19.10.2012 Aufrufe

APR Ausgabe 11+12 1997

APR Ausgabe 11+12 1997

APR Ausgabe 11+12 1997

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

20. März <strong>1997</strong><br />

11/12<br />

D 1096<br />

4 x im Monat<br />

ALLGEMEINE<br />

PAPIER-RUNDSCHAU


Asien:<br />

Nicht wenige in der Industrie schauen gespannt - mancher vielleicht<br />

gebannt wie das Häschen auf die Schlange - nach Asien und insbesondere<br />

auf die Länder China, Indien und Indonesien. Die größte<br />

Faszination dieser Märkte ergibt sich daraus, daß der Papierverbrauch<br />

in diesen Ländern noch bei ca. 1/10 oder darunter im Vergleich<br />

zum europäischen liegt. Steigender Konsum ergibt sich quasi automatisch<br />

mit der schnellen Verbesserung der Lebenssituation der Menschen.An<br />

diesem rasant wachsenden Kuchen möchten Europäer, aber<br />

auch die US-Amerikaner oder Japaner teilhaben.Es verwundert denn<br />

auch nicht, wenn der kanadische Verband der Papierindustrie berechnet,daß<br />

der in absoluten Zahlen höchste Zuwachs an produziertem Papier<br />

von 1995 bis 1998 in Asien und im Pazifik stattfinden wird, und<br />

eben nicht in Europa oder Amerika. Alleine im Zeitungsdruckpapier-<br />

Bereich wird die Tonnage dort um 1,5 Mio. t (innerhalb von drei Jahren)<br />

steigen. Heute noch exportieren die großen Papierkonzerne gewisse<br />

Mengen in diese Region. Vor kurzem warnte allerdings CEPI-<br />

Präsident Lars-Åke Helgesson davor, daß sich Südostasien in wenigen<br />

Jahren selbst mit holzfreiem Papier versorgen werde und damit die<br />

europäischen Exporte in diese Region kaum noch durchführbar seien.<br />

So sollen z. B. allein in Indonesien in den nächsten Jahren 16 Papierfabriken<br />

mit einer Kapazität von ca. 4 Mio. t Papier errichtet werden.<br />

Langfristig sollen bis zum Jahr 2005 die Produktionskapazitäten dort<br />

von derzeit ca. 3 Mio. t auf 10,5 Mio. t mehr als verdreifacht werden.<br />

Ob diese neuen Kapazitäten dann auch dazu genutzt werden, den Europäern<br />

Konkurrenz zu machen, bleibt abzuwarten, Lars-Åke Helgesson<br />

jedenfalls rechnet nicht damit.<br />

VDP-Präsident Hans-Michael Gallenkamp widmete denn auch bei<br />

der letzten Jahrespressekonferenz des Verbandes dem Thema Asien<br />

überaus breiten Raum.Nach seinen Worten kann zur Zeit in dieser Region<br />

durchaus von einem Wirtschaftswunder gesprochen werden. Im<br />

nächsten Jahrzehnt würde das addierte Sozialprodukt Chinas, Japans<br />

und der vier kleinen „Drachen“-Staaten sowie der Asien-Staaten<br />

massiv steigen. Mittlerweile sei Japan nach den USA der zweitgrößte<br />

Papiererzeuger der Welt,und der absolute Verbrauchszuwachs liege in<br />

dieser Region seit 1980 sogar ohne Japan mit 35 Mio. t höher als in Europa<br />

oder den USA, die jeweils 25 Mio. t Verbrauchszuwachs aufweisen<br />

können. Derzeit gehen erst 3% der Exporte der deutschen Papier-<br />

EDITORIAL<br />

Markt der Zukunft?<br />

industrie in die Region Asien, und nur wenige deutsche Papierunternehmen<br />

haben bislang dort Investitionen getätigt. Eine Ausnahme ist<br />

z. B. die Fa. Glatz, die vor allem Zigarettenpapiere herstellt und ein<br />

Joint-venture in China betreibt. Nach den Worten von Gallenkamp ist<br />

es zu bezweifeln, daß der erwartete Verbrauchszuwachs in absehbarer<br />

Zeit durch neue Kapazitäten in Südostasien vollständig gedeckt werden<br />

kann. Bis auf weiteres werde gerade in den Ländern Südostasiens<br />

ein Importbedarf bestehen, den es zu nutzen gelte. Es gehe auch darum,<br />

in diesen Ländern Joint-ventures zu etablieren und Direktinvestitionen<br />

zu tätigen.<br />

In China oder Indonesien Fuß zu fassen, ist, wie gerade Maschinenhersteller<br />

auch aus der Papierverarbeitungs- und -erzeugungsbranche<br />

längst wissen, alles andere als einfach. Dabei spielen weniger<br />

höhere Preise der europäischen Firmen eine bedeutsame Rolle als<br />

vielmehr entscheidende kulturelle, ethische Unterschiede und auch<br />

gänzlich andere Wertvorstellungen, die für Europäer oft nicht verständlich<br />

sind. Mit ihrem wirtschaftlichen Aufstieg haben z. B. Indonesier<br />

und Malaysier begonnen, die Besonderheit ihrer Kultur zu betonen,<br />

und gar mancher preist die Überlegenheit der eigenen Werte<br />

und Lebensweisen gegenüber denen des Westens und anderer Gesellschaften.<br />

Fachleute sprechen davon, daß in diesen Ländern eine kulturelle<br />

Renaissance im Gange sei. Vielfach vorherrschend in diesen<br />

Kulturen ist ein konfuzianisches Wertesystem, das zunächst Sparsamkeit,<br />

Familiensinn, Arbeit und Disziplin betont. (All diese Tugenden<br />

können Deutsche in der Regel noch gut nachvollziehen.) Genauso<br />

wichtig sind allerdings die Ablehnung des Individualismus, ein genereller<br />

Glaube an Autoritäten und ein begrenzter Sinn für Demokratien.<br />

All dies ist Europäern in der Regel eherfremd. Zyniker mögen nun<br />

einwerfen, auch Sparsamkeit, Arbeitssinn und Disziplin seien im<br />

Schwinden begriffen.<br />

Der Leser kann entgegnen: Was soll’s; wenn eine Firma Geschäfte<br />

machen will, ist es egal, auf welcher Wertgrundlage sie dies tue. Daß<br />

sich die europäische Industrie insgesamt und auch die Papierindustrie<br />

schwertut,in Asien Fuß zu fassen,ist jedenfalls eine Tatsache,die<br />

sich auch durch viele Fakten belegen läßt. Ein Land wie China etwa<br />

wäre gut für riesige Mengen importierter Papiere, solange die Regierung<br />

bereit ist, hierfür Devisen bereitzustellen. Werden – wie in der<br />

243 11–12/97


11–12/97 244<br />

INHALT<br />

EDITORIAL · NEUES IN KÜRZE UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />

Asien: Markt der Zukunft 243<br />

Personalia 246<br />

Handelsregister 246<br />

Kurznachrichten aus aller Welt 246<br />

Preisindex verschiedener Altpapiere 246<br />

Von links: Herman-Hartmut Weyel (Mainzer<br />

OB + Präsident der G.-G.), Helma Kurz, Hannetraud<br />

Schultheiß (Vizepräsidentin G.-G.) und Wolfgang<br />

C.-O. Kurz.<br />

Im Gespräch: Arndt Klippgen (links) und Gerhard<br />

Brucker.<br />

Gedruckt auf nopaCoat matt, zweiseitig doppelt gestrichenes<br />

Bilderdruckpapier der Nordland Papier AG, Dörpen/Ems –<br />

Umschlag: 200 g/m 2<br />

, Innenteil: 115 g/m 2<br />

.<br />

„Die oft unterstellte Stärke in der Nachfragezyklizität<br />

gab es nicht!” Interview mit Arndt Klippgen 248<br />

Preisindex verschiedener ungestrichener Papiersorten 256<br />

Papierindustrie 1996: Im Schnitt nichts verdient 256<br />

Wolfgang C.-O. Kurz zum Senator ernannt 258<br />

MD Papier verliert ein Viertel des Umsatzes 258<br />

Zweifel am „Standort Frankreich” 260<br />

Preisindex verschieder gestrichener Papiere 266<br />

Preisindex verschiedener Papierwaren 268<br />

Theis empfiehlt Direktübertragung von Bestelldaten 268<br />

Zehn Jahre Technische Textilien Lörrach 268<br />

Schrifttum 268<br />

Kanada: Cascades trotz Gewinnrückgang zufrieden 269<br />

PAPIERERZEUGUNG<br />

Weiterbildungsangebot zum Thema Schneiden<br />

Das neue Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz in<br />

seiner aktuellen Bedeutung für die deutsche Zellstoff-<br />

270<br />

und Papierindustrie (Fortsetzung aus apr 9/97)<br />

Kontinuierliche Herstellung von Suspensionen bei der<br />

270<br />

Papierproduktion<br />

Vorläufiges Vortragsprogramm der 26. EUCEPA-<br />

Konferenz in Verbindung mit der Zellcheming-Konferenz<br />

271<br />

und der Expo ’97 272<br />

Nachrichten aus der PTS 274<br />

Firmen berichten aus Papiererzeugung und -verarbeitung 274<br />

Spannungsregelung in der Papierindustrie 275<br />

Neues vom Kreislaufwirtschaftsgesetz 276<br />

Impressum 278<br />

MoDo Paper Husum nach ISO 14001 zertifiziert 279<br />

Firmen berichten aus Papiererzeugung und -verarbeitung 279


Ob Frankreichs Papierindustrie<br />

mit diesem Gefährt die<br />

Wende zu einem besseren<br />

Jahresbeginn <strong>1997</strong> schafft?<br />

(Gesehen von unserem Korrespondenten<br />

bei einem<br />

Werksbesuch im Norden<br />

des Landes.)<br />

Arndt Klippgen<br />

Fa. Deublin: Stationäres<br />

Siphon System Delta Sint.<br />

LEADING ARTICLE & NEWS IN BRIEF<br />

Asia: The future market? 243<br />

Personals news 246<br />

Trade Register 246<br />

A news round-up from around the world 246<br />

Price index of various waste paper grades 246<br />

COMPANIES – MARKETS – PRODUKTS<br />

„The strength which was often assumed to the<br />

demand cyclicity did not exist!„ Interview with<br />

Arndt Klippgen 248<br />

Price index of various uncoated paper grades 256<br />

Paper industry 1996: On an average no gains 256<br />

Wolfgang C.-O. Kurz was appointed as senator 258<br />

MD Papier loses a quarter of sales 258<br />

Doubts about the ”Location France” 260<br />

Price index of various uncoated paper grades 266<br />

Price index of various stationeries 268<br />

Theis recommends direct transfer of order data 268<br />

10 years of Technische Textilien Lörrach 268<br />

Literature 268<br />

Canada: Cascade satisfied in spite of drop in profits 269<br />

PAPERMAKING<br />

Possibilities for further education: Cutting<br />

The current impact of the new circulation economyand<br />

waste law the German pulp and paper industry<br />

270<br />

(continued from apr 9/97)<br />

Continuous production of suspension in the paper<br />

270<br />

production<br />

Provisional programme of lectures of the 26th<br />

EUCEPA Conference in connection with the<br />

271<br />

Zellcheming Conference and the Expo ’97 272<br />

News from PTS<br />

Companies are reporting on papermaking and<br />

274<br />

converting 274<br />

Tension control in the paper industry 275<br />

News from the circulation economy law 276<br />

Impressum 278<br />

MoDo Paper Husum receives ISO 14001 Certificate<br />

Companies are reporting on papermaking and<br />

279<br />

converting 279<br />

245 11–12/97


Vergangenheit – hierfür jedoch Mittel plötzlich nicht mehr zur Verfügung<br />

gestellt, sind kontinuierliche Geschäftsbeziehungen – und<br />

gerade an diesen sind die Europäer besonders interessiert – in Frage<br />

gestellt, und Verunsicherung greift um sich. Dementsprechend<br />

hoch im Kurs stehen momentan Managerkurse,die den Teilnehmern<br />

vermitteln sollen, wie sie Land und Leute besser verstehen können.<br />

Dabei geht es weniger um Sprachprobleme als um kulturelle. Die<br />

Deutschen sind hier gegenüber anderen Europäern vielleicht inso-<br />

11–12/97 246<br />

EDITORIAL UND NEUES IN KÜRZE<br />

PERSONALIA HANDELSREGISTER<br />

Zum neuen Chef der Södra-<br />

Cell-Vertriebsgesellschaft in<br />

Großbritannien ist Nigel<br />

Hollander (Bild) ernannt worden.<br />

Der 49jährige Engländer<br />

wird Nachfolger von Cecilia<br />

Nordberg, die zum Frühjahr<br />

aus dem Amt ausscheidet. Zuletzt<br />

war Holland für den SAP-<br />

PI-Konzern als Leiter des Zellstoffvertriebs<br />

in Hongkong tätig.<br />

Zuvor arbeitete er bei dem ForstwirtschaftsunternehmenCanadian<br />

Forest Products (Canfor) 12<br />

Jahre lang im Zellstoff- und Papierverkauf.<br />

Seinen Dienst bei<br />

Södra Cell tritt Nigel Holland<br />

Ende April dieses Jahres an.<br />

Sie erreichen das<br />

apr-Redaktionsteam<br />

unter Fax-Nr.<br />

(0 61 04) 60 61 45<br />

NEUEINTRAGUNGEN<br />

EPV Exclusive Papiere &<br />

Verpackungen Ravensburg<br />

GmbH, 88214 Ravensburg,<br />

Wilhelm-Hauff-Straße 41. Herstellung,<br />

Be- und Verarbeitung<br />

von Papieren in hochwertiger<br />

Qualität und nach traditionellen<br />

Verfahren. Erwerb von künstlerischen<br />

Motiven und innovativen<br />

Verpackungsideen sowie<br />

den dazugehörigen Lizenzrech-<br />

KURZNACHRICHTEN AUS ALLER WELT<br />

DEUTSCHLAND<br />

Die Papierfabrik Salach<br />

GmbH, ein Unternehmen der<br />

Cordier-Gruppe, hat ihr Liefer-<br />

fern ein wenig im Vorteil, als viele vor gar nicht so langer Zeit den<br />

„Kulturschock“ der Wiedervereinigung verkraften mußten, der für<br />

die Ostdeutschen sicher noch dramatischer war als für die meisten<br />

Westddeutschen. Und gerade dieser Fall zeigt, daß eine gemeinsame<br />

Sprache nicht ausreicht, den anderen wirklich zu verstehen. Möglichst<br />

viele Firmen, auch mittelständische, sollten den Gang nach<br />

Asien jedenfalls versuchen. Denn auch dort gilt: wer nicht wagt, der<br />

nicht gewinnt. G. W. Brucker<br />

ten. Entsprechend konzipiert<br />

und produziert das Unternehmen<br />

mit diesen Motiven versehene<br />

Verpackungsmittel bzw.<br />

Verpackungslösungen, vornehmlich<br />

aus Voll- und Wellpappen,<br />

Kunst- und Naturstoffen sowie<br />

Glas. Ferner Handel mit diesen<br />

Gegenständen und deren Vermittlung.<br />

Stammkapital: 50 000<br />

DM. Geschäftsführer: Dr. Franz-<br />

Georg Grenz, Ravensburg. Einzelprokura:<br />

Olaf Werner Holl,<br />

Weingarten.<br />

sortiment ergänzt. Sämtliche<br />

Qualitäten der Sortengruppe Salaprint<br />

– beidseitig gestrichene<br />

Bilderdruckpapiere, matt und<br />

glänzend, sind in Zukunft bis in<br />

den Kartonbereich 250 g/m 2 lieferbar.<br />

Eine Ergänzung der Lagerhaltung<br />

in diesen Sorten in<br />

den Gewichtsbereichen 200 und<br />

250 g/m 2 hat bereits stattgefunden.<br />

Der Name Salaplexx steht<br />

für die jüngste Entwicklung, die<br />

Salach-Papier auf den Markt<br />

bringt. Unter Einsatz eines<br />

100%igen Altstoffanteils wurde<br />

ein beidseitig doppelt gestrichenes<br />

Bilderdruckpapier entwickelt.<br />

Das Papier wird ohne<br />

Zugabe optischer Aufheller gefertigt.<br />

Die wolf bauwens GmbH<br />

(Erkelenz) präsentierte einen<br />

Briefumschlag (rippomatic),<br />

der über eine kleine Lasche<br />

zum einfachen Öffnen der


Post ohne Brieföffner verfügt.<br />

Aus Gründen einer sicheren<br />

und einfachen Verarbeitung<br />

ist der „Reißverschluß“ an der<br />

Schmalseite der Briefhülle angebracht.<br />

Die Fa. Valmet will ihre Position<br />

im immer wichtiger werdenden<br />

südostasiatischen Markt<br />

weiter stärken. Um ihren Service<br />

zu verbessern und ihn auch<br />

näher an die Kunden zu bringen,<br />

wird Valmet seine Mitarbeiter<br />

vom Büro in Singapur<br />

nach Jakarta (Indonesien)<br />

und Bangkok (Thailand)<br />

verlagern. Die Reorganisation<br />

soll nach und nach vollzogen<br />

werden und bis Ende <strong>1997</strong> beendet<br />

sein. Unabhängig davon hat<br />

Valmet auch Betriebsstätten in<br />

Korea, Japan, Taiwan und China.<br />

Das Büro in Jakarta wird<br />

von Hannu Pietilä geleitet wer-<br />

den. Das Büro in Bangkok wird<br />

Mikko Koskivirta führen.<br />

JAPAN<br />

Die Mitsubishi Paper Mills<br />

Ltd. (Tokio) wurde vom USamerikanischen<br />

Federal Court<br />

mit einem Bußgeld von rund 1<br />

Mio. DM wegen Preisabsprachen<br />

bei Faxpapieren belegt.<br />

Verurteilt wurden laut dem kanadischen<br />

Wettbewerbsbüro Firmen<br />

in Kanada, den USA und<br />

Japan zur Zahlung von Geldbuflen<br />

in Höhe von insgesamt<br />

rund 4,3 Mrd. DM. Alle waren<br />

1991 in Preisabsprachen verwickelt.<br />

Diese wurden durch die<br />

Ermittlungen des Wettbewerbsbüros<br />

und des U.S. Justice<br />

Department aufgedeckt.<br />

KANADA<br />

Die Wettbewerbsbehörde<br />

in Ottawa hat bestätigt, ein<br />

Auge auf die vorgesehene<br />

Fusion (6,7 Mrd. DM) der beiden<br />

Zeitungsdruckpapier-<br />

Hersteller Stone-Consolidated<br />

Corp. Und Abitibi-Price<br />

Inc. zu haben, um herauszufinden,<br />

ob sich – bei Genehmigung<br />

der Fusion durch die Aktionäre –<br />

Wettbewerbsprobleme in Kanada<br />

ergeben könnten. Der erste<br />

Schritt ist nach Angaben eines<br />

leitenden Angestellten eine wirtschaftliche<br />

Analyse der Fusion.<br />

Später wird diese mit den Richtlinien<br />

des Wettbewerbsbüros zur<br />

Fusion verglichen. Im Falle von<br />

Wettbewerbsproblemen würde<br />

das Büro diese gegenüber den<br />

Firmen zur Sprache bringen.<br />

Wären die Probleme nicht zu<br />

lösen, würde man sie vor ein Gericht<br />

bringen.<br />

Die Avenor Inc. versucht,<br />

ihren Vorschlag zur Über-<br />

NEUES IN KÜRZE<br />

nahme der Repap Enterprises<br />

Inc. für ca. 4,1 Mrd. DM zu überarbeiten,<br />

kam aber bisher noch<br />

zu keiner neuen Übereinkunft<br />

mit dem Repap-Gründer und<br />

Präsidenten George Petty. Die<br />

Repap-Aktionäre, deren Aktien<br />

im neuen Angebot, das jetzt auf<br />

dem Tisch ist, einen festgelegten<br />

Wert von 6,20 DM je Aktie haben,<br />

haben keinen Widerstand gegen<br />

die Transaktion geäußert. Institutionelle<br />

Aktionäre von Avenor –<br />

von denen sich einige Ende Februar<br />

in Toronto inoffiziell trafen<br />

– sagten, sie würden sich der<br />

Transaktion widersetzen, da<br />

durch die massiven Schulden von<br />

Repap in Höhe von ca. 2,7 Mrd.<br />

DM bei der fusionierten Firma<br />

Schulden in Höhe von fast 4 Mrd.<br />

DM auflaufen würden. Sie befürchten<br />

auch eine Eigenkapitalverwässerung<br />

durch die <strong>Ausgabe</strong><br />

neuer Avenor-Aktien.<br />

Erfolgreiche Zertifizierung des Qualitätsmanagement-System nach DIN EN ISO 9001<br />

Als erster Unternehmensbereich der Papierwerke Halstrick GmbH wurde für die Betriebsstätte Sundern ein Qualitätsmanagement-System<br />

eingeführt.<br />

Zertifikatübergabe durch Armin Schmidt, TÜV Rheinland (Mitte)<br />

an den Geschäftsführer Ludwig Pflips (2. von links), Herrn<br />

Ramthun, Betriebsleiter Werk Sundern (1. von links), Herrn<br />

Gosztola, QM-Beauftragter Werk Sundern (2. von rechts),<br />

Herrn W. Klein, Umweltmanagement-Beauftragter (1. von<br />

rechts).<br />

Die Betriebsstätte Sundern konnte im Dezember 1996 die<br />

Konformität der höchsten Zertifizierungsstufe des ISO- 9000-<br />

Normwerkes nachweisen.<br />

Die Geschäftsführung und alle Mitarbeiter betrachten dies als<br />

wesentlichen Schritt, den stetig ansteigenden Qualitätsansprüchen<br />

der Kunden gerecht zu werden.<br />

Durch eine gezielte Forschung und Entwicklung unter Einbeziehung<br />

aller ökologischen Anforderungen können wir<br />

allen Kundenbedürfnissen, für den medizintechnischen-<br />

(Krankenunterlagen, Zellstofftupfer, ungeprägte Zellstoffwatte<br />

in Rollen und Formaten) und den industriellen-Bereich<br />

(geprägte und ungeprägte Zellstoffwatte in Rollen und<br />

Formaten, kaschiert und unkaschiert), gerecht werden.<br />

Das TÜV-CERT-Zertifikat bescheinigt den hohen Qualitätsanspruch<br />

des Unternehmens an das System und seiner<br />

Produkte.<br />

Hauptstraße 20 Telefon 0 29 33 / 98 40<br />

59846 Sundern Fax 0 29 33 / 98 41 00<br />

247 11–12/97


apr: Herr Klippgen, fangen wir mit einer<br />

Frage an, die die zukünftigen und jetzigen<br />

Wesensmerkmale des Papiergroßhandels betrifft.<br />

Worin sehen Sie die wichtigsten Aufgaben<br />

und, wenn man so will, die Daseinsberechtigung<br />

für den Papiergroßhandel?<br />

Klippgen: Das wesentlichste Merkmal<br />

des Großhandels ist Marktnähe, das Erspüren<br />

von Markttendenzen und eine Versorgung<br />

der Druckereien und großer Bürobedarfsabnehmer<br />

mit einem Servicegrad, zu<br />

dem ein Hersteller mit einem naturgemäß<br />

engen Programm und heute meistens standortfernen<br />

Produktionsstätten gar nicht in<br />

der Lage sein kann. Großhandel ist im weitesten<br />

Sinne die Zusammenführung von<br />

Marketing und Logistik, in dieser Reihenfolge.<br />

apr: Marketing sehen Sie heute als wichtiger<br />

wie die die Logistik.<br />

Klippgen: Marketing und Marktbetreu-<br />

11–12/97 248<br />

UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />

„Die oft unterstellte Stärke in der<br />

Nachfragezyklizität gab es nicht”<br />

Interview mit Arndt Klippgen Geschäftsführer der Fa. Papier-Union und Präsident des Bundesverbandes<br />

des Deutschen Papiergroßhandels. Das Gespräch führte Gerhard Brucker.<br />

Zur Person Arndt Klippgen<br />

ung sehe ich wichtiger an wie die die logistischen<br />

Aspekte, die natürlich keinesfalls zu<br />

unterschätzen sind.<br />

apr: Die Papierindustrie hat im letzten<br />

Jahr ein großes Auf und Ab erlebt. Papiererzeuger<br />

aber auch Druckereien fragen immer<br />

wieder, ob der Großhandel nicht in der Lage<br />

sei, diese Konjunkturzyklen der Papierindustrie<br />

abzumildern. Wie sehen Sie die Einflußmöglichkeiten<br />

des Großhandels in bezug<br />

auf diese Frage.<br />

Klippgen: Ich würde gerne die empfundenden<br />

Zyklen etwas relativieren. Wenn man<br />

sich den Absatz des deutschen Papiergroßhandels<br />

1996 ansieht, dann schwankte,<br />

bezogen auf den Versandtag, dieser Absatz<br />

zwischen 8900 und 10 400 t pro Tag berechnet<br />

auf Monatsebene. Dies ist eine Schwankung,<br />

aber ist weit weniger als im Markt<br />

wahrgenommen. Die Zyklizität 1996 wurde<br />

in hohem Maße durch die Gegensätzlichkeit<br />

Arndt Klippgen, der am 27. September 1950 in Dresden geboren wurde, entstammt<br />

einer sehr alten Papierfamilie. Schon sein Ururgroßvater gründete die Papiergroßhandlung<br />

Richard Klippgen & Co., Dresden, Chemnitz und Hamburg. Das Unternehmen zog<br />

von Dresden nach Hamburg, wo Arndt Klippgen zur Schule ging und Abitur machte. Er<br />

studierte in Mannheim und Hamburg Betriebswirtschaft.<br />

Während seines Studiums wurde er wegen des frühen Todes seines Vaters Mitarbeiter<br />

im Familienbetrieb. In dieser Zeit machte hat er ein Jahr lang Praktika in Papierfabriken,<br />

Druckereien und Papiergroßhandlungen gemacht. Am 1. 7. 1974 wurde er Geschäftsführer<br />

von Richard Klippgen & Co., was er bis Ende 1987 blieb. Ab Mitte der 80er Jahre hat<br />

er die Fusion zur Papier-Union, die am 1. 1. 1988 durchgeführt wurde, maßgeblich mitbetrieben.<br />

Mit den damaligen Fusionspartnern hatten sein Vater und er bereits seit den 60er<br />

Jahren eng zusammengearbeitet. Am 1. 1. 1988 wurde er Geschäftsführer der Papier-Union,<br />

die ihre Hauptverwaltung zuerst drei Jahre in Frankfurt hatte und 1990 nach Hamburg<br />

umzog. Heute ist er einer von drei Geschäftsführern der Papier-Union und in der Geschäftsführung<br />

für die Bereiche Beschaffung und Logistik zuständig.<br />

Arndt Klippgen<br />

der Halbjahre empfunden. Das erste Halbjahr<br />

1995 war, stark und das zweite Halbjahr<br />

schwach. Das erste Halbjahr 1996 war<br />

schwach und das zweite Halbjahr relativ<br />

stark. Wir vergleichen Vorjahresperioden<br />

und machen damit Fehler.Wenn man alles etwas<br />

relativiert, stellt man fest, daß 1996 ein<br />

starkes Jahr war mit einer gewissen Nachfrageverschiebung<br />

ins zweite Halbjahr. Aber<br />

die Dramatik in der Zyklizität der Nachfrage,<br />

die vielfach unterstellt worden ist, hat es<br />

in dem Ausmaß nicht gegeben. Sie ist nur unter<br />

dem Eindruck der Preisentwicklung so<br />

sehr verstärkt empfunden worden. Zu Ihrer<br />

Frage, Herr Brucker, was kann der Großhandel<br />

tun? Der Großhandel kann hinsichtlich<br />

der Nachfragezyklen überhaupt nichts tun.<br />

Hinsichtlich der Preisentwicklung ist er Gefangener<br />

der Preisentwicklung der Papierindustrie<br />

ähnlich wie die Papierindustrie Gefangener<br />

der Zellstoffindustrie ist. Der<br />

Großhandel kann nur Offenheit und den Austausch<br />

statistischer Informationen fördern<br />

und auf mehr Gelassenheit in der Beurteilung<br />

des Marktes hinarbeiten.


Im Gespräch: Arndt Klippgen (links) und Gerhard Brucker.<br />

apr: Also er kann nichts hinsichtlich der<br />

Preise tun ?<br />

Wir müssen mehr über<br />

den faktischen Verbrauch<br />

wissen<br />

Klippgen: Nein, das kann man weitgehend<br />

ausschließen. Wir reden oft über faktischen<br />

und rechnerischen Verbrauch. Darum<br />

ringen wir um besseren statistischen Austausch.<br />

Ich glaube, daß ein großer Teil des La-<br />

UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />

geraufbaus in den Auftragsbüchern der Papierindustrie<br />

stattfindet. Wenn es eine bessere<br />

gemeinsame Statistik zwischen Industrie<br />

und Großhandel über Auftragsbestände<br />

gäbe, wäre viel gewonnen.Wir sind in der Diskussion<br />

mit der Cepifine, die gutes Material<br />

hat. Sie hat es bloß viel zu spät. Mit besseren<br />

Statistiken könnten wir die Zyklen nicht vermeiden,<br />

aber wir könnten zu einer sachlicheren<br />

Bewertung der Situation kommen.<br />

apr: Das bringt mich zu einer naheliegenden<br />

Frage: Wie ist die Zusammenarbeit zwi-<br />

schen vdp, Bundesverband Druck, CEPI,<br />

Print, als der große europäische Verband der<br />

Papiererzeuger?<br />

Klippgen: Lassen Sie mich erst noch die<br />

vorher angesprochene Frage die die Lagerhaltung<br />

berührte erläutern. Der deutsche<br />

Großhandel lagert rund 160 000 t. Die<br />

Schwankungen sind minimal, gemessen am<br />

Lagerabsatz von etwa 1 Mio. t pro Jahr. Die<br />

Behauptung, der Großhandel trage durch<br />

Auf- und Abbau von Lagern zur Zyklizität<br />

bei, ist ganz eindeutig statistisch zu widerlegen.<br />

Die Großhandelsläger sind absolut ungeeignet<br />

dafür, Nachfragezyklizität abzufedern<br />

oder auch spekulativ auszuweiten.<br />

apr: Könnte denn der Großhandel überhaupt<br />

ein Interesse an solchen Zyklen haben?<br />

Würde er dadurch zum Gewinner werden?<br />

Klippgen: Ich schließe nicht aus, daß einzelne<br />

so denken. Ich halte überhaupt nichts<br />

davon. Der Großhandel hat Interesse an<br />

langfristig kontinuierlich stabilen Preisen.<br />

Nun zu Ihrer Frage der Zusammenarbeit<br />

mit dem vdp: Wir sind in regelmäßigen Gesprächen<br />

mit dem vdp über allgemeine Themen<br />

der Marktentwicklung und insbesondere<br />

über den Einfluß der Legislative in Umweltgesichtspunkten.<br />

Insbesondere der statistische<br />

Austausch mit dem vdp ist von<br />

großer Offenheit geprägt, aber könnte meines<br />

Erachtens noch besser werden.<br />

249 11–12/97


apr: Beim Druckerverband wahrscheinlich<br />

weniger?<br />

Klippgen: Fast gar nicht. Das hängt weniger<br />

mit Bereitschaft, als damit zusammen,<br />

daß die Druckereien weniger national, sondern<br />

regional orientiert sind. Es gibt aber<br />

durchaus auf regionaler Ebene gute, teilweis<br />

intensive Kontakte.<br />

apr: Wie sehen Sie die Entwicklung des<br />

eigenen europäischen Verbandes der Papiergroßhändler,<br />

nämlich der EUGROPA, mit<br />

ihrem neuen Generalsekretär?<br />

Klippgen: Hubert Duijsens bringt einen<br />

frischen Wind und viele gute, neue Impulse<br />

in die Arbeit. Es gibt sehr aktive Arbeitsgruppen.<br />

Man muß realistisch sehen, daß es<br />

für konkrete Ansätze europäischer Verbandsarbeit<br />

Grenzen gibt. Ich habe vor einigen<br />

Jahren sehr um eine EUGROPA-Resolution<br />

gekämpft. Streckengeschäfte sollten nur<br />

oberhalb gewisser Tonnagen und oberhalb<br />

gewisser Lieferzeiten abgewickelt werden.<br />

Für Deutschland ist das kein Thema. In anderen<br />

Ländern ist das nicht so. Ich würde es<br />

sehr begrüßen, wenn es in ganz Europa eine<br />

einheitliche Linie gäbe die die Lagerfunktion<br />

des Großhandels schützen würde. Hier kann<br />

die EUGROPA noch einiges bewirken.<br />

apr: Ein anderes Thema: Import/Export.<br />

Wie sehen Sie die Entwicklung im Import des<br />

deutschen Feinpapier-Großhandels ?<br />

Klippgen: Ich gestehe, daß ich die Importquoten<br />

gar nicht kenne, weil sie mich auch<br />

nicht interessieren. Die Anteile des Imports<br />

sind relativ gleichbleibend. Für einen<br />

Großhändler ist der Beschaffungsmarkt Europa,<br />

um nicht zu sagen die Welt.<br />

apr: Wie lange schon?<br />

Klippgen: Seit mindestens zehn Jahren.<br />

Differenzierung nach Inland und Import ist<br />

wenig hilfreich. Auf der anderen Seite sind ja<br />

die Lieferunternehmen überwiegend multinational,<br />

optimieren ihre eigene Produktion<br />

auch zwischen verschiedenen Standorten in<br />

verschiedenen Ländern, und für uns ist es irrelevant,<br />

in welchem Land ein Lieferant sitzt,<br />

solange der Service und die Leistungen stimmen.<br />

apr: Wenn Sie auf Exportseite gehen, kann<br />

man sagen, daß im deutschen Feinpapier-<br />

Großhandel, wie überhaupt im deutschen Papiergroßhandel,<br />

die grenzüberschreitenden<br />

11–12/97 250<br />

UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />

Lieferungen zugenommen haben? Ich denke<br />

insbesondere an Länder wie Tschechien oder<br />

Polen.<br />

Klippgen: Ich würde hier gerne differenzieren.<br />

Es gibt z. B. grenzüberschreitende<br />

Lieferungen zwischen Deutschland und<br />

Österreich oder entlang des Rheins von<br />

Schaffhausen bis Rotterdam. Dies ist eine<br />

gewisse Regionalisierung im Rahmen offener<br />

Grenzen. Grenzüberschreitungen im Sinne<br />

von Gründungen in anderen Ländern gibt es<br />

insbesondere in Osteuropa, wobei bemerkenswert<br />

ist, daß österreichische Unternehmen<br />

eher erfolgreicher als deutsche sind.<br />

Auch nationale Gründungen in diesen Ländern<br />

haben durchaus einen bemerkenswerten<br />

Erfolg. Aber: Aus Gründungen in sich neu<br />

entwickelnden Ländern mit kleinem Bedarf<br />

oder grenzüberschreitenden Handel in Folge<br />

offener Grenzen kann man noch nicht auf einen<br />

„europäischen Großhandel” schließen.<br />

Ein wirklicher „europäischer Großhandel”,<br />

ist ohne Übernahme oder Fusionen großer,<br />

etablierter Großhändler nicht möglich, oder<br />

anders: Sie sind kein französischer<br />

Großhändler, weil Sie aus Karlsruhe oder<br />

Heilbronn ins Elsaß liefern. Dazu müssen Sie<br />

ein wesentliches Großhandelsunternehmen<br />

in Paris haben, und das kann man nicht gründen,<br />

das kann man nur kaufen oder mit ihm<br />

fusionieren.<br />

apr: Glauben Sie, daß wirklich bedeutende<br />

Großhändler – unabhängige, oder solche,<br />

die an die Papierindustrie gebunden sind –<br />

sich in der Zukunft verstärkt in Europa<br />

flächendeckend etablieren können?<br />

Bisher kein koordiniertes<br />

europäisches Marketing<br />

Klippgen: Es gibt erklärte Strategien zumindest<br />

von zwei Unternehmen, dieses zu<br />

praktizieren. Bis heute sind das jedoch „nur“<br />

Additionen nationaler Großhandelsunternehmen.<br />

Ein koordiniertes europäisches<br />

Marketing, gleiche Leistungspakete, gleiche<br />

Sortimente, koordinierte Logistik, sind nicht<br />

oder nur in Ansätzen erkennbar. Das schließt<br />

nicht aus, daß es dieses nach einer längeren<br />

Phase geben wird. Ich bin davon überzeugt,<br />

daß dieser Prozeß langsam gehen wird.<br />

apr: Thema Konzentrationsentwicklungen:<br />

Sehen Sie eine gleiche Entwicklung bei<br />

den kleineren Papiergroßhändlern im Verhältnis<br />

zu den größeren, etwa bei Umsatzrendite<br />

und Umsatzwachstum? Oder glauben<br />

Sie, daß dort Unterschiede bestehen?<br />

Klippgen: Ich kann das nur für den Feinpapier-Großhandel<br />

beurteilen. Nach den<br />

jüngsten Ausscheidungen und Konzentrationen<br />

im Markt ist der Feinpapier-Großhandel<br />

in Deutschland von sieben mittleren bis<br />

großen Gruppen oder Firmen geprägt, dann<br />

aber auch von zum Teil sehr profilierten, kleinen<br />

Spezialisten. Diese kleinen Spezialisten<br />

haben teilweise ganz andere, abgekoppelte<br />

Entwicklungen, und ich sehe durchaus für<br />

einzelne Spezialisten Chancen.<br />

apr: Hat Sie als Verbandspräsident oder in<br />

Ihrer Funktion als Geschäftsführer die Übernahme<br />

der Fa. Seiler durch KNP BT beunruhigt,<br />

war sie Ihnen völlig gleichgültig, oder<br />

haben Sie sie positiv gesehen?<br />

Klippgen: Hierzu kann ich naturgemäß<br />

nur eine ganz persönliche Meinung abgeben.<br />

Mich hat es überhaupt nicht beunruhigt, sondern<br />

ich habe es sehr begrüßt, daß ein großes<br />

und traditionelles Großhandelsunternehmen<br />

in einen, sicheren Hafen einläuft. Ich gehe<br />

davon aus, daß nach einem zukünftigen zusammenschluß<br />

mit Hartmann & Flinsch ein<br />

großer, professioneller Kollege entsteht, bei<br />

dem ich annehme, daß er hohen Gewinn erwirtschaften<br />

muß, und das sind mir die liebsten<br />

Wettbewerber.<br />

apr: Wichtige Kunden von Ihnen sind die<br />

Druckereien. Wie beurteilen Sie das Risiko,<br />

Lieferant für vielfach doch kleine und kleinste<br />

Druckereien zu sein, von denen es vielen<br />

nicht so gut geht, wie man es sich wünschen<br />

würde?<br />

Klippgen: Sie sprechen mit Recht ein<br />

wichtiges Thema an. Die Entwicklung, daß es<br />

den kleinen Druckereien schlecht geht, ist<br />

seit wenigen Jahren neu. Zuvor haben die<br />

Kleinen eher erfolgreicher gearbeitet als<br />

Große.Wir haben aber jetzt, insbesondere auf<br />

der Druckvorstufe und durch Integration<br />

der Druckvorstufe in den Druck und auch<br />

durch Entwicklungen zu 8-Farben-Formatmaschinen<br />

oder Rollenmaschinen, einen gewaltigen<br />

Technologieschub, der Druckereien<br />

unter einen Innovations- und damit Investitionsdruck<br />

setzt. Die Konsequenz ist eine angespannte<br />

Kapitalsituation vieler Druckereien<br />

und eine Konzentration auf eher größere<br />

Druckereien. Für den Großhandel heißt dies


härterer Wettbewerb und erhöhtes Debitorenrisiko.<br />

apr: Sehen Sie weitere Zusammenschlüsse<br />

bei Druckereien, die auch Einkaufsverbünde,<br />

Einkaufsgenossenschaften oder ähnliche<br />

Gebilde bilden, um Einkaufsmacht zu<br />

bündeln?<br />

Klippgen: Es wird sicher bei Druckereien<br />

Konzentrationen geben. Kooperationen von<br />

Druckereien im Einkauf sehe ich nicht. Ich<br />

kann mir auch nicht vorstellen, was dies für<br />

die Druckereien oder auch für die sie beliefernden<br />

Papiergroßhändler an Vorteilen bieten<br />

könnte. Es hat immer einmal Versuche in<br />

diese Richtung gegeben, die gescheitert sind.<br />

Dafür ist die Beschaffungsstruktur und die<br />

Interessenlage der Druckereien zu heterogen.<br />

apr: Viele reden von digitalen Druckverfahren.<br />

Sehen Sie in diesem Zusammenhang<br />

eine Notwendigkeit, neue Papiere anzubieten<br />

Oder sehen Sie den Bedarf schon abgedeckt?<br />

Klippgen: Natürlich gibt es neue Anforderungen<br />

an Papiere für den digitalen Druck.<br />

Wir führen diese lagermäßig und liefern sie.<br />

Aber der Bedarf ist sehr gering.<br />

apr: Sehen sie bei kleineren Formaten<br />

eine Funktionsänderung des Großhandels<br />

dadurch, daß Firmen wie Viking, Kopiermaschinenhersteller<br />

oder Metro direkt beim Erzeuger<br />

einkaufen und den Papiergroßhandel<br />

umgehen, oder spielt das für Sie keine Rolle?<br />

Klippgen: Die Mitgliedsfirmen des Bundesverbandes<br />

des Deutschen Papiergroßhandels<br />

haben 1996 325 000 t kleinformatige Papiere<br />

verkauft. Das ist mehr als die Hälfte der<br />

Marktversorgung, Tendenz steigend. Es gibt<br />

im Papiergroßhandel ganz unterschiedliche<br />

Ansätze zur Bedienung dieses Marktes: Belieferung<br />

des traditionellen Bürobedarfshandels,<br />

Belieferung des Einzelhandels, Kooperation<br />

mit Geräteherstellern, Belieferung<br />

UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />

neuer Vertriebsformen und Direktbelieferung<br />

von großen Büropapierverwendern.<br />

Einige sehr kreative Marketingansätze des<br />

Großhandels zielen auf diesen Markt. Ich erwarte,<br />

daß der deutsche Papiergroßhandel<br />

eine starke eigene Position haben wird.<br />

apr: Nochmal zum Thema unabhängiger<br />

Papiergroßhandel. Wie gut oder intensiv<br />

können Sie mit der Papierindustrie bzw. mit<br />

Großhändlern reden? Ist es für Sie ein Unterschied,<br />

sich mit einem Konkurrenten zu<br />

unterhalten, der zur Papiererzeugung<br />

gehört, und einem Papiergroßhändler, der<br />

unabhängig ist?<br />

Unabhängigkeit schafft<br />

Erfolg im Großhandel<br />

Klippgen: Zunächst einmal halte ich es<br />

grundsätzlich für nicht wesentlich, wem das<br />

Kapital eines Papiergroßhändlers gehört.<br />

Weiterhin bin ich überzeugt, daß Papiergroßhandelsunternehmen,<br />

die frei in ihrer<br />

Einkaufsentscheidung sind und nicht den<br />

Zwängen einer Muttergesellschaft unterliegen,<br />

zwangsläufig erfolgreicher sein müssen,<br />

als die in ihrer Einkaufsentscheidung gebundenen.<br />

Insofern glaube ich, daß diejenigen<br />

Papierhersteller, die eigene Großhandelsgruppen<br />

haben, gut daran tun, diesen eine<br />

absolute Freiheit zu lassen. Ob diese Freiheit<br />

angesichts stehender Papiermaschinen Bestand<br />

hat ist eine offene Frage.Wenn man die<br />

aktuelle Entwicklung insbesondere der beiden<br />

führenden gesamteuropäischen<br />

Großhandelsgruppen sieht, hat man das Gefühl,<br />

daß sich weniger die Frage stellt, ob die<br />

Industrie den Großhandel übernimmt, als<br />

vielmehr, ob nicht die Händler ihre Papiermaschinen<br />

verkaufen.<br />

apr: Wie sehen Sie die Entwicklung in den<br />

neuen Bundesländern? Nicht wenige Papiergroßhändler<br />

haben sich in den neuen<br />

Bundesländern mit Filialen erheblich engagiert<br />

und dort auch Geld investiert und meines<br />

Erachtens nicht immmer nur aus rein betriebswirtschaftlicher<br />

Überlegung, sondern<br />

manchmal auch mit einem gewissen Maß an<br />

Emotion.<br />

Klippgen: Ich komme selber aus den neuen<br />

Bundesländern. Als wir investiert haben,<br />

erfolgte das durchaus mit betriebswirtschaftlicher<br />

Überlegung. Es hat sich im nachhinein<br />

allerdings herausgestellt, daß wir, wie<br />

viele andere auch, die Entwicklung überschätzt<br />

haben. Strukturell gibt es keine<br />

großen Unterschiede zwischen den neuen<br />

und den alten Bundesländern. Es gibt durchaus<br />

eine positive Entwicklung dort, sie ist nur<br />

viel viel langsamer als erwartet. Unser<br />

Hauptproblem in Ostdeutschland ist die Zahlungsfähigkeit<br />

vieler unserer Kunden.<br />

apr: Können Sie noch etwas zur Lage bei<br />

Rollenaufträgen sagen? Rollenaufträge werden<br />

ja üblicherweise als Streckengeschäft abgewickelt.<br />

Haben Sie Rollen auf Lager und inwiefern<br />

spielt dieses Geschäft eine Rolle?<br />

Klippgen: Ich würde gerne differenzieren<br />

zwischen Rollen für Endlosformulardruck<br />

und Rollenoffset. Mein Unternehmen ist aus<br />

dem Bereich für Endlosformulardruck weitgehend<br />

ausgestiegen, aber es gibt viele Kollegen,<br />

die insbesondere SD-Papiere am Lager<br />

führen. Der andere Bereich ist der Rollenoffset.<br />

Die Mitgliedsfirmen des Bundesverbandes<br />

des Deutschen Papiergroßhandels haben<br />

1996 rund 500 000 t Rollenoffsetpapiere verkauft.<br />

Damit ist der Anteil des Großhandels<br />

an der Marktversorgung eindeutig gestiegen.<br />

95 % des Geschäftes laufen über Strecke. Ich<br />

sehe insbesondere in dem Beschaffungs-<br />

Know-how des Papiergroßhandels eine wichtige<br />

Dienstleistung für Rollen-Offsetdruckereien.<br />

apr: Wir haben bisher noch nicht über den<br />

Verpackungsgroßhandel und Packpapier-<br />

255 11–12/97


11–12/97 256<br />

UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />

Großhandel gesprochen. Wie beurteilen Sie<br />

hier die derzeitige Entwicklung?<br />

Klippgen: Ich kann leider viel zuwenig<br />

dazu sagen. Ich halte den Verpackungsmittel-Großhandel<br />

für eine sehr interessante<br />

Teilbranche. Er ist viel heterogener als der<br />

Feinpapiergroßhandel, und ist, von Ausnahmen<br />

abgesehen, regional. Der Verpackungsmittel-Großhandel<br />

bringt in hohem Maße<br />

kundenorientierte Problemlösungen und<br />

hat, wenn ich das richtig verstehe, viel stärker<br />

als der Feinpapier-Großhandel neben der<br />

Marketing- und Logistikfunktion, auch eine<br />

Produktentwicklungsfunktion. Leider hat in<br />

unserem Verband der Feinpapier-Großhandel<br />

ein großes Übergewicht.<br />

apr: Eine abschließende Frage: Wie sehen<br />

Sie die zukünftige Rolle und Entwicklung des<br />

deutschen Papiergroßhandels, auch vor dem<br />

Hintergrund, daß es in Deutschland im<br />

Verhältnis zu anderen europäischen Ländern<br />

viele unabhängige Papiergroßhändler<br />

gibt?<br />

Zukunft des Großhandels<br />

Klippgen: Ich glaube, daß der Papiergroßhandel<br />

eine interessante Zukunft hat,<br />

bei sich wandelnden Abnehmermärkten.<br />

Die durch neue Drucktechniken entstehenden<br />

neuen Märkte, insbesondere für kleinformatige<br />

Papiere, werden sehr stark wachsen.<br />

Ich glaube, daß der Großhandel in seiner<br />

Distributionsfunktion dort eine große<br />

Chance hat. Hinsichtlich der Internationalisierung<br />

glaube ich, daß kurzfristig gesamteuropäische<br />

Präsenz keine erkennbaren<br />

Vorteile bietet. Ob es langfristig im Sinne<br />

von „economies of scale“ Vorteile bringt,<br />

muß erst noch bewiesen werden. Ich halte<br />

persönlich die Herausforderung, im Wettbewerb<br />

und in sich wandelnden Absatzmärkten<br />

zu bestehen, für wesentlicher als die<br />

Frage nach der Internationalisierung. Zur<br />

Frage der Unabhängigkeit vermag ich derzeit<br />

keine Änderungen zu erkennen. Ich<br />

glaube auch, daß dies nicht die entscheidende<br />

Frage ist. Wichtiger wird sein, ob ein<br />

Großhandelsunternehmen ergebnisorientiert<br />

geführt wird – und nur dann kann es<br />

erfolgreich sein –, oder ob es ein Absatzinstrument<br />

der Herstellerseite ist –, dann<br />

muß es erfolglos sein.<br />

apr: Vielen Dank für das Gespräch. ����<br />

Papierindustrie 1996:<br />

Im Schnitt nichts<br />

verdient<br />

Die deutsche Papierindustrie hat nach den<br />

Verlustjahren 1993, 1994 und 1996 im<br />

Schnitt nichts verdient. Der Umsatz ging um<br />

10,6 % auf 18,4 Mrd. DM zurück. Immerhin<br />

lag dies noch etwas über dem Niveau von<br />

1994 (17,2 Mrd. DM). Die produzierte Papiermenge<br />

fiel lediglich um 1,3 % auf 14,6<br />

Mio. t. Insgesamt liegt der Cash-flow der Papierfabriken<br />

im Schnitt bei 7 bis 8 %. Nach<br />

den Worten von VDP-Präsident Hans-Michael<br />

Gallenkamp wären ca. 14 % Cash-flow<br />

notwendig, um in der kapitalintensiven Papierindustrie<br />

für die Globalisierung gerüstet<br />

zu sein. Trotz der mengenmäßig akzeptablen<br />

Entwicklung könne deshalb das Ergebnis des<br />

letzten Jahres nicht befriedigen.<br />

Besonders stark fiel im vergangenen Jahr<br />

die Produktion von grafischen Papieren<br />

(– 4,6 %), während die Produktion von Verpackungspapieren<br />

um 2,6 % zulegte. Bei Hygiene-<br />

und Spezialpapieren belief sich das<br />

Produktionsplus auf 0,6 %. Der Preisindex<br />

sank von August 1995 um über 20 % auf<br />

einen Stand von 82,8 % im Dezember 1996.<br />

Um den Standort Deutschland für die Papierindustrie<br />

im Rahmen eines internationalen<br />

und globalen Wettbewerbs „fit“ zu machen,<br />

und um auch weiterhin für ausländische<br />

Geldgeber und Investoren interessant<br />

zu sein, bedürfe es einer drastischen Kurskorrektur.<br />

Nach den Worten von Gallenkamp<br />

gelte es, machtpolitische Spiele in den Hintergrund<br />

zu drücken und die Verantwortung<br />

für das Gesamtwohl des Staates zu tragen.<br />

Gerade im ersten Halbjahr war die Nachfrage<br />

bei den Papierfabriken im Schnitt längere<br />

Zeit schwach. Die Situation verbesserte<br />

sich im zweiten Halbjahr. Insgesamt zeige<br />

sich, so Gallenkamp, daß die Schwankungen<br />

im realen Verbrauch in Wirklichkeit wesentlich<br />

kleiner seien, als die bei den Ausliefe-


ungen der Papierindustrie in die einzelnen<br />

Märkte. Der VDP will dieses Problem durch<br />

Schaffung größerer Transparenz von Lagerbeständen<br />

in Zukunft zu lösen versuchen.<br />

Entsprechende Gespräche mit den Papiergroßhändlern,<br />

aber auch CEPIPRINT<br />

und anderen Beteiligten, finden zur Zeit<br />

statt.<br />

Die hohen Preisausschläge bei Altpapier<br />

und Zellstoff seien für die deutsche Papierindustrie<br />

von Nachteil. In Zukunft soll versucht<br />

Auf der VDP Pressekonferenz von links: Dr. Hartwig<br />

Geginat (Zanders AG), Dr. Georg Holzhey (Haindl Papier),<br />

Hans-Michael Gallenkamp (Felix Schoeller).<br />

werden, die Entwicklung der Papierindustrie<br />

und der Märkte längerfristig zu sehen.<br />

Hauptverantwortlicher für die Turbulenzen<br />

auf den Altpapiermärkten ist nach Ansicht<br />

des VDP die Altpapier-Erfassungspraxis<br />

beim „Dualen System Deutschland“, die nicht<br />

marktwirtschaftlich funktioniert. Meist werden<br />

die grafischen Papiere zunächst über die<br />

„DSD“-Tonnen mitgesammelt, und der VDP<br />

verspricht sich hier Einsparmöglichkeiten.<br />

Entsprechende Modellversuche über die Getrennterfassung<br />

grafischer Papiere laufen<br />

zur Zeit in fünf Regionen. Endgültige Ergebnisse<br />

hierzu werden Anfang 1998 vorliegen.<br />

Die Zahl der Beschäftigten in der Branche<br />

fiel nur noch leicht (– 1,5 %) auf 47 000. Der<br />

Beschäftigtenabbau sei, so Gallenkamp,<br />

weitgehend abgeschlossen. Insgesamt wurden<br />

im abgelaufenen Jahr 1030 Mio. DM investiert<br />

(– 7,2 %).<br />

Kreislaufwirtschaftsgesetz<br />

Wenig glücklich ist der VDP mit der Umsetzung<br />

des neuen Kreislaufwirtschafts- und<br />

Abfallgesetzes. Es könne nicht angehen, daß<br />

der wichtigste Rohstoff der Papierindustrie,<br />

das Altpapier, per Definition der Länderarbeitsgemeinschaft<br />

Abfall, in den Papierfabri-<br />

ken zu Abfall wird. Gallenkamp hierzu: „Die<br />

Papierindustrie kauft keinen Abfall ein!“ Die<br />

Deklarierung des Rohstoffs Altpapier als Abfall<br />

habe für die deutsche Papierindustrie neben<br />

rechtlichen Nachteilen vor allem einen<br />

gewaltigen Imageschaden beim Verbraucher<br />

zur Folge. Dies würde für die deutsche<br />

Papierindustrie, die im Altpapierrecycling<br />

führend ist, einen massiven Wettbewerbsnachteil<br />

bedeuten. Entsprechend sei es auch<br />

nicht hinzunehmen, daß die Produktion von<br />

Papier aus Altpapier eine Abfallentsorgung<br />

sein könne.<br />

Zukunftsaussichten<br />

UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />

Breiten Raum widmete Gallenkamp den<br />

Zukunftsaussichten der Branche. Er wies<br />

darauf hin, daß die FAO, eine Unterorganisation<br />

der UNO, bis zum Jahr 2010 in den Papiermärkten<br />

weltweit von einem jährlichen<br />

Wachstum von über 4 % ausgeht.<br />

Der Wachstumsmotor wird dabei Asien<br />

sein. Insgesamt könne man im asiatischen<br />

Wirtschaftsraum ohne weiteres derzeit von<br />

einem Wirtschftswunder sprechen. Das addierte<br />

Sozialprodukt Chinas, Japans, der vier<br />

kleinen „Drachen“-Staaten sowie der Asien-<br />

Staaten werde im Jahr 2010 ca. doppelt so<br />

hoch sein wie das der USA und auch das der<br />

gesamten Europäischen Union. Der Anteil<br />

Südostasiens an der Weltpapierproduktion<br />

betrug schon 1995 rund 26 %. Demgegenüber<br />

gehen erst 3 % der deutschen Papierexporte<br />

in diese Region. Außerdem hätten nur wenige<br />

deutsche Unternehmen bisher dort Investitionen<br />

getätigt. Derzeit sei zu bezweifeln,<br />

daß der erwartete starke Verbrauchszuwachs<br />

in absehbarer Zeit durch neue Kapazitäten in<br />

Südostasien vollständig gedeckt werden<br />

kann. Die deutsche Papierindustrie habe aufgrund<br />

ihres hohen technischen Niveaus auf<br />

allen Gebieten – gerade beim Recycling – beste<br />

Voraussetzungen, in diesen Ländern<br />

Joint-ventures einzugehen, Direktinvestitionen<br />

zu tätigen oder als Exporteur aufzutreten.<br />

Dies gelte auch für den Mittelstand.<br />

Letzlich ist die deutsche Papierindustrie aufgerufen,<br />

die dort entstehenden Chancen zu<br />

nutzen. ����<br />

257 11–12/97


Der Mainzer Oberbürgermeister Herman-<br />

Hartmut Weyel hat Wolfgang C.-O. Kurz, dem<br />

geschäftsführenden Gesellschafter der Vereinigten<br />

Papierwarenfabriken GmbH (Feuchtwangen),<br />

die Würde eines Senators der Internationalen<br />

Gutenberg-Gesellschaft verliehen.<br />

Weyel tat dies in seiner Eigenschaft als<br />

Präsident der Internationalen Gutenberg-<br />

Gesellschaft in Mainz. Gewürdigt wurden die<br />

zahlreichen engagierten, ehrenamtlichen<br />

Tätigkeiten, die Wolfgang C.-O. Kurz in seinem<br />

Leben wahrnahm und noch innehat. So<br />

ist er heute Präsident der Deutschsprachigen<br />

Flexodruckfachgruppe (DFTA) in Stuttgart,<br />

Vizepräsident des Hauptverbandes der Papier,<br />

Pappe und Kunststoffe verarbeitenden<br />

Industrie (HPV), Mitglied des Stiftungsrates<br />

der Papiertechnischen Stiftung (PTS) und<br />

stellvertretender Vorsitzender im Bund deutscher<br />

Verpackungsingenieure, um nur einige<br />

seiner ehrenamtlichen Engagements zu nennen.<br />

Wolfgang C.-O. Kurz kaufte 1972 mit seinem<br />

Bruder Hubert Kurz die 1896 von seinem<br />

Großvater gegründeten Vereinigten Papierwarenfabriken<br />

GmbH zurück. Heute ist<br />

11–12/97 258<br />

UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />

Wolfgang C.-O. Kurz<br />

zum Senator ernannt<br />

das Unternehmen einer der größten Hersteller<br />

flexibler Verpackungen in Europa. Der<br />

Gewürdigte hat fraglos in großem Umfang<br />

MD Papier verliert ein<br />

Viertel des Umsatzes<br />

Jahresverlust auf 1,2 Mio. DM reduziert<br />

Bei der MD Papier GmbH, zu der die Werke<br />

Dachau und Plattling gehören, fiel der<br />

Umsatz 1996 von 892 Mio. DM auf 662 Mio.<br />

DM (– 25,8 %). Im gleichen Umfang sank die<br />

Produktion um 518 000 t auf 397 000 t.<br />

Rückläufig waren ebenfalls die Investitionen<br />

die noch 19 Mio. DM (– 29,6 %) erreichten,<br />

während die Abschreibungen bei 74<br />

Freizeit, aber auch Arbeitszeit, die er seiner<br />

Firma hätte widmen können, der Allgemeinheit<br />

bzw. seiner Branche zur Verfügung gestellt.<br />

Kenner der Branche wissen, daß er in<br />

seiner Arbeit immer als Freund klarer Worte<br />

engagiert und couragiert an Themen heranging.<br />

Drum herum zu reden war seine Sache<br />

nie. Die Ernennung zum Senator ist eine<br />

verdiente Anerkennung für dieses Engagement.<br />

G. B.<br />

Von links: Herman-Hartmut Weyel (Mainzer OB + Präsident der G.-G.), Helma Kurz, Hannetraud Schultheiß (Vizepräsidentin<br />

G.-G.) und Wolfgang C.-O. Kurz.<br />

Mio. DM lagen. Der operative Jahresverlust<br />

konnte leicht um ca. 2 Mio. DM auf 1,2 Mio.<br />

DM verbessert werden. Aufgrund seiner hohen<br />

Verlustvorträge weist MD Papier bilanziell<br />

einen Verlust von ca. 53 Mio. DM aus.<br />

Deutlich rückläufig war auch die Bilanzsumme<br />

(– 32,8%), die jetzt bei 460 Mio. DM<br />

liegt. Hauptsächlich verantwortlich hierfür<br />

war die Tatsache, daß alle Grundstücke in<br />

einem Gesamtwert von ca. 210 Mio. DM in<br />

eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts eingebracht<br />

wurden. Nach den Worten des für<br />

Finanzen zuständigen Günter Krauss geschah<br />

dies gewinn- und verlustneutral.<br />

Durch die Herauslösung der Grundstücke<br />

und Gebäude stieg der Eigenkapitalanteil<br />

an der Bilanzsummme um 2% auf 34%.<br />

Nach dem Worten des Sprechers der Geschäftsführung,<br />

Thomas Nystén, lag die Kapazitätsauslastung<br />

in den Werken im<br />

Jahresschnitt bei etwa 85 %, teilweise deutlich<br />

darunter.<br />

Sehr unterschiedlich verlief das Jahr in<br />

den zwei Werken. Während das Werk Dachau<br />

(Offset- und Spezialpapiere) mit einem<br />

Verlust von 59,2 Mio. DM abschloß, wurde im


Werk Plattling, in dem Tiefdruckpapiere hergestellt<br />

werden, ein Gewinn von 58 Mio. DM<br />

erwirtschaftet. Auch das Werk Albbruck, das<br />

als eigene GmbH & Co KG geführt wird und<br />

wie Dachau Offsetdruckpapiere herstellt,<br />

konnte einen Jahresüberschuß von 12,4 Mio.<br />

DM erwirtschaften. Der Umsatz lag dort bei<br />

261,2 Mio. DM. Insgesamt empfindet MD Papier<br />

die Preissituation als unbefriedigend.<br />

Nystén glaubt, die Preise für Rollenoffsetpapiere<br />

bald von im Schnitt 125 DM auf 135 DM<br />

pro 100 kg erhöhen zu können.<br />

Umstrukturierung beim<br />

Personal<br />

Wie schon im letzten Jahr angekündigt,<br />

sank der Personalstand im Werk Dachau dramatisch.<br />

Dies wurde noch dadurch beschleunigt,<br />

daß im letzten Jahr eine Papiermaschine<br />

vollständig abgestellt wurde. Wurden in<br />

Dachau zum 1. 1. 1996 noch 1119 Mitarbeiter<br />

beschäftigt, so werden es Mitte <strong>1997</strong> noch ca.<br />

UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />

590 sein. Auch in Plattling wurde das Personal<br />

von 571 auf 485 verringert.<br />

Klemens Gottstein erläuterte diesen Prozeß<br />

eingehend. Er betonte, daß der Personalabbau<br />

menschlich teilweise schwierig gewesen<br />

sei. Mit den Betriebsräten wurden in<br />

Dachau und Plattling Sozialpläne verabschiedet,<br />

die 33 Mio. DM bzw. 6,3 Mio. DM kosteten.<br />

Die Personalkosten werden dadurch<br />

<strong>1997</strong> nur noch ca. 102,3 Mio. DM betragen,<br />

während im Budget von 1996 153,5 Mio. DM<br />

vorgesehen waren.<br />

Entwicklungsaussichten<br />

<strong>1997</strong> rechnet MD Papier mit einem Umsatz<br />

von 680 Mio. DM und einem Gewinn von 11,9<br />

Mio. DM. Die Geschäftsführung erwartet eine<br />

bessere Auslastung der Werke sowie eine<br />

Anhebung des Preisniveaus. Derzeit sei eine<br />

Belebung der Nachfrage bei gestrichenen<br />

grafischen Druckpapieren feststellbar. Zum<br />

gegenwärtigen Zeitpunkt bleibe es aber<br />

schwierig, mittelfristig Prognosen zur Ab-<br />

satzentwicklung zu machen, da kaum feststellbar<br />

sei, welche Aufträge durch echte Verbrauchssteigerungen<br />

bedingt und welche auf<br />

Lagerergänzungen bzw. spekulative Käufe<br />

zurückzuführen sind. Insgesamt rechnet die<br />

MD-Gruppe damit, <strong>1997</strong> ein leicht positives<br />

Ergebnis erwirtschaften zu können.<br />

Die Werke Albbruck und Dachau werden<br />

<strong>1997</strong> unter dem Namen MD Albbruck Papier<br />

operieren. Das Werk Dachau mit einer Kapazität<br />

von 200 000 t soll sich dabei stärker auf<br />

die Produktion von Rollenoffsetpapieren im<br />

LWC-Bereich konzentrieren. Synergien erhofft<br />

sich MD Albbruck Papier auch aus einer<br />

neuen Zusammenarbeit mit der Papierfabrik<br />

Biberist, die seit Anfang <strong>1997</strong> ebenfalls zum<br />

Metsä-Serla-Konzern gehört. Zur Stärkung<br />

des Geschäftsfelds Spezialpapiere sollen im<br />

Werk Dachau bis zum Jahresende rund 10<br />

Mio. DM in den Umbau der Papiermaschine<br />

7 investiert werden. Dabei soll der Bereich<br />

der Etiketten- und Verpackungspapiere weiter<br />

ausgebaut werden. Dessen Anteil liegt<br />

derzeit bei 10 %, und er soll auf 20 % steigen.<br />

259 11–12/97


In Dachau sollte es dadurch gelingen, den<br />

aufgelaufenen hohen Verlust von 1996 zu verringern,<br />

zumal der Personalabbau <strong>1997</strong> erstmals<br />

voll ergebniswirksam wird. Das Werk<br />

Plattling, das Anfang des Jahres eine neue<br />

11–12/97 260<br />

UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />

Einmal mehr hat der Export die<br />

französische Papierindustrie vor<br />

einem Debakel bewahrt. Er<br />

stieg im letzten Jahr um 8,0%<br />

auf 3,93 Mio t. Die Produktion<br />

ging demgegenüber um 1% auf<br />

8,53 Mio t zurück, der Verbrauch<br />

verringerte sich um<br />

3,0% auf 9,35 Mio t, und beim<br />

Gesamtumsatz melden die<br />

Copacel-Mitgliedsunternehmen<br />

Einbußen von 14%. Er ist 1996<br />

von 42 auf 36 Mrd FF gesunken<br />

...<br />

Von Jahresbericht zu Jahresbericht des<br />

franz. Verbandes der Papierindustrie (Copacel)<br />

hat sich die rhetorische Bandbreite des<br />

Copacel-Generalsekretärs seit 1993 immer<br />

mehr auf stereotype Wendungen reduziert.<br />

Auch Für das letzte Jahr konnte Jean-Paul<br />

Franiatte nichts anderes konstatieren als<br />

dies: „für Frankreichs Papierindustrie ist es<br />

Ob Frankreichs Papierindustrie mit diesem Gefährt die<br />

Wende zu einem besseren Jahresbeginn <strong>1997</strong> schafft?<br />

(Gesehen von unserem Korrespondenten bei einem<br />

Werksbesuch im Norden des Landes.)<br />

Verwaltung erhielt (34 Personen), wird in Zukunft<br />

unter MD Plattling Papier firmieren.<br />

<strong>1997</strong>/98 sollen dort mehr als 40 Mio. DM in<br />

Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung investiert<br />

werden. ����<br />

Zweifel am<br />

„Standort Frankreich“<br />

Der Unternehmensverband Copacel legte Jahresbericht 1996 vor<br />

kein gutes und eher eins des Übergangs gewesen“.<br />

Die um 3% gesunkene Inlandsnachfrage<br />

spiegelt sich im Rückgang der Gesamtproduktion<br />

um 1%. Die ungebrochen nach<br />

oben zeigende Exporttendenz hat da nur<br />

Schlimmeres verhindern, den Inlandsausfall<br />

aber nicht wettmachen können. Ergebnis:<br />

1996 sind die Unternehmenserträge den ersten<br />

vorläufigen Zahlen zufolge noch magerer<br />

ausgefallen als im Jahr davor. Immer raschere<br />

Aufeinanderfolge von Turbulenzen bei<br />

den Rohstoff- und Endproduktpreisen in Verbindung<br />

mit unmittelbaren Auswirkungen<br />

auf die Lagersituation und umfassende Planungsunsicherheit<br />

haben links des Rheins<br />

den Papiermacher-Alltag auch im abgelaufenen<br />

Jahr wieder gekennzeichnet.<br />

Nach jüngsten Schätzungen hat das Wirtschaftswachstum<br />

in Frankreich 1996 nur<br />

1,3% erreicht (1995: 2,2%). Es lag damit etwa<br />

auf demselben Niveau wie das der meisten<br />

EU-Länder. Die allenthalben in den westlichen<br />

Industrienationen beobachtete Bewegung<br />

zu fast radikaler Räumung der Lagerbestände<br />

dürfte das Wachstum des französischen<br />

Bruttosozialprodukts um 0,7% verlangsamt<br />

haben. Die Industrieproduktion<br />

war während des gesamten ersten Halbjahres<br />

1996 schwach rückläufig, auf Papierhersteller-<br />

und -verarbeiterseite jedoch naturgemäß<br />

besonders markant. Erst im dritten<br />

und letzten Vierteljahr signalisierte das Konjunkturbarometer<br />

leichte Besserungstendenzen.<br />

Die privaten Haushalte hielten den<br />

Geldbeutel nicht mehr ganz so fest zugeschnürt,<br />

was vor allem der Automobilindu-<br />

apr-Redaktion:<br />

Fax (0 61 04) 60 61 45<br />

strie zugute kam (im Hintergrund: das Auslaufen<br />

des staatlichen Zuschusses zum Erwerb<br />

eines Neuwagens). Auf die Industrieproduktion<br />

wirkte sich diese Tendenz im<br />

zweiten Halbjahr mit einem Zuwachs von<br />

1,5% aus.<br />

Lagerbewegungen<br />

Wie schon im Vorjahr war daher der Geschäftsverlauf<br />

des besonders sensiblen Konjunkturindikators<br />

Papierindustrie durch<br />

zwei deutlich gegenläufige Jahreshälften gekennzeichnet.<br />

Der ab Mitte 1995 eingesetzte<br />

Abbau der Lagerbestände kam Anfang des<br />

neuen Jahres wider alle Erwartung nicht<br />

zum Stillstand, sondern verstärkte sich noch<br />

und hielt das ganze erste Halbjahr über weiter<br />

an. Die Folge war ein Rückgang der Papier-<br />

und Pappeproduktion bis Ende April um<br />

7 % ; die Kapazitätsauslastung lag nur noch<br />

bei 82 %, es kam zu zahlreichen Maschinenstops.<br />

Das Ungleichgewicht zwischen Angebot<br />

und Nachfrage führte zu einer Verschärfung<br />

des Wettbewerbsklimas und zog Preise<br />

und Gewinnmargen nach unten.<br />

Erste Anzeichen dafür, daß die zweite Jahreshälfte<br />

besser ausfallen würde, brachte<br />

quasi als Frühlingsahnung schon im Mai die<br />

Auftragsentwicklung bei Druck- und<br />

Schreibpapier. Juni und Juli markierten anschließend<br />

die Ausweitung dieser Tendenz<br />

auf den Bereich Papier und Pappe für Verpackungszwecke.<br />

Das Auftragsvolumen stieg<br />

zur Jahresmitte um 9,7% und erlebte im September<br />

einen weiteren Aufschwung um 6,8%.


Produktion der Papierindustrie<br />

Papier und Pappe in Mio. t prozentuale<br />

Veränderung<br />

gegenüber<br />

dem Vorjahr<br />

rechnerischer<br />

Verbrauch 9 350 – 3,0<br />

Produktion 8 530 – 1,0<br />

Export 3 930 + 8,0<br />

Import 4 750 + 2,0<br />

Quelle: Copacel<br />

Die Preise zogen seit Juli mit Ausnahme derer<br />

für Zeitungsdruckpapier überall wieder<br />

an.<br />

Verbrauchsrückgang<br />

Die seit dem Golfkrieg auch in Frankreich<br />

anhaltende Konsumzurückhaltung auf dem<br />

Hintergrund ständig steigender Massenarbeitslosigkeit<br />

schlug sich 1996 im Papiersektor<br />

in einem Verbrauchsrückgang um 3% nieder.<br />

Im Vorjahr lag dieser Wert erst bei 1%.<br />

UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />

Die eingangs genannten massiven Umsatzeinbußen<br />

von 14% erklären sich größtenteils<br />

aus dem gleichzeitigen Rückgang der Verkaufspreise,<br />

ausgelöst durch den weltweiten<br />

Niedergang der Rohstoffpreise während der<br />

ersten sechs Monate des Jahres, und des Produktionsvolumens.<br />

Die Preise für Altpapier<br />

lagen zeitweilig auf demselben Niveau wie<br />

Mitte 1994. Laut Index des französischen<br />

Statistikamtes INSEE verringerte sich der<br />

Wert der gesamten Papier- und Pappeproduktion<br />

zwischen September 1995 und Ende<br />

Juni letzten Jahres um fast 20%. Am stärksten<br />

davon betroffen waren die Bereiche Wellpappenrohpapiere<br />

und Druck- und Schreibqualitäten,<br />

weniger hart fiel der Sturz dagegen<br />

für Massenbedarfsprodukte aus – vom<br />

Sonderfall<br />

Zeitungsdruckpapier einmal abgesehen.<br />

Mit den Sommerferien begann sich die Papierkonjunktur<br />

wieder zu verbessern. Durch<br />

die vorher eingelegten temporären Maschinenstops<br />

verringerten sich die noch vorhandenen<br />

Lagerbestände an Norscan-Zellstoff,<br />

sodaß die Preise dafür ab Ende des zweiten<br />

Produktion von Zellstoff, Papier<br />

und Pappen 1996<br />

Produktion der in Mio. t prozentuale<br />

wichtigsten Verände-<br />

Sorten rung<br />

gegen dem<br />

Vorjahr<br />

Zellstoff 2 510 – 11,0<br />

Papier und Pappen<br />

gesamt:<br />

8 530 – 1,0<br />

Grafische Papiere<br />

– Zeitungsdruck<br />

3 879 – 4,1<br />

Papier<br />

– Druck- und<br />

735 – 14,4<br />

Hygienebedarf<br />

Verpackungen und<br />

3 144 –1,3<br />

Abpackbedarf<br />

– Wellpappenroh-<br />

3 817 + 0,6<br />

papiere<br />

– Verpackungs-<br />

2 696 + 2,1<br />

papiere 392 – 5,4<br />

– Pappe<br />

Haushalts- und<br />

729 – 1,6<br />

Hygienebedarf<br />

Verbrauch an<br />

509 + 4,0<br />

Altpapieren 4 200 + 1,0<br />

Quelle: Copacel<br />

261 11–12/97


Jahresdrittels wieder anziehen konnten.<br />

Dies war zugleich der Startschuß für ein Wiederansteigen<br />

des Preisniveaus bei Papier<br />

und Pappe. INSEE meldete für Juli eine Anhebung<br />

um 0,1 %, und die positive Tendenz<br />

hielt für den Rest des Jahres an.<br />

Sowohl Franiatte als auch der amtierende<br />

Copacel-Vorsitzende Louis Matussière (Matussière<br />

& Forest) waren deutlich bemüht,<br />

aus dem vorgelegten nicht gerade hoffnungsfroh<br />

stimmende, Zahlenwerk doch noch etwas<br />

tröstenden Honig herauszusaugen.<br />

Wenn man das Jahr 1993 als Referenzjahr<br />

hinsichtlich der damals quasi als „normal“ zu<br />

bezeichnenden Lagerbestände nehme, so ihre<br />

übereinstimmende, eher optimistische<br />

Sicht der Dinge, könne man davon ausgehen,<br />

daß der reale Verbrauch an Papier und Pappe<br />

- unabhängig von der Lagerseite - in den<br />

letzten drei Jahren um 1,8% gestiegen sei.<br />

Der zum zweiten Mal in Folge rückläufige<br />

rechnerische Verbrauch (Produktion + Importe<br />

- Exporte) sei nichts anderes als die<br />

Nachwirkung des außergewöhnlichen<br />

Wachstums des Jahres 1994, in dem allenthalben<br />

und auf breiter Front die Lager wieder<br />

aufgefüllt worden seien.<br />

Louis Matussière ging vor der Presse speziell<br />

auf die immer schnellere Zyklenabfolge<br />

bei der Rohstoff- und Erzeugerpreisentwicklung<br />

ein. Als Beispiel zitierte er unter anderem<br />

den 40-prozentigen Preissturz bei Referenz-Zellstoff<br />

in nur vier Monaten zwischen<br />

Dezember 1995 und April 1996. Die Ökonomisten<br />

erklärten das neue Phänomen mit der<br />

Globalisierung des Handelsaustausches und<br />

der Geschwindigkeit der Datenübertragung<br />

und rieten der Papierbranche dazu, sich mit<br />

derlei Kurs- und Preisschwankungen einfach<br />

abzufinden und einzurichten.<br />

Standortsituation<br />

Angesichts zum zweiten Mal und noch<br />

stärker rückläufiger Gewinne im Vergleich<br />

zu ihren ausländischen Marktmitbewerbern<br />

hat sich die Finanzkraft der französischen<br />

Papierindustrie in Sachen Neuinvestitionen<br />

erneut zugunsten der Konkurrenz verschlechtert,<br />

machte Matussière klar. Er zitierte<br />

den Präsidenten des nationalen Arbeitgeberverbandes<br />

CNPF, der auf dessen<br />

letzter Generalversammlung gesagt habe,<br />

daß es nicht mehr lohnend sei, in Frankreich<br />

zu investieren. Die Papierindustrie sei dafür<br />

ein beredtes Beispiel. Nach der massiven In<br />

11–12/97 262<br />

UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />

vestitionswelle der<br />

Jahre 1989 bis 1992<br />

im Wert von ca.<br />

15 Mrd FF, die zur<br />

Aufstellung von 11<br />

neuen Papiermaschinen<br />

sowie zur Errichtung<br />

dreier neuer<br />

Zellstoffwerke geführt<br />

habe, sei links<br />

des Rheins keine<br />

nennenswerte vergleichbare<br />

Aktivität<br />

mehr zu verzeichnen<br />

gewesen, konstatierte<br />

der Copacel-Vorsitzende.<br />

Dies könne<br />

man für das übrige<br />

Europa aber nicht<br />

sagen, und überdies<br />

würden jetzt gerade neue Maschinen in<br />

Finnland, Österreich und den Niederlanden<br />

in Betrieb gehen. Frankreich habe als Industriestandort<br />

einen immer deutlicheren<br />

Wettbewerbsnachteil. Im Papierbereich<br />

wirkten sich die hohen Betriebs- und Transportkosten<br />

belastend auf die Holzversorgung<br />

aus. Hinzu kämen die chronische Schwäche<br />

der heimischen Altpapiersammlung und das<br />

Fehlen einer europäischen Harmonisierung<br />

in diesem Sektor, was sich auf die Versorgung<br />

sehr negativ auswirke. Umweltauflagen, Sozial-<br />

und Steuerabgaben machten Frankreich<br />

für ausländische Investoren zunehmend<br />

unattraktiv; sie zögen deshalb Länder<br />

wie England oder Spanien und Osteuropa<br />

vor. Trotzdem habe die Papierindustrie des<br />

Landes nicht untätig auf die notwendigen<br />

Antworten seitens der politischen Instanzen<br />

gewartet, sondern auch im letzten Jahr weitere<br />

Anstrengungen zu ihrer Umstrukturierung<br />

und Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

unternommen.<br />

Depressive<br />

Zellstoffsituation<br />

Als insgesamt enttäuschend bezeichnet<br />

der Verband den Geschäftsverlauf für die<br />

Zellstoff-Fabrikanten. Nach fast euphorischem<br />

Beginn fielen die Preise abrupt bis<br />

April um 45 %. Erst Ende Mai besserte sich<br />

die Situation allmählich wieder. Der Papiermarkt<br />

vor allem bei Druck- und Schreibqualitäten<br />

begann sich zu erholen, die Auftragseingänge<br />

nahmen zu und erlaubten eine An-<br />

Verbrauch von Papier und Karton 1996<br />

Produktion der in Mio. t Verände- Verände- Verändewichtigsten<br />

rung rung rung<br />

Sorten 1996/1995 1995/1994 1994/1993<br />

in % in % in %<br />

Gesamt 9 350 – 3,0 – 1,1 + 9,1<br />

Grafische Papiere<br />

– Zeitungs- Zeit-<br />

4 309 – 3,8 + 0,6 +10,1<br />

schriftenpapiere 694 – 3,0 + 6,3 – 2,1<br />

– Schreibpapiere<br />

Pappen und Ver-<br />

3 615 –4,0 - 0,4 + 12,8<br />

packungspapiere<br />

– Wellpappen-<br />

4 237 – 2,5 –2,4 + 9,1<br />

papiere<br />

– Verpackungs-<br />

2 787 – 1,5 – 1,2 + 10,8<br />

papiere 447 – 4,7 – 4,0 + 3,9<br />

– Pappen<br />

Haushalts- und<br />

1 003 – 4,0 – 4,9 + 7,3<br />

Hygienebedarf 560 + 4,7 + 2,7 + 0,8<br />

Quelle: Copacel<br />

hebung der Preise für Referenz-Zellstoff von<br />

520 $ im April auf 560 $ die Tonne im September.<br />

Noch höhere Preise konnten seither<br />

trotz gezielter Produktionsdrosselung und eines<br />

wieder normaleren Lieferniveaus deshalb<br />

nicht durchgesetzt werden, weil die<br />

Weltlagerbestände seit dem Herbst letzten<br />

Jahres mit 1,9 Mio t noch zu hoch sind.<br />

In Frankreich wird sowohl Handelszellstoff<br />

als auch solcher für den Eigenbedarf integrierter<br />

Unternehmen produziert. Zwischen<br />

Januar und Juni 1996 erreichte die<br />

Produktion 1,233 Mio t, das waren 16,4% weniger<br />

als im selben Zeitraum 1995. Die Jahresleistung<br />

mit 2,5 Mio t lag demgegenüber<br />

nur noch um 11% unter dem Vorjahresniveau.<br />

Die Holzschliffproduktion verringerte<br />

sich 1996 auf dem Hintergrund einer sehr<br />

mittelmäßigen Konjunktur im Sektor Zeitungsdruckpapier<br />

einerseits und zunehmendem<br />

Einsatz von Sekundärmaterial andererseits<br />

um 19,5 %. Bei Zellstoff sackte das Volumen<br />

bis Mitte des Jahres zunächst um<br />

16,8% ab, verringerte sich dann aber im Jahresergebnis<br />

trotz einer um 7% geringeren Kapazitätsausnutzung<br />

gegenüber 1994 nur um<br />

6,6%.<br />

Für <strong>1997</strong> sind die Hersteller etwas optimistischer:<br />

der massive Lagerabbau auf Kundenseite<br />

ist zum Stillstand gekommen, die<br />

Besserung der Auftragslage im Bereich<br />

Druck- und Schreibpapier und im Verpakkungssektor<br />

hat sich bestätigt, und der<br />

Dollar ist gestiegen. Mit einem zufriedenstellenden<br />

Jahresergebnis rechnen die französischen<br />

Zellstoffabrikanten aber nur dann,


wenn diese drei Tendenzen über den gesamten<br />

Zeitraum fortdauern.<br />

Druck- und Schreibpapier<br />

Einem Wechselbad ausgesetzt waren im<br />

vergangenen Jahr ebenso die Hersteller von<br />

Druck- und Schreibpapierqualitäten. Die erste<br />

Jahreshälfte verlief durchweg negativ:<br />

Der rechnerische Verbrauch ging um 14,4%<br />

zurück, die Produktion verringerte sich um<br />

11,9%, die Importe nahmen um 9,9 % und die<br />

Exporte um 3,8% ab. Auch hier kam mit dem<br />

Sommer die Wende: + 8,5% Anstieg beim Verbrauch,<br />

+ 11,9% bei der Produktion, + 16,3%<br />

bei den Importen und + 24,7% Zuwachs beim<br />

Export. Übers gesamte Jahr verteilt, verringerte<br />

sich der Konsum um 4,0% und sank das<br />

Produktionsvolumen um 1,3%. Die Einfuhren<br />

erhöhten sich um 2,1%, die Ausfuhren um<br />

9,0%. Nach Sorten aufgegliedert, ergab sich<br />

1996 beim rechnerischen Verbrauch folgendes<br />

Bild: - 14,9% bei ungestrichen-h’h, - 18,9%<br />

bei gestrichen-h’h, + 2,2% im Bereich ungestrichen-h’f<br />

und + 10,8% bei gestrichen-h’f.<br />

Großer Verlierer war also der Sektor holzhaltige<br />

Qualitäten, Gewinner dagegen der<br />

Bereich zweiseitig-gestrichen-h’f Papiere auf<br />

Rollen, in dem der Verbrauch um rund 25%<br />

nach oben ging. Die massiven Lagerräumungen<br />

im Vertrieb, in der Druck- und verarbeitenden<br />

Industrie hielten bis Mai an und führten<br />

etwa in der 15. Woche zu einem Negativ-<br />

Rekord bei der Kapazitätsauslastung von<br />

70%. Die leichte wirtschaftliche Gesamterholung<br />

ab Juni mit einem Anstieg des Bruttosozialprodukts<br />

um 0,9% brachte den Fabrikanten<br />

demgegenüber Neuaufträge, deren<br />

Volumen in der 25. Woche die Produktionskapazitäten<br />

um 30% übertrafen.<br />

Der Export von Druck- und Schreibpapier<br />

in die EU-Länder erhöhte sich 1996 um 10%.<br />

Die stärkste Zunahme verzeichnete die Ausfuhr<br />

nach Deutschland; sie stieg um fast 15%.<br />

Auf den asiatischen und lateinamerikanischen<br />

Absatzmärkten konnten die französischen<br />

Fabrikanten ebenfalls um mehr als<br />

10% zulegen. Die genannten Exportsteigerungen<br />

konnten jedoch insgesamt den Verbrauchseinbruch<br />

in der ersten Jahreshälfte<br />

nicht voll ausgleichen, was den leichten<br />

Rückgang des Produktionsvolumens um<br />

1,3% erklärt. Er fiel bei gestrichen-holzhaltigen<br />

Qualitäten inklusive LWC-Papieren mit<br />

- 16,7% besonders deutlich aus. Im Gegenzug<br />

meldete der Bereich gestrichen-holzfreier Pa-<br />

UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />

piere einen Anstieg der Produktion um 8,9%<br />

(ungestrichen-h’f: + 3,8%).<br />

Bei der Rentabilität konnte die Sparte<br />

nicht an das gute Vorjahresergebnis anknüpfen.<br />

Zu belastend wirkten sich hier vor allem<br />

die gesunkenen Zellstoffpreise auf den integrierten<br />

Sektor aus, und der Rückgang der<br />

Verkaufspreise binnen eines Jahres um 20%<br />

(November 1995 bis November 1996) hat die<br />

Erträge zusätzlich geschmälert.<br />

Das neue Jahr scheint unter besseren Vorzeichen<br />

zu stehen. Der Auftragsbestand im<br />

Januar war eher ermutigend und entsprach<br />

im Schnitt einer Produktion von drei Wochen.<br />

Der gestiegene Dollarkurs dürfte nach Einschätzung<br />

der Fabrikanten zu einer Neubewertung<br />

der EU-Währungen führen, was<br />

wiederum die Wettbewerbsposition der französischen<br />

Hersteller verbessern werde. Sie<br />

rechnen zumindest für das erste Halbjahr<br />

mit einem allgemeinen Verbrauchsanstieg<br />

für ihre stark konjunkturabhängigen Produkte,<br />

gestützt auf die langsame Rückkehr<br />

des Wachstums in Europa. Zum weiteren Verlauf<br />

der Dinge ab dem Sommer will der<br />

Druck- und Schreibpapiersektor keine Prognosen<br />

abgeben.<br />

Verpackungspapiere<br />

Die französische Papierindustrie ist der<br />

viertgrößte Anbieter von Papier und Pappe<br />

für Verpackungszwecke in Europa und rangiert<br />

weltweit an siebenter Position. Ihre Produktion<br />

beziffert sich auf rund 3,8 Mio t. Gegenüber<br />

den westeuropäischen Konkurrenten<br />

befindet sich der Sektor in einem gewissen<br />

Wettbewerbsnachteil: Die Preise für das<br />

heimische Nutzholz liegen trotz beträchtlicherWaldreserven<br />

höher als andernorts;<br />

dasselbe<br />

gilt für die Mehrheit<br />

der in der Produktion<br />

verwendeten Sekundärfaser-Fraktionen,<br />

und das Altmaterial-Sammelaufkommen<br />

war bis<br />

1996 nicht über 39%<br />

hinausgekommen.<br />

Als erneut mittelmäßig<br />

bezeichnet<br />

der Copacel den letztjährigenGeschäftsverlauf.<br />

Wie schon<br />

in den vergangenen Jahren lag das Wachstum<br />

in dem Sektor unter dem der Nachbarund<br />

Hauptpartnerländer. Darin spiegelt sich<br />

deutlich der seit etwa 1980 zu beobachtende<br />

relative Rückgang der allgemeinen Industrieproduktion<br />

in Frankreich wieder; der Lebensmittelsektor<br />

als Großabnehmer stagniert<br />

zudem seit längerem zwischen 0 und<br />

2%, und Wachstum verzeichneten im wesentlichen<br />

nur Sektoren mit geringem Packmittelbedarf<br />

wie Service und Verwaltung. Hinzu<br />

kam in der jüngsten Zeit, daß zwei für die<br />

Entwicklung der Packbedarfssparte immer<br />

förderlich gewesene Faktoren strukturell<br />

und administrativ bedingt an Gewicht verloren<br />

haben: die Industrialisierung der Lebensmittelproduktion<br />

und die Konzentration<br />

im Einzelhandel.<br />

Im Konzert der übrigen Packstoffe haben<br />

Papier und Pappe ihren Tonnageanteil von<br />

1989 bis 1995 um 4% auf 36% ausbauen und<br />

im Inland Bodengewinne vor allem bei Transportverpackungen<br />

verzeichnen können.<br />

Hauptwachstumsmotor war aber auch hier<br />

der Export.<br />

Die ersten Jahresergebnisse der Verpackungspapierfabrikanten<br />

zeigen einen<br />

leichten Umsatzrückgang auf ca. 11 Mrd FF<br />

bei gleichzeitiger Produktionsausweitung<br />

um 0,6%. Der rechnerische Inlandsverbrauch<br />

nahm um 2,5% ab, der Export dagegen um<br />

8,7% zu; er stieg bei Wellpappenrohpapieren<br />

um 16,3% an. Bei Vollpappe haben sich die<br />

jüngsten Maßnahmen zur Umstrukturierung<br />

des Sektors ausgewirkt. Die Inlandsnachfrage<br />

reduzierte sich um 4%, die Produktion<br />

ging um 1,6% zurück. 39% der in<br />

Frankreich hergestellten Vollpappe wurden<br />

1996 exportiert. Bei Papieren für Ver-<br />

265 11–12/97


Großer Verlierer war also der Sektor holzhaltige<br />

Qualitäten, Gewinner dagegen der<br />

Bereich zweiseitig-gestrichen-h’f Papiere auf<br />

Rollen, in dem der Verbrauch um rund 25%<br />

nach oben ging. Die massiven Lagerräumungen<br />

im Vertrieb, in der Druck- und verarbeitenden<br />

Industrie hielten bis Mai an und führten<br />

etwa in der 15. Woche zu einem Negativ-<br />

Rekord bei der Kapazitätsauslastung von<br />

70%. Die leichte wirtschaftliche Gesamterholung<br />

ab Juni mit einem Anstieg des Bruttosozialprodukts<br />

um 0,9% brachte den Fabrikanten<br />

demgegenüber Neuaufträge, deren<br />

Volumen in der 25. Woche die Produktionskapazitäten<br />

um 30% übertrafen.<br />

Der Export von Druck- und Schreibpapier<br />

in die EU-Länder erhöhte sich 1996 um 10%.<br />

Die stärkste Zunahme verzeichnete die Ausfuhr<br />

nach Deutschland; sie stieg um fast 15%.<br />

Auf den asiatischen und lateinamerikanischen<br />

Absatzmärkten konnten die französischen<br />

Fabrikanten ebenfalls um mehr als<br />

10% zulegen. Die genannten Exportsteigerungen<br />

konnten jedoch insgesamt den Verbrauchseinbruch<br />

in der ersten Jahreshälfte<br />

nicht voll ausgleichen, was den leichten<br />

Rückgang des Produktionsvolumens um<br />

1,3% erklärt. Er fiel bei gestrichen-holzhaltigen<br />

Qualitäten inklusive LWC-Papieren mit<br />

- 16,7% besonders deutlich aus. Im Gegenzug<br />

meldete der Bereich gestrichen-holzfreier Papiere<br />

einen Anstieg der Produktion um 8,9%<br />

(ungestrichen-h’f: + 3,8%).<br />

Bei der Rentabilität konnte die Sparte<br />

nicht an das gute Vorjahresergebnis anknüpfen.<br />

Zu belastend wirkten sich hier vor allem<br />

die gesunkenen Zellstoffpreise auf den integrierten<br />

Sektor aus, und der Rückgang der<br />

Verkaufspreise binnen eines Jahres um 20%<br />

(November 1995 bis November 1996) hat die<br />

Erträge zusätzlich geschmälert.<br />

Das neue Jahr scheint unter besseren Vorzeichen<br />

zu stehen. Der Auftragsbestand im<br />

Januar war eher ermutigend und entsprach<br />

im Schnitt einer Produktion von drei Wochen.<br />

Der gestiegene Dollarkurs dürfte nach Einschätzung<br />

der Fabrikanten zu einer Neubewertung<br />

der EU-Währungen führen, was<br />

wiederum die Wettbewerbsposition der französischen<br />

Hersteller verbessern werde. Sie<br />

rechnen zumindest für das erste Halbjahr<br />

mit einem allgemeinen Verbrauchsanstieg<br />

für ihre stark konjunkturabhängigen Produkte,<br />

gestützt auf die langsame Rückkehr<br />

des Wachstums in Europa. Zum weiteren Verlauf<br />

der Dinge ab dem Sommer will der<br />

11–12/97 266<br />

UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />

Druck- und Schreibpapiersektor keine Prognosen<br />

abgeben.<br />

Verpackungspapiere<br />

Die französische Papierindustrie ist der<br />

viertgrößte Anbieter von Papier und Pappe<br />

für Verpackungszwecke in Europa und rangiert<br />

weltweit an siebenter Position. Ihre Produktion<br />

beziffert sich auf rund 3,8 Mio t. Gegenüber<br />

den westeuropäischen Konkurrenten<br />

befindet sich der Sektor in einem gewissen<br />

Wettbewerbsnachteil: Die Preise für das<br />

heimische Nutzholz liegen trotz beträchtlicher<br />

Waldreserven höher als andernorts;<br />

dasselbe gilt für die Mehrheit der in der<br />

Produktion verwendeten Sekundärfaser-<br />

Fraktionen, und das Altmaterial-Sammelaufkommen<br />

war bis 1996 nicht über 39%<br />

hinausgekommen.<br />

Als erneut mittelmäßig bezeichnet der<br />

Copacel den letztjährigen Geschäftsverlauf.<br />

Wie schon<br />

in den vergangenen Jahren lag das Wachstum<br />

in dem Sektor unter dem der Nachbarund<br />

Hauptpartnerländer. Darin spiegelt sich<br />

deutlich der seit etwa 1980 zu beobachtende<br />

relative Rückgang der allgemeinen Industrieproduktion<br />

in Frankreich wieder; der Lebensmittelsektor<br />

als Großabnehmer stagniert<br />

zudem seit längerem zwischen 0 und<br />

2%, und Wachstum verzeichneten im wesentlichen<br />

nur Sektoren mit geringem Packmittelbedarf<br />

wie Service und Verwaltung. Hinzu<br />

kam in der jüngsten Zeit, daß zwei für die<br />

Entwicklung der Packbedarfssparte immer<br />

förderlich gewesene Faktoren strukturell<br />

und administrativ bedingt an Gewicht verloren<br />

haben: die Industrialisierung der Lebensmittelproduktion<br />

und die Konzentration<br />

im Einzelhandel.<br />

Im Konzert der übrigen Packstoffe haben<br />

Papier und Pappe ihren Tonnageanteil von<br />

1989 bis 1995 um 4% auf 36% ausbauen und<br />

im Inland Bodengewinne vor allem bei Transportverpackungen<br />

verzeichnen können.<br />

Hauptwachstumsmotor war aber auch hier<br />

der Export.<br />

Die ersten Jahresergebnisse der Verpackungspapierfabrikanten<br />

zeigen einen<br />

leichten Umsatzrückgang auf ca. 11 Mrd FF<br />

bei gleichzeitiger Produktionsausweitung<br />

um 0,6%. Der rechnerische Inlandsverbrauch<br />

nahm um 2,5% ab, der Export dagegen um<br />

8,7% zu; er stieg bei Wellpappenrohpapieren<br />

um 16,3% an. Bei Vollpappe haben sich die<br />

jüngsten Maßnahmen zur Umstrukturierung<br />

des Sektors ausgewirkt. Die Inlandsnachfrage<br />

reduzierte sich um 4%, die Produktion<br />

ging um 1,6% zurück. 39% der in<br />

Frankreich hergestellten Vollpappe wurden<br />

1996 exportiert. Bei Papieren für Verpackungszwecke<br />

liegt dieser Anteil inzwischen<br />

bei 44 %; er hat sich in den vergangenen<br />

zehn Jahren fast verdoppelt. Das Produktionsvolumen<br />

verringerte sich indessen um<br />

5,4%. Der heimische Absatz an flexiblen Verpackungen<br />

inklusive großformatige Beutel<br />

und Säcke litt mit einem Rückgang um 4,7%<br />

deutlich unter der anhaltenden Konsumflaute.<br />

Für das laufende Geschäftsjahr zeigen sich


11–12/97 268<br />

UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />

Theis empfiehlt Direktübertragung<br />

von Bestelldaten<br />

Die Senkung der Administrationskosten<br />

zum Nutzen ihrer Kunden hat sich die Artur<br />

Theis GmbH & Co. KG, spezialisiert auf die<br />

Herstellung von Faltschachteln für die Pharma-Industrie,<br />

als Ziel gesetzt. Einen wichtigen<br />

Schritt in diese Richtung würde es bedeuten,<br />

wenn Theis-Kunden alle technischen<br />

Möglichkeiten in vollem Umfang nutzen würden.<br />

Zwar übermitteln Kunden dem Unternehmen<br />

die technischen Daten ihrer Aufträge,<br />

und auch den Film erhält das Wuppertaler<br />

Unternehmen per Electronic Data Interchange<br />

(EDI). Aber wesentliche Bestelldaten<br />

wie z. B. Auflagenhöhe und Termin gehen immer<br />

noch nicht den direkten Weg vom Kunden<br />

in Theis’ Individual-Software TAAD, sondern<br />

den Umweg über bedrucktes Papier.<br />

Erst wenn der Kunde geradewegs in die<br />

Produktion der Artur Theis GmbH & Co. KG<br />

hineinbestellt, wenn er also quasi sein eigener<br />

Auftragssachbearbeiter wird, ist es möglich,<br />

die Verwaltungskosten eines Auftrags so<br />

weit zu senken, daß auch der Kunde einen<br />

deutlichen Vorteil davon hat. Hierzu legt<br />

Theis seinen Kunden eine EDIFACT-Lösung<br />

mit dem Nachrichtentyp Orders nahe; das<br />

Unternehmen macht allerdings darauf aufmerksam,<br />

daß auch kundenspezifische Anbindungen<br />

möglich sind. ����<br />

Zehn Jahre Technische<br />

Textilien Lörrach<br />

Die Technische Textilien Lörrach GmbH<br />

feierte jüngst ihr zehnjähriges Jubiläum. Die<br />

Firma selbst besteht schon seit 1838. Vor<br />

zehn Jahren änderte Geschäftsführer Manfred<br />

Jaehn den Namen der damaligen Tuchfabrik<br />

Lörrach in Technische Textilien Lörrach.<br />

Ziel war es, die Leistungspalette des<br />

Unternehmens schon im Firmennamen so<br />

zum Ausdruck zu bringen, daß auch im Ausland<br />

der Name nicht erst übersetzt werden<br />

muß. Durch die lange Bindung an die frühe-<br />

re französische Muttergesellschaft war der<br />

Export der Firma unterentwickelt. Die Anstrengungen<br />

zur Exportsteigerung trugen<br />

Früchte. Lag vor 1986 der Exportanteil bei ca.<br />

20%, so wird heute mehr als jede zweite Mark<br />

im Ausland verdient. Die kostspielige Entwicklung<br />

der Produkte – Filtermedien für industrielle<br />

Entstaubungsanlagen, Mangelbewicklungen<br />

für Großwäschereien, Nadelfilze<br />

für verschiedene andere technische Zwecke –<br />

kann so einfacher finanziert werden.<br />

Mit insgesamt etwa 80 Mitarbeitern, davon<br />

15 in der französischen Tochtergesellschaft<br />

TTL France, werden heute 24 Mio. DM<br />

Umsatz gemacht. Auch in diesem Jahr wird<br />

trotz schwieriger Marktverhältnisse mit einer<br />

Umsatzsteigerung von etwa 6% gerechnet.<br />

Die Zukunft sieht Jaehn in der engen<br />

Kooperation der Firma mit einer internationalen<br />

Gruppe und einem weltweiten Vertrieb.<br />

����<br />

SCHRIFTTUM<br />

� Für ihren Wandbildkalender Cosmopolit<br />

wurde die Büttenpapierfabrik Gmund auch<br />

dieses Jahr wieder ausgezeichnet. Auf der<br />

größten Kalenderschau der Welt in Stuttgart<br />

hat der Kalender die höchste Auszeichnung<br />

„vorbildlich“ bekommen. Unter den ca. 1000<br />

internationalen Einsendungen wurde dieses<br />

Prädikat insgesamt nur neunmal vergeben.<br />

Wie jedes Jahr bringt die Firma Gmund ei-<br />

nen künstlerischen, limitierten Wandbildkalender<br />

heraus. Als Thema wurde diesmal die<br />

Russische Weltraumfahrt gewählt, Der Kalender<br />

wurde zum einen in verschiedenen Instituten<br />

der Russischen Raumfahrtbehörden<br />

fotografiert. Zum anderen begleitet er einen


Raumfahrer durch die „Hauptstadt des Alls“<br />

Moskau, Im original Raumanzug besucht der<br />

Astronaut markante Punkte in Moskau, wie<br />

z. B. den Kreml, das Hotel Metropol oder die<br />

Universität. Als einziger Kalender seiner Art<br />

ist Gmunds Cosmopolit im Internet zu besichtigen.<br />

Interessierte finden den Cosmopolit<br />

dort unter http://vww.fhd-stuttgart.de/cosmopolit.<br />

Der Kalender ist in Zusammenarbeit<br />

mit Conny J. Winter, verantwortlich für<br />

Fotografie und Gestaltung, sowie der Bertsch<br />

KG im Bereich Druck und Gesamtherstellung,<br />

entstanden. Er erscheint in limitierter<br />

Auflage von 950 Stück. Für weiterführende<br />

Informationen wenden Sie sich bitte an die<br />

Büttenpapierfabrik Gmund, Maxi Christina<br />

Gohlke (PR), Tel. (0 80 22) 70 81, Fax: (0 80<br />

22) 7 54 20. ����<br />

Kanada:<br />

Cascades trotz<br />

Gewinnrückgang<br />

zufrieden<br />

Die Cascades Inc. (Kingsey Falls, Quebec),<br />

Hersteller von Pappe, Wellpappeschachteln<br />

und Papier, erzielte im letzten Quartal 1996<br />

einen Gewinn von 15,6 Mio. DM (i.Vj.: 25,2<br />

Mio. DM).<br />

Der Vorstandsvorsitzende Bernhard Lemaire<br />

wies darauf hin, daß viele Papierunternehmen<br />

im Osten Kanadas im vierten<br />

Quartal Verluste machten. “Unsere Leistung<br />

zeigt klar, daß wir durch unsere Strategie der<br />

Diversifizierung in unabhängige Komplementärmärkte<br />

die Hochs und Tiefs, die den<br />

Industriezyklus begleiten, vermeiden können”,<br />

so Lemaire.<br />

Im letzten Quartal sank der Umsatz von<br />

679,52 Mio. DM im Jahr 1995 um 11% auf<br />

611,32 Mio. DM. Dieser Rückgang ergibt sich<br />

nach Angaben des Unternehmens aus dem<br />

drastischen Sinken der Zellstoffpreise und<br />

dem Verkauf einiger Aktiva.<br />

Für das Gesamtjahr 1996 sank der Gewinn<br />

von Cascades auf 101,7 Mio. DM (i.Vj.: 140,61<br />

Mio. DM). Der Umsatz ging von 2,81 Mrd. DM<br />

in 1995 auf 2,604 Mrd. DM zurück.<br />

UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />

Durch die Akquisition der Perkins Papers<br />

Ltd. konnten die Gewinnrückgänge bei anderen<br />

Firmen, die zur Cascades-Gruppe<br />

gehören, ausgeglichen werden. Die Gruppe<br />

befindet sich zu 53% im Besitz von Lemaire<br />

und zwei Brüdern. Die Einkünfte von Perkins<br />

lagen 1996 bei 46,5 Mio. DM gegenüber ei-<br />

nem Pro-forma-Verlust von 9,424 Mio. DM im<br />

Jahr 1995.<br />

Die Fa. Perkins will nach eigenen Angaben<br />

in den nächsten drei Jahren ca. 150 Mio. DM<br />

investieren, um unter anderem die Kapazität<br />

bei der Tissueproduktion um 30% bzw.<br />

53 000 t jährlich zu erhöhen. ����<br />

269 11–12/97


Die Tidland GmbH in Ahaus bietet ein weiteres<br />

Seminar zum Thema „Schneiden von<br />

bahnförmigen Materialien“ an. Diese Seminare<br />

wurden unter dem Titel „Bladerunner“<br />

bereits wiederholt in England, USA sowie<br />

Übersee und seit 1994 auch in Deutschland<br />

durchgeführt. Referent ist Reinhold Schable<br />

(Technical Support Manager bei Tidland Corporation,<br />

USA), Verfasser von zahlreichen<br />

Fachartikeln zum Thema Schneiden. Der<br />

Vortrag wird simultan durch einen Fachübersetzer<br />

aus der englischen in die deutsche<br />

Sprache übersetzt. Jeder Seminarteilnehmer<br />

erhält ein detailliertes und umfangreiches<br />

Arbeitshandbuch.<br />

Hauptthemen des Seminars sind: Schneidmethoden;<br />

der Schlüssel zum sauberen, prä-<br />

11–12/97 270<br />

PAPIERERZEUGUNG<br />

Weiterbildungsangebot zum<br />

Thema Schneiden<br />

zisen Schnitt; Messerstandzeiten; Anschliffwinkel;<br />

Messerschlag-Minimierung; Messeranstellwinkel;<br />

Messerüberlappung; seitlicher<br />

Anpreßdruck; optimale Schneidgeometrie;<br />

Untermesser-Antrieb; Optimierung der<br />

Randabsaugung; Besprechung von unterschiedlichen<br />

Materialien (bitte Muster in<br />

DIN-A4-Format mitbringen).<br />

Mit diesem Seminar sollen folgende Ziele<br />

erreicht werden: Verbesserte Messerstandzeiten;<br />

Reduzierung von Staub; verbesserte<br />

Schnittqualität und Schnittgenauigkeit sowie<br />

die Reduzierung von Kosten. Dieses Weiterbildungsangebot<br />

richtet sich vorrangig an<br />

die verantwortlichen Mitarbeiter für das<br />

Schneiden (z. B. Produktionsleiter, Betrieb-<br />

singenieure, Maschinenführer usw.) in der<br />

Papier- und Folienindustrie.<br />

Das Ganztagsseminar findet am 16. September<br />

<strong>1997</strong> im Raum Frankfurt statt. Die<br />

Veranstaltungshotels sowie Beginn und Programmablauf<br />

werden nach erfolgter Anmeldung<br />

bekanntgegeben. Die Teilnehmerzahl<br />

ist begrenzt. Anmeldungen, die in der Reihenfolge<br />

ihres Einganges berücksichtigt werden,<br />

sind bis zum 30. Mai <strong>1997</strong> zu richten an:<br />

Tidland GmbH, Frau ten Berge, Siemensstraße<br />

13—15, 48683 Ahaus, Tel.: (0 25 61)<br />

6 88-2 24, Fax: (0 25 61) 6 88-2 32. Die Kosten<br />

dieses ca. siebenstündigen Seminares betragen<br />

450 DM (inkl. Mittagessen und Pausengetränken).<br />

����<br />

Das neue Kreislaufwirtschafts- und<br />

Abfallgesetz in seiner aktuellen Bedeutung für<br />

die deutsche Zellstoff- und Papierindustrie<br />

Stephan Meißer*<br />

Fortsetzung aus apr 9/97, S. 216<br />

4. Anforderungen an die<br />

Betriebsorganisation<br />

4. 1. Mitteilungspflicht nach § 53 KrW-/AbfG<br />

Kapitalgesellschaften mit mehreren Mitgliedern<br />

bei vertretungsberechtigten Organen,<br />

wie auch Personengesellschaften mit<br />

mehreren vertretungsberechtigten Gesell-<br />

* RA Stephan Meißner ist Geschäftsführer bei den Papierverbänden Baden-Württemberg.<br />

schaftern sind verpflichtet, ihre Betriebsorganisation<br />

der zuständigen Behörde zu<br />

übermitteln. Voraussetzung ist allerdings,<br />

daß sie eine genehmigungsbedürftige Anlage<br />

nach dem BImSchG betreiben oder Besitzer<br />

von „Rücknahme“-Abfällen nach dem<br />

KrW-/AbfG sind. Diese Pflicht ist seit dem<br />

7. 10. 1996 zu erfüllen. Wenn auch bei Zuwiderhandlung<br />

kein Bußgeld vorgesehen ist,<br />

sollte aus haftungsrechtlichen Gründen<br />

die notwendige Organisation sichergestellt<br />

sein.<br />

4. 2. Betriebsbeauftragter für Abfall<br />

Allgemein wird davon ausgegangen, daß<br />

Betriebe, welche aufgrund des alten Abfallrechts<br />

einen Betriebsbeauftragten bestellen<br />

mußten, hierzu auch weiterhin verpflichtet<br />

sind.<br />

Die Neuregelung nach dem KrW-/AbfG<br />

kann bisher nur durch Einzelanordnung<br />

umgesetzt werden, solange noch keine entsprechende<br />

Rechtsverordnung erlassen<br />

ist. ����


Kontinuierliche Herstellung<br />

von Suspensionen bei der<br />

Papierproduktion<br />

Bei der Papierherstellung haben sich für<br />

viele Zwischenprodukte bei Produktionsmengen<br />

bis ca. 5000 Liter pro Tag Verfahrenstechniken<br />

bewährt, die auf dem diskontinuierlichen<br />

Arbeitsprinzip basieren. Dazu<br />

sind in der Regel ein oder mehrere Behälter,<br />

ausgestattet mit den entsprechend dimensionierten<br />

Mischmaschinen und Peripheriegeräten,<br />

zu einer Produktionslinie aufgebaut.<br />

Je größer die gewünschte Produktionsmenge<br />

bzw. je langwieriger oder komplexer<br />

der Herstellungsprozeß ist, desto umfangreicher<br />

und anspruchsvoller wird der Platzoder<br />

Raumbedarf für die Anlagen. Mit den<br />

Rauminhalten der Behälter steigt gleichzeitig<br />

auch der Energieverbrauch erheblich, z. B.<br />

für Rühr- und Homogenisiermaschinen. In<br />

der Kostenrechnung machen sich neben dem<br />

erhöhten Energiebedarf natürlich auch entsprechend<br />

hohe Investitionskosten für die<br />

verhältnismäßig großen Apparate und Maschinen<br />

sowie Personalkosten, Reinigungsund<br />

Entsorgungskosten bemerkbar. Um diese<br />

Kosten zu reduzieren, sind viele Betriebe<br />

auf kontinuierliche Produktionsanlagen umgestiegen.<br />

Im kontinuierlichen Betrieb werden aus<br />

größenordnungsmäßig der Rezeptur angepaßten<br />

Vorratsbehältern die Ausgangsmate-<br />

rialien über Förderorgane den ebenfalls kontinuierlich<br />

arbeitenden Mischern, Wärmetauschern<br />

und Reaktoren zugeführt. Der Produktionsprozeß<br />

findet jetzt nicht mehr in<br />

großen Behältern, sondern in platzsparenden<br />

Inline-Reaktoren oder Rohrleitungen statt.<br />

Dazu ist ein nicht unerheblicher Aufwand an<br />

Meß- und Regeltechnik zur Automatisierung<br />

des Prozesses notwendig, dem ein verminderter<br />

Arbeitsaufwand seitens des produktionsbegleitenden<br />

Personals gegenübersteht.<br />

Durch die Einführung von kontinuierlichen<br />

Prozessen wurden bemerkenswerte Erfolge<br />

erzielt, jedoch stets nur in Teilbereichen, z. B.<br />

mit Inline-Homogenisiermaschinen für die<br />

kontinuierliche Dispergierung von Stoffen in<br />

allen Aggregatszuständen in einer flüssigen<br />

Phase. Für einige Aufgabenstellungen gab es<br />

bislang keine technisch wie auch wirtschaftlich<br />

zufriedenstellende Lösung.<br />

Sollten bisher beispielsweise pulverförmige<br />

Feststoffe kontinuierlich mit Flüssigkeiten<br />

gemischt oder auch gemischt und gleichzeitig<br />

dispergiert werden, mußte meist Luft<br />

als Fördermedium für den Feststoff benutzt<br />

werden. Dies hatte zur Folge, daß neben einem<br />

oftmals unzureichenden Dispergier-Resultat<br />

(„breites“ Teilchengrößenspektrum<br />

mit einem hohen Anteil an Teilchen >100 µ)<br />

PAPIERERZEUGUNG<br />

vor allem sehr viel Luft in die erzeugte Suspension<br />

eingearbeitet worden ist.<br />

Die feinverteilte Luft hat außer der bekannten<br />

und unerwünschten chemischen<br />

Einflußnahme auf die Qualität des entstandenen<br />

Produktes vor allem eine destabilisierende<br />

Wirkung auf das ursprünglich stabile<br />

Zweiphasensystem fest/flüssig. Zur Abhilfe<br />

mußte die Luft aus dem sekundär entstandenen<br />

instabilen Dreiphasensystem fest/<br />

flüssig/gasförmig wieder entfernt werden,<br />

was in der Regel mit einem nicht unerheblichen<br />

Energieaufwand verbunden ist, vor allem,<br />

wenn es sich um höherviskose Gemische<br />

handelte. Neben dieser Einflußnahme der<br />

Luft auf die Qualität des Endproduktes ergeben<br />

sich auch Probleme z. B. beim Aufstreichen<br />

des mit „Luft angereicherten“ Bindemittels.<br />

Das neuentwickelte System MHD 2000,<br />

IKA-Maschinenbau Janke & Kunkel GmbH<br />

& Co. KG, Staufen, erlaubt ein kontinuierliches<br />

Mischen und Dispergieren von rieselfähigen<br />

Feststoffen mit Flüssigkeiten in einem<br />

weiten Viskositätsbereich unter weitgehendem<br />

Ausschluß von Luft. Lediglich der<br />

Anteil an Luft, der dem Schüttgut zwangsläufig<br />

anhaftet, wird mit in die Suspension<br />

eingearbeitet. Die Teilchengrößen der mit<br />

dem MHD 2000 hergestellten Suspensionen<br />

können, je nach Empfindlichkeit der Ausgangsmaterialien<br />

gegenüber der Anwendung<br />

von Scherkräften bzw. in Abhängigkeit<br />

der Ausgangskorngrößen, im Bereich zwischen<br />

10 und 100µ liegen. Im Bedarfsfall<br />

können nachgeschaltete Inline-Dispergiermaschinen<br />

dafür sorgen, daß auch bei sehr<br />

„grobem“ Ausgangsmaterial nach nur einem<br />

Bearbeitungsschritt feinste Suspensionen<br />

271 11–12/97


mit Teilchengrößen im 1µ-Bereich erzeugt<br />

werden.<br />

Die hohe Leistungsfähigkeit des Systems<br />

MHD 2000 beruht vor allem darauf, daß der<br />

Flüssigkeitsstrom vor dem Vermischen mit<br />

dem Feststoff in viele Einzelströme aufgeteilt<br />

wird. Die Zuführung des Feststoffs erfolgt<br />

unter Ausnutzung der Schwerkraft<br />

und mit Unterstützung einer senkrecht<br />

nach unten fördernden Schnecke, die gleichzeitig<br />

als „Schleuse“ wirkt. Die Schleusenwirkung<br />

der Schnecke verhindert, daß Flüssigkeitsspritzer<br />

in den Einlaßbereich des<br />

Feststoffes gelangen, und damit Klumpenbildung<br />

und Verklebungen. In der Misch-<br />

11–12/97 272<br />

PAPIERERZEUGUNG<br />

kammer werden die Pulverteilchen und die<br />

peripher eingespritzte Flüssigkeit mit Hilfe<br />

eines speziellen Mischwerkzeuges intensiv<br />

miteinander vermischt und optional über<br />

ein ebenfalls in die Mischkammer integriertes<br />

Rotor-Stator-System nach außen gefördert.<br />

Neben der kontinuierlichen Arbeitsweise<br />

sind auch „halbkontinuierliche“ Arbeitsweisen<br />

möglich. Im sogenannten Anreicherungsverfahren<br />

werden definierte Mengen des festen<br />

Ausgangsmaterials kontinuierlich in<br />

den durch einen Behälter und MHD 2000 zirkulierenden<br />

Flüssigkeitsstrom eindisper-<br />

giert. Bei diesem Verfahren kann die erforderliche<br />

Feststoffmenge entweder kontinuierlich<br />

gravimetrisch oder diskontinuierlich<br />

gravimetrisch definiert werden. Die Flüssigkeitsmenge<br />

wird vor Beginn des Anreicherungsprozesses,<br />

entweder volumetrisch oder<br />

gravimetrisch definiert, in den Anreicherungsbehälter<br />

eingebracht. Im einfachsten<br />

Fall kann das System MHD 2000 auch nur<br />

dazu benutzt werden, einen oder mehrere<br />

Feststoffe definierter Menge in eine flüssige<br />

Phase klumpenfrei und staubfrei einzubringen.<br />

Dies ist besonders interessant für<br />

schwer benetzbare, spezifisch leichte pulverförmige<br />

Substanzen. ����<br />

Vorläufiges Vortragsprogramm der<br />

26. EUCEPA-Konferenz in Verbindung mit der<br />

Zellcheming-Konferenz und der Expo ‘97<br />

Montag, 23. Juni <strong>1997</strong><br />

Eröffnungsveranstaltung<br />

Begrüßung<br />

EUCEPA-Präsident H. Kessler<br />

Vorstandsmitglied<br />

Stora Feldmühle AG, Düsseldorf (D)<br />

W. Hirche<br />

Parlamentarischer Staatssekretär<br />

Bundesumweltministerium, Bonn (D)<br />

„Nachhaltige Entwicklung im Bereich der<br />

Kreislaufwirtschaft“<br />

M. Granholm<br />

Deputy Manager<br />

UPM-Kymmene Oy, Helsinki/Finnland<br />

„The Sustainable Paper Cycle – A Challenge?“<br />

Session 1 „Anforderungen an die Nachhaltigkeit“<br />

E. U. von Weizsäcker<br />

Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie,<br />

Wuppertal (D)<br />

„Nachhaltigkeit – Herausforderung für die<br />

Papierwirtschaft“<br />

Session 2 „Die Antwort seitens Gesetzgebung<br />

und Industrie“<br />

St. Meissner<br />

Papiermacherzentrum Gernsbach, Gernsbach<br />

(D)<br />

„Der nachhaltige Papierkreislauf – eine Herausforderung<br />

– Antwort seitens der Gesetzgebung“<br />

G. Holzhey<br />

Haindl Papier GmbH, Augsburg (D)<br />

„Die Papierindustrie als Musterbeispiel für<br />

nachhaltiges Wirtschaften“<br />

K. Fretheim<br />

Borregaard ChemCell, Sarpsborg/Norwegen<br />

„The Challenge of Maximizing Raw Material<br />

Utilization“<br />

Session 3 „Nachhaltige Forstwirtschaft“<br />

B. Hägglund<br />

Stora Forest and Timber AB, Falun/Schweden<br />

„Sustainable Forest Management in a Global<br />

Perspective – An Attempt to Analysis“<br />

R. Scholz und M. Suda<br />

Ludwig-Maximilian-Universität, Freising (D)<br />

„Nachhaltigkeit – ein gesellschaftlicher Aushandlungsprozeß“<br />

J. P. (Hamish) Kimmins<br />

University of British Columbia, Vancouver/Kanada<br />

„Certification of Sustainability in Forestry:<br />

Does it have a sound Scientific Foundation, or<br />

is it all merely ‘Arm Warming’? A View from<br />

North America“<br />

Dienstag, 24. Juni <strong>1997</strong><br />

Session 4 „Zellstoffherstellung und<br />

-bleiche“<br />

P. J. Kleppe<br />

M. Peterson B Son AS, Moss/Norwegen<br />

„Pulping and Bleaching Practises during the<br />

next Decades“<br />

A. Teder, Ch. Lindgren und M. Lindström<br />

Royal Institute of Technology KTH, Stockholm/Schweden<br />

„Basics for Next Generation of Selective Modified<br />

Kraft Pulping’<br />

W.Wizani 1 , H. Schubert 2 , D. Breed 3 und U. Sezgi<br />

4<br />

Beloit Austria 1 , Linz/Österreich; ASAM Tech-


nologie GmbH 2 , Baienfurt (D); Beloit Pulping<br />

3 , Naahua/USA; Beloit R + D 4 , Pittsfield/USA<br />

„Setting Expectations for Extended Cooking<br />

– Yield, Bleachability and Strength“<br />

D. Lachenal<br />

Ecole Française de Papeterie et des Industries<br />

Graphiques (EFPG), Grenoble/Frankreich<br />

„Is there any Need to Improve the Bleaching<br />

Process Further?“<br />

J. Höök und P. Tomani<br />

Swedish Pulp and Paper Research Institute<br />

STFI, Stockholm/Schweden<br />

„Towards the Closed Cycle Mill for Bleached<br />

Pulp“<br />

„Holzstoffherstellung“<br />

H. Höglund<br />

SCA Graphic Research, Sundsvall/Schweden<br />

„Tomorrow’s Challenges for Mechanical<br />

Pulps – Summing-up of IMPC ‘97“<br />

Session 5 „Faserstoffe – Primär- und<br />

Sekundärfaserstoffe“<br />

L. Göttsching<br />

Institut für Papierfabrikation, Darmstadt (D)<br />

„Ohne Primärfasern keine funktionierenden<br />

Recyclingsysteme“<br />

R. Häggblom<br />

Jaakko Pöyry Consulting Oy, Vantaa/Finnland<br />

„Supply on Virgin Pulps and Recycled Fibers“<br />

G. Lambrecht 1 ,T. H. Egenes 2 und K. Grønvold-<br />

Hansen 3<br />

Kvaerner Hymac GmbH, Berg (D 1 ), Tranby/Norwegen<br />

2 , Karlstad/Schweden 3<br />

„Faserstoffversorgung der Papierindustrie<br />

nach der Jahrtausendwende“<br />

L. Odberg und L. Sjöström<br />

Swedish Pulp and Paper Research Institute<br />

STFI, Stockholm/Schweden<br />

„Influence of Wet End Chemicals an the Recyclability<br />

of Paper“<br />

M. Mühlhauser1, H. Stark2 und Ch.<br />

Merckens2<br />

Mayr-Melnhof1, Frohnleiten/Österreich, Institut<br />

für Papier-, Zellstoff- und Fasertechnik,<br />

Technische Universität Graz2, Graz/Österreich<br />

„Rohstoffstrategie für Faltschachtelkarton<br />

auf Altpapierbasis bei steigenden Recyclingquoten“<br />

H. Großmann und R. Klein<br />

Papiertechnische Stiftung PTS, München (D)<br />

„Aktuelle Qualitätsprobleme deinkter Altpapierstoffe“<br />

B. Krogerus und A. Moilanen<br />

The Finnish Pulp and Paper Research Institute<br />

KCL, Espoo/Finnland<br />

„Use of Waste Paper Ash as Paper Filler“<br />

Mittwoch, 25. Juni <strong>1997</strong><br />

ZELLCHEMING-Mitgliederversammlung<br />

(nur für Mitglieder)<br />

Session 6 „Chemische Zusatzstoffe“<br />

Chemische Zusatzstoffe – funktionell unentbehrlich<br />

und ökologisch nützlich<br />

K. Goebel<br />

SCA Fine Paper Hallein GmbH,<br />

Hallein/Österreich<br />

Einführung<br />

R. Thummer<br />

Hannoversche Papierfabriken AG, Alfeld (D)<br />

„Warum chemische Zusatzstoffe?“<br />

A. Geller<br />

Papiertechnische Stiftung PTS, München (D)<br />

„Systematik und Methodik“<br />

W. Auhorn<br />

BASF AG, Ludwigshafen (D)<br />

„Retentionsmittel und Stoffentlüfter am Beispiel<br />

holzhaltiger Druckpapiere“<br />

St. Kleemann<br />

Fachhochschule München, München (D)<br />

„Biozide am Beispiel Verpackungspapiere“<br />

W.-St. Schultz<br />

Collodin, Frankfurt am Main (D)<br />

„Leimungsmittel am Beispiel Feinpapiere“<br />

Th. Roick<br />

Bayer AG, Leverkusen (D)<br />

„Aufheller am Beispiel Feinpapiere“<br />

U. Hamm<br />

Institut für Papierfabrikation, Darmstadt (D)<br />

„Naßverfestiger am Beispiel Hygienepapiere“<br />

A. Gürtler<br />

Stora Feldmühle AG, Viersen (D)<br />

„Synthetische Bindemittel am Beispiel gestrichener<br />

Papiere“<br />

Session 7 „Papierherstellung“<br />

H. Stark<br />

Institut für Papier-, Zellstoff- und Fasertechnik,<br />

Technische Universität Graz,<br />

Graz/Österreich<br />

PAPIERERZEUGUNG<br />

„Nachhaltigkeit für eine zukunftsorientierte<br />

Papiererzeugung heißt bessere Rohstoffnutzung,<br />

Energieeinsparung und Kreislaufschließung“<br />

A. Meinecke<br />

Voith Sulzer Papiermaschinen GmbH,<br />

Heidenheim (D)<br />

„Die Papiermaschine der Zukunft im<br />

Hinblick auf den nachhaltigen Papierkreislauf“<br />

K. Edelmann 1 , S. Kaijaluoto 1 und M. Karlsson<br />

2<br />

VTT Energy 1 , Jyväskylä/Finnland; Valmet<br />

Oy 2 , Helsinki/Finnland<br />

„Towards Effluent Free Paper Mill“<br />

D. Borschke, V. Gehr und R. Mönnigmann<br />

Voith Sulzer Stoffaufbereitung GmbH, Ravensburg<br />

(D)<br />

„Die Papierherstellung aus der Sicht eines<br />

optimierten Reststoff- und Wassermanagements“<br />

K. Diedrich 1 , U. Hamm 2 und J. H. Knelissen 3<br />

Zülpich Papier GmbH 1 , Zülpich (D), Institut<br />

für Papierfabrikation 2 , Darmstadt (D), KNP<br />

BT Packaging, Roermond/Niederlande<br />

„Biologische Kreislaufwasserbehandlung in<br />

einer Papierfabrik mit geschlossenem Wasserkreislauf“<br />

Ch. Möbius und M. Cordes-Tolle<br />

CM Consult Möbius & Partner,Augsburg (D)<br />

„Paradigmenwechsel in der Vermeidung<br />

von Abwasseremissionen der Papierindustrie“.<br />

����<br />

273 11–12/97


Donnerstag, 26. Juni <strong>1997</strong><br />

Session 8 „Abfallwirtschaft“<br />

P. Culicchi<br />

SCA Packaging Italia, Porcari/Italien<br />

„The Involvement of the Paper Industry in<br />

the Waste Management“<br />

B. Bilitewski<br />

Institut für Abfallwirtschaft und Altlasten,<br />

Dresden (D)<br />

„Möglichkeiten der sortenreinen Altpapiererfassung<br />

in Haushalten“<br />

G. Galland<br />

Centre Technique du Papier,<br />

Grenoble/Frankreich<br />

„Recycling of Household Paper and Board<br />

Packaging Waste“<br />

Ch. Bienert, E. Hanecker und J. Murr<br />

Papiertechnische Stiftung PTS, München (D)<br />

„Möglichkeiten und Perspektiven der Verwertung<br />

von Reststoffen“<br />

J. Kappel, H.W. Fluch und E. Brunnmaier<br />

Andritz Actiengesellschaft, Graz/Österreich<br />

„Moderne Entwässerungssysteme für<br />

Schlämme aus der Papier- und Zellstoffindustrie“<br />

G. Pelikan und B. Lammer<br />

GAW Pildner Steinburg GmbH, Graz/Österreich<br />

„Trenntechnologie – ein Verfahren für Rohstoffrecycling<br />

in der Papierindustrie“<br />

Session 9 „Energie“<br />

A. Arjas<br />

The Finnish Pulp and Paper Research Institute<br />

KCL, Espoo/Finnland<br />

„Total or Local Optimization of Mill Energy<br />

Systems“<br />

R. Talja, R. Kerttula und M. Karlsson<br />

Valmet Corporation, Helsinki/Finnland<br />

„Future Paper Production Line Concepts Regarding<br />

Energy and Environmental Aspects“<br />

A. Gutjahr<br />

Norske Skog Bruck, Bruck/Osterreich<br />

„Moderne Energieversorgung einer Papierfabrik“<br />

J. Lähepelto<br />

The Finnish Pulp and Paper Research Institute<br />

KCL, Espoo/Finnland<br />

„Rational Use of Energy in the Finnish Paper<br />

Industry -The Sustainable Paper Energy Research<br />

Programme“<br />

E. T. Plätzer und H.-J. Putz<br />

Institut für Papierfabrikation, Darmstadt (D)<br />

11–12/97 274<br />

PAPIERERZEUGUNG<br />

„Aspekte zur Ökobilanzierung von Druckerzeugnissen<br />

am Beispiel von Zeitungen“<br />

G. Isenberg<br />

Daimler Benz AG, Stuttgart (D)<br />

„Energie und Umwelt – Aspekte zur Energieversorgung“<br />

PTS-Weiterbildungsveranstaltungen<br />

Einladungen mit Anmeldungen verschickt<br />

die Zellcheming im April/Mai <strong>1997</strong>. Für weitere<br />

Vorabanfragen steht der Verein unter<br />

der Telefonnummer (0 61 51) 3 32 64 zur Verfügung.<br />

����<br />

NACHRICHTEN AUS DER PTS<br />

Papiererzeugung (PE), Papierverarbeitung (PV)<br />

Termin<br />

Ort<br />

Preis in DM<br />

Best. Nr.<br />

Lehrgang: Materialprüfung von Haftetiketten PV<br />

15.-17.04.97 1.600 (1.350)<br />

Verfahrenstechnische Grundlagen; Materialkunde und Materialprüfung:<br />

München MH-LE 775<br />

Bedruckbarkeit und Stanzbarkeit; Demonstrationen und praktische Übungen<br />

Seminar: Wechselwirkung zwischen Druckfarbe und Papier (PE, PV)<br />

Anforderungen an das Papier durch Entwicklungstrends bei Druckver- 21.-22.04.97 910 (760)<br />

fahren; fehlende Rasterpunkte im Tiefdruck; Einflüsse auf Produktqualität; München<br />

Reklamationsfälle; Anwendung von Lacken<br />

Workshop: Moderationstraining zur Verbesserung der Teamarbeit (PE, PV)<br />

PD-SE 760<br />

Phasen der Moderation; Planung der Moderation; Moderationstechniken; 14.-16.04.971.350 (1.125)<br />

Visularierungsmethoden; Fragetechniken; Medientechniken; Moderationssicherheit<br />

und Verhalten in Gruppen;<br />

München QW-WS 799<br />

PTS-Infopakete<br />

Themen Seiten Preis in DM<br />

(Infopakete sind datenbankübliche Zusammenfassungen aus der<br />

PTS-Datenbank PAPiERTECHnik)<br />

Best.-Nr.<br />

Mikrobiozide in der Papierindustrie, Teil 2 106 84,00<br />

Wirkungsweise und Einsatz von Bioziden, insb. bei der Schleim- und<br />

Korrisionsbekämpfung; ökologische Aspekte; alternative Methoden<br />

der Schleimbekämpfung<br />

PTS-IP 28/96<br />

Packstoffe und Packstoffe mit Sperreigenschaften, Teil 2 104 98,00<br />

Materialien zur Erzeugung von Sperrschichten und ihre Eigenschaften;<br />

Herstellung von Verbundwerkstoffen; Prüfung und Bewertung der<br />

Sperreigenschaften; Marktdaten und Entwicklungstrends<br />

PTS-IP 28/96<br />

Die Preisangaben in Klammern sind für Mitglieder des Verbandes Deutscher Papierfabriken e.V. (VDP),<br />

der Forschungsvereinigung Papiertechnik e.V. (FPT) und des Vereins zur Förderung der Technischen Entwicklung<br />

und Ausbildung für die Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitende Industrie e.V. (FPS). Ausführliche<br />

Programme bitte unter 089/12146-35/-37 anfordern.<br />

FIRMEN BERICHTEN<br />

AUS PAPIERERZEUGUNG<br />

UND -VERARBEITUNG<br />

Die A. Celli S.p.A (Porcari (LU)/Italien)<br />

und deren Lieferant, die Tokuden Ltd., erhielten<br />

den Auftrag für die Lieferung eines Pilot-Soft-Kalanders<br />

für das Forschungs- und<br />

Entwicklungszentrum der schwedischen<br />

Korsnäs AB in Gävle. Der Soft-Kalander soll<br />

für Korsnäs in der Entwicklung neuer Papier-<br />

und Kartonqualitäten eine große Rolle<br />

spielen. A. Celli produziert den Ab- und Umrollerstand<br />

sowie die Hilfsanlagen für die Tokuden<br />

Mantelwalze. In der induktionsbeheizten<br />

Tokuden-Walze erzeugt unter Verwendung<br />

einer Normalfrequenz-Wechselstromspannung<br />

eine Niederfrequenz-Induktion<br />

Wärme innerhalb des Walzenmantels.<br />

Dieser Prozeß weist bei der Umwandlung von<br />

elektrischer Energie in Wärme eine Effizienz


von nahezu 100% auf. Die Nutzbreite des Pilot-Kalanders<br />

beträgt 500 mm, die Betriebsgeschwindigkeit<br />

700 m/min. Die Streckenladung<br />

des Kalanders erreicht ein Maximum<br />

von 400 N/mm. Die maximale Temperatur<br />

der Mantelwalze beträgt 360°C. Die Inbetriebnahme<br />

des Pilot-Soft-Kalanders soll im<br />

April <strong>1997</strong> erfolgen.<br />

A. Celli S.p.A, (Porcari (LU)/Italien): Das<br />

Unternehmen lieferte 28 Stoffaufläufe für<br />

Rundsiebzylinder an die italienischen Papierfabriken<br />

Cartiera Cama und Cartiera<br />

Marchigiana. Die Kästen eignen sich besonders<br />

für die Spezialpapierproduktion, für Arbeitsleistungen<br />

von max. 120 m/min. und<br />

Flächengewichte von 20—60 g/m 2 . Das wichtigste<br />

Merkmal dieser Stoffauflaufkästen ist<br />

das partielle Recycling des Stoffs, ihre einfache<br />

Konstruktion und ein günstiger Preis. Sie<br />

erfordern keine Verteilerwalze. Geschwindigkeit<br />

und Druck der Stoffzuführung werden<br />

mittels einer mobilen Scheibe mit einem<br />

schnellen pneumatischen Öffnungssystem<br />

eingestellt. Die Stoffauflaufkästen sind komplett<br />

aus rostfreiem Stahl gefertigt. ����<br />

Spannungsregelung in der<br />

Papierindustrie<br />

Von Richard Ottley*<br />

Die genaue Spannungsregelung jeder sich<br />

bewegenden Bahn – unabhängig von Sorte<br />

oder Material – ist von großer Bedeutung<br />

auch bei der Papierproduktion.<br />

Das Produkt, das die Papiermaschine verläßt,<br />

ist für den Einsatz beim Kunden zu<br />

breit. Es durchläuft daher häufig zahlreiche<br />

zusätzliche Stationen außerhalb der Papiermaschine,<br />

bevor es die Fabrik verläßt. Zu den<br />

gängigen Operationen der Primärverarbei-<br />

* Richard Ottley ist Verkaufsdirektor der Fa. CMC (Europe) Ltd.,<br />

(England).<br />

tung zählen Längsschneiden, Bogenschneiden<br />

und Satinage. Zur Erhaltung der Produktivität<br />

des gesamten Produktionsprozesses<br />

ist eine präzise Spannungsregelung in jedem<br />

dieser Vorgänge äußerst wichtig. Nachdem<br />

das Papier den Kunden erreicht hat,<br />

können weitere, sekundäre Bahnverarbeitungsoperationen<br />

erfolgen, die ebenfalls jeweils<br />

eine präzise Spannungsregelung für<br />

maximale Qualität und minimales Abfallaufkommen<br />

erfordern.<br />

Während zahlreiche veröffentlichte Charts<br />

und Tabellen die Spannungswerte für jedes<br />

Flächengewicht zeigen, ist der korrekte Wert<br />

PAPIERERZEUGUNG<br />

der aktuellen Spannung nicht nur vom Papier,<br />

sondern auch von dem ausgeführten<br />

Prozeß abhängig. Das Umrollen kann auf einer<br />

Rolle eventuell bei mittlerer Spannung<br />

erfolgen, die ausreichend für eine gute Zuführung<br />

und Bahnausrichtung ist. Die zentrale<br />

Verarbeitungspartie erfordert häufig eine<br />

sehr geringe Spannung, da das Papier naß<br />

oder gestrichen ist. An der Aufrollstation ist<br />

dann wieder eine wesentlich höhere Spannung<br />

vonnöten als bei den anderen genannten<br />

Vorgängen, damit für den Transport eine<br />

feste, gut gewickelte Rolle entsteht.<br />

Spannungsregelung für<br />

Längsschneider und<br />

Umroller<br />

Papier wird einige Meter breit hergestellt<br />

und ist, wie bereits erwähnt, für den Gebrauch<br />

zu breit. Zunächst muß es an den<br />

Kanten beschnitten und in eine geeignete<br />

Breite für den Transport und die Weiterverarbeitung<br />

gebracht werden. Dies erfolgt üblicherweise<br />

mittels eines Doppel-Trommel-<br />

Längsschneider-Umrollers. Das Sortiment<br />

von Spannungsregelungen der CMC (Europe)<br />

Ltd. ist speziell auf verschiedene Arten<br />

von Längsschneidern und Umrollern ausgerichtet.<br />

Je nach Größe und Konstruktion des<br />

Längsschneiders sind zahlreiche Konfigurationen<br />

möglich.<br />

Üblicherweise wird die Umrollspannung<br />

mittels einer einzelnen Rollenkonusbremse<br />

gesteuert, die die Papierspannung während<br />

des Umrollvorgangs gleichmäßig erhält.<br />

Große Maschinen benötigen zwei oder mehr<br />

Bremsen, häufig wassergekühlt. Sogar die<br />

großen elektrischen Bremsmotoren lassen<br />

sich präzise mittels Spannungswandlern, die<br />

275 11–12/97


sich an der Bahnrolle befinden, steuern. Ein<br />

Umroller-Spannungsregelungssystem umfaßt<br />

gewöhnlich ein Paar Spannungswellen,<br />

montiert auf einer vorhandenen Bahnrolle,<br />

eine Spannungsregelung sowie eine pneumatische<br />

Bremse. An komplexeren Maschinen<br />

findet sich ein angetriebener Spannungsisolations-Nip<br />

(manchmal sind dies die Rotationsrakel)<br />

zwischen den Ab- und Aufrollstationen.<br />

So kann die optimale Spannung für<br />

das Ab- und Aufrollen unabhängig voneinander<br />

bestimmt werden.<br />

Zu den weiteren Längsschneider-Anwendungen<br />

zählen die individuelle Spannungsmessung<br />

der geschnittenen Bahnen und die<br />

Regelung der Umroller-Motoren unter Einsatz<br />

eines Zentralcomputers, der je nach Material<br />

und angegebener Breite die gewünschte<br />

Spannung einstellt.<br />

Spannungsregelung bei<br />

Bogenschneidern<br />

Ein Bogenschneider muß primär die Bogen<br />

präzise schneiden und verpackungsgerecht<br />

stapeln können. Zur Erzielung eines maximalen<br />

Durchsatzes werden mehrere Bahnen<br />

gefahren und zusammengeschnitten, oftmals<br />

wird der Schneidevorgang simultan ausgeführt.<br />

Für geringe Toleranzen bezüglich der<br />

Bogenschnittlänge (und -breite) und zur Minimierung<br />

des Abfalls beim Anlaufen und<br />

Einrichten der Linie ist eine präzise Regelung<br />

der Papierspannung an den individuellen<br />

Rollenstationen erforderlich.<br />

Jeder Rollenstand kann mit einer direkten<br />

Spannungsmessung ausgestattet werden.<br />

Man verwendet hierfür an den vorhandenen<br />

Bahnrollen angebrachte Spannungswandler.<br />

Diese Wandler zeigen dem Bedienungspersonal<br />

die aktuelle Abrollspannung und ermöglichen<br />

somit die Einstellung jedes Rollenstands<br />

auf den optimalen Wert für die gewünschte<br />

Bogenlänge.<br />

Werden mehrere Abrollstände eingesetzt<br />

(üblicherweise bis zu 10 Stück pro Bogenschneider),<br />

verfügen diese Spannungsregelungssysteme<br />

über die Möglichkeit einer lokalen<br />

oder Fernanzeige bzw. -regelung; entweder<br />

an dem individuellen Rollenständer<br />

oder über eine Bedienerkonsole seitlich des<br />

Bogenschneiders. Obwohl diese Maschinen<br />

geringere Geschwindigkeiten erzielen als<br />

Längsschneider, erfordern sie eine zuverlässige<br />

und akkurate Regelung, um der Erzeu-<br />

11–12/97 276<br />

PAPIERERZEUGUNG<br />

gung großer Abfallmengen vorzubeugen (z. B.<br />

Bogen in der falschen Länge).<br />

Wird der Durchmesser der Abrollwalze reduziert,<br />

erhöht sich die Wahrscheinlichkeit,<br />

daß das Papier knittert. Dies kann normalerweise<br />

mittels eines Decurlers an jeder<br />

Bahn behoben werden. Ohne konstante Papierspannung<br />

würden dieses Geräte regel-<br />

mäßige Regulierung für jeden Rollendurchmesser<br />

durch das Bedienungspersonal erfordern.<br />

Denn bei falscher Einstellung würde<br />

das Papier knittern, was zu schlechter Stapelung<br />

und schließlich zu einem Ausfall des<br />

Bogenschneiders mit unvorhersehbaren<br />

Stillstandszeiten und unnötigem Papierverbrauch<br />

führen würde. ����<br />

Neues zum<br />

Kreislaufwirtschaftsgesetz<br />

Neue Vorgaben des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes<br />

European Waste Catalogue und OECD-Ampellisten<br />

Dr. J. Murr*<br />

Zur einheitlichen Bezeichnung und Klassifizierung<br />

von Abfällen hatten sich die Bundesländer<br />

1980 auf den LAGA-Abfallschlüsselkatalog<br />

geeinigt, der derzeit ca. 700 Abfallarten<br />

umfaßt. Dieser Abfallkatalog wurde<br />

u. a. als Grundlage für die untergesetzlichen<br />

Regelungen des Bundes und der Länder verwendet.<br />

Gleichzeitig mit Inkrafttreten des<br />

Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes<br />

wurde der Europäische Abfallkatalog (European<br />

Waste Catalogue – EWC) in das deutsche<br />

Umweltrecht eingeführt. Dies hat zur<br />

Konsequenz, daß nunmehr ein EU-weit einheitliches<br />

Nomenklatursystem für Abfälle<br />

besteht. Er löst den LAGA-Abfallschlüsselkatalog<br />

ab. Insbesondere für behördliche<br />

Entscheidungen gelten Übergangsfristen.<br />

Mit der EU-Abfallverbringungsverordnung,<br />

die die grenzüberschreitende Verbringung<br />

von Abfällen reglementiert, bedient<br />

man sich der Systematik der OECD (OECD-<br />

Ampelliste), die sich leider grundlegend von<br />

der LAGA- und EWC-Nomenklatur unterscheidet.<br />

Es ist davon auszugehen, daß bis zum<br />

31. 12. 1996 diese drei Nomenklatursyste-<br />

* Dr. Josef Murr ist Mitarbeiter der Papiertechnischen Stiftung<br />

(PTS) und Ressortleiter für Ökologiemanagement.<br />

me nebeneinander Verwendung finden werden.<br />

Da der EWC-Katalog überwiegend herkunftsbezogen,<br />

der LAGA-Abfallschlüsselkatalog<br />

aber nach einem gemischten System<br />

aus Stoff-, Herkunftsbezogenheit und<br />

Aggregatszustand aufgebaut ist, ist eine<br />

klare Zuordnung leider nicht immer möglich.<br />

Systematik des Europäischen<br />

Abfallkatalogs<br />

(EWC)<br />

Im Gegensatz zu den vier Obergruppen des<br />

LAGA-Abfallschlüsselkatalogs ist der EWC<br />

in zunächst 20 überwiegend herkunftsbezogene<br />

Obergruppen aufgeteilt, die wiederum<br />

in branchen- und prozeßspezifischen Untergruppen<br />

unterteilt sind. Für die Papier erzeugende<br />

und Papier verarbeitende Industrie<br />

werden insbesondere die Obergruppen<br />

� 0300 00 Abfälle aus der Holzverarbeitung<br />

und der Herstellung von Zellstoffen, Papier,<br />

Pappe, Platten und Möbeln und<br />

� 1000 00 anorganische Abfälle aus thermischen<br />

Prozessen beziehungsweise die dazugehörigen<br />

Untergruppen,


LAGA-Bezeichnung LAGA-Code EWC-Code<br />

Rinden 171 01 0303 01<br />

Spuckstoffe 184 01 0303 07<br />

Schlamm (Papierherstellung) 184 02 0303 05 (Deinking-Schlämme)<br />

0303 06 (Faser- und Papierschlämme)<br />

� 0303 00 Abfälle aus der Herstellung und<br />

Verarbeitung von Zellstoff, Papier und<br />

Pappe und<br />

� 1001 00 Abfälle aus Kraftwerken und anderen<br />

Verbrennungsanlagen relevant sein.<br />

Die beiden letzten Ziffern jeder Numerierung<br />

geben die jeweilige Abfallart an.<br />

Die Tabelle stellt für einige Abfallarten aus<br />

der Papiererzeugung die jeweiligen LAGAund<br />

EWC-Numerierungen gegenüber (siehe<br />

Tabelle).<br />

Der Umsteigekatalog LAGA/EWC bzw.<br />

EWC/LAGA soll die Umstellung der alten<br />

LAGA-Abfallschlüsselnummern auf die<br />

EWC-Nomenklatur erleichtern. Eine Reversibilität<br />

ist aber aufgrund der unterschiedlichen<br />

Ansätze – der EWC ist stark herkunftsbezogen<br />

ausgelegt, der LAGA-Abfallschlüsselkatalog<br />

ist nach einem gemischten System aufgebaut<br />

– nicht immer gegeben. Mehrfachbenennungen<br />

ergeben sich aus der Herkunftsbezogenheit<br />

des EWC, da stofflich gleichartige Abfälle<br />

in verschiedenen Wirtschaftzweigen anfallen.<br />

Es ist auch zu beachten, daß der zur<br />

Zeit gültige Umsteigekatalog der LAGA nicht<br />

verbindlich ist und die Papier und Zellstoff erzeugende<br />

Industrie bei einigen Schlüsselnummern<br />

eine andere Auffassung vertritt.<br />

PAPIERERZEUGUNG<br />

Systematik der OECD-<br />

Ampellisten<br />

Für die grenzüberschreitende Verbringung<br />

(Export, Import und Transit) von Abfällen<br />

sind vor wenigen Jahren völlig neue Rechtsgrundlagen<br />

geschaffen worden. In der Praxis<br />

sind die EU-Verbringungsverordnng und das<br />

Abfallverbringungsgesetz zu beachten. Die<br />

abfallrechtliche Kontrolle bei der grenzüberschreitenden<br />

Verbringung gilt für Abfälle zur<br />

Beseitigung und Abfälle zur Verwertung.<br />

Produkte sind von der Regelung ausgenommen.<br />

Die EU-Verbringungsverordnung<br />

teilt die Abfälle zur Verwertung nach dem<br />

Grad ihres Gefährdungspotentials in drei<br />

Kategorien nämlich „Grüne, Gelbe und Rote<br />

Liste”, ein. Danach richtet sich das jeweils anzuwendende<br />

Kontrollverfahren.<br />

Abfälle zur Verwertung aus der „Grünen<br />

Liste”, zu denen nach Anhang II der EU-Verordnung<br />

u. a. auch Abfälle von Papier, Pappe<br />

und Waren aus Papier zuzuordnen sind<br />

277 11–12/97


(GI 010 – GI 014), sind von dem Kontrollverfahren<br />

ausgenommen. Für Verwertungsabfälle<br />

der „Gelben Liste” und der „Roten Liste”<br />

gilt ein abgestuftes Kontrollverfahren. Die<br />

zur Verwertung bestimmten Abfälle sind in<br />

den Anhängen II („Grüne Liste”), Anhang III<br />

(„Gelbe Liste”) und Anhang IV („Rote Liste”)<br />

der EU-Abfallverbringungsverordnung aufgeführt.<br />

Überwachungsbedürftige<br />

und besonders überwachungsbedürftige<br />

Abfälle<br />

Das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz<br />

unterscheidet nicht mehr zwischen Abfall<br />

und Reststoff. In Umsetzung der EU-<br />

Rahmenrichtlinie hat das KrW-/AbfG den<br />

EU-rechtlichen Abfallbegriff übernommen<br />

und definiert nur noch „Abfälle zur Verwertung“<br />

und „Abfälle zur Beseitigung“. Hinsichtlich<br />

der Überwachungsbedürftigkeit ergaben<br />

sich daraus folgende Konsequenzen,<br />

die sich in Form von Rechtsverordnungen<br />

niedergeschlagen haben:<br />

� Abfälle zur Beseitigung sind immer überwachungsbedürftig.<br />

� Abfälle zur Verwertung sind nicht zwangsläufig<br />

überwachungsbedürftig.<br />

� Für die Bestimmung überwachungsbedürftiger<br />

Abfälle zur Verwertung wurde<br />

die „Bestimmungsverordnung überwachungsbedürftige<br />

Abfälle zur Verwertung“<br />

– BestüVAbfG – in Kraft gesetzt.<br />

11–12/97 278<br />

PAPIERERZEUGUNG<br />

� Für die Bestimmung besonders überwachungsbedürftiger<br />

Abfälle gilt die „Bestimmungsverordnung<br />

besonders über-<br />

wachungsbedürftiger Abfälle“ – Bestü-<br />

VAbfG.<br />

Bei der Bestimmung der besonders überwachungsbedürftigen<br />

Abfälle wurde nicht<br />

zwischen Abfällen zur Verwertung und Beseitigung<br />

unterschieden. Die Tabelle soll den<br />

Sachverhalt verdeutlichen (siehe Grafik).<br />

Einteilung von Abfällen<br />

aus der Papiererzeugung<br />

und Papierverarbeitung<br />

Aus der Untergruppe 0303 „Abfälle aus der<br />

Herstellung und Verarbeitung von Zellstoff,<br />

Papier, Pappe“ des European Waste Catalogue<br />

sind lediglich die Deinking-Schlämme<br />

aus dem Papierrecycling (EWC-Abfallschlüssel<br />

03 03 05) den überwachungsbedürftigen<br />

Abfällen zur Verwertung zugeordnet. Bei den<br />

besonders überwachungsbedürftigen Abfällen<br />

ist diese branchenspezifische Untergruppe<br />

nicht aufgeführt.<br />

Des weiteren fallen in der Papierindustrie<br />

Abfälle an, die für diesen Produktionszweig<br />

unspezifisch sind und deshalb in dieser Untergruppe<br />

nicht explizit aufgeführt sind. Ohne<br />

Anspruch auf Vollständigkeit sei darauf<br />

hingewiesen, daß z. B.<br />

� Abfälle aus Kraftwerken und anderen Verbrennungsanlagen,<br />

� verbrauchte basische Lösungen,<br />

� Abfälle aus der fotografischen Industrie,<br />

� verbrauchte Maschinen-, Getriebe- und<br />

Schmieröle<br />

zu den (besonders) überwachungsbedürftigen<br />

Abfällen zählen können. Eine klare Zuordnung<br />

werden nur die jeweiligen Betriebsbeauftragten<br />

bzw. Branchenfachleute treffen<br />

können.<br />

Die richtige Deklarierung der betriebseigenen<br />

Abfälle ist deshalb wichtig, da sich<br />

hierdurch entscheidet, ob Abfallbilanzen/<br />

Abfallwirtschaftskonzepte zu erstellen und<br />

entsprechende Nachweispflichten zur Durchführung<br />

der Verwertung und Beseitigung zu<br />

erfüllen sind.<br />

Zusammenfassung und<br />

Hinweise<br />

Das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz<br />

mit seinen Verordnungen nimmt erheblichen<br />

Einfluß auf die betriebliche Abfallwirtschaft<br />

der Papierindustrie. Unsicherhei-<br />

Impressum<br />

Verlag:<br />

P. Keppler Verlag GmbH & Co KG<br />

Industriestraße 2, D-63150 Heusenstamm<br />

(Germany)<br />

Telefon (0 61 04) 6 06-0<br />

Geschäftsführung:<br />

Hans-Gerd Koenen, Eckhart Thomas<br />

Chefredakteur:<br />

Dipl.-Kfm. Gerhard W. Brucker<br />

Telefon (0 61 04) 6 06-1 11<br />

zugleich verantwortlich für den Wirtschaftsteil<br />

Fax (0 61 04) 60 61 45<br />

Wirtschaftsredaktion:<br />

Dipl.-Betriebsw. Thomas Weber<br />

Telefon (0 61 04) 6 06-3 29<br />

Fax (0 61 04) 60 63 23<br />

Technische Redaktion:<br />

Dieter F. A. Klante (abwesend)<br />

Rubrik „Aktuelle PTS-Forschung”:<br />

Papiertechnische Stiftung (PTS), München/<br />

Heidenau<br />

Dipl.-Ing. E. Polmann<br />

Korrespondent in Frankreich:<br />

Dr. Jürgen Briem<br />

Telefon und Telefax 00 33/1 39 55 80 41<br />

Verlagsgeschäftsleitung:<br />

Heinz Egon Schmitt, Durchwahl 6 06-1 16<br />

Anzeigenleiter:<br />

Dr. Hermann Refisch, Verlagsanschrift<br />

Durchwahl 6 06-3 04, Fax 6 06-3 36<br />

Anzeigenannahme: Verlagsanschrift<br />

Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 44 vom 1. 1. <strong>1997</strong><br />

Anzeigenschluß: 15 Tage vor Erscheinen<br />

Anzeigenverkaufsleiterin:<br />

Frauke Lorenz, Durchwahl 6 06-1 23<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Petra Mosch, Durchwahl 6 06-1 10<br />

E-Mail über CompuServe:<br />

101464,142 Gerhard Brucker oder im Internet<br />

mail to 101464.142@Compuserve.com<br />

Satz, Druck und Weiterverarbeitung:<br />

Central-Druck Trost GmbH & Co.<br />

Industriestraße 2, D-63150 Heusenstamm<br />

(Germany) – Telefon (0 61 04) 6 06-1 51/1 52<br />

Bezugspreis:<br />

Inland Einzelbezug:<br />

Schwerpunktausgabe – DM 11,–<br />

(+ Versandk. + 7% MwSt.)<br />

Papierzeitung – DM 4,–<br />

(+ Versandk. + 7% MwSt.)<br />

Jahresabonnement – DM 289,–<br />

(+ Versandk. DM 41,40 + gesetzl. MwSt.)<br />

Ausland Einzelbezug:<br />

Schwerpunktausgabe – DM 12,– (+ Versandk.)<br />

Papier-Zeitung – DM 5,– (+ Versandk.)<br />

Jahresabonnement – DM 339,– (+ Versandk. DM 72,–)<br />

Erscheinen:<br />

Monatlich vier <strong>Ausgabe</strong>n. Bestellungen direkt beim Verlag oder beim<br />

Buchhandel. Der Mindestbezugszeitraum beträgt ein Jahr. Die Kündigungsfrist<br />

beträgt drei Monate vor Ablauf des Abonnementjahres.<br />

Bankkonto: Deutsche Bank, Offenbach a. M.<br />

Kto.-Nr. 113 5607, BLZ 505 700 18<br />

Wir akzeptieren auch: Eurocard, MasterCard, Diners Club, Visa und<br />

American Express.<br />

Versandort: Frankfurt am Main (D 1096 C)<br />

Die in der Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich<br />

geschützt; bei namentlicher Kennzeichnung geben sie nicht unbedingt<br />

die Auffassung der Redaktion wieder. Alle Rechte, insbesondere<br />

das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Kein Teil<br />

dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in<br />

irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikrofilm oder andere Verfahren<br />

– reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsanlagen,<br />

verwendbare Sprache übertragen werden.<br />

Auch die Rechte der Wiedergabe durch Vortrag, Funk- und Fernsehsendung,<br />

im Magnettonverfahren oder ähnlichem Wege bleiben<br />

vorbehalten.<br />

Fotokopien für den persönlichen und sonstigen eigenen Gebrauch<br />

dürfen nur von einzelnen Beiträgen oder Teilen daraus als Einzelkopien<br />

hergestellt werden.<br />

Wir speichern Daten unserer Abonnenten und Anzeigenkunden soweit<br />

geschäftsnotwendig und im Rahmen des BDSG zulässig. Davon<br />

sind nur solche Angaben betroffen, die direkt aus unseren gegenseitigen<br />

Geschäftsbeziehungen stammen.<br />

ISSN 0002-5917<br />

Die Allgemeine Papier-Rundschau ist der IVW angeschlossen, die<br />

durch Kontrolle die Richtigkeit der Auflagenhöhe und ihre Verbreitung<br />

bestätigt.


ten ergeben sich durch die Neudefinition der<br />

Abfälle zur Verwertung und der Abfälle zur<br />

Beseitigung durch den European Waste Catalogue<br />

sowie der Bestimmung, ob es sich eventuell<br />

um überwachungsbedürftige Abfälle zur<br />

Beseitigung oder um besonders überwachungsbedürftige<br />

Abfälle handelt. Darüber<br />

hinaus wurde das Nachweisverfahren zur Verwertung<br />

bzw. Beseitigung von Abfällen durch<br />

die Nachweisverordnung neu ge-regelt. Um<br />

den neuen Anforderungen aus dem Abfallrecht<br />

nachzukommen, leistet die Papiertechnische<br />

Stiftung den Unternehmen der Papierindustrie<br />

gerne Hilfestellung. ����<br />

MoDo Paper Husum<br />

nach ISO 14001 zertifiziert<br />

Das Umweltmanagement von MoDo Paper<br />

Husum (Schweden) ist nach der Umwelt-<br />

Norm ISO 14001 zertifiziert worden. Das<br />

Umwelt-Zertifikat wurde Anfang Februar<br />

von Harald Rach, Direktor von SIS Certifiering<br />

AB, überreicht und bescheinigt das professionelle<br />

methodische Vorgehen des Unternehmens<br />

in Sachen Umweltschutz. ISO<br />

14001 ergänzt das ISO 9001-Zertifikat, das<br />

MoDo Paper Husum bereits 1991 bekam.<br />

Entscheidendes Kriterium für die ISO 14001-<br />

Zertifizierung ist, daß die Wirkung des jeweiligen<br />

Unternehmens auf die Umwelt<br />

ganzheitlich bewertet und überwacht wird.<br />

„Umweltaspekte sind von nun an in allen Unternehmensbereichen<br />

wichtig. Bisher betrafen<br />

sie in erster Linie die Luft- und Wasseremissionen;<br />

jetzt gelten sie auch für Transport,<br />

Rohstoffe, Einkauf, Instandhaltung,<br />

Arbeitsabläufe, Produktentwicklung und<br />

das fertige Produkt,“ erklärt Carl-Johan Alfthan,<br />

technischer Leiter von MoDo Paper Husum.<br />

Von den 1340 Mitarbeitern in Husum wird<br />

erwartet, daß sie die Umwelt-Ziele des Unternehmens<br />

verinnerlicht haben und an der<br />

Verbesserung von umweltrelevanten Prozessen<br />

im Unternehmen mitarbeiten. Entsprechende<br />

Trainingseinheiten in kleinen Gruppen<br />

werden mit allen Mitarbeitern durchgeführt.<br />

„Wir erheben den Anspruch, daß sich<br />

PAPIERERZEUGUNG<br />

alle Mitarbeiter die Ziele, Vorgänge und Aufgaben<br />

ihrer Abteilung vor Augen führen und<br />

sich bewußt sind, daß sie wirklich selbst Einfluß<br />

auf ihre Umgebung haben. Jeder sollte<br />

außerdem überdenken, inwieweit die Umweltpolitik<br />

des Unternehmens Einfluß auf<br />

die eigene Person nimmt“, so Katarina Uhlin,<br />

Leiterin Qualitätsmanagement.<br />

Anders E. Johansson, Marketing Manager<br />

der Papierfabrik Husum, betont, daß sowohl<br />

bei den Mitarbeitern als auch bei den Kunden<br />

die Bereitschaft zum umweltfreundlichen<br />

Verhalten im Beruf sowie im Privatleben<br />

groß sei und das Konzept daher zukünftig<br />

entsprechende Erfolge aufweisen würde.<br />

„Wir sind in Sachen Umweltschutz einen<br />

Schritt weitergegangen. ISO 14001 ist ein Beweis<br />

dafür, daß wir bezüglich der Umweltsituation<br />

im Unternehmen kontinuierliche<br />

Verbesserungen aufweisen können. In Zusammenarbeit<br />

mit unseren Verkaufskanälen<br />

werden wir von nun an verschiedene Aktivitäten<br />

in Angriff nehmen, um den Leuten<br />

unseren Fortschritt in Sachen Umwelt nahezubringen.“<br />

����<br />

FIRMEN BERICHTEN AUS<br />

PAPIERERZEUGUNG UND -VERARBEITUNG<br />

BemaTec SA (Morges/Lausanne,<br />

Schweiz): Nach dem Umzug nach Morges<br />

(zwischen Lausanne und Genf) hat die<br />

Schweizer Firma BemaTec SA nun ihre neuen<br />

Gebäude bezogen. Das erweiterte Technikum<br />

enthält eine Demonstrationsmaschine<br />

für Kundenversuche, komplett mit Abrollung,<br />

Auftragswerk mit der bewährten Breit-<br />

schlitzdüse GID®, Kaschierstation, Kühlstation<br />

und Aufrollung. Die 1300 mm breite Maschine<br />

ist für eine Geschwindigkeit von 150<br />

m/min ausgelegt (max. 400 m/min.). Mit der<br />

GID® (Gear-in-Die)-Düse, die speziell für<br />

Hotmelt und hochviskose Klebstoffe entwickelt<br />

wurde, können Auftragsgewichte von<br />

10—900 g/m 2 mit einer Genauigkeit von<br />

279 11–12/97


± 2 g/m 2 gefahren werden. Die BemaTec Maschinen<br />

beschichten u. a. Klebebänder, Etiketten,<br />

Papier, Kunststoff- und Metallfolien,<br />

medizinische Bänder und non-woven. Die zuletzt<br />

gelieferten Anlagen sind eine 2,5 m breite<br />

Maschine an einen Teppichhersteller in<br />

Frankreich, und eine 1,5 m breite Maschine<br />

an einen Klebebandhersteller in England.<br />

Deublin GmbH (Hofheim-Wallau):<br />

Deublin-Sint-Drehdurchführungen der Serie<br />

FS mit dem stationären Siphonsystem Delta<br />

Sint wurden speziell für schnellaufende Papiermaschinen<br />

konzipiert, um bei diesen Anlagen<br />

höhere Wirkungsgrade zu erreichen<br />

und zusätzlich Wartungskosten zu senken.<br />

Bedingt durch die spezifische Konstruktion,<br />

11–12/97 280<br />

PAPIERERZEUGUNG<br />

benötigt das Siphonsystem keine weitere Lagerung<br />

oder Unterstützung innerhalb des<br />

Trockenzylinders. Dadurch wird die Drehdurchführung<br />

wartungsärmer. Der Sint Kondensataufnahmeschuh<br />

gleitet auf dem Kondensatfilm<br />

und vermeidet durch die hydrodynamische<br />

Wirkung des Wassers selbst bei<br />

stärkeren Vibrationen jeglichen Kontakt mit<br />

der Zylinderwand. Das Kondensat wird bereits<br />

ab einem Differenzdruck von 0,12 bar<br />

evakuiert, die Schlupfdampfmenge stark reduziert<br />

und die Kontrolle der Dampfzufuhr<br />

der Trockenpartien deutlich verbessert. Dadurch<br />

soll ein höherer Wirkungsgrad erreicht<br />

werden.<br />

H. Heuser GmbH (Remscheid-Lüttringshausen):<br />

Papier, Laminate, Gewebe und andere<br />

Materialien bis 1 mm Stärke wickelt die<br />

Maschine des Typs Robust LSM/Z2E, die eine<br />

Zentrumswicklung besitzt, auf zwei Wellen<br />

zu Schmalrollen auf. Im Baukastensystemmodular<br />

aufgebaut und robust ausgelegt<br />

sind Arbeitsbreiten bis 1500 mm lieferbar.<br />

Die bedienungsfreundliche elektronische<br />

Steuerung und ein wartungsarmer AC-Getriebemotor<br />

sind in die Maschine integriert.<br />

Die optimale Anpassung der Maschine an das<br />

zu verarbeitende Material wird durch die<br />

Auswahl aus verschiedenen Schneidverfah-<br />

ren ermöglicht. So sind auch sauberste<br />

Schnittkanten nach Meinung des Herstellers<br />

kein Problem. Die Untermesserwelle kann<br />

zur Änderung der Bestückung ausgeschwenkt<br />

oder ausgebaut werden. Die Aufwicklung<br />

auf 3“- oder 6“-Wickelhülsen erfolgt<br />

unter Einsatz der Robust-Friktionswickelwellen,<br />

die zum einfachen Be- und Entladen<br />

schwenkbar gelagert sind. Auch andere Maschinen<br />

sind nach Auskunft der H. Heuser<br />

GmbH aus Remscheid mit diesen patentierten<br />

Friktionswickelwellen nachrüstbar. Sie<br />

sollten die Produktivität durch Senkung der<br />

Rüstzeiten ganz erheblich erhöhen. Maschinenstillstände<br />

durch abgerissene oder durchhängende<br />

Bahnen entfallen ebenso wie umständliche<br />

Montagearbeiten. Als max. Abrolldurchmesser<br />

sind 800 mm vorgesehen, als<br />

max. Aufrolldurchmesser 600 mm. Die Arbeitsgeschwindigkeit<br />

ist stufenlos einstellbar<br />

und beträgt max. 50 m/min. Individuell und<br />

anwendungsbezogen ergänzt werden können<br />

Ausstattungen wie Bahnkantensteuerung,<br />

Ionisierungen, Randstreifenentsorgung etc.<br />

Jagenberg Papiertechnik GmbH<br />

(Neuss) Das Unternehmen hat von der Stora<br />

Forest Industries Ltd. einen Auftrag über<br />

zwei Vari-Top-Stützwalzenroller mit Arbeitsbreiten<br />

von 9400 mm sowie einen Vari-Top-<br />

Klinikroller erhalten. Die für das Stora-Werk<br />

in Port Hawkesbury (Nova Scotia/Kanada)<br />

bestimmten Rollenschneid- und -wickelmaschinen<br />

sind mit Zentrumsantrieben und<br />

Bahnzugunterbrechung ausgestattet und ermöglichen<br />

speziell bei anspruchsvollen Papieren<br />

ein optimales Wickelresultat. Stora<br />

will auf den neuen Rollenschneidern SCA-Papiere<br />

mit Flächengewichten zwischen 40 und<br />

66 g/m 2 verarbeiten. Die Anlagen werden hinter<br />

einer neuen Papiermaschine eingesetzt,<br />

die eine Leistung von 350 000 Jahrestonnen<br />

erreichen wird. Der dritte Vari-Top mit einer<br />

Arbeitsbreite von 3800 mm wird als Doktorroller<br />

fungieren. Der Liefertermin ist für das<br />

Frühjahr <strong>1997</strong> vorgesehen. Darüber hinaus<br />

wird Jagenberg für die in der Stora-Zentrale<br />

in Falun tätige Stora-Research-Gruppe einen<br />

Laborroller (Arbeitsbreite 3800 mm) nach<br />

Kvarnsveden/Schweden liefern.<br />

E. & M. Lamort (Vitry-le-François Cedex):<br />

Das Unternehmen stellt ein von der Fa.<br />

AES Engineered Systems entwickeltes<br />

kontinuierliches Ultra-Hochdruck-Reinigungssystem<br />

auf dem Markt vor. Es handelt<br />

sich dabei um ein neues Reinigungssystem<br />

für Trockenfilze, das auch bei kontinuierlichem<br />

Lauf keine Streifenspuren auf der Papierbahn<br />

hinterlassen soll. Bei ständig zunehmendem<br />

Einsatz von recyclierten Fasern<br />

erhöht sich auch die Menge an Schmutzstoffen<br />

innerhalb der Papiermaschine. Trockenfilze<br />

sind immer anfälliger für Verschmutzungen,<br />

die die Maschinenleistung ernsthaft<br />

gefährden. Forschung und jetzt auch praktische<br />

Erfahrungen belegen, daß der Einsatz<br />

einer sehr geringen Wassermenge bei extrem<br />

hoher Geschwindigkeit das wirkungsvollste<br />

Mittel zur Reinigung der Trockenfilze darstellt.<br />

Das kontinuier-liche UHP-Trockenfilz-<br />

Reinigungssystem von E. & M. Lamort, das<br />

mit einer neuartigen, querbeweglichen Sprühvorrichtung<br />

sowie einer Kombination aus Ultra-Hochdruckwasser<br />

und -luft arbeitet, reinigt<br />

das Gewebe nach Herstellerangaben<br />

gründlich und bewahrt seine wichtigsten Betriebsmerkmale<br />

ohne Streifenbildung auf der<br />

Papierbahn oder Schädigung des Gewebes.<br />

E. & M. Lamort (Vitry-le-François Cedex):<br />

Das Unternehmen bietet ein sogenanntes<br />

Smart-Doctor-System an. Es handelt<br />

sich um ein Konzept, das dem Papierhersteller<br />

die Überwachung und Kontrolle aller kritischen<br />

Funktionen eines Schabers und insbesondere<br />

des Schaberanstellwinkel- und<br />

-rakeldrucks ermöglichen soll. Das patentierte<br />

Smart-Doctor-System ist in zwei Versionen<br />

erhältlich:<br />

� Als Überwachungspaket, das der Fabrik<br />

die Möglichkeit zur kontinuierlichen Online-Überwachung<br />

des Schaberanstellwinkels<br />

und der Oszillation gibt. Es hilft<br />

dem Papierhersteller bei der Überwachung<br />

der Schaber in kritischen Positionen,<br />

der Aufspürung potentieller Probleme<br />

und verhindert Ausfallzeiten. Das System<br />

arbeitet mit einer Vielzahl von Sensoren,<br />

einem Standard-Mikrocomputer<br />

und einer patentierten Software, die dem<br />

Maschinenpersonal bei der Papierherstellung<br />

On-line-Informationen gibt. Der<br />

Schaberanstellwinkel wird mit Hilfe eines<br />

Neigungsmessers hoher Präzision und die<br />

Schaberklingenbelastung mittels an den<br />

Druckluftzylindern angebrachten Kraftmeßdosen<br />

überwacht. Falls erforderlich,<br />

können dem Papierhersteller und Wartungspersonal<br />

zum Aufspüren von Problemen<br />

auch Vibrationssensoren und Auswertungs-Software<br />

an die Hand gegeben


werden, bevor kostspielige, ungeplante<br />

Stillstände entstehen.<br />

� Als Überwachungs- und Kontrollpaket ermöglicht<br />

das Produkt dem Papierhersteller<br />

On-line-Ferneinstellungen des Schaberanstellwinkels<br />

mittels eines im Kontrollraum<br />

installierten Computers. Das<br />

Smart-Doctor-System wurde in diesem<br />

Fall mit einem patentierten Equalizer-<br />

Schaberbalken kombiniert, der mit Hydraulikrohr<br />

zur Neueinstellung des Anstellwinkels<br />

bei laufender Maschine arbeitet.<br />

Dies soll sich beim Kreppen als besonders<br />

nützlich erweisen, wobei Anstellwinkel<br />

und Druck des Schabers einen<br />

großen Einfluß auf die Papierqualität haben<br />

können.<br />

Pallmac Belgium N.V./S.A.: Das Unternehmen<br />

als Anbieter von Abschlußanlagen<br />

für die Wellpappenindustrie installierte vor<br />

kurzem den Omni-Pall-2800-Palettierer bei<br />

der Kurt H. Schumacher KG in Ebersdorf,<br />

Deutschland. Der nach einer Martin DRO<br />

1628 (Rotationsstanze und Chargenbilder)<br />

positionierte Pallmac. Omni-Pall verarbeitet<br />

66“ x 113“ große Zuschnitte, macht einen<br />

Stapler überflüssig und verstärkt gleichzeitig<br />

die Arbeit des Chargenbilders. Sobald genug<br />

Bogen in einer Charge plaziert sind,<br />

übersteigt die Pallmac Omni-Pall die Normalgeschwindigkeit.<br />

Beispielsweise erreicht<br />

er bei der Direktstapelung eine Leistung von<br />

ca. 21 000 Zuschnitten/h, während jede Stunde<br />

42 000 getrennte Zuschnitte im Verbund<br />

palettiert werden können. Der Pallmac Omni-Pall<br />

palettiert getrennte Zuschnitte, auch<br />

bei der Verarbeitung nicht umreifter Bündel.<br />

Er stellt sich automatisch auf nahezu jeden<br />

Karton und jedes Palettiermuster ein. Der<br />

mit einem industriellen Steuersystem ausgestattete<br />

Omni-Pall kann direkt mit einem<br />

Zentralcomputer kommunizieren. Mehrere<br />

tausend Muster lassen sich programmieren<br />

und speichern. Der Palettierer ist in Reihenund<br />

Verbandmuster-Stapelversionen erhältlich,<br />

die es ermöglichen, jede zweite Lage automatisch<br />

mittels eines Lagenwenders zu<br />

wenden.<br />

A. Reker GmbH (Lage, Deutschland): Die<br />

KNP Leykam GmbH (Gratkorn) bestellte für<br />

das Projekt ,,PM11-Triple Star“ vier vollautomatische<br />

Palettenverpackungs-Linien mit<br />

je einer Leistung von 60 Paletten pro Stunde<br />

bei der Reker GmbH. Die Paletten werden<br />

mit einem sogenannten ,,Vorhang-System“<br />

verpackt und anschließend vollautomatisch<br />

etikettiert. Jede Verpackungslinie beinhaltet<br />

eine Maschine zum Ausrichten der Papierstapel.<br />

Der Lieferumfang umfaßt auch den<br />

Palettentransport zur automatischen Lkw-<br />

Beladung. Die Anlagen werden im März <strong>1997</strong><br />

montiert und in Betrieb genommen.<br />

Polar Mohr: Mit Schnittlänge und Einlegetiefe<br />

von 67 cm und Einsatzhöhe von 8 cm<br />

schneidet die Polar 66 Formate bis 34 x 46 cm<br />

und 36 x 52 cm (Diagonale 64 cm) und kann<br />

26”-Bogen (66 cm) halbieren. Die Maschine<br />

ist einfach programmierbar und nimmt 99<br />

Programme auf (auch mit Auftrags- oder Programmnummer).<br />

Sie verfügt über eine Speicherkapazität<br />

von 5550 Schritten. Das Formatprogramm<br />

mit grafischer Bedienerführung<br />

in Window-Technik erleichtert die<br />

Programmierung zusätzlich. Dadurch kann<br />

jeder die Maschine ohne Vorkenntnisse leicht<br />

bedienen. Die Programmsteuerung besorgt<br />

das Schneiden von Wiederholaufträgen praktisch<br />

ohne Einstellzeit (dauerhafter Programmspeicher).<br />

Polar 66 schneidet alle im<br />

Kleinformatbereich gängigen Materialien.<br />

Sie ist sofort betriebsbereit, und ihre Motoren<br />

laufen nur beim Schneiden. Dadurch ist sie<br />

besonders leise und energiesparend. Sie bietet<br />

umfassenden Schutz für Bedienpersonen.<br />

CE-Normen-Erfüllung (2-Hand-Schnittauslösung,<br />

selbstüberwachendes Lichtgitter, Untergreifsicherung<br />

an Preßbalken,Vollverklei-<br />

PAPIERERZEUGUNG<br />

dung des Hintertisches) und hat zusätzlich<br />

das GS-Zertifikat.<br />

R. A. Rodriguez GmbH: Um Konstruktionen,<br />

in denen aggressive Medien wie Laugen,<br />

Säuren und Salzlösungen eine Rolle<br />

spielen, dauerhaft und sicher zu gestalten,<br />

gewinnt der Einsatz von Gehäuselagern mit<br />

passenden Kugel- und Gleitlagern aus Kunststoff<br />

zunehmend an Bedeutung. Flansch- und<br />

Stehgehäuselager gibt es aus thermoplastischem<br />

Polyester mit Glasfaserverstärkung.<br />

Diese selbsteinstellenden Präzisionsteile<br />

sind widerstandsfähig, verschleiß- und stoßfest<br />

und verhindern im Gegensatz zu Gußoder<br />

Stahlgehäusen die Bildung von Mikroorganismen,<br />

auch gegen chemische Substanzen<br />

wie Kohlenwasserstoff, Benzin, Öle und<br />

Fette, alkoholisch-ätherische Lösungen, Aceton,<br />

verdünnte Säuren (pH 4–9) und Laugen,<br />

Reinigungsmittel und viele Salzlösungen. Sie<br />

sind einsatzüberdeckend zu den Standardgehäusen<br />

von den bekannten Lagerherstellern<br />

und können somit auch bei bestehenden<br />

Konstruktionen montiert und ausgetauscht<br />

werden. Die ungeteilten und in Grün lieferbaren<br />

Gehäuselager (bei größeren Mengen<br />

kann auch in Schwarz geliefert werden) stehen<br />

ohne und mit zwei Lageroptionen zur<br />

Verfügung. Übrigens gibt es dazu einen Katalog„Edelstahl-Polymer-Gehäuseeinheiten“.<br />

Auch bietet der Hersteller individuelle<br />

Beratung bei allen Problemfällen durch<br />

Fachingenieure an. ����<br />

283 11–12/97

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!