Die Zukunft der Meere ? zu warm, zu hoch, zu sauer - WBGU
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Methanhydrate im <strong>Meere</strong>sboden<br />
Im <strong>Meere</strong>sboden lagern Kohlenstoffmengen in Form<br />
von Methanhydraten, die in ihrer Größenordnung<br />
mit den weltweiten Kohlevorräten vergleichbar sind.<br />
Durch den Klimawandel sowie durch den <strong>Meere</strong>sbergbau<br />
können von diesen Methanhydraten Risiken<br />
ausgehen. Es bestehen jedoch noch erhebliche<br />
Unsicherheiten und Wissenslücken, so dass nur eine<br />
vorläufige Bewertung dieser Risiken möglich ist.<br />
6.1<br />
Vorkommen von Methanhydraten<br />
Gashydrate – wie z. B. Methanhydrate – sind Feststoffe,<br />
die in ihrem aus Wassermolekülen bestehenden<br />
Kristallgitter Gasmoleküle einschließen. Kohlendioxid,<br />
Schwefelwasserstoff und eben auch<br />
Methan haben eine geeignete Größe, um in einen<br />
solchen Hydratkäfig eingeschlossen <strong>zu</strong> werden.<br />
Methanhydrate sehen aus wie schmutziges Eis und<br />
sind brennbar. Sie speichern große Mengen Methan<br />
auf kleinstem Raum: Beim Übergang in die Gasphase<br />
nimmt das Volumen um das 170-fache <strong>zu</strong>.<br />
Sie sind nur unter geeigneten Druck- und Temperaturbedingungen<br />
stabil. Je höher die Umgebungstemperatur,<br />
desto höher muss <strong>der</strong> Druck sein, damit<br />
sich das Methanhydrat nicht auflöst. Derartige<br />
Bedingungen herrschen typischerweise am <strong>Meere</strong>sboden<br />
ab rund 500 m <strong>Meere</strong>stiefe, in <strong>der</strong> Arktis<br />
bereits etwas näher <strong>zu</strong>r <strong>Meere</strong>soberfläche. Hier kann<br />
sich Methanhydrat im Sediment bilden, wenn durch<br />
die Zerset<strong>zu</strong>ng von abgelagertem organischem Kohlenstoff<br />
ausreichende Mengen Methan entstehen.<br />
Der Kohlenstoff <strong>der</strong> Methanhydrate stammt also<br />
letztlich aus <strong>der</strong> biologischen Produktion des Ozeans,<br />
indem abgestorbene Biomasse sedimentiert und<br />
am <strong>Meere</strong>sboden bakteriell zersetzt wird („biogenes“<br />
Methan). <strong>Die</strong> Bildung von Methanhydraten<br />
dauert sehr lange, so dass sie nicht als eine erneuerbare<br />
Energiequelle gelten können: <strong>Die</strong> <strong>der</strong>zeitigen<br />
Vorkommen sind wahrscheinlich im Laufe mehrerer<br />
Millionen Jahren entstanden (Davie und Buffett,<br />
2001). Eine zweite, kleinere Hydratquelle sind<br />
leckende Erdgasvorkommen („thermogenes“ Me-<br />
than), aus denen Methanblasen durch die Sedimente<br />
aufsteigen und bei günstigen Bedingungen (d. h. in<br />
<strong>der</strong> Hydrat-Stabilitätszone in den kühleren, oberen<br />
Sedimentschichten) mit Wasser Hydrate bilden. Ein<br />
Beispiel hierfür findet sich im Golf von Mexiko.<br />
Da aufgrund <strong>der</strong> Erdwärme die Temperatur im<br />
Sediment mit <strong>zu</strong>nehmen<strong>der</strong> Sedimenttiefe rasch<br />
ansteigt – um rund 30°C pro km – aber <strong>der</strong> ebenfalls<br />
<strong>zu</strong>nehmende Druck den Temperaturanstieg nicht<br />
kompensieren kann, sind Methanhydrate im <strong>Meere</strong>ssediment<br />
nur bis <strong>zu</strong> einer bestimmten Sedimenttiefe<br />
stabil. Unterhalb <strong>der</strong> Grenze dieser meist einige<br />
100 m dicken Stabilitätszone kann Methan wie<strong>der</strong><br />
gasförmig im Sediment vorkommen.<br />
Der Nachweis von Methanhydraten, direkt durch<br />
Bohrungen o<strong>der</strong> indirekt durch seismische Verfahren,<br />
ist schwierig. Während die bisher durchgeführten<br />
Bohrungen keine flächenmäßige Kartierung <strong>der</strong><br />
Vorkommen erlauben, kann durch Seismik nur die<br />
untere Grenze <strong>der</strong> Stabilitätszone identifiziert werden.Auf<br />
dieser Basis lassen sich keine Aussagen über<br />
die Methanvorkommen im Sediment treffen, weil<br />
<strong>der</strong> Volumenanteil <strong>der</strong> Hydrate unbekannt bleibt.<br />
<strong>Die</strong>se Messprobleme führen da<strong>zu</strong>, dass die globalen<br />
Methanhydratvorkommen mit Hilfe von Modellen<br />
geschätzt werden müssen. Ging man in den 1990er<br />
Jahren noch von rund 10.000 Gt C in Form von<br />
Methanhydraten aus (das entspräche rund dem Doppelten<br />
aller fossiler Energieträger; Rogner 1997),<br />
nennen aktuellere Schät<strong>zu</strong>ngen einen wesentlich<br />
geringeren Wert (500–3.000 Gt C; Buffett und<br />
Archer, 2004; Milkov, 2004). Klauda und Sandler<br />
(2005) vermuten die größten Hydratvorkommen in<br />
den Tiefseebecken und nicht an den Kontinentalrän<strong>der</strong>n.<br />
Sie kommen daher auf eine wesentlich höhere<br />
Schät<strong>zu</strong>ng von insgesamt 78.000 Gt, die aber auf<br />
unrealistischen Annahmen über die Sedimentationsraten<br />
von organischem Kohlenstoff in <strong>der</strong> Tiefsee<br />
beruht. Der <strong>WBGU</strong> hält die Schät<strong>zu</strong>ng von 500–<br />
3.000 Gt für vertrauenswürdig. Noch einmal soviel<br />
Methan ist gasförmig unterhalb <strong>der</strong> Hydrate vorhanden<br />
(Archer, 2005). Da<strong>zu</strong> einige Vergleichszahlen:<br />
Ende 2004 beliefen sich die nachgewiesenen Kohleund<br />
Erdgasreserven auf 900 bzw. 92 Gt C (BP, 2005);<br />
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