Gemeindebrief - aktuell

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Andacht Dietrich Bonhoeffer - zum 100. Geburtstag 2 Liebe Leserinnen und Leser, am Anfang dieses Jahres steht ein besonderer Gedenktag der Kirche. Vor 100 Jahren, am 4. Februar 1906, wurde Dietrich Bonhoeffer geboren. Ein Gedenktag also gerade auch für unsere Gemeinde, die ja mit dem Namen des Dietrich- Bonhoeffer-Hauses sich seinem Vermächtnis besonders verpflichtet hat. Dietrich Bonhoeffer, hochbegabter Sohn aus einer großbürgerlichen Familie von Gelehrten, Offizieren und Künstlern, der Vater Karl Bonhoeffer ein angesehener Professor für Psychiatrie und Arzt an der Berliner Charité, nähert sich der Theologie als junger, ehrgeiziger Wissenschaftler. Aber zugleich, weil er wahrhaftig leben will und für andere Menschen da sein will. Dietrich Bonhoeffer will als Pfarrer arbeiten. Von den sozialen Nöten in seiner Zeit erfährt er hautnah, als er, junger Pastor in Berlin, mit Konfirmandinnen und Konfirmanden arbeitet, Jugendlichen aus weit ärmeren Stadtteilen als aus dem, in dem er lebte. Er sieht und analysiert scharf und klar seine Zeit, politische und wirtschaftliche Verhältnisse, den aufkommenden Nationalsozialismus Er will für den Frieden eintreten, für internationalen und ökume-
nischen Dialog in einer Zeit der nationalen Gegensätze und der deutschen Kriegstreiberei. Dabei hat er von Anfang an Rückhalt bei seiner Familie, seinen Freunden, seiner jungen Verlobten Maria von Wedemeyer. Bonhoeffer hatte weite internationale Kontakte - in Barcelona, London, Skandinavien, der Schweiz und den USA. Er entscheidet sich nach langem inneren Ringen, vom reinen Pazifismus den Schritt auf den aktiven Kampf gegen die Nazi-Diktatur zu tun und setzt seine internationalen Kontakte ein in der Zusammenarbeit mit denen, die durch ein Attentat auf Hitler den Weg für einen Frieden und für eine Zusammenarbeit mit den europäischen Nachbarn freimachen wollen. Der Anschlag am 20. Juli 1944 misslingt, auch Bonhoeffer wird verhaftet, im Gefängnis festgehalten, nach einem Standgerichtsverfahren wird er dreieinhalb Wochen vor Kriegsende, 39 Jahre alt, hingerichtet. Die aus dem Gefängnis gebrachten Aufzeichnungen, veröffentlicht in der Sammlung „Widerstand und Ergebung“, zeigen ihn als einen, der glaubte, auch gegen Zweifel und Verzweiflung an; sie zeigen zugleich einen denkenden Menschen, der scharf, wirklich scharf und schärfer als viele in seiner Zeit, nachdachte über den Glauben und die Kirche, und darüber, was es heißen kann zu glauben in einer der Vernunft verpflichteten Welt. Der auch vor unbequemen Einsichten nicht zurückschreckte, wenn es galt vertraute Vorstellungen hinter sich zu lassen. So wie er persönlich Mut hatte, den man nur bewundern kann, wollte er der Kirche Mut machen, klar, entschieden und zeitgemäß zu reden und zu handeln. Ein Vermächtnis, das verpflichtet und auch andere ermutigen kann zu einer solchen Lebenshaltung - vertrauen können, unterscheiden wollen, mutig sein. Das alles nicht aus Menschenkunst allein. Sondern weil Gott sein Licht unter den Menschen leuchten lässt, das leuchtet und doch nicht verzehrt, weil in irdenen Gefäßen Schätze verborgen sind, weil es dies Wort gibt, das sagt: Du, fürchte dich nicht! Sei nicht wie tot! Steh auf! Lebe! Heinrich Kandzi 3
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