Die Zukunft der Meere ? zu warm, zu hoch, zu sauer - WBGU
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2 Globale Erwärmung und <strong>Meere</strong>sökosysteme<br />
CO 2<br />
Karbonatsystem<br />
Nährstoffe<br />
Bakterien<br />
Phytoplankton<br />
Partikuläres organisches Material<br />
Sediment<br />
Licht<br />
Zooplankton<br />
mit rascher Ausdehnung in Richtung Norden (ca.<br />
50 km pro Jahr) und erheblichem Bestands<strong>zu</strong>wachs,<br />
<strong>der</strong> später als Folge von Überfischung und verschlechterten<br />
Klimabedingungen wie<strong>der</strong> stark<br />
<strong>zu</strong>rückging (Jensen, 1939). Vor allem kleine, Plankton<br />
fressende Fischarten wie Sardine o<strong>der</strong> Anchovis<br />
zeigen starke natürliche Bestandsschwankungen, bei<br />
denen großskalige natürliche Klimavariationen eine<br />
wichtige Rolle spielen (Barber, 2001; PICES, 2004).<br />
So haben die kurzfristigen Störungen <strong>der</strong> ENSO-<br />
Ereignisse (El Niño/Southern Oscillation) jeweils für<br />
etwa 2–3 Jahre tiefgreifende Auswirkungen auf die<br />
marinen Ökosysteme des Peru-Humboldt-Strömungssystems<br />
(verringerte Nährstoffversorgung und<br />
somit geringere Primärproduktion, <strong>zu</strong>m Teil Zusammenbruch<br />
von Fischpopulationen; Barber, 2001) und<br />
auf den weltweit produktivsten Fischbestand (peruanische<br />
Anchovis; FAO, 2004; Bertrand et al., 2004).<br />
<strong>Die</strong> Wirkungen <strong>der</strong> ENSO-Ereignisse sind jedoch<br />
reversibel, so dass in <strong>der</strong> Regel schon nach wenigen<br />
Jahren <strong>der</strong> „normale“ Zustand wie<strong>der</strong> erreicht wird<br />
(Fiedler, 2002).<br />
Regionale klimatische Bedingungen und mit<br />
ihnen Struktur und Dynamik <strong>der</strong> Ökosysteme in<br />
einer <strong>Meere</strong>sregion können aber auch – von kleinen<br />
Unterschieden zwischen den Jahren abgesehen –<br />
über eine Periode von mehreren Jahren o<strong>der</strong> Jahrzehnten<br />
relativ stabil bleiben, was insgesamt als<br />
Regime bezeichnet wird. Wenn ein solcher relativ<br />
stabiler Zustand schnell, etwa im Verlauf von ein<br />
Fische<br />
Raubfische<br />
Abbildung 2.2-1<br />
Schematische Struktur eines<br />
pelagischen <strong>Meere</strong>sökosystems.<br />
Grüne Pfeile: Input<br />
in die Primärproduktion;<br />
schwarze Pfeile: Wechselwirkungen<br />
mit dem<br />
Karbonatsystem; braune<br />
Pfeile: Abbau von Biomasse.<br />
<strong>Meere</strong>ssäuger und Vögel<br />
wurden <strong>der</strong> Übersicht<br />
halber nicht berücksichtigt.<br />
Quelle: <strong>WBGU</strong><br />
o<strong>der</strong> zwei Jahren, in einen an<strong>der</strong>en übergeht, dann<br />
nennt man dies einen Regimeübergang („regime<br />
shift“; King, 2005). Mit diesen Regimeübergängen<br />
gehen teils erhebliche Strukturverän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
betroffenen marinen Ökosysteme einher, vom Phytoplankton<br />
bis hin <strong>zu</strong> den obersten trophischen Ebenen<br />
im Nahrungsnetz, z. B. den großen räuberischen<br />
Fischen.<br />
Regimeübergänge wurden vielfach und in verschiedenen<br />
<strong>Meere</strong>sgebieten beobachtet (King,<br />
2005). So hat sich in <strong>der</strong> Nordsee in den späten<br />
1980er Jahren ein Regimeübergang ereignet, <strong>der</strong> mit<br />
abrupten Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Oberflächentemperatur,<br />
<strong>der</strong> Windverhältnisse und einer Vielzahl biologischer<br />
Parameter verbunden war (Reid et al., 2001;<br />
Beaugrand, 2004; Alheit et al., 2005). Durch die<br />
Zunahme westlicher Winde wurde <strong>der</strong> Einstrom<br />
<strong>warm</strong>en Wassers in die Nordsee verstärkt, was u. a.<br />
die Lebensbedingungen für den Kabeljau in <strong>der</strong><br />
Nordsee verschlechterte. Ein Zusammenhang zwischen<br />
dieser persistenten Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Nordatlantischen<br />
Oszillation (NAO) und <strong>der</strong> anthropogenen<br />
Klimaerwärmung ist wahrscheinlich (Gillett et<br />
al., 2003). Im Nordpazifik, vor <strong>der</strong> kalifornischen<br />
Küste, lassen sich alternierende Regime mit einer<br />
Periode von ca. 60 Jahren über fast zwei Jahrtausende<br />
nachweisen (Baumgartner et al., 1992). Sie<br />
haben eine deutliche Umstrukturierung <strong>der</strong> marinen<br />
Ökosysteme <strong>zu</strong>r Folge (Hare und Mantua, 2000;<br />
King, 2005).