Vereinshandbuch Band 3 Kapitel 1 - Behindertenhilfe Offenbach
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Vereinshandbuch Band 3 Stand 01.08.2012 Aus diesem Grund wird in einem ersten Schritt gerade der Ansatz einer strukturtheoretischen Professionalisierungstheorie herangezogen, um vor allem auf der Mikroebene sozialer Beziehungen die Besonderheiten beruflicher sozialer Arbeit noch genauer und differenzierter zu bestimmen und um dabei auch deren Rückbezüge zum gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang sowie zu naturwüchsigen familialen Sozialisationsprozessen deutlich werden zu lassen. (2) Einen weiteren thematischen Schwerpunkt bildet die Frage nach einer angemessenen Vorstellung der Lebenspraxis und ihrer Autonomie, die zu respektieren, zu fördern und zu unterstützen ja die zentrale Aufgabe beruflicher sozialer Arbeit darstellt. Hierzu wird ein der strukturtheoretischen Professionalisierungstheorie korrespondierendes strukturtheoretisches Modell der Autonomie der Lebenspraxis herangezogen. (3) Schließlich geht es im Lichte einer strukturtheoretisch-professionalisierungstheoretische orientierten Sichtweise um die Besonderheiten beruflicher sozialer Arbeit unter den Gesichtspunkten von phasenbezogener Betrachtungsweise, sozialer Rahmung und Hilfeplanung, LeiterInnen-MitarbeiterInnen-Beziehungen sowie Evaluation. Abschließend werden die aktuellen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Entwicklungstendenzen beruflicher sozialer Arbeit im Sinne einer selbstreflexiven Fachlichkeit näher in den Blick genommen. ______________________________ (2) Der spezifische Ansatz einer strukturtheoretischen Professionalisierungstheorie ist von U. Oevermann in die sozialwissenschaftliche Diskussion eingeführt und weiterentwickelt worden. Die hier vorgenommene Darstellung dieses komplexen Ansatzes fasst in enger Anlehnung an den Text der explizit professionalisierungstheoretischen Schriften von 1978, 1997, 2000a, 2001 und 2002 zentrale Aussagen und Zusammenhänge in thesenhafter Form zusammen, um ihn i. R. v. fachlichen und konzeptionellen Diskussionsprozessen verfügbar zu machen. Diese thesenhaften Zusammenfassungen sind im Text jeweils durch schwarz ausgefüllte Spiegelstriche kenntlich gemacht. Weiterführungen, Modifikationen und Explikationen strukturtheoretischer Oevermannscher Argumente werden dagegen mit nicht schwarz ausgefüllten Spiegelstrichen gekennzeichnet. Auf die Angabe jeweiliger Belegstellen aus den angeführten professionalisierungs-theoretischen Schriften wird aus Gründen der Darstellung und Lesbarkeit verzichtet. Eingearbeitete Bezüge zu anderen Oevermannschen Schriften sowie Zitate oder der Verweis auf andere Autoren erfolgen dagegen mit entsprechender Quellenangabe. (3) Die thesenhafte Darstellung des von U. Oevermann vorgeschlagenen strukturtheoretischen Modells der Autonomie der Lebenspraxis erfolgt in gleicher Weise wie die des professionalisierungstheoretischen Ansatzes. Bezug sind hierbei U. Oevermann 1995, 1997 c, 2001 a. © Behindertenhilfe in Stadt und Kreis Offenbach e.V., Offenbach 2005 14
Vereinshandbuch Band 3 Stand 01.08.2012 1.1.2 Berufliche soziale Arbeit und zugrundeliegende gesellschaftliche Problembereiche • Die besondere Handlungslogik beruflicher sozialer Arbeit kann aus der besonderen Art dreier zentraler gesellschaftlicher Problembereiche erklärt werden, die ihr zugrunde liegen und die sie in ihren verschiedenen Praxisfeldern zu bearbeiten hat. Diese drei zentralen gesellschaftlichen Problembereiche, die zugleich individuelle wie gesellschaft-liche Dauerprobleme darstellen, sind der Bereich der Therapiebeschaffung, der Bereich der Konsensbeschaffung sowie der Bereich der Wahrheitsbeschaffung. • Im Bereich der Therapiebeschaffung geht es um Therapie in einem umfassenden Sinne: Es handelt sich um die Bereitstellung therapeutischer und prophylaktischtherapeutischer, d.h. sozialisatorisch-erzieherischer Leistungen zur Wiederherstellung bzw. Herstellung einer körperlichen und psychosozialen Integrität (Gesundheit in einem umfassenden Sinne) oder auch zur Sicherung und Unterstützung eingeschränkter Integrität (z.B. im Bereich von Pflege und Betreuung). Dies geschieht in Orientierung an einem jeweils geltenden Entwurf von menschlicher Würde. • Im Bereich der Konsensbeschaffung geht es um die Aufrechterhaltung und Gewährleistung einer kollektiven Praxis von Recht und Gerechtigkeit bei immer möglichen Verletzungen und Geltungskrisen der normativen Ordnung. Dies geschieht in Orientierung an einem jeweils geltenden Entwurf von Gerechtigkeit. • Im Bereich der Wahrheitsbeschaffung geht es um die kritische Prüfung von Wahrheitsbehauptungen. In entwickelten Gesellschaften geschieht dies durch die universitären Wissenschaften in Orientierung an einer prozesshaft-regulativen Idee von Wahrheit, d.h. unter Verzicht auf substanzialistische Vorstellungen von Wahrheit. • In entwickelten Gesellschaften erfolgt eine Ausdifferenzierung und Spezialisierung bestimmter Berufe und Berufsbereiche zur Bearbeitung dieser drei Problembereiche, wobei die verschiedenen beruflichen Praxisformen sich schwerpunktmäßig auf einen Bereich beziehen, die anderen Problembereiche aber in unterschiedlichem Mischungsverhältnis und Gewichtung mitzubearbeiten sind. Im folgenden werden i. S. e. gegenstandsbezogenen Eingrenzung und Präzisierung unter beruflicher sozialer Arbeit im engeren Sinne alle Tätigkeiten im Focus von Therapie verstanden, d.h. alle therapeutischen und im weiteren Sinne prophylaktisch-therapeutischen Tätigkeiten, die es mit Erziehung, Sozialisation, Pflege und institutionalisierten Hilfen zu tun haben. 15 © Behindertenhilfe in Stadt und Kreis Offenbach e.V., Offenbach 2005
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<strong>Vereinshandbuch</strong> <strong>Band</strong> 3<br />
Stand 01.08.2012<br />
Aus diesem Grund wird in einem ersten Schritt gerade der Ansatz einer strukturtheoretischen<br />
Professionalisierungstheorie herangezogen, um vor allem auf der Mikroebene sozialer Beziehungen<br />
die Besonderheiten beruflicher sozialer Arbeit noch genauer und differenzierter zu<br />
bestimmen und um dabei auch deren Rückbezüge zum gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang<br />
sowie zu naturwüchsigen familialen Sozialisationsprozessen deutlich werden zu lassen.<br />
(2)<br />
Einen weiteren thematischen Schwerpunkt bildet die Frage nach einer angemessenen Vorstellung<br />
der Lebenspraxis und ihrer Autonomie, die zu respektieren, zu fördern und zu unterstützen<br />
ja die zentrale Aufgabe beruflicher sozialer Arbeit darstellt. Hierzu wird ein der strukturtheoretischen<br />
Professionalisierungstheorie korrespondierendes strukturtheoretisches Modell<br />
der Autonomie der Lebenspraxis herangezogen. (3)<br />
Schließlich geht es im Lichte einer strukturtheoretisch-professionalisierungstheoretische orientierten<br />
Sichtweise um die Besonderheiten beruflicher sozialer Arbeit unter den Gesichtspunkten<br />
von phasenbezogener Betrachtungsweise, sozialer Rahmung und Hilfeplanung, LeiterInnen-MitarbeiterInnen-Beziehungen<br />
sowie Evaluation.<br />
Abschließend werden die aktuellen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Entwicklungstendenzen<br />
beruflicher sozialer Arbeit im Sinne einer selbstreflexiven Fachlichkeit näher<br />
in den Blick genommen.<br />
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(2) Der spezifische Ansatz einer strukturtheoretischen Professionalisierungstheorie ist von U. Oevermann in die sozialwissenschaftliche<br />
Diskussion eingeführt und weiterentwickelt worden. Die hier vorgenommene Darstellung dieses komplexen<br />
Ansatzes fasst in enger Anlehnung an den Text der explizit professionalisierungstheoretischen Schriften von 1978, 1997,<br />
2000a, 2001 und 2002 zentrale Aussagen und Zusammenhänge in thesenhafter Form zusammen, um ihn i. R. v. fachlichen<br />
und konzeptionellen Diskussionsprozessen verfügbar zu machen. Diese thesenhaften Zusammenfassungen sind<br />
im Text jeweils durch schwarz ausgefüllte Spiegelstriche kenntlich gemacht. Weiterführungen, Modifikationen und Explikationen<br />
strukturtheoretischer Oevermannscher Argumente werden dagegen mit nicht schwarz ausgefüllten Spiegelstrichen<br />
gekennzeichnet. Auf die Angabe jeweiliger Belegstellen aus den angeführten professionalisierungs-theoretischen<br />
Schriften wird aus Gründen der Darstellung und Lesbarkeit verzichtet. Eingearbeitete Bezüge zu anderen Oevermannschen<br />
Schriften sowie Zitate oder der Verweis auf andere Autoren erfolgen dagegen mit entsprechender Quellenangabe.<br />
(3) Die thesenhafte Darstellung des von U. Oevermann vorgeschlagenen strukturtheoretischen Modells der Autonomie<br />
der Lebenspraxis erfolgt in gleicher Weise wie die des professionalisierungstheoretischen Ansatzes. Bezug sind<br />
hierbei U. Oevermann 1995, 1997 c, 2001 a.<br />
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