Die Zukunft der Meere ? zu warm, zu hoch, zu sauer - WBGU
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2.3.3<br />
Globale Prognosen <strong>der</strong> Auswirkungen auf die<br />
Fischerei<br />
<strong>Die</strong> FAO, die als UN-Son<strong>der</strong>organisation auch für<br />
Fischerei <strong>zu</strong>ständig ist, nennt den künftigen anthropogenen<br />
Klimawandel als ein Beispiel für Unsicherheiten,<br />
die einen Vorsorgeansatz für das Fischereimanagement<br />
rechtfertigen (FAO, 2000). Im Lagebericht<br />
<strong>zu</strong>r Fischerei 2002 weist die FAO in einem eigenen<br />
Kapitel auf die Bedeutung <strong>der</strong> natürlichen Langzeitvariabilität<br />
des Klimas für die Entwicklung <strong>der</strong><br />
Fischbestände hin. Sie stellt darüber hinaus fest, dass<br />
eine globale Erwärmung deutliche – positive o<strong>der</strong><br />
negative – Auswirkungen auf einige, wenn nicht<br />
sogar die meisten kommerziellen Fischbestände<br />
haben könnte (FAO, 2002). Dabei dürften durch<br />
Überfischung drastisch reduzierte Bestände anfälliger<br />
für Klimaän<strong>der</strong>ungen sein als nachhaltig<br />
genutzte (FAO, 2004). Dennoch beruhen die Langzeitprojektionen<br />
<strong>der</strong> FAO bis heute u. a. auf <strong>der</strong><br />
Annahme, dass sich die Umweltbedingungen, so<br />
auch das Klima, nicht wesentlich än<strong>der</strong>n.<br />
Der IPCC (2001b) weist auf die <strong>zu</strong>nehmend anerkannte<br />
Beziehung zwischen natürlicher Klimavariabilität<br />
und <strong>der</strong> Dynamik von Fischbeständen hin und<br />
zieht die Schlussfolgerung, dass die globale Erwärmung<br />
diese Zusammenhänge komplizieren und das<br />
Fischereimanagement schwieriger machen wird. Der<br />
Klimawandel hat also das Potenzial, im Verlauf <strong>der</strong><br />
nächsten Jahrzehnte ein bedeuten<strong>der</strong> Faktor für das<br />
Management mariner Ressourcen <strong>zu</strong> werden, wobei<br />
die Wirkungen je nach Region und Ökosystemcharakteristik<br />
sehr weit streuen werden (IPCC, 2001b).<br />
Auch die Autoren des Millennium Ecosystem<br />
Assessment warnen vor den Folgen des Klimawandels,<br />
ohne allerdings eine genaue Analyse vor<strong>zu</strong>nehmen.<br />
Sie bezeichnen das <strong>der</strong>zeitige Wissen über die<br />
Wirkungen des Klimawandels auf <strong>Meere</strong>sökosysteme<br />
als un<strong>zu</strong>reichend. Sie weisen insbeson<strong>der</strong>e<br />
darauf hin, dass die Reaktion <strong>der</strong> Fischbestände auf<br />
Umwelteinflüsse nicht <strong>zu</strong>letzt von ihrer Populationsgröße<br />
abhängt. Gesunde Bestände mit großer Produktion<br />
von Fischlarven können sich besser an Populationsverschiebungen<br />
und Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Ökosystemstrukturen<br />
anpassen. Dementsprechend reagieren<br />
durch Überfischung stark verkleinerte<br />
Bestände gegenüber Umwelteinflüssen wie z. B. dem<br />
Klimawandel beson<strong>der</strong>s empfindlich (MA, 2005b),<br />
weil <strong>der</strong> für die Reproduktion erfor<strong>der</strong>liche minimale<br />
Bestand leichter unterschritten wird.<br />
Trotz <strong>der</strong> unbefriedigenden wissenschaftlichen<br />
Datenlage lassen sich einige allgemeine Empfehlungen<br />
für das Management mariner Ökosysteme und<br />
Schwerpunkt: Klima und Korallenriffe 2.4<br />
das Fischereimanagement ableiten, die in Kapitel 2.6<br />
erläutert werden.<br />
2.4<br />
Schwerpunkt: Klima und Korallenriffe<br />
Tropische Korallenriffe gelten als das artenreichste<br />
marine Biotop, nicht so sehr wegen des Artenreichtums<br />
<strong>der</strong> riffbildenden Korallen selbst (beschrieben<br />
sind über 835 Arten), son<strong>der</strong>n wegen <strong>der</strong> biologischen<br />
Vielfalt <strong>der</strong> Organismen, die auf und von<br />
Korallenriffen leben, mit geschätzten 0,5–2 Mio.<br />
Arten (Reaka-Kudla, 1997). Korallenriffe liefern<br />
wichtige Produkte wie Fische o<strong>der</strong> Baumaterial<br />
(Blöcke aus Korallenkalk). Sie bieten Schutz vor<br />
Tsunamis und Küstenerosion und sind gleichzeitig<br />
aufgrund ihrer ästhetischen und kulturellen Werte<br />
z. B. für den Tourismus eine wichtige Einnahmequelle.<br />
Obwohl Korallenriffe nur 1,2% <strong>der</strong> Fläche<br />
<strong>der</strong> globalen Kontinentalschelfe bedecken, wird<br />
geschätzt, dass über 100 Mio. Menschen wirtschaftlich<br />
von Korallenriffen abhängen (Hoegh-Guldberg,<br />
2005). Der Statusbericht <strong>der</strong> weltweiten Korallenriffe<br />
(Wilkinson, 2004) gibt seit den 1950er Jahren<br />
Auskunft über ihre Entwicklung und eine besorgniserregende<br />
Einschät<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> <strong>zu</strong>künftigen Trends:<br />
– 20% aller Korallenriffe sind zerstört und zeigen<br />
keine unmittelbare Aussicht auf Erholung,<br />
– 24% aller Korallenriffe stehen durch menschlichen<br />
Druck vor dem unmittelbaren Kollaps,<br />
– weitere 26% sind längerfristig gefährdet.<br />
<strong>Die</strong> Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> vergangenen 20–50 Jahre<br />
werden als „Korallenriffkrise“ bezeichnet, weil die<br />
Anpassungsfähigkeit von Korallen und den mit<br />
ihnen vergesellschafteten Tieren und Pflanzen an die<br />
verän<strong>der</strong>ten Umweltbedingungen weltweit überschritten<br />
wird (Hoegh-Guldberg, 1999; Pandolfi et<br />
al., 2003). Der Druck durch menschliche Aktivitäten<br />
entsteht lokal <strong>zu</strong>m einen durch schlechte Praktiken<br />
des Landmanagements, wodurch Sedimente, Nährstoffe<br />
und Schadstoffe freigesetzt und ins Meer<br />
gespült werden, die dann die Riffe schädigen. Zum<br />
an<strong>der</strong>en reduzieren Überfischung und vor allem die<br />
Fischerei mit destruktiven Methoden (Dynamit,<br />
Zyanid, schwere Fischereigeschirre) die Populationen<br />
von Schlüsselarten im Riff, wodurch die Funktion<br />
des Ökosystems geschädigt und die Produktivität<br />
gesenkt wird. Nach einer Schädigung sind dann<br />
z. B. Makroalgen im Wachstum gegenüber Korallen<br />
bevorteilt, weil <strong>der</strong> Fraßdruck durch Fische sinkt, die<br />
sich von diesen Algen ernährten und die selektiv<br />
gefangen wurden.<br />
Neben den genannten lokalen Stressoren gewinnen<br />
zwei Folgen <strong>der</strong> globalen Klimaän<strong>der</strong>ung für den<br />
Zustand <strong>der</strong> Korallenriffe <strong>zu</strong>nehmend an Gewicht<br />
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