13.08.2013 Aufrufe

Die Zukunft der Meere ? zu warm, zu hoch, zu sauer - WBGU

Die Zukunft der Meere ? zu warm, zu hoch, zu sauer - WBGU

Die Zukunft der Meere ? zu warm, zu hoch, zu sauer - WBGU

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Hochseeschutzgebiete: Völkerrechtliche<br />

Lücken schließen<br />

<strong>Die</strong> laufenden politischen Verhandlungsprozesse <strong>zu</strong>r<br />

Entwicklung eines Instruments <strong>zu</strong> Einrichtung und<br />

Management von Schutzgebieten auf <strong>der</strong> Hohen See<br />

sind <strong>zu</strong> begrüßen und sollten von <strong>der</strong> Bundesregierung<br />

mit Nachdruck unterstützt werden. Grundlage<br />

hierfür ist die UNCLOS. Auch wenn dessen Schwerpunkt<br />

auf den Regeln <strong>zu</strong>r Nut<strong>zu</strong>ng und weniger auf<br />

dem Schutz und <strong>der</strong> Bewahrung von <strong>Meere</strong>sressourcen<br />

liegt, setzt es letztlich auch den rechtlichen Rahmen<br />

für den Schutz <strong>der</strong> <strong>Meere</strong>sumwelt (Platzö<strong>der</strong>,<br />

2001). Seine grundlegende Än<strong>der</strong>ung stellt keine<br />

politische Option dar, aber eine mo<strong>der</strong>ate Ergän<strong>zu</strong>ng<br />

des Seerechts scheint politisch wie auch rechtlich<br />

machbar, wobei folgende Optionen in Frage<br />

kommen:<br />

• Im Vor<strong>der</strong>grund steht die Entwicklung eines multilateralen<br />

Abkommens über die Einrichtung von<br />

Schutzgebieten und entsprechenden Systemen auf<br />

Hoher See, das – als Zusatzprotokoll o<strong>der</strong> ergänzende<br />

Konvention – an die UNCLOS angebunden<br />

ist. Für diese Vorgehensweise besteht bereits das<br />

Beispiel des an die UNCLOS angebundenen<br />

Abkommens über die Erhaltung und Bewirtschaftung<br />

gebietsübergreifen<strong>der</strong> Fischbestände und<br />

Bestände weit wan<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Fische, welches hauptsächlich<br />

die Nut<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> betreffenden Fischarten<br />

außerhalb nationaler Hoheitszonen betrifft.<br />

• <strong>Die</strong> genannten Überwachungs- und Koordinationsaufgaben<br />

würden sinnvollerweise dem gleichen,<br />

noch <strong>zu</strong> schaffenden internationalen<br />

Regime anvertraut. Rechtlich wäre <strong>der</strong> Mechanismus<br />

primär im erwähnten seerechtlichen Abkommen<br />

fest<strong>zu</strong>schreiben. In die richtige Richtung geht<br />

hier <strong>der</strong> Vorschlag <strong>zu</strong>r Einrichtung einer Global<br />

Oceans Commission, <strong>der</strong> anlässlich des ersten<br />

internationalen Kongresses <strong>zu</strong> <strong>Meere</strong>sschutzgebieten<br />

vom Oktober 2005 in Geelong (Australien)<br />

gemacht wurde.<br />

• Auch die Biodiversitätskonvention (CBD) sollte<br />

entsprechend ergänzt bzw. ausgebaut werden,<br />

wobei allerdings Überschneidungen <strong>zu</strong> vermeiden<br />

sind. <strong>Die</strong> CBD hat im Bereich des Schutzes biologischer<br />

Vielfalt ein erhebliches Maß an fachlicher<br />

Kompetenz aufgebaut, so dass sie – etwa durch<br />

fachliche Zuarbeit – in die UNCLOS-Verhandlungsprozesse<br />

eingebunden werden sollte.<br />

Zugleich sollten Funktion und Kompetenzen des<br />

neuen Regimes von <strong>der</strong> CBD explizit anerkannt<br />

werden. Da<strong>zu</strong> sollten die relevanten CBD-Verhandlungsprozesse<br />

gestärkt werden mit dem Ziel,<br />

<strong>der</strong> CBD eine vorrangige Bedeutung bei <strong>der</strong><br />

inhaltlichen Ausgestaltung <strong>der</strong> MPA auf Hoher<br />

See <strong>zu</strong> sichern, z. B. bei den Kriterien für ihre Auswahl<br />

o<strong>der</strong> bei den Instrumenten. Zur Unterstüt-<br />

<strong>zu</strong>ng grenzübergreifen<strong>der</strong> Schutzbemühungen<br />

sollte geprüft werden, ob auf Grundlage <strong>der</strong><br />

Ergebnisse <strong>der</strong> laufenden Arbeitsgruppe mittelfristig<br />

die Entwicklung eines Schutzgebieteprotokolls<br />

<strong>zu</strong>r CBD sinnvoll ist. <strong>Die</strong>s sollte die gesamte<br />

Palette <strong>der</strong> Schutzgebiete umfassen und sich nicht<br />

auf MPA beschränken.<br />

• <strong>Die</strong> informelle Arbeitsgruppe <strong>der</strong> Generalversammlung<br />

<strong>der</strong> Vereinten Nationen über marine<br />

biologische Vielfalt außerhalb <strong>der</strong> nationalen<br />

Hoheitsgebiete hat einen ersten Schritt getan, die<br />

völkerrechtliche Lücke bei MPA auf Hoher See<br />

<strong>zu</strong> schließen. <strong>Die</strong> Bundesregierung sollte bei <strong>der</strong><br />

nächsten UN-Generalversammlung darauf dringen,<br />

diese gute Grundlage <strong>zu</strong> nutzen, um die Fortführung<br />

des Verhandlungsprozesses sicher<strong>zu</strong>stellen.<br />

2.7<br />

Forschungsempfehlungen<br />

Forschungsempfehlungen 2.7<br />

Forschung <strong>zu</strong> Klimafaktoren<br />

• Verhalten von <strong>Meere</strong>is: <strong>Die</strong> Möglichkeiten des<br />

Monitorings insbeson<strong>der</strong>e von Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Dicke des arktischen <strong>Meere</strong>ises sind noch<br />

ungenügend, und die Modelle <strong>zu</strong>r Simulation des<br />

<strong>Meere</strong>ises müssen weiter entwickelt werden,<br />

damit die künftige Entwicklung des Eises besser<br />

abgeschätzt werden kann.<br />

• Verhalten von Kontinentaleis: <strong>Die</strong> <strong>Zukunft</strong> des<br />

grönländischen Eisschildes wird wahrscheinlich<br />

für die künftige Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Meere</strong>sströme<br />

im Atlantik entscheidend sein. Es muss insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Fähigkeit erheblich verbessert werden,<br />

die Dynamik von Kontinentaleismassen <strong>zu</strong><br />

modellieren.<br />

• Stabilität <strong>der</strong> Atlantikzirkulation und Risiko von<br />

Strömungsän<strong>der</strong>ungen: Klimamodelle divergieren<br />

noch erheblich in ihren Aussagen <strong>zu</strong>r künftigen<br />

Stabilität <strong>der</strong> <strong>Meere</strong>sströmungen. <strong>Die</strong> Gründe liegen<br />

<strong>zu</strong>m Teil in ungenügend verstandenen internen<br />

ozeanischen Prozessen (etwa <strong>der</strong> Vermischung)<br />

als auch in schwer quantifizierbaren<br />

Wechselwirkungen mit an<strong>der</strong>en Klimakomponenten<br />

(z. B. Süßwasserbudget des Nordatlantik).<br />

Sowohl durch Beobachtungen als auch weitere<br />

Anstrengungen bei <strong>der</strong> Modellierung können hier<br />

die Unsicherheiten verringert werden.<br />

Forschung <strong>zu</strong> marinen Ökosystemen,<br />

Fischerei und <strong>Meere</strong>sschutzgebieten<br />

• Monitoring: Vor allem bei <strong>der</strong> Nährstoffsituation<br />

und beim Plankton (insbeson<strong>der</strong>e Zooplankton)<br />

sind Beobachtungsdaten über große <strong>Meere</strong>sgebiete<br />

und Zeiträume von erheblicher Bedeutung.<br />

31

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!