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Die Zukunft der Meere ? zu warm, zu hoch, zu sauer - WBGU

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56<br />

3 <strong>Meere</strong>sspiegelanstieg, Hurrikane und Gefährdung <strong>der</strong> Küsten<br />

Kasten 3.4-1<br />

Konfliktpotenzial bei Umsiedlungen<br />

Politische Entscheidungsträger müssen, je nach regionalem<br />

Bedrohungsszenario, die geplante Umsiedlung von Bevölkerungsgruppen<br />

in Betracht ziehen. Allerdings zeigen zahlreiche<br />

Projekte mit unterschiedlichsten sozioökonomischen<br />

und politischen Bedingungen die vielfältigen Probleme,<br />

die durch <strong>der</strong>artige Maßnahmen hervorgerufen werden<br />

können. Als Beispiele können sowohl Staudamm-, als<br />

auch Bergbau- und Infrastrukturprojekte genannt werden<br />

(z. B. Drei-Schluchten-Damm in China, Braunkohletagebau<br />

in Garzweiler, Straßenbau im Großraum Manila usw.).<br />

Regionen ansässigen Menschen nutzen das gefährdete<br />

Land auch weiterhin, jedoch ohne <strong>zu</strong> versuchen,<br />

es vor Überflutungen <strong>zu</strong> schützen. <strong>Die</strong>s kann beispielsweise<br />

durch die Errichtung von Katastrophenmanagementsystemen<br />

geschehen (Aufbau von Notunterkünften,<br />

Erstellung von Einsatzplänen, gezielte<br />

öffentliche Bildung und Kommunikation). Ebenso<br />

ist es möglich, die Landnut<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong> verän<strong>der</strong>n, z. B.<br />

durch den Anbau von Getreidesorten, die gegenüber<br />

<strong>zu</strong>nehmen<strong>der</strong> Bodenversal<strong>zu</strong>ng bzw. Überflutung<br />

resistent sind o<strong>der</strong> durch die Umwandlung von<br />

Ackerland in Fisch<strong>zu</strong>chtanlagen. Darüberhinaus<br />

beinhaltet Akkommodation bauliche Maßnahmen<br />

(erhöhte Bauweise, Keller- und Gebäudeabdichtungen).<br />

Portfolio-Ansatz<br />

Häufig werden diese Optionen nicht alternativ<br />

umgesetzt, son<strong>der</strong>n in Strategien kombiniert. Es wird<br />

also ein „Portfolio-Ansatz“ verfolgt, um angemessene<br />

Antworten auf die regionalen Rahmenbedingungen<br />

<strong>zu</strong> geben. Eine mögliche Strategiekombination<br />

stellt <strong>der</strong> partielle Rück<strong>zu</strong>g dar, wonach allein<br />

Gebiete, die eine hohe Konzentration von Menschen,<br />

Werten und Funktionen aufweisen, geschützt<br />

werden. <strong>Die</strong> an<strong>der</strong>en Gebiete werden <strong>der</strong> Überflutung<br />

preisgegeben. Schutzmaßnahmen wären demnach<br />

schwerpunktmäßig in politischen und wirtschaftlichen<br />

Zentren, wie (Groß-)Städten und<br />

Industriegebieten, durch<strong>zu</strong>führen. Ein beson<strong>der</strong>er<br />

Fokus liegt hierbei auf dem Schutz <strong>der</strong> „kritischen<br />

Infrastruktur“, also <strong>der</strong>jenigen Infrastruktur, die so<br />

wesentlich ist, dass sich ihre Zerstörung destabilisierend<br />

auf das öffentliche Leben und die wirtschaftliche<br />

Aktivität eines Landes auswirken würde.<br />

Als weitere Strategie kommt die Verknüpfung<br />

von Schutzgewährung und Akkommodation in<br />

Frage. Hierbei könnte z. B. das Ziel definiert werden,<br />

die Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit von Küsten durch die<br />

Erhaltung von Mangrovenwäl<strong>der</strong>n als natürliche<br />

Barriere <strong>zu</strong> stärken. Im Rahmen <strong>der</strong> lokalen Land-<br />

Zwar handelt es sich bei <strong>der</strong> Umsiedlung von gefährdeten<br />

Küstenbewohnern in <strong>der</strong> Regel um eine Notwendigkeit<br />

<strong>zu</strong>m Schutz <strong>der</strong> betroffenen Personen, es ist aber auch hier<br />

beträchtliches Konfliktpotenzial ab<strong>zu</strong>sehen. Beispielsweise<br />

können Entscheidungen für den Schutz wichtiger Infrastruktureinrichtungen<br />

eine Ungleichbehandlung von Bevölkerungsgruppen<br />

darstellen (die Bevölkerung nahe einer<br />

<strong>zu</strong> schützenden Einrichtung wird ebenfalls geschützt, während<br />

an<strong>der</strong>e Siedlungen geräumt werden). Zudem ist mit<br />

einer Verschärfung von Nut<strong>zu</strong>ngskonflikten im Zielgebiet<br />

<strong>der</strong> Umsiedlung <strong>zu</strong> rechnen (Konflikte zwischen alteingesessenen<br />

Bewohnern und neuen Siedlern). Mit massiven<br />

Wi<strong>der</strong>ständen ist vor allem in solchen Regionen <strong>zu</strong> rechnen,<br />

in denen Umsiedlungsprogramme in <strong>der</strong> Vergangenheit als<br />

staatliche Repressionsmaßnahme genutzt wurde.<br />

nut<strong>zu</strong>ngsplanung könnten Rück<strong>zu</strong>gsgebiete geschaffen<br />

bzw. erweitert werden, welche die landwärtige<br />

Verschiebung <strong>der</strong> Ökosysteme erlauben und damit<br />

die Fähigkeit <strong>zu</strong>r autonomen Anpassung unterstützen<br />

würden (Nicholls, 2003).<br />

3.4.1.2<br />

Auswahl von Anpassungsstrategien<br />

Um angemessene Anpassungsstrategien für eine spezifische<br />

Region aus<strong>zu</strong>wählen, können Kosten-Nutzen-Analysen<br />

herangezogen werden (Kasten 3.4-2).<br />

<strong>Die</strong>ses Instrument erfor<strong>der</strong>t umfassende Informationen<br />

über den Zustand <strong>der</strong> Küstengebiete und über<br />

die Auswirkungen menschlicher Tätigkeiten. In diesem<br />

Kontext muss auch das Zusammenspiel zwischen<br />

Land und Meer für Wirtschaft und Industrie,<br />

Hafenanlagen, Gebäude, Grundwasser und die Entnahme<br />

von Baumaterial bewertet werden (Kullenberg,<br />

2001; SEEDS, 2005). <strong>Die</strong> hierfür notwendigen<br />

Daten werden im Rahmen von Vulnerabilitätsstudien<br />

erhoben und ausgewertet (Burton und Dore,<br />

2000).<br />

An<strong>der</strong>s als Vermeidungsstrategien haben Anpassungsprojekte<br />

im Wesentlichen lokale Effekte, d. h.<br />

sie erzeugen keinen direkten globalen Nutzen für die<br />

Umwelt. Weil <strong>zu</strong>dem das Ausmaß <strong>der</strong> Klimawirkungen<br />

Auswirkungen mit Unsicherheit behaftet ist, sollten<br />

<strong>zu</strong>nächst No-Regret-Maßnahmen ermittelt und<br />

umgesetzt werden. Das sind solche Maßnahmen, die<br />

unabhängig von den letztlich realisierten klimabedingten<br />

Schäden insgesamt einen Vorteil für die<br />

Beteiligten erbringen. Derartige Maßnahmen werden<br />

durch die beteiligten Anspruchsgruppen eher<br />

unterstützt, weil sie den Unsicherheiten des Klimawandels<br />

Rechnung tragen und auch ohne das Eintreten<br />

von Klimaverän<strong>der</strong>ungen <strong>zu</strong> wünschenswerten<br />

Ergebnissen führen. Ein Beispiel hierfür ist eine vorgeschädigte<br />

Küstenregion mit einer hohen Bevölkerungsdichte,<br />

für die ein Anstieg des <strong>Meere</strong>sspiegels

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