Die Zukunft der Meere ? zu warm, zu hoch, zu sauer - WBGU
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Innovative völkerrechtliche Instrumente für<br />
Umgang mit „<strong>Meere</strong>sflüchtlingen“ vereinbaren<br />
Der <strong>Meere</strong>sspiegelanstieg wird <strong>zu</strong>r Überflutung von<br />
Küsten und kleinen Inselstaaten und damit <strong>zu</strong>r<br />
Migration von „<strong>Meere</strong>sflüchtlingen“ führen. Beim<br />
<strong>der</strong>zeitigen Stand des Völkerrechts existiert we<strong>der</strong><br />
eine Verpflichtung <strong>zu</strong>r Aufnahme von Flüchtlingen<br />
aus Küstengebieten, noch ist die Kostenfrage geregelt.<br />
Längerfristig wird die Staatengemeinschaft das<br />
Problem <strong>der</strong> Flüchtlinge aus Küstengebieten aber<br />
nicht ignorieren können und deshalb entsprechende<br />
Instrumente <strong>zu</strong>r gesicherten Aufnahme <strong>der</strong> Betroffenen<br />
in geeigneten, möglichst ihrer Präferenz entsprechenden<br />
Gebieten entwickeln müssen.<br />
• Notwendig sind Vereinbarungen über die Aufnahme<br />
von Flüchtlingen aus Küstengebieten sowie<br />
die Übernahme <strong>der</strong> hiermit verbundenen<br />
Kosten, z. B. mittels eines Kompensationsfonds.<br />
Sinnvoll ist eine faire Lastenverteilung, bei <strong>der</strong><br />
sich die Staaten nach Maßgabe ihrer Treibhausgasemissionen<br />
verbindlich verpflichten, für die<br />
Migranten Verantwortung <strong>zu</strong> übernehmen.<br />
• <strong>Die</strong> politische Entscheidungsfindung sollte durch<br />
sozialwissenschaftliche und juristische Studien<br />
vorbereitet werden.<br />
Ver<strong>sauer</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Meere</strong> rechtzeitig stoppen<br />
<strong>Die</strong> Lösung von Kohlendioxid im Meerwasser führt<br />
<strong>zu</strong> einer erheblichen Ver<strong>sauer</strong>ung (Absenkung des<br />
pH-Werts) und damit <strong>zu</strong> Verän<strong>der</strong>ungen im biogeochemischen<br />
Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht. <strong>Die</strong><br />
<strong>Meere</strong> haben bisher rund ein Drittel <strong>der</strong> anthropogenen<br />
CO 2 -Emissionen aufgenommen, was bereits<br />
<strong>zu</strong> einer signifikanten Ver<strong>sauer</strong>ung des Meerwassers<br />
geführt hat. <strong>Die</strong> CO 2 -Emissionen beeinflussen somit<br />
die <strong>Meere</strong>sumwelt auch direkt – ohne Umweg über<br />
den Klimawandel. Eine ungebremste Fortset<strong>zu</strong>ng<br />
des Trends wird <strong>zu</strong> einer <strong>Meere</strong>sver<strong>sauer</strong>ung führen,<br />
die in den letzten Jahrmillionen ohne Beispiel und<br />
über Jahrtausende unumkehrbar ist. <strong>Die</strong> Folgen für<br />
die marinen Ökosysteme lassen sich zwar noch nicht<br />
genau prognostizieren, aber besteht das Risiko einschneiden<strong>der</strong><br />
Verän<strong>der</strong>ungen im Nahrungsnetz, da<br />
die Kalkbildung von <strong>Meere</strong>sorganismen behin<strong>der</strong>t<br />
o<strong>der</strong> teilweise sogar unterbunden werden kann. Hier<br />
treten nun auf globaler Skala ähnliche Probleme auf,<br />
wie regional bei <strong>der</strong> Ver<strong>sauer</strong>ung von Seen in den<br />
1970er und 1980er Jahren („Saurer Regen“).<br />
• Um <strong>zu</strong> verhin<strong>der</strong>n, dass die Kalkbildung <strong>der</strong> <strong>Meere</strong>sorganismen<br />
gestört und dadurch das Risiko<br />
besteht, dass die marinen Nahrungsnetze<br />
umstrukturiert werden, sollte folgende Leitplanke<br />
Zusammenfassung für Entscheidungsträger<br />
eingehalten werden: Der pH-Wert <strong>der</strong> obersten<br />
<strong>Meere</strong>sschicht sollte in keinem größeren Ozeangebiet<br />
(d. h. auch nicht im globalen Mittel) um<br />
mehr als 0,2 Einheiten gegenüber dem vorindustriellen<br />
Wert absinken.<br />
• Technische Maßnahmen gegen die Ver<strong>sauer</strong>ung,<br />
etwa eine großflächige Kalkung, sind im Meer<br />
nicht möglich. Es muss daher sichergestellt werden,<br />
dass die anthropogenen CO 2 -Emissionen unabhängig<br />
von <strong>der</strong> Reduktion an<strong>der</strong>er Treibhausgasemissionen<br />
begrenzt werden. Der <strong>WBGU</strong><br />
schlägt daher vor, in den Verhandlungen über <strong>zu</strong>künftige<br />
Verpflichtungen <strong>zu</strong>r Klimarahmenkonvention<br />
die beson<strong>der</strong>e Rolle des CO 2 gegenüber<br />
an<strong>der</strong>en Treibhausgasen <strong>zu</strong> berücksichtigen. Da<br />
die Folgen <strong>der</strong> Ver<strong>sauer</strong>ung für die <strong>Meere</strong>sökosysteme<br />
und für biogeochemische Kreisläufe nur<br />
un<strong>zu</strong>reichend verstanden sind, besteht noch erheblicher<br />
Forschungsbedarf.<br />
CO 2-Speicherung regulieren<br />
Das Kohlendioxid aus <strong>der</strong> Nut<strong>zu</strong>ng fossiler Energieträger<br />
kann durch technische Verfahren abgetrennt,<br />
verdichtet und über Pipelines o<strong>der</strong> mit Schiffen <strong>zu</strong><br />
permanenten Lagern transportiert werden. <strong>Die</strong> Einlagerung<br />
von CO 2 kann dabei in geologischen Formationen<br />
an Land o<strong>der</strong> unter dem <strong>Meere</strong>sboden<br />
erfolgen. Theoretisch könnte das CO 2 auch in die<br />
Tiefsee einbracht werden. Einem langfristig orientierten<br />
Klimaschutz steht allerdings das Risiko des<br />
andauernden langsamen Entweichens des eingelagerten<br />
CO 2 in die Atmosphäre entgegen. <strong>Die</strong> Vorund<br />
Nachteile <strong>der</strong> technischen und wirtschaftlichen<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Sequestrierungstechnologien müssen<br />
daher im Vergleich mit an<strong>der</strong>en Klimaschutzmaßnahmen<br />
wie <strong>der</strong> Steigerung <strong>der</strong> Energieeffizienz<br />
und dem Umstieg auf erneuerbare Energieträger<br />
abgewogen werden.<br />
• <strong>Die</strong> Einbringung von CO 2 in das Meerwasser<br />
sollte auf Grundlage des Vorsorgeprinzips untersagt<br />
werden, weil das Risiko ökologischer Schäden<br />
nicht ein<strong>zu</strong>schätzen und die Rückhaltezeit im<br />
Ozean <strong>zu</strong> kurz ist.<br />
• <strong>Die</strong> Einlagerung von CO 2 in geologische Formationen<br />
unter dem <strong>Meere</strong>sboden kann nur eine<br />
„Notlösung“ für einen Übergangszeitraum sein.<br />
Eine Genehmigung sollte lediglich dann erteilt<br />
werden, wenn strenge Kriterien bezüglich <strong>der</strong><br />
technischen Sicherheit und vor allem <strong>der</strong> Permanenz<br />
<strong>der</strong> Speicher und <strong>der</strong> Umweltverträglichkeit<br />
eingehalten werden. <strong>Die</strong>se Kriterien sollten auch<br />
bei <strong>der</strong> Nut<strong>zu</strong>ng von CO 2 für „Enhanced Oil<br />
Recovery“ gelten. CO 2-Sequestrierung darf nicht<br />
<strong>zu</strong>r Vernachlässigung nachhaltiger Emissionsver-<br />
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