Vereinshandbuch Band 3 Kapitel 1 - Behindertenhilfe Offenbach

Vereinshandbuch Band 3
Stand 01.08.2012
ISO-Norm 9000 ff. geschehen ist, sehr schädlich, weil sie den Kern der Selbstkontrolle einer
Profession, ihre Autonomie, beschädigen. Die Kontrollen darüber, was als gute und was als
schlechte Arbeit zu gelten hat, muss durch die Profession selbst erfolgen“ (Becker 2002, 4).
1.9 Die Evaluation beruflicher sozialer Arbeit im Focus des Arbeitsbündnisses
als Möglichkeit einer Qualitätsbeurteilung nach internen
Kriterien beruflicher sozialer Arbeit
Mit dem Konzept des Arbeitsbündnisses und dem damit verbundenem Konzept der stellvertretenden
Bewältigung lebenspraktischer Krisen wird es möglich, das konkrete Handeln der
Fachkräfte wie auch die arbeitsfeldspezifischen fachlichen Handlungs-routinen und Rahmenbedingungen
sowie ganze Angebotstypen im Focus des Arbeitsbündnisses zu evaluieren,
d.h. zu bewerten. Damit wird es zugleich möglich, zu qualitätsbezogenen Aussagen gegenüber
diesen verschiedenen Gegenstandsbereichen zu gelangen, die nicht externe, etwa
betriebswirtschaftliche, sondern interne, aus der Praxis beruflicher sozialer Arbeit gewonnene
Kriterien zur Bewertung heranziehen. Die fachliche Qualität von Interventionen, Routinen,
Angeboten und Rahmenbedingungen wird im Focus des Arbeitsbündnisses bewertbar.
Gleich ob es sich um die Evaluation eines einzelnen Interventionsverlaufes oder um die Evaluation
fachlicher und einrichtungs- und dienstspezifischer Handlungsroutinen und Rahmenbedingungen
handelt, setzt eine Evaluation im Focus des Arbeitsbündnisses immer
eine gründliche Bestimmung der Handlungsproblematik und d.h. der lebenspraktischen Krisensituation
voraus, für die die konkrete Intervention oder aber ein ganzes Angebot oder Projekt
oder die zur Anwendung kommenden Routinen und Rahmenbedingungen eine Lösung
bzw. Unterstützung bieten sollen.
Eine Evaluation einzelfallbezogener Interventionsverläufe oder fach- und feldspezifischer
Routinen und Rahmenbedingungen im Focus des Arbeitsbündnisses erfordert in einem ersten
Schritt also eine gründliche Analyse der zentralen, den Hilfebedarf begründenden Handlungsproblematik
des Einzelfalles oder eines Falltypus oder mehrerer Falltypen.
In einem zweiten Schritt kann dann untersucht werden, ob und inwieweit der Fachkraft/ den
Fachkräften die angemessene Handhabung von acht zentralen fachlichen Handlungsproblematiken
gelungen ist und/ oder die fachlichen Routinen und Rahmenbedingungen eine
solche ermöglichen.
© Behindertenhilfe in Stadt und Kreis Offenbach e.V., Offenbach 2005 80