Ausg. 11+12 - apr
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schichtungen in der Rohstoffversorgung speziell<br />
bei h’h-Papieren, die zu 12% bei grafischen<br />
und zu 40% bei Zeitungsdruckpapieren<br />
aus recyclierten Fasern bestehen (bei LWC<br />
schon 15%). Die Zahl der großen Anlagen<br />
wächst und tendiert nach 2000 m/min, die<br />
Wickelfehler schrumpfen auf 2 bis 3%. Der<br />
Referent ließ sodann die neuen technischen<br />
Fortschritte Revue passieren (bei Walzen,<br />
Schuhpressen, Streichfarbenapplikationen,<br />
beim Trend vom SC- zum Januskalander<br />
etc.), wobei der Zero Impact Coater das Ziel<br />
bleibt. Die Diskussion über TCF- bzw. ECF-<br />
Bleichen hält er für imagefördernd, warnte<br />
aber vor Überregulierungen bei der Zuweisung<br />
von Öko-Labeln.<br />
Das Substitutionspotential von Papier<br />
setzte er mit 5 – 9% bis 2010 cm, denn laut<br />
Wall Street Journal verursachen die neuen<br />
Medien keinen Kundenverlust und bleiben<br />
auch ohne Einfluß auf die Printwerbung, wie<br />
der Jahresversand von 200 Katalogen (!!) pro<br />
Familie in den USA demonstriert.<br />
M. Helbling hatte sodann die „Technologischen<br />
Trends und ihre Auswirkungen auf gestrichene<br />
Papiere“ im Visier. Noch immer ziehen<br />
die Printmedien 180 Mrd. Euro p.a. des<br />
Werbekuchens an sich, die neuen Medien dagegen<br />
nur 15 Mrd., die aber dann den Vorzug<br />
verdienen, wenn es sich um sehr schnell verfügbare<br />
Informationen handelt wie z. B. bei<br />
Kursentwicklungen an der Börse. Auch der<br />
Fiskus verhält sich da sehr modern: in Bayern<br />
kann man seine Einkommensteuererklärung<br />
1 schon per e-mail abgeben! Eine weitere<br />
Rückführungsmöglichkeit beim Papiereinsatz<br />
sieht Helbling in einer Nutzung des<br />
Internet für den Informationsfluß innerhalb<br />
eines Konzerns, was man als Intranet bezeichnet.<br />
Nichtsdestoweniger wird es eine papierlose<br />
Gesellschaft niemals geben, denn allen<br />
Unkenrufen zum Trotz wird der Papierverbrauch<br />
stetig zunehmen!<br />
M. Haller fielen interessante Daten zu<br />
Streichpigmenten ein. Schon 1470 benutzte<br />
man geriebene Kreide in Buntpapieren, wie<br />
später auch Lavoisier bei der Herstellung von<br />
Assignaten, wofür er 1793 in den Sack niesen<br />
mußte 2 . Das erste echte Pigment tauchte<br />
1865 als Bleiweiß im Papier auf, und 1892<br />
11–12/98 250<br />
PAPIERERZEUGUNG<br />
1 Wenn das der Aufsichtsratpräses Röller der Dresdner Bank rechtzeitig<br />
gewußt hätte, wäre er vielleicht noch heute Aufsichtsratvorsitzender! –<br />
Denn e-mail hätte seine Anlagen in Liechtenstein sofort dem Fiskus offenbart!<br />
– Die Red.<br />
2 So menschenfreundlich drückte man damals das Kopfabtrennen aus –<br />
Gentlemen gaben dem Henker sogar ein Trinkgeld! – Die Red.<br />
3 Wie schön, daß inzwischen in Brasilien ganz erstklassige Kaolin-Lagerstätten<br />
erschlossen wurden. – Die Red.<br />
schlug die Geburtsstunde der Porzellanerde<br />
im Kunstdruckpapier. Erst in diesem Jahrhundert<br />
entwickelte sich die aktuelle Pigmentvielfalt,<br />
deren Streichpigmentanteil<br />
sich allein seit 1970 verzehnfacht hat, bei Anteilen<br />
bis zu 50% in h’f Papieren. Von global<br />
12 Mio. t entfallen 54% auf Kaolin, 36% auf<br />
CaCO3 und nur 10% auf TiO2 und andere.<br />
Deren Verbrauch ist erdteilabhängig: 43%<br />
verbraucht Europa, 33% Amerika und 19%<br />
Asien. Von 5,2 Mio. t in Europa entfallen 54%<br />
auf CaCO3, 38% auf Kaolin. In den USA dagegen<br />
beanspruchen von 4 Mio. t die Kaoline<br />
73%, die Karbonate nur 15%. Auch die Eigenschaftsprofile<br />
differieren: in USA präponderieren<br />
Opazität und Streifigkeit, in Europa<br />
Weiße und Bedruckbarkeit. Auf beiden<br />
Kontinenten sind aber die üblichen Auswahlkriterien<br />
(Preis-Leistungsrelation im<br />
Wettbewerb, Papierqualitätsbeinflussung<br />
etc.) um Ökologie-Aspekte erweitert worden.<br />
Streichpigmente erfreuen sich höchster<br />
Zuwachsraten, denn Streichen wächst<br />
schneller als Füllen von Papier. Haller rechnet<br />
deshalb für 2010 mit einem Verbrauchsanstieg<br />
auf 24 Mio. t Pigmente! 3<br />
Heinrich raffte sich nach sehr dürftiger<br />
Diskussion zu der Bemerkung auf, die Referenten<br />
seinen ja „nicht mit Fragen überschüttet“<br />
worden. Allein das fast randvoll gefüllte<br />
Auditorium beeindruckte zutiefst – in<br />
Baden-Baden völlig unvorstellbar. Allerdings:<br />
Die Expertendichte war in München<br />
vielleicht um eine Größenordnung ausgeprägter<br />
(mit 110 berufserfahrenen Referenten!).<br />
P. W. Rizzi nutzte die vorgesehen Pause zur<br />
Verleihung der PTS-Medaille an L. Huggenberger<br />
(Omya Pluess-Staufer AG in Oftringen/Schweiz)<br />
für seine Verdienste um das<br />
Streichen mit hohen Pigmentkonzentrationen<br />
bei hohen Abzügen; nicht zuletzt habe<br />
sich Huggenberger um viele PTS-Seminare<br />
verdient gemacht! Huggenberger bedankte<br />
sich bündig und aufrichtig und verwies auf<br />
die Kooperation mit J. Weigl, die schon seit<br />
drei Dezennien Bestand hat.<br />
Nach der Pause äußerte sich H. U. Körner<br />
zu Thermotransfer-Druck-Papiere – Märkte,<br />
Grundlagen und Produkte, die Laser- und Inkjet-Papieren<br />
ähnlich sind, aber nur in einer<br />
Nische reüssieren, z. B. bei Barcode-Anwendungen<br />
oder aber im Textildruck. Die belangreichen<br />
Systemkomponenten wie Druckkopf,<br />
Farbband und Transferpapier zur Fixierung<br />
und Beständigkeit der 5µ-Farb-<br />
schichten wurden sehr instruktiv vorgestellt.<br />
Dabei komme es sehr auf die Oberflächenspannung<br />
des Papiers (mN/m) an! Letztlich<br />
hängten aber 80% der Druckqualität von der<br />
Oberflächenglätte ab; deren Mikroporosität<br />
offenbart der Cobb-Test, ebensogut auch die<br />
Penetrationslänge von Toluol. Marktgängige<br />
Transferdruckpapiere wurden auf diese Parameter<br />
hin untersucht und vorgestellt.<br />
R. Sangl berichtete (mit Frau. K. Dittrich<br />
und J. Weigl) über Neue Dispergiermittelsysteme<br />
für Streichpigmente, die von dem Faktum<br />
ausgingen, daß es einer intensiven anionischen<br />
Ladungsdichte bedarf, um die originären<br />
Pigmentagglomerate in ihre Primärpartikel<br />
zu dispergieren, wozu sich unter anderem<br />
Polyacrylate eignen. Die finale Partikelgröße<br />
tangiert das Laufverhalten der<br />
Streichfarbe sowie die Streichqualität. Simultan<br />
agiert das Dispergiermittel aber auch<br />
als Störstoff, wenn es bei Zusatz von Ausschüssen<br />
etc. mit kationischen Hilfsmitteln<br />
kollidiert.<br />
Die PTS versuchte es deshalb, Dispergiermittelsysteme<br />
mit geringerer negativer Ladungsdichte<br />
zu entwickeln, indem man die<br />
Anionika durch Schutzkolloide ersetzte, die<br />
mit Kationika nicht interaktieren, wie z. B.<br />
Na-Hydroxycarbonsäuren in Kombination<br />
mit Polyvinyl-Alkohol oder Pyrrolidon, die<br />
überdies auch noch als Cobinder wirken. Im<br />
Endergebnis erwiesen sich solche Dispergiersysteme<br />
mit reduzierter anionischer Ladung<br />
den polyanionischen Dispergierern als<br />
gleichwertig, jedoch bei simultaner Verminderung<br />
der Störstofffracht. Schutzkolloide<br />
befördern außerdem den Weißgrad des<br />
Strichs. Die Prüfung der Rezepturen erfolgte<br />
auf einem Helicoater der VESTRA. Die Übertragung<br />
dieser Einsichten auf Füllstoffe mit<br />
modifiziertem Citrat hat sich auch betrieblich<br />
bewährt.<br />
M. Lex (mit Ch. Kohl, I. Trummer und W.<br />
Probst) verfolgte ein ähnliches Ziel mit Praktische<br />
Erfahrungen mit einem neuen Dispergiermittel.<br />
Die Autoren sahen die klassischen<br />
Dispergiersysteme ähnlich kritisch wie<br />
Sangl und Weigl und ersetzten Polyacrylat<br />
durch modifizierte Citrate mit niedrigerer<br />
Ladungsdichte. Ein zweitägiger Betriebsversuch<br />
lieferte ein verkaufsfähiges LWC-Offsetdruckpapier<br />
mit 48 g/m 2 , wozu ein Oberpfälzer<br />
Kaolin mit 78% < 2µ verwendet wurde.<br />
Farbabdeckung und Bedruckbarkeit befriedigten,<br />
auch die Runability. Allfällige Effekte<br />
im PM-Kreislauf und im Abwasser be-