Die Zukunft der Meere ? zu warm, zu hoch, zu sauer - WBGU
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Globale Erwärmung und <strong>Meere</strong>sökosysteme 2<br />
2.1<br />
Klimafaktoren<br />
2.1.1<br />
Anstieg <strong>der</strong> Wassertemperaturen<br />
<strong>Die</strong> Temperaturen im Meer beeinflussen das Leben<br />
im Meer sowie die Löslichkeit von Kohlendioxid im<br />
Wasser. Sie verän<strong>der</strong>n die Dichte des Meerwassers<br />
und beeinflussen dadurch die Strömungen und den<br />
<strong>Meere</strong>sspiegel: <strong>Die</strong> thermische Ausdehnung des<br />
Wassers trägt wesentlich <strong>zu</strong>m <strong>Meere</strong>sspiegelanstieg<br />
bei. <strong>Die</strong> Oberflächentemperatur <strong>der</strong> <strong>Meere</strong> beeinflusst<br />
auch die Atmosphäre auf vielfältige Weise. <strong>Die</strong><br />
in Europa im Winter häufig auftretende „milde<br />
Atlantikluft“ hat ihre Wärme aus dem relativ <strong>warm</strong>en<br />
Ozean aufgenommen. Auch führen hohe Wassertemperaturen<br />
<strong>zu</strong> verstärkter Verdunstung, was<br />
eine wichtige Energiequelle <strong>der</strong> Atmosphäre (z. B.<br />
für tropische Wirbelstürme) und die Wasserquelle<br />
vieler Extremnie<strong>der</strong>schläge (u. a. <strong>der</strong> Elbeflut 2002)<br />
darstellt.<br />
In den letzten Jahren wurden durch internationale<br />
Anstrengungen <strong>zu</strong>m Datenaustausch erheblich verbesserte<br />
Datensätze <strong>zu</strong> den globalen Ozeantemperaturen<br />
<strong>der</strong> letzten 50 Jahre für die Forschung verfügbar<br />
(NODC, 2001). Auf <strong>der</strong> Basis von über 7 Mio.<br />
gemessenen Temperaturprofilen haben Levitus et al.<br />
(2005) den Zeitverlauf des Wärmegehalts <strong>der</strong> Weltmeere<br />
rekonstruiert. Sie belegen einen Anstieg <strong>der</strong><br />
gespeicherten Wärmemenge um 15.10 22 Joule von<br />
1955–1998. <strong>Die</strong>s entspricht einer mittleren Wärmeaufnahme<br />
von 0,2 Watt pro m 2 über diesen Zeitraum,<br />
bezogen auf die gesamte Erdoberfläche. Für den<br />
Zeitraum 1993–2003 betrug die Wärmeaufnahme<br />
sogar 0,6 Watt pro m 2 (Willis et al., 2004). <strong>Die</strong>se Wärme<strong>zu</strong>nahme<br />
im Ozean zeigt, dass die Erde <strong>der</strong>zeit<br />
mehr Energie von <strong>der</strong> Sonne aufnimmt als sie wie<strong>der</strong><br />
abstrahlen kann. Damit belegen die Messungen ein<br />
Ungleichgewicht in <strong>der</strong> Wärmebilanz <strong>der</strong> Erde, wie<br />
es aufgrund des anthropogenen Treibhauseffekts <strong>zu</strong><br />
erwarten ist (Hansen et al., 2005).<br />
Global und über die gesamte Wassersäule gemittelt<br />
ist die Temperatur des Ozeans seit 1955 nur um<br />
0,04°C angestiegen. Das liegt daran, dass sich bisher<br />
nur eine Oberflächenschicht (d. h. die durchmischte<br />
Deckschicht) von wenigen 100 m Tiefe erwärmt hat,<br />
die mittlere Ozeantiefe jedoch 3.800 m beträgt. Der<br />
durch thermische Expansion des Wassers verursachte<br />
<strong>Meere</strong>sspiegelanstieg beträgt daher bisher<br />
nur einen Bruchteil dessen, was eine Erwärmung bis<br />
in die Tiefsee im Laufe <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>te ergeben<br />
wird (Kap. 3.1.1).<br />
Abbildung 2.1-1 zeigt den Verlauf <strong>der</strong> für das Klimasystem<br />
beson<strong>der</strong>s wichtigen <strong>Meere</strong>soberflächentemperatur.<br />
<strong>Die</strong>ser ähnelt stark <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />
Lufttemperaturen, die Erwärmung fällt jedoch etwas<br />
geringer aus (0,6°C seit Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts).<br />
Beides ist nicht überraschend. <strong>Die</strong> <strong>Meere</strong>soberfläche<br />
ist thermisch eng an die darüber liegende<br />
Atmosphäre gekoppelt. Da sich die Landflächen, die<br />
30% <strong>der</strong> Erdoberfläche ausmachen, wegen ihrer<br />
geringeren Wärmekapazität schneller erwärmen als<br />
die Ozeane, steigt die global gemittelte Lufttemperatur<br />
insgesamt schneller als die des <strong>Meere</strong>s. Ein<br />
Datensatz <strong>der</strong> von Schiffen nachts über dem Meer<br />
gemessenen Lufttemperatur (Parker et al., 1995)<br />
zeigt ebenfalls einen sehr ähnlichen Verlauf wie die<br />
Wassertemperaturen. <strong>Die</strong>se Daten belegen den<br />
Erwärmungstrend <strong>der</strong> <strong>Meere</strong> an <strong>der</strong> Oberfläche und<br />
bestätigen damit nochmals die von Wetterstationen<br />
gemessene globale Erwärmung.<br />
Abbildung 2.1-2 zeigt die Erwärmung <strong>der</strong> Oberflächentemperaturen<br />
im Nordatlantik, die sich in<br />
weiten Teilen im Bereich von 0,3–1°C über den<br />
gezeigten Zeitraum bewegt. Eine wesentlich stärkere<br />
Erwärmung um mehrere Grad findet man in arktischen<br />
Breiten, vor allem aufgrund positiver (verstärken<strong>der</strong>)<br />
Rückkopplungen mit dem schwindenden<br />
<strong>Meere</strong>is (Kap. 2.1.1). Einige kleinere Stellen weisen<br />
aufgrund dynamischer Verän<strong>der</strong>ungen im Meer eine<br />
Abkühlung auf – dies gilt insbeson<strong>der</strong>e für den Golfstrombereich<br />
vor <strong>der</strong> Küste <strong>der</strong> USA und <strong>Meere</strong>sgebiete<br />
nahe Grönland. Ursache sind hier wahrscheinlich<br />
natürliche, interne Schwankungen in <strong>der</strong> Zirku-