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Vereinshandbuch Band 3 Kapitel 1 - Behindertenhilfe Offenbach

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<strong>Vereinshandbuch</strong> <strong>Band</strong> 3<br />

Stand 01.08.2012<br />

und Traumatisierungskrisen verstanden werden, das Krisenbewältigungsprozesse unterstützt<br />

oder auch behindert und einschränkt. Bedeutsamkeit verweist auf die Angewiesenheit und<br />

Rückgebundenheit auf einen Bewährungsmythos und entsprechende Glaubenhaltungen im<br />

Prozess der Krisenbewältigung, seien diese nun religiöser oder säkularisierter Art wie z.B. bei<br />

Leistungsethiken. Bedeutsamkeit gründet letztlich in der Begründungsverpflichtung von Lebenspraxis<br />

für ihre Krisenbewältigungen.<br />

Grundsätzliche Bedeutung für die Praxis beruflicher sozialer Arbeit<br />

Hilfen und Unterstützungen auf den Ebenen von Verstehbarkeit (z.B. gute Information),<br />

Handhabbarkeit (z.B. Ermutigung zu Selbsthilfegruppen, Verständnis und Akzeptanz von<br />

eigenständigen Klientenaktivitäten) sowie Bedeutsamkeit (z.B. Interesse für Lebensgeschichte<br />

und aktuelle Situation von Klienten) stellen wichtige Beiträge beruflicher sozialer<br />

Arbeit zur Stärkung und Unterstützung der Selbstheilungskräfte von Klienten dar.<br />

Der zur Verfügung Stellung von Raum und Zeit im Rahmen beruflicher sozialer Arbeit zur<br />

Ermöglichung des Erzählens von eigener Lebensgeschichte durch die Klienten selbst, kommt<br />

hierbei eine besondere Bedeutung zu.<br />

1.7.4 Zur Bedeutung erzählter Lebensgeschichte für die Lebenspraxis und<br />

für die Praxis beruflicher sozialer Arbeit<br />

In Anlehnung an die Ergebnisse der Erzählforschung (Schapp 1976, Stierle 1979) kann davon<br />

ausgegangen werden, „dass Sinnzusammenhänge des menschlichen Lebens in Geschichten<br />

organisiert sind und dass sie eine doppelte Struktur enthalten: Sie bewahren, indem sie Erlebtes<br />

in einen sinnhaften Zusammenhang bringen, und sie schaffen Neues, indem sie die Tendenz<br />

haben, über das Bewahrende hinauszuweisen“ (Welter-Enderlin/Hildenbrand 2004, 43).<br />

Die erzählte Erfahrung kann dem Menschen damit ein Gefühl von Kontinuität in der Zeit und<br />

damit von Identität, Kohärenz und Bedeutung verleihen. Dies gilt entsprechend nicht nur für<br />

die Lebenspraxis eines einzelnen Menschen, sondern auch für die eines Paares, einer Familie<br />

oder einer anderen vergemeinschafteten kollektiven Lebenspraxis.<br />

In dem Maße, in dem Vergangenes erzählt werden kann, nimmt die Chance zu, es als Vergangenes<br />

zu verstehen und zu integrieren und für die Zukunft neue Handlungsmög-lichkeiten<br />

zu erkennen. Das Unerkannte, Nichtverstandene und Nicht- integrierte in der Geschichte beinhaltet<br />

dagegen die Tendenz der Wiederholung in der Zukunft, die zu keiner Weiterentwicklung<br />

von Handlungsmöglichkeiten führt.<br />

Geheimnisse, Verschwiegenes, Nichterzähltes können aber auch ein sinnvoller Schutz sein,<br />

weil das Erzählen und Verstehen aktuell eine Überforderung wäre, welche die Lebenspraxis<br />

in ihrer Handlungsfähigkeit zusätzlich gefährden würde (vgl. z.B. Welter-Enderlin 1999, 91<br />

f., Cierpka 1996, 240 ff.).<br />

75 © <strong>Behindertenhilfe</strong> in Stadt und Kreis <strong>Offenbach</strong> e.V., <strong>Offenbach</strong> 2005

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