Vereinshandbuch Band 3 Kapitel 1 - Behindertenhilfe Offenbach
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<strong>Vereinshandbuch</strong> <strong>Band</strong> 3<br />
Stand 01.08.2012<br />
Dabei spielen zum einen die sog. generalisierten Widerstandsressourcen und zum anderen<br />
das sog. Kohärenzgefühl (SOC / sense of coherence) eine entscheidende Rolle, das für das<br />
Wirksamwerden, die Aktivierung dieser Widerstandsressourcen verantwortlich ist.<br />
Zu den generalisierten Widerstandsressourcen zählen als innere und äußere Ressourcen z.B.:<br />
• Ich-Stärke (Selbstvertrauen, optimistische Grundhaltung)<br />
• Kognitive Faktoren (Intelligenz, Bildung)<br />
• Fähigkeiten zur Problemlösung (aktive Handlungsressourcen)<br />
• Konstitution (Immunsystem) (Vgl. Mathe 2003, 124).<br />
„Die Widerstandsressourcen stehen in enger Verknüpfung mit einer Überzeugung des Einzelnen,<br />
dass das Leben insgesamt sinnvoll, überschaubar oder nachvollziehbar und damit belastende<br />
Ereignisse auch eine bewältigbare Hürde darstellen; dies kommt in einer „inneren<br />
Grundhaltung“ zum Ausdruck, die Antonovsky als Kohärenzgefühl (SOC /sense of<br />
coherence) bezeichnet.<br />
Dieses Kohärenzgefühl fördert salutogene Wirkungen und beinhaltet Elemente aus drei Ebenen<br />
eines „Überbaus“ salutogenetischer Grundbedingungen:<br />
• Die Sinnebene (Bedeutsamkeit)<br />
Die Umstände des Lebens fördern Motivation, Einsatz, Kreativität; eigene Aktivitäten<br />
besitzen einen positiven Bedeutungsgehalt und soziale Akzeptanz.<br />
• Die Verstehensebene (Verstehbarkeit)<br />
Die Lebensereignisse sind verständlich und soziale Interaktionen erweisen sich als berechenbar<br />
und vertrauenswürdig. Der Kontext wird auf dem Boden ausreichender Informationen<br />
erfasst.<br />
• Bewältigungsebene (Handhabbarkeit)<br />
Die Schwierigkeiten des Lebens werden als überwindbar erkannt, die eigenen Handlungsmechanismen<br />
vermitteln ein Gefühl der Selbstwirksamkeit, positive Erfahrungen<br />
werden gemacht. Flexible Antwortmöglichkeiten stehen zur Verfügung“ (Mathe, 2004,<br />
126).<br />
Mit dieser Denkweise steht der Weg offen, den Klienten als aktiven Partner im Handeln in<br />
den verschiedenen Feldern beruflicher sozialer Arbeit zu begreifen. „Die negative Defizitorientierung<br />
wandelt sich zu einer positiven präventiven oder gesundheitsförderlichen Ressourcenaktivierung;<br />
die Biographie des Menschen, seine Lebenskonzepte werden berücksichtigt.<br />
Wir entdecken und fördern damit auch Kräfte der „Selbstheilung“ eines Menschen“ (Mathe,<br />
2004, 126).<br />
Die drei Ebenen des Kohärenzgefühls können vor dem Hintergrund des strukturtheoretischen<br />
Modells der autonomen Lebenspraxis interpretiert werden als Bedingungen der Möglichkeit<br />
gelingender Krisenbewältigung und damit zugleich als Ansatzpunkte für die Praxis beruflicher<br />
sozialer Arbeit.<br />
Die Verstehbarkeit der Lebensumstände und die Verfügbarkeit von Informationen stellen<br />
wichtige Momente im Krisenbewältigungsprozess dar und unterstützen die mutige Entscheidung<br />
in eine offene und unsichere Zukunft einer Entscheidungskrise oder die<br />
Bewältigung einer Traumatisierungskrise. Die Handhabbarkeit im Sinne von Graden tatsächlicher<br />
Selbstwirksamkeit kann ebenfalls als ein zentrales Moment von Entscheidungs-<br />
© <strong>Behindertenhilfe</strong> in Stadt und Kreis <strong>Offenbach</strong> e.V., <strong>Offenbach</strong> 2005 74