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Die Zukunft der Meere ? zu warm, zu hoch, zu sauer - WBGU

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von diesen Gasen nur das CO 2 verantwortlich. Eine<br />

Stabilisierung bei 450 ppm bis 2100 würde den pH-<br />

Wert um nur 0,17 reduzieren, also die Ver<strong>sauer</strong>ungsleitplanke<br />

einhalten. <strong>Die</strong> Einhaltung <strong>der</strong> Klimaschutzleitplanke<br />

von 2°C macht – je nach Klimasensitivität<br />

– ebenfalls eine Stabilisierungskonzentration<br />

bei 450 ppm o<strong>der</strong> weniger notwendig. Daher würde<br />

die Einhaltung <strong>der</strong> Klimaschutzleitplanke auch die<br />

Einhaltung <strong>der</strong> Ver<strong>sauer</strong>ungsleitplanke einschließen,<br />

vorausgesetzt, dass CO 2 bei <strong>der</strong> Emissionsreduktion<br />

angemessen berücksichtigt wird.<br />

4.5<br />

Handlungsempfehlungen: Klimaschutz und<br />

<strong>Meere</strong>sschutz verknüpfen<br />

In den 1970er und 1980er Jahren wurde das Phänomen<br />

des „Sauren Regens“ bekannt. Verantwortlich<br />

sind säurebildende Abgase aus <strong>der</strong> Verbrennung fossiler<br />

Energieträger (vor allem SO 2 und NO X ). <strong>Die</strong>ses<br />

Problem, nicht <strong>zu</strong>letzt verbunden mit dem Medienecho<br />

unter dem Schlagwort „Waldsterben“, übte<br />

erheblichen Druck auf Politik und Industrie aus. Mit<br />

großem technischen und finanziellen Aufwand wurden<br />

daraufhin die Großkraftwerke mit Rauchgaswäschern<br />

ausgestattet, Katalysatoren für Autos vorgeschrieben<br />

und großflächig Wäl<strong>der</strong> und Seen gekalkt.<br />

Vergleicht man den Sauren Regen mit <strong>der</strong> jetzt<br />

bereits laufenden Ver<strong>sauer</strong>ung <strong>der</strong> Weltmeere, so<br />

wiegt die Gefährdung <strong>der</strong> Weltmeere erheblich<br />

schwerer. Dennoch ist das Medien- und Politikinteresse<br />

im Vergleich <strong>zu</strong>m Sauren Regen vernachlässigbar<br />

klein und das Problem wird nahe<strong>zu</strong> ignoriert. <strong>Die</strong><br />

Politik ist daher aufgerufen, das Problem <strong>der</strong> Ver<strong>sauer</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Weltmeere in seiner Tragweite <strong>zu</strong><br />

erkennen und ähnlich weitreichende und effektive<br />

Maßnahmen um<strong>zu</strong>setzen wie beim Sauren Regen.<br />

4.5.1<br />

Rolle von CO 2 im Klimaschutz neu bewerten<br />

<strong>Die</strong> Freiset<strong>zu</strong>ng von CO 2 zieht beson<strong>der</strong>s weitreichende<br />

Folgen für <strong>Meere</strong>sökosysteme nach sich:<br />

Einerseits wirkt CO 2 als Treibhausgas auf den Strahlungshaushalt<br />

<strong>der</strong> Atmosphäre und trägt damit <strong>zu</strong>r<br />

globalen Erwärmung und damit auch <strong>zu</strong>r Erwärmung<br />

des <strong>Meere</strong>s bei. An<strong>der</strong>erseits löst sich ein großer<br />

Teil des durch die Menschen emittierten CO 2 im<br />

Meerwasser, wo es <strong>zu</strong>sätzlich <strong>zu</strong> chemischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

führt.Angesichts dieser beson<strong>der</strong>s schädlichen<br />

Wirkungen des CO 2 auf das Meer sollte diesem<br />

Treibhausgas im Rahmen <strong>der</strong> Klimapolitik beson<strong>der</strong>e<br />

Aufmerksamkeit geschenkt werden.<br />

Handlungsempfehlungen: Klimaschutz und <strong>Meere</strong>sschutz verknüpfen 4.5<br />

Handlungsbedarf<br />

<strong>Die</strong> Einhaltung <strong>der</strong> Leitplanke <strong>zu</strong>r Ver<strong>sauer</strong>ung des<br />

<strong>Meere</strong>s ist nur durch die Begren<strong>zu</strong>ng des Anstiegs<br />

<strong>der</strong> atmosphärischen CO 2 -Konzentration möglich.<br />

Technische Lösungen, wie etwa eine Kalkung <strong>der</strong><br />

Oberflächenschicht des <strong>Meere</strong>s, sind angesichts <strong>der</strong><br />

Größenordnung des Problems unrealistisch (Raven<br />

et al., 2005). Allerdings wird sich das ver<strong>sauer</strong>te<br />

Oberflächenwasser mit den Ozeanströmungen im<br />

Zeitraum von Jahrhun<strong>der</strong>ten auch in die Tiefsee<br />

mischen. Eine Handlungsoption ist daher die Stabilisierung<br />

<strong>der</strong> atmosphärischen CO 2 -Konzentration,<br />

was langfristig auch eine Ver<strong>sauer</strong>ung <strong>der</strong> tieferen<br />

<strong>Meere</strong>sschichten auf das Niveau <strong>der</strong> Oberflächenschicht<br />

<strong>zu</strong>r Folge hätte. Alternativ könnte auch eine<br />

Obergrenze für die insgesamt durch die Menschen in<br />

die Atmosphäre emittierte Menge an CO 2 vereinbart<br />

werden. Dadurch könnte mittelfristig die CO 2 -Konzentration<br />

in <strong>der</strong> Atmosphäre wie<strong>der</strong> absinken und<br />

eine Ver<strong>sauer</strong>ung <strong>der</strong> Tiefsee vermieden werden.<br />

Rechtliche Grundlagen<br />

Durch die <strong>der</strong>zeitigen klimapolitischen Instrumente<br />

wird <strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong> Ver<strong>sauer</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Meere</strong> aufgrund<br />

des CO 2-Eintrags nicht berücksichtigt. Nach<br />

Ansicht des <strong>WBGU</strong> ergibt sich aber aus <strong>der</strong> Klimarahmenkonvention<br />

(UNFCCC), dass den Auswirkungen<br />

des Klimawandels auf die <strong>Meere</strong> Rechnung<br />

<strong>zu</strong> tragen ist, auch wenn dieser Aspekt we<strong>der</strong> beim<br />

Abschluss <strong>der</strong> UNFCCC im Vor<strong>der</strong>grund stand noch<br />

im Kioto-Protokoll bei <strong>der</strong> Festlegung <strong>der</strong> Reduktionsverpflichtungen<br />

erfasst wurde. Nach Art. 1 Abs. 3<br />

UNFCCC ist nämlich unter „Klimasystem“ die<br />

Gesamtheit <strong>der</strong> Atmosphäre, Hydrosphäre, Biosphäre<br />

und Geosphäre inklusive <strong>der</strong>en Wechselwirkungen<br />

<strong>zu</strong> verstehen. Der Begriff „Klimasystem“ ist<br />

demnach so umfassend definiert, dass auch die<br />

<strong>Meere</strong>, die einen Teil <strong>der</strong> Hydrosphäre darstellen,<br />

eingeschlossen sind, ebenso wie die Wechselwirkungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Meere</strong> mit <strong>der</strong> Atmosphäre und <strong>der</strong> Biosphäre.<br />

<strong>Die</strong> Zielset<strong>zu</strong>ng des Art. 2 UNFCCC, „die<br />

Stabilisierung <strong>der</strong> Treibhausgaskonzentrationen in<br />

<strong>der</strong> Atmosphäre auf einem Niveau <strong>zu</strong> erreichen, auf<br />

dem eine gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems<br />

verhin<strong>der</strong>t wird“, beinhaltet damit auch<br />

die Auswirkungen des Treibhausgasanstiegs auf die<br />

<strong>Meere</strong>. Im Falle <strong>der</strong> Ver<strong>sauer</strong>ung kann die Bedeutung<br />

des Art. 2 UNFCCC folgen<strong>der</strong>maßen konkretisiert<br />

werden: CO 2 ist ein Treibhausgas, und eine übermäßig<br />

hohe CO 2 -Konzentration in <strong>der</strong> Atmosphäre<br />

hat eine gefährliche Störung <strong>der</strong> <strong>Meere</strong>sökosysteme<br />

<strong>zu</strong> Folge, denn CO 2 löst sich im Wasser und führt <strong>zu</strong><br />

Ver<strong>sauer</strong>ung (Kap. 4.1 und 4.3). <strong>Die</strong> <strong>Meere</strong> gehören<br />

<strong>zu</strong>r Hydrosphäre und die <strong>Meere</strong>slebewesen sind<br />

Bestandteil <strong>der</strong> Biosphäre. Es geht bei dem Problem<br />

<strong>der</strong> Ver<strong>sauer</strong>ung also um eine Interaktion zwischen<br />

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