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Die Zukunft der Meere ? zu warm, zu hoch, zu sauer - WBGU

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Zusammenfassung für Entscheidungsträger<br />

meidungsstrategien (z. B. Effizienzsteigerung und<br />

För<strong>der</strong>ung erneuerbarer Energien) führen und<br />

sollte daher nicht mit öffentlichen Mitteln geför<strong>der</strong>t<br />

werden.<br />

• Unter dem <strong>Meere</strong>sboden eingelagertes CO 2 sollte<br />

bei <strong>der</strong> Aufstellung von Emissionsinventaren und<br />

im Rahmen <strong>der</strong> flexiblen Mechanismen <strong>der</strong> internationalen<br />

Klimaschutzpolitik nur teilweise als<br />

vermiedene Emission angerechnet werden, um<br />

dem Leckagerisiko Rechnung <strong>zu</strong> tragen. Ergänzend<br />

sind Haftungsregelungen vor<strong>zu</strong>sehen.<br />

Abbau von Methanhydraten mit strengen<br />

Auflagen versehen<br />

In Form von Methanhydraten lagern im <strong>Meere</strong>sboden<br />

Kohlenstoffmengen, die in <strong>der</strong> Größenordnung<br />

<strong>der</strong> weltweiten Kohlevorräte liegen. Methanhydrate<br />

sind nur bei hohem Druck und niedrigen Temperaturen<br />

stabil. Derartige Bedingungen herrschen typischerweise<br />

auf dem <strong>Meere</strong>sboden ab rund 500 m<br />

<strong>Meere</strong>stiefe; in <strong>der</strong> Arktis liegt diese Grenze etwas<br />

höher. <strong>Die</strong> Stabilität <strong>der</strong> Methanhydratvorkommen<br />

kann einerseits durch den Klimawandel beeinträchtigt<br />

werden, an<strong>der</strong>erseits durch Störungen als Folge<br />

<strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von Erdöl und Erdgas o<strong>der</strong> in<br />

<strong>Zukunft</strong> möglicherweise im Zuge des direkten<br />

Abbaus <strong>der</strong> Hydrate selbst. Nach Einschät<strong>zu</strong>ng des<br />

<strong>WBGU</strong> ist die Gefahr einer plötzlichen Freiset<strong>zu</strong>ng<br />

größerer, klimarelevanter Methanmengen innerhalb<br />

dieses Jahrhun<strong>der</strong>ts jedoch sehr gering. Langfristig<br />

könnte es aber <strong>zu</strong> schleichenden Methanfreiset<strong>zu</strong>ngen<br />

über viele Jahrhun<strong>der</strong>te bis Jahrtausende aufgrund<br />

des langsamen Eindringens <strong>der</strong> globalen<br />

Erwärmung in die tieferen Ozeanschichten und Sedimente<br />

kommen.<br />

• Wegen <strong>der</strong> möglichen Instabilitäten <strong>der</strong> Lagerstätten<br />

sollte bereits jetzt sichergestellt werden,<br />

dass ein Abbau von Methanhydraten im Meer<br />

allenfalls unter sehr strengen Auflagen erlaubt<br />

wird. Bisherige Regulierungssysteme für den<br />

<strong>Meere</strong>sbergbau sollten entsprechend überarbeitet<br />

und angepasst werden.<br />

Bestehende Finanzierungsmechanismen ergänzen<br />

Maßnahmen <strong>zu</strong>r Vermeidung und Bewältigung <strong>der</strong><br />

<strong>zu</strong> erwartenden negativen Effekte des Klimawandels<br />

auf den Lebensraum Meer können aus bereits bestehenden<br />

internationalen Fonds bestritten werden,<br />

<strong>der</strong>en Aufgabe die Finanzierung von Emissionsreduktionen<br />

bzw. von Anpassungsprojekten ist. Es ist<br />

allerdings davon aus<strong>zu</strong>gehen, dass diese Mittel für<br />

die im vorliegenden Gutachten beschriebenen Auf-<br />

gaben nicht ausreichen werden, vor allem weil die<br />

Mittel nicht für spezifisch meeresbezogene Projekte<br />

verwendet werden. Zur Ergän<strong>zu</strong>ng empfiehlt <strong>der</strong><br />

<strong>WBGU</strong> daher:<br />

• <strong>Die</strong> Fischereisubventionen müssen abgebaut werden,<br />

um Fehlanreize <strong>zu</strong>r Überfischung <strong>zu</strong> vermeiden.<br />

<strong>Die</strong> dadurch freigesetzten öffentlichen Mittel<br />

können dann u. a. in den <strong>Meere</strong>sschutz investiert<br />

werden.<br />

• Es sollten Entgelte für die Nut<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> <strong>Meere</strong><br />

durch den Schiffsverkehr erhoben und die Einnahmen<br />

zweckgebunden verwendet werden.<br />

• Der Aufbau von Mikroversicherungen <strong>zu</strong>m<br />

Schutz individueller Vermögenswerte sollte insbeson<strong>der</strong>e<br />

in Entwicklungslän<strong>der</strong>n als ein Teilelement<br />

einer umfassenden Vorsorgestrategie (z. B.<br />

durch öffentliche Kofinanzierung) unterstützt<br />

werden.<br />

• Ein Teil <strong>der</strong> öffentlichen Mittel <strong>zu</strong>r Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit,<br />

die <strong>der</strong>zeit <strong>zu</strong>r Bewältigung<br />

weltweiter Katastrophenfolgen verwendet werden,<br />

sollte in Vorsorgemaßnahmen umgeleitet<br />

werden.<br />

Mit diesem Son<strong>der</strong>gutachten hat <strong>der</strong> <strong>WBGU</strong> ein bisher<br />

wenig beachtetes und auch in seiner Brisanz<br />

weitgehend unterschätztes Thema aufgegriffen. Für<br />

die <strong>Zukunft</strong> des blauen Planeten Erde ist <strong>der</strong><br />

Zustand <strong>der</strong> <strong>Meere</strong>sumwelt von elementarer Bedeutung.<br />

Der Mensch hat durch Übernut<strong>zu</strong>ng und Verschmut<strong>zu</strong>ng<br />

bereits großen Schaden in den <strong>Meere</strong>n<br />

angerichtet. Mit dem globalen Klimawandel kommt<br />

eine weitere, völlig neue Dimension <strong>der</strong> Bedrohung<br />

hin<strong>zu</strong>. Das vorliegende Son<strong>der</strong>gutachten zeigt die<br />

Bedrohungen auf und benennt den Handlungsbedarf<br />

sowie die Handlungsoptionen, die sich im Spannungsfeld<br />

von Klimawandel und <strong>Meere</strong>n ergeben.<br />

Das Gutachten will politische Entscheidungsträger<br />

da<strong>zu</strong> ermutigen, notwendige Maßnahmen rechtzeitig<br />

und entschlossen in Angriff <strong>zu</strong> nehmen – damit die<br />

<strong>Meere</strong> nicht <strong>zu</strong> <strong>warm</strong> werden, nicht <strong>zu</strong> <strong>hoch</strong> steigen<br />

und nicht ver<strong>sauer</strong>n.

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