Zum Schreiben - GEB Stuttgart
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An den Ministerpräsidenten<br />
Herrn Günther H. Oettinger<br />
Staatsministerium Baden-Württemberg<br />
Richard-Wagner-Str. 15<br />
70184 <strong>Stuttgart</strong><br />
Netzwerk Baden-Württemberg<br />
Abschlussjahrgang 2012<br />
Eine Initiative des <strong>GEB</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />
<strong>Stuttgart</strong>, 30. Juli 2009<br />
Stellungnahme und Fragen zur Pressemitteilung des Staatsministeriums vom<br />
14. Juli 2009 „Land bereitet Anschlussperspektiven für Abiturjahrgang 2012 vor“<br />
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,<br />
mit großem Interesse haben wir Ihre Pressemitteilung zum doppelten Abschlussjahrgang<br />
2012 zur Kenntnis genommen. Wir freuen uns, dass die Ministerien, die sich<br />
mit den Konsequenzen des doppelten Abiturjahrgangs befasst haben, jetzt auch<br />
zielführende Lösungsansätze aufzeigen können.<br />
Auch nach der Presseerklärung bleiben für uns wichtige Fragen offen, auf die wir gerne<br />
von Ihnen eine Antwort hätten. Wir bedauern, dass eine Beteiligung von Eltern- und<br />
Schülervertretern in der Interministeriellen Arbeitsgruppe (IMA) ausgeschlossen war.<br />
Eine solche hätte uns ermöglicht, Fragen und Anregungen aus Sicht der Betroffenen<br />
frühzeitig und unmittelbar einzubringen. Dies hätte uns allen viel Unmut der Eltern und<br />
Aufregungen in den Schulen ersparen können. Wenn auch Ihre Presseerklärung jetzt –<br />
viel zu spät, wie viele Eltern im Land bei den verschiedenen Infoveranstaltungen zu<br />
2012 äußern – einiges erhellt, so sind doch die schlechte Stimmung und die<br />
allgemeinen Vorbehalte und Sorgen damit nicht behoben. Die unterschiedlichen Zahlen<br />
in der Presseerklärung und im Flyer des Wissenschaftsministeriums tun ein Übriges,<br />
um an die schon sprichwörtliche Churchill’sche Skepsis gegenüber Statistiken und<br />
daraus abgeleiteten Prognosen zu erinnern.<br />
Wir möchten ausdrücklich festhalten, dass wir im Masterplan „Hochschule 2012“, im<br />
Solidarpakt II und im Hochschulpakt zielführende Ansätze sehen und wir anerkennen<br />
auch, dass Baden-Württemberg eine Vorreiterrolle im Bundesvergleich einnimmt.<br />
Gleichwohl möchten wir Ihre Aufmerksamkeit insbesondere auf folgende Punkte lenken:<br />
Studienplätze:<br />
Für das Jahr 2012 wird mit insgesamt 86.900 studienberechtigten Schulabgängern in<br />
Baden-Württemberg gerechnet, die Studien- bzw. Ausbildungsplätze nachfragen<br />
werden, hiervon 71.000 mit Hochschulreife und 15.900 mit Fachhochschulreife.<br />
(Zahlenquelle: Kultusministerkonferenz „Vorausberechnung der Studienanfängerzahlen<br />
2009 - 2020 – Zwischenstand„ Tabellenwerk I.1.1./I.2.1 und I.3.1 vom 18.05.2009). Die<br />
Zahlen wurden vom Statistischen Landesamt am 20.07.2009 bestätigt.<br />
Sprecherin: Bianca Znoyek, Tegernseestr. 5 H, 70378 <strong>Stuttgart</strong>, Tel: 0711/5380481, 2012@Eltern-in-<strong>Stuttgart</strong>.de<br />
Stellvert.: Christel Finner, Königsseestr. 49 A, 70378 <strong>Stuttgart</strong>, Tel: 0711/8496425, 2012@Eltern-in-Suttgart.de<br />
Web-Site: http://www.Eltern-in-<strong>Stuttgart</strong>.de
Stellungnahme und Fragen zur Pressemitteilung des Staatministeriums vom<br />
14. Juli 2009 „Land bereitet Anschlussperspektiven für Abiturjahrgang 2012 vor“<br />
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Die Berechnung des Bedarfs von zusätzlichen 16.000 Studienplätzen beruht auf<br />
folgenden Annahmen:<br />
Die Studierquote beträgt höchstens 75 %.<br />
Anmerkung:<br />
Bisher betrug die Quote in Baden-Württemberg durchschnittlich 82 %. Eine<br />
Reduktion der Studierquote widerspräche der erklärten Absicht der Landesregierung,<br />
eben diese Quote, mit Blick auf den Fachkräftemangel, – ganz im Sinne<br />
der Ergebnisse der OECD-Studie – erhöhen zu wollen.<br />
Im ersten Jahr nach dem Abitur beginnen nicht mehr als die Hälfte der erwähnten<br />
75 % ein Studium.<br />
Die Zahl der Studienberechtigten aus vorangegangenen Jahren steigt nicht an.<br />
Die Zahl der Studienanfänger aus anderen Bundesländern (auch dort gibt es<br />
doppelte Jahrgänge) steigt nicht an.<br />
Die Zahl der Studienanfänger aus dem Ausland erhöht sich nicht.<br />
Anmerkung:<br />
Bachelor- und Masterstudiengänge machen baden-württembergische Hochschulen<br />
auch international attraktiv.<br />
Die Zahl der Studienabbrecher und -wechsler steigt nicht an.<br />
Die Versorgung der übrigen 54.500 Hochschulzugangsberechtigten, die nicht im<br />
ersten Jahr oder überhaupt nicht studieren, ist auf andere adäquate Weise<br />
sichergestellt.<br />
Ein nicht unerheblicher Anteil der einzurichtenden 16.000 Studienanfängerplätze ist<br />
an der dualen Hochschule vorgesehen. Diese kommen jedoch nur dann zum<br />
Tragen, wenn auch die dualen Partner 2012 wirklich bereit und in der Lage<br />
sind, entsprechend viele Studierwillige zuzulassen und zu bezahlen!<br />
Sonstige Plätze:<br />
Circa 32.000 Studienberechtigte interessieren sich 2012 für Übergangslösungen wie<br />
Zivildienst, FSJ und FÖJ etc.<br />
Wie werden die erforderlichen Kapazitäten rechtzeitig bereitgestellt?<br />
Circa 22.000 Studienberechtigte werden einen Ausbildungsplatz nachfragen. Im<br />
Jahr 2012 sollen im öffentlichen Dienst 5 % mehr Ausbildungsplätze bereitgestellt<br />
werden. Wie kann sichergestellt werden, dass auch Ausbildungsbetriebe ihre<br />
Kapazitäten für die Ausbildung von Hochschulzugangsberechtigten aufstocken,<br />
zumal bis 2010 zusätzlich, noch nach § 421r SGB III Ausbildungsbonus, bundesweit<br />
bis zu 100.000 neue Lehrstellen insbesondere für Haupt- und Realschüler mit<br />
unterdurchschnittlichem Schulabschluss erbracht werden sollen? Die bisherigen<br />
Erfahrungen zeigen, dass trotz eines Ausbildungsbonus von bis zu 6.000 € pro Jahr<br />
und Ausbildungsplatz das Interesse der potenziellen Ausbilder eher begrenzt ist.<br />
Die Bereitschaft, Ausbildungsplätze einzurichten und anzubieten, dürfte stark von<br />
der Konjunkturlage abhängen.<br />
Sprecherin: Bianca Znoyek, Tegernseestr. 5 H, 70378 <strong>Stuttgart</strong>, Tel: 0711/5380481, 2012@Eltern-in-<strong>Stuttgart</strong>.de<br />
Stellvert.: Christel Finner, Königsseestr. 49 A, 70378 <strong>Stuttgart</strong>, Tel: 0711/8496425, 2012@Eltern-in-Suttgart.de<br />
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Stellungnahme und Fragen zur Pressemitteilung des Staatministeriums vom<br />
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Erfreulich ist, dass dem erhöhten Orientierungsbedarf hinsichtlich Studien- und<br />
Berufswahl Rechnung getragen werden soll. Äußerst wichtig wäre uns, dass alle<br />
Schulen in diese Programme eingebunden werden und nicht nur diejenigen, die sich<br />
jetzt schon engagieren. Sie müssen dabei ggf. durch andere Institutionen<br />
flächendeckend intensiv unterstützt werden. Es darf nicht sein, dass den Schulen<br />
zusätzliche Arbeit aufgebürdet wird, die sie nicht bewältigen können.<br />
Finanzierung:<br />
Wir begrüßen ausdrücklich, dass der Bund über den Hochschulpakt 2020 mit in die<br />
Finanzierung eingestiegen ist. Dennoch halten wir die Finanzierung nicht für<br />
vollständig abgesichert. Von 300 Mio Euro p.a. (die Hochschulen hatten auf der<br />
Abschlusskonferenz der Regionalen Dialoge am 09.10.2006 ca. 360 Mio p.a.<br />
veranschlagt) für 16.000 zusätzliche Studienanfängerplätze übernimmt das Land<br />
150 Mio p.a. , der Bund für jeden tatsächlichen zusätzlichen Studienanfänger bisher<br />
11.000 € verteilt auf 4 Jahre, (also 44 Mio p.a. bei 16.000 Studienanfängerplätzen),<br />
der Rest, immerhin rund 106 Mio p.a. muss von den Hochschulen erwirtschaftet<br />
werden. Ob das bei allen Universitäten gelingen wird, ist bisher nicht bekannt, zumal<br />
viele Hochschulen bereits jetzt mit strukturellen Finanzierungsdefiziten kämpfen. Die<br />
von den Hochschulen eingeforderten Finanzmittel für Baumaßnahmen oder<br />
Anmietungen in Höhe von 320 Mio Euro werden im Masterplan Hochschule 2012<br />
überhaupt nicht berücksichtigt. Wie werden die insgesamt erforderlichen Mittel<br />
bereitgestellt?<br />
Kommunikation:<br />
Die angekündigte Kommunikationskampagne erwarten wir gespannt. Hätten wir uns<br />
doch gewünscht, dass diese bereits zusammen mit dem Masterplan Hochschule 2012<br />
gestartet worden wäre, das hätte Elternvertretern viele Stunden des Nachfragens,<br />
Erörterns, Recherchierens und Diskutierens erspart und sicherlich dazu beigetragen,<br />
die Sorgen bei den betroffenen Eltern und Schülern frühzeitig auszuräumen.<br />
Weitere Fragen:<br />
In Anbetracht der nicht wirklich belastbaren Annahmen, die den eingangs erwähnten<br />
Prognosen zugrunde liegen, erscheint eine erhöhte Flexibilität bei den<br />
Handlungsoptionen angezeigt.<br />
Welche Möglichkeiten werden vorbereitet, um bei Bedarf flexibel reagieren zu<br />
können, falls sich die Situation nicht in allen Punkten wie angenommen entwickelt?<br />
Wie geht man damit um, wenn die Ausbauprogramme für Studienplätze in anderen<br />
Bundesländern nicht ausreichen und ein zusätzlicher Bewerberstrom auf<br />
Studienplätze in Baden-Württemberg zukommt?<br />
Wie wird sichergestellt, dass Hochschulen für die eingerichteten Erstsemesterplätze<br />
auch adäquate Kapazitäten in höheren Semestern aufbauen und bereitstellen, also<br />
nicht die Zahl der Studierenden durch verstärktes „Herausprüfen“ drastisch<br />
reduzieren?<br />
Werden interessierte Bachelor-Absolventen auch einen Masterstudienplatz<br />
erhalten?<br />
Sprecherin: Bianca Znoyek, Tegernseestr. 5 H, 70378 <strong>Stuttgart</strong>, Tel: 0711/5380481, 2012@Eltern-in-<strong>Stuttgart</strong>.de<br />
Stellvert.: Christel Finner, Königsseestr. 49 A, 70378 <strong>Stuttgart</strong>, Tel: 0711/8496425, 2012@Eltern-in-Suttgart.de<br />
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Für ein effizientes Auswahl- und Zulassungsverfahren an den Hochschulen ist eine<br />
Harmonisierung der Zeitpunkte für Zulassung und Studienbeginn unabdingbar, um<br />
leerstehende Studien- und Ausbildungsplätze zu vermeiden.<br />
Welche Maßnahmen sind hierzu konkret vorgesehen?<br />
Ein deutlicher Ausbau der Plätze an Beruflichen Gymnasien noch vor 2012 würde<br />
mehr qualifizierten Real- und Hauptschülern zusätzliche Möglichkeiten bieten und<br />
hätte mehrere positive Effekte:<br />
• Der Ausbildungsmarkt 2012 würde entlastet.<br />
• Die Qualifikation und damit potenziell die Studierquote in späteren Jahren würde<br />
steigen, wie von der OECD gefordert.<br />
• In den Jahren 2010 und 2011 könnten höhere Kapazitäten schon genutzt<br />
werden, um wie bereits im Jahr 2009 realisiert, den erhöhten Bedarf für Schüler<br />
aus allgemeinbildenden Gymnasien wegen des parallelen Übergangs aus den<br />
Klassenstufen 9 und 10 zu befriedigen.<br />
Inwieweit ist vorgesehen, diese Möglichkeit zu nutzen?<br />
Wird ausreichend bezahlbarer Wohnraum für Studierende und Auszubildende zur<br />
Verfügung stehen?<br />
Werden flexible und ausreichende Möglichkeiten angeboten, das Studium zu<br />
finanzieren? Ist hierbei daran gedacht, Familien mit geringem und mittlerem<br />
Einkommen finanziell zu unterstützen?<br />
Bitte haben Sie Verständnis, wenn Eltern, die die Einführung des G8 in Baden-<br />
Württemberg „hautnah“ miterleben durften, Ihren Optimismus nicht generell teilen und<br />
weiterhin im Sinne einer zielführenden Weiterentwicklung die Maßnahmen der<br />
Landesregierung kritisch verfolgen und hinterfragen werden.<br />
Wir möchten die Eltern gerne gleich nach den Ferien informieren und würden uns über<br />
eine möglichst detaillierte Antwort sehr freuen. Bei Fragen stehen wir gerne zur<br />
Verfügung.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
gez. Bianca Znoyek<br />
gez. Christel Finner<br />
gez. Ursula Duppel-Breth<br />
Sprecherin: Bianca Znoyek, Tegernseestr. 5 H, 70378 <strong>Stuttgart</strong>, Tel: 0711/5380481, 2012@Eltern-in-<strong>Stuttgart</strong>.de<br />
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