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Vereinshandbuch Band 3 Kapitel 1 - Behindertenhilfe Offenbach

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<strong>Vereinshandbuch</strong> <strong>Band</strong> 3<br />

Stand 01.08.2012<br />

• Innerhalb einer zunächst extremen Abhängigkeitssituation des Kindes von seinen Eltern<br />

müssen diese in dialogischen Prozessen durch angemessenes stellvertretendes Deuten,<br />

Entscheiden und Handeln die sich auf der Basis von angeborenen Startbedingungen entfaltende<br />

kindliche Autonomie fördern, unterstützen und schützen, ohne dabei selbst sekundär<br />

deautonomisierend zu wirken. (Vgl. Oevermann 1976, 1995) Indem Eltern durch<br />

angemessenes stellvertretendes Deuten, Entscheiden und Handeln den immer möglichen<br />

Einschränkungen der leiblichen und psychosozialen Integrität ihres Kindes entgegenwirken,<br />

sind sie zugleich prophylaktisch-therapeutisch, d.h. vorbeugend-therapeutisch wirksam.<br />

Diese Stellvertretungsleistungen verlaufen insbesondere in der frühen Kindheit natürlich<br />

nicht „expertenhaft“, sondern auf einer intuitiven Basis (vgl. hierzu auch Papousek<br />

1996, 1999).<br />

• Naturwüchsige familiale Sozialisation innerhalb diffus-familialer Sozialbeziehungen kann<br />

somit auch als ein naturwüchsiger Prozess der Entfaltung von Autonomie verstanden<br />

werden, in dem zugleich Leistungen der Versorgung, Pflege, Wissens- und Normvermitt-<br />

lung sowie von prophylaktischer Therapie erbracht werden.<br />

• Die Betrachtung der Strukturbesonderheiten diffus-familialer Sozialbeziehungen sowie<br />

der sozialen Geburt des autonomen Subjekts in der triadischen Grundstruktur familialer<br />

Sozialisationsprozesse sind entscheidende Bezugspunkte für ein Verständnis beruflicher<br />

sozialer Arbeit:<br />

1. Berufliche soziale Arbeit enthält auf der konkreten personalisierten<br />

Beziehungsebene zwischen Fachkraft und Nutzer/Klient innerhalb spezifischrollenförmiger<br />

Beziehungskomponenten auch diffus-familiale Beziehungskomponenten,<br />

die für die verschiedenen Praxisfelder herausgearbeitet werden können.<br />

Man könnte auch sagen, bei beruflicher sozialer Arbeit handelt es sich um die<br />

rollenförmig-spezifische Veralltäglichung (spezifische Komponente) des aus der<br />

Sicht von Rollenhandeln Außeralltäglichen (diffuse Komponente).<br />

2. Berufliche soziale Arbeit im Focus von Therapie kann sich in ihren praktischen therapeutischen<br />

oder prophylaktisch-therapeutischen Interventionen normativ an diesem<br />

genetischen Modell von Autonomie orientieren, die es zu achten gilt.<br />

3. Berufliche soziale Arbeit im Focus von Therapie kann sich durch die Inszenierung/<br />

Reinszenierung familialer Autonominierungsprozesse unter besonderen fachlichberuflichen<br />

Rahmenbedingungen/ sozialen Rahmungen auch handlungspraktisch an<br />

naturwüchsigen familialen Sozialisationsprozesse in ihrer triadischen Grundstruktur<br />

orientieren.<br />

© <strong>Behindertenhilfe</strong> in Stadt und Kreis <strong>Offenbach</strong> e.V., <strong>Offenbach</strong> 2005 22

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