08 008 <strong>AND</strong>RITZ Geschäftsbericht 2006 Kundenprojekte Geschäftsbereich Zellstoff und Papier Mit dem neuen Andritz-Hochleistungsrückgewinnungskessel kann das Werk Östrand jährlich 500 Gigawattstunden „grünen Strom“ produzieren – damit kann die Zellstoffproduktion praktisch energieautark betrieben werden.
Die weltweit tätige SCA-Gruppe entwickelt, er- zeugt und liefert Hygienepapierprodukte, Tissue- papier, Verpackungspapiere, Zeitungsdruckpapier und Vollholzprodukte. Produziert wird in 40 Län- dern, verkauft in rund 90 Länder. SCA verwaltet rund 2,6 Millionen Hektar Wald – damit ist SCA der größte Waldbewirtschafter in Europa – und bietet als eines der wenigen Unternehmen weltweit zer- tifizierte Papierprodukte aus vollständig chlorfrei gebleichtem Zellstoff an. Andritz hat an SCA einen neuartigen Rückgewinnungskessel für das Werk in Östrand, Schweden, geliefert. Der Kessel wurde im Oktober 2006 in Betrieb genommen. Wir spra- chen mit Kenneth Eriksson, Vorsitzender der Ge- schäftsleitung des Bereichs Forest Products der SCA-Gruppe, über erneuerbare Energien und den Beitrag, den Andritz dazu leistet. Beruflicher Werdegang Ich bin gelernter Maschinenbauingenieur und arbeite seit 19 1 in der Papier- und Zellstoffindustrie. Damals begann ich bei MoDo Mekan, der Maschinendivision von MoDo Paper. 19 9 ging ich zu SCA und wurde Projektleiter, später Leiter der Wartung und Instandhaltung, im Werk Östrand. Anschließend leitete ich neun Jahre lang ein aus der Firma Sunds Defibrator hervorgegangenes Unternehmen, das Technologien und Produktionsanlagen für die Papier- und Zellstoffindustrie lieferte. 199 wechselte ich wieder zu SCA und übernahm die Leitung von SCA Graphic Sundsvall; das ist der SCA-Bereich, der Pressepapier erzeugt. Seit 2000 bin ich Leiter des Geschäftsbereichs Forest Products. Das Projekt Östrand Das Werk Östrand ist ein sehr wichtiges Glied in der Wertschöpfungskette vom Wald bis zum Endprodukt für den Kunden. Aufgrund unserer Pläne für das Werk brauchten wir mehr Kapazität im Rückgewinnungskessel; noch dazu war der alte Kessel bereits zu einer Engstelle im Prozess geworden. Ein Umbau hätte einen sehr langen Anlagenstillstand mit sich gebracht, außerdem hätten wir mit der alten Technologie keine höheren Dampfwerte erreichen können. Unsere Leute haben die ganze Welt bereist und sich die Technologien mit der höchsten Energieausbeute angesehen. Das hat uns überzeugt, dass wir mit einem neuen Kessel Temperatur- und Dampfwerte erzielen können, die noch nie zuvor erreicht wurden. Und damit fiel die Wahl auf Andritz. Die Lösungen von Andritz haben uns sehr beeindruckt. Zusätzlich zur erhöhten Dampferzeugung, die eine verbesserte Stromausbeute bringt, wollten wir auch noch so viel heißes Wasser wie möglich gewinnen. Der Andritz- Kessel ist so konstruiert, dass er ein Maximum an Energie aus dem Verbrennen der Schwarzlauge herausholt. Nach zwei Jahren Arbeit und Investitionen in Höhe von 1 0 Millionen Euro ist unser neuer Andritz-Hochleistungsrückgewinnungskessel (HERB – High Efficiency Recovery Boiler) jetzt in Betrieb. Wir können damit 00 Gigawattstunden (GWh) Strom pro Jahr erzeugen – genug, um Östrand praktisch energieautark zu betreiben. Der Kessel wurde genau termingerecht geliefert. Die Kosten lagen im geplanten Rahmen. Während des gesamten Projekts gab es keinen einzigen nennenswerten Zwischenfall. Andritz hat sehr, sehr gute Arbeit geleistet. Die Projektkoordination war ausgezeichnet. Wir ziehen unseren Hut vor dem Andritz-Team, wir sind wirklich sehr zufrieden. Überzeugende Lösungen Die technischen Lösungen, die Andritz für die interne Wärmerückgewinnung angeboten hat, waren wirklich überzeugend. Wir wussten, dass die Stromausbeute hoch sein würde. Was uns aber wirklich beeindruckt hat, war die Art und Weise, wie Andritz an die Erweiterung des Kessels heranging. Der Kessel war ursprünglich für einen Durchsatz von 3.300 Tagestonnen bei einer Temperatur von 1 ° C und einem Druck von 10 Bar ausgelegt. Derzeit wird der Kessel mit nur 2. 00 Tagestonnen betrieben; in Zukunft kann er auf . 00 Tagestonnen bei unveränderter Temperatur und gleichem Druck erweitert werden. Andritz schlug vor, die Erweiterung zu realisieren, indem man die Seitenwand – statt wie üblich die vordere Wand – versetzt. Eine innovative Methode, die eindeutig Vorteile bringt. Kundenprojekte Geschäftsbereich Zellstoff und Papier 009 „GRüNER sTROm“ AUs BiOmAssE Interview mit Kenneth Eriksson Vorsitzender der Geschäftsleitung des Bereichs Forest Products der SCA-Gruppe Aus Schwarz wird Grün Bevor der Andritz-Kessel in Betrieb ging, erzeugte Östrand 2 2 GWh Strom. Mit dem neuen Kessel und Turbinengenerator sind es 68 GWh. Weil wir Biomasse für die Stromerzeugung verwenden, bekommen wir „Grüne Zertifikate“, die die Reduzierung des CO -Aus- 2 stoßes auch wirtschaftlich interessant machen. SCA finanziert einige futuristische Forschungsprogramme zur Entwicklung von Technologien zur Energieerzeugung, doch meiner Meinung nach ist unsere Vorgehensweise im Werk Östrand – die Erhöhung des Drucks und der Einsatz erprobter Technologien zur Erzeugung eines Maximums an Strom aus Schwarzlauge – der wichtigste Schritt, den wir bisher getan haben. Wir sind in einer kapitalintensiven Branche. Wir dürfen unsere Wirtschaftlichkeit in einem so wesentlichen Bereich unseres Produktionsprozesses nicht durch unausgegorene Technologien aufs Spiel setzen. Herausforderung Energie Die hohen Stromkosten in Schweden waren auch ein wesentlicher Grund dafür, dass wir uns für die HERB- Technologie von Andritz entschieden haben. Der Strompreis in Schweden hat sich in den letzten vier Jahren verdreifacht. Unsere Kunden in aller Welt würden niemals akzeptieren, dass wir diese Preiserhöhungen an sie weitergeben. Die Energiepreise werden auch in Zukunft weiter steigen. Erdöl wird immer knapper werden. Integrierte Wärmerückgewinnungssysteme sind daher immer gefragter. Wir haben die Möglichkeit, die Wärme, die unsere Fabriken normalerweise in die Luft und ins Wasser abgeben, einzufangen und zum allgemeinen Nutzen einzusetzen. Unsere Papierfabrik in Ortviken beispielsweise liefert Heißwasser für das zentrale Heizsystem der Stadt. <strong>AND</strong>RITZ Geschäftsbericht 2006