Die Zukunft der Meere ? zu warm, zu hoch, zu sauer - WBGU
Die Zukunft der Meere ? zu warm, zu hoch, zu sauer - WBGU
Die Zukunft der Meere ? zu warm, zu hoch, zu sauer - WBGU
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
angesichts des nahe<strong>zu</strong> unvermeidlichen Anstiegs des<br />
Energieverbrauchs beson<strong>der</strong>s in Schwellen- und<br />
Entwicklungslän<strong>der</strong>n hält es <strong>der</strong> <strong>WBGU</strong> für vertretbar,<br />
die Einlagerung in geologischen Formationen im<br />
<strong>Meere</strong>sboden für eine Übergangszeit als ergänzende<br />
Option <strong>zu</strong> nachhaltigeren Emissionsvermeidungsstrategien<br />
<strong>zu</strong> nutzen.<br />
Entsprechend empfiehlt <strong>der</strong> <strong>WBGU</strong> die Frage <strong>der</strong><br />
Vereinbarkeit <strong>der</strong> CO 2 -Einlagerung unter dem <strong>Meere</strong>sboden<br />
mit dem Londoner Abkommen bzw. dem<br />
Londoner Protokoll in den entsprechenden Vertragsgremien<br />
so <strong>zu</strong> klären, dass eine CO 2 -Sequestrierung<br />
in geologischen Formationen unter dem Meer<br />
unbesehen des Ortes <strong>der</strong> Verarbeitungsprozesse <strong>zu</strong>lässig<br />
ist. Sollte eine konsensuale Auslegung <strong>der</strong><br />
rechtlichen Vorgaben im Sinne einer Zulässigkeit<br />
dieser CO 2 -Deponierung unter dem <strong>Meere</strong>sboden<br />
nicht möglich sein, ist eine Modifikation des London-<br />
Protokolls bzw. seine Ergän<strong>zu</strong>ng ins Auge <strong>zu</strong> fassen.<br />
Der <strong>WBGU</strong> plädiert <strong>zu</strong>gleich dafür, solche Aktivitäten<br />
im Vorhinein nur für einen befristeten Zeitraum,<br />
etwa von mehreren Jahrzehnten, <strong>zu</strong><strong>zu</strong>lassen.<br />
Solch eine Auslegung bzw. Ergän<strong>zu</strong>ng des Seevölkerrechts<br />
setzt allerdings die Festlegung und Einhaltung<br />
universeller technischer Mindeststandards voraus.<br />
<strong>Die</strong>se müssen sowohl für den marinen Transport,<br />
die Injektion und Einlagerung des CO 2 als auch für<br />
die Beschaffenheit und Überwachung geologischer<br />
Deponien erarbeitet werden. So lange die Probleme<br />
bei <strong>der</strong> Messung des entweichenden CO 2 fortbestehen,<br />
rät <strong>der</strong> <strong>WBGU</strong> <strong>zu</strong> beson<strong>der</strong>s strengen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an geologische Speicherorte. Nach seiner<br />
Auffassung bietet sich auch hier die London-Konvention<br />
bzw. das London-Protokoll als Rahmen <strong>zu</strong>r<br />
Festlegung <strong>der</strong> Standards an, bekräftigt durch umfassen<strong>der</strong>e<br />
Regelungen <strong>zu</strong> Sequestrierungsaktivitäten<br />
im Kontext <strong>der</strong> Klimarahmenkonvention.<br />
Dabei spielen die IPPC-Richtlinien, an denen sich<br />
die Aufstellung <strong>der</strong> nationalen Emissionsinventare<br />
orientiert und die <strong>zu</strong>r Überarbeitung anstehen, eine<br />
wichtige Rolle. Der <strong>WBGU</strong> schließt sich <strong>der</strong> Auffassung<br />
<strong>der</strong> IPCC-Studie (2005) an, dass die bestehende<br />
Rahmenordnung einschließlich <strong>der</strong> flexiblen Mechanismen<br />
grundsätzlich auch auf sequestriertes CO 2<br />
angewendet werden kann. Der <strong>WBGU</strong> hält dies zwar<br />
nicht generell, aber <strong>zu</strong>mindest für den Fall <strong>der</strong> CO 2 -<br />
Deponierung in überprüften geologischen Formationen<br />
im <strong>Meere</strong>sboden auch für sinnvoll. Allerdings<br />
empfiehlt <strong>der</strong> <strong>WBGU</strong> beim Einbe<strong>zu</strong>g sequestrierten<br />
CO 2 in den Inventaren und den flexiblen Kioto-<br />
Mechanismen dem Leckagerisiko Rechnung <strong>zu</strong> tragen.<br />
<strong>Die</strong>s kann beispielsweise durch Abschläge beim<br />
Emissionshandel o<strong>der</strong> bei CDM-Gutschriften und<br />
durch Haftungsregelungen geschehen.<br />
5.5<br />
Forschungsempfehlungen<br />
Forschungsempfehlungen 5.5<br />
Risiken bei <strong>der</strong> Nut<strong>zu</strong>ng geologischer<br />
Formationen <strong>zu</strong>r CO 2-Speicherung<br />
Bei <strong>der</strong> marinen CO 2 -Einlagerung in tiefe geologische<br />
Formationen muss die langfristige Sicherheit<br />
<strong>der</strong> Einlagerung weiter erforscht werden. Da<strong>zu</strong> sollten<br />
auch Verfahren <strong>zu</strong>m Monitoring weiterentwickelt<br />
werden. Zudem sollen die möglichen Wirkungen<br />
von CO 2 -Leckagen auf <strong>Meere</strong>sökosysteme<br />
und -organismen untersucht werden.<br />
Auch die langfristigen Auswirkungen <strong>der</strong> Einlagerung<br />
auf das atmosphärische CO 2 -Niveau sollten<br />
untersucht werden, vor allem die Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />
einen Speicherort, um auch langfristig eine stabile<br />
atmosphärische CO 2 -Konzentrationen auf niedrigem<br />
Niveau <strong>zu</strong> ermöglichen. Da<strong>zu</strong> ist ein verbessertes<br />
Verständnis des Kohlenstoffkreislaufs über Zeiträume<br />
von Jahrtausenden erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Rechtliche Rahmenbedingungen<br />
<strong>Die</strong> völkerrechtlichen Rahmenbedingungen für die<br />
Zulässigkeit <strong>der</strong> CO 2-Speicherung in Formationen<br />
tief im <strong>Meere</strong>sboden sind umfassend <strong>zu</strong> untersuchen.<br />
Zu berücksichtigen ist nicht nur das Londoner<br />
Abkommen mit dem Protokoll von 1996; vielmehr<br />
sind auch die Beziehungen <strong>zu</strong> sonstigen völkerrechtlichen<br />
Regelwerken – insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Klimarahmenkonvention<br />
und des Kioto-Protokolls sowie des<br />
Seerechtsübereinkommens – <strong>zu</strong> analysieren.<br />
Regulierung <strong>der</strong> CO 2 -Speicherung im<br />
<strong>Meere</strong>sboden<br />
Es muss in naher <strong>Zukunft</strong> eindeutig geklärt werden,<br />
wie die Einlagerung von CO 2 im <strong>Meere</strong>sboden (und<br />
übrigens auch an an Land) als Klimaschutzmaßnahme<br />
im internationalen Klimaschutzregime anerkannt<br />
wird. Dabei besteht gesellschafts- und wirtschaftswissenschaftlicher<br />
Forschungsbedarf bezüglich<br />
<strong>der</strong> flexiblen Mechanismen und insbeson<strong>der</strong>e<br />
hinsichtlich <strong>der</strong> Frage, welche Instrumente für eine<br />
Begren<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> Sequestrierung sowohl effektiv und<br />
effizient als auch völkerrechtlich und politisch durchset<strong>zu</strong>ngsfähig<br />
sind.<br />
Erneuerbare Energien aus dem Meer<br />
Über die Potenziale erneuerbarer Energien <strong>der</strong><br />
<strong>Meere</strong>, wie z. B. <strong>der</strong> Offshore-Windenergie, Wellenenergie,<br />
Salzgradientenenergie, <strong>Meere</strong>swärmenut<strong>zu</strong>ng<br />
und an<strong>der</strong>er, bestehen <strong>zu</strong>m Teil noch sehr große<br />
Unsicherheiten. Zur Ermittlung <strong>der</strong> nachhaltigen<br />
globalen Potenziale besteht noch erheblicher Forschungsbedarf<br />
bei den Methoden und den <strong>zu</strong> berücksichtigenden<br />
Auswirkungen.<br />
91