Vereinshandbuch Band 3 Kapitel 1 - Behindertenhilfe Offenbach
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<strong>Vereinshandbuch</strong> <strong>Band</strong> 3<br />
Stand 01.08.2012<br />
6. Fachliche Handlungsproblematik der Ausbalancierung widersprüchlicher Beziehungselemente<br />
auch als Dauerleistung<br />
Es kann gefragt werden, ob und inwieweit es gelungen ist und/ oder strukturell (als Dauerleistung)<br />
möglich ist, die besondere Eigenart und Dynamik von Hilfebeziehungen als<br />
Spannungsfeld widersprüchlicher Momente aufrechtzuerhalten und auszubalancieren und<br />
damit Vereinseitigungen insbesondere in der Dimension Technologisierung versus<br />
Intimisierung der Hilfeerbringung zu vermeiden und ggf. ein vertrauensvolles Verhältnis<br />
zu Eltern und gesetzlichen Betreuern herzustellen und zu sichern.<br />
7. Fachliche Handlungsproblematik einer angemessenen Berücksichtigung und Nutzung<br />
der Klientengruppe als eigenständiger Praxisform<br />
Es kann gefragt werden, ob und inwieweit es im Falle der Einbindung des klientenbezogenen<br />
Arbeitsbündnisses in ein Arbeitsbündnis mit einer Klientengruppe zu einer bewussten fachlichen<br />
Wahrnehmung und Einbeziehung der Gruppe als eigenständiger Praxisform gekommen<br />
ist oder strukturell kommen kann.<br />
8. Fachliche Handlungsproblematik der Kooperation mehrerer Fachkräfte<br />
Es kann gefragt werden, ob und inwieweit im Falle der Kooperation mehrerer Fachkräfte, ggf.<br />
auch unterschiedlicher Profession und Zuständigkeit, diese Kooperation einer fallorientierten<br />
ganzheitlichen Vorgehensweise Rechnung trägt und/ oder strukturell Rechnung tragen kann<br />
oder kehrseitig hierzu auf Austausch, Gesamtschau und Absprache verzichtet und zu einer<br />
Fragmentierung des Klienten in unterschiedliche fachliche Sichtweisen und Hilfebereiche<br />
beiträgt.<br />
Die so umrissenen acht Handlungsproblematiken stellen einen Kernbereich allgemeiner und<br />
berufsübergreifender Strukturprobleme dar, mit denen jede Form klientenbezogener stellvertretende<br />
Krisenbewältigung sich notwendig auseinandersetzen muss. Als rekonstru-ierbare<br />
Strukturproblematiken besitzen sie einen deskriptiv-analytischen Charakter.<br />
Diese Strukturproblematiken können aber auch i.S.v. Evaluationskriterien zur Bewertung der<br />
Qualität von Interventionen sowie von Routinen und Rahmenbedingungen herangezogen werden:<br />
Der Grad ihrer praktischen Bewältigung bzw. strukturellen möglichen Bewältigbarkeit<br />
ist zugleich ein Maßstab für die Qualität der sozialen Arbeit und insofern kommt diesen Strukturproblematiken<br />
gleichzeitig ein normativer Charakter zu.<br />
Im Rahmen von Supervision und Selbstevaluation der Fachkräfte können die aufgeführten<br />
Strukturproblematiken als wichtige erkenntnisleitende und hypothesenbildende Strukturierungshilfen<br />
bei der einzelfallbezogenen Reflexion von Interventionen herangezogen werden<br />
und damit einem abkürzenden, unter praktischem Handlungsdruck stehenden intuitivem Fallverstehen<br />
dienen. (15)<br />
Mit dem Arbeitsinstrument ESOFAB (Evaluation beruflicher sozialer Arbeit im Focus des<br />
Arbeitsbündnisses) ist zudem eine Möglichkeit gegeben, die fachlichen und organisatorischen<br />
© <strong>Behindertenhilfe</strong> in Stadt und Kreis <strong>Offenbach</strong> e.V., <strong>Offenbach</strong> 2005 82