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Die Zukunft der Meere ? zu warm, zu hoch, zu sauer - WBGU

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98<br />

6 Methanhydrate im <strong>Meere</strong>sboden<br />

Atmosphärisches CH 4 [ppm]<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

a<br />

Freiset<strong>zu</strong>ngsdauer [Jahre]<br />

1.000<br />

10.000<br />

100.000<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Jahrtausende<br />

bei <strong>der</strong> Rutschung freigesetzte Methanmenge wird<br />

auf 0,8 Gt Kohlenstoff geschätzt (Archer, 2005).<br />

Wenn diese Menge Methan direkt in die Atmosphäre<br />

gelangt, ergibt sich ein Strahlungsantrieb von 0,2 W<br />

pro m 2 (<strong>zu</strong>m Vergleich: Der Strahlungsantrieb durch<br />

anthropogene Treibhausgase beträgt heute 2,7 W pro<br />

m 2 ). <strong>Die</strong>ses Beispiel illustriert, dass eine abrupte<br />

Methanfreiset<strong>zu</strong>ng selbst bei einer großen, katastrophalen<br />

Hangabrutschung nur verhältnismäßig<br />

geringe Folgen für das Klima hat.<br />

6.4<br />

Handlungsempfehlungen: Freiset<strong>zu</strong>ng von Methan<br />

verhin<strong>der</strong>n<br />

Der anthropogene Klimawandel kann durch Erwärmung<br />

des Meerwassers <strong>zu</strong> einer Destabilisierung von<br />

Methanhydratvorkommen am <strong>Meere</strong>sboden führen.<br />

Dabei ist die Gefahr einer raschen Freiset<strong>zu</strong>ng größerer,<br />

klimarelevanter Mengen innerhalb dieses<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts nach gegenwärtigem Wissensstand<br />

jedoch sehr gering. Wesentlich bedeutsamer ist die<br />

Wahrscheinlichkeit einer chronischen Methanfreiset<strong>zu</strong>ng<br />

über viele Jahrhun<strong>der</strong>te bis Jahrtausende<br />

aufgrund des langsamen Eindringens <strong>der</strong> globalen<br />

Erwärmung in die tieferen Ozeanschichten und Sedimente.<br />

<strong>Die</strong> Konsequenzen menschlichen Handelns<br />

wirken hier nicht nur über Jahrhun<strong>der</strong>te, son<strong>der</strong>n<br />

könnten das Klima <strong>der</strong> Erde über Zehntausende von<br />

Jahren beeinflussen.<br />

Als Handlungsempfehlung ergibt sich einmal<br />

mehr die Begren<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> globalen Erwärmung, weil<br />

<strong>der</strong> Klimawandel durch die Methanfreiset<strong>zu</strong>ng aus<br />

Hydraten langfristig noch verstärkt werden könnte.<br />

Strahlungsantrieb [W/m 2 ]<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

b<br />

CO 2 -Anstieg gesamt<br />

CO 2 -Anstieg durch<br />

anthropogene Emissionen<br />

CH 4<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Jahrtausende<br />

Abbildung 6.2-1<br />

Atmosphärische Methankonzentration für ein Szenario mit einer Gesamtmenge von 1.000 Gt anthropogener CO 2 -Emissionen<br />

(a). <strong>Die</strong> Kurven beschreiben die daraus folgende Methanfreiset<strong>zu</strong>ng über unterschiedliche Zeiträume (1, 10 und 100<br />

Jahrtausende). Klimawirksamer Strahlungsantrieb für den Fall <strong>der</strong> kürzesten Freiset<strong>zu</strong>ngsdauer von 1.000 Jahren (b). <strong>Die</strong>ser<br />

setzt sich <strong>zu</strong>sammen aus dem Antrieb durch das Methan selbst (grün; es oxidiert allmählich <strong>zu</strong> CO 2 und verschwindet daher),<br />

dem vom Menschen emittierten CO 2 (schwarz), und dem CO 2 aus <strong>der</strong> Oxidation des Methan. <strong>Die</strong> letzteren beiden ergeben<br />

<strong>zu</strong>sammen den Strahlungsantrieb durch den gesamten Anstieg des CO 2 (rot).<br />

Quelle: Archer und Buffet, 2005<br />

<strong>Die</strong>ser Rückkopplungseffekt birgt die Gefahr, dass<br />

die Menschheit die Kontrolle über die Treibhausgaskonzentration<br />

<strong>der</strong> Atmosphäre verliert, da ein Ausgasen<br />

von Methan vom <strong>Meere</strong>sboden nicht steuero<strong>der</strong><br />

begrenzbar wäre.<br />

Dennoch besteht bezüglich <strong>der</strong> marinen Methanhydratvorkommen<br />

bereits heute ein institutioneller<br />

Handlungsbedarf. Zum einen betrifft dies den gezielten<br />

Abbau <strong>der</strong> marinen Methanhydrate, <strong>zu</strong>m an<strong>der</strong>en<br />

die unbeabsichtigte Freiset<strong>zu</strong>ng von Methan, <strong>zu</strong><br />

welcher es beim <strong>Meere</strong>sbergbau kommen könnte.<br />

Theoretisch könnte die För<strong>der</strong>ung von Methan<br />

aus Hydraten <strong>der</strong>en unbeabsichtigte Freiset<strong>zu</strong>ng in<br />

die Umwelt auslösen, schlimmstenfalls in Form<br />

plötzlicher Ausbrüche. <strong>Die</strong>ses Risiko ist noch wenig<br />

erforscht (Archer, 2005). Eine „Leckage“ von<br />

Methan in die Umwelt beim Abbau würde den<br />

Treibhauseffekt unnötig verstärken. Im schlimmsten<br />

Fall könnte gar eine Hangabrutschung verursacht<br />

werden, die einen Tsunami auslösen könnte.<br />

<strong>Die</strong> mit dem Abbau verbundenen Risiken sind je<br />

nach den geologischen Gegebenheiten sehr unterschiedlich.<br />

Daher müssen diese Risiken des Methanabbaus<br />

im Einzelfall sorgfältig geprüft werden. Eine<br />

Umweltverträglichkeitsprüfung und Monitoring<br />

nach universellen Standards sind in jedem Fall erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Für Methanhydratvorkommen wie auch für<br />

an<strong>der</strong>e Ressourcen am <strong>Meere</strong>sboden außerhalb <strong>der</strong><br />

ausschließlichen Wirtschaftszonen ist die internationale<br />

<strong>Meere</strong>sbodenbehörde (Seabed Authority), eine<br />

Institution des Internationalen Seerechtsübereinkommens<br />

(UNCLOS), <strong>zu</strong>ständig. <strong>Die</strong> Behörde<br />

erteilt Abbaulizenzen und überwacht die Abbauvorhaben.<br />

Ihre Richtlinien <strong>zu</strong>r Exploration von Tiefsee-

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