Prof. Dr. H. - Simon Schlauri
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Übungen im Handels- und Wirtschaftsrecht SS 2006<br />
<strong>Dr</strong>. Reto Arpagaus<br />
Fall Nr. 3<br />
Verkauf mit Reue<br />
Gertsch ist Alleinaktionär und einziger Verwaltungsrat der Gertsch Plastics AG („GP AG“),<br />
einer auf die Entwicklung neuer Plastikkonsumgüter spezialisierten Firma. Hodler ist Alleinaktionär<br />
der Hodler AG, eines alteingesessenen Familienunternehmens zur Herstellung von<br />
Plastikprodukten.<br />
Hodler hat keine Nachkommen und verkauft sämtliche Aktien der Hodler AG an Gertsch. Der<br />
Kaufpreis ist gemäss Kaufvertrag in Raten zu zahlen. Gertsch wurde zum VR-Präsident und<br />
Schmid, ein langjähriger treuer Angestellter der GP AG, zum Mitglied des VR der Hodler AG<br />
gewählt. Hodler blieb ebenfalls Mitglied des VR der Hodler AG, wie er sich dies bis zur vollständigen<br />
Bezahlung des Kaufpreises vorbehalten hatte.<br />
Zwei Jahre später war die Hodler AG völlig illiquid, die Banken drohten mit der Kündigung<br />
aller Kredite und die Saläre der Angestellten konnten nicht mehr bezahlt werden. Hodler, ein<br />
Unternehmer mit sozialem Verantwortungsbewusstsein, fühlte sich gegenüber seinen langjährigen<br />
Angestellten verpflichtet und wollte den Konkurs seiner ehemaligen Unternehmung<br />
abwenden. Er kaufte deshalb von Gertsch die Aktien der Hodler AG wieder zurück und sanierte<br />
die Unternehmung, indem er rund CHF 3 Mio. in die Gesellschaft investierte.<br />
Hodler kommt nun zu Ihnen und berichtet folgendes:<br />
Zwar sei der Geschäftsgang der Holder AG im Zeitpunkt des Verkaufs seiner Aktien an<br />
Gertsch nicht mehr besonders gut gewesen, weil der Betrieb in Bezug auf die Anlagen und<br />
die Unternehmungsführung veraltet gewesen sei. Der Wert der Gesellschaft habe vor allem<br />
im Besitz grosser Liegenschaften bestanden, die um mehrere Millionen Franken unter dem<br />
Verkehrswert bilanziert gewesen seien. Gertsch sei vor allem an diesen stillen Reserven<br />
interessiert gewesen.<br />
Gertsch habe denn auch nach dem Aktienkauf für die Hodler AG von der Hausbank der GP<br />
AG einen Hypothekarkredit von Franken 2 Millionen beschafft und diesen innert einem Jahr<br />
voll ausgeschöpft. Alle Kreditbezüge seien durch folgende Geschäfte letztlich an die GP AG<br />
geflossen: Gertsch habe den Abschluss von schriftlichen Kaufverträgen zwischen der Hodler<br />
AG (vertreten durch Schmid) und der GP AG (vertreten durch Gertsch) veranlasst, in welchen<br />
die Hodler AG zahlreiche Produktionswerkzeuge von der GP AG zu einem dreifach<br />
übersetzten Preis kaufte.<br />
Im Verwaltungsrat der Hodler AG sei über diese Käufe jeweils gesprochen worden. Hodler<br />
habe stets heftig opponiert, weil die Preise im Vergleich zu denjenigen anderer Entwicklungsfirmen<br />
weit übersetzt waren und weil er wusste, dass die Hodler AG betrieblich gar<br />
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