Vereinshandbuch Band 3 Kapitel 1 - Behindertenhilfe Offenbach
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<strong>Vereinshandbuch</strong> <strong>Band</strong> 3<br />
Stand 01.08.2012<br />
• Bei allen Gemeinsamkeiten gegenüber spezifischen Sozialbeziehungen unterscheidet sich<br />
die Gattenbeziehung von der Eltern-Kind-Beziehung in einem wesentlichen Merkmal: Die<br />
Mutter-Kind-Beziehung und die Vater-Kind-Beziehung sind als inzestuöse sexuell tabu,<br />
während für die Gattenbeziehung umgekehrt die Sexualität konstitutiv ist.<br />
• Gattenbeziehungen und Eltern-Kind-Beziehungen bilden eine widersprüchliche Einheit:<br />
In allen drei Dyaden gilt die Bedingung der „Nicht-Austauschbarkeit“, also ein Ausschließlichkeitsanspruch<br />
auf den jeweiligen Partner. Die Doppelmitgliedschaft in einer<br />
weiteren Beziehung dieses Typs kann im Grunde nicht zugelassen werden und anders<br />
könnten es auch nicht Beziehungen zwischen ganzen Menschen sein.<br />
• Für die entfaltete familiale Triade ergibt sich daraus zwingend, „dass in ihr jedes Strukturelement,<br />
also jede beteiligte Person (a) den Ausschließlichkeitsanspruch auf einen<br />
Partner einer Dyade mit einem Dritten teilen muss, in sich eine Widersprüchlich-keit, (b)<br />
diese Teilung mit einem Dritten sich bei zwei verschiedenen Personen gefallen lassen<br />
muss und (c) sich selbst reziprok ebenfalls zwischen zwei Personen teilen muss. Daraus<br />
resultiert als normaler Dauerzustand die Eifersucht,... (Oevermann 1997, S. 113). (4 )<br />
• Kommunikation in der Familie ist wesentlich der Umgang mit dem eingeschlossenen<br />
ausgeschlossenen Dritten, d.h. mit dyadischen Vereinseitigungen der Triade, ihren jeweiligen<br />
Transformationen und damit mit der jeweils wechselnden Position des eingeschlossenen<br />
ausgeschlossenen Dritten. Hierin besteht die Grundlage des Erwerbs von Sozialkompetenz<br />
für späteres Rollenhandeln, indem erste Erfahrungen mit der Spannung von<br />
Gemeinsamkeit und Unterschied, von allgemeiner und besonderer Perspektive der Selbst-<br />
und Weltwahrnehmung gemacht werden<br />
• In der Besonderheit und Widersprüchlichkeit dieser sich entfaltenden triadischen Grundstruktur<br />
liegt die zentrale soziale Bedingung für die Dynamik von Entwicklungs- und Bildungsprozessen<br />
des Kindes und von Transformationsprozessen der Struktur insgesamt.<br />
______________________________<br />
(4) Zur genaueren strukturtheoretischen Analyse der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Dyaden vgl.<br />
Oevermann 2001, 2.<strong>Kapitel</strong>: Die Strukturlogik und –dynamik der ödipalen Triade und die Generationen-<br />
Differenz<br />
© <strong>Behindertenhilfe</strong> in Stadt und Kreis <strong>Offenbach</strong> e.V., <strong>Offenbach</strong> 2005 20