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Die Zukunft der Meere ? zu warm, zu hoch, zu sauer - WBGU

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Abbildung 2.1-3<br />

Satellitenaufnahmen <strong>der</strong> arktischen Eisbedeckung, (a) September<br />

1979 und (b) September 2005.<br />

Quelle: NASA, 2005<br />

<strong>Die</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Dicke des arktischen Eises<br />

ist schwerer <strong>zu</strong> beobachten als seine Ausdehnung.<br />

Mit dem Ende des Kalten Krieges wurden da<strong>zu</strong> Messungen<br />

militärischer U-Boote verfügbar, die unter<br />

dem arktischen Eis patrouillierten. <strong>Die</strong>se Daten legten<br />

nahe, dass die Dicke des Eises bereits um 40%<br />

abgenommen haben könnte (Rothrock et al., 1999).<br />

An<strong>der</strong>e Untersuchungen zeigen nur eine geringere<br />

Abnahme <strong>der</strong> Dicke. Johannessen et al. (2005) geben<br />

8–15% an, so dass die tatsächliche Verän<strong>der</strong>ung noch<br />

als ungeklärt gelten muss.<br />

Weitere Erkenntnisse ergeben sich aus Modellrechnungen<br />

für den Arktischen Ozean mit hoher<br />

räumlicher Auflösung, angetrieben mit beobachteten<br />

Wetterdaten. Sie zeigen für die letzten Jahrzehnte<br />

eine Abnahme <strong>der</strong> Eisausdehnung in Übereinstimmung<br />

mit den bereits diskutierten Satellitendaten.<br />

Dabei nimmt im Modell die Eisdicke wesentlich stärker<br />

ab, und zwar um 43% seit 1988 (Lindsay und<br />

Zhang, 2005). Ähnliche Ergebnisse erhalten auch<br />

Maslowski et al. (2005). Bei ungebremster Erwärmung<br />

zeigen die Szenarien mit globalen Modellen,<br />

Klimafaktoren 2.1<br />

dass <strong>der</strong> Arktische Ozean gegen Ende dieses Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

im Sommer praktisch eisfrei sein dürfte<br />

(MPI für Meteorologie, 2005). <strong>Die</strong> genannten regionalen<br />

Modelle lassen befürchten, dass dies auch<br />

bereits früher eintreten könnte.<br />

2.1.3<br />

Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Meere</strong>sströmungen<br />

<strong>Die</strong> Wissenschaft befasst sich seit den 1980er Jahren<br />

mit <strong>der</strong> Frage möglicher abrupter Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Atlantikströmungen und ihrer Auswirkungen auf<br />

das Klima (Broecker, 1987). Das grundlegende Problem<br />

– eine mögliche stark nichtlineare Reaktion<br />

<strong>der</strong> Strömung auf Süßwassereintrag – ist bereits seit<br />

den 1960er Jahren bekannt (Stommel, 1961). Über<br />

die Wahrscheinlichkeit und die möglichen Folgen<br />

eines solchen Ereignisses wird in den letzten Jahren<br />

<strong>zu</strong>nehmend geforscht; die Forschung ist jedoch noch<br />

in einer frühen Phase und viele Fragen sind nach wie<br />

vor ungeklärt. <strong>Die</strong> Gefahr von Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

<strong>Meere</strong>sströme ist u. a. durch den „Pentagon-Bericht“<br />

von Schwartz und Randall (2003), <strong>der</strong> 2004 in<br />

die Medien gelangte, in das öffentliche Bewusstsein<br />

vorgedrungen. <strong>Die</strong>ser Bericht entwickelt ein Worst-<br />

Case-Szenario, bei dem in den kommenden 10–20<br />

Jahren <strong>der</strong> Nordatlantikstrom <strong>zu</strong>m Erliegen kommt,<br />

was <strong>zu</strong> einer starken Abkühlung im Nordatlantikraum<br />

innerhalb weniger Jahre führen würde. <strong>Die</strong>s ist<br />

allerdings ein spekulatives und extrem unwahrscheinliches<br />

Szenario. Nach <strong>der</strong>zeitigem Stand deutet<br />

nichts auf eine kurz bevorstehende Strömungsän<strong>der</strong>ung<br />

hin. Auf längere Sicht und bei starker weiterer<br />

Klimaerwärmung – etwa ab <strong>der</strong> Mitte dieses<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts – kann dies jedoch <strong>zu</strong> einer ernsthaften<br />

Gefahr werden.<br />

Normalerweise sinken riesige Wassermassen im<br />

europäischen Nordmeer und in <strong>der</strong> Labradorsee in<br />

die Tiefe. <strong>Die</strong>ses Wasser strömt dann in 2–3 km Tiefe<br />

nach Süden bis ins Südpolarmeer (Abb. 2.1-4). Zum<br />

Ausgleich strömt an <strong>der</strong> Oberfläche <strong>warm</strong>es Wasser<br />

von Süden her in die nördlichen Breiten. <strong>Die</strong>s führt<br />

<strong>zu</strong> einer großräumigen Umwälzbewegung im Atlantik,<br />

bei <strong>der</strong> etwa 15 Mio. m 3 Wasser pro Sekunde<br />

bewegt werden. Wie eine Zentralhei<strong>zu</strong>ng transportiert<br />

<strong>der</strong> Ozean auf diese Weise 10 15 Watt an Wärme<br />

in den nördlichen Atlantikraum, was mehr als das<br />

Zweitausendfache <strong>der</strong> gesamten Kraftwerksleistung<br />

Europas beträgt.<br />

Der globale Klimawandel wirkt auf diese Strömung,<br />

indem er die Dichte des Meerwassers auf zwei<br />

Arten verringert: Zum einen führt <strong>der</strong> Temperaturanstieg<br />

des Wassers <strong>zu</strong> thermischer Ausdehnung, <strong>zu</strong>m<br />

an<strong>der</strong>en verdünnen verstärkte Nie<strong>der</strong>schläge und<br />

Schmelzwasser das Meerwasser mit Süßwasser. Das<br />

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