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Die Zukunft der Meere ? zu warm, zu hoch, zu sauer - WBGU

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38<br />

3 <strong>Meere</strong>sspiegelanstieg, Hurrikane und Gefährdung <strong>der</strong> Küsten<br />

• Grönland: Das vom IPCC (2001a) gezeigte Modell<br />

ergibt für Grönland bei lokal 5,5°C Erwärmung<br />

(was bei 3°C globaler Erwärmung ein plausibler<br />

Wert ist; Chylek und Lohmann, 2005) einen<br />

Beitrag <strong>zu</strong>m <strong>Meere</strong>sspiegelanstieg von 0,9 m bis<br />

<strong>zu</strong>m Jahr 2300. <strong>Die</strong> oben genannten dynamischen<br />

Mechanismen sind hier jedoch nicht berücksichtigt,<br />

so dass dieser Wert eher eine untere Grenze<br />

darstellt; daher werden hier 0,9–1,8 m angenommen.<br />

• Antarktis: Für die Antarktis ist das Verhalten des<br />

westantarktischen Eisschilds (WAIS) entscheidend.<br />

IPCC hielt 2001 einen Zerfall dieses Eisschilds<br />

noch für sehr unwahrscheinlich, da die bis<br />

dato existierenden Modelle die Vorstellung nahe<br />

legten, dass das Kontinentaleis nicht auf Verän<strong>der</strong>ungen<br />

an den vorgelagerten Eisschelfen reagiert.<br />

<strong>Die</strong>s muss inzwischen als wi<strong>der</strong>legt gelten, wie die<br />

oben diskutierten Beobachtungen zeigen. Verschwinden<br />

durch die Erwärmung des Meerwassers<br />

weitere Eisschelfe (wie Larsen B;Abb. 3.1-3),<br />

ist ein Abschmelzen des WAIS auf einer ähnlichen<br />

Zeitskala wie Grönland <strong>zu</strong> befürchten. Hierdurch<br />

werden 1–2 m <strong>Meere</strong>sspiegelanstieg bis 2300<br />

angenommen. Bei konstanter Rate entspricht dies<br />

einem Verschwinden des WAIS über einen Zeitraum<br />

von 900–1.800 Jahren, manche Glaziologen<br />

halten auch einen weitgehenden Zerfall innerhalb<br />

300–400 Jahren für möglich.<br />

In <strong>der</strong> Summe ergibt sich ein Anstieg um ca. 3–5 m<br />

bis <strong>zu</strong>m Jahr 2300. Der Wert von 3 m entspricht<br />

einem Verlust von je einem Sechstel des Grönländischen<br />

und des westantarktischen Eisschilds; 5 m entsprechen<br />

je einem Drittel (Tab. 3.1-1).<br />

Es stellt sich die Frage, ob diese Zahlen konsistent<br />

sind mit <strong>der</strong> heute beobachteten Anstiegsrate von<br />

3 cm pro Jahrzehnt. Aufgrund <strong>der</strong> Trägheit und<br />

Nichtlinearität und des erst langsam anlaufenden<br />

Anstiegs lässt sich dies noch nicht beantworten. Bei<br />

<strong>der</strong> heute gemessenen Anstiegsrate würde sich bis<br />

2300 nur knapp 1 m <strong>Meere</strong>sspiegelanstieg ergeben.<br />

Der jetzige Anstieg ist jedoch eine Reaktion auf nur<br />

Tabelle 3.1-1<br />

Geschätzter globaler <strong>Meere</strong>sspiegelanstieg bis <strong>zu</strong>m Jahr 2300<br />

bei einer auf 3°C begrenzten globalen Erwärmung<br />

(Erläuterung im Text).<br />

Quelle: <strong>WBGU</strong><br />

Mechanismus Anstieg in m<br />

Thermische Ausdehnung 0,4–0,9<br />

Gebirgsgletscher 0,2–0,4<br />

Grönland 0,9–1,8<br />

Westantarktis 1–2<br />

Summe 2,5–5,1<br />

0,7°C globale Erwärmung. Eine vierfach schnellere<br />

Anstiegsrate ist bei 3°C Erwärmung daher plausibel<br />

und wäre konsistent mit dem oben abgeschätzten<br />

Bereich.<br />

<strong>Die</strong>se grobe Überschlagsrechnung, die kein<br />

Worst-Case-Szenario darstellt, zeigt das Gefährdungspotenzial<br />

durch den <strong>Meere</strong>sspiegelanstieg auf,<br />

<strong>der</strong> sich als eine <strong>der</strong> schwerwiegendsten Folgen <strong>der</strong><br />

globalen Erwärmung erweisen könnte. Genauere<br />

und besser abgesicherte Abschät<strong>zu</strong>ngen sind daher<br />

dringend erfor<strong>der</strong>lich. Forschungsbedarf besteht hier<br />

vor allem bei <strong>der</strong> Dynamik <strong>der</strong> Kontinentaleismassen<br />

und <strong>der</strong> Dynamik <strong>der</strong> Ozeane (insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong>en Vermischung), um die Unsicherheit in <strong>der</strong><br />

thermischen Ausdehnung <strong>zu</strong> reduzieren (Kap. 3.5).<br />

3.1.2<br />

Verstärkung tropischer Wirbelstürme<br />

<strong>Meere</strong>sbezogene Folgen des Klimawandels bedrohen<br />

Menschen und Ökosysteme nicht nur durch den<br />

Anstieg des <strong>Meere</strong>sspiegels son<strong>der</strong>n auch durch Wetterextremereignisse<br />

wie tropische Wirbelstürme. <strong>Die</strong><br />

Hurrikansaison 2005 hat eine Reihe von Rekorden<br />

gebrochen: Noch nie seit Beginn <strong>der</strong> Aufzeichnungen<br />

im Jahr 1851 gab es im Atlantik so viele tropische<br />

Wirbelstürme (27, sechs mehr als <strong>der</strong> bisherige<br />

Rekord), noch nie wuchsen so viele <strong>zu</strong>r vollen Stärke<br />

heran (15, vier mehr als <strong>der</strong> frühere Rekord), und<br />

noch nie gab es gleich drei Hurrikane <strong>der</strong> schlimmsten<br />

Kategorie 5. Noch nie wurde ein <strong>der</strong>art intensiver<br />

Hurrikan gemessen wie Wilma, mit nur 882 mb Zentraldruck<br />

am 19. Oktober 2005. Und mit Vince entstand<br />

erstmals ein Tropensturm nahe an Europa; er<br />

entwickelte sich bei Madeira am 9. Oktober 2005<br />

<strong>zu</strong>m Hurrikan und traf in abgeschwächter Form in<br />

Spanien auf Land.<br />

Bereits die Hurrikansaison 2004 war außergewöhnlich.<br />

Erstmals wurde Florida von vier Hurrikanen<br />

in einem Jahr heimgesucht, und erstmals wurde<br />

Japan von zehn Taifunen getroffen, wie die Hurrikane<br />

im Pazifik genannt werden. Für die Klimatologen<br />

noch interessanter war die Tatsache, dass im<br />

März 2004 erstmals ein Hurrikan im Südatlantik entstand:<br />

Catarina. Er bildete sich in einem Gebiet vor<br />

<strong>der</strong> brasilianischen Küste, wo eine Simulationsrechnung<br />

des britischen Hadley Centre <strong>zu</strong>vor die<br />

Entstehung von Hurrikanen durch die globale<br />

Erwärmung vorhergesagt hatte (Met Office, 2006).<br />

Es stellt sich die Frage, ob es einen Zusammenhang<br />

zwischen globaler Erwärmung und Hurrikanen<br />

gibt. <strong>Die</strong> zentrale Aussage da<strong>zu</strong> im letzten IPCC-<br />

Bericht lautete, dass eine Zunahme in <strong>der</strong> Anzahl<br />

tropischer Wirbelstürme durch die globale Erwärmung<br />

nicht <strong>zu</strong> erwarten ist, und dass Beobachtungs-

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