11.08.2013 Aufrufe

Kann man mit dem Bauch reden? Eine physikalische ... - JavaPsi

Kann man mit dem Bauch reden? Eine physikalische ... - JavaPsi

Kann man mit dem Bauch reden? Eine physikalische ... - JavaPsi

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

3 VOKALTRAKTMODELLE 7<br />

für den Beweis der Existenz zweier solcher Röhren A und B jedoch lediglich ein einziges Beispiel gefunden<br />

werden muss, werden der Einfachheit halber zwei Rohre <strong>mit</strong> ähnlichen Klangeigenschaften<br />

per Hand bestimmt.<br />

Seien die beiden Rohre A und B durch folgende Querschnittsflächen Ai und Bi bestimmt (vgl.<br />

auch Abb. B).<br />

A1 A2 A3 A4 A5 A6 A7 A8 A9 A10<br />

0.003 0.079 0.549 1.053 0.693 0.276 0.198 0.453 0.063 3.0<br />

B1 B2 B3 B4 B5 B6 B7 B8 B9 B10<br />

0.003 0.124 0.538 3.254 0.950 0.331 1.141 0.120 0.235 4.695<br />

Die Einheiten der Querschnittsflächen können dabei vernachlässigt werden, da sie keinen Einfluss<br />

auf die Reflexionsfaktoren haben. Zur Berechnung der beiden Übertragungsfunktionen wird nun<br />

Gleichung (3.16) schrittweise angewandt, d.h. in Pseudocode<br />

1. (3.7) R1[i] = Ai − Ai+1<br />

, R2[i] =<br />

Ai + Ai+1<br />

Bi<br />

2. (3.13)<br />

− Bi+1<br />

<strong>mit</strong> i = 1..9<br />

Bi + Bi+1<br />

<br />

1 R1[i]e−jωτ M1[i](ω) =<br />

R1[i] e−jωτ <br />

<br />

1<br />

, M2[i](ω) =<br />

R2[i]<br />

R2[i]e−jωτ e−jωτ <br />

, i = 1..8, τ = 1.0<br />

3. (3.14)<br />

8<br />

8<br />

N1(ω) = M1[i](ω), N2(ω) = M2[i](ω)<br />

4. (3.16) H1(ω) =<br />

i=1<br />

Wählt <strong>man</strong> die Schrittweite ∆ω = π<br />

i=1<br />

1<br />

N111 (ω) + R1[9] · N112 , H2(ω) =<br />

(ω)<br />

1<br />

N211 (ω) + R2[9] · N212 , ω = 0..π.<br />

(ω)<br />

und skaliert die Amplituden von H1 und H2 <strong>mit</strong> Dezibel,<br />

500<br />

d.h. H1 ′ = 20 · log H1 und H2 ′ = 20 · log H2, so erhält <strong>man</strong> <strong>mit</strong> Maple die beiden in Abb. 6<br />

geplotteten Übertragungsfunktionen H1 ′ (ω ′ ) und H2 ′ (ω ′ ). Dabei sind die ω ′ = ωτ so normiert,<br />

dass in 17cm langen Rohr <strong>mit</strong> 10 Zylindern ω ′ = π etwa ω = 10 kHz entspricht.<br />

Man sieht aus Abb. 6, dass die ersten beiden lokalen Maxima bzw. For<strong>man</strong>ten von H1 ′ und<br />

H2 ′ nahezu identisch zueinander sind. Die Verschiebung der ersten beiden For<strong>man</strong>ten ist <strong>mit</strong> <strong>dem</strong><br />

menschlichen Gehör kaum wahrnehmbar. Die Verschiebung des dritten For<strong>man</strong>ten liegt bereits<br />

etwas höher, hat jedoch wie oben erklärt wurde kaum Auswirkungen auf die Lautwahrnehmung<br />

beim Menschen.<br />

So<strong>mit</strong> wurde gezeigt, dass die beiden obigen Röhren trotz unterschiedlicher Geometrien Laute<br />

erzeugen, die das menschliche Gehör nur äußerst schwer bzw. gar nicht voneinander unterscheiden<br />

kann. Beim <strong>Bauch</strong><strong>reden</strong> werden nun ebenfalls Ersatzstellungen für die kritischen Laute gesucht, die<br />

die nachzubildenden Laute möglichst gut annähern. Bedingung für die Ersatzvokaltraktgeometrie<br />

ist dabei, dass auf einen labialen Verschluss verzichtet wird.<br />

3.2 3D Modell nach Birkholz<br />

Im Folgenden soll überprüft werden, ob sich die vom <strong>Bauch</strong>redner gebildeten Substitutionslaute<br />

durch ein <strong>physikalische</strong>s Modell des Vokaltrakts beschreiben lassen. Hierzu wird ein von Peter<br />

Birkholz in [1] beschriebenes Artikulatormodell verwendet, das in der Simulationssoftware tractsyn<br />

umgesetzt ist. Vorteile von tractsyn sind v.a. die einfache Bedienbarkeit und Flexibilität, sowie<br />

insbesondere die Einbindung des Nasaltrakts, der für die Bildung von Nasallauten wie [m] und [n]<br />

unverzichtbar ist.<br />

Bei <strong>dem</strong> Modell von Birkholz handelt es sich um eine Weiterentwicklung des Modells von<br />

Mermelstein. Der Vokaltrakt wird in drei Flächengittern dreidimensional modelliert: jeweils ein<br />

Gitter für Ober- und Unterseite des Vokaltrakts und ein Zungengitter (vgl. Abb. B (a)). Die<br />

Geometrie dieser Gitter wurde dabei aus Röntgenaufnahmen bestimmt, z.B. von Fant und neueren<br />

Aufnahmen.<br />

Das Programm berechnet nun in Abhängigkeit der eingestellten Parameter, die die Geometrie<br />

der Gitter bestimmen, die Querschnittsflächen an jeder Stelle des diskretisierten (in Gitter

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!