Die Zukunft der Meere ? zu warm, zu hoch, zu sauer - WBGU
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Zusammenfassung für Entscheidungsträger<br />
meisten Riffe zerstört sein, weil viele Korallen bei<br />
höheren Wassertemperaturen nicht überlebensfähig<br />
sind. <strong>Die</strong>s hat unabsehbare Folgen vor Ort, denn für<br />
den Küstenschutz und die Proteinversorgung von<br />
Millionen von Menschen sind die Riffe unverzichtbar.<br />
Eine <strong>der</strong> sichtbarsten Auswirkungen des Temperaturanstiegs<br />
ist <strong>der</strong> Rückgang des arktischen <strong>Meere</strong>ises.<br />
<strong>Die</strong> Ausdehnung <strong>der</strong> Eisdecke im Sommer hat in<br />
den vergangenen 30 Jahren um 15–20% abgenommen.<br />
Modellszenarien für die <strong>Zukunft</strong> legen nahe,<br />
dass ohne Klimaschutz <strong>der</strong> Arktische Ozean gegen<br />
Ende des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts im Sommer praktisch eisfrei<br />
sein dürfte, mit schwerwiegenden Folgen für<br />
Ökosysteme und Klimageschehen.<br />
• Zur Bewahrung <strong>der</strong> biologischen Vielfalt im Meer<br />
und <strong>zu</strong>r Stärkung <strong>der</strong> Resilienz <strong>der</strong> <strong>Meere</strong>sökosysteme<br />
schlägt <strong>der</strong> <strong>WBGU</strong> folgende Leitplanke<br />
vor: Mindestens 20–30% <strong>der</strong> Fläche mariner Ökosysteme<br />
sollten für ein ökologisch repräsentatives<br />
und effektiv betriebenes Schutzgebietssystem ausgewiesen<br />
werden. Der <strong>Meere</strong>sschutz muss vor<br />
allem für Korallenriffe und Gebiete, die als „Kin<strong>der</strong>stube“<br />
für Fischpopulationen dienen, erheblich<br />
verbessert werden. <strong>Die</strong> bereits vereinbarten<br />
internationalen Ziele für <strong>Meere</strong>sschutzgebiete<br />
müssen umgesetzt und die entsprechende Regelungslücke<br />
auf <strong>der</strong> Hohen See sollte durch ein<br />
Abkommen im Rahmen des Seerechtsübereinkommens<br />
(UNCLOS) geschlossen werden.<br />
• <strong>Die</strong> Bewirtschaftung <strong>der</strong> <strong>Meere</strong>sressourcen sollte<br />
dem „ökosystemaren Ansatz“ folgen. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
muss die öffentlich subventionierte Überfischung<br />
<strong>der</strong> <strong>Meere</strong> beendet werden, nicht <strong>zu</strong>letzt,<br />
um die Fischbestände gegenüber den Auswirkungen<br />
des Klimawandels <strong>zu</strong> stärken. Dafür müssen<br />
nicht nur Fischereisubventionen, son<strong>der</strong>n auch<br />
Fangüberkapazitäten abgebaut und Maßnahmen<br />
gegen destruktive Fischereipraktiken sowie illegale<br />
bzw. unregulierte Fischerei ergriffen werden.<br />
• Das Verständnis <strong>der</strong> Zusammenhänge zwischen<br />
anthropogenen Störungen, biologischer Vielfalt<br />
und Resilienz mariner Ökosysteme muss verbessert<br />
werden. Ein intensives Monitoring ist dabei<br />
eine Vorausset<strong>zu</strong>ng für die weitere Entwicklung<br />
gekoppelter Ökosystem-Klima-Modelle.<br />
<strong>Meere</strong>sspiegelanstieg begrenzen und Strategien<br />
des Küstenzonenmanagements neu ausrichten<br />
Ursache für den <strong>Meere</strong>sspiegelanstieg ist <strong>der</strong> Klimawandel,<br />
vor allem <strong>der</strong> Anstieg <strong>der</strong> <strong>Meere</strong>stemperaturen<br />
sowie das Abschmelzen von Inlandgletschern<br />
und kontinentalen Eisschilden. Lag <strong>der</strong> <strong>Meere</strong>sspiegelanstieg<br />
im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t global noch bei 1,5–<br />
2,0 cm pro Jahrzehnt, zeigen Satellitenmessungen im<br />
vergangenen Jahrzehnt bereits einen Anstieg von<br />
3 cm. Bei weiterer Erwärmung droht eine <strong>zu</strong>sätzliche<br />
Beschleunigung des <strong>Meere</strong>sspiegelanstiegs. Es gibt<br />
Anzeichen für einen beginnenden Zerfall <strong>der</strong> Kontinentaleismassen<br />
auf Grönland und in <strong>der</strong> Antarktis,<br />
<strong>der</strong> in den kommenden Jahrhun<strong>der</strong>ten mehrere<br />
Meter <strong>Meere</strong>sspiegelanstieg verursachen könnte.<br />
Neben dem <strong>Meere</strong>sspiegelanstieg bedroht auch<br />
die <strong>zu</strong>nehmende Zerstörungskraft von Hurrikanen<br />
viele Küstengebiete <strong>der</strong> Welt. Theorie, Beobachtungsdaten<br />
und Modellrechnungen sprechen dafür,<br />
dass eine Klimaerwärmung zwar nicht die Anzahl<br />
von Hurrikanen, wohl aber ihre Zerstörungskraft<br />
erhöht. Bei einem Anstieg <strong>der</strong> tropischen <strong>Meere</strong>stemperaturen<br />
um lediglich 0,5°C wurde in den letzten<br />
Jahrzehnten bereits ein Ansteigen <strong>der</strong> Hurrikanenergie<br />
um 70% beobachtet.<br />
<strong>Meere</strong>sspiegelanstieg und Extremereignisse wie<br />
Hurrikane und Sturmfluten bedrohen die Küsten.<br />
Küstenschutz wird damit <strong>zu</strong> einer großen gesellschaftlichen<br />
und ökonomischen Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />
<strong>Die</strong> bisherigen Ansätze für Schutz und Nut<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong><br />
Küstengebiete werden dieser Entwicklung nicht<br />
gerecht. Neuartige Kombinationen von Maßnahmen<br />
(Portfolio-Strategien) werden benötigt, wobei die<br />
Optionen Schutzgewährung, qualifizierter Rück<strong>zu</strong>g<br />
und Akkomodation gegeneinan<strong>der</strong> ab<strong>zu</strong>wägen sind.<br />
Dabei sollten insbeson<strong>der</strong>e die Belange von Küstenund<br />
Naturschutz besser verknüpft und die von<br />
Anpassungs- o<strong>der</strong> Umsiedlungsmaßnahmen betroffene<br />
Bevölkerung in die Entscheidungen einbezogen<br />
werden.<br />
• Der absolute <strong>Meere</strong>sspiegelanstieg sollte dauerhaft<br />
nicht mehr als 1 m betragen, und die Anstiegsgeschwindigkeit<br />
sollte stets unter 5 cm pro<br />
Jahrzehnt bleiben. Ansonsten würden mit hoher<br />
Wahrscheinlichkeit nicht mehr vertretbare Schäden<br />
und Verluste für Menschen und Ökosysteme<br />
eintreten.<br />
• Wegen des <strong>zu</strong> erwartenden <strong>Meere</strong>sspiegelanstiegs<br />
müssen nationale und internationale Strategien<br />
für Schutzgewährung und Anpassung, aber auch<br />
für einen qualifizierten Rück<strong>zu</strong>g aus gefährdeten<br />
Gebieten entwickelt werden.<br />
• Natur- und Küstenschutz sollten besser verknüpft<br />
werden. Bei <strong>der</strong> Erstellung von Küstenschutzplänen<br />
und Strategien <strong>zu</strong>r nachhaltigen Nut<strong>zu</strong>ng und<br />
Entwicklung von Küstenzonen müssen alle wesentlichen<br />
Politikbereiche einbezogen werden<br />
(„integriertes Küstenzonenmanagement“).