Die Zukunft der Meere ? zu warm, zu hoch, zu sauer - WBGU
Die Zukunft der Meere ? zu warm, zu hoch, zu sauer - WBGU
Die Zukunft der Meere ? zu warm, zu hoch, zu sauer - WBGU
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
tive soziale und ökologische Auswirkungen eines<br />
Subventionsabbaus, die sich aus <strong>der</strong> Suche nach<br />
neuen Formen <strong>der</strong> Einkommenserzielung o<strong>der</strong><br />
alternativen Naturnut<strong>zu</strong>ngen beson<strong>der</strong>s in Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />
ergeben können, sind <strong>zu</strong> prüfen<br />
und gegebenenfalls <strong>zu</strong> berücksichtigen. Ein zügiger<br />
und konsequenter Wechsel in <strong>der</strong> internationalen<br />
Subventionspolitik darf sich hierdurch aber<br />
nicht verzögern.<br />
• Aufgrund <strong>der</strong> komplexen Interaktion vieler anthropogener<br />
und natürlicher Faktoren ist <strong>der</strong> von<br />
<strong>der</strong> Biodiversitätskonvention entwickelte und auf<br />
dem WSSD bestätigte integrierte ökosystemare<br />
Ansatz für Erhaltung und nachhaltige Nut<strong>zu</strong>ng<br />
<strong>der</strong> <strong>Meere</strong> und ihrer lebenden Ressourcen von<br />
großer Bedeutung. Zum einen muss das Monitoring<br />
von Ozeanregimen und Ökosystemparametern<br />
(z. B. Indikatorarten) verbessert und <strong>zu</strong>m<br />
an<strong>der</strong>en dieses Wissen über den Ökosystem<strong>zu</strong>stand<br />
in die Beurteilung und das Management <strong>der</strong><br />
kommerziell interessanten Fischbestände einbezogen<br />
werden (FAO, 2003).<br />
• Der Vorsorgeansatz sollte konsequent <strong>zu</strong>r Grundlage<br />
des Fischereimanagements werden. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
bei <strong>der</strong> Prognose <strong>der</strong> Bestandsentwicklung<br />
und <strong>der</strong> daraus abgeleiteten Berechnung <strong>der</strong><br />
Fangquoten sollten Sicherheitsmargen berücksichtigt<br />
werden, die selbst im Falle eines durch Klimawandel<br />
verursachten Regimeübergangs gewährleisten,<br />
dass <strong>der</strong> für die Reproduktion erfor<strong>der</strong>liche<br />
minimale Bestand nicht unterschritten<br />
wird und eine gesunde Alterstruktur <strong>der</strong> Population<br />
erhalten bleibt (King, 2005). Das Fischereimanagement<br />
muss in die Lage versetzt werden,<br />
auf einen Regimeübergang rechtzeitig mit angepassten<br />
Strategien <strong>zu</strong> reagieren (Polovina, 2005).<br />
Ein Beispiel für einen solchen Anpassungsbedarf<br />
ist die Kabeljaufischerei in <strong>der</strong> Nordsee (Kap.<br />
2.3.1).<br />
• Für das kurzfristige Management (1–5 Jahre) wird<br />
<strong>der</strong> vom Menschen verursachte Klimawandel<br />
zwar relativ geringe Auswirkungen haben, die<br />
interannuelle Variabilität und das Auftreten von<br />
Klimaereignissen wie dem El Niño können aber<br />
sehr große Effekte auslösen (Barber, 2001). <strong>Die</strong><br />
Erfassung und Prognose dieser Faktoren ist eine<br />
wichtige Forschungsaufgabe.<br />
• <strong>Die</strong> Rolle des künftigen Klimas wird <strong>der</strong>zeit bei<br />
<strong>der</strong> Entwicklung mittelfristiger Managementstrategien<br />
(5–25 Jahre) meist ignoriert, weil sie entwe<strong>der</strong><br />
als vernachlässigbar angesehen o<strong>der</strong> für nicht<br />
vorhersagbar gehalten wird. Da in diesem Zeitraum<br />
<strong>der</strong> Klimawandel die Bestandsrekrutierung<br />
und -verteilung bereits erheblich beeinflussen<br />
kann, wird es notwendig werden, diese Effekte in<br />
das Fischereimanagement ein<strong>zu</strong>beziehen. <strong>Die</strong><br />
Handlungsempfehlungen: Management mariner Ökosysteme verbessern 2.6<br />
Wirkungen von Klimavariabilität und -ereignissen<br />
auf Fischbestände können <strong>der</strong>zeit lediglich im<br />
Nachhinein analysiert werden. Angesichts des<br />
bereits sichtbaren Klimawandels sollte künftig<br />
Prognosekapazität aufgebaut und in Form von<br />
Risikoanalysen berücksichtigt werden. <strong>Die</strong>s gilt<br />
insbeson<strong>der</strong>e für empfindliche Populationen am<br />
Rande ihres Verbreitungsgebiets.<br />
• Bei <strong>der</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong> Modelle, die als<br />
Grundlage für Quotenfestlegungen dienen, sollte<br />
<strong>der</strong> Weg von <strong>der</strong> Analyse und Modellierung einzelner,<br />
kommerziell interessanter Fischpopulationen<br />
hin <strong>zu</strong> ökosystembasierten Modellen führen,<br />
die auch die dynamischen Interaktionen zwischen<br />
Klima, Ozean und marinen Ökosystemen berücksichtigen<br />
(Pikitch et al., 2004). Statische Konzepte,<br />
die auf <strong>der</strong> Annahme unverän<strong>der</strong>ter Umweltbedingungen<br />
beruhen, werden <strong>zu</strong>nehmend zweifelhaft.<br />
• Bei terrestrischen Ökosystemen ist die Aufteilung<br />
in Gebiete mit unterschiedlicher Nut<strong>zu</strong>ngsintensität<br />
eine seit langem etablierte Verfahrensweise <strong>zu</strong>r<br />
Lösung von Nut<strong>zu</strong>ngskonflikten (<strong>WBGU</strong>, 2000).<br />
Auch für den Ozean wird die Zonierung im Rahmen<br />
mariner Raumplanungssysteme <strong>zu</strong>nehmend<br />
als nützliches Instrument für nachhaltiges, ökosystembasiertes<br />
Fischereimanagement erkannt<br />
(Pauly et al., 2002; SRU, 2004; Pikitch et al., 2004;<br />
Boersma et al., 2004). <strong>Meere</strong>sschutzgebiete spielen<br />
als Bestandteil dieser marinen Raumplanung<br />
eine beson<strong>der</strong>e Rolle, da sie im Konzert mit den<br />
an<strong>der</strong>en Maßnahmen ein wichtiges Instrument für<br />
die Umset<strong>zu</strong>ng des ökosystemaren Ansatzes sind.<br />
<strong>Die</strong> Empfehlungen hier<strong>zu</strong> werden in Kapitel 2.6.2<br />
eingehend behandelt.<br />
2.6.2<br />
<strong>Meere</strong>sschutzgebiete<br />
2.6.2.1<br />
Definition und Motivation<br />
Klimawandel, Ver<strong>sauer</strong>ung und <strong>Meere</strong>sspiegelanstieg<br />
werden auf die marine Umwelt erhebliche Wirkungen<br />
ausüben (Kap. 2.2–2.4). Dabei treffen diese<br />
„neuen“ anthropogenen Faktoren auf <strong>Meere</strong>sökosysteme,<br />
die durch Überfischung, Verschmut<strong>zu</strong>ng,<br />
invasive Arten und an<strong>der</strong>e Einwirkungen durch den<br />
Menschen in vielen Regionen bereits erheblich<br />
geschwächt sind. <strong>Die</strong> Empfehlungen für ein verbessertes<br />
Fischereimanagement wurden in Kapitel 2.6.1<br />
vorgestellt. Hier soll es um <strong>Meere</strong>sschutzgebiete<br />
(Marine Protected Areas, MPA) gehen, die – wie ihre<br />
Pendants an Land – <strong>zu</strong> den wichtigsten Instrumenten<br />
25