Auf dem Weg zu einem gesunden Arbeitsleben - BG ETEM B-EW
Auf dem Weg zu einem gesunden Arbeitsleben - BG ETEM B-EW
Auf dem Weg zu einem gesunden Arbeitsleben - BG ETEM B-EW
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
IM BETRIEB GESEHEN Brücke Ausgabe 1/10<br />
Gesundheitsprojekt der GELSENWASSER AG<br />
<strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zu</strong> <strong>einem</strong> <strong>gesunden</strong> <strong>Arbeitsleben</strong><br />
Der <strong>dem</strong>ografische Wandel und die auch daraus folgende verlängerte Lebensarbeitszeit für Beschäftigte geben<br />
Anlass <strong>zu</strong>m Handeln. Dies hat auch die GELSENWASSER AG erkannt, eines der größten Wasserversorgungsunternehmen<br />
Deutschlands, mit weiteren Schwerpunkten in der Abwasserentsorgung und in der Energieversorgung.<br />
Seit mehreren Jahren werden in <strong>dem</strong> Unternehmen verschiedene <strong>Weg</strong>e mit <strong>dem</strong> Ziel beschritten, möglichst allen<br />
Mitarbeitern ein langes, erfülltes Berufsleben <strong>zu</strong> ermöglichen.<br />
20<br />
Nach gründlicher Vorbereitung, unter Federführung<br />
des Personalleiters Dr. Joachim Basler, startete in<br />
Zusammenarbeit mit <strong>dem</strong> Projektpartner AOK im April<br />
2007 das Gesundheitsprojekt bei GELSENWASSER.<br />
Zunächst wurden die physischen und psychischen<br />
Arbeitsbelastungen identifiziert, um diese später durch<br />
geeignete Maßnahmen <strong>zu</strong>r Verbesserung der Arbeitsbedingungen<br />
beseitigen oder reduzieren <strong>zu</strong> können.<br />
Zur Analyse der Ist-Situation waren verschiedene<br />
Instrumente im Einsatz. Im Zeitraum Juli bis September<br />
2007 erfolgten <strong>zu</strong>sammen mit der AOK Betriebsbegehungen<br />
an repräsentativ ausgewählten Arbeitsplätzen<br />
des Unternehmens. Gespräche mit Stelleninhabern<br />
und verantwortlichen Führungskräften gaben sowohl<br />
Einblick in deren Arbeitsaufgaben als auch in die Rahmenbedingungen<br />
der Leistungserbringung. Beschränkten<br />
sich die Betriebsbegehungen auf ausgewählte<br />
Arbeitsplätze innerhalb des Unternehmens, erfolgte im<br />
Oktober 2007 eine anonyme Mitarbeiterbefragung aller<br />
Beschäftigten. Befragt wurden die Mitarbeiter <strong>zu</strong> ihrer<br />
subjektiven Wahrnehmung der Arbeitsaufgabe, den<br />
damit verbundenen Rahmenbedingungen und Belastungen<br />
sowie den sozialen Aspekten im Arbeitsumfeld.<br />
Darüber hinaus analysierten Mitarbeiter im Rahmen<br />
einer intensiven, von der AOK moderierten Gesundheitszirkelarbeit<br />
arbeitsbedingte Gesundheitsbelastungen<br />
und gesundheitsgefährdendes Verhalten von<br />
Beschäftigten am Arbeitsplatz und entwickelten auf<br />
dieser Basis Verbesserungsvorschläge und Lösungsmöglichkeiten.<br />
Bewegungsergonomische Erhebungen<br />
lieferten Erkenntnisse über die Gestaltung der Arbeitsplätze,<br />
die körpergerechten Bewegungsmöglichkeiten<br />
und körperlichen Belastungen der Beschäftigten sowie<br />
die Arbeitsplatzverhältnisse. Dieses Wissen bildete die<br />
Basis für die Erarbeitung gezielter technischer und<br />
organisatorischer Verbesserungsvorschläge und<br />
Lösungsmöglichkeiten <strong>zu</strong>r Verhaltensänderung der<br />
Beschäftigten.<br />
Die Ergebnisse der verschiedenen Analyseinstrumente<br />
führte der Arbeitskreis Gesundheit <strong>zu</strong>sammen, der besetzt<br />
war mit der Projektverantwortlichen der AOK, <strong>dem</strong><br />
Personalleiter, weiteren Vertretern des Personalwesens,<br />
verantwortlichen Führungskräften, Betriebsratsvertretern,<br />
<strong>dem</strong> Betriebsarzt, der Fachkraft für Arbeitssicherheit<br />
sowie <strong>dem</strong> <strong>zu</strong>ständigen Vertreter der Berufsgenossenschaft.<br />
In der Zusammenschau zeigte sich, dass an<br />
vielen Arbeitsplätzen Verbesserungsmöglichkeiten<br />
bestanden. Mit <strong>dem</strong> Ende der Analysephase verlagerte<br />
sich daher der Arbeitsschwerpunkt des Arbeitskreises<br />
Gesundheit auf das Ableiten, Initiieren und Koordinieren<br />
sinnvoller Maßnahmen.<br />
Zahlreiche technische Verbesserungsvorschläge aus<br />
den Gesundheitszirkeln und den bewegungsergonomischen<br />
Erhebungen wurden zeitnah umgesetzt. So wurden<br />
<strong>zu</strong>m Beispiel für bestimmte Werkstätten hydraulisch<br />
höhenverstellbare Arbeitstische angeschafft, die<br />
sich optimal an die körperlichen Vorausset<strong>zu</strong>ngen des<br />
jeweiligen Mitarbeiters anpassen lassen. Darüber<br />
hinaus ermöglichen Räder unter den Tischen <strong>zu</strong>m einen<br />
den flexiblen Einsatz der Arbeitstische, <strong>zu</strong>m anderen<br />
erleichtern sie den Transport schwerer Lasten.<br />
Die höhenverstellbare Sitzfläche der Stehhilfe ermöglicht <strong>dem</strong> Mitarbeiter<br />
eine optimale Arbeitshaltung.<br />
Bilder GELSENWASSER
Brücke Ausgabe 1/10<br />
Ergänzend <strong>zu</strong> den höhenverstellbaren Arbeitstischen<br />
wurden für die Werkstätten Stehhilfen angeschafft.<br />
Durch die klappbare Rahmenkonstruktion sind sie<br />
leicht handhabbar; eine höhenverstellbare Sitzfläche<br />
ermöglicht auch hier eine individuelle Einstellung. Oft<br />
sind es aber auch gerade scheinbar kleine Maßnahmen,<br />
die die Arbeit erleichtern. Manche Chemikalien werden<br />
jetzt in kleineren Gebinden bereitgestellt, um das<br />
Heben und Transportieren <strong>zu</strong> erleichtern.<br />
In bewegungsergonomischen Schulungen erlernen die Rohrnetzmitarbeiter<br />
körpergerechte Hebe- und Tragetechniken.<br />
Doch nicht nur Arbeitsbedingungen können optimiert<br />
werden, auch das Bewegungsverhalten am Arbeitsplatz<br />
bietet Verbesserungspotenzial – insbesondere dort, wo<br />
technische Optimierungsmöglichkeiten ausgeschöpft<br />
sind. Fehlhaltungen soll mit bewegungsergonomischen<br />
Schulungen entgegengewirkt, Belastungen des Bewegungsapparates<br />
reduziert werden. Sportwissenschaftler<br />
und Physiotherapeuten des Instituts für gesundheitliche<br />
Prävention in Münster schulen körpergerechtes Verhalten<br />
direkt am Arbeitsplatz – sei es im Rohrgraben, in<br />
den Werkstätten oder im Büro. Der so genannte Physiocheck<br />
überprüft <strong>zu</strong><strong>dem</strong> die Beweglichkeit und identifiziert<br />
mit Hilfe verschiedener Übungen Bereiche mit<br />
Verbesserungspotenzial. Für ihr persönliches Beweglichkeits-<br />
und Krafttraining erhalten alle Mitarbeiter<br />
individuelle physiotherapeutische Empfehlungen ausgestellt.<br />
Die Umset<strong>zu</strong>ng des Bewegungsprogramms unterstützt<br />
GELSENWASSER, in<strong>dem</strong> alle Mitarbeiter Leistungen <strong>zu</strong>r<br />
Verbesserung des allgemeinen Gesundheits<strong>zu</strong>stands<br />
und der Gesundheitsförderung in kooperierenden<br />
Gesundheitszentren in Anspruch nehmen können.<br />
Die Resonanz spricht für sich – 40% der Mitarbeiter<br />
nutzen das Angebot regelmäßig.<br />
Die aufgezeigten gesundheitssportlichen Aktivitäten<br />
können ihre positive Wirkung vor allem dann entfalten,<br />
wenn sie ergänzt werden um eine gesunde Ernährungsweise.<br />
Die bisherigen bewegungsorientierten Präventionsangebote<br />
wurden daher um Maßnahmen im Ernährungsbereich<br />
erweitert. Neben Aktionen <strong>zu</strong> Ernährungsthemen,<br />
z. B. Ernährung und Immunsystem,<br />
werden ab 2010 Präventionskurse in den Betrieben<br />
angeboten.<br />
Ein weiterer Meilenstein des Gesundheitsprojekts wurde<br />
mit der Unterzeichnung der Betriebsvereinbarung<br />
<strong>zu</strong>m Betrieblichen Eingliederungsmanagement (BEM)<br />
im September 2008 erreicht. Schon seit vielen Jahren<br />
wird das BEM als sinnvoller Teil einer <strong>dem</strong>ografieorientierten<br />
Personalpolitik gesehen. Eingliederungen<br />
wurden daher auch schon vor der Novellierung des<br />
Sozialgesetzbuchs (SGB) IX fallweise bearbeitet.<br />
Mit der Novellierung des SGB IX <strong>zu</strong>m 1. Mai 2004 entwickelten<br />
Unternehmen und Betriebsrat dann aber das<br />
Bestreben, die Details eines systematisierten BEM<br />
gemeinsam <strong>zu</strong> gestalten und in einer Betriebsvereinbarung<br />
<strong>zu</strong> regeln. Dies sollte jedoch nicht losgelöst,<br />
sondern im Rahmen des Gesundheitsprojekts geschehen.<br />
Inzwischen wird das strukturierte BEM seit über<br />
<strong>einem</strong> Jahr erfolgreich gelebt, konstruktiv begleitet von<br />
Betriebsrat und Schwerbehindertenvertretung. Von<br />
Krankheit und Behinderung betroffenen oder bedrohten<br />
Mitarbeitern können in diesem Rahmen konkrete,<br />
auf sie individuell abgestimmte Maßnahmen angeboten<br />
werden.<br />
Die Maßnahmen <strong>zu</strong>r Gesundheitsförderung sind bei<br />
GELSENWASSER aufeinander abgestimmt und ergänzen<br />
sich gegenseitig. Gesundheitstage im August und<br />
September 2009 zeigten dieses zahnradartige Ineinandergreifen<br />
auf, sensibilisierten weiter für das Thema<br />
Gesundheit und gaben Anstoß für eine nachhaltige<br />
Auseinanderset<strong>zu</strong>ng mit <strong>dem</strong> eigenen Verhalten. Das<br />
Gesundheitsprojekt in Zusammenarbeit mit <strong>dem</strong> Projektpartner<br />
AOK wird Anfang 2010 mit der Evaluation<br />
planmäßig abgeschlossen – die Gesundheitsarbeit des<br />
Unternehmens wird jedoch darüber hinaus fortgeführt.<br />
2010 wird dabei insbesondere im Zeichen der Transferarbeit<br />
stehen.<br />
Kontakt:<br />
GELSENWASSER AG, Anika König<br />
E-Mail: anika.koenig@gelsenwasser.de<br />
AOK Westfalen-Lippe, Bärbel Misch<br />
E-Mail: baerbel.misch@wl.aok.de<br />
IM BETRIEB GESEHEN<br />
21