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Kohlenstoffvorräte der Waldböden Deutschlands

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Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft<br />

Institut für Forstökologie und Wal<strong>der</strong>fassung<br />

Alfred-Möller-Straße 1, 16255 Eberswalde<br />

Tel: 03334 / 65-300<br />

Fax: 03334 / 653962-354<br />

BFH-Eberswalde@ewpc.bar.shuttle.de<br />

Institut für Forstökologie und Wal<strong>der</strong>fassung<br />

<strong>Kohlenstoffvorräte</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Waldböden</strong><br />

<strong>Deutschlands</strong><br />

von<br />

R. Baritz<br />

Arbeitsbericht des Instituts für Forstökologie und Wal<strong>der</strong>fassung<br />

Nr. 98/1


Abschlußbericht zum BML-Forschungsprojekt<br />

„UNCED follow-up CO2-Bindung in <strong>Waldböden</strong> – Son<strong>der</strong>auswertung“<br />

BML 614-0224-A3-5/2<br />

Eberswalde, September 1998<br />

Text/Auswertungen: R. Baritz Eberswalde, 16225<br />

Am Zainhammer 1<br />

Tel./Fax: 03334 283893<br />

e-mail: small.baritz@t-online.de<br />

Kohlenstoffkarten: M. Fuchs Bundesanstalt für Geowissenschaften und<br />

Rohstoffe, Außenstelle Berlin


Verzeichnis <strong>der</strong> Abbildungen und Tabellen<br />

Inhalt<br />

1 Einleitung 1<br />

2 <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> <strong>der</strong> <strong>Waldböden</strong> <strong>Deutschlands</strong> 2<br />

2.1 Erweiterung <strong>der</strong> bisherigen Methodik 2<br />

2.1.1 Anfor<strong>der</strong>ungen an die Regionalisierung von Punktdaten 2<br />

2.1.2 Regional-ökologische Stratifizierung <strong>der</strong> Bodenkarte 2<br />

2.1.3 Auswahl beispielhafter Leitbodenassoziationen 4<br />

2.2 C-Vorräte in <strong>der</strong> Humusauflage 6<br />

2.3 C-Vorräte im Mineralboden 13<br />

2.4 Kohlenstoffinventar 18<br />

3 Quellen und Senken <strong>der</strong> <strong>Waldböden</strong> für Kohlenstoff am Beispiel des<br />

norddeutschen Tieflands 19<br />

3.1 Einführung 19<br />

3.2 Raum-/Zeitbezug <strong>der</strong> vorliegenden Studie 20<br />

3.3 Bewertungskonzept 21<br />

3.4 Inventurdaten 24<br />

3.5 Anthropogene Einflußfaktoren des aktuellen Humusvorrats 28<br />

3.5.1 Naturwald 28<br />

3.5.2 Naturnaher Laub-/Laubmischwald 29<br />

3.5.3 Ackernutzung 30<br />

3.5.4 Bodenbearbeitung 31<br />

3.5.5 Historische Waldnutzung 33<br />

3.5.6 Atmogener Fremdstoffeintrag 33<br />

3.5.7 Mo<strong>der</strong>ner Waldumbau 34<br />

3.5.8 Schlußfolgerungen 34<br />

3.6 C-Vorräte <strong>der</strong> Humusauflage 35<br />

3.6.1 Methodik 35<br />

3.6.2 Ist-Vorräte 36<br />

3.6.3 Quellen- und Senkenpotential <strong>der</strong> Humusauflagen 42<br />

3.6.4 Schlußfolgerungen 45<br />

3.7 C-Vorräte im Mineralboden 47<br />

3.7.1 Homogene C-Vorratsgruppen 47<br />

3.7.2 Lokale und regionale Glie<strong>der</strong>ung 47<br />

3.7.3 Bodenformen 48<br />

3.7.4 Richtwerte zum Humusschwund 49<br />

3.7.5 C-Quellen und C-Senken 50<br />

3.8 Gesamteinschätzung <strong>der</strong> C-Quellen und C-Senken im Tiefland 55<br />

4 Literatur 56


Abbildungen<br />

Abb. 1 Karte <strong>der</strong> Forstlichen Wuchsgebiete <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland<br />

Abb. 2 Ökoregionen <strong>Deutschlands</strong><br />

Abb. 3 Ökoregionen mit zwei stratifizierten Leitbodenassoziationen (LBA) <strong>der</strong> BÜK 1000<br />

(LBA 28 und 61)<br />

Abb. 4: Beziehung <strong>der</strong> <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> <strong>der</strong> Humusauflage zu Humusformen<br />

Abb. 5 7-Cluster Lösung nach <strong>der</strong> WARD-Methode (Variablen: C/N, pH(KCl), Basensättigung,<br />

C-Vorrat <strong>der</strong> Humusauflage)<br />

Abb. 6 Ableitung von Qualitätstypen bei <strong>der</strong> Klassifizierung <strong>der</strong> C-Vorräte <strong>der</strong> Humusauflage<br />

Abb. 7 Karte <strong>der</strong> C-Vorräte in <strong>der</strong> Humusauflage<br />

Abb. 8 Überprüfung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Vorratsschätzung an BZE-Standorten<br />

Abb. 9 Balkendiagramm <strong>der</strong> homogenen C-Vorratsgruppen nach erneutem Clustern unter<br />

Hinzunahme <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>sächsischen Schätzdaten<br />

Abb. 10 Zugehörigkeit <strong>der</strong> BZE-Punkte zu den 9 Vorratsgruppen <strong>der</strong> Cluster-Analyse<br />

Abb. 11 Karte <strong>der</strong> C-Vorräte im Mineralboden<br />

Abb. 12 Auf- und Abbau organischer Substanz in <strong>Waldböden</strong><br />

Abb. 13 BZE-Standorte des norddeutschen Tieflands<br />

Abb. 14 Ökoregion I im norddeutschen Tiefland mit Subregionen<br />

Abb. 15 Ökoregion II im norddeutschen Tiefland mit Subregionen<br />

Abb. 16 Anthropogene Einflußfaktoren des aktuellen Humusvorrats<br />

Abb. 17 Legende zu den Ergebnisdiagrammen <strong>der</strong> Abbildungen 18 a-k<br />

Abb. 18 a-k C-Auflagevorräte nach Ökoregionen und Nährkraft<br />

Abb. 19 a-b Ziel-Vorräte in Ökoregion I bzw.II<br />

Abb. 20 C-Vorräte im Mineralboden – an-/semihydromorphe Böden in Ökoregion I<br />

Abb. 21 C-Vorräte im Mineralboden – an-/semihydromorphe Böden in Ökoregion II<br />

und hydromorphe Böden in Ökoregion I+II<br />

Tab. 1 Ökoregionen <strong>Deutschlands</strong><br />

Tabellen<br />

Tab. 2 Humus-Zustandstypen nach Gruppierung oberbodenchemischer Kennwerte<br />

Tab. 3 Einstufung <strong>der</strong> C-Vorräte <strong>der</strong> Humusauflage in Vorratsklassen<br />

Tab. 4 Einstufung <strong>der</strong> C-Vorräte im Mineralboden in Vorratsklassen<br />

Tab. 5 Waldfläche und <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> <strong>Deutschlands</strong>, nach Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

Tab. 6 Humusform im natürlichen Gleichgewicht<br />

Tab. 7 Abweichstufen des Oberbodenzustands vom Gleichgewicht unter naturnaher Vegetation<br />

Tab. 8 Kohlenstoffverluste nach Grundwasserabsenkung um 0,8 m<br />

Tab. 9 Einordnung von Bodenformen nach dem Humusvorrat


1 <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> <strong>der</strong> <strong>Waldböden</strong> <strong>Deutschlands</strong> Seite 1<br />

1 Einleitung<br />

Um 1750 lag <strong>der</strong> vorindustrielle atmosphärische CO2-Gehalt bei 280 ± 5 ppm (NEFTEL<br />

1985). Für das nächste Jahrtausend werden Werte zwischen 400 und 600 ppm prognostiziert<br />

(SCHNEIDER 1989; WARRICK ET AL. 1990). Die Erhöhung <strong>der</strong> atmosphärischen<br />

CO2-Konzentration liegt in <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Emission von etwa 6 Milliarden t CO2/Jahr<br />

durch menschliche Tätigkeit begründet. Aber nicht das gesamte emittierte Treibhausgas<br />

verbleibt in <strong>der</strong> Atmosphäre und führt so zu einer Steigerung <strong>der</strong> CO2-Konzentration in<br />

<strong>der</strong> Troposphäre. Die Meere und die terrestrische Biosphäre speichern große Mengen<br />

des zusätzlichen Kohlenstoffs zum Teil nicht nur vorübergehend, son<strong>der</strong>n dauerhaft.<br />

Um einem zusätzlichen Treibhauseffekt, <strong>der</strong> zu einer globalen Erwärmung führt, entgegenzuwirken,<br />

wurde eine Fülle von Untersuchungen zur Erhöhung <strong>der</strong> Kohlenstoffspeicherung<br />

durch die Vegetation, v.a. auch in Kulturpflanzen durchgeführt (Übersicht bei<br />

KIMBALL 1983). Diese Art <strong>der</strong> CO2-Bindung ist aber nur eine recht kurzfristige, da sie<br />

auf die Lebensdauer <strong>der</strong> Pflanzen beschränkt bleibt. Danach wird <strong>der</strong> Kohlenstoff im<br />

Zuge <strong>der</strong> Mineralisierung wie<strong>der</strong> an die Atmosphäre zurückgegeben. Als CO2-Senke<br />

dienen nur Vegetationseinheiten, die sich in einer sukzessionalen Aufbauphase befinden.<br />

Waldökosysteme bilden innerhalb <strong>der</strong> Biosphäre den wichtigsten Speicher für Kohlenstoff.<br />

BURSCHEL ET AL. (1993) haben in einer Studie für den deutschen Raum den Kohlenstoffvorrat<br />

des Waldes quantifiziert und das zusätzliche CO2-Speicherpotential bestimmt.<br />

Neben <strong>der</strong> oberirdischen Biomasse werden auch - allerdings nur überschlägig -<br />

Wurzelstreu, Streufall und <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> im Waldboden betrachtet.<br />

Der Humus stellt, wie <strong>der</strong> Ozean, ein Medium für eine langfristige CO2-Speicherung<br />

dar. Die Beson<strong>der</strong>heit des Humus liegt aber in <strong>der</strong> relativ kurzfristigen anthropogenen<br />

Beeinflußbarkeit. Deshalb soll in <strong>der</strong> vorliegenden Studie eine über die Arbeit von<br />

BURSCHEL ET AL. (1993) hinausgehende differenziertere Erfassung <strong>der</strong> Humus-<strong>Kohlenstoffvorräte</strong><br />

erfolgen. Ferner wird <strong>der</strong> Einfluß einer standortgerechten Forstwirtschaft<br />

auf degradierte Humusformen hinsichtlich einer Erhöhung des CO2-Pools diskutiert.


2 <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> <strong>der</strong> <strong>Waldböden</strong> <strong>Deutschlands</strong> Seite 2<br />

2 <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> <strong>der</strong> <strong>Waldböden</strong> <strong>Deutschlands</strong><br />

2.1 Erweiterung <strong>der</strong> bisherigen Methodik<br />

2.1.1 Anfor<strong>der</strong>ungen an die Regionalisierung von<br />

Punktdaten<br />

2.1.2 Regional-ökologische Stratifizierung <strong>der</strong> Kartengrundlage<br />

2.1.3 Auswahl beispielhafter Leitbodenassoziationen<br />

2.2 C-Vorräte in <strong>der</strong> Humusauflage<br />

Humusformen-Zustandstypen<br />

Verknüpfung mit den Leitbodenassoziationen<br />

2.3 C-Vorräte im Mineralboden<br />

2.4 Kohlenstoffinventar<br />

Die in Kapitel 2 zusammengestellen Ergebnisse knüpfen direkt an die von BARITZ<br />

(1996) durchgeführten Auswertungen zum Kohlenstoffinventar <strong>der</strong> deutschen <strong>Waldböden</strong><br />

an. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, daß einige Bodeneinheiten <strong>der</strong> zur Regionalisierung<br />

<strong>der</strong> C-Vorräte verwendeten Bodenkarte BÜK 1000 (HARTWICH ET AL. 1995)<br />

Flächenanteile in ökologisch völlig unterschiedlichen Naturräumen besitzen. Diese ökologischen<br />

Unterschiede, die sich auch auf die C-Vorratshöhe nie<strong>der</strong>schlagen, wurden<br />

weitgehend nivelliert, so daß auf regionaler Ebene Ungenauigkeiten entstanden. Diese<br />

sollten im Rahmen einer Ergänzungsauswertung zumindest im Falle wichtiger flächenbedeutsamer<br />

Bodeneinheiten beseitigt werden. Ferner wurden einige statistische Verbesserungen<br />

bei <strong>der</strong> Regionalisierung von punkthaften Inventurdaten vorgenommen.<br />

2.1 Erweiterung <strong>der</strong> bisherigen Methodik<br />

2.1.1 Anfor<strong>der</strong>ungen an die Regionalisierung von Punktdaten<br />

Die Vorgehensweise bei <strong>der</strong> Regionalisierung <strong>der</strong> BZE-Punktdaten wurde ausführlich<br />

in BARITZ (1996) beschrieben. Um den Aussagewert <strong>der</strong> Regionalisierung überprüfen<br />

zu können, wurde eine vorläufige Untersuchung <strong>der</strong> Repräsentanz des BZE-Netzes im<br />

Bezug auf die Bodeneinheiten <strong>der</strong> BÜK (Leitbodenassoziationen, kurz: LBA) durchgeführt.<br />

Da es sich bei <strong>der</strong> BZE um eine waldbezogene, ökologisch ausgerichtete Inventur<br />

handelt, müßte für endgültige Aussagen zur Repräsentanz des Inventurnetzes<br />

sowohl die Waldbedeckung <strong>der</strong> Bodeneinheiten als auch <strong>der</strong>en Zugehörigkeit zu ökoklimatisch<br />

einheitlichen Naturräumen direkt in die Bodenkarte eingearbeitet werden.<br />

Anschließend würde eine neue Repräsentanzanalyse auf <strong>der</strong> Grundlage von ökoklimatischen<br />

und nutzungsdifferenzierten Bodeneinheiten erfolgen. Die aus dieser Vorgehensweise<br />

resultierende Waldbodenkarte mit einer (wald-)nutzungsdifferenzierten Kartenlegende<br />

könnte die Anfor<strong>der</strong>ungen einer bodenökologisch ausgerichteten Regionalisierung<br />

von punkthaften Inventurdaten voll erfüllen. Derzeit existiert noch keine bundesweit<br />

abgestimmte Karte <strong>der</strong> forstökologischen Glie<strong>der</strong>ung <strong>Deutschlands</strong>. Die nachfolgenden<br />

Untersuchungen basieren daher auf projektintern erarbeiteten Zwischenprodukten<br />

zur Waldverteilung und forstökologischen Glie<strong>der</strong>ung <strong>Deutschlands</strong>.<br />

2.1.2 Regional-ökologische Stratifizierung <strong>der</strong> Kartengrundlage (BÜK)<br />

Um die im Rahmen einer Regionalisierung von bodenökologischen Rasterinventurdaten<br />

notwendigen Voraussetzungen zumindest im Maßstab 1:500.000, also auf Bundeslandebene,<br />

zu erfüllen, wurden ausgewählte unter Wald wichtige Bodeneinheiten mit überregionalem<br />

Charakter einer Stratifizierung nach sogenannten Ökoregionen unterzogen.


2 <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> <strong>der</strong> <strong>Waldböden</strong> <strong>Deutschlands</strong> Seite 3<br />

Die aus forstökologischer Sicht wichtigste Kartengrundlage auf Bundesebene bildet die<br />

Karte <strong>der</strong> Forstlichen Wuchsgebiete. Standortsökologisch und kulturhistorisch zusammengehörige<br />

Landschaften wurden dazu auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Wuchsgebiete zu einheitlichen<br />

Regionen zusammengefaßt. Abbildung 1 enthält die Karte <strong>der</strong> Forstlichen<br />

Wuchsgebiete zum Bearbeitungsstand 1996 (BARITZ UND ADLER 1996).<br />

Abb. 1: Karte <strong>der</strong> Forstlichen Wuchsgebiete <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland<br />

Maßstab 1 :4.000.000<br />

Wuchsgebiete <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland<br />

Kartengrundlage: Forstliche Wuchsgebiete<br />

(AK Standortskartierung, R. Baritzund G. Adler. Arbeitsplot Stand 1997)<br />

N<br />

0 50 100 150 Kilometers<br />

Die bisherigen Auswertungen von BARITZ (1996) konnten den Einfluß von Meereshöhe,<br />

Küstennähe, Ausgangsgestein und Bodenentwicklung auf den C-Vorrat von <strong>Waldböden</strong><br />

deutlich werden lassen. Insbeson<strong>der</strong>e die Mineralbodenvorräte spiegeln in ihrer Verteilung<br />

über die Leitbodenassoziationen sehr viel deutlicher den Einfluß dieser Standortsfaktoren<br />

bei <strong>der</strong> Humusbildung wi<strong>der</strong>, während die <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> <strong>der</strong> Humusauflage<br />

stark nutzungsabhängig sind (Baumartenwahl, forstliche Bodenbearbeitung). Vor<br />

dem Hintergrund dieser Ergebnisse erscheint <strong>der</strong> nordwest-südost verlaufende Gradient<br />

abnehmen<strong>der</strong> Ozeanität als das herausragende Trennungsmerkmal regionaler Teileinheiten<br />

<strong>der</strong> Bodenkarte.


2 <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> <strong>der</strong> <strong>Waldböden</strong> <strong>Deutschlands</strong> Seite 4<br />

Über Deutschland erstreckt sich ein sehr allmähliches Ozeanitätsgefälle von nordwest<br />

nach südost (HENDL, 1994). Es ist daher schwierig, eine exakte Kontinentalitätsschwelle<br />

auf Wuchsgebietsebene mit ökologischem Teilungseffekt für die Bodenkarte zu definieren.<br />

Für viele Bodeneinheiten <strong>der</strong> BÜK mit unterschiedlichen regionalen Schwerpunkten<br />

(z.B. LBAs 28, 55, 59) würde eine grobe Trennung von stärker atlantisch bzw. subkontinental<br />

geprägten Großlandschaften ausreichen. Dazu wurden die forstlichen<br />

Wuchsgebiete in vier Ökoregionen geglie<strong>der</strong>t (Tab. 1, Abb. 2).<br />

Tab. 1: Ökoregionen <strong>Deutschlands</strong><br />

Ökoregion Klima Verbreitung<br />

I West deutlich atlantisch geprägt<br />

II Mitte-Nordost<br />

III Mitte-Süd<br />

IV höhenzonale<br />

Mittelgebirge<br />

a) schwach atlantisch bis schwach subkontinental<br />

b) deutlich subkontinental<br />

Zunahme des montanen subkontinentalen<br />

Klimaeinschlags, humid bis perhumid<br />

nie<strong>der</strong>schlagsreich, humid bis perhumid,<br />

höhenzoniert<br />

westlich vorgelagerte Mittelgebirge, nordwestdeutsches<br />

Tiefland, ostseenahes Küstenland<br />

a) Leegebiete <strong>der</strong> zentralen Mittelgebirge<br />

b) nordostdeutsches Tiefland<br />

a) exponierte Mittelgebirge<br />

b) feuchte süddeutsche Montanzone<br />

westexponierte hochmontane Mittelgebirge<br />

Eine weitere Ökoregion bilden die Alpen, welche mit Ausnahme des unmittelbaren<br />

Voralpenraums von zwei Leitbodenassoziationen repräsentiert werden, den LBAs 68<br />

und 69. Die Vorkommen bei<strong>der</strong> Bodeneinheiten bleiben auf die Alpen beschränkt, wodurch<br />

keine weitere Stratifizierung <strong>der</strong> Bodenkarte für das aktuelle Auswertungsziel<br />

notwendig ist.<br />

2.1.3 Auswahl beispielhafter Leitbodenassoziationen (LBA)<br />

Für die Überarbeitung des Kohlenstoffinven- Abb. 2: Ökoregionen <strong>Deutschlands</strong><br />

tars werden diejenigen LBAs ausgewählt, die<br />

größere bewaldete Flächenanteile in verschiedenen<br />

Ökoregionen aufweisen und auffällige<br />

Vorratsunterschiede zu benachbarten LBAs<br />

innerhalb <strong>der</strong>selben Ökoregion aufweisen.<br />

Zum Beispiel stellt <strong>der</strong> bei BARITZ (1996) für<br />

LBA 28 errechnete hohe Humusvorrat als<br />

Durchschnittswert für die LBA-Gesamtfläche<br />

möglicherweise eine erhebliche Überschätzung<br />

<strong>der</strong> in Ökoregion II gelegenen Teilgebiete<br />

dar, was sicherlich auf bedeutende Flächenanteile<br />

dieser LBA in Nordseenähe zurückzuführen<br />

ist.<br />

Aus dem norddeutschen Tiefland wurden die<br />

LBAs 28 und 31, aus den Mittelgebirgen die<br />

LBAs 55, 59 und 61 als vordringlich nach<br />

regionalen ökoklimatischen Faktoren (Ökoregionen,<br />

s.o.) zu stratifizierende Bodeneinheiten<br />

ausgewählt. Sie besitzen alle hohe Flä-<br />

Ökoregionen<br />

I<br />

II<br />

III<br />

IV<br />

chenanteile, wodurch eine wesentliche Verbesserung des Aussagewerts <strong>der</strong> Ergebniskarten<br />

mit den regionalen <strong>Kohlenstoffvorräte</strong>n zu erwarten ist. Ferner reicht <strong>der</strong> BZE-<br />

Stichprobenumfang für die Stratifizierung dieser Karteneinheiten aus.


2 <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> <strong>der</strong> <strong>Waldböden</strong> <strong>Deutschlands</strong> Seite 6<br />

2.2 C-Vorräte in <strong>der</strong> Humusauflage<br />

Die bisherigen Auswertungen konnten zeigen, daß eine deutliche Bindung <strong>der</strong> Auflagevorräte<br />

an Humusformen besteht (Abb. 4), die sich auch in <strong>der</strong> Beziehung zwischen den<br />

errechneten drei C-Vorratsklassen ( 30 t C/ha) und <strong>der</strong> Humusformenausstattung<br />

<strong>der</strong> LBAs wie<strong>der</strong>findet (BARITZ 1996). Diese Beobachtung hat die Zweckmäßigkeit<br />

<strong>der</strong> Vorgehensweise bestätigt, den mittleren Auflagevorrat für jede LBA über<br />

die vorkommenden Humusformen zu berechenen. Dennoch findet sich in <strong>der</strong> mittleren<br />

Klasse 18-30 t C/ha ein breites Spektrum von Humusformen bei allerdings klarer Dominanz<br />

von Mo<strong>der</strong>n. Abb. 4 verdeutlicht, daß trotz eindeutiger Unterschiede <strong>der</strong> Mediane<br />

Humusformen weite Spannen von Auflagevorräten besitzen. Standorte mit vergleichbaren<br />

Auflagevorräten können somit unterschiedliche Humusformen aufweisen.<br />

Abb. 4: Beziehung <strong>der</strong> <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> <strong>der</strong> Humusauflage zu Humusformen<br />

Akkumulative Häufigkeit<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Mull<br />

mull. Mo<strong>der</strong><br />

Mo<strong>der</strong><br />

rohhum. Mo<strong>der</strong><br />

Rohhumus<br />

0<br />

0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0 100,0<br />

10<br />

25<br />

Median<br />

Mull<br />

mull. Mo<strong>der</strong><br />

Mo<strong>der</strong><br />

rohhum. Mo<strong>der</strong><br />

Rohhumus<br />

Humusvorrat<br />

Auflage<br />

[t/ha]<br />

Ziel <strong>der</strong> weiteren Auswertungen war es, die Beziehung <strong>der</strong> Humusformen zu Auflagevorräten<br />

durch Bildung vorratsähnlicher Untergruppen bzw. Ausbildungsvarianten von<br />

Humusformen soweit zu verfeinern, daß die Aussagekraft eines mittleren C-Vorrats auf<br />

<strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Leitbodenassoziationen als regionale Aggregationseinheit verbessert<br />

werden kann.<br />

Bei <strong>der</strong> Untersuchung verschiedener Ausbildungsvarianten von Humusformen stehen<br />

die Steuerfaktoren <strong>der</strong> Humusbildung im Vor<strong>der</strong>grund, insbeson<strong>der</strong>e Standortstrophie<br />

und Bodenfeuchte. Beide Faktoren wirken direkt auf das Zersetzermilieu ein, und indirekt<br />

über ihren Einfluß auf Streuqualität und Streumenge. Je nach Nährstoffausstattung<br />

und Geländewasserhaushalt lassen sich demnach charakteristische Humusformen im<br />

Gelände erwarten (Beschreibung und Literaturübersicht in AK STANDORTSKARTIERUNG<br />

1996). Da Auflagemächtigkeit und -qualität zunehmend technogen überprägt sind, begrenzt<br />

sich <strong>der</strong> Weiserwert <strong>der</strong> Humusform auf den leichter wandelbaren Zustand des<br />

Oberbodens. In Anlehnung an das Standortbewertungsverfahren <strong>der</strong> nordostdeutschen<br />

Standortserkundung und an aktuelle BZE-Auswertungen (KONOPATZKY 1998, KOPP<br />

1996, WOLFF UND RIEKK 1997) werden bei den folgenden Untersuchungen <strong>der</strong> Humusformen<br />

bodenchemische Kennwerte zum Nährstoffzustand <strong>der</strong> oberen Waldbodenschicht<br />

verwendet.<br />

75<br />

90<br />

Perzentile


2 <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> <strong>der</strong> <strong>Waldböden</strong> <strong>Deutschlands</strong> Seite 7<br />

Die wichtigen Kennwerte des Oberbodenzustands sind C/N-Verhältnis (Stickstoff-Status),<br />

pH(KCl) (Säure-Status) und Basensättigung (Basen-Status). Die verwendeten<br />

BZE-Daten stammen aus Oh-Lagen bei Auflagehumusformen (Mo<strong>der</strong>, Rohhumusartiger<br />

Mo<strong>der</strong>, Rohhumus) und aus 0-5 cm Mineralbodentiefe bei Mineralbodenhumusformen<br />

(Mull, Mullartiger Mo<strong>der</strong>).<br />

Abb. 5: 7-Cluster Lösung - WARD-Methode<br />

(Variablen: C/N, pH(KCl), Basensättigung,<br />

C-Vorrat <strong>der</strong> Humusauflage)<br />

C [t/ha]<br />

pH(KCl)<br />

C/N-Verhältnis<br />

70,0<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

100,0<br />

90,0<br />

80,0<br />

70,0<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

6,00<br />

5,50<br />

5,00<br />

4,50<br />

4,00<br />

3,50<br />

3,00<br />

2,50<br />

2,00<br />

28,0<br />

26,0<br />

24,0<br />

22,0<br />

20,0<br />

18,0<br />

16,0<br />

14,0<br />

12,0<br />

10,0<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

Cluster<br />

Humusform 1 2 3 4 5 6 7<br />

Rohhumus 9 85 16 46 23 9 50<br />

Rohh. Mo<strong>der</strong> 11 95 18 50 16 4 12<br />

Mo<strong>der</strong> 32 264 125 81 32 23 22<br />

Mull. Mo<strong>der</strong> 12 22 85 6 5 27<br />

Mull 162 8 84 2 6 94<br />

Unter Einbeziehung <strong>der</strong> C-<br />

Vorräte <strong>der</strong> Humusauflage<br />

wurde eine Cluster-Analyse<br />

<strong>der</strong> o.g. oberbodenchemischen<br />

Kennwerte durchgeführt.<br />

Dabei wurde die WARD-<br />

Methode eingesetzt (vgl.<br />

BARITZ 1996). Die Auswertungen<br />

führten zu 7 C-Vorratsgruppen.<br />

Die gefundenen<br />

Cluster wurden anschließend<br />

nach Humusformen sortiert.<br />

(Abb. 5). Bei <strong>der</strong> Unterteilung<br />

<strong>der</strong> Vorratsgruppen nach Humusformen<br />

bewies die Überprüfung<br />

<strong>der</strong> Variationskoeffizienten<br />

die erwartete Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Wertestreuung gegenüber<br />

Mittelwerten des gesamten<br />

BZE-Datenkollektivs.<br />

Die Cluster können inhaltlich<br />

als Zustandstypen interpretiert<br />

werden. Da einzelne Humusformen<br />

in bestimmten Clustern<br />

dominant sind, ergeben sich so<br />

in Verbindung mit den clustertypischenMerkmalsausprägungen<br />

die in Tabelle 2 dargestelltenHumus-Zustandstypen.<br />

Rohhumus<br />

roh. Mo<strong>der</strong><br />

Mo<strong>der</strong><br />

mull. Mo<strong>der</strong><br />

Mull<br />

Anzahl <strong>der</strong> BZE-Standorte


2 <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> <strong>der</strong> <strong>Waldböden</strong> <strong>Deutschlands</strong> Seite 8<br />

Tab. 2: Humus-Zustandstypen nach Gruppierung bodenchemischer Kennwerte<br />

Zustandstyp dominante Humusformen 1)<br />

Mull<br />

Mo<strong>der</strong><br />

I<br />

II<br />

1<br />

6<br />

Mull<br />

Basensättigung 2) C-Vorrat 2)<br />

> 90<br />

60-70<br />

< 10<br />

I 3 Mo<strong>der</strong>, Mull. Mo<strong>der</strong>, Mull ~ 20 < 10<br />

II<br />

III<br />

2<br />

4 Mo<strong>der</strong>, Rohh. Mo<strong>der</strong>, Rohhumus<br />

< 20<br />

~ 20<br />

> 30<br />

VI 5 30-40<br />

Rohhumus I 7 Rohhumus < 20 > 60<br />

1)<br />

vgl. Abb. 5, Anzahl <strong>der</strong> BZE-Standorte<br />

2) Die Merkmalseigenschaften beziehen sich auf die dominanten Humusformen.<br />

Humus-Zustandstypen<br />

Mull-Typen<br />

Die beiden Mull-Typen heben sich durch die hohe Basensättigung klar von allen übrigen<br />

Zustandstypen ab. Die über alle Humusformen einheitlich hohe Basensättigung<br />

beim Mull-Typ I deutet auf die enge Beziehung zu Karbonatböden. Die Standorte mit<br />

Mull-Typ II liegen beim pH-Wert bereits im Bereich von Mo<strong>der</strong>formen (pH(KCl) =<br />

3,5 - 4,0). Die C-Vorräte <strong>der</strong> Humusauflage <strong>der</strong> dominanten Mull-Humusformen liegen<br />

deutlich unter 10 t C/ha.<br />

Mo<strong>der</strong>-Typen<br />

Mo<strong>der</strong>-Typ I unterscheidet sich von den übrigen Mo<strong>der</strong>-Typen durch häufiges Auftreten<br />

von Mineralbodenhumusformen (Mull, Mullartiger Mo<strong>der</strong>). Er ist damit eng mit den<br />

Mull-Typen verwandt und verfügt über entsprechend geringe C-Vorräte in <strong>der</strong> Humusauflage,<br />

liegt aber im Säure-Basen-Status deutlich schlechter. Die C/N-Verhältnisse des<br />

Mo<strong>der</strong>s liegen mo<strong>der</strong>typisch im Mittel bei knapp 21. Die Mullformen unterscheiden<br />

sich we<strong>der</strong> im Stickstoff- noch im Säure-Basen-Status von den Mullartigen Mo<strong>der</strong>n.<br />

Bei den übrigen Mo<strong>der</strong>-Typen dominieren neben Mo<strong>der</strong> die Humusformen Rohhumusartiger<br />

Mo<strong>der</strong> und Rohhumus. Die Stickstoffversorgung <strong>der</strong> zu diesen Typen zählenden<br />

Standorte befindet sich bei allen Auflagehumusformen (Mo<strong>der</strong>, Rohhumusartiger Mo<strong>der</strong>,<br />

Rohhumus) auf dem Niveau des Rohhumusartigen Mo<strong>der</strong>s (Niveaueinteilung s.a.<br />

KOPP UND SCHWANECKE 1992). Auffällig bei Mo<strong>der</strong>-Typ II und III ist <strong>der</strong> niedrige<br />

Säure-Basen-Status. Er befindet sich auf dem Niveau des Rohhumus-Typs. Beson<strong>der</strong>s<br />

auffällig sind die gegenüber Mo<strong>der</strong> verengten C/N-Verhältnisse beim Rohhumusartigen<br />

Mo<strong>der</strong> und Rohhumus bei Mo<strong>der</strong>-Typ III. Während Mo<strong>der</strong>-Typ II mittlere Auflagevorräte<br />

um 20 t C/ha besitzt, handelt es sich bei Mo<strong>der</strong>-Typ III um einen vorratsreichen<br />

Typ. Ebenfalls höhere Auflagevorräte hat Mo<strong>der</strong>-Typ IV, <strong>der</strong> sich durch eine höhere<br />

Basenversorgung von den übrigen Mo<strong>der</strong>-Typen unterscheidet.<br />

Rohhumus-Typ<br />

Der ausgeweisene Rohhumus-Typ hebt sich von den ebenfalls niedriges Nährstoff-<br />

Niveau anzeigenden Mo<strong>der</strong>-Typen II und III durch die sehr hohen C-Vorräte in <strong>der</strong><br />

Humusauflage ab. Es handelt sich bei diesem Typ um Feucht-Rohhumusformen grundwassernaher<br />

Tieflandsstandorte und um humusreiche Auflagehumusformen armer<br />

Standorte <strong>der</strong> Mittelgebirgshochlagen.


2 <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> <strong>der</strong> <strong>Waldböden</strong> <strong>Deutschlands</strong> Seite 9<br />

Verknüpfung <strong>der</strong> Humus-Zustandstypen mit den Leitbodenassoziationen (LBA)<br />

<strong>der</strong> Bodenkarte BÜK 1000<br />

Da mit Ausnahme <strong>der</strong> reichen Standorte die Beziehung zwischen Substratgruppen und<br />

Bodenzuständen gering ist (WOLFF UND RIEK 1997), kann auch keine einfache Beziehung<br />

zwischen LBAs und den als Humus-Zustandstypen interpretierten Clustern erwartet<br />

werden. Um die zu erwartenden Zusammenhänge zu bestimmen, ist ein weiterer<br />

Auswertungsschritt auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> LBAs (also Flächenebene i.Ggs. zur Ebene <strong>der</strong><br />

Einzelstandorte bei <strong>der</strong> Ausweisung von Zustandstypen) nötig. Dazu wurden die LBAs<br />

mit den prozentualen Anteilen <strong>der</strong> vorkommenden Zustandstypen einer erneuten<br />

Cluster-Analyse unterworfen. LBAs, die sich hinsichtlich des vorherrschenden Zustands-typs<br />

ähnelten, wurden so in einer Gruppe zusammengefaßt. Für jede Gruppe<br />

wurden anschließend die mittleren C-Vorräte <strong>der</strong> Haupthumusformen berechnet, und<br />

schließlich je nach LBA-spezifischer Humusformenausstattung <strong>der</strong> mittlere Auflagevorrat<br />

je LBA ermittelt (Tab. 3).<br />

Die Gruppierung <strong>der</strong> LBAs nach Ausstattung mit Humus-Zustandstypen und das Verteilungsbild<br />

<strong>der</strong> mittleren Auflagevorräte ermöglichten die Abgrenzung <strong>der</strong> Auflagevorratsstufen<br />

[< 15], [15 - 30] und [> 30 t C/ha]. Je nach Dominanz bzw. Kombination<br />

bestimmter Zustandstypen wurden alle Leitbodenassoziationen fünf Qualitätstypen <strong>der</strong><br />

Humusauflage zugeordnet (Abb. 6).<br />

Abb. 6: Ableitung von Qualitätstypen bei <strong>der</strong> Klassifizierung <strong>der</strong> C-Vorräte <strong>der</strong><br />

Humusauflage<br />

Qualitätstyp I<br />

Qualitätstyp II<br />

Qualitätstyp V<br />

Mull I<br />

Mull II<br />

Mo<strong>der</strong> I<br />

Mo<strong>der</strong> II<br />

Mo<strong>der</strong> III<br />

Mo<strong>der</strong> VI<br />

Rohhumus I<br />

Qualitätstyp III Qualitätstyp VI<br />

C-Vorrat<br />

< 15 t/ha<br />

15-30 t/ha<br />

> 30 t/ha


2 <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> <strong>der</strong> <strong>Waldböden</strong> <strong>Deutschlands</strong> Seite 10<br />

Alle LBAs <strong>der</strong> Vorratsstufe < 15 t C/ha gehören dem Qualitätstyp I an, <strong>der</strong> Vorratsstufe<br />

> 30 t C/ha dem Qualitätstyp V. Die Vorratsstufe 15 - 30 t C/ha teilt sich in drei Qualitätsstufen<br />

(II, III, IV) auf. Zur besseren Veranschaulichung <strong>der</strong> Qualitätstypen enthält<br />

Tab. 3 neben den mittleren C-Vorräten je LBA und den Vorratsklassen zusätzlich die<br />

prozentualen Anteile <strong>der</strong> Haupthumusformen.<br />

Tab. 3: Einstufung <strong>der</strong> C-Vorräte <strong>der</strong> Humusauflage in Vorratsklassen<br />

Bergland Tiefland Löß/Kalk/Basalt Eigenschaften <strong>der</strong> LBA Klasse<br />

6,3 (67)<br />

7,9 (69)<br />

9,5 (68)<br />

15,5 (58)<br />

16,0 (60)<br />

17,7 (66)<br />

18,5 (59 II)<br />

20,9 (61 II)<br />

21,0 (61 I)<br />

21,5 (59 I)<br />

23,7 (55)<br />

24,1 (62)<br />

18,5 (61 IV)<br />

21,9 (61 III)<br />

22,6 (65)<br />

25,3 (63)<br />

28,4 (57)<br />

29,8 (56)<br />

7,9 (4)<br />

9,4 (27)<br />

12,6 (19)<br />

14,6 (8)<br />

14,8 (11)<br />

14,9 (23)<br />

17,1 (14)<br />

17,7 (13)<br />

18,2 (21)<br />

19,5 (6)<br />

21,5 (30)<br />

21,7 (15)<br />

21,7 (16)<br />

23,1 (26)<br />

23,7 (22)<br />

24,1 (31 II)<br />

25,7 (17)<br />

19,7 (34)<br />

22,1 (18)<br />

23,7 (32)<br />

26,4 (12)<br />

26,8 (28 II)<br />

34,2 (59 III) 32,0 (29)<br />

32,7 (10)<br />

35,3 (28 I)<br />

38,3 (33)<br />

38,4 (31 I)<br />

40,0 (7)<br />

46,0 (64) 45,7 (25)<br />

54,0 (1)<br />

[ C t/ha (LBA) ]<br />

7,9 (35)<br />

7,9 (54)<br />

8,4 (47)<br />

9,1 (40)<br />

10,4 (49)<br />

10,5 (20)<br />

11,7 (50)<br />

12,3 (53)<br />

12,7 (42)<br />

13,1 (52)<br />

16,9 (51)<br />

17,7 (43)<br />

16,6 (24)<br />

23,6 (46)<br />

24,2 (45)<br />

27,1 (44)<br />

23,1 (48)<br />

Rohhumus<br />

rohhumusartiger Mo<strong>der</strong><br />

Mo<strong>der</strong><br />

mullartiger Mo<strong>der</strong><br />

Mull<br />

Typ 1<br />

Typ 2<br />

Typ 3<br />

Typ 4<br />

1<br />

< 15 t C/ha<br />

2<br />

15 - 30 t C/ha<br />

3<br />

> 30 t C/ha


2 <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> <strong>der</strong> <strong>Waldböden</strong> <strong>Deutschlands</strong> Seite 11<br />

Die Abb. 7 zeigt die Verteilungskarte <strong>der</strong> Auflagevorräte. Deutlich heben sich das<br />

Tiefland in Ökoregion I und <strong>der</strong> westexponierte Harz vom gesamten übrigen Deutschland<br />

ab. Ihnen ordnet sich <strong>der</strong> Qualitätstyp V zu, dem im Tiefland fast alle im BZE-<br />

Netz vertretenen Standorte mit Rohhumus-Typ I (vgl. Cluster-Analyse Abb. 5) angehören,<br />

und <strong>der</strong> im Harz von Mo<strong>der</strong>-Typ III dominiert wird. Typisch sind mächtige Auflagen<br />

inaktiver armer Humusformen. Auffällig sind die hohen Auflagevorräte in LBA 64.<br />

Nur durch die zu starker Staunässe und Podsolierung neigenden Leitböden kann diese<br />

Beobachtung erklärt werden.<br />

Der Qualitätstyp IV unterscheidet sich von Typ V im wesentlichen durch die geringeren<br />

Auflagen. Im Säure-Basenstatus liegen beide sehr niedrig, Typ IV sogar etwas<br />

schlechter im Stickstoffstatus. Das Hauptvorkommen dieses Qualitätstyps liegt im<br />

nordostdeutschen Tiefland, dort auf ärmeren altpleistozänen Talsanden und San<strong>der</strong>standorten<br />

(vgl. Subregion 2, Abb. 15). Ferner findet sich <strong>der</strong> Qualitätstyp IV im Bereich<br />

des exponierten Rothaargebirgskammes in Ökoregion I, den montanen Mittelgebirgszügen<br />

in Ökoregion III und im Nordschwarzwald auf Buntsandstein.<br />

Vorherrschend im gesamten Bundesgebiet ist <strong>der</strong> Qualitätstyp III. Dabei handelt es<br />

sich um den charakteristischen Mo<strong>der</strong>typ mit gleichen Anteilen besserer Mineralbodenund<br />

schlechterer Auflagehumusformen. Es dominieren Standorte mit den Mo<strong>der</strong>-Typen<br />

II und III. Letzterer verfügt zwar über eine verbesserte Basenversorgung gegenüber<br />

Mo<strong>der</strong>-Typ II, ist aber am auffälligsten über alle Humusformen nivelliert. Im Tiefland<br />

bedeckt dieser Qualitätstyp die ärmeren jungpleistozänen Sandstandorte, im übrigen<br />

Bundesgebiet füllt er die verbleibenden Mittelgebirgsregionen mit Ausnahme <strong>der</strong> reicheren<br />

Bodenlandschaften aus.<br />

Der Qualitätstyp II stellt sich auf Standorten ein, die im Bodenzustand denen mit Qualitätstyp<br />

I ähnlich sind, demgegenüber aber nur geringe Anteile an Mull-Typ I haben.<br />

Vielmehr dominieren Standorte mit Mo<strong>der</strong>-Typ I. Mullartige Humusformen verlieren<br />

hier bereits an Bedeutung. Hauptverbreitungsgebiet ist die Ökoregion III, dort das<br />

jungpleistozäne Alpenvorland, die schwäbisch-bayerischen Schotterplatten und Keuper<br />

des Neckarlands und <strong>der</strong> Fränkischen Platte (einschließlich dem Wuchsgebiet Fränkischer<br />

Keuper).<br />

Auf allen Kalkböden dominiert <strong>der</strong> Qualitätstyp I mit Mull als dominierende Humusform.<br />

Nahezu alle Standorte gehören zum Mull-Typ I. Neben Kalkböden ordnen sich in<br />

diesen Qualitätstyp trotz <strong>der</strong> hohen Güte <strong>der</strong> hier vertretenen Standorte LBAs mit Anteilen<br />

an Mo<strong>der</strong>-Typen I und II und geringeren Anteilen von Mull-Typ II ein. Zwar überwiegen<br />

hier im Gegensatz zu Qualitätstyp II die Mineralbodenhumusformen, doch<br />

alamiert <strong>der</strong> niedrige Stickstoff- und Säure-Basenstatus. Zu diesem Qualitätstyp gehören<br />

neben reichen löß- bzw. basaltgeprägten Bodenlandschaften vor allem jungpleistozäne<br />

Geschiebelehm- und Endmoränengebiete.<br />

Bei den stratifizierten LBAs zeigen sich im Mittelgebirgsraum bei LBA 59 und 61 nur<br />

geringe Unterschiede zwischen Ökoregion I und II. Die Schieferstandorte im Harz heben<br />

sich dagegen überdeutlich von den Schiefergebirgsstandorten in Ökoregion I ab. Im<br />

Tiefland zeigen die beiden Beispiele (LBA 28 und 31) deutliche Unterschiede zwischen<br />

Ökoregion I und II an. Bei <strong>der</strong> LBA 55 konnten keine regionalen Unterschiede festgestellt<br />

werden. Für die Teilgebiete dieser LBA im kristallinen Odenwald und Spessart<br />

konnte durch die wenigen dort liegenden Inventurpunkte keine genaue Aussage erzielt<br />

werden. Der Tabelle 3 fehlt daher eine entsprechende Unterteilung.


Meßwerte<br />

2 <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> <strong>der</strong> <strong>Waldböden</strong> <strong>Deutschlands</strong> Seite 13<br />

2.3 C-Vorräte im Mineralboden<br />

Grundlage für die Berechnung mittlerer C-Vorräte auf <strong>der</strong> Ebene von Flächeneinheiten<br />

<strong>der</strong> Bodenkarte bildet die Klassifizierung <strong>der</strong> C-Vorräte an BZE-Punkten nach Tiefenstufen<br />

(0-30, 30-60 und 60-90 cm). Mittels einer partitionierenden Clustermethode<br />

(SAS/STAT User’s Guide. Vol. 1. FASTCLUS) wurden 9 homogene C-Vorratsgruppen<br />

berechnet (BARITZ 1996). In Ergänzung zu diesen Auswertungen wurden nun für Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

die nur lückenhaft vorliegenden Vorratsdaten (fehlende analytisch bestimmte<br />

Trockenraumdichten) durch geschätzte Vorräte (nach KA4 über Bodenart,<br />

Humusgehalt und Skelettgehalt) ersetzt. Die Qualität <strong>der</strong> Schätzungen wurde anhand<br />

<strong>der</strong>jenigen Standorte überprüft, für die sowohl Schätz- als auch Meßdaten vorlagen<br />

(Abb. 8).<br />

Abb. 8: Überprüfung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Vorratsschätzung an BZE-Standorten<br />

90000<br />

80000<br />

70000<br />

60000<br />

50000<br />

40000<br />

30000<br />

20000<br />

10000<br />

R 2 = 0,6269 (05)<br />

0,7746 (10)<br />

0,8326 (30)<br />

0,877 (60)<br />

0,9725 (90)<br />

Vergleich <strong>der</strong> gemessenen und geschätzten C-Vorräte [kg/ha]<br />

0<br />

0 10000 20000 30000 40000 50000 60000 70000<br />

Schätzwerte<br />

Da die Bestimmtheitsmaße eine gute Übereinstimmung von Meß- und Schätzwerten<br />

anzeigen, wurde die Regionalisierung <strong>der</strong> Mineralbodenvorräte unter Einbeziehung <strong>der</strong><br />

Schätzdaten Nie<strong>der</strong>sachsens komplett wie<strong>der</strong>holt. Abbildung 9 enthält die Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> Cluster-Analyse getrennt nach Tiefenstufen. Die Zugehörigkeit <strong>der</strong> BZE-Standorte<br />

zu den homogenen C-Vorratsgruppen kann nun in einer Rasterkarte dargestellt werden<br />

(Abb. 10). Die Darstellung auf Punktebene läßt bereits regionale Muster <strong>der</strong> Verteilung<br />

<strong>der</strong> C-Mineralbodenvorräte deutlich werden. Diese regionalen Muster <strong>der</strong> Clusterverteilung<br />

bilden die Grundlage, in einem nächsten Auswertungsschritt Kartiereinheiten<br />

<strong>der</strong> Bodenkarte zu Gruppen ähnlicher C-Ausstattung zusammenzufassen – und damit<br />

punktbezogene mit flächenbezogenen Informationen verknüpfen zu können. Um dieses<br />

Ziel zu erreichen, sind auf <strong>der</strong> Ebene gruppierter Flächeneinheiten die jeweilige Bodentypenausstattung<br />

und bodentypenbezogene Vorratsverteilung zu berücksichtigen<br />

(vgl. BARITZ 1996).<br />

0-5 cm<br />

5-10 cm<br />

10-30 cm<br />

30-60 cm<br />

60-90 cm


2 <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> <strong>der</strong> <strong>Waldböden</strong> <strong>Deutschlands</strong> Seite 14<br />

Abb. 9: Balkendiagramm <strong>der</strong> homogenen C-Vorratsgruppen nach erneutem Clustern<br />

unter Hinzunahme <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>sächsischen Schätzdaten<br />

C t/ha<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

CL 8 CL 3 CL 6 CL 2 CL 7 CL 5 CL 1 CL 9 CL 4<br />

Abb. 10: Zugehörigkeit <strong>der</strong> BZE-Punkte zu den 9 Vorratsgruppen <strong>der</strong> Cluster-Analyse<br />

0-30<br />

30-60<br />

60-90


2 <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> <strong>der</strong> <strong>Waldböden</strong> <strong>Deutschlands</strong> Seite 15<br />

Um mittlere C-Vorräte <strong>der</strong> LBAs über relative Bodentypenanteile ihrer BZE-Treffer<br />

angeben zu können, müssen möglichst homogene Vorratsangaben für Bodentypen berechnet<br />

werden. Dazu werden LBAs nach <strong>der</strong> Ähnlichkeit <strong>der</strong> Vorratsausstattung<br />

ihrer BZE-Standorte gruppiert. Ordnungskriterium dafür ist die Cluster-Zugehörigkeit<br />

<strong>der</strong> BZE-Standorte. Im Gegensatz zu den bisherigen Auswertungen (BARITZ 1996) wird<br />

im nächsten Schritt die Gruppierung <strong>der</strong> LBAs mit Hilfe eines erneuten Cluster-Durchlaufs<br />

mit den relativen Anteilen vorkommen<strong>der</strong> Cluster aus <strong>der</strong> Vorratsgruppierung<br />

durchgeführt. Damit kann die Gruppierung von LBAs, die mit ähnlichen C-Vorräten<br />

ausgestattet sind, treffsicherer durchgeführt werden. Im Ergebnis weisen die nach<br />

Hauptbodentypen und LBA-Gruppen berechneten Mediane (C-Gesamtvorräte über alle<br />

drei Tiefenstufen) geringere Variationskoeffizienten auf als bei den früheren Auswertungen,<br />

bei denen dieser Auswertungsschritt deskriptiv erfolgte. Mit dieser statistischen<br />

Verbesserung verfügt nun das von BARITZ (1996) vorgestellte Verfahren zur Regionalisierung<br />

von Punktdaten über eine wie<strong>der</strong>holbare und übertragbare Methodik. Tabelle 4<br />

enthält die mittleren <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> <strong>der</strong> LBAs.<br />

Tab. 4: Einstufung <strong>der</strong> C-Vorräte im Mineralboden in Vorratsklassen<br />

Bergland Tiefland<br />

53,1 (64)<br />

58,7 (61 II)<br />

62,2 (62)<br />

62,7 (63)<br />

71,1 (65)<br />

72,4 (58)<br />

79,0 (59 II)<br />

79,0 (60)<br />

79,8 (59 IV)<br />

79,7 (61 III)<br />

79,8 (61 I)<br />

80,2 (59 I)<br />

80,5 (56)<br />

82,0 (66)<br />

91,8 (61 IV)<br />

100,8 (67)<br />

112,0 (55)<br />

112,2 (57)<br />

130,2 (68)<br />

133,8 (69)<br />

[ C t/ha (LBA) ]<br />

37,9 (28 II)<br />

37,9 (32)<br />

40,1 (20)<br />

41,1 (27)<br />

46,1 (26)<br />

49,8 (29)<br />

58,4 (22)<br />

59,5 (31 II)<br />

67,7 (31 I)<br />

68,2 (24)<br />

69,9 (17)<br />

76,0 (19)<br />

76,2 (23)<br />

77,7 (12)<br />

80,0 (8)<br />

81,6 (16)<br />

85,4 (15)<br />

86,1 (13)<br />

86,2 (34)<br />

87,9 (28 I)<br />

87,6 (11)<br />

92,4 (1)<br />

94,8 (25)<br />

97,1 (18)<br />

101,7 (14)<br />

102,7 (30)<br />

119,2 (33)<br />

144,6 (4)<br />

189,5 (7)<br />

192,0 (21)<br />

212,9 (6)<br />

Löß/Kalk/Basalt<br />

37,9 (43,44)<br />

47,9 (45)<br />

56,3 (53)<br />

71,1 (54)<br />

71,8 (40)<br />

73,9 (52)<br />

74,5 (42)<br />

79,0 (47)<br />

83,9 (48)<br />

85,5 (51)<br />

89,3(46)<br />

113,6 (49)<br />

114,1 (35)<br />

133,5 (50)<br />

Eigenschaften <strong>der</strong> LBA Klasse<br />

nordostdt. Tiefland<br />

ostdt. Lößhügelland<br />

Mittelgebirge:<br />

- Buntsandstein Ökoregion II<br />

nordwestdt. Tiefland<br />

Talsande<br />

Mittelgebirgsschwelle<br />

Mittelgebirge kollin/submontan:<br />

- Bunt-/Keupersandstein<br />

Flußauen<br />

Tiefland:<br />

- küstennahe Geschiebelehme<br />

Mittelgebirge (kollin/submontan):<br />

- Lößhügelland/Keuper<br />

- Schiefergebirge<br />

- Buntsandstein Ökoregion I+III<br />

nordwestdt. Tiefland:<br />

- arme Sande<br />

Mittelgebirge:<br />

- Alpenvorland<br />

- Muschelkalk/Jura<br />

- hochmontane Mittelgebirge<br />

Schwäbische Alp<br />

Alpen<br />

Moorreiche Landschaften:<br />

- Alpenvorland<br />

- Tiefland<br />

1<br />

< 60 t C/ha<br />

2<br />

60 - 75 t C/ha<br />

3<br />

75 - 90 t C/ha<br />

4<br />

90 - 130 t C/ha<br />

5<br />

> 130 t C/ha


2 <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> <strong>der</strong> <strong>Waldböden</strong> <strong>Deutschlands</strong> Seite 17<br />

Durch die klimatische Stratifizierung regionaler LBAs und <strong>der</strong>en verfeinerte Zuordnung<br />

in Gruppen ähnlicher C-Vorräte konnten auch Verbesserungen an <strong>der</strong> Kohlenstoffkarte<br />

erfolgen (Abb. 11). Die wichtigsten Verän<strong>der</strong>ungen betreffen den zentraldeutschen<br />

Mittelgebirgsraum, <strong>der</strong> nur wenige LBAs mit niedrigen <strong>Kohlenstoffvorräte</strong>n enthält.<br />

Diese konzentrieren sich auf die Mittelgebirgschwelle (LBA 42) und Leelagen (LBA<br />

58, 63). Das mitteldeutsche Areal des hessischen Buntsandsteins und weiter südlich des<br />

Fränkischen Keupers/Frankenalbvorlandes verfügen nur über sehr niedrige <strong>Kohlenstoffvorräte</strong>.<br />

Dazu gehören ebenfalls Randbereiche des Thüringer Beckes und das gesamt<br />

nordostdeutsche Tiefland. Die Stratifizierung <strong>der</strong> LBA 61 führte zur Abtrennung<br />

des montanen Nordschwarzwaldes mit deutlich höheren C-Vorräten von den zentralen<br />

kollinen und submontanen Mittelgebirgen. Bei <strong>der</strong> LBA 59 konnten keine regionalen<br />

Beson<strong>der</strong>heiten gefunden werden.<br />

Extreme Unterschiede wurden bei <strong>der</strong> LBA 28 herausgearbeitet. Deren Teilflächen in<br />

Küstennähe und in <strong>der</strong> Südmark des nordostdeutschen Tieflands liegen in extrem unterschiedlichen<br />

Klimaräumen. In den Böden des nie<strong>der</strong>sächsischen Küstenraums ist mehr<br />

als doppelt so viel Kohlenstoff im Mineralboden gespeichert wie im kontinentalen Osten.<br />

Bei <strong>der</strong> LBA 31 fallen regionale Unterschiede im Kohlenstoffvorrat deutlich geringer<br />

aus, da die Flächenanteile innerhalb Ökoregion I im planaren Binnengebiet mit<br />

Leelage zur Hohen Heide liegen und sich damit nicht so deutlich von Ökoregion II unterscheiden.


2 <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> <strong>der</strong> <strong>Waldböden</strong> <strong>Deutschlands</strong> Seite 18<br />

2.4 Kohlenstoffinventar<br />

Entsprechend den Auswertungen von BARITZ (1996) wurden durch Addition <strong>der</strong> Auflage-<br />

und Mineralbodenvorräte <strong>der</strong> LBAs Gesamtvorräte berechnet und klassifiziert. Über<br />

die Waldflächenanteile <strong>der</strong> LBAs nach Bundeslän<strong>der</strong>n wurden schließlich flächenbezogene<br />

Gesamtvorräte errechnet (Tab. 5). Bei Unterschätzung <strong>der</strong> tatsächlichen Waldfläche<br />

durch das Waldmodell wurden die Korrekturen entsprechend BWI-Angaben (Bundeswaldinventur)<br />

durchgeführt.<br />

Tab. 5: Waldfläche und <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> <strong>Deutschlands</strong>, nach Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

Bundesland Waldfläche Gesamt C-Vorrat mittlerer C-Vorrat<br />

code text [ha] [t] flächengewichtet [t/ha]<br />

1 Baden-Württemberg 1.352.636 163.251.820 120,7<br />

2 Bayern 2.526.346 306.063.394 121,1<br />

3 Berlin 15.705 1.149219 73,2<br />

4 Brandenburg 993.076 82.192.072 82,8<br />

5 Bremen 1)<br />

6 Hamburg 1)<br />

4.418 564.420 123,7<br />

12.211 1.336.741 109,5<br />

7 Hessen 869.536 76.507.214 88,0<br />

8 Mecklenburg-Vorpommern 532.251 52.480.601 98,6<br />

9 Nie<strong>der</strong>sachsen 1.068.040 137.443.337 128,7<br />

10 Nordrhein-Westfalen 873.059 84.429.943 96,7<br />

11 Rheinland-Pfalz 812.455 79.039.909 97,3<br />

12 Saarland 90.313 8.511.909 94,2<br />

13 Sachsen 502.159 54.343.380 108,2<br />

14 Sachsen-Anhalt 424.253 39.348.724 92,7<br />

15 Schleswig-Holstein 155.005 18.676.866 120,5<br />

16 Thüringen 522.410 55.970.126 107,1<br />

10.753.873 1.167.940.763 108,0<br />

1) Die Flächenangaben entstammen <strong>der</strong> Wald-BÜK (vgl. BARITZ 1996)<br />

Die Erweiterung <strong>der</strong> Auswertungen von BARITZ (1996) führte zu verhältnismäßig geringen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen bei <strong>der</strong> Gesamtbilanz. Die mittleren Vorräte <strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong><br />

konnten dagegen durch eine regional-ökologische Stratifizierung nur weniger aber unter<br />

Wald dominieren<strong>der</strong> Bodeneinheiten weiter verfeinert werden. Es liegen nunmehr gute<br />

Übereinstimmungen zu län<strong>der</strong>weise berechneten Durchschnittswerten vor.


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 19<br />

3 Quellen und Senken <strong>der</strong> <strong>Waldböden</strong> für Kohlenstoff<br />

am Beispiel des Norddeutschen Tieflands<br />

3.1 Einführung<br />

3.1 Einführung<br />

3.2 Raum-/Zeitbezug <strong>der</strong> vorliegenden Studie<br />

3.3 Bewertungskonzept<br />

3.4 Inventurdaten<br />

Bodenzustandserhebung im Wald (BZE)<br />

Forstliche Standortskartierung<br />

Ökoregionen<br />

3.5 Anthropogene Einflußfaktoren des Humusvorrats<br />

3.6 C-Vorräte <strong>der</strong> Humusauflage<br />

3.7 C-Vorräte im Mineralboden<br />

3.8 Schlußfolgerungen<br />

Böden enthalten zwei bedeutende Kohlenstoffreservoirs. Zum einen findet sich bei<br />

kalkhaltigen Ausgangsgesteinen bodeninerter Karbonat-Kohlenstoff. Die dortige C-<br />

Freisetzung, durch Nie<strong>der</strong>schlagsmengen und Temperatur gesteuert, findet nicht als<br />

CO2-Gas in die Atmosphäre, son<strong>der</strong>n als karbonathaltiger Lösungsrückstand über das<br />

Bodensickerwasser statt. Karbonatauswaschung auf kalkhaltigen Böden kann demnach<br />

nicht als Treihausgas steigern<strong>der</strong> Prozess betrachtet werden. Im Gegensatz dazu handelt<br />

es sich beim Auf- und –Abbau von organischer Bodensubstanz – als Humusauflage<br />

auf dem Waldboden, als Bodenhumus im Mineralboden – um Prozesse <strong>der</strong> Kohlenstoffspeicherung<br />

und -freisetzung von CO2-Kohlenstoff.<br />

Der Humus setzt sich aus Streu und Streuresten, Zwischenprodukten <strong>der</strong> Verwesung<br />

und Huminstoffen zusammen. Letztere werden bei <strong>der</strong> Humifizierung gebildet, einem<br />

Prozeß des verzögerten Humusabbaus und gleichzeitiger Anreicherung mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

stark verän<strong>der</strong>ter Teile potentiell umsetzbarer organischer Substanzen (Huminstoffe).<br />

Optimale Verwesungsbedingungen (nährstoffreiche Streu, mittlere Temperatur und<br />

Feuchte, nährstoffreicher gut durchlüfteter Boden) för<strong>der</strong>n die Mineralisierung, einen<br />

Teilprozess <strong>der</strong> Verwesung, bei dem anorganische Verbindungen, also auch CO2, direkt<br />

im Zuge des Humusabbaus freigesetzt werden.<br />

Die biotischen und abiotischen Einflußfaktoren des Humusauf- und –abbaus sind äußerst<br />

komplex (vgl. Abb. 12). Dabei wirkt eine enge Rückkopplung zwischen Bodenklima,<br />

Bodenzustand, Streumenge- und qualität, und <strong>der</strong> Zusammensetzung und Aktivität<br />

<strong>der</strong> biologischen Zersetzergesellschaft. Die in diesem Zusammenwirken wichtigen<br />

Standortsfaktoren verhalten sich entlang einer vielschichtigen räumlichen und zeitlichen<br />

Auflösungsebene. Jede Untersuchung des Humusgeschehens muß demnach diese Auflösungsebene<br />

zunächst definieren.


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 20<br />

Abb. 12: Auf- und Abbau organischer Substanz in <strong>Waldböden</strong><br />

Klima Vegetation Relief Geogr. Lage Gestein Kulturmaßnahmen<br />

Bodenatmung<br />

Mineralisation<br />

Auflage<br />

Oberboden<br />

- hum os<br />

- stark durc hwurzelt<br />

Unterboden<br />

- hum usarm<br />

- sc hw. durc hwurzelt<br />

Akkumulation<br />

Einmischung/<br />

Tiefenverlagerung<br />

Humusstabilisierung<br />

3.2 Raum-/Zeitbezug <strong>der</strong> vorliegenden Studie<br />

Bestandesalter/<br />

Baumartenzusammensetzung<br />

pH-Wert<br />

Bodenart<br />

Gefügeform<br />

Kationenaustauschkapazität<br />

Basensättigung<br />

Im vorliegenden Projekt stehen bodenchemische Inventurdaten (BZE, vgl. WOLFF UND<br />

RIEK 1997) zu einem einmaligen Aufnahmezeitpunkt zur Verfügung. Als zeitliche<br />

Auflösung erhält man den Ist-Zustand zu einem festen Erhebungstermin, auf den unterschiedlichste<br />

Faktorenkomplexe aktuell einwirken und historisch nachwirken. Solche<br />

statischen Informationen haben den Nachteil, daß auf den Ablauf von Prozessen allenfalls<br />

aus dem Nebeneinan<strong>der</strong> unterschiedlicher Zustände auf weitestgehend ähnlichen<br />

Standorten rückgeschlosssen werden kann. Diese Inventurdaten haben allerdings gegenüber<br />

Prozeßstudien an Einzelstandorten den Vorteil, daß räumliche Beziehungen<br />

von einzelnen Merkmalen, wie z.B. bei <strong>der</strong> Verteilung von <strong>Kohlenstoffvorräte</strong>n in<br />

<strong>Waldböden</strong>, erkannt werden können und flächenbezogene Inventare erstellt werden<br />

können. Schließlich verfügt die BZE über einen weiteren für die Plausibilität von<br />

Schlußfolgerungen auf überregionaler Ebene entscheidenden Vorteil, nämlich den <strong>der</strong><br />

Vergleichbarkeit <strong>der</strong> Daten auf Bundesebene (WOLFF UND RIEK 1997).<br />

Für Berechnungen von Verän<strong>der</strong>ungen des Kohlenstoffpools im Boden und dessen flächenbezogene<br />

Abschätzung werden aufgrund <strong>der</strong> skizzierten Komplexität des Humusauf-<br />

und -abbaugeschehens beson<strong>der</strong>s hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an Menge und Qualität <strong>der</strong><br />

BZE-Inventurdaten gesetzt. Dazu gehören neben den grundlegenden bodenchemischen<br />

Inventurdaten folgende Informationen:


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 21<br />

a) die Verfügbarkeit des forstlichen Standorttyps,<br />

als Verknüpfungsebene zur großmaßstäbigen Waldboden-<br />

Flächeninventur und als Maß des vom Menschen nur schwer<br />

verän<strong>der</strong>baren Standortspotentials (sog. Stamm-Eigenschaften),<br />

b) die Hinzunahme <strong>der</strong> Weiserwerte <strong>der</strong> Bodenvegetation,<br />

als Maß für den leicht durch menschliches Einwirken verän<strong>der</strong>baren<br />

Bodenzustand (Zustands-Eigenschaften)<br />

c) möglichst umfassende Informationen zu Bodenbearbeitungsmaßnahmen<br />

und zur Bestandesgeschichte.<br />

Diese größtenteils nicht im Rahmen <strong>der</strong> Standardinventur verfügbaren zusätzlichen<br />

standortskundlichen Informationen konnten im Rahmen dieses Projekts nur in einem<br />

Teilgebiet <strong>Deutschlands</strong> erhoben werden. Diese Einschränkung beruht auf Unterschieden<br />

zwischen den Kartierverfahren <strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong> und dem hohen Aufwand nachträglicher<br />

Geländeerhebungen. Das zu bestimmende Teilgebiet sollte möglichst groß,<br />

gleichzeitig durch nur wenige Kartierverfahren abgedeckt sein, und zudem das Spektrum<br />

<strong>der</strong> <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> auf Bundesebene (vgl. Kap. 2) gut wi<strong>der</strong>spiegeln. Diese<br />

Bedingungen werden im norddeutschen Tiefland erfüllt, welches komplett von nur<br />

zwei Kartierverfahren abgedeckt wird, dem Geländeökologischen Schätzrahmen Nie<strong>der</strong>sachsens<br />

und Schleswig-Holsteins (WACHTER 1995), und dem Nordostdeutschen<br />

Erkundungsverfahren (SCHULZE 1996). Ferner existieren keine vergleichbaren Landschaften<br />

mit einer ähnlich drastischen Landnutzungsgeschichte. Große Aufforstungskomplexe<br />

und die weit zurückgedrängte Waldfläche zeugen noch heute davon. Grundwasserregulierungen<br />

zum Industrie- und Siedlungsbau fanden zudem große Ausdehnung.<br />

Das nordostdeutsche Tiefland nimmt nahezu 25 % <strong>der</strong> Bundeswaldfläche und knapp 32<br />

% <strong>der</strong> Gesamtfläche <strong>Deutschlands</strong> ein. Es kann somit erwartet werden, daß das nordostdeutsche<br />

Tiefland nicht nur das gesamte Spektrum <strong>der</strong> <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> wi<strong>der</strong>spiegelt,<br />

son<strong>der</strong>n für den Kohlenstoffhaushalt des Bodens auf Bundesebene eine Schlüsselrolle<br />

einnimmt.<br />

3.3 Bewertungskonzept<br />

Voraussetzung und Planungsgrundlage für die ökologische Bewirtschaftung <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong><br />

ist eine möglichst genaue Einschätzung <strong>der</strong> für das Baumwachstum wichtigen Standortsfaktoren,<br />

des Nährstoff- und Feuchteregimes. Deren flächige Erfassung ist Aufgabe<br />

<strong>der</strong> forstlichen Standortskartierung.<br />

Die zentrale Schaltstelle des Nährstoffkreislaufs <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong> findet sich an <strong>der</strong> Waldbodenoberfläche<br />

einschließlich des obersten Mineralbodens, dort, wo in <strong>der</strong> Pflanzenstreu<br />

befindliche Nährstoffe in wie<strong>der</strong> wurzelaufnehmbare Form umgewandelt und gespeichert<br />

werden.


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 22<br />

Typische morphologische Strukturen, insbeson<strong>der</strong>e des Humuskörpers - <strong>der</strong> Humusauflage<br />

und <strong>der</strong> humosen Horizonte des Mineralbodens - weisen auf standortstypische<br />

Eigenschaften des Zersetzungsmilieus. Aus diesen Eigenschaften läßt sich schließlich<br />

das standortseigene Wuchspotential abschätzen. Für die forstökologisch ausgerichtete<br />

Standortskartierung bilden humusmorphologische Merkmale, welche im Gelände<br />

erkennbar sind und welche zu Humusformen klassifiziert sind, demnach ein wichtiges<br />

Bindeglied zur Standortsgüte.<br />

So, wie sich bei bestimmter Standortsgüte (Nährkraft und Feuchte) innerhalb eines klimatisch<br />

einheitlichen Gebiets ohne den Einfluß des Menschen eine standortstypische<br />

natürliche Vegetationsform ausbilden würde, stellt sich auch ein auf typischem Niveau<br />

eingependeltes Fließgleichgewicht zwischen Streunachlieferung und Streuabau,<br />

und damit eine spezifische Humusform, ein (Tab. 6).<br />

Tab. 6: Humusform im natürlichen Gleichgewicht<br />

(Ansprachemerkmale nach dem Nordostdeutschen Erkundungsverfahren)<br />

Nährkraft Abk. Humusform im natürlichen Gleichgewicht<br />

reich R Mull<br />

kräftig K Mull. Mo<strong>der</strong><br />

mäßig nährstoffhaltig M Mo<strong>der</strong><br />

ziemlich arm Z Rohh. Mo<strong>der</strong><br />

arm A Rohhumus<br />

Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> engen Beziehung zwischen Standortsform (mit spezifischer<br />

Nährstoffausstattung bzw. Nährkraftstufe), Humusform und natürlicher Vegetation ist<br />

ein standortökologisches Bewertungskonzept denkbar, durch das Standortsverschlechterungen,<br />

die durch Bewirtschaftungsmaßnahmen und die Einwirkung atmogener<br />

Fremdstoffe entstehen, festgestellt und überwacht werden könnten. Eine deutliche<br />

Standortsverschlechterung läge z.B. auf einem mäßig nährstoffhaltigen Standort beim<br />

Vorfinden eines Rohhumus vor. Unter naturnaher Bestockung ohne menschlichen<br />

Einfluß wäre dort ein Fließgleichgewicht zu erwarten, welches sich in <strong>der</strong> Humusform<br />

Mo<strong>der</strong> ausdrücken müßte.<br />

Voraussetzung für die Anwendung des beschriebenen Bewertungskonzepts ist die Erfassung<br />

<strong>der</strong> Nährkraft aus zwei unterschiedlichen Ökosystemkompartimenten:<br />

a) aus dem unteren Abschnitt des Bodensolums<br />

als Weiser für die substratbürtige Nährstoffversorgung (Stamm-<br />

Nährkraft), welche durch den Menschen schwer beeinflußbar ist<br />

und das langfristige Standortspotential aufzeigt<br />

b) aus dem Oberboden einschließlich <strong>der</strong> Humusauflage<br />

als Weiser für den Oberbodenzustand (Zustands-Nährkaft -<br />

unter Hinzunahme des aktuellen Feuchtezustands auch als Oberbodenzustandsform,<br />

syn. Humusform nach dem nordostdt. Verfahren,<br />

bezeichnet), <strong>der</strong> leicht durch Bodenbearbeitung, Baumartenwahl,<br />

Fremdstoffeintrag, etc., beeinflußbar ist


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 23<br />

Je nach Grad <strong>der</strong> Abweichung <strong>der</strong> aktuellen Zustandsverhältnisse von den Stamm-<br />

Eigenschaften eines Standorts lassen sich Rückschlüsse auf eingetretene Standortsverän<strong>der</strong>ungen<br />

ziehen.<br />

Tab. 7: Abweichstufen des Oberbodenzustands vom Gleichgewicht unter naturnaher<br />

Vegetation<br />

Stamm- Zustands-Nährkraft<br />

Nährkraft r k m z a<br />

R Mull -1 -2<br />

K +1 Mull. Mo<strong>der</strong> -1 -2 -3<br />

M +1 Mo<strong>der</strong> -1 -2<br />

Z +1 Rohh. Mo<strong>der</strong> -1<br />

A +1 Rohhumus<br />

Negative Vorzeichen kennzeichnen Degradationen (z.B. durch Nadelholzanbau, Streunutzung),<br />

positive Aggradationen (z.B. durch Eintrag von Basenstäuben), die Diagonale<br />

den schematisch definierten natürlichen Gleichgewichtszustand.<br />

Die Zustandsstufen entsprechen grob den Humusformen, greifen jedoch neben rein humusmorphologischen<br />

Ansprachemerkmalen auf den Zeigerwert <strong>der</strong> Bodenvegetation<br />

für den Sticktoff– und Säure-Basenstatus zurück. Statt <strong>der</strong> Benennung <strong>der</strong> Zustandstufen<br />

nach den Humusformen (vgl. Tab. 6), werden weiterhin kleingeschriebene Zeichensymbole<br />

entsprechend <strong>der</strong> Nährkraftunterschiede des Oberbodens verwendet (Tab. 7).<br />

Durch die inzwischen flächendeckende anthropogene Überprägung <strong>der</strong> Landschaft ist<br />

ein Abschätzen des standortsspezifischen Gleichgewichtszustands (unter zumindest<br />

annähernd potentiell natürlicher Vegetation) kaum noch möglich. Dieser Zustand bildet<br />

jedoch den Eckpfeiler des standortsökologischen Bewertungskonzepts – die Zielgröße<br />

auch für die Bewertung des aktuellen Humuszustands. Mit dem Vorliegen einer Vielzahl<br />

vegetationskundlicher Aufnahmen, bodenchemischer Analysen und Humusansprachen<br />

an über 2000 Weiserprofilen im nordostdeutschen Tiefland verfügt die nordostdeutsche<br />

Standortskartierung über einen einmaligen Analysefundus, <strong>der</strong> teilweise<br />

bereits seit 1960, also vor dem Eintreten überregionaler Emissionen, erhoben wurde.<br />

Beson<strong>der</strong>s die Aufnahmen an naturnah bestockten Standorten dienen als Schätzhilfe für<br />

das Potential heute meist naturfern bestockter Waldstandorte – und damit <strong>der</strong> Beschreibung<br />

von Gleichgewichtszuständen.<br />

Mit diesem Konzept, ausgerichtet auf den forstlichen Standort, und <strong>der</strong> eingeflossenen<br />

Vielzahl von Laboruntersuchungen, bildet die nordostdeutsche Standortskartierung das<br />

einzige Kartier- bzw. Monitoringverfahren mit einem Bewertungsrahmen für Standortsverän<strong>der</strong>ungen.<br />

Diese Vorgehensweise soll bei <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong> Humuszustände an<br />

BZE-Standorten Anwendung finden.


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 24<br />

3.4 Inventurdaten<br />

Bodenzustandserhebung im Wald (BZE)<br />

Das BZE-Punktekollektiv des Tieflands umfaßt 403 Standorte (Abb. 13). Entsprechend<br />

<strong>der</strong> Beschreibung in Kap. 2.2 wurden neben den <strong>Kohlenstoffvorräte</strong>n <strong>der</strong> Humusauflage<br />

und des Mineralbodens in drei Tiefenstufen (0-30, 30-60, 60-90 cm) oberbodenchemische<br />

Kennwerte zur Überprüfung <strong>der</strong> über Weiserarten erfolgten Ansprache <strong>der</strong> standortskundlichen<br />

Zustandsform verwendet:<br />

Stickstoff-Status<br />

Säure-Basen-Status<br />

Forstliche Standortskartierung<br />

Mineralboden 0-5 cm<br />

(Oh-Lage fehlend) 1)<br />

Basensättigung 3)<br />

C/N-Verhältnis<br />

pH(KCl)<br />

Oh-Lage 2)<br />

1) bei Mineralbodenhumusformen Mull, Mull. Mo<strong>der</strong><br />

2) bei Auflagehumusformen Mo<strong>der</strong>, Rohh. Mo<strong>der</strong>, Rohhumus<br />

3) für alle Standorte aus dem Mineralboden 0-5 cm<br />

Um die BZE-Standorte entsprechend des skizzierten Bewertungsverfahrens auswerten<br />

zu können, wurde die Einstufung aller Standorte in Stamm- und Zustandsformen nach<br />

dem nordostdeutschen Verfahren notwendig. Um diese Voraussetzungen auch für die<br />

BZE-Standorte in Nie<strong>der</strong>sachsen und Schleswig-Holstein zu erfüllen, wurden 77 (von<br />

insges. 105) BZE-Standorte im nie<strong>der</strong>sächsischen Tieflandsteil und alle BZE-Standorte<br />

Schleswig-Holsteins nachträglich nach dem nordostdeutschen Erkundungsverfahren<br />

eingestuft. Bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> BZE-Standorte Nie<strong>der</strong>sachsens, welche sich an dem<br />

zeitlichen und finanziellen Rahmen des Gesamtprojekts orientierten mußte, wurden<br />

diejenigen ausgewählt, die hinsichtlich Bestandestyp und Standortstyp repräsentativ für<br />

die Wuchsbezirke sind. Die Waldbestockung <strong>der</strong> ausgewählten Standorte sollte beson<strong>der</strong>s<br />

bei aus Pflanzung hervorgegangenen Nadelholzbeständen älter als 60 Jahre sein,<br />

damit ein aktuelles Fließgleichgewicht zwischen Humusauf- und –abbau erwartet werden<br />

konnte. Für die Auswahl dieser Standorte wurde im Vorfeld <strong>der</strong> Geländeansprachen<br />

die Kartierleitung Nie<strong>der</strong>sachsens befragt.


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 25<br />

Abb. 13:


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 26<br />

Ökoregionen<br />

Die wichtigste Steuergröße für den Umfang und die Geschwindigkeit von Humusaufund<br />

–abbauprozessen ist das Klima. Höhere Temperaturen und sinkende Nie<strong>der</strong>schläge<br />

erhöhen die C-Vorräte <strong>der</strong> Böden – wobei dem Nie<strong>der</strong>schlag eine wichtigere Rolle als<br />

<strong>der</strong> Temperatur zugerechnet wird. In Anlehnung an die Regionalisierung <strong>der</strong> Bodenkarte<br />

mittels Ökoregionen (vgl. Kap. 2.1) ergibt sich für das norddeutsche Tiefland eine<br />

Zweiteilung in Ökoregion I und II.<br />

Die laufenden Auswertungen <strong>der</strong> <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> im Mineralboden haben gezeigt,<br />

daß innerhalb bei<strong>der</strong> Regionen deutliche Unterschiede erkennbar sind. Daher<br />

wurde eine verfeinerte Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ökoregionen auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> forstlichen<br />

Wuchsgebiete und Wuchsbezirke vorgenommen. Die entstandenen Teilgebiete werden<br />

vorläufig als ökoklimatische Subregionen bezeichnet.<br />

In Ökoregion I (Abb. 14), dem nordwestdeutschen Tiefland, wurden zwei Subregionen<br />

ausgewiesen. Subregion 1 umfaßt den gesamten nordseenahen Küstenraum und überdurchschnittlich<br />

luftfeuchte ostseenahe Küstenabschnitte des Wuchsbezirks Nördliches<br />

Hügelland. Ferner heben sich die kollinen Teilgebiete <strong>der</strong> Wuchsbezirke Hohe Heide<br />

und Ostheide des Wuchsgebiets Ostnie<strong>der</strong>sächsisches Tiefland deutlich von den umgebenden<br />

planaren Tieflandsbereichen ab. In Subregion 2 werden die übrigen Binnenlandgebiete<br />

des nordwestdeutschen Tieflands zusammengefaßt.<br />

Abb. 14: Anteil <strong>der</strong> Ökoregion I im norddeutschen Tiefland mit Subregionen<br />

(Farbgebung entspricht <strong>der</strong> Glie<strong>der</strong>ung in Abb. 20 und 21)<br />

Subregion 1<br />

Küste und exponiertesHinterland<br />

Subregion 2<br />

Nordwestdeutsches Binnenland<br />

Bundeslän<strong>der</strong><br />

Subregion 1<br />

Subregion 2<br />

Ökoregion I


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 27<br />

In <strong>der</strong> Ökoregion II (Abb. 15), dem nordostdeutschen Tiefland, findet sich die in den<br />

BZE-Daten gefundene Nord-Südtrennung <strong>der</strong> Mineralbodenvorräte auch in den an<br />

forstliche Wuchsgebiete geknüpften Großklimaregionen wie<strong>der</strong>. In Subregion 1 liegen<br />

die Wuchsgebiete mit feuchterem Binnenplanarklima (mittlere Jahresnie<strong>der</strong>schläge<br />

meist über 600 mm), in Subregion 2 diejenigen des südlichen stärker kontinentalen<br />

Binnenplanarklimas (mittlere Jahresnie<strong>der</strong>schläge deutlich unter 600 mm). Ferner deutet<br />

sich als dritte Subregion das Gebiet mit ostseenahem humiden Küstensaumklima in<br />

Mecklenburg-Vorpommern an. Dieses Gebiet hebt sich klimatisch deutlich vom südlich<br />

folgenden nordostnie<strong>der</strong>sächsisch-mecklenburger Binnenplanarklima ab. Allerdings<br />

reicht für eine Berücksichtigung dieser dritten Subregion das BZE-Datenkollektiv nicht<br />

aus.<br />

Abb. 15: Anteil <strong>der</strong> Ökoregion II im norddeutschen Tiefland mit Subregionen<br />

(Farbgebung entspricht <strong>der</strong> Glie<strong>der</strong>ung in Abb. 20 und 21)<br />

Bundeslän<strong>der</strong><br />

Subregion 1<br />

Subregion 2<br />

Ökoregion II<br />

Subregion 1<br />

Mecklenburger und Nordbrandenburger Binnenland<br />

Subregion 2<br />

Südmark und Lausitz


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 28<br />

3.5 Anthropogene Einflußfaktoren des aktuellen Humusvorrats<br />

3.5.1 Naturwald<br />

3.5.2 Naturnaher Laub-/Laubmischwald<br />

3.5.3 Ackernutzung<br />

3.5.4 Bodenbearbeitung<br />

- künstliche Aufforstung und Bodenvorbereitung<br />

- Vollumbruch<br />

- Entwässerung<br />

3.5.5 Historische Waldnutzung<br />

3.5.6 Atmogener Fremdstoffeintrag<br />

3.5.7 Mo<strong>der</strong>ner Waldumbau<br />

3.5.8 Schlußfolgerungen<br />

Nutzungsbedingte Einflüsse auf die Humusdynamik beeinflussen Streumenge, Streuqualität<br />

und Bodenzustand. Über damit einhergehende Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> N- und P-<br />

Verfügbarkeit und des bodenbiologischen Zustands än<strong>der</strong>n sich auch Qualität und Menge<br />

des Humus in Auflage und Mineralboden. Die Bewertung <strong>der</strong> durch diese Einflüsse<br />

entstandenen Degradationen und ihre Auswirkungen auf den Humusvorrat bilden das<br />

Grundgerüst zur Abschätzung von aktuellen und potentiellen Kohlenstoffsenken bzw. –<br />

quellen.<br />

Die für Wald bedeutensten nutzungsbedingten Zustandsunterschiede (Degradationen<br />

und – weniger bedeutsam -Aggradationen) können folgende Ursachen haben (zusammengefaßt<br />

in SCHÜBEL ET AL. 1990):<br />

• Wald-Feld-Wandel<br />

• Bestockungsverän<strong>der</strong>ungen<br />

• Streunutzung<br />

• Verhagerung<br />

• Waldweide<br />

• Waldbrand<br />

• Bodenbearbeitungsverfahren<br />

• Entwässerung<br />

• Atmogener Fremdstoffeintrag<br />

Um diese vielfältigen Einflußfaktoren zu untersuchen und in ihrer Bedeutung für den<br />

Kohlenstoffstatus <strong>der</strong> <strong>Waldböden</strong> einzuschätzen, wurden 7 Entwicklungsstufen des<br />

Humusvorrats ausgeschieden (vgl. Abb 16).<br />

3.5.1 Naturwald (Entwicklungsstufe 1 in Abb. 16)<br />

Die Entwicklungsstufe 1 stellt einen auf zonalen Waldstandorten nicht mehr beobachtbaren<br />

Ausgangszustand dar, so wie er im ursprünglichen Naturwald existiert haben<br />

mag. Auf azonalen Standorten geben wenige naturnah bestockte sowie nicht o<strong>der</strong> nur<br />

wenig grundwasserabgesengte Standorte Aufschluß über das natürliche Senkenpotential.


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 29<br />

Abb. 16:<br />

Einflußfaktoren<br />

Bod envorbereitung<br />

- Tiefumbruch<br />

- Entwässerung<br />

künstlic he Aufforstungen<br />

- Streifenkultur<br />

- Abra um sc hieben<br />

- Frä sen<br />

- Abbraum brennen<br />

- Entwässerung<br />

m od erne Waldb ewirtsc ha ftung<br />

langsam e Üb erführung reiner<br />

Nad elbestände in naturnahe<br />

Mischbestände<br />

1<br />

Wa ld rodung<br />

bis 7 :<br />

Anthropogene Einflußfaktoren des aktuellen Humusvorrats<br />

Hum usverlust in<br />

Mineralboden<br />

und Auflage<br />

3<br />

Vorratsm inim um<br />

Hum usverlust in<br />

Minera lbod en<br />

und Auflage<br />

4<br />

Aufla geakkumulation<br />

Auflagenabbau/<br />

Mineralbodenhumusauf<br />

7<br />

Ackernutzung<br />

Erstaufforstung<br />

alter Wald<br />

Nadelholzreinbestände<br />

Sekundäre Waldnutzung<br />

- Streunutzung<br />

- Waldweide<br />

- Brennholz/Abraum / Losholz<br />

Ausgangszusta nd<br />

stabile Hum usvorräte<br />

"naturnahe" Mischwäl<strong>der</strong> "natürliche" Laubwäl<strong>der</strong><br />

Entwic klungsstufen <strong>der</strong> Humusvorräte<br />

5<br />

Auflageverlust<br />

Naturverjüngung<br />

Legende<br />

Auflagehum us<br />

Hum us im Mineralboden<br />

Fremdstoffeintrag<br />

gute Versorgung<br />

mit mineralischen<br />

Nährstoffen, N und P<br />

gute Versorgung<br />

mit mineralischen<br />

Nährstoffen<br />

N-Überdüngung<br />

schlechte Versorgung<br />

mit mineralischen<br />

Nährstoffen/gute N-<br />

Versorgung<br />

Gleichgewicht<br />

(künstlich)<br />

lokale Emissionen<br />

z.B. Kalkung, Düngung<br />

regionale Emissionen<br />

z.B. Basenstäube, NH4<br />

überregionale Emissionen<br />

NO x,<br />

SO4<br />

Nährstoffharmonie/-disharmonie<br />

3.5.2 Naturnaher Laub-/Laubmischwald (Entwicklungsstufe 2 in Abb. 16)<br />

Entgegen den Naturwäl<strong>der</strong>n handelt es sich hier um naturnahen, im Naturverjüngungsbetrieb<br />

bewirtschafteten Laubwald. Fehlen an solche Standorten Relikte einstiger historischer<br />

Nutzungen, so können Humusformen erwartet werden, die im Fließgleichgewicht<br />

mit den natürlichen Standortsfaktoren stehen (sog. Gleichgewichtshumusformen).<br />

Die an solchen Standorten vorgefundenen C-Vorräte dienen als Zielgröße <strong>der</strong><br />

Erkennung und Bewertung von Degradationen.<br />

1<br />

2<br />

6<br />

aggradiert<br />

degradiert<br />

stabile Hum usvorräte Auflageverlust Auflagebildung


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 30<br />

3.5.3 Ackernutzung (Entwicklungsstufe 3 in Abb. 16)<br />

(zusammengetragen aus Erläuterungsbänden zu Standortskarten in ehemaligen Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieben<br />

des nordostdeutschen Tieflands)<br />

Die höchsten Waldverluste zugunsten <strong>der</strong> Landwirtschaft entstanden während <strong>der</strong> großen<br />

Rodungsperioden im 6. und 7. Jahrhun<strong>der</strong>t (Besiedlung <strong>der</strong> von den Germanen<br />

verlassenen Gebiete durch die Slawen) und im 12. und 13. Jahrhun<strong>der</strong>t (Kolonisation<br />

durch die Deutschen). Während zunächst nur die leichteren Böden betroffen waren,<br />

konnten im Mittelalter zunehmend auch lehmige Böden mit Hilfe eiserner Bodenbearbeitungsgeräte<br />

landwirtschaftlich genutzt werden. Ertragsarme Sandböden, auf denen<br />

sich kein Getreideanbau mehr lohnte, verödeten schnell und wurden schließlich als<br />

Weideflächen genutzt. Im Dreißigjährigen Krieg entstanden erneut großflächig Ödflächen,<br />

die sich zum Teil selbst wie<strong>der</strong> bewaldeten.<br />

Die aus Ödlandanflug hervorgegangenen Kiefernbestockungen wurden meist streugenutzt,<br />

wodurch <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> Humusverluste verhin<strong>der</strong>t wurde. Gleichzeitig<br />

konnten sich nur biologisch inaktive Humusformen entwickeln (Rohhumus, Mager-<br />

Rohhumus). Da solche Flächen für die Landwirtschaft unbrauchbar waren, konzentrierten<br />

sich weitere Rodungstätigkeiten auf noch verbliebene alte Waldreste. Die im 18.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t einsetzende Holznot för<strong>der</strong>te schließlich die Entwicklung einer geregelten<br />

Forstwirtschaft, welche im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t durch großflächige Aufforstungen von Ödland,<br />

beson<strong>der</strong>s aber ertragsarmen landwirtschaftlichen Nutzflächen, für die heutige<br />

Wald-Feldverteilung sorgte. Für die erfolgreiche Wie<strong>der</strong>bewaldung wurden streßtolerante<br />

Nadelbäume eingesetzt, wodurch Kiefer und, in Ökoregion I, auch die Fichte<br />

großflächig, begleitet durch z.T. schwere Meliorationseingriffe, etabliert wurden.<br />

Die Folgen <strong>der</strong> düngungsarmen Landwirtschaft <strong>der</strong> vergangenen Jahrhun<strong>der</strong>te waren<br />

erhebliche Humusverluste, die nicht nur den Nährhumus 1) vollständig vernichteten,<br />

son<strong>der</strong>n auch den beson<strong>der</strong>s auf Sandböden für die Bodenfruchtbarkeit wertvollen Dauerhumus<br />

2) .<br />

KRAUSS (1969) fand nach zweijähriger landwirtschaftlicher Nutzung bereits Humusverluste<br />

von 35 %. Genauere Schätzungen zu Humusschwund durch Landwirtschaft<br />

für typische Bodenformen des nordostdeutschen Tieflands finden sich bei THIERE<br />

(1968). Folgende Beziehungen<br />

zwischen<br />

Bodeneigenschaften<br />

und Humusschwund<br />

wurden von KRAUSS<br />

und THIERE herausgearbeitet:<br />

Bodenformen<br />

Humusschwund<br />

[in % bis 40 cm Tiefe]<br />

Sand-Braunpodsol 4 %<br />

Bän<strong>der</strong>sand-Braunerde 20 %<br />

Tieflehm-/Lehm-Fahlerde 22 %<br />

Filzhumusrostpodsol 44 %<br />

Tieflehm-Staugleyfahlerde/Lehm-Staugley 1 %<br />

• je humusreicher <strong>der</strong> Boden von Natur aus ist, desto höher liegen die Schwundmengen (auch bei hydromorphen<br />

Böden)<br />

• je humusärmer <strong>der</strong> Boden ist, desto bedeutsamer wirken die Humusverluste auf die Nährkraft<br />

• je sandiger das Bodensubstrat bei entsprechend guter Bodendurchlüftung, desto schneller schreitet<br />

<strong>der</strong> Humusschwund durch Ackernutzung fort<br />

• tiefsitzende Humusvorräte (z.B. bei Fahlerden und Podsolen) verringern die Anfälligkeit für Humusschwund.<br />

1) Nährhumus - mikrobiell leicht umsetzbarer Humus; wird vorwiegend mineralisiert<br />

2) Dauerhumus - schwer zersetzbarer Humus (Huminstoffe, etc.)


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 31<br />

Da Ackernutzung fast immer mit Grundwasserabsenkungen gekoppelt ist, verlieren<br />

humusreiche anhydromorphe Böden im Vergleich zum natürlichen Zustand unter Wald<br />

bis zu 50 % ihrer Humusvorräte (THIERE 1968). Bei an- und semihydromorphen Böden<br />

betragen die Verluste durch Landwirtschaft 55-85 t Humus/ha bis 40 cm Bodentiefe,<br />

und weiteren geschätzten 10-20 t zwischen 40 und 80 cm. Im Zuge <strong>der</strong> Standortskartierung<br />

wird beim Hauptteil <strong>der</strong> anhydromorphen Böden trotz <strong>der</strong> eingetretenen Humusverluste<br />

ähnlich wie bei den durch Grundwasserabsenkung humusverarmten Böden<br />

weiterhin die Ausgangsbodenform angesprochen. Lediglich Sand-Humusgleye unter<br />

Wald degradieren unter Acker und nach Grundwasserabsenkung zu Sand-Graugleyen<br />

(vgl. Kap. 3.7.3). Als Folge nachfolgen<strong>der</strong> Erosion finden sich nach Ackernutzung<br />

großflächig gekappte Böden, sog. Rumpf-Bodenformen (KOPP ET AL. 1982).<br />

Eine Beson<strong>der</strong>heit im Tiefland stellen Rabattenkulturen dar. Bei zu hohem Grundwasserstand<br />

wird durch Aufschüttung <strong>der</strong> Wurzelraum erhöht. Die Aufsandung <strong>der</strong> Rabatten<br />

erfolgte mit dem Grabenaushub, <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Einrichtung von Sammelgräben für Überschußwasser<br />

anfiel. Zusätzliches Ziel dieser Meliorationsmaßnahme war das Ausschalten<br />

<strong>der</strong> dichten Heidefilze. Die dabei entstandenen Humusverluste waren das Ergebnis<br />

von Grundwasserabsenkungen und Mineralisierungsverlusten <strong>der</strong> mit dem Grabenaushub<br />

locker vermischten Humuslagen.<br />

3.5.4 Bodenbearbeitung (Entwicklungsstufe 4 in Abb. 16)<br />

Künstliche Aufforstungen und Bodenvorbereitung<br />

Bodenbearbeitungsverfahren (z.B. Streifenkultur) haben das Ziel:<br />

• den Anwuchs <strong>der</strong> Jungpflanzen zu verbessern<br />

(bessere Wasserversorgung durch Mineralbodenkontakt)<br />

• unerwünschte Konkurrenzvegetation kurzfristig zu beseitigen<br />

• den Aufwand für Bestandesbegründung und –pflege zu reduzieren und<br />

• Dünger in den Boden einzuarbeiten.<br />

Nachteilig wirken sich Mineralisierungschübe <strong>der</strong> organischen Bodensubstanz aus, die<br />

durch Freilage <strong>der</strong> Bodenkrume entstehen. Zudem wird die Humusauflage durch Abraumbeseitigung<br />

völlig zerstört. HEINSDORF ET AL. (1986) schätzen den Zeitraum bis<br />

zum Wie<strong>der</strong>erreichen des Humusausgangsvorrats nach Kahlschlag auf 60 –100 Jahre<br />

(bezogen auf nährstoffärmere Sande im nordostdeutschen Tiefland).<br />

Vollumbruch (klassische Tieflockerungstechnik)<br />

Der Vollumbruch stellt eine weitaus drastischere Beeinträchtigung des Ökosystems dar<br />

als die Streifenkultur. Während Vollumbruch (im Ggs. zu streifenweise Verfahren) vollflächig<br />

Bodentiefen bis zu 1 m bearbeitet, reicht <strong>der</strong> klassische Waldpflug nur 10-15 cm<br />

tief. Der Vollumbruch bewirkt einen extremen Eingriff in den Humuskörper, <strong>der</strong>, wie<br />

alle Bodenbearbeitungsverfahren, Mineralisierungsschübe zur Folge hat und die Zersetzerkette<br />

nachfolgend in Mitleidenschaft zieht. Seine Anwendung ist i.d.R. mit Schlagräumung<br />

und Stockrodung, also zusätzlichem Nährstoffexport verbunden, wobei die<br />

Humusauflage meist auf Wälle geschoben, also komplett vernichtet wurde.


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 32<br />

Beson<strong>der</strong>s zur Melioration von Ödland und Heideflächen auf von Natur aus humusarmen<br />

Sandböden hat <strong>der</strong> Vollumbruch zumindest bis in die 60-er Jahre (Entwicklung<br />

und Anwendung pfleglicherer Verfahren) weite Verbreitung (WACHTER 1996, mündlich).<br />

Neben Netto-Humusverlusten mußten dort zusätzlich deutliche Einbußen <strong>der</strong><br />

Standortsfruchtbarkeit hingenommen werden. Bei <strong>der</strong> Heidebearbeitung kamen zudem<br />

oft Maßnahmenpackete zum Einsatz, im Zuge <strong>der</strong>er verschiedenste Kombinationen von<br />

Heide-/Abraumbrennen, chemischer Abtötung, Unterpflügen, mechanischer Aufarbeitung<br />

ungünstiger Bodenhorizonte und Entwässerungen zum Einsatz kamen. Allerdings<br />

war <strong>der</strong> tiefe Vollumbruch auf Heideflächen nicht zwangsläufig mit hohen Dauerhumusverlusten<br />

gekoppelt, da das Eingraben von Rohhumusauflagen und Bh-Horizonten<br />

in tiefere Bodenschichten je nach Durchführung <strong>der</strong> Maßnahmen die Mineralisierung<br />

verlangsamt.<br />

Entwässerung<br />

Die Entwässerungsbereitschaft sandiger Bodenlandschaften ist im Gegensatz zu lehmigen<br />

Böden beson<strong>der</strong>s hoch. Der unversperrte Grundwasserkörper erlaubt dabei schnelle<br />

und großflächige Än<strong>der</strong>ungen des Grundwasserspiegels. Die Auswirkungen sind demnach<br />

bei Grundgleyen (Gley nach KA4) weitaus höher als bei Staugleyen (Pseudogley<br />

nach KA4). Letztere werden eher kleinflächig über Grabensysteme entwässert. Die Reaktionsbereitschaft<br />

einer Bodenlandschaft für Grundwasserabsenkungen steigt zudem<br />

mit zunehmend trockenen Klima (KOPP ET AL. 1982)<br />

Primär humusreiche Bodenformen sind von Entwässerungsmaßnahmen am stärksten<br />

betroffen. Dazu zählen Moorgleye, Anmoorgleye, Humusgleye, Gleyhumusrostpodsole<br />

und Gleyrostpodsole. Die Schwun<strong>der</strong>wartung ist bei trockenem Klima höher als bei<br />

feuchterem Klima (KOPP ET AL. 1982).<br />

Tab. 8: Kohlenstoffverluste nach Grundwasserabsenkung um 0,8 m<br />

(umgerechnet mit den Faktor 1,724 gemäß SCHLICHTING UND BLUME (1966) und gerundet aus<br />

Humusmengen nach KOPP ET AL. 1982)<br />

Ausgangs-Bodenform natürlicher Ausgangshumusvorrat<br />

bis 80 cm + Auflage [t C/ha]<br />

mittl. Schwundbeträge<br />

[t C/ha]<br />

Bodenform nach<br />

Humusverarmung<br />

anhydr. Böden (GW bis 3m) 50-100 0 bleibt<br />

Gleyranker 50 5 bleibt<br />

Staugleyfahlerde 70 5 bleibt<br />

Gleyrostpodsol u.ä. 90 10 bleibt<br />

Gleyhumusrostpodsol u.ä. 130 25 bleibt<br />

Gleyfilzrostpodsol u.ä. 210 120 Gleyrostpodsol<br />

Gleyfilzhumusrostpodsol u.ä. 260 130 Gleyhumusrostpodsol<br />

Graugley 70 25 bleibt<br />

Humusgley 130 60 Graugley<br />

Anmoor/Moorgley 280 150 Humusgley<br />

Moor über Sand 590 270 Anmoor/Moorgley<br />

Bodenformen werden zwar durch die Horizontfolge ähnlich des Bodentyps nach KA4 definiert, werden in Erweiterung durch<br />

das nordostdeutsche Erkundungsverfahren mit Vorratsspannen von Humus (bei hydr. Bodenformen) bzw. Humus und Eisen<br />

(bei Podsolen) in Kombination mit spezifischen Substrattypen (z.B. bei Fahlerden mit Tieflehm, bei Podsolen hingegen Sand)<br />

unterlegt.


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 33<br />

Anhydromorphe Böden verbleiben trotz Humusschwunds nach Grundwasserabsenkung<br />

innerhalb <strong>der</strong> gleichen Bodenform (vgl. Kapitel 3.5.3). Sand-Humusgleye können nach<br />

Humusverlust durch Grundwasserabsenkung, oft in Verbindung mit zwischenzeitlicher<br />

Ackernutzung, zu Sand-Graugleyen degradieren. Die Zeitdauer dieser Humusverluste<br />

wird auf ein bis wenige Jahrhun<strong>der</strong>te geschätzt.<br />

3.5.5 Historische Waldnutzung (Entwicklungsstufe 5 in Abb. 16)<br />

Streunutzung stört den Nährstoffkreislauf eines Waldökosystems empfindlich. Diese<br />

Störung ist auf ärmeren Sandböden beson<strong>der</strong>s stark, da dort die Konzentrationen aller<br />

wichtigen Nährelemente in <strong>der</strong> Humusauflage am höchsten ist. Oft wurde Streunutzung<br />

auf Erstaufforstungsflächen (Aufforstungen von Ödland, Brachen und ehemals landwirtschaftlich<br />

genutzten Flächen) bevorzugt durchgeführt, da dort die Vegetationsbedeckung<br />

im Gegensatz zu krautreicheren Laubwäl<strong>der</strong>n geringer war und das Harken <strong>der</strong><br />

Streu damit einfacher. Damit verstärkte die Streunutzung den durch Humusverarmung<br />

hervorgerufenenen tiefgreifenden und bis heute sichtbaren Degradationseffekt.<br />

Je geringer die Nährkraft eines Standorts, desto stärker fällt sein Degradationsgrad nach<br />

Streunutzung aus und desto geringer kann auch seine Erholfähigkeit eingestuft werden.<br />

Typisch für Humusformen solcher Standorte ist die äußerst geringe Nährkraft mit nur<br />

geringmächtiger Humusauflage und vermin<strong>der</strong>ten Humusvorräten oft auch im oberen<br />

Mineralboden (Mager-Rohhumus). Mit Beginn intensiverer Düngung in <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />

um die letzte Jahrhun<strong>der</strong>twende reduzierte sich <strong>der</strong> Umfang streugenutzter Flächen<br />

erheblich. Durch langsame Erholung nach Eingriffsende und Stickstoffdüngung<br />

entwickelten sich unter Kiefer rohhumusartige Humusformen. Je nach Entwicklungsstadium<br />

des Bestandes und den spezifischen Lichtverhältnissen, aber auch in Abhängigkeit<br />

des Emissionsregimes, bilden sich dort inzwischen dichte Grasdecken aus. Auf<br />

nicht streugenutzten Waldstandorten finden sich günstigere Humusformen (Mo<strong>der</strong> bis<br />

Rohhumusartiger Mo<strong>der</strong>), die zumeist durch Blaubeer- bzw. Kräuter-Blaubeer-<br />

Vegetationstypen angezeigt werden. Dem Mager-Rohhumus ähnliche Humusformen<br />

sind auch auf verhagerten Standorten häufig, z.B im Bereich westlich exponierter einstufiger<br />

Buchen-Althölzer bzw. an Bestandesrän<strong>der</strong>n (Hager-Rohhumus).<br />

3.5.6 Atmogener Fremdstoffeintrag (Entwicklungsstufe 6 in Abb. 16)<br />

Auch die vieldiskutierte Versauerung nimmt Einfluß auf die Humusdynamik. Abnehmende<br />

pH-Werte im Waldboden und Auswaschungsverluste an Nährelementen nach<br />

Pufferung äußern sich in <strong>der</strong> Artenabnahme bzw. –verschiebung <strong>der</strong> Bodenorganismenpopulationen.<br />

Damit werden die Zersetzungsbedingungen für die org. Substanz gemin<strong>der</strong>t.<br />

Es kommt zur Bildung von Auflagehumusdecken. Dieser Prozeß wird erheblich<br />

beschleunigt und verstärkt unter Nadelholz durch dessen niedrige Streuqualität. Im Zuge<br />

nachfolgen<strong>der</strong> sekundärer Podsolierung kommt es schließlich zur Humusinfiltration<br />

in den Mineralboden aus dem Auflagehumus, ein Prozeß, <strong>der</strong> allerdings nicht zwangsläufig<br />

mit Humusverlusten gekoppelt ist, da sich die verlagerte oganische Substanz<br />

größtenteils wie<strong>der</strong> in Bh-Bän<strong>der</strong>n und -Horizonten sammelt.


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 34<br />

Dem entgegen wirken möglicherweise Stickstoffeinträge. Während <strong>der</strong>en Wirkung auf<br />

Humusauf- und –abbauprozesse <strong>der</strong>zeit intensiv untersucht wird, verursachen weit verbreitete<br />

vermutlich stickstoffbegünstigte Graswurzelfilze in Kiefern-Baumhölzern zumindest<br />

indirekt Humusverluste durch Lockerung und Zehrung rohhumusartiger Auflagen.<br />

3.5.7 Mo<strong>der</strong>ner Waldumbau (Entwicklungsstufe 7 in Abb. 16)<br />

Die aktuellen Waldbaurichtlinien <strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong> im gesamten Tiefland sehen großflächige<br />

Überführungsmaßnahmen <strong>der</strong> Kiefernforste vor. Dabei sollen vor allem auf<br />

besseren Standorten, dessen Nährkraftpotential nicht voll von den anspruchsloseren<br />

Nadelhölzern genutzt wird, durch konsequente För<strong>der</strong>ung ankommen<strong>der</strong> Naturverjüngung<br />

bzw. durch Voranbauten mit Laubholz letztendlich naturnähere laubholzdominierte<br />

Misch- bzw. reine Laubwäl<strong>der</strong> geschaffen werden. Auf mittleren Standorten ist<br />

das erklärte Ziel die Reduktion <strong>der</strong> Kiefer zugunsten von Buche und Traubeneiche in<br />

stabilen krautreichen Mischbeständen.<br />

Die Folgen dieser Waldbauprogramme haben große Bedeutung für die Entwicklung <strong>der</strong><br />

Humusvorräte, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Humusauflagen. Die möglichen konkreten Verän<strong>der</strong>ungen<br />

werden in Kap. 3.6 behandelt.<br />

3.5.8 Schlußfolgerungen<br />

Die meisten besprochenen Einflußfaktoren för<strong>der</strong>n nach meist völliger Zerstörung <strong>der</strong><br />

Humusauflage und erheblichen Mineralisierungsverlusten an Mineralbodenhumus<br />

letztlich die Humusakkumulation in <strong>der</strong> Auflage (Entwicklungszustand 4). Ursache<br />

ist die damit einhergehende Nährkraftverschlechterung, welche zusätzlich durch den<br />

Einfluß armer Nadelstreu geför<strong>der</strong>t wird. Es bilden sich in <strong>der</strong> Folge inaktivere Auflagehumusformen,<br />

ohne daß dabei die erlittenen Dauerhumusverluste des Mineralbodens<br />

kompensiert werden.<br />

Die C-Quellenwirkung von Entwaldungen ist unbestritten. Erstaufforstungen schaffen<br />

zwar wie<strong>der</strong> einen C-Speicher in <strong>der</strong> Humusauflage, eine langsame Regeneration <strong>der</strong><br />

C-Verluste in den Mineralböden ist allerdings nur über viele Jahrhun<strong>der</strong>te vorstellbar.<br />

Durch hydromeliorierende Maßnahmen ehemals grundwasserbeeinflußter Standorte<br />

kann eine Neubildung von Kohlenstoffreserven durch feuchtebedingte Humusakkumulation<br />

in sicherlich kürzeren Zeithorizonten stattfinden.<br />

Die enormen fremdstoffgetragenen Verän<strong>der</strong>ungen des Humuszustands <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong><br />

deuten <strong>der</strong>zeit auf zwei Entwicklungen:<br />

1. Da inzwischen auch bessere Standorte ihre Pufferfähigkeit verloren haben<br />

(BÜTTNER 1997; KONOPATZKY 1997; KOPP 1996), ist auch dort die Bildung<br />

schlechtere Humusauflagen zu erwarten (Mo<strong>der</strong> statt mullartiger Mo<strong>der</strong> und Mull).<br />

2. Auf ärmeren Böden könnte die atmogene Stickstoff-Aufsättigung letztlich zu vermehrtem<br />

Humusabbau in den Auflagen führen.


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 35<br />

3.6 <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> <strong>der</strong> Humusauflage<br />

3.6.1 Methodik<br />

3.6.1 Methodik<br />

3.6.2 Ist-Vorräte<br />

reiche Standorte<br />

kräftige Standorte<br />

mittlere Standorte<br />

ziemlich arme Standorte<br />

arme Standorte<br />

vollhydromorphe Standorte<br />

3.6.3 Quellen- und Senken-Potential <strong>der</strong> Humusauflagen<br />

reiche Standorte<br />

kräftige Standorte<br />

mittlere Standorte<br />

ziemlich arme und arme Standorte<br />

feuchte Standorte<br />

3.6.4 Schlußfolgerungen<br />

Kohlenstoffsenken<br />

Kohlenstoffquellen<br />

Die C-Vorräte in <strong>der</strong> Humusauflage sind eng an Hydromorphiegrad und Makroklima<br />

gekoppelt (BARITZ 1996). Naturraumbezogene Auswertungen großräumiger Inventurdaten<br />

sollten daher diese Standortseigenschaften berücksichtigen. Auf Bundesebene<br />

wurden dazu Ökoregionen ausgewiesen, die beson<strong>der</strong>s hinsichtlich Klimaverhältnisse<br />

regionale Muster aufweisen (vgl. Kap. 2.1). Bei den folgenden auf das norddeutsche<br />

Tiefland bezogenen Untersuchungen wurde demnach eine entsprechende regionalökologische<br />

Differenzierung des Datematerials nach den in Kapitel 2.1 beschriebenen<br />

Ökoregionen vorgenommen. Da Humusauflagen leichter und schneller durch den Menschen<br />

beeinflußt werden können als Humusvorräte im Mineralboden, und da das gesamte<br />

Tiefland einen von intensiver Landnutzung überprägten Naturraum darstellt, soll<br />

zunächst, im Gegensatz zu den Mineralbodenvorräten, auf eine weitergehende Unterscheidung<br />

nach Subregionen verzichtet werden. Darüberhinaus befinden sich beim Humusstatus<br />

die Waldstandorte <strong>der</strong> vorliegenden Inventurdaten in so unterschiedlichen<br />

Entwicklungsstufen, daß bei einer weiteren Unterteilung <strong>der</strong> Ökoregionen kein Informationsgewinn<br />

erzielt werden konnte.<br />

Das Datenmaterial des norddeutschen Tieflands entstammt 402 BZE-Standorten. Durch<br />

die Einbeziehung <strong>der</strong> Stamm-Nährkraft (im Zuge <strong>der</strong> Standortskartierung angesprochene<br />

substratbezogene Nährstoffversorgung eines Waldstandorts) als oberste Auswertungsebene<br />

bleibt eine einheitliche Interpretationsebene mit den Mineralbodenvorräten<br />

und mit im Gelände ansprechbaren und kartierten Standortsformen erhalten. Neben <strong>der</strong><br />

Nährstoffstufe eines Standorts sind ferner <strong>der</strong> aktuelle Bestockungsstyp und das Bestandesalter<br />

wichtige Faktoren des aktuellen Auflagevorrats. Mit Hilfe dieser Faktoren<br />

kann schließlich die potentielle natürliche Vegetation, welche sich an den Stamm-<br />

Eigenschaften Nährkraft und Feuchte höhenzonal ausrichtet, angesprochen werden.<br />

Folgende Eigenschaften dienten schließlich zur Einstufung von Standorten mit Ziel-<br />

Zuständen (vgl. Kap. 3.3):


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 36<br />

• Bestandestyp ähnlich <strong>der</strong> potentiellen natürlichen Vegetation<br />

• keine Bodenbearbeitungsmaßnahmen<br />

• Vorbestand war Laubholz<br />

• Verjüngungsverfahren war möglichst Naturverjüngung<br />

• Bestandesalter > 60 Jahre, möglichst > 100 Jahre<br />

Die Ergebnisse können den Abbildungen 18 a-k (Ist-Zustände) und den Abbildungen 19<br />

a-b (naturnahe Ziel-Zustände) entnommen werden. In vielen Fällen liegen nur wenige<br />

Standorte mit ähnlichen Merkmalskombinationen vor. Das betrifft vor allem die naturnahen<br />

Standorte, bei denen oft nur Einzelstandorte das Humusspeicherpotential eines<br />

stabilen, alten Gleichgewichtszustandes aufzeigen. Die im Folgenden dargestellten<br />

und erläuterten Ergebnisse können daher lediglich den Rahmen für Größenordnungen<br />

darstellen, in denen hypothetisch angenommene Verän<strong>der</strong>ungen tatsächlich<br />

stattfinden können.<br />

Alle Abbildungen enthalten mittlere <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> <strong>der</strong> Humusauflage nach Humusformen<br />

und Bestandestypen (vgl. Abb. 17). Bei den Humusformen werden in Ergänzung<br />

zu Kap. 2.2 zusätzlich <strong>der</strong> Feinhumusreichtum (fha - feinhumusarm, fhr –<br />

feinhumusreich) bei Mo<strong>der</strong> und Rohhumus berücksichtigt (AK STANDORTSKARTIERUNG<br />

1996). Zu den Laubholzbeständen wurden in Einzelfällen auch laubholzdominierte<br />

Mischbestände gerechnet, wenn an diesen Standorten alle übrigen Kriterien <strong>der</strong> Naturnähe<br />

erfüllt waren. Im Zuge <strong>der</strong> Auswertungen erwies sich das Bestandesalter als wichtiges<br />

Hilfsmerkmal. Junge Nadelbestände mit maximalem Alter von 60 Jahren (die<br />

meisten davon < 30 Jahre) wurden daher geson<strong>der</strong>t betrachtet. Bei den dort angesprochenen<br />

Humusformen handelt es sich eigentlich um unentwickelte Humusformen<br />

bzw. deutlich gestörte Humusformen, bei denen noch kein Gleichgewichtszustand zwischen<br />

Humusauf- und -abbau herrscht.<br />

Abb. 17: Legende zu den Ergebnisdiagrammen <strong>der</strong> Abbildungen 18 a-k<br />

3.6.2 Ist-Vorräte<br />

Reiche Standorte (Abb. 18 a)<br />

Bestandestypen<br />

naturnahe Laubholzbestände<br />

nadelholzbeherrschte Mischbestände<br />

reine Nadelholzbestände<br />

junge Nadelholzbestände<br />

Die meisten reichen, aber auch kräftigen Standorte des Tieflands befinden sich unter<br />

landwirtschaftlicher Nutzung. Dies wird z.B. deutlich bei <strong>der</strong> geringen Waldbedeckung<br />

<strong>der</strong> Leitbodenassoziation 19, einer typische Bodenlandschaft mit jungpleistozänem Geschiebelehm<br />

und oft noch kalkhaltigem Untergrund (vgl. Waldprozente nach Leitbodenassoziationen<br />

<strong>der</strong> BÜK 1000 nach Bundeslän<strong>der</strong>n; BARITZ 1996).


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 37<br />

Abb. 18 a: C-Auflagevorräte von R-Standorten in Ökoregion I+II<br />

(fha - feinhumusarm, fhr – feinhumusreich)<br />

C [t/ha]<br />

Humusauflage<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Nährkraft R<br />

Ökoregion I+II<br />

L-Mull F-Mull mull. Mo<strong>der</strong> fha Mo<strong>der</strong> fhr Mo<strong>der</strong> rohh. Mo<strong>der</strong> fha Rohhumus<br />

Die verbleibenden Waldreste auf R-<br />

Standorten bestehen oft aus naturnahen<br />

Buchen- und Buchenmischwäl<strong>der</strong>n in<br />

reliefstärkeren Teilgebieten bzw. auf<br />

schwer zu entwässernden schweren<br />

Böden und erlenreichen Mischwäl<strong>der</strong>n<br />

in azonalen nassen Senken. Die typischen<br />

Humusformen sind Mull und<br />

Mullartiger Mo<strong>der</strong>. Der Einfluß von<br />

Nadelstreu auf die Zersetzeraktivität ist gering, die Humusakkumulation mit durchschnittlich<br />

14,3 t C/ha gerade 1 t C/ha über <strong>der</strong>jenigen eines Mullartigen Mo<strong>der</strong>s unter<br />

reinem Laubwald. Zwischen den Ökoregionen war kein nennenswerter Unterschied<br />

feststellbar.<br />

Kräftige Standorte (Abb. 18 b und c)<br />

Die Auflagemächtigkeiten unter Laubholz nebst Humusformen sind denjenigen <strong>der</strong> reichen<br />

Standorte vergleichbar. Am häufigsten vertreten waren allerdings nadelholzdominierte<br />

Mischbestände mit feinhumusreichem Mo<strong>der</strong> in Ökoregion I und Mullartigem<br />

Mo<strong>der</strong> in Ökoregion II. Ebenfalls häufig waren Standorte mit reinen Nadelforsten<br />

und feinhumusarmen Mo<strong>der</strong> in Ökoregion II. Mo<strong>der</strong> mit C-Vorräten um 40 t/ha in Ökoregion<br />

I sind keine Seltenheit. In Ökoregion II konnte ein ähnlich vorratsreicher feinhumusreicher<br />

Mo<strong>der</strong> nur in einem Fall gefunden werden, einem Drahtschmielen-<br />

Kiefernforst in einem grundwasserbeeinflußten Bodenmosaik (Leitbodenassoziation<br />

17). Grundsätzlich sind die Mo<strong>der</strong> im nordostdeutschen Tiefland deutlich geringer bevorratet<br />

als im nordwestdeutschen Tiefland.<br />

Abb. 18 b: C-Auflagevorräte von K-Standorten in Ökoregion I<br />

C [t/ha]<br />

Humusauflage<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Nährkraft K<br />

Ökoregion I<br />

Mull mull. Mo<strong>der</strong> fha Mo<strong>der</strong> fhr Mo<strong>der</strong> rohh. Mo<strong>der</strong> fha Rohhumus fhr Rohhumus<br />

Abb. 18 c: C-Auflagevorräte von K-Standorten<br />

in Ökoregion II<br />

C [t/ha]<br />

Humusauflage<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Nährkraft K<br />

Ökoregion II<br />

Mull mull. Mo<strong>der</strong> fha Mo<strong>der</strong> fhr Mo<strong>der</strong> rohh. Mo<strong>der</strong> fha Rohhumus fhr Rohhumus


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 38<br />

Die Vorkommen von Rohhumusartiger Mo<strong>der</strong> und Rohhumus unter Kiefer und Fichte<br />

lassen das Degradationspotential von Nadelbeständen deutlich werden. Es handelt sich<br />

beim Rohhumusartigen Mo<strong>der</strong> um unter 40-jährige, beim feinhumusarmen Rohhumus<br />

um unter 30-jährige Streifenkulturen, teils nach Kahlschlag, nach Ackeraufforstung,<br />

o<strong>der</strong> sogar nach Vollumbruch. Die Zustandsstufen unter Nadelholz, auch bei den Mo<strong>der</strong>-Standorten,<br />

liegen im Säure-Basenstatus fast ausschließlich im ziemlich armen Bereich,<br />

beim Stickstoffstatus zu ca. 50 %. Die Endvorräte <strong>der</strong> beschriebenen unentwickelten<br />

armen Auflagehumusformen dürften – ließe man diese Bestände ins hohe Alter<br />

kommen - demnach im Bereich <strong>der</strong> feinhumusreichen Mo<strong>der</strong> liegen, möglicherweise<br />

(aufgrund <strong>der</strong> Zustandsstufe) sogar beim Rohhumusartigen Mo<strong>der</strong> verharren.<br />

In zwei Fällen wurden feinhumusreiche Rohhumusauflagen angesprochen. Dabei handelt<br />

es sich um stark grundwasserabgesenkte Standorte, bei denen die heutige Auflagenmächtigkeit<br />

als Relikt einstigen Wasserüberschusses anzusehen ist.<br />

Mittlere Standorte (Abb. 18 d und e)<br />

Die Gleichgewichtshumusformen mittel nährstoffversorgter Standorte sind – unter<br />

Laubwald und wie<strong>der</strong>um nur in Einzelfällen im BZE-Netz vertreten - Mullartiger Mo<strong>der</strong><br />

und feinhumusarmer Mo<strong>der</strong>, bei zunehmen<strong>der</strong> Feuchte in Ökoregion I zudem <strong>der</strong><br />

feinhumusreiche Mo<strong>der</strong>.<br />

Abb. 18 d: C-Auflagevorräte von M-Standorten in Ökoregion I<br />

C [t/ha]<br />

Humusauflage<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Nährkraft M<br />

Ökoregion I<br />

Mull mull. Mo<strong>der</strong> fha Mo<strong>der</strong> fhr Mo<strong>der</strong> rohh. Mo<strong>der</strong> fha Rohhumus fhr Rohhumus<br />

Abb. 18 e: C-Auflagevorräte von M-Standorten<br />

in Ökoregion II<br />

Nährkraft M<br />

Ökoregion II<br />

Die <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> unter Nadelholz liegen in beiden Ökoregionen fast doppelt so<br />

hoch wie unter Laubholz. Insgesamt verfügen alle Auflagehumusformen, besondes in<br />

Ökoregion II, über auffällig ähnliche <strong>Kohlenstoffvorräte</strong>. Die Standorte ähneln sich in<br />

ihrer bodenchemischen Ausstattung weitestgehend - in Ökoregion I auf ziemlich armen<br />

(z) und armen (a), in Ökoregion II auf mäßig nährstoffhaltigen (m) bis ziemlich armen<br />

(z) Niveau (vgl. Tab. 5). Die feinhumusarmen Rohhumusformen in Ökoregion I entstammen<br />

kollinen und damit nach Westen exponierten Bereichen des ostnie<strong>der</strong>sächsischen<br />

Tieflands, die feinhumusreichen Formen von küstennahen BZE-Standorten.<br />

C [t/ha]<br />

Humusauflage<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Mull mull. Mo<strong>der</strong> fha Mo<strong>der</strong> fhr Mo<strong>der</strong> rohh. Mo<strong>der</strong> fha Rohhumus fhr Rohhumus


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 39<br />

Die <strong>der</strong>zeitige Bestockung <strong>der</strong> M-Standorte wird, obwohl ohne Nadelholzbeimischung<br />

im Naturwald, völlig von reinen Nadelholz- und nadelholzdominierten Mischbeständen<br />

beherrscht. Laubholzbeimischung verbesserte, wie in einem Beispiel aus Ökoregion II<br />

erkennbar, noch nicht die Humusform, verringerte jedoch die Auflagevorräte um 50 %<br />

gegenüber reinem Nadelwald. Eine Verbesserung <strong>der</strong> Humusform ist langfristig zu erwarten,<br />

da <strong>der</strong> Stickstoff- und Säure-Basenstatus dieser Flächen auf Mo<strong>der</strong>-Niveau<br />

liegt. Die Bestände mit feinhumusreichem Mo<strong>der</strong> in Ökoregion I sind allsamt über<br />

100 Jahre alt und zeigen damit die Gleichgewichtshumusform unter Kiefer bzw. Fichte<br />

an. Es sei hier vermerkt, daß alte Nadelforste - ähnlich wie in dem besprochenen Beispiel<br />

eines kräftigen Standorts - über höhere <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> verfügen als mittelalte<br />

Nadelbestände.<br />

Ziemlich arme Standorte (Abb. 18 f und g)<br />

In Ökoregion I überwiegen auf ziemlich armen Standorten Mo<strong>der</strong> und Rohhumusartiger<br />

Mo<strong>der</strong>. Bei den Mo<strong>der</strong>n handelt es sich um frische bis feuchte Auflagen, im Falle<br />

<strong>der</strong> feinhumusarmen Mo<strong>der</strong> um alte Laub- und Nadelmischwäl<strong>der</strong> in harmonischem<br />

Nährstoffzustand passend zur Nährkraft <strong>der</strong> Standortsform. Reine Nadelbestände mit<br />

feinhumusarmen Mo<strong>der</strong> sind entwe<strong>der</strong> jünger als 60 Jahre o<strong>der</strong> wurden einst streugenutzt.<br />

Nadelreinbestände hohen Alters entwickeln auf Z-Standortsformen in Ökoregion<br />

I feinhumusreiche Mo<strong>der</strong>auflagen mit Nährstoffstatus auf armen Niveau. Die <strong>Kohlenstoffvorräte</strong><br />

klettern dort um das nahezu fünffache des natürlichen Eichen-Birken-<br />

Laubmischwaldes.<br />

Abb. 18 f: C-Auflagevorräte von Z-Standorten in Ökoregion I<br />

C [t/ha]<br />

Humusauflage<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Nährkraft Z<br />

Ökoregion I<br />

Mull mull. Mo<strong>der</strong> fha Mo<strong>der</strong> fhr Mo<strong>der</strong> rohh. Mo<strong>der</strong> fha Rohhumus fhr Rohhumus<br />

Abb. 18 g: C-Auflagevorräte von Z-Standorten<br />

in Ökoregion II<br />

Nährkraft Z<br />

Ökoregion II<br />

Bei zunehmen<strong>der</strong> Feuchte steigt <strong>der</strong> natürliche Kohlenstoffvorrat mit <strong>der</strong> Entstehung<br />

des feinhumusreichen Rohhumus auf das 12-fache des Laub-Mo<strong>der</strong>s. Dieser hohe Vorrat<br />

entstammt einem <strong>der</strong> seltenen alten Waldstandorte und paßt nicht zum heutigen<br />

Feuchtestatus.<br />

C [t/ha]<br />

Humusauflage<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Mull mull. Mo<strong>der</strong> fha Mo<strong>der</strong> fhr Mo<strong>der</strong> rohh. Mo<strong>der</strong> fha Rohhumus fhr Rohhumus


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 40<br />

Die mächtige Auflage weist demnach auf einen feuchteren Ausgangszustand. Trotz Abnahme<br />

<strong>der</strong> Bodenfeuchte kann dieser von Bodenbearbeitungsmaßnahmen verschonte<br />

Standort als Ziel-Zustand das Ausmaß von Humusverlusten auf feuchten Standorten<br />

aufzeigen. Vergleicht man ihn mit degradierten Nadelholzaufforstungen von Z-Standorten<br />

<strong>der</strong>selben Ökoregion, belaufen sich die Verluste auf fast 50 t C/ha im Falle von<br />

Heide- bzw. Folgeaufforstungen mit Streifenkultur, und sogar auf 80t C/ha bei Ödlandaufforstung<br />

mit Streifenkultur nach Plaggennutzung.<br />

Wie bereits bei mäßig nährstoffhaltigen (M-) Standorten gezeigt, liegen die Vorräte in<br />

Ökoregion II deutlich unter denen in Ökoregion I. Feinhumusreiche Mo<strong>der</strong> finden sich<br />

nur auf Gleybraunerden und Graugleyen unter dem Einfluß erhöhter Bodenfeuchte. Die<br />

meisten Standorte entwickeln Rohhumusartigen Mo<strong>der</strong> und feinhumusarmen Rohhumus.<br />

Auffällig waren die Vorkommen von feinhumusarmen Mo<strong>der</strong> auf bodenchemisch<br />

aggradierten Standorten: die bessere Humusform ist dort möglicherweise das<br />

Ergebnis <strong>der</strong> Einstellung eines neuen Fließgleichgewichts auf höherem Niveau durch<br />

Ankurbelung <strong>der</strong> Zersetzeraktivität. Desweiteren bestätigt sich erneut, daß Beimischung<br />

von Laubholz zu geringeren Auflagen führt als unter reinem Nadelholz. Ob sich dabei<br />

auch die Qualitätsstufe <strong>der</strong> Humusform än<strong>der</strong>t, kann zum <strong>der</strong>zeitigen Auswertungsstand<br />

nicht vorhergesagt werden.<br />

Arme Standorte (Abb. 18 h und i)<br />

Die C-Vorräte auf armen Standorten ähneln denen <strong>der</strong> ziemlich armen Standorte. Die<br />

Mittelwerte <strong>der</strong> Humusformen in Ökoregion I schwanken weitestgehend zwischen 40<br />

und 50 t C/ha. Laubholzbeimischungen fehlen gänzlich. Es dominiert <strong>der</strong> Rohhumusartige<br />

Mo<strong>der</strong>. Sowohl feinhumusreicher Mo<strong>der</strong> als auch Rohhumusartiger Mo<strong>der</strong> laufen<br />

in fast allen Fällen mit Drahtschmielenfilzen unter Kiefer einher. Feinhumusarmer<br />

Rohhumus entwickelte sich auf einer streugenutzten Fläche und einer im Zuge <strong>der</strong><br />

Kulturbegründung abraumgeschobenen Fläche. Die höchsten C-Vorräte zwischen 60<br />

und 70 t/ha in Ökoregion I fanden sich in über 80-jährigen Kiefernbeständen auf Talsanden<br />

mit Humusrostpodsolen.<br />

Abb. 18 h: C-Auflagevorräte von A-Standorten in Abb. 18 i: C-Auflagevorräte von A-Stand-<br />

Ökoregion I orten in Ökoregion II<br />

C [t/ha]<br />

Humusauflage<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Nährkraft A<br />

Ökoregion I<br />

Mull mull. Mo<strong>der</strong> fha Mo<strong>der</strong> fhr Mo<strong>der</strong> rohh. Mo<strong>der</strong> fha Rohhumus fhr Rohhumus<br />

C [t/ha]<br />

Humusauflage<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Nährkraft A<br />

Ökoregion II<br />

Mull mull. Mo<strong>der</strong> fha Mo<strong>der</strong> fhr Mo<strong>der</strong> rohh. Mo<strong>der</strong> fha Rohhumus fhr Rohhumus


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 41<br />

Dominierende Humusform in Ökoregion II ist ebenfalls <strong>der</strong> Rohhumusartige Mo<strong>der</strong>.<br />

Auffällig war das Vorkommen von feinhumusreichem Rohhumus als Ergebnis feuchtebedingter<br />

Humusakkumulation. Ebenfalls auf feuchten A-Standorten wurden feinhumusarme<br />

und feinhumussreiche Mo<strong>der</strong> angesprochen. Erstere fanden sich unter alten<br />

Nadelforsten (> 80 Jahre) und zeugen von den enormen Humusverlusten beson<strong>der</strong>s auf<br />

feuchten Standorten (gegenüber dem feinhumusreichen Rohhumus mit Nadelmischwald<br />

knapp 50 t/ha Kohlenstoffverlust). Feinhumussreicher Mo<strong>der</strong> wurde nur als unentwickelte<br />

Durchgangsform mit Entwicklungstendenz wahrscheinlich hin zum Rohhumusartigen<br />

Mo<strong>der</strong> gefunden.<br />

Vollhydromorphe Standorte (Abb. 18 j und k)<br />

Bei den Nährkraftstufen Z und A wurden kaum noch mineralische Naßstandorte angetroffen.<br />

Die meisten Standorte sind so stark anthropogen überprägt, daß einerseits die<br />

aktuellen Feuchtestufen im semihydromorphen Bereich liegen, und an<strong>der</strong>erseits die<br />

Humusvorräte wasserüberschußbedingte Humusakkumulation gar nicht o<strong>der</strong> nur<br />

schwach anzeigen. Bei einigen feinhumusreichen Rohhumusformen ist dies allerdings<br />

sicher noch <strong>der</strong> Fall. Diese Standorte wurden bei den bisherigen Ergebnissen bereits<br />

hervorgehoben.<br />

Auffällige Unterschiede <strong>der</strong> Auflagevorräte zwischen vollhydromorphen Standorten<br />

und an-/semihydromorphen Standorten fanden sich bei kräftigen und mittel nährstoffversorgten<br />

nassen Standorten (NK bzw. NM). Die C-Vorräte <strong>der</strong> auf NK-Standorten<br />

vorkommenden Humusformen Mull, Mullartiger<br />

Mo<strong>der</strong> und Mo<strong>der</strong> sind vergleichbar Abb. 18 k: C-Auflagevorräte von NM-Standdenjenigen<br />

<strong>der</strong> an- und semihydromorphen orten in Ökoregion I+II<br />

Standorte in Ökoregion I. Häufigste Humusform<br />

auf NM-Standorten ist <strong>der</strong> feinhumusreiche<br />

Rohhumus, in vielen Fällen nach<br />

KA4 (AG Boden, 1994) als Feucht-Rohhumus<br />

zu bezeichnen.<br />

Abb. 18 j: C-Auflagevorräte von NK-Stand-orten in<br />

C [t/ha]<br />

Humusauflage<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Nährkraft NK<br />

Ökoregion I+II<br />

F-Mull mull. Mo<strong>der</strong> fha Mo<strong>der</strong> fhr Mo<strong>der</strong> rohh. Mo<strong>der</strong> fha Rohhumus fhr Rohhumus<br />

Ökoregion I+II<br />

Nährkraft NM<br />

Ökoregion I+II<br />

Alle Vorkommen liegen in Ökoregion I. Typischerweise finden sich hier vor allem nasse<br />

Auflagen auf stauvergleyten Böden, die von Natur aus schwer zu entwässern sind.<br />

Daneben kommt auch ein Anmoorgley mit alter Waldbestockung vor.<br />

C [t/ha]<br />

Humusauflage<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Mull mull. Mo<strong>der</strong> fha Mo<strong>der</strong> fhr Mo<strong>der</strong> rohh. Mo<strong>der</strong> fha Rohhumus fhr Rohhumus


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 42<br />

Bei den degradierten Formen handelt es sich um verschiedene semi- und vollhydromorphe<br />

Böden mit unterschiedlichen Einflußnahmen durch den Menschen (Heideaufforstungen<br />

auf Gleybraunerden und Graugleyen, nachweisliche Waldweide mit Anmoorgley,<br />

etc.). In Ökoregion II findet sich lediglich <strong>der</strong> feinhumusreiche Mo<strong>der</strong> auf Humusgley<br />

unter altem Wald.<br />

Insgesamt liegen auch bei den NM-Standorten, welche überwiegend in Ökoregion I zu<br />

finden sind, den an-/semihydromorphen M-Standorten vergleichbare C-Vorräte vor.<br />

Intakte und reliktische Feucht-Rohhumusauflagen finden sich zudem auch auf an-/semihydromorphen<br />

Standorten <strong>der</strong> Nährkraft K und Z (s.o.).<br />

3.6.3 Quellen- und Senken-Potential <strong>der</strong> Humusauflagen –<br />

Ist-Ziel-Vergleich<br />

Aus den in Kap. 3.6.2 zusammengestellten Ergebnissen können nun aufgrund <strong>der</strong> Naturnähe<br />

<strong>der</strong> Standorte Ziel-Vorräte abgeleitet werden. Bei den dargestellten Vorräten<br />

handelt es sich allerdings meistens um Daten von Einzelstandorten. Die Ergebnisse<br />

können demnach nur Größenordnungen vermitteln, wie sie auf degradierten Standorten<br />

<strong>der</strong>selben Ökoregion und Nährkraft möglicherweise denkbar wären.<br />

Abb. 19 a : Ziel-Vorräte in Ökoregion I [t C/ha]<br />

C [t/ha]<br />

Humusauflage<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Abb. 19 b: Ziel-Vorräte in Ökoregion II [t C/ha]<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

R<br />

C [t/ha]<br />

Humusauflage<br />

R K<br />

an-/semihydromorpher Standorte<br />

Ökoregion I<br />

K<br />

R<br />

M<br />

an-/semihydromorpher Standorte<br />

Ökoregion II<br />

M<br />

K M<br />

Z<br />

Mull mull. Mo<strong>der</strong> fha Mo<strong>der</strong> fhr Mo<strong>der</strong> rohh. Mo<strong>der</strong> fha Rohhumus fhr Rohhumus<br />

Mull mull. Mo<strong>der</strong> fha Mo<strong>der</strong> fhr Mo<strong>der</strong> rohh. Mo<strong>der</strong> fha Rohhumus fhr Rohhumus<br />

M<br />

Z<br />

A<br />

Z<br />

Abk. Stamm-Nährkraft<br />

R reich<br />

K kräftig<br />

M mäßig nährstoffhaltig<br />

Z ziemlich arm<br />

A arm<br />

Bestandestypen<br />

naturnahe Laubholzbestände<br />

nadelholzbeherrschte Mischbestände<br />

reine Nadelholzbestände<br />

junge Nadelholzbestände


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 43<br />

Reiche Standorte<br />

Die meisten R-Standorte befinden sich beim C-Vorrat im Bereich des Ziel-Zustands.<br />

Allerdings weisen nur wenige feuchte R-Standorte bodenchemische Kennwerte auf r-<br />

Zustandsniveau auf. Alle Standorte mittlerer Bodenfeuchte liegen im Säure-Basen-<br />

Status bei m, im Stickstoff-Status bei k. Die sichtbaren Folgen <strong>der</strong> Versauerung wirken<br />

sich demnach auch auf reichen Standorten aus. Ob sich dieser Befund auf die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Humusformen und damit <strong>der</strong> C-Vorräte auswirkt, kann nicht eindeutig vorhergesagt<br />

werden. Eine Zunahme vorratsreicher Mullartiger Mo<strong>der</strong> bis hin zu feinhumusarmen<br />

Mo<strong>der</strong>n auch auf reichen Standorten kann allerdings langfristig erwartet<br />

werden - und damit auch eine Humusakkumulation bei herabgesetzter bodenbiologischer<br />

Abbauintensität.<br />

Kräftige Standorte<br />

Auf kräftigen Standorten kommen im naturnahen Zustand keine Auflagehumusformen<br />

vor. In unseren Wäl<strong>der</strong>n sind hier allerdings Mo<strong>der</strong> unter Nadelforsten keine Ausnahme,<br />

eher die Regel. Damit ergibt sich für K-Standorte im Zuge <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit laufenden<br />

Waldumbauprogramme, die die völlige Auflösung von Nadelbeständen auf K-Standorten<br />

for<strong>der</strong>n, eine gewaltige Quelle für Kohlenstoff, da die mächtigen Auflagen von<br />

Mo<strong>der</strong> und Rohhumusartigen Mo<strong>der</strong> zugunsten feinhumusarmen Mo<strong>der</strong> unter Laubholz<br />

verschwinden.<br />

Mittlere Standorte<br />

Die Prognose für mittlere Standorte ist ähnlich <strong>der</strong>jenigen <strong>der</strong> kräftigen Standorte.<br />

Da dort die natürlichen Mo<strong>der</strong> vorratsreicher sind, und waldbauliche Überführungsmaßnahmen<br />

weitestgehend Beimischungen von Nadelholz zulassen, werden sich hier<br />

die Auflagen nicht so extrem reduzieren wie auf K-Standorten. Beson<strong>der</strong>s in Ökoregion<br />

II, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Oberbodenzustand im Stickstoffstatus durchweg günstiger ist als in Ökoregion<br />

I, deutet sich bereits unter Nadelholz eine Welle <strong>der</strong> Auflagenzehrung durch Nbegünstigte<br />

Grasfilze von Drahtschmiele und Sand-Reitgras an. Hintergrund dafür sind<br />

sicherlich auch die intensiven großflächigen Sticktoffdüngungen <strong>der</strong> siebziger und achtziger<br />

Jahre, die in Verbindung mit <strong>der</strong> spezifischen Altersklassenstruktur (Überhang<br />

mittlerer Baumhölzer und zunehmende Lichtdurchlässigkeit ihrer Kronendächer) diese<br />

Humusformenentwicklung begünstigen.<br />

Als Gleichgewichtshumusformen unter reinem Nadelholz und unter Nadelmischbeständen<br />

stellt sich in Ökoregion I <strong>der</strong> feinhumusreiche Mo<strong>der</strong>, in Ökoregion II <strong>der</strong> feinhumusarme<br />

Mo<strong>der</strong> und <strong>der</strong> Rohhumusartige Mo<strong>der</strong> ein. Die Rohhumusformen sind, wenn<br />

sie nicht unentwickelte Humusformen in jungen und mittelalten Kiefernwäl<strong>der</strong>n darstellen,<br />

auf einen mindestens im Stickstoffstatus ziemlich armen bis mittleren Zustand<br />

regradiert, sodaß auch morphologisch langfristig eine Verbesserung hin zu Rohhumusartigen<br />

Mo<strong>der</strong> bzw. bei Laubholzdominanz sogar zum Mo<strong>der</strong> folgen müßte (falls diese<br />

Bestände ins hohe Alter kommen).


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 44<br />

Ziemlich arme und arme Standorte<br />

Die Wirkungen von Bodenbearbeitungsmaßnahmen bei <strong>der</strong> Kulturvorbereitung nach<br />

Kahlschlag sowie <strong>der</strong> üblichen Bodenmeliorationsverfahren bei Acker-, Heide- und<br />

Ödlandaufforstungen wirken noch deutlich nach. Humusverluste gehen dabei beson<strong>der</strong>s<br />

zu Lasten <strong>der</strong> Humusauflage, welche sich erst nach 60-100 Jahren wie<strong>der</strong> reproduziert<br />

(HEINSDORF ET AL. 1986). Die in diesem Zeitraum wie<strong>der</strong> aufgebaute Humusauflage<br />

entspricht allerdings lediglich <strong>der</strong>jenigen des ebenfalls in Kahlschlagswirtschaft behandelten<br />

Vorbestandes. Ließe man diese Bestände älter als 100 Jahre werden, würde sich<br />

erwartungsgemäß weiter Auflagehumus akkumulieren– bei A-Standorten in Ökoregion<br />

I z.B. von 40-50 auf 50-70 t C/ha bei Rohhumusartigen Mo<strong>der</strong>. Ob bei dieser Entwicklung<br />

höhere Totholzanteile mit Anteilen von Holzmo<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Auflage eine Rolle<br />

spielen, kann <strong>der</strong>zeit nur angenommen werden. Die Zersetzergesellschaft regeneriert<br />

sich in Altbeständen möglicherweise sogar <strong>der</strong>art, daß eine Qualitätsverbesserung auf<br />

Z-Standorten von feinhumusarmen Rohhumus hin zum Rohhumusartigen Mo<strong>der</strong>, bei<br />

Laubbeimischung im Falle eines ausgeglichenen Stickstoff- und Säure-Basenzustands<br />

sogar hin zum Mo<strong>der</strong> stattfinden könnte.<br />

Die Regeneration <strong>der</strong> Auflagemenge und -qualität nach Streunuztung dauert noch länger<br />

an als nach Kahlschlag und Erstaufforstung. Die meisten im BZE-Netz vertretenen<br />

Standorte mit sichtbaren Spätfolgen verfügen über arme bis ziemlich arme Nährstoffverhältnisse,<br />

häufig feinhumusarme Humusformen und Drahtschmielendecken. Nach<br />

Beobachtungen in Ökoregion II (KOPP 1997, mündlich) verschwanden die typischen<br />

Zeiger solcher Flächen (Magermoos- und Flechten-Vegetationstypen) nahezu völlig<br />

zugunsten weitverbreiteter Drahtschmielen-Vegetationstypen. Damit reihen sich streugenutzte<br />

Flächen nahezu vollständig ein in die Mehrzahl <strong>der</strong> im Basenstatus schlechteren<br />

aber stickstoffangereicherten Humusauflagen mit rohhumusartigem Erscheinungsbild,<br />

abrupten Grenzen zum Mineralboden und Graswurzelfilz-Auflagen. In <strong>der</strong><br />

Literatur werden diese Humusformen als F-Rohhumus bezeichnet (vgl. AG STAND-<br />

ORTSKARTIERUNG 1996). Morphologische Rohhumusformen mit den typischen Erkennungsmerkmalen<br />

einer kompakten, scharfkantig brechbaren Oh-Lage sind bereits selten.<br />

Es deutet sich an, daß die in den Jungbestands-Dunkelstadien (Stangenhölzer und angehende<br />

Baumhölzer) angereicherten lockeren Of-Lagen aus teils pulverartiger Nadelstreu<br />

unter dem Einfluß <strong>der</strong> Grasfilze wie<strong>der</strong> abgebaut werden. Diese Standorte fungieren<br />

damit bereits wie<strong>der</strong> als Kohlenstoffquellen, ohne Erreichen eines Fließgleichgewichts<br />

des Humusauf- und –abbaus. Der Mineralbodenhumus bleibt davon unbetroffen, <strong>der</strong><br />

Of-Nährhumus wird mineralisiert und nicht humifiziert und damit nicht weiter als Oh-<br />

Material angereichert.<br />

Feuchte Standorte<br />

Die durch Entwässerungsmaßnahmen in Verbindung mit Erst- und Folgeaufforstungen<br />

eingetretenen Auflageverän<strong>der</strong>ungen auf Feuchtstandorten sind gewaltig. Auf kräftigen<br />

Standorten unter Nadelholz wurden im Gegensatz zum naturnahen Zustand enorme<br />

Auflagen gebildet, wodurch eine beträchtliche Kohlenstoffsenke entstand - allerdings<br />

auf Kosten einer Verschlechterung des Nährstoffzustands im Oberboden um zwei bis<br />

drei Stufen.


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 45<br />

Auf mittleren bis armen Standorten akkumulieren sich in ungestörtem Zustand feinhumusreiche<br />

Mo<strong>der</strong> und Rohhumusauflagen von bis zu 125 t C/ha. Im Zuge <strong>der</strong> o.g.<br />

Bodenbearbeitungsmaßnahmen werden diese Auflagen völlig beseitigt und nur teilweise<br />

unter erheblichen Mineralisierungsverlusten in den Mineralboden eingearbeitet (vgl.<br />

Kap. 3.5). Nachfolgende Waldgenerationen können diese Vorräte, inzwischen unter<br />

geringerer Bodenfeuchte durch Entwässerung, nicht mehr aufbauen. Die vorliegenden<br />

Daten enthalten maximale Aufbaumengen von knapp 70 t C/ha. Damit kann diesen<br />

Standorten, beson<strong>der</strong>s in Ökoregion I durch den hohen Anteil grundwasserbeeinflußter<br />

Talsandmosaike, eine beträchtliche Quellenwirkung zugerechnet werden.<br />

Der Bestockungstyp hat bei feuchten Standorten, da die Humusakkumulation im Wesentlichen<br />

feuchtebedingt ist, nur untergeordnet Bedeutung. Sie nimmt allerdings zu,<br />

sobald ein Standort in den grundwasserfernen Bereich degradiert und aeromorphe Humusbildungsprozesse<br />

gegenüber den hydromorphen überwiegen. Der eingetretene gewaltige<br />

Humusverlust ist nicht wie<strong>der</strong> umkehrbar – allenfalls nach langfristigem<br />

Grundwasseranstieg und wahrscheinlich nach vielen Waldgenerationen.<br />

3.6.4 Schlußfolgerungen<br />

Zusammenfassend kann das Quellen- und Senkenpotential <strong>der</strong> Humusauflagen wie folgt<br />

eingeschätzt werden:<br />

Kohlenstoffsenken<br />

1. Überalterung des Waldes<br />

Nadelbestände, die unter dem heranwachsenden Bestand nach kompletter Zerstörung<br />

<strong>der</strong> Auflage bei <strong>der</strong> Kulturbegründung ein neue Humusauflage erzeugen müssen,<br />

fungieren in hohem Alter (> 100 J.) als Netto-Senke für Kohlenstoff. Bis zum<br />

Alter 60-100 J. werden lediglich die Ausgangsvorräte des hiebsreifen (80-100 J.)<br />

Nadelholzes erreicht. Sowohl unter altem Nadelholz, als auch unter Laubholz, ist<br />

das Senkenpotential naturwaldähnlicher Humusformen jedoch schwer abzuschätzen.<br />

Humusakkumulation durch Totholzverwesung, und damit die Ausbildung von<br />

Holz-Mo<strong>der</strong>n, wird im Nordwesten <strong>der</strong> USA in alten Douglasien-Helmlocktannenwäl<strong>der</strong>n<br />

berichtet (GREEN ET AL. 1993). Wichtige Erkenntnisse zur Totholzakkumulation<br />

können aus <strong>der</strong> bundesweit stattfindenden Forschung in Waldschutzgebieten<br />

und Bannwäl<strong>der</strong>n erwartet werden. Bei diesen Überlegungen muß beson<strong>der</strong>s<br />

in <strong>der</strong> trockeneren Ökoregion II die Erhöhung <strong>der</strong> Brandgefahr berücksichtigt<br />

werden, welche die weitaus gefährlichste und stärkste Kohlenstoffquelle in Wäl<strong>der</strong>n<br />

darstellt.<br />

Waldbauliche Umbaumaßnahmen und hydromeliorative Eingriffe müssen demnach<br />

naturwaldorientierte Behandlungspläne flankieren.<br />

2. Hydromelioration grundwasserabgesenkter Standorte<br />

Sowohl ein Wasserrückstau durch Schließen von Entwässerungsgräben als auch das<br />

Anheben stark herabgesetzter Grundwasserstände würden den langfristigen Prozeß<br />

<strong>der</strong> feuchtebedingten Humusakkumulation zur Folge haben.


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 46<br />

Hier besteht, beson<strong>der</strong>s in Ökoregion I, ein Senkenpotential. In vielen Fällen wären<br />

die genannten Maßnahmen allerdings mit einer völligen Aufgabe von Bewirtschaftungsflächen<br />

verbunden, welches <strong>der</strong>en Realisierbarkeit erheblich eingeschränkt.<br />

Aktive hydromeliorative Maßnahmen sind dem Autor vom Müritz-Nationalpark in<br />

Mecklenburg-Vorpommern bekannt.<br />

3. Ackeraufforstungen<br />

Da die Zersetzungsverhältnisse in Kulturen und aufgebasten, gut stickstoffversorgten<br />

Standorten zunächst optimal sind, werden auch unter Nadelholz in küstenfernen<br />

Binnenregionen des Tieflands keine vorratsmächtigen Auflagehumusformen auf Ackeraufforstungsflächen<br />

gebildet. Auch wenn die entstehenden Auflagen geringer<br />

bevorratet sind, so stellen Ackeraufforstungen nicht nur wichtiges C-Bindungspotential<br />

für Mineralbodenvorräte dar, son<strong>der</strong>n auch für Auflagevorräte. Im Gegensatz<br />

zu ehemaligen Ackerstandorten werden bei Ödland- und Heideaufforstungen<br />

mit schlechteren Startbedingungen und drastischen Bodeneingriffen zur Standortsmelioration<br />

unter den meist reinen Nadelholzbeständen schnell wie<strong>der</strong> mächtige inaktive<br />

Auflagenpackete gebildet, so daß dort eine wesentlich mächtigere kurzfristige<br />

Senke für Kohlenstoff entsteht.<br />

Kohlenstoffquellen<br />

1. Waldbauliche Überführung reiner Nadelwäl<strong>der</strong> in laubholzreiche Mischwäl<strong>der</strong><br />

bzw. Laubwäl<strong>der</strong><br />

Die Anregung <strong>der</strong> Zersetzeraktivität durch verbesserte Streuqualität nach Laubholzeinbringung<br />

verbessert die Humusformen und vermin<strong>der</strong>t die Auflagemächtigkeiten.<br />

Die geschätzte Verringerung <strong>der</strong> Auflagemächtigkeit kann den Ergebnissen in<br />

Abb. 16 a-k entnommen werden und ist für K-Standorte am höchsten.<br />

2. Entwicklung durch atmogenen Stoffeintrag<br />

Die Auswirkungen von Emissionen auf Streuqualität und Bodenzustand, und damit<br />

auf die Zersetzeraktivität, ist schwer abzuschätzen. Während die flächenmäßig unter<br />

Wald nahezu unbedeutenden reicheren Standorte eine Herabsetzung <strong>der</strong> biologischen<br />

Aktivität durch aktuelle Versauerungstendenzen erfahren dürften, bewirken<br />

N-Einträge in Nadelforste auf mittleren und ärmeren Sanden eine Ankurbelung des<br />

Auflagenabbaus – zumindest indirekt durch Auflagenzehrung <strong>der</strong> Graswurzelfilze<br />

in Drahtschmielen- und Sandrohr-Kiefernforsten.


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 47<br />

3.7 <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> im Mineralboden<br />

3.7.1 Homogene C-Vorratsgruppen<br />

3.7.1 Homogene C-Vorratsgruppen<br />

3.7.2 Lokale und regionale Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> C-<br />

Vorräte<br />

3.7.3 Bodenformen<br />

3.7.4 Richtwerte zum Humusschwund nach dem<br />

nordostdeutschen Erkundungsverfahren<br />

3.7.5 C-Quellen und C-Senken des Mineralbodens<br />

Ökoregion I<br />

Ökoregion II<br />

Hydromorphe Standorte<br />

Die <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> im Mineralboden wurden entsprechend dem Verfahren in Kap.<br />

2.3 nach Tiefenstufen (0-30, 30-60, 60-90 cm) einer Cluster-Analyse unterzogen. Drei<br />

von 18 berechneten Gruppen mit je einem Mitglied wurden aufgrund unplausibler Vorräte<br />

in den unteren Tiefenstufen als Ausreißer eingestuft und von den weiteren Auswertungen<br />

ausgeschlossen. Die Eckdaten (Median, 25- und 75-Perzentil) <strong>der</strong> 15<br />

verbleibenden Vorratsgruppen für die Gesamtvorräte (0-90 cm) können den Abbildungen<br />

20 und 21 (Vorratsmatrix) entnommen werden.<br />

Anschließend wurden mittlere C-Gesamtvorräte nach Bodenform, Nährkraftstufe und<br />

Öko(Sub-)region berechnet und entsprechend <strong>der</strong> Einstufung als Ist- o<strong>der</strong> Ziel-Zustand<br />

in eine Vorratsmatrix (Abb. 20-21) eingetragen.<br />

3.7.2 Lokale und regionale Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> C-Vorräte<br />

Aufgrund <strong>der</strong> breiten Streuung <strong>der</strong> <strong>Kohlenstoffvorräte</strong> zeigte sich schnell, daß die via<br />

Clusteranalyse erzielten homogenen C-Vorratsgruppen nur eine erste Stufe, eine Vorglie<strong>der</strong>ung,<br />

des gesamten Datenmaterials darstellen. Wenn Inventurdaten von Einzelstandorten<br />

eines so großen vielgestaltigen Naturraums eine für die forstliche Praxis<br />

sinnvolle Auswertung ermöglichen sollen, müssen Merkmale forstüblicher und gleichzeitig<br />

standortsökologisch ausgerichteter Behandlungseinheiten berücksichtigt werden.<br />

Diese existieren in <strong>der</strong> Forstlichen Standortserkundung in Form von Standortstypen<br />

bzw. Standortsformen auf <strong>der</strong> lokalen Kartierebene, und als Wuchsbezirke und<br />

Wuchsgebiete auf <strong>der</strong> regionalen Kartierebene.<br />

Daraufhin wurde die Zugehörigkeit aller Standorte zu Wuchsbezirken und Großklimagebieten<br />

überprüft und in Anlehnung an die Auswertungen in Kap. 2.1.2 die Ökoregion<br />

West (I) und die Ökoregion Mitte-Nordost (II) bei den laufenden Auswertungen übernommen.<br />

Eine weitere Zweiteilung <strong>der</strong> Ökoregionen in Subregionen brachte zudem<br />

eine deutliche Reduktion <strong>der</strong> Wertestreuung innerhalb <strong>der</strong> bisherigen Glie<strong>der</strong>ungseinheiten.<br />

Verschiedenen Bodenformen können bei gleicher Nährstoff-und Feuchteausstattung zu<br />

Behandlungseinheiten zusammengefaßt werden. Da die Prozesse des Humusauf- und<br />

abbaus eng an diese beiden Standortseigenschaften geknüpft sind, soll die Nährkraft<br />

und, soweit wie mit den vorliegenden Daten möglich, auch <strong>der</strong> Geländewasserhaushalt<br />

als Gruppierung <strong>der</strong> Ergebnisse dienen (vgl. Tab. 9).


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 48<br />

Letzterer fließt zudem indirekt über den Hydromorphiegrad <strong>der</strong> Bodenformen in die<br />

Vorratsmatrix mit ein. Da Nährkraft und Feuchte über lokale Feinbodenformen bzw.<br />

Standortsformen angesprochen werden, dient ihr Hauptelement, die Bodenform, als<br />

zentrales Bindeglied zu den Inventurergebnissen.<br />

3.7.3 Bodenformen<br />

Über die Bodenform findet im Nordostdeutschen Erkundungsverfahren die Einstufung<br />

jedes kartierten Standorts in eine <strong>der</strong> fünf Nährkraftgruppen statt. Letztere bilden in<br />

Verbindung mit Feuchtestufen die Grundlage <strong>der</strong> Waldbauplanung. Im Bereich <strong>der</strong><br />

Podsole und hydromorphen Gleyböden wird die Bodenform ferner nach <strong>der</strong> Humusakkumulation<br />

unterteilt. Die Humusmenge dient so als Hilfsmerkmal zur Bestimmung des<br />

Geländewasserhaushalts.<br />

Tab. 9: Einordnung von Bodenformen nach dem Humusvorrat (SCHULZE 1996)<br />

[C-Vorrat = Humusvorrat / 1,724)<br />

Bodenformen C-Vorrat [t/ha] (Solum)<br />

(Gley-)Ranker mind. 10 (sonst Rohboden)<br />

Saumpodsol < 80<br />

Rostpodsol 50-100<br />

Humusrostpodsol 90-170<br />

Graustaugley/Grau(grund)gley < 100<br />

Humusstaugley/Humus(grund)gley 90-180<br />

Anmoorstaugley/Anmoor(grund)gley > 180<br />

Moorstaugley/Moor(grund)gley > 180<br />

Begriffe<br />

Solum durch Bodenbildungsprozesse beeinflußter Teil des Mineralbodens (Oberkante<br />

C-Horizont)<br />

Vollgley ohne anhydromorphen Zwischenhorizont (Gley mit A-G Profil)<br />

Halbgley mit anhydromorphen Zwischenhorizont (Übergangsbodentypen zu anhydromorphen<br />

Bodentypen, z.B. Gley-Braunerde)<br />

Beson<strong>der</strong>heit des küstenfeuchten Klimas: Bildung mächtiger organischer Auflagen<br />

Filz+Bodenform: anhydromorphe Bodenformen (Auflage 12-20 cm, 70-140 t C/ha)<br />

Moor+Bodenform: vollhydromorphe Bodenformen (z.B. Moorgley; Auflage 20-40 cm)<br />

Zusätzliche Anmerkung des Autors:<br />

In Einzelfällen kann es bei hydromorphen Bodenformen in <strong>der</strong> Vorratsmatrix zu Abweichungen<br />

mit Bodenformen kommen, wie sie gemäß den in <strong>der</strong> Tabelle 9 festgelegten<br />

Spannen <strong>der</strong> C-Vorräte als humusbezogenes Bestimmungsmerkmal definiert sind. Da bei<br />

den Geländeansprachen nicht immer Laboranalysen zur Verfügung stehen, kann es vereinzelt<br />

zu Abweichungen zum nachträglichen Laborergebnis kommen. Die Geländemerkmale<br />

können nicht ohne weitere Überprüfung durch den Kartierer umgestuft werden,<br />

da in Kombination mit den Bodenformen lokal verfeinerte Bestimmungselemente Anwendung<br />

finden. Hinter je<strong>der</strong> Bodenform steht damit nicht nur ein spezifischer Substrattyp,<br />

son<strong>der</strong>n auch eine sog. Lokalform, syn. Feinbodenform, welche letztendlich die spezifische<br />

Stamm-Nährkraft anzeigt.<br />

Eine für die Beurteilung von humuswirksamen Degradationen wichtige Hilfe bietet die<br />

Kartierung von Graugleyen. Graugleye verfügen über die für Vollgleye (hydromorphe<br />

Böden) typische Gleyhorizontierung A-G.


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 49<br />

Da auch die Mächtigkeit des A-Horizonts <strong>der</strong>jenigen des Humusgleys bzw. des Anmoorgleys<br />

ähnelt, werden sie im Rahmen <strong>der</strong> hier vorgestellten Auswertungen zu den<br />

hydromorphen Böden gerechnet. Da sie allerdings vom Wasserhaushalt her den semihydromorphen<br />

Böden (Halbgley) näher stehen, werden sie letzteren oft trotz Fehlens<br />

eines für Halbgleye typischen anhydromorphen Zwischenhorizonts zugerechnet. Bei<br />

semihydromorphen Böden sind Art und Menge <strong>der</strong> Humusbildung ähnlich <strong>der</strong>jenigen<br />

von anhydromorphen Böden. Bei letzteren befindet sich <strong>der</strong> gesamte Wurzelraum<br />

ganzjährig frei von Stau- bzw. Grundwassereinflüssen.<br />

Graugleye besitzen nur ungefär die Hälfte <strong>der</strong> Humusvorräte von voll ausgeprägten<br />

Humusgleyen. Für <strong>der</strong>en Entstehung liefern KOPP ET AL. (1982) zwei Erklärungen:<br />

a) ganzjährig künstlich abgesengtes Grundwasser bzw. periodisch<br />

starkes Absinken des Grundwassers im Spätsommer/Herbst,<br />

b) Entstehung durch Humusdegradation aus Humus- bzw.<br />

Moorgleyen.<br />

Nicht zuletzt durch die hohen Flächenanteile kartierter Graugleye schätzen KOPP ET AL.<br />

(1982), daß mind. 1/3 aller grundwasserbeeinflußten Standorte in Ökoregion II unter<br />

Grundwasserabsenkung hohe Humusverluste erlitten.<br />

Eine vollständige Darstellung <strong>der</strong> Humusvorräte <strong>der</strong> Bodenformen des nordostdeutschen<br />

Tieflands liefert KOPP (1978). Auch dort werden die Bodenformen nach Großklimabereichen<br />

geglie<strong>der</strong>t, die den hier verwendeten Subtypen in Ökoregion II gleichen.<br />

Einzige Ausnahme bildet <strong>der</strong> Küstensaum entlang <strong>der</strong> Ostsee. Aufgrund des begrenzten<br />

Stichprobenumfangs <strong>der</strong> vorliegenden BZE-Daten war eine <strong>der</strong>artige Stratifizierung<br />

jedoch nicht möglich. Ebenfalls werden bei KOPP (1978) stark humusdegradierte Standorte<br />

angegeben, allerdings mit sehr groben Wertespannen. Zwischen Mineral- und<br />

Auflagehumusvorräten findet keine deutliche Differenzierung statt. Im Hinblick auf<br />

diese Einschränkungen kann die vorliegende Studie eine wesentliche Ergänzung darstellen,<br />

zumal Degradationen auf <strong>der</strong> Basis von Zustandsverän<strong>der</strong>ungen berücksichtigt<br />

und das Bearbeitungsgebiet um das westdeutsche Tiefland erweitert wurde.<br />

3.7.4 Richtwerte zum Humusschwund nach dem nordostdeutschen Erkundungsverfahren<br />

Die wichtigsten Bodenformen können nach ihrer Anfälligkeit zum Humusschwund wie<br />

folgt geglie<strong>der</strong>t werden (KOPP ET AL. 1982; Ökoregion II):<br />

niedrig<br />

hoch<br />

Fahlerde<br />

Humusrostpodsol (mit tiefen Bs-Horizont)<br />

Braunerde<br />

Ranker (Regosol nach KA4)<br />

Humusrostpodsol (mit flachem Bs-Horizont)<br />

Rostpodsol<br />

Filzrostpodsol<br />

Filzhumusrostpodsol<br />

Der Humusschwund wird dabei auf Entwässerung und Streuentzug sowie Ernteentzug<br />

unter Acker in Verbindung mit Mineralisierung durch periodisches Pflügen zurückgeführt.


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 50<br />

Die negativen Folgen des Humusschwunds sind bei primär vorratsarmen Böden beson<strong>der</strong>s<br />

nachhaltig. Dort hält beispielsweise bei Trockenheit die Wasseranlieferung und –<br />

leitfähigkeit kürzer an als bei humusreichen Böden. Ein Humusanstieg um 1 % entspricht<br />

einer Erhöhung <strong>der</strong> Wasserkapazität von ca. 2,84 % (KRAUSS 1969). Vom Humusschwund<br />

beson<strong>der</strong>s betroffen sind ferner Gebiete mit


semihydromorphe Böden in Ökoregion I<br />

Stamm-Nährkraft<br />

Median<br />

Perzentile<br />

25-75<br />

21,1<br />

6,3<br />

3,2<br />

32,2<br />

11,1<br />

3,9<br />

41,7<br />

9,6<br />

5,1<br />

52,5<br />

17,5<br />

6,3<br />

68,3<br />

16,9<br />

7,4<br />

45,3<br />

34,6 34,6<br />

10,6<br />

91,9 91,9<br />

20,6<br />

5,2<br />

32 47 57<br />

76 94 93 118 142 77 156 199 229 282 306<br />

26-36<br />

90,7<br />

38,6<br />

18,6<br />

43-51 52-63 72-79 85-102 85-101 110-122 141-153 70-84 145-169 178-208 222-256 264-300 297-314 /<br />

An-/Semihydromorphe Böden Ökoregion I<br />

R<br />

K<br />

M<br />

(Z)<br />

NM<br />

Z/A<br />

NA<br />

Subregion 1<br />

Subregion 2<br />

Fahlerde<br />

Braunerde<br />

Staugleyfahlerde Staugleyfahlerde<br />

Staugleyfahlerde<br />

Braunerde<br />

ostnie<strong>der</strong>s. Tiefland<br />

Fahlerde<br />

Staugleyfahlerde<br />

Staugleyfahlerde<br />

Rumpfrosterde<br />

Braunerde<br />

Gleybraunerde<br />

Rostpodsol Rostpodsol<br />

Gleyhumusrostpodsol<br />

Staugleyhumusrostpodsol<br />

Gleybraunerde<br />

Podsol-Braunerde<br />

Staugleyfahlerde Staugleyfahlerde<br />

Braunerde<br />

ostnie<strong>der</strong>s. Tiefland<br />

Braunerde<br />

nie<strong>der</strong>s. Küstenraum<br />

Saumpodsol Saumpodsol<br />

34,2<br />

17,2<br />

23,7<br />

Gleypodsol-<br />

Braunerde<br />

124,2<br />

24,0<br />

9,8 9,8<br />

Staugleyfahlerde<br />

Humusrostpodsol Humusrostpodsol Humusrostpodsol Humusrostpodsol Humusrostpodsol<br />

Gleyhumusrostpodsol<br />

Staugleyhumusrostpodsol<br />

Gleyhumusrostpodsol<br />

Braunerde<br />

Gleyhumusrostpodsol<br />

103,7<br />

74,8<br />

24,8<br />

Staugleyfahlerde<br />

176,7<br />

39,5<br />

16,6<br />

Gleymoorhumusrostpodsol<br />

Braunerde<br />

106,5<br />

86,1 86,1<br />

89,2<br />

224,4<br />

66,4<br />

14,9<br />

536<br />

190,4<br />

173,1<br />

172,5


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 52<br />

Unter altem Nadelwald finden sich Fließgleichgewichte bei nahezu 200 t C/ha ein.<br />

Ähnliche Flächen nach Vollumbruch und Rabattennutzung liegen im Durchschnitt bei<br />

ca. 150 t C/ha (Vorratsgruppe 10). In <strong>der</strong> selben Gruppe finden sich aus Subregion 1<br />

auch Rostpodsole, aus Subregion 2 die einzige Gleypodsolbraunerde im Datenkollektiv.<br />

Rostpodsole und Humusrostpodsole in Subregion 2 entsprechen den Vorräten nicht degradierter<br />

Braunerden und Fahlerden. Zielvorräte konnten nicht schlüssig aus den beschreibenden<br />

BZE-Daten identifiziert werden, dürften aber im Bereich <strong>der</strong> Vorratsgruppe<br />

8 liegen. Alte Nadelholzstandorte finden sich in <strong>der</strong> gesamten Wertespanne <strong>der</strong> Humusrostpodsole<br />

zwischen 80 und 120 t C/ha.<br />

Starke Humusverluste deuten sich bei den semihydromorphen Podsolen, den Gleyhumusrostpodsolen,<br />

an. Die aktuellen Humusvorräte liegen auffällig niedrig und unterscheiden<br />

sich kaum von gleichen Bodenformen in Ökoregion II. Die im Datenmaterial<br />

enthaltenen Gley(moor-)humusrostpodsole in den Vorratsgruppen 11 und 12 befinden<br />

sich unter alter Nadelwaldbedeckung. Bis auf eine Ausnahme konnten ferner keine Anzeichen<br />

von Bodenbearbeitungsmaßnahmen o<strong>der</strong> historischen humusdegradierenden<br />

Waldnutzungen festgestellt werden. Bei <strong>der</strong> genannten Ausnahme handelt es sich um<br />

alte Entwässerungsgräben eines 213-jährigen Laubmischwaldes mit nachweislicher<br />

Waldweide. Die Vorratsspanne dieser Zielzustände liegt zwischen 180 und 260 t C/ha<br />

und gibt einen wichtigen Hinweis auf die Humusvorräte von Podsolen, die weitestgehend<br />

frei von menschlichem Einwirken sind.<br />

Ökoregion II<br />

88 % aller Standorte in Ökoregion II besitzen C-Vorräte <strong>der</strong> Vorratsgruppen 1, 2, 3 und<br />

5. Dazu gehören Standorte aller Nährkraftstufen und Bodenformen bei<strong>der</strong> Subregionen.<br />

Semi- und vollhydromorphe Böden sind im Gegensatz zu Ökoregion I kaum vertreten.<br />

Gemessen am Gesamtniveau <strong>der</strong> C-Vorräte in Ökoregion II können Humusverluste allerdings<br />

beträchtliche Größenordnungen einnehmen. Naturnahe M-Braunerden verlieren<br />

in Subregion 2 20-30 t C/ha – nahezu 50 % des Ausgangsvorrats. Das gesamte Talsandund<br />

Altmoränengebiet Südbrandenburgs, Sachsen-Anhalts und Sachsens verfügt über<br />

überdurchschnittlich hohe Anteile von Ackeraufforstungen und durchschnittlichen C-<br />

Vorräten von nur 30 bis 45 t/ha. Natürliche C-Vorräte von M- und K-Braunerden liegen<br />

bei 50-60 t/ha. In Anbetracht dieser geringen Gesamtmengen erscheint eine Regeneration<br />

<strong>der</strong> verlorengegangenen 40-50 % des Ausgangsvorrates durch naturnahen Waldbau<br />

in diesem Klimaraum kaum möglich. Graswurzelfilze und zunehmende Sommerdürren<br />

beschneiden zusätzlich die sicherlich viele Jahrhun<strong>der</strong>te dauernde Humusregradation.<br />

Auf reichen und kräftigen Standorten in Subregion 1 liegen die festgestellten Ziel-<br />

Vorräte von an- und semihydromorphen Fahlerden bei 80-100 t C/ha. Auch diese<br />

Standorten büßen nach zwischenzeitlicher landwirtschaftlicher Nutzung bzw. Kahlschlagswirtschaft<br />

40-50 % ihrer Ausgangsvorräte ein. In Anbetracht dieser Relationen<br />

erscheint es fraglich, ob Mineralisierungsverluste durch Kulturvorbereitungsmaßnahmen<br />

unter <strong>der</strong> nächsten Bestandesgeneration ausgeglichen werden können.


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 53<br />

Abb. 21: C-Vorräte im Mineralboden – an-/semihydromorphe Böden in Ökoregion II<br />

vollhydromorphe Böden in Ökoregionen I+II<br />

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3<br />

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3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 54<br />

Vielmehr scheint eine Verlagerung <strong>der</strong> Humusvorräte von Waldgeneration zu Waldgeneration<br />

zunehmens zugunsten inaktiver Humusauflagen stattzufinden.<br />

Bei den Z- und A-Standorten überwiegen Rost- und Humusrostpodsole. Die Ziel-<br />

Vorräte bei<strong>der</strong> Bodenformen in <strong>der</strong> gesamten Ökoregion II, abgeleitet von Standorten<br />

mit alten Nadelholzbeständen bzw. ehemaliger Laubholzbestockung, liegen zwischen<br />

80 und 100 t/ha. Die aktuellen Vorräte auf typischen Kieferstandorten belaufen sich in<br />

Subregion 2 auf 30-50 t C/ha, in Subregion 1 auf 50-80 t C/ha. Dieser Befund bestätigt<br />

die Literaturangaben, wobei trockenere Gebiete schwerer von Humusverlusten betroffen<br />

sind als feuchtere. Allerdings scheint die industrielle Ausräumung <strong>der</strong> Kulturlandschaft<br />

in Subregion 2 wesentlich ausgeprägter zu sein als in Subregion 1. Darauf weisen die<br />

geringeren regionalen Waldprozente als auch die extremen Grundwasserabsenkungen in<br />

den großen Tagebaurevieren.<br />

Hydromorphe Standorte (gesamtes norddeutsches Tiefland)<br />

Die Untersuchung <strong>der</strong> hydromorphen Standorte zeigt, daß C-Vorräte <strong>der</strong> Bodenformen<br />

Humusgley und Anmoorgley kaum noch den Erwartungswerten <strong>der</strong> Literatur entsprechen<br />

(vgl. SCHULZE 1996). Das Stichprobenkollektiv ist allerdings sehr gering. Ein<br />

unter ungestörten Verhältnissen angetroffener Anmoorgley entspricht im Humusvorrat<br />

einem Humusgley, während ein degradierter Humusgley nur noch über Vorräte eines<br />

humusverarmten anhydromorphen Bodens <strong>der</strong> C-Vorratsgruppe 1 verfügt. Möglicherweise<br />

wurden hier die Angaben zur Bodenform am BZE-Standort aus Standortskarten<br />

älteren Datums entnommen, sodaß <strong>der</strong> tatsächliche Humustatus nicht vorliegt. Die Degradationsreihe<br />

von humusreichen Anmoor- und Humusgleyen zu Graugleyen mit<br />

deutlichen Anzeichen von Bodenbearbeitungsmaßnahmen und Grundwasserabsenkungen<br />

ist dennoch bei den in den Abbildungen 20 und 21 dargestellten Ergebnissen deutlich<br />

wie<strong>der</strong>zufinden.<br />

In feuchteren Klimaten setzt auf Anmoor- und Humusgleyen mit primär ärmeren stark<br />

verwitterten altpleistozänen Decksanden nach Gundwasserabsenkung schnell Podsolierung<br />

ein, so daß unter Heide beispielsweise Gleyhumusrostpodsole entstanden sein<br />

könnten. Dadurch wird die genaue Ableitung von Ziel-Zuständen im Falle ehemals<br />

vollhydromorpher Böden erschwert.<br />

Die Graugleye mit C-Vorräten von 30-50 t/ha entstammen stark gestörten Standorten:<br />

Ackeraufforstungen, Tiefbaumaßnahmen für eine Bundesstraße in Flächennachbarschaft,<br />

Erstaufforstung auf rekultivierter Fläche, Vollumbruch. Die Langzeitschäden<br />

sind in Ökoregion I trotz feuchteren Klimas, welches für den Wie<strong>der</strong>aufbau von Humusvorräten<br />

för<strong>der</strong>lich ist, genauso irreversibel wie in Ökoregion II, da feuchteres Klima<br />

die Podsolierung ungleich schnell för<strong>der</strong>t und so Standorte unwie<strong>der</strong>bringlich an<br />

Nährkraft und Mineralbodenhumus einbüßen.


3 Quellen und Senken für Kohlenstoff Seite 55<br />

3.8 Gesamteinschätzung <strong>der</strong> C-Quellen und C-Senken im norddeutschen<br />

Tiefland<br />

Im gesamten norddeutschen Tiefland gibt es nur noch wenige naturbelassene Waldstandorte,<br />

die das Kohlenstoffspeicherpotential von <strong>Waldböden</strong> einschätzen lassen. Die<br />

wenigen vorhandenen Standorte zeigen dennoch deutlich den Rahmen <strong>der</strong> durch<br />

menschliche Einwirkung entstandenen enormen Humusverluste. Der Humuszustand <strong>der</strong><br />

meisten Standorte ist mindestens durch Vorbereitungsmaßnahmen für Nadelbaumkulturen<br />

beeinträchtigt und weist deutlich auf eine Abnahme <strong>der</strong> C-Vorräte im Mineralboden<br />

gegenüber naturbelassenen Standorten. Die Humusdegradation <strong>der</strong> Böden entspricht<br />

einer Zustandsverschlechterung <strong>der</strong> Oberböden bei gleichzeitiger Einstellung saurer<br />

Humusauflagen.<br />

Im Hinblick auf die aktuellen Klimaszenarien nimmt die Ökoregion II eine beson<strong>der</strong>e<br />

Stellung ein. Die extreme Humusverarmung primär pufferschwacher Böden und die<br />

zentrale Stellung <strong>der</strong> Humusauflagen im Nährstoffhaushalt dieser Böden labilisierte die<br />

Waldökosysteme dieses Naturraums in extremen Ausmaß. Die Anfälligkeit <strong>der</strong> Humusauflagen<br />

gegenüber Aufzehrung durch stickstoffbegünstigte Graswurzelfilze ohne Gewinne<br />

von Dauerhumus im Mineralboden verstärkt den Labilisierungeffekt nach Humusverlust.<br />

Bei einer Klimaerwärmung verbessern sich grundsätzlich die Lebensbedingungen<br />

<strong>der</strong> Bodenorganismen. Eine herabgesetzte Zersetzertätigkeit durch zunehmende<br />

Sommerdürren könnte möglicherweise durch die Abbautätigkeiten <strong>der</strong> verlängerten<br />

Vegetationsperiode ausgeglichen werden. Eine Fortsetzung und bei entsprechen<strong>der</strong><br />

Klimaverän<strong>der</strong>ung sogar Steigerung <strong>der</strong> C-Quellenfunktion <strong>der</strong> gesamten Ökoregion II<br />

kann erwartet werden.<br />

Bezogen auf die Gesamtbilanz <strong>der</strong> C-Vorräte liegen die historisch eingetretenen Humusverluste<br />

bei hydromorphen Bodenformen beson<strong>der</strong>s hoch. Weitere Verluste wurden<br />

durch Aufforstungen gebremst und durch Auflagebildung nur zu geringen Anteilen ausgeglichen.<br />

Auflagebildung kann zwar generell als C-Senke gewertet werden, ist jedoch<br />

extrem klimasensitiv und bildet dadurch eine potentielle C-Quelle bei einer Klimaerwärmung.<br />

Nur eine rechtzeitige Überführung in naturnähere Waldformen und somit die<br />

Stabilisierung von Nährstoffkreisläufen mit aktiveren Humusformen kann einer potentiellen<br />

Verödung durch Zustandsverschlechterung und Verhagerung trockener Nadelforste<br />

vorbeugen.<br />

Ackeraufforstungen wirken nur dann positiv auf die Kohlenstoffbilanz eines Naturraums,<br />

wenn stabile Fließgleichgewichte unter verbesserten Lebensbedingungen für<br />

Bodenorganismen und Bodenwühler unter naturnaher Waldbedeckung entstehen. Ansonsten<br />

werden lediglich Auflagevorräte aufgebaut ohne die nährkraftverbessernde<br />

Wirkung von Dauerhumusakkumulation im Mineralboden. Nur durch pflegliche laubholzorientierte<br />

Waldbewirtschaftung können über viele Waldgenerationen hinweg Verluste<br />

an Mineralbodenkohlenstoff kompensiert werden und Verödungen verarmter<br />

Waldflächen durch extreme Humusdegradation unter erwärmten Klima vorgebeugt<br />

werden.


4 Literatur Seite 56<br />

4 Literatur<br />

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