Doppelte Abiturientenjahrgänge 2012 ... - GEB Stuttgart
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BERICHTSPROTOKOLL<br />
Fachtagung „<strong>Doppelte</strong> <strong>Abiturientenjahrgänge</strong> <strong>2012</strong> –<br />
Hochschulpakt 2020“<br />
17. Januar 2009 in Ulm, 10-15 Uhr<br />
1. BEGRÜSSUNG<br />
Prof. Ulrich Stadtmüller, Universität Ulm<br />
Vorstellung der Universität Ulm. Der Ausbau der<br />
zulassungsbeschränkten Studiengänge hat in Ulm begonnen.<br />
Brigitte Röder, geschäftsführende Schulleiterin der Ulmer<br />
Gymnasien<br />
Die stellvertretende Vorsitzende des Philologenverbandes sieht trotz<br />
aller Belastungen eine Chance für die Kinder.<br />
Wolfgang Kuert, Elternforum Bildung<br />
Mehrere Bundesländer sind im Elternforum vertreten. Themen des<br />
Elternforums sind die Qualität der Schule und eine erfolgreiche<br />
Gestaltung der verkürzten Schulzeit. Klare Aussage: gegliedertes<br />
Schulwesen ja, Einheitsschule nein.<br />
Barbara Münch, AK der Eltern der Gymnasien im RP Tübingen<br />
Freut sich, dass die Landesregierung sich sehr frühzeitig mit dem<br />
Thema „<strong>Doppelte</strong>r Jahrgang“ beschäftigt hat. Trotzdem Gefahr von<br />
Wartezeiten nach dem Abitur und Drängen der Abiturienten in den<br />
Ausbildungsmarkt, wenn nicht genügend Studienplätze vorhanden<br />
sind. Allein in Baden-Württemberg werden 9.000 Studienplätze durch<br />
Wechsler und Studienabbrecher blockiert.<br />
2. HOCHSCHULE <strong>2012</strong><br />
Ministerialrat Prof. Dr. Voker Haug, Leiter der Zentralstelle<br />
des Wissenschaftsministeriums Baden-Württemberg<br />
(Eigentlich war Wissenschaftsminister Prof. Dr. Peter Frankenberg<br />
eingeladen und angesagt, aber er war verhindert.)<br />
Da seine Tochter die 9. Klasse eines Gymnasiums besucht, hat er<br />
großes Interesse an diesem Thema.<br />
Die Entwicklung der steigenden Abiturientenzahlen sieht<br />
folgendermaßen aus:<br />
1
1997: 37.000<br />
2005: 51.000<br />
2007: 58.000<br />
2011: 64.000<br />
<strong>2012</strong>: 87.000 (doppelter Jahrgang in Ba-Wü)<br />
Die Studierquote bei den Abiturienten beträgt 75%, die in<br />
konjunkturschwachen Zeiten noch ansteigt. Circa 30% eines<br />
Jahrgangs studieren. Strukturelle Unterfinanzierung des<br />
Hochschulsystems wegen „Untertunnelung“ der 70er Jahre.<br />
Baden-Württemberg hat ein echtes Ausbauprogramm der<br />
Studienplätze, es ist eine Riesenchance für das Land. Die Wirtschaft<br />
hat Ersatzbedarf an Personal, vor allem ab 2015, außerdem<br />
Geburtenrückgang. Ba-Wü führte bereits Kongresse zu diesem<br />
Thema durch, als die anderen Bundesländer die Zahlen noch gar<br />
nicht kannten. Ba-Wü will genügend Studienplätze für alle<br />
Landeskinder zur Verfügung stellen, um sie im Land zu halten, aber<br />
16.000 Anfängerplätze zusätzlich sind ausreichend.<br />
Rechnung des Ministeriums, wie viele zusätzliche Studienplätze<br />
<strong>2012</strong> benötigt werden:<br />
Nur eine Minderheit = 34% (höchstens 40%) beginnen ein Studium<br />
noch im Abiturjahr, das Ministerium rechnet großzügig mit 50% =<br />
33.000 Studenten.<br />
Dazu kommen diejenigen aus den vorherigen Jahrgängen = 24.000.<br />
Aus anderen Bundesländern = 2.000.<br />
Ein neues Studium beginnen 10.000.<br />
75.000 Studenten im Jahr <strong>2012</strong> in Baden-Württemberg.<br />
Vor dem Ausbau der Studienplätze waren 59.000 Studienplätze<br />
vorhanden, d.h. 16.000 Anfängerplätze fehlen.<br />
Der Ausbauplan sieht bis zum Jahr 2015 73.000 zusätzliche Plätze<br />
vor, das bedeutet eine Übererfüllung des Solls, denn die KMK hat für<br />
Ba-Wü nur 52.000 Plätze vorgesehen. Der Bund rechnet die<br />
Anfängerzahlen für 2011-2015 zusammen und meint dann, 52.000<br />
Plätze zu benötigen. Ba-Wü stellt insgesamt 73.000 Plätze bereit,<br />
verteilt auf die Jahre 2011 bis 2015:<br />
2011: 12.000,<br />
<strong>2012</strong>: 16.000,<br />
2013: 16.000,<br />
2014: 15.000,<br />
2015: 14 .000.<br />
2
Bis zum WS 2009/10 wird bereits die Hälfte dieser Plätze geschaffen<br />
worden sein.<br />
Der doppelte Jahrgang ist nicht wirklich doppelt, sondern nur die<br />
Teilzahl der Abiturienten von allgemeinbildenden Gymnasien<br />
verdoppelt sich, alle anderen (berufliche Gymn., Abendgymn. etc.)<br />
nicht. Daher die vergleichsweise geringe Anzahl der zusätzlich<br />
nötigen Plätze.<br />
Die Hochschulen ziehen gut mit, das Ministerium steht in ständigem<br />
Austausch mit ihnen. Das Länd trägt etwa die Hälfte der Finanzierung<br />
(ca. 150 Mio EUR), der Rest muss über den Bund (Hochschulpakt<br />
2020) und durch Effizienzsteigerung der Universitäten sowie<br />
Beteiligung der Wirtschaft beigesteuert werden. Der Hochschulpakt<br />
2020 zahlt 8.500 EUR für jeden Anfängerstudienplatz. Ausbau in<br />
vielen Fächern, Schwerpunkt liegt bei den Ingenieurwissenschaften<br />
(60%), Wirtschaftswissenschaften (40%), Kunst jedoch z.B. nur 1%.<br />
Vergleichsweise gute Finanzierung des gesamten Programms, bis<br />
<strong>2012</strong> entstehen deutlich größere Kapazitäten an den Unis, die dann<br />
auf dem Stand gehalten werden sollen, die ostdeutschen Ländern<br />
halten ihre jetzigen bestehenden Überkapazitäten aufrecht.<br />
Antworten/Aussagen aus der Fragerunde:<br />
- Frage wegen überfüllter Hörsäle an Universitäten: Einmalige<br />
Chance, Fehlentscheidungen (siehe auch internationaler Vergleich)<br />
zu korrigieren, d.h. bisher gibt es zu viele Universitätsplätze,<br />
manchmal wäre eine praxisorientierte Ausbildung besser, d.h. nicht<br />
mehr 60%, sondern 55% der Plätze sollten an den Universitäten<br />
vorhanden sein, dafür mehr an FH (Vorteil hier: kleinere Kursgrößen<br />
im Vergleich zur Uni). Möglichkeit, Hörsäle effizienter auszulasten.<br />
Engpässe bei Laborplätzen sind jedoch möglich.<br />
- Frage nach Wohnraum für Studenten: Die meisten Studenten in<br />
Ba-Wü wohnen bei den Eltern, denn sonst könnten sie sich ein<br />
Studium gar nicht leisten, d.h. wohnortnahes Studium wird<br />
gewünscht. Vorteil in Ba-Wü ist die regionale Verteilung der<br />
Hochschulen. Das Geld soll in Köpfe (Personal), nicht in Beton<br />
(Wohnraum) investiert werden. Über das Konjunkturprogramm des<br />
Bundes werden aber auch Bauten saniert oder neu errichtet.<br />
- Frage wegen Übergang auf berufliche Gymnasien (Antwort von<br />
Herrn Reinhart/KuMi): Die Übergangsquote auf die beruflichen<br />
Gymnasien wird in den nächsten 3 Monaten bei den<br />
allgemeinbildenden Gymnasien abgefragt, im Bedarfsfall wird die<br />
3
Lehrerquote erhöht. Ein Infobrief an Schulen und Eltern wegen<br />
dieses Problems ging gerade raus, die Schulen müssen den Brief an<br />
die Eltern weitergeben. Man kann sowohl nach der 9. Klasse als auch<br />
nach der 10. Klasse auf ein berufliches Gymnasium wechseln (im<br />
G8), der Wechsel von der 10. Klasse ergibt ein Abitur in 9 Jahren,<br />
das „zusätzliche“ Jahr wird nicht als Wiederholung gewertet. Im G 9<br />
erfolgt der Wechsel wie bisher nach der 10. Klasse.<br />
-Frage nach Berufs-/Studienberatung: Beratung der Abiturienten<br />
erfolgt durch Studienbotschafter (Studenten). Bei zu vielen<br />
Bewerbungen in einem Studiengang wird NC verhängt. Studienplätze<br />
stehen nur bis zum Bachelor-Abschluss zur Verfügung, nicht bis<br />
Master!!!<br />
50% der Studienplätze sind in praxisbezogenen Ausbildungsgängen<br />
angesiedelt, d.h. hier ist die Wirtschaft gefordert und muss sich an<br />
dem Problem beteiligen.<br />
Minderjährige an den Hochschulen stellen kein rechtliches Problem<br />
dar. Anders bei der dualen Hochschule, da die Wirtschaft Volljährige<br />
haben will. Eventuell soll es hier eine Kampagne geben.<br />
Eine interministerielle Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit<br />
Folgeproblemen. Wenn die Dinge anders kommen als geplant, muss<br />
von der Politik entsprechend nachgesteuert werden<br />
3. STUDIENBERATUNG DER UNIVERSITÄT ULM<br />
Christiane Westhauser, Universität Ulm<br />
Studienberatung ist wichtig wegen hoher Quote bei<br />
Studienabbrechern (21%) und Wechslern (bis 70%).Nur 1/3 der<br />
Studenten ist gut informiert über Studiengänge etc. Durch die<br />
Umstellung auf Bachelor und Master ist alles komplett anders<br />
geworden, so dass auch Eltern aus ihrer eigenen Erfahrung heraus<br />
nicht mehr helfen können.<br />
BOGY = Berufs- und Studienorientierung für Gymnasiasten läuft über<br />
2 Jahre, der 1. Teil = das BOGY-Praktikum findet bei G8 in der 9.<br />
Klasse statt. Klasse 10: Orientierung, was kann ich, was will ich –<br />
eine Richtung ist wichtig. Ab 2011 darf niemand ohne einen<br />
Orientierungstest ein Studium beginnen.<br />
Möglichkeiten der Information: Bildungsmessen,<br />
Studieninformationstage, Orientierungskurse.<br />
Studienfachberatung, fachspezifische Fachberatung zur<br />
4
Konkretisierung, Beratungen für Schüler und Abiturienten. Ab Klasse<br />
11 genauere Beratung für einzelne Studiengänge, Gespräche dauern<br />
60 Minuten, teilweise finden mehrere statt. Angebot eines<br />
Studieninformationstages an der Uni.<br />
NC und Wartezeiten: „Irgendwann kann jeder studieren, was er will.“<br />
Das ist also nur eine Frage der Geduld.<br />
Informationsangebot an Eltern am Studieninformationstag:<br />
Zulassungsverfahren, Studienstruktur, Unterstützungsmaßnahmen.<br />
Klasse 11 und 12: fachspezifische Informationsveranstaltungen.<br />
Hochschulen sollen eigene Profile bilden, deswegen kann ein<br />
Biologiestudium in Konstanz völlig anders aussehen als in Ulm.<br />
Klasse 12: Workshop für ZVS-Bewerber, Infos über Quoten, Kriterien<br />
und Qualifikationen, Abitur ist nicht mehr das alleinige<br />
Auswahlkriterium.<br />
Man sollte sich bei den Schulen nach diesen Infoveranstaltungen<br />
erkundigen.<br />
Hinweis: Alle Universitäten bieten die gleichen<br />
Informationsprogramme an wie die Uni Ulm (Näheres dazu auf der<br />
Homepage unter „Studieninteressierte“).<br />
Für Studienbeginner gibt es dann Einführungsseminare<br />
(Trainingscamp, bei Fachschaftseinführungen) über<br />
Prüfungsvoraussetzungen, -termine etc.<br />
Studienberatung gibt es an jeder Uni speziell zu den jeweils<br />
vorhandenen Studiengängen, aber generelle Infos zu allen<br />
Studiengängen sind möglich, wenn man noch gar keine<br />
Vorstellungen hat. In Deutschland gibt es immerhin ca. 9.000<br />
Studiengänge! Zulassungsbeschränkte Studiengänge sind z.B.<br />
Biologie, Medizin, Psychologie.<br />
Universität Ulm: niedrige Studentenzahl = ca. 7.000, gut<br />
eingerichtet, keine überfüllten Hörsäle, Campus-Uni, alles an einem<br />
Platz, internationale Austauschprogramme.<br />
Ausbaukonzept in Ulm:<br />
Wirtschaftswissenschaften von 100 auf 175<br />
Molekulare Medizin von 25 auf 50<br />
Biochemie von 25 auf 75<br />
Psychologie neu 75<br />
Folien der Präsentation werden eingestellt unter www.eltern.schulebw.de<br />
5
4. BERATUNGS- UND ORIENTIERUNGSAN<strong>GEB</strong>OT DER<br />
AKADEMISCHEN BERATUNG DER AGENTUR FÜR ARBEIT<br />
Cornelia Meindl-Schäfer, Agentur für Arbeit Ulm<br />
Studienberechtigte in Ba-Wü 2007: 59.779 gesamt<br />
Studienberechtigte in Ba-Wü <strong>2012</strong>: 87.000 (davon 15.900 mit<br />
Fachhochschulreife), hinzu kommen Berufstätige ohne Abitur und<br />
Absolventen der Abendgymnasien.<br />
2007-2014: 11 Bundesländer mit doppelten Jahrgängen,<br />
Auswirkungen sind bundesweit vermutlich bis 2016/2017 spürbar.<br />
Ab 2010 gibt es Beratung für die G8er.<br />
Untersuchung beim Abiturientenjahrgang 2007/08:<br />
Berufsausbildung vor Studienbeginn: knapp jeder 4.<br />
Keine Immatrikulation im Abiturjahr: fast jeder 2.<br />
Immatrikulation durchschnittlich erst 2,6 Jahre nach dem Abitur<br />
Durchschnittsalter der Studienanfänger: 21,5 Jahre<br />
Studienmotivation bei allen Fächern: starke Orientierung an eigenen<br />
Neigungen und Begabungen<br />
Leichter Zuwachs bei Ausbildungsverträgen von Abiturienten: ein<br />
Plus von 1,1%<br />
Möglichkeiten der Abiturienten des doppelten Jahrgangs, die<br />
nicht sofort studieren:<br />
duales System / Berufsfachschulen / Verdrängung anderer<br />
Absolventen niedrigerer Schulabschlüsse / Verlängerung von<br />
Warteschleifen<br />
Studienfeldbezogene Eignungstests/Beratungstests beim<br />
psychologischen Dienst. Beim Jahrgang <strong>2012</strong> werden die 3-tägigen<br />
Projekttage zur Studien- und Berufswahl auf 2 Tage verkürzt (ohne<br />
Praxistag), um die große Menge der Schüler versorgen zu können.<br />
FOBI 1 und 2: Fortbildung der Lehrer zur Unterstützung der Berater<br />
vom Arbeitsamt, die jedoch nicht ersetzt werden sollen.<br />
Präsentation dieser Tagung wird eingestellt unter www.eltern.schulebw.de<br />
5. DOPPELTE ABITURIENTENJAHRGÄNGE – CHANCE FÜR<br />
WIRTSCHAFT UND ARBEITSMARKT<br />
6
A. Dzionara, IHK Ulm<br />
Die IHK Ba-Wü hat eine Studie gemacht, mit deren Hilfe jede IHK für<br />
die eigene Region IST und SOLL (Bedarf) berechnen kann. Siehe<br />
Homepage der IHK Ulm. In die Studie sind auch Konjunkturzyklen<br />
eingearbeitet.<br />
Zahl der Auszubildenden sinkt schon wieder. Ausbildungsverträge<br />
seit 2008 (-48) im Minusbereich, für <strong>2012</strong> prognostiziert: -3.348.<br />
<strong>2012</strong> drängen zusätzlich 4.200 Abiturienten in den<br />
Ausbildungsmarkt. Im Jahr 2008 gab es 9.405 Studienanfänger an<br />
den Berufsakademien (15,7% der Abiturienten), dieser Anteil wird<br />
<strong>2012</strong> noch ansteigen.<br />
Gute Nachricht: Der Ausbildungsmarkt für Abiturienten ist<br />
aufnahmebereit, der Fachkräfteanteil steigt, die Frauenquote liegt<br />
ziemlich konstant bei ca. 33%. Seit 2006 gibt es Fachkräftemangel.<br />
Für den Zeitraum 2009-2020 wird mit einem Bedarf von 61.494<br />
gerechnet, davon 10.000 im Akademikerbereich (7.596 Ingenieure,<br />
aber auch 2.045 Geisteswissenschaftler, 307 Naturwissenschaftler,<br />
349 Chemiker/Mathematiker/Physiker), jedoch ist dies auch eine<br />
spezielle Situation im Bereich Ulm, d.h. der Fachkräftemangel ist hier<br />
besonders eklatant. Trotzdem Anlass für den doppelten Jahrgang,<br />
hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen.<br />
2010-2020 wird der Fachkräftemangel bei nichtakademischen<br />
Kräften besonders hoch sein. Bürokräfte sind auch künftig sehr<br />
gesucht, ebenso Leute aus den Reinigungs- und<br />
Gesundheitsdienstberufen.<br />
Forderungen an die Unternehmen: mittel- und langfristige<br />
Personalplanung über den aktuellen Bedarf hinaus! Die Anzahl der<br />
Ausbildungsverträge wird <strong>2012</strong> auf dem Niveau von 2009 sein.<br />
Folien der Studie werden eingestellt unter www.eltern.schule-bw.de<br />
6. DOPPELTE ABITURIENTENJAHRGÄNGE IN DEN EINZELNEN<br />
LÄNDERN ALS AUFGABE DES BUNDES – HOCHSCHULPAKT<br />
2020<br />
A. Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung<br />
Deutschland ist inzwischen das drittattraktivste Gastland für<br />
ausländische Studenten nach den USA und GB.<br />
Ziel ihres Ministeriums: 40% eines Jahrgangs sollen ein Studium<br />
beginnen (Frage: auch abschließen???), aktuell sind 39,5% erreicht.<br />
7
Die Gesellschaft wird immer mehr geprägt durch höheres Lebensalter<br />
und mehr Ausländer. Die Kapazität an den Unis wird sich ändern,<br />
Vorhandenes wird zu wenig genutzt (Umgang mit Zeit und<br />
Ressourcen). Bildung wird in Zukunft ein lebensbegleitender Prozess,<br />
d.h. es werden nicht nur Junge und Senioren an der Hochschule sein,<br />
sondern man wird ggf. auch die Jahrgänge dazwischen an der<br />
Hochschule weiterbilden (Stichwort „open university“ wie in England,<br />
bei uns gibt es in diesem Bereich nur 2% in Niedersachsen).<br />
Karrierelaufbahnen müssen durchlässiger werden, Berufsbiographien<br />
sollen weiterentwickelt werden (z. B. vom Erzieher zum Lehrer).<br />
Hochschulpakt 2020 wird bis 2010 ausverhandelt und hat<br />
Auswirkungen bis in die 2. Hälfte des 21. Jahrhunderts, die Länder<br />
liegen noch unter dessen Möglichkeiten. Höhepunkt der<br />
Studienanfängerzahlen liegt zwischen 2010 und 2015 (275.000<br />
bundesweit).<br />
Zwischen Abitur und Studienbeginn liegen bis zu 3 Jahre. Der<br />
Übergang vom Beruf ins Studium muss verbessert werden<br />
(Studenten mit vorheriger Berufserfahrung), aber das ist statistisch<br />
nicht relevant.<br />
Konzept: Die neuen Länder sollen die bisher freien<br />
Studienplatzkapazitäten erhalten, aber keine neuen schaffen. Die<br />
Stadtstaaten haben leider keinen entsprechenden Ehrgeiz. Die<br />
alten Länder bekommen jährlich 11.000 EUR/Student. Der Ausbau<br />
in den Flächenländern bleibt bisher noch unter den Möglichkeiten des<br />
Hochschulpaktes.<br />
Die Schaffung von Studienplätzen ist Aufgabe der Länder, aber der<br />
Bund unterstützt großzügig mit finanziellen Mitteln.<br />
Fehlentwicklung in der Vergangenheit soll korrigiert werden: 30%<br />
der Studenten sollen an den Universitäten ein eher theorielastiges<br />
Studium beginnen, 70% ein praxisorientiertes an Fachhochschulen<br />
und Berufsakademien. Fakt ist derzeit, dass 70% an die Unis gehen,<br />
30% ein eher praxisorientiertes Studium absolvieren.<br />
Finanzielle Mittel für Bildung gehen zu 2/3 in die Bildung (Ba-Wü: 1<br />
Milliarde für Sanierung und Modernisierung, für IT-Ausstattung,<br />
Renovierung der Bauten aus den 70er Jahren und die Sanierung der<br />
berühmt-berüchtigten Toiletten), 1/3 in die Forschung. Dies ist das<br />
größte Bildungsprogramm seit den 60er Jahren. Damit ist man auch<br />
auf einem guten Weg hin zum 10%-Ziel (10% des BIP für Bildung<br />
und Forschung). Im Augenblick liegt die Bildung bei 6,2% (SOLL ist<br />
8
7%), die Forschung bei 2,7% (SOLL ist 3%).<br />
Problem: „Wie kommt man an einen Studienplatz?“ Das System für<br />
den Studienzugang muss neu geordnet werden, da zurzeit ein<br />
unglaubliches Durcheinander herrscht. Damit beschäftigt sich ein<br />
Expertengremium in der KMK, aber ein Ergebnis ist bis 2009 nicht<br />
möglich (angestrebt wird die Neuordnung zum Herbstsemester<br />
2010). Es ist eine hochkomplexe Software notwendig, um die<br />
Eigenständigkeit der Universitäten zu gewährleisten (jeder hat<br />
eigene Vergabekriterien). Dies gilt jedoch nur für die<br />
zulassungsbeschränkten Studiengänge, ansonsten direkte einfache<br />
Bewerbung bei den entsprechenden Universitäten.<br />
Die hohe Abbrecherquote zeigt, dass zu viele im falschen Studium<br />
sitzen. Schülerwünsche: 70% wollen „irgendwas mit Menschen“<br />
machen, 30% „irgendwas mit Medien“. Ein klares<br />
Studienberatungsziel ist nötig, Beratung mit Aufzeigen der<br />
Zusammenhänge und Kompetenzen. Die Vielfalt der<br />
Ausbildungsmöglichkeiten ist kaum bekannt.<br />
Die Anfangszeiten (WS und SS) der Universitäten und FHs müssen<br />
koordiniert werden, um hier Überschneidungen und unnützen<br />
Zeitverlust sowie nicht besetzte Studien- bzw. Ausbildungsplätze zu<br />
vermeiden.<br />
Aussagen aus der Fragerunde:<br />
Deutschland ist ein Hochtechnologieland, aber die Umsetzung ist<br />
schwierig (siehe Transrapid), führend in Umwelttechnologie.<br />
Es gibt zweistellige Zuwachsraten (11-16%) bei den Einschreibzahlen<br />
bei Ingenieurwissenschaften, ebenso bei Naturwissenschaften, d.h.<br />
ein Umdenken hat eingesetzt. Die naturwissenschaftliche<br />
Schulbildung muss einen längeren Zeitraum einnehmen, um Kinder<br />
für diese Bereiche zu begeistern. Außerdem muss es eine<br />
entsprechende Vorbereitungszeit für Technik und<br />
Naturwissenschaften zwischen Abitur und Studienbeginn geben.<br />
Wehren gegen Vorwürfe bezüglich Einführung von G8: Planungen zu<br />
G8 gibt es in Ba-Wü bereits seit den 80er Jahren, bei der endgültigen<br />
Einführung hatten es bereits 100 von 400 Gymnasien in Ba-Wü, es<br />
wurde also 10 Jahre lang vorbereitet. Daher fehlt Frau Schavan das<br />
Verständnis für die Beschwerden der Eltern heute. Wenn es nicht<br />
klappt, liegt es an den meckernden Eltern, die die Lehrer schlecht<br />
reden, oder an den Lehrern, die ihren bisherigen Unterrichtsstil nicht<br />
ändern wollen und immer noch so unterrichten wie vorher, d.h. keine<br />
9
Stoffkürzungen.<br />
In Tübingen gehen 70% eines Jahrgangs aufs Gymnasium.<br />
Ba-Wü hat genügend Geld, 500 Millionen EUR in der<br />
Bildungsoffensive (47% Investition in Bildung).<br />
Die Investitionen des Bundes stehen nicht für mehr Personal zur<br />
Verfügung (Sache der Länder), sondern ausschließlich zur<br />
Ankurbelung der Konjunktur im Hardware-Bereich, d.h. bauliche<br />
Maßnahmen und Ausrüstung.<br />
Wir haben schrumpfende Schülerzahlen, d.h. es gibt zunehmend<br />
eher ein Problem von zu wenig als von zu viel (Ach ja? Warum dann<br />
immer noch die zu großen Klassen?).<br />
Im Bund gibt es keine übergeordnete Stelle für die Koordination aller<br />
Themen, die mit dem doppelten Jahrgang zusammenhängen. Dies ist<br />
nach ihrer Ansicht auch nicht notwendig, da der Bund (außer bei der<br />
Bundeswehr) nicht zuständig ist, eigentlich alles funktioniert und es<br />
darüber hinaus ja überall interministerielle Arbeitsgruppen gibt.<br />
Protokoll: 20.1.2009<br />
K. Georgi-Hellriegel, W. Gebicke, B. Znoyek<br />
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