Die Zukunft der Meere ? zu warm, zu hoch, zu sauer - WBGU
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3.3.2<br />
Begründung<br />
<strong>Die</strong> vorgeschlagenen Werte beruhen auf <strong>der</strong> Einschät<strong>zu</strong>ng<br />
des <strong>WBGU</strong>, dass ein höherer o<strong>der</strong> rascherer<br />
Anstieg des <strong>Meere</strong>sspiegels mit großer Wahrscheinlichkeit<br />
<strong>zu</strong> nicht mehr vertretbaren Schäden<br />
und Verlusten für Mensch und Natur führen würde.<br />
Wie bei Leitplanken generell <strong>der</strong> Fall, enthält diese<br />
Einschät<strong>zu</strong>ng eine normative Wertung und ist nicht<br />
allein aus wissenschaftlichen Prinzipien ableitbar<br />
(Kasten 1-1), <strong>zu</strong>mal über die konkreten Folgen des<br />
<strong>Meere</strong>sspiegelanstiegs nach wie vor erhebliche Unsicherheiten<br />
bestehen. Der <strong>WBGU</strong> hofft, mit diesem<br />
Vorschlag eine breite gesellschaftliche Diskussion<br />
über ein akzeptables Ausmaß des <strong>Meere</strong>sspiegelanstiegs<br />
sowie weitere Forschung über dessen Folgen<br />
anregen <strong>zu</strong> können.<br />
Wie bei <strong>der</strong> Klimaschutzleitplanke des <strong>WBGU</strong><br />
<strong>zu</strong>m globalen Temperaturanstieg (2°C insgesamt<br />
sowie nicht mehr als 0,2°C pro Jahrzehnt; Kasten<br />
1-1) hängen auch beim <strong>Meere</strong>sspiegelanstieg die Folgen<br />
sowohl vom Gesamtwert als auch von <strong>der</strong> Rate<br />
ab. <strong>Die</strong> Auswirkungen auf langfristig unbewegliche<br />
Leitplanke: <strong>Meere</strong>sspiegelanstieg 3.3<br />
Strukturen wie etwa Städte o<strong>der</strong> Weltkulturerbestätten<br />
hängen mehr vom Absolutwert ab, während die<br />
Anstiegsrate eher für dynamische Systeme wichtig<br />
ist, wie etwa Ökosysteme, Strände o<strong>der</strong> einige Korallenatolle,<br />
die sich in gewissem Ausmaß anpassen<br />
können. Zwischen beiden – Gesamtwert und Rate –<br />
gibt es dabei einen jeweils unterschiedlichen Tradeoff,<br />
in dem Sinne, dass ein höherer Absolutwert bei<br />
einer geringeren Rate toleriert werden kann, während<br />
die maximale Rate bestenfalls kurzzeitig tolerabel<br />
wäre.<br />
Absoluter Anstieg<br />
Um eine absolute, auch langfristig nicht <strong>zu</strong> überschreitende<br />
<strong>Meere</strong>sspiegelleitplanke <strong>zu</strong> begründen,<br />
müssen die Konsequenzen eines womöglich sehr<br />
langsamen <strong>Meere</strong>sspiegelanstiegs betrachtet werden.<br />
Der <strong>WBGU</strong> hält nach dem jetzigen Wissensstand<br />
einen Anstieg um mehr als 1 m für unvertretbar,<br />
weil auch bei einer sehr langen Anpassungszeit<br />
schwerwiegende Konsequenzen kaum ab<strong>zu</strong>wehren<br />
wären. <strong>Die</strong>s betrifft z. B. eine ganze Reihe küstennaher<br />
Megastädte, wie New York, Lagos o<strong>der</strong> Kinshasa.<br />
New York City besteht aus mehreren Inseln und<br />
Halbinseln und hat etwa 1.000 km Küstenlinie<br />
Abbildung 3.3-1<br />
Überflutete Gebiete (blau) im südlichen Manhattan (New York) bei einer beim <strong>der</strong>zeitigen <strong>Meere</strong>sspiegel statistisch einmal<br />
pro Jahrhun<strong>der</strong>t auftretenden Sturmflut. Bei einem <strong>Meere</strong>sspiegelanstieg um 1 m würde eine <strong>der</strong>art hohe Sturmflut etwa alle<br />
vier Jahre auftreten.<br />
Quelle: Rosenzweig und Solecki, 2001; Daten nach USGS, U.S. Army Corps of Engineers, Marquise McGraw, NASA GISS<br />
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