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Die Zukunft der Meere ? zu warm, zu hoch, zu sauer - WBGU

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40<br />

3 <strong>Meere</strong>sspiegelanstieg, Hurrikane und Gefährdung <strong>der</strong> Küsten<br />

Temperaturabweichung [°C]<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

-0,2<br />

-0,4<br />

Tropischer Atlantik<br />

Global gemittelte<br />

bodennahe Lufttemperatur<br />

PDI<br />

-0,6<br />

1900 1920 1940 1960<br />

Jahr<br />

1980 2000<br />

mehr (Emanuel, 2005). Eine neue Datenanalyse<br />

bestätigt <strong>zu</strong>dem, dass <strong>der</strong> Temperaturanstieg <strong>der</strong><br />

Hauptgrund für diese beobachtete Energie<strong>zu</strong>nahme<br />

ist, an<strong>der</strong>e Faktoren spielen eine untergeordnete<br />

Rolle (Hoyos et al., 2006).<br />

Dennoch gibt es in den USA einige Hurrikanforscher,<br />

die das extreme Jahr 2005 allein auf einen<br />

natürlichen Zyklus <strong>zu</strong>rückführen, und zwar auf eine<br />

Schwankung <strong>der</strong> in Kapitel 2.1.3 diskutierten Atlantikströmung<br />

(<strong>der</strong> „thermohalinen Zirkulation“).<br />

<strong>Die</strong>s ist bisher auch die Position des National Hurricane<br />

Center <strong>der</strong> USA. <strong>Die</strong>se Hurrikanforscher lehnen<br />

übrigens nicht den Zusammenhang zwischen<br />

höheren Temperaturen und stärkeren Hurrikanen<br />

ab, son<strong>der</strong>n sie bestreiten, dass die Erwärmung selbst<br />

anthropogen ist; einige von ihnen bestreiten sogar<br />

generell den anthropogenen Klimawandel. Zu dieser<br />

Frage werden in naher <strong>Zukunft</strong> einige Studien<br />

erscheinen, die den anthropogenen Anteil an den<br />

erhöhten Atlantiktemperaturen genauer analysieren.<br />

Ein natürlicher Zyklus könnte, <strong>zu</strong>sätzlich <strong>zu</strong>r globalen<br />

Erwärmung, im Atlantik in <strong>der</strong> Tat <strong>zu</strong> dem<br />

schlimmen Jahr 2005 beigetragen haben. Ein solcher<br />

Zyklus kann aber we<strong>der</strong> erklären, wieso die Temperaturen<br />

jetzt höher sind als je <strong>zu</strong>vor seit Beginn <strong>der</strong><br />

Messungen (und als im letzten Maximum dieses<br />

Zyklus um 1950), noch kann er den Anstieg im Pazifik<br />

erklären – auch dort, wo die Mehrzahl <strong>der</strong> Tropenstürme<br />

auftritt, zeigt ihre Energie seit Jahrzehnten<br />

einen Aufwärtstrend. Zudem liegt die beobachtete<br />

Temperaturentwicklung im tropischen Atlantik<br />

im Rahmen <strong>der</strong> globalen Erwärmungstrends (Abb.<br />

3.1-5, 2.1-1 und 2.1-2) und ist konsistent mit dem, was<br />

Modellrechnungen als Folge <strong>der</strong> anthropogenen<br />

Emissionen ergeben.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen: Unter Hurrikanexperten<br />

(die meist aus <strong>der</strong> Wettervorhersage<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0<br />

Hurrikan–Energie–Index (PDI)<br />

und nicht aus <strong>der</strong> Klimaforschung kommen) besteht<br />

ein Konsens, dass wärmere <strong>Meere</strong>stemperaturen die<br />

Tropenstürme verstärken. Unter Klimaexperten<br />

besteht ein Konsens, dass die anthropogene Erwärmung<br />

wesentlich <strong>zu</strong>r beobachteten Erwärmung <strong>der</strong><br />

tropischen Ozeane beigetragen hat. Ein ursächlicher<br />

Zusammenhang zwischen globaler Erwärmung und<br />

stärkeren Hurrikanen ist damit zwar noch nicht<br />

bewiesen und bedarf weiterer Erforschung, er muss<br />

jedoch beim gegenwärtigen Wissensstand als sehr<br />

wahrscheinlich gelten.<br />

3.2<br />

Auswirkungen auf Küstengebiete<br />

Abbildung 3.1-5<br />

Zeitliche Entwicklung <strong>der</strong><br />

Energie von Tropenstürmen<br />

(Power Dissipation Index –<br />

PDI, rot) und <strong>der</strong> mittleren<br />

<strong>Meere</strong>stemperatur im<br />

tropischen Atlantik von<br />

August bis Oktober (blau).<br />

Zum Vergleich ist <strong>der</strong><br />

Verlauf <strong>der</strong> global<br />

gemittelten bodennahen<br />

Lufttemperatur gezeigt<br />

(gestrichelte graue Linie).<br />

Quelle: nach Emanuel, 2005<br />

<strong>Die</strong> Folgen des Klimawandels, sei es in Form eines<br />

<strong>Meere</strong>sspiegelanstiegs o<strong>der</strong> vermehrten und stärkeren<br />

Wetterextremen, werden die <strong>zu</strong>künftige Entwicklung<br />

von Küstenregionen direkt beeinflussen.<br />

<strong>Die</strong> Länge <strong>der</strong> weltweiten Küstenlinien (ohne Berücksichtigung<br />

kleiner Verästelungen von weniger<br />

als einigen km) hat eine Größenordnung von etwa<br />

1 Mio. km. Küstenregionen sind für die Menschheit<br />

von herausragen<strong>der</strong> Bedeutung. Sie bieten Siedlungsräume,<br />

sind Zentren wirtschaftlicher Aktivitäten<br />

(Turner et al., 1996) und beherbergen nicht<br />

<strong>zu</strong>letzt ein reiches Vorkommen an biologischer Vielfalt.<br />

Momentan lassen sich die unmittelbaren Auswirkungen<br />

des Klimawandels, wie z. B. Umfang und<br />

Geschwindigkeit des <strong>Meere</strong>sspiegelanstiegs, noch<br />

nicht genau voraussagen. Es ist aber sehr wahrscheinlich,<br />

dass die Gefährdung von Küstengebieten<br />

deutlich <strong>zu</strong>nehmen wird und damit die Anzahl <strong>der</strong><br />

vom Klimawandel betroffenen Menschen. <strong>Die</strong>s<br />

ergibt sich bereits aus <strong>der</strong> Tatsache, dass sich menschliche<br />

Siedlungen häufig in Küstennähe befinden.

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