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Die Zukunft der Meere ? zu warm, zu hoch, zu sauer - WBGU

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3 <strong>Meere</strong>sspiegelanstieg, Hurrikane und Gefährdung <strong>der</strong> Küsten<br />

nung aufrechterhalten und eine minimale öffentliche<br />

Grundversorgung o<strong>der</strong> eine funktionsfähige Wirtschaft<br />

sicherstellen (Kommission <strong>der</strong> Europäischen<br />

Gemeinschaft, 2005a). Ein Ausfall o<strong>der</strong> eine Beeinträchtigung<br />

dieser Infrastruktur kann Versorgungsengpässe<br />

und erhebliche Störungen <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Sicherheit nach sich ziehen (BBK, 2006) und sich<br />

sogar destabilisierend auf eine gesamte Region auswirken.<br />

Ein gradueller <strong>Meere</strong>sspiegelanstieg bzw.<br />

damit einhergehende Extremereignisse könnten<br />

beispielsweise die Abläufe in größeren Hafenstädten<br />

beeinträchtigen bzw. zeitweise unterbinden, wodurch<br />

in <strong>der</strong> Folge auch regionale Handels- und Transportnetzwerke<br />

betroffen wären. Damit ist auch <strong>zu</strong> erwarten,<br />

dass die geophysikalische Verän<strong>der</strong>ung an Küsten<br />

großflächige wirtschaftliche Auswirkungen in<br />

benachbarten und inländischen Regionen hervorrufen<br />

(Brooks et al., 2006).<br />

Zu den Kosten aus Sachschäden o<strong>der</strong> Produktionsausfällen<br />

kommen noch die Kosten, die sich aus<br />

dem Verlust von Ökosystemleistungen ergeben. So<br />

können beispielsweise die negativen Auswirkungen<br />

des <strong>Meere</strong>sspiegelanstiegs auf Küstenökosysteme<br />

lokale Fischereierträge beeinträchtigen (Brooks et<br />

al., 2006). In vielen, vor allem ärmeren Län<strong>der</strong>n<br />

hängt die Sicherung des Lebensunterhalts von<br />

Küstenbevölkerungen oft direkt von dem Ertrag dieser<br />

Ökosysteme ab. Eine Störung des Süßwasserhaushalts,<br />

z. B. durch Meerwasserintrusion (Kap.<br />

3.2.1.4) kann <strong>zu</strong>dem Auswirkungen auf die Landwirtschaft<br />

haben. Schon jetzt werden gemeinnützige<br />

Anbauflächen auf den Inseln Tuvalus durch eine<br />

<strong>zu</strong>nehmende Versal<strong>zu</strong>ng des Grundwassers geschädigt<br />

(Friends of the Earth, 2005). Neben den Risiken<br />

in <strong>der</strong> Nahrungsmittelversorgung führt dies auch <strong>zu</strong><br />

einem Rückgang <strong>der</strong> lokalen ökonomischen Aktivität.<br />

In die Gesamtkosten des Klimawandels gehen<br />

<strong>zu</strong>m einen die monetär bewerteten Schäden ein, die<br />

<strong>der</strong> Klimawandel verursacht, und <strong>zu</strong>m an<strong>der</strong>en die<br />

Kosten <strong>der</strong> Anpassung an den Klimawandel. Dabei<br />

sollten dem ökonomischen Effizienzprinzip entsprechend<br />

solche Anpassungsmaßnahmen durchgeführt<br />

werden, bei denen die Nutzen <strong>der</strong> Maßnahmen (in<br />

Form von vermiedenen Schäden) die Kosten<br />

(beispielsweise in Form von Bau- und Instandhaltungskosten<br />

von Dämmen) übersteigen. In an<strong>der</strong>en<br />

Fällen erscheint es unter streng ökonomischen<br />

Gesichtspunkten sinnvoll, auf Anpassung <strong>zu</strong> verzichten<br />

und klimawandelbedingte Schäden hin<strong>zu</strong>nehmen.<br />

Das kosteneffiziente Strategien-Portfolio hängt<br />

wie<strong>der</strong>um von den ökologischen und sozioökonomischen<br />

Rahmenbedingungen einer Region<br />

ab, die sich ebenfalls im Zeitverlauf verän<strong>der</strong>n. Für<br />

die Planung von Strategien und für die Entscheidungsfindung<br />

ist wichtig, dass die verbundenen Kos-<br />

ten- und Nutzenkategorien möglichst vollständig<br />

erfasst und berücksichtigt werden (Kap. 3.4.1.1).<br />

Um die weltweiten Gesamtkosten des Klimawandels<br />

ermitteln <strong>zu</strong> können, bedarf es einer Vielzahl<br />

von Daten.Vor allem für die Aufstellung und Bewertung<br />

potenzieller Schäden sind detaillierte Informationen<br />

notwendig. <strong>Die</strong>se sind jedoch häufig nicht<br />

umfassend und insbeson<strong>der</strong>e in Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />

nur rudimentär vorhanden. Wie in Tabelle 3.2-1<br />

gezeigt, treten Schäden in vielfältiger Form auf und<br />

schließen auch Güter ein, die nicht am Markt gehandelt<br />

werden, also keinen Preis haben. <strong>Die</strong>s trifft vor<br />

allem auf den Verlust von Ökosystemleistungen und<br />

biologischer Vielfalt <strong>zu</strong>, welche mit Hilfe von Befragungen<br />

und ökonomischen Schätzmethoden monetär<br />

quantifiziert werden können.Allerdings bestehen<br />

hier große Unsicherheiten.<br />

Menschen werden die Auswirkungen des Klimawandels<br />

nicht einfach hinnehmen, son<strong>der</strong>n sich<br />

durch Anpassungsmaßnahmen vor Schäden schützen.<br />

Daher muss im Rahmen ökonomischer Analysen<br />

eine kosteneffiziente Strategienkombination<br />

ermittelt werden. Hier<strong>zu</strong> werden Modelle benötigt,<br />

welche sowohl den Klimawandel als auch die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Volkswirtschaften weltweit simulieren.<br />

Einige solche Modelle existieren zwar bereits (Fankhauser,<br />

1995;Yohe et al., 1999; Darwin und Tol, 2001),<br />

sie basieren aber auf stark vereinfachenden Annahmen,<br />

weshalb globale Kostenschät<strong>zu</strong>ngen <strong>der</strong>zeit nur<br />

in sehr grober Form möglich und damit von sehr<br />

beschränkter Aussagekraft sind. Auf <strong>der</strong> Basis von<br />

Daten aus regionalen Vulnerabilitätsanalysen lassen<br />

sich die meeresbezogenen Kosten des Klimawandels<br />

aber <strong>zu</strong>mindest für kleinere Räume genauer spezifizieren<br />

(z. B. Kasten 3.4-2).<br />

3.3<br />

Leitplanke: <strong>Meere</strong>sspiegelanstieg<br />

3.3.1<br />

Leitplankenvorschlag<br />

Der <strong>WBGU</strong> schlägt folgende Leitplanke vor: Der<br />

absolute <strong>Meere</strong>sspiegelanstieg sollte dauerhaft<br />

(auch über viele Jahrhun<strong>der</strong>te) nicht mehr als 1 m<br />

betragen, und die Anstiegsgeschwindigkeit sollte<br />

stets unter 5 cm pro Jahrzehnt bleiben. Zum Vergleich:<br />

Der anthropogene <strong>Meere</strong>sspiegelanstieg<br />

beträgt bisher insgesamt 20 cm, die Rate liegt aktuell<br />

bei 3 cm pro Jahrzehnt (Kap. 3.1).

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