstützung bei der Entwicklung einer nationalen<br />

Waldpolitik, die im besten Fall auch Einfluss auf andere<br />

Sektoren, insbesondere die Landwirtschaft, nimmt, gehört<br />

sicherlich zu den ambitioniertesten Aufgaben der EZ im<br />

Waldbereich. Über Waldgesetze und eine im Rahmen partizipativer<br />

Prozesse erarbeitete Zonierung, die Schutzgebiete,<br />

Wirtschaftswald und landwirtschaftliche Flächen ausweist,<br />

soll ein verbindlicher Rahmen für den langfristigen Erhalt bedeutender<br />

Waldflächen geschaffen werden. Damit steigt die<br />

Chance, dass etwa Projekte zur Absicherung von Schutzgebieten<br />

oder zur nachhaltigen Bewirtschaftung von Wäldern<br />

mehr als nur punktuelle Wirkungen erzielen.<br />

Voraussetzung hierfür ist allerdings der politische Wille der<br />

Projektpartner. Wo er fehlt, muss ein derartiges Projekt<br />

über kurz oder lang scheitern. Das eklatanteste Beispiel<br />

dafür ist Kambodscha:<br />

Vor 30 Jahren war das Land noch zu etwa 70 Prozent bewaldet.<br />

Umsiedlungen während des Bürgerkriegs, Bevölkerungswachstum,<br />

aber auch der zu 90 Prozent illegale<br />

Einschlag von Tropenholz haben nach Schätzungen der<br />

FAO zu einem Rückgang der Waldflächen auf 53 Prozent<br />

geführt. 1995 vergab die Regierung von Kambodscha<br />

heimlich Einschlagskonzessionen für 6,5 Mio. Hektar (35<br />

Prozent der Landesfläche) 8 .


Nach massivem Druck der internationalen Gebergemeinschaft<br />

versprach die Regierung eine Reform ihrer Waldpolitik.<br />

Positive Schritte waren ein Einschlagsmoratorium und<br />

die Einsetzung der NGO Global Witness als unabhängiger<br />

Beobachter von Kriminalität im Forstsektor im Jahr 1999.<br />

Zahlreiche Berichte über enge Verflechtungen zwischen<br />

hochrangigen Politikern sowie Militärs und dem illegalen<br />

Holzeinschlag führten dazu, dass Global Witness nach nur<br />

drei Jahren durch einen weniger investigativen Beobachter<br />

ersetzt wurde 9 .<br />

Mit dem Projekt „Unterstützung des Wiederaufbaus der<br />

Forstverwaltung“ beteiligte sich das BMZ von 1999 bis<br />

2004 mit 4,3 Mio. Euro an den gemeinsamen Bemühungen<br />

der Geberländer, die kambodschanische Regierung<br />

zu effektiven Verbesserungen im Waldsektor zu drängen.<br />

Im Rahmen des Vorhabens war es erstmals gelungen, der<br />

Zivilgesellschaft eine Beteiligung an der Formulierung<br />

einer Politik im Waldsektor zu ermöglichen (Nationales<br />

Programm zu Gemeindewäldern). Gleichzeitig muss<br />

festgestellt werden, dass etwa das 2002 verabschiedete<br />

Waldgesetz selten Anwendung findet. Korruption ist unverändert<br />

weit verbreitet und zahlreiche Verantwortliche<br />

verdienen weiterhin am illegalen Holzeinschlag 10 .<br />

Einem über das abgelaufene Projekt „hinausgehenden Engagement<br />

Deutschlands im Waldsektor stehen die schlechten<br />

Rahmenbedingungen in Kambodscha entgegen“, konstatiert<br />

das BMZ 11 . Die Unterstützung wurde eingestellt.<br />

Hier wurde deutlich, wie eng der Erfolg eines Nationalen<br />

Waldprogramms mit dem politischen Willen des Partnerlandes<br />

verbunden ist. Nachdem sich die geringe Wirksamkeit<br />

der politischen Beratung bereits frühzeitig abzeichnete,<br />

wurde versäumt, sie durch Projektansätze zu ergänzen,<br />

Am Geschäft mit dem illegalen Holzeinschlag sind in Kambodscha<br />

auch Politiker und Militärs beteiligt. Kontrollen<br />

finden eher sporadisch statt.<br />

Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv<br />

die Alternativen zum kommerziellen Holzeinschlag zeigen<br />

und z.B. die Beteiligung von Dorfgemeinschaften an einer<br />

nachhaltigen Waldwirtschaft stärken. Hier ist dringend eine<br />

größere Beweglichkeit bei der Projektplanung gefordert.<br />

Eine weitere Schlussfolgerung ist, dass alle weiteren EZ-<br />

Maßnahmen im Waldsektor eines Landes an erkennbare<br />

und in regelmäßigen Abständen zu überprüfende Verbesserungen<br />

der politischen Rahmenbedingungen geknüpft sind.<br />

Umweltbehörden ohne Einfluss<br />

Wo die Einflussmöglichkeiten der bilateralen EZ an Grenzen<br />

stoßen, kommt der Abstimmung mit anderen bi- und multilateralen<br />

Gebern eine besondere Bedeutung zu. Voraussetzung<br />

ist allerdings, dass man sich auf gemeinsame Ziele<br />

hat einigen können. Insbesondere im Fall von Kambodscha<br />

sollte das BMZ weiterhin Einfluss auf die Regierung auszuüben.<br />

Angesichts der Tatsache, dass Entwicklungshilfe<br />

rund die Hälfte des Staatsbudgets des Landes ausmacht,<br />

gibt es hier noch ungenutzte Potenziale.<br />

In zahlreichen anderen Ländern wurden – zum Teil mit<br />

deutscher Unterstützung – neue Waldgesetze erarbeitet.<br />

Auch deren Umsetzung lässt häufig viel zu wünschen übrig.<br />

Gründe dafür sind die mangelnde politische Bedeutung der<br />

im Prozess beteiligten Institutionen, ihre schlechte finanzielle<br />

und personelle Ausstattung und die fehlende Verankerung<br />

der Aufgaben auf der regionalen und lokalen Ebene.<br />

Ein Beispiel hierfür ist Paraguay:<br />

Neue Sojafarmen, die Umwandlung von Wald in Rinderweiden<br />

und die Ausweitung der bäuerlichen Landwirtschaft<br />

sind die wichtigsten Gründe für den Rückgang des Waldes<br />

in Paraguay. Die gemäßigten Wälder im Südosten des<br />

Landes wurden bereits von 55 Prozent der Landfläche auf<br />

12 Prozent reduziert. Die Trockenwälder im Nordwesten<br />

(Chaco) bedecken zwar noch zwei Drittel der Fläche. Doch<br />

auch hier werden große Flächen in Äcker und Weiden<br />

umgewandelt. Verschärft wird die Situation durch die<br />

ungleiche Landverteilung: Zehn Prozent der Bevölkerung<br />

verfügen über 66 Prozent des Landes, während 30 Prozent<br />

gar kein Land besitzen. Seit 1994 versucht das BMZ im<br />

Rahmen des Projektes ENAPRENA (Estrategia Nacional<br />

para la Protección de los Recursos Naturales), die Regierung<br />

bei der Koordinierung des Schutzes der natürlichen<br />

Ressourcen zu unterstützen. Das Projekt hat dazu beigetragen,<br />

dass im Jahr 2000 ein dem Präsidenten unterstelltes<br />

Umweltsekretariat gegründet wurde. Doch bislang verfügt<br />

es nicht über die notwendigen Mittel, um die vorgesehenen<br />

Aufgaben auch wirksam zu erfüllen. Insbesondere<br />

fehlt es an den notwendigen dezentralen Institutionen, um<br />

Kontroll- und Managementfunktionen auch auf lokaler Ebene<br />

wahr zu nehmen 12 . Der Leiter des Umweltsekretariats


von Paraguay wurde bereits in den ersten zwei Jahren drei<br />

Mal ausgewechselt. Dies zog jedes Mal Umbesetzungen<br />

des Personals nach sich, was nicht nur den Aufbau von<br />

Kompetenz erschwert, sondern<br />

auch die Außenwirkung negativ beeinflusst. Hier hängt die<br />

Beschäftigung von Mitarbeitern nicht von Sachkompetenz<br />

ab, sondern von ihrer politischen Loyalität.<br />

Das Beispiel zeigt, dass selbst ein vorbildlicher rechtlicher<br />

Rahmen nicht ausreicht, solange der starke Einfluss von<br />

Interessengruppen, die Schwäche des Staates und geringe<br />

politische Stabilität eine Umsetzung der in den Gesetzen<br />

vorgeschriebenen Ziele verhindern. So wurde im Dezember<br />

2004 vom Kongress ein Gesetz verabschiedet, das<br />

für einen Zeitraum von zwei Jahren jede Art von Rodung<br />

im Osten des Landes verbietet. Gleichzeitig werden aber<br />

Straßenbauprojekte und Kreditprogramme für Großbauern<br />

fortgesetzt. Noch im November 2004 musste das Umweltsekretariat<br />

anerkennen, dass ihre Pläne zu Verringerung<br />

von Umweltschäden keine Auswirkungen auf die von der<br />

Forstabteilung des Landwirtschaftsministeriums erteilten<br />

Rodungsgenehmigungen haben.<br />

Wie wenig Bedeutung den Gesetzen zugemessen wird, zeigt<br />

auch der Fall eines Abgeordneten der Regierungspartei, der<br />

einer Staatsanwältin mit der Entlassung drohte, wenn sie<br />

nicht umgehend einen LKW freigäbe, dessen Fahrer keine<br />

Papiere für die darauf transportierten Baumstämme vorlegen<br />

konnte 13 .<br />

Augenscheinlich gibt es noch große Defizite bei der Projektkonditionierung<br />

durch das BMZ. Die Einrichtung (und langfristige<br />

Finanzierung) von Umweltbehörden kann nur dann<br />

erfolgversprechend sein, wenn sichergestellt wird, dass sie<br />

auch die notwendigen Kompetenzen erhalten, um sich gegen<br />

die Ressorts durchzusetzen, die für die Zerstörung der Wälder<br />

verantwortlich sind. Solange Wirtschafts-, Forst- oder<br />

Landwirtschaftsministerien die Arbeit des Umweltressorts<br />

konterkarieren, ist dieser Ansatz nicht zielführend.<br />

Unter solchen Umständen kann eine breitere Trägerschaft<br />

und die Beteiligung von Organisationen der Zivilgesellschaft<br />

die Arbeitsfähigkeit eines NWP-Vorhabens eher und nachhaltiger<br />

gewährleisten als der ausschließliche Bezug auf<br />

einen staatlichen Träger. Im Rahmen bilateraler Verhandlungen<br />

wird bislang viel zu selten die Möglichkeit genutzt,<br />

eine direkte Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen Partnern<br />

zu vereinbaren.<br />

0<br />

Dabei ist eines der zentralen Kautelen sowohl der Nationalen<br />

Waldprogramme als auch des Waldsektorkonzepts die partnerschaftliche<br />

Mitwirkung und Teilhabe der Zivilgesellschaft.<br />

In Indonesien führt die deutsche EZ seit den 70er Jahren<br />

Projekte der waldpolitischen Beratung, nachhaltigen Waldwirtschaft<br />

und des integrierten Feuermanagements durch.<br />

2001 zog sie sich weitgehend aus dem Waldsektor zurück.<br />

Gründe waren u.a. die mangelnde Strafverfolgung von Umweltdelikten,<br />

Verletzungen der Rechte der indigenen und<br />

lokalen Bevölkerung und die zunehmende Beteiligung des<br />

Militärs an der Waldnutzung 14 . Bis 2005 wird das Forstministerium<br />

noch bei einem Reformversuch unterstützt,<br />

der aber bereits jetzt vom BMZ u.a. wegen Interessenkonflikten<br />

und Kompetenzstreitigkeiten als wenig erfolgreich<br />

eingestuft wird 15 .<br />

Vor dem Hintergrund ähnlicher Erfahrungen versucht die<br />

britische EZ einen anderen Weg zu gehen: In dem 2002<br />

begonnenen und mit über 37 Mio. Euro ausgestatteten<br />

Multistakeholder Forestry Programme (MFP) werden die<br />

Aktivitäten von Partnerorganisationen unterstützt. Dazu<br />

gehören Studien der Weltbank oder Forschungseinrichtungen<br />

wie CIFOR (Center for International Forestry Research<br />

in Bogor, Indonesien) ebenso wie nationale und<br />

internationale NRO und Vertretungen der lokalen Bevölkerung.<br />

Das gemeinsame Ziel ist, Beiträge zur Reform<br />

der indonesischen Waldpolitik zu leisten 16 . Der Erfolg des<br />

Projektes wird maßgeblich davon abhängen, ob es gelingt,<br />

einen spürbaren Einfluss auf die Gestaltung der Politik des<br />

indonesischen Forstministeriums (dem offiziellen Partner im<br />

bilateralen Projekt) auszuüben und zu einer besseren Umsetzung<br />

bestehender Gesetze beizutragen. Eine Analyse der<br />

Zwischenergebnisse zeigt bereits vielversprechende Ansätze<br />

und eine Stärkung der beteiligten Zivilgesellschaft: Informationen<br />

über illegalen Holzeinschlag werden zunehmend von<br />

indonesischen NRO veröffentlicht. In 30 Regionen gibt es<br />

Initiativen, um die Waldnutzungs-<br />

rechte der lokalen Bevölkerung zu stärken. Der Einfluss auf<br />

die indonesische Forstpolitik ist allerdings noch begrenzt 17 .<br />

Das besondere an diesem Vorhaben ist fraglos die beispielhafte<br />

Zusammenarbeit mit NRO in Projekten, die darauf<br />

abzielen, eine Veränderung unzulänglicher nationaler Politiken<br />

herbeizuführen. In wie weit dies gelingt, muss noch<br />

abgewartet werden. Aber gerade in Ländern, in denen der<br />

politische Wille bei Ministerien und Regierungsorganisationen<br />

gering ist, kann die EZ nur dann Wirkung zeigen, wenn<br />

sie sich vordringlich um eine Stärkung zivilgesellschaftlicher<br />

Initiativen und Mitspracherechte bemüht. Dieser vielversprechende<br />

Ansatz spielt aber in der deutschen EZ bislang nur<br />

eine untergeordnete Rolle.


Die Zusammenarbeit mit NRO kann einen<br />

wichtigen Beitrag leisten, unzulängliche nationale<br />

Politiken zu verändern.<br />

Die Partizipation der von waldpolitischen Entscheidungen<br />

betroffenen Bevölkerung ist ein Angelpunkt bei der Umsetzung<br />

Nationaler Waldprogramme. Kommt sie nicht zustande,<br />

so muss dies als eine der Sollbruchstellen formuliert<br />

sein, die zu einem Abbruch des Vorhabens führen. In den<br />

Projekten der deutschen EZ fehlen derartige Ansätze. Die<br />

Vorgaben des Waldsektorkonzepts werden an dieser Stelle<br />

komplett ignoriert.<br />

Solange die Vorhaben der deutschen EZ zu wenig auf eine<br />

zivilgesellschaftliche Partizipation ausgerichtet sind, die<br />

Einschätzung der politische Rahmenbedingungen eher<br />

blauäugig ist und keine Strategien entwickelt werden, um<br />

sie wirksam zu beeinflussen, ist es wenig verwunderlich,<br />

dass es bis heute kein Beispiel für ein wirklich gelungenes<br />

Nationales Waldprogramm gibt. Die enttäuschenden Erfahrungen<br />

mit einem solchen Ansatz selbst in Deutschland<br />

(s. Teil C, S. 81 ff) werfen die Frage auf, ob das Instrument<br />

überhaupt geeignet ist, einen Beitrag zum Schutz der<br />

Wälder zu leisten.<br />

Aufforstungen – Plantagen oder Wald ?<br />

Im Rahmen der bilateralen EZ finden so genannte Aufforstungsprojekte<br />

derzeit nur in China und Vietnam statt – hier<br />

allerdings in erheblichem Umfang. Die aktuellen Zusagen<br />

belaufen sich auf 135,7 Mio. Euro für China (hauptsächlich<br />

gegen die Ausbreitung von Wüsten) und 23,7 Mio. Euro für<br />

Vietnam 18 . Damit liegen die Mittel für diesen Bereich bei<br />

einem Anteil von 16 Prozent aller laufenden Waldprojekte.<br />

Mit Kreditprogrammen für Großbauern wird<br />

in Paraguay der Anbau von Soja gefördert.<br />

1<br />

Das folgende Beispiel zeigt deutlich, dass das BMZ unter<br />

„Aufforstungsprojekten“ jedoch nicht nur naturgemäße<br />

Wiederbewaldung versteht, sondern auch die Anlage von<br />

Monokulturen – und damit gegen die einschlägigen Vorgaben<br />

des Waldsektorkonzepts verstößt.<br />

1998 begann die Regierung von Vietnam mit dem Fünf-Millionen-Hektar-Wiederaufforstungs-Programm.<br />

Innerhalb<br />

von 12 Jahren soll die bewaldete Fläche des Landes auf 14<br />

Mio. Hektar vergrößert werden. Zwei der geplanten fünf<br />

Millionen Hektar sollen Schutzwälder sein, je zur Hälfte<br />

gepflanzt bzw. durch natürliche Regeneration entstanden.<br />

Auf drei Millionen Hektar sollen Nutzwälder entstehen,<br />

davon zwei Millionen Hektar Plantagen, die Rohstoffe für<br />

Papierfabriken und Holzwirtschaft liefern 19 . Diese „Holzäcker“<br />

als Waldfläche zu werten, ist Augenwischerei.<br />

Gerade der Aufbau neuer Plantagen mit schnellwüchsigen<br />

Baumarten steht in engem Zusammenhang mit dem Ausbau<br />

von Papier- und Zellstoffwerken in Vietnam. Mittlerweile<br />

werden 360.000 Tonnen Papier und Pappe im Land<br />

produziert, wobei die Produktion in einigen Werken auf<br />

Grund zu geringer Holzlieferungen zeitweilig ausgesetzt<br />

werden musste. Gleichzeitig werden in zunehmendem<br />

Maße Holzhackschnitzel nach China und Japan exportiert.<br />

Dementsprechend hoch ist das Interesse der vietnamesischen<br />

Regierung an zusätzlichen Zellstoffplantagen.<br />

1999 wurde sogar eine Aussaat per Flugzeug versucht:<br />

7,5 Tonnen Kiefern und Akaziensamen wurden auf einer<br />

Fläche von 2.500 Hektar verteilt.<br />

Folgt man der Argumentation des vietnamesischen Ministeriums<br />

für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, soll<br />

das Fünf-Millionen-Hektar-Programm finanziell, ökolo-<br />

Auf den gerodeten Hängen wird Trockenreis angebaut. Zur<br />

Wiederbewaldung stehen sie nur zur Verfügung, wenn<br />

gleichzeitig andere Einkommensquellen erschlossen werden,<br />

um Grundnahrungsmittel zu kaufen.<br />

Abb.: Uwe Pollmann Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv


gisch und sozial nachhaltig sein und schließlich zu einer<br />

nachhaltigen Landnutzung führen. Doch die laufenden<br />

Programme zum Aufbau industrieller Holzplantagen sind<br />

– abgesehen von den sozialen und ökologischen Probleme,<br />

die sie verursachen – weit davon entfernt, dieses Ziel zu erreichen.<br />

Finanziell tragfähig werden sie erst durch Subventionen<br />

der Regierung, zinsgünstige Kredite internationaler<br />

Geber wie der Weltbank – und bilateraler Entwicklungshilfe.<br />

Neben Deutschland kommt diese auch aus Schweden, Finnland,<br />

Australien, Japan und den Niederlanden.<br />

Monokulturen schnellwachsender Bäume, die Wälder, Felder<br />

und Weideflächen ersetzen, können nicht als ökologisch<br />

nachhaltig bezeichnet werden. Und für die ländliche Bevölkerung<br />

Vietnams, die auf das Land angewiesen ist, auf dem<br />

die Plantagen entstehen sollen, können die sozialen Auswirkungen<br />

verheerend sein (s. auch Teil A, Kap. 2.1, S. 14 ff).<br />

Während die Weltbank in erster Linie auf die Zusammenarbeit<br />

mit regierungsnahen Institutionen setzt und die<br />

Steigerung der industriellen Holzproduktion zu einem vorrangigen<br />

Ziel gemacht hat, bemüht sich die deutsche EZ um<br />

eine engere Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung.<br />

Über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) werden seit<br />

1995 vier Aufforstungsprogramme in insgesamt acht Provinzen<br />

Vietnams finanziert. Zwei Vorhaben in fünf weiteren<br />

Provinzen mit einem Volumen von 19,2 Mio. Euro befinden<br />

sich in Vorbereitung. Mit der Durchführung wurde in allen<br />

Fällen die GFA – Terra Systems GmbH mit Sitz in Hamburg<br />

beauftragt.<br />

Ziel dieser Vorhaben ist die Beteiligung von Kleinbauernfamilien<br />

an dem Fünf-Millionen-Hektar-Programm. Dafür<br />

werden auf Dorfebene Landnutzungsplanungen durchgeführt,<br />

mit deren Hilfe Flächen für Aufforstungen bzw.<br />

natürliche Regeneration ausgewiesen werden. Familien,<br />

die sich an dem Programm beteiligen, erhalten von der<br />

vietnamesischen Regierung maximal zwei Hektar Land mit<br />

einem 50-jährigen Nutzungsrecht, sowie die für die jeweilige<br />

Fläche vorgesehenen Jungpflanzen. Als Anreiz für ein<br />

langfristiges Engagement werden pro Hektar 170 Euro auf<br />

ein Sparkonto eingezahlt. Werden die Bäume gut gepflegt,<br />

dürfen in den ersten beiden Jahren jeweils 15 Prozent und<br />

in jedem weiteren Jahr 10 Prozent des Sparbetrages abgehoben<br />

werden. Wenn das Konto nach acht Jahren leer ist,<br />

soll die Waldfläche genügend Erträge liefern.<br />

An den ersten drei Aufforstungsprojekten beteiligen sich<br />

etwa 30.000 Familien. Bis Ende 2003 wurden über 54.000<br />

Hektar Land bepflanzt: 74 Prozent der Fläche mit Kiefern-<br />

und Akazie-Monokulturen, 16 Prozent mit einheimischen<br />

Baumarten und nur zehn Prozent wurden der natürlichen<br />

Regeneration überlassen (dies allerdings auch erst seit<br />

dem dritten Teil des Vorhabens) 20 . Auf drei Viertel der Fläche<br />

wurden damit die Vorgaben des Waldsektorkonzepts in<br />

Bezug auf eine naturgemäße Aufforstung verfehlt.<br />

Aus den Kiefern kann zwar auch Harz gewonnen werden,<br />

aus dem unter anderem Lacke und Farben, aber auch Räucherstäbchen<br />

hergestellt werden. Doch in erster Linie ist<br />

das Holz als Rohstoff für die Zellstoffindustrie bestimmt.<br />

Die Kleinbauern werden in eine Abhängigkeit von der Zellstoffindustrie<br />

gedrängt und die so genannten „Waldflächen“<br />

werden nach 12 Jahren gerodet. Von einem nachhaltigen<br />

Projektansatz kann hier nicht die Rede sein.<br />

Solange das Ziel nicht erreicht wird, naturnahe Wälder<br />

aufzubauen und deren nachhaltige Nutzung zu etablieren,<br />

wird fast zwangsläufig für die stark anwachsende Papierindustrie<br />

produziert. Bei einem Land, das nach massiven<br />

Waldverlusten zum Netto-Holzimporteur geworden ist und<br />

gleichzeitig Holzhackschnitzel exportiert, hat dies fatale<br />

Folgen.<br />

Schutzgebiete ohne Bestandsschutz<br />

Projekte zur Absicherung von Schutzgebieten konzentrieren<br />

sich meistens auf die Entwicklung einer nachhaltigen<br />

Nutzung von Pufferzonen, um damit zum einen zum langfristigen<br />

Schutz der Kerngebiete beizutragen und zum anderen<br />

stabile und nachhaltige Einkommensquellen zu schaffen.<br />

Mit einem Umfang von rund 144 Mio. Euro haben sie mittlerweile<br />

einen Anteil von mehr als 15 Prozent an den laufenden<br />

Waldprojekten des BMZ.<br />

Sie haben zum Ziel, klar definierte Gebiete langfristig zu<br />

sichern. Hierfür sind allerdings lange Projektlaufzeiten und<br />

relativ hohe Summen notwendig. Damit bleiben es immer<br />

punktuelle Lösungen, die sich (ohne eine entsprechende<br />

Förderung) nur schwer auf die Fläche übertragen lassen.<br />

Der Gefahr, dass dabei Schutzgebiete entstehen, die schnell<br />

anderen Interessen zum Opfer fallen (Holzeinschlag, Ausweitung<br />

landwirtschaftlicher Flächen etc.), kann am besten<br />

begegnet werden, wenn es gelingt, die Landrechte der<br />

lokalen Bevölkerung abzusichern.<br />

Die Zuweisung von Landtiteln für die indigene Bevölkerung<br />

gehört jedoch zu den Projektzielen die häufig unter die Räder<br />

geraten, weil sie maßgeblich vom politischen Willen der<br />

jeweiligen Regierung abhängen. So musste bei der Schlussprüfung<br />

des Projektes Naturressourcenschutz Santa Cruz in<br />

Bolivien (1992 bis 1998, gefördert mit 7,6 Mio. Euro) festge-


stellt werden, dass von den im Rahmen einer Landnutzungsplanung<br />

erfassten 8,1 Mio. Hektar indigenen Gebieten sechs<br />

Jahre nach Projektende erst 17 Prozent mit formalen Titeln<br />

ausgestattet waren 21 . Hier hätte die Vergabe der Mittel<br />

bereits im Vorfeld stärker konditioniert werden müssen.<br />

Ein weiteres Hemmnis stellen konkurrierende Nutzungsansprüche<br />

dar. Wenn wirtschaftliche Interessen berührt werden,<br />

haben Naturschutz und indigene Landrechte kaum eine<br />

Chance. Die größte Bedrohung stellen Bodenschätze dar,<br />

deren Förderung nur selten an den Grenzen von Schutzgebieten<br />

halt macht. Beispiele hierfür sind die nachträgliche<br />

Vergabe von Konzessionen zur Förderung von Erdöl in der<br />

Kernzone des Maya Biosphärenreservats in Guatemala<br />

(nachdem es von der KfW im Rahmen des Projektes PROSEL-<br />

VA von 1987-2004 mit 19,1 Mio. Euro gefördert wurde) oder<br />

im Biosphärenreservat Gran Sumaco in Ecuador.<br />

In einem Debt-for-Nature Swap wurden Schulden des Staates<br />

Ecuador in Projektmittel für das Naturschutzprojekt „Gran<br />

Sumaco“ umgewandelt. Zur Zeit stehen noch acht Mio. Euro<br />

zur Verfügung, um die Bevölkerung bei einer schonenden Bewirtschaftung<br />

im Umfeld des Nationalparks zu unterstützen.<br />

Mittlerweile kreuzen nicht nur mehrere umstrittene Ölpipelines<br />

das Gebiet. Nach der Fertigstellung der Schwerölpipeline<br />

OCP soll auch im Schutzgebiet selbst Öl gefördert<br />

werden. Das deutsche EZ-Vorhaben droht damit zu einem<br />

ökologischen Feigenblatt für die rücksichtslose Ausbeutung<br />

des Amazonastieflandes zu werden. Damit stellt sich<br />

die Frage, ob die Bundesregierung bei den Verhandlungen<br />

über den Schuldentausch nicht in der Lage war, zukünftige<br />

Gefahren für das Schutzgebiet abzusehen und im Vorfeld<br />

auszuschließen, oder ob diese Entwicklung bereits im Vorfeld<br />

billigend in Kauf genommen wurde.<br />

Aus dem Pilotprogramm Brasilien lernen<br />

Das bislang größte Programm der deutschen EZ im Waldsektor<br />

geht auf eine Initiative der G7-Staaten resp. der<br />

Deutschen Regierung aus dem Jahr 1990 zurück: das internationale<br />

Pilotprogramm zum Schutz und zur nachhaltigen<br />

Nutzung der brasilianischen Regenwälder. Das PPG7 soll<br />

den Erhalt der Tropenwälder des Landes mit einer nachhaltigen<br />

Entwicklung der Region verbinden. Geplant war ein<br />

Vorhaben mit Modellcharakter, das als Vorbild für ähnliche<br />

Programme in anderen Regionen dienen sollte.<br />

Was ursprünglich als Gemeinschaftsprogramm der G7-<br />

Länder begann, wird heute vor allem von Deutschland und<br />

der Weltbank finanziert. An Teilprogrammen sind darüber<br />

hinaus die EU und die Niederlande beteiligt. Die Zusagen<br />

der deutschen EZ belaufen sich auf etwa 300 Mio. Euro (45<br />

Prozent der Gesamtkosten). Heute, elf Jahre nach Beginn<br />

der Projektaktivitäten, ist ein großer Teil davon allerdings<br />

immer noch nicht ausgegeben. Ein Grund für den schleppenden<br />

Projektverlauf war die besonders in den ersten<br />

Jahren äußerst schwierige Vereinbarung gemeinsamer Ziele<br />

mit den brasilianischen Behörden (z.B. in Bezug auf die<br />

Sicherung von Waldschutzzonen, die Demarkierung von<br />

Indigenengebieten, Umweltmonitoring oder die Förderung<br />

nachhaltiger Entwicklungsstrategien).<br />

Finanziert mit Krediten der Westdeutschen Landesbank<br />

wurde in Ecuador eine neue Pipeline für<br />

Schweröl gebaut. Jetzt soll die Ölförderung auch<br />

auf Nationalparke und Indianergebiete ausgedehnt<br />

werden.<br />

Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv


Dass Umwelt- und Ressourcenschutz selbst unter der<br />

progressiven Regierung Lula nur einen geringen Stellenwert<br />

einnimmt, machte ein harscher Bericht unabhängiger<br />

Experten deutlich, die als internationale Beratungsgruppe<br />

regelmäßig den Fortgang des Programms begutachten. Im<br />

Mittelpunkt ihres 21. Berichts stand die Frage, in wie weit<br />

das Pilotprogramm Bestandteil einer integrativen Entwicklungsstrategie<br />

für Amazonien ist 22 . Dabei wurden eklatante<br />

Schwächen deutlich: Katastrophale Auswirkungen hat<br />

z.B. die Ankündigung von Infrastrukturprojekten wie die<br />

Asphaltierung einer Bundesstrasse quer durch das Amazonas-Gebiet<br />

von Pará, ohne dass die zukünftige Besiedlung<br />

geplant oder Maßnahmen zur Verhinderung von Landspekulation<br />

unternommen worden wären. Derartige Entwicklungen<br />

untergraben die Ziele des PPG7 und drohen die an<br />

anderen Stellen erzielten Erfolge zunichte zu machen.<br />

Wo der Eindruck entsteht, dass der Staat entweder nicht<br />

willens oder nicht in der Lage ist, seine Gesetze auch umzusetzen,<br />

lässt sich die weitere Zerstörung der Wälder nicht<br />

verhindern. Dazu gehört der Bau nicht genehmigter Häfen<br />

zur Verladung von Soja ebenso wie die illegale Besiedlung<br />

von Schutzgebieten und Indianerland. Damit wird auch die<br />

Arbeit von durchaus erfolgreichen Programmteilen des<br />

PPG7 konterkariert: Das mit fast 20 Mio. Euro geförderte<br />

Projekt zur Absicherung von Landrechten indigener Völker<br />

(PPTAL) arbeitet an der Regulierung von etwa 200 Indianergebieten.<br />

In 96 Gebieten mit einer Fläche von etwa 40.000<br />

km 2 konnten wesentliche Schritte zu einer endgültigen<br />

Absicherung eingeleitet werden.<br />

Das beim brasilianischen Justizministeriums angesiedelte<br />

Projekt hatte während seiner gesamten Laufzeit mit Widerständen<br />

zu kämpfen, die nicht nur aus dem Lager der einflussreichen<br />

Großbauernverbände kamen, sondern zum Teil<br />

auch von vor Ort verantwortlichen Mitarbeitern der ebenfalls<br />

dem Justizministerium unterstellten Indianerbehörde FUNAI.<br />

Die im Rahmen des Pilotprogramms durchgeführte Politikberatung<br />

half zwar bei der Erstellung neuer Aktionspläne,<br />

doch deren Umsetzung bleibt mehr als fraglich. Von einer<br />

Arbeitsgruppe aus elf Ministerien wurde ein „Aktionsplan<br />

gegen die Entwaldung“ erarbeitet. Doch bis auf Inspektionen<br />

durch die Umweltbehörde IBAMA verläuft die Umsetzung<br />

äußerst schleppend 23 . Von über 1.000 Verfahren<br />

wegen illegaler Brandrodung im Bundesstaat Mato Grosso<br />

wurden 18 Prozent eingestellt. In weiteren 15 Prozent der<br />

Fälle wurde das Bußgeld im Laufe des Verfahrens auf fünf<br />

Prozent der ursprünglichen Summe reduziert. Erschwerend<br />

kommt hinzu, dass das betreffende Gebiet während des<br />

Verfahrens, das sich bis zu vier Jahre hinziehen kann, weiter<br />

genutzt werden darf und die Schäden so noch vergrößert<br />

werden 24 .<br />

Nach langer Verzögerung wurde Ende 2004 der „Plan für<br />

ein nachhaltiges Amazonien“ (PAS) vorgestellt, der nach<br />

Aussage der engagierten brasilianischen Umweltministerin<br />

Marina Silva die Aktivitäten des Pilotprogramm in den<br />

Status einer offiziellen Politik für Amazonien erhebt 25 .<br />

Doch noch ist nicht klar, wie der Plan umgesetzt und wie<br />

er mit anderen Entwicklungsplänen für Amazonien abgestimmt<br />

werden soll. Im Widerspruch zu PAS steht z.B. die<br />

Asphaltierung der Straße von Manaus nach Porto Velho (BR<br />

319), deren bloße Ankündigung bereits zu illegaler Landnahme<br />

zu führen droht 26 . Solange aber PAS nicht zu einem<br />

übergeordneten politischen Instrument wird, in das auch<br />

die Planung von Infrastrukturprojekten integriert ist, droht<br />

es eine reine Absichtserklärung zu bleiben.<br />

Sehr viel erfolgreicher sind die so genannten Demonstrativprojekte,<br />

die von Kleinbauern, Kommunen und NRO<br />

durchgeführt werden. Seit 1995 wurden fast 200 Projekte<br />

begonnen, durch die über sechs Millionen Familien Erfahrungen<br />

mit agroforstlichen Systemen, der Rückgewinnung<br />

degradierter Flächen, Fischzucht oder der Nutzung<br />

von Waldprodukten gewinnen konnten. In einigen Fällen<br />

wurden die Projekte genutzt, um eine Strategie der nachhaltigen<br />

Entwicklung in der Kommunalpolitik zu verankern.<br />

2003 wurde außerdem mit Demonstrativprojekten indigener<br />

Völker begonnen.<br />

Das Pilotprogramm zum Schutz der Wälder Brasiliens (PPG7)<br />

bleibt wirkungslos, solange groß angelegte Infrastruktur die<br />

Besiedlung Amazoniens beschleunigen.


Zusammenfassend muss festgestellt werden, dass es mit<br />

dem Pilotprogramm nicht gelungen ist, die Entwaldungsrate<br />

in Amazonien zu verringern. Mittlerweile sind fast 20<br />

Prozent der Waldfläche verloren und die außerordentliche<br />

Dürre in Oktober/November 2005 ist nur ein Vorbote für<br />

den zu erwartenden Klimawandel im Amazonasbecken.<br />

Durchweg erfolgreich waren nur Projektkomponenten mit<br />

einer hohen Beteiligung der lokalen Bevölkerung, NRO und<br />

Indigenen. Dieser Teil sollte in Zukunft nicht nur deutlich<br />

ausgebaut werden, sondern auch als Vorbild für analoge<br />

Programme in anderen Regionen dienen.<br />

Ohne Frage hat das PPG7 dazu beigetragen, den Boden für<br />

ein stärkeres Engagement internationaler NRO zu bereiten<br />

(insbesondere bei der Ausweisung von Schutzgebieten).<br />

Was die notwendigen strukturpolitischen Veränderungen<br />

angeht, hat das Programm allerdings versagt. Die deutsche<br />

Regierung war eine der treibenden Kräfte bei der Installierung<br />

des PPG7. Doch anstatt das Pilotprogramm zu<br />

einem Angelpunkt für den politischen Dialog über eine<br />

nachhaltige Entwicklung Amazoniens zu machen, wird es<br />

mehr und mehr nur noch verwaltet. Von den G7 Staaten ist<br />

Deutschland als Einziger übrig geblieben. Die EU spielt nur<br />

eine untergeordnete Rolle und die Abstimmungen mit der<br />

Weltbank verlaufen alles andere als reibungslos. Während<br />

der Präsidentschaft Lulas ist es nicht gelungen, dem Projekt<br />

einen neuen politischen Impetus zu geben. Als wichtigster<br />

Geldgeber trägt Deutschland dafür eine besondere<br />

Verantwortung.<br />

Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv<br />

Nach Jahren des Schattendaseins ist das Interesse der<br />

brasilianischen Ministerien an dem PPG7 in der letzten Zeit<br />

wieder gestiegen. Ein Grund ist vermutlich das nahende<br />

Ende des Pilotprogramms und der Versuch, rechtzeitig ein<br />

neues Programm auf den Weg zu bringen, in das die Gelder<br />

internationaler Geber eingebunden werden können. Bisher<br />

ist es allerdings nur unzureichend gelungen, die Erfahrungen<br />

des Pilotprogramms in die Neuorientierung einer<br />

Politik für Amazonien münden zu lassen. Nur mit diesem<br />

Ziel vor Augen könnte aus einem Folgeprogramm mehr<br />

werden als ein Bündel wenig aufeinander abgestimmter<br />

Einzelprojekte.<br />

1.6<br />

Fragwürdige Zusammenarbeit mit der Wirtschaft<br />

Das Programm Entwicklungspartnerschaften mit der<br />

Wirtschaft, besser bekannt unter der Bezeichnung Public-<br />

Private-Partnership (PPP), geht auf eine Initiative des BMZ<br />

zurück und beschreibt ein neues Modell der Entwicklungszusammenarbeit.<br />

Dafür führen die Gesellschaft für technische<br />

Zusammenarbeit (GTZ) und der private Sektor gemeinsam<br />

Projekte in Entwicklungs- oder Transformationsländern<br />

durch. PPP-Projekte sollen betriebswirtschaftliche Interessen<br />

deutscher Wirtschaftspartner mit entwicklungspolitischen<br />

Zielen verbinden, zum Beispiel in den Bereichen<br />

Ausbildung, Umweltschutz, Energie oder Technologietransfer.<br />

Seit 1999 wurden 255 Projekte abgeschlossen, weitere 104<br />

befinden sich in der Durchführung 27 . 49 Projekte werden<br />

dem Bereich Umwelt zugeordnet, doch nach Auskunft des<br />

BMZ gab es bislang nur ein einziges im Forstsektor.<br />

Im Rahmen des Projektes „Nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />

der Wälder im Nordkongo“ arbeitete die GTZ mit der<br />

Congolaise Industrielle des Bois (CIB) zusammen. Hierbei<br />

handelt es sich um eine Tochterfirma der schweizerischdeutschen<br />

Firmengruppe „tt-Timber Group“. Hauptteilhaber<br />

sind die deutsche Firma „Hinrich Feldmeyer Internationale<br />

Holzagentur“ (mit Sitz in Bremen), sowie die tt-Timber<br />

Group (mit Sitz in der Schweiz). Mit 690.000 Euro (30 Prozent<br />

des Projektwertes) beteiligte sie sich an der Ausarbeitung<br />

und Umsetzung eines Waldmanagementplans für die<br />

CIB-Konzession, der größten in der Republik Kongo (Kongo<br />

Brazzaville). Auf einer Gesamtfläche von fast 1,3 Mio. Hektar<br />

und mit einer Belegschaft von 1.600 Personen wurden hier<br />

im Jahr 2003 330.000 m3 Stammholz eingeschlagen 28 .<br />

Im Oktober 2000 wurde der Vertrag für dieses dreijährige<br />

PPP-Projekt unterzeichnet – nur wenige Tage vor der<br />

Veröffentlichung eines neuen Forstgesetzes der Republik<br />

Kongo, das die Verpflichtung zur Einführung von Waldmanagementplänen<br />

enthält. Es fragt sich, warum hier knappe


Entwicklungsgelder eingesetzt wurden, damit ein Konzern<br />

Verpflichtungen nachkommt, die ohnehin im Kongo gesetzlich<br />

vorgeschrieben sind.<br />

Eine im Juni 2003 im Auftrag des BMZ durchgeführte Evaluation<br />

29 sowie eine Untersuchung von Greenpeace vom<br />

Dezember 2004 30 bestätigen, dass das Vorhaben gemäß<br />

den sozialen und ökologischen Mindeststandards des seit<br />

Mai 2002 verbindlichen Waldsektorkonzepts in dieser<br />

Form nicht hätte begonnen werden dürfen:<br />

Die nach dem Waldsektorkonzept verbindliche Beteiligung<br />

der lokalen Waldbevölkerung und die Absicherung<br />

ihrer Landrechte wurde nicht gewährleistet.<br />

Etwas mehr als die Hälfte der traditionellen Bevölkerung<br />

im Konzessionsgebiet sind halb-nomadisch lebende<br />

Pygmäen. Der Rest sind sesshafte Bauern verschiedener<br />

Bantuvolksgruppen, die sich bereits vor Beginn der holzwirtschaftlichen<br />

Aktivitäten in der Region angesiedelt<br />

haben. Zwar ist mit einer Waldnutzungskartierung begonnen<br />

worden, doch gibt es dabei deutliche Mängel, insbesondere<br />

was die Erfassung traditioneller Nutzungsformen<br />

der halb-nomadischen Gemeinschaften angeht. Darüber<br />

hinaus wird die traditionelle Bevölkerung bislang nicht<br />

ausreichend über die Einschlagspläne der CIB informiert.<br />

Innerhalb des CIB-Managementsystems gibt es keine<br />

ausreichenden Mechanismen zur Konfliktlösung und nur<br />

mangelhafte Möglichkeiten für die traditionelle Bevölkerung,<br />

mit dem Management zu verhandeln.<br />

Zu den Mindestanforderungen an Projekte im Bereich<br />

der kommerziellen Waldbewirtschaftung gehören<br />

Waldbewirtschaftungspläne und deren Monitoring.<br />

Mit einer forstlichen Inventur der Konzessionsgebiete<br />

Im Kongobecken konzentriert sich die kommerzielle Holznutzung<br />

auf wenige Arten. Insbesondere Sipo und Sapelli<br />

sind vielerorts bedroht.<br />

Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv<br />

der CIB wurde erst im Rahmen des PPP-Projektes und mit<br />

weiterer finanzieller Unterstützung durch die französische<br />

Entwicklungshilfe 31 begonnen. Sie bildet die Grundlage für<br />

die Ausarbeitung eines Waldbewirtschaftungsplanes, der<br />

Ende 2004 noch nicht fertig gestellt war.<br />

Da man in den vergangenen Jahrzehnten hauptsächlich<br />

die Baumarten Sapelli und Sipo eingeschlagen hat, wurde<br />

deren Bestand stark reduziert. Es bleibt zweifelhaft, ob<br />

er sich zukünftig ausreichend erholen kann. Ob der neue<br />

Managementplan dem Rechnung trägt, ist nicht bekannt.<br />

Bei diesen eklatanten Verstößen gegen das Waldsektorkonzept<br />

drängt sich der Eindruck auf, dass PPP-Projekte<br />

dazu genutzt werden, mit öffentlichen Geldern das Image<br />

deutscher Wirtschaftsinteressen im Tropenwald zu verbessern.<br />

Dies steht auch bei einem weiteren PPP-Projekt zu<br />

befürchten, das sich noch in Vorbereitung befindet.<br />

Der Gesamtverband Deutscher Holzhandel (GDHolz) bemüht<br />

sich derzeit um einen Zuschuss in Höhe von 125.000 Euro<br />

für ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Malaysian Timber<br />

Certification Council (MTCC) – mit dem Ziel, malaysisches<br />

Holz für öffentliche Bauten in Hamburg zuzulassen. Da der<br />

Holzeinsatz an und in öffentlichen Bauten der Hansestadt<br />

derzeit auf FSC-zertifiziertes Holz beschränkt ist, soll<br />

gemeinsam mit der Hamburger Bundesforschungsanstalt<br />

für Forst- und Holzwirtschaft (BFH) geprüft werden, ob ein<br />

Zertifikat des MTCC den Anforderungen des FSC entspricht<br />

und gleichwertig behandelt werden kann. Die Gesamtkosten<br />

für das zweijährige Projekt sollen sich auf 600.000 Euro<br />

belaufen und neben MTCC und GTZ auch von der Hansestadt<br />

Hamburg und dem GDHolz aufgebracht werden 32 .<br />

Hierbei handelt es sich offensichtlich um den Versuch, mit<br />

öffentlichen Geldern einem Zertifizierungssystem zu größerer<br />

Anerkennung zu verhelfen, das bisher insbesondere<br />

durch die Missachtung der traditionellen Landrechte der<br />

indigenen Bevölkerung Malaysias aufgefallen ist. Denn das<br />

MTCC-Zertifizierungssystem weist fundamentale Defizite<br />

auf:<br />

Es fehlen messbare Mindeststandards für die<br />

Waldbewirtschaftung<br />

Es werden ganze Bundesländer mit einer Fläche<br />

bis zu 1,5 Mio. Hektar als Bewirtschaftungseinheit<br />

zur Kontrolle herangezogen<br />

Die Standards berücksichtigen nicht die traditionellen<br />

Nutzungs- und Gewohnheitsrechte der indigenen<br />

Bevölkerung<br />

Malaysische NRO beklagen, dass Ureinwohnerorganisationen,<br />

die in Zertifizierungsprozessen mitwirken, kein<br />

echtes Mitspracherecht haben. Beteiligte Organisationen<br />

stehen häufig unter der Leitung von Vertretern der Regie-


ungsparteien, während sich unabhängige Organisationen<br />

nach wie vor von MTCC distanzieren, da ihre Forderungen<br />

ignoriert werden.<br />

Eine Förderung dieses Vorhabens durch das BMZ steht<br />

im Widerspruch zum Waldsektorkonzept und ist deshalb<br />

abzulehnen.<br />

1.7<br />

Defizite in der Bereitstellung von Informationen<br />

Die öffentlich zugänglichen Informationen über einzelne<br />

Projekte der deutschen EZ sind in der Regel dürftig.<br />

Das BMZ (www.bmz.de/de/laender/index.html)<br />

informiert in seinem Internetauftritt über die jeweiligen<br />

Schwerpunkte der EZ in den Partnerländern (bis September<br />

05 allerdings erst über 38 von 70). Sie werden durch<br />

eine knappe Darstellung einiger weniger Projektbeispiele<br />

ergänzt. Eine Übersicht über die laufenden Projekte fehlt.<br />

Ähnliche Informationen finden sich bei der GTZ<br />

(www.gtz.de/de/weltweit/). Hier werden sie durch eine<br />

Projektliste ergänzt.<br />

Etwas umfangreicher sind die Informationen, die<br />

von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zu Verfügung<br />

gestellt werden (www.kfw-entwicklungsban.de/ DE/Lander<br />

%20und%20Projekte). Hier finden sich zumindest eine Kurzbeschreibung<br />

der einzelnen Projekte der finanziellen Zusammenarbeit<br />

sowie ein Datenblatt, das über die Projektmittel<br />

Auskunft gibt. Darüber hinaus wurden die Schlussprüfungen<br />

abgeschlossener Projekte ins Netz gestellt.<br />

Zu den sozialen Mindeststandards des Waldsektorkonzepts<br />

gehört die „Unterstützung der Partner bei der<br />

Information der Öffentlichkeit vor wichtigen im Projekt-<br />

/Programmzyklus anstehenden Entscheidungen.“ Damit<br />

ist aber noch nicht sichergestellt, dass alle relevanten<br />

Informationen auch bei den von den Projektaktivitäten<br />

Betroffenen ankommen.<br />

Auch auf Nachfrage ist es nicht möglich, detaillierte Informationen<br />

über laufende, geschweige denn über in Vorbereitung<br />

befindliche Projekte der deutschen EZ zu bekommen.<br />

Weder deutsche NRO noch NRO in den Partnerländern<br />

sind so in der Lage, eine umfassende Beurteilung gemäß<br />

der Standards des Waldsektorkonzepts vorzunehmen.<br />

Eine größere Transparenz von Seiten des BMZ ist deshalb<br />

dringend gefordert. Nur wenn Projektziele und die zu ihrer<br />

Erreichung geplanten Maßnahmen klar benannt werden,<br />

kann eine Übereinstimmung mit den Vorgaben des Waldsektorkonzeptes<br />

beurteilt werden.<br />

1.8<br />

Fazit und Forderungen<br />

Reichweite des Sektorkonzepts erhöhen<br />

Es ist bis heute augenscheinlich nicht gelungen, die zentralen<br />

strukturellen Vorgaben des Waldsektorkonzepts in<br />

Form funktionierender Safeguards in der gesamten EZ im<br />

Waldbereich zu integrieren.<br />

Das Sektorkonzept ist auf alle bilateralen Vorhaben<br />

anzuwenden, die Auswirkungen auf Waldgebiete nach<br />

sich ziehen. Dies kann auch Energie-, Infrastruktur-,<br />

Bergbau- und andere Projekte betreffen.<br />

Außerdem muss es für den Bereich der Außenwirtschaftsförderung<br />

ebenso verbindlich werden wie für<br />

die Prüfung von Projekten der EU und der Weltbank.<br />

Sollbruchstellen deutlicher formulieren<br />

Bei Vorhaben der Politikberatung, Institutionenstärkung und<br />

der Unterstützung Nationaler Waldprogramme herrscht<br />

augenscheinlich häufig das Prinzip Hoffnung, wenn erkannt<br />

werden muss, dass sich trotz aller Bemühungen schwache<br />

Institutionen kaum gegen die Interessen von Holz- und<br />

Landwirtschaft durchsetzen können und die Auswirkungen<br />

von Infrastrukturprojekten nur selten auf den damit verbundenen<br />

Waldverlust hin überprüft werden.<br />

Nationale Waldprogramme und andere Vorhaben<br />

dürfen nur dann unterstützt werden, wenn eine systematische<br />

Einbeziehung der betroffenen Zivilgesellschaft<br />

sichergestellt ist.<br />

Häufig sind es nicht unzureichende Gesetze, die zum<br />

Waldverlust führen, sondern mangelnde Umsetzung und<br />

fehlende Rechtssicherheit.<br />

Gerade in solchen Fällen müssen in zunehmendem<br />

Maße nichtstaatliche Akteure (wie Kleinbauern oder<br />

indigenen Gemeinschaften) dabei unterstützt werden, ihre<br />

Rechte wahrzunehmen und durchzusetzen.<br />

Wenn die Land- und Nutzungsrechte der lokalen<br />

bzw. indigenen Bevölkerung auch nach entsprechenden<br />

Interventionen ignoriert werden, muss gemäß der im Waldsektorkonzept<br />

geforderten Sollbruchstellen die Möglichkeit<br />

genutzt werden, Projekte abzubrechen und – wenn ein<br />

Neuorientierung erfolglos bleibt – zugesagte Mittel wieder<br />

zurückzunehmen.


Gemeinschaftliche Programme besser konditionieren<br />

Dem Pilotprogramm zum Schutz der Wälder Brasiliens<br />

(PPG7) ist es trotz erheblicher finanzieller Mittel nicht gelungen,<br />

den Waldverlust in Amazonien zu verringern oder<br />

einen nachhaltigen Einfluss auf die Waldpolitik Brasiliens<br />

auszuüben. Was als Vorbild für andere tropische Großregionen<br />

gedacht war, droht am hinhaltenden Widerstand<br />

einer Politik zu scheitern, in der die Vertreter wirtschaftlicher<br />

Interessen einen größeren Einfluss haben als diejenigen,<br />

die eine nachhaltige Nutzung propagieren.<br />

Derzeit gibt es auf internationaler Ebene Bestrebungen,<br />

ein ähnliches Programm in Zentralafrika auf den Weg<br />

zu bringen (Congo Basin Forest Partnership). Von einer<br />

deutschen Beteiligung ist dringend abzuraten, solange<br />

es nicht zu einer umfassenden Koordination aller Geber<br />

kommt. Nach den Erfahrungen aus dem PPG7 und anderen<br />

Nationalen Waldprogrammen müssen folgende<br />

Bedingungen erfüllt sein:<br />

Eine umfassende Beteiligung der betroffenen<br />

Zivilgesellschaft an allen Programmkomponenten<br />

muss sichergestellt werden.<br />

Das Programm darf nicht darauf hinaus laufen, den<br />

Betrieb ganzer Umweltministerien über internationale<br />

Entwicklungshilfe zu finanzieren.<br />

Bereits im Vorfeld muss klar definiert werden, bis<br />

wann welche Leistungen von der Regierung des<br />

Partnerlandes zu erbringen sind, um das Programm<br />

fortzusetzen.<br />

In Ländern, deren politische Stabilität fragwürdig ist,<br />

sollten Vorhaben vermieden werden, die schwer<br />

punktmäßig auf Institutionenförderung setzen.<br />

Insbesondere dort, wo der politische Wille zur Durchsetzung<br />

einer nachhaltigen Nutzung der Wälder<br />

gering ist, müssen bereits während der Projektplanung<br />

Wege gefunden werden, nichtstaatliche Akteure<br />

verstärkt einzubinden.<br />

Stärkere Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen Partnern<br />

Viel zu selten wurde bisher von der Möglichkeit Gebrauch<br />

gemacht, direkt mit nichtstaatlichen Partnern zusammenzuarbeiten.<br />

Dabei haben gerade die Demonstrativprojekte<br />

im Rahmen des Pilotprogramms zum Schutz und zur<br />

nachhaltigen Nutzung der Wälder Brasiliens gezeigt, wie<br />

erfolgreich dieser Ansatz sein kann, wenn es darum geht,<br />

Praxisbeispiele für eine nachhaltige Nutzung von Wäldern<br />

zu finden, sie weiter zu entwickeln und zu verbreiten.<br />

Die direkte Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen<br />

Trägern sollte zu einem festen Bestandteil der<br />

deutschen EZ werden und bereits während der bilateralen<br />

Verhandlungen vereinbart werden. Sie soll nicht in Konkurrenz<br />

zur Zusammenarbeit mit staatlichen Trägern stehen,<br />

sondern diese ergänzen – nicht zuletzt unter strategischen<br />

Gesichtspunkten.<br />

Falls absehbar ist, dass es Widerstände gegen<br />

eine angemessene Beteiligung der vom Wald abhängigen<br />

Bevölkerungsgruppen gibt, muss die Möglichkeit bestehen,<br />

Mittel, die zur Förderung staatlicher Träger vorgesehen<br />

sind, an nichtstaatliche Partner umzuleiten.<br />

Erfolgreiche Ansätze ausbauen<br />

Erfolgreich sind Projekte insbesondere dort, wo sie die<br />

Bedürfnisse der im und vom Wald lebenden lokalen Bevölkerung<br />

in den Mittelpunkt stellen.<br />

Die Absicherung traditioneller Land- und Nutzungsrechte<br />

der lokalen und indigenen Bevölkerung sollte<br />

zum Schwerpunkt der deutsche EZ im Waldbereich<br />

werden.<br />

Darüber hinaus sollten nachhaltige Nutzungsformen<br />

wie Sammelreservate oder Gemeinschaftswälder<br />

(Community Forestry) verstärkt gefördert werden.<br />

Projekte zur Absicherung von Schutzgebieten setzen<br />

oft bei der Erprobung von Methoden einer nachhaltigen<br />

Nutzung der Wälder der Pufferzone an. Im besten Fall<br />

sollen diese Vorhaben beispielhaft sein, d.h. in anderen<br />

Teilen des Landes – und darüber hinaus – reproduzierbar.<br />

Dies scheitert jedoch häufig an fehlenden Mitteln für die<br />

Weitergabe der gesammelten Erfahrungen auf eine auch<br />

für die marginalisierte Waldbevölkerung verständliche Art<br />

und Weise.


Erfolgreiche Ansätze zur nachhaltigen Nutzung<br />

von Wäldern müssen systematisch aufbereitet und neuen<br />

Zielgruppen auf angemessene Weise zugänglich gemacht<br />

werden. Als Multiplikatoren sind in besonderer Weise NRO<br />

geeignet, die über langjährige Kontakte zu der lokalen<br />

bzw. indigenen Waldbevölkerung verfügen.<br />

Natürliche Regeneration in den Vordergrund stellen<br />

Aufforstungsprojekte wie in Vietnam zeichnen sich immer<br />

noch durch einen großen Flächenanteil aus, der mit wenigen<br />

und dazu standortfremden Baumarten bepflanzt wird<br />

(hauptsächlich Kiefern und Akazien). Damit stehen sie im<br />

Widerspruch zum Waldsektorkonzept, das eine naturgemäße<br />

Aufforstung fordert.<br />

Aufforstungsprojekte im Rahmen der deutschen<br />

EZ dürfen nicht dazu beitragen, artenarme Plantagen<br />

aufzubauen, die in erster Linie als Rohstofflieferant für die<br />

Zellstoffproduktion dienen.<br />

Bei laufenden und insbesondere bei den in<br />

Vorbereitung befindlichen Projekten ist darauf zu achten,<br />

dass Naturverjüngung und der Einsatz heimischer<br />

Baumarten gemäß des Waldsektorkonzeptes garantiert<br />

sind<br />

Indirekte Auswirkungen stärker beobachten<br />

Bei Projekten in Kooperation mit der Privatwirtschaft<br />

(PPP-Projekte) besteht die Gefahr, dass hier lediglich<br />

Mitnahmeeffekte realisiert werden, wenn geplante ökologische<br />

oder soziale Verbesserungen mit öffentlichen<br />

Geldern subventioniert werden.<br />

Gerade bei Vorhaben in Kooperation mit der<br />

Wirtschaft ist darauf zu achten, dass auch indirekte Auswirkungen<br />

der Projekte auf Wälder und davon abhängigen<br />

Menschen nicht den Standards des Waldsektorkonzepts<br />

zuwiderlaufen.<br />

Informationen umfassend und frühzeitig bereitstellen<br />

Die Information über Projekte und Programme der deutschen<br />

Entwicklungszusammenarbeit ist bisher bestenfalls<br />

bruchstückhaft. Dies gilt sowohl für die von den Projektaktivitäten<br />

Betroffenen vor Ort als auch für deutsche NRO.<br />

Beide erhalten selten mehr als oberflächliche Informationen,<br />

die eine umfassende Beurteilung gemäß den Standards<br />

des Waldsektorkonzepts nicht ermöglichen.<br />

Alle relevanten Informationen müssen frühzeitig<br />

zugänglich gemacht werden (dazu gehören auch Projektplanung,<br />

Fortschrittsberichte und Evaluierungen).<br />

Die im Waldsektorkonzept postulierte Beteiligung<br />

der von Vorhaben der deutschen EZ betroffenen<br />

lokalen Bevölkerung muss konsequent und verbindlich in<br />

die Praxis umgesetzt werden. Dafür notwendige Informationen<br />

müssen frühzeitig und in einer für sie verständlichen<br />

Form bereitgestellt werden.<br />

Neue Finanzierungsmechanismen<br />

Für die Entwicklungszusammenarbeit zivilgesellschaftlicher<br />

Gruppen und Institutionen sind im Jahr 2005 425<br />

Millionen Euro vorgesehen. Den größten Teil erhalten die<br />

politischen Stiftungen (181 Mio. Euro), gefolgt von den<br />

Kirchen (161 Mio. Euro). Vorhaben privater Träger (NRO),<br />

die in erster Linie die Armutsbekämpfung zum Ziel haben,<br />

sollen Zuschüsse in Höhe von 29 Mio. Euro erhalten 33 . Ob<br />

dies allerdings realisiert wird, bleibt angesichts der Sparbeschlüsse<br />

der Bundesregierung offen.<br />

Fördermöglichkeiten für Projekte im Wald- bzw. Umweltsektor<br />

gibt es bislang nicht. Dabei zeigt gerade das Beispiel<br />

des „Tropical Rainforest Programme“ aus den Niederlanden,<br />

wie wichtig ein solcher Fonds ist, um Projekte von<br />

NRO aus dem Süden zu ermöglichen.Das Niederländische<br />

Komitee für IUCN erhält dafür Mittel vom Generaldirektorat<br />

für Internationale Zusammenarbeit (DGIS) des Niederländischen<br />

Außenministeriums, um Programme durchzuführen,<br />

die die Tropenwaldpolitik der Niederländischen<br />

Regierung ergänzen.<br />

Ein ähnlicher Fonds ist dringend erforderlich, um<br />

auch im Rahmen der deutschen EZ eine direkte Zusammenarbeit<br />

mit NRO aus Entwicklungsländern zu ermöglichen.<br />

Er könnte ein geeignetes Mittel darstellen, die<br />

Waldpolitik der Bundesregierung mit Hilfe von Partnern<br />

umzusetzen, die über die staatliche Zusammenarbeit<br />

bislang nicht erreicht werden.


. Weltbank und Wald<br />

2.1<br />

Abschwächung von Umwelt- und Sozialstandards<br />

Seit Ende der 1980er Jahre wird weltweit gegen Projekte<br />

der Weltbank protestiert, die zur Zerstörung von Tropenwäldern<br />

beitragen. Dem Druck von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen<br />

war es zu verdanken, dass die<br />

Weltbank 1993 eine politische Leitlinie für Waldprojekte<br />

verabschiedete, die damals als vorbildlich galt (Operational<br />

Policy on Forests, OP 4.36). Deutlich wurde darin<br />

z.B. formuliert, dass der kommerzielle Holzeinschlag in<br />

tropischen Primärwäldern von der Weltbank nicht mehr<br />

finanziert wird oder dass die lokale Bevölkerung auf verschiedenen<br />

Ebenen an Entwicklungsprojekten zu beteiligen<br />

ist.<br />

Diese Leitlinie mit ihren ökologischen und sozialen Mindeststandards<br />

(Safeguards) galt auch als Orientierungsrahmen,<br />

als BMZ, KfW, GTZ und deutsche NRO über das im Mai<br />

2002 verabschiedete Sektorkonzept Wald und nachhaltig<br />

Entwicklung verhandelten.<br />

In der Weltbank selbst waren die Safeguards vielen ein<br />

Dorn im Auge, waren doch dadurch eine Reihe von Vorhaben<br />

im Forstsektor weitgehend zum Erliegen gekommen.<br />

Im Oktober 2002 wurde eine neue Leitlinie verabschiedet,<br />

die weit hinter ihrem Vorläufer zurückbleibt:<br />

Projekte können nun wieder in Primärwäldern<br />

durchgeführt werden, solange sie nicht zu der Rodung<br />

oder Degradierung „kritischer“ Waldgebiete führen. Was<br />

aber kritische oder schützenswerte Wälder sind, kann von<br />

den Mitarbeiter/innen der Bank weitgehend eigenständig<br />

festgelegt werden.<br />

Bei der von der Weltbank geförderten Zonierung der Wälder<br />

der Demokratischen Republik Kongo steht der kommerzielle<br />

Holzschlag im Mittelpunkt. Die Rechte traditioneller Waldvölker<br />

werden häufig mißachtet.<br />

Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv<br />

0<br />

Die aktive Beteiligung der lokalen Bevölkerung an<br />

der langfristigen Nutzung von Naturwäldern wird nur noch<br />

dort verlangt, wo Forstwirtschaft zertifiziert werden soll.<br />

Die Sicherung der Land- und Nutzungsrechte aller<br />

Waldbewohner findet keine Erwähnung mehr. Hier soll<br />

die Leitlinie zu indigenen Völkern (OP 4.10) angewandt<br />

werden, die aber eine abschließende Klärung von Landrechtsfragen<br />

nicht länger zur Vorbedingung macht. Außerdem<br />

bezieht sich diese Leitlinie nur auf indigene Völker,<br />

die nach Angaben der Bank nur 180 Millionen der etwa<br />

einer Milliarde Waldbewohner ausmachen.<br />

Die Umwandlung von Wäldern in Plantagen ist<br />

wieder möglich. Allerdings „bevorzugt“ es die Weltbank,<br />

wenn die Plantagen auf nicht bewaldetem Land angelegt<br />

werden.<br />

Das Ergebnis sind massive Investitionen in Ölpalmplantagen,<br />

Sojaproduktion und Zellstoffwerke – oder Projekte,<br />

deren Erfolg allein an der Anzahl der vergebenen Holzeinschlagkonzessionen<br />

gemessen wird. Die Qualität der<br />

neuen Standards und der weite Interpretationsspielraum,<br />

mit dem sie angewandt werden, sind nicht geeignet, dem<br />

Waldverlust entgegenzuwirken oder die Rechte der von<br />

Wäldern abhängigen Menschen zu sichern 34 . Damit droht<br />

die Weltbank wieder zu einem bedeutenden Akteur der<br />

Waldvernichtung zu werden.<br />

2.2<br />

Mehr Holzeinschlag im Kongobecken<br />

Ein Beispiel für derartige Projekte sind Kredite an die Demokratische<br />

Republik Kongo (ehemals Zaire), die einen großen<br />

Teil der zentralafrikanischen Regenwälder umfasst. Nach<br />

Jahren eines blutigen Bürgerkriegs wurde hier im Juni<br />

2003 eine Allparteienregierung eingesetzt, die für 2006<br />

freie Wahlen versprochen hat.<br />

Bereits im August 2002 trat ein neues Waldgesetz in Kraft,<br />

das weiterhin den Anspruch des Staates auf alle Waldgebiete<br />

des Landes betont. Damit waren die Voraussetzungen<br />

für die Freigabe von 15 Mio. US$ einer „Forstsektor<br />

Tranche“ eines Strukturanpassungskredits der Weltbank<br />

erfüllt. Unter Federführung der Welternährungsorganisation<br />

FAO wurde im Januar 2003 mit einer Zonierung begonnen,<br />

die den Wald in Gebiete für Holzeinschlag, Naturschutz<br />

und andere Nutzung aufteilen soll. Nach Angaben<br />

der Weltbank sind etwa die Hälfte der Wälder des Landes


für die Holzwirtschaft geeignet und die Produktion könnte<br />

bis um das 100-fache auf 6 bis 10 Mio. m pro Jahr gesteigert<br />

werden 35 . Um die dafür benötigten geografischen<br />

Daten bereit zu stellen, wurden im September 2003 weitere<br />

4 Mio. US$ zugesagt 36 .<br />

Obwohl es sich hierbei um Vorhaben mit gravierenden<br />

Auswirkungen auf die Wälder des Landes handelt, kamen<br />

die entsprechenden Leitlinien der Weltbank bislang nicht<br />

zum tragen. Entweder handelte es sich um Strukturanpassungskredite<br />

oder es wurde die Leitlinie für Nothilfemaßnahmen<br />

(OP 8.50) angewandt, mit der die Prüfung gemäß<br />

anderer Leitlinien um 12 Monate aufgeschoben werden<br />

kann.<br />

Angesichts der geringen politischen Stabilität und staatlicher<br />

Institutionen, die bislang nicht einmal in der Lage sind,<br />

in allen Provinzen die Zahlung von Steuern durchzusetzen,<br />

gibt es ernste Bedenken, ob die Waldgesetze jemals<br />

umgesetzt werden. Wenn sich herausstellt, dass der Staat<br />

entweder nicht willens oder nicht in der Lage ist, den Holzeinschlag<br />

in den Konzessionen zu kontrollieren, wird es zu<br />

einer Plünderung der natürlichen Ressourcen kommen 37 .<br />

Und nachdem sich korrupte Politiker und die Führer von<br />

Rebellenarmeen bedient haben, wird von den erwarteten<br />

Einnahmen kaum etwas für die Entwicklung des Landes<br />

übrig bleiben.<br />

Völlig unzureichend ist bislang die Beteiligung der Zivilgesellschaft<br />

und der von den Auswirkungen der Zonierung<br />

direkt betroffenen Waldbevölkerung. Insbesondere die<br />

von der Nutzung des Waldes unmittelbar abhängigen Mbuti,<br />

Batwa und Baka „Pygmäen“ waren über den Prozess weder<br />

informiert, geschweige denn konsultiert worden. Dementsprechend<br />

werden ihnen in den Zonierungsplänen auch<br />

keine gesonderten Nutzungsrechte zugestanden.<br />

Bis Ende 2003 wurden 15 Verordnungen zur Umsetzung<br />

der Waldgesetze vorbereitet. Nur drei davon wurden einer<br />

kleinen Gruppe von NRO zugänglich gemacht, die eng mit<br />

der Regierung zusammenarbeitet 38 . In einer gemeinsamen<br />

Erklärung fordern nationale und internationale NRO die<br />

Weltbank deshalb auf, das bestehende Moratorium für<br />

die Vergabe neuer Holzeinschlagskonzessionen so lange<br />

aufrecht zu erhalten, bis transparente Verfahren zur<br />

Umsetzung der Waldgesetze, eine verlässliche Absicherung<br />

bestehender Schutzgebiete und eine Anerkennung<br />

der Rechte der indigenen und lokalen Waldbevölkerung<br />

gesichert sind 39 .<br />

1<br />

Das BMZ hat den Krediten zugestimmt, ohne die Einhaltung<br />

wirkungsvoller Safeguards nachdrücklich einzufordern.<br />

Wenn es nicht gelingt, dies umgehend nachzuholen, droht<br />

die Weltbank hier zum Motor einer systematischen Degradierung<br />

eines der bedeutendsten noch vorhandenen Tropenwaldökosysteme<br />

zu werden – und das BMZ zum Steigbügelhalter.<br />

Alles deutet darauf hin, dass in der Demokratischen Republik<br />

Kongo alle Fehler wiederholt werden, die bereits an anderer<br />

Stelle gemacht wurden: Nachdem mehrere Gutachten eklatante<br />

Fehlentwicklungen in einem Weltbankvorhaben zur<br />

Reform der Forstkonzessionen in Kambodscha bestätigt<br />

haben 40 , wurde von der Weltbank eine Überprüfungskommission<br />

eingesetzt, um den Vorwurf der Missachtung der<br />

eigenen Richtlinien zu überprüfen 41 . Die Ergebnisse sollen<br />

Anfang 2006 vorgelegt werden. Projekte wie das oben<br />

genannte machen deutlich, dass das BMZ immer wieder<br />

Weltbankprojekte abgesegnet, die weder mit dem Ziel<br />

der Armutsbekämpfung noch mit ihrem eigenen Waldsektorkonzept<br />

vereinbar sind.<br />

2.3<br />

Keine Kontrollen für die Privatwirtschaft<br />

Die International Finance Corporation (IFC) ist der Teil der<br />

Weltbankgruppe, die Kredite an die Privatwirtschaft vergibt.<br />

Mit einem Portfolio von fast 18 Mrd. US$ ist sie auch<br />

an Infrastrukturprojekten, Staudämmen, exportorientierter<br />

Landwirtschaft, Papierindustrie und Holzwirtschaft beteiligt.<br />

Auch der IFC hat sich auf zahlreiche ökologische und soziale<br />

Mindeststandards festgelegt. Doch bei Projektprüfungen<br />

konzentriert man sich gern auf die direkten Auswirkungen<br />

der Vorhaben und vernachlässigt die indirekten. Im Zweifelsfall<br />

wird also geprüft, ob die Uferböschung in der Nähe<br />

eines Sojaterminals ordentlich befestigt ist; nicht aber,<br />

welche Folgen der großflächige Sojaanbau auf die Region<br />

hat. So werden die meisten waldrelevanten Projekte in<br />

„Kategorie B“ eingeordnet, für die eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

nicht vorgesehen ist.<br />

Ein Beispiel dafür ist ein 50 Mio. US$ Kredit an die Firma<br />

Aracruz Celulose S.A., der im November 2004 bewilligt<br />

wurde. Im brasilianischen Bundesstaat Espirito Santo<br />

betreibt die Firma zwei Zellstoffwerke mit einer Jahreskapazität<br />

von 2,4 Mio. Tonnen. Die Rohstoffe stammen von<br />

375.000 Hektar Eukayptusplantagen auf den fruchtbarsten<br />

Böden der Region. Auseinandersetzungen um Land gibt es<br />

nicht nur mit 34 Quilombola Gemeinschaften 42 , sondern


auch mit den Tupinikim und Guarani Indianern. 1981 wurde<br />

ihnen von der brasilianischen Indianerbehörde FUNAI ein<br />

18.070 Hektar großes Gebiet zugesprochen. Auf Druck von<br />

Aracruz Celulose entschied das Justizministerium 1998, das<br />

Gebiet auf 7.061 Hektar zu verkleinern. Nach gewaltsamen<br />

Auseinandersetzungen mit der Polizei wurden die Indianer<br />

von der Regierung dazu gedrängt, eine Vereinbarung zu<br />

unterzeichnen, die Aracruz Celulose die Nutzung von 11.009<br />

Hektar ihres Landes erlaubt. Im Gegenzug sollen sie 20<br />

Jahre lang Geld für soziale Projekte erhalten. Der illegale<br />

Tausch von Indianerland gegen Geld wird von den Tupinikim<br />

und Guarani nicht anerkannt.<br />

Ein weiteres Beispiel sind zwei Kredite an den führenden<br />

brasilianischen Sojaproduzenten, die Grupo Amaggi, dessen<br />

Vorstand Blairo Maggi gleichzeitig Gouverneur des<br />

Bundesstaates Mato Grosso ist. 2002 und 2004 erhielt die<br />

Firma jeweils 30 Mio. US$, um ihr Geschäft weiter auszuweiten.<br />

Als Futtermittel wird brasilianisches Soja in erster<br />

Linie in die USA und nach Europa exportiert. Allein in den<br />

letzten vier Jahren stieg die Anbaufläche in Brasilien um 50<br />

Prozent auf über 21 Mio. Hektar. Die meisten Flächen wurden<br />

von Kleinbauern gerodet, die nun tiefer in den Wald<br />

gedrängt werden. Außerdem stellt die Vermarktung von<br />

Soja eine der wichtigsten Triebfedern für den Bau neuer<br />

Straßen dar und gehört damit zu den wichtigsten indirekten<br />

Ursachen des Waldverlustes in Amazonien 43 .<br />

Die Ausweitung des Sojaanbaus ist eine der gravierendsten<br />

Ursachen für die Zerstörung der Regenwälder Amazoniens.<br />

Obwohl dies in Weltbankkreisen hinlänglich bekannt ist,<br />

wurden auch diese Kredite in Kategorie B eingestuft. Ein<br />

internes Prüfverfahren stellt die Richtigkeit dieser Entscheidung<br />

allerdings in Frage, denn es besteht der begründete<br />

Verdacht, dass es durch den von Amaggi finanzierten<br />

Sojaanbau zu illegalen Rodungen und Übergriffen auf<br />

Schutzgebiete kommen wird 44 . An der Auszahlung der<br />

Gelder hat dies aber nichts geändert.<br />

Auch wenn es um die Einhaltung von Umweltauflagen geht,<br />

nimmt es die Weltbank mit ihren eigenen Richtlinien nicht<br />

sonderlich genau. Derzeit planen die finnische Firma Botnia<br />

und die spanische ENCE den Bau von zwei Zellstoffwerken<br />

in Uruguay (s. auch Teil A, Kap. 2.2, S. 24). Die Investitionen<br />

von 1,2 Mrd. bzw. 660 Mio. US$ sollen durch IFC-Kredite in<br />

Höhe von insgesamt 400 Mio. US$ unterstützt werden. In<br />

den beiden Werken sollen pro Jahr 1,5 Mio. Tonnen gebleichter<br />

Eukalyptus-Zellstoff produziert werden, der hauptsächlich<br />

in Europa zu Hygiene- und Büropapieren weiter verarbeitet<br />

wird. Den Rohstoff sollen bestehende Eukalyptusplantagen<br />

im Umkreis von 300 km liefern. Dabei werden für<br />

jede Tonne Zellstoff etwa drei Tonnen Holz benötigt. Neue<br />

Plantagen würden nach Aussage der Firmen ausschließlich<br />

auf derzeitigen Rinderfarmen entstehen. Da das Holz der<br />

bestehenden Plantagen schon heute zu Zellstoff verarbeitet<br />

wird, besteht die Gefahr, dass in Zukunft deutlich grössere<br />

Flächen in intensiv bewirtschaftete Monokulturen<br />

umgewandelt werden. Der zusätzliche Landbedarf wird<br />

zu sozialen Spannungen und einer stärkeren Rodung der<br />

verbliebenen Naturwälder führen.<br />

Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv


Darüber hinaus soll in beiden Werken eine Technologie zum<br />

Einsatz kommen, die auch von der Weltbank als zweitklassig<br />

eingestuft wird: die elementarchlorfreie Bleiche des Zellstoff<br />

45 . Bei voller Auslastung entstehen bis zu 450 kg chlororganischer<br />

Verbindungen pro Stunde. Besonders gefährlich<br />

sind die hochgiftigen und krebserregenden Dioxine. Allein<br />

das Werk der Firma Botnia wird pro Tag 29 kg davon in den<br />

Rio Uruguay einleiten. Der Grenzfluss zu Argentinien ist<br />

nicht nur ein wichtiges Trinkwasserreservoir, sondern auch<br />

Laich- und Brutgebiet für viele Fischarten.<br />

NGO aus Uruguay und Argentinien haben mittlerweile die<br />

Beschwerdestelle der International Finance Corporation angerufen<br />

und eine Rücknahme der Kreditzusagen gefordert 46 .<br />

2.4<br />

Fazit und Forderungen<br />

Wie die oben aufgeführten Beispiele zeigen, ist der Stellenwert<br />

von Umwelt- und Sozialstandards bei Weltbankprojekten<br />

in den letzten Jahren massiv gesunken. Unter<br />

dem Blickwinkel der Wirtschaftlichkeit von Krediten ist die<br />

Umsetzung und Kontrolle von Safeguards augenscheinlich<br />

auf das Niveau der 80er Jahren zurückgeführt worden.<br />

Die Leitlinien der Weltbank bleiben inzwischen in vielen<br />

Punkten deutlich hinter den im Waldsektorkonzept des<br />

BMZ festgelegten ökologischen und sozialen Mindeststandards<br />

zurück. Deutschen NRO gegenüber wurde<br />

eingeräumt, dass sich das Ministerium dieser Schwächen<br />

bewusst sei. Gleichwohl bilde das Waldsektorkonzept aber<br />

die Grundlage für die multilaterale Entwicklungszusammenarbeit.<br />

In der Praxis ist davon allerdings wenig zu<br />

merken, wenn in den Entscheidungsgremien der Weltbank<br />

mit deutscher Unterstützung waldschädigende Projekte<br />

abgesegnet werden.<br />

Angesichts der Tatsache, dass Deutschland der drittgrößte<br />

Anteilseigner der Weltbank ist und fast zehn Prozent der<br />

deutschen Entwicklungshilfe über die Weltbank und regionale<br />

Entwicklungsbanken vergeben werden, ist es nicht<br />

akzeptabel, wenn Projekte innerhalb fahrlässig kurzer Fristen<br />

geprüft werden oder sogar ohne Prüfung eine Zustimmung<br />

erhalten. Die dem BMZ zur Verfügung stehenden<br />

Spielräume sind bislang nur unzureichend genutzt worden,<br />

um die Kohärenz zwischen bi- und multilateraler EZ zu<br />

verbessern. Die mangelnden personellen Kapazitäten sind<br />

ein weiteres Indiz für den geringen Stellenwert sachgerechter<br />

Supervision der multilateralen Entwicklungszusammenarbeit.<br />

Eine Zustimmung des deutschen Exekutivdirektors darf<br />

nur erfolgen, wenn die Kriterien des Waldsektorkonzepts<br />

erfüllt werden. Dies gilt für alle Bereiche der<br />

Weltbank, insbesondere IFC und MIGA (Investitionsbürgschaften).<br />

Grundsätzlich sind alle beantragten Projekte gründlich<br />

zu prüfen. Dies gilt auch für Regionen, in denen die<br />

deutsche EZ aktuell nicht tätig ist.<br />

Bei allen Projekten sind neben den direkten Auswirkungen<br />

der finanzierten Maßnahmen auch die indirekten<br />

Wirkungen auf Wälder und Waldbevölkerung zu prüfen.<br />

Mit ihrer passiven Haltung bei der Gestaltung der multilateralen<br />

EZ trägt die Bundesregierung einen Teil der Verantwortung<br />

für die Aufweichung verbindlicher Umwelt- und<br />

Sozialstandards bei der Weltbank. Es ist übrigens mehr<br />

als bemerkenswert, dass die Weltbank mittlerweile hinter<br />

den Umwelt- und Sozialstandards mancher Privatbanken<br />

zurückbleibt.<br />

Wenn die Bundesregierung nicht in der Lage ist,<br />

eine deutlich aktivere Rolle bei der Gestaltung der Politik<br />

der Weltbank einzunehmen und die Zustimmung zu Projekten<br />

von den für ihre eigenen Vorhaben geltenden Umwelt-<br />

und Sozialstandards abhängig zu machen, müsste<br />

sie konsequenterweise einen Ausstieg aus der Weltbank<br />

in die Wege leiten.


. Europäische EZ und Wald<br />

3.1<br />

Auf dem Weg zu einer europäischen<br />

Entwicklungsstrategie<br />

Im Jahr 2000 verabschiedeten der Europarat und die Europäischen<br />

Kommission erstmals eine gemeinsame Strategie<br />

für die europäische Entwicklungszusammenarbeit 47 . Um<br />

die Effektivität der Arbeit zu erhöhen, sollten sich die von<br />

der EU unterstützten Vorhaben in Zukunft auf sechs Schwerpunkte<br />

konzentrieren:<br />

Verbindung zwischen Handel und Entwicklung<br />

Unterstützung regionaler Integration und Kooperation<br />

Unterstützung makroökonomischer Politiken<br />

Transport<br />

Ernährungssicherung und nachhaltige ländliche<br />

Entwicklung<br />

Entwicklung von Institutionen, insbesondere im<br />

Bereich guter Regierungsführung<br />

Umwelt (und damit natürliche Ressourcen und der Waldsektor)<br />

wurde als Querschnittsaufgabe definiert, die in<br />

allen Bereichen der EU Entwicklungspolitik berücksichtigt<br />

werden soll. Doch angesichts fehlender Mechanismen für<br />

die Integration von Umweltbelangen in Projektplanung und<br />

–durchführung und einem Mangel an geeigneten Mitarbeitern<br />

wurde dies bislang kaum umgesetzt.<br />

Ende 2004 begann die Überarbeitung der europäischen<br />

Entwicklungsstrategie, wobei diesmal auch NGO zur Stellungnahme<br />

gebeten wurden. Im Juli 2005 verabschiedete<br />

die Kommission einen Vorschlag 48 , zu dem nun die Mitgliedstaaten<br />

(über den Europäischen Rat) und, anders als<br />

bei der Strategie von 2000, auch das Europäische Parlament<br />

um Stellungnahmen gebeten werden.<br />

Im Text der neuen Strategie spielt die Umwelt eine größere<br />

Rolle als im Vorläuferdokument: So wird auf Umweltzerstörung<br />

als Ursache von Konflikten und als Entwicklungshemmnis<br />

hingewiesen. Die nachhaltige Bewirtschaftung<br />

natürlichen Ressourcen wird als einer von neun Schwerpunktbereichen<br />

genannt. Ob die Strategie auch in die Praxis<br />

umgesetzt wird, hängt maßgeblich davon ab, ob es gelingt,<br />

funktionierende Mechanismen für eine Beteiligung aller<br />

Betroffenen und eine umfassende Bereitstellung von Informationen<br />

durch die EU durchzusetzen.<br />

3.2<br />

Instrumente der europäischen<br />

Entwicklungszusammenarbeit<br />

Die Identifizierung, Vorbereitung und Durchführung von<br />

Projekten wurde in den letzten Jahren zunehmend den europäischen<br />

Delegationen in den jeweiligen Partnerländern<br />

übertragen. Für die Kontrolle der Umsetzung (Bewilligung<br />

von Projekten, finanzielle Entscheidungen, Monitoring und<br />

Evaluation) ist das EuropeAid Kooperationsbüro in Brüssel<br />

verantwortlich, das dem Generaldirektorat für Außenbeziehungen<br />

untersteht (alle Vorhaben außer humanitärer Hilfe).<br />

Als ausführendes Organ der Europäischen Union ist die<br />

Kommission für die Durchführung der europäischen EZ<br />

verantwortlich. Diese besteht aus drei Komponenten:<br />

Budget Hilfe – aus dem Haushalt der EU werden<br />

über 90 geografische oder thematische Budget-<br />

Linien finanziert. Zu den wichtigsten gehören ALA<br />

(Asien und Lateinamerika), MEDA (Mittelmeerraum)<br />

und TACIS (Osteuropa und Zentralasien).<br />

Für Projekte im Waldsektor sind die Budget-Linien<br />

Umwelt und Tropenwald sowie die Kofinanzierung<br />

von NRO von besonderer Bedeutung. Im Jahr 2003<br />

lagen die Zuweisungen bei 3,92 Mrd. Euro 49 .<br />

Cotonou Hilfe – unabhängig vom EU-Haushalt<br />

leisten die Mitgliedstaaten Zahlungen an den<br />

Europäischen Entwicklungsfonds (EEF). Er steht<br />

nur den 77 Staaten in Afrika, der Karibik und dem<br />

Pazifik (AKP) zur Verfügung, die die Cotonou-<br />

Vereinbarung unterzeichnet haben 50 .<br />

Alle fünf Jahre wird ein neuer EEF vereinbart. Der 9. EEF<br />

sieht Ausgaben in Höhe von 13,5 Mrd. Euro im Zeitraum<br />

von 2000 bis 2005 vor. Im Jahr 2003 lagen die Zuweisungen<br />

bei 3,73 Mrd. Euro . Da der EEF nicht Teil des Haushalts<br />

der EU Kommission ist, untersteht er auch nicht der<br />

Kontrolle des Europäischen Parlaments.<br />

Humanitäre Hilfe – das Büro für Humanitäre Hilfe<br />

(ECHO) erhielt 2003 586 Mio. Euro aus dem EU<br />

Haushalt.<br />

Die Verantwortlichkeit für die europäische EZ teilen sich<br />

zwei Generaldirektorate:<br />

Entwicklung (unter der Leitung des ehemaligen<br />

belgischen Außenministers Louis Michel), zuständig<br />

für die Zusammenarbeit mit den AKP Staaten<br />

und die Humanitäre Hilfe und<br />

Außenbeziehungen (unter der Leitung der ehemaligen<br />

österreichischen Außenministerin Benita<br />

Ferrero-Waldner), zuständig für die Nicht-AKP<br />

Staaten.


Einen Orientierungsrahmen für die europäische EZ liefern<br />

Länder Strategiepapiere (Country Strategy Papers, CSP),<br />

mit deren Ausarbeitung Ende 2000 begonnen wurde. Unter<br />

der Leitung der EU Delegationen sind daran die nationale<br />

Regierung, EU Mitgliedstaaten, andere bi- und multilaterale<br />

Geber und, wenn möglich, Vertreter der Zivilgesellschaft<br />

beteiligt. Von dieser „Möglichkeit“ wurde aber bislang nur in<br />

wenigen Fällen Gebrauch gemacht.<br />

Auf der Basis einer Bestandsaufnahme der politischen,<br />

wirtschaftlichen und sozialen Situation eines Landes sowie<br />

einer Einschätzung der nationalen Entwicklungsstrategie<br />

werden die Handlungsfelder der europäischen EZ skizziert.<br />

Die soll sich auf ausgewählte Schwerpunkte konzentrieren,<br />

für die auch die ungefähre Summe genannt wird, die für<br />

diese Bereiche in den nächsten Jahren (maximal fünf) zur<br />

Verfügung gestellt wird.<br />

Nachdem sich die EU Kommission und ein Partnerland auf<br />

ein CSP geeinigt haben, wird es einem beim Europarat angesiedelten<br />

Komitee der Mitgliedstaaten vorgelegt.Die Zustimmung<br />

ist meistens nur eine Formalie. Doch die Kommission<br />

kann auch gebeten werden, Änderungen an der Strategie<br />

vorzunehmen oder Schwerpunkte anders zu gewichten.<br />

Wenn das CSP verabschiedet ist, bereitet EuropeAid gemeinsam<br />

mit der jeweiligen EU Delegation eine Liste von Projekten<br />

vor, die gefördert werden sollen. Nach der Zustimmung<br />

durch das Generaldirektorat Entwicklung (AKP Staaten)<br />

oder Außenbeziehung (alle anderen Staaten) sind Europe-<br />

Aid und die Delegationen für Auftragsvergabe, Durchführung<br />

und Kontrolle zuständig.<br />

Bei Vorhaben ab einer Summe von zwei Millionen Euro liegt<br />

die Zustimmung bei Management-Komitees (EEF-Komitee<br />

für die AKP Staaten und ALA-Komitee für Asien und Lateinamerika),<br />

die von dem Mitgliedstaaten besetzt sind. Allerdings<br />

erhalten sie die Vorschläge relativ kurzfristig, so dass<br />

für eine genauere Prüfung kaum Zeit bleibt.<br />

Wenn ein Projekt einmal begonnen wurde, lässt es sich<br />

kaum noch stoppen – selbst wenn negative Auswirkungen<br />

deutlich werden (Ähnliches gilt übrigens für Weltbankprojekte).<br />

Ein Grund sind unflexible Regelungen, denen zu Folge<br />

die Mittel für ein eingestelltes Projekt in den allgemeinen<br />

Haushalt zurückfließen und nicht automatisch für besser<br />

konzipierte Vorhaben im selben Sektor zur Verfügung stehen.<br />

3.3<br />

Die EU und Wald<br />

Das große öffentliche Interesse an der zunehmenden<br />

Zerstörung der Tropenwälder brachte das Thema Ende der<br />

80er Jahre auch auf die politische Tagesordnung der EU.<br />

Das Europäische Parlament befasste sich in zahlreichen<br />

Berichten und Resolutionen mit den Problemen der Entwaldung.<br />

Die Kommission reagierte 1989 mit einer Stellungnahme,<br />

die erstmals eine Rolle der EU beim Erhalt der<br />

Tropenwälder definierte 51 . 1999 wurde sie mit der Stellungnahme<br />

„Forests and Development: The EC approach“<br />

aktualisiert 52 . Der Versuch, dies in eine verbindliche Wald-<br />

Strategie der EU umzusetzen, stockt seit mehreren Jahren.<br />

Ein erster, vielversprechender Entwurf wurde mit NRO<br />

diskutiert, dann aber durch eine deutlich schlechtere Version<br />

ersetzt. Selbst die verschwand kurze Zeit später in den<br />

Schubladen der Kommission und ist bis heute nicht wieder<br />

aufgetaucht.<br />

Auf die Forderung des Europäischen Parlaments nach sichtbaren<br />

Aktivitäten vor Ort entstand 1991 die Tropenwald-<br />

Budgetlinie. Für den Zeitraum von 2000 bis 2006 wurden<br />

249 Mio. Euro bereitgestellt 53 . Pro Jahr werden etwa 35<br />

Mio. Euro im Rahmen von Projektanträgen vergeben, die<br />

von zivilgesellschaftlichen Organisationen gestellt werden<br />

können.<br />

Auch wenn in den oben genannten Dokumenten die vielfältigen<br />

Leistungen der Wälder für die globale Umwelt, die<br />

nationalen Volkswirtschaften und insbesondere die lokale<br />

Bevölkerung betont werden, finden sie in den Länderstrategiepapieren<br />

kaum Erwähnung.<br />

In ganzen acht Länderstrategiepapieren (und der<br />

Regionalstrategie für Zentralafrika) wird ihnen ein<br />

eigener Abschnitt gewidmet 54 .<br />

In einem einzigen Land (Indonesien) stellen der Schutz<br />

und die nachhaltige Nutzung von Wäldern einen eigenen<br />

Förderschwerpunkt dar.<br />

In sechs Ländern ist dies ein Element innerhalb eines<br />

anderen Schwerpunkts 55 .<br />

In ganzen acht Länderstrategiepapieren wird Wäldern ein<br />

eigener Abschnitt gewidmet.<br />

Dementsprechend gering ist die Zahl der Projekte im Waldsektor<br />

(außerhalb der Tropenwald-Budgetlinie und der<br />

NRO-Kofinanzierung). Im Zeitraum von 2000 bis 2003<br />

wurden 12 Projekte mit einem Volumen von 97,5 Mio. Euro


ewilligt. Drei davon stellen Mittel für die Fortsetzung eines<br />

regionalen Waldschutzprogramms in Zentralafrika bereit<br />

(25,7 Mio. Euro ), der Rest verteilt sich auf Botswana, China,<br />

Guinea, Indien, Indonesien, Tschad, Uganda und Zambia;<br />

wobei die Inhalte von forstpolitischer Beratung über Brennholznutzung<br />

bis zu Naturwaldbewirtschaftung und partizipativem<br />

Management reichen.<br />

Während dem überwiegenden Teil der über die Tropenwald-<br />

Budgetlinie finanzierten Projekte hohe Effektivität und eine<br />

gute Beteiligung der lokalen Partner bescheinigt wurde 56 ,<br />

lässt sich dies für die bilaterale Zusammenarbeit der EU mit<br />

Regierungen nicht sagen.<br />

3.4<br />

Beispiel Indonesien<br />

Bei den Verhandlungen über ein Länderstrategiepapier<br />

wurden zwei Schwerpunkte für die Zusammenarbeit der<br />

EU mit der Regierung von Indonesien im Zeitraum von 2002<br />

bis 2006 festgelegt: gute Regierungsführung sowie der<br />

Erhalt und die nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen.<br />

Das Waldprogramm setzt sich aus größeren und<br />

mittleren Projekten zusammen, die im Rahmen der bilateralen<br />

Zusammenarbeit der EU finanziert werden. Über die<br />

Tropenwald-Budgetlinie werden sie durch kleinere Projekte<br />

flankiert.<br />

Die Ergebnisse blieben aber so weit hinter den Erwartungen<br />

zurück, dass die Europäische Kommission 2004 beschloss,<br />

2005 und 2006 keine weiteren Waldprojekte zu fördern und<br />

die Ursachen der Fehlschläge zu untersuchen 57 . Die Entscheidung,<br />

ob im Zeitraum von 2007 bis 2011 wieder Waldprojekte<br />

finanziert werden, hängt vom Ergebnis der laufenden<br />

Diskussionen zwischen der EU und der Regierung von Indonesien<br />

über die Fortschreibung der Länderstrategie ab. Sie<br />

soll bis Ende 2005 abgeschlossen sein.<br />

Mangelnde Transparenz und die fehlende Bereitstellung<br />

wichtiger Projektinformationen machen eine unabhängige<br />

Kontrolle so gut wie unmöglich. Dort aber, wo Projekte<br />

überprüft wurden, traten gravierende Mängel zu Tage.<br />

2004 wurde das South Central Kalimantan Production Forest<br />

Project abgeschlossen. Über sieben Jahre und mit einer<br />

Summe von 39 Mio. Euro sollte in zwei Konzessionsgebieten<br />

eine nachhaltige Waldwirtschaft etabliert und die<br />

Erfahrungen auf andere Standorte übertragen worden sein.<br />

Doch die von den Projektverantwortlichen dargestellten<br />

Ergebnisse wichen deutlich von dem ab, was indonesische<br />

NRO vor Ort vorfanden 58 :<br />

Während der siebenjährigen Projektlaufzeit gelang<br />

es nicht, über eine Problemanalyse hinauszukommen. Ein<br />

Managementplan für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />

konnte nicht erstellt, geschweige denn umgesetzt werden.<br />

Zwar wurden Maßnahmen getroffen, um Waldbrände<br />

einzudämmen, Biodiversität zu kartieren und die<br />

Auswirkungen des Holzeinschlags zu verringern, doch<br />

währenddessen hat der illegale Holzeinschlag so weit zugenommen,<br />

dass der Betrieb der Konzessionen wirtschaftlich<br />

nicht mehr tragfähig ist.<br />

Wichtige Projektziele wie die Verbesserung der<br />

Lebensbedingungen der im Konzessionsgebiet leben<br />

den Dorfgemeinschaften und ihre Beteiligung im Rahmen<br />

eines partizipativen Management wurden nicht erreicht.<br />

Die Dorfbewohner hatten nicht den Eindruck, dass ihre<br />

Bedürfnisse ernst genommen würden. Die vom Projekt<br />

eingestellten Dorfberater waren keine Einheimischen und<br />

hatten Schwierigkeiten, sich an die örtlichen sozialen und<br />

kulturellen Gegebenheiten anzupassen.<br />

Mit dem Bau neuer Strassen beginnt häufig die Besiedlung<br />

bislang unzugänglicher Waldgebiete. Umweltverträglichkeitsprüfungen<br />

müssen diese Folgewirkungen deutlich<br />

stärker in Betracht ziehen.<br />

Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv


Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv<br />

Im Laufe des Projektes wurden 191 Studien und<br />

Arbeitspapiere erstellt. Es wurde aber nicht für nötig befunden,<br />

die lokale Bevölkerung über deren Ergebnisse zu<br />

informieren.<br />

Die Distrikt-Forstbehörde wurde nur unzulänglich<br />

in die Projektaktivitäten einbezogen. Es wurde auch nicht<br />

berücksichtigt, dass sie nach einer Verwaltungsreform<br />

während der Projektlaufzeit größere Kompetenzen erhielt.<br />

In Indonesien werden mehr als 80 Prozent des Holzes<br />

illegal eingeschlagen. In EU-Projekten wird das Problem<br />

bislang weitgehend ausgeblendet.<br />

Nachdem weder Distriktregierung, noch NRO oder Vertreter<br />

der lokalen Bevölkerung an der Projektplanung beteiligt<br />

waren, führte eine pseudopartizipative Durchführung<br />

schließlich zum Scheitern des Projektes. Erschwerend<br />

kommt hinzu, dass eine finanzielle Kontrolle der Projekte<br />

nicht möglich ist, denn die Zuschüsse der EU werden nicht<br />

im Staatshaushalt verbucht. Laut EU werden alle Abrechnungen<br />

von unabhängigen Buchprüfern kontrolliert. Deren<br />

Berichte werden aber als vertraulich eingestuft und stehen<br />

der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung.<br />

3.5<br />

Negative Auswirkungen anderer Sektoren<br />

Eine Untersuchung der Länderstrategiepapiere von 40 AKP<br />

Staaten zeigt, dass der Transportsektor (und hier insbesondere<br />

der Straßenbau) häufig der wichtigste Förderschwerpunkt<br />

ist 59 . In 19 afrikanischen Ländern liegt er im Durchschnitt<br />

bei knapp 50 Prozent, in waldreichen Ländern wie<br />

Gabun oder Kamerun sogar deutlich darüber. Eine nachvollziehbare<br />

Begründung hierfür fehlt aber in den meisten<br />

Fällen. Auch die Versuche, sie als Beitrag zur Armutsbekämpfung<br />

darzustellen, sind wenig überzeugend. Selten<br />

finden sich Kosten-Nutzen-Rechnungen oder eine Risikoabschätzung<br />

60 . Für Multi-Millionen-Euro Programme mit<br />

hohen potenziellen Gefahren für die Umwelt kann das<br />

nicht ausreichen.<br />

Die Ursachen für ökologische Folgeschäden von Straßenbauprojekte<br />

können auch in den Nachbarstaaten liegen.<br />

So wird der in Bolivien geplante Ausbau einer Straße von<br />

Santa Cruz bis zur brasilianischen Grenze den bolivianischen<br />

Tieflandwald für den boomenden Holzmarkt im Süden<br />

Brasiliens öffnen. Er wird dann besser erreichbar sein als<br />

viele Teile Amazoniens. Klassische Umweltverträglichkeitsprüfungen<br />

sind nicht in der Lage, diese Wirkungen ausreichend<br />

darzustellen. Sie sind aber häufig die einzigen<br />

Safeguards, die in CSP gefordert werden.<br />

3.6<br />

Fazit und Forderungen


EU Wald-Strategie<br />

Die Ausarbeitung einer Wald-Strategie der EU, die verbindliche<br />

Vorgaben für die Durchführung von Projekten der EU im<br />

Waldsektor macht, ist in eine Sackgasse geraten.<br />

Die Bundesregierung muss sich massiv dafür<br />

einsetzen, dass dieser Prozess fortgesetzt wird und dass innerhalb<br />

der EU-Waldstrategie Safeguards formuliert werden,<br />

die nicht hinter den ökologischen und sozialen Mindeststandards<br />

des Waldsektorkonzepts des BMZ zurückbleiben.<br />

Umweltaspekte in Länderstrategien<br />

Trotz einheitlicher Richtlinien für die Erstellung der Länderstrategiepapiere<br />

(CSP) gibt es hier deutliche Unterschiede,<br />

insbesondere bei der Analyse der Ausgangssituation. Eine<br />

Beurteilung der ökologischen Bedingungen wird bislang<br />

nicht verlangt, was dem Mainstreaming von Umweltaspekten<br />

in allen EU Programmen widerspricht. Die Bundesregierung<br />

soll sich deshalb dafür einsetzen, dass<br />

ein Umweltprofil, das die Verbindungen zwischen<br />

den natürlichen Ressourcen eines Landes, der sozialen Situation<br />

und den Potenzialen für eine nachhaltige Entwicklung<br />

deutlich macht, zu einem verbindlichen Element von CSP wird.<br />

die Auswahl der Förderschwerpunkte innerhalb der<br />

CSP begründet werden. Insbesondere muss gezeigt werden,<br />

welchen Beitrag der Förderschwerpunkt zu einer nachhaltigen<br />

Entwicklung und der Bekämpfung der Armut leistet.<br />

Alle Projekte innerhalb der Förderschwerpunkte<br />

müssen auf ihre sozialen und ökologischen Auswirkungen<br />

geprüft werden. Insbesondere makroökonomische und<br />

Infrastrukturprojekte dürfen nicht ohne eine vorherige Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

begonnen werden.<br />

Transparenz und stärke Beteiligung auf allen Ebenen<br />

Die Übernahme eigener Verantwortung (country ownership)<br />

ist ein zentrales Element bei der Formulierung von Länderstrategien.<br />

Dies bleibt aber eine Ownership der regierenden<br />

Elite, wenn nicht eine direkte und transparente Beteiligung<br />

zivilgesellschaftlicher Gruppen (NRO, indigene Organisationen,<br />

Wissenschaftler u.a.) sichergestellt wird.<br />

Bei der Überarbeitung der CSP muss eine umfassende<br />

Beteiligung zivilgesellschaftlicher Gruppen ebenso<br />

gewährleistet werden wie bei der Begleitung der Umsetzung.<br />

Im Rahmen der CSP müssen ausreichende Mittel<br />

bereitgestellt werden, um weitere zivilgesellschaftliche<br />

Gruppen zu befähigen, sich aktiv am Monitoring laufender<br />

Projekte und der Fortschreibung der Strategien zu beteiligen.


Umweltverträglichkeitsprüfungen für geplante<br />

Projekte müssen eine umfassende Beteiligung der von<br />

den Vorhaben betroffenen Bevölkerung sicherstellen und<br />

diesen Beteiligungsprozess angemessen dokumentieren.<br />

Durch die frühzeitige Bereitstellung von Informationen<br />

über Projektplanung, jährliche Überprüfungen und<br />

Evaluationen muss größere Transparenz bei der Umsetzung<br />

der Länderprogramme hergestellt werden.<br />

In Ländern, in denen zivilgesellschaftliche Gruppen<br />

keine ausreichende Möglichkeit zur freien Meinungsäußerung<br />

haben, muss die Beteiligung von NRO, die ihren<br />

Sitz außerhalb des Landes haben, aktiv gesucht werden.<br />

Der Einfluss des Europäischen Parlaments auf die Entwicklungszusammenarbeit<br />

der EU ist bislang auf die Verabschiedung<br />

und Kontrolle von Haushaltsansätzen beschränkt.<br />

Selbst dies ist auf Grund ungenügender Informationen<br />

häufig nicht möglich.<br />

Der Europäische Entwicklungsfonds muss in den<br />

EU Haushalt integriert und die Kontrollmöglichkeiten des<br />

Europäischen Parlaments verbessert werden.<br />

An den Entscheidungen über Länderstrategien der<br />

europäischen EZ (CSP) muss auch das Europäische Parlament<br />

beteiligt werden.<br />

Auf Anfrage müssen dem Europäischen Parlament<br />

alle Informationen über laufende und geplante Projekte<br />

zur Verfügung gestellt werden, so dass es sich ein umfassendes<br />

Bild über die Umsetzung der Länderstrategien<br />

machen kann.<br />

Auch die Mitgliedstaaten sind an der Kontrolle laufender<br />

Projekte nicht beteiligt. Sie erhalten für jedes Land nur<br />

einen Jahresbericht mit den Finanzdaten und Kurzinformationen<br />

über die bewilligten Projekte. Diese reichen nicht<br />

aus, um bei Fehlentwicklungen genauer zu prüfen.<br />

Informationen über Projekte müssen bereits im<br />

Vorfeld vorliegen, um die Vertreter der Mitgliedstaaten in<br />

den für die Zustimmung zuständigen Komitees frühzeitig<br />

informieren zu können.<br />

Die Bundesregierung wird aufgefordert, keinem<br />

Projekt zuzustimmen, das die ökologischen und sozialen<br />

Mindeststandards des Waldsektorkonzepts des BMZ nicht<br />

erfüllt.


0<br />

Teil C


1<br />

Deutsche Waldpolitik –<br />

Vom Nationalen Waldprogramm zum Urwaldschutzgesetz


Inhalt<br />

1. Ausgangssituation 83<br />

1.1 Das Nationale Waldprogramm Deutschland 83<br />

1.2 Forstprogramm statt Waldpolitik 85<br />

1.3 Unzureichende Problemanalysen 85<br />

1.4 Monitoring ohne Ergebnis 86<br />

1.5 Fazit und Forderungen 86<br />

2. Deutschlands Verantwortung für die Wälder weltweit 87<br />

2.1 Illegaler Holzeinschlag und Holzhandel 87<br />

2.2 Wie reagieren die Verantwortlichen? 87<br />

2.2.1 Holzhandel 87<br />

2.2.2 Europäische Union 88<br />

2.2.3 Zusätzliche Aktivitäten der Bundesregierung 88<br />

2.2.3.1 Urwaldschutzgesetz 88<br />

2.2.3.2 Beschaffungsrichtlinien 89<br />

2.3 Fazit und Forderungen 89


1. Ausgangssituation<br />

Die Analyse des Zustandes des deutschen Waldes oder<br />

der deutschen Forstwirtschaft ist nicht Gegenstand dieses<br />

Berichtes. Hier geht es in erster Linie um die Betrachtung<br />

deutscher Handlungsverantwortung im Kontext internationaler<br />

Verabredungen zum globalen Waldschutz. Zum besseren<br />

Verständnis des sog. Nationalen Waldprogramms<br />

muss dennoch eine kurze Einschätzung zur Situation des<br />

deutschen Waldes vorangestellt werden.<br />

Ohne Frage darf man den deutschen Wald nicht mit jenen<br />

riesigen Monokulturen vergleichen, die in Ländern wie<br />

Brasilien, Indonesien oder Südafrika ganze Landschaften<br />

prägen. In einer Reihe von Regionen werden deutsche<br />

Forsten schon seit längerem zu naturnäheren Laubmischwäldern<br />

umgebaut. Eine wachsende Zahl von Forstwirtschaftsbetriebe<br />

kann von sich heute behaupten, ökologischen<br />

Waldbau zu betreiben.<br />

Prägend für den deutschen Wald wie die deutsche Forstwirtschaft,<br />

die sich rühmt, in Sachen nachhaltiger Waldbewirtschaftung<br />

führend in der Welt zu sein, sind solche<br />

Entwicklungen allerdings nicht. Von dem Ziel einer naturnahen<br />

Bewirtschaftung auf der gesamten Fläche ist man<br />

immer noch weit entfernt. Der deutsche Forst besteht<br />

immer noch überwiegend aus standortfremden Nadelholzreinbeständen<br />

(Fichte, Kiefer) und Altersklassenwäldern<br />

(plantagenartige und artenarme Bestände mit Bäumen<br />

gleichen Alters). Mit dem Ergebnis, dass die Forstwirtschaft<br />

unverändert – nach der Landwirtschaft – als die zweitwichtigste<br />

Ursache für die existenzgefährdende Bedrohung<br />

seltener Tier- und Pflanzenarten gilt.<br />

Neue Waldschutzgebiete werden kaum ausgewiesen Weniger<br />

als ein Prozent des deutschen Waldes sind geschützt und<br />

frei von forstlichen Eingriffen. Unser Land verfügt nicht<br />

über einen einzigen Quadratmeter, der die Bezeichnung<br />

Urwald im Klimaxstadium wirklich verdient. In diesen Punkten<br />

sind viele Entwicklungsländer Deutschland weit voraus.<br />

Anzumerken ist in diesem Zusammenhang auch, dass die<br />

Bundesrepublik mitten im natürlichen Kernverbreitungsgebiet<br />

von Buchen- und Buchenmischwäldern liegt. Unser<br />

Land trägt mithin eine besondere globale Verantwortung<br />

zum Erhalt dieser Waldformationen – einer Verantwortung,<br />

der wir nur höchst ungenügend nachkommen.<br />

Die bei uns gängige Waldbewirtschaftung wird von forstlicher<br />

Seite als „multifunktional“ bezeichnet. Neben der<br />

nachhaltigen Produktion des Rohstoffes Holz erfüllen<br />

demnach Wälder gleichzeitig vielfältige Schutz-, Nutz-<br />

Aufforstung im Schwarzwald:<br />

Nadelholzreinbestände prägen vielerorts immer<br />

noch das Bild vom deutschen Wald.<br />

und Erholungsfunktionen. Die oben genannten Fakten<br />

belegen jedoch, dass die konventionelle Forstwirtschaft<br />

keineswegs als ökologisch nachhaltig gelten kann.<br />

Für die Gesellschaft haben Waldleistungen wie Erholungswert,<br />

Trinkwasserschutz oder Naturschutz heute eine<br />

größere Bedeutung als je zuvor. Berechnungen, die Mitte<br />

der 90er Jahre in Hessen 1 (und kürzlich in der Schweiz 2 )<br />

angestellt wurden, beziffern den Wert der Gesamtleistungen<br />

von Wäldern auf das Fünf- bis Sechsfache der Erlöse<br />

durch den Holzverkauf. Die meisten der nicht-forstlichen<br />

Leistungen erfahren allerdings für den privaten Waldbesitzer<br />

keinerlei Inwertsetzung. Der Zustand des deutschen<br />

Waldes ist auch eine Konsequenz dieser Disparität.<br />

1.1.<br />

Das Nationale Waldprogramm Deutschland<br />

Vor diesem Hintergrund ist die Einrichtung des „Nationalen<br />

Waldprogramms Deutschland“ (NWP) zu sehen, mit dem<br />

nicht nur Auflagen internationaler Vereinbarungen erfüllt,<br />

sondern auch die Situation des Waldes und der Forstbetriebe<br />

im Land verbessert werden soll. Im September 1999<br />

hatte das Bundeslandwirtschaftsministerium 3 Vertreter der<br />

Bundesländer, Institutionen und Verbände eingeladen, an<br />

einem offenen Diskussionsprozess über die Ausrichtung<br />

der künftigen Waldpolitik der Bundesrepublik Deutschland<br />

teilzunehmen.<br />

Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv


Wälder haben viele Funktionen - doch die Produktion von Holz<br />

steht für viele immer noch im Vordergrund.<br />

NWPs sollen helfen, ein Ziel umzusetzen, zu dem sich die<br />

Staatengemeinschaft auf der Konferenz für Umwelt und<br />

Entwicklung der Vereinten Nationen (UNCED) 1992 in Rio<br />

de Janeiro verpflichtet hatte. Mit dem Kapitel 11 ihres Aktionsprogramms<br />

”Agenda 21“und mit der Walderklärung<br />

hatte sich die UNCED für den wirksamen Schutz und<br />

eine nachhaltige Bewirtschaftung aller Wälder der Erde<br />

ausgesprochen. Jedes Land soll dieser Verpflichtung im<br />

nationalen wie internationalen Verantwortungsbereich<br />

durch entsprechende Politiken nachkommen.<br />

Internationale Waldpolitik seit Rio – IPF, IFF und UNFF<br />

Um die Beschlüsse der Rio Konferenz im Bezug auf die<br />

Waldbewirtschaftung besser umsetzen zu können, wurde<br />

1995 der Zwischenstaatliche Waldausschuss (Intergovernmental<br />

Panel on Forests, IPF) gegründet. 1997 legte der<br />

IPF ein von der internationalen Gemeinschaft verhandeltes<br />

Aktionspaket vor. Die IPF-Handlungsempfehlungen beinhalten<br />

neben der Erarbeitung nationaler Waldprogramme<br />

auch Vorschläge zur Bekämpfung der Ursachen von Waldzerstörung,<br />

die Beachtung traditioneller Waldnutzungskonzepte<br />

und Maßnahmen gegen Luftverschmutzung und<br />

Wüstenbildung. Als Nachfolger des IPF wurde 1997 das<br />

Zwischenstaatliche Waldforum (Intergovernmental Forum<br />

on Forests, IFF) eingerichtet. Seit 1999 wird dessen Arbeit<br />

vom Waldforum der Vereinten Nationen (United Nations<br />

Forum on Forests, UNFF) fortgesetzt. Die Interessen der<br />

Bundesregierung werden in diesen UN-Foren vom Bundeslandwirtschaftsministerium<br />

vertreten.<br />

Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv<br />

Mit Holz aus illegalem Einschlag<br />

können deutsche Forstbetriebe<br />

nicht konkurrieren.<br />

Waldprogramme sind fortlaufende Dialog- wie Umsetzungsprozesse.<br />

Die Entwicklung einer nationalen Strategie zum<br />

Umgang mit Wäldern soll in einem offenen Prozess stattfinden,<br />

an dem alle interessierten gesellschaftlichen Gruppen<br />

zu beteiligen sind. National sind sie, weil ausschließlich<br />

nationale Interessengruppen am Prozess beteiligt sind<br />

und die Handlungsempfehlungen sich an nationale<br />

Entscheidungsträger (z.B. Gesetzgeber und Behörden)<br />

richten, die für Umsetzung, Finanzierung und Kontrolle<br />

verantwortlich sind.<br />

Dennoch dürfen gemäß der „Agenda 21“ nicht nur Themen<br />

und Verantwortungsbereiche behandelt werden, die den<br />

heimischen Wald betreffen. Deutschland ist (s. z. B. Teil A,<br />

S. 11 ff) ein wichtiger Importeur von Holz und Holzprodukten,<br />

was sich massiv auf die Wälder anderer Regionen auswirkt.<br />

Umgekehrt sind deutsche Waldbesitzer und Holzverarbeiter<br />

von der Waldpolitik anderer Länder betroffen, wenn<br />

zum Beispiel illegal eingeschlagenes Holz importiert wird.<br />

Das NWP ist also beispielsweise gefordert, sich mit der Frage<br />

gesetzlicher Regelung zur Eindämmung der Einfuhr illegal<br />

eingeschlagenen Holzes zu kümmern, hat Maßgaben zu<br />

definieren für die Vertretungen unseres Landes in internationalen<br />

Institutionen wie FAO, IWF oder Weltbank. Ebenso<br />

sind hier Syndrome aufzugreifen, die von Außen auf den<br />

Wald Einfluss nehmen, z.B. Themen wie Luftschadstoffe,<br />

Klimawandel oder auch Steuerpolitik


1.2.<br />

Forstprogramm statt Waldpolitik<br />

Der bisherige Prozess des NWP kann summarisch bestenfalls<br />

als halbherzig charakterisiert werden.<br />

In seiner ersten Phase (1999-2000) wurde es vom federführenden<br />

Ministerium BMELV (Bundesministerium für<br />

Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz) sogar<br />

noch einseitig als „Nationales Forstprogramm Deutschland“<br />

bezeichnet und seine Zielsetzung nicht nur vor dem<br />

Hintergrund der internationalen Vorgaben, sondern auch<br />

gemessen an der deutschen Verantwortung für die Nutzung<br />

globaler Waldressourcen sehr defensiv formuliert.<br />

Noch im Abschlussdokument der ersten Phase heißt es:<br />

„Ein Nationales Forstprogramm versteht sich nicht als<br />

operationales, fachpolitisches Programm im engeren Sinne.<br />

Vielmehr wird hierunter ein fortdauernder Dialog verstanden,<br />

der eine Basis für einen gesellschaftlichen Konsens<br />

zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung bereiten soll.“<br />

An Stelle einer unverbindlichen Diskussionsrunde fordern<br />

die beteiligten Umweltverbände ein konsequent umsetzungsorientiertes<br />

Programm. Aber bis heute ist nicht ausreichend<br />

geklärt, welchen politischen Stellenwert das NWP einnehmen<br />

soll. Dabei ist der Grad an Verbindlichkeit beschlossener<br />

Handlungsempfehlungen eine wichtige Voraussetzung für<br />

die engagierte Beteiligung aller Teilnehmer des Prozesses.<br />

Erst nach heftigen Diskussionen und auf Druck vor allem<br />

der Umweltverbände wurde der Name in „Nationales<br />

Waldprogramm Deutschland“ geändert 3 .<br />

1.3.<br />

Beschaffungsrichtlinie können den Einsatz von Holz<br />

aus nachhaltiger Nutzung verbindlich machen.<br />

Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv Abb.: <strong>ARA</strong> Archiv<br />

Unzureichende Problemanalysen<br />

Für die erste Verhandlungsphase des Nationalen<br />

Waldprogramm Deutschland wurden fünf<br />

Schwerpunktthemen ausgewählt:<br />

Wald und Gesellschaft<br />

Wald und Biologische Vielfalt<br />

Die Rolle des Waldes im globalen Kohlenstoffhaushalt<br />

Bedeutung des nachwachsenden Rohstoffes Holz<br />

Beitrag der Forst- und Holzwirtschaft zur Entwicklung<br />

ländlicher Räume<br />

Vom BMELV wurden dazu Grundlagenpapiere in Auftrag gegeben,<br />

an deren Erarbeitung allerdings nicht alle Interessengruppen<br />

beteiligt wurden. Deutlich wird dies u.a. in den<br />

Problemanalysen, in denen der Zustand und die Praxis der<br />

deutschen Forstwirtschaft in vorteilhaftester Weise dargestellt<br />

und einige Probleme bewusst ausgeklammert wurden.<br />

So werden zum Beispiel die durch Erholungssuchende<br />

jährlich verursachten Kosten (z.B. Müll im Wald) zwar relativ<br />

genau beziffert. Über die Höhe der jährlich durch zu hohe<br />

Schalenwildbestände angerichteten Schäden schweigt man<br />

sich dagegen aus.<br />

Im Vordergrund der gesamten Debatte stand die Rolle des<br />

Waldes als Holzproduzent. Die Bedeutung der Wälder als<br />

Klimaregler, als Erholungsraum, für den vorsorgenden Hochwasserschutz<br />

oder als existenzieller Lebensraum für Tierund<br />

Pflanzenarten wurde stark vernachlässigt. Ebenso<br />

wenig behandelt wird der Einfluss Deutschlands und deutscher<br />

Akteure auf die Wälder weltweit oder Auswirkungen<br />

von nichtforstlichen gesellschaftlichen Aktivitäten wie<br />

Verkehr, Tourismus, Energieversorgung oder Jagd.


Nach neun Runden Tischen sollte als Ergebnis ein enttäuschend<br />

schwaches Papier veröffentlicht werden, dem mehrere<br />

Umweltverbände ihre Zustimmung verweigerten. Mit<br />

ihrem Appell für ein Nationales Waldprogramm Deutschland<br />

forderten sie die Bundesregierung im März 2001 auf,<br />

ein NWP zu verfolgen, das im Sinne der internationalen<br />

Vorgaben seinen Namen wirklich verdient.<br />

Einige dieser Forderungen wurden mit Beginn der zweiten<br />

Phase des NWP (2001-2003) aufgegriffen und wichtige<br />

Verfahrensfragen erörtert. So wurde versucht, die beteiligten<br />

gesellschaftlichen Gruppen stärker in die Ausarbeitung<br />

der Grundlagenpapiere einzubinden. Außerdem wurden<br />

klarere Zielvorgaben vereinbart und den jeweiligen Handlungsempfehlungen<br />

geeignete Akteure und Verantwortlichkeiten<br />

zugeordnet.<br />

Die Arbeit konzentrierte sich auf die folgenden fünf<br />

Schwerpunktthemen:<br />

Wald und internationale Zusammenarbeit /<br />

Internationaler Handel<br />

Biodiversität, Waldbewirtschaftung und Naturschutz<br />

Forstpolitische Instrumentenwahl<br />

Ökonomische Bedeutung der Forst- und Holzwirtschaft<br />

Neue Rolle(n) des Waldes.<br />

Sie bilden den Rahmen für insgesamt 182 Handlungsempfehlungen,<br />

die bis Oktober 2003 erarbeitet wurden und bis<br />

heute aktueller Stand der Diskussion sind. Was unverändert<br />

fehlt, ist ein Zeitplan für die Umsetzung der beschlossenen<br />

Maßnahmen. Ebenso wenig ist ihre Finanzierung geklärt.<br />

Allerdings wurde ein Monitoringprozess eingeführt, der die<br />

Teilnehmer über ihre Aktivitäten zu verschiedenen Handlungsvorschlägen<br />

des NWP befragt und die Ergebnisse<br />

dieser Befragung veröffentlicht 5 .<br />

1.4.<br />

Monitoring ohne Ergebnis<br />

Um den Einfluss des NWP im politischen Raum und in der<br />

Öffentlichkeit zu verbessern, beauftragte der 16. Runde<br />

Tisch im November 2004 eine Arbeitsgruppe aus dem<br />

Teilnehmerkreis, eine überschaubare Zahl von Kernempfehlungen<br />

zu erarbeiten. Die Ergebnisse wurden ein Jahr<br />

später beim 17. Runden Tisch vorgelegt. Doch statt konkreter<br />

Handlungsempfehlungen enthielt der Katalog nur elf<br />

zusammenfassende und weitgehend unkonkrete Aussagen.<br />

Für die weitere Arbeit wurden weder Akteure benannt,<br />

noch Zeitpläne oder Indikatoren für die Umsetzung der<br />

Empfehlungen formuliert. Das Ziel, der Politik konkrete<br />

Forderungen zur Verbesserung der Situation des Waldes<br />

und der Forstbetriebe vorzulegen, hatte man völlig aus den<br />

Augen verloren. Die Umweltverbände mussten das Papier<br />

erneut ablehnen. Im Laufe des Jahres 2006 soll nun eine<br />

paritätisch besetzte Arbeitsgruppe das Papier verbessern.<br />

1.5.<br />

Fazit und Forderungen<br />

Bald sieben Jahre nach Beginn des nationalen Waldprogramms<br />

liegt als Ergebnis nicht mehr vor als eine Liste von<br />

gut 180 Handlungsanforderungen, von denen noch keine<br />

einzige im verantwortlichen Rahmen politisch reflektiert,<br />

geschweige denn umgesetzt wurde.<br />

Aus Sicht der deutschen Umweltverbände sollten jeder<br />

der elf Kernempfehlungen zwei bis drei konkrete Handlungsempfehlungen<br />

aus dem NWP zugeordnet werden. Damit<br />

wäre eine klar definierte Aufgabenstellung für die Regierung<br />

und andere Verantwortliche verbunden. Hierfür ist ein<br />

verbindlicher Zeitplan festzulegen.<br />

Von Seiten der Umweltverbände werden einige Handlungsempfehlungen<br />

als besonders wichtig und dringlich betrachtet<br />

(in Klammern die Nummern der Empfehlungen, die unter<br />

www.nwp-online.de eingesehen werden können):<br />

Analyse der Auswirkungen der inländischen Nachfrage<br />

auf die Wälder in anderen Ländern und Förderung<br />

nachhaltigen Konsumverhaltens (18)<br />

Unterstützung von Gesetzen zur Verhinderung rechtswidriger<br />

Handlungen in Wäldern, insbesondere von<br />

illegalem Holzeinschlag und Wilderei (26)<br />

Verweigerung von Hermes-Bürgschaften für Investitionen,<br />

die zur illegalen Holznutzung und zur Waldzerstörung<br />

in anderen Ländern beitragen (36)<br />

Gewährleistung, dass bei öffentlicher Beschaffung<br />

die Nutzung von Holz oder Holzprodukten aus illegalen<br />

Quellen und damit aus Urwaldzerstörung ausgeschlossen<br />

ist (39, 38, 44)<br />

Beseitigung schädlicher Subventionen, die zur Urwaldvernichtung<br />

beitragen, auch im Rahmen von Handelsmaßnahmen<br />

und Entwicklungszusammenarbeit<br />

(49, 19, 20)<br />

Bejagung des Schalenwilds mit dem Ziel, den Wildbestand<br />

an die natürliche Lebensraumkapazität anzupassen<br />

und die natürliche Verjüngung der heimischen<br />

Baumarten zu sichern (79)<br />

Die Förderung der Forstwirtschaft sollte stärker auf<br />

gesellschaftliche und ökologische Leistungen sowie auf<br />

eine Stärkung des ländlichen Raums ausgerichtet<br />

werden (117)<br />

Für die mit Holz konkurrierenden Baustoffe wie Stahl,<br />

Aluminium etc. ist die Höhe der direkten und indirekten<br />

Subventionen zu prüfen, offen zu legen und möglichst<br />

zu reduzieren (164)


. Deutschlands<br />

Verantwortung für die Wälder weltweit<br />

Deutschland wird seiner Verantwortung für den Schutz und<br />

die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder derzeit nicht<br />

gerecht. Das Verhalten der Verbraucher, Unternehmen und<br />

der Politik in Deutschland wirkt sich auf unterschiedliche<br />

Weise auf Wälder anderer Regionen aus. Viele Hölzer, Holzprodukte<br />

und Rohstoffe (z.B. Zellstoff) stammen aus Raubbau,<br />

aus illegalem Holzeinschlag und – handel, oder werden<br />

in industriellen Holzplantagen erzeugt. Mit dem Verbrauch<br />

von solchen Produkten trägt Deutschland dazu bei, Wälder<br />

zu zerstören oder zu degradieren (s. Teil A, S. 11 ff).<br />

2.1.<br />

Illegaler Holzeinschlag und Holzhandel<br />

Illegaler Einschlag und der Handel mit solchem Holz sind<br />

– neben dem legalisierten Raubbau – Hauptursache für die<br />

Zerstörung von Urwäldern. Mittlerweile stammt fast ein<br />

Drittel aller Importe von Holz und Holzprodukten in die Europäische<br />

Union aus illegalem Einschlag 6 . Obwohl dies seit<br />

Jahren bekannt ist, wurde bislang weder in der EU noch in<br />

Deutschland der Import illegaler Hölzer gesetzlich verboten.<br />

Illegaler Holzeinschlag verursacht weltweit riesige Waldschäden.<br />

Jedes Jahr werden zwischen 15 und 20 Millionen<br />

Hektar Naturwald zerstört 7 . In manchen Jahren sind es noch<br />

weitaus mehr. Unter den Umweltschäden leiden insbesondere<br />

Bevölkerungsgruppen, die auf Waldprodukte angewiesen<br />

sind, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Nach<br />

Schätzungen der Weltbank verlieren die Waldländer durch<br />

illegalen Holzeinschlag Einnahmen von etwa 15 Milliarden<br />

Euro pro Jahr. In Indonesien beispielsweise werden etwa<br />

80 Prozent der Hölzer illegal gewonnen oder gehandelt. In<br />

Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo, Kamerun<br />

und Peru sind es weit über die Hälfte. In Russland ist etwa<br />

ein Viertel der eingeschlagenen Hölzer illegal. Viele dieser<br />

Hölzer werden in die EU exportiert.<br />

Beispiele für illegalen Holzeinschlag<br />

Von illegalem Holzeinschlag spricht man, wenn gegen<br />

geltende Rechtsvorschriften verstoßen wird, zum Beispiel:<br />

fehlende Einschlagsgenehmigung<br />

Holzeinschlag in Schutzgebieten (z.B. in Nationalparks)<br />

Einschlag geschützter Baumarten (z.B. Ramin, Mahagoni)<br />

wenn mehr Bäume gefällt werden als erlaubt<br />

bei Holzdiebstahl<br />

Beispiele für illegalen Holzhandel<br />

Nicht nur beim Handel mit illegal eingeschlagenen Hölzern<br />

wird gegen Gesetze verstoßen, sondern auch beim Handel<br />

mit legalen Einschlägen, zum Beispiel:<br />

Steuerhinterziehung (Angabe falscher Holzarten<br />

oder Mengen)<br />

Falschangaben gegenüber Zollbehörden<br />

Umdeklaration (Verschleierung der Herkunft)<br />

Holzschmuggel<br />

Definition „Raubbau“<br />

Wirtschaftsform, die ohne Rücksicht auf die Erhaltung<br />

ihrer Produktionsgrundlagen durchgeführt wird. Konsequenzen<br />

sind die Verschlechterung der wirtschaftlichen,<br />

sozialen und ökologischen Situation.<br />

2.2.<br />

Wie reagieren die Verantwortlichen?<br />

2.2.1.<br />

Holzhandel<br />

Verbände des Holzhandels halten wenig von gesetzlichen<br />

Maßnahmen. Sie haben vielmehr zugesagt, die illegalen<br />

Holzimporte mit freiwilligen Selbstverpflichtungen zu reduzieren.<br />

Dieses Versprechen wurde allerdings nicht eingelöst.<br />

Obwohl hinlänglich bekannt ist, dass derartige Selbstverpflichtungen<br />

in der Regel wenig Wirkung zeigen, könnte<br />

der Holzhandel mit einem solchen Schritt immerhin guten<br />

Willen zeigen und seine Kunden auf das Problem hinweisen.<br />

Einige Firmen kaufen bereits seit Jahren nur noch Hölzer<br />

aus überprüfbar zertifizierten Quellen und belegen damit,<br />

dass der Handel sehr wohl seiner Verantwortung gerecht<br />

werden kann. Allerdings ist keinesfalls davon auszugehen,<br />

dass die gesamte Branche das Problem selbst lösen wird.<br />

Im Gegenteil: Mit unzähligen Schein-Zertifikaten und<br />

irreführenden Informationen werden Handelspartner und<br />

vor allem die Verbraucher getäuscht, damit sie weiterhin<br />

Holzprodukte aus Raubbau und illegalem Handel kaufen.


2.2.2.<br />

Europäische Union<br />

Die Europäische Kommission hat im Mai 2003 den FLEGT-<br />

Aktionsplan zur Rechtsdurchsetzung, Politikgestaltung<br />

und Handel im Forstsektor vorgestellt (FLEGT = Forest Law<br />

Enforcement, Governance and Trade).<br />

Mit dem Aktionsplan sollen Holz produzierende Länder und<br />

Regionen dafür gewonnen werden, verbindliche Partnerschaftsabkommen<br />

mit der EU zu treffen. Durch eine Lizenzregelung<br />

soll sichergestellt werden, dass alle Holzausfuhren<br />

der Partner in die EU legal sind. Damit dies funktionieren<br />

kann, sollen Reformen im Forstsektor der Holzexportländer<br />

unterstützt werden.<br />

Die Umsetzung vor Ort soll nach den derzeitigen Plänen<br />

über drei regionale Prozesse unterstützt werden: ASIA-<br />

FLEG in Südostasien, AFRICA-FLEG in Zentralafrika und<br />

ENA-FLEG in Europa und Nordasien (mit einem Schwerpunkt<br />

auf Russland). Unter Einbeziehung verschiedener Interessengruppen<br />

wurden Aktionspläne verabschiedet, die auf<br />

eine stärkere Einhaltung bestehender Gesetze und eine<br />

Verbesserung der Politikgestaltung im Waldsektor abzielen.<br />

Mit der Bekämpfung des illegalen Einschlags sowie von<br />

Korruption und Handel mit illegalen Holzprodukten werden<br />

in den Aktionsplänen zwar alle wichtigen Handlungsfelder<br />

benannt. Die Maßnahmen zur Umsetzung sind aber nicht<br />

verbindlich, sondern lassen den Staaten die Wahl, die für<br />

geeignet befundenen Mittel auszuwählen.<br />

Im Dezember 2005 trat eine EU-Verordnung in Kraft, die<br />

den Aufbau eines Lizenzsystems unter FLEGT für Holzimporte<br />

in die Europäische Union regelt 8 . Auf der Grundlage<br />

von Partnerschaftsvereinbarungen mit einzelnen holzexportierenden<br />

Ländern sollen überprüfbare Lizenzsysteme<br />

erarbeitet werden, mit denen bescheinigt wird, dass das<br />

importierte Holz in Übereinstimmung mit den nationalen<br />

Gesetzen eingeschlagen wurde. Derzeit verhandelt die EU<br />

mit lediglich fünf Holzherkunftsländern (Kamerun, Ghana,<br />

Malaysia, Indonesien und Russland).<br />

Bis dieses System in der Lage ist, die Importe aus den wichtigsten<br />

holzexportierenden Ländern abzudecken, dürften<br />

noch Jahre vergehen. Problematisch ist zudem, dass wichtige<br />

Holzprodukte wie Zellstoff und Papier bislang nicht<br />

berücksichtigt werden, obwohl zur Herstellung dieser<br />

Produkte viel illegales Holz eingesetzt wird. Außerdem ist<br />

davon auszugehen, dass in verschiedenen Ländern unterschiedlich<br />

strenge Gesetze und Standards für die Waldbewirtschaftung<br />

gelten, was zu Wettbewerbsverzerrungen<br />

führen kann.<br />

Auch wenn jede Maßnahme zur Bekämpfung des illegalen<br />

Holzeinschlags zu begrüßen ist, ist zu befürchten, dass<br />

bei der Konzentration auf das Thema Legalität das eigentliche<br />

Ziel einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung aus den<br />

Augen verloren wird.<br />

2.2.3.<br />

Zusätzliche Aktivitäten der Bundesregierung<br />

2.2.3.1.<br />

Urwaldschutzgesetz<br />

Als Reaktion auf die Forderungen von Umweltverbänden<br />

nach einem Importverbot für illegale Hölzer verwies die<br />

letzte Bundesregierung zunächst auf die Zuständigkeit<br />

der Europäischen Union, die für Fragen des gemeinsamen<br />

Binnenmarktes zuständig sei. Nach heftigen Protesten der<br />

Umweltverbände legte der zuständige Bundesumweltminister<br />

Trittin im März 2005 einen Entwurf des so genannten<br />

„Urwaldschutzgesetzes“ vor. Hierzu soll insbesondere<br />

§ 49 des Bundesnaturschutzgesetzes ergänzt werden, um<br />

den Besitz und die Vermarktung von Holz und Holzprodukten,<br />

die in Urwäldern unter Verstoß gegen die am Ort<br />

des Einschlags gültigen Gesetze eingeschlagen wurden,<br />

ahnden zu können. Bei der Frage, wie die Legalität des<br />

Einschlags nachzuweisen sei, befürworten die Umweltverbände<br />

eine Bescheinigung durch anerkannte Zertifizierungssysteme<br />

wie den Forest Stewardship Council (FSC).<br />

Neuwahlen und Regierungsumbildung führten dazu, dass<br />

das Gesetzesvorhaben nicht wie geplant vorangebracht<br />

wurde. Nach der Verabschiedung der EU-Verordnung über<br />

den Aufbau eines Lizenzsystems im Rahmen von FLEGT muss<br />

der Entwurf des Urwaldschutzgesetzes überarbeitet werden,<br />

um das übergeordnete EU-Recht zu berücksichtigen.<br />

Ein Handlungsbedarf auf nationaler Ebene besteht allerdings<br />

weiterhin, da sich die EU-Verordnung nur auf Holzimporte<br />

aus Ländern beschränkt, mit denen in einem nicht<br />

näher festgelegten Zeitraum Partnerschaftsabkommen<br />

geschlossen werden können. Auf absehbare Zeit wird also<br />

weiterhin illegal eingeschlagenes Holz nach Deutschland<br />

kommen. Insofern ist ein Urwaldschutzgesetz unverändert<br />

dringend erforderlich.


2.2.3.2.<br />

Beschaffungsrichtlinien<br />

Als Einkäufer von Holz und Holzerzeugnissen sind Bund,<br />

Länder und Kommunen in der Lage, einen spürbaren Einfluss<br />

auf den Markt auszuüben. Durch entsprechende Richtlinien<br />

können die für die Vergabe von Aufträgen zuständigen<br />

Dienststellen dazu verpflichtet werden, z.B. ausschließlich<br />

Holz legaler Herkunft und aus verantwortungsvoller<br />

Waldbewirtschaftung (Gütesiegel mit FSC-Standard)<br />

einzusetzen.<br />

Alle auf nationaler Ebene verabschiedeten Beschaffungsrichtlinien<br />

müssen mit der entsprechenden EU-Richtlinie in<br />

Einklang stehen, die im März 2004 verabschiedet wurde 9 .<br />

In Artikel 23 wird darin ausdrücklich die Möglichkeit eingeräumt,<br />

bei der Auftragsvergabe spezifische Anforderungen<br />

an Umwelteigenschaften zu stellen (z.B. in Form von Umweltgütezeichen).<br />

Eine entsprechende Beschaffungsrichtlinie für die Bundesbehörden<br />

wurde bereits im Koalitionsvertrag der Rot-Grünen<br />

Regierung von 2002 angekündigt. Bei der öffentlichen Beschaffung<br />

des Bundes sollten künftig ausschließlich Papier,<br />

Holz und Holzprodukte aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung<br />

nach den Kriterien des Forest Stewardship Council<br />

(FSC) berücksichtigt werden. Bis heute wurde sie allerdings<br />

nicht umgesetzt.<br />

Weil es immer noch keine Vorgaben gibt, welches Holz bei<br />

Bauvorhaben der öffentlichen Hand zum Einsatz kommt,<br />

wurden im vergangenen Jahr z.B. rund 500 Meranti-Fenster<br />

in einem Bundestagsverwaltungsgebäude eingebaut.<br />

Während Bundestagspräsident Norbert Lammert mitteilte,<br />

dass Dokumente vorlägen, wonach das verwendete Tropenholz<br />

aus nachhaltiger Bewirtschaftung stamme, konnte<br />

das Magazin „Monitor“ nachweisen, dass das Holz illegal<br />

eingeschlagen wurde.<br />

2.3.<br />

Fazit und Forderungen<br />

Die Europäische Union bezieht jährlich illegal eingeschlagenes<br />

Holz im Wert von 1,2 Milliarden Euro. Deutschland<br />

ist nach Großbritannien und Finnland der drittgrößte Importeur<br />

von illegalen Hölzern innerhalb der EU und hat<br />

daher eine besondere Verantwortung, gegen den illegalen<br />

Holzhandel vorzugehen.<br />

Obwohl das Problem des illegalen Holzhandels und die<br />

Beteiligung deutscher Firmen daran nicht bestritten wird,<br />

ist der Import illegaler Hölzer bislang nicht strafbar.<br />

Solange sich die EU-Verordnung über den Aufbau<br />

eines Lizenzsystems im Rahmen von FLEGT nur auf Länder<br />

bezieht, mit denen in bislang nicht definierten Zeiträumen<br />

Partnerschaftsabkommen zu schließen sind, ist eine nationale<br />

Gesetzgebung erforderlich, die illegale Holzimporte<br />

aus anderen Regionen unter Strafe stellt.<br />

Beim Aufbau eines Lizenzierungssystems zur Kennzeichnung<br />

legaler und ökologisch, sozial und wirtschaftlich<br />

nachhaltig erzeugter Hölzer muss auf bewährte Zertifizierungsinstrumente<br />

zurückgegriffen werden.<br />

Der Tatbestand des illegalen Holzhandels ist in das<br />

Geldwäschegesetz aufzunehmen.<br />

Für Hermes-Bürgschaften sind verbindliche Umweltund<br />

Sozialstandards, insbesondere zum Schutz der Urwälder<br />

sowie der Rechte indigener und lokaler Gemeinschaften,<br />

zu verabschieden. Ihre Einhaltung ist zu kontrollieren.<br />

Richtlinien für das öffentliche Beschaffungswesen<br />

müssen sicherstellen, dass der Kauf illegaler Hölzer ausgeschlossen<br />

wird und ausschließlich Hölzer aus nachweislich<br />

ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltiger<br />

Waldnutzung Verwendung finden dürfen.


Inhalt<br />

0<br />

A. Globale Auswirkungen des Papier- und Zellstoffsektors 91<br />

in deutscher Verantwortung<br />

A. Anhang 95<br />

B. Waldbezogene Entwicklungspolitik auf dem Prüfstand 98<br />

C. Deutsche Waldpolitik – Vom Nationalen Waldprogramm 101<br />

zum Urwaldschutzgesetz


1<br />

A.<br />

Globale Auswirkungen des<br />

Papier- und Zellstoffsektors<br />

in deutscher Verantwortung<br />

Fußnotenverzeichnis<br />

1.<br />

J.N. Abramovitz & A.T Mattoon (1999): Paper<br />

Cuts: Recovering the Paper Landscape. Worldwatch<br />

Paper 149. Washington, USA<br />

2.<br />

Verband Deutscher Papierfabriken (2005):<br />

Papier 2005 – ein Leistungsbericht. Bonn,<br />

Zahlen für 2004<br />

3.<br />

J.N. Abramovitz & A.T Mattoon (1999): Paper<br />

Cuts: Recovering the Paper Landscape. Worldwatch<br />

Paper 149. Washington, USA<br />

4.<br />

19,4 Millionen Tonnen, in: Verband Deutscher<br />

Papierfabriken (2005): Papier 2005 – ein Leistungsbericht.<br />

Bonn, Zahlen für 2004<br />

5.<br />

4.281.000 Tonnen, in: FAO (2005): State of the<br />

world’s forests 2005<br />

6.<br />

12.394.000 Tonnen, in: FAO (2005): State of<br />

the world’s forests 2005<br />

7.<br />

Verband Deutscher Papierfabriken (2003):<br />

Papier 2003 – ein Leistungsbericht. Bonn, S.56<br />

8.<br />

Verband Deutscher Papierfabriken (2005): Papier<br />

2005 – ein Leistungsbericht. Bonn, S.82,<br />

Zahlen für 2003<br />

9.<br />

Statistisches Bundesamt (2005): vorläufige<br />

Ergebnisse für 2004, Warenverzeichnis Außenhandelsstatistik<br />

für Posten 4703, 4704 und 48<br />

10.<br />

Wirtschafts- und Naturwälder (oder Urwälder)<br />

sind hier zusammengefasst, s. Tab. Flächenequivalente<br />

im Anhang 2, S. 51<br />

11.<br />

s. Tab. Flächenequivalente im Anhang 2, S. 51<br />

1<br />

12.<br />

Verband Deutscher Papierfabriken (2005):<br />

Papier 2005 – ein Leistungsbericht. Bonn,<br />

Zahlen für 2004<br />

13.<br />

Verband Deutscher Papierfabriken (2005):<br />

Papier 2005 – ein Leistungsbericht. Zahlen für<br />

2004, Bonn<br />

14.<br />

Verband Deutscher Papierfabriken (2005): Papier<br />

2005 – ein Leistungsbericht. Bonn, S. 34<br />

15.<br />

World Energy Council (1995). In J.N. Abramovitz<br />

& A.T Mattoon (1999): Paper Cuts: Recovering<br />

the Paper Landscape. Worldwatch Paper<br />

149. Washington, USA<br />

16.<br />

„eingeboren, einheimisch“<br />

(Von lat. indigena)<br />

17.<br />

Dieses Recht basiert auf der „Royal Proclamation“<br />

von 1763.<br />

18.<br />

Taiga Rescue Network (2003): Trends, Friends<br />

and Enemies. Jokkmokk, Schweden<br />

19.<br />

Taiga Rescue Network (2003): Trends, Friends<br />

and Enemies. Jokkmokk, Schweden<br />

20.<br />

FASE/ES (2002): Crossing the green desert.<br />

Dokumentarfilm. Vitoria, ES/Brasilien<br />

21.<br />

OLCA (Observatorio Latinoamericano de Conflictos<br />

Ambientales) (2003): La Invasion de las<br />

plantaciones forestales in Chile. Chile<br />

22.<br />

World Rainforest Movement (2002): Bulletin<br />

No. 64, http://www.wrm.org<br />

23.<br />

Global Forest Watch (2002): Chiles Frontier<br />

Forests: Conserving a global treasure.<br />

24.<br />

World Rainforest Movement (2002): Bulletin<br />

No. 64, http://www.wrm.org<br />

25.<br />

World Rainforest Movement (2002): Bulletin<br />

No. 64, http://www.wrm.org<br />

26.<br />

http://www.mapuexpress.net/<br />

?act=publications&id=78<br />

27.<br />

Wally Menne von Timberwatch Coalition in<br />

Südafrika (2005): mündliche Mitteilung.<br />

28.<br />

J.N. Abramovitz & A.T Mattoon (1999): Paper<br />

Cuts: Recovering the Paper Landscape. Worldwatch<br />

Paper 149. Washington, USA<br />

29.<br />

J.N. Abramovitz & A.T Mattoon (1999): Paper<br />

Cuts: Recovering the Paper Landscape. Worldwatch<br />

Paper 149. Washington, USA<br />

30.<br />

CIFOR & WWF (2000): Profits on Paper: The<br />

Political Economy of Fiber, Finance and Debt in<br />

Indonesia`s Pulp and Paper Industries.<br />

31.<br />

CIFOR & WWF (2000): Profits on Paper: The<br />

Political-Economy of Fiber, Finance and Dept in<br />

Indonesia`s Pulp and Paper Industries.<br />

32.<br />

WWF Deutschland (Hrsg.) (2005): Heiße Ware<br />

Tropenholz. Illegale Holznutzung und Holzimporte<br />

aus Südostasien nach Deutschland: Eine<br />

Analyse der EU-Außenhandelsdaten. Frankfurt<br />

33.<br />

Greenpeace Deutschland (2005): Nordische<br />

Urwälder.<br />

34.<br />

Taiga Rescue Network (2002): Boreal forest<br />

fact sheet. Schweden<br />

35.<br />

Forest Ethics: Bringing down the boreal. How<br />

US consumption of forest products is destroying<br />

Canada’s endangered northern forests.<br />

USA, http://www.forestethics.org


36.<br />

J.N. Abramovitz & A.T Mattoon (1999): Paper<br />

Cuts: Recovering the Paper Landscape. Worldwatch<br />

Paper 149. Washington, USA<br />

37.<br />

J.N. Abramovitz & A.T Mattoon (1999): Paper<br />

Cuts: Recovering the Paper Landscape. Worldwatch<br />

Paper 149. Washington, USA<br />

38.<br />

Cossalter & Pye-Smith (2003): Fast wood<br />

forestry - Myths and realities. CIFOR<br />

39.<br />

Cossalter & Pye-Smith (2003): Fast wood<br />

forestry - Myths and realities. CIFOR<br />

40.<br />

Global 2000 (2005): Der Fall „United Fiber<br />

System (UFS)“. Studie. Österreich<br />

41.<br />

CIFOR & WWF (2000): Profits on Paper: The<br />

Political Economy of Fiber, Finance and Debt in<br />

Indonesia`s Pulp and Paper Industries.<br />

42.<br />

CIFOR & WWF (2000): Profits on Paper: The<br />

Political Economy of Fiber, Finance and Debt in<br />

Indonesia`s Pulp and Paper Industries.<br />

43. Global Forest Watch (2002): Chiles Frontier<br />

Forests: Conserving a global treasure.<br />

44.<br />

Cossalter & Pye-Smith (2003): Fast wood<br />

forestry - Myths and realities. CIFOR<br />

45.<br />

Cossalter & Pye-Smith (2003): Fast wood<br />

forestry - Myths and realities. CIFOR<br />

46. Global Forest Watch (2002): Chiles Frontier<br />

Forests: Conserving a global treasure.<br />

47.<br />

Global Forest Watch (2002): Chiles Frontier<br />

Forests: Conserving a global treasure.<br />

48.<br />

Global Forest Watch (2002): Chiles Frontier<br />

Forests: Conserving a global treasure.<br />

49.<br />

Cossalter & Pye-Smith (2003): Fast wood<br />

forestry - Myths and realities. CIFOR<br />

50.<br />

http://www.pamsa.co.za/pamsa/servlet/Dow<br />

nloadServlet?PAMSABRO00.jpg, Mai 2005<br />

51.<br />

Wally Menne von Timberwatch Coalition in<br />

Südafrika (2005): mündliche Mitteilung.<br />

52.<br />

Duthie, A. (1992): Wood for trees. Bushcall,<br />

Jume:6-7. http://www.sawac.co.za/articles/<br />

GrasslandFacts.htm<br />

53.<br />

Prof. Braam van Wyk (2003): The value of<br />

grasslands. MPB Auditorium, Nelspruit,<br />

Südafrika<br />

54.<br />

World Rainforest Movement (2003): Bulletin<br />

No. 75, http://www.wrm.org<br />

55.<br />

World Rainforest Movement (2000): Bulletin<br />

No. 35, http://www.wrm.org<br />

56.<br />

J.N. Abramovitz & A.T Mattoon (1999):<br />

Paper Cuts: Recovering the Paper Landscape.<br />

Worldwatch Paper 149. Washington, USA<br />

57.<br />

http://www.wrm.org.uy/actors/FSC/<br />

Newletter.html<br />

58.<br />

Forest Trends (2004): A New Agenda for Forest<br />

Conservation and Poverty Reduction: Making<br />

Markets Work for Low-Income Producers.<br />

Washington, D.C.<br />

59.<br />

De`Nadai, Overbeek und Soares (2005):<br />

Promises of jobs and destruction of work: The<br />

case of Aracruz Celulose in Brazil. Herausgeber:<br />

World Rainforest Movement. Series on<br />

tree plantations No.2. Montevideo, Uruguay<br />

60.<br />

De`Nadai, Overbeek und Soares (2005):<br />

Promises of jobs and destruction of work: The<br />

case of Aracruz Celulose in Brazil. Herausgeber:<br />

World Rainforest Movement. Series on<br />

tree plantations No.2. Montevideo, Uruguay<br />

61.<br />

World Rainforest Movement (2001): Bulletin<br />

No. 50, http://www.wrm.org<br />

62.<br />

Mario Rodriguez Vargas / Greenpeace Spanien<br />

(1999): Case Study: Invasion of the Exotics<br />

– tree plantations in Spain. In: A Seed Europe<br />

(1999): Europe`s forests.<br />

63.<br />

De`Nadai, Overbeek und Soares (2005):<br />

Promises of jobs and destruction of work: The<br />

case of Aracruz Celulose in Brazil. Herausgeber:<br />

World Rainforest Movement. Series on<br />

tree plantations No.2. Montevideo, Uruguay<br />

64.<br />

Altemeier & Hornung (1999): „Das schmutzige<br />

Geschäft mit dem weißen Papier“. SWR<br />

Teleglobus, Red. Roberto Sanchez, Altemeier &<br />

Hornung Filmproduktion<br />

65.<br />

Christie, Elizabeth and Gillian McEachern<br />

(2000): Pulping the Law. Sierra Legal Defence<br />

Fund<br />

66.<br />

FASE/ES (2002): Crossing the green desert.<br />

Dokumentarfilm. Vitoria, ES/Brasilien<br />

67.<br />

De`Nadai, Overbeek und Soares (2005):<br />

Promises of jobs and destruction of work: The<br />

case of Aracruz Celulose in Brazil. Herausgeber:<br />

World Rainforest Movement. Series on<br />

tree plantations No.2. Montevideo, Uruguay<br />

68.<br />

De`Nadai, Overbeek und Soares (2005):<br />

Promises of jobs and destruction of work: The<br />

case of Aracruz Celulose in Brazil. Herausgeber:<br />

World Rainforest Movement. Series on<br />

tree plantations No.2. Montevideo, Uruguay<br />

69.<br />

Forestry South Africa (2004): Newsletter No.4.<br />

Summer Edition. Südafrika<br />

70.<br />

World Rainforest Movement (1999): Bulletin<br />

No. 29, http://www.wrm.org<br />

71.<br />

Daily times, 1.August, 2005: http://www.<br />

dailytimes.com<br />

72.<br />

Mario Rodriguez Vargas / Greenpeace Spanien<br />

(1999): Case Study: Invasion of the Exotics<br />

– tree plantations in Spain. In: A Seed Europe<br />

(1999): Europe`s forests.<br />

73.<br />

FASE/ES (2002): Crossing the green desert.<br />

Dokumentarfilm. Vitoria, ES/Brasilien<br />

74.<br />

OLCA (Observatorio Latinoamericano de<br />

Conflictos Ambientales) (2003): La Invasion de<br />

las plantaciones forestales in Chile. Chile<br />

75.<br />

Neues Deutschland vom 26/27.02 2005.<br />

Reportage: Mirco Lomoth<br />

76.<br />

World Rainforest Movement (2004): Bulletin<br />

No. 84, http://www.wrm.org


77.<br />

World Rainforest Movement (2001): Bulletin<br />

No. 50, http://www.wrm.org<br />

78.<br />

Pressetext (29. Juli 2005): Wüsten entstehen<br />

durch das Pflanzen von Bäumen. Studie stellt<br />

bisherige Lehrmeinung in Frage. http://www.<br />

pressetext.de/pte.mc?pte=050729030<br />

79.<br />

J.N. Abramovitz & A.T Mattoon (1999): Paper<br />

Cuts: Recovering the Paper Landscape. Worldwatch<br />

Paper 149. Washington, USA<br />

80.<br />

FASE/ES (2002): Crossing the green desert.<br />

Dokumentarfilm. Vitoria, ES/Brasilien<br />

81.<br />

World Rainforest Movement (2001): Bulletin<br />

No. 45, http://www.wrm.org<br />

82.<br />

Mario Rodriguez Vargas / Greenpeace Spanien<br />

(1999): Case Study: Invasion of the Exotics<br />

– tree plantations in Spain. In: A Seed Europe<br />

(1999): Europe`s forests.<br />

83.<br />

World Rainforest Movement (2003): Bulletin<br />

No. 69, http://www.wrm.org<br />

84.<br />

Mario Rodriguez Vargas / Greenpeace Spanien<br />

(1999): Case Study: Invasion of the Exotics<br />

– tree plantations in Spain. In: A Seed Europe<br />

(1999): Europe`s forests.<br />

85.<br />

Paperloop (2004): Pulp and paper international,<br />

September 2004<br />

86.<br />

elementar chlorfrei gebleichter Zellstoff (ECF)<br />

87.<br />

www.veracel.com.br, 26 September 2005<br />

88.<br />

Raymond Colitt, Financial Times, 21. Juni 2005:<br />

Brazil is top of the tree in a tale that is no pulp<br />

fiction<br />

89.<br />

Raymond Colitt, Financial Times, 21. Juni 2005:<br />

Brazil is top of the tree in a tale that is no pulp<br />

fiction<br />

90.<br />

Raymond Colitt, Financial Times, 21. Juni 2005:<br />

Brazil is top of the tree in a tale that is no pulp<br />

fiction<br />

91.<br />

FAO (2005): State of the world’s forests 2005.<br />

92.<br />

Produziert v.a. andere Faserstoffe (z.B. aus<br />

Stroh) für die Papierherstellung.<br />

93.<br />

Raymond Colitt, Financial Times, 21. Juni 2005:<br />

Brazil is top of the tree in a tale that is no pulp<br />

fiction<br />

94.<br />

Statistisches Bundesamt 2005: vorläufige<br />

Ergebnisse für 2004, Warenverzeichnis Außenhandelsstatistik<br />

für Posten 4703, 4704 und 48<br />

95.<br />

Berechnungen s. Anhang 2, S. 51<br />

96.<br />

„intakte Wälder“ nach der Definition von<br />

Global Forest Watch (2002) sind hier als „Urwälder“<br />

übersetzt worden.<br />

97.<br />

Global Forest Watch (2002): Atlas of Russia`s<br />

intakt forest landscapes.<br />

98.<br />

www.greenpeace.de, Stand Juli 2005<br />

99.<br />

Statistisches Bundesamt 2005: vorläufige<br />

Ergebnisse für 2004, Warenverzeichnis Außenhandelsstatistik<br />

für Posten 4703, 4704 und 48<br />

100.<br />

Berechnungen s. Anhang 2, S. 51<br />

101.<br />

Greenpeace Deutschland (2005): Nordische<br />

Urwälder.<br />

102.<br />

Greenpeace (2003): Forest crime country<br />

profile, September 2003: Finish paper trade<br />

threatens forest survival.<br />

103.<br />

Greenpeace (2003): Forest crime country<br />

profile, September 2003: Finish paper trade<br />

threatens forest survival.<br />

104.<br />

Greenpeace Deutschland (2005):<br />

Nordische Urwälder.<br />

105.<br />

Greenpeace Deutschland (2005):<br />

Nordische Urwälder.<br />

106.<br />

www.greenpeace.de, Stand Mai 2005<br />

107.<br />

Greenpeace Deutschland (2005):<br />

Nordische Urwälder.<br />

108.<br />

Statistisches Bundesamt 2005: vorläufige<br />

Ergebnisse für 2004, Warenverzeichnis Außenhandelsstatistik<br />

für Posten 4703, 4704 und 48<br />

109.<br />

Berechnungen s. Anhang 2, S. 51<br />

110.<br />

Canadian Industry Statistics: http://strategis.<br />

ic.gc.ca, Zahlen für 2004<br />

111.<br />

Canadian Industry Statistics: http://strategis.<br />

ic.gc.ca, Zahlen für 2004<br />

112.<br />

Abitibi-Consolidated (2004): Annual report<br />

2004<br />

113.<br />

Abitibi-Consolidated (2004): Annual report<br />

2004<br />

114.<br />

Statistisches Bundesamt 2005: vorläufige<br />

Ergebnisse für 2004, Warenverzeichnis Außenhandelsstatistik<br />

für Posten 4703, 4704 und 48<br />

115.<br />

Berechnungen s. Anhang 2, S. 51<br />

116.<br />

www.schaefer-shop.de/buerobedarf/produktgruppen/717.Druck.Kopierpapier.html,<br />

Stand<br />

Dezember 2005<br />

117.<br />

Statistisches Bundesamt 2005: vorläufige<br />

Ergebnisse für 2004, Warenverzeichnis Außenhandelsstatistik<br />

für Posten 4703, 4704 und 48<br />

118.<br />

Berechnungen s. Anhang 2, S. 51<br />

119.<br />

Statistisches Bundesamt 2005: vorläufige<br />

Ergebnisse für 2004, Warenverzeichnis Außenhandelsstatistik<br />

für Posten 4703, 4704 und 48<br />

120.<br />

Berechnungen s. Anhang 2, S. 51<br />

121.<br />

südafrikanisches Konsulat, www.southafricanewyork.net/consulate<br />

122.<br />

Statistisches Bundesamt 2005: vorläufige<br />

Ergebnisse für 2004, Warenverzeichnis Außenhandelsstatistik<br />

für Posten 4703, 4704 und 48


123.<br />

Berechnungen s. Anhang 2, S. 51<br />

124.<br />

WWF (1995): Pulp facts.<br />

125.<br />

Global forest watch (2002): Chiles Frontier<br />

Forests. Conserving a global treasure. Chile<br />

126.<br />

OLCA (Observatorio Latinoamericano de Conflictos<br />

Ambientales) (2003): La Invasion de las<br />

plantaciones forestales in Chile. Chile<br />

127.<br />

Mapuche Statement: www.wrm.org<br />

128.<br />

www.conaf.cl<br />

129.<br />

Verband Deutscher Papierfabriken (2005):<br />

Papier 2005 – ein Leistungsbericht. Bonn<br />

130.<br />

Verband Deutscher Papierfabriken (2003): Papier<br />

2003 – ein Leistungsbericht. Bonn, S. 56<br />

131.<br />

J.N. Abramovitz & A.T Mattoon (1999): Paper<br />

Cuts: Recovering the Paper Landscape. Worldwatch<br />

Paper 149. Washington, USA<br />

132.<br />

Verband Deutscher Papierfabriken (2005):<br />

Papier 2005 – ein Leistungsbericht. Bonn, S.<br />

44 und S. 56<br />

133.<br />

Verband Deutscher Papierfabriken (2005):<br />

Papier 2005 – ein Leistungsbericht. Bonn<br />

134.<br />

www.spiegelgruppe.de<br />

135.<br />

Verband Deutscher Papierfabriken (2005):<br />

Papier 2005 – ein Leistungsbericht. Bonn<br />

136.<br />

Studie der Ivey Business Consulting Group für<br />

Lexmark Canada Inc.. In: Allgemeine Papier-<br />

Rundschau APR 19 (2003), S. 4<br />

137.<br />

Studie der Ivey Business Consulting Group für<br />

Lexmark Canada Inc.. In: Allgemeine Papier-<br />

Rundschau APR 19 (2003), S. 4<br />

138.<br />

Trauth & Schönheit (2005): Kritischer Papierbericht<br />

2005. Herausgeber: Initiative 2000 plus.<br />

Essen, S. 17<br />

139.<br />

Trauth & Schönheit (2005): Kritischer Papierbericht<br />

2005. Herausgeber: Initiative 2000 plus.<br />

Essen, S. 17<br />

140.<br />

http://www.blauer-engel.de<br />

141.<br />

http://www.memo.de<br />

142.<br />

http://www.initiative-papier.de<br />

143.<br />

Trauth & Schönheit (2005): Kritischer Papierbericht<br />

2005. Herausgeber: Initiative 2000 plus.<br />

Essen<br />

144.<br />

http://www.initiative-papier.de/cms/download/RP_in_der_oeffentlichen_Verwaltung.pdf<br />

145.<br />

http://www.initiative-papier.de/cms/download/RP_in_der_oeffentlichen_Verwaltung.pdf<br />

146.<br />

http://www.papiernetz.de/cms/stadt_loehne.<br />

php<br />

147.<br />

http://www.papiernetz.de/cms/stadt_loehne.<br />

php<br />

148.<br />

http://www.initiative-papier.de/cms/<br />

download/Erfahrungsbericht_NRW_2005.pdf<br />

149.<br />

Schönheit (2001): Einsatz von Recyclingpapier<br />

im Bürobereich. Herausgeber: Öko-Institut<br />

Freiburg<br />

150.<br />

http://www.treffpunkt-recyclingpapier.de/<br />

hochschule/studie/index.shtml<br />

151.<br />

www.treffpunkt-recyclingpapier.de, Stand<br />

November 2005<br />

152.<br />

http://www.bfd.bund.de/dsvonaz/r4.html<br />

153.<br />

Die genauen Ergebnisse der Befragung finden<br />

sich im Internet unter www.paperwatch.info<br />

154.<br />

Das Zertifikat Forest Stewardship Council (FSC)<br />

legt ökologische, soziale und ökonomische<br />

Kriterien zugrunde, die von Umweltorganisationen<br />

anerkannt sind. (s. auch S. 19)<br />

155.<br />

Trauth & Schönheit (2005): Kritischer Papierbericht<br />

2005. Herausgeber: Initiative 2000 plus.<br />

Essen<br />

156.<br />

www.sappi.com, Stand Mai 2005<br />

157.<br />

Umweltzeichen Blauer Engel, herausgegeben<br />

vom Umweltbundesamt, http://www.blauerengel.de<br />

158.<br />

unter Einhaltung aller regionalen, nationalen<br />

und internationalen gesetzlichen Bestimmungen<br />

(inklusive Landrechten)<br />

159.<br />

ILO-Kernarbeitsnormen: Vereinigungsfreiheit<br />

und Recht auf Kollektivverhandlungen,<br />

Beseitigung der Zwangsarbeit, tatsächliche<br />

Abschaffung der Kinderarbeit und Verbot der<br />

Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf<br />

160.<br />

ILO-Konvention 169 zum Schutz der Rechte<br />

Indigener Völker<br />

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte<br />

(1948), UN Konvention zur Eliminierung aller<br />

Formen von Rassendiskriminierung (1966)<br />

Internationale Übereinkunft zu ökonomischen,<br />

sozialen und kulturellen Rechten (1966)<br />

Internationale Übereinkunft zu zivilen und<br />

politischen Rechten (1966)<br />

161.<br />

Draft UN declaration on indigenous peoples<br />

(1999)<br />

162.<br />

Definitionen Primärwald und Wälder mit<br />

hohem Schutzwert (High Conservation Value<br />

Forests) nach dem Forest Stewardship Council<br />

(FSC)<br />

163.<br />

http://www.taigarescue.org/paper<br />

164.<br />

www.treffpunkt-recyclingpapier.de,<br />

veröffentlicht im Februar 2006<br />

165.<br />

WWF-Deutschland (2003): Elefantenwald im<br />

Ausverkauf. Frankfurt/M., S. 28f.<br />

http://www.taigarescue.org/paper<br />

166.<br />

Nürnberger Zeitung, 14.09.2001.<br />

167.<br />

WWF-Deutschland (2003): Elefantenwald im<br />

Ausverkauf. Frankfurt/M., S. 28f.


168.<br />

Im Rahmen der OECD-common approaches<br />

haben sich die OECD-Exportkreditagenturen<br />

Ende 2003 verpflichtet, Umweltprüfungen für<br />

Geschäfte ab einem Volumen von 15 Millionen<br />

Euro durchzuführen. Im Rahmen dieser Umweltprüfungen<br />

werden auch einzelne Schutzpolitiken<br />

der Weltbank explizit berücksichtigt.<br />

Die „Waldschutzpolitik“ gehört jedoch nicht<br />

dazu.<br />

169.<br />

ADELPHI / Euronatur (2005): Auswirkungen<br />

der UNEP-Erklärung der Finanzinstitute zu<br />

Umwelt und nachhaltiger Entwicklung. Berlin,<br />

http://www.adelphi-research.de/#/de/links/2.<br />

html<br />

170.<br />

Die in ILO-Konvention 169 setzt Grundrechte<br />

für indigene Völker und „Stammesvölker„ fest<br />

und legt den Unterzeichnerstaaten umfassende<br />

Verpflichtungen auf. In sieben Artikeln<br />

beschäftigt sie sich speziell mit Fragen des<br />

Landbesitzes und der Ausbeutung von Rohstoffen.<br />

Im einzelnen enthält das Abkommen:<br />

* volle Gewährleistung der Menschenrechte<br />

und Grundfreiheiten ohne Unterschiede<br />

(Art. 2, 3),<br />

* Recht auf kulturelle Identität (Art. 4),<br />

* Recht auf gemeinschaftliche Strukturen<br />

und Traditionen (Art. 4),<br />

* Recht auf Beteiligung bei der Findung von<br />

Entscheidungen, die diese Völker<br />

betreffen (Art. 6),<br />

* Recht auf Gestaltung der eigenen Zukunft<br />

(Art. 6, 7),<br />

* Gleichberechtigung vor Verwaltung und<br />

Justiz, (Art. 2, 8, 9),<br />

* Recht auf Land und Ressourcen (Art. 13-19),<br />

* Recht auf Beschäftigung und angemessene<br />

Arbeitsbedingungen (Art. 20),<br />

* Recht auf Ausbildung und den Zugang zu<br />

den Kommunikationsmitteln (Art. 21).<br />

171.<br />

International Finance Cooperation, Privatsektorarm<br />

der Weltbank<br />

172.<br />

Die Weltbankgruppe (IDA und IBRD) haben<br />

bereits im Dezember 2002 eine deutliche<br />

Abschwächung der „forst policy“ für ihre<br />

Kreditvergaben beschlossen. Die IFC hat diese<br />

Neuerungen bisher allerdings nicht übernommen.<br />

173.<br />

Geldern, Jan Willem van (2005): German<br />

bank financing for international pulp & paper<br />

companies. A research paper prepared for<br />

urgewald.<br />

A.<br />

Anhang<br />

1.<br />

Wieting (2004): Raubbaupapier: APP, APRIL<br />

und das Ende des Regenwaldes in Sumatras<br />

Provinz Riau, Ergebnisse einer Robin Wood-Recherche.<br />

Hamburg<br />

2.<br />

Wieting (2004): Raubbaupapier: APP, APRIL<br />

und das Ende des Regenwaldes in Sumatras<br />

Provinz Riau, Ergebnisse einer Robin Wood-Recherche.<br />

Hamburg<br />

3.<br />

Glastra (2003): Elefantenwald im Ausverkauf.<br />

Die Vernichtung des Regenwaldes in der<br />

Region Tesso Nilo auf Sumatra und die Rolle<br />

europäischer Banken und Märkte. Herausgeber:<br />

WWF Deutschland, http://www.wwf.<br />

de/presse/pressearchiv/artikel/01124/<br />

4.<br />

Greenpeace China (2005): APP’s illegal logging<br />

in China. In: World Rainforest Movement Bulletin<br />

No. 98, http://www.wrm.org<br />

5. Greenpeace China (2005): APP’s illegal logging<br />

in China. In: World Rainforest Movement<br />

Bulletin No. 98, http://www.wrm.org<br />

6.<br />

Swedwatch 2003: Swedish involvement in the<br />

Indonesian paper and pulp industry, http://<br />

www.swedwatch.org<br />

7.<br />

WALHI, WWF (2005): Eyes on the forest. http://<br />

www.eyesontheforest.or.id<br />

8.<br />

Glastra (2003): Elefantenwald im Ausverkauf.<br />

Die Vernichtung des Regenwaldes in der<br />

Region Tesso Nilo auf Sumatra und die Rolle<br />

europäischer Banken und Märkte. Herausgeber:<br />

WWF Deutschland http://www.wwf.<br />

de/presse/pressearchiv/artikel/01124/<br />

9.<br />

Greenpeace China (2005): APP’s illegal logging<br />

in China. In: World Rainforest Movement Bulletin<br />

No. 98, http://www.wrm.org<br />

10.<br />

Swedwatch 2003: Swedish involvement in the<br />

Indonesian paper and pulp industry, http://<br />

www.swedwatch.org<br />

11.<br />

Wieting (2004): Raubbaupapier: APP, APRIL<br />

und das Ende des Regenwaldes in Sumatras<br />

Provinz Riau, Ergebnisse einer Robin Wood-Recherche.<br />

Hamburg<br />

12.<br />

Wieting (2004): Raubbaupapier: APP, APRIL<br />

und das Ende des Regenwaldes in Sumatras<br />

Provinz Riau, Ergebnisse einer Robin Wood-Recherche.<br />

Hamburg<br />

13.<br />

Wieting (2004): Raubbaupapier: APP, APRIL<br />

und das Ende des Regenwaldes in Sumatras<br />

Provinz Riau, Ergebnisse einer Robin Wood-Recherche.<br />

Hamburg<br />

14.<br />

Wieting (2004): Raubbaupapier: APP, APRIL<br />

und das Ende des Regenwaldes in Sumatras<br />

Provinz Riau, Ergebnisse einer Robin Wood-Recherche.<br />

Hamburg<br />

15.<br />

Harwell, E. et al. 2003: Without Remedy:<br />

Human Rights Abuse and Indonesia’s Pulp<br />

and Paper Industry. Human Rights Watch,<br />

Washington, D.C. 2003 http://www.hrw.org/<br />

reports/2003/indon0103/<br />

16.<br />

Wieting (2004): Raubbaupapier: APP, APRIL<br />

und das Ende des Regenwaldes in Sumatras<br />

Provinz Riau, Ergebnisse einer Robin Wood-Recherche.<br />

Hamburg<br />

17.<br />

elemental chlorine free<br />

18.<br />

Swedwatch 2003: Swedish involvement in the<br />

Indonesian paper and pulp industry, http://<br />

www.swedwatch.org<br />

19.<br />

Swedwatch 2003: Swedish involvement in the<br />

Indonesian paper and pulp industry, http://<br />

www.swedwatch.org<br />

20.<br />

Wieting (2004): Raubbaupapier: APP, APRIL<br />

und das Ende des Regenwaldes in Sumatras<br />

Provinz Riau, Ergebnisse einer Robin Wood-Recherche.<br />

Hamburg


21.<br />

Wieting (2004): Raubbaupapier: APP, APRIL<br />

und das Ende des Regenwaldes in Sumatras<br />

Provinz Riau, Ergebnisse einer Robin Wood-<br />

Recherche. Hamburg<br />

22.<br />

WWF (2004): Zeit für die Sumatra-Elefanten<br />

läuft ab! http://www.wwf.de/presse/<br />

pressearchiv/artikel/01696/index.html<br />

23.<br />

Wieting (2004): Raubbaupapier: APP, APRIL<br />

und das Ende des Regenwaldes in Sumatras<br />

Provinz Riau, Ergebnisse einer Robin Wood-Recherche.<br />

Hamburg<br />

24.<br />

Glastra (2003): Elefantenwald im Ausverkauf.<br />

Die Vernichtung des Regenwaldes in der<br />

Region Tesso Nilo auf Sumatra und die Rolle<br />

europäischer Banken und Märkte. Herausgeber:<br />

WWF Deutschland, http://www.wwf.de/presse/<br />

pressearchiv/artikel/01124/<br />

25.<br />

WALHI, WWF (2005): Eyes on the forest. http://<br />

www.eyesontheforest.or.id<br />

26. APRIL 2002, Sustainability Report, http://<br />

www.aprilasia.com<br />

27.<br />

Matthew, E. et al. 2002: Paper Tiger, Hidden<br />

Dragons 2 - The forest destruction. Social conflict<br />

& financial crisis of Asia Pacific Resources<br />

International Holdings Ltd. (April) & the role<br />

of financial institutions and paper merchants.<br />

Friends of the Earth, 2002<br />

http://www.foe.co.uk/campaigns/corporates/<br />

case_studies/april/<br />

28.<br />

Matthew, E. et al. 2002: Paper Tiger, Hidden<br />

Dragons 2 - The forest destruction. Social conflict<br />

& financial crisis of Asia Pacific Resources<br />

International Holdings Ltd. (April) & the role<br />

of financial institutions and paper merchants.<br />

Friends of the Earth, 2002<br />

http://www.foe.co.uk/campaigns/corporates/<br />

case_studies/april/<br />

29.<br />

Matthew, E. et al. 2002: Paper Tiger, Hidden<br />

Dragons 2 - The forest destruction. Social conflict<br />

& financial crisis of Asia Pacific Resources<br />

International Holdings Ltd. (April) & the role of<br />

financial institutions and paper merchants.<br />

Friends of the Earth, 2002 http://www.foe.co.<br />

uk/campaigns/corporates/case_studies/april/<br />

30.<br />

Autor: Chris Lang, World Rainforest Movement,<br />

Oktober 2005, übersetzt von urgewald<br />

31.<br />

„Aracruz reports record profits, pulp production<br />

and sales in 4Q and full-year“, Aracruz<br />

press release, 14 January 2005. http://www.<br />

paperloop.com/db_area/archive/s_e/2004/<br />

4ths_e2004/4q03.html<br />

32.<br />

„Aracruz reports record profits, pulp production<br />

and sales in 4Q and full-year“, Aracruz<br />

press release, 14 January 2005. http://www.<br />

paperloop.com/db_area/archive/s_e/2004/<br />

4ths_e2004/4q03.html<br />

33.<br />

De’Nadai, Alacir, Winifridus Overbeek and Luiz<br />

Alberto Soares „Promises of Jobs and Destruction<br />

of Work: The case of Aracruz in Brazil“,<br />

World Rainforest Movement, May 2005, page 9.<br />

34.<br />

„Brazil: Proposed Investment in Aracruz<br />

Celulose S.A.“ International Finance Corporation,<br />

Project Number 23271, 28 October 2004,<br />

page 7.<br />

35.<br />

„Aracruz hints toward expansions as firm<br />

reveals hike in profits“, Paperloop, 11 October<br />

2005. http://www.paperloop.com/inside/<br />

s_e/3q05_key.html<br />

36.<br />

„Andrew Thompson: Chairman, Mondi Brazil„,<br />

Moneyweb, Africa News, AllAfrica Inc., 4<br />

October 2001. „David Hathorn: CEO, Mondi<br />

Europe“, Moneyweb, Africa News, AllAfrica<br />

Inc., 2 January 2002.<br />

37.<br />

De’Nadai, Alacir, Winifridus Overbeek, Luiz<br />

Alberto Soares (2005) „Promises of jobs and<br />

destruction of work: The case of Aracruz Cellulose<br />

in Brazil“, World Rainforest Movement,<br />

Uruguay, page 37.<br />

38.<br />

De’Nadai, Alacir, Winifridus Overbeek, Luiz<br />

Alberto Soares (2005) „Promises of jobs and<br />

destruction of work: The case of Aracruz Cellulose<br />

in Brazil“, World Rainforest Movement,<br />

Uruguay, page 37.<br />

39.<br />

Måns Andersson and Örjan Bartholdson<br />

Swedish Pulp in Brazil: The case of Veracel,<br />

Swedwatch, 2004, page 22.<br />

40.<br />

„Aracruz signs contract to acquire Riocell“,<br />

Aracruz press release, 30 May 2003. http://<br />

www.aracruz.com.br/en/imprensa/noticias/<br />

riocelleng.pdf<br />

41.<br />

Aracruz Annual Report 2004. http://www.<br />

aracruz.com.br/ra2004/en/ra_empresa.html<br />

42.<br />

E-mail to Chris Lang from Gabriel Dehon<br />

Rezende, Forest Improvement Manager at<br />

Aracruz, 23 July 2004.<br />

43.<br />

Ricardo Carrere and Larry Lohmann „Pulping<br />

the South: Industrial Tree Plantations and the<br />

World Paper Economy“, Zed Book and World<br />

Rainforest Movement, 1996, page 153.<br />

44.<br />

FASE Economic, Social, Cultural and Environmental<br />

Rights Violations in Eucalyptus<br />

Monoculture: Aracruz Celulose and the State<br />

of Espírito Santo, Vitória, Espírito Santo, 13<br />

August 2002, page 29.<br />

45.<br />

Ricardo Carrere and Larry Lohmann „Pulping<br />

the South: Industrial Tree Plantations and the<br />

World Paper Economy“, Zed Book and World<br />

Rainforest Movement, 1996, page 153.<br />

46.<br />

FASE Economic, Social, Cultural and Environmental<br />

Rights Violations in Eucalyptus<br />

Monoculture: Aracruz Celulose and the State<br />

of Espírito Santo, Vitória, Espírito Santo, 13<br />

August 2002, page 38.<br />

47.<br />

FASE Economic, Social, Cultural and Environmental<br />

Rights Violations in Eucalyptus<br />

Monoculture: Aracruz Celulose and the State<br />

of Espírito Santo, Vitória, Espírito Santo, 13<br />

August 2002, page 38.<br />

48.<br />

De’Nadai, Alacir, Winifridus Overbeek and Luiz<br />

Alberto Soares „Promises of Jobs and Destruction<br />

of Work: The case of Aracruz in Brazil“,<br />

World Rainforest Movement, May 2005, page<br />

23., page 26<br />

49.<br />

De´Nadai, Alcir, Winfried Overbeek and Luiz<br />

Alberto Soares „Promises of Jobs and destruction<br />

of Work: The case of Aracruz in Brasil“,<br />

World Rainforest Movement, May 2005, page 26<br />

50.<br />

Ricardo Carrere and Larry Lohmann „Pulping<br />

the South: Industrial Tree Plantations and the<br />

World Paper Economy“, Zed Book and World<br />

Rainforest Movement, 1996, page 149.<br />

51.<br />

Working Group 0783/94 of the National Foundation<br />

for the Indian (FUNAI), cited in Joao Roberto<br />

Costa da Souza and Paulo Machado Guimaraes<br />

International Campaign for the Extension and


Demarcation of the Indigenous Lands of the<br />

Tupinikim and Guarani, Executive Commission<br />

of the Tupinikim and Guarani and Conselho Indigenista<br />

Missionário CIMI East, August 1996.<br />

52.<br />

Our land, our freedom, open letter from the<br />

Tupinikim and Guarani Chiefs Committee,<br />

Tupinikim village of Irajá, February 28, 2005.<br />

http://www.carbontradewatch.org/news/<br />

aracruz.html<br />

53.<br />

Our land, our freedom, open letter from the<br />

Tupinikim and Guarani Chiefs Committee,<br />

Tupinikim village of Irajá, February 28, 2005.<br />

http://www.carbontradewatch.org/news/<br />

aracruz.html<br />

54.<br />

Struggle for the demarcation of the Tupinikim<br />

and Guarani lands continues: reconstruction of<br />

the village of Araribá, Alert against the Green<br />

Desert Network, 23 June 2005.<br />

55.<br />

„Aracruz and the Indian Question: Summary of<br />

Aracruz’s position“, Aracruz website: http://<br />

www.aracruz.com.br/web/en/aracruz/aracruz_posicionamento_sumario.htm<br />

56.<br />

Annual Report 2004, Celulosa Arauco y<br />

Constitución S.A., Santiago, May 2005.<br />

57.<br />

Best Latin credits can issue, EuroWeek,<br />

London, 15 April 2005.<br />

58.<br />

Mapuche Statement: www.wrm.org<br />

59.<br />

Human Rights Watch (2004): Undue process:<br />

terrorism trials, military courts, and the Mapuche<br />

in Southern Chile. http://hrw.org/english/<br />

docs/2004/10/26/chile9566.htm<br />

60.<br />

Die Ramsar-Konvention ist ein völkerrechtlicher<br />

Vertrag, der den Schutz sowie die nachhaltige<br />

Nutzung von Feuchtgebieten, insbesondere als<br />

Lebensraum für Wasser- und Watvögel, zum<br />

Inhalt hat. Das Übereinkommen wurde am 2. Februar<br />

1971 geschlossen und trat 1975 in Kraft.<br />

Derzeit unterstehen 1229 Feuchtgebiete weltweit<br />

dem Schutz des Ramsar-Abkommens. Zusammen<br />

erreichen sie eine Fläche von etwas<br />

mehr als 100 Mio. Hektar, das entspricht der<br />

Größe Portugals.<br />

61.<br />

Chris Lang, World Rainforest Movement,<br />

Oktober 2005, übersetzt von urgewald<br />

62.<br />

„Message From David Hathorn, CEO Of The<br />

Mondi Group“, Mondi web-site: http://www.<br />

mondi.co.za/default_news.htm accessed 6<br />

October 2005.<br />

63.<br />

„Get the balance sheet right“, Pulp and Paper<br />

International, September 2005.<br />

64.<br />

„Message From David Hathorn, CEO Of The<br />

Mondi Group“, Mondi web-site: http://www.<br />

mondi.co.za/default_news.htm accessed 6<br />

October 2005.<br />

65.<br />

„Message From David Hathorn, CEO Of The<br />

Mondi Group“, Mondi web-site: http://www.<br />

mondi.co.za/default_news.htm accessed 6<br />

October 2005.<br />

66.<br />

„Paper and Packaging overview“,<br />

Anglo American website:<br />

http://www.angloamerican.co.uk/article/<br />

?afw_source_key=CAA4666A-55BD-4CDF-<br />

8543-B861F032DDDC&xsl_menu_parent=/<br />

ourbusiness/thebusinesses/paper/ accessed<br />

6 October 2005.<br />

67.<br />

„Paper and Packaging overview“,<br />

Anglo American website:<br />

http://www.angloamerican.co.uk/article/<br />

?afw_source_key=CAA4666A-55BD-4CDF-<br />

8543-B861F032DDDC&xsl_menu_parent=/<br />

ourbusiness/thebusinesses/paper/ accessed<br />

6 October 2005.<br />

68.<br />

„FSC Certified Forests“, Forest Stewardship<br />

Council, 13 September 2005: / http://www.<br />

fsc.org/keepout/en/content_areas/92/1/files/<br />

ABU_REP_70_2005_09_13_FSC_certified_forests.pdf<br />

accessed 6 October 2005.<br />

69.<br />

„Message From David Hathorn, CEO Of The<br />

Mondi Group“, Mondi web-site: http://www.<br />

mondi.co.za/default_news.htm accessed 6<br />

October 2005.<br />

70.<br />

Jeanette Clarke and Moenieba Isaacs „What<br />

role for forestry in reducing poverty in South<br />

Africa?“, May 2004. Available on (but not<br />

published by WRM) the World Rainforest<br />

Movement web-site: http://www.wrm.org.<br />

uy/countries/SouthAfrica/Final_Report.pdf<br />

accessed 6 October 2005.<br />

71.<br />

Jeanette Clarke and Moenieba Isaacs „What<br />

role for forestry in reducing poverty in South<br />

Africa?“, May 2004. Available on (but not<br />

published by WRM) the World Rainforest<br />

Movement web-site: http://www.wrm.org.<br />

uy/countries/SouthAfrica/Final_Report.pdf<br />

accessed 6 October 2005.<br />

72.<br />

„What is the Mondi Wetlands Project“,<br />

Mondi Wetlands Project web-site: http://www.<br />

wetland.org.za/whatismwp.htm accessed 6<br />

October 2005.<br />

73.<br />

Wally Menne, „South Africa: Pulping people<br />

and places“, WRM Bulletin 83, June 2004:<br />

http://www.wrm.org.uy/bulletin/83/SouthAfrica.html<br />

accessed 6 October 2005.<br />

74.<br />

Recorded by Chris Lang, present at the meeting<br />

on 5 November 2005 at the Hotel Paradiso<br />

in Mtubatuba. The quotations are based on a<br />

translation of what villagers said during the<br />

meeting.<br />

75.<br />

Wally Menne, „South Africa: Pulping people<br />

and places“, WRM Bulletin 83, June 2004:<br />

http://www.wrm.org.uy/bulletin/83/SouthAfrica.html<br />

accessed 6 October 2005.<br />

76.<br />

„Mondi to Push for Multifuel Boiler“, Business<br />

Day (South Africa), 11 July 2003.<br />

77.<br />

Bongani Mthethwa „Opposition mounts<br />

against Mondi incinerator plan“, Sunday Times<br />

(South Africa), 20 June 2004.<br />

78.<br />

„DBN pollution, Deputy environ minister<br />

tours“, South African Press Association, 13<br />

March 2003.<br />

79.<br />

In 2004 net profit of Arkhangelsk PPM<br />

amounted to 472,1 mln. rub., Press release<br />

Arkhangelsk Pulp & Paper Mill, Novodvinsk, 7<br />

april 2005; Website Arkhangelsk Pulp & Paper<br />

Mill (en.appm.ru), Viewed in June 2005.<br />

80.<br />

www.greenpeace.de, Stand Juni 2005,<br />

81.<br />

In 2004 net profit of Arkhangelsk PPM<br />

amounted to 472,1 mln. rub., Press release<br />

Arkhangelsk Pulp & Paper Mill, Novodvinsk, 7<br />

april 2005; Website Arkhangelsk Pulp & Paper<br />

Mill (en.appm.ru), Viewed in June 2005.


82.<br />

http://www.forest.ru/eng/problems<br />

companies-list.html, Stand Mai 2005<br />

83.<br />

Greenpeace Deutschland: mündliche<br />

Mitteilung November 2005<br />

84.<br />

Website Ilim Pulp (www.papermills.ru),<br />

Viewed in June 2005.<br />

85.<br />

Website Ilim Pulp (www.papermills.ru),<br />

Viewed in June 2005.<br />

86.<br />

http://www.forest.ru/eng/problems/<br />

companies-list.html, Stand Mai 2005<br />

87.<br />

http://www.forest.ru/eng/problems/<br />

companies-list.html, Stand November 2005<br />

88.<br />

Chris Lang, World Rainforest Movement,<br />

Oktober 2005, übersetzt von urgewald<br />

89.<br />

„Corporate Overview“, Gunns web-site: http://<br />

www.gunns.com.au/corporate/profile.html.<br />

90.<br />

„Gunns Limited Annual Report 2004“, Gunns<br />

web-site http://www.gunns.com.au/corporate/download/GunnsAnnualReport2004.pdf.<br />

91.<br />

„Gunns Limited Annual Report 2004“, Gunns<br />

web-site http://www.gunns.com.au/corporate/download/GunnsAnnualReport2004.pdf.<br />

92.<br />

„Lords of the Forests“, Australian Broadcasting<br />

Corporation, Four Corners, 16 February<br />

2004. http://www.abc.net.au/4corners/<br />

content/2004/s1132778.htm.<br />

93.<br />

Gunns Limited: Australia’s Biggest Destroyer<br />

of Native Forests“, Wilderness society website:<br />

http://www.wilderness.org.au/<br />

campaigns/corporate/gunns/whatisgunn/<br />

94.<br />

„Gunns issues details of revised pulp mill<br />

plan“, Paperloop, 20 June 2005. http://www.<br />

paperloop.com/db_area/archive/<br />

pponews/2005/wk06_20_2005/20_key.html<br />

95.<br />

„Gunns replaces Tasmanian pulp mill proposal“,<br />

Paperloop, 29 August 2005: http://www.<br />

paperloop.com/inside/stories/wk08_29_<br />

2005/04_key.html<br />

96.<br />

„Gunns issues details of revised pulp mill<br />

plan“, Paperloop, 20 June 2005. http://www.<br />

paperloop.com/db_area/archive/pponews/2005/wk06_20_2005/20_key.html.<br />

97.<br />

Rosser, Brenda (2005) „Australia: Health in<br />

Tasmania gravely affected by pesticide use in<br />

tree monocultures“, World Rainforest Movement<br />

Bulletin 97, August 2005.<br />

http://www.wrm.org.uy/bulletin/97/<br />

Plantations.html#Australia.<br />

98.<br />

„Interview with David Leaman“, by Australian<br />

Broadcasting Corporation reporter Ticky<br />

Fullerton, 21 January 2004.<br />

http://www.abc.net.au/4corners/<br />

content/2004/s1133699.htm<br />

99.<br />

„Gunns sues The Wilderness Society“,<br />

Wilderness Society web-site:<br />

http://www.wilderness.org.au/campaigns/<br />

forests/gunns_sues_tws/<br />

100.<br />

Lahey, Kate (2005) „Gunns ordered to pay<br />

costs“, The Mercury (Hobart), 18 August 2005.<br />

http://www.themercury.news.com.au/<br />

printpage/0,5942,16298392,00.html<br />

101.<br />

„Fate of forests in Federal Government hands“,<br />

Wilderness Society web-site: http://www.<br />

wilderness.org.au/campaigns/forests/tasmania/gunns_proposed_pulp_mill/second_<br />

proposal/<br />

102.<br />

Rund 80% des eingeschlagenen Holzes in<br />

Indonesien stammt aus Regenwäldern, bisher<br />

nur etwa 20% aus Plantagen. Gemäß dieser<br />

Relation wurden die Importe an Papier und<br />

Zellstoff aufgeteilt.<br />

103.<br />

Rund 80% des eingeschlagenen Holzes in<br />

Indonesien stammt aus Regenwäldern, bisher<br />

nur etwa 20% aus Plantagen. Gemäß dieser<br />

Relation wurden die Importe an Papier und<br />

Zellstoff aufgeteilt.<br />

104.<br />

hier wurden alle Wälder (Urwälder, Sekundärwälder,<br />

Forste) mit Ausnahme von schnellwüchsigen<br />

Plantagen zusammengefasst<br />

B.<br />

Waldbezogene<br />

Entwicklungspolitik<br />

auf dem Prüfstand<br />

1.<br />

BMZ 2005: Zwölfter Bericht zur Entwicklungspolitik<br />

der Bundesregierung, BMZ Materialien<br />

131, Berlin<br />

2.<br />

BMZ 2005: Fortschrittsbericht zur deutschen<br />

bilateralen Entwicklungszusammenarbeit im<br />

Waldsektor, BMZ Materialien 142<br />

3.<br />

Bundestagsdrucksache 15/5075 vom<br />

11.03.2005: Auswirkung der Zerstörung von<br />

tropischen Regenwäldern auf das weltweite<br />

Klima<br />

4.<br />

Forest Trends Fact Sheet 2004: Finance for<br />

Conservation,<br />

www.forest-trends.org/documents/press/<br />

Finance%20for%20Conservation.pdf<br />

5.<br />

BMZ: Sektorkonzept Wald und nachhaltige<br />

Entwicklung. BMZ-Konzepte Nr. 121. Bonn 2002<br />

6.<br />

GTZ: Fachliche Leitlinien Wald und nachhaltige<br />

Entwicklung, Stand 27.7.04<br />

www.gtz.de/de/dokumente/de-072-fachleitlinie-wald-2002.pdf<br />

7.<br />

Die Bundesministerin für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit Heidemarie Wieczorek-Zeul<br />

im Vorwort zu BMZ 2004: Nationale Waldprogramme<br />

– Instrumente für eine bessere Politikgestaltung<br />

im Waldsektor?, BMZ Materialien 133<br />

8.<br />

Global Witness 2002: Deforestation without<br />

Limits – How the Cambodian government failed<br />

to tackle the untouchables<br />

9.<br />

Die meisten Berichte finden sich unter www.<br />

globalwitness.org


10.<br />

Global Witness 2004: Taking a Cut - Institutionalised<br />

Corruption and Illegal Logging in<br />

Cambodia’s Aural Wildlife Sanctuary<br />

11.<br />

siehe 2<br />

12.<br />

GTZ 2002: Projektevaluierung KV Nationale<br />

Ressourcenschutzstrategie, Paraguay<br />

13.<br />

Sobrevivencia 2005: Paraguay - Deforestation<br />

Zero Law in the Eastern Region, in World<br />

Rainforest Movement Bulletin No. 92<br />

14.<br />

BMZ 2005: Fortschrittsbericht zur deutschen<br />

bilateralen Entwicklungszusammenarbeit im<br />

Waldsektor, BMZ Materialien 142<br />

15.<br />

siehe 14<br />

16.<br />

weiter Informationen auf der Homepage des<br />

MFP: www.mfp.or.id<br />

17.<br />

Multistakeholder Forestry Programme:<br />

Achievements after 2 _ years implementation,<br />

August 2003, www.mfp.or.id/new/overallprog.<br />

pdf<br />

18.<br />

BMZ 2005: Fortschrittsbericht zur deutschen<br />

bilateralen Entwicklungszusammenarbeit im<br />

Waldsektor, BMZ Materialien 142<br />

19.<br />

Lang, Chris 2002: The Pulp Invasion – The<br />

International Pulp and Paper Industry in the<br />

Mekong Region, World Rainforest Movement<br />

20.<br />

Ha Van Hung 2003: Presentation of Afforestation<br />

Programs of German Financial Cooperation<br />

with Vietnam, GFA – Terra Systems, Hanoi<br />

21.<br />

Kreditanstalt für Wiederaufbau 2004:<br />

Schlussprüfung Naturressourcenschutz Santa<br />

Cruz, Bolivien, www.kfw-entwicklungsbank.<br />

de/DE/Evaluierung/Schlussprf90/Schlussprf.jsp<br />

22.<br />

International Advisory Group (IAG) 2004: The<br />

Sustainable BR-163 Plan within the Framework<br />

of Government Policies for the Amazon, Report<br />

on the 21st Meeting, Brasilia - www.fu-berlin.<br />

de/lai/studium/w0405/IAGReportAug2004-<br />

Engl.pdf<br />

23.<br />

siehe 23<br />

24.<br />

Instituto Socioambiental 2005: Sistema de<br />

Licenciamento Ambiental em Propriedades<br />

Rurais do Estado do Mato Grosso: análise<br />

de lições na sua implementação – Studie im<br />

Auftrag des brasilianischen Umweltministeriums<br />

für das Monitoringprogramm des PPG7<br />

25.<br />

Silva, Marina 2004: Unprecedented Opportunity,<br />

in Our Planet, UNEP, Volume 15 No. 20<br />

26.<br />

International Advisory Group (IAG) 2004:<br />

O Plano BR-163 Sustentável no quadro das<br />

políticas governamentais para Amazônia:<br />

Evolução e Tendências, Relatório da 22. Reunião,<br />

Brasilia<br />

27.<br />

PPP in Zahlen: www.gtz.de/de/<br />

leistungsangebote/2669.htm<br />

28.<br />

Greenpeace, 2005: Greenpeace Report on<br />

the Site Visit to CIB in Congobrazzaville,<br />

December 2004 - www.greenpeace.de/<br />

themen/waelder/urwaelder_afrikas/<br />

29.<br />

BMZ 2003: Evaluierung des Public-Private-<br />

Partnership Projektes Nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />

der Wälder im Nordkongo<br />

- www.bmz.de/de/erfolg/instrumente/<br />

CIBdeutsch_WDEndversion.pdf<br />

30.<br />

siehe 28<br />

31.<br />

873.000 Euro als Zuschuss von FFEM (Fonds<br />

Français pour l‘Environnement Mondial) und<br />

ein Kredit über 1,3 Mio. Euro von AFD (Agence<br />

Française de Développement)<br />

32.<br />

GDHolz 2005: Geschäftsbericht 2004<br />

33.<br />

Welthungerhilfe, Terre des Hommes 2004: Die<br />

Wirklichkeit der Entwicklungshilfe, 12. Bericht<br />

2003/2004<br />

34.<br />

zahlreiche Beispiele finden sich in World Rainforest<br />

Movement und andere 2005: Broken<br />

Promises – How World Bank Group policies<br />

and practices fail to protect forests and forest<br />

peoples´ rights, www.rainforestfoundationuk.<br />

org/s-Broken%20Promises<br />

35.<br />

World Bank, Democratic Republik of Congo,<br />

Mission de Suivi Sectoriel, 1-12 July, 2003<br />

36.<br />

World Bank, Technical Annex for a Proposed<br />

Grant in the Amount of SDR 117 million (US$164<br />

million equivalent) and Proposed Credit in the<br />

Amount of SDR 35.7 million) (US$50 million<br />

equivalent) to the Democratic Republic of<br />

Congo for an Emergency Economic and Social<br />

Reunification Support Project, August 14,<br />

2003, Washington DC<br />

37.<br />

ARD 2003: Conflict Timber - Dimensions of the<br />

Problem in Asia and Africa, Volume III, African<br />

Cases, USAID/ARD, Burlington, USA<br />

38.<br />

Rainforest Foundation Briefing Paper 2004:<br />

New Threats to the Forests and Forest Peoples<br />

of the Democratic Republic of Congo, London<br />

39.<br />

Joint Declaration of International NGOs Working<br />

for the Sustainable Management of the<br />

DRC’s Forest Ecosystems’, Kinshasa, November<br />

2004, www.rainforestfoundationuk.org/<br />

s-Int.%20NGO%20statement%20Nov%202004<br />

40.<br />

GFA Consulting Group 2005: Review of Strategic<br />

Forest Management Plans Prepared by<br />

Concession Companies Operating in Cambodia,<br />

http://siteresources.worldbank.org/<br />

INTCAMBODIA/Resources/Review-SFMP-<br />

Cambodia-2005.pdf<br />

41.<br />

http://web.worldbank.org/WBSITE/EXTER-<br />

NAL/EXTINSPECTIONPANEL/0,,contentMDK:<br />

20474031~menuPK:64129469~pagePK:64129<br />

751~piPK:64128378~theSitePK:380794,00.html<br />

42.<br />

Hierbei handelt es sich um die Nachfahren der<br />

schwarzen Sklaven, die über ein in der Brasilianischen<br />

Verfassung verbrieftes Recht auf das<br />

von ihnen genutzte Land verfügen.<br />

43.<br />

Laurance et al. 2004: Deforestation in Amazonia,<br />

Science 304: 1109-1111<br />

44.<br />

CAO Audit of IFC’s Environmental and Social<br />

Categorization of the Amaggi Expansion<br />

Project, Final Report, May 2005, Office of the<br />

Compliance Advisor/Ombudsman (CAO), International<br />

Finance Corporation<br />

45.<br />

Weltbank: Pollution Prevention and Abatement<br />

Handbook, Pulp and Paper mills, July 1998


46.<br />

Beschwerde des Centro de Derechos Humanos<br />

y Ambiente (CEDHA) beim Compliance Advisor/Ombudsman<br />

der International Finance<br />

Corporation (Kontakt: Jorge Daniel Taillant:<br />

daniel@cedha.org.ar) Weitere Informationen<br />

über die Projekte 23681 (ENCE) und 23817<br />

(Botnia)finden sich auf der Website des IFC<br />

(www.ifc.org)<br />

47.<br />

EC Development Policy Statement, 2000<br />

- http://europa.eu.int/comm/development/<br />

body/legislation/docs/council_statement.pdf<br />

48.<br />

Vorschlag für eine gemeinsame Erklärung des<br />

Rates, des Europäischen Parlaments und der<br />

Kommission: Die Entwicklungspolitik der Europäischen<br />

Union, „Der Europäische Konsens“,<br />

KOM (2005) 311 endg. vom 13.7.2005<br />

49.<br />

EuropeAid 2004: Annual Report 2004 on the<br />

European Community´s development policies<br />

and external assistance, Brüssel<br />

50.<br />

Die Cotonou-Vereinbarung wurde im Juni 2000<br />

unterzeichnet und ist das Nachfolgeinstrument<br />

der Lomé-Konvention. Sie regelt die besondere<br />

Zusammenarbeit der EU mit den AKP Staaten.<br />

100<br />

51.<br />

Communication from the Commission to the<br />

Council and the European Parliament (89/c<br />

264/01): The conservation of tropical forests:<br />

the role of the Community, 16.10.1989<br />

52.<br />

Communication from the Commission to<br />

the Council and the European Parliament<br />

COM(1999)554: Forests and Development: the<br />

EC approach<br />

53.<br />

Website der Tropenwald-Budgetlinie: http://<br />

europa.eu.int/comm/development/body/<br />

theme/forest/bl_forest_en.htm<br />

54.<br />

Brasilien, Costa Rica, Gabun, Indonesien, Kambodscha,<br />

Kamerun, Madagaskar und Vietnam<br />

55.<br />

Belize, Brasilien, Gabun, Kamerun, Kenia und<br />

Uganda<br />

56.<br />

DRN et al. 2004: Evaluation of the Environment<br />

and Forest Regulations 2493/2000 and<br />

2494/2000, Evaluation for the European Commission,<br />

Nov. 2004<br />

57.<br />

Europäische Kommission 2004: National Indicative<br />

Programme 2005-2006, Indonesia<br />

58.<br />

Telapak – FERN 2004: Aid Trace in the Forests<br />

– Reviewing EC Development Aid Scheme in<br />

the Forest Sector in Indonesia – Case Study<br />

South Kalimantan Production Forest Project,<br />

Bogor<br />

59.<br />

APRODEV 2002: Rapid survey of 40 ACP<br />

Country Support Strategies, Brüssel<br />

60.<br />

FERN 2002: Forests at the edge – a review od<br />

EC aid spending, Brüssel


C.<br />

Deutsche Waldpolitik –<br />

Vom Nationalen Waldprogramm<br />

zum Urwaldschutzgesetz<br />

1.<br />

Hessisches Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft<br />

und Forsten 1994: Nutzen des Waldes<br />

für die Gesellschaft - Leistungen der Waldbewirtschaftung<br />

in Hessen<br />

2.<br />

BUWAL und Eidg. Forschungsanstalt für Wald,<br />

Schnee und Landschaft (WSL) 2005: Waldbericht<br />

2005. Zahlen und Fakten zum Zustand des<br />

Schweizer Waldes<br />

3.<br />

bis 2001 BML: Bundesministerium für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Forsten 2001 bis 2005 BMVEL:<br />

Bundesministerium für Verbraucherschutz,<br />

Ernährung und Landwirtschaft ab 2005: BMELV:<br />

Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Verbraucherschutz.Im Folgenden wird die Bezeichnung<br />

Bundeslandwirtschaftsministerium und<br />

die heute gültige Abkürzung BMELV verwendet.<br />

4.<br />

Im folgenden wird der Begriff ”Nationales Waldprogramm<br />

Deutschland” verwendet, auch wenn<br />

über die erste Phase berichtet wird. Details zum<br />

NWP-Prozess sind über www.nwp-online.de<br />

erhältlich. Dort finden sich, gegliedert nach den<br />

Runden Tischen, alle offiziellen Stellungnahmen,<br />

Diskussionspapiere und Ergebnisse der Runden<br />

Tische.<br />

5.<br />

Die Ergebnisse der ersten und zweiten Phase des<br />

NWP sowie Informationen zum Monitoringprozess<br />

finden sich unter www.nwp-online.de<br />

101<br />

6.<br />

WWF-UK 2005: Failing the Forests, Europe´s illegal<br />

Timber Trade, http://assets.panda.org/<br />

downloads/failingforests.pdf<br />

7.<br />

FAO 2005: State of the World´s Forests, Rom<br />

8.<br />

Council Regulation (EC) No. 2173/2005 of 20<br />

December 2005 on the establishment of a FLEGT<br />

licensing scheme for timber imports into the<br />

European Community, http://europa.eu.int/<br />

eur-lex/lex/LexUriServ/site/en/oj/2005/l_347/<br />

l_34720051230en00010006.pdf<br />

9.<br />

Richtlinie 2004/18/EG des Europäischen Parlaments<br />

und des Rates vom 31.März 2004 über die<br />

Koordinierung von Verfahren zur Vergabe öffentlicher<br />

Bauaufträge, Lieferaufträge und Dienstleistungsaufträge<br />

10.<br />

siehe 6


Herausgeber: urgewald e.V.<br />

<strong>ARA</strong> e.V.<br />

Von Galen Str. 4<br />

48336 Sassenberg<br />

02583/1031<br />

www.urgewald.de<br />

lydia@urgewald.de<br />

Redaktion: Heffa Schücking, Jürgen Wolters, Wolfgang Kuhlmann,<br />

Lydia Bartz, Barbara Happe<br />

10<br />

Gestaltung: punkt orange, Sabine Benz, Köln, www.punktorange.de<br />

Druck: Darpe Industriedruck GmbH & Co KG, Warendorf<br />

Hinweis: Diese Broschüre wurde gedruckt auf der Papiersorte „Cyclus Print“<br />

aus 100% Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel<br />

Diese Studie wird gefördert durch Projektmittel von der Nordrhein Westfälischen<br />

Stiftung für Umwelt und Entwicklung, dem Evangelischen Entwicklungsdienst,<br />

dem Forum Umwelt & Entwicklung und der grassroots<br />

Foundation<br />

Januar 2006<br />

Arbeitsgemeinschaft<br />

Regenwald<br />

und Artenschutz<br />

August Bebel Str. 16-18<br />

33602 Bielefeld<br />

Tel 0521 – 6 59 43<br />

Fax 0521 – 6 49 75<br />

www.araonline.de<br />

ara@araonline.de<br />

Forum Umwelt &<br />

Entwicklung<br />

Am Michaelshof 8-10<br />

53177 Bonn<br />

Tel.: 0228/35 97 04<br />

Fax: 0228/923 993 56<br />

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