Die Zukunft der Meere ? zu warm, zu hoch, zu sauer - WBGU
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tiefen zersetzt. Freigesetzte Nährstoffe und Kohlenstoff<br />
gelangen <strong>zu</strong>m Teil durch vertikale Durchmischung<br />
wie<strong>der</strong> in die Deckschicht, <strong>der</strong> Nettoexport in<br />
die Tiefsee ist jedoch erheblich. Jährlich werden<br />
durch diese „biologische Pumpe“ 10 Gt Kohlenstoff<br />
aus <strong>der</strong> <strong>Meere</strong>soberflächenschicht in die Tiefsee<br />
überführt. Der Einfluss von erhöhter Schichtungsstabilität<br />
und verän<strong>der</strong>ter biologischer Produktivität<br />
auf die Senkenwirkung des Ozeans ist höchst unsicher.<br />
Greenblatt und Sarmiento (2004) geben für die<br />
Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> kumulierten CO 2 -Aufnahme bis <strong>zu</strong>m<br />
Ende des Jahrhun<strong>der</strong>ts durch diese Effekte eine<br />
Spannbreite von -2% (also verringerte Senkenfunktion<br />
des Ozeans) bis +10% (erhöhte Senkenfunktion)<br />
an.<br />
Viele <strong>der</strong> genannten Effekte sind noch schlecht<br />
quantifizierbar, jedoch ist wahrscheinlich, dass <strong>der</strong><br />
Klimawandel insgesamt <strong>zu</strong> einer deutlichen<br />
Abschwächung <strong>der</strong> Effizienz <strong>der</strong> Kohlenstoffsenke<br />
Meer beiträgt. Nach <strong>der</strong> Übersicht über verschiedene<br />
Modellergebnisse von Greenblatt und Sarmiento<br />
(2004) könnte die kumulierte CO 2-Aufnahme<br />
durch den Ozean bis <strong>zu</strong>m Ende dieses Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
durch die oben besprochenen klimabedingten<br />
Einflüsse (Temperaturerhöhung, erhöhte Schichtungsstabilität<br />
und biologische Effekte) um 4–15%<br />
geringer ausfallen, als es ohne diese Einflüsse <strong>der</strong><br />
Fall wäre. <strong>Die</strong>se Abschwächung ist <strong>zu</strong> den geochemischen<br />
Effekten hin<strong>zu</strong><strong>zu</strong>rechnen, die ohnehin <strong>zu</strong> einer<br />
Min<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> relativen Senke in einer ähnlichen<br />
Größenordnung führen.<br />
Wie schon angedeutet, sind die größten Unsicherheitsfaktoren<br />
bei <strong>der</strong> Abschät<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> <strong>zu</strong>künftigen<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Ozeansenke biologische Prozesse,<br />
also die Auswirkungen <strong>der</strong> anthropogenen Atmosphärenstörung<br />
und <strong>der</strong> Ver<strong>sauer</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Meere</strong> auf<br />
die marine Primärproduktion, die biologische<br />
Pumpe und die Kalkbildung (Kap. 4.3.5). Diskutiert<br />
wird auch eine Schwächung <strong>der</strong> Ozeansenke durch<br />
Verän<strong>der</strong>ungen im „equatorial upwelling“, dem<br />
windgetriebenen Aufsteigen von Wasser am Äquator<br />
(Winguth et al., 2005). Auch schwer <strong>zu</strong> prognostizierende,<br />
nichtlineare Ereignisse wie eine starke Vermin<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> ozeanischen Konvektion o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
thermohalinen Zirkulation o<strong>der</strong> biologische<br />
Regimeübergänge (Kap. 2.2.1) könnten einen erheblichen<br />
Einfluss haben.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei steigen<strong>der</strong><br />
atmosphärischer CO 2 -Konzentration <strong>der</strong><br />
durch den Ozean aufgenommene Anteil <strong>der</strong> anthropogenen<br />
CO 2-Emissionen sinken wird, selbst wenn<br />
die absolute Aufnahmerate noch ansteigt (IPCC,<br />
2001a).<br />
Auswirkungen <strong>der</strong> Ver<strong>sauer</strong>ung auf <strong>Meere</strong>sökosysteme 4.3<br />
4.3<br />
Auswirkungen <strong>der</strong> Ver<strong>sauer</strong>ung auf<br />
<strong>Meere</strong>sökosysteme<br />
Der CO 2-Eintrag ins Meer führt <strong>zu</strong> Verschiebungen<br />
im Karbonatsystem des Meerwassers und <strong>zu</strong> einer<br />
Absenkung des pH-Werts, also <strong>zu</strong>r Ver<strong>sauer</strong>ung des<br />
Ozeans (Kap. 4.1.1; Turley et al., 2006). <strong>Die</strong>se Verän<strong>der</strong>ung<br />
des Karbonatsystems könnte ohne Gegenmaßnahmen<br />
bereits in diesem Jahrhun<strong>der</strong>t ein Ausmaß<br />
erreichen, wie es wahrscheinlich seit vielen Jahrmillionen<br />
nicht vorgekommen ist (Feely et al., 2004).<br />
Der Mensch greift somit erheblich in das chemische<br />
Gleichgewicht des Ozeans ein, was für die <strong>Meere</strong>slebewesen<br />
und -ökosysteme nicht ohne Folgen bleiben<br />
wird.<br />
4.3.1<br />
Physiologische Wirkungen auf <strong>Meere</strong>sorganismen<br />
Eine stark erhöhte CO2-Konzentration (Hyperkapnie)<br />
hat viele negative physiologische Wirkungen, die<br />
experimentell an verschiedenen <strong>Meere</strong>sorganismen<br />
untersucht worden sind. Es wurden zahlreiche Verän<strong>der</strong>ungen<br />
bei <strong>Meere</strong>sorganismen nachgewiesen,<br />
z. B. bei <strong>der</strong> Produktivität von Algen, den Stoffwechselraten<br />
von Zooplankton und Fischen, <strong>der</strong> Sauerstoffversorgung<br />
von Kalmaren, <strong>der</strong> Reproduktion<br />
bei Muscheln, <strong>der</strong> Nitrifizierung durch Mikroorganismen<br />
und <strong>der</strong> Aufnahme von Metallen (Übersicht<br />
in Pörtner, 2005). Viele dieser Experimente sind<br />
allerdings mit CO2-Konzentrationen durchgeführt<br />
worden, die weit über denen liegen, die bei heute diskutierten<br />
Emissionsszenarien bis 2100 <strong>zu</strong> erwarten<br />
sind. Daher sind <strong>zu</strong>sätzliche Studien erfor<strong>der</strong>lich, um<br />
die kurz- und mittelfristigen Effekte <strong>der</strong> Ver<strong>sauer</strong>ung<br />
abschätzen <strong>zu</strong> können (Kap. 4.6). Aus heutiger<br />
Sicht scheint es unwahrscheinlich, dass <strong>Meere</strong>sorganismen<br />
bei den <strong>zu</strong> erwartenden künftigen atmosphärischen<br />
CO2-Gehalten unter akuten Vergiftungserscheinungen<br />
leiden werden (Pörtner, 2005).<br />
Eine Verdopplung <strong>der</strong> gegenwärtigen CO2-Kon zentration führt bei vielen Phytoplanktonarten <strong>zu</strong><br />
einer Erhöhung <strong>der</strong> Photosyntheserate um etwa<br />
10% (Raven et al., 2005). Allerdings weisen die<br />
unterschiedlichen Gruppen des Phytoplanktons in<br />
Be<strong>zu</strong>g auf die Photosynthese verschiedene Sensitivitäten<br />
gegenüber erhöhten CO2-Konzentrationen auf,<br />
was an Unterschieden <strong>der</strong> Kohlenstoffaufnahme<br />
–<br />
(CO2 versus HCO3 ) und an unterschiedlichem Sättigungsverhalten<br />
<strong>der</strong> Photosyntheserate liegt. <strong>Die</strong><br />
Zusammenhänge zwischen Photosynthese, Primärproduktion<br />
des Phytoplanktons, mikrobieller Respiration<br />
und den Folgewirkungen im Nahrungsnetz<br />
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