Kohlenstoffvorräte der Waldböden Deutschlands
Kohlenstoffvorräte der Waldböden Deutschlands
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3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 55<br />
3.8 Gesamteinschätzung <strong>der</strong> C-Quellen und C-Senken im norddeutschen<br />
Tiefland<br />
Im gesamten norddeutschen Tiefland gibt es nur noch wenige naturbelassene Waldstandorte,<br />
die das Kohlenstoffspeicherpotential von <strong>Waldböden</strong> einschätzen lassen. Die<br />
wenigen vorhandenen Standorte zeigen dennoch deutlich den Rahmen <strong>der</strong> durch<br />
menschliche Einwirkung entstandenen enormen Humusverluste. Der Humuszustand <strong>der</strong><br />
meisten Standorte ist mindestens durch Vorbereitungsmaßnahmen für Nadelbaumkulturen<br />
beeinträchtigt und weist deutlich auf eine Abnahme <strong>der</strong> C-Vorräte im Mineralboden<br />
gegenüber naturbelassenen Standorten. Die Humusdegradation <strong>der</strong> Böden entspricht<br />
einer Zustandsverschlechterung <strong>der</strong> Oberböden bei gleichzeitiger Einstellung saurer<br />
Humusauflagen.<br />
Im Hinblick auf die aktuellen Klimaszenarien nimmt die Ökoregion II eine beson<strong>der</strong>e<br />
Stellung ein. Die extreme Humusverarmung primär pufferschwacher Böden und die<br />
zentrale Stellung <strong>der</strong> Humusauflagen im Nährstoffhaushalt dieser Böden labilisierte die<br />
Waldökosysteme dieses Naturraums in extremen Ausmaß. Die Anfälligkeit <strong>der</strong> Humusauflagen<br />
gegenüber Aufzehrung durch stickstoffbegünstigte Graswurzelfilze ohne Gewinne<br />
von Dauerhumus im Mineralboden verstärkt den Labilisierungeffekt nach Humusverlust.<br />
Bei einer Klimaerwärmung verbessern sich grundsätzlich die Lebensbedingungen<br />
<strong>der</strong> Bodenorganismen. Eine herabgesetzte Zersetzertätigkeit durch zunehmende<br />
Sommerdürren könnte möglicherweise durch die Abbautätigkeiten <strong>der</strong> verlängerten<br />
Vegetationsperiode ausgeglichen werden. Eine Fortsetzung und bei entsprechen<strong>der</strong><br />
Klimaverän<strong>der</strong>ung sogar Steigerung <strong>der</strong> C-Quellenfunktion <strong>der</strong> gesamten Ökoregion II<br />
kann erwartet werden.<br />
Bezogen auf die Gesamtbilanz <strong>der</strong> C-Vorräte liegen die historisch eingetretenen Humusverluste<br />
bei hydromorphen Bodenformen beson<strong>der</strong>s hoch. Weitere Verluste wurden<br />
durch Aufforstungen gebremst und durch Auflagebildung nur zu geringen Anteilen ausgeglichen.<br />
Auflagebildung kann zwar generell als C-Senke gewertet werden, ist jedoch<br />
extrem klimasensitiv und bildet dadurch eine potentielle C-Quelle bei einer Klimaerwärmung.<br />
Nur eine rechtzeitige Überführung in naturnähere Waldformen und somit die<br />
Stabilisierung von Nährstoffkreisläufen mit aktiveren Humusformen kann einer potentiellen<br />
Verödung durch Zustandsverschlechterung und Verhagerung trockener Nadelforste<br />
vorbeugen.<br />
Ackeraufforstungen wirken nur dann positiv auf die Kohlenstoffbilanz eines Naturraums,<br />
wenn stabile Fließgleichgewichte unter verbesserten Lebensbedingungen für<br />
Bodenorganismen und Bodenwühler unter naturnaher Waldbedeckung entstehen. Ansonsten<br />
werden lediglich Auflagevorräte aufgebaut ohne die nährkraftverbessernde<br />
Wirkung von Dauerhumusakkumulation im Mineralboden. Nur durch pflegliche laubholzorientierte<br />
Waldbewirtschaftung können über viele Waldgenerationen hinweg Verluste<br />
an Mineralbodenkohlenstoff kompensiert werden und Verödungen verarmter<br />
Waldflächen durch extreme Humusdegradation unter erwärmten Klima vorgebeugt<br />
werden.