APR Ausgabe 11+12 1997
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APR Ausgabe 11+12 1997
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20. März <strong>1997</strong><br />
11/12<br />
D 1096<br />
4 x im Monat<br />
ALLGEMEINE<br />
PAPIER-RUNDSCHAU
Asien:<br />
Nicht wenige in der Industrie schauen gespannt - mancher vielleicht<br />
gebannt wie das Häschen auf die Schlange - nach Asien und insbesondere<br />
auf die Länder China, Indien und Indonesien. Die größte<br />
Faszination dieser Märkte ergibt sich daraus, daß der Papierverbrauch<br />
in diesen Ländern noch bei ca. 1/10 oder darunter im Vergleich<br />
zum europäischen liegt. Steigender Konsum ergibt sich quasi automatisch<br />
mit der schnellen Verbesserung der Lebenssituation der Menschen.An<br />
diesem rasant wachsenden Kuchen möchten Europäer, aber<br />
auch die US-Amerikaner oder Japaner teilhaben.Es verwundert denn<br />
auch nicht, wenn der kanadische Verband der Papierindustrie berechnet,daß<br />
der in absoluten Zahlen höchste Zuwachs an produziertem Papier<br />
von 1995 bis 1998 in Asien und im Pazifik stattfinden wird, und<br />
eben nicht in Europa oder Amerika. Alleine im Zeitungsdruckpapier-<br />
Bereich wird die Tonnage dort um 1,5 Mio. t (innerhalb von drei Jahren)<br />
steigen. Heute noch exportieren die großen Papierkonzerne gewisse<br />
Mengen in diese Region. Vor kurzem warnte allerdings CEPI-<br />
Präsident Lars-Åke Helgesson davor, daß sich Südostasien in wenigen<br />
Jahren selbst mit holzfreiem Papier versorgen werde und damit die<br />
europäischen Exporte in diese Region kaum noch durchführbar seien.<br />
So sollen z. B. allein in Indonesien in den nächsten Jahren 16 Papierfabriken<br />
mit einer Kapazität von ca. 4 Mio. t Papier errichtet werden.<br />
Langfristig sollen bis zum Jahr 2005 die Produktionskapazitäten dort<br />
von derzeit ca. 3 Mio. t auf 10,5 Mio. t mehr als verdreifacht werden.<br />
Ob diese neuen Kapazitäten dann auch dazu genutzt werden, den Europäern<br />
Konkurrenz zu machen, bleibt abzuwarten, Lars-Åke Helgesson<br />
jedenfalls rechnet nicht damit.<br />
VDP-Präsident Hans-Michael Gallenkamp widmete denn auch bei<br />
der letzten Jahrespressekonferenz des Verbandes dem Thema Asien<br />
überaus breiten Raum.Nach seinen Worten kann zur Zeit in dieser Region<br />
durchaus von einem Wirtschaftswunder gesprochen werden. Im<br />
nächsten Jahrzehnt würde das addierte Sozialprodukt Chinas, Japans<br />
und der vier kleinen „Drachen“-Staaten sowie der Asien-Staaten<br />
massiv steigen. Mittlerweile sei Japan nach den USA der zweitgrößte<br />
Papiererzeuger der Welt,und der absolute Verbrauchszuwachs liege in<br />
dieser Region seit 1980 sogar ohne Japan mit 35 Mio. t höher als in Europa<br />
oder den USA, die jeweils 25 Mio. t Verbrauchszuwachs aufweisen<br />
können. Derzeit gehen erst 3% der Exporte der deutschen Papier-<br />
EDITORIAL<br />
Markt der Zukunft?<br />
industrie in die Region Asien, und nur wenige deutsche Papierunternehmen<br />
haben bislang dort Investitionen getätigt. Eine Ausnahme ist<br />
z. B. die Fa. Glatz, die vor allem Zigarettenpapiere herstellt und ein<br />
Joint-venture in China betreibt. Nach den Worten von Gallenkamp ist<br />
es zu bezweifeln, daß der erwartete Verbrauchszuwachs in absehbarer<br />
Zeit durch neue Kapazitäten in Südostasien vollständig gedeckt werden<br />
kann. Bis auf weiteres werde gerade in den Ländern Südostasiens<br />
ein Importbedarf bestehen, den es zu nutzen gelte. Es gehe auch darum,<br />
in diesen Ländern Joint-ventures zu etablieren und Direktinvestitionen<br />
zu tätigen.<br />
In China oder Indonesien Fuß zu fassen, ist, wie gerade Maschinenhersteller<br />
auch aus der Papierverarbeitungs- und -erzeugungsbranche<br />
längst wissen, alles andere als einfach. Dabei spielen weniger<br />
höhere Preise der europäischen Firmen eine bedeutsame Rolle als<br />
vielmehr entscheidende kulturelle, ethische Unterschiede und auch<br />
gänzlich andere Wertvorstellungen, die für Europäer oft nicht verständlich<br />
sind. Mit ihrem wirtschaftlichen Aufstieg haben z. B. Indonesier<br />
und Malaysier begonnen, die Besonderheit ihrer Kultur zu betonen,<br />
und gar mancher preist die Überlegenheit der eigenen Werte<br />
und Lebensweisen gegenüber denen des Westens und anderer Gesellschaften.<br />
Fachleute sprechen davon, daß in diesen Ländern eine kulturelle<br />
Renaissance im Gange sei. Vielfach vorherrschend in diesen<br />
Kulturen ist ein konfuzianisches Wertesystem, das zunächst Sparsamkeit,<br />
Familiensinn, Arbeit und Disziplin betont. (All diese Tugenden<br />
können Deutsche in der Regel noch gut nachvollziehen.) Genauso<br />
wichtig sind allerdings die Ablehnung des Individualismus, ein genereller<br />
Glaube an Autoritäten und ein begrenzter Sinn für Demokratien.<br />
All dies ist Europäern in der Regel eherfremd. Zyniker mögen nun<br />
einwerfen, auch Sparsamkeit, Arbeitssinn und Disziplin seien im<br />
Schwinden begriffen.<br />
Der Leser kann entgegnen: Was soll’s; wenn eine Firma Geschäfte<br />
machen will, ist es egal, auf welcher Wertgrundlage sie dies tue. Daß<br />
sich die europäische Industrie insgesamt und auch die Papierindustrie<br />
schwertut,in Asien Fuß zu fassen,ist jedenfalls eine Tatsache,die<br />
sich auch durch viele Fakten belegen läßt. Ein Land wie China etwa<br />
wäre gut für riesige Mengen importierter Papiere, solange die Regierung<br />
bereit ist, hierfür Devisen bereitzustellen. Werden – wie in der<br />
243 11–12/97
11–12/97 244<br />
INHALT<br />
EDITORIAL · NEUES IN KÜRZE UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />
Asien: Markt der Zukunft 243<br />
Personalia 246<br />
Handelsregister 246<br />
Kurznachrichten aus aller Welt 246<br />
Preisindex verschiedener Altpapiere 246<br />
Von links: Herman-Hartmut Weyel (Mainzer<br />
OB + Präsident der G.-G.), Helma Kurz, Hannetraud<br />
Schultheiß (Vizepräsidentin G.-G.) und Wolfgang<br />
C.-O. Kurz.<br />
Im Gespräch: Arndt Klippgen (links) und Gerhard<br />
Brucker.<br />
Gedruckt auf nopaCoat matt, zweiseitig doppelt gestrichenes<br />
Bilderdruckpapier der Nordland Papier AG, Dörpen/Ems –<br />
Umschlag: 200 g/m 2<br />
, Innenteil: 115 g/m 2<br />
.<br />
„Die oft unterstellte Stärke in der Nachfragezyklizität<br />
gab es nicht!” Interview mit Arndt Klippgen 248<br />
Preisindex verschiedener ungestrichener Papiersorten 256<br />
Papierindustrie 1996: Im Schnitt nichts verdient 256<br />
Wolfgang C.-O. Kurz zum Senator ernannt 258<br />
MD Papier verliert ein Viertel des Umsatzes 258<br />
Zweifel am „Standort Frankreich” 260<br />
Preisindex verschieder gestrichener Papiere 266<br />
Preisindex verschiedener Papierwaren 268<br />
Theis empfiehlt Direktübertragung von Bestelldaten 268<br />
Zehn Jahre Technische Textilien Lörrach 268<br />
Schrifttum 268<br />
Kanada: Cascades trotz Gewinnrückgang zufrieden 269<br />
PAPIERERZEUGUNG<br />
Weiterbildungsangebot zum Thema Schneiden<br />
Das neue Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz in<br />
seiner aktuellen Bedeutung für die deutsche Zellstoff-<br />
270<br />
und Papierindustrie (Fortsetzung aus apr 9/97)<br />
Kontinuierliche Herstellung von Suspensionen bei der<br />
270<br />
Papierproduktion<br />
Vorläufiges Vortragsprogramm der 26. EUCEPA-<br />
Konferenz in Verbindung mit der Zellcheming-Konferenz<br />
271<br />
und der Expo ’97 272<br />
Nachrichten aus der PTS 274<br />
Firmen berichten aus Papiererzeugung und -verarbeitung 274<br />
Spannungsregelung in der Papierindustrie 275<br />
Neues vom Kreislaufwirtschaftsgesetz 276<br />
Impressum 278<br />
MoDo Paper Husum nach ISO 14001 zertifiziert 279<br />
Firmen berichten aus Papiererzeugung und -verarbeitung 279
Ob Frankreichs Papierindustrie<br />
mit diesem Gefährt die<br />
Wende zu einem besseren<br />
Jahresbeginn <strong>1997</strong> schafft?<br />
(Gesehen von unserem Korrespondenten<br />
bei einem<br />
Werksbesuch im Norden<br />
des Landes.)<br />
Arndt Klippgen<br />
Fa. Deublin: Stationäres<br />
Siphon System Delta Sint.<br />
LEADING ARTICLE & NEWS IN BRIEF<br />
Asia: The future market? 243<br />
Personals news 246<br />
Trade Register 246<br />
A news round-up from around the world 246<br />
Price index of various waste paper grades 246<br />
COMPANIES – MARKETS – PRODUKTS<br />
„The strength which was often assumed to the<br />
demand cyclicity did not exist!„ Interview with<br />
Arndt Klippgen 248<br />
Price index of various uncoated paper grades 256<br />
Paper industry 1996: On an average no gains 256<br />
Wolfgang C.-O. Kurz was appointed as senator 258<br />
MD Papier loses a quarter of sales 258<br />
Doubts about the ”Location France” 260<br />
Price index of various uncoated paper grades 266<br />
Price index of various stationeries 268<br />
Theis recommends direct transfer of order data 268<br />
10 years of Technische Textilien Lörrach 268<br />
Literature 268<br />
Canada: Cascade satisfied in spite of drop in profits 269<br />
PAPERMAKING<br />
Possibilities for further education: Cutting<br />
The current impact of the new circulation economyand<br />
waste law the German pulp and paper industry<br />
270<br />
(continued from apr 9/97)<br />
Continuous production of suspension in the paper<br />
270<br />
production<br />
Provisional programme of lectures of the 26th<br />
EUCEPA Conference in connection with the<br />
271<br />
Zellcheming Conference and the Expo ’97 272<br />
News from PTS<br />
Companies are reporting on papermaking and<br />
274<br />
converting 274<br />
Tension control in the paper industry 275<br />
News from the circulation economy law 276<br />
Impressum 278<br />
MoDo Paper Husum receives ISO 14001 Certificate<br />
Companies are reporting on papermaking and<br />
279<br />
converting 279<br />
245 11–12/97
Vergangenheit – hierfür jedoch Mittel plötzlich nicht mehr zur Verfügung<br />
gestellt, sind kontinuierliche Geschäftsbeziehungen – und<br />
gerade an diesen sind die Europäer besonders interessiert – in Frage<br />
gestellt, und Verunsicherung greift um sich. Dementsprechend<br />
hoch im Kurs stehen momentan Managerkurse,die den Teilnehmern<br />
vermitteln sollen, wie sie Land und Leute besser verstehen können.<br />
Dabei geht es weniger um Sprachprobleme als um kulturelle. Die<br />
Deutschen sind hier gegenüber anderen Europäern vielleicht inso-<br />
11–12/97 246<br />
EDITORIAL UND NEUES IN KÜRZE<br />
PERSONALIA HANDELSREGISTER<br />
Zum neuen Chef der Södra-<br />
Cell-Vertriebsgesellschaft in<br />
Großbritannien ist Nigel<br />
Hollander (Bild) ernannt worden.<br />
Der 49jährige Engländer<br />
wird Nachfolger von Cecilia<br />
Nordberg, die zum Frühjahr<br />
aus dem Amt ausscheidet. Zuletzt<br />
war Holland für den SAP-<br />
PI-Konzern als Leiter des Zellstoffvertriebs<br />
in Hongkong tätig.<br />
Zuvor arbeitete er bei dem ForstwirtschaftsunternehmenCanadian<br />
Forest Products (Canfor) 12<br />
Jahre lang im Zellstoff- und Papierverkauf.<br />
Seinen Dienst bei<br />
Södra Cell tritt Nigel Holland<br />
Ende April dieses Jahres an.<br />
Sie erreichen das<br />
apr-Redaktionsteam<br />
unter Fax-Nr.<br />
(0 61 04) 60 61 45<br />
NEUEINTRAGUNGEN<br />
EPV Exclusive Papiere &<br />
Verpackungen Ravensburg<br />
GmbH, 88214 Ravensburg,<br />
Wilhelm-Hauff-Straße 41. Herstellung,<br />
Be- und Verarbeitung<br />
von Papieren in hochwertiger<br />
Qualität und nach traditionellen<br />
Verfahren. Erwerb von künstlerischen<br />
Motiven und innovativen<br />
Verpackungsideen sowie<br />
den dazugehörigen Lizenzrech-<br />
KURZNACHRICHTEN AUS ALLER WELT<br />
DEUTSCHLAND<br />
Die Papierfabrik Salach<br />
GmbH, ein Unternehmen der<br />
Cordier-Gruppe, hat ihr Liefer-<br />
fern ein wenig im Vorteil, als viele vor gar nicht so langer Zeit den<br />
„Kulturschock“ der Wiedervereinigung verkraften mußten, der für<br />
die Ostdeutschen sicher noch dramatischer war als für die meisten<br />
Westddeutschen. Und gerade dieser Fall zeigt, daß eine gemeinsame<br />
Sprache nicht ausreicht, den anderen wirklich zu verstehen. Möglichst<br />
viele Firmen, auch mittelständische, sollten den Gang nach<br />
Asien jedenfalls versuchen. Denn auch dort gilt: wer nicht wagt, der<br />
nicht gewinnt. G. W. Brucker<br />
ten. Entsprechend konzipiert<br />
und produziert das Unternehmen<br />
mit diesen Motiven versehene<br />
Verpackungsmittel bzw.<br />
Verpackungslösungen, vornehmlich<br />
aus Voll- und Wellpappen,<br />
Kunst- und Naturstoffen sowie<br />
Glas. Ferner Handel mit diesen<br />
Gegenständen und deren Vermittlung.<br />
Stammkapital: 50 000<br />
DM. Geschäftsführer: Dr. Franz-<br />
Georg Grenz, Ravensburg. Einzelprokura:<br />
Olaf Werner Holl,<br />
Weingarten.<br />
sortiment ergänzt. Sämtliche<br />
Qualitäten der Sortengruppe Salaprint<br />
– beidseitig gestrichene<br />
Bilderdruckpapiere, matt und<br />
glänzend, sind in Zukunft bis in<br />
den Kartonbereich 250 g/m 2 lieferbar.<br />
Eine Ergänzung der Lagerhaltung<br />
in diesen Sorten in<br />
den Gewichtsbereichen 200 und<br />
250 g/m 2 hat bereits stattgefunden.<br />
Der Name Salaplexx steht<br />
für die jüngste Entwicklung, die<br />
Salach-Papier auf den Markt<br />
bringt. Unter Einsatz eines<br />
100%igen Altstoffanteils wurde<br />
ein beidseitig doppelt gestrichenes<br />
Bilderdruckpapier entwickelt.<br />
Das Papier wird ohne<br />
Zugabe optischer Aufheller gefertigt.<br />
Die wolf bauwens GmbH<br />
(Erkelenz) präsentierte einen<br />
Briefumschlag (rippomatic),<br />
der über eine kleine Lasche<br />
zum einfachen Öffnen der
Post ohne Brieföffner verfügt.<br />
Aus Gründen einer sicheren<br />
und einfachen Verarbeitung<br />
ist der „Reißverschluß“ an der<br />
Schmalseite der Briefhülle angebracht.<br />
Die Fa. Valmet will ihre Position<br />
im immer wichtiger werdenden<br />
südostasiatischen Markt<br />
weiter stärken. Um ihren Service<br />
zu verbessern und ihn auch<br />
näher an die Kunden zu bringen,<br />
wird Valmet seine Mitarbeiter<br />
vom Büro in Singapur<br />
nach Jakarta (Indonesien)<br />
und Bangkok (Thailand)<br />
verlagern. Die Reorganisation<br />
soll nach und nach vollzogen<br />
werden und bis Ende <strong>1997</strong> beendet<br />
sein. Unabhängig davon hat<br />
Valmet auch Betriebsstätten in<br />
Korea, Japan, Taiwan und China.<br />
Das Büro in Jakarta wird<br />
von Hannu Pietilä geleitet wer-<br />
den. Das Büro in Bangkok wird<br />
Mikko Koskivirta führen.<br />
JAPAN<br />
Die Mitsubishi Paper Mills<br />
Ltd. (Tokio) wurde vom USamerikanischen<br />
Federal Court<br />
mit einem Bußgeld von rund 1<br />
Mio. DM wegen Preisabsprachen<br />
bei Faxpapieren belegt.<br />
Verurteilt wurden laut dem kanadischen<br />
Wettbewerbsbüro Firmen<br />
in Kanada, den USA und<br />
Japan zur Zahlung von Geldbuflen<br />
in Höhe von insgesamt<br />
rund 4,3 Mrd. DM. Alle waren<br />
1991 in Preisabsprachen verwickelt.<br />
Diese wurden durch die<br />
Ermittlungen des Wettbewerbsbüros<br />
und des U.S. Justice<br />
Department aufgedeckt.<br />
KANADA<br />
Die Wettbewerbsbehörde<br />
in Ottawa hat bestätigt, ein<br />
Auge auf die vorgesehene<br />
Fusion (6,7 Mrd. DM) der beiden<br />
Zeitungsdruckpapier-<br />
Hersteller Stone-Consolidated<br />
Corp. Und Abitibi-Price<br />
Inc. zu haben, um herauszufinden,<br />
ob sich – bei Genehmigung<br />
der Fusion durch die Aktionäre –<br />
Wettbewerbsprobleme in Kanada<br />
ergeben könnten. Der erste<br />
Schritt ist nach Angaben eines<br />
leitenden Angestellten eine wirtschaftliche<br />
Analyse der Fusion.<br />
Später wird diese mit den Richtlinien<br />
des Wettbewerbsbüros zur<br />
Fusion verglichen. Im Falle von<br />
Wettbewerbsproblemen würde<br />
das Büro diese gegenüber den<br />
Firmen zur Sprache bringen.<br />
Wären die Probleme nicht zu<br />
lösen, würde man sie vor ein Gericht<br />
bringen.<br />
Die Avenor Inc. versucht,<br />
ihren Vorschlag zur Über-<br />
NEUES IN KÜRZE<br />
nahme der Repap Enterprises<br />
Inc. für ca. 4,1 Mrd. DM zu überarbeiten,<br />
kam aber bisher noch<br />
zu keiner neuen Übereinkunft<br />
mit dem Repap-Gründer und<br />
Präsidenten George Petty. Die<br />
Repap-Aktionäre, deren Aktien<br />
im neuen Angebot, das jetzt auf<br />
dem Tisch ist, einen festgelegten<br />
Wert von 6,20 DM je Aktie haben,<br />
haben keinen Widerstand gegen<br />
die Transaktion geäußert. Institutionelle<br />
Aktionäre von Avenor –<br />
von denen sich einige Ende Februar<br />
in Toronto inoffiziell trafen<br />
– sagten, sie würden sich der<br />
Transaktion widersetzen, da<br />
durch die massiven Schulden von<br />
Repap in Höhe von ca. 2,7 Mrd.<br />
DM bei der fusionierten Firma<br />
Schulden in Höhe von fast 4 Mrd.<br />
DM auflaufen würden. Sie befürchten<br />
auch eine Eigenkapitalverwässerung<br />
durch die <strong>Ausgabe</strong><br />
neuer Avenor-Aktien.<br />
Erfolgreiche Zertifizierung des Qualitätsmanagement-System nach DIN EN ISO 9001<br />
Als erster Unternehmensbereich der Papierwerke Halstrick GmbH wurde für die Betriebsstätte Sundern ein Qualitätsmanagement-System<br />
eingeführt.<br />
Zertifikatübergabe durch Armin Schmidt, TÜV Rheinland (Mitte)<br />
an den Geschäftsführer Ludwig Pflips (2. von links), Herrn<br />
Ramthun, Betriebsleiter Werk Sundern (1. von links), Herrn<br />
Gosztola, QM-Beauftragter Werk Sundern (2. von rechts),<br />
Herrn W. Klein, Umweltmanagement-Beauftragter (1. von<br />
rechts).<br />
Die Betriebsstätte Sundern konnte im Dezember 1996 die<br />
Konformität der höchsten Zertifizierungsstufe des ISO- 9000-<br />
Normwerkes nachweisen.<br />
Die Geschäftsführung und alle Mitarbeiter betrachten dies als<br />
wesentlichen Schritt, den stetig ansteigenden Qualitätsansprüchen<br />
der Kunden gerecht zu werden.<br />
Durch eine gezielte Forschung und Entwicklung unter Einbeziehung<br />
aller ökologischen Anforderungen können wir<br />
allen Kundenbedürfnissen, für den medizintechnischen-<br />
(Krankenunterlagen, Zellstofftupfer, ungeprägte Zellstoffwatte<br />
in Rollen und Formaten) und den industriellen-Bereich<br />
(geprägte und ungeprägte Zellstoffwatte in Rollen und<br />
Formaten, kaschiert und unkaschiert), gerecht werden.<br />
Das TÜV-CERT-Zertifikat bescheinigt den hohen Qualitätsanspruch<br />
des Unternehmens an das System und seiner<br />
Produkte.<br />
Hauptstraße 20 Telefon 0 29 33 / 98 40<br />
59846 Sundern Fax 0 29 33 / 98 41 00<br />
247 11–12/97
apr: Herr Klippgen, fangen wir mit einer<br />
Frage an, die die zukünftigen und jetzigen<br />
Wesensmerkmale des Papiergroßhandels betrifft.<br />
Worin sehen Sie die wichtigsten Aufgaben<br />
und, wenn man so will, die Daseinsberechtigung<br />
für den Papiergroßhandel?<br />
Klippgen: Das wesentlichste Merkmal<br />
des Großhandels ist Marktnähe, das Erspüren<br />
von Markttendenzen und eine Versorgung<br />
der Druckereien und großer Bürobedarfsabnehmer<br />
mit einem Servicegrad, zu<br />
dem ein Hersteller mit einem naturgemäß<br />
engen Programm und heute meistens standortfernen<br />
Produktionsstätten gar nicht in<br />
der Lage sein kann. Großhandel ist im weitesten<br />
Sinne die Zusammenführung von<br />
Marketing und Logistik, in dieser Reihenfolge.<br />
apr: Marketing sehen Sie heute als wichtiger<br />
wie die die Logistik.<br />
Klippgen: Marketing und Marktbetreu-<br />
11–12/97 248<br />
UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />
„Die oft unterstellte Stärke in der<br />
Nachfragezyklizität gab es nicht”<br />
Interview mit Arndt Klippgen Geschäftsführer der Fa. Papier-Union und Präsident des Bundesverbandes<br />
des Deutschen Papiergroßhandels. Das Gespräch führte Gerhard Brucker.<br />
Zur Person Arndt Klippgen<br />
ung sehe ich wichtiger an wie die die logistischen<br />
Aspekte, die natürlich keinesfalls zu<br />
unterschätzen sind.<br />
apr: Die Papierindustrie hat im letzten<br />
Jahr ein großes Auf und Ab erlebt. Papiererzeuger<br />
aber auch Druckereien fragen immer<br />
wieder, ob der Großhandel nicht in der Lage<br />
sei, diese Konjunkturzyklen der Papierindustrie<br />
abzumildern. Wie sehen Sie die Einflußmöglichkeiten<br />
des Großhandels in bezug<br />
auf diese Frage.<br />
Klippgen: Ich würde gerne die empfundenden<br />
Zyklen etwas relativieren. Wenn man<br />
sich den Absatz des deutschen Papiergroßhandels<br />
1996 ansieht, dann schwankte,<br />
bezogen auf den Versandtag, dieser Absatz<br />
zwischen 8900 und 10 400 t pro Tag berechnet<br />
auf Monatsebene. Dies ist eine Schwankung,<br />
aber ist weit weniger als im Markt<br />
wahrgenommen. Die Zyklizität 1996 wurde<br />
in hohem Maße durch die Gegensätzlichkeit<br />
Arndt Klippgen, der am 27. September 1950 in Dresden geboren wurde, entstammt<br />
einer sehr alten Papierfamilie. Schon sein Ururgroßvater gründete die Papiergroßhandlung<br />
Richard Klippgen & Co., Dresden, Chemnitz und Hamburg. Das Unternehmen zog<br />
von Dresden nach Hamburg, wo Arndt Klippgen zur Schule ging und Abitur machte. Er<br />
studierte in Mannheim und Hamburg Betriebswirtschaft.<br />
Während seines Studiums wurde er wegen des frühen Todes seines Vaters Mitarbeiter<br />
im Familienbetrieb. In dieser Zeit machte hat er ein Jahr lang Praktika in Papierfabriken,<br />
Druckereien und Papiergroßhandlungen gemacht. Am 1. 7. 1974 wurde er Geschäftsführer<br />
von Richard Klippgen & Co., was er bis Ende 1987 blieb. Ab Mitte der 80er Jahre hat<br />
er die Fusion zur Papier-Union, die am 1. 1. 1988 durchgeführt wurde, maßgeblich mitbetrieben.<br />
Mit den damaligen Fusionspartnern hatten sein Vater und er bereits seit den 60er<br />
Jahren eng zusammengearbeitet. Am 1. 1. 1988 wurde er Geschäftsführer der Papier-Union,<br />
die ihre Hauptverwaltung zuerst drei Jahre in Frankfurt hatte und 1990 nach Hamburg<br />
umzog. Heute ist er einer von drei Geschäftsführern der Papier-Union und in der Geschäftsführung<br />
für die Bereiche Beschaffung und Logistik zuständig.<br />
Arndt Klippgen<br />
der Halbjahre empfunden. Das erste Halbjahr<br />
1995 war, stark und das zweite Halbjahr<br />
schwach. Das erste Halbjahr 1996 war<br />
schwach und das zweite Halbjahr relativ<br />
stark. Wir vergleichen Vorjahresperioden<br />
und machen damit Fehler.Wenn man alles etwas<br />
relativiert, stellt man fest, daß 1996 ein<br />
starkes Jahr war mit einer gewissen Nachfrageverschiebung<br />
ins zweite Halbjahr. Aber<br />
die Dramatik in der Zyklizität der Nachfrage,<br />
die vielfach unterstellt worden ist, hat es<br />
in dem Ausmaß nicht gegeben. Sie ist nur unter<br />
dem Eindruck der Preisentwicklung so<br />
sehr verstärkt empfunden worden. Zu Ihrer<br />
Frage, Herr Brucker, was kann der Großhandel<br />
tun? Der Großhandel kann hinsichtlich<br />
der Nachfragezyklen überhaupt nichts tun.<br />
Hinsichtlich der Preisentwicklung ist er Gefangener<br />
der Preisentwicklung der Papierindustrie<br />
ähnlich wie die Papierindustrie Gefangener<br />
der Zellstoffindustrie ist. Der<br />
Großhandel kann nur Offenheit und den Austausch<br />
statistischer Informationen fördern<br />
und auf mehr Gelassenheit in der Beurteilung<br />
des Marktes hinarbeiten.
Im Gespräch: Arndt Klippgen (links) und Gerhard Brucker.<br />
apr: Also er kann nichts hinsichtlich der<br />
Preise tun ?<br />
Wir müssen mehr über<br />
den faktischen Verbrauch<br />
wissen<br />
Klippgen: Nein, das kann man weitgehend<br />
ausschließen. Wir reden oft über faktischen<br />
und rechnerischen Verbrauch. Darum<br />
ringen wir um besseren statistischen Austausch.<br />
Ich glaube, daß ein großer Teil des La-<br />
UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />
geraufbaus in den Auftragsbüchern der Papierindustrie<br />
stattfindet. Wenn es eine bessere<br />
gemeinsame Statistik zwischen Industrie<br />
und Großhandel über Auftragsbestände<br />
gäbe, wäre viel gewonnen.Wir sind in der Diskussion<br />
mit der Cepifine, die gutes Material<br />
hat. Sie hat es bloß viel zu spät. Mit besseren<br />
Statistiken könnten wir die Zyklen nicht vermeiden,<br />
aber wir könnten zu einer sachlicheren<br />
Bewertung der Situation kommen.<br />
apr: Das bringt mich zu einer naheliegenden<br />
Frage: Wie ist die Zusammenarbeit zwi-<br />
schen vdp, Bundesverband Druck, CEPI,<br />
Print, als der große europäische Verband der<br />
Papiererzeuger?<br />
Klippgen: Lassen Sie mich erst noch die<br />
vorher angesprochene Frage die die Lagerhaltung<br />
berührte erläutern. Der deutsche<br />
Großhandel lagert rund 160 000 t. Die<br />
Schwankungen sind minimal, gemessen am<br />
Lagerabsatz von etwa 1 Mio. t pro Jahr. Die<br />
Behauptung, der Großhandel trage durch<br />
Auf- und Abbau von Lagern zur Zyklizität<br />
bei, ist ganz eindeutig statistisch zu widerlegen.<br />
Die Großhandelsläger sind absolut ungeeignet<br />
dafür, Nachfragezyklizität abzufedern<br />
oder auch spekulativ auszuweiten.<br />
apr: Könnte denn der Großhandel überhaupt<br />
ein Interesse an solchen Zyklen haben?<br />
Würde er dadurch zum Gewinner werden?<br />
Klippgen: Ich schließe nicht aus, daß einzelne<br />
so denken. Ich halte überhaupt nichts<br />
davon. Der Großhandel hat Interesse an<br />
langfristig kontinuierlich stabilen Preisen.<br />
Nun zu Ihrer Frage der Zusammenarbeit<br />
mit dem vdp: Wir sind in regelmäßigen Gesprächen<br />
mit dem vdp über allgemeine Themen<br />
der Marktentwicklung und insbesondere<br />
über den Einfluß der Legislative in Umweltgesichtspunkten.<br />
Insbesondere der statistische<br />
Austausch mit dem vdp ist von<br />
großer Offenheit geprägt, aber könnte meines<br />
Erachtens noch besser werden.<br />
249 11–12/97
apr: Beim Druckerverband wahrscheinlich<br />
weniger?<br />
Klippgen: Fast gar nicht. Das hängt weniger<br />
mit Bereitschaft, als damit zusammen,<br />
daß die Druckereien weniger national, sondern<br />
regional orientiert sind. Es gibt aber<br />
durchaus auf regionaler Ebene gute, teilweis<br />
intensive Kontakte.<br />
apr: Wie sehen Sie die Entwicklung des<br />
eigenen europäischen Verbandes der Papiergroßhändler,<br />
nämlich der EUGROPA, mit<br />
ihrem neuen Generalsekretär?<br />
Klippgen: Hubert Duijsens bringt einen<br />
frischen Wind und viele gute, neue Impulse<br />
in die Arbeit. Es gibt sehr aktive Arbeitsgruppen.<br />
Man muß realistisch sehen, daß es<br />
für konkrete Ansätze europäischer Verbandsarbeit<br />
Grenzen gibt. Ich habe vor einigen<br />
Jahren sehr um eine EUGROPA-Resolution<br />
gekämpft. Streckengeschäfte sollten nur<br />
oberhalb gewisser Tonnagen und oberhalb<br />
gewisser Lieferzeiten abgewickelt werden.<br />
Für Deutschland ist das kein Thema. In anderen<br />
Ländern ist das nicht so. Ich würde es<br />
sehr begrüßen, wenn es in ganz Europa eine<br />
einheitliche Linie gäbe die die Lagerfunktion<br />
des Großhandels schützen würde. Hier kann<br />
die EUGROPA noch einiges bewirken.<br />
apr: Ein anderes Thema: Import/Export.<br />
Wie sehen Sie die Entwicklung im Import des<br />
deutschen Feinpapier-Großhandels ?<br />
Klippgen: Ich gestehe, daß ich die Importquoten<br />
gar nicht kenne, weil sie mich auch<br />
nicht interessieren. Die Anteile des Imports<br />
sind relativ gleichbleibend. Für einen<br />
Großhändler ist der Beschaffungsmarkt Europa,<br />
um nicht zu sagen die Welt.<br />
apr: Wie lange schon?<br />
Klippgen: Seit mindestens zehn Jahren.<br />
Differenzierung nach Inland und Import ist<br />
wenig hilfreich. Auf der anderen Seite sind ja<br />
die Lieferunternehmen überwiegend multinational,<br />
optimieren ihre eigene Produktion<br />
auch zwischen verschiedenen Standorten in<br />
verschiedenen Ländern, und für uns ist es irrelevant,<br />
in welchem Land ein Lieferant sitzt,<br />
solange der Service und die Leistungen stimmen.<br />
apr: Wenn Sie auf Exportseite gehen, kann<br />
man sagen, daß im deutschen Feinpapier-<br />
Großhandel, wie überhaupt im deutschen Papiergroßhandel,<br />
die grenzüberschreitenden<br />
11–12/97 250<br />
UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />
Lieferungen zugenommen haben? Ich denke<br />
insbesondere an Länder wie Tschechien oder<br />
Polen.<br />
Klippgen: Ich würde hier gerne differenzieren.<br />
Es gibt z. B. grenzüberschreitende<br />
Lieferungen zwischen Deutschland und<br />
Österreich oder entlang des Rheins von<br />
Schaffhausen bis Rotterdam. Dies ist eine<br />
gewisse Regionalisierung im Rahmen offener<br />
Grenzen. Grenzüberschreitungen im Sinne<br />
von Gründungen in anderen Ländern gibt es<br />
insbesondere in Osteuropa, wobei bemerkenswert<br />
ist, daß österreichische Unternehmen<br />
eher erfolgreicher als deutsche sind.<br />
Auch nationale Gründungen in diesen Ländern<br />
haben durchaus einen bemerkenswerten<br />
Erfolg. Aber: Aus Gründungen in sich neu<br />
entwickelnden Ländern mit kleinem Bedarf<br />
oder grenzüberschreitenden Handel in Folge<br />
offener Grenzen kann man noch nicht auf einen<br />
„europäischen Großhandel” schließen.<br />
Ein wirklicher „europäischer Großhandel”,<br />
ist ohne Übernahme oder Fusionen großer,<br />
etablierter Großhändler nicht möglich, oder<br />
anders: Sie sind kein französischer<br />
Großhändler, weil Sie aus Karlsruhe oder<br />
Heilbronn ins Elsaß liefern. Dazu müssen Sie<br />
ein wesentliches Großhandelsunternehmen<br />
in Paris haben, und das kann man nicht gründen,<br />
das kann man nur kaufen oder mit ihm<br />
fusionieren.<br />
apr: Glauben Sie, daß wirklich bedeutende<br />
Großhändler – unabhängige, oder solche,<br />
die an die Papierindustrie gebunden sind –<br />
sich in der Zukunft verstärkt in Europa<br />
flächendeckend etablieren können?<br />
Bisher kein koordiniertes<br />
europäisches Marketing<br />
Klippgen: Es gibt erklärte Strategien zumindest<br />
von zwei Unternehmen, dieses zu<br />
praktizieren. Bis heute sind das jedoch „nur“<br />
Additionen nationaler Großhandelsunternehmen.<br />
Ein koordiniertes europäisches<br />
Marketing, gleiche Leistungspakete, gleiche<br />
Sortimente, koordinierte Logistik, sind nicht<br />
oder nur in Ansätzen erkennbar. Das schließt<br />
nicht aus, daß es dieses nach einer längeren<br />
Phase geben wird. Ich bin davon überzeugt,<br />
daß dieser Prozeß langsam gehen wird.<br />
apr: Thema Konzentrationsentwicklungen:<br />
Sehen Sie eine gleiche Entwicklung bei<br />
den kleineren Papiergroßhändlern im Verhältnis<br />
zu den größeren, etwa bei Umsatzrendite<br />
und Umsatzwachstum? Oder glauben<br />
Sie, daß dort Unterschiede bestehen?<br />
Klippgen: Ich kann das nur für den Feinpapier-Großhandel<br />
beurteilen. Nach den<br />
jüngsten Ausscheidungen und Konzentrationen<br />
im Markt ist der Feinpapier-Großhandel<br />
in Deutschland von sieben mittleren bis<br />
großen Gruppen oder Firmen geprägt, dann<br />
aber auch von zum Teil sehr profilierten, kleinen<br />
Spezialisten. Diese kleinen Spezialisten<br />
haben teilweise ganz andere, abgekoppelte<br />
Entwicklungen, und ich sehe durchaus für<br />
einzelne Spezialisten Chancen.<br />
apr: Hat Sie als Verbandspräsident oder in<br />
Ihrer Funktion als Geschäftsführer die Übernahme<br />
der Fa. Seiler durch KNP BT beunruhigt,<br />
war sie Ihnen völlig gleichgültig, oder<br />
haben Sie sie positiv gesehen?<br />
Klippgen: Hierzu kann ich naturgemäß<br />
nur eine ganz persönliche Meinung abgeben.<br />
Mich hat es überhaupt nicht beunruhigt, sondern<br />
ich habe es sehr begrüßt, daß ein großes<br />
und traditionelles Großhandelsunternehmen<br />
in einen, sicheren Hafen einläuft. Ich gehe<br />
davon aus, daß nach einem zukünftigen zusammenschluß<br />
mit Hartmann & Flinsch ein<br />
großer, professioneller Kollege entsteht, bei<br />
dem ich annehme, daß er hohen Gewinn erwirtschaften<br />
muß, und das sind mir die liebsten<br />
Wettbewerber.<br />
apr: Wichtige Kunden von Ihnen sind die<br />
Druckereien. Wie beurteilen Sie das Risiko,<br />
Lieferant für vielfach doch kleine und kleinste<br />
Druckereien zu sein, von denen es vielen<br />
nicht so gut geht, wie man es sich wünschen<br />
würde?<br />
Klippgen: Sie sprechen mit Recht ein<br />
wichtiges Thema an. Die Entwicklung, daß es<br />
den kleinen Druckereien schlecht geht, ist<br />
seit wenigen Jahren neu. Zuvor haben die<br />
Kleinen eher erfolgreicher gearbeitet als<br />
Große.Wir haben aber jetzt, insbesondere auf<br />
der Druckvorstufe und durch Integration<br />
der Druckvorstufe in den Druck und auch<br />
durch Entwicklungen zu 8-Farben-Formatmaschinen<br />
oder Rollenmaschinen, einen gewaltigen<br />
Technologieschub, der Druckereien<br />
unter einen Innovations- und damit Investitionsdruck<br />
setzt. Die Konsequenz ist eine angespannte<br />
Kapitalsituation vieler Druckereien<br />
und eine Konzentration auf eher größere<br />
Druckereien. Für den Großhandel heißt dies
härterer Wettbewerb und erhöhtes Debitorenrisiko.<br />
apr: Sehen Sie weitere Zusammenschlüsse<br />
bei Druckereien, die auch Einkaufsverbünde,<br />
Einkaufsgenossenschaften oder ähnliche<br />
Gebilde bilden, um Einkaufsmacht zu<br />
bündeln?<br />
Klippgen: Es wird sicher bei Druckereien<br />
Konzentrationen geben. Kooperationen von<br />
Druckereien im Einkauf sehe ich nicht. Ich<br />
kann mir auch nicht vorstellen, was dies für<br />
die Druckereien oder auch für die sie beliefernden<br />
Papiergroßhändler an Vorteilen bieten<br />
könnte. Es hat immer einmal Versuche in<br />
diese Richtung gegeben, die gescheitert sind.<br />
Dafür ist die Beschaffungsstruktur und die<br />
Interessenlage der Druckereien zu heterogen.<br />
apr: Viele reden von digitalen Druckverfahren.<br />
Sehen Sie in diesem Zusammenhang<br />
eine Notwendigkeit, neue Papiere anzubieten<br />
Oder sehen Sie den Bedarf schon abgedeckt?<br />
Klippgen: Natürlich gibt es neue Anforderungen<br />
an Papiere für den digitalen Druck.<br />
Wir führen diese lagermäßig und liefern sie.<br />
Aber der Bedarf ist sehr gering.<br />
apr: Sehen sie bei kleineren Formaten<br />
eine Funktionsänderung des Großhandels<br />
dadurch, daß Firmen wie Viking, Kopiermaschinenhersteller<br />
oder Metro direkt beim Erzeuger<br />
einkaufen und den Papiergroßhandel<br />
umgehen, oder spielt das für Sie keine Rolle?<br />
Klippgen: Die Mitgliedsfirmen des Bundesverbandes<br />
des Deutschen Papiergroßhandels<br />
haben 1996 325 000 t kleinformatige Papiere<br />
verkauft. Das ist mehr als die Hälfte der<br />
Marktversorgung, Tendenz steigend. Es gibt<br />
im Papiergroßhandel ganz unterschiedliche<br />
Ansätze zur Bedienung dieses Marktes: Belieferung<br />
des traditionellen Bürobedarfshandels,<br />
Belieferung des Einzelhandels, Kooperation<br />
mit Geräteherstellern, Belieferung<br />
UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />
neuer Vertriebsformen und Direktbelieferung<br />
von großen Büropapierverwendern.<br />
Einige sehr kreative Marketingansätze des<br />
Großhandels zielen auf diesen Markt. Ich erwarte,<br />
daß der deutsche Papiergroßhandel<br />
eine starke eigene Position haben wird.<br />
apr: Nochmal zum Thema unabhängiger<br />
Papiergroßhandel. Wie gut oder intensiv<br />
können Sie mit der Papierindustrie bzw. mit<br />
Großhändlern reden? Ist es für Sie ein Unterschied,<br />
sich mit einem Konkurrenten zu<br />
unterhalten, der zur Papiererzeugung<br />
gehört, und einem Papiergroßhändler, der<br />
unabhängig ist?<br />
Unabhängigkeit schafft<br />
Erfolg im Großhandel<br />
Klippgen: Zunächst einmal halte ich es<br />
grundsätzlich für nicht wesentlich, wem das<br />
Kapital eines Papiergroßhändlers gehört.<br />
Weiterhin bin ich überzeugt, daß Papiergroßhandelsunternehmen,<br />
die frei in ihrer<br />
Einkaufsentscheidung sind und nicht den<br />
Zwängen einer Muttergesellschaft unterliegen,<br />
zwangsläufig erfolgreicher sein müssen,<br />
als die in ihrer Einkaufsentscheidung gebundenen.<br />
Insofern glaube ich, daß diejenigen<br />
Papierhersteller, die eigene Großhandelsgruppen<br />
haben, gut daran tun, diesen eine<br />
absolute Freiheit zu lassen. Ob diese Freiheit<br />
angesichts stehender Papiermaschinen Bestand<br />
hat ist eine offene Frage.Wenn man die<br />
aktuelle Entwicklung insbesondere der beiden<br />
führenden gesamteuropäischen<br />
Großhandelsgruppen sieht, hat man das Gefühl,<br />
daß sich weniger die Frage stellt, ob die<br />
Industrie den Großhandel übernimmt, als<br />
vielmehr, ob nicht die Händler ihre Papiermaschinen<br />
verkaufen.<br />
apr: Wie sehen Sie die Entwicklung in den<br />
neuen Bundesländern? Nicht wenige Papiergroßhändler<br />
haben sich in den neuen<br />
Bundesländern mit Filialen erheblich engagiert<br />
und dort auch Geld investiert und meines<br />
Erachtens nicht immmer nur aus rein betriebswirtschaftlicher<br />
Überlegung, sondern<br />
manchmal auch mit einem gewissen Maß an<br />
Emotion.<br />
Klippgen: Ich komme selber aus den neuen<br />
Bundesländern. Als wir investiert haben,<br />
erfolgte das durchaus mit betriebswirtschaftlicher<br />
Überlegung. Es hat sich im nachhinein<br />
allerdings herausgestellt, daß wir, wie<br />
viele andere auch, die Entwicklung überschätzt<br />
haben. Strukturell gibt es keine<br />
großen Unterschiede zwischen den neuen<br />
und den alten Bundesländern. Es gibt durchaus<br />
eine positive Entwicklung dort, sie ist nur<br />
viel viel langsamer als erwartet. Unser<br />
Hauptproblem in Ostdeutschland ist die Zahlungsfähigkeit<br />
vieler unserer Kunden.<br />
apr: Können Sie noch etwas zur Lage bei<br />
Rollenaufträgen sagen? Rollenaufträge werden<br />
ja üblicherweise als Streckengeschäft abgewickelt.<br />
Haben Sie Rollen auf Lager und inwiefern<br />
spielt dieses Geschäft eine Rolle?<br />
Klippgen: Ich würde gerne differenzieren<br />
zwischen Rollen für Endlosformulardruck<br />
und Rollenoffset. Mein Unternehmen ist aus<br />
dem Bereich für Endlosformulardruck weitgehend<br />
ausgestiegen, aber es gibt viele Kollegen,<br />
die insbesondere SD-Papiere am Lager<br />
führen. Der andere Bereich ist der Rollenoffset.<br />
Die Mitgliedsfirmen des Bundesverbandes<br />
des Deutschen Papiergroßhandels haben<br />
1996 rund 500 000 t Rollenoffsetpapiere verkauft.<br />
Damit ist der Anteil des Großhandels<br />
an der Marktversorgung eindeutig gestiegen.<br />
95 % des Geschäftes laufen über Strecke. Ich<br />
sehe insbesondere in dem Beschaffungs-<br />
Know-how des Papiergroßhandels eine wichtige<br />
Dienstleistung für Rollen-Offsetdruckereien.<br />
apr: Wir haben bisher noch nicht über den<br />
Verpackungsgroßhandel und Packpapier-<br />
255 11–12/97
11–12/97 256<br />
UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />
Großhandel gesprochen. Wie beurteilen Sie<br />
hier die derzeitige Entwicklung?<br />
Klippgen: Ich kann leider viel zuwenig<br />
dazu sagen. Ich halte den Verpackungsmittel-Großhandel<br />
für eine sehr interessante<br />
Teilbranche. Er ist viel heterogener als der<br />
Feinpapiergroßhandel, und ist, von Ausnahmen<br />
abgesehen, regional. Der Verpackungsmittel-Großhandel<br />
bringt in hohem Maße<br />
kundenorientierte Problemlösungen und<br />
hat, wenn ich das richtig verstehe, viel stärker<br />
als der Feinpapier-Großhandel neben der<br />
Marketing- und Logistikfunktion, auch eine<br />
Produktentwicklungsfunktion. Leider hat in<br />
unserem Verband der Feinpapier-Großhandel<br />
ein großes Übergewicht.<br />
apr: Eine abschließende Frage: Wie sehen<br />
Sie die zukünftige Rolle und Entwicklung des<br />
deutschen Papiergroßhandels, auch vor dem<br />
Hintergrund, daß es in Deutschland im<br />
Verhältnis zu anderen europäischen Ländern<br />
viele unabhängige Papiergroßhändler<br />
gibt?<br />
Zukunft des Großhandels<br />
Klippgen: Ich glaube, daß der Papiergroßhandel<br />
eine interessante Zukunft hat,<br />
bei sich wandelnden Abnehmermärkten.<br />
Die durch neue Drucktechniken entstehenden<br />
neuen Märkte, insbesondere für kleinformatige<br />
Papiere, werden sehr stark wachsen.<br />
Ich glaube, daß der Großhandel in seiner<br />
Distributionsfunktion dort eine große<br />
Chance hat. Hinsichtlich der Internationalisierung<br />
glaube ich, daß kurzfristig gesamteuropäische<br />
Präsenz keine erkennbaren<br />
Vorteile bietet. Ob es langfristig im Sinne<br />
von „economies of scale“ Vorteile bringt,<br />
muß erst noch bewiesen werden. Ich halte<br />
persönlich die Herausforderung, im Wettbewerb<br />
und in sich wandelnden Absatzmärkten<br />
zu bestehen, für wesentlicher als die<br />
Frage nach der Internationalisierung. Zur<br />
Frage der Unabhängigkeit vermag ich derzeit<br />
keine Änderungen zu erkennen. Ich<br />
glaube auch, daß dies nicht die entscheidende<br />
Frage ist. Wichtiger wird sein, ob ein<br />
Großhandelsunternehmen ergebnisorientiert<br />
geführt wird – und nur dann kann es<br />
erfolgreich sein –, oder ob es ein Absatzinstrument<br />
der Herstellerseite ist –, dann<br />
muß es erfolglos sein.<br />
apr: Vielen Dank für das Gespräch. ����<br />
Papierindustrie 1996:<br />
Im Schnitt nichts<br />
verdient<br />
Die deutsche Papierindustrie hat nach den<br />
Verlustjahren 1993, 1994 und 1996 im<br />
Schnitt nichts verdient. Der Umsatz ging um<br />
10,6 % auf 18,4 Mrd. DM zurück. Immerhin<br />
lag dies noch etwas über dem Niveau von<br />
1994 (17,2 Mrd. DM). Die produzierte Papiermenge<br />
fiel lediglich um 1,3 % auf 14,6<br />
Mio. t. Insgesamt liegt der Cash-flow der Papierfabriken<br />
im Schnitt bei 7 bis 8 %. Nach<br />
den Worten von VDP-Präsident Hans-Michael<br />
Gallenkamp wären ca. 14 % Cash-flow<br />
notwendig, um in der kapitalintensiven Papierindustrie<br />
für die Globalisierung gerüstet<br />
zu sein. Trotz der mengenmäßig akzeptablen<br />
Entwicklung könne deshalb das Ergebnis des<br />
letzten Jahres nicht befriedigen.<br />
Besonders stark fiel im vergangenen Jahr<br />
die Produktion von grafischen Papieren<br />
(– 4,6 %), während die Produktion von Verpackungspapieren<br />
um 2,6 % zulegte. Bei Hygiene-<br />
und Spezialpapieren belief sich das<br />
Produktionsplus auf 0,6 %. Der Preisindex<br />
sank von August 1995 um über 20 % auf<br />
einen Stand von 82,8 % im Dezember 1996.<br />
Um den Standort Deutschland für die Papierindustrie<br />
im Rahmen eines internationalen<br />
und globalen Wettbewerbs „fit“ zu machen,<br />
und um auch weiterhin für ausländische<br />
Geldgeber und Investoren interessant<br />
zu sein, bedürfe es einer drastischen Kurskorrektur.<br />
Nach den Worten von Gallenkamp<br />
gelte es, machtpolitische Spiele in den Hintergrund<br />
zu drücken und die Verantwortung<br />
für das Gesamtwohl des Staates zu tragen.<br />
Gerade im ersten Halbjahr war die Nachfrage<br />
bei den Papierfabriken im Schnitt längere<br />
Zeit schwach. Die Situation verbesserte<br />
sich im zweiten Halbjahr. Insgesamt zeige<br />
sich, so Gallenkamp, daß die Schwankungen<br />
im realen Verbrauch in Wirklichkeit wesentlich<br />
kleiner seien, als die bei den Ausliefe-
ungen der Papierindustrie in die einzelnen<br />
Märkte. Der VDP will dieses Problem durch<br />
Schaffung größerer Transparenz von Lagerbeständen<br />
in Zukunft zu lösen versuchen.<br />
Entsprechende Gespräche mit den Papiergroßhändlern,<br />
aber auch CEPIPRINT<br />
und anderen Beteiligten, finden zur Zeit<br />
statt.<br />
Die hohen Preisausschläge bei Altpapier<br />
und Zellstoff seien für die deutsche Papierindustrie<br />
von Nachteil. In Zukunft soll versucht<br />
Auf der VDP Pressekonferenz von links: Dr. Hartwig<br />
Geginat (Zanders AG), Dr. Georg Holzhey (Haindl Papier),<br />
Hans-Michael Gallenkamp (Felix Schoeller).<br />
werden, die Entwicklung der Papierindustrie<br />
und der Märkte längerfristig zu sehen.<br />
Hauptverantwortlicher für die Turbulenzen<br />
auf den Altpapiermärkten ist nach Ansicht<br />
des VDP die Altpapier-Erfassungspraxis<br />
beim „Dualen System Deutschland“, die nicht<br />
marktwirtschaftlich funktioniert. Meist werden<br />
die grafischen Papiere zunächst über die<br />
„DSD“-Tonnen mitgesammelt, und der VDP<br />
verspricht sich hier Einsparmöglichkeiten.<br />
Entsprechende Modellversuche über die Getrennterfassung<br />
grafischer Papiere laufen<br />
zur Zeit in fünf Regionen. Endgültige Ergebnisse<br />
hierzu werden Anfang 1998 vorliegen.<br />
Die Zahl der Beschäftigten in der Branche<br />
fiel nur noch leicht (– 1,5 %) auf 47 000. Der<br />
Beschäftigtenabbau sei, so Gallenkamp,<br />
weitgehend abgeschlossen. Insgesamt wurden<br />
im abgelaufenen Jahr 1030 Mio. DM investiert<br />
(– 7,2 %).<br />
Kreislaufwirtschaftsgesetz<br />
Wenig glücklich ist der VDP mit der Umsetzung<br />
des neuen Kreislaufwirtschafts- und<br />
Abfallgesetzes. Es könne nicht angehen, daß<br />
der wichtigste Rohstoff der Papierindustrie,<br />
das Altpapier, per Definition der Länderarbeitsgemeinschaft<br />
Abfall, in den Papierfabri-<br />
ken zu Abfall wird. Gallenkamp hierzu: „Die<br />
Papierindustrie kauft keinen Abfall ein!“ Die<br />
Deklarierung des Rohstoffs Altpapier als Abfall<br />
habe für die deutsche Papierindustrie neben<br />
rechtlichen Nachteilen vor allem einen<br />
gewaltigen Imageschaden beim Verbraucher<br />
zur Folge. Dies würde für die deutsche<br />
Papierindustrie, die im Altpapierrecycling<br />
führend ist, einen massiven Wettbewerbsnachteil<br />
bedeuten. Entsprechend sei es auch<br />
nicht hinzunehmen, daß die Produktion von<br />
Papier aus Altpapier eine Abfallentsorgung<br />
sein könne.<br />
Zukunftsaussichten<br />
UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />
Breiten Raum widmete Gallenkamp den<br />
Zukunftsaussichten der Branche. Er wies<br />
darauf hin, daß die FAO, eine Unterorganisation<br />
der UNO, bis zum Jahr 2010 in den Papiermärkten<br />
weltweit von einem jährlichen<br />
Wachstum von über 4 % ausgeht.<br />
Der Wachstumsmotor wird dabei Asien<br />
sein. Insgesamt könne man im asiatischen<br />
Wirtschaftsraum ohne weiteres derzeit von<br />
einem Wirtschftswunder sprechen. Das addierte<br />
Sozialprodukt Chinas, Japans, der vier<br />
kleinen „Drachen“-Staaten sowie der Asien-<br />
Staaten werde im Jahr 2010 ca. doppelt so<br />
hoch sein wie das der USA und auch das der<br />
gesamten Europäischen Union. Der Anteil<br />
Südostasiens an der Weltpapierproduktion<br />
betrug schon 1995 rund 26 %. Demgegenüber<br />
gehen erst 3 % der deutschen Papierexporte<br />
in diese Region. Außerdem hätten nur wenige<br />
deutsche Unternehmen bisher dort Investitionen<br />
getätigt. Derzeit sei zu bezweifeln,<br />
daß der erwartete starke Verbrauchszuwachs<br />
in absehbarer Zeit durch neue Kapazitäten in<br />
Südostasien vollständig gedeckt werden<br />
kann. Die deutsche Papierindustrie habe aufgrund<br />
ihres hohen technischen Niveaus auf<br />
allen Gebieten – gerade beim Recycling – beste<br />
Voraussetzungen, in diesen Ländern<br />
Joint-ventures einzugehen, Direktinvestitionen<br />
zu tätigen oder als Exporteur aufzutreten.<br />
Dies gelte auch für den Mittelstand.<br />
Letzlich ist die deutsche Papierindustrie aufgerufen,<br />
die dort entstehenden Chancen zu<br />
nutzen. ����<br />
257 11–12/97
Der Mainzer Oberbürgermeister Herman-<br />
Hartmut Weyel hat Wolfgang C.-O. Kurz, dem<br />
geschäftsführenden Gesellschafter der Vereinigten<br />
Papierwarenfabriken GmbH (Feuchtwangen),<br />
die Würde eines Senators der Internationalen<br />
Gutenberg-Gesellschaft verliehen.<br />
Weyel tat dies in seiner Eigenschaft als<br />
Präsident der Internationalen Gutenberg-<br />
Gesellschaft in Mainz. Gewürdigt wurden die<br />
zahlreichen engagierten, ehrenamtlichen<br />
Tätigkeiten, die Wolfgang C.-O. Kurz in seinem<br />
Leben wahrnahm und noch innehat. So<br />
ist er heute Präsident der Deutschsprachigen<br />
Flexodruckfachgruppe (DFTA) in Stuttgart,<br />
Vizepräsident des Hauptverbandes der Papier,<br />
Pappe und Kunststoffe verarbeitenden<br />
Industrie (HPV), Mitglied des Stiftungsrates<br />
der Papiertechnischen Stiftung (PTS) und<br />
stellvertretender Vorsitzender im Bund deutscher<br />
Verpackungsingenieure, um nur einige<br />
seiner ehrenamtlichen Engagements zu nennen.<br />
Wolfgang C.-O. Kurz kaufte 1972 mit seinem<br />
Bruder Hubert Kurz die 1896 von seinem<br />
Großvater gegründeten Vereinigten Papierwarenfabriken<br />
GmbH zurück. Heute ist<br />
11–12/97 258<br />
UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />
Wolfgang C.-O. Kurz<br />
zum Senator ernannt<br />
das Unternehmen einer der größten Hersteller<br />
flexibler Verpackungen in Europa. Der<br />
Gewürdigte hat fraglos in großem Umfang<br />
MD Papier verliert ein<br />
Viertel des Umsatzes<br />
Jahresverlust auf 1,2 Mio. DM reduziert<br />
Bei der MD Papier GmbH, zu der die Werke<br />
Dachau und Plattling gehören, fiel der<br />
Umsatz 1996 von 892 Mio. DM auf 662 Mio.<br />
DM (– 25,8 %). Im gleichen Umfang sank die<br />
Produktion um 518 000 t auf 397 000 t.<br />
Rückläufig waren ebenfalls die Investitionen<br />
die noch 19 Mio. DM (– 29,6 %) erreichten,<br />
während die Abschreibungen bei 74<br />
Freizeit, aber auch Arbeitszeit, die er seiner<br />
Firma hätte widmen können, der Allgemeinheit<br />
bzw. seiner Branche zur Verfügung gestellt.<br />
Kenner der Branche wissen, daß er in<br />
seiner Arbeit immer als Freund klarer Worte<br />
engagiert und couragiert an Themen heranging.<br />
Drum herum zu reden war seine Sache<br />
nie. Die Ernennung zum Senator ist eine<br />
verdiente Anerkennung für dieses Engagement.<br />
G. B.<br />
Von links: Herman-Hartmut Weyel (Mainzer OB + Präsident der G.-G.), Helma Kurz, Hannetraud Schultheiß (Vizepräsidentin<br />
G.-G.) und Wolfgang C.-O. Kurz.<br />
Mio. DM lagen. Der operative Jahresverlust<br />
konnte leicht um ca. 2 Mio. DM auf 1,2 Mio.<br />
DM verbessert werden. Aufgrund seiner hohen<br />
Verlustvorträge weist MD Papier bilanziell<br />
einen Verlust von ca. 53 Mio. DM aus.<br />
Deutlich rückläufig war auch die Bilanzsumme<br />
(– 32,8%), die jetzt bei 460 Mio. DM<br />
liegt. Hauptsächlich verantwortlich hierfür<br />
war die Tatsache, daß alle Grundstücke in<br />
einem Gesamtwert von ca. 210 Mio. DM in<br />
eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts eingebracht<br />
wurden. Nach den Worten des für<br />
Finanzen zuständigen Günter Krauss geschah<br />
dies gewinn- und verlustneutral.<br />
Durch die Herauslösung der Grundstücke<br />
und Gebäude stieg der Eigenkapitalanteil<br />
an der Bilanzsummme um 2% auf 34%.<br />
Nach dem Worten des Sprechers der Geschäftsführung,<br />
Thomas Nystén, lag die Kapazitätsauslastung<br />
in den Werken im<br />
Jahresschnitt bei etwa 85 %, teilweise deutlich<br />
darunter.<br />
Sehr unterschiedlich verlief das Jahr in<br />
den zwei Werken. Während das Werk Dachau<br />
(Offset- und Spezialpapiere) mit einem<br />
Verlust von 59,2 Mio. DM abschloß, wurde im
Werk Plattling, in dem Tiefdruckpapiere hergestellt<br />
werden, ein Gewinn von 58 Mio. DM<br />
erwirtschaftet. Auch das Werk Albbruck, das<br />
als eigene GmbH & Co KG geführt wird und<br />
wie Dachau Offsetdruckpapiere herstellt,<br />
konnte einen Jahresüberschuß von 12,4 Mio.<br />
DM erwirtschaften. Der Umsatz lag dort bei<br />
261,2 Mio. DM. Insgesamt empfindet MD Papier<br />
die Preissituation als unbefriedigend.<br />
Nystén glaubt, die Preise für Rollenoffsetpapiere<br />
bald von im Schnitt 125 DM auf 135 DM<br />
pro 100 kg erhöhen zu können.<br />
Umstrukturierung beim<br />
Personal<br />
Wie schon im letzten Jahr angekündigt,<br />
sank der Personalstand im Werk Dachau dramatisch.<br />
Dies wurde noch dadurch beschleunigt,<br />
daß im letzten Jahr eine Papiermaschine<br />
vollständig abgestellt wurde. Wurden in<br />
Dachau zum 1. 1. 1996 noch 1119 Mitarbeiter<br />
beschäftigt, so werden es Mitte <strong>1997</strong> noch ca.<br />
UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />
590 sein. Auch in Plattling wurde das Personal<br />
von 571 auf 485 verringert.<br />
Klemens Gottstein erläuterte diesen Prozeß<br />
eingehend. Er betonte, daß der Personalabbau<br />
menschlich teilweise schwierig gewesen<br />
sei. Mit den Betriebsräten wurden in<br />
Dachau und Plattling Sozialpläne verabschiedet,<br />
die 33 Mio. DM bzw. 6,3 Mio. DM kosteten.<br />
Die Personalkosten werden dadurch<br />
<strong>1997</strong> nur noch ca. 102,3 Mio. DM betragen,<br />
während im Budget von 1996 153,5 Mio. DM<br />
vorgesehen waren.<br />
Entwicklungsaussichten<br />
<strong>1997</strong> rechnet MD Papier mit einem Umsatz<br />
von 680 Mio. DM und einem Gewinn von 11,9<br />
Mio. DM. Die Geschäftsführung erwartet eine<br />
bessere Auslastung der Werke sowie eine<br />
Anhebung des Preisniveaus. Derzeit sei eine<br />
Belebung der Nachfrage bei gestrichenen<br />
grafischen Druckpapieren feststellbar. Zum<br />
gegenwärtigen Zeitpunkt bleibe es aber<br />
schwierig, mittelfristig Prognosen zur Ab-<br />
satzentwicklung zu machen, da kaum feststellbar<br />
sei, welche Aufträge durch echte Verbrauchssteigerungen<br />
bedingt und welche auf<br />
Lagerergänzungen bzw. spekulative Käufe<br />
zurückzuführen sind. Insgesamt rechnet die<br />
MD-Gruppe damit, <strong>1997</strong> ein leicht positives<br />
Ergebnis erwirtschaften zu können.<br />
Die Werke Albbruck und Dachau werden<br />
<strong>1997</strong> unter dem Namen MD Albbruck Papier<br />
operieren. Das Werk Dachau mit einer Kapazität<br />
von 200 000 t soll sich dabei stärker auf<br />
die Produktion von Rollenoffsetpapieren im<br />
LWC-Bereich konzentrieren. Synergien erhofft<br />
sich MD Albbruck Papier auch aus einer<br />
neuen Zusammenarbeit mit der Papierfabrik<br />
Biberist, die seit Anfang <strong>1997</strong> ebenfalls zum<br />
Metsä-Serla-Konzern gehört. Zur Stärkung<br />
des Geschäftsfelds Spezialpapiere sollen im<br />
Werk Dachau bis zum Jahresende rund 10<br />
Mio. DM in den Umbau der Papiermaschine<br />
7 investiert werden. Dabei soll der Bereich<br />
der Etiketten- und Verpackungspapiere weiter<br />
ausgebaut werden. Dessen Anteil liegt<br />
derzeit bei 10 %, und er soll auf 20 % steigen.<br />
259 11–12/97
In Dachau sollte es dadurch gelingen, den<br />
aufgelaufenen hohen Verlust von 1996 zu verringern,<br />
zumal der Personalabbau <strong>1997</strong> erstmals<br />
voll ergebniswirksam wird. Das Werk<br />
Plattling, das Anfang des Jahres eine neue<br />
11–12/97 260<br />
UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />
Einmal mehr hat der Export die<br />
französische Papierindustrie vor<br />
einem Debakel bewahrt. Er<br />
stieg im letzten Jahr um 8,0%<br />
auf 3,93 Mio t. Die Produktion<br />
ging demgegenüber um 1% auf<br />
8,53 Mio t zurück, der Verbrauch<br />
verringerte sich um<br />
3,0% auf 9,35 Mio t, und beim<br />
Gesamtumsatz melden die<br />
Copacel-Mitgliedsunternehmen<br />
Einbußen von 14%. Er ist 1996<br />
von 42 auf 36 Mrd FF gesunken<br />
...<br />
Von Jahresbericht zu Jahresbericht des<br />
franz. Verbandes der Papierindustrie (Copacel)<br />
hat sich die rhetorische Bandbreite des<br />
Copacel-Generalsekretärs seit 1993 immer<br />
mehr auf stereotype Wendungen reduziert.<br />
Auch Für das letzte Jahr konnte Jean-Paul<br />
Franiatte nichts anderes konstatieren als<br />
dies: „für Frankreichs Papierindustrie ist es<br />
Ob Frankreichs Papierindustrie mit diesem Gefährt die<br />
Wende zu einem besseren Jahresbeginn <strong>1997</strong> schafft?<br />
(Gesehen von unserem Korrespondenten bei einem<br />
Werksbesuch im Norden des Landes.)<br />
Verwaltung erhielt (34 Personen), wird in Zukunft<br />
unter MD Plattling Papier firmieren.<br />
<strong>1997</strong>/98 sollen dort mehr als 40 Mio. DM in<br />
Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung investiert<br />
werden. ����<br />
Zweifel am<br />
„Standort Frankreich“<br />
Der Unternehmensverband Copacel legte Jahresbericht 1996 vor<br />
kein gutes und eher eins des Übergangs gewesen“.<br />
Die um 3% gesunkene Inlandsnachfrage<br />
spiegelt sich im Rückgang der Gesamtproduktion<br />
um 1%. Die ungebrochen nach<br />
oben zeigende Exporttendenz hat da nur<br />
Schlimmeres verhindern, den Inlandsausfall<br />
aber nicht wettmachen können. Ergebnis:<br />
1996 sind die Unternehmenserträge den ersten<br />
vorläufigen Zahlen zufolge noch magerer<br />
ausgefallen als im Jahr davor. Immer raschere<br />
Aufeinanderfolge von Turbulenzen bei<br />
den Rohstoff- und Endproduktpreisen in Verbindung<br />
mit unmittelbaren Auswirkungen<br />
auf die Lagersituation und umfassende Planungsunsicherheit<br />
haben links des Rheins<br />
den Papiermacher-Alltag auch im abgelaufenen<br />
Jahr wieder gekennzeichnet.<br />
Nach jüngsten Schätzungen hat das Wirtschaftswachstum<br />
in Frankreich 1996 nur<br />
1,3% erreicht (1995: 2,2%). Es lag damit etwa<br />
auf demselben Niveau wie das der meisten<br />
EU-Länder. Die allenthalben in den westlichen<br />
Industrienationen beobachtete Bewegung<br />
zu fast radikaler Räumung der Lagerbestände<br />
dürfte das Wachstum des französischen<br />
Bruttosozialprodukts um 0,7% verlangsamt<br />
haben. Die Industrieproduktion<br />
war während des gesamten ersten Halbjahres<br />
1996 schwach rückläufig, auf Papierhersteller-<br />
und -verarbeiterseite jedoch naturgemäß<br />
besonders markant. Erst im dritten<br />
und letzten Vierteljahr signalisierte das Konjunkturbarometer<br />
leichte Besserungstendenzen.<br />
Die privaten Haushalte hielten den<br />
Geldbeutel nicht mehr ganz so fest zugeschnürt,<br />
was vor allem der Automobilindu-<br />
apr-Redaktion:<br />
Fax (0 61 04) 60 61 45<br />
strie zugute kam (im Hintergrund: das Auslaufen<br />
des staatlichen Zuschusses zum Erwerb<br />
eines Neuwagens). Auf die Industrieproduktion<br />
wirkte sich diese Tendenz im<br />
zweiten Halbjahr mit einem Zuwachs von<br />
1,5% aus.<br />
Lagerbewegungen<br />
Wie schon im Vorjahr war daher der Geschäftsverlauf<br />
des besonders sensiblen Konjunkturindikators<br />
Papierindustrie durch<br />
zwei deutlich gegenläufige Jahreshälften gekennzeichnet.<br />
Der ab Mitte 1995 eingesetzte<br />
Abbau der Lagerbestände kam Anfang des<br />
neuen Jahres wider alle Erwartung nicht<br />
zum Stillstand, sondern verstärkte sich noch<br />
und hielt das ganze erste Halbjahr über weiter<br />
an. Die Folge war ein Rückgang der Papier-<br />
und Pappeproduktion bis Ende April um<br />
7 % ; die Kapazitätsauslastung lag nur noch<br />
bei 82 %, es kam zu zahlreichen Maschinenstops.<br />
Das Ungleichgewicht zwischen Angebot<br />
und Nachfrage führte zu einer Verschärfung<br />
des Wettbewerbsklimas und zog Preise<br />
und Gewinnmargen nach unten.<br />
Erste Anzeichen dafür, daß die zweite Jahreshälfte<br />
besser ausfallen würde, brachte<br />
quasi als Frühlingsahnung schon im Mai die<br />
Auftragsentwicklung bei Druck- und<br />
Schreibpapier. Juni und Juli markierten anschließend<br />
die Ausweitung dieser Tendenz<br />
auf den Bereich Papier und Pappe für Verpackungszwecke.<br />
Das Auftragsvolumen stieg<br />
zur Jahresmitte um 9,7% und erlebte im September<br />
einen weiteren Aufschwung um 6,8%.
Produktion der Papierindustrie<br />
Papier und Pappe in Mio. t prozentuale<br />
Veränderung<br />
gegenüber<br />
dem Vorjahr<br />
rechnerischer<br />
Verbrauch 9 350 – 3,0<br />
Produktion 8 530 – 1,0<br />
Export 3 930 + 8,0<br />
Import 4 750 + 2,0<br />
Quelle: Copacel<br />
Die Preise zogen seit Juli mit Ausnahme derer<br />
für Zeitungsdruckpapier überall wieder<br />
an.<br />
Verbrauchsrückgang<br />
Die seit dem Golfkrieg auch in Frankreich<br />
anhaltende Konsumzurückhaltung auf dem<br />
Hintergrund ständig steigender Massenarbeitslosigkeit<br />
schlug sich 1996 im Papiersektor<br />
in einem Verbrauchsrückgang um 3% nieder.<br />
Im Vorjahr lag dieser Wert erst bei 1%.<br />
UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />
Die eingangs genannten massiven Umsatzeinbußen<br />
von 14% erklären sich größtenteils<br />
aus dem gleichzeitigen Rückgang der Verkaufspreise,<br />
ausgelöst durch den weltweiten<br />
Niedergang der Rohstoffpreise während der<br />
ersten sechs Monate des Jahres, und des Produktionsvolumens.<br />
Die Preise für Altpapier<br />
lagen zeitweilig auf demselben Niveau wie<br />
Mitte 1994. Laut Index des französischen<br />
Statistikamtes INSEE verringerte sich der<br />
Wert der gesamten Papier- und Pappeproduktion<br />
zwischen September 1995 und Ende<br />
Juni letzten Jahres um fast 20%. Am stärksten<br />
davon betroffen waren die Bereiche Wellpappenrohpapiere<br />
und Druck- und Schreibqualitäten,<br />
weniger hart fiel der Sturz dagegen<br />
für Massenbedarfsprodukte aus – vom<br />
Sonderfall<br />
Zeitungsdruckpapier einmal abgesehen.<br />
Mit den Sommerferien begann sich die Papierkonjunktur<br />
wieder zu verbessern. Durch<br />
die vorher eingelegten temporären Maschinenstops<br />
verringerten sich die noch vorhandenen<br />
Lagerbestände an Norscan-Zellstoff,<br />
sodaß die Preise dafür ab Ende des zweiten<br />
Produktion von Zellstoff, Papier<br />
und Pappen 1996<br />
Produktion der in Mio. t prozentuale<br />
wichtigsten Verände-<br />
Sorten rung<br />
gegen dem<br />
Vorjahr<br />
Zellstoff 2 510 – 11,0<br />
Papier und Pappen<br />
gesamt:<br />
8 530 – 1,0<br />
Grafische Papiere<br />
– Zeitungsdruck<br />
3 879 – 4,1<br />
Papier<br />
– Druck- und<br />
735 – 14,4<br />
Hygienebedarf<br />
Verpackungen und<br />
3 144 –1,3<br />
Abpackbedarf<br />
– Wellpappenroh-<br />
3 817 + 0,6<br />
papiere<br />
– Verpackungs-<br />
2 696 + 2,1<br />
papiere 392 – 5,4<br />
– Pappe<br />
Haushalts- und<br />
729 – 1,6<br />
Hygienebedarf<br />
Verbrauch an<br />
509 + 4,0<br />
Altpapieren 4 200 + 1,0<br />
Quelle: Copacel<br />
261 11–12/97
Jahresdrittels wieder anziehen konnten.<br />
Dies war zugleich der Startschuß für ein Wiederansteigen<br />
des Preisniveaus bei Papier<br />
und Pappe. INSEE meldete für Juli eine Anhebung<br />
um 0,1 %, und die positive Tendenz<br />
hielt für den Rest des Jahres an.<br />
Sowohl Franiatte als auch der amtierende<br />
Copacel-Vorsitzende Louis Matussière (Matussière<br />
& Forest) waren deutlich bemüht,<br />
aus dem vorgelegten nicht gerade hoffnungsfroh<br />
stimmende, Zahlenwerk doch noch etwas<br />
tröstenden Honig herauszusaugen.<br />
Wenn man das Jahr 1993 als Referenzjahr<br />
hinsichtlich der damals quasi als „normal“ zu<br />
bezeichnenden Lagerbestände nehme, so ihre<br />
übereinstimmende, eher optimistische<br />
Sicht der Dinge, könne man davon ausgehen,<br />
daß der reale Verbrauch an Papier und Pappe<br />
- unabhängig von der Lagerseite - in den<br />
letzten drei Jahren um 1,8% gestiegen sei.<br />
Der zum zweiten Mal in Folge rückläufige<br />
rechnerische Verbrauch (Produktion + Importe<br />
- Exporte) sei nichts anderes als die<br />
Nachwirkung des außergewöhnlichen<br />
Wachstums des Jahres 1994, in dem allenthalben<br />
und auf breiter Front die Lager wieder<br />
aufgefüllt worden seien.<br />
Louis Matussière ging vor der Presse speziell<br />
auf die immer schnellere Zyklenabfolge<br />
bei der Rohstoff- und Erzeugerpreisentwicklung<br />
ein. Als Beispiel zitierte er unter anderem<br />
den 40-prozentigen Preissturz bei Referenz-Zellstoff<br />
in nur vier Monaten zwischen<br />
Dezember 1995 und April 1996. Die Ökonomisten<br />
erklärten das neue Phänomen mit der<br />
Globalisierung des Handelsaustausches und<br />
der Geschwindigkeit der Datenübertragung<br />
und rieten der Papierbranche dazu, sich mit<br />
derlei Kurs- und Preisschwankungen einfach<br />
abzufinden und einzurichten.<br />
Standortsituation<br />
Angesichts zum zweiten Mal und noch<br />
stärker rückläufiger Gewinne im Vergleich<br />
zu ihren ausländischen Marktmitbewerbern<br />
hat sich die Finanzkraft der französischen<br />
Papierindustrie in Sachen Neuinvestitionen<br />
erneut zugunsten der Konkurrenz verschlechtert,<br />
machte Matussière klar. Er zitierte<br />
den Präsidenten des nationalen Arbeitgeberverbandes<br />
CNPF, der auf dessen<br />
letzter Generalversammlung gesagt habe,<br />
daß es nicht mehr lohnend sei, in Frankreich<br />
zu investieren. Die Papierindustrie sei dafür<br />
ein beredtes Beispiel. Nach der massiven In<br />
11–12/97 262<br />
UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />
vestitionswelle der<br />
Jahre 1989 bis 1992<br />
im Wert von ca.<br />
15 Mrd FF, die zur<br />
Aufstellung von 11<br />
neuen Papiermaschinen<br />
sowie zur Errichtung<br />
dreier neuer<br />
Zellstoffwerke geführt<br />
habe, sei links<br />
des Rheins keine<br />
nennenswerte vergleichbare<br />
Aktivität<br />
mehr zu verzeichnen<br />
gewesen, konstatierte<br />
der Copacel-Vorsitzende.<br />
Dies könne<br />
man für das übrige<br />
Europa aber nicht<br />
sagen, und überdies<br />
würden jetzt gerade neue Maschinen in<br />
Finnland, Österreich und den Niederlanden<br />
in Betrieb gehen. Frankreich habe als Industriestandort<br />
einen immer deutlicheren<br />
Wettbewerbsnachteil. Im Papierbereich<br />
wirkten sich die hohen Betriebs- und Transportkosten<br />
belastend auf die Holzversorgung<br />
aus. Hinzu kämen die chronische Schwäche<br />
der heimischen Altpapiersammlung und das<br />
Fehlen einer europäischen Harmonisierung<br />
in diesem Sektor, was sich auf die Versorgung<br />
sehr negativ auswirke. Umweltauflagen, Sozial-<br />
und Steuerabgaben machten Frankreich<br />
für ausländische Investoren zunehmend<br />
unattraktiv; sie zögen deshalb Länder<br />
wie England oder Spanien und Osteuropa<br />
vor. Trotzdem habe die Papierindustrie des<br />
Landes nicht untätig auf die notwendigen<br />
Antworten seitens der politischen Instanzen<br />
gewartet, sondern auch im letzten Jahr weitere<br />
Anstrengungen zu ihrer Umstrukturierung<br />
und Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
unternommen.<br />
Depressive<br />
Zellstoffsituation<br />
Als insgesamt enttäuschend bezeichnet<br />
der Verband den Geschäftsverlauf für die<br />
Zellstoff-Fabrikanten. Nach fast euphorischem<br />
Beginn fielen die Preise abrupt bis<br />
April um 45 %. Erst Ende Mai besserte sich<br />
die Situation allmählich wieder. Der Papiermarkt<br />
vor allem bei Druck- und Schreibqualitäten<br />
begann sich zu erholen, die Auftragseingänge<br />
nahmen zu und erlaubten eine An-<br />
Verbrauch von Papier und Karton 1996<br />
Produktion der in Mio. t Verände- Verände- Verändewichtigsten<br />
rung rung rung<br />
Sorten 1996/1995 1995/1994 1994/1993<br />
in % in % in %<br />
Gesamt 9 350 – 3,0 – 1,1 + 9,1<br />
Grafische Papiere<br />
– Zeitungs- Zeit-<br />
4 309 – 3,8 + 0,6 +10,1<br />
schriftenpapiere 694 – 3,0 + 6,3 – 2,1<br />
– Schreibpapiere<br />
Pappen und Ver-<br />
3 615 –4,0 - 0,4 + 12,8<br />
packungspapiere<br />
– Wellpappen-<br />
4 237 – 2,5 –2,4 + 9,1<br />
papiere<br />
– Verpackungs-<br />
2 787 – 1,5 – 1,2 + 10,8<br />
papiere 447 – 4,7 – 4,0 + 3,9<br />
– Pappen<br />
Haushalts- und<br />
1 003 – 4,0 – 4,9 + 7,3<br />
Hygienebedarf 560 + 4,7 + 2,7 + 0,8<br />
Quelle: Copacel<br />
hebung der Preise für Referenz-Zellstoff von<br />
520 $ im April auf 560 $ die Tonne im September.<br />
Noch höhere Preise konnten seither<br />
trotz gezielter Produktionsdrosselung und eines<br />
wieder normaleren Lieferniveaus deshalb<br />
nicht durchgesetzt werden, weil die<br />
Weltlagerbestände seit dem Herbst letzten<br />
Jahres mit 1,9 Mio t noch zu hoch sind.<br />
In Frankreich wird sowohl Handelszellstoff<br />
als auch solcher für den Eigenbedarf integrierter<br />
Unternehmen produziert. Zwischen<br />
Januar und Juni 1996 erreichte die<br />
Produktion 1,233 Mio t, das waren 16,4% weniger<br />
als im selben Zeitraum 1995. Die Jahresleistung<br />
mit 2,5 Mio t lag demgegenüber<br />
nur noch um 11% unter dem Vorjahresniveau.<br />
Die Holzschliffproduktion verringerte<br />
sich 1996 auf dem Hintergrund einer sehr<br />
mittelmäßigen Konjunktur im Sektor Zeitungsdruckpapier<br />
einerseits und zunehmendem<br />
Einsatz von Sekundärmaterial andererseits<br />
um 19,5 %. Bei Zellstoff sackte das Volumen<br />
bis Mitte des Jahres zunächst um<br />
16,8% ab, verringerte sich dann aber im Jahresergebnis<br />
trotz einer um 7% geringeren Kapazitätsausnutzung<br />
gegenüber 1994 nur um<br />
6,6%.<br />
Für <strong>1997</strong> sind die Hersteller etwas optimistischer:<br />
der massive Lagerabbau auf Kundenseite<br />
ist zum Stillstand gekommen, die<br />
Besserung der Auftragslage im Bereich<br />
Druck- und Schreibpapier und im Verpakkungssektor<br />
hat sich bestätigt, und der<br />
Dollar ist gestiegen. Mit einem zufriedenstellenden<br />
Jahresergebnis rechnen die französischen<br />
Zellstoffabrikanten aber nur dann,
wenn diese drei Tendenzen über den gesamten<br />
Zeitraum fortdauern.<br />
Druck- und Schreibpapier<br />
Einem Wechselbad ausgesetzt waren im<br />
vergangenen Jahr ebenso die Hersteller von<br />
Druck- und Schreibpapierqualitäten. Die erste<br />
Jahreshälfte verlief durchweg negativ:<br />
Der rechnerische Verbrauch ging um 14,4%<br />
zurück, die Produktion verringerte sich um<br />
11,9%, die Importe nahmen um 9,9 % und die<br />
Exporte um 3,8% ab. Auch hier kam mit dem<br />
Sommer die Wende: + 8,5% Anstieg beim Verbrauch,<br />
+ 11,9% bei der Produktion, + 16,3%<br />
bei den Importen und + 24,7% Zuwachs beim<br />
Export. Übers gesamte Jahr verteilt, verringerte<br />
sich der Konsum um 4,0% und sank das<br />
Produktionsvolumen um 1,3%. Die Einfuhren<br />
erhöhten sich um 2,1%, die Ausfuhren um<br />
9,0%. Nach Sorten aufgegliedert, ergab sich<br />
1996 beim rechnerischen Verbrauch folgendes<br />
Bild: - 14,9% bei ungestrichen-h’h, - 18,9%<br />
bei gestrichen-h’h, + 2,2% im Bereich ungestrichen-h’f<br />
und + 10,8% bei gestrichen-h’f.<br />
Großer Verlierer war also der Sektor holzhaltige<br />
Qualitäten, Gewinner dagegen der<br />
Bereich zweiseitig-gestrichen-h’f Papiere auf<br />
Rollen, in dem der Verbrauch um rund 25%<br />
nach oben ging. Die massiven Lagerräumungen<br />
im Vertrieb, in der Druck- und verarbeitenden<br />
Industrie hielten bis Mai an und führten<br />
etwa in der 15. Woche zu einem Negativ-<br />
Rekord bei der Kapazitätsauslastung von<br />
70%. Die leichte wirtschaftliche Gesamterholung<br />
ab Juni mit einem Anstieg des Bruttosozialprodukts<br />
um 0,9% brachte den Fabrikanten<br />
demgegenüber Neuaufträge, deren<br />
Volumen in der 25. Woche die Produktionskapazitäten<br />
um 30% übertrafen.<br />
Der Export von Druck- und Schreibpapier<br />
in die EU-Länder erhöhte sich 1996 um 10%.<br />
Die stärkste Zunahme verzeichnete die Ausfuhr<br />
nach Deutschland; sie stieg um fast 15%.<br />
Auf den asiatischen und lateinamerikanischen<br />
Absatzmärkten konnten die französischen<br />
Fabrikanten ebenfalls um mehr als<br />
10% zulegen. Die genannten Exportsteigerungen<br />
konnten jedoch insgesamt den Verbrauchseinbruch<br />
in der ersten Jahreshälfte<br />
nicht voll ausgleichen, was den leichten<br />
Rückgang des Produktionsvolumens um<br />
1,3% erklärt. Er fiel bei gestrichen-holzhaltigen<br />
Qualitäten inklusive LWC-Papieren mit<br />
- 16,7% besonders deutlich aus. Im Gegenzug<br />
meldete der Bereich gestrichen-holzfreier Pa-<br />
UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />
piere einen Anstieg der Produktion um 8,9%<br />
(ungestrichen-h’f: + 3,8%).<br />
Bei der Rentabilität konnte die Sparte<br />
nicht an das gute Vorjahresergebnis anknüpfen.<br />
Zu belastend wirkten sich hier vor allem<br />
die gesunkenen Zellstoffpreise auf den integrierten<br />
Sektor aus, und der Rückgang der<br />
Verkaufspreise binnen eines Jahres um 20%<br />
(November 1995 bis November 1996) hat die<br />
Erträge zusätzlich geschmälert.<br />
Das neue Jahr scheint unter besseren Vorzeichen<br />
zu stehen. Der Auftragsbestand im<br />
Januar war eher ermutigend und entsprach<br />
im Schnitt einer Produktion von drei Wochen.<br />
Der gestiegene Dollarkurs dürfte nach Einschätzung<br />
der Fabrikanten zu einer Neubewertung<br />
der EU-Währungen führen, was<br />
wiederum die Wettbewerbsposition der französischen<br />
Hersteller verbessern werde. Sie<br />
rechnen zumindest für das erste Halbjahr<br />
mit einem allgemeinen Verbrauchsanstieg<br />
für ihre stark konjunkturabhängigen Produkte,<br />
gestützt auf die langsame Rückkehr<br />
des Wachstums in Europa. Zum weiteren Verlauf<br />
der Dinge ab dem Sommer will der<br />
Druck- und Schreibpapiersektor keine Prognosen<br />
abgeben.<br />
Verpackungspapiere<br />
Die französische Papierindustrie ist der<br />
viertgrößte Anbieter von Papier und Pappe<br />
für Verpackungszwecke in Europa und rangiert<br />
weltweit an siebenter Position. Ihre Produktion<br />
beziffert sich auf rund 3,8 Mio t. Gegenüber<br />
den westeuropäischen Konkurrenten<br />
befindet sich der Sektor in einem gewissen<br />
Wettbewerbsnachteil: Die Preise für das<br />
heimische Nutzholz liegen trotz beträchtlicherWaldreserven<br />
höher als andernorts;<br />
dasselbe<br />
gilt für die Mehrheit<br />
der in der Produktion<br />
verwendeten Sekundärfaser-Fraktionen,<br />
und das Altmaterial-Sammelaufkommen<br />
war bis<br />
1996 nicht über 39%<br />
hinausgekommen.<br />
Als erneut mittelmäßig<br />
bezeichnet<br />
der Copacel den letztjährigenGeschäftsverlauf.<br />
Wie schon<br />
in den vergangenen Jahren lag das Wachstum<br />
in dem Sektor unter dem der Nachbarund<br />
Hauptpartnerländer. Darin spiegelt sich<br />
deutlich der seit etwa 1980 zu beobachtende<br />
relative Rückgang der allgemeinen Industrieproduktion<br />
in Frankreich wieder; der Lebensmittelsektor<br />
als Großabnehmer stagniert<br />
zudem seit längerem zwischen 0 und<br />
2%, und Wachstum verzeichneten im wesentlichen<br />
nur Sektoren mit geringem Packmittelbedarf<br />
wie Service und Verwaltung. Hinzu<br />
kam in der jüngsten Zeit, daß zwei für die<br />
Entwicklung der Packbedarfssparte immer<br />
förderlich gewesene Faktoren strukturell<br />
und administrativ bedingt an Gewicht verloren<br />
haben: die Industrialisierung der Lebensmittelproduktion<br />
und die Konzentration<br />
im Einzelhandel.<br />
Im Konzert der übrigen Packstoffe haben<br />
Papier und Pappe ihren Tonnageanteil von<br />
1989 bis 1995 um 4% auf 36% ausbauen und<br />
im Inland Bodengewinne vor allem bei Transportverpackungen<br />
verzeichnen können.<br />
Hauptwachstumsmotor war aber auch hier<br />
der Export.<br />
Die ersten Jahresergebnisse der Verpackungspapierfabrikanten<br />
zeigen einen<br />
leichten Umsatzrückgang auf ca. 11 Mrd FF<br />
bei gleichzeitiger Produktionsausweitung<br />
um 0,6%. Der rechnerische Inlandsverbrauch<br />
nahm um 2,5% ab, der Export dagegen um<br />
8,7% zu; er stieg bei Wellpappenrohpapieren<br />
um 16,3% an. Bei Vollpappe haben sich die<br />
jüngsten Maßnahmen zur Umstrukturierung<br />
des Sektors ausgewirkt. Die Inlandsnachfrage<br />
reduzierte sich um 4%, die Produktion<br />
ging um 1,6% zurück. 39% der in<br />
Frankreich hergestellten Vollpappe wurden<br />
1996 exportiert. Bei Papieren für Ver-<br />
265 11–12/97
Großer Verlierer war also der Sektor holzhaltige<br />
Qualitäten, Gewinner dagegen der<br />
Bereich zweiseitig-gestrichen-h’f Papiere auf<br />
Rollen, in dem der Verbrauch um rund 25%<br />
nach oben ging. Die massiven Lagerräumungen<br />
im Vertrieb, in der Druck- und verarbeitenden<br />
Industrie hielten bis Mai an und führten<br />
etwa in der 15. Woche zu einem Negativ-<br />
Rekord bei der Kapazitätsauslastung von<br />
70%. Die leichte wirtschaftliche Gesamterholung<br />
ab Juni mit einem Anstieg des Bruttosozialprodukts<br />
um 0,9% brachte den Fabrikanten<br />
demgegenüber Neuaufträge, deren<br />
Volumen in der 25. Woche die Produktionskapazitäten<br />
um 30% übertrafen.<br />
Der Export von Druck- und Schreibpapier<br />
in die EU-Länder erhöhte sich 1996 um 10%.<br />
Die stärkste Zunahme verzeichnete die Ausfuhr<br />
nach Deutschland; sie stieg um fast 15%.<br />
Auf den asiatischen und lateinamerikanischen<br />
Absatzmärkten konnten die französischen<br />
Fabrikanten ebenfalls um mehr als<br />
10% zulegen. Die genannten Exportsteigerungen<br />
konnten jedoch insgesamt den Verbrauchseinbruch<br />
in der ersten Jahreshälfte<br />
nicht voll ausgleichen, was den leichten<br />
Rückgang des Produktionsvolumens um<br />
1,3% erklärt. Er fiel bei gestrichen-holzhaltigen<br />
Qualitäten inklusive LWC-Papieren mit<br />
- 16,7% besonders deutlich aus. Im Gegenzug<br />
meldete der Bereich gestrichen-holzfreier Papiere<br />
einen Anstieg der Produktion um 8,9%<br />
(ungestrichen-h’f: + 3,8%).<br />
Bei der Rentabilität konnte die Sparte<br />
nicht an das gute Vorjahresergebnis anknüpfen.<br />
Zu belastend wirkten sich hier vor allem<br />
die gesunkenen Zellstoffpreise auf den integrierten<br />
Sektor aus, und der Rückgang der<br />
Verkaufspreise binnen eines Jahres um 20%<br />
(November 1995 bis November 1996) hat die<br />
Erträge zusätzlich geschmälert.<br />
Das neue Jahr scheint unter besseren Vorzeichen<br />
zu stehen. Der Auftragsbestand im<br />
Januar war eher ermutigend und entsprach<br />
im Schnitt einer Produktion von drei Wochen.<br />
Der gestiegene Dollarkurs dürfte nach Einschätzung<br />
der Fabrikanten zu einer Neubewertung<br />
der EU-Währungen führen, was<br />
wiederum die Wettbewerbsposition der französischen<br />
Hersteller verbessern werde. Sie<br />
rechnen zumindest für das erste Halbjahr<br />
mit einem allgemeinen Verbrauchsanstieg<br />
für ihre stark konjunkturabhängigen Produkte,<br />
gestützt auf die langsame Rückkehr<br />
des Wachstums in Europa. Zum weiteren Verlauf<br />
der Dinge ab dem Sommer will der<br />
11–12/97 266<br />
UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />
Druck- und Schreibpapiersektor keine Prognosen<br />
abgeben.<br />
Verpackungspapiere<br />
Die französische Papierindustrie ist der<br />
viertgrößte Anbieter von Papier und Pappe<br />
für Verpackungszwecke in Europa und rangiert<br />
weltweit an siebenter Position. Ihre Produktion<br />
beziffert sich auf rund 3,8 Mio t. Gegenüber<br />
den westeuropäischen Konkurrenten<br />
befindet sich der Sektor in einem gewissen<br />
Wettbewerbsnachteil: Die Preise für das<br />
heimische Nutzholz liegen trotz beträchtlicher<br />
Waldreserven höher als andernorts;<br />
dasselbe gilt für die Mehrheit der in der<br />
Produktion verwendeten Sekundärfaser-<br />
Fraktionen, und das Altmaterial-Sammelaufkommen<br />
war bis 1996 nicht über 39%<br />
hinausgekommen.<br />
Als erneut mittelmäßig bezeichnet der<br />
Copacel den letztjährigen Geschäftsverlauf.<br />
Wie schon<br />
in den vergangenen Jahren lag das Wachstum<br />
in dem Sektor unter dem der Nachbarund<br />
Hauptpartnerländer. Darin spiegelt sich<br />
deutlich der seit etwa 1980 zu beobachtende<br />
relative Rückgang der allgemeinen Industrieproduktion<br />
in Frankreich wieder; der Lebensmittelsektor<br />
als Großabnehmer stagniert<br />
zudem seit längerem zwischen 0 und<br />
2%, und Wachstum verzeichneten im wesentlichen<br />
nur Sektoren mit geringem Packmittelbedarf<br />
wie Service und Verwaltung. Hinzu<br />
kam in der jüngsten Zeit, daß zwei für die<br />
Entwicklung der Packbedarfssparte immer<br />
förderlich gewesene Faktoren strukturell<br />
und administrativ bedingt an Gewicht verloren<br />
haben: die Industrialisierung der Lebensmittelproduktion<br />
und die Konzentration<br />
im Einzelhandel.<br />
Im Konzert der übrigen Packstoffe haben<br />
Papier und Pappe ihren Tonnageanteil von<br />
1989 bis 1995 um 4% auf 36% ausbauen und<br />
im Inland Bodengewinne vor allem bei Transportverpackungen<br />
verzeichnen können.<br />
Hauptwachstumsmotor war aber auch hier<br />
der Export.<br />
Die ersten Jahresergebnisse der Verpackungspapierfabrikanten<br />
zeigen einen<br />
leichten Umsatzrückgang auf ca. 11 Mrd FF<br />
bei gleichzeitiger Produktionsausweitung<br />
um 0,6%. Der rechnerische Inlandsverbrauch<br />
nahm um 2,5% ab, der Export dagegen um<br />
8,7% zu; er stieg bei Wellpappenrohpapieren<br />
um 16,3% an. Bei Vollpappe haben sich die<br />
jüngsten Maßnahmen zur Umstrukturierung<br />
des Sektors ausgewirkt. Die Inlandsnachfrage<br />
reduzierte sich um 4%, die Produktion<br />
ging um 1,6% zurück. 39% der in<br />
Frankreich hergestellten Vollpappe wurden<br />
1996 exportiert. Bei Papieren für Verpackungszwecke<br />
liegt dieser Anteil inzwischen<br />
bei 44 %; er hat sich in den vergangenen<br />
zehn Jahren fast verdoppelt. Das Produktionsvolumen<br />
verringerte sich indessen um<br />
5,4%. Der heimische Absatz an flexiblen Verpackungen<br />
inklusive großformatige Beutel<br />
und Säcke litt mit einem Rückgang um 4,7%<br />
deutlich unter der anhaltenden Konsumflaute.<br />
Für das laufende Geschäftsjahr zeigen sich
11–12/97 268<br />
UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />
Theis empfiehlt Direktübertragung<br />
von Bestelldaten<br />
Die Senkung der Administrationskosten<br />
zum Nutzen ihrer Kunden hat sich die Artur<br />
Theis GmbH & Co. KG, spezialisiert auf die<br />
Herstellung von Faltschachteln für die Pharma-Industrie,<br />
als Ziel gesetzt. Einen wichtigen<br />
Schritt in diese Richtung würde es bedeuten,<br />
wenn Theis-Kunden alle technischen<br />
Möglichkeiten in vollem Umfang nutzen würden.<br />
Zwar übermitteln Kunden dem Unternehmen<br />
die technischen Daten ihrer Aufträge,<br />
und auch den Film erhält das Wuppertaler<br />
Unternehmen per Electronic Data Interchange<br />
(EDI). Aber wesentliche Bestelldaten<br />
wie z. B. Auflagenhöhe und Termin gehen immer<br />
noch nicht den direkten Weg vom Kunden<br />
in Theis’ Individual-Software TAAD, sondern<br />
den Umweg über bedrucktes Papier.<br />
Erst wenn der Kunde geradewegs in die<br />
Produktion der Artur Theis GmbH & Co. KG<br />
hineinbestellt, wenn er also quasi sein eigener<br />
Auftragssachbearbeiter wird, ist es möglich,<br />
die Verwaltungskosten eines Auftrags so<br />
weit zu senken, daß auch der Kunde einen<br />
deutlichen Vorteil davon hat. Hierzu legt<br />
Theis seinen Kunden eine EDIFACT-Lösung<br />
mit dem Nachrichtentyp Orders nahe; das<br />
Unternehmen macht allerdings darauf aufmerksam,<br />
daß auch kundenspezifische Anbindungen<br />
möglich sind. ����<br />
Zehn Jahre Technische<br />
Textilien Lörrach<br />
Die Technische Textilien Lörrach GmbH<br />
feierte jüngst ihr zehnjähriges Jubiläum. Die<br />
Firma selbst besteht schon seit 1838. Vor<br />
zehn Jahren änderte Geschäftsführer Manfred<br />
Jaehn den Namen der damaligen Tuchfabrik<br />
Lörrach in Technische Textilien Lörrach.<br />
Ziel war es, die Leistungspalette des<br />
Unternehmens schon im Firmennamen so<br />
zum Ausdruck zu bringen, daß auch im Ausland<br />
der Name nicht erst übersetzt werden<br />
muß. Durch die lange Bindung an die frühe-<br />
re französische Muttergesellschaft war der<br />
Export der Firma unterentwickelt. Die Anstrengungen<br />
zur Exportsteigerung trugen<br />
Früchte. Lag vor 1986 der Exportanteil bei ca.<br />
20%, so wird heute mehr als jede zweite Mark<br />
im Ausland verdient. Die kostspielige Entwicklung<br />
der Produkte – Filtermedien für industrielle<br />
Entstaubungsanlagen, Mangelbewicklungen<br />
für Großwäschereien, Nadelfilze<br />
für verschiedene andere technische Zwecke –<br />
kann so einfacher finanziert werden.<br />
Mit insgesamt etwa 80 Mitarbeitern, davon<br />
15 in der französischen Tochtergesellschaft<br />
TTL France, werden heute 24 Mio. DM<br />
Umsatz gemacht. Auch in diesem Jahr wird<br />
trotz schwieriger Marktverhältnisse mit einer<br />
Umsatzsteigerung von etwa 6% gerechnet.<br />
Die Zukunft sieht Jaehn in der engen<br />
Kooperation der Firma mit einer internationalen<br />
Gruppe und einem weltweiten Vertrieb.<br />
����<br />
SCHRIFTTUM<br />
� Für ihren Wandbildkalender Cosmopolit<br />
wurde die Büttenpapierfabrik Gmund auch<br />
dieses Jahr wieder ausgezeichnet. Auf der<br />
größten Kalenderschau der Welt in Stuttgart<br />
hat der Kalender die höchste Auszeichnung<br />
„vorbildlich“ bekommen. Unter den ca. 1000<br />
internationalen Einsendungen wurde dieses<br />
Prädikat insgesamt nur neunmal vergeben.<br />
Wie jedes Jahr bringt die Firma Gmund ei-<br />
nen künstlerischen, limitierten Wandbildkalender<br />
heraus. Als Thema wurde diesmal die<br />
Russische Weltraumfahrt gewählt, Der Kalender<br />
wurde zum einen in verschiedenen Instituten<br />
der Russischen Raumfahrtbehörden<br />
fotografiert. Zum anderen begleitet er einen
Raumfahrer durch die „Hauptstadt des Alls“<br />
Moskau, Im original Raumanzug besucht der<br />
Astronaut markante Punkte in Moskau, wie<br />
z. B. den Kreml, das Hotel Metropol oder die<br />
Universität. Als einziger Kalender seiner Art<br />
ist Gmunds Cosmopolit im Internet zu besichtigen.<br />
Interessierte finden den Cosmopolit<br />
dort unter http://vww.fhd-stuttgart.de/cosmopolit.<br />
Der Kalender ist in Zusammenarbeit<br />
mit Conny J. Winter, verantwortlich für<br />
Fotografie und Gestaltung, sowie der Bertsch<br />
KG im Bereich Druck und Gesamtherstellung,<br />
entstanden. Er erscheint in limitierter<br />
Auflage von 950 Stück. Für weiterführende<br />
Informationen wenden Sie sich bitte an die<br />
Büttenpapierfabrik Gmund, Maxi Christina<br />
Gohlke (PR), Tel. (0 80 22) 70 81, Fax: (0 80<br />
22) 7 54 20. ����<br />
Kanada:<br />
Cascades trotz<br />
Gewinnrückgang<br />
zufrieden<br />
Die Cascades Inc. (Kingsey Falls, Quebec),<br />
Hersteller von Pappe, Wellpappeschachteln<br />
und Papier, erzielte im letzten Quartal 1996<br />
einen Gewinn von 15,6 Mio. DM (i.Vj.: 25,2<br />
Mio. DM).<br />
Der Vorstandsvorsitzende Bernhard Lemaire<br />
wies darauf hin, daß viele Papierunternehmen<br />
im Osten Kanadas im vierten<br />
Quartal Verluste machten. “Unsere Leistung<br />
zeigt klar, daß wir durch unsere Strategie der<br />
Diversifizierung in unabhängige Komplementärmärkte<br />
die Hochs und Tiefs, die den<br />
Industriezyklus begleiten, vermeiden können”,<br />
so Lemaire.<br />
Im letzten Quartal sank der Umsatz von<br />
679,52 Mio. DM im Jahr 1995 um 11% auf<br />
611,32 Mio. DM. Dieser Rückgang ergibt sich<br />
nach Angaben des Unternehmens aus dem<br />
drastischen Sinken der Zellstoffpreise und<br />
dem Verkauf einiger Aktiva.<br />
Für das Gesamtjahr 1996 sank der Gewinn<br />
von Cascades auf 101,7 Mio. DM (i.Vj.: 140,61<br />
Mio. DM). Der Umsatz ging von 2,81 Mrd. DM<br />
in 1995 auf 2,604 Mrd. DM zurück.<br />
UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />
Durch die Akquisition der Perkins Papers<br />
Ltd. konnten die Gewinnrückgänge bei anderen<br />
Firmen, die zur Cascades-Gruppe<br />
gehören, ausgeglichen werden. Die Gruppe<br />
befindet sich zu 53% im Besitz von Lemaire<br />
und zwei Brüdern. Die Einkünfte von Perkins<br />
lagen 1996 bei 46,5 Mio. DM gegenüber ei-<br />
nem Pro-forma-Verlust von 9,424 Mio. DM im<br />
Jahr 1995.<br />
Die Fa. Perkins will nach eigenen Angaben<br />
in den nächsten drei Jahren ca. 150 Mio. DM<br />
investieren, um unter anderem die Kapazität<br />
bei der Tissueproduktion um 30% bzw.<br />
53 000 t jährlich zu erhöhen. ����<br />
269 11–12/97
Die Tidland GmbH in Ahaus bietet ein weiteres<br />
Seminar zum Thema „Schneiden von<br />
bahnförmigen Materialien“ an. Diese Seminare<br />
wurden unter dem Titel „Bladerunner“<br />
bereits wiederholt in England, USA sowie<br />
Übersee und seit 1994 auch in Deutschland<br />
durchgeführt. Referent ist Reinhold Schable<br />
(Technical Support Manager bei Tidland Corporation,<br />
USA), Verfasser von zahlreichen<br />
Fachartikeln zum Thema Schneiden. Der<br />
Vortrag wird simultan durch einen Fachübersetzer<br />
aus der englischen in die deutsche<br />
Sprache übersetzt. Jeder Seminarteilnehmer<br />
erhält ein detailliertes und umfangreiches<br />
Arbeitshandbuch.<br />
Hauptthemen des Seminars sind: Schneidmethoden;<br />
der Schlüssel zum sauberen, prä-<br />
11–12/97 270<br />
PAPIERERZEUGUNG<br />
Weiterbildungsangebot zum<br />
Thema Schneiden<br />
zisen Schnitt; Messerstandzeiten; Anschliffwinkel;<br />
Messerschlag-Minimierung; Messeranstellwinkel;<br />
Messerüberlappung; seitlicher<br />
Anpreßdruck; optimale Schneidgeometrie;<br />
Untermesser-Antrieb; Optimierung der<br />
Randabsaugung; Besprechung von unterschiedlichen<br />
Materialien (bitte Muster in<br />
DIN-A4-Format mitbringen).<br />
Mit diesem Seminar sollen folgende Ziele<br />
erreicht werden: Verbesserte Messerstandzeiten;<br />
Reduzierung von Staub; verbesserte<br />
Schnittqualität und Schnittgenauigkeit sowie<br />
die Reduzierung von Kosten. Dieses Weiterbildungsangebot<br />
richtet sich vorrangig an<br />
die verantwortlichen Mitarbeiter für das<br />
Schneiden (z. B. Produktionsleiter, Betrieb-<br />
singenieure, Maschinenführer usw.) in der<br />
Papier- und Folienindustrie.<br />
Das Ganztagsseminar findet am 16. September<br />
<strong>1997</strong> im Raum Frankfurt statt. Die<br />
Veranstaltungshotels sowie Beginn und Programmablauf<br />
werden nach erfolgter Anmeldung<br />
bekanntgegeben. Die Teilnehmerzahl<br />
ist begrenzt. Anmeldungen, die in der Reihenfolge<br />
ihres Einganges berücksichtigt werden,<br />
sind bis zum 30. Mai <strong>1997</strong> zu richten an:<br />
Tidland GmbH, Frau ten Berge, Siemensstraße<br />
13—15, 48683 Ahaus, Tel.: (0 25 61)<br />
6 88-2 24, Fax: (0 25 61) 6 88-2 32. Die Kosten<br />
dieses ca. siebenstündigen Seminares betragen<br />
450 DM (inkl. Mittagessen und Pausengetränken).<br />
����<br />
Das neue Kreislaufwirtschafts- und<br />
Abfallgesetz in seiner aktuellen Bedeutung für<br />
die deutsche Zellstoff- und Papierindustrie<br />
Stephan Meißer*<br />
Fortsetzung aus apr 9/97, S. 216<br />
4. Anforderungen an die<br />
Betriebsorganisation<br />
4. 1. Mitteilungspflicht nach § 53 KrW-/AbfG<br />
Kapitalgesellschaften mit mehreren Mitgliedern<br />
bei vertretungsberechtigten Organen,<br />
wie auch Personengesellschaften mit<br />
mehreren vertretungsberechtigten Gesell-<br />
* RA Stephan Meißner ist Geschäftsführer bei den Papierverbänden Baden-Württemberg.<br />
schaftern sind verpflichtet, ihre Betriebsorganisation<br />
der zuständigen Behörde zu<br />
übermitteln. Voraussetzung ist allerdings,<br />
daß sie eine genehmigungsbedürftige Anlage<br />
nach dem BImSchG betreiben oder Besitzer<br />
von „Rücknahme“-Abfällen nach dem<br />
KrW-/AbfG sind. Diese Pflicht ist seit dem<br />
7. 10. 1996 zu erfüllen. Wenn auch bei Zuwiderhandlung<br />
kein Bußgeld vorgesehen ist,<br />
sollte aus haftungsrechtlichen Gründen<br />
die notwendige Organisation sichergestellt<br />
sein.<br />
4. 2. Betriebsbeauftragter für Abfall<br />
Allgemein wird davon ausgegangen, daß<br />
Betriebe, welche aufgrund des alten Abfallrechts<br />
einen Betriebsbeauftragten bestellen<br />
mußten, hierzu auch weiterhin verpflichtet<br />
sind.<br />
Die Neuregelung nach dem KrW-/AbfG<br />
kann bisher nur durch Einzelanordnung<br />
umgesetzt werden, solange noch keine entsprechende<br />
Rechtsverordnung erlassen<br />
ist. ����
Kontinuierliche Herstellung<br />
von Suspensionen bei der<br />
Papierproduktion<br />
Bei der Papierherstellung haben sich für<br />
viele Zwischenprodukte bei Produktionsmengen<br />
bis ca. 5000 Liter pro Tag Verfahrenstechniken<br />
bewährt, die auf dem diskontinuierlichen<br />
Arbeitsprinzip basieren. Dazu<br />
sind in der Regel ein oder mehrere Behälter,<br />
ausgestattet mit den entsprechend dimensionierten<br />
Mischmaschinen und Peripheriegeräten,<br />
zu einer Produktionslinie aufgebaut.<br />
Je größer die gewünschte Produktionsmenge<br />
bzw. je langwieriger oder komplexer<br />
der Herstellungsprozeß ist, desto umfangreicher<br />
und anspruchsvoller wird der Platzoder<br />
Raumbedarf für die Anlagen. Mit den<br />
Rauminhalten der Behälter steigt gleichzeitig<br />
auch der Energieverbrauch erheblich, z. B.<br />
für Rühr- und Homogenisiermaschinen. In<br />
der Kostenrechnung machen sich neben dem<br />
erhöhten Energiebedarf natürlich auch entsprechend<br />
hohe Investitionskosten für die<br />
verhältnismäßig großen Apparate und Maschinen<br />
sowie Personalkosten, Reinigungsund<br />
Entsorgungskosten bemerkbar. Um diese<br />
Kosten zu reduzieren, sind viele Betriebe<br />
auf kontinuierliche Produktionsanlagen umgestiegen.<br />
Im kontinuierlichen Betrieb werden aus<br />
größenordnungsmäßig der Rezeptur angepaßten<br />
Vorratsbehältern die Ausgangsmate-<br />
rialien über Förderorgane den ebenfalls kontinuierlich<br />
arbeitenden Mischern, Wärmetauschern<br />
und Reaktoren zugeführt. Der Produktionsprozeß<br />
findet jetzt nicht mehr in<br />
großen Behältern, sondern in platzsparenden<br />
Inline-Reaktoren oder Rohrleitungen statt.<br />
Dazu ist ein nicht unerheblicher Aufwand an<br />
Meß- und Regeltechnik zur Automatisierung<br />
des Prozesses notwendig, dem ein verminderter<br />
Arbeitsaufwand seitens des produktionsbegleitenden<br />
Personals gegenübersteht.<br />
Durch die Einführung von kontinuierlichen<br />
Prozessen wurden bemerkenswerte Erfolge<br />
erzielt, jedoch stets nur in Teilbereichen, z. B.<br />
mit Inline-Homogenisiermaschinen für die<br />
kontinuierliche Dispergierung von Stoffen in<br />
allen Aggregatszuständen in einer flüssigen<br />
Phase. Für einige Aufgabenstellungen gab es<br />
bislang keine technisch wie auch wirtschaftlich<br />
zufriedenstellende Lösung.<br />
Sollten bisher beispielsweise pulverförmige<br />
Feststoffe kontinuierlich mit Flüssigkeiten<br />
gemischt oder auch gemischt und gleichzeitig<br />
dispergiert werden, mußte meist Luft<br />
als Fördermedium für den Feststoff benutzt<br />
werden. Dies hatte zur Folge, daß neben einem<br />
oftmals unzureichenden Dispergier-Resultat<br />
(„breites“ Teilchengrößenspektrum<br />
mit einem hohen Anteil an Teilchen >100 µ)<br />
PAPIERERZEUGUNG<br />
vor allem sehr viel Luft in die erzeugte Suspension<br />
eingearbeitet worden ist.<br />
Die feinverteilte Luft hat außer der bekannten<br />
und unerwünschten chemischen<br />
Einflußnahme auf die Qualität des entstandenen<br />
Produktes vor allem eine destabilisierende<br />
Wirkung auf das ursprünglich stabile<br />
Zweiphasensystem fest/flüssig. Zur Abhilfe<br />
mußte die Luft aus dem sekundär entstandenen<br />
instabilen Dreiphasensystem fest/<br />
flüssig/gasförmig wieder entfernt werden,<br />
was in der Regel mit einem nicht unerheblichen<br />
Energieaufwand verbunden ist, vor allem,<br />
wenn es sich um höherviskose Gemische<br />
handelte. Neben dieser Einflußnahme der<br />
Luft auf die Qualität des Endproduktes ergeben<br />
sich auch Probleme z. B. beim Aufstreichen<br />
des mit „Luft angereicherten“ Bindemittels.<br />
Das neuentwickelte System MHD 2000,<br />
IKA-Maschinenbau Janke & Kunkel GmbH<br />
& Co. KG, Staufen, erlaubt ein kontinuierliches<br />
Mischen und Dispergieren von rieselfähigen<br />
Feststoffen mit Flüssigkeiten in einem<br />
weiten Viskositätsbereich unter weitgehendem<br />
Ausschluß von Luft. Lediglich der<br />
Anteil an Luft, der dem Schüttgut zwangsläufig<br />
anhaftet, wird mit in die Suspension<br />
eingearbeitet. Die Teilchengrößen der mit<br />
dem MHD 2000 hergestellten Suspensionen<br />
können, je nach Empfindlichkeit der Ausgangsmaterialien<br />
gegenüber der Anwendung<br />
von Scherkräften bzw. in Abhängigkeit<br />
der Ausgangskorngrößen, im Bereich zwischen<br />
10 und 100µ liegen. Im Bedarfsfall<br />
können nachgeschaltete Inline-Dispergiermaschinen<br />
dafür sorgen, daß auch bei sehr<br />
„grobem“ Ausgangsmaterial nach nur einem<br />
Bearbeitungsschritt feinste Suspensionen<br />
271 11–12/97
mit Teilchengrößen im 1µ-Bereich erzeugt<br />
werden.<br />
Die hohe Leistungsfähigkeit des Systems<br />
MHD 2000 beruht vor allem darauf, daß der<br />
Flüssigkeitsstrom vor dem Vermischen mit<br />
dem Feststoff in viele Einzelströme aufgeteilt<br />
wird. Die Zuführung des Feststoffs erfolgt<br />
unter Ausnutzung der Schwerkraft<br />
und mit Unterstützung einer senkrecht<br />
nach unten fördernden Schnecke, die gleichzeitig<br />
als „Schleuse“ wirkt. Die Schleusenwirkung<br />
der Schnecke verhindert, daß Flüssigkeitsspritzer<br />
in den Einlaßbereich des<br />
Feststoffes gelangen, und damit Klumpenbildung<br />
und Verklebungen. In der Misch-<br />
11–12/97 272<br />
PAPIERERZEUGUNG<br />
kammer werden die Pulverteilchen und die<br />
peripher eingespritzte Flüssigkeit mit Hilfe<br />
eines speziellen Mischwerkzeuges intensiv<br />
miteinander vermischt und optional über<br />
ein ebenfalls in die Mischkammer integriertes<br />
Rotor-Stator-System nach außen gefördert.<br />
Neben der kontinuierlichen Arbeitsweise<br />
sind auch „halbkontinuierliche“ Arbeitsweisen<br />
möglich. Im sogenannten Anreicherungsverfahren<br />
werden definierte Mengen des festen<br />
Ausgangsmaterials kontinuierlich in<br />
den durch einen Behälter und MHD 2000 zirkulierenden<br />
Flüssigkeitsstrom eindisper-<br />
giert. Bei diesem Verfahren kann die erforderliche<br />
Feststoffmenge entweder kontinuierlich<br />
gravimetrisch oder diskontinuierlich<br />
gravimetrisch definiert werden. Die Flüssigkeitsmenge<br />
wird vor Beginn des Anreicherungsprozesses,<br />
entweder volumetrisch oder<br />
gravimetrisch definiert, in den Anreicherungsbehälter<br />
eingebracht. Im einfachsten<br />
Fall kann das System MHD 2000 auch nur<br />
dazu benutzt werden, einen oder mehrere<br />
Feststoffe definierter Menge in eine flüssige<br />
Phase klumpenfrei und staubfrei einzubringen.<br />
Dies ist besonders interessant für<br />
schwer benetzbare, spezifisch leichte pulverförmige<br />
Substanzen. ����<br />
Vorläufiges Vortragsprogramm der<br />
26. EUCEPA-Konferenz in Verbindung mit der<br />
Zellcheming-Konferenz und der Expo ‘97<br />
Montag, 23. Juni <strong>1997</strong><br />
Eröffnungsveranstaltung<br />
Begrüßung<br />
EUCEPA-Präsident H. Kessler<br />
Vorstandsmitglied<br />
Stora Feldmühle AG, Düsseldorf (D)<br />
W. Hirche<br />
Parlamentarischer Staatssekretär<br />
Bundesumweltministerium, Bonn (D)<br />
„Nachhaltige Entwicklung im Bereich der<br />
Kreislaufwirtschaft“<br />
M. Granholm<br />
Deputy Manager<br />
UPM-Kymmene Oy, Helsinki/Finnland<br />
„The Sustainable Paper Cycle – A Challenge?“<br />
Session 1 „Anforderungen an die Nachhaltigkeit“<br />
E. U. von Weizsäcker<br />
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie,<br />
Wuppertal (D)<br />
„Nachhaltigkeit – Herausforderung für die<br />
Papierwirtschaft“<br />
Session 2 „Die Antwort seitens Gesetzgebung<br />
und Industrie“<br />
St. Meissner<br />
Papiermacherzentrum Gernsbach, Gernsbach<br />
(D)<br />
„Der nachhaltige Papierkreislauf – eine Herausforderung<br />
– Antwort seitens der Gesetzgebung“<br />
G. Holzhey<br />
Haindl Papier GmbH, Augsburg (D)<br />
„Die Papierindustrie als Musterbeispiel für<br />
nachhaltiges Wirtschaften“<br />
K. Fretheim<br />
Borregaard ChemCell, Sarpsborg/Norwegen<br />
„The Challenge of Maximizing Raw Material<br />
Utilization“<br />
Session 3 „Nachhaltige Forstwirtschaft“<br />
B. Hägglund<br />
Stora Forest and Timber AB, Falun/Schweden<br />
„Sustainable Forest Management in a Global<br />
Perspective – An Attempt to Analysis“<br />
R. Scholz und M. Suda<br />
Ludwig-Maximilian-Universität, Freising (D)<br />
„Nachhaltigkeit – ein gesellschaftlicher Aushandlungsprozeß“<br />
J. P. (Hamish) Kimmins<br />
University of British Columbia, Vancouver/Kanada<br />
„Certification of Sustainability in Forestry:<br />
Does it have a sound Scientific Foundation, or<br />
is it all merely ‘Arm Warming’? A View from<br />
North America“<br />
Dienstag, 24. Juni <strong>1997</strong><br />
Session 4 „Zellstoffherstellung und<br />
-bleiche“<br />
P. J. Kleppe<br />
M. Peterson B Son AS, Moss/Norwegen<br />
„Pulping and Bleaching Practises during the<br />
next Decades“<br />
A. Teder, Ch. Lindgren und M. Lindström<br />
Royal Institute of Technology KTH, Stockholm/Schweden<br />
„Basics for Next Generation of Selective Modified<br />
Kraft Pulping’<br />
W.Wizani 1 , H. Schubert 2 , D. Breed 3 und U. Sezgi<br />
4<br />
Beloit Austria 1 , Linz/Österreich; ASAM Tech-
nologie GmbH 2 , Baienfurt (D); Beloit Pulping<br />
3 , Naahua/USA; Beloit R + D 4 , Pittsfield/USA<br />
„Setting Expectations for Extended Cooking<br />
– Yield, Bleachability and Strength“<br />
D. Lachenal<br />
Ecole Française de Papeterie et des Industries<br />
Graphiques (EFPG), Grenoble/Frankreich<br />
„Is there any Need to Improve the Bleaching<br />
Process Further?“<br />
J. Höök und P. Tomani<br />
Swedish Pulp and Paper Research Institute<br />
STFI, Stockholm/Schweden<br />
„Towards the Closed Cycle Mill for Bleached<br />
Pulp“<br />
„Holzstoffherstellung“<br />
H. Höglund<br />
SCA Graphic Research, Sundsvall/Schweden<br />
„Tomorrow’s Challenges for Mechanical<br />
Pulps – Summing-up of IMPC ‘97“<br />
Session 5 „Faserstoffe – Primär- und<br />
Sekundärfaserstoffe“<br />
L. Göttsching<br />
Institut für Papierfabrikation, Darmstadt (D)<br />
„Ohne Primärfasern keine funktionierenden<br />
Recyclingsysteme“<br />
R. Häggblom<br />
Jaakko Pöyry Consulting Oy, Vantaa/Finnland<br />
„Supply on Virgin Pulps and Recycled Fibers“<br />
G. Lambrecht 1 ,T. H. Egenes 2 und K. Grønvold-<br />
Hansen 3<br />
Kvaerner Hymac GmbH, Berg (D 1 ), Tranby/Norwegen<br />
2 , Karlstad/Schweden 3<br />
„Faserstoffversorgung der Papierindustrie<br />
nach der Jahrtausendwende“<br />
L. Odberg und L. Sjöström<br />
Swedish Pulp and Paper Research Institute<br />
STFI, Stockholm/Schweden<br />
„Influence of Wet End Chemicals an the Recyclability<br />
of Paper“<br />
M. Mühlhauser1, H. Stark2 und Ch.<br />
Merckens2<br />
Mayr-Melnhof1, Frohnleiten/Österreich, Institut<br />
für Papier-, Zellstoff- und Fasertechnik,<br />
Technische Universität Graz2, Graz/Österreich<br />
„Rohstoffstrategie für Faltschachtelkarton<br />
auf Altpapierbasis bei steigenden Recyclingquoten“<br />
H. Großmann und R. Klein<br />
Papiertechnische Stiftung PTS, München (D)<br />
„Aktuelle Qualitätsprobleme deinkter Altpapierstoffe“<br />
B. Krogerus und A. Moilanen<br />
The Finnish Pulp and Paper Research Institute<br />
KCL, Espoo/Finnland<br />
„Use of Waste Paper Ash as Paper Filler“<br />
Mittwoch, 25. Juni <strong>1997</strong><br />
ZELLCHEMING-Mitgliederversammlung<br />
(nur für Mitglieder)<br />
Session 6 „Chemische Zusatzstoffe“<br />
Chemische Zusatzstoffe – funktionell unentbehrlich<br />
und ökologisch nützlich<br />
K. Goebel<br />
SCA Fine Paper Hallein GmbH,<br />
Hallein/Österreich<br />
Einführung<br />
R. Thummer<br />
Hannoversche Papierfabriken AG, Alfeld (D)<br />
„Warum chemische Zusatzstoffe?“<br />
A. Geller<br />
Papiertechnische Stiftung PTS, München (D)<br />
„Systematik und Methodik“<br />
W. Auhorn<br />
BASF AG, Ludwigshafen (D)<br />
„Retentionsmittel und Stoffentlüfter am Beispiel<br />
holzhaltiger Druckpapiere“<br />
St. Kleemann<br />
Fachhochschule München, München (D)<br />
„Biozide am Beispiel Verpackungspapiere“<br />
W.-St. Schultz<br />
Collodin, Frankfurt am Main (D)<br />
„Leimungsmittel am Beispiel Feinpapiere“<br />
Th. Roick<br />
Bayer AG, Leverkusen (D)<br />
„Aufheller am Beispiel Feinpapiere“<br />
U. Hamm<br />
Institut für Papierfabrikation, Darmstadt (D)<br />
„Naßverfestiger am Beispiel Hygienepapiere“<br />
A. Gürtler<br />
Stora Feldmühle AG, Viersen (D)<br />
„Synthetische Bindemittel am Beispiel gestrichener<br />
Papiere“<br />
Session 7 „Papierherstellung“<br />
H. Stark<br />
Institut für Papier-, Zellstoff- und Fasertechnik,<br />
Technische Universität Graz,<br />
Graz/Österreich<br />
PAPIERERZEUGUNG<br />
„Nachhaltigkeit für eine zukunftsorientierte<br />
Papiererzeugung heißt bessere Rohstoffnutzung,<br />
Energieeinsparung und Kreislaufschließung“<br />
A. Meinecke<br />
Voith Sulzer Papiermaschinen GmbH,<br />
Heidenheim (D)<br />
„Die Papiermaschine der Zukunft im<br />
Hinblick auf den nachhaltigen Papierkreislauf“<br />
K. Edelmann 1 , S. Kaijaluoto 1 und M. Karlsson<br />
2<br />
VTT Energy 1 , Jyväskylä/Finnland; Valmet<br />
Oy 2 , Helsinki/Finnland<br />
„Towards Effluent Free Paper Mill“<br />
D. Borschke, V. Gehr und R. Mönnigmann<br />
Voith Sulzer Stoffaufbereitung GmbH, Ravensburg<br />
(D)<br />
„Die Papierherstellung aus der Sicht eines<br />
optimierten Reststoff- und Wassermanagements“<br />
K. Diedrich 1 , U. Hamm 2 und J. H. Knelissen 3<br />
Zülpich Papier GmbH 1 , Zülpich (D), Institut<br />
für Papierfabrikation 2 , Darmstadt (D), KNP<br />
BT Packaging, Roermond/Niederlande<br />
„Biologische Kreislaufwasserbehandlung in<br />
einer Papierfabrik mit geschlossenem Wasserkreislauf“<br />
Ch. Möbius und M. Cordes-Tolle<br />
CM Consult Möbius & Partner,Augsburg (D)<br />
„Paradigmenwechsel in der Vermeidung<br />
von Abwasseremissionen der Papierindustrie“.<br />
����<br />
273 11–12/97
Donnerstag, 26. Juni <strong>1997</strong><br />
Session 8 „Abfallwirtschaft“<br />
P. Culicchi<br />
SCA Packaging Italia, Porcari/Italien<br />
„The Involvement of the Paper Industry in<br />
the Waste Management“<br />
B. Bilitewski<br />
Institut für Abfallwirtschaft und Altlasten,<br />
Dresden (D)<br />
„Möglichkeiten der sortenreinen Altpapiererfassung<br />
in Haushalten“<br />
G. Galland<br />
Centre Technique du Papier,<br />
Grenoble/Frankreich<br />
„Recycling of Household Paper and Board<br />
Packaging Waste“<br />
Ch. Bienert, E. Hanecker und J. Murr<br />
Papiertechnische Stiftung PTS, München (D)<br />
„Möglichkeiten und Perspektiven der Verwertung<br />
von Reststoffen“<br />
J. Kappel, H.W. Fluch und E. Brunnmaier<br />
Andritz Actiengesellschaft, Graz/Österreich<br />
„Moderne Entwässerungssysteme für<br />
Schlämme aus der Papier- und Zellstoffindustrie“<br />
G. Pelikan und B. Lammer<br />
GAW Pildner Steinburg GmbH, Graz/Österreich<br />
„Trenntechnologie – ein Verfahren für Rohstoffrecycling<br />
in der Papierindustrie“<br />
Session 9 „Energie“<br />
A. Arjas<br />
The Finnish Pulp and Paper Research Institute<br />
KCL, Espoo/Finnland<br />
„Total or Local Optimization of Mill Energy<br />
Systems“<br />
R. Talja, R. Kerttula und M. Karlsson<br />
Valmet Corporation, Helsinki/Finnland<br />
„Future Paper Production Line Concepts Regarding<br />
Energy and Environmental Aspects“<br />
A. Gutjahr<br />
Norske Skog Bruck, Bruck/Osterreich<br />
„Moderne Energieversorgung einer Papierfabrik“<br />
J. Lähepelto<br />
The Finnish Pulp and Paper Research Institute<br />
KCL, Espoo/Finnland<br />
„Rational Use of Energy in the Finnish Paper<br />
Industry -The Sustainable Paper Energy Research<br />
Programme“<br />
E. T. Plätzer und H.-J. Putz<br />
Institut für Papierfabrikation, Darmstadt (D)<br />
11–12/97 274<br />
PAPIERERZEUGUNG<br />
„Aspekte zur Ökobilanzierung von Druckerzeugnissen<br />
am Beispiel von Zeitungen“<br />
G. Isenberg<br />
Daimler Benz AG, Stuttgart (D)<br />
„Energie und Umwelt – Aspekte zur Energieversorgung“<br />
PTS-Weiterbildungsveranstaltungen<br />
Einladungen mit Anmeldungen verschickt<br />
die Zellcheming im April/Mai <strong>1997</strong>. Für weitere<br />
Vorabanfragen steht der Verein unter<br />
der Telefonnummer (0 61 51) 3 32 64 zur Verfügung.<br />
����<br />
NACHRICHTEN AUS DER PTS<br />
Papiererzeugung (PE), Papierverarbeitung (PV)<br />
Termin<br />
Ort<br />
Preis in DM<br />
Best. Nr.<br />
Lehrgang: Materialprüfung von Haftetiketten PV<br />
15.-17.04.97 1.600 (1.350)<br />
Verfahrenstechnische Grundlagen; Materialkunde und Materialprüfung:<br />
München MH-LE 775<br />
Bedruckbarkeit und Stanzbarkeit; Demonstrationen und praktische Übungen<br />
Seminar: Wechselwirkung zwischen Druckfarbe und Papier (PE, PV)<br />
Anforderungen an das Papier durch Entwicklungstrends bei Druckver- 21.-22.04.97 910 (760)<br />
fahren; fehlende Rasterpunkte im Tiefdruck; Einflüsse auf Produktqualität; München<br />
Reklamationsfälle; Anwendung von Lacken<br />
Workshop: Moderationstraining zur Verbesserung der Teamarbeit (PE, PV)<br />
PD-SE 760<br />
Phasen der Moderation; Planung der Moderation; Moderationstechniken; 14.-16.04.971.350 (1.125)<br />
Visularierungsmethoden; Fragetechniken; Medientechniken; Moderationssicherheit<br />
und Verhalten in Gruppen;<br />
München QW-WS 799<br />
PTS-Infopakete<br />
Themen Seiten Preis in DM<br />
(Infopakete sind datenbankübliche Zusammenfassungen aus der<br />
PTS-Datenbank PAPiERTECHnik)<br />
Best.-Nr.<br />
Mikrobiozide in der Papierindustrie, Teil 2 106 84,00<br />
Wirkungsweise und Einsatz von Bioziden, insb. bei der Schleim- und<br />
Korrisionsbekämpfung; ökologische Aspekte; alternative Methoden<br />
der Schleimbekämpfung<br />
PTS-IP 28/96<br />
Packstoffe und Packstoffe mit Sperreigenschaften, Teil 2 104 98,00<br />
Materialien zur Erzeugung von Sperrschichten und ihre Eigenschaften;<br />
Herstellung von Verbundwerkstoffen; Prüfung und Bewertung der<br />
Sperreigenschaften; Marktdaten und Entwicklungstrends<br />
PTS-IP 28/96<br />
Die Preisangaben in Klammern sind für Mitglieder des Verbandes Deutscher Papierfabriken e.V. (VDP),<br />
der Forschungsvereinigung Papiertechnik e.V. (FPT) und des Vereins zur Förderung der Technischen Entwicklung<br />
und Ausbildung für die Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitende Industrie e.V. (FPS). Ausführliche<br />
Programme bitte unter 089/12146-35/-37 anfordern.<br />
FIRMEN BERICHTEN<br />
AUS PAPIERERZEUGUNG<br />
UND -VERARBEITUNG<br />
Die A. Celli S.p.A (Porcari (LU)/Italien)<br />
und deren Lieferant, die Tokuden Ltd., erhielten<br />
den Auftrag für die Lieferung eines Pilot-Soft-Kalanders<br />
für das Forschungs- und<br />
Entwicklungszentrum der schwedischen<br />
Korsnäs AB in Gävle. Der Soft-Kalander soll<br />
für Korsnäs in der Entwicklung neuer Papier-<br />
und Kartonqualitäten eine große Rolle<br />
spielen. A. Celli produziert den Ab- und Umrollerstand<br />
sowie die Hilfsanlagen für die Tokuden<br />
Mantelwalze. In der induktionsbeheizten<br />
Tokuden-Walze erzeugt unter Verwendung<br />
einer Normalfrequenz-Wechselstromspannung<br />
eine Niederfrequenz-Induktion<br />
Wärme innerhalb des Walzenmantels.<br />
Dieser Prozeß weist bei der Umwandlung von<br />
elektrischer Energie in Wärme eine Effizienz
von nahezu 100% auf. Die Nutzbreite des Pilot-Kalanders<br />
beträgt 500 mm, die Betriebsgeschwindigkeit<br />
700 m/min. Die Streckenladung<br />
des Kalanders erreicht ein Maximum<br />
von 400 N/mm. Die maximale Temperatur<br />
der Mantelwalze beträgt 360°C. Die Inbetriebnahme<br />
des Pilot-Soft-Kalanders soll im<br />
April <strong>1997</strong> erfolgen.<br />
A. Celli S.p.A, (Porcari (LU)/Italien): Das<br />
Unternehmen lieferte 28 Stoffaufläufe für<br />
Rundsiebzylinder an die italienischen Papierfabriken<br />
Cartiera Cama und Cartiera<br />
Marchigiana. Die Kästen eignen sich besonders<br />
für die Spezialpapierproduktion, für Arbeitsleistungen<br />
von max. 120 m/min. und<br />
Flächengewichte von 20—60 g/m 2 . Das wichtigste<br />
Merkmal dieser Stoffauflaufkästen ist<br />
das partielle Recycling des Stoffs, ihre einfache<br />
Konstruktion und ein günstiger Preis. Sie<br />
erfordern keine Verteilerwalze. Geschwindigkeit<br />
und Druck der Stoffzuführung werden<br />
mittels einer mobilen Scheibe mit einem<br />
schnellen pneumatischen Öffnungssystem<br />
eingestellt. Die Stoffauflaufkästen sind komplett<br />
aus rostfreiem Stahl gefertigt. ����<br />
Spannungsregelung in der<br />
Papierindustrie<br />
Von Richard Ottley*<br />
Die genaue Spannungsregelung jeder sich<br />
bewegenden Bahn – unabhängig von Sorte<br />
oder Material – ist von großer Bedeutung<br />
auch bei der Papierproduktion.<br />
Das Produkt, das die Papiermaschine verläßt,<br />
ist für den Einsatz beim Kunden zu<br />
breit. Es durchläuft daher häufig zahlreiche<br />
zusätzliche Stationen außerhalb der Papiermaschine,<br />
bevor es die Fabrik verläßt. Zu den<br />
gängigen Operationen der Primärverarbei-<br />
* Richard Ottley ist Verkaufsdirektor der Fa. CMC (Europe) Ltd.,<br />
(England).<br />
tung zählen Längsschneiden, Bogenschneiden<br />
und Satinage. Zur Erhaltung der Produktivität<br />
des gesamten Produktionsprozesses<br />
ist eine präzise Spannungsregelung in jedem<br />
dieser Vorgänge äußerst wichtig. Nachdem<br />
das Papier den Kunden erreicht hat,<br />
können weitere, sekundäre Bahnverarbeitungsoperationen<br />
erfolgen, die ebenfalls jeweils<br />
eine präzise Spannungsregelung für<br />
maximale Qualität und minimales Abfallaufkommen<br />
erfordern.<br />
Während zahlreiche veröffentlichte Charts<br />
und Tabellen die Spannungswerte für jedes<br />
Flächengewicht zeigen, ist der korrekte Wert<br />
PAPIERERZEUGUNG<br />
der aktuellen Spannung nicht nur vom Papier,<br />
sondern auch von dem ausgeführten<br />
Prozeß abhängig. Das Umrollen kann auf einer<br />
Rolle eventuell bei mittlerer Spannung<br />
erfolgen, die ausreichend für eine gute Zuführung<br />
und Bahnausrichtung ist. Die zentrale<br />
Verarbeitungspartie erfordert häufig eine<br />
sehr geringe Spannung, da das Papier naß<br />
oder gestrichen ist. An der Aufrollstation ist<br />
dann wieder eine wesentlich höhere Spannung<br />
vonnöten als bei den anderen genannten<br />
Vorgängen, damit für den Transport eine<br />
feste, gut gewickelte Rolle entsteht.<br />
Spannungsregelung für<br />
Längsschneider und<br />
Umroller<br />
Papier wird einige Meter breit hergestellt<br />
und ist, wie bereits erwähnt, für den Gebrauch<br />
zu breit. Zunächst muß es an den<br />
Kanten beschnitten und in eine geeignete<br />
Breite für den Transport und die Weiterverarbeitung<br />
gebracht werden. Dies erfolgt üblicherweise<br />
mittels eines Doppel-Trommel-<br />
Längsschneider-Umrollers. Das Sortiment<br />
von Spannungsregelungen der CMC (Europe)<br />
Ltd. ist speziell auf verschiedene Arten<br />
von Längsschneidern und Umrollern ausgerichtet.<br />
Je nach Größe und Konstruktion des<br />
Längsschneiders sind zahlreiche Konfigurationen<br />
möglich.<br />
Üblicherweise wird die Umrollspannung<br />
mittels einer einzelnen Rollenkonusbremse<br />
gesteuert, die die Papierspannung während<br />
des Umrollvorgangs gleichmäßig erhält.<br />
Große Maschinen benötigen zwei oder mehr<br />
Bremsen, häufig wassergekühlt. Sogar die<br />
großen elektrischen Bremsmotoren lassen<br />
sich präzise mittels Spannungswandlern, die<br />
275 11–12/97
sich an der Bahnrolle befinden, steuern. Ein<br />
Umroller-Spannungsregelungssystem umfaßt<br />
gewöhnlich ein Paar Spannungswellen,<br />
montiert auf einer vorhandenen Bahnrolle,<br />
eine Spannungsregelung sowie eine pneumatische<br />
Bremse. An komplexeren Maschinen<br />
findet sich ein angetriebener Spannungsisolations-Nip<br />
(manchmal sind dies die Rotationsrakel)<br />
zwischen den Ab- und Aufrollstationen.<br />
So kann die optimale Spannung für<br />
das Ab- und Aufrollen unabhängig voneinander<br />
bestimmt werden.<br />
Zu den weiteren Längsschneider-Anwendungen<br />
zählen die individuelle Spannungsmessung<br />
der geschnittenen Bahnen und die<br />
Regelung der Umroller-Motoren unter Einsatz<br />
eines Zentralcomputers, der je nach Material<br />
und angegebener Breite die gewünschte<br />
Spannung einstellt.<br />
Spannungsregelung bei<br />
Bogenschneidern<br />
Ein Bogenschneider muß primär die Bogen<br />
präzise schneiden und verpackungsgerecht<br />
stapeln können. Zur Erzielung eines maximalen<br />
Durchsatzes werden mehrere Bahnen<br />
gefahren und zusammengeschnitten, oftmals<br />
wird der Schneidevorgang simultan ausgeführt.<br />
Für geringe Toleranzen bezüglich der<br />
Bogenschnittlänge (und -breite) und zur Minimierung<br />
des Abfalls beim Anlaufen und<br />
Einrichten der Linie ist eine präzise Regelung<br />
der Papierspannung an den individuellen<br />
Rollenstationen erforderlich.<br />
Jeder Rollenstand kann mit einer direkten<br />
Spannungsmessung ausgestattet werden.<br />
Man verwendet hierfür an den vorhandenen<br />
Bahnrollen angebrachte Spannungswandler.<br />
Diese Wandler zeigen dem Bedienungspersonal<br />
die aktuelle Abrollspannung und ermöglichen<br />
somit die Einstellung jedes Rollenstands<br />
auf den optimalen Wert für die gewünschte<br />
Bogenlänge.<br />
Werden mehrere Abrollstände eingesetzt<br />
(üblicherweise bis zu 10 Stück pro Bogenschneider),<br />
verfügen diese Spannungsregelungssysteme<br />
über die Möglichkeit einer lokalen<br />
oder Fernanzeige bzw. -regelung; entweder<br />
an dem individuellen Rollenständer<br />
oder über eine Bedienerkonsole seitlich des<br />
Bogenschneiders. Obwohl diese Maschinen<br />
geringere Geschwindigkeiten erzielen als<br />
Längsschneider, erfordern sie eine zuverlässige<br />
und akkurate Regelung, um der Erzeu-<br />
11–12/97 276<br />
PAPIERERZEUGUNG<br />
gung großer Abfallmengen vorzubeugen (z. B.<br />
Bogen in der falschen Länge).<br />
Wird der Durchmesser der Abrollwalze reduziert,<br />
erhöht sich die Wahrscheinlichkeit,<br />
daß das Papier knittert. Dies kann normalerweise<br />
mittels eines Decurlers an jeder<br />
Bahn behoben werden. Ohne konstante Papierspannung<br />
würden dieses Geräte regel-<br />
mäßige Regulierung für jeden Rollendurchmesser<br />
durch das Bedienungspersonal erfordern.<br />
Denn bei falscher Einstellung würde<br />
das Papier knittern, was zu schlechter Stapelung<br />
und schließlich zu einem Ausfall des<br />
Bogenschneiders mit unvorhersehbaren<br />
Stillstandszeiten und unnötigem Papierverbrauch<br />
führen würde. ����<br />
Neues zum<br />
Kreislaufwirtschaftsgesetz<br />
Neue Vorgaben des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes<br />
European Waste Catalogue und OECD-Ampellisten<br />
Dr. J. Murr*<br />
Zur einheitlichen Bezeichnung und Klassifizierung<br />
von Abfällen hatten sich die Bundesländer<br />
1980 auf den LAGA-Abfallschlüsselkatalog<br />
geeinigt, der derzeit ca. 700 Abfallarten<br />
umfaßt. Dieser Abfallkatalog wurde<br />
u. a. als Grundlage für die untergesetzlichen<br />
Regelungen des Bundes und der Länder verwendet.<br />
Gleichzeitig mit Inkrafttreten des<br />
Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes<br />
wurde der Europäische Abfallkatalog (European<br />
Waste Catalogue – EWC) in das deutsche<br />
Umweltrecht eingeführt. Dies hat zur<br />
Konsequenz, daß nunmehr ein EU-weit einheitliches<br />
Nomenklatursystem für Abfälle<br />
besteht. Er löst den LAGA-Abfallschlüsselkatalog<br />
ab. Insbesondere für behördliche<br />
Entscheidungen gelten Übergangsfristen.<br />
Mit der EU-Abfallverbringungsverordnung,<br />
die die grenzüberschreitende Verbringung<br />
von Abfällen reglementiert, bedient<br />
man sich der Systematik der OECD (OECD-<br />
Ampelliste), die sich leider grundlegend von<br />
der LAGA- und EWC-Nomenklatur unterscheidet.<br />
Es ist davon auszugehen, daß bis zum<br />
31. 12. 1996 diese drei Nomenklatursyste-<br />
* Dr. Josef Murr ist Mitarbeiter der Papiertechnischen Stiftung<br />
(PTS) und Ressortleiter für Ökologiemanagement.<br />
me nebeneinander Verwendung finden werden.<br />
Da der EWC-Katalog überwiegend herkunftsbezogen,<br />
der LAGA-Abfallschlüsselkatalog<br />
aber nach einem gemischten System<br />
aus Stoff-, Herkunftsbezogenheit und<br />
Aggregatszustand aufgebaut ist, ist eine<br />
klare Zuordnung leider nicht immer möglich.<br />
Systematik des Europäischen<br />
Abfallkatalogs<br />
(EWC)<br />
Im Gegensatz zu den vier Obergruppen des<br />
LAGA-Abfallschlüsselkatalogs ist der EWC<br />
in zunächst 20 überwiegend herkunftsbezogene<br />
Obergruppen aufgeteilt, die wiederum<br />
in branchen- und prozeßspezifischen Untergruppen<br />
unterteilt sind. Für die Papier erzeugende<br />
und Papier verarbeitende Industrie<br />
werden insbesondere die Obergruppen<br />
� 0300 00 Abfälle aus der Holzverarbeitung<br />
und der Herstellung von Zellstoffen, Papier,<br />
Pappe, Platten und Möbeln und<br />
� 1000 00 anorganische Abfälle aus thermischen<br />
Prozessen beziehungsweise die dazugehörigen<br />
Untergruppen,
LAGA-Bezeichnung LAGA-Code EWC-Code<br />
Rinden 171 01 0303 01<br />
Spuckstoffe 184 01 0303 07<br />
Schlamm (Papierherstellung) 184 02 0303 05 (Deinking-Schlämme)<br />
0303 06 (Faser- und Papierschlämme)<br />
� 0303 00 Abfälle aus der Herstellung und<br />
Verarbeitung von Zellstoff, Papier und<br />
Pappe und<br />
� 1001 00 Abfälle aus Kraftwerken und anderen<br />
Verbrennungsanlagen relevant sein.<br />
Die beiden letzten Ziffern jeder Numerierung<br />
geben die jeweilige Abfallart an.<br />
Die Tabelle stellt für einige Abfallarten aus<br />
der Papiererzeugung die jeweiligen LAGAund<br />
EWC-Numerierungen gegenüber (siehe<br />
Tabelle).<br />
Der Umsteigekatalog LAGA/EWC bzw.<br />
EWC/LAGA soll die Umstellung der alten<br />
LAGA-Abfallschlüsselnummern auf die<br />
EWC-Nomenklatur erleichtern. Eine Reversibilität<br />
ist aber aufgrund der unterschiedlichen<br />
Ansätze – der EWC ist stark herkunftsbezogen<br />
ausgelegt, der LAGA-Abfallschlüsselkatalog<br />
ist nach einem gemischten System aufgebaut<br />
– nicht immer gegeben. Mehrfachbenennungen<br />
ergeben sich aus der Herkunftsbezogenheit<br />
des EWC, da stofflich gleichartige Abfälle<br />
in verschiedenen Wirtschaftzweigen anfallen.<br />
Es ist auch zu beachten, daß der zur<br />
Zeit gültige Umsteigekatalog der LAGA nicht<br />
verbindlich ist und die Papier und Zellstoff erzeugende<br />
Industrie bei einigen Schlüsselnummern<br />
eine andere Auffassung vertritt.<br />
PAPIERERZEUGUNG<br />
Systematik der OECD-<br />
Ampellisten<br />
Für die grenzüberschreitende Verbringung<br />
(Export, Import und Transit) von Abfällen<br />
sind vor wenigen Jahren völlig neue Rechtsgrundlagen<br />
geschaffen worden. In der Praxis<br />
sind die EU-Verbringungsverordnng und das<br />
Abfallverbringungsgesetz zu beachten. Die<br />
abfallrechtliche Kontrolle bei der grenzüberschreitenden<br />
Verbringung gilt für Abfälle zur<br />
Beseitigung und Abfälle zur Verwertung.<br />
Produkte sind von der Regelung ausgenommen.<br />
Die EU-Verbringungsverordnung<br />
teilt die Abfälle zur Verwertung nach dem<br />
Grad ihres Gefährdungspotentials in drei<br />
Kategorien nämlich „Grüne, Gelbe und Rote<br />
Liste”, ein. Danach richtet sich das jeweils anzuwendende<br />
Kontrollverfahren.<br />
Abfälle zur Verwertung aus der „Grünen<br />
Liste”, zu denen nach Anhang II der EU-Verordnung<br />
u. a. auch Abfälle von Papier, Pappe<br />
und Waren aus Papier zuzuordnen sind<br />
277 11–12/97
(GI 010 – GI 014), sind von dem Kontrollverfahren<br />
ausgenommen. Für Verwertungsabfälle<br />
der „Gelben Liste” und der „Roten Liste”<br />
gilt ein abgestuftes Kontrollverfahren. Die<br />
zur Verwertung bestimmten Abfälle sind in<br />
den Anhängen II („Grüne Liste”), Anhang III<br />
(„Gelbe Liste”) und Anhang IV („Rote Liste”)<br />
der EU-Abfallverbringungsverordnung aufgeführt.<br />
Überwachungsbedürftige<br />
und besonders überwachungsbedürftige<br />
Abfälle<br />
Das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz<br />
unterscheidet nicht mehr zwischen Abfall<br />
und Reststoff. In Umsetzung der EU-<br />
Rahmenrichtlinie hat das KrW-/AbfG den<br />
EU-rechtlichen Abfallbegriff übernommen<br />
und definiert nur noch „Abfälle zur Verwertung“<br />
und „Abfälle zur Beseitigung“. Hinsichtlich<br />
der Überwachungsbedürftigkeit ergaben<br />
sich daraus folgende Konsequenzen,<br />
die sich in Form von Rechtsverordnungen<br />
niedergeschlagen haben:<br />
� Abfälle zur Beseitigung sind immer überwachungsbedürftig.<br />
� Abfälle zur Verwertung sind nicht zwangsläufig<br />
überwachungsbedürftig.<br />
� Für die Bestimmung überwachungsbedürftiger<br />
Abfälle zur Verwertung wurde<br />
die „Bestimmungsverordnung überwachungsbedürftige<br />
Abfälle zur Verwertung“<br />
– BestüVAbfG – in Kraft gesetzt.<br />
11–12/97 278<br />
PAPIERERZEUGUNG<br />
� Für die Bestimmung besonders überwachungsbedürftiger<br />
Abfälle gilt die „Bestimmungsverordnung<br />
besonders über-<br />
wachungsbedürftiger Abfälle“ – Bestü-<br />
VAbfG.<br />
Bei der Bestimmung der besonders überwachungsbedürftigen<br />
Abfälle wurde nicht<br />
zwischen Abfällen zur Verwertung und Beseitigung<br />
unterschieden. Die Tabelle soll den<br />
Sachverhalt verdeutlichen (siehe Grafik).<br />
Einteilung von Abfällen<br />
aus der Papiererzeugung<br />
und Papierverarbeitung<br />
Aus der Untergruppe 0303 „Abfälle aus der<br />
Herstellung und Verarbeitung von Zellstoff,<br />
Papier, Pappe“ des European Waste Catalogue<br />
sind lediglich die Deinking-Schlämme<br />
aus dem Papierrecycling (EWC-Abfallschlüssel<br />
03 03 05) den überwachungsbedürftigen<br />
Abfällen zur Verwertung zugeordnet. Bei den<br />
besonders überwachungsbedürftigen Abfällen<br />
ist diese branchenspezifische Untergruppe<br />
nicht aufgeführt.<br />
Des weiteren fallen in der Papierindustrie<br />
Abfälle an, die für diesen Produktionszweig<br />
unspezifisch sind und deshalb in dieser Untergruppe<br />
nicht explizit aufgeführt sind. Ohne<br />
Anspruch auf Vollständigkeit sei darauf<br />
hingewiesen, daß z. B.<br />
� Abfälle aus Kraftwerken und anderen Verbrennungsanlagen,<br />
� verbrauchte basische Lösungen,<br />
� Abfälle aus der fotografischen Industrie,<br />
� verbrauchte Maschinen-, Getriebe- und<br />
Schmieröle<br />
zu den (besonders) überwachungsbedürftigen<br />
Abfällen zählen können. Eine klare Zuordnung<br />
werden nur die jeweiligen Betriebsbeauftragten<br />
bzw. Branchenfachleute treffen<br />
können.<br />
Die richtige Deklarierung der betriebseigenen<br />
Abfälle ist deshalb wichtig, da sich<br />
hierdurch entscheidet, ob Abfallbilanzen/<br />
Abfallwirtschaftskonzepte zu erstellen und<br />
entsprechende Nachweispflichten zur Durchführung<br />
der Verwertung und Beseitigung zu<br />
erfüllen sind.<br />
Zusammenfassung und<br />
Hinweise<br />
Das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz<br />
mit seinen Verordnungen nimmt erheblichen<br />
Einfluß auf die betriebliche Abfallwirtschaft<br />
der Papierindustrie. Unsicherhei-<br />
Impressum<br />
Verlag:<br />
P. Keppler Verlag GmbH & Co KG<br />
Industriestraße 2, D-63150 Heusenstamm<br />
(Germany)<br />
Telefon (0 61 04) 6 06-0<br />
Geschäftsführung:<br />
Hans-Gerd Koenen, Eckhart Thomas<br />
Chefredakteur:<br />
Dipl.-Kfm. Gerhard W. Brucker<br />
Telefon (0 61 04) 6 06-1 11<br />
zugleich verantwortlich für den Wirtschaftsteil<br />
Fax (0 61 04) 60 61 45<br />
Wirtschaftsredaktion:<br />
Dipl.-Betriebsw. Thomas Weber<br />
Telefon (0 61 04) 6 06-3 29<br />
Fax (0 61 04) 60 63 23<br />
Technische Redaktion:<br />
Dieter F. A. Klante (abwesend)<br />
Rubrik „Aktuelle PTS-Forschung”:<br />
Papiertechnische Stiftung (PTS), München/<br />
Heidenau<br />
Dipl.-Ing. E. Polmann<br />
Korrespondent in Frankreich:<br />
Dr. Jürgen Briem<br />
Telefon und Telefax 00 33/1 39 55 80 41<br />
Verlagsgeschäftsleitung:<br />
Heinz Egon Schmitt, Durchwahl 6 06-1 16<br />
Anzeigenleiter:<br />
Dr. Hermann Refisch, Verlagsanschrift<br />
Durchwahl 6 06-3 04, Fax 6 06-3 36<br />
Anzeigenannahme: Verlagsanschrift<br />
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Geschäftsbeziehungen stammen.<br />
ISSN 0002-5917<br />
Die Allgemeine Papier-Rundschau ist der IVW angeschlossen, die<br />
durch Kontrolle die Richtigkeit der Auflagenhöhe und ihre Verbreitung<br />
bestätigt.
ten ergeben sich durch die Neudefinition der<br />
Abfälle zur Verwertung und der Abfälle zur<br />
Beseitigung durch den European Waste Catalogue<br />
sowie der Bestimmung, ob es sich eventuell<br />
um überwachungsbedürftige Abfälle zur<br />
Beseitigung oder um besonders überwachungsbedürftige<br />
Abfälle handelt. Darüber<br />
hinaus wurde das Nachweisverfahren zur Verwertung<br />
bzw. Beseitigung von Abfällen durch<br />
die Nachweisverordnung neu ge-regelt. Um<br />
den neuen Anforderungen aus dem Abfallrecht<br />
nachzukommen, leistet die Papiertechnische<br />
Stiftung den Unternehmen der Papierindustrie<br />
gerne Hilfestellung. ����<br />
MoDo Paper Husum<br />
nach ISO 14001 zertifiziert<br />
Das Umweltmanagement von MoDo Paper<br />
Husum (Schweden) ist nach der Umwelt-<br />
Norm ISO 14001 zertifiziert worden. Das<br />
Umwelt-Zertifikat wurde Anfang Februar<br />
von Harald Rach, Direktor von SIS Certifiering<br />
AB, überreicht und bescheinigt das professionelle<br />
methodische Vorgehen des Unternehmens<br />
in Sachen Umweltschutz. ISO<br />
14001 ergänzt das ISO 9001-Zertifikat, das<br />
MoDo Paper Husum bereits 1991 bekam.<br />
Entscheidendes Kriterium für die ISO 14001-<br />
Zertifizierung ist, daß die Wirkung des jeweiligen<br />
Unternehmens auf die Umwelt<br />
ganzheitlich bewertet und überwacht wird.<br />
„Umweltaspekte sind von nun an in allen Unternehmensbereichen<br />
wichtig. Bisher betrafen<br />
sie in erster Linie die Luft- und Wasseremissionen;<br />
jetzt gelten sie auch für Transport,<br />
Rohstoffe, Einkauf, Instandhaltung,<br />
Arbeitsabläufe, Produktentwicklung und<br />
das fertige Produkt,“ erklärt Carl-Johan Alfthan,<br />
technischer Leiter von MoDo Paper Husum.<br />
Von den 1340 Mitarbeitern in Husum wird<br />
erwartet, daß sie die Umwelt-Ziele des Unternehmens<br />
verinnerlicht haben und an der<br />
Verbesserung von umweltrelevanten Prozessen<br />
im Unternehmen mitarbeiten. Entsprechende<br />
Trainingseinheiten in kleinen Gruppen<br />
werden mit allen Mitarbeitern durchgeführt.<br />
„Wir erheben den Anspruch, daß sich<br />
PAPIERERZEUGUNG<br />
alle Mitarbeiter die Ziele, Vorgänge und Aufgaben<br />
ihrer Abteilung vor Augen führen und<br />
sich bewußt sind, daß sie wirklich selbst Einfluß<br />
auf ihre Umgebung haben. Jeder sollte<br />
außerdem überdenken, inwieweit die Umweltpolitik<br />
des Unternehmens Einfluß auf<br />
die eigene Person nimmt“, so Katarina Uhlin,<br />
Leiterin Qualitätsmanagement.<br />
Anders E. Johansson, Marketing Manager<br />
der Papierfabrik Husum, betont, daß sowohl<br />
bei den Mitarbeitern als auch bei den Kunden<br />
die Bereitschaft zum umweltfreundlichen<br />
Verhalten im Beruf sowie im Privatleben<br />
groß sei und das Konzept daher zukünftig<br />
entsprechende Erfolge aufweisen würde.<br />
„Wir sind in Sachen Umweltschutz einen<br />
Schritt weitergegangen. ISO 14001 ist ein Beweis<br />
dafür, daß wir bezüglich der Umweltsituation<br />
im Unternehmen kontinuierliche<br />
Verbesserungen aufweisen können. In Zusammenarbeit<br />
mit unseren Verkaufskanälen<br />
werden wir von nun an verschiedene Aktivitäten<br />
in Angriff nehmen, um den Leuten<br />
unseren Fortschritt in Sachen Umwelt nahezubringen.“<br />
����<br />
FIRMEN BERICHTEN AUS<br />
PAPIERERZEUGUNG UND -VERARBEITUNG<br />
BemaTec SA (Morges/Lausanne,<br />
Schweiz): Nach dem Umzug nach Morges<br />
(zwischen Lausanne und Genf) hat die<br />
Schweizer Firma BemaTec SA nun ihre neuen<br />
Gebäude bezogen. Das erweiterte Technikum<br />
enthält eine Demonstrationsmaschine<br />
für Kundenversuche, komplett mit Abrollung,<br />
Auftragswerk mit der bewährten Breit-<br />
schlitzdüse GID®, Kaschierstation, Kühlstation<br />
und Aufrollung. Die 1300 mm breite Maschine<br />
ist für eine Geschwindigkeit von 150<br />
m/min ausgelegt (max. 400 m/min.). Mit der<br />
GID® (Gear-in-Die)-Düse, die speziell für<br />
Hotmelt und hochviskose Klebstoffe entwickelt<br />
wurde, können Auftragsgewichte von<br />
10—900 g/m 2 mit einer Genauigkeit von<br />
279 11–12/97
± 2 g/m 2 gefahren werden. Die BemaTec Maschinen<br />
beschichten u. a. Klebebänder, Etiketten,<br />
Papier, Kunststoff- und Metallfolien,<br />
medizinische Bänder und non-woven. Die zuletzt<br />
gelieferten Anlagen sind eine 2,5 m breite<br />
Maschine an einen Teppichhersteller in<br />
Frankreich, und eine 1,5 m breite Maschine<br />
an einen Klebebandhersteller in England.<br />
Deublin GmbH (Hofheim-Wallau):<br />
Deublin-Sint-Drehdurchführungen der Serie<br />
FS mit dem stationären Siphonsystem Delta<br />
Sint wurden speziell für schnellaufende Papiermaschinen<br />
konzipiert, um bei diesen Anlagen<br />
höhere Wirkungsgrade zu erreichen<br />
und zusätzlich Wartungskosten zu senken.<br />
Bedingt durch die spezifische Konstruktion,<br />
11–12/97 280<br />
PAPIERERZEUGUNG<br />
benötigt das Siphonsystem keine weitere Lagerung<br />
oder Unterstützung innerhalb des<br />
Trockenzylinders. Dadurch wird die Drehdurchführung<br />
wartungsärmer. Der Sint Kondensataufnahmeschuh<br />
gleitet auf dem Kondensatfilm<br />
und vermeidet durch die hydrodynamische<br />
Wirkung des Wassers selbst bei<br />
stärkeren Vibrationen jeglichen Kontakt mit<br />
der Zylinderwand. Das Kondensat wird bereits<br />
ab einem Differenzdruck von 0,12 bar<br />
evakuiert, die Schlupfdampfmenge stark reduziert<br />
und die Kontrolle der Dampfzufuhr<br />
der Trockenpartien deutlich verbessert. Dadurch<br />
soll ein höherer Wirkungsgrad erreicht<br />
werden.<br />
H. Heuser GmbH (Remscheid-Lüttringshausen):<br />
Papier, Laminate, Gewebe und andere<br />
Materialien bis 1 mm Stärke wickelt die<br />
Maschine des Typs Robust LSM/Z2E, die eine<br />
Zentrumswicklung besitzt, auf zwei Wellen<br />
zu Schmalrollen auf. Im Baukastensystemmodular<br />
aufgebaut und robust ausgelegt<br />
sind Arbeitsbreiten bis 1500 mm lieferbar.<br />
Die bedienungsfreundliche elektronische<br />
Steuerung und ein wartungsarmer AC-Getriebemotor<br />
sind in die Maschine integriert.<br />
Die optimale Anpassung der Maschine an das<br />
zu verarbeitende Material wird durch die<br />
Auswahl aus verschiedenen Schneidverfah-<br />
ren ermöglicht. So sind auch sauberste<br />
Schnittkanten nach Meinung des Herstellers<br />
kein Problem. Die Untermesserwelle kann<br />
zur Änderung der Bestückung ausgeschwenkt<br />
oder ausgebaut werden. Die Aufwicklung<br />
auf 3“- oder 6“-Wickelhülsen erfolgt<br />
unter Einsatz der Robust-Friktionswickelwellen,<br />
die zum einfachen Be- und Entladen<br />
schwenkbar gelagert sind. Auch andere Maschinen<br />
sind nach Auskunft der H. Heuser<br />
GmbH aus Remscheid mit diesen patentierten<br />
Friktionswickelwellen nachrüstbar. Sie<br />
sollten die Produktivität durch Senkung der<br />
Rüstzeiten ganz erheblich erhöhen. Maschinenstillstände<br />
durch abgerissene oder durchhängende<br />
Bahnen entfallen ebenso wie umständliche<br />
Montagearbeiten. Als max. Abrolldurchmesser<br />
sind 800 mm vorgesehen, als<br />
max. Aufrolldurchmesser 600 mm. Die Arbeitsgeschwindigkeit<br />
ist stufenlos einstellbar<br />
und beträgt max. 50 m/min. Individuell und<br />
anwendungsbezogen ergänzt werden können<br />
Ausstattungen wie Bahnkantensteuerung,<br />
Ionisierungen, Randstreifenentsorgung etc.<br />
Jagenberg Papiertechnik GmbH<br />
(Neuss) Das Unternehmen hat von der Stora<br />
Forest Industries Ltd. einen Auftrag über<br />
zwei Vari-Top-Stützwalzenroller mit Arbeitsbreiten<br />
von 9400 mm sowie einen Vari-Top-<br />
Klinikroller erhalten. Die für das Stora-Werk<br />
in Port Hawkesbury (Nova Scotia/Kanada)<br />
bestimmten Rollenschneid- und -wickelmaschinen<br />
sind mit Zentrumsantrieben und<br />
Bahnzugunterbrechung ausgestattet und ermöglichen<br />
speziell bei anspruchsvollen Papieren<br />
ein optimales Wickelresultat. Stora<br />
will auf den neuen Rollenschneidern SCA-Papiere<br />
mit Flächengewichten zwischen 40 und<br />
66 g/m 2 verarbeiten. Die Anlagen werden hinter<br />
einer neuen Papiermaschine eingesetzt,<br />
die eine Leistung von 350 000 Jahrestonnen<br />
erreichen wird. Der dritte Vari-Top mit einer<br />
Arbeitsbreite von 3800 mm wird als Doktorroller<br />
fungieren. Der Liefertermin ist für das<br />
Frühjahr <strong>1997</strong> vorgesehen. Darüber hinaus<br />
wird Jagenberg für die in der Stora-Zentrale<br />
in Falun tätige Stora-Research-Gruppe einen<br />
Laborroller (Arbeitsbreite 3800 mm) nach<br />
Kvarnsveden/Schweden liefern.<br />
E. & M. Lamort (Vitry-le-François Cedex):<br />
Das Unternehmen stellt ein von der Fa.<br />
AES Engineered Systems entwickeltes<br />
kontinuierliches Ultra-Hochdruck-Reinigungssystem<br />
auf dem Markt vor. Es handelt<br />
sich dabei um ein neues Reinigungssystem<br />
für Trockenfilze, das auch bei kontinuierlichem<br />
Lauf keine Streifenspuren auf der Papierbahn<br />
hinterlassen soll. Bei ständig zunehmendem<br />
Einsatz von recyclierten Fasern<br />
erhöht sich auch die Menge an Schmutzstoffen<br />
innerhalb der Papiermaschine. Trockenfilze<br />
sind immer anfälliger für Verschmutzungen,<br />
die die Maschinenleistung ernsthaft<br />
gefährden. Forschung und jetzt auch praktische<br />
Erfahrungen belegen, daß der Einsatz<br />
einer sehr geringen Wassermenge bei extrem<br />
hoher Geschwindigkeit das wirkungsvollste<br />
Mittel zur Reinigung der Trockenfilze darstellt.<br />
Das kontinuier-liche UHP-Trockenfilz-<br />
Reinigungssystem von E. & M. Lamort, das<br />
mit einer neuartigen, querbeweglichen Sprühvorrichtung<br />
sowie einer Kombination aus Ultra-Hochdruckwasser<br />
und -luft arbeitet, reinigt<br />
das Gewebe nach Herstellerangaben<br />
gründlich und bewahrt seine wichtigsten Betriebsmerkmale<br />
ohne Streifenbildung auf der<br />
Papierbahn oder Schädigung des Gewebes.<br />
E. & M. Lamort (Vitry-le-François Cedex):<br />
Das Unternehmen bietet ein sogenanntes<br />
Smart-Doctor-System an. Es handelt<br />
sich um ein Konzept, das dem Papierhersteller<br />
die Überwachung und Kontrolle aller kritischen<br />
Funktionen eines Schabers und insbesondere<br />
des Schaberanstellwinkel- und<br />
-rakeldrucks ermöglichen soll. Das patentierte<br />
Smart-Doctor-System ist in zwei Versionen<br />
erhältlich:<br />
� Als Überwachungspaket, das der Fabrik<br />
die Möglichkeit zur kontinuierlichen Online-Überwachung<br />
des Schaberanstellwinkels<br />
und der Oszillation gibt. Es hilft<br />
dem Papierhersteller bei der Überwachung<br />
der Schaber in kritischen Positionen,<br />
der Aufspürung potentieller Probleme<br />
und verhindert Ausfallzeiten. Das System<br />
arbeitet mit einer Vielzahl von Sensoren,<br />
einem Standard-Mikrocomputer<br />
und einer patentierten Software, die dem<br />
Maschinenpersonal bei der Papierherstellung<br />
On-line-Informationen gibt. Der<br />
Schaberanstellwinkel wird mit Hilfe eines<br />
Neigungsmessers hoher Präzision und die<br />
Schaberklingenbelastung mittels an den<br />
Druckluftzylindern angebrachten Kraftmeßdosen<br />
überwacht. Falls erforderlich,<br />
können dem Papierhersteller und Wartungspersonal<br />
zum Aufspüren von Problemen<br />
auch Vibrationssensoren und Auswertungs-Software<br />
an die Hand gegeben
werden, bevor kostspielige, ungeplante<br />
Stillstände entstehen.<br />
� Als Überwachungs- und Kontrollpaket ermöglicht<br />
das Produkt dem Papierhersteller<br />
On-line-Ferneinstellungen des Schaberanstellwinkels<br />
mittels eines im Kontrollraum<br />
installierten Computers. Das<br />
Smart-Doctor-System wurde in diesem<br />
Fall mit einem patentierten Equalizer-<br />
Schaberbalken kombiniert, der mit Hydraulikrohr<br />
zur Neueinstellung des Anstellwinkels<br />
bei laufender Maschine arbeitet.<br />
Dies soll sich beim Kreppen als besonders<br />
nützlich erweisen, wobei Anstellwinkel<br />
und Druck des Schabers einen<br />
großen Einfluß auf die Papierqualität haben<br />
können.<br />
Pallmac Belgium N.V./S.A.: Das Unternehmen<br />
als Anbieter von Abschlußanlagen<br />
für die Wellpappenindustrie installierte vor<br />
kurzem den Omni-Pall-2800-Palettierer bei<br />
der Kurt H. Schumacher KG in Ebersdorf,<br />
Deutschland. Der nach einer Martin DRO<br />
1628 (Rotationsstanze und Chargenbilder)<br />
positionierte Pallmac. Omni-Pall verarbeitet<br />
66“ x 113“ große Zuschnitte, macht einen<br />
Stapler überflüssig und verstärkt gleichzeitig<br />
die Arbeit des Chargenbilders. Sobald genug<br />
Bogen in einer Charge plaziert sind,<br />
übersteigt die Pallmac Omni-Pall die Normalgeschwindigkeit.<br />
Beispielsweise erreicht<br />
er bei der Direktstapelung eine Leistung von<br />
ca. 21 000 Zuschnitten/h, während jede Stunde<br />
42 000 getrennte Zuschnitte im Verbund<br />
palettiert werden können. Der Pallmac Omni-Pall<br />
palettiert getrennte Zuschnitte, auch<br />
bei der Verarbeitung nicht umreifter Bündel.<br />
Er stellt sich automatisch auf nahezu jeden<br />
Karton und jedes Palettiermuster ein. Der<br />
mit einem industriellen Steuersystem ausgestattete<br />
Omni-Pall kann direkt mit einem<br />
Zentralcomputer kommunizieren. Mehrere<br />
tausend Muster lassen sich programmieren<br />
und speichern. Der Palettierer ist in Reihenund<br />
Verbandmuster-Stapelversionen erhältlich,<br />
die es ermöglichen, jede zweite Lage automatisch<br />
mittels eines Lagenwenders zu<br />
wenden.<br />
A. Reker GmbH (Lage, Deutschland): Die<br />
KNP Leykam GmbH (Gratkorn) bestellte für<br />
das Projekt ,,PM11-Triple Star“ vier vollautomatische<br />
Palettenverpackungs-Linien mit<br />
je einer Leistung von 60 Paletten pro Stunde<br />
bei der Reker GmbH. Die Paletten werden<br />
mit einem sogenannten ,,Vorhang-System“<br />
verpackt und anschließend vollautomatisch<br />
etikettiert. Jede Verpackungslinie beinhaltet<br />
eine Maschine zum Ausrichten der Papierstapel.<br />
Der Lieferumfang umfaßt auch den<br />
Palettentransport zur automatischen Lkw-<br />
Beladung. Die Anlagen werden im März <strong>1997</strong><br />
montiert und in Betrieb genommen.<br />
Polar Mohr: Mit Schnittlänge und Einlegetiefe<br />
von 67 cm und Einsatzhöhe von 8 cm<br />
schneidet die Polar 66 Formate bis 34 x 46 cm<br />
und 36 x 52 cm (Diagonale 64 cm) und kann<br />
26”-Bogen (66 cm) halbieren. Die Maschine<br />
ist einfach programmierbar und nimmt 99<br />
Programme auf (auch mit Auftrags- oder Programmnummer).<br />
Sie verfügt über eine Speicherkapazität<br />
von 5550 Schritten. Das Formatprogramm<br />
mit grafischer Bedienerführung<br />
in Window-Technik erleichtert die<br />
Programmierung zusätzlich. Dadurch kann<br />
jeder die Maschine ohne Vorkenntnisse leicht<br />
bedienen. Die Programmsteuerung besorgt<br />
das Schneiden von Wiederholaufträgen praktisch<br />
ohne Einstellzeit (dauerhafter Programmspeicher).<br />
Polar 66 schneidet alle im<br />
Kleinformatbereich gängigen Materialien.<br />
Sie ist sofort betriebsbereit, und ihre Motoren<br />
laufen nur beim Schneiden. Dadurch ist sie<br />
besonders leise und energiesparend. Sie bietet<br />
umfassenden Schutz für Bedienpersonen.<br />
CE-Normen-Erfüllung (2-Hand-Schnittauslösung,<br />
selbstüberwachendes Lichtgitter, Untergreifsicherung<br />
an Preßbalken,Vollverklei-<br />
PAPIERERZEUGUNG<br />
dung des Hintertisches) und hat zusätzlich<br />
das GS-Zertifikat.<br />
R. A. Rodriguez GmbH: Um Konstruktionen,<br />
in denen aggressive Medien wie Laugen,<br />
Säuren und Salzlösungen eine Rolle<br />
spielen, dauerhaft und sicher zu gestalten,<br />
gewinnt der Einsatz von Gehäuselagern mit<br />
passenden Kugel- und Gleitlagern aus Kunststoff<br />
zunehmend an Bedeutung. Flansch- und<br />
Stehgehäuselager gibt es aus thermoplastischem<br />
Polyester mit Glasfaserverstärkung.<br />
Diese selbsteinstellenden Präzisionsteile<br />
sind widerstandsfähig, verschleiß- und stoßfest<br />
und verhindern im Gegensatz zu Gußoder<br />
Stahlgehäusen die Bildung von Mikroorganismen,<br />
auch gegen chemische Substanzen<br />
wie Kohlenwasserstoff, Benzin, Öle und<br />
Fette, alkoholisch-ätherische Lösungen, Aceton,<br />
verdünnte Säuren (pH 4–9) und Laugen,<br />
Reinigungsmittel und viele Salzlösungen. Sie<br />
sind einsatzüberdeckend zu den Standardgehäusen<br />
von den bekannten Lagerherstellern<br />
und können somit auch bei bestehenden<br />
Konstruktionen montiert und ausgetauscht<br />
werden. Die ungeteilten und in Grün lieferbaren<br />
Gehäuselager (bei größeren Mengen<br />
kann auch in Schwarz geliefert werden) stehen<br />
ohne und mit zwei Lageroptionen zur<br />
Verfügung. Übrigens gibt es dazu einen Katalog„Edelstahl-Polymer-Gehäuseeinheiten“.<br />
Auch bietet der Hersteller individuelle<br />
Beratung bei allen Problemfällen durch<br />
Fachingenieure an. ����<br />
283 11–12/97