Frischer Wind - Jobs - TextilWirtschaft

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BUSINESS Treffpunkt von Branchen-Profis und jungen Leuten, die es gerne werden möchten: Der TW Young Professionals’ Day zog in diesem Jahr knapp 750 Besucher an. Fotos: Fedra 26 TextilWirtschaft 23 _ 2008 Frischer Wind 750 Teilnehmer beim TW Young Professionals’ Day in Frankfurt. 40 Arbeitgeber aus der Mode mit vielen Job-Angeboten für den Nachwuchs. Ein neuer Rekord. Nie waren die Karrierechancen besser. Kurz nach 17 Uhr brandet der Beifall auf. Dann haben die Zuhörer Gelegenheit, Fragen an den prominenten Stargast auf der Bühne in der Frankfurter Goethe-Universität zu stellen. Ein, zwei Sekunden dauert es, dann kommt die erste Wortmeldung: „Glauben Sie, dass man auch in zehn Jahren noch so eine Karriere machen kann wie Sie?“ Michael Michalsky zögert nicht lange. „Ja, das ist möglich.“ In der Mode gebe es immer wieder Platz für neue Namen. „Es hängt aber davon ab, ob man gut ist. Wer die richtige Idee hat und anders ist als andere, kann es schaffen.“ Die Chancen, in der Modebranche Karriere zu machen, stehen bereits heute sehr gut. Davon konnten sich die Teilnehmer des TW Young Professionals’ Day in weiteren Podiumsgesprächen überzeugen, in denen junge Führungskräfte auftraten. Dabei ging es zum Beispiel um die Karriere-Entwicklung in großen und kleinen Unternehmen. Um die Risiken und Freuden der Selbstständigkeit. Um berufliche Auslandsaufenthalte und um die Frage, wie man es an die Spitze eines Unternehmens schafft. Worauf es ankommt, wenn man im Beruf erfolgreich sein möchte, erklärte der Management-Experte Andreas Buhr in seinem Vortrag. Für alle Teilnehmer, die sich demnächst in Mode-Unternehmen bewerben werden, gab es auch in diesem Jahr wieder die Möglichkeit, ihre Bewerbungsunterlagen durch Personalberater prüfen zu lassen. Mit dabei: Andreas Grimm (Kienbaum), Carmen Koch (Korn/Ferry FutureStep), Einar Leichsenring (Perrcon textil-jobs), Jutta Ohms (Ohms Consulting), Blandine Schiefner-Földessy (Schiefner-Földessy Consulting) und Rainer Spanfellner (KM-Management). Wie vielfältig die Entwicklungsmöglichkeiten für Nachwuchskräfte in der Modebranche sind, zeigte sich auf der Recruiting-Messe, die mittlerweile fester Bestandteil des TW Young Professionals’ Day ist. In diesem Jahr waren hier 40 Arbeitgeber vertreten, darunter die wichtigsten marktstarken Unternehmen aus Industrie und Handel. Dass sich die Zahl der Aussteller auf dem sechsten TW Young Professionals’ Day im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt hat, dürfte mit ein wesentlicher Grund dafür gewesen sein, dass sich auch die Teilnehmerzahl auf die Rekordmarke von 750 erhöht hat. Gut zwei Drittel der Besucher waren Studierende und Absolventen, die von einer Karriere in der Modebranche träumen: Nachwuchskräfte, die vielleicht schon bald neue Impulse und frischen Wind in die Unternehmen bringen werden. BETTINA MAURER TextilWirtschaft 23 _ 2008 27

BUSINESS<br />

Treffpunkt von Branchen-Profis und jungen Leuten, die es gerne werden möchten: Der TW Young Professionals’ Day zog in diesem Jahr knapp 750 Besucher an. Fotos: Fedra<br />

26 <strong>TextilWirtschaft</strong> 23 _ 2008<br />

<strong>Frischer</strong> <strong>Wind</strong><br />

750 Teilnehmer beim TW Young Professionals’ Day in Frankfurt.<br />

40 Arbeitgeber aus der Mode mit vielen Job-Angeboten für den Nachwuchs.<br />

Ein neuer Rekord. Nie waren die Karrierechancen besser.<br />

Kurz nach 17 Uhr brandet der Beifall auf. Dann haben die Zuhörer Gelegenheit, Fragen<br />

an den prominenten Stargast auf der Bühne in der Frankfurter Goethe-Universität zu<br />

stellen. Ein, zwei Sekunden dauert es, dann kommt die erste Wortmeldung: „Glauben Sie,<br />

dass man auch in zehn Jahren noch so eine Karriere machen kann wie Sie?“ Michael<br />

Michalsky zögert nicht lange. „Ja, das ist möglich.“ In der Mode gebe es immer wieder Platz<br />

für neue Namen. „Es hängt aber davon ab, ob man gut ist. Wer die richtige Idee hat und<br />

anders ist als andere, kann es schaffen.“<br />

Die Chancen, in der Modebranche Karriere zu machen, stehen bereits heute sehr gut.<br />

Davon konnten sich die Teilnehmer des TW Young Professionals’ Day in weiteren Podiumsgesprächen<br />

überzeugen, in denen junge Führungskräfte auftraten. Dabei ging es zum<br />

Beispiel um die Karriere-Entwicklung in großen und kleinen Unternehmen. Um die<br />

Risiken und Freuden der Selbstständigkeit. Um berufliche Auslandsaufenthalte und um<br />

die Frage, wie man es an die Spitze eines Unternehmens schafft. Worauf es ankommt,<br />

wenn man im Beruf erfolgreich sein möchte, erklärte der Management-Experte Andreas<br />

Buhr in seinem Vortrag.<br />

Für alle Teilnehmer, die sich demnächst in Mode-Unternehmen bewerben werden, gab es<br />

auch in diesem Jahr wieder die Möglichkeit, ihre Bewerbungsunterlagen durch Personalberater<br />

prüfen zu lassen. Mit dabei: Andreas Grimm (Kienbaum), Carmen Koch<br />

(Korn/Ferry FutureStep), Einar Leichsenring (Perrcon textil-jobs), Jutta Ohms (Ohms<br />

Consulting), Blandine Schiefner-Földessy (Schiefner-Földessy Consulting) und Rainer<br />

Spanfellner (KM-Management).<br />

Wie vielfältig die Entwicklungsmöglichkeiten für Nachwuchskräfte in der Modebranche<br />

sind, zeigte sich auf der Recruiting-Messe, die mittlerweile fester Bestandteil des TW<br />

Young Professionals’ Day ist. In diesem Jahr waren hier 40 Arbeitgeber vertreten, darunter<br />

die wichtigsten marktstarken Unternehmen aus Industrie und Handel.<br />

Dass sich die Zahl der Aussteller auf dem sechsten TW Young Professionals’ Day im<br />

Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt hat, dürfte mit ein wesentlicher Grund dafür<br />

gewesen sein, dass sich auch die Teilnehmerzahl auf die Rekordmarke von 750 erhöht hat.<br />

Gut zwei Drittel der Besucher waren Studierende und Absolventen, die von einer Karriere<br />

in der Modebranche träumen: Nachwuchskräfte, die vielleicht schon bald neue Impulse<br />

und frischen <strong>Wind</strong> in die Unternehmen bringen werden. <br />

BETTINA MAURER<br />

<strong>TextilWirtschaft</strong> 23 _ 2008 27


BUSINESS<br />

Der Designer Michael<br />

Michalsky über seine<br />

Jugend auf dem Dorf,<br />

seine Karriere und<br />

seinen Masterplan<br />

„Ich kann bis heute nicht zeichnen“<br />

Michael Michalsky glitzert. Er hat sich<br />

extra für den TW Young Professionals’<br />

Day fein gemacht. Hose, Hemd und Krawatte<br />

in Nachtblau, silberne Schuhe, silberner<br />

Gürtel und Brillis in den Ohren. Sonst<br />

trägt er T-Shirt und Sneakers.<br />

Er hätte heute auch auf seiner Terrasse in<br />

der Sonne liegen können, wie er grinsend<br />

sagt. Oder in seinem Berliner Laden stehen,<br />

wo jetzt seine Mutter für ihn eingesprungen<br />

ist und im Verkauf hilft. Aber er<br />

sitzt lässig auf dem Podium in der Frankfurter<br />

Uni, schwenkt das Mikrofon beim<br />

Reden, ist entspannt und auskunftsfreudig.<br />

Im Saal kann man eine Stecknadel fallen<br />

hören, so aufmerksam lauschen die<br />

jungen Zuhörer, was der Designer im Gespräch<br />

mit TW-Chefredakteur Michael<br />

Werner über seine Karriere erzählt.<br />

Geboren ist er 1967 in Göttingen, aufgewachsen<br />

in Bad Oldesloe, „die Hölle auf<br />

Erden“, wie er sagt. Denn über seinen außergewöhnlichen<br />

Kleidungsstil wurde damals<br />

gelästert. Das Abi schaffte er mit 3,2.<br />

Michalskys bestes Fach war Kunst, doch<br />

seine Begabung wurde oft infrage gestellt.<br />

„Ich kann bis heute nicht zeichnen, aber<br />

ich bin ja auch kein Künstler. Wenn man<br />

kommerzielle Mode entwirft, muss man<br />

sich mit Computern auskennen.“<br />

Seinen Studienabschluss am London College<br />

of Fashion bestand er auch gerade so,<br />

denn die britische Hauptstadt bot einfach<br />

zu viel Ablenkung. Geschafft hat er es aber<br />

dann doch. Und landete 1992 direkt als<br />

28 <strong>TextilWirtschaft</strong> 23 _ 2008<br />

Michael Michalsky auf dem TW Young Professionals’ Day im Gespräch mit TW-Chefredakteur Michael Werner:<br />

„Wer die richtige Idee hat und anders ist als andere, kann es schaffen.“<br />

Head of Design bei Levi’s Germany. „Ich<br />

habe ein Essay geschrieben, warum sie<br />

mich nehmen sollen, und Arbeitsproben<br />

geschickt.“<br />

Zweieinhalb Jahre später holte ihn ein<br />

Headhunter zu Adidas – ein bis dahin eher<br />

traditionelles Unternehmen. „Herzogenaurach<br />

war nach London und Levi’s ein Kulturschock“,<br />

erzählt Michalsky. Wenn das<br />

Unternehmen nicht so toll gewesen wäre,<br />

wäre er nicht geblieben.<br />

Innerhalb der nächsten elfeinhalb Jahre<br />

brachte er frischen <strong>Wind</strong> in den Sportartikler,<br />

der sich Schritt für Schritt wandelte.<br />

„Als ich ging, war Adidas ein internationales,<br />

jung aufgestelltes Unternehmen“, sagt<br />

er. Dort habe er auch erst den Mut gefunden,<br />

sich selbstständig zu machen. Heute<br />

hat er seine eigenen Modelinien: Michalsky<br />

(hochwertige HAKA), M67 (Jeans) – und<br />

neu – Michamic (Sportswear). Um sich die<br />

eigenen Kollektionen leisten zu können,<br />

nimmt er Auftragsarbeiten an, wie die Entwicklung<br />

der Corporate Wear von Audi.<br />

Unter Mitch&Co läuft seit vergangenem<br />

Juni eine Kooperation mit Tchibo. Außerdem<br />

ist er freier Designer für den Accessoires-<br />

und Taschenspezialisten MCM.<br />

„Ich arbeite gern für Unternehmen, die etwas<br />

heruntergewirtschaftet sind und denen<br />

man neuen Glanz verleihen kann. Außerdem<br />

wollte ich was über das Accessoires-Business<br />

lernen.“ Elitäre Denke liege<br />

ihm nicht. Ob preiswerte Basics oder<br />

exklusive Taschen – dies zu kombinieren<br />

sei zeitgemäß. „Die Bandbreite ist Teil mei-<br />

nes Masterplans.“ Vorbild sei das Markenmodell<br />

von Ralph Lauren.<br />

Heute hat Michalsky 22 Mitarbeiter und<br />

bekommt viele Bewerbungen auf den<br />

Tisch. Grundsätzlich fördert er den Nachwuchs,<br />

indem er selbst Praktikanten schon<br />

eigene Projektarbeiten überträgt. Allerdings<br />

ist er entsetzt, wie manche Bewerbung<br />

aussieht. Schmuddelige Mappen,<br />

schlechtes Papier und Standardformulierungen<br />

sind K.O.-Kriterien ebenso wie Unpünktlichkeit<br />

und mieses Styling.<br />

„Ich suche Individualität, die bringt<br />

mein Unternehmen nach vorn.“ Michalsky<br />

kritisiert zudem die Mode-Ausbildung in<br />

Deutschland. „Das Mode-Business ist global,<br />

man muss deshalb Englisch können.<br />

Viele sind auch nicht besonders fit am PC.“<br />

Er bemängelt auch die fehlende Differenzierung<br />

im Bereich Design. „Allein Denims<br />

sind eine Wissenschaft für sich.“<br />

Der Designer ist sich sicher, dass die Zukunft<br />

wieder mehr lokalen Anbietern gehören<br />

wird. „Ich glaube an Ehrlichkeit und<br />

Authentizität. Tradition zählt wieder. Die<br />

Leute haben es satt, jede Woche in die Läden<br />

zu rennen, um zu sehen, was es Neues<br />

gibt.“ Gut 600 Zuhörer hängen an seinen<br />

Lippen, und so manchem stellt sich am<br />

Ende die Frage: Kann ich es auch so weit<br />

bringen? Michalsky meint ja: „Wer die richtige<br />

Idee hat und anders ist als andere, kann<br />

es schaffen.“ <br />

ANJA PROBE<br />

1<br />

2 3 4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

1 Kommunikations-Plattform TW Young Professionals’ Day<br />

2 Stand von SinnLeffers<br />

3 TW-Chefredakteur Jürgen Müller moderierte den Tag.<br />

4 Joanna Nowakowski (Fahmoda, Hannover, l.)<br />

und Kommilitoninnen<br />

5 Katharina Metzler und Sylvia Dünßer<br />

(Modefachschule Sigmaringen, v.l.)<br />

6 TW-TV beim Dreh.<br />

7 Human Resources-Manager Manuel Oehmke informiert<br />

über die Chancen bei Hugo Boss.<br />

8 Lucrezia Demeco und Madelaine Schäfer<br />

(Modefachschule Sigmaringen)<br />

<strong>TextilWirtschaft</strong> 23 _ 2008 29


BUSINESS<br />

Welche Karrierewege gibt es? Jana Kern (TW), Thomas Rath (W. Ley Fashion International<br />

Company), Karen Dammer (Just B.), Axel Börgers (Gerry Weber Retail, v.l.)<br />

Groß oder klein?<br />

roß oder klein – wo steig’ ich ein? So lautet der Titel der ersten<br />

GDiskussionsrunde beim TW Young Professionals’ Day. Auf<br />

dem Podium sitzen drei Branchen-Profis, deren Karrieren ganz<br />

unterschiedlich verlaufen sind: der Designer Thomas Rath, der<br />

nach dem Abitur bei Basler als Praktikant im Stofflager anfing und<br />

heute Chef-Designer der neuen Kollektion Wolfgang Ley ist. Karen<br />

Dammer, die bei Turnover und Peek&Cloppenburg gearbeitet hat<br />

und nun Geschäftsführerin des Modelabels Just B. ist. Und Axel<br />

Börgers, der im „Tante-Emma-Laden für Textilien“ seines Großvaters<br />

erste Erfahrungen sammelte und nach Stationen im Handel<br />

mittlerweile als Geschäftsführer bei Gerry Weber Retail den Einzelhandel<br />

der Marke verantwortet.<br />

„Bei Basler habe ich viele Einblicke bekommen und die Möglichkeit,<br />

mir das Handwerk ‚learning by doing’ anzueignen. Für einen<br />

Kreativen ist das Handwerk das Allerwichtigste“, sagt Thomas<br />

Rath. „Wenn man im Handel Karriere machen will, sollte man so<br />

schnell wie möglich Verantwortung übernehmen. Einkaufstüten<br />

beschaffen, die besten Warensicherungen finden, sich mit Abschriften<br />

auseinandersetzen, und und und“, ergänzt Axel Börgers.<br />

Zudem sei es wichtig, sich nicht von negativem oder ausbleibendem<br />

Feedback, zum Beispiel bei Bewerbungen, entmutigen zu<br />

lassen. „Bewerten Sie die Firmen nicht über. Teilweise ist da die<br />

Organisation gar nicht vorhanden.“<br />

„Bewerten Sie sich selber aber auch nicht über“, heißt es in der<br />

Runde. „Viele Menschen überschätzen sich aufgrund der Ausstrahlung,<br />

die die Marke hat, für die sie arbeiten, und wundern<br />

sich, wenn sie das Unternehmen wechseln, dass nicht alles ihr<br />

Verdienst war.“ Erfolg im Job ist auch eine Frage von Ausstrahlung<br />

und Persönlichkeit, betont Karen Dammer. „Dare to be different“<br />

sollte das eigene Motto sein, rät die Geschäftsführerin dem Nachwuchs.<br />

„Trau Dich, anders zu sein.“ TD<br />

30 <strong>TextilWirtschaft</strong> 23 _ 2008<br />

Wie macht man sich selbstständig? Nina Piatscheck (TW), Anja Gockel, Matthias F.<br />

Schulte (Evita Shoes), Andrea Imgenberg (bgreen), Norbert Reipert (u.a. Lin&Co)<br />

15 Wege, Karriere zu machen<br />

Selbstständig – wie geht das?<br />

ier Macher, vier Konzepte, vier Motivationen. Anja Gockel stell-<br />

Vte während ihrer Zeit bei Vivienne Westwood fest, dass sie vieles<br />

anders machen würde. Andrea Imgenberg arbeitete neun Jahre als<br />

angestellte Designerin und konnte vieles, was sie in dieser Zeit sah,<br />

nicht mehr mit ihrem Gewissen vereinbaren. Norbert Reipert<br />

suchte gemeinsam mit seiner Frau eine Möglichkeit, Familie und<br />

Beruf unter einen Hut zu bringen. Für Matthias F. Schulte gab es<br />

sowieso nie eine Alternative. Er wagte den Sprung in die Selbstständigkeit<br />

direkt nach dem Abitur. Heute ist er Inhaber von Evita<br />

Shoes und vertreibt seine Kollektion in zwei eigenen Läden. Anja<br />

Gockel hat seit zwölf Jahren ihr eigenes Label. Andrea Imgenberg<br />

führt seit einem Jahr einen Concept Store für ökologische Mode.<br />

Norbert Reipert vertreibt drei skandinavische Kollektionen auf<br />

dem deutschen Markt, hat seine eigene Kollektion Villa Gaia und<br />

führt zwei Multilabel-Stores. Keiner von ihnen bereut den Schritt<br />

in die Selbstständigkeit, wenn er auch anfangs, wie bei Anja Gockel,<br />

eine 100-Stunden-Arbeitswoche bedeuten kann.<br />

„Man unterschätzt, wie breit man aufgestellt sein muss“, sagt<br />

Norbert Reipert. „Logistik, Software, Finanzen, das alles nimmt<br />

mehr Zeit in Anspruch als man denkt.“ Andrea Imgenberg rät, sich<br />

Hilfe zu holen für Dinge, die man selbst vielleicht nicht kann. Sie<br />

hat über das Internet Kontakt zu dem Netzwerk Köln Design gefunden.<br />

„Sammeln Sie vorher Erfahrungen, Kontakte und Kapital“, rät<br />

Matthias F. Schulte. Und wann kann man von der Selbstständigkeit<br />

leben? In Schultes Businessplan stehen drei Jahre. „Das ist<br />

aber von Fall zu Fall unterschiedlich.“ Anja Gockel lebte vom ersten<br />

Tag an von ihrem Unternehmen – und damit von der Hand in den<br />

Mund. „Zehn Jahre auf 15 m² – was kann da noch kommen?“ Ein<br />

letzter Rat, den sie dem Publikum mit auf den Weg gibt: „Gebt Euch<br />

Tipps und bekämpft Euch nicht. Sonst bleiben die Großen groß,<br />

und die Kleinen kommen nie nach oben.“ MP<br />

Was bringen Auslandsaufenthalte? Tim Dörpmund (TW), Marina Stottele (Hugo Boss),<br />

Udo Edling (Etienne Aigner), Karolina Jankowska (P & C), Caroline Martin (S. Oliver)<br />

Ein fester Bestandteil des TW Young Professionals’ Day: die Podiumsdiskussionen über Berufe und Karrierewege in<br />

der Modebranche. Junge Führungskräfte und Spezialisten lassen die Zuhörer an ihren Erfahrungen teilhaben.<br />

Karriere-Station Ausland Endlich Chef! Und dann?<br />

inmal für längere Zeit im Ausland zu arbeiten, ist der Traum<br />

Evieler junger Menschen. Doch wie sieht die Realität aus? Darüber<br />

diskutierten die vier Teilnehmer der Talkrunde unter dem<br />

Motto „Hinter dem Horizont geht’s weiter“ und gaben Einblick in<br />

ihren Werdegang und ihre Erfahrungen. Dass der Weg manchmal<br />

steinig sein kann, berichtet Udo Edling, der als Designer für Etienne<br />

Aigner arbeitet. Als er 1987 nach seinem Abitur von Deutschland<br />

nach Frankreich ging, konnte er kaum Französisch. Davon<br />

ließ er sich nicht entmutigen. „Man sollte keine Angst haben. Der<br />

Schlüssel ist das Talent.“ Vor allem sollte man an sich selbst glauben<br />

und sich auf seine Intuition verlassen.<br />

Auch Marina Stottele, Projekt-Managerin bei Hugo Boss, bereut<br />

nicht, dass sie vor drei Jahren in die Schweiz gewechselt ist. „Heute<br />

ist es ein Muss, ins Ausland zu gehen.“ Bevor man den Schritt<br />

wage, sei es wichtig, sich auf Mentalitäts-Unterschiede einzustellen.<br />

Caroline Martin, die für den Beschaffungseinkauf bei S.Oliver<br />

zuständig ist und häufig vor Ort in ausländischen Produktionsstätten<br />

arbeitet, weiß, dass man anfangs auf die Hilfe von Kollegen<br />

angewiesen ist. Zudem werde man vom Arbeitgeber unterstützt,<br />

zum Beispiel durch Englischkurse, da in der Regel die Geschäftssprache<br />

Englisch sei. „Wenn man anfängt, lernt man alles step-bystep.“<br />

Ihre Erfahrung: „Man kann sein Know-how erweitern, ist viel<br />

unterwegs und wird mit vielen Menschen konfrontiert.“<br />

Auch Karolina Jankowska, Country Trainer für Peek&Cloppenburg<br />

Düsseldorf in Polen, sieht das Arbeiten im Ausland als große<br />

Bereicherung. „Man stellt seine Fähigkeiten in Extrem-Situationen<br />

unter Beweis. Es bringt sehr viel für die Karriere und für einen<br />

persönlich.“ Trotz der vielen positiven Erfahrungen warnen jedoch<br />

alle vier davor, sich allzu große Illusionen über berufliche Auslandsaufenthalte<br />

zu machen. Jankowska: „Es ist ganz normale<br />

Arbeit, nur im Ausland.“ SC<br />

Wie wird man Chef? Mara Javorovic (TW), Sanjiv Singh (Bäumler), Tilman Held<br />

(Frank Walder), Anja Schübeler (Olsen), Arndt Brockmann (Zara)<br />

ier Chefs, eine Aussage: Ein bisschen verrückt muss man<br />

Vschon sein, um in der Modebranche zu arbeiten. In anderen<br />

Branchen verdiene man besser, könne man schneller Karriere<br />

machen, so der Tenor. Trotzdem haben sich Arndt Brockmann von<br />

Zara, Tilman Held von Frank Walder, Anja Schübeler von Olsen<br />

und Sanjiv Singh von Bäumler für die Modebranche entschieden.<br />

Und machen heute alles andere als einen unglücklichen Eindruck.<br />

Wie wird man eigentlich Chef? Patentrezepte werden auf dem<br />

Podium nicht geboten. Aber individuelle Erfahrungen. Und<br />

Tipps.<br />

Alle vier haben mehrere Stationen durchlaufen und überall so viel<br />

Erfahrungen und Know-how wie möglich gesammelt. Gerade in<br />

kleinen Betrieben lerne man oft sehr viel, betont Olsen-Geschäftsführerin<br />

Anja Schübeler. „In einer großen Firma ist man oft nur<br />

ein kleines Rad. In kleinen Unternehmen hat man oft Einblick in<br />

viele Bereiche und trägt mehr Verantwortung“, bestätigt Arndt<br />

Brockmann, Geschäftsführer von Zara Deutschland.<br />

Der größte Erfolgsfaktor ist die Leidenschaft für den Beruf, ist<br />

man sich einig. „Man muss seinen Job lieben, mit aller Energie<br />

dabei sein“, sagt Sanjiv Singh, Vorstandschef der Bäumler AG.<br />

„Dann klappt der Rest oft von alleine.“ Dass man am Ball bleiben<br />

muss, um Erfolg zu haben, dafür ist Zara Deutschland-Chef Arndt<br />

Brockmann das lebende Beispiel. Er bewarb sich drei Mal bei der<br />

Zara-Mutter Inditex, bis er endlich eingestellt wurde.<br />

Doch wie wird man in einem Unternehmen entdeckt? Wie werden<br />

die Vorgesetzten aufmerksam? Sanjiv Singh betont, dass großes<br />

Engagement unerlässlich für die Karriere ist. „Wenn man der Erste<br />

ist, der zur Arbeit kommt, und der Letzte ist, der geht, schafft man<br />

sich gute Voraussetzungen, um aufzufallen.“ Einfaches Zeitabsitzen<br />

sei nicht gefragt. Tilman Held: „Das Resultat muss natürlich<br />

stimmen.“ NP<br />

<strong>TextilWirtschaft</strong> 23 _ 2008 31


BUSINESS<br />

„Lieben Sie das,<br />

was Sie tun“<br />

Der Management-<br />

Experte Andreas<br />

Buhr nennt die<br />

„Spielregeln für<br />

Ihren Erfolg“<br />

32 <strong>TextilWirtschaft</strong> 23 _ 2008<br />

Andreas Buhr: „Erfolg hat nur der,<br />

der zu 100 % sich selbst folgt.“<br />

rfolg“, sagt Andreas Buhr, „taucht in zwei Arten auf“:<br />

E„Zuerst in Gedanken und dann in der Realität.“ Deshalb<br />

sei es für alle, die erfolgreich sein wollten, wichtig,<br />

sich zunächst einmal zu überlegen: „Was ist überhaupt<br />

Erfolg?“ Buhr rät den Zuhörern, sich nach den eigenen<br />

Wünschen zu richten: „Erfolg hat nur der, der zu 100%<br />

sich selbst folgt. Es hat viel damit zu tun, herauszufinden,<br />

was in mir steckt.“ Nur so könne man seine Aufgabe<br />

mit Leidenschaft ausüben: „Lieben Sie das, was Sie<br />

tun. Tun Sie das, was Sie lieben.“ Nur auf diese Weise<br />

könne man im Beruf „echt sein“, „als Vorbild authentisch<br />

sein“. Diese Eigenschaft, sagt der Management-<br />

Trainer, zeichne die Erfolgreichen aus.<br />

Gleichzeitig gilt es, klare Ziele zu formulieren und sich<br />

auf das Wesentliche zu konzentrieren: „Machen Sie<br />

eine Sache richtig, statt auf vielen Feldern im Mittelmaß<br />

zu versinken.“ Dann muss man sich mit Entschlossenheit<br />

an die Umsetzung der Ziele machen: Initiative<br />

ergreifen, Mut haben, Entscheidungen zu treffen, seine<br />

Talente einsetzen, sich auf seine Stärken fokussieren.<br />

Mit Professionalität, mit Disziplin und Konsequenz.<br />

Wer erfolgreich sein will, muss auch über das notwendige<br />

Handwerkszeug verfügen und seine Aufgaben gut<br />

organisieren. Und – last but not least – er muss im Job<br />

gute Ergebnisse erzielen.<br />

Nicht nur im Beruf, im ganzen Leben kommt es auf<br />

eine positive Einstellung an, sagt Buhr und unterstreicht<br />

dies mit einem Ausschnitt aus dem Film „Der<br />

Club der toten Dichter“. Wichtig sei es auch, auf die<br />

eigenen Gedanken, auf Sprache und Körpersprache zu<br />

achten, lösungsorientiert zu denken und zu handeln<br />

und auf das eigene Umfeld zu achten. Verantwortung<br />

auch für das eigene Leben zu übernehmen: „Machen<br />

Sie etwas Außergewöhnliches daraus.“ BM<br />

1 2 3<br />

4 5<br />

6<br />

7 8<br />

1 Viele Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, um Fragen an die Experten zu stellen.<br />

2 Stefan Grimm (Kienbaum) beim Bewerbungsmappen-Check<br />

3 Ann-Christin Bergsieker und Swantje Karschunke (Fahmoda, Hannover, v.l.)<br />

4 Thomas Rath gibt Tipps für den Entwurf.<br />

5 Anna Kempe und Anna-Lena Albers (Akademie JAK, Hamburg)<br />

6 Melanie Weigel, Valentina Derksen und Jana Guertler (Fahmoda, Hannover)<br />

7 Farblich ganz auf Esprit eingestellt.<br />

8 Sophie Hetzel (Hugo Ball-Gymnasium, Pirmasens)<br />

9 Jürgen Pistol (Gerry Weber) und Mitarbeiterinnen<br />

10 Umringt: Michael Michalsky nach dem Auftritt.<br />

11 Nadine Knapstein (HS Niederrhein), Stefanie Weber (HTWG Konstanz) und Sabine<br />

Kullartz (HS Niederrhein)<br />

Noch mehr Fotos vom YPD sehen Sie<br />

auf www.TWnetwork.de/szene<br />

9<br />

10<br />

11<br />

<strong>TextilWirtschaft</strong> 23 _ 2008 33

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