Innovation Spezial Planetarien - Carl Zeiss Planetariums
Innovation Spezial Planetarien - Carl Zeiss Planetariums
Innovation Spezial Planetarien - Carl Zeiss Planetariums
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The Das Magazin Magazine von from <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> <strong>Carl</strong> – <strong>Zeiss</strong> <strong>Spezial</strong>ausgabe – Special Edition<br />
Edition Heft 9 9 7/2012<br />
<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> Special<br />
• powerdome ® II<br />
• VELVET Duo<br />
• Das größte Planetarium der Welt<br />
<strong>Planetarien</strong><br />
<strong>Planetariums</strong>
Der Moment, in dem er sich vornimmt,<br />
eines Tages zum Mars zu fliegen.<br />
Für diesen Moment arbeiten wir.<br />
// INSPIRATION<br />
MAde By CARl ZeISS
Wilfried Lang<br />
Leiter Geschäftsbereich <strong>Planetarien</strong><br />
4 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />
Editorial<br />
Passion to Win<br />
Liebe Planetarierinnen, liebe Planetarier,<br />
hätte <strong>Carl</strong> Zeiß, als er 1846 seine Werkstatt für Feinmechanik und Optik in Jena gründete,<br />
erahnen können, was heute, im Jahre 2012, daraus geworden ist? Hätte er es<br />
voraussehen können, zu jener Zeit, als ein paar seiner Mitarbeiter die ersten Mikroskope<br />
bei Kerzenlicht zusammenschraubten, dass sich in 166 Jahren seine Firma zu<br />
einem global agierenden Wirtschaftsunternehmen mit Weltruf entwickelt?<br />
Ich glaube, das konnte sich niemand vorstellen und ich glaube auch, dass es eine Firma<br />
mit einer derart bewegten Geschichte nicht ein zweites Mal in der Welt gibt.<br />
Hat <strong>Carl</strong> Zeiß gewusst, als er sich Prof. Ernst Abbe von der Friedrich-Schiller-Univer-<br />
sität ins Boot holte, dass dieser nicht nur ein hochbegabter Wissenschaftler war,<br />
sondern sich zu einem geschickten Unternehmenslenker und Sozialreformer entwickeln<br />
würde wie es ihn bis dahin nicht gegeben hat? Als Ernst Abbe nach dem Tod<br />
von <strong>Carl</strong> Zeiß die Firma 1891 in ein Stiftungsunternehmen umwandelte, schrieb er im<br />
Stiftungsstatut soziale Standards für jeden <strong>Zeiss</strong>-Mitarbeiter fest, die revolutionär waren.<br />
Ernst Abbe übertrug sein Eigentum an der Firma <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> der <strong>Carl</strong>-<strong>Zeiss</strong>-Stiftung<br />
so wie Otto Schott seine Anteile am Jenaer Glaswerk ebenso in die Stiftung einbrachte.<br />
Alle <strong>Zeiss</strong>ianer und Schottianer sind auch heute noch diesem Statut verpflichtet.<br />
<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> hat sich nahezu 100 Jahre lang zur weltweit führenden Optikfirma entwickelt.<br />
Am Ende des zweiten Weltkriegs sahen die amerikanischen Truppen die Chance,<br />
an die Technologien, Kompetenzen und Fachkräfte von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> zu gelangen,<br />
um sie für das amerikanische Militär zu sichern. Sie blieben nur wenige Wochen in<br />
Jena, da das Land Thüringen laut der Beschlüsse der Konferenz von Jalta zur sowjetischen<br />
Besatzungszone gehörte. Sie verließen Jena mit 77 Führungskräften und<br />
Wissenschaftlern, darunter die gesamte Geschäftsführung von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>. So gelangten<br />
Konstruktionspläne und Patente in das amerikanische Besatzungsgebiet, in das<br />
schwäbische Heidenheim. Ganz in der Nähe, in Oberkochen, sollte eine neue Fabrik<br />
für optische Geräte aufgebaut werden.<br />
Nach den Bombenangriffen vom März 1945 war das <strong>Zeiss</strong>-Hauptwerk in Jena ein<br />
Trümmerfeld. Die sowjetischen Besatzer übernahmen es mit der Zielstellung, nur 6%<br />
Fertigungskapazitäten in Jena zu belassen. 274 Führungskräfte und Wissenschaftler<br />
mussten den demontierten Maschinen in die Sowjetunion für den dortigen Aufbau<br />
einer optischen Industrie folgen.
Ich beschreibe die Situation um 1945 deshalb so detailliert, weil damit zu ermessen<br />
ist, welche unglaubliche Leistung dahinter steht, dass sowohl im Osten als auch im<br />
Westen Deutschlands zwei <strong>Zeiss</strong>-Unternehmen entstanden sind, die jeweils wieder<br />
Weltruf erlangten. Weil die Sowjets die Stiftung in Jena enteigneten, war die<br />
Spaltung zwangsläufig. Bis 1971 wurde vor einem Londoner Gericht um die Marke<br />
»<strong>Zeiss</strong>« erbittert gekämpft. Koexistenz war das Resultat, aber auch erbitterter Wettbewerb<br />
mit gleichwertigen Produkten zwischen <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> Ost und <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> West.<br />
Diese Vorgeschichte zeigt, warum die Zusammenführung beider Unternehmen in<br />
Folge der politischen Wende in Deutschland 1989/90 ein so wichtiger Schritt war.<br />
Allerdings machten diesen Prozess Existenzängste und das Streben, die jeweiligen<br />
Errungenschaften für sich zu sichern, auch extrem schwierig.<br />
Heute, 22 Jahre später, ist das bereits wieder Geschichte – eine Erfolgsgeschichte.<br />
Das gemeinsame Unternehmen <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> ist so stark wie nie zuvor. Selbst die letzte<br />
Wirtschaftskrise 2009 konnte die Firma nicht erschüttern. Vorstand und Belegschaft<br />
haben die Herausforderung solidarisch gemeistert. Im letzten Geschäftsjahr überstieg<br />
der Umsatz zum ersten Mal die 4 Mrd. Euro und die Firma erzielte ein hervorragendes<br />
Betriebsergebnis. Mehr als 24 000 Mitarbeiter weltweit arbeiten im Unternehmen.<br />
<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> verkörpert Zukunftstechnologien und ist in allen Wachstumsmärkten<br />
hervorragend aufgestellt. Wir haben allen Grund die Zukunft positiv anzugehen.<br />
Wenn Sie sich unsere Firmengeschichte vor Augen halten, fragen Sie sich vielleicht<br />
wie besonders die kritischen Situationen um 1945 und 1990 gemeistert wurden.<br />
Nun, nachdem ich fast 40 Jahre in diesem Unternehmen arbeiten darf, möchte ich<br />
darauf antworten, es ist der „<strong>Zeiss</strong>-Geist“, der solche Leistungen möglich macht.<br />
<strong>Carl</strong> Zeiß, Ernst Abbe und Otto Schott haben es vorgemacht, wir stehen in deren Ver-<br />
antwortung. Und wenn Sie mich jetzt fragen, was das alles mit den ZEISS <strong>Planetarien</strong><br />
zu tun hat, dann antworte ich Ihnen: „einfach alles“.<br />
Ihr<br />
Wilfried Lang<br />
<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 5
14<br />
24<br />
SKYMASTER ZKP 4<br />
6 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />
Inhalt<br />
Editorial<br />
Passion to Win 4<br />
Wilfried Lang<br />
Neuentwicklungen<br />
powerdome® II 8<br />
Ralf Hasse, Christian Schlager – <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />
Sterne der neuesten Generation 14<br />
Thomas Dannberg – <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />
VelVeT duo 16<br />
Ralf Hasse – <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />
SPACeGATe Nova 17<br />
Ralf Hasse – <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />
SKyMASTeR ZKP 3 Upgrade 2012 18<br />
Ralf Hasse, Gunter Helmer – <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />
ZKP 3 Upgrade: es macht Spaß<br />
damit zu arbeiten 19<br />
Jens Kandler – Planetarium Drebach<br />
erstes 2-kanaliges Hybrid-Planetarium in europa 21<br />
Stefanie Neuhäuser – <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />
Sanierung von Kuppeloberflächen 21<br />
Adrienne Ruhnau<br />
Essay<br />
Quo vadis – Planetarium 22<br />
Wilfried Lang – <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />
Anwender berichten<br />
ein Besuch lohnt sich: das größte Planetarium<br />
der Welt in Nagoya 24<br />
Manabu Noda, Nagoya City Science Museum
ein starkes Team in Wolfsburg: Optisch-mechanischer<br />
Starball und digitale VelVeT Projektion 28<br />
Dirk Schlesier – Planetarium Wolfsburg<br />
das neue Planetarium in Radebeul 30<br />
Ulf Peschel – Planetarium Radebeul<br />
„der neue Sternhimmel ist einfach spektakulär!“ 33<br />
Sheldon Schafer – Peoria Lakeview Museum<br />
ein Tag „Raum-erfahrungen“ im<br />
Planetarium Am Insulaner 34<br />
Monika Staesche – W.-Foerster-Sternwarte Berlin<br />
SKyMASTeR ZKP 2 und powerdome – die<br />
erfolgreiche Verbindung ungleicher Brüder 36<br />
Daniel Schweizer, Ekkehard Stürmer –<br />
Sternwarte Planetarium SIRIUS<br />
das neue Kultur- und Bildungszentrum<br />
mit Planetarium in Jaroslawl 38<br />
Ilya Klyagin, Ludmila Gileva, Andrey Lobanov<br />
Neue Projekte<br />
Neue Sterne für die laupheimer Milchstraße 41<br />
Sebastian Ruchti – Volkssternwarte Laupheim<br />
das neue Planetarium für Reims 43<br />
Philippe Simonnet – Planetarium Reims<br />
Modesto Science Community Center –<br />
eröffnung im Herbst 2012 46<br />
Ken Meidl, Sandra Vanwey, William Luebke<br />
<strong>Zeiss</strong> Sterne in Brasilien 49<br />
Luiz Sampaio – Omnis Lux<br />
Report<br />
6. Fulldome-Festival in Jena 50<br />
Micky Remann, Jürgen Hellwig, Volkmar Schorcht<br />
Impressum<br />
38<br />
<strong>Innovation</strong> – Das Magazin von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />
<strong>Spezial</strong>ausgabe <strong>Planetarien</strong><br />
Heft 9, Juli 2012<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG<br />
Geschäftsbereich <strong>Planetarien</strong>, Jena<br />
© <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> 2012<br />
28<br />
Für den Herausgeber: Wilfried Lang<br />
Redaktion: Volkmar Schorcht<br />
<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, Geschäftsbereich <strong>Planetarien</strong><br />
07740 JENA, GERMANY<br />
planetarium@zeiss.de<br />
Tel.: +49-3641-642406<br />
Fax: +49-3641-643023<br />
www.zeiss.de/planetarien<br />
Das Magazin erscheint in unregelmäßiger<br />
Folge in deutscher und englischer Sprache.<br />
Anfragen zum Bezug und Adressenänderungen<br />
bitte an die Redaktion richten.<br />
Nachdruck einzelner Beiträge und Bilder bitte<br />
nur nach vorheriger Rücksprache mit der Redaktion<br />
und mit vollständiger Quellenangabe.<br />
<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 7
Seit 2006, der Einführung von power dome ® ,<br />
befindet sich die Plattform für digitale Fulldome-Projektionen<br />
von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> – meist in<br />
Kombination mit unseren optisch-mechanischen<br />
<strong>Planetariums</strong>projektoren – in 56 Einrichtungen<br />
im täglichen Routineeinsatz. Wir passten<br />
powerdome im Lauf der Jahre immer an die<br />
jeweils verfügbare Rechnertechnik an und<br />
investierten ebenso in die Erweiterung und<br />
Verbesserung der Software.<br />
Mit powerdome ® II stellen wir ab Mitte 2012<br />
unseren Kunden neue Funktionen zur Verfügung,<br />
die weit über das Maß üblicher Updates<br />
hinausgehen.<br />
powerdome® II
powerdome® II<br />
Seit 2006, der Einführung von power dome ® ,<br />
be findet sich die Plattform für digitale Fulldome-Projektionen<br />
von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> – meist in<br />
Kombination mit unseren optisch-mechanischen<br />
Pla netariumsprojektoren – in 56 Einrichtungen<br />
im täglichen Routineeinsatz. Wir<br />
passten power dome im Lauf der Jahre immer<br />
an die jeweils verfügbare Rechnertechnik an<br />
und investierten ebenso in die Erweiterung<br />
und Verbesserung der Software.<br />
Mit powerdome ® II stellen wir ab Mitte 2012<br />
unseren Kunden neue Funktionen zur Verfügung,<br />
die weit über das Maß üblicher Updates<br />
hinausgehen.
Verbesserte und erweiterte Software<br />
Ralf Hasse, Christian Schlager<br />
Produktentwicklung, Geschäftsbereich <strong>Planetarien</strong><br />
Individuelle Vorführungen –<br />
analog und digital<br />
Bei der Entwicklung von powerdome<br />
ließen wir uns konsequent davon leiten,<br />
den Nutzern alle Möglichkeiten in die<br />
Hand zu geben, eigene Shows in perfekter<br />
Kombination mit <strong>Planetariums</strong>projektoren<br />
von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> unter Einbeziehung<br />
digitaler audiovisueller Inhalte für die<br />
Kuppelprojektion zu erstellen.<br />
Die meisten <strong>Planetariums</strong>besucher<br />
erwarten Vorführungen, in denen individuelle<br />
Konzepte sichtbar werden,<br />
lokale Besonderheiten und Ereignisse<br />
betrachtet und sie auch persönlich an gesprochen<br />
werden. Mit powerdome ist<br />
die Erzeugung von Ganzkuppelvorführungen<br />
ohne Kenntnisse von 3D-Modellierung<br />
und Rendering möglich. Sie<br />
bedienen den Plane ta riumsprojektor wie<br />
gewohnt, steuern digitale <strong>Planetariums</strong>funktionen<br />
vom selben Bedienpanel und<br />
bringen verschiedenste digitale Ressourcen<br />
zum Einsatz, die Sie zuvor auf der<br />
Zeitleiste platziert haben und nun auf<br />
Abruf wiedergeben. Durch die Animation<br />
dieser Ressourcen, also der Anpassung<br />
und Variation vielfältiger Parameter<br />
wie Lage, Farbe, Bewegung, Text, Lautstärke<br />
usw., werden Ganzkuppeldarstellungen<br />
auf einfachste Weise erzeugt.<br />
10 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />
Klassisches Planetarium und<br />
Fulldome-Video mit powerdome<br />
Mit powerdome können Sie Ihre digitalisierten<br />
<strong>Planetariums</strong>inhalte einfach und<br />
schnell für die Projektion nutzen, wobei<br />
das Abspielen von Ganzkuppelvideos die<br />
einfachste Möglichkeit ist. Wir haben<br />
Wert darauf gelegt, unseren Kunden<br />
unnütze Kosten zu ersparen. Ganzkuppelvideos<br />
können Sie mit dem eigens<br />
zu powerdome gehörigen Encoder aus<br />
Domemastern kodieren. Damit erzeugen<br />
Sie selbst ohne die Hilfe von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />
Ganzkuppelvideos aus Domemaster-<br />
Frames und sind nicht darauf angewiesen,<br />
kostenpflichtigen Service für das<br />
Slicen und Kodieren in Anspruch zu<br />
nehmen. Kosten, die sich mit anderen<br />
Fulldome-Systemen auf mehrere Tausend<br />
Euros pro Jahr summieren können.<br />
Sie haben mit powerdome alles in der<br />
Hand, was nötig ist, Fulldome-Videos zu<br />
erzeugen und abzuspielen.<br />
Da powerdome zudem die Kanalauftei<br />
lung, Geometriekorrektur und<br />
Blendenrechnung bei der Wiedergabe<br />
in Echtzeit ausführt, können einmal<br />
kodierte Ganzkuppelvideos und<br />
powerdome Shows prinzipiell auf allen<br />
powerdome®Systemen abgespielt werden.<br />
<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> liefert alle im Vertrieb<br />
befind lichen Fulldome-Shows ko diert<br />
und getestet. Als powerdome Kunde<br />
brauchen Sie die Show nur auf Ihr System<br />
kopieren, um sie vorzuführen.<br />
Neue Möglichkeiten mit<br />
powerdome® II<br />
Ab Sommer 2012 werden neue Fulldome-Systeme<br />
von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> mit der<br />
powerdome ® II Plattform ausgeliefert.<br />
Sie bietet den Anwendern zahlreiche<br />
zusätzliche Möglichkeiten, die im engen<br />
Erfahrungsaustausch mit powerdome<br />
Nutzern entwickelt wurden.<br />
Ansteuerung von 3D-Modellen<br />
3D-Modelle (DirectX ® ) lassen sich in<br />
powerdome ® II laden und steuern. Parameter<br />
der Modelle sind animierbar und<br />
gestatten es, auch die den 3D-Modellen<br />
zugeordneten Eigenschaften zu steuern.<br />
Damit können z. B. die Ladebuchttore<br />
des Spaceshuttle oder die Sonnenkollektoren<br />
der ISS gesteuert werden.<br />
Die neue Funktion ermöglicht 3D-Objekte<br />
in realistischer Darstellung in Echtzeit<br />
zu projizieren und zu animieren. Derartige<br />
Darstellungen sind sonst nur mit<br />
aufwendigen 3D-Softwareprogrammen<br />
und über den Umweg der Video-Programmierung<br />
realisierbar.<br />
<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> wird einige 3D-Modelle in einer<br />
Library mitliefern. Selbstverständlich<br />
kann jeder Kunde<br />
auch seine<br />
eigenen Modelle<br />
laden und animieren.<br />
Space Shuttle 3D-Modell.
Plugins für erweiterte Funktionen<br />
Die neue Plugin-Schnittstelle schafft die<br />
Voraussetzung, neue Systemkomponenten<br />
in powerdome einfügen zu können.<br />
Das bedeutet, solche Komponenten<br />
können auf Wunsch program miert und<br />
nachträglich installiert werden, ohne<br />
den Kernel des Systems zu verändern.<br />
Somit wird powerdome erweiterbar und<br />
offen für spezielle Anforderungen.<br />
Beispiele für bereits realisierte Plugins<br />
sind »Earth View«, »Slide Show Creator«<br />
und »Show Package«:<br />
3D Earth View<br />
Mit dem Plugin wird die Erde in dreidi<br />
mensionaler Ansicht mit Tag- und<br />
Nachtseite, Atmosphäre, Wolken und<br />
ein blendbarer Rotationsachse dargestellt.<br />
Das Plugin ersetzt den traditionellen<br />
Landkartenprojektor analoger Geräte<br />
mit zusätzlichen Funktionen.<br />
• Die Bewegung zu geografischen<br />
Positionen erfolgt durch direkte Live-<br />
Bedienung, durch Animation oder durch<br />
Kopplung mit einem ZEISS Sternprojektor.<br />
• Transparenz, Position, Rotation und<br />
verschiedene andere Eigenschaften des<br />
Modells können animiert werden.<br />
• Marker für die Darstellung eines geografischen<br />
Ortes können im Aussehen<br />
und in Farbe und Größe variiert werden.<br />
• Sie können das Plugin auf vielfältige<br />
Weise in die Showprogrammierung und<br />
in Live-Präsentationen einbeziehen.<br />
Slide Show Creator<br />
Dieses Plugin gestattet Ihnen mit weni<br />
gen Mausklicks eine Dia-Show in<br />
powerdome zu erstellen. Das ist besonders<br />
hilfreich, wenn Sie die Bilder eines<br />
Vortragenden mit powerdome in die<br />
Kuppel projizieren wollen. Sie wählen<br />
die gewünschten Bilder aus, setzen Parameter<br />
für den Bildwechsel und schon<br />
Neues Earth-View-Plugin: Ansichten im Player und<br />
im ShowManager.<br />
entsteht eine Dia-Show, die Sie sofort<br />
vorführen können.<br />
• Wählen Sie per Drag & Drop beliebig<br />
viele Bilder aus.<br />
• Bestimmen Sie die Blendpara meter<br />
und die Länge der Bilddarstellung.<br />
• Legen Sie fest, ob der Ablauf mit jedem<br />
Bild automatisch gestoppt werden soll.<br />
Show Package<br />
Die Ressourcen einer Show befinden<br />
sich oft in unterschiedlichen Verzeichnissen.<br />
Dieses Plugin sorgt dafür, dass<br />
alle Showelemente, die zu einer Show<br />
gehören, für die Übertragung auf ein<br />
anderes powerdome System zusammengefasst<br />
werden. Sämtliche Ressourcen<br />
der Show werden dabei in ein frei wählbares<br />
Verzeichnis kopiert. Damit gehen<br />
Ihnen auch bei komplexen Shows keine<br />
Dateien „verloren“.<br />
Höhere BiIdschärfe bei schnellen<br />
Bewegungen<br />
Seit einigen Jahren hat sich als Standard<br />
für die Wiedergabe von Fulldome-Videos<br />
eine Frequenz von 30 Bildern pro Sekunde<br />
(fps) etabliert. Mit dieser Bildfrequenz<br />
ist die Ganzkuppeldarstellung bereits<br />
gut. In schnellen Bewegungen werden<br />
jedoch Unschärfen und Doppelbilder<br />
(insbesondere bei Sternen) sichtbar,<br />
sobald der Objektabstand zwischen den<br />
einzelnen Frames ein bestimmtes Maß<br />
übersteigt. Mit der Verdopplung der<br />
Bildfrequenz halbiert sich dieses Maß,<br />
das projizierte Video wirkt schärfer, Doppelbilder<br />
werden vermieden.<br />
In powerdome werden in Echtzeit dargestellte<br />
Inhalte grundsätzlich mit 60 Hz<br />
Bildwiederholfrequenz dargestellt. Um<br />
Ganzkuppelvideos mit 60 fps projizieren<br />
zu können, haben wir Encoder und<br />
Player angepasst. Sie können Fulldome-<br />
Videos weiterhin mit den klassischen<br />
Frameraten und jetzt auch mit 60 fps<br />
erstellen und vorführen. Wählen Sie bei<br />
neuen Showproduktionen bei Verfügbarkeit<br />
60 Bilder pro Sekunde.<br />
Verbesserter ShowManager<br />
Die Programmierung des ShowManagers<br />
wurde an mehreren Stellen verbessert<br />
ohne die Kompatibilität zu erstellten<br />
Shows zu beeinträchtigen.<br />
Hinzugekommen ist die Möglichkeit,<br />
ganze Kapitel zu exportieren und zu importieren,<br />
Showelemente zu gruppieren<br />
und über Kapitelgrenzen hinweg kopieren<br />
und verschieben zu können.<br />
Fulldome-Video aus powerdome<br />
Mit der neuen powerdome Version II<br />
können Anwender ein Zusatzmodul<br />
erwerben, das es gestattet, aus einer<br />
zeitleistenprogrammierten Ganzkuppelshow<br />
auch ein Ganzkuppelvideo zu<br />
erzeugen.<br />
<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 11
Der powerdome®ShowRenderer erstellt<br />
Dome-Master aus den Showelementen<br />
im ShowManager, als auch aus den<br />
Funktionen des digitalen <strong>Planetariums</strong><br />
SKYCONTROL. Auflösung und Framerate<br />
sind wählbar. Die expor tierten<br />
Domemaster können zur Erstellung von<br />
Fulldome-Videos für andere Fulldome-<br />
Systeme genutzt werden.<br />
Der ShowRenderer kann auch in einen<br />
Workflow eingebunden werden, um die<br />
Domemaster nachfolgend zu kodieren.<br />
Hiermit lässt sich quasi über Nacht ein<br />
Ganzkuppel video aus einer powerdome<br />
Show erstel len. Der Ton wird – wie bei<br />
power dome üblich – als separate Audio-<br />
datei gespeichert.<br />
Bedienoberfläche powerdome®ShowRenderer.<br />
Der ShowRenderer erzeugt Dome-Master<br />
auch mit 60 fps, was bei Echtzeit-Komponenten<br />
vorteilhaft sein kann.<br />
Theatersteuerung mit powerdome<br />
Powerdome bietet Möglichkeiten mit<br />
anderen Anlagen zu kommunizieren.<br />
Wir haben für Kunden Schnittstellen und<br />
Protokolle realisiert, die ohne größeren<br />
Programmieraufwand für andere<br />
Steuerungssysteme angepasst werden<br />
können. Voraussetzung sind passfähige<br />
Protokolle mit ASCII-Zeichen.<br />
Einige Beispiele:<br />
• Kommunikation zu allen aktuellen <strong>Planetariums</strong>projektoren<br />
von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />
12 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />
• Protokolle für Lichtsteuerungen (Lampen<br />
und LED-Beleuchtungen)<br />
• Raumlichtsteuerungen<br />
• Protokolle für Projektorsteuerungen<br />
von Fulldome-Systemen<br />
• Kommunikation zu Tonanlagen<br />
• Kommunikation zu Soundcomputern<br />
(z. B. Spatial Sound, Fostex)<br />
• Kommunikation zu älteren, bereits<br />
durch individuelle Steueranlagen automatisierte<br />
oder teilautomatisierte <strong>Planetariums</strong>projektoren<br />
(z. B. ZKP 1, ZKP 2)<br />
• Standardisierte Schnittstellen: DMX,<br />
RS232, RS424, RS484, Ethernet.<br />
ShowManager in mehreren<br />
Sprachversionen<br />
Ab sofort steht der ShowManager, das<br />
Nutzerinterface von powerdome, in<br />
mehreren Sprachen zur Verfügung. Zusätzliche<br />
Sprachversionen erstellen wir<br />
nach Bedarf. Die Shows werden so gespeichert,<br />
dass sie unter allen Sprachversionen<br />
lauffähig sind. Kommentare und<br />
Erläuterungen bleiben selbstverständ lich<br />
unverändert in der Sprache, mit der sie<br />
erstellt wurden.<br />
powerdome®WebInterface mit <strong>Planetariums</strong>funktionen<br />
(Firefox).<br />
powerdome®WebInterface<br />
Die ursprüngliche Fernsteuerung haben<br />
wir zu einem Web-Interface ausgebaut<br />
und mit vielen Zusatzfunktionen versehen.<br />
Sie können also jedes Gerät mit<br />
Browserapplikation für die Fernsteuerung<br />
von powerdome einschließlich vieler<br />
<strong>Planetariums</strong>funktionen verwenden.<br />
Starten Sie Shows von einem Smartphone,<br />
iPad, iPod touch oder von einem PC<br />
im Intranet.<br />
Das Web-Interface enthält eine Bedienoberfläche<br />
für das digitale Planetarium<br />
mit zahlreichen Bedienelementen und<br />
Werkzeugen zur Steuerung der <strong>Planetariums</strong>funktionen.<br />
Damit können Sie<br />
zum Beispiel Farbe und Helligkeit aller<br />
88 Sternbildfiguren ändern, ebenso der<br />
Strichfiguren und Sternbildgrenzen.<br />
Mit dem integrierten WLAN von powerdome<br />
können Sie Ihren <strong>Planetariums</strong>besuchern<br />
Zugang zum Web-Inter face<br />
anbieten. Besucher mit Smartphone<br />
oder anderen Geräten mit Browserapplikation<br />
können sich beteiligen. Mit<br />
dem powerdome®WebInterface erge-<br />
Webseite zur Auswahl einer Show (Safari).
Digitale Sternbildfiguren<br />
in powerdome.<br />
ben sich zahlreiche Möglichkeiten der<br />
simultanen Interaktion, z. B. ein Quiz.<br />
Stellen Sie eine Frage und die Zuschauer<br />
können auf ihren browserfähigen Geräten<br />
zwischen verschiedenen Antworten<br />
wählen. Die richtigen Antworten werden<br />
in einer Datenbank gespeichert und auf<br />
der Kuppel wird eine Rangliste der besten<br />
Spieler angezeigt.<br />
Eine andere Anwendung ist die Abstimmung.<br />
Lassen Sie beispielsweise Besucher<br />
mehrheitlich auswählen, welche<br />
Show oder Sequenz vorgeführt wird.<br />
Mit ihren Smartphones können die Zuschauer<br />
entsprechende Beschreibungen<br />
einsehen und daraufhin abstimmen. Die<br />
abgegebenen Stimmen werden live auf<br />
der Kuppel angezeigt.<br />
Das Web-Interface bietet Showproduzenten<br />
ganz moderne Möglichkeiten<br />
der Einbeziehung des Publikums. Frei<br />
verfügbare Webtechnologien wie<br />
SQL-Datenbanken, php und Javascript<br />
können von Ihnen zur Erstellung von<br />
interaktiven Showinhalten herangezogen<br />
werden. Wir denken, mit dem<br />
powerdome®Web Interface eine äußerst<br />
nützliche Fernsteuerung und einen<br />
interessanten Ansatz für Interaktionen<br />
anbieten zu können.<br />
Erweiterte Uniview-Integration<br />
Mit dem Programmpaket Uniview erweitert<br />
der Nutzer sein System um eine<br />
Visualisierungsplattform für die dreidimensionale<br />
Darstellung des beobachtbaren<br />
Weltraums. Powerdome® II bietet<br />
die Möglichkeit, alle Systembefehle, die<br />
Uniview zulässt, auf der Zeitleiste zu<br />
platzieren oder direkt auszulösen. Daraus<br />
ergeben sich völlig neue Möglichkeiten<br />
der Einbindung von Uniview in den<br />
Showablauf, u. a. der direkte Aufruf von<br />
Bookmarks, die Auswahl von Ort und<br />
Zeit und die Auswahl eines Himmelskörpers<br />
noch vor dem Einblenden von<br />
Uniview. Damit kann der Übergang von<br />
der analogen <strong>Planetariums</strong>projektion<br />
zum 3D-Himmel und die Kombination<br />
der Sternprojektion mit 3D-Effekten unmerklich<br />
für den Besucher erfolgen.<br />
Autokalibrierung<br />
Die kamerabasierte automatische<br />
Geometriekorrektur, entwickelt für<br />
powerdome®VELVET, ist inzwischen<br />
auch für alle anderen Projektionssysteme<br />
(mit mechanischen Blenden) verfügbar.<br />
Sie ist nicht an powerdome® II<br />
gebunden. Bereits gelieferte Systeme<br />
können um die Autokalibrierung erweitert<br />
werden. Mit Installation ist der<br />
Anwender in der Lage, die Geometriekorrektur<br />
jederzeit auszuführen. Die<br />
Autokalibrierung sichert mit geringstem<br />
Zeitaufwand eine gleichbleibende,<br />
exakte Justierung, unabhängig von<br />
der Geschicklichkeit eines Serviceingenieurs.<br />
Je nach Rechnerausstattung<br />
dauert sie nur 15 bis 30 Minuten für<br />
ein achtkanaliges System. Einmal ausgeführt,<br />
muss die Kalibrierung kaum<br />
wiederholt werden.<br />
Eine Nachjustierung ist in der Regel nur<br />
nach Servicearbeiten an einzelnen Projektoren<br />
erforderlich.<br />
Fernwartung für powerdome und<br />
<strong>Planetariums</strong>projektoren<br />
Für powerdome Systeme und <strong>Planetariums</strong>projektoren<br />
bieten wir seit einigen<br />
Jahren einen kostenpflichtigen Remoteservice<br />
an, der es uns gestattet, nach<br />
Aufforderung auf ausgewählte Rechner<br />
zuzugreifen. Wir können damit sehr<br />
schnell helfen, wenn Fragen oder Probleme<br />
auftreten. Log-Dateien können von<br />
den Systemen abgeholt und Projektoren<br />
überwacht werden. Wir offerieren verschiede<br />
Servicelevel von der Online-Unterstützung<br />
in Bedienung und Wartung<br />
bis hin zu regelmäßigen powerdome<br />
und Windows-Updates.<br />
Unsere Kunden berichten von positiven<br />
Erfahrungen, Servicereisen ließen sich<br />
effektiv vorbereiten und es können<br />
durch gezielte Diagnose Fehler ermittelt<br />
und behoben werden. Es spart den<br />
Kunden viel Zeit und Geld, wenn unsere<br />
<strong>Spezial</strong>isten praktisch die in aller Welt<br />
verteilten Rechner direkt einsehen können<br />
– fast so, als ob man direkt davor<br />
säße.<br />
<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 13
Sterne der neuesten Generation<br />
Thomas Dannberg<br />
Produktentwicklung, Geschäftsbereich <strong>Planetarien</strong><br />
Mit der Einführung unseres Kleinplanetariums<br />
SKYMASTER ZKP 4 hat die Projektion<br />
des Fixsternhimmels an Kuppeln<br />
mit kleineren Durchmessern enorm an<br />
Brillanz und Natürlichkeit zugenommen.<br />
Grund dafür war die Adaption des Glasfaserprojektionsprinzips<br />
von UNIVERSA-<br />
RIUM und STARMASTER. Die Helligkeit<br />
der Fixsterne konnten wir um den Faktor<br />
zehn steigern und die Lampenleistung<br />
gleichzeitig auf ca. 50% reduzieren.<br />
Ein Teil des hinzugewonnenen Lichtes<br />
verwenden wir, um den natürlichen Eindruck<br />
der Sterne zu stärken, in dem wir<br />
sie kleiner machen.<br />
Noch heller, noch brillanter<br />
Weißlicht-LEDs (Light-Emitting Diode)<br />
sind bereits seit einigen Jahren auf dem<br />
Markt, erzielten aber lange Zeit nicht<br />
das Leistungsspektrum, um sie mit Effizienz<br />
für die Sternprojektion einsetzen zu<br />
können. Inzwischen sind Hochleistungs-<br />
LEDs verfügbar, die wir in der neuesten<br />
Generation unseres SKYMASTER ZKP 4<br />
einsetzen. Damit können wir die Projektion<br />
des Sternhimmels und der Planeten<br />
nochmals deutlich verbessern. Die optischen<br />
Eigenschaften der Hochleistungs-<br />
LED im Vergleich zur Halogenlampe<br />
zahlen sich mehrfach aus.<br />
14 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />
Relative spektrale Lichtverteilung<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0<br />
400 450 500 550<br />
Wellenlänge (nm)<br />
600 450 700<br />
Spektralverteilung der LED im Vergleich zur Halogenlampe (Herstellerangaben).<br />
Günstiges Lichtspektrum<br />
Bedingt durch das nahezu kontinuierliche<br />
Spektrum der Halogenlampe musste<br />
das Objektiv für den gesamten sichtbaren<br />
Bereich korrigiert werden. Die LED<br />
erfordert dagegen nur einen Teilbereich,<br />
wodurch sich die Abbildungsqualität<br />
wesentlich verbessern lässt. Des<br />
Weiteren liegt die Farbtemperatur der<br />
verwendeten LED bei 6 500 K, was dem<br />
natürlichen Weiß der Sterne deutlich<br />
näher kommt als das rötliche Halogenlicht<br />
mit 3 200 K.<br />
Höhere Leuchtdichte<br />
Das gesamte Licht der LED (ca. 2 000 lm)<br />
wird aus einer Fläche von nur 3 x 3 mm²<br />
abgegeben. Die daraus resultierende<br />
sehr hohe Leuchtdichte und ein neu<br />
entwickeltes asphärisches Kondensorsystem<br />
erlauben es uns, die Sternhelligkeit<br />
im Vergleich zur Halogenlampe um<br />
das Dreifache zu erhöhen.<br />
LED Halogenlampe<br />
Bessere Lichtverteilung<br />
Der mechanische Aufbau der Halogenlampe<br />
mit parabolischem Reflektor führt<br />
zu ringförmigen Zonen unterschiedlicher<br />
Ausleuchtung, die sich mit der<br />
Brenndauer der Lampe ändern. Die LED<br />
hingegen gibt das Licht über die Chipfläche<br />
extrem gleichmäßig ab, wodurch<br />
es sich wesentlich effektiver ausnutzen<br />
lässt.<br />
Lichtverteilung LED (links) im Vergleich zur Halogenlampe<br />
(rechts).
Geringere Betriebskosten<br />
Für die Fixsternprojektion haben wir die Leistungsaufnahme<br />
von 2 x 105 W mit Halogenlampen auf 2 x 35 W mit LEDs reduziert.<br />
Die niedrigere Wärmelast erlaubt uns auch die Leistung<br />
der Lüfter herabzusetzen, was zu einer geringeren Geräuschemission<br />
führt. Nicht zuletzt ist das ein kleiner Beitrag zum<br />
Schutz unserer Umwelt. Nicht zu vernachlässigen ist die extrem<br />
hohe Lebensdauer der LEDs. Laut Angabe des Herstellers<br />
beträgt der Lichtstrom nach 60 000 Betriebsstunden noch ca.<br />
70 % des Startwertes. Zum Vergleich: die Halogenlampe hat<br />
eine Lebensdauer von maximal 1 000 Stunden. Damit reduzieren<br />
sich natürlich die Betriebskosten des ZKP 4 merklich.<br />
Lichtausbeute (%)<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
LED-Beleuchtung für<br />
Fixsterne ZKP 4.<br />
0<br />
1 10 100 1000 10000 100000<br />
Betriebsstunden<br />
Lichtausbeute der LED in Abhängigkeit von der Betriebsdauer (Herstellerangaben).<br />
LEDs für Sonne, Mond und Planeten<br />
Um die Projektion von Sonne, Mond und Planeten an die<br />
verbesserten Eigenschaften des Fixsternhimmels anzupassen,<br />
kommen auch hier Hochleistungs-LEDs zum Einsatz. Die natürliche<br />
Färbung von Sonne, Erde und Mars erfolgt mit geeigneten<br />
Farbfiltern.<br />
Umrüstung möglich<br />
Damit Nutzer eines SKYMASTER ZKP 4 mit Halogenlampen in<br />
den Genuss dieser Vorteile kommen können, haben wir einen<br />
Umrüstsatz entwickelt, mit dem die LED-Beleuchtung nachgerüstet<br />
werden kann.<br />
<strong>Planetariums</strong>projektor<br />
SKYMASTER ZKP 4 LED.<br />
SKYMASTER SKYMASTER ZKP ZKP 44<br />
<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 15
VELVET Duo<br />
Ralf Hasse, Produktentwicklung<br />
Geschäftsbereich <strong>Planetarien</strong><br />
Mit der Entwicklung der VELVET Projektoren folgt <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />
dem beständigen Streben, seinen Kunden immer bessere<br />
Projektorlösungen für <strong>Planetariums</strong>anwendungen zu bieten.<br />
Dank unserer vielfältigen Erfahrungen im Optikgerätebau und<br />
modernster Fertigungstechnologien sahen wir die Chance,<br />
einen Projektor zu entwickeln, der das größte Manko aller<br />
kommerziellen Videoprojektoren behebt. VELVET liefert einen<br />
absolut schwarzen Bildhintergrund, die Voraussetzung für die<br />
störungsfreie Überlagerung von analogem Sternhimmel und<br />
digitaler Videoprojektion.<br />
Die Entwicklung eines solchen Projektors mit kleinen Fertigungsstückzahlen<br />
ist ein wirtschaftliches Risiko. Wir mussten<br />
viele technologische Hürden überwinden und konnten das<br />
nicht zuletzt in enger Kooperation mit unseren Nutzern. Wir<br />
möchten uns ausdrücklich bei unseren ersten Kunden eines<br />
powerdome®VELVET Systems für ihr Vertrauen in diese neue<br />
Technologie bedanken.<br />
Inzwischen gibt es sechs permanente VELVET Installationen,<br />
zwei weitere Aufträge liegen vor. Die Resonanz auf die Projektionsqualität<br />
ist überaus positiv. Alle unsere VELVET Kunden<br />
berichten von zunehmenden Besucherzahlen.<br />
Derzeit verfolgen wir zwei weitere Entwicklungsschritte: die<br />
Erhöhung der Auflösung durch Einsatz von DLP ® -Chips mit<br />
WQXGA-Auflösung (1600 Zeilen) und die Konfiguration von<br />
Systemen mit zwei VELVET Projektoren für kleinere Kuppelgrößen<br />
(VELVET Duo).<br />
Der neue Chipsatz wird in allen zukünftigen VELVET Projektoren<br />
eingesetzt. Mit den für große Kuppeln empfohlenen Konfigurationen<br />
von sechs bis acht Bildkanälen erzielt das VELVET<br />
System effektiv über 4 k Auflösung, mit zehn Projektoren mehr<br />
als 5 k.<br />
Für Kuppeln bis zu 12 m Durchmesser können wir jetzt eine<br />
zweikanalige Lösung anbieten, wobei die Projektoraufstellung<br />
am Rand oder bei Vorhandensein eines <strong>Planetariums</strong>projektors<br />
in der Kuppelmitte erfolgt. Die Auflösung erreicht nahezu 3 k.<br />
16 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />
Gestaltungsbeispiel SKYMASTER ZKP 4 mit VELVET Duo für Kuppeln bis 12 m<br />
Durchmesser. Grafik: Klaus Fankhänel.<br />
Im praktischen Betrieb zeigte sich, dass die Bildgeometrie bei<br />
allen VELVET Systemen stabil ist. Im Falle eines Lampenwechsels<br />
oder Projektortauschs können Korrekturen erforderlich<br />
werden. Für die automatische Kalibrierung haben wir ein<br />
Kamerasystem entwickelt, das am Kuppelrand fest eingebaut<br />
wird und die Kalibrierung vollautomatisch innerhalb von ca. 15<br />
Minuten durchführt.<br />
VELVET Konfigurationsbeispiele<br />
Kuppeldurchmesser<br />
12 m 15 m 18 m 23 m 25 m<br />
Kanäle 2 5 6 8 10<br />
Aufstellung Zentrum /<br />
Peripherie<br />
Peripherie Peripherie Peripherie Peripherie<br />
Auflösung 3 k 4 k 4,5 5 k 5 k<br />
Pixelgröße (‘) 3,9 2,3 2,2 2,1 1,9
SPACEGATE Nova<br />
Ralf Hasse, Produktentwicklung<br />
Geschäftsbereich <strong>Planetarien</strong><br />
Innerhalb der letzten Jahre erfolgte eine rasante Entwicklung<br />
von digitalen Projektionslösungen für unterschiedlichste Anwendungen.<br />
Auf den ersten Blick könnte jeder kommerzielle<br />
Videoprojektor mit Weitwinkelobjektiv für die mehrkanalige<br />
Kuppelprojektion eingesetzt werden. Die Entwicklung eines<br />
Fulldome-Systems heißt für uns aber auch die Verantwortung<br />
zu übernehmen für die dauerhafte Qualität der Bildprojektion<br />
und für die Passfähigkeit mit optisch-mechanischen <strong>Planetarien</strong>,<br />
zugleich für geeignete Schnittstellen zur Ansteuerung und<br />
für eine optimale Aufstellung zu sorgen. Viele Faktoren bestimmen<br />
die Wertigkeit eines Fulldome-Systems. <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> schließt<br />
von vornherein kommerzielle Projektoren aus, deren Lebensdauer<br />
auf wenige Jahre ausgelegt ist und deren Bildqualität<br />
innerhalb weniger tausend Betriebsstunden sichtbar nachlässt.<br />
Wir stellen hohe Ansprüche an Schärfe, Kontrast und Helligkeit.<br />
Mit SPACEGATE Nova bieten wir mehrkanalige Fulldome-Lösungen<br />
auf der Basis unterschiedlicher Videoprojektoren, die<br />
für die Kuppelprojektion ausgiebig getestet wurden. Ein breites<br />
Spektrum an Konfigurationsmöglichkeiten ermöglicht es,<br />
individuelle Anforderungen zu erfüllen. Die Wahl des geeigneten<br />
Projektors ist abhängig von Kuppelgröße, den Anforderungen<br />
an Helligkeit und Kontrast, der Servicefähigkeit im<br />
betreffenden Land und letztlich vom Budget. SPACEGATE Nova<br />
ist also kein einmalig ausspezifiziertes System, sondern wird<br />
projektspezifisch konfiguriert. Einige Varianten wie die Duo-<br />
Lösung mit zwei DLP-Projektoren der Firma projectiondesign<br />
sehen wir als Semistandard, da sie für viele Kuppeltheater<br />
ohne größere Anpassungen einsetzbar sind.<br />
In den meisten Fällen kann SPACEGATE Nova gemeinsam mit<br />
<strong>Planetariums</strong> projektoren verwendet werden. Für die Kombination<br />
und synchrone Nutzung mit den aktuellen optisch-mechanischen<br />
Projektoren von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> sorgt powerdome ® .<br />
Wir bieten auch für SPACEGATE Nova die kamerabasierte automatische<br />
Projektorkalibrierung an. Mit ihr ist die automatische<br />
Korrektur der Bildgeometrie des Ganzkuppelbildes möglich,<br />
Zweikanaliges SPACEGATE Nova mit F35-Projektoren und SKYMASTER ZKP 4 für<br />
Kuppeln bis 12 m Durchmesser. Grafik: <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>.<br />
eine Korrektur, die abhängig vom Projektortyp häufiger oder<br />
seltener erforderlich sein kann.<br />
Auswahl geeigneter Projektoren für SPACEGATE Nova<br />
Hersteller proj. proj. JVC Sony Sony<br />
design design<br />
Typ F32 F35 RS55 T110 T420<br />
Technologie DLP DLP D-ILA SXRD SXRD<br />
Auflösung 1920 x 2560 x 1920 x 4096 x 4096 x<br />
1200 1600 1080 2160 2160<br />
Helligkeit 2900 lm 2900 lm 1200 lm 11 000 lm 21 000 lm<br />
Kontrast 7500 : 1 8000 : 1 80 000 : 1 2500 : 1 3000 : 1<br />
SPACEGATE Nova Konfigurationsbeispiele<br />
Kuppeldurchmesser<br />
8 - 12 m 12 - 15 m 12 - 18 m 18 - 20 m 20 - 25 m<br />
Kanäle 2 9 6 8 2<br />
Projektor F32 / F35 RS55 F32 F35 T420<br />
Aufstellung Zentrum Peripherie Peripherie Peripherie Peripherie<br />
Auflösung (ca.) 2 k / 2,5 k 4 k 3 k 5 k 4 k<br />
Pixelgröße (‘) 5 2,6 3,2 2,0 2,7<br />
<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 17
SKYMASTER ZKP 3<br />
Upgrade 2012<br />
Ralf Hasse, Gunter Helmer<br />
Produktentwicklung, Geschäftsbereich <strong>Planetarien</strong><br />
Seit der ersten Installation eines Kleinplanetariums Modell<br />
SKYMASTER ZKP 3 sind fast 20 Jahre vergangen. In dieser Zeit<br />
liegen maßgebliche Verbesserungen der Computerhardware,<br />
Steuertechnologie und Bediensoftware. Mit dem Einzug der<br />
Fulldome-Technik in die <strong>Planetariums</strong>kuppeln entsteht das<br />
Interesse an ihrer Kopplung mit dem optisch-mechanischen<br />
Projektor.<br />
Neues Upgrade 2012<br />
Wir entwickelten bereits vor einigen Jahren ein Upgrade für ein<br />
ZKP 3 auf ein ZKP 3B mit modernisierter Hardware und einer<br />
umfassenden Erweiterung der Bedienmöglichkeiten. Die rasche<br />
Entwicklung der Elektronik veranlasste uns, für die Nutzer<br />
eines SKYMASTER ZKP 3 und ZKP 3B ein neues Upgrade zu entwickeln,<br />
das auf der Software und Steuerhardware des aktuellen<br />
Modells ZKP 4 beruht und seit Anfang 2012 lieferbar ist.<br />
Mit dem Upgrade sichert sich der Nutzer die weitere Servicefähigkeit<br />
der <strong>Planetariums</strong>steuerung und holt sich umfangreiche<br />
Erweiterungen im Bedienumfang ins Haus. Selbstverständlich<br />
kann das Upgrade nicht alle Funktionen des SKYMASTER ZKP 4<br />
realisieren, da sich an der analogen Mechanik des ZKP 3 nichts<br />
ändert.<br />
Neue Steuerungstechnik<br />
Teil der Umrüstung ist ein neuer Steuerrechner mit moderner<br />
Ausstattung und mit der aktuellen SKYPOST Bedienersoftware,<br />
die intuitives Arbeiten mit dem <strong>Planetariums</strong>projektor auf Basis<br />
von MS Windows ® gestattet.<br />
Die Bedienoberfläche erfüllt moderne Standards, vereinfacht<br />
die Befehlseingabe und die Programmierung. Im Edit-Modus<br />
lassen sich Steuerbefehle eingeben, als auch manuell ausführen.<br />
Bei der Live-Bedienung protokolliert das System alle<br />
Befehle automatisch und die Wiedergabe ist zeitgesteuert, als<br />
auch über Synchronisationssignale möglich.<br />
Die Software stellt dem Bediener analoge und digitale Anzeigen<br />
für die Gerätestände bereit. Uhrzeit und geografische<br />
18 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />
SKYMASTER ZKP 3 (1993-2005).<br />
Länge sind jetzt die bevorzugten Parameter für die Projektorsteuerung.<br />
Die bisherige Einstellung mit Hilfe der Sternzeit ist<br />
nur noch in bestimmten Fällen vorteilhaft.<br />
Digitales Planetarium<br />
Mit dem neuen Umrüstsatz sind die Voraussetzungen geschaffen,<br />
SKYMASTER ZKP 3 mit Fulldome-Systemen von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />
koppeln zu können. Die gemeinsame Steuerung beider Systeme<br />
übernimmt powerdome.<br />
Mit powerdome erhält der Nutzer auch ein umfassendes digitales<br />
Planetarium, geeignet für die Live-Bedienung mit Hilfe<br />
des Bedienpanels und für die programmierte Wiedergabe.<br />
Installation<br />
Servicetechniker von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> übernehmen die Installation<br />
und weisen in die neue Bedienung ein. Optional ist mit dem<br />
Upgrade auch die Ferndiagnose und Fernwartung durch den<br />
Kundendienst von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> möglich. Voraussetzung ist hier<br />
die Anbindung des Steuerrechners an das Internet und eine<br />
entsprechende vertragliche Vereinbarung.
ZKP 3 Upgrade:<br />
Es macht Spaß damit zu arbeiten!<br />
Jens Kandler, Leiter Planetarium Drebach<br />
Mitte März 2012 wurde im <strong>Zeiss</strong> Planetarium<br />
Drebach die Steueranlage<br />
und die Software für das Kleinplanetarium<br />
SKYMASTER ZKP 3 erneuert. Die<br />
Umrüstung ist der erste Schritt, um das<br />
Planetarium für den zukünftigen Einsatz<br />
von digitalen Projektionssystemen vorzubereiten.<br />
Live-Bedienung<br />
Nach dem Start der neuen Steuersoftware<br />
»SKYPOST« wurden wir von vielen<br />
Anzeigefenstern auf dem Monitor begrüßt.<br />
Damit deuteten sich schon die<br />
vielfältigen Möglichkeiten an, welche<br />
die neue Steuerung bietet. Die Bedienoberfläche<br />
kann nach individuellen<br />
Bedürfnissen angepasst werden. Gab es<br />
in der Vergangenheit „nur“ die Gerätestandsanzeigen<br />
für Datum, Sternzeit und<br />
geografische Breite, so haben wir jetzt<br />
die Möglichkeit den gesamten <strong>Planetariums</strong>himmel<br />
zu überwachen. Sehr<br />
praktisch ist die Anzeige für die Beleuchtungssteuerung,<br />
mit der wir auf einen<br />
Blick erkennen, welche Projektoren (z. B.<br />
Planeten) noch aktiv sind.<br />
Mit der Umrüstung der Steueranlage<br />
wurde ein neues Bedienpanel geliefert.<br />
Die neue Tastenbelegung, Zusatzfunktionen<br />
und die Möglichkeit, Tasten und Potentiometer<br />
mit anderen Funktionen zu<br />
belegen, bringen einen neuen Be dienkomfort<br />
mit sich. Jetzt können wir die<br />
Planeten nicht mehr nur in zwei Grup-<br />
pen, sondern einzeln ansteuern. Neu ist<br />
die SOSY-Funktion, mit der alle Planeten,<br />
Sonne und Mond gleichzeitig bedient<br />
werden können. In Drebach nutzen wir<br />
auch Sonnensystem-, Jupiter-, Kometenund<br />
Satellitenprojektor. Diese älteren<br />
Zusatzprojektoren werden vom Upgrade<br />
ebenfalls unterstützt und sind über das<br />
Bedienpult steuerbar. Nur die Ansteuerung<br />
des Sternschnuppenprojektors<br />
erfolgt jetzt mit einer gleichbleibenden<br />
Geschwindigkeit, die nach unseren<br />
Wünschen festgelegt wurde.<br />
Der Vorführer, der seine Live-Veranstaltung<br />
mit einem Sonnenuntergang<br />
beginnt, hatte bisher viel Arbeit, um alle<br />
Funktionen zur rechten Zeit auszuführen.<br />
Mit der neuen Software braucht er<br />
sich nur noch auf die Tagesdrehung zu<br />
konzentrieren. Die Steuerung übernimmt<br />
auf Wunsch automatisch die Kuppelund<br />
Horizontbeleuchtung sowie die Helligkeiten<br />
der Sterne und Planeten.<br />
Der Komfort der neuen Steuerung zeigt<br />
sich auch in praktischen Verknüpfungen<br />
mehrerer Funktionen. So blendet sich<br />
die Landkarte auf Wunsch automatisch<br />
ein, wenn der Bediener die Polhöhe<br />
verändert. Auch die manuelle Bewegungssteuerung<br />
mit den Potentiometern<br />
ist nun viel feinfühliger. Komplexe<br />
Demonstrationen wie das Analemma der<br />
Sonne können jetzt ohne Schwierigkeiten<br />
gezeigt werden.<br />
Mit der neuen Steuerung stehen uns<br />
zwölf statt wie bisher nur acht verschiedene<br />
Verlaufsstufen zur Ansteuerung zur<br />
Verfügung. Das war zunächst etwas gewöhnungsbedürftig,<br />
aber nach einigen<br />
Wochen haben wir uns umgestellt.<br />
Die HOME-Funktion gibt es jetzt nicht<br />
nur bei den Bewegungen, sondern auch<br />
für Helligkeitsparameter. Damit lassen<br />
sich wählbare Helligkeitswerte vorgeben,<br />
z. B. für die Sterne oder die Sternbildfiguren,<br />
womit wir letztlich auch die<br />
Lampenlebensdauer erhöhen.<br />
Automatik-Steuerung<br />
Unsere Erfahrungen in der Programmierung<br />
mit der alten MS-DOS Software<br />
und die Einarbeitung durch die Mitarbeiter<br />
von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> ließen uns schnell mit<br />
der neuen Programmierung zurechtkommen.<br />
Bisher haben wir die ausführliche<br />
Bedienungsanleitung nur in Ausnahmen<br />
benötigt.<br />
Bei der Eingabe von Steuerbefehlen<br />
über die Tastatur kann man nichts falsch<br />
machen. Die Software prüft die Syntax<br />
und zeigt alle verwendbaren Parameter<br />
an. Ist eine Angabe nicht korrekt, wird<br />
der Befehl auch nicht ins Programm<br />
übernommen.<br />
Eine grundlegende Verbesserung ist die<br />
Einstellung der Tageszeit. Jetzt ist es<br />
möglich, den Anblick des Sternhimmels<br />
<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 19
zu einer beliebigen Uhrzeit an einem<br />
beliebigen Tag vorzugeben. Mit einem<br />
einzigen Befehl wird der Anblick des<br />
Sternhimmels zur aktuellen Zeit simuliert.<br />
Zudem ist neben der geografischen<br />
Breite auch die geografische Länge als<br />
Parameter verwendbar. Somit können<br />
wir den Sternhimmel für jeden beliebigen<br />
Ort auf der Erde zu einer beliebigen<br />
Zeit einstellen.<br />
Die Programmierung ist jetzt viel einfacher.<br />
Befehle oder Befehlsgruppen<br />
werden auf einer Zeitleiste platziert und<br />
sind verschiebbar. Zusammengehörige<br />
Steuerbefehle lassen sich gruppieren.<br />
„Fertige Programme“ können als Gruppe<br />
in einem anderen Programm als selbstaktualisierende<br />
Kopie eingebaut werden.<br />
20 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />
In den zurückliegenden Jahren haben<br />
wir viele Programmdateien für unsere<br />
automatischen Vorführungen erstellt.<br />
Mit einer von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> mitgelieferten<br />
Software werden diese in das neue Format<br />
umgewandelt. Aufgrund der neuen<br />
Möglichkeiten ist es natürlich sinnvoll,<br />
diese Programme anzupassen.<br />
Zusammenfassung<br />
Die interaktive Bedienung bei Live-<br />
Veranstaltungen ist problemlos zu<br />
beherrschen, ebenso das Abspielen von<br />
automatischen Programmen. Nach einer<br />
Zeit von drei Monaten haben wir gewiss<br />
noch nicht alle Möglichkeiten der neuen<br />
Steuerung im vollen Umfang ausgeschöpft.<br />
Eines ist aber sicher – es macht<br />
viel Spaß damit zu arbeiten!<br />
Die „Visitenkarte“<br />
<strong>Zeiss</strong> Planetarium und<br />
Volkssternwarte Drebach<br />
Milchstraße 1<br />
09430 Drebach<br />
www.sternwarte-drebach.de<br />
ZEISS SKYMASTER ZKP 3<br />
Fotos: Planetarium Drebach.<br />
Eröffnung: 1986<br />
Upgrade: 2012<br />
Kuppeldurchmesser: 11 m<br />
Plätze: 70
Erstes 2-kanaliges Hybrid-Planetarium in Europa<br />
Stefanie Neuhäuser, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />
Das erste Hybrid-Planetarium in Europa,<br />
bestehend aus einem 2-kanaligen<br />
Fulldome-System und einem opto-mechanischen<br />
<strong>Planetariums</strong>projektor,<br />
wurde im Dezember 2011 in Italien<br />
in Betrieb genommen. In Cagliari, der<br />
größten Stadt Sardiniens, installierte<br />
<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> das erste SPACEGATE Nova<br />
Fulldome-System zusammen mit einem<br />
Projektor SKYMASTER ZKP 4.<br />
Mit SPACEGATE Nova bezeichnet <strong>Carl</strong><br />
<strong>Zeiss</strong> Kuppelprojektionssysteme, in die<br />
ausgewählte kommerzielle Videoprojektoren<br />
integriert sind. Im Planetarium Cagliari<br />
sind zwei F32-Projektoren von projectiondesign<br />
in direkter Nachbarschaft<br />
zum <strong>Planetariums</strong>projektor aufgebaut.<br />
SKYMASTER ZKP 4 und SPACEGATE Nova<br />
arbeiten völlig synchron.<br />
Sanierung von Kuppeloberflächen in <strong>Planetarien</strong><br />
Adrienne Ruhnau<br />
»Der Maler Ruhnau«, Drebach<br />
Die Erneuerung des Farbanstrichs perforierter Projektionskuppeln<br />
erfordert spezielle Kenntnisse, um die notwendige Homogenität<br />
zu erzielen. Die Fläche muss akribisch gereinigt werden,<br />
die Löcher dürfen sich nicht mit Farbe zusetzen, Blechkanten<br />
bedürfen der besonderen Aufmerksamkeit.<br />
Das Unternehmen – der maler ruhnau – aus Drebach hat sich<br />
auf das Spritzen von <strong>Planetariums</strong>kuppeln spezialisiert und<br />
arbeitet als Partnerbetrieb der <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG. Die Firma setzt<br />
ein spezielles Spritzverfahren für Kuppeloberflächen ein. Nach<br />
gründlicher Reinigung mit Druckluft erfolgt ein mehrmaliger<br />
Anstrichstoffauftrag. Die lösemittelfreien Anstrichstoffe wurden<br />
bei <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> auf Reflektion und Glanzgrad geprüft. Gespritzt<br />
wird in einem berechneten Anstellwinkel schräg zur vorhandenen<br />
Perforierung. Um ein sauberes gleichmäßiges Spritzbild zu<br />
Die „Visitenkarte“<br />
Il Planetario<br />
de L'Unione Sarda<br />
Piazza L'Unione Sarda<br />
09122 Cagliari<br />
ITALY<br />
planetario@unionesarda.it<br />
www.planetariounionesarda.it/<br />
ZEISS SKYMASTER ZKP 4<br />
powerdome®SPACEGATE Nova<br />
Eröffnung: 2011<br />
Kuppeldurchmesser: 10 m<br />
erzielen, muss auf den Stirnseiten der Perforierung ein ebenmäßiger<br />
Anstrichstoffaufbau erfolgen. Während dieser Arbeitsgänge<br />
wird die vorhandene Technik im Planetarium vor Schlag und<br />
Staub geschützt, vorhandene Bodenbeläge werden staubdicht<br />
abgeklebt. Die Arbeiten an der Kuppeloberfläche erfolgen mit<br />
Hilfe von Teleskoparbeitsbühnen oder Gerüsten.<br />
Das Unternehmen kann bereits auf folgende Referenzobjekte<br />
verweisen:<br />
• <strong>Zeiss</strong> Planetarium Drebach, Deutschland<br />
• Planetarium Kassel, Deutschland<br />
• <strong>Zeiss</strong> Planetarium Bochum, Deutschland<br />
• Planetarium minikosmos Lichtenstein, Deutschland<br />
• Planetarium Kreuzlingen, Schweiz<br />
• Planetarium Brügge, Belgien<br />
<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 21
Essay<br />
Quo vadis – Planetarium?<br />
Wilfried Lang<br />
<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>, Geschäftsbereich <strong>Planetarien</strong><br />
Die Frage hatte ich mir schon einmal vor ein paar Jahren gestellt<br />
und Sie alle in meine Gedankenwelt einbezogen. Ich erlaube<br />
mir, diese Frage jetzt noch einmal zu wiederholen. Jetzt,<br />
nachdem ich fast 20 Jahre in der <strong>Planetariums</strong>- und Teleskopentwicklung<br />
bei <strong>Zeiss</strong> gearbeitet und weitere mehr als 20 Jahre<br />
das <strong>Planetariums</strong>geschäft bei <strong>Zeiss</strong> verantwortet habe. Jetzt,<br />
nachdem ich auch hinreichende Erfahrungen mit digitalen<br />
Fulldome-Systemen gesammelt habe.<br />
Ich betone, es sind meine persönlichen Gedanken und jeder<br />
kann für sich reflektieren, inwieweit meine Gedanken auf sein<br />
Planetarium zutreffen oder auch nicht oder ob er sich damit<br />
gar identifizieren möchte.<br />
Fulldome-Systeme und ihre Attribute<br />
Vor ein paar Jahren konnte ich noch nicht absehen, inwieweit<br />
Fulldome-Systeme das Planetarium revolutionieren, heute komme<br />
ich eindeutig zu einem Ergebnis: Fulldome-Systeme sind für<br />
viele <strong>Planetarien</strong> mehr Fluch als Segen. Ein solches Fazit von<br />
mir ist sicher für die meisten überraschend, weil gerade wir<br />
bei <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> dem <strong>Planetariums</strong>nutzer in den letzten Jahren<br />
sehr viele <strong>Innovation</strong>en auf diesem Gebiet angeboten haben.<br />
Aber, hinter Attributen wie Modernität, Aktualität, Multimedia,<br />
Flexibilität, Interaktion, die man Fulldome-Systemen im<br />
Allgemeinen zuschreibt sind tatsächlich vielerorts Einrichtungen<br />
entstanden, denen man genau das Gegenteil bescheinigen<br />
möchte. Das Niveau ist hier eindeutig gesunken. Das betrifft<br />
sowohl die Projektionsqualität als auch die Qualität der <strong>Planetariums</strong>shows,<br />
weil mit der Anschaffung eines Fulldome-Systems<br />
oft genug auch auf wissenschaftliches Personal verzichtet<br />
wird. Ein Knopfdruck genügt ja neuerdings, um „Planetarium<br />
zu machen“. Man folgt häufig der Argumentation unserer<br />
Wett bewerber, die Glauben machen möchten, ein optischmecha<br />
nischer Sternprojektor sei heutzutage überflüssig, er<br />
kann ersetzt werden durch digitale Projektoren mit immer höherer<br />
Auflösung und immer größerer Helligkeit. Die Experten<br />
unter Ihnen wissen natürlich, dass das mitnichten der Fall ist.<br />
22 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />
Ein Sternhimmel, bei dem ein in der Natur gerade noch sichtbarer<br />
Stern mit einem Pixel und hellere Sterne mit n-mal einem<br />
Pixel dargestellt werden, ist eben nur ein generischer Himmel,<br />
er hat aber nichts damit zu tun, was man in der Natur wirklich<br />
sieht. Abgesehen vom Grau des Hintergrunds aller Standard-<br />
Videoprojektoren, auf die alle unsere Wettbewerber angewiesen<br />
sind. 3D-Animationen und Computer-Cluster mit bis zu 50<br />
Einzelcomputern sollen nun mehr Modernität suggerieren. Neben<br />
einer nicht mehr beherrschbaren Technik handelt man sich<br />
Produktionskosten ein, die in „astronomische Höhen“ klettern.<br />
Live-Veranstaltungen und Interaktion mit den Besuchern, so<br />
wie wir sie bei <strong>Zeiss</strong> verstehen und so wie es der Besucher von<br />
einem guten Planetarium erwarten darf, sind mit solch einer<br />
Technik kaum mehr möglich.<br />
Abwärtstrend trotz Technikwechsel?<br />
Dabei habe ich bis hierher noch kein Wort über die Qualität<br />
der gebotenen <strong>Planetariums</strong>veranstaltungen verloren. Auch<br />
hier meint man, allein schon mit der neuen Fulldome-Technik<br />
sei man plötzlich sehr modern geworden, zumal dann, wenn<br />
man mit dem Technikwechsel gleich noch einen Personal-Generationswechsel<br />
im Planetarium verbindet. Der alte Mief des<br />
<strong>Planetariums</strong> soll schließlich gründlich beseitigt werden.<br />
Sehen Sie sich das Resultat an in vielen <strong>Planetarien</strong> der Welt:<br />
Das ehemalige Planetarium ist zum Kuppelkino umfunktioniert<br />
worden, in dem am Markt erhältliche Shows maximal noch in<br />
die jeweilige Sprache synchronisiert werden. IMAX lässt grüßen.<br />
Wobei der Vergleich mit IMAX hinkt, da man hier noch<br />
Qualität erleben konnte und noch kann, sowohl inhaltlich als<br />
auch projektionstechnisch. Und trotzdem konnte man den Abwärtstrend<br />
nicht stoppen.<br />
Dieser Abwärtstrend bzw. dieses Sterben wird sich bei derart<br />
betriebenen <strong>Planetarien</strong> weitaus schneller vollziehen, da der<br />
Inhalt der Shows infolge fehlenden Produktionsbudgets teil-
weise mehr als arm ist. Die Interaktion bzw. Kommunikation<br />
mit seinen Gästen beschränkt sich in solch geführten <strong>Planetarien</strong><br />
auf Verhaltensregeln im Kuppelsaal, wie das Ausschalten<br />
der Handys, das Verbot von Blitzlichtkameras oder den Hinweis<br />
auf die Notausgänge. Wie will man eigentlich auf diese Weise<br />
<strong>Planetarien</strong> nachhaltig betreiben, welcher Besucher sollte ein<br />
solches Planetarium ein zweites Mal betreten?<br />
Welchen Weg gibt es aus diesem Dilemma?<br />
Aus meiner Sicht den, dass man sich auf die Alleinstellungsmerkmale<br />
eines <strong>Planetariums</strong> rückbesinnt. Das hat nichts mit<br />
„verstaubtem Image“ zu tun, im Gegenteil, das Planetarium<br />
muss seine ihm zugewiesene Nische bedienen, nicht mehr<br />
und nicht weniger. Es muss ein Ort sein der Wissensvermittlung,<br />
des Wohlfühlens, der Hochwertigkeit. Das fängt an<br />
mit höchster Bild- und Showqualität, geht weiter über das<br />
gesamte Ambiente, bis hin zur Bestuhlung. Der Besucher muss<br />
sich persönlich eingeladen fühlen, so wie man zu Hause Gäste<br />
empfängt. Ein Gast, der wiederkommen soll, zu Hause oder im<br />
Planetarium, möchte persönlich begrüßt und unterhalten werden<br />
und soll auch zu Wort kommen dürfen. Hierzu bedarf es<br />
nicht nur vorproduzierter Shows, hierzu bedarf es Menschen,<br />
die auf ihrem Gebiet etwas zu sagen haben, von denen man<br />
etwas lernen kann. Live-Shows und Interaktion dienen diesem<br />
Zweck am Besten. Wissensvermittlung muss dabei nicht auf<br />
Astronomie begrenzt sein, es gibt andere interessante Themen.<br />
Musikshows – warum nicht? Wem es gefällt, der wird wiederkommen.<br />
Live-Veranstaltungen unter dem Sternhimmel<br />
– Rezitationen, Konzerte – werden viel zu wenig benutzt, die<br />
Alleinstellung eines <strong>Planetariums</strong> herauszuarbei ten. Ein namhafter<br />
Wissenschaftler oder ein Künstler, den man für so einen<br />
Abend gewinnt, kostet Bruchteile einer gekauften Show. Und,<br />
es ist natürlich nichts zu sagen gegen vorproduzierte Shows,<br />
deren Drehbücher in der <strong>Planetariums</strong>mannschaft entstanden<br />
sind und auf die jeweilige Technik umgesetzt wurden. Das ist<br />
Eigenständigkeit, wie ich sie verstehe, Eigenständigkeit, die<br />
nicht einfach multipliziert werden kann. Auch gibt es inzwischen<br />
gute erwerbbare professionelle Shows, die durchaus das<br />
Programmangebot eines <strong>Planetariums</strong> hochwertig bereichern<br />
können.<br />
Was macht ein Planetarium zu einem Planetarium?<br />
Es ist der Mix aus all diesen Komponenten, die ein Planetarium<br />
zum Planetarium machen. Denjenigen möchte ich sehen,<br />
der dort nicht gerne hingeht und wiederkommt – es muss sich<br />
herumsprechen, dass ein Planetarium etwas anderes ist als ein<br />
schlechtes Kino. Wenn digitale Fulldome-Systeme so verstanden<br />
werden, wenn sie zur Kreativität beitragen, sind sie ein<br />
Segen für jedes Planetarium.<br />
Übrigens, die landläufige Meinung, dass Sternprojektoren im<br />
Vergleich zu Fulldome-Systemem zu wartungsintensiv und<br />
damit in der Unterhaltung zu teuer sind, ist eindeutig widerlegbar,<br />
insbesondere dann, wenn man bemüht ist, die Qualität<br />
des Kuppelbildes des Fulldome-Systems einigermaßen auf dem<br />
gleichen Level zu halten. Abgesehen vom Justieraufwand wird<br />
man seine Meinung hinsichtlich der Kosten u. U. schon nach<br />
zwei Jahren revidieren müssen, wenn die Videoprojektoren<br />
ausgetauscht werden müssten, weil die Qualität stark nachgelassen<br />
hat oder weil es keine Ersatzteile oder Ersatzprojektoren<br />
mehr gibt. Die Hersteller solcher Projektoren überschütten den<br />
Markt jährlich mit neuen Produkten ohne Rücksicht darauf,<br />
wie diese in ein existieren des Fulldome-System ein gebunden<br />
werden können. Dafür sind sie nicht entwickelt. Speziell diese<br />
Kosten lassen sich mit VELVET entscheidend minimieren, will<br />
man aber alle Updates und Upgrades der Hersteller von bildgebenden<br />
Systemen nutzen, und hier schließe ich <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> ausdrücklich<br />
ein, dann ist das im Zweijahres-Rhythmus mit neuer<br />
Rechentechnik verbunden, Rechentechnik, die umso teurer<br />
wird, je mehr Bildkanäle man bedienen muss.<br />
Modernität braucht feste Wurzeln<br />
<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> lebt den Gedanken des modernen <strong>Planetariums</strong> ohne<br />
seine Wurzeln zu vergessen. Wir sind die Einzigen, von denen<br />
Sie die Technik aus einer Hand bekommen können. Sie erhalten<br />
Geräte, die einen Sternhimmel projizieren, der der Natur<br />
extrem nahe kommt und der noch richtige Emotionen erzeugt<br />
und Geräte, die astronomische Phänomene einprägsam, weil<br />
durch Live-Bedienung präsentieren können. Sie erhalten ein<br />
dazu voll synchronisiertes digitales Fulldome-System, welches<br />
den Kontrast des Sternhimmels bei gemeinsamer Projektion<br />
nicht im Geringsten beeinträchtigt, aber natürliche, nicht sichtbare<br />
und nicht vorstellbare Abläufe zu visualisieren hilft. Sie<br />
erhalten ein System, mit dem Sie Ihre individuellen Programme<br />
auf einfachste Weise produzieren können, wobei Sie auf<br />
dreidimensionale Flüge in das Weltall nicht verzichten müssen<br />
und mit dem Sie auch durch Dritte produzierte Shows abspielen<br />
können.<br />
Sie erhalten von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> Nachhaltigkeit und Partnerschaft,<br />
Partnerschaft, die Sie über die gesamte Laufzeit Ihrer ZEISS<br />
Technik begleitet.<br />
<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 23
Ein Besuch lohnt sich: das größte<br />
Planetarium der Welt in Nagoya<br />
Dr. Manabu Noda<br />
Direktor Planetarium, Nagoya City Science Museum<br />
Das städtische Wissenschaftsmuseum<br />
in Nagoya eröffnete nach Erneuerung<br />
am 19. März 2011. Hauptattraktion ist<br />
die weltweit größte <strong>Planetariums</strong>kuppel<br />
mit 35 m Durchmesser. Die Projektionen<br />
erfolgen mit einem UNIVERSARIUM Modell<br />
IX (optisches Planetarium) und einem<br />
SKYMAX DS II-R2 (digitales Planetarium).<br />
Das gesamte System wurde von Konica<br />
Minolta Planetarium Co. Ltd. integriert.<br />
24 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />
Die Geschichte<br />
Das Haus der Astronomie mit dem<br />
Planetarium im Nagoya City Science<br />
Museum öffnete 1962 anlässlich des<br />
70. Gründungstages der Stadt. Ihm<br />
folgte 1964 das Haus der Wissenschaft<br />
und Technologie und 1982 das Haus<br />
der Biowissenschaften. Es ist eines der<br />
größten Wissenschaftsmuseen Japans.<br />
Wir nutzten seit 1962 ein Großplanetarium<br />
Modell IV von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>. In den fast<br />
50 Jahren seit dem Bau der Einrichtungen<br />
entstanden zahlreiche Probleme<br />
durch die Alterung der Bausubstanz und<br />
durch Einwirkungen von Erdbeben. Die<br />
Stadt Nagoya plante deshalb langfristig<br />
die Rekonstruktion des Wissenschaftsmuseums<br />
(mit Ausnahme des Hauses<br />
der Biowissenschaften) und setzte dabei<br />
wichtige Prämissen.<br />
Für das Planetarium wurden folgende<br />
Anforderungen aufgestellt:
• Projektion eines Sternhimmels so natürlich<br />
wie nur möglich an eine Projektionskuppel<br />
mit 35 m Durchmesser<br />
• Ganzkuppelprojektion mit hoher Qualität<br />
für virtuelle Reisen im Raum<br />
• Verbesserter Komfort durch einzeln<br />
stehende Sitze mit geneigten Rückenlehnen<br />
• Wissenschaftlich korrekte Projektion<br />
astronomischer Erscheinungen wie Finsternisse,<br />
Meteore und Nordlichter.<br />
Das neue Planetarium<br />
Von außen betrachtet bildet die riesige<br />
Kugelgestalt unseres Museums ein<br />
Wahrzeichen der Stadt. Im oberen Teil<br />
befindet sich die <strong>Planetariums</strong>kuppel,<br />
das größte Planetarium der Welt. Wir<br />
trachteten nach einer möglichst großen<br />
Kuppel, um die Verzerrungen beim<br />
Anblick des Sternhimmels von allen<br />
Sitzplätzen aus so niedrig wie möglich<br />
zu halten.<br />
Die Kuppel, gefertigt von ASTRO-TEC,<br />
besitzt einen inneren Durchmesser von<br />
35 Metern. Sie besteht aus etwa 700<br />
hochwertigen Lochblechen, die nahtlos<br />
aneinander gesetzt sind und eine perfekte<br />
sphärische Projektionsfläche ergeben.<br />
In der Kuppel befinden sich 350 einzeln<br />
stehende Liegesitze in konzentrischer<br />
Anordnung um den Sternprojektor. Sie<br />
lassen sich um 30 Grad nach links und<br />
rechts drehen. Somit ist es ein Leichtes,<br />
unabhängig vom Sitzplatz selbst, in alle<br />
Richtungen zu blicken.<br />
<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 25
Wir sind überzeugt, dass es unseren<br />
Besuchern nicht nur wichtig ist, <strong>Planetariums</strong>shows<br />
zu besuchen, sondern<br />
dass sie auch zum realen Himmel<br />
aufschauen möchten, um Sterne und<br />
Sternbildfiguren erkennen zu können.<br />
Um Besucher für den Blick auf den echten<br />
Sternhimmel zu begeistern, müssen<br />
wir Sterne zeigen, die den natürlichen<br />
so nahe wie nur möglich kommen und<br />
interessante wissenschaftliche Themen<br />
ansprechen und das live und nicht als<br />
aufgezeichnete Show (in Japan wenig<br />
verbreitet).<br />
26 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />
Zwei Projektionssysteme<br />
Die Projektion eines schönen Sternhimmels<br />
auf eine große Kuppel erfordert<br />
einen Projektor mit besonderer Qualität.<br />
Dabei ist es unmöglich, sich für ein<br />
Modell allein anhand der Spezifikation<br />
zu entscheiden. Deshalb haben wir vor<br />
der Wahl etliche Tests ausgeführt.<br />
Wir verfügen sowohl über ein optischmechanisches,<br />
als auch über ein<br />
digitales Planetarium. Der Starball, ein<br />
UNIVERSARIUM Modell IX von <strong>Carl</strong><br />
<strong>Zeiss</strong> befindet sich direkt im Zentrum.<br />
Der neue Projektor, ausgestattet mit<br />
Faseroptiken, erlaubt uns die Sterne<br />
mit hoher Helligkeit und kleinen<br />
Durchmessern zu zeigen. Wir stimmten<br />
die Helligkeitsstufen und die Färbungen<br />
der Sterne mit <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> direkt ab. Die<br />
Firma zeigte sich sehr kooperativ und<br />
entwickelte digital gesteuerte Blenden<br />
für Sterne und Milchstraße, spezielle<br />
Sternbildfiguren und integrierte japanische<br />
Schriftzeichen. Zur Abstimmung<br />
aller Details, darunter auch ein Interface<br />
für die manuelle Bedienung, besuchten<br />
wir die Firma mehrfach in Jena.<br />
Die Zahl der für das Auge sichtbaren<br />
Sterne (Größenklasse 6,5) beträgt etwa<br />
9 100 und hängt von der individuellen<br />
Empfindlichkeit des Auges ab. Es gibt<br />
Sternprojektoren, die mehr als eine Mil-
lion Sterne darstellen. Es ist aber nicht<br />
unsere Absicht, unsichtbare Sterne zu<br />
zeigen. Die etwa 9 100 Sterne können<br />
unter den besten Bedingungen und im<br />
Weltraum beobachtet werden. Wir denken,<br />
ein den natürlichen Gegebenheiten<br />
entsprechendes Planetarium führt die<br />
Menschen (insbesondere Kinder) zum<br />
beeindruckenden Sternhimmel selbst.<br />
Das digitale Planetarium projiziert<br />
Computergrafiken unter Verwendung<br />
mehrerer Videoprojektoren. SKY-MAX<br />
DSII-R2 von Konica Minolta Planetarium<br />
Co. Ltd. erzeugt hochaufgelöste Bilder<br />
(8000 x 8000 Pixel) mit Hilfe von<br />
24 Computern und sechs Videoprojektoren,<br />
die sich über die gesamte<br />
Kuppel erstrecken. Neben der Darstellung<br />
der Sterne und Planeten projiziert<br />
dieses System Videos zur Raumfahrt<br />
und bietet viele andere astronomische<br />
Das Team des <strong>Planetariums</strong>: S. Kobayashi,<br />
K. Hattori, Dr. M. Noda, Dr. K. Mouri,<br />
T. Ohnishi, D. Mochida (v.l.n.r.).<br />
Darstellungen wie Allsky-Ansichten in<br />
unterschiedlichen Wellenlängen wie<br />
Radio- und Röntgenstrahlung. Es ist ein<br />
sehr hilfreiches Werkzeug für die wissenschaftliche<br />
Bildung.<br />
Rückblick auf das erste Jahr<br />
Seit der Eröffnung am 19. März vergangenen<br />
Jahres sind alle Veranstaltungen<br />
ausverkauft. Im Durchschnitt besuchten<br />
uns in der alten Kuppel 250 000 Menschen<br />
jährlich. In diesem Jahr zählten<br />
wir etwa 600 000 Besucher aus allen<br />
Teilen Japans.<br />
Am 2. November 2011 besuchten uns<br />
etwa 300 Angestellte und Familienangehörige<br />
der japanischen Vertretung von<br />
<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> anlässlich des 100. Jahrestages<br />
von <strong>Zeiss</strong> Japan. Als besonderen<br />
Gast begrüßten wir den Sprecher des<br />
Vorstandes von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>, Dr. Michael<br />
Kaschke, der direkt aus Deutschland<br />
anreiste, um eine Rede zu halten.<br />
Unsere regulären Shows von 50 Minuten<br />
Länge finden sechsmal am Tag, wegen<br />
der Livepräsentation ausschließlich in<br />
japanischer Sprache statt. Wir sind uns<br />
aber sicher, dass der Sternhimmel des<br />
UNIVERSARIUMs auf der größten Kuppel<br />
der Welt und die überwältigenden<br />
visuellen Effekte einen Besuch lohnen.<br />
Sie sind jederzeit willkommen. Wenn Sie<br />
technische oder andere Fragen haben,<br />
zögern Sie nicht, uns nach der Show<br />
anzusprechen. Wir freuen uns auf Ihren<br />
Besuch in unserem Planetarium.<br />
Fotos: Nagoya City Science Museum.<br />
Die „Visitenkarte“<br />
Planetarium<br />
Nagoya City Science Museum<br />
17-1, Sakae 2-chrome, Naka-ku<br />
Nagoya, 460-0008<br />
Japan<br />
http://www.ncsm.city.nagoya.jp<br />
ZEISS UNIVERSARIUM M IX<br />
Eröffnung: 19. März 2011<br />
Kuppeldurchmesser: 35 m<br />
Plätze: 350<br />
<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 27
Ein starkes Team in Wolfsburg:<br />
Opto-mechanischer Starball und digitale<br />
VELVET Projektion<br />
Seit März 2010 verfügt das Planetarium<br />
Wolfsburg neben dem STARMASTER<br />
Sternprojektor über ein Fulldome-<br />
Videosystem von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>. An unsere<br />
15-Meter-Kuppel projizieren wir mit der<br />
Glasfaseroptik des <strong>Planetariums</strong> einen<br />
realistischen Sternhimmel. Sechs VELVET<br />
Projektoren ergänzen den klassischen<br />
Sternprojektor und zeigen in eindrucksvoller<br />
Weise Bilder und Videos, welche<br />
die gesamte Kuppel ausfüllen. Beide Systeme<br />
sind synchron miteinander gekoppelt.<br />
So können mit der STARMASTER<br />
Software auch digitale Bildinhalte, die<br />
zum Sternhimmel gehören, ange steuert<br />
werden.<br />
Hierbei ist die Synchronisation zwischen<br />
dem analogen und digitalen System von<br />
großem Vorteil. Digitale Sternbilder oder<br />
Planeten bereichern den brillanten Sternhintergrund<br />
des opto-mechanischen<br />
Projektors und folgen dessen Bewegungsabläufen,<br />
wie der Tages- oder<br />
Jahresbewegung.<br />
28 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />
Dirk Schlesier<br />
Leiter Planetarium Wolfsburg
Im Planetarium Wolfsburg wurden viele<br />
automatische Programme mit astronomischen<br />
Inhalten so angepasst, dass<br />
anstelle der digitalen Sterne die scharf<br />
aufgelösten, punktförmigen Sterne des<br />
STARMASTER Projektors leuchten. Die<br />
Besucher wünschen sich erfahrungsgemäß<br />
den Anblick des naturgetreuen<br />
STARMASTER Sternhimmels. „Pixelsterne“<br />
verraten den künstlichen Charakter<br />
der Himmelskörper und rauben den<br />
Besuchern jene Illusion, welche sie ins<br />
Planetarium gelockt hat.<br />
Das Team aus analogem und digitalem<br />
System ist bei Live-Veranstaltungen im<br />
Planetarium Wolfsburg unverzichtbar<br />
geworden. Das Heranzoomen entfernter,<br />
zunächst für das bloße Auge unscheinbar<br />
wirkender Himmelskörper sorgt für<br />
einen Wow-Effekt insbesondere bei den<br />
Schülern.<br />
Die digitalen Inhalte werden vorab im<br />
powerdome®ShowManager angelegt.<br />
Dessen Benutzeroberfläche ist für das<br />
Abspielen von kompletten Shows optimiert,<br />
erlaubt aber auch die Gestaltung<br />
von Live-Shows. Digitale Elemente, wie<br />
ein Digitalplanetarium, planare und kuppelfüllende<br />
Bilder und Clips oder auch<br />
Audio-Dateien werden vor der (Live-)<br />
Veranstaltung importiert.<br />
Durch den Einsatz der kombinierten<br />
Systeme kann das Planetarium verstärkt<br />
anspruchsvolle Live-Veranstaltungen<br />
gestalten und vorführen. Dabei haben<br />
wir die Fähigkeiten des Systems oft ausgereizt.<br />
Momentan verfügt das Planetarium<br />
Wolfsburg nicht über ein Echtzeitsystem,<br />
zum Beispiel UNIVIEW, welches<br />
die starke Hardwarekombination noch<br />
ergänzen könnte.<br />
Die „Visitenkarte“<br />
Fotos: Planetarium Wolfsburg.<br />
Planetarium Wolfsburg gGmbH<br />
Uhlandweg 2<br />
38440 Wolfsburg<br />
www.planetarium-wolfsburg.de<br />
ZEISS STARMASTER ZMP<br />
ZEISS powerdome®VELVET<br />
Eröffnung: 1983<br />
Wiedereröffnung: 2010<br />
Kuppeldurchmesser: 15 m<br />
Plätze: 140<br />
<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 29
Das neue Planetarium in Radebeul<br />
Ulf Peschel, Leiter Sternwarte und<br />
Planetarium der Stadt Radebeul<br />
30 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />
Wenn im Planetarium die Sonne untergeht,<br />
die Sterne vor einem dunkelblauen<br />
Himmel langsam auffunkeln und<br />
das schwach schimmernde Band der<br />
Milchstraße den Himmel überspannt,<br />
dann taucht man ein in eine Welt, die<br />
mit unserem grellen, hektischen Alltag<br />
nicht viel zu tun hat. Es ist die Stille und<br />
Anmut einer Nacht im Gebirge oder die<br />
unendliche Weite der menschenleeren<br />
Wüste oder die märchenhafte Stimmung<br />
eines nordischen Waldes. So zeigt uns<br />
das Planetarium einen Himmel, der uns<br />
erstaunt und überrascht wegen seiner<br />
großartigen Schönheit.<br />
Die Matadore der Kuppel<br />
Ins Planetarium nach Radebeul kam ich<br />
erstmals 1976 als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft<br />
Junger Astronomen.<br />
Damals stand in der Mitte der Kuppel<br />
ein Projektor des Typs ZKP 1 aus dem<br />
Hause <strong>Zeiss</strong>. Es bereitete uns Jungen<br />
einen enormen Spaß, in einem unbeobachteten<br />
Moment den Tagesgang auf<br />
volle Geschwindigkeit zu drehen, in den<br />
Sitz zu sinken, nach oben zu schauen<br />
und ein Kribbeln im Bauch zu spüren.<br />
Das ging solange, bis ein kleiner Mann,<br />
Mitte siebzig den Raum betrat, streng<br />
blickte, um dann zum Eigentlichen zu<br />
kommen, nämlich zum Sternhimmel des<br />
jeweiligen Abends. Ab diesem Moment<br />
hingen wir der schmächtigen Gestalt<br />
an den Lippen, denn er erzählte mit<br />
solcher Hingabe, mit solchem Wissen,<br />
mit Formulierungen, die an Exaktheit<br />
nichts fehlen ließen von den Gestirnen<br />
und ihren Bewegungen. Alles an ihm<br />
entsprach der Form des Sternenvortrages,<br />
nichts einer <strong>Planetariums</strong>show.<br />
Fraglich, ob er heute noch ein Publikum<br />
im Planetarium finden würde.<br />
Dem ersten Projektor folgte ein ZKP 2<br />
mit einem passablen Sternhimmel und<br />
erheblich erweiterten Möglichkeiten der<br />
Darstellung gegenüber dem Vorgänger.<br />
Die Bedienung war einfach und übersichtlich.<br />
Nach 27 Dienstjahren war das<br />
Instrument verschlissen und ein neues<br />
musste angeschafft werden. Dabei war<br />
klar, dass es ein opto-mechanischer Projektor<br />
sein sollte, da digitale Systeme vor<br />
allem in der Darstellung der Sterne nicht<br />
befriedigen können.<br />
Sternhimmel par excellence<br />
Seit einem halben Jahr arbeitet nun die<br />
neueste Entwicklung von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>, ein<br />
SKYMASTER ZKP 4, in der Kuppel des<br />
<strong>Planetariums</strong>. Der erste Eindruck des<br />
Sternhimmels ist überwältigend. Die<br />
Sterne erscheinen nahezu punktförmig,<br />
gestochen scharf über alle Bereiche der<br />
Projektionsfläche an einem tiefschwarzen<br />
Himmelshintergrund. Ihr Licht erhalten<br />
die Gestirne dabei ausschließlich von<br />
einer leistungsstarken LED. Das Radebeuler<br />
Instrument ist weltweit das erste,<br />
welches mit dieser Technik ausgestattet<br />
wurde. Die Helligkeitsabstufungen sind<br />
sehr fein. Viele wichtige Sterne werden
in ihren natürlichen Farben wiedergegeben.<br />
Angenehm fällt dabei auf, dass<br />
diese Farben deutlich erkenn bar, aber<br />
nicht übertrieben sind. Die Lichtreserven<br />
sind enorm. So erscheint ein mit voller<br />
Lampenleistung gezeigter Sternhimmel<br />
bewusst übertrieben. In unserer Kuppel<br />
haben sich 65 % der Lichtleistung bewährt.<br />
Dann kommt man dem Anblick<br />
eines Himmels unter günstigsten Bedingungen<br />
in der Natur sehr nahe. Manche<br />
der Besucher meinen, viele zehntausend<br />
Sterne zu sehen und bedauern, sich im<br />
Gewimmel nicht zurecht zu finden. Aber<br />
deshalb einen aufgehellten Stadthimmel<br />
zu zeigen, kann selbstverständlich nicht<br />
das Ziel sein. Zur Hilfe bei der Orientierung<br />
lassen sich sehr schöne Figuren der<br />
wichtigsten Sternbilder projizieren, deren<br />
Auftauchen häufig ein begeistertes<br />
Raunen im Publikum erzeugen.<br />
Planeten am rechten Ort<br />
Die Planeten werden, anders als beim<br />
Vorgänger, ohne Details gezeigt. Das<br />
erschwert gelegentlich die richtige Zuordnung<br />
bei Konstellationen, die in der<br />
Vergangenheit oder Zukunft liegen. Herausragend<br />
ist die Positionsgenauigkeit.<br />
Jeder Himmelskörper steht dort, wo er<br />
hingehört. Das erlaubt die genaue Darstellung<br />
von besonderen Konstellationen<br />
in der Vergangenheit oder Zukunft.<br />
<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 31
Darüber hinaus kann jeder Pla neten-<br />
projektor auch ganz andere Aufgaben<br />
übernehmen, z. B. als Komet. Mit Hilfe<br />
eines Diawechslers projiziert er auch<br />
einen solchen und positioniert ihn mit<br />
seiner exakten Bahn, die in der Software<br />
hinterlegt ist.<br />
Softwarehelfer im Hintergrund<br />
Die Software regelt Bewegungen und<br />
Helligkeiten des ZKP 4. Bei der Bedienung<br />
lässt sich erfreulicherweise<br />
zweigleisig fahren. Zum einen steht ein<br />
Bedienpanel zur Verfügung, welches<br />
sich mit Drehreglern und Tasten an<br />
frühere analoge Bedienungen anlehnt.<br />
Alles erscheint sehr aufgeräumt und<br />
erlaubt die vollständig manuelle Bedienung<br />
des Projektors während eines<br />
Live-Vortrages. Komplexere Abläufe<br />
lassen sich auf einer Zeitleiste auch im<br />
Vorfeld programmieren. Das entlastet<br />
zum einen den Vortragenden, der sich<br />
auf Inhalte konzentrieren kann, zum<br />
anderen erlaubt es die Programmierung<br />
von <strong>Planetariums</strong> shows, die automatisch<br />
ablaufen können. Dabei kommuniziert<br />
die Software mit Programmen, die z. B.<br />
digitale Fulldome-Anlagen steuern, die<br />
kuppelfüllend Bild- und Videoinhalte<br />
projizieren. Einfache Abläufe lassen sich<br />
mit der Steuerung ganz leicht erlernen.<br />
Das ist von großem Vorteil, wenn das<br />
Gerät von einer Aushilfe bedient werden<br />
soll. Geht man etwas tiefer, wird es<br />
32 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />
schnell anspruchsvoll. Das liegt vor allem<br />
an den unzähligen Möglichkeiten, die<br />
der Projektor bietet. So braucht es schon<br />
einige Zeit der Einarbeitung, bis sich<br />
Routine einstellt.<br />
Ausstattung auf Wunsch<br />
Der Radebeuler Projektor wurde mit<br />
allen Optionen geliefert. So lassen<br />
sich z. B. Himmelsäquator und Ekliptik<br />
getrennt zeigen, ein enormer Vorteil<br />
bei der Vermittlung astronomischer<br />
Koordinatensysteme. Per Azimutbewegung<br />
lässt sich das gesamte Gerät<br />
drehen. So kann das Publikum gern an<br />
der „falschen“ Stelle sitzen bleiben und<br />
bekommt dennoch die wichtigen Dinge<br />
gut zu sehen. Eine Anzeige infor miert<br />
stets über die Zeit, das Datum und<br />
andere Parameter des dargestellten Himmels.<br />
Der Lift bringt das Gerät aus dem<br />
Blickfeld bei reinen Videoprojektionen<br />
oder erleichtert notwendige Wartungsarbeiten.<br />
Für einzig verzichtbar halte ich<br />
die Landkarte, die bei Polhöhenveränderungen<br />
sichtbar wird. Sie sieht hübsch<br />
aus, ist allerdings für zu vermittelnde<br />
Inhalte kaum vonnöten.<br />
Fazit<br />
So präsentiert sich SKYMASTER ZKP 4 als<br />
ein Instrument, welches kaum Wünsche<br />
offen lässt und bei dem weitere Verbesserungen<br />
technisch kaum machbar<br />
erscheinen. Seine Einsatzgebiete reichen<br />
dabei vom didaktisch aufbereiteten<br />
naturwissenschaftlichen Sternvortrag<br />
bis zur emotional berührenden <strong>Planetariums</strong>show.<br />
Und er zeigt uns und<br />
unseren Kindern einen Sternhimmel, der<br />
heute fast nirgends mehr zu erleben ist,<br />
der aus einer Zeit zu stammen scheint,<br />
in der noch nicht ein Meer unzähliger<br />
Lampen den Sternhimmel über unseren<br />
Städten ertrinken ließ.<br />
Die „Visitenkarte“<br />
Fotos: Planetarium Radebeul.<br />
Sternwarte und Planetarium<br />
der Stadt Radebeul<br />
Auf den Ebenbergen 10a<br />
01445 Radebeul, Germany<br />
www.sternwarte-radebeul.de<br />
ZEISS SKYMASTER ZKP 4<br />
Eröffnung: 1969 (ZKP 1)<br />
Wiedereröffnung: 2011<br />
Kuppeldurchmesser: 8 m<br />
Plätze: 60
Der neue Sternhimmel ist einfach<br />
spektakulär!<br />
„Ich habe immer gesagt, dass von allen <strong>Planetariums</strong>instrumenten der Sternhimmel des ZKP 4<br />
dem natürlichen am nächsten kommt. dann haben wir die neue led-Beleuchtung erhalten<br />
und seither fehlen mir praktisch die Worte. der neue Sternhimmel ist einfach spektakulär!!<br />
die Fülle der Sterne, ihre Helligkeitsabstufungen und die genaue Positionierung waren bereits<br />
unerreicht. Nun, mit der unglaublichen Helligkeit der led-lichtquellen, ist es schlichtweg<br />
der beste Sternhimmel auf unserem Planeten, besser als der beste natürliche Himmel,<br />
der in meiner Heimat in Illinois zu finden ist, nur noch übertroffen vom realen Himmel in den<br />
abgelegensten Orten auf der erde.<br />
Ich freue mich auf unseren Umzug in die neue 12-m-Kuppel im Peoria Riverfront Museum<br />
diesen Sommer. Selbst in der größeren Kuppel wird die Helligkeit der led-Sterne noch außergewöhnlich<br />
sein und die größere Kuppel wird den Sternhimmel noch eine Spur realistischer<br />
erscheinen lassen.“<br />
Sheldon Schafer<br />
Peoria lakeview Museum of Arts and Sciences<br />
33
Ein Tag „Raum-Erfahrungen“<br />
im Planetarium Am Insulaner<br />
Freitag, 09:45: Tim wünscht sich beim<br />
Anblick einer Sternschnuppe zum Mond<br />
zu fliegen. Sein großer Bruder lacht noch<br />
über ihn – da beginnt sich der Himmel<br />
auf einmal schwindelerregend schnell<br />
zu drehen, leuchtet es hoch über ihnen<br />
grellweiß auf. Das Leuchten kommt näher,<br />
hüllt den ganzen Himmel ein – und<br />
plötzlich erscheint die Erde mit ihren<br />
Wolkenschleiern und Kontinenten über<br />
den Köpfen. Ein großes Gebilde aus Metall<br />
nähert sich rasend schnell, sein oberer<br />
Teil wird immer größer, füllt schon<br />
die halbe Kuppel aus… Unterdrückte<br />
Schreie dringen aus den Stuhlreihen,<br />
werden lauter, als die Wände des Metallgebildes<br />
verschwinden – und sich die<br />
Kinder plötzlich inmitten der blinkenden<br />
Konsolen und großen Aussichtsfenster<br />
einer Raumstation wiederfinden.<br />
Iskender, 7 Jahre alt, aus der Klasse 2b<br />
einer Schule aus Berlin-Reinickendorf,<br />
lockert den Griff um die Sitzlehnen, die<br />
er bis eben umklammert hat. Neben ihm<br />
stößt Leonie den angehaltenen Atem<br />
aus. Ihre Lehrerin, die zwei Sitze weiter<br />
aufmerksam das Geschehen verfolgt,<br />
lächelt ein bisschen, als die Kinder um<br />
sie herum aufgeregt tuscheln und sich<br />
gegenseitig auf Einzelheiten des bewegten<br />
Bildes an der Kuppelwand aufmerksam<br />
machen. Als zehn Minuten später<br />
die Eis- und Felsbrocken der Saturnringe<br />
geräuschvoll gegen die Fenster der Station<br />
krachen, zuckt auch sie zusammen.<br />
Und als schließlich die Raumstation<br />
34 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />
Dr. Monika Staesche, Wissenschaftliche<br />
Leiterin Planetarium der Wilhelm-Foerster-<br />
Sternwarte Berlin.<br />
durch eine Computerfehlfunktion fast in<br />
die Sonne gezogen wird und die ganze<br />
Kuppel über ihnen heftig wackelt, fasst<br />
auch sie die Armlehnen etwas fester.<br />
»Das Kleine 1x1 der Sterne«, das die<br />
Kinder hier gerade lernen, ist ein sehr<br />
vergnügliches, ähnelt weniger einer<br />
Schulstunde, sondern eher dem, was<br />
Erich Kästner einst in seinem „Fliegenden<br />
Klassenzimmer“ beschrieben hat:<br />
„Der Unterricht wird zum Lokaltermin“.<br />
Stürmischer Beifall am Ende der Show,<br />
als die Kinder aus der Kuppel strömen,<br />
hinaus ins echte Sonnenlicht und weiter<br />
zur Sternwarte auf dem Hügel.<br />
Die nächsten Klassen warten schon, um<br />
11:00 geht es weiter. Ältere Kinder sind<br />
es, 5. und 6. Klassen, die etwas über<br />
das »Raumschiff Erde« erfahren wollen,<br />
z. B. warum es Tag und Nacht gibt und<br />
wie die Jahreszeiten entstehen. Es ist ein<br />
Live-Vortrag, die Vortragende benutzt<br />
zuerst das klassische <strong>Planetariums</strong>gerät<br />
in der Mitte des Raumes, um den Blick<br />
von der Erde aus zu zeigen und zu erklären,<br />
dann schaltet sie mit einem kurzen<br />
Mausklick die Perspektive von außen<br />
ein. Plötzlich hängt eine gigantische,<br />
sich langsam und majestätisch drehende<br />
Erde über den Kindern an der Kuppel.<br />
„Whow!“ kommt es aus den Reihen.<br />
„Das sieht ja richtig echt aus!“ Und das<br />
stimmt: Man könnte schwören, dass es<br />
keine Kuppelwand gibt, sondern dass es<br />
dahinter „weitergeht“: die Erde schwebt<br />
im Raum. Die Tag- und Nachtgrenze ist<br />
klar zu erkennen – und als die Vortragende<br />
die Erdachse hinzublendet, wird<br />
deutlich, wie „schief“ die Erde steht,<br />
und dass die Menschen nahe dem Südpol<br />
keinerlei Sonnenlicht bekommen, es<br />
dort den ganzen Tag lang „Nacht“ ist.<br />
Aber das ist noch nicht alles. Mit ein<br />
paar weiteren Mausklicks beginnt sich<br />
die Szenerie zu verändern. Die Sterne<br />
drehen sich für einen Moment rasend<br />
schnell, die Erde verschwindet nach<br />
hinten – und schon taucht ein roter<br />
Punkt auf, der schnell größer wird und<br />
sich als Planet Mars entpuppt. Einzelheiten<br />
werden erkennbar, zwei winzige<br />
Punkte, die den Planeten umkreisen –<br />
die zwei Monde des Mars. Schließlich<br />
sind die Schüler dem Mars so nahe,<br />
dass er die gesamte Kuppel ausfüllt. So<br />
schön er aussieht, sie lernen, dass es auf<br />
dem Mars für menschliche Verhältnisse<br />
nicht angenehm ist. Auch die übrigen<br />
Planeten des Sonnensystems wären keine<br />
„zweite Heimat“ zum Auswandern,<br />
sollte die Erde unbewohnbar werden…<br />
Die Menschen leben auf der Erde in<br />
einem Paradies. Und sie sollten zusehen,<br />
es zu erhalten.
Am Ende der Präsentation gibt es noch<br />
einen kleinen „Bonbon“ – einen Flug<br />
aus dem Sonnensystem durch die Sterne<br />
hinaus aus unserer Heimatgalaxis. Die<br />
vorher stillstehenden Sterne bewegen<br />
sich in einem dichten Schwarm, immer<br />
schneller, bis die Milchstraße in ihrer<br />
wunderschönen Spiralform erkennbar<br />
wird. Unzählig viele Punkte rings am<br />
Himmel bilden die Nachbargalaxien. Die<br />
Kinder wagen einen kurzen Blick in die<br />
Unendlichkeit, wenn auch nur virtuell.<br />
Die Daten allerdings sind echt. Das<br />
Programm „Uniview“ ermöglicht es, den<br />
zwei Dimensionen des „flachen“ <strong>Planetariums</strong><br />
die dritte hinzuzufügen, dem<br />
Raum Tiefe und Perspektive zu geben,<br />
Zusammenhänge auf diese Weise besser<br />
zu erklären.<br />
Schließlich, zum großen Bedauern der<br />
Schüler, geht es zurück zur Erde. An<br />
diese Schulstunde werden viele noch<br />
lange denken.<br />
18:00, die erste Abendveranstaltung.<br />
Auf dem Programm steht »Voices in<br />
the Dark«. Keine Astronomie diesmal,<br />
sondern eine Reise in das Reich der<br />
Phantasie, durch eine paradiesische<br />
Landschaft auf eine geheimnisvolle Villa<br />
zu, dann in sie hinein. Die Zuschauer<br />
tauchen in Schachbretter und landen in<br />
einer schwarzweißen, kubistischen Landschaft,<br />
aus einem herunterstürzenden<br />
Schacht taucht plötzlich der Sternhimmel<br />
auf. Szenenwechsel: unter Wasser<br />
taucht eine versunkene Kathedrale auf.<br />
In der Tat, die Besucher „tauchen ab“<br />
mit dieser Technik. Der Begriff „immersives<br />
Medium“, was ja nichts anderes<br />
bedeutet, lässt sich hier hervorragend<br />
nachvollziehen. Die Kuppelprojektion ermöglicht<br />
ein dreidimensionales Erlebnis<br />
ohne eine störende Brille.<br />
Und der starke Kontrast der VELVET<br />
Beamer erlaubt es auch, wie im nächsten<br />
Programm, dem »Himmelsspaziergang«,<br />
immer wieder vom klassischen<br />
Sternhimmel zu Fulldome-Sequenzen zu<br />
wechseln, ohne dass die Grundhelligkeit<br />
der in diesem Moment nicht benötigten<br />
Beamer den Sternhimmel stört. Wieder<br />
eine Live-Präsentation, und gerade wird<br />
erklärt, dass die bekannten Sternbilder<br />
nichts mit den Sternen zu tun haben,<br />
sondern willkürliche Muster sind. Zur<br />
Verdeutlichung fliegen die Zuschauer<br />
plötzlich auf den durch Sternverbindungslinien<br />
gekennzeichneten Großen<br />
Wagen zu – und um ihn herum. Die<br />
Figur verzerrt sich, wird unkenntlich. Die<br />
Sterne des großen Wagens befinden sich<br />
in Wahr heit in unterschiedlicher Entfernung.<br />
Die nahen und fernen Sterne wirbeln<br />
um den Zuschauer herum, als säße<br />
er in einem Raumschiff. Auch dieses<br />
Gefühl genießen viele Menschen.<br />
Fulldome erklärt anschaulich, kann aber<br />
auch Emotionen erzeugen, die Zuschauer<br />
zum Staunen und Träumen bringen,<br />
Kinder wie Erwachsene. Und das ist<br />
letztendlich mindestens genauso wichtig<br />
wie die reine Wissensvermittlung. Man<br />
kann das tägliche Leben auch ohne astronomische<br />
Kenntnisse bestehen. Was<br />
<strong>Planetarien</strong> letztendlich leisten können<br />
und sollten, ist es, den Menschen eine<br />
Perspektive in Bezug auf ihre Welt zu<br />
geben, ihren Horizont zu erweitern,<br />
innerlich und äußerlich. Die „Raum-<br />
Erfahrung“ Fulldome kann dabei helfen.<br />
Die „Visitenkarte“<br />
Fotos: M. Staesche.<br />
Planetarium der<br />
Wilhelm-Foerster-Sternwarte<br />
Munsterdamm 90<br />
12169 Berlin, Germany<br />
ZEISS powerdome®VELVET<br />
ZEISS Modell VB<br />
UNIVIEW<br />
Eröffnung: 1965<br />
Wiedereröffnung: 2010<br />
Kuppeldurchmesser: 20 m<br />
Plätze: 291<br />
www.planetarium-berlin.de<br />
<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 35
SKYMASTER ZKP 2 und powerdome – die<br />
erfolgreiche Verbindung ungleicher Brüder.<br />
Die Anlage SIRIUS – eine Kombination<br />
aus Sternwarte und Planetarium – öffnete<br />
am 14. Oktober 2000 in Schwanden<br />
hoch über dem Thunersee in der<br />
Schweiz ihre Türen einem erwartungsvollen<br />
Publikum.<br />
Die Anfänge<br />
Die ursprüngliche Ausrüstung des <strong>Planetariums</strong><br />
mit einer 8-m-Kuppel bestand<br />
aus einem damals 17-jährigen <strong>Planetariums</strong>projektor<br />
SKYMASTER ZKP 2 und<br />
gebrauchten Allsky-Diaprojektoren. Der<br />
Betrieb erfolgte ehrenamtlich durch<br />
Hobby-Astronomen. Die Darstellung des<br />
Sternhimmels und der Planetenbewegungen<br />
war sehr befriedigend. Störend<br />
war jedoch der Umstand, dass Zeitabläufe<br />
über mehrere Jahre nicht gezeigt<br />
werden konnten, für die Sternbilder ein<br />
freihändiger Projektor erforderlich war<br />
und für die Allsky-Anlage nur wenige<br />
Dias zur Verfügung standen. Als auch<br />
noch die Ersatzteile dafür ausgingen,<br />
wurde es Zeit für einen größeren<br />
Umbau.<br />
36 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />
Dipl. El. Ing. HTL Daniel Schweizer,<br />
Präsident<br />
Dr. Ekkehard Stürmer, Programmierer<br />
und Vorführender<br />
Die Zielsetzung<br />
Wegen der hohen Qualität der Sternabbildung<br />
stand es außer Frage, das ZKP 2<br />
beizubehalten und in einem zweiten<br />
Schritt durch ein ZKP 4 zu ersetzen. Daneben<br />
bestand der Wunsch, Fulldome-<br />
Bilder und -Filme zeigen zu können. Sie<br />
sollen Informations- und Ausbildungszwecken<br />
dienen und nicht der reinen<br />
Unterhaltung. Um die ehrenamtliche<br />
Bedienung auch in Zukunft auf einfache<br />
Art zu gewährleisten, sollten die<br />
Fulldome-Anlage und die Steuerung des<br />
ZKP 2 kombiniert werden können.<br />
Unser Vorgehen<br />
Die Firma Astronics ersetzte die Antriebe<br />
des ZKP 2 durch Schrittmotoren,<br />
Voraussetzung für die digitale Ansteuerung.<br />
Sie baute zudem eine elektronische<br />
Lampensteuerung ein. Als ein Jahr<br />
später SPACEGATE Quinto installiert<br />
wurde, genügte eine Interface-Karte, um<br />
sämtliche Funktionen des ZKP 2 mit dem<br />
powerdome®ShowManager steuern zu<br />
können. Damit stand der Neueröffnung<br />
im Oktober 2010 nichts mehr im Wege.<br />
Sternwarte und Planetarium SIRIUS im Berner Oberland.
Neuer Betrieb<br />
Im Betrieb kann das ZKP 2 nach wie vor<br />
von Hand gesteuert werden. Neu ist die<br />
Möglichkeit, Abläufe zu programmieren.<br />
Dafür wird im ShowManager eine Liste<br />
von Steuerbefehlen zur Verfügung gestellt,<br />
die mit „external command“ aufgerufen<br />
werden kann. Der ausgewählte<br />
Befehl wird in die Zeit leiste eingetragen.<br />
In manchen Fällen ist die Eingabe<br />
eines Parameters erforder lich, z. B. um<br />
eine bestimmte Sternzeit einzustellen.<br />
Bei Tages- und Jahresbewegungen<br />
sind sowohl relative als auch absolute<br />
Positionierungen möglich, bei letzteren<br />
innerhalb eines Jahres.<br />
Um eine Show sinnvoll zu starten, wird<br />
das ZKP 2 von Hand auf das gewünschte<br />
Datum eingestellt. Außerdem ist noch<br />
die Eingabe der Sternzeit als Parameter<br />
der Tagesbewegung nötig. Alle weiteren<br />
Bewegungen sowie die Lampensteuerung<br />
des ZKP 2 erfolgen durch powerdome.<br />
Gute Erfahrungen<br />
Die bisherigen Erfahrungen mit der<br />
automatischen Steuerung des ZKP 2<br />
und dessen Einbindung in Shows mit<br />
powerdome sind außerordentlich erfreulich.<br />
Praktisch alle Funktionen des<br />
Sternprojektors lassen sich auf einfache<br />
Weise durch den ShowManager steuern.<br />
Natürlich sind einige Unzulänglichkeiten<br />
unvermeidlich. Beispielsweise lassen<br />
sich die Sterne des ZKP 2 mit denen<br />
des digitalen <strong>Planetariums</strong> nicht zur<br />
Deckung bringen und wenn die Shutter<br />
der Beamer offen sind, können sich die<br />
lichtschwachen ZKP-Sterne nicht gegen<br />
den Lichtsmog durchsetzen. Aus diesen<br />
beiden Gründen finden wir es kaum<br />
sinn voll, die Sternbilder bzw. Strichfiguren<br />
des digitalen <strong>Planetariums</strong> am ZKP-<br />
Himmel darzustellen.<br />
Trotzdem ist es beachtenswert, dass es<br />
mit den beschriebenen Maßnahmen<br />
möglich ist, ein auf analoger Technik basierendes<br />
Gerät in einer Weise digital zu<br />
steuern, für die es nie gebaut wurde –<br />
und das mit großem Erfolg.<br />
Sternwarte und Planetarium Sirius.<br />
Fotos: Sternwarte-Planetarium Sirius.<br />
Die „Visitenkarte“<br />
Stiftung Sternwarte Planetarium<br />
SIRIUS<br />
Lindenmattstrasse 68<br />
3065 Bolligen, Schweiz<br />
ZEISS SKYMASTER ZKP 2<br />
powerdome®SPACEGATE Quinto<br />
SKYPOST<br />
Eröffnung: 2000<br />
Wiedereröffnung: 2010<br />
Kuppeldurchmesser: 8 m<br />
Plätze: 70<br />
www.sternwarte-planetarium.ch<br />
<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 37
Das neue Kultur- und<br />
Bildungszentrum<br />
mit Planetarium<br />
in Jaroslawl<br />
Ilya Klyagin, Architekt<br />
Ludmila Gileva, Projektierung<br />
Andrey Lobanov, Technologe<br />
Das Kultur- und Bildungszentrum „Walentina<br />
Tereschkowa“ öffnete am 7.<br />
April 2011. In Jaroslawl wurde damit das<br />
erste russische Planetarium eingeweiht.<br />
Seit der Zeit der Sowjetunion entstand<br />
in unserem Lande kein einziges neues<br />
<strong>Planetariums</strong>gebäude.<br />
Die Architektur<br />
Die Architektur wird durch zwei Prämissen<br />
bestimmt: die einzigartige Funktion<br />
und die einzigartige Lage. Das Grundstück<br />
befindet sich inmitten historischer<br />
Bebauung und ist von architektonischen<br />
Meisterwerken vergangener Jahrhunderte<br />
umgeben.<br />
Um das Gebäude an diese Umgebung<br />
anzupassen, haben wir für die Projektierung<br />
ein „Kloster-Prinzip“ formuliert, in<br />
dem Bauten verschiedener Stile und verschiedener<br />
Epochen durch eine gemeinsame<br />
Funktion und einige spezifische<br />
räumliche Elemente vereint sind. Die<br />
38 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />
Architektur des neuen Gebäudes lehnt<br />
sich mit vergleichbaren Kompositionen<br />
an die Architektur der umgebenden Gebäude<br />
an. Dies alles verbindet die Architektur<br />
des neuen Gebäudes mit den hervorragenden<br />
Werken der altrussischen<br />
Baukunst, die sich in unmittelbarer Nähe<br />
befinden. Das Alte und das Neue greifen<br />
harmonisch ineinander ein, indem sie<br />
eine komplexe Gestalt erzeugen. Dabei<br />
dominiert das Neue nicht, sondern zollt<br />
Tribut an die Geschichte.<br />
Das <strong>Planetariums</strong>gebäude besteht aus<br />
vier prägnanten Elementen:<br />
• Der Sternwartenturm ist ein gesonderter<br />
Baukomplex, der aus dem Stufenunterbau<br />
ähnlich dem Glockenturm einer<br />
altrussischen Kathedrale emporsteigt.<br />
• Das Verwaltungsgebäude weist auf der<br />
Hauptfassade zwei Ebenen aus weißem<br />
Beton und Glas auf, die ausgezeichnet<br />
mit der weißen Texturstuckfläche des<br />
Turms kontrastieren.<br />
• Die Glaskuppel, das dritte Element der<br />
Komposition überdeckt die Projektionskuppel.<br />
Dabei entsteht zwischen den<br />
beiden Kuppeln ein Raum mit Galerie.<br />
Besonders eindrucksvoll erscheinen diese<br />
Elemente in der Nacht, wenn die innere<br />
Kuppel durch die LED-Beleuchtung<br />
in verschiedenen Farben leuchtet und<br />
die futuristische Gestalt einer leuchtenden<br />
im Weltraum schwebenden Kugel<br />
annimmt.<br />
• Der Stufenbau, in dem sich die Eingangshalle<br />
befindet, ist teilweise in die<br />
Tiefe versetzt.<br />
Trotz einer komplizierten räumlichen<br />
Komposition ist das Gebäude sehr geschlossen<br />
und eindrucksvoll in seiner<br />
Anordnung und ist bereits heute ein<br />
beliebter Erholungs- und Treffpunkt für<br />
viele Einwohner und Gäste der Stadt.
Die Ausstattung<br />
Das Kultur- und Bildungszentrum dient<br />
der Bildung und der Erholung für Familien.<br />
In der Einrichtung vereinen sich ein<br />
modernes Planetarium, ein Raumfahrtmuseum,<br />
eine Sternwarte und ein Café.<br />
Die Besucher gelangen in das Foyer,<br />
wo sie sich mit der Struktur und dem<br />
Veranstaltungsprogramm des Zentrums<br />
vertraut machen sowie Tickets und Souvenirs<br />
erwerben können. Vom Foyer aus<br />
gelangen sie in alle Funktionsbereiche<br />
des Zentrums.<br />
Das Planetarium<br />
Das Planetarium besitzt eine horizontale<br />
Kuppel mit einem Durchmesser<br />
von 12 m. Der Raum ist multifunktional<br />
ausgelegt, die Bestuhlung zur kleinen<br />
Bühne ausgerichtet. Zur technischen<br />
Ausstattung gehören ein SKYMASTER<br />
ZKP 4 und ein powerdome Ganzkuppel-<br />
Projektions system mit sechs JVC-Projektoren,<br />
beides von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>. Die<br />
Mehrkanal-Tonanlage, das Beleuchtungssystem<br />
und die Innenausstattung<br />
stammen von der russischen Firma<br />
„Svensons Project Company“.<br />
Das Observatorium<br />
Die Sternwarte mit einer 5-m-Kuppel<br />
beherbergt ein 8"-Teleskop von MEADE<br />
samt Zubehör. Sie ermöglicht den Besuchern<br />
einen tiefer gehenden Blick auf<br />
den Himmel über Jaroslawl.<br />
Das Raumfahrtmuseum<br />
Das Museum präsentiert herausragende<br />
Ereignisse in der Entwicklungsgeschichte<br />
der Kosmonautik, vom ersten<br />
künstlichen Erdsatelliten, über den<br />
Raumflug Gagarins bis zu modernen<br />
Raumschiffen und Raumstationen. Der<br />
Flug der ersten Kosmonautin Walentina<br />
Tereschkowa, deren Namen das Zentrum<br />
auch trägt, bildet einen Schwerpunkt<br />
der Ausstellung.<br />
Das Media-Café „Trans-Force“<br />
Das Media-Café ist als Mannschaftsraum<br />
eines Raumschiffs gestaltet, an<br />
dessen Außenwand sich ein riesiger 3D-<br />
Panoramabildschirm befindet. Dadurch<br />
kann der Besuch zu einer faszinierenden<br />
virtuellen Reise werden, während<br />
der die Erde aus dem Weltall zu sehen<br />
ist.<br />
Das Café bietet auch die Möglichkeit<br />
mit Kindern zu arbeiten. In interaktiven<br />
Vorstellungen wirken virtuelle Personen<br />
und professionelle Schauspieler miteinander.<br />
Spannende Inhalte, Wettbewerbe,<br />
Gewinnspiele und die Diskothek lassen<br />
kein einziges Kind gleichgültig. Auf<br />
die „Mannschaft“ warten auf der Reise<br />
überraschende Begegnungen, tückische<br />
Fallen, Such- und Rettungsoperationen<br />
sowie Aufgaben, die den Bildungsstand<br />
der Weltallreisenden auf den Prüfstand<br />
stellen.<br />
<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 39
Fotos: Autoren.<br />
Bereits von Erfolg gekrönt<br />
Vom ersten Tag an ist das Zentrum sehr<br />
aktiv in der Bildungstätigkeit. In neun<br />
Monaten konnte das Zentrum 206 000<br />
Besucher begrüßen, davon mehr als<br />
140 000 Kinder und Schüler. Im Planetarium<br />
traten mehrfach renommierte<br />
russische Astronomen auf. In vielen<br />
Live-Gesprächen konnten sich Besucher<br />
über die letzten Errungenschaften der<br />
Astronomie der ganzen Welt informieren.<br />
An fast allen klaren Abenden wurden<br />
Beobachtungen im Observatorium<br />
durchgeführt. Damit konnten fast 2 000<br />
Menschen mit eigenen Augen die ganze<br />
Pracht des Sternhimmels live genießen.<br />
Die <strong>Planetariums</strong>mannschaft hat vier<br />
Programme erstellt, die den Sternhimmel<br />
in seiner Vielfalt je nach den Jahreszeiten<br />
erläutern.<br />
Im Zentrum bestehen große Pläne für<br />
die Zukunft. Für 2012 sind drei neue<br />
Programme vorgesehen zur Geschichte<br />
der russischen Raumfahrt, über das Sonnensystem<br />
sowie zur Astronomie in der<br />
russischen Folklore (für Kinder).<br />
Wir wünschen unseren Freunden und<br />
Kollegen viel Erfolg und gutes Gelingen.<br />
Die „Visitenkarte“<br />
Kultur- und Bildungszentrum<br />
„Walentina Tereschkowa“<br />
Tschaikowskistr. 3<br />
150000 Jaroslawl, Russland<br />
ZEISS SKYMASTER ZKP 4<br />
powerdome®EDITION<br />
Eröffnung: 2011<br />
Kuppeldurchmesser: 12 m<br />
Plätze: 95
Neue Sterne für die<br />
Laupheimer Milchstraße<br />
Sebastian Ruchti<br />
Vorstand Volkssternwarte Laupheim e.V.<br />
Nach 22 Jahren erfolgreichem Betrieb<br />
und mehr als 800 000 Zuschauern in 60<br />
selbst produzierten <strong>Planetariums</strong>programmen<br />
wird das Laupheimer Planetarium,<br />
das von der Volkssternwarte<br />
Laupheim e.V. betrieben wird, im Sommer<br />
2012 eine komplette technische<br />
Modernisierung erfahren.<br />
Die bestehende <strong>Planetariums</strong>technik<br />
rund um den ZEISS M 1015 Hauptprojektor<br />
war über die Jahre hinweg organisch<br />
gewachsen. Neben dem Sternprojektor<br />
waren zuletzt rund 50 Diaprojektoren<br />
sowie verschiedene Videosysteme im<br />
Einsatz, darunter ein 3D-fähiges zur Darstellung<br />
von stereo skopischen Inhalten<br />
und ein System, das etwas mehr als die<br />
halbe <strong>Planetariums</strong>kuppel mit Video<br />
füllen kann.<br />
Der jetzt anstehende Modernisierungsschritt<br />
macht das Laupheimer Sterntheater<br />
wieder zu einem der modernsten<br />
Mittelplanetarien Europas. Die Shows<br />
sollen auch künftig von den Mitgliedern<br />
selbst erarbeitet und gestaltet werden.<br />
Bei der Auswahl der Komponenten<br />
wurde deshalb darauf geachtet wieder<br />
einen Sternprojektor einzusetzen, der in<br />
der Lage ist einen naturgetreuen Sternhimmel<br />
darzustellen. Dieser brillante<br />
Sternhimmel, der mit den Projektionsmethoden<br />
der digitalen Videotechnik<br />
auf absehbare Zeit nicht erreicht werden<br />
kann, wird im Zuge der Modernisierung<br />
um ein digitales Fulldome-Projektionssystem<br />
ergänzt, das alle bestehenden<br />
Video- und Diaprojektoren ersetzen soll.<br />
Durch die Integration mit dem optomechanischen<br />
Projektor ergeben sich für<br />
den Vorführer eine Vielzahl neuer Möglichkeiten,<br />
komplexe Zusammenhänge<br />
am Himmel einfach und anschaulich erklären<br />
zu können. Die neue Technik wird<br />
uns erlauben, gänzlich live Dinge zeigen<br />
zu können, für die mit der bestehenden<br />
Technik mehrwöchige Produktions- und<br />
Testphasen notwendig wären.<br />
Maßgeblich für die Entscheidung für<br />
ein kombinietes ZEISS Projektionssystem<br />
aus SKYMASTER ZKP 4 und<br />
powerdome®VELVET war die Tatsache,<br />
dass <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> der einzige Anbieter am<br />
Markt ist, der derzeit neben einem optomechanischen<br />
Sternprojektor auch ein<br />
Fulldome-Projektionssystem anbieten<br />
kann, dessen Projektoren ein perfektes<br />
Hintergrund-Schwarz bieten. Speziell<br />
die Versuche der findigen Mitglieder der<br />
Volkssternwarte, eigene Projektionssysteme<br />
mit herkömmlichen Projektoren<br />
zu planen und zu installieren, haben<br />
gezeigt, wie wichtig dies im Zusammenspiel<br />
mit einem Sternprojektor ist. Denn<br />
zu keiner Zeit soll die Illusion eines Blicks<br />
an den Himmel, die den Zuschauern<br />
geboten wird, durch graue Rahmen und<br />
Hintergründe zerstört werden.<br />
<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />
41
Polarlichter über dem Planetarium, aufgenommen<br />
am 21.11.2003.<br />
Lange Nacht der Sterne in Laupheim,<br />
Start zum Ballonflugwettbewerb.<br />
Die „Visitenkarte“<br />
Planetarium Laupheim<br />
Volkssternwarte Laupheim e.V.<br />
Milchstraße 1<br />
88471 Laupheim<br />
ZEISS SKYMASTER ZKP 4<br />
powerdome®VELVET Duo<br />
Eröffnung: 1990<br />
Wiedereröffnung: 2012<br />
Kuppeldurchmesser: 10 m<br />
Plätze: 60<br />
www.planetarium-laupheim.de<br />
42 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />
Im August und September 2012 erfolgt<br />
der Umbau auf die neuen Projektionssysteme,<br />
bei dem neben der Technik<br />
auch Stühle, Teppich und Projektionsregale,<br />
sowie die Lichtvoute überarbeitet<br />
werden.<br />
Das Modernisierungsprojekt ermöglichen<br />
großzügige Zuschüsse der Stadt<br />
Laupheim, des Landkreises Biberach,<br />
der Kreissparkasse Biberach, der Oberschwäbischen<br />
Elektrizitätswerke OEW<br />
sowie unzählige private Gönner. Darüber<br />
hinaus bringt die Volkssternwarte über<br />
10 % der Projektsumme in Form von Eigenmitteln<br />
und Eigenleistung auf.<br />
Ab Mitte Oktober 2012 sollen die neuen<br />
Sterne den Himmel im Laupheimer Planetarium<br />
erleuchten.<br />
Fotos: Volkssternwarte Laupheim.
Das neue Planetarium von Reims<br />
Philippe Simonnet<br />
Direktor<br />
Planétarium Municipal Reims<br />
Das Städtische Planetarium von Reims<br />
wurde am 28. Februar 1980 eröffnet.<br />
Die Stadt Reims leistete Pionierarbeit,<br />
denn zu der Zeit gab es nur ein einziges<br />
Planetarium in Frankreich, das Planetarium<br />
im „Haus der Entdeckungen“ (Palais<br />
de la Découverte), das zur Weltausstellung<br />
1937 eröffnet wurde.<br />
Die Geschichte des <strong>Planetariums</strong><br />
Dank des Projektors ZEISS SKYMASTER<br />
ZKP 2, über den es seit seiner Eröffnung<br />
verfügt, erfreut sich das Planetarium<br />
beim Publikum einer andauernden<br />
Beliebtheit. Rund 30 000 Besucher sind<br />
jährlich von den Darbietungen fasziniert.<br />
Aufgrund seines Alters und der Unterbringung<br />
in den Räumlichkeiten der ehemaligen<br />
Jesuitenschule, die zwar charmant,<br />
aber veraltet sind, erweist sich<br />
die aktuelle Situation des <strong>Planetariums</strong><br />
von Reims jedoch in mehrerlei Hinsicht<br />
als nachteilig: Die Anzahl der Plätze ist<br />
begrenzt (40 Plätze in der 6 m großen<br />
Kuppel), aufgrund fehlender Räumlichkeiten<br />
ist kein Ausbau möglich, der 33<br />
Jahre alte astronomische Projektor ist<br />
nicht mehr auf dem neuesten Stand,<br />
der Komfort für die Besucher ist dürftig,<br />
die Funktionalität der Räumlichkeiten ist<br />
baulich eingeschränkt und die Sichtbarkeit<br />
begrenzt.<br />
Eine Vergrößerung sowie ein eventueller<br />
Umzug waren seit mehreren Jahren<br />
geplant, doch das Vorhaben konnte<br />
bislang nicht umgesetzt werden.<br />
2008 hat die Stadt Reims beschlossen,<br />
eine euro-amerikanische Fakultät für<br />
Politikwissenschaften in der ehemaligen<br />
Jesuitenschule anzusiedeln, was den<br />
Umzug des <strong>Planetariums</strong> zur Folge hat.<br />
Diese Gelegenheit wird nun genutzt, um<br />
den Grundriss zu vergrößern, die Empfangsbedingungen<br />
für die Besucher zu<br />
Das neue Planetarium von Reims.<br />
Grafik von JP Bonnemaison, Architecte.<br />
verbessern und die überholten Projektoren<br />
auszutauschen. Um den Potenzialen<br />
der neuen Räumlichkeiten gerecht zu<br />
werden, wird auch das pädagogische<br />
Konzept auf den neuesten Stand gebracht,<br />
insbesondere im Hinblick auf die<br />
Erschließung für neue Besuchergruppen<br />
(Behinderte, Jugendliche aus benachteiligten<br />
Vierteln usw.) sowie die Kooperation<br />
mit den Akteuren der CSTI (Wissenschafts-,<br />
Technik- und Industriekultur) in<br />
der Region.<br />
Unsere Zielstellungen<br />
Die aktuellen Aktivitäten des <strong>Planetariums</strong><br />
wurden nach und nach entwickelt,<br />
immer auf der Basis der Erfahrungen,<br />
die im Laufe der drei Jahrzehnte des<br />
Betriebs gesammelt wurden. Aufgrund<br />
der baulichen Einschränkungen und der<br />
fehlenden Nutzfläche konnten allerdings<br />
manche Vorhaben nicht umgesetzt<br />
werden.<br />
<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 43
Die wesentlichen Ziele des Projekts sind<br />
somit:<br />
• Verbesserung der Sichtbarkeit und<br />
Steigerung der Attraktivität des Gebäudes<br />
• Schaffung von Räumlichkeiten für größeren<br />
Publikumsverkehr<br />
• Verbesserung der Zugänglichkeit<br />
• Austausch des Planetariumprojektors<br />
• Modernisierung der vorhandenen digitalen<br />
Projektionssysteme<br />
• Verbesserung der Betriebsabläufe innerhalb<br />
der Einrichtung<br />
• Optimierung der Betriebskosten.<br />
Die Errichtung des neuen <strong>Planetariums</strong><br />
von Reims ist nicht nur als Umzug der<br />
bestehenden Einrichtung geplant. Verbesserungen<br />
hinsichtlich Ausstattung,<br />
Funktionalität und Komfort ermöglichen<br />
es, höherwertige Dienstleistungen anzubieten,<br />
die für die Region attraktiv sind<br />
und so neue Besucherschaften anziehen.<br />
Das Projekt im Umfang von etwa 3,4<br />
Millionen Euro wird von der Abteilung<br />
für Stadtplanung und Bauleitung der<br />
Stadt Reims in enger Zusammenarbeit<br />
44 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />
mit der Abteilung für Kultur und Heimatpflege<br />
sowie der Leitung des <strong>Planetariums</strong><br />
betreut. Dieses Beispiel verdeutlicht,<br />
wie ein übergreifendes Projekt auf kommunaler<br />
Ebene verschiedene Kompetenzen<br />
in einem sehr speziellen Bereich<br />
zusammenführen kann. Ein wesentlicher<br />
Pluspunkt sind hier die gesammelten<br />
langjährigen Erfahrungen im Betrieb<br />
eines <strong>Planetariums</strong> in Reims.<br />
Der neue Standort<br />
Das neue Planetarium wird am Ort<br />
eines 2010 stillgelegten Schulgeländes<br />
errichtet. Das Gelände am Rande des<br />
Stadtzentrums erstreckt sich über etwa<br />
12 000 m². Es ist an Straßenbahn- und<br />
Buslinien sowie an die Eisenbahn angebunden;<br />
die Haltestellen befinden sich<br />
in unmittelbarer Nähe des zukünftigen<br />
<strong>Planetariums</strong>. In der Nähe sind weitere<br />
Einrichtungen, die zu kulturellen und<br />
sportlichen Aktivitäten einladen. Das Gebäude<br />
verfügt über eine Gesamtfläche<br />
von 650 m², von denen 400 m² öffentlich<br />
zugänglich sein werden, umgeben<br />
von einer großen Rasenfläche.<br />
Das neue Planetarium von Reims –<br />
Empfangs- und Ausstellungsbereich.<br />
Grafik von JP Bonnemaison, Architecte.<br />
Die Außenarchitektur<br />
Das Planetarium soll unbedingt von der<br />
angrenzenden Straße aus sichtbar und<br />
unmittelbar erkennbar sein. Die Architektur,<br />
die vom Architektenbüro JP Bonnemaison<br />
entworfen wurde, erinnert mit<br />
seiner ellipsenförmigen Struktur, die eine<br />
Kugel einschließt, an das Sonnensystem.<br />
Die Kuppel ist von außen erkennbar und<br />
unterstreicht das Planetarium in seiner<br />
Funktion. In seiner Gesamtheit erinnert<br />
das Gebäude jedoch an Raumschiffe, die<br />
den Weltraum erkunden: mit Brücken<br />
verbunden, auf Pfähle gestützt, umgeben<br />
von einer glänzenden Hülle... Die<br />
Einzigartigkeit dieser Architektur wird<br />
durch eine Verschalung aus Glasfliesen<br />
vervollständigt, die, ebenfalls in<br />
Anlehnung an die Welt der Sterne und<br />
deren Erforschung, das Hitzeschild von<br />
Raumschiffen imitieren und den Himmel<br />
reflektieren. Der Zylinder unterhalb des<br />
Gebäudes, der die technische Ausstattung<br />
beherbergt (Klimaanlage, Computer,<br />
Lager usw.) wird eine Holzvertäfelung<br />
erhalten. Der Besucherzugang<br />
erfolgt über eine Brücke. Der Rasenplatz<br />
soll während der Öffnungszeiten für<br />
Besucher, auch für Personen mit eingeschränkter<br />
Beweglichkeit, zugänglich<br />
sein. Diese Fläche kann ebenfalls für<br />
Lehrveranstaltungen oder Ausstellungen<br />
im Freien genutzt werden.
Die Innenausstattung<br />
Der öffentlich zugängliche Bereich des<br />
neuen <strong>Planetariums</strong> befindet sich auf<br />
einer gemeinsamen Ebene. Dem Besucher<br />
eröffnet sich als erstes ein großer<br />
Empfangsraum mit 50 m² Fläche. Anschließend<br />
gelangt er in einen 150 m²<br />
großen Ausstellungsraum mit einer stark<br />
gedämpften Umgebungsbeleuchtung.<br />
Hier werden eine Reihe von Anschauungsmodellen<br />
sowie eine astronomische<br />
Uhr ausgestellt. Ebenso werden<br />
hier Sonderausstellungen stattfinden. In<br />
Erinnerung an die 33 Jahre, in denen er<br />
treue und loyale Dienste ohne nennenswerte<br />
Pannen geleistet hat, wird der alte<br />
<strong>Planetariums</strong>projektor in der Ausstellungshalle<br />
ebenfalls einen Ehrenplatz<br />
erhalten.<br />
Ein 40 m² großer Raum soll zusätzlichen<br />
pädagogischen Aktivitäten vorbehalten<br />
sein. Dieser Saal kann eine Schulklasse<br />
fassen und ist mit einem interaktiven<br />
Whiteboard ausgestattet. Er soll<br />
weiterhin über eine herausnehmbare<br />
Trennwand verfügen, mittels derer die<br />
Ausstellungsfläche bei Bedarf von 150<br />
auf 190 m² vergrößert werden kann.<br />
Die Kuppel des <strong>Planetariums</strong> wird einen<br />
Durchmesser von acht Metern erhalten<br />
und über 50 Plätze verfügen, davon<br />
zwei für Behinderte. Es wird eine umlaufende<br />
Galerie für Technik geben, in der<br />
die zugehörigen Projektoren untergebracht<br />
sind. Im Vergleich zum alten<br />
Planetarium ist der Service für die Besucher<br />
deutlich verbessert. Dazu gehören<br />
komfortable Liegesitze, eine Klimaanlage<br />
und ein <strong>Planetariums</strong>projektor der<br />
neuesten Generation. Eine besondere<br />
Vorrichtung ermöglicht die Übertragung<br />
des Tons für Hörgeschädigte sowie die<br />
Übertragung fremdsprachiger Programme<br />
für Besucher aus dem Ausland.<br />
Der neue <strong>Planetariums</strong>projektor<br />
Da der aktuelle und sehr zuverlässige<br />
ZEISS Projektor ZKP 2 demnächst ausgedient<br />
hat und zudem nicht mit der 8 m<br />
großen Kuppel kompatibel ist, hatte die<br />
Stadt Reims für das neue Planetarium<br />
einen opto-mechanischen Projektor ausgeschrieben.<br />
Die Wahl ist auf den Projektor SKYMAS-<br />
TER ZKP 4 von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> gefallen, der<br />
mit LED-Beleuchtungen und Glasfaserprojektoren<br />
für die Sterne ausgestattet<br />
ist. Ein Großteil der angebotenen<br />
optionalen Ausstattung wurde ebenfalls<br />
bestellt. Im Ergebnis werden wieder alle<br />
und mehr Funktionen zur Verfügung<br />
stehen, an denen Hunderttausende<br />
Besucher des alten <strong>Planetariums</strong> Freude<br />
gefunden hatten, jedoch mit erheblichen<br />
Verbesserungen. Der neue Projektor<br />
eröffnet den Besuchern den Zauber<br />
eines magischen, noch weitaus realistischer<br />
erscheinenden Sternhimmels. Mit<br />
seinen zahlreichen Funktionen erweitert<br />
er die Darstellungsmöglichkeiten um ein<br />
Vielfaches.<br />
Der ZEISS SKYMASTER ZKP 4 Projektor<br />
soll durch drei Videoprojektoren mit<br />
HD-Auflösung unterstützt werden, damit<br />
zusätzliche Bilder und Videos gezeigt<br />
werden können. Die Kuppeltechnik wird<br />
durch ein Steuerungssystem auf Basis<br />
der Software Wings Platinium synchronisiert.<br />
Die Möglichkeit, den ZKP 4 Projektor<br />
synchron mit den Videogeräten über<br />
diese Software steuern zu können, war<br />
einer der ausschlaggebenden Faktoren<br />
für unsere Wahl.<br />
Das Planetarium von Reims wird in den<br />
jetzigen Räumen bis Ende 2012 fortbestehen.<br />
Wir freuen uns darauf, Sie im Jahr<br />
2013 zur Eröffnung des neuen <strong>Planetariums</strong><br />
von Reims begrüßen zu dürfen.<br />
Die „Visitenkarte“<br />
Planétarium Municipal de Reims<br />
1 place Meseux<br />
51100 Reims, France<br />
ZEISS SKYMASTER ZKP 2 / ZKP 4<br />
Eröffnung: 1980<br />
Wiedereröffnung: 2013 (Planung)<br />
Kuppeldurchmesser: 6 m / 8 m<br />
Plätze: 40 / 50<br />
www.ville-reims.fr<br />
<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 45
Modesto Science Community Center<br />
Eröffnung im Herbst 2012<br />
Ken Meidl<br />
Sandra Vanwey<br />
William Luebke<br />
Das Science Community Center in<br />
Modesto, Kalifornien auf dem Gelände<br />
des Modesto Junior Colleges verbindet<br />
die Bildungseinrichtungen des Colleges<br />
mit dem Great Valley Museum,<br />
einem Planetarium, einer Sternwarte<br />
und einem Außenbereich mit Exponaten<br />
der amerikanischen Ureinwohner,<br />
mit einheimischen Pflanzen und einem<br />
Teich-Ökosystem. Das Zentrum besteht<br />
aus einem dreistöckigen Gebäude mit<br />
10 000 m² Fläche. Eine Beobachtungsplattform<br />
bildet das vierte Stockwerk.<br />
Die Einrichtung, entworfen von Lionakis,<br />
wird für die Ausbildung aller<br />
Studenten und von Grunschullehrern<br />
genutzt und erlaubt es dem Modesto<br />
Junior College eine führende Rolle in<br />
der Aus- und Weiterbildung für die Gesellschaft<br />
einzunehmen.<br />
Die wissenschaftliche Ausbildung am<br />
Modesto Junior College bietet ein umfassendes<br />
Programm, das die Schüler<br />
auf das Universitätsstudium und auf<br />
die Berufsausbildung vorbereitet und<br />
entsprechende Abschlüsse ermöglicht.<br />
46 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012
<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 47
Das Museum<br />
Das Great Valley Museum, 1970 gegründet,<br />
ist ein übergreifendes Lernzentrum<br />
zur Förderung des Verständnisses von<br />
Wissenschaft und Naturkunde, besonders<br />
für die Region um das Great Valley<br />
in Kalifornien. Das Museum wird durch<br />
das Modesto Junior College betrieben,<br />
ist aber öffentlich und wird vorrangig<br />
von den örtlichen Gymnasien (K-12) und<br />
den College-Studenten genutzt. Das Museum<br />
bietet bildungsorientierte Exponate,<br />
Ausstellungen, Programme, Aktionen<br />
und andere Formen der Information und<br />
Kommunikation. Etwa 40 000 Studenten<br />
nehmen pro Jahr an den zahlreichen<br />
Programmen des Museums teil. Mit der<br />
Ergänzung von Planetarium und Sternwarte<br />
rechnen wir mit einer erheblichen<br />
Zunahme.<br />
Das Planetarium<br />
Mit seiner 12-m-Kuppel und 100 Sitzplätzen<br />
wird das Planetarium in der Lage<br />
sein mehrere Schulklassen aufzunehmen.<br />
Das Planetarium soll unsere bereits<br />
populären Astronomiekurse bereichern,<br />
in dem es den Nachthimmel perfekt<br />
simuliert und komplexe Vorgänge veranschaulicht.<br />
Einige Sitze können entfernt werden, um<br />
Platz für kleine Tische zu schaffen. Besuchern<br />
können so eine behagliche Nacht<br />
unter den Sternen mit Freunden und der<br />
Familie genießen.<br />
Herzstück des <strong>Planetariums</strong> wird ein<br />
48 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />
Projektor SKYMASTER ZKP 4 sein,<br />
kombiniert mit einem digitalen VELVET<br />
Fulldome-System von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>. Der Projektor<br />
erzeugt einen wunderbaren und<br />
realistischen Nachthimmel. Mit den digitalen<br />
Projektoren lassen sich die traditionellen<br />
Sternbildfiguren und Sternverbindungslinien<br />
überlagern, Kometen zeigen<br />
und vieles mehr. Mit Hilfe der Uniview<br />
Software können Schüler und Studenten<br />
durch das Sonnensystem navigieren oder<br />
die Oberfläche des Mars erkunden. Der<br />
Besuch des <strong>Planetariums</strong> wird zu einem<br />
bewegten und unvergesslichen Erlebnis!<br />
Das <strong>Planetariums</strong>gebäude wird mit zwölf<br />
bekannten Sternbildfiguren geziert sein,<br />
die mit Laser in Stahl geschnitten sind.<br />
Die Entwürfe stammen von Professor Dr.<br />
Richard Serros, Kunstprofessor am MJC.<br />
Die Platten werden nachts mit LEDs beleuchtet,<br />
wobei die Sterne hervortreten,<br />
die die Figuren kennzeichnen.<br />
Die Sternwarte<br />
Auf dem Dach des Science Community<br />
Centers entsteht eine Beobachtungsplattform<br />
für Teilnehmer an den Astronomiekursen<br />
und für öffentliche Beobachtungen.<br />
Den Studenten wird ein 12"<br />
Dall-Kirkham-Spiegelteleskop zur Verfügung<br />
stehen. Als Sternwarteninstru ment<br />
wird ein 28"-Spiegelteleskop dienen,<br />
das für die Fotografie und für öffentliche<br />
Beobachtungen entwickelt wurde.<br />
Das Teleskop wird durch einen kleinen<br />
Refraktor mit einem hochauflösenden<br />
Spektrografen ergänzt. Die Bilder des<br />
Sternwarteninstruments können in einem<br />
Schulungsraum und im Planetarium<br />
betrachtet werden, womit einem größeren<br />
Publikumskreis die Beobachtung des<br />
Himmels ermöglicht wird.<br />
Ein Foucault-Pendel, das unterhalb der<br />
Sternwarte angebracht wird, demonstriert<br />
den Besuchern anschaulich die<br />
Drehung der Erde.<br />
Grafiken von Lionakis Architects.<br />
Die „Visitenkarte“<br />
Modesto Junior College<br />
Science Community Center<br />
435 College Avenue<br />
Modesto, CA 95350<br />
USA<br />
ZEISS SKYMASTER ZKP 4<br />
powerdome®VELVET Duo<br />
Eröffnung: 2012<br />
Kuppeldurchmesser: 12 m<br />
Plätze: 100<br />
http://www.mjc.edu
<strong>Zeiss</strong> Sterne in Brasilien<br />
Luiz Sampaio<br />
Direktor Omnis Lux – Astronomia & Projetos<br />
Culturais, Brazil<br />
Die große Mehrheit der brasilianischen <strong>Planetarien</strong> ist mit Systemen<br />
von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> ausgestattet. Seit 1954, der Installation<br />
des ersten Großplanetariums im Park Ibirapuera von São Paulo<br />
bis heute stehen ZEISS <strong>Planetarien</strong> für hervorragende Qualität<br />
der Sternprojektion, für Zuverlässigkeit und Langlebigkeit.<br />
„Sternstunden“ in den <strong>Planetarien</strong> von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> sind zu einem<br />
Teil der brasilianischen Kultur geworden.<br />
In dieser Tradition steht das neue Plane ta rium der Universi-<br />
tät von Juiz de Fora im Bundesstaat Minas Gerais mit einem<br />
optisch-mechanischen Projektor SKYMASTER ZKP 4, kombiniert<br />
mit einem Fulldome-System powerdome®SPACEGATE Quinto.<br />
Zu Jahresanfang 2012 erfolgte die Installation und Eröffnung<br />
des Großplanetariums SABINA in Santo André mit einem Kuppeldurchmesser<br />
von 18 m. Auch hier kommt ein kombiniertes<br />
System aus einem STARMASTER Starball in Verbindung mit<br />
powerdome®4DOME zum Einsatz.<br />
Ebenfalls noch 2012 wird das Planetarium von Sobral,<br />
im Bundesstaat Ceará, eingeweiht. Ein Fulldome-System<br />
powerdome®SPACEGATE Quinto und ein SKYMASTER Projektor<br />
vom Typ ZKP 3 werden für anschauliche Bildungserlebnisse<br />
Sorge tragen.<br />
Die Stadt Caucaia plant ihr neues Planetarium mit einem<br />
powerdome®VELVET Fulldome-System, dem ersten Planetarium<br />
in Lateinamerika, in dem die legendären VELVET Projektoren<br />
zum Einsatz kommen. Wir gratulieren der Stadt Caucaia<br />
und der Bundesverwaltung von Ceará zu ihrer technologischen<br />
Führerschaft unter den <strong>Planetarien</strong> Brasiliens.<br />
<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> ist es gelungen, die opto-mechanischen und die digitalen<br />
<strong>Planetariums</strong>systeme zu einer Einheit zu verbinden. Auf<br />
der einen Seite ermöglichen Faseroptiken den weltweit besten<br />
künstlichen Sternhimmel, auf der anderen Seite bieten die VEL-<br />
VET Projektoren den weltweit höchsten Kontrast. Die Systeme<br />
<strong>Planetariums</strong>projekt Juiz de Fora, Minas Gerais (oben), das Planetarium in Santo<br />
André (mitte), neues <strong>Planetariums</strong>projekt für Caucaia, Ceará (unten).<br />
ergänzen sich auf hervorragende Art und Weise, ein Zeugnis<br />
der technologischen Führung von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> im <strong>Planetariums</strong>sektor,<br />
nicht nur in Brasilien.<br />
<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 49
Das 6. Jenaer FullDome-Festival<br />
Micky Remann, Bauhaus Universität Weimar<br />
Jürgen Hellwig, <strong>Zeiss</strong>-Planetarium Jena<br />
Volkmar Schorcht, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> <strong>Planetarien</strong><br />
Knapp eintausend Besucher zählte das <strong>Zeiss</strong>-Planetarium in<br />
Jena, Gastgeber des 6. FullDome-Festivals, das sich mit multimedialen<br />
Produktionen für die Kuppelprojektion beschäftigt.<br />
Vom 8. bis 12. Mai wurden 90 verschiedene Shows, Kurzfilme<br />
und Clips, darunter 29 studentische Arbeiten gezeigt und<br />
bewertet. Mit Beiträgen und Gästen aus 18 Ländern konnte<br />
das FullDome-Festival seinen Rang als größtes internationales<br />
Festival seiner Art erneut unter Beweis stellen.<br />
Elf der sechzehn vergebenen Preise gingen an deutsche Studenten<br />
und Produzenten, was nicht allein der deutschen Gastgeberschaft<br />
geschuldet ist, sondern von der hohen medialen<br />
Kompetenz in Deutschland zeugt.<br />
Höhepunkt des Festivals war die Festival-Gala mit der Preisver-<br />
leihung. Eine geschätzte Tradition ist die Unterstützung der<br />
<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, die bereits zum fünften Male drei studentische<br />
Preise mit jeweils 500 Euro stiftete. Eine unabhängige Jury aus<br />
sieben Fachleuten wählte die Gewinner des Creative Awards<br />
und des Performance Awards. Der Creative Award für die<br />
beste Idee ging 2012 an Rose Generazio, einer Studentin des<br />
Ringling College of Art and Design in Florida für den Beitrag<br />
„Pressure“. Den Performance Award für die beste Gestaltung<br />
und Umsetzung erhielt Sönke Hahn, Student der Bauhaus-<br />
Universität Weimar für seinen am Film noir orientierten Beitrag<br />
„breakFAST“. Das Publikum der Festival-Gala stimmte aus der<br />
Liste der „Finalists“ über den ebenfalls mit 500 Euro dotierten<br />
Audience Award ab. Der filmische Beitrag „Listen Carefully“<br />
von Sebastian Hilgetag und Marie Havemann von der Fachhochschule<br />
Potsdam erhielt in der Publikumswertung die<br />
meisten Stimmen. Die beiden Studenten gewannen mit ihrem<br />
Film zugleich den „Dissolving Space“ <strong>Spezial</strong>preis des Festivals,<br />
benannt nach dem diesjährigen Festivalthema. Der mit 500<br />
Euro von der Firma Sky-Skan (USA) gestiftete Preis würdigt die<br />
gekonnte Art und Weise, die Kuppel mit filmischen Mitteln in<br />
einen virtuellen Raum aufzulösen. Zwei chinesische Studentinnen<br />
der Bauhaus-Universität Weimar konnten sich über einen<br />
weiteren, von den Festivalorganisatoren selbst gestifteten<br />
<strong>Spezial</strong>preis freuen, der mit 100 Euro dotiert war. Jiayao Chen<br />
und Jie Wang überzeugten mit einer in Blau- und Weißtönen<br />
50 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012
gehaltenen Animation, die inspiriert von der chinesischen<br />
Porzellankunst Elemente der chinesischen Kultur in moderner<br />
Fassung widerspiegelt.<br />
Eine Expertengruppe aus <strong>Planetariums</strong>- und Medienfachleuten<br />
gab ihr Votum für die besten professionellen Fulldome-Shows<br />
ab, die in den ersten drei Festivaltagen gezeigt wurden. Die<br />
Produktionen zwischen 20 und 45 Minuten Länge, die für<br />
Vorführungen in <strong>Planetarien</strong> aller Welt bestimmt sind, streifen<br />
überwiegend astronomische Themen, greifen aber auch<br />
Fragen des Schutzes unserer Umwelt auf, bringen historische<br />
Bezüge ein und unterhalten mit Musik und Animation.<br />
Einen Ehrenpreis in dieser Kategorie erwarb der Film „The Future“,<br />
der sich mit der Zukunft des Lufttransports beschäftigt<br />
und die Visionen des Flugzeugherstellers Airbus zum Gegenstand<br />
nimmt. Er überraschte sowohl Experten wie Publikum.<br />
Erstmalig wurde hier das Medium Fulldome für ein Corporate-<br />
Thema auf informative und unterhaltende Art genutzt. Weitere<br />
Ehrenpreise haben sich die Produktion „Planet Erde – Leben<br />
zwischen Eiszeit und Treibhaus“ des Hamburger <strong>Planetariums</strong><br />
und der Fulldome-Film „Life: A Cosmic Story“ der California<br />
Academy of Sciences in San Francisco verdient. Die amerikanische<br />
Fulldome-Show überzeugte mit der besten Übertragung<br />
originärer wissenschaftlicher Daten in die Fulldome-Bildsprache<br />
und einem herausragendem Skript. Der Beitrag aus Hamburg<br />
bringt ein aktuelles Thema, den Klimawandel, auf spannende<br />
und überzeugende Weise nahe.<br />
Letztlich konnten acht weitere Ehrenpreise für neue professionelle<br />
und künstlerische Kurzfilme vergeben werden. Auch hier<br />
überwogen Einreichungen deutscher Produzenten, darunter<br />
etliche, die sich ihre Fulldome-Sporen an den führenden Hochschulen<br />
in Weimar und Kiel verdient haben.<br />
Das Medium Fulldome ist noch jung und bei weitem nicht in<br />
alle Richtungen erkundet. Das FullDome-Festival trägt dazu<br />
bei, mit neuen Ideen, Herangehensweisen und technischen<br />
Mitteln die Möglichkeiten des Mediums auszuloten und Grenzen<br />
zu verschieben. Ein augenfälliges Beispiel bot die Work-inprogress-Aufführung<br />
des „Kepler-Projekts“ der amerikanischen<br />
Performancekünstlerin Nina Wise. In Kooperation mit der California<br />
Academy of Sciences und dem Morehead Planetarium in<br />
San Francisco hat sie die Geschichte des Astronomen Johannes<br />
Kepler in einer Dramaturgie aus Fulldome-Projektion und<br />
Schauspiel dargestellt. Die Animationen kamen zum Teil von<br />
den Jenaer Künstlern Jan Zehn und Stephan Berge, Preisträger<br />
des letztjährigen FullDome-Festivals.<br />
Das Festival bietet eine international anerkannte Plattform für<br />
Kreative und ein Forum für <strong>Planetarien</strong> und Fulldome-Theater.<br />
Die zahlreichen Workshops, Präsentationen und Diskussionsrunden<br />
während des FullDome-Festivals dienten dem gegenseitigen<br />
Kennenlernen und dem Erfahrungsaustausch. Nicht<br />
zuletzt liegt die Stärke dieses Festivals auch darin, dass es<br />
Gleichgesinnte zusammen bringt, zu neuen Ideen inspiriert<br />
und Kooperationen weckt. Auch in diesem Sinne war das<br />
6. FullDome-Festival ein voller Erfolg.<br />
Jiayao Chen und Jie Wang ließen sich von der chinesischen<br />
Porzellankunst inspirieren und spiegeln in ihrem Fulldome-Clip<br />
„Blue“ Elemente der chinesischen Kultur in moderner Fassung<br />
wider (Photo: V. Schorcht).<br />
<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 51
<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG<br />
Geschäftbereich <strong>Planetarien</strong><br />
07740 Jena, Germany<br />
Tel.: +49-3641-642406<br />
Fax: +49-3641-643023<br />
E-Mail: planetarium@zeiss.de<br />
www.zeiss.de/planetarien<br />
DE_58_010_247XIII Printed in Germany 7/2012