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Innovation Spezial Planetarien - Carl Zeiss Planetariums

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The Das Magazin Magazine von from <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> <strong>Carl</strong> – <strong>Zeiss</strong> <strong>Spezial</strong>ausgabe – Special Edition<br />

Edition Heft 9 9 7/2012<br />

<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> Special<br />

• powerdome ® II<br />

• VELVET Duo<br />

• Das größte Planetarium der Welt<br />

<strong>Planetarien</strong><br />

<strong>Planetariums</strong>


Der Moment, in dem er sich vornimmt,<br />

eines Tages zum Mars zu fliegen.<br />

Für diesen Moment arbeiten wir.<br />

// INSPIRATION<br />

MAde By CARl ZeISS


Wilfried Lang<br />

Leiter Geschäftsbereich <strong>Planetarien</strong><br />

4 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />

Editorial<br />

Passion to Win<br />

Liebe Planetarierinnen, liebe Planetarier,<br />

hätte <strong>Carl</strong> Zeiß, als er 1846 seine Werkstatt für Feinmechanik und Optik in Jena gründete,<br />

erahnen können, was heute, im Jahre 2012, daraus geworden ist? Hätte er es<br />

voraussehen können, zu jener Zeit, als ein paar seiner Mitarbeiter die ersten Mikroskope<br />

bei Kerzenlicht zusammenschraubten, dass sich in 166 Jahren seine Firma zu<br />

einem global agierenden Wirtschaftsunternehmen mit Weltruf entwickelt?<br />

Ich glaube, das konnte sich niemand vorstellen und ich glaube auch, dass es eine Firma<br />

mit einer derart bewegten Geschichte nicht ein zweites Mal in der Welt gibt.<br />

Hat <strong>Carl</strong> Zeiß gewusst, als er sich Prof. Ernst Abbe von der Friedrich-Schiller-Univer-<br />

sität ins Boot holte, dass dieser nicht nur ein hochbegabter Wissenschaftler war,<br />

sondern sich zu einem geschickten Unternehmenslenker und Sozialreformer entwickeln<br />

würde wie es ihn bis dahin nicht gegeben hat? Als Ernst Abbe nach dem Tod<br />

von <strong>Carl</strong> Zeiß die Firma 1891 in ein Stiftungsunternehmen umwandelte, schrieb er im<br />

Stiftungsstatut soziale Standards für jeden <strong>Zeiss</strong>-Mitarbeiter fest, die revolutionär waren.<br />

Ernst Abbe übertrug sein Eigentum an der Firma <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> der <strong>Carl</strong>-<strong>Zeiss</strong>-Stiftung<br />

so wie Otto Schott seine Anteile am Jenaer Glaswerk ebenso in die Stiftung einbrachte.<br />

Alle <strong>Zeiss</strong>ianer und Schottianer sind auch heute noch diesem Statut verpflichtet.<br />

<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> hat sich nahezu 100 Jahre lang zur weltweit führenden Optikfirma entwickelt.<br />

Am Ende des zweiten Weltkriegs sahen die amerikanischen Truppen die Chance,<br />

an die Technologien, Kompetenzen und Fachkräfte von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> zu gelangen,<br />

um sie für das amerikanische Militär zu sichern. Sie blieben nur wenige Wochen in<br />

Jena, da das Land Thüringen laut der Beschlüsse der Konferenz von Jalta zur sowjetischen<br />

Besatzungszone gehörte. Sie verließen Jena mit 77 Führungskräften und<br />

Wissenschaftlern, darunter die gesamte Geschäftsführung von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>. So gelangten<br />

Konstruktionspläne und Patente in das amerikanische Besatzungsgebiet, in das<br />

schwäbische Heidenheim. Ganz in der Nähe, in Oberkochen, sollte eine neue Fabrik<br />

für optische Geräte aufgebaut werden.<br />

Nach den Bombenangriffen vom März 1945 war das <strong>Zeiss</strong>-Hauptwerk in Jena ein<br />

Trümmerfeld. Die sowjetischen Besatzer übernahmen es mit der Zielstellung, nur 6%<br />

Fertigungskapazitäten in Jena zu belassen. 274 Führungskräfte und Wissenschaftler<br />

mussten den demontierten Maschinen in die Sowjetunion für den dortigen Aufbau<br />

einer optischen Industrie folgen.


Ich beschreibe die Situation um 1945 deshalb so detailliert, weil damit zu ermessen<br />

ist, welche unglaubliche Leistung dahinter steht, dass sowohl im Osten als auch im<br />

Westen Deutschlands zwei <strong>Zeiss</strong>-Unternehmen entstanden sind, die jeweils wieder<br />

Weltruf erlangten. Weil die Sowjets die Stiftung in Jena enteigneten, war die<br />

Spaltung zwangsläufig. Bis 1971 wurde vor einem Londoner Gericht um die Marke<br />

»<strong>Zeiss</strong>« erbittert gekämpft. Koexistenz war das Resultat, aber auch erbitterter Wettbewerb<br />

mit gleichwertigen Produkten zwischen <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> Ost und <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> West.<br />

Diese Vorgeschichte zeigt, warum die Zusammenführung beider Unternehmen in<br />

Folge der politischen Wende in Deutschland 1989/90 ein so wichtiger Schritt war.<br />

Allerdings machten diesen Prozess Existenzängste und das Streben, die jeweiligen<br />

Errungenschaften für sich zu sichern, auch extrem schwierig.<br />

Heute, 22 Jahre später, ist das bereits wieder Geschichte – eine Erfolgsgeschichte.<br />

Das gemeinsame Unternehmen <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> ist so stark wie nie zuvor. Selbst die letzte<br />

Wirtschaftskrise 2009 konnte die Firma nicht erschüttern. Vorstand und Belegschaft<br />

haben die Herausforderung solidarisch gemeistert. Im letzten Geschäftsjahr überstieg<br />

der Umsatz zum ersten Mal die 4 Mrd. Euro und die Firma erzielte ein hervorragendes<br />

Betriebsergebnis. Mehr als 24 000 Mitarbeiter weltweit arbeiten im Unternehmen.<br />

<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> verkörpert Zukunftstechnologien und ist in allen Wachstumsmärkten<br />

hervorragend aufgestellt. Wir haben allen Grund die Zukunft positiv anzugehen.<br />

Wenn Sie sich unsere Firmengeschichte vor Augen halten, fragen Sie sich vielleicht<br />

wie besonders die kritischen Situationen um 1945 und 1990 gemeistert wurden.<br />

Nun, nachdem ich fast 40 Jahre in diesem Unternehmen arbeiten darf, möchte ich<br />

darauf antworten, es ist der „<strong>Zeiss</strong>-Geist“, der solche Leistungen möglich macht.<br />

<strong>Carl</strong> Zeiß, Ernst Abbe und Otto Schott haben es vorgemacht, wir stehen in deren Ver-<br />

antwortung. Und wenn Sie mich jetzt fragen, was das alles mit den ZEISS <strong>Planetarien</strong><br />

zu tun hat, dann antworte ich Ihnen: „einfach alles“.<br />

Ihr<br />

Wilfried Lang<br />

<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 5


14<br />

24<br />

SKYMASTER ZKP 4<br />

6 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />

Inhalt<br />

Editorial<br />

Passion to Win 4<br />

Wilfried Lang<br />

Neuentwicklungen<br />

powerdome® II 8<br />

Ralf Hasse, Christian Schlager – <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />

Sterne der neuesten Generation 14<br />

Thomas Dannberg – <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />

VelVeT duo 16<br />

Ralf Hasse – <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />

SPACeGATe Nova 17<br />

Ralf Hasse – <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />

SKyMASTeR ZKP 3 Upgrade 2012 18<br />

Ralf Hasse, Gunter Helmer – <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />

ZKP 3 Upgrade: es macht Spaß<br />

damit zu arbeiten 19<br />

Jens Kandler – Planetarium Drebach<br />

erstes 2-kanaliges Hybrid-Planetarium in europa 21<br />

Stefanie Neuhäuser – <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />

Sanierung von Kuppeloberflächen 21<br />

Adrienne Ruhnau<br />

Essay<br />

Quo vadis – Planetarium 22<br />

Wilfried Lang – <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />

Anwender berichten<br />

ein Besuch lohnt sich: das größte Planetarium<br />

der Welt in Nagoya 24<br />

Manabu Noda, Nagoya City Science Museum


ein starkes Team in Wolfsburg: Optisch-mechanischer<br />

Starball und digitale VelVeT Projektion 28<br />

Dirk Schlesier – Planetarium Wolfsburg<br />

das neue Planetarium in Radebeul 30<br />

Ulf Peschel – Planetarium Radebeul<br />

„der neue Sternhimmel ist einfach spektakulär!“ 33<br />

Sheldon Schafer – Peoria Lakeview Museum<br />

ein Tag „Raum-erfahrungen“ im<br />

Planetarium Am Insulaner 34<br />

Monika Staesche – W.-Foerster-Sternwarte Berlin<br />

SKyMASTeR ZKP 2 und powerdome – die<br />

erfolgreiche Verbindung ungleicher Brüder 36<br />

Daniel Schweizer, Ekkehard Stürmer –<br />

Sternwarte Planetarium SIRIUS<br />

das neue Kultur- und Bildungszentrum<br />

mit Planetarium in Jaroslawl 38<br />

Ilya Klyagin, Ludmila Gileva, Andrey Lobanov<br />

Neue Projekte<br />

Neue Sterne für die laupheimer Milchstraße 41<br />

Sebastian Ruchti – Volkssternwarte Laupheim<br />

das neue Planetarium für Reims 43<br />

Philippe Simonnet – Planetarium Reims<br />

Modesto Science Community Center –<br />

eröffnung im Herbst 2012 46<br />

Ken Meidl, Sandra Vanwey, William Luebke<br />

<strong>Zeiss</strong> Sterne in Brasilien 49<br />

Luiz Sampaio – Omnis Lux<br />

Report<br />

6. Fulldome-Festival in Jena 50<br />

Micky Remann, Jürgen Hellwig, Volkmar Schorcht<br />

Impressum<br />

38<br />

<strong>Innovation</strong> – Das Magazin von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />

<strong>Spezial</strong>ausgabe <strong>Planetarien</strong><br />

Heft 9, Juli 2012<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG<br />

Geschäftsbereich <strong>Planetarien</strong>, Jena<br />

© <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> 2012<br />

28<br />

Für den Herausgeber: Wilfried Lang<br />

Redaktion: Volkmar Schorcht<br />

<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, Geschäftsbereich <strong>Planetarien</strong><br />

07740 JENA, GERMANY<br />

planetarium@zeiss.de<br />

Tel.: +49-3641-642406<br />

Fax: +49-3641-643023<br />

www.zeiss.de/planetarien<br />

Das Magazin erscheint in unregelmäßiger<br />

Folge in deutscher und englischer Sprache.<br />

Anfragen zum Bezug und Adressenänderungen<br />

bitte an die Redaktion richten.<br />

Nachdruck einzelner Beiträge und Bilder bitte<br />

nur nach vorheriger Rücksprache mit der Redaktion<br />

und mit vollständiger Quellenangabe.<br />

<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 7


Seit 2006, der Einführung von power dome ® ,<br />

befindet sich die Plattform für digitale Fulldome-Projektionen<br />

von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> – meist in<br />

Kombination mit unseren optisch-mechanischen<br />

<strong>Planetariums</strong>projektoren – in 56 Einrichtungen<br />

im täglichen Routineeinsatz. Wir passten<br />

powerdome im Lauf der Jahre immer an die<br />

jeweils verfügbare Rechnertechnik an und<br />

investierten ebenso in die Erweiterung und<br />

Verbesserung der Software.<br />

Mit powerdome ® II stellen wir ab Mitte 2012<br />

unseren Kunden neue Funktionen zur Verfügung,<br />

die weit über das Maß üblicher Updates<br />

hinausgehen.<br />

powerdome® II


powerdome® II<br />

Seit 2006, der Einführung von power dome ® ,<br />

be findet sich die Plattform für digitale Fulldome-Projektionen<br />

von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> – meist in<br />

Kombination mit unseren optisch-mechanischen<br />

Pla netariumsprojektoren – in 56 Einrichtungen<br />

im täglichen Routineeinsatz. Wir<br />

passten power dome im Lauf der Jahre immer<br />

an die jeweils verfügbare Rechnertechnik an<br />

und investierten ebenso in die Erweiterung<br />

und Verbesserung der Software.<br />

Mit powerdome ® II stellen wir ab Mitte 2012<br />

unseren Kunden neue Funktionen zur Verfügung,<br />

die weit über das Maß üblicher Updates<br />

hinausgehen.


Verbesserte und erweiterte Software<br />

Ralf Hasse, Christian Schlager<br />

Produktentwicklung, Geschäftsbereich <strong>Planetarien</strong><br />

Individuelle Vorführungen –<br />

analog und digital<br />

Bei der Entwicklung von powerdome<br />

ließen wir uns konsequent davon leiten,<br />

den Nutzern alle Möglichkeiten in die<br />

Hand zu geben, eigene Shows in perfekter<br />

Kombination mit <strong>Planetariums</strong>projektoren<br />

von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> unter Einbeziehung<br />

digitaler audiovisueller Inhalte für die<br />

Kuppelprojektion zu erstellen.<br />

Die meisten <strong>Planetariums</strong>besucher<br />

erwarten Vorführungen, in denen individuelle<br />

Konzepte sichtbar werden,<br />

lokale Besonderheiten und Ereignisse<br />

betrachtet und sie auch persönlich an gesprochen<br />

werden. Mit powerdome ist<br />

die Erzeugung von Ganzkuppelvorführungen<br />

ohne Kenntnisse von 3D-Modellierung<br />

und Rendering möglich. Sie<br />

bedienen den Plane ta riumsprojektor wie<br />

gewohnt, steuern digitale <strong>Planetariums</strong>funktionen<br />

vom selben Bedienpanel und<br />

bringen verschiedenste digitale Ressourcen<br />

zum Einsatz, die Sie zuvor auf der<br />

Zeitleiste platziert haben und nun auf<br />

Abruf wiedergeben. Durch die Animation<br />

dieser Ressourcen, also der Anpassung<br />

und Variation vielfältiger Parameter<br />

wie Lage, Farbe, Bewegung, Text, Lautstärke<br />

usw., werden Ganzkuppeldarstellungen<br />

auf einfachste Weise erzeugt.<br />

10 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />

Klassisches Planetarium und<br />

Fulldome-Video mit powerdome<br />

Mit powerdome können Sie Ihre digitalisierten<br />

<strong>Planetariums</strong>inhalte einfach und<br />

schnell für die Projektion nutzen, wobei<br />

das Abspielen von Ganzkuppelvideos die<br />

einfachste Möglichkeit ist. Wir haben<br />

Wert darauf gelegt, unseren Kunden<br />

unnütze Kosten zu ersparen. Ganzkuppelvideos<br />

können Sie mit dem eigens<br />

zu powerdome gehörigen Encoder aus<br />

Domemastern kodieren. Damit erzeugen<br />

Sie selbst ohne die Hilfe von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />

Ganzkuppelvideos aus Domemaster-<br />

Frames und sind nicht darauf angewiesen,<br />

kostenpflichtigen Service für das<br />

Slicen und Kodieren in Anspruch zu<br />

nehmen. Kosten, die sich mit anderen<br />

Fulldome-Systemen auf mehrere Tausend<br />

Euros pro Jahr summieren können.<br />

Sie haben mit powerdome alles in der<br />

Hand, was nötig ist, Fulldome-Videos zu<br />

erzeugen und abzuspielen.<br />

Da powerdome zudem die Kanalauftei<br />

lung, Geometriekorrektur und<br />

Blendenrechnung bei der Wiedergabe<br />

in Echtzeit ausführt, können einmal<br />

kodierte Ganzkuppelvideos und<br />

powerdome Shows prinzipiell auf allen<br />

powerdome®Systemen abgespielt werden.<br />

<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> liefert alle im Vertrieb<br />

befind lichen Fulldome-Shows ko diert<br />

und getestet. Als powerdome Kunde<br />

brauchen Sie die Show nur auf Ihr System<br />

kopieren, um sie vorzuführen.<br />

Neue Möglichkeiten mit<br />

powerdome® II<br />

Ab Sommer 2012 werden neue Fulldome-Systeme<br />

von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> mit der<br />

powerdome ® II Plattform ausgeliefert.<br />

Sie bietet den Anwendern zahlreiche<br />

zusätzliche Möglichkeiten, die im engen<br />

Erfahrungsaustausch mit powerdome<br />

Nutzern entwickelt wurden.<br />

Ansteuerung von 3D-Modellen<br />

3D-Modelle (DirectX ® ) lassen sich in<br />

powerdome ® II laden und steuern. Parameter<br />

der Modelle sind animierbar und<br />

gestatten es, auch die den 3D-Modellen<br />

zugeordneten Eigenschaften zu steuern.<br />

Damit können z. B. die Ladebuchttore<br />

des Spaceshuttle oder die Sonnenkollektoren<br />

der ISS gesteuert werden.<br />

Die neue Funktion ermöglicht 3D-Objekte<br />

in realistischer Darstellung in Echtzeit<br />

zu projizieren und zu animieren. Derartige<br />

Darstellungen sind sonst nur mit<br />

aufwendigen 3D-Softwareprogrammen<br />

und über den Umweg der Video-Programmierung<br />

realisierbar.<br />

<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> wird einige 3D-Modelle in einer<br />

Library mitliefern. Selbstverständlich<br />

kann jeder Kunde<br />

auch seine<br />

eigenen Modelle<br />

laden und animieren.<br />

Space Shuttle 3D-Modell.


Plugins für erweiterte Funktionen<br />

Die neue Plugin-Schnittstelle schafft die<br />

Voraussetzung, neue Systemkomponenten<br />

in powerdome einfügen zu können.<br />

Das bedeutet, solche Komponenten<br />

können auf Wunsch program miert und<br />

nachträglich installiert werden, ohne<br />

den Kernel des Systems zu verändern.<br />

Somit wird powerdome erweiterbar und<br />

offen für spezielle Anforderungen.<br />

Beispiele für bereits realisierte Plugins<br />

sind »Earth View«, »Slide Show Creator«<br />

und »Show Package«:<br />

3D Earth View<br />

Mit dem Plugin wird die Erde in dreidi<br />

mensionaler Ansicht mit Tag- und<br />

Nachtseite, Atmosphäre, Wolken und<br />

ein blendbarer Rotationsachse dargestellt.<br />

Das Plugin ersetzt den traditionellen<br />

Landkartenprojektor analoger Geräte<br />

mit zusätzlichen Funktionen.<br />

• Die Bewegung zu geografischen<br />

Positionen erfolgt durch direkte Live-<br />

Bedienung, durch Animation oder durch<br />

Kopplung mit einem ZEISS Sternprojektor.<br />

• Transparenz, Position, Rotation und<br />

verschiedene andere Eigenschaften des<br />

Modells können animiert werden.<br />

• Marker für die Darstellung eines geografischen<br />

Ortes können im Aussehen<br />

und in Farbe und Größe variiert werden.<br />

• Sie können das Plugin auf vielfältige<br />

Weise in die Showprogrammierung und<br />

in Live-Präsentationen einbeziehen.<br />

Slide Show Creator<br />

Dieses Plugin gestattet Ihnen mit weni<br />

gen Mausklicks eine Dia-Show in<br />

powerdome zu erstellen. Das ist besonders<br />

hilfreich, wenn Sie die Bilder eines<br />

Vortragenden mit powerdome in die<br />

Kuppel projizieren wollen. Sie wählen<br />

die gewünschten Bilder aus, setzen Parameter<br />

für den Bildwechsel und schon<br />

Neues Earth-View-Plugin: Ansichten im Player und<br />

im ShowManager.<br />

entsteht eine Dia-Show, die Sie sofort<br />

vorführen können.<br />

• Wählen Sie per Drag & Drop beliebig<br />

viele Bilder aus.<br />

• Bestimmen Sie die Blendpara meter<br />

und die Länge der Bilddarstellung.<br />

• Legen Sie fest, ob der Ablauf mit jedem<br />

Bild automatisch gestoppt werden soll.<br />

Show Package<br />

Die Ressourcen einer Show befinden<br />

sich oft in unterschiedlichen Verzeichnissen.<br />

Dieses Plugin sorgt dafür, dass<br />

alle Showelemente, die zu einer Show<br />

gehören, für die Übertragung auf ein<br />

anderes powerdome System zusammengefasst<br />

werden. Sämtliche Ressourcen<br />

der Show werden dabei in ein frei wählbares<br />

Verzeichnis kopiert. Damit gehen<br />

Ihnen auch bei komplexen Shows keine<br />

Dateien „verloren“.<br />

Höhere BiIdschärfe bei schnellen<br />

Bewegungen<br />

Seit einigen Jahren hat sich als Standard<br />

für die Wiedergabe von Fulldome-Videos<br />

eine Frequenz von 30 Bildern pro Sekunde<br />

(fps) etabliert. Mit dieser Bildfrequenz<br />

ist die Ganzkuppeldarstellung bereits<br />

gut. In schnellen Bewegungen werden<br />

jedoch Unschärfen und Doppelbilder<br />

(insbesondere bei Sternen) sichtbar,<br />

sobald der Objektabstand zwischen den<br />

einzelnen Frames ein bestimmtes Maß<br />

übersteigt. Mit der Verdopplung der<br />

Bildfrequenz halbiert sich dieses Maß,<br />

das projizierte Video wirkt schärfer, Doppelbilder<br />

werden vermieden.<br />

In powerdome werden in Echtzeit dargestellte<br />

Inhalte grundsätzlich mit 60 Hz<br />

Bildwiederholfrequenz dargestellt. Um<br />

Ganzkuppelvideos mit 60 fps projizieren<br />

zu können, haben wir Encoder und<br />

Player angepasst. Sie können Fulldome-<br />

Videos weiterhin mit den klassischen<br />

Frameraten und jetzt auch mit 60 fps<br />

erstellen und vorführen. Wählen Sie bei<br />

neuen Showproduktionen bei Verfügbarkeit<br />

60 Bilder pro Sekunde.<br />

Verbesserter ShowManager<br />

Die Programmierung des ShowManagers<br />

wurde an mehreren Stellen verbessert<br />

ohne die Kompatibilität zu erstellten<br />

Shows zu beeinträchtigen.<br />

Hinzugekommen ist die Möglichkeit,<br />

ganze Kapitel zu exportieren und zu importieren,<br />

Showelemente zu gruppieren<br />

und über Kapitelgrenzen hinweg kopieren<br />

und verschieben zu können.<br />

Fulldome-Video aus powerdome<br />

Mit der neuen powerdome Version II<br />

können Anwender ein Zusatzmodul<br />

erwerben, das es gestattet, aus einer<br />

zeitleistenprogrammierten Ganzkuppelshow<br />

auch ein Ganzkuppelvideo zu<br />

erzeugen.<br />

<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 11


Der powerdome®ShowRenderer erstellt<br />

Dome-Master aus den Showelementen<br />

im ShowManager, als auch aus den<br />

Funktionen des digitalen <strong>Planetariums</strong><br />

SKYCONTROL. Auflösung und Framerate<br />

sind wählbar. Die expor tierten<br />

Domemaster können zur Erstellung von<br />

Fulldome-Videos für andere Fulldome-<br />

Systeme genutzt werden.<br />

Der ShowRenderer kann auch in einen<br />

Workflow eingebunden werden, um die<br />

Domemaster nachfolgend zu kodieren.<br />

Hiermit lässt sich quasi über Nacht ein<br />

Ganzkuppel video aus einer powerdome<br />

Show erstel len. Der Ton wird – wie bei<br />

power dome üblich – als separate Audio-<br />

datei gespeichert.<br />

Bedienoberfläche powerdome®ShowRenderer.<br />

Der ShowRenderer erzeugt Dome-Master<br />

auch mit 60 fps, was bei Echtzeit-Komponenten<br />

vorteilhaft sein kann.<br />

Theatersteuerung mit powerdome<br />

Powerdome bietet Möglichkeiten mit<br />

anderen Anlagen zu kommunizieren.<br />

Wir haben für Kunden Schnittstellen und<br />

Protokolle realisiert, die ohne größeren<br />

Programmieraufwand für andere<br />

Steuerungssysteme angepasst werden<br />

können. Voraussetzung sind passfähige<br />

Protokolle mit ASCII-Zeichen.<br />

Einige Beispiele:<br />

• Kommunikation zu allen aktuellen <strong>Planetariums</strong>projektoren<br />

von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />

12 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />

• Protokolle für Lichtsteuerungen (Lampen<br />

und LED-Beleuchtungen)<br />

• Raumlichtsteuerungen<br />

• Protokolle für Projektorsteuerungen<br />

von Fulldome-Systemen<br />

• Kommunikation zu Tonanlagen<br />

• Kommunikation zu Soundcomputern<br />

(z. B. Spatial Sound, Fostex)<br />

• Kommunikation zu älteren, bereits<br />

durch individuelle Steueranlagen automatisierte<br />

oder teilautomatisierte <strong>Planetariums</strong>projektoren<br />

(z. B. ZKP 1, ZKP 2)<br />

• Standardisierte Schnittstellen: DMX,<br />

RS232, RS424, RS484, Ethernet.<br />

ShowManager in mehreren<br />

Sprachversionen<br />

Ab sofort steht der ShowManager, das<br />

Nutzerinterface von powerdome, in<br />

mehreren Sprachen zur Verfügung. Zusätzliche<br />

Sprachversionen erstellen wir<br />

nach Bedarf. Die Shows werden so gespeichert,<br />

dass sie unter allen Sprachversionen<br />

lauffähig sind. Kommentare und<br />

Erläuterungen bleiben selbstverständ lich<br />

unverändert in der Sprache, mit der sie<br />

erstellt wurden.<br />

powerdome®WebInterface mit <strong>Planetariums</strong>funktionen<br />

(Firefox).<br />

powerdome®WebInterface<br />

Die ursprüngliche Fernsteuerung haben<br />

wir zu einem Web-Interface ausgebaut<br />

und mit vielen Zusatzfunktionen versehen.<br />

Sie können also jedes Gerät mit<br />

Browserapplikation für die Fernsteuerung<br />

von powerdome einschließlich vieler<br />

<strong>Planetariums</strong>funktionen verwenden.<br />

Starten Sie Shows von einem Smartphone,<br />

iPad, iPod touch oder von einem PC<br />

im Intranet.<br />

Das Web-Interface enthält eine Bedienoberfläche<br />

für das digitale Planetarium<br />

mit zahlreichen Bedienelementen und<br />

Werkzeugen zur Steuerung der <strong>Planetariums</strong>funktionen.<br />

Damit können Sie<br />

zum Beispiel Farbe und Helligkeit aller<br />

88 Sternbildfiguren ändern, ebenso der<br />

Strichfiguren und Sternbildgrenzen.<br />

Mit dem integrierten WLAN von powerdome<br />

können Sie Ihren <strong>Planetariums</strong>besuchern<br />

Zugang zum Web-Inter face<br />

anbieten. Besucher mit Smartphone<br />

oder anderen Geräten mit Browserapplikation<br />

können sich beteiligen. Mit<br />

dem powerdome®WebInterface erge-<br />

Webseite zur Auswahl einer Show (Safari).


Digitale Sternbildfiguren<br />

in powerdome.<br />

ben sich zahlreiche Möglichkeiten der<br />

simultanen Interaktion, z. B. ein Quiz.<br />

Stellen Sie eine Frage und die Zuschauer<br />

können auf ihren browserfähigen Geräten<br />

zwischen verschiedenen Antworten<br />

wählen. Die richtigen Antworten werden<br />

in einer Datenbank gespeichert und auf<br />

der Kuppel wird eine Rangliste der besten<br />

Spieler angezeigt.<br />

Eine andere Anwendung ist die Abstimmung.<br />

Lassen Sie beispielsweise Besucher<br />

mehrheitlich auswählen, welche<br />

Show oder Sequenz vorgeführt wird.<br />

Mit ihren Smartphones können die Zuschauer<br />

entsprechende Beschreibungen<br />

einsehen und daraufhin abstimmen. Die<br />

abgegebenen Stimmen werden live auf<br />

der Kuppel angezeigt.<br />

Das Web-Interface bietet Showproduzenten<br />

ganz moderne Möglichkeiten<br />

der Einbeziehung des Publikums. Frei<br />

verfügbare Webtechnologien wie<br />

SQL-Datenbanken, php und Javascript<br />

können von Ihnen zur Erstellung von<br />

interaktiven Showinhalten herangezogen<br />

werden. Wir denken, mit dem<br />

powerdome®Web Interface eine äußerst<br />

nützliche Fernsteuerung und einen<br />

interessanten Ansatz für Interaktionen<br />

anbieten zu können.<br />

Erweiterte Uniview-Integration<br />

Mit dem Programmpaket Uniview erweitert<br />

der Nutzer sein System um eine<br />

Visualisierungsplattform für die dreidimensionale<br />

Darstellung des beobachtbaren<br />

Weltraums. Powerdome® II bietet<br />

die Möglichkeit, alle Systembefehle, die<br />

Uniview zulässt, auf der Zeitleiste zu<br />

platzieren oder direkt auszulösen. Daraus<br />

ergeben sich völlig neue Möglichkeiten<br />

der Einbindung von Uniview in den<br />

Showablauf, u. a. der direkte Aufruf von<br />

Bookmarks, die Auswahl von Ort und<br />

Zeit und die Auswahl eines Himmelskörpers<br />

noch vor dem Einblenden von<br />

Uniview. Damit kann der Übergang von<br />

der analogen <strong>Planetariums</strong>projektion<br />

zum 3D-Himmel und die Kombination<br />

der Sternprojektion mit 3D-Effekten unmerklich<br />

für den Besucher erfolgen.<br />

Autokalibrierung<br />

Die kamerabasierte automatische<br />

Geometriekorrektur, entwickelt für<br />

powerdome®VELVET, ist inzwischen<br />

auch für alle anderen Projektionssysteme<br />

(mit mechanischen Blenden) verfügbar.<br />

Sie ist nicht an powerdome® II<br />

gebunden. Bereits gelieferte Systeme<br />

können um die Autokalibrierung erweitert<br />

werden. Mit Installation ist der<br />

Anwender in der Lage, die Geometriekorrektur<br />

jederzeit auszuführen. Die<br />

Autokalibrierung sichert mit geringstem<br />

Zeitaufwand eine gleichbleibende,<br />

exakte Justierung, unabhängig von<br />

der Geschicklichkeit eines Serviceingenieurs.<br />

Je nach Rechnerausstattung<br />

dauert sie nur 15 bis 30 Minuten für<br />

ein achtkanaliges System. Einmal ausgeführt,<br />

muss die Kalibrierung kaum<br />

wiederholt werden.<br />

Eine Nachjustierung ist in der Regel nur<br />

nach Servicearbeiten an einzelnen Projektoren<br />

erforderlich.<br />

Fernwartung für powerdome und<br />

<strong>Planetariums</strong>projektoren<br />

Für powerdome Systeme und <strong>Planetariums</strong>projektoren<br />

bieten wir seit einigen<br />

Jahren einen kostenpflichtigen Remoteservice<br />

an, der es uns gestattet, nach<br />

Aufforderung auf ausgewählte Rechner<br />

zuzugreifen. Wir können damit sehr<br />

schnell helfen, wenn Fragen oder Probleme<br />

auftreten. Log-Dateien können von<br />

den Systemen abgeholt und Projektoren<br />

überwacht werden. Wir offerieren verschiede<br />

Servicelevel von der Online-Unterstützung<br />

in Bedienung und Wartung<br />

bis hin zu regelmäßigen powerdome<br />

und Windows-Updates.<br />

Unsere Kunden berichten von positiven<br />

Erfahrungen, Servicereisen ließen sich<br />

effektiv vorbereiten und es können<br />

durch gezielte Diagnose Fehler ermittelt<br />

und behoben werden. Es spart den<br />

Kunden viel Zeit und Geld, wenn unsere<br />

<strong>Spezial</strong>isten praktisch die in aller Welt<br />

verteilten Rechner direkt einsehen können<br />

– fast so, als ob man direkt davor<br />

säße.<br />

<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 13


Sterne der neuesten Generation<br />

Thomas Dannberg<br />

Produktentwicklung, Geschäftsbereich <strong>Planetarien</strong><br />

Mit der Einführung unseres Kleinplanetariums<br />

SKYMASTER ZKP 4 hat die Projektion<br />

des Fixsternhimmels an Kuppeln<br />

mit kleineren Durchmessern enorm an<br />

Brillanz und Natürlichkeit zugenommen.<br />

Grund dafür war die Adaption des Glasfaserprojektionsprinzips<br />

von UNIVERSA-<br />

RIUM und STARMASTER. Die Helligkeit<br />

der Fixsterne konnten wir um den Faktor<br />

zehn steigern und die Lampenleistung<br />

gleichzeitig auf ca. 50% reduzieren.<br />

Ein Teil des hinzugewonnenen Lichtes<br />

verwenden wir, um den natürlichen Eindruck<br />

der Sterne zu stärken, in dem wir<br />

sie kleiner machen.<br />

Noch heller, noch brillanter<br />

Weißlicht-LEDs (Light-Emitting Diode)<br />

sind bereits seit einigen Jahren auf dem<br />

Markt, erzielten aber lange Zeit nicht<br />

das Leistungsspektrum, um sie mit Effizienz<br />

für die Sternprojektion einsetzen zu<br />

können. Inzwischen sind Hochleistungs-<br />

LEDs verfügbar, die wir in der neuesten<br />

Generation unseres SKYMASTER ZKP 4<br />

einsetzen. Damit können wir die Projektion<br />

des Sternhimmels und der Planeten<br />

nochmals deutlich verbessern. Die optischen<br />

Eigenschaften der Hochleistungs-<br />

LED im Vergleich zur Halogenlampe<br />

zahlen sich mehrfach aus.<br />

14 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />

Relative spektrale Lichtverteilung<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

400 450 500 550<br />

Wellenlänge (nm)<br />

600 450 700<br />

Spektralverteilung der LED im Vergleich zur Halogenlampe (Herstellerangaben).<br />

Günstiges Lichtspektrum<br />

Bedingt durch das nahezu kontinuierliche<br />

Spektrum der Halogenlampe musste<br />

das Objektiv für den gesamten sichtbaren<br />

Bereich korrigiert werden. Die LED<br />

erfordert dagegen nur einen Teilbereich,<br />

wodurch sich die Abbildungsqualität<br />

wesentlich verbessern lässt. Des<br />

Weiteren liegt die Farbtemperatur der<br />

verwendeten LED bei 6 500 K, was dem<br />

natürlichen Weiß der Sterne deutlich<br />

näher kommt als das rötliche Halogenlicht<br />

mit 3 200 K.<br />

Höhere Leuchtdichte<br />

Das gesamte Licht der LED (ca. 2 000 lm)<br />

wird aus einer Fläche von nur 3 x 3 mm²<br />

abgegeben. Die daraus resultierende<br />

sehr hohe Leuchtdichte und ein neu<br />

entwickeltes asphärisches Kondensorsystem<br />

erlauben es uns, die Sternhelligkeit<br />

im Vergleich zur Halogenlampe um<br />

das Dreifache zu erhöhen.<br />

LED Halogenlampe<br />

Bessere Lichtverteilung<br />

Der mechanische Aufbau der Halogenlampe<br />

mit parabolischem Reflektor führt<br />

zu ringförmigen Zonen unterschiedlicher<br />

Ausleuchtung, die sich mit der<br />

Brenndauer der Lampe ändern. Die LED<br />

hingegen gibt das Licht über die Chipfläche<br />

extrem gleichmäßig ab, wodurch<br />

es sich wesentlich effektiver ausnutzen<br />

lässt.<br />

Lichtverteilung LED (links) im Vergleich zur Halogenlampe<br />

(rechts).


Geringere Betriebskosten<br />

Für die Fixsternprojektion haben wir die Leistungsaufnahme<br />

von 2 x 105 W mit Halogenlampen auf 2 x 35 W mit LEDs reduziert.<br />

Die niedrigere Wärmelast erlaubt uns auch die Leistung<br />

der Lüfter herabzusetzen, was zu einer geringeren Geräuschemission<br />

führt. Nicht zuletzt ist das ein kleiner Beitrag zum<br />

Schutz unserer Umwelt. Nicht zu vernachlässigen ist die extrem<br />

hohe Lebensdauer der LEDs. Laut Angabe des Herstellers<br />

beträgt der Lichtstrom nach 60 000 Betriebsstunden noch ca.<br />

70 % des Startwertes. Zum Vergleich: die Halogenlampe hat<br />

eine Lebensdauer von maximal 1 000 Stunden. Damit reduzieren<br />

sich natürlich die Betriebskosten des ZKP 4 merklich.<br />

Lichtausbeute (%)<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

LED-Beleuchtung für<br />

Fixsterne ZKP 4.<br />

0<br />

1 10 100 1000 10000 100000<br />

Betriebsstunden<br />

Lichtausbeute der LED in Abhängigkeit von der Betriebsdauer (Herstellerangaben).<br />

LEDs für Sonne, Mond und Planeten<br />

Um die Projektion von Sonne, Mond und Planeten an die<br />

verbesserten Eigenschaften des Fixsternhimmels anzupassen,<br />

kommen auch hier Hochleistungs-LEDs zum Einsatz. Die natürliche<br />

Färbung von Sonne, Erde und Mars erfolgt mit geeigneten<br />

Farbfiltern.<br />

Umrüstung möglich<br />

Damit Nutzer eines SKYMASTER ZKP 4 mit Halogenlampen in<br />

den Genuss dieser Vorteile kommen können, haben wir einen<br />

Umrüstsatz entwickelt, mit dem die LED-Beleuchtung nachgerüstet<br />

werden kann.<br />

<strong>Planetariums</strong>projektor<br />

SKYMASTER ZKP 4 LED.<br />

SKYMASTER SKYMASTER ZKP ZKP 44<br />

<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 15


VELVET Duo<br />

Ralf Hasse, Produktentwicklung<br />

Geschäftsbereich <strong>Planetarien</strong><br />

Mit der Entwicklung der VELVET Projektoren folgt <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />

dem beständigen Streben, seinen Kunden immer bessere<br />

Projektorlösungen für <strong>Planetariums</strong>anwendungen zu bieten.<br />

Dank unserer vielfältigen Erfahrungen im Optikgerätebau und<br />

modernster Fertigungstechnologien sahen wir die Chance,<br />

einen Projektor zu entwickeln, der das größte Manko aller<br />

kommerziellen Videoprojektoren behebt. VELVET liefert einen<br />

absolut schwarzen Bildhintergrund, die Voraussetzung für die<br />

störungsfreie Überlagerung von analogem Sternhimmel und<br />

digitaler Videoprojektion.<br />

Die Entwicklung eines solchen Projektors mit kleinen Fertigungsstückzahlen<br />

ist ein wirtschaftliches Risiko. Wir mussten<br />

viele technologische Hürden überwinden und konnten das<br />

nicht zuletzt in enger Kooperation mit unseren Nutzern. Wir<br />

möchten uns ausdrücklich bei unseren ersten Kunden eines<br />

powerdome®VELVET Systems für ihr Vertrauen in diese neue<br />

Technologie bedanken.<br />

Inzwischen gibt es sechs permanente VELVET Installationen,<br />

zwei weitere Aufträge liegen vor. Die Resonanz auf die Projektionsqualität<br />

ist überaus positiv. Alle unsere VELVET Kunden<br />

berichten von zunehmenden Besucherzahlen.<br />

Derzeit verfolgen wir zwei weitere Entwicklungsschritte: die<br />

Erhöhung der Auflösung durch Einsatz von DLP ® -Chips mit<br />

WQXGA-Auflösung (1600 Zeilen) und die Konfiguration von<br />

Systemen mit zwei VELVET Projektoren für kleinere Kuppelgrößen<br />

(VELVET Duo).<br />

Der neue Chipsatz wird in allen zukünftigen VELVET Projektoren<br />

eingesetzt. Mit den für große Kuppeln empfohlenen Konfigurationen<br />

von sechs bis acht Bildkanälen erzielt das VELVET<br />

System effektiv über 4 k Auflösung, mit zehn Projektoren mehr<br />

als 5 k.<br />

Für Kuppeln bis zu 12 m Durchmesser können wir jetzt eine<br />

zweikanalige Lösung anbieten, wobei die Projektoraufstellung<br />

am Rand oder bei Vorhandensein eines <strong>Planetariums</strong>projektors<br />

in der Kuppelmitte erfolgt. Die Auflösung erreicht nahezu 3 k.<br />

16 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />

Gestaltungsbeispiel SKYMASTER ZKP 4 mit VELVET Duo für Kuppeln bis 12 m<br />

Durchmesser. Grafik: Klaus Fankhänel.<br />

Im praktischen Betrieb zeigte sich, dass die Bildgeometrie bei<br />

allen VELVET Systemen stabil ist. Im Falle eines Lampenwechsels<br />

oder Projektortauschs können Korrekturen erforderlich<br />

werden. Für die automatische Kalibrierung haben wir ein<br />

Kamerasystem entwickelt, das am Kuppelrand fest eingebaut<br />

wird und die Kalibrierung vollautomatisch innerhalb von ca. 15<br />

Minuten durchführt.<br />

VELVET Konfigurationsbeispiele<br />

Kuppeldurchmesser<br />

12 m 15 m 18 m 23 m 25 m<br />

Kanäle 2 5 6 8 10<br />

Aufstellung Zentrum /<br />

Peripherie<br />

Peripherie Peripherie Peripherie Peripherie<br />

Auflösung 3 k 4 k 4,5 5 k 5 k<br />

Pixelgröße (‘) 3,9 2,3 2,2 2,1 1,9


SPACEGATE Nova<br />

Ralf Hasse, Produktentwicklung<br />

Geschäftsbereich <strong>Planetarien</strong><br />

Innerhalb der letzten Jahre erfolgte eine rasante Entwicklung<br />

von digitalen Projektionslösungen für unterschiedlichste Anwendungen.<br />

Auf den ersten Blick könnte jeder kommerzielle<br />

Videoprojektor mit Weitwinkelobjektiv für die mehrkanalige<br />

Kuppelprojektion eingesetzt werden. Die Entwicklung eines<br />

Fulldome-Systems heißt für uns aber auch die Verantwortung<br />

zu übernehmen für die dauerhafte Qualität der Bildprojektion<br />

und für die Passfähigkeit mit optisch-mechanischen <strong>Planetarien</strong>,<br />

zugleich für geeignete Schnittstellen zur Ansteuerung und<br />

für eine optimale Aufstellung zu sorgen. Viele Faktoren bestimmen<br />

die Wertigkeit eines Fulldome-Systems. <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> schließt<br />

von vornherein kommerzielle Projektoren aus, deren Lebensdauer<br />

auf wenige Jahre ausgelegt ist und deren Bildqualität<br />

innerhalb weniger tausend Betriebsstunden sichtbar nachlässt.<br />

Wir stellen hohe Ansprüche an Schärfe, Kontrast und Helligkeit.<br />

Mit SPACEGATE Nova bieten wir mehrkanalige Fulldome-Lösungen<br />

auf der Basis unterschiedlicher Videoprojektoren, die<br />

für die Kuppelprojektion ausgiebig getestet wurden. Ein breites<br />

Spektrum an Konfigurationsmöglichkeiten ermöglicht es,<br />

individuelle Anforderungen zu erfüllen. Die Wahl des geeigneten<br />

Projektors ist abhängig von Kuppelgröße, den Anforderungen<br />

an Helligkeit und Kontrast, der Servicefähigkeit im<br />

betreffenden Land und letztlich vom Budget. SPACEGATE Nova<br />

ist also kein einmalig ausspezifiziertes System, sondern wird<br />

projektspezifisch konfiguriert. Einige Varianten wie die Duo-<br />

Lösung mit zwei DLP-Projektoren der Firma projectiondesign<br />

sehen wir als Semistandard, da sie für viele Kuppeltheater<br />

ohne größere Anpassungen einsetzbar sind.<br />

In den meisten Fällen kann SPACEGATE Nova gemeinsam mit<br />

<strong>Planetariums</strong> projektoren verwendet werden. Für die Kombination<br />

und synchrone Nutzung mit den aktuellen optisch-mechanischen<br />

Projektoren von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> sorgt powerdome ® .<br />

Wir bieten auch für SPACEGATE Nova die kamerabasierte automatische<br />

Projektorkalibrierung an. Mit ihr ist die automatische<br />

Korrektur der Bildgeometrie des Ganzkuppelbildes möglich,<br />

Zweikanaliges SPACEGATE Nova mit F35-Projektoren und SKYMASTER ZKP 4 für<br />

Kuppeln bis 12 m Durchmesser. Grafik: <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>.<br />

eine Korrektur, die abhängig vom Projektortyp häufiger oder<br />

seltener erforderlich sein kann.<br />

Auswahl geeigneter Projektoren für SPACEGATE Nova<br />

Hersteller proj. proj. JVC Sony Sony<br />

design design<br />

Typ F32 F35 RS55 T110 T420<br />

Technologie DLP DLP D-ILA SXRD SXRD<br />

Auflösung 1920 x 2560 x 1920 x 4096 x 4096 x<br />

1200 1600 1080 2160 2160<br />

Helligkeit 2900 lm 2900 lm 1200 lm 11 000 lm 21 000 lm<br />

Kontrast 7500 : 1 8000 : 1 80 000 : 1 2500 : 1 3000 : 1<br />

SPACEGATE Nova Konfigurationsbeispiele<br />

Kuppeldurchmesser<br />

8 - 12 m 12 - 15 m 12 - 18 m 18 - 20 m 20 - 25 m<br />

Kanäle 2 9 6 8 2<br />

Projektor F32 / F35 RS55 F32 F35 T420<br />

Aufstellung Zentrum Peripherie Peripherie Peripherie Peripherie<br />

Auflösung (ca.) 2 k / 2,5 k 4 k 3 k 5 k 4 k<br />

Pixelgröße (‘) 5 2,6 3,2 2,0 2,7<br />

<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 17


SKYMASTER ZKP 3<br />

Upgrade 2012<br />

Ralf Hasse, Gunter Helmer<br />

Produktentwicklung, Geschäftsbereich <strong>Planetarien</strong><br />

Seit der ersten Installation eines Kleinplanetariums Modell<br />

SKYMASTER ZKP 3 sind fast 20 Jahre vergangen. In dieser Zeit<br />

liegen maßgebliche Verbesserungen der Computerhardware,<br />

Steuertechnologie und Bediensoftware. Mit dem Einzug der<br />

Fulldome-Technik in die <strong>Planetariums</strong>kuppeln entsteht das<br />

Interesse an ihrer Kopplung mit dem optisch-mechanischen<br />

Projektor.<br />

Neues Upgrade 2012<br />

Wir entwickelten bereits vor einigen Jahren ein Upgrade für ein<br />

ZKP 3 auf ein ZKP 3B mit modernisierter Hardware und einer<br />

umfassenden Erweiterung der Bedienmöglichkeiten. Die rasche<br />

Entwicklung der Elektronik veranlasste uns, für die Nutzer<br />

eines SKYMASTER ZKP 3 und ZKP 3B ein neues Upgrade zu entwickeln,<br />

das auf der Software und Steuerhardware des aktuellen<br />

Modells ZKP 4 beruht und seit Anfang 2012 lieferbar ist.<br />

Mit dem Upgrade sichert sich der Nutzer die weitere Servicefähigkeit<br />

der <strong>Planetariums</strong>steuerung und holt sich umfangreiche<br />

Erweiterungen im Bedienumfang ins Haus. Selbstverständlich<br />

kann das Upgrade nicht alle Funktionen des SKYMASTER ZKP 4<br />

realisieren, da sich an der analogen Mechanik des ZKP 3 nichts<br />

ändert.<br />

Neue Steuerungstechnik<br />

Teil der Umrüstung ist ein neuer Steuerrechner mit moderner<br />

Ausstattung und mit der aktuellen SKYPOST Bedienersoftware,<br />

die intuitives Arbeiten mit dem <strong>Planetariums</strong>projektor auf Basis<br />

von MS Windows ® gestattet.<br />

Die Bedienoberfläche erfüllt moderne Standards, vereinfacht<br />

die Befehlseingabe und die Programmierung. Im Edit-Modus<br />

lassen sich Steuerbefehle eingeben, als auch manuell ausführen.<br />

Bei der Live-Bedienung protokolliert das System alle<br />

Befehle automatisch und die Wiedergabe ist zeitgesteuert, als<br />

auch über Synchronisationssignale möglich.<br />

Die Software stellt dem Bediener analoge und digitale Anzeigen<br />

für die Gerätestände bereit. Uhrzeit und geografische<br />

18 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />

SKYMASTER ZKP 3 (1993-2005).<br />

Länge sind jetzt die bevorzugten Parameter für die Projektorsteuerung.<br />

Die bisherige Einstellung mit Hilfe der Sternzeit ist<br />

nur noch in bestimmten Fällen vorteilhaft.<br />

Digitales Planetarium<br />

Mit dem neuen Umrüstsatz sind die Voraussetzungen geschaffen,<br />

SKYMASTER ZKP 3 mit Fulldome-Systemen von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />

koppeln zu können. Die gemeinsame Steuerung beider Systeme<br />

übernimmt powerdome.<br />

Mit powerdome erhält der Nutzer auch ein umfassendes digitales<br />

Planetarium, geeignet für die Live-Bedienung mit Hilfe<br />

des Bedienpanels und für die programmierte Wiedergabe.<br />

Installation<br />

Servicetechniker von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> übernehmen die Installation<br />

und weisen in die neue Bedienung ein. Optional ist mit dem<br />

Upgrade auch die Ferndiagnose und Fernwartung durch den<br />

Kundendienst von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> möglich. Voraussetzung ist hier<br />

die Anbindung des Steuerrechners an das Internet und eine<br />

entsprechende vertragliche Vereinbarung.


ZKP 3 Upgrade:<br />

Es macht Spaß damit zu arbeiten!<br />

Jens Kandler, Leiter Planetarium Drebach<br />

Mitte März 2012 wurde im <strong>Zeiss</strong> Planetarium<br />

Drebach die Steueranlage<br />

und die Software für das Kleinplanetarium<br />

SKYMASTER ZKP 3 erneuert. Die<br />

Umrüstung ist der erste Schritt, um das<br />

Planetarium für den zukünftigen Einsatz<br />

von digitalen Projektionssystemen vorzubereiten.<br />

Live-Bedienung<br />

Nach dem Start der neuen Steuersoftware<br />

»SKYPOST« wurden wir von vielen<br />

Anzeigefenstern auf dem Monitor begrüßt.<br />

Damit deuteten sich schon die<br />

vielfältigen Möglichkeiten an, welche<br />

die neue Steuerung bietet. Die Bedienoberfläche<br />

kann nach individuellen<br />

Bedürfnissen angepasst werden. Gab es<br />

in der Vergangenheit „nur“ die Gerätestandsanzeigen<br />

für Datum, Sternzeit und<br />

geografische Breite, so haben wir jetzt<br />

die Möglichkeit den gesamten <strong>Planetariums</strong>himmel<br />

zu überwachen. Sehr<br />

praktisch ist die Anzeige für die Beleuchtungssteuerung,<br />

mit der wir auf einen<br />

Blick erkennen, welche Projektoren (z. B.<br />

Planeten) noch aktiv sind.<br />

Mit der Umrüstung der Steueranlage<br />

wurde ein neues Bedienpanel geliefert.<br />

Die neue Tastenbelegung, Zusatzfunktionen<br />

und die Möglichkeit, Tasten und Potentiometer<br />

mit anderen Funktionen zu<br />

belegen, bringen einen neuen Be dienkomfort<br />

mit sich. Jetzt können wir die<br />

Planeten nicht mehr nur in zwei Grup-<br />

pen, sondern einzeln ansteuern. Neu ist<br />

die SOSY-Funktion, mit der alle Planeten,<br />

Sonne und Mond gleichzeitig bedient<br />

werden können. In Drebach nutzen wir<br />

auch Sonnensystem-, Jupiter-, Kometenund<br />

Satellitenprojektor. Diese älteren<br />

Zusatzprojektoren werden vom Upgrade<br />

ebenfalls unterstützt und sind über das<br />

Bedienpult steuerbar. Nur die Ansteuerung<br />

des Sternschnuppenprojektors<br />

erfolgt jetzt mit einer gleichbleibenden<br />

Geschwindigkeit, die nach unseren<br />

Wünschen festgelegt wurde.<br />

Der Vorführer, der seine Live-Veranstaltung<br />

mit einem Sonnenuntergang<br />

beginnt, hatte bisher viel Arbeit, um alle<br />

Funktionen zur rechten Zeit auszuführen.<br />

Mit der neuen Software braucht er<br />

sich nur noch auf die Tagesdrehung zu<br />

konzentrieren. Die Steuerung übernimmt<br />

auf Wunsch automatisch die Kuppelund<br />

Horizontbeleuchtung sowie die Helligkeiten<br />

der Sterne und Planeten.<br />

Der Komfort der neuen Steuerung zeigt<br />

sich auch in praktischen Verknüpfungen<br />

mehrerer Funktionen. So blendet sich<br />

die Landkarte auf Wunsch automatisch<br />

ein, wenn der Bediener die Polhöhe<br />

verändert. Auch die manuelle Bewegungssteuerung<br />

mit den Potentiometern<br />

ist nun viel feinfühliger. Komplexe<br />

Demonstrationen wie das Analemma der<br />

Sonne können jetzt ohne Schwierigkeiten<br />

gezeigt werden.<br />

Mit der neuen Steuerung stehen uns<br />

zwölf statt wie bisher nur acht verschiedene<br />

Verlaufsstufen zur Ansteuerung zur<br />

Verfügung. Das war zunächst etwas gewöhnungsbedürftig,<br />

aber nach einigen<br />

Wochen haben wir uns umgestellt.<br />

Die HOME-Funktion gibt es jetzt nicht<br />

nur bei den Bewegungen, sondern auch<br />

für Helligkeitsparameter. Damit lassen<br />

sich wählbare Helligkeitswerte vorgeben,<br />

z. B. für die Sterne oder die Sternbildfiguren,<br />

womit wir letztlich auch die<br />

Lampenlebensdauer erhöhen.<br />

Automatik-Steuerung<br />

Unsere Erfahrungen in der Programmierung<br />

mit der alten MS-DOS Software<br />

und die Einarbeitung durch die Mitarbeiter<br />

von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> ließen uns schnell mit<br />

der neuen Programmierung zurechtkommen.<br />

Bisher haben wir die ausführliche<br />

Bedienungsanleitung nur in Ausnahmen<br />

benötigt.<br />

Bei der Eingabe von Steuerbefehlen<br />

über die Tastatur kann man nichts falsch<br />

machen. Die Software prüft die Syntax<br />

und zeigt alle verwendbaren Parameter<br />

an. Ist eine Angabe nicht korrekt, wird<br />

der Befehl auch nicht ins Programm<br />

übernommen.<br />

Eine grundlegende Verbesserung ist die<br />

Einstellung der Tageszeit. Jetzt ist es<br />

möglich, den Anblick des Sternhimmels<br />

<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 19


zu einer beliebigen Uhrzeit an einem<br />

beliebigen Tag vorzugeben. Mit einem<br />

einzigen Befehl wird der Anblick des<br />

Sternhimmels zur aktuellen Zeit simuliert.<br />

Zudem ist neben der geografischen<br />

Breite auch die geografische Länge als<br />

Parameter verwendbar. Somit können<br />

wir den Sternhimmel für jeden beliebigen<br />

Ort auf der Erde zu einer beliebigen<br />

Zeit einstellen.<br />

Die Programmierung ist jetzt viel einfacher.<br />

Befehle oder Befehlsgruppen<br />

werden auf einer Zeitleiste platziert und<br />

sind verschiebbar. Zusammengehörige<br />

Steuerbefehle lassen sich gruppieren.<br />

„Fertige Programme“ können als Gruppe<br />

in einem anderen Programm als selbstaktualisierende<br />

Kopie eingebaut werden.<br />

20 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />

In den zurückliegenden Jahren haben<br />

wir viele Programmdateien für unsere<br />

automatischen Vorführungen erstellt.<br />

Mit einer von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> mitgelieferten<br />

Software werden diese in das neue Format<br />

umgewandelt. Aufgrund der neuen<br />

Möglichkeiten ist es natürlich sinnvoll,<br />

diese Programme anzupassen.<br />

Zusammenfassung<br />

Die interaktive Bedienung bei Live-<br />

Veranstaltungen ist problemlos zu<br />

beherrschen, ebenso das Abspielen von<br />

automatischen Programmen. Nach einer<br />

Zeit von drei Monaten haben wir gewiss<br />

noch nicht alle Möglichkeiten der neuen<br />

Steuerung im vollen Umfang ausgeschöpft.<br />

Eines ist aber sicher – es macht<br />

viel Spaß damit zu arbeiten!<br />

Die „Visitenkarte“<br />

<strong>Zeiss</strong> Planetarium und<br />

Volkssternwarte Drebach<br />

Milchstraße 1<br />

09430 Drebach<br />

www.sternwarte-drebach.de<br />

ZEISS SKYMASTER ZKP 3<br />

Fotos: Planetarium Drebach.<br />

Eröffnung: 1986<br />

Upgrade: 2012<br />

Kuppeldurchmesser: 11 m<br />

Plätze: 70


Erstes 2-kanaliges Hybrid-Planetarium in Europa<br />

Stefanie Neuhäuser, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong><br />

Das erste Hybrid-Planetarium in Europa,<br />

bestehend aus einem 2-kanaligen<br />

Fulldome-System und einem opto-mechanischen<br />

<strong>Planetariums</strong>projektor,<br />

wurde im Dezember 2011 in Italien<br />

in Betrieb genommen. In Cagliari, der<br />

größten Stadt Sardiniens, installierte<br />

<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> das erste SPACEGATE Nova<br />

Fulldome-System zusammen mit einem<br />

Projektor SKYMASTER ZKP 4.<br />

Mit SPACEGATE Nova bezeichnet <strong>Carl</strong><br />

<strong>Zeiss</strong> Kuppelprojektionssysteme, in die<br />

ausgewählte kommerzielle Videoprojektoren<br />

integriert sind. Im Planetarium Cagliari<br />

sind zwei F32-Projektoren von projectiondesign<br />

in direkter Nachbarschaft<br />

zum <strong>Planetariums</strong>projektor aufgebaut.<br />

SKYMASTER ZKP 4 und SPACEGATE Nova<br />

arbeiten völlig synchron.<br />

Sanierung von Kuppeloberflächen in <strong>Planetarien</strong><br />

Adrienne Ruhnau<br />

»Der Maler Ruhnau«, Drebach<br />

Die Erneuerung des Farbanstrichs perforierter Projektionskuppeln<br />

erfordert spezielle Kenntnisse, um die notwendige Homogenität<br />

zu erzielen. Die Fläche muss akribisch gereinigt werden,<br />

die Löcher dürfen sich nicht mit Farbe zusetzen, Blechkanten<br />

bedürfen der besonderen Aufmerksamkeit.<br />

Das Unternehmen – der maler ruhnau – aus Drebach hat sich<br />

auf das Spritzen von <strong>Planetariums</strong>kuppeln spezialisiert und<br />

arbeitet als Partnerbetrieb der <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG. Die Firma setzt<br />

ein spezielles Spritzverfahren für Kuppeloberflächen ein. Nach<br />

gründlicher Reinigung mit Druckluft erfolgt ein mehrmaliger<br />

Anstrichstoffauftrag. Die lösemittelfreien Anstrichstoffe wurden<br />

bei <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> auf Reflektion und Glanzgrad geprüft. Gespritzt<br />

wird in einem berechneten Anstellwinkel schräg zur vorhandenen<br />

Perforierung. Um ein sauberes gleichmäßiges Spritzbild zu<br />

Die „Visitenkarte“<br />

Il Planetario<br />

de L'Unione Sarda<br />

Piazza L'Unione Sarda<br />

09122 Cagliari<br />

ITALY<br />

planetario@unionesarda.it<br />

www.planetariounionesarda.it/<br />

ZEISS SKYMASTER ZKP 4<br />

powerdome®SPACEGATE Nova<br />

Eröffnung: 2011<br />

Kuppeldurchmesser: 10 m<br />

erzielen, muss auf den Stirnseiten der Perforierung ein ebenmäßiger<br />

Anstrichstoffaufbau erfolgen. Während dieser Arbeitsgänge<br />

wird die vorhandene Technik im Planetarium vor Schlag und<br />

Staub geschützt, vorhandene Bodenbeläge werden staubdicht<br />

abgeklebt. Die Arbeiten an der Kuppeloberfläche erfolgen mit<br />

Hilfe von Teleskoparbeitsbühnen oder Gerüsten.<br />

Das Unternehmen kann bereits auf folgende Referenzobjekte<br />

verweisen:<br />

• <strong>Zeiss</strong> Planetarium Drebach, Deutschland<br />

• Planetarium Kassel, Deutschland<br />

• <strong>Zeiss</strong> Planetarium Bochum, Deutschland<br />

• Planetarium minikosmos Lichtenstein, Deutschland<br />

• Planetarium Kreuzlingen, Schweiz<br />

• Planetarium Brügge, Belgien<br />

<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 21


Essay<br />

Quo vadis – Planetarium?<br />

Wilfried Lang<br />

<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>, Geschäftsbereich <strong>Planetarien</strong><br />

Die Frage hatte ich mir schon einmal vor ein paar Jahren gestellt<br />

und Sie alle in meine Gedankenwelt einbezogen. Ich erlaube<br />

mir, diese Frage jetzt noch einmal zu wiederholen. Jetzt,<br />

nachdem ich fast 20 Jahre in der <strong>Planetariums</strong>- und Teleskopentwicklung<br />

bei <strong>Zeiss</strong> gearbeitet und weitere mehr als 20 Jahre<br />

das <strong>Planetariums</strong>geschäft bei <strong>Zeiss</strong> verantwortet habe. Jetzt,<br />

nachdem ich auch hinreichende Erfahrungen mit digitalen<br />

Fulldome-Systemen gesammelt habe.<br />

Ich betone, es sind meine persönlichen Gedanken und jeder<br />

kann für sich reflektieren, inwieweit meine Gedanken auf sein<br />

Planetarium zutreffen oder auch nicht oder ob er sich damit<br />

gar identifizieren möchte.<br />

Fulldome-Systeme und ihre Attribute<br />

Vor ein paar Jahren konnte ich noch nicht absehen, inwieweit<br />

Fulldome-Systeme das Planetarium revolutionieren, heute komme<br />

ich eindeutig zu einem Ergebnis: Fulldome-Systeme sind für<br />

viele <strong>Planetarien</strong> mehr Fluch als Segen. Ein solches Fazit von<br />

mir ist sicher für die meisten überraschend, weil gerade wir<br />

bei <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> dem <strong>Planetariums</strong>nutzer in den letzten Jahren<br />

sehr viele <strong>Innovation</strong>en auf diesem Gebiet angeboten haben.<br />

Aber, hinter Attributen wie Modernität, Aktualität, Multimedia,<br />

Flexibilität, Interaktion, die man Fulldome-Systemen im<br />

Allgemeinen zuschreibt sind tatsächlich vielerorts Einrichtungen<br />

entstanden, denen man genau das Gegenteil bescheinigen<br />

möchte. Das Niveau ist hier eindeutig gesunken. Das betrifft<br />

sowohl die Projektionsqualität als auch die Qualität der <strong>Planetariums</strong>shows,<br />

weil mit der Anschaffung eines Fulldome-Systems<br />

oft genug auch auf wissenschaftliches Personal verzichtet<br />

wird. Ein Knopfdruck genügt ja neuerdings, um „Planetarium<br />

zu machen“. Man folgt häufig der Argumentation unserer<br />

Wett bewerber, die Glauben machen möchten, ein optischmecha<br />

nischer Sternprojektor sei heutzutage überflüssig, er<br />

kann ersetzt werden durch digitale Projektoren mit immer höherer<br />

Auflösung und immer größerer Helligkeit. Die Experten<br />

unter Ihnen wissen natürlich, dass das mitnichten der Fall ist.<br />

22 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />

Ein Sternhimmel, bei dem ein in der Natur gerade noch sichtbarer<br />

Stern mit einem Pixel und hellere Sterne mit n-mal einem<br />

Pixel dargestellt werden, ist eben nur ein generischer Himmel,<br />

er hat aber nichts damit zu tun, was man in der Natur wirklich<br />

sieht. Abgesehen vom Grau des Hintergrunds aller Standard-<br />

Videoprojektoren, auf die alle unsere Wettbewerber angewiesen<br />

sind. 3D-Animationen und Computer-Cluster mit bis zu 50<br />

Einzelcomputern sollen nun mehr Modernität suggerieren. Neben<br />

einer nicht mehr beherrschbaren Technik handelt man sich<br />

Produktionskosten ein, die in „astronomische Höhen“ klettern.<br />

Live-Veranstaltungen und Interaktion mit den Besuchern, so<br />

wie wir sie bei <strong>Zeiss</strong> verstehen und so wie es der Besucher von<br />

einem guten Planetarium erwarten darf, sind mit solch einer<br />

Technik kaum mehr möglich.<br />

Abwärtstrend trotz Technikwechsel?<br />

Dabei habe ich bis hierher noch kein Wort über die Qualität<br />

der gebotenen <strong>Planetariums</strong>veranstaltungen verloren. Auch<br />

hier meint man, allein schon mit der neuen Fulldome-Technik<br />

sei man plötzlich sehr modern geworden, zumal dann, wenn<br />

man mit dem Technikwechsel gleich noch einen Personal-Generationswechsel<br />

im Planetarium verbindet. Der alte Mief des<br />

<strong>Planetariums</strong> soll schließlich gründlich beseitigt werden.<br />

Sehen Sie sich das Resultat an in vielen <strong>Planetarien</strong> der Welt:<br />

Das ehemalige Planetarium ist zum Kuppelkino umfunktioniert<br />

worden, in dem am Markt erhältliche Shows maximal noch in<br />

die jeweilige Sprache synchronisiert werden. IMAX lässt grüßen.<br />

Wobei der Vergleich mit IMAX hinkt, da man hier noch<br />

Qualität erleben konnte und noch kann, sowohl inhaltlich als<br />

auch projektionstechnisch. Und trotzdem konnte man den Abwärtstrend<br />

nicht stoppen.<br />

Dieser Abwärtstrend bzw. dieses Sterben wird sich bei derart<br />

betriebenen <strong>Planetarien</strong> weitaus schneller vollziehen, da der<br />

Inhalt der Shows infolge fehlenden Produktionsbudgets teil-


weise mehr als arm ist. Die Interaktion bzw. Kommunikation<br />

mit seinen Gästen beschränkt sich in solch geführten <strong>Planetarien</strong><br />

auf Verhaltensregeln im Kuppelsaal, wie das Ausschalten<br />

der Handys, das Verbot von Blitzlichtkameras oder den Hinweis<br />

auf die Notausgänge. Wie will man eigentlich auf diese Weise<br />

<strong>Planetarien</strong> nachhaltig betreiben, welcher Besucher sollte ein<br />

solches Planetarium ein zweites Mal betreten?<br />

Welchen Weg gibt es aus diesem Dilemma?<br />

Aus meiner Sicht den, dass man sich auf die Alleinstellungsmerkmale<br />

eines <strong>Planetariums</strong> rückbesinnt. Das hat nichts mit<br />

„verstaubtem Image“ zu tun, im Gegenteil, das Planetarium<br />

muss seine ihm zugewiesene Nische bedienen, nicht mehr<br />

und nicht weniger. Es muss ein Ort sein der Wissensvermittlung,<br />

des Wohlfühlens, der Hochwertigkeit. Das fängt an<br />

mit höchster Bild- und Showqualität, geht weiter über das<br />

gesamte Ambiente, bis hin zur Bestuhlung. Der Besucher muss<br />

sich persönlich eingeladen fühlen, so wie man zu Hause Gäste<br />

empfängt. Ein Gast, der wiederkommen soll, zu Hause oder im<br />

Planetarium, möchte persönlich begrüßt und unterhalten werden<br />

und soll auch zu Wort kommen dürfen. Hierzu bedarf es<br />

nicht nur vorproduzierter Shows, hierzu bedarf es Menschen,<br />

die auf ihrem Gebiet etwas zu sagen haben, von denen man<br />

etwas lernen kann. Live-Shows und Interaktion dienen diesem<br />

Zweck am Besten. Wissensvermittlung muss dabei nicht auf<br />

Astronomie begrenzt sein, es gibt andere interessante Themen.<br />

Musikshows – warum nicht? Wem es gefällt, der wird wiederkommen.<br />

Live-Veranstaltungen unter dem Sternhimmel<br />

– Rezitationen, Konzerte – werden viel zu wenig benutzt, die<br />

Alleinstellung eines <strong>Planetariums</strong> herauszuarbei ten. Ein namhafter<br />

Wissenschaftler oder ein Künstler, den man für so einen<br />

Abend gewinnt, kostet Bruchteile einer gekauften Show. Und,<br />

es ist natürlich nichts zu sagen gegen vorproduzierte Shows,<br />

deren Drehbücher in der <strong>Planetariums</strong>mannschaft entstanden<br />

sind und auf die jeweilige Technik umgesetzt wurden. Das ist<br />

Eigenständigkeit, wie ich sie verstehe, Eigenständigkeit, die<br />

nicht einfach multipliziert werden kann. Auch gibt es inzwischen<br />

gute erwerbbare professionelle Shows, die durchaus das<br />

Programmangebot eines <strong>Planetariums</strong> hochwertig bereichern<br />

können.<br />

Was macht ein Planetarium zu einem Planetarium?<br />

Es ist der Mix aus all diesen Komponenten, die ein Planetarium<br />

zum Planetarium machen. Denjenigen möchte ich sehen,<br />

der dort nicht gerne hingeht und wiederkommt – es muss sich<br />

herumsprechen, dass ein Planetarium etwas anderes ist als ein<br />

schlechtes Kino. Wenn digitale Fulldome-Systeme so verstanden<br />

werden, wenn sie zur Kreativität beitragen, sind sie ein<br />

Segen für jedes Planetarium.<br />

Übrigens, die landläufige Meinung, dass Sternprojektoren im<br />

Vergleich zu Fulldome-Systemem zu wartungsintensiv und<br />

damit in der Unterhaltung zu teuer sind, ist eindeutig widerlegbar,<br />

insbesondere dann, wenn man bemüht ist, die Qualität<br />

des Kuppelbildes des Fulldome-Systems einigermaßen auf dem<br />

gleichen Level zu halten. Abgesehen vom Justieraufwand wird<br />

man seine Meinung hinsichtlich der Kosten u. U. schon nach<br />

zwei Jahren revidieren müssen, wenn die Videoprojektoren<br />

ausgetauscht werden müssten, weil die Qualität stark nachgelassen<br />

hat oder weil es keine Ersatzteile oder Ersatzprojektoren<br />

mehr gibt. Die Hersteller solcher Projektoren überschütten den<br />

Markt jährlich mit neuen Produkten ohne Rücksicht darauf,<br />

wie diese in ein existieren des Fulldome-System ein gebunden<br />

werden können. Dafür sind sie nicht entwickelt. Speziell diese<br />

Kosten lassen sich mit VELVET entscheidend minimieren, will<br />

man aber alle Updates und Upgrades der Hersteller von bildgebenden<br />

Systemen nutzen, und hier schließe ich <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> ausdrücklich<br />

ein, dann ist das im Zweijahres-Rhythmus mit neuer<br />

Rechentechnik verbunden, Rechentechnik, die umso teurer<br />

wird, je mehr Bildkanäle man bedienen muss.<br />

Modernität braucht feste Wurzeln<br />

<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> lebt den Gedanken des modernen <strong>Planetariums</strong> ohne<br />

seine Wurzeln zu vergessen. Wir sind die Einzigen, von denen<br />

Sie die Technik aus einer Hand bekommen können. Sie erhalten<br />

Geräte, die einen Sternhimmel projizieren, der der Natur<br />

extrem nahe kommt und der noch richtige Emotionen erzeugt<br />

und Geräte, die astronomische Phänomene einprägsam, weil<br />

durch Live-Bedienung präsentieren können. Sie erhalten ein<br />

dazu voll synchronisiertes digitales Fulldome-System, welches<br />

den Kontrast des Sternhimmels bei gemeinsamer Projektion<br />

nicht im Geringsten beeinträchtigt, aber natürliche, nicht sichtbare<br />

und nicht vorstellbare Abläufe zu visualisieren hilft. Sie<br />

erhalten ein System, mit dem Sie Ihre individuellen Programme<br />

auf einfachste Weise produzieren können, wobei Sie auf<br />

dreidimensionale Flüge in das Weltall nicht verzichten müssen<br />

und mit dem Sie auch durch Dritte produzierte Shows abspielen<br />

können.<br />

Sie erhalten von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> Nachhaltigkeit und Partnerschaft,<br />

Partnerschaft, die Sie über die gesamte Laufzeit Ihrer ZEISS<br />

Technik begleitet.<br />

<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 23


Ein Besuch lohnt sich: das größte<br />

Planetarium der Welt in Nagoya<br />

Dr. Manabu Noda<br />

Direktor Planetarium, Nagoya City Science Museum<br />

Das städtische Wissenschaftsmuseum<br />

in Nagoya eröffnete nach Erneuerung<br />

am 19. März 2011. Hauptattraktion ist<br />

die weltweit größte <strong>Planetariums</strong>kuppel<br />

mit 35 m Durchmesser. Die Projektionen<br />

erfolgen mit einem UNIVERSARIUM Modell<br />

IX (optisches Planetarium) und einem<br />

SKYMAX DS II-R2 (digitales Planetarium).<br />

Das gesamte System wurde von Konica<br />

Minolta Planetarium Co. Ltd. integriert.<br />

24 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />

Die Geschichte<br />

Das Haus der Astronomie mit dem<br />

Planetarium im Nagoya City Science<br />

Museum öffnete 1962 anlässlich des<br />

70. Gründungstages der Stadt. Ihm<br />

folgte 1964 das Haus der Wissenschaft<br />

und Technologie und 1982 das Haus<br />

der Biowissenschaften. Es ist eines der<br />

größten Wissenschaftsmuseen Japans.<br />

Wir nutzten seit 1962 ein Großplanetarium<br />

Modell IV von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>. In den fast<br />

50 Jahren seit dem Bau der Einrichtungen<br />

entstanden zahlreiche Probleme<br />

durch die Alterung der Bausubstanz und<br />

durch Einwirkungen von Erdbeben. Die<br />

Stadt Nagoya plante deshalb langfristig<br />

die Rekonstruktion des Wissenschaftsmuseums<br />

(mit Ausnahme des Hauses<br />

der Biowissenschaften) und setzte dabei<br />

wichtige Prämissen.<br />

Für das Planetarium wurden folgende<br />

Anforderungen aufgestellt:


• Projektion eines Sternhimmels so natürlich<br />

wie nur möglich an eine Projektionskuppel<br />

mit 35 m Durchmesser<br />

• Ganzkuppelprojektion mit hoher Qualität<br />

für virtuelle Reisen im Raum<br />

• Verbesserter Komfort durch einzeln<br />

stehende Sitze mit geneigten Rückenlehnen<br />

• Wissenschaftlich korrekte Projektion<br />

astronomischer Erscheinungen wie Finsternisse,<br />

Meteore und Nordlichter.<br />

Das neue Planetarium<br />

Von außen betrachtet bildet die riesige<br />

Kugelgestalt unseres Museums ein<br />

Wahrzeichen der Stadt. Im oberen Teil<br />

befindet sich die <strong>Planetariums</strong>kuppel,<br />

das größte Planetarium der Welt. Wir<br />

trachteten nach einer möglichst großen<br />

Kuppel, um die Verzerrungen beim<br />

Anblick des Sternhimmels von allen<br />

Sitzplätzen aus so niedrig wie möglich<br />

zu halten.<br />

Die Kuppel, gefertigt von ASTRO-TEC,<br />

besitzt einen inneren Durchmesser von<br />

35 Metern. Sie besteht aus etwa 700<br />

hochwertigen Lochblechen, die nahtlos<br />

aneinander gesetzt sind und eine perfekte<br />

sphärische Projektionsfläche ergeben.<br />

In der Kuppel befinden sich 350 einzeln<br />

stehende Liegesitze in konzentrischer<br />

Anordnung um den Sternprojektor. Sie<br />

lassen sich um 30 Grad nach links und<br />

rechts drehen. Somit ist es ein Leichtes,<br />

unabhängig vom Sitzplatz selbst, in alle<br />

Richtungen zu blicken.<br />

<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 25


Wir sind überzeugt, dass es unseren<br />

Besuchern nicht nur wichtig ist, <strong>Planetariums</strong>shows<br />

zu besuchen, sondern<br />

dass sie auch zum realen Himmel<br />

aufschauen möchten, um Sterne und<br />

Sternbildfiguren erkennen zu können.<br />

Um Besucher für den Blick auf den echten<br />

Sternhimmel zu begeistern, müssen<br />

wir Sterne zeigen, die den natürlichen<br />

so nahe wie nur möglich kommen und<br />

interessante wissenschaftliche Themen<br />

ansprechen und das live und nicht als<br />

aufgezeichnete Show (in Japan wenig<br />

verbreitet).<br />

26 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />

Zwei Projektionssysteme<br />

Die Projektion eines schönen Sternhimmels<br />

auf eine große Kuppel erfordert<br />

einen Projektor mit besonderer Qualität.<br />

Dabei ist es unmöglich, sich für ein<br />

Modell allein anhand der Spezifikation<br />

zu entscheiden. Deshalb haben wir vor<br />

der Wahl etliche Tests ausgeführt.<br />

Wir verfügen sowohl über ein optischmechanisches,<br />

als auch über ein<br />

digitales Planetarium. Der Starball, ein<br />

UNIVERSARIUM Modell IX von <strong>Carl</strong><br />

<strong>Zeiss</strong> befindet sich direkt im Zentrum.<br />

Der neue Projektor, ausgestattet mit<br />

Faseroptiken, erlaubt uns die Sterne<br />

mit hoher Helligkeit und kleinen<br />

Durchmessern zu zeigen. Wir stimmten<br />

die Helligkeitsstufen und die Färbungen<br />

der Sterne mit <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> direkt ab. Die<br />

Firma zeigte sich sehr kooperativ und<br />

entwickelte digital gesteuerte Blenden<br />

für Sterne und Milchstraße, spezielle<br />

Sternbildfiguren und integrierte japanische<br />

Schriftzeichen. Zur Abstimmung<br />

aller Details, darunter auch ein Interface<br />

für die manuelle Bedienung, besuchten<br />

wir die Firma mehrfach in Jena.<br />

Die Zahl der für das Auge sichtbaren<br />

Sterne (Größenklasse 6,5) beträgt etwa<br />

9 100 und hängt von der individuellen<br />

Empfindlichkeit des Auges ab. Es gibt<br />

Sternprojektoren, die mehr als eine Mil-


lion Sterne darstellen. Es ist aber nicht<br />

unsere Absicht, unsichtbare Sterne zu<br />

zeigen. Die etwa 9 100 Sterne können<br />

unter den besten Bedingungen und im<br />

Weltraum beobachtet werden. Wir denken,<br />

ein den natürlichen Gegebenheiten<br />

entsprechendes Planetarium führt die<br />

Menschen (insbesondere Kinder) zum<br />

beeindruckenden Sternhimmel selbst.<br />

Das digitale Planetarium projiziert<br />

Computergrafiken unter Verwendung<br />

mehrerer Videoprojektoren. SKY-MAX<br />

DSII-R2 von Konica Minolta Planetarium<br />

Co. Ltd. erzeugt hochaufgelöste Bilder<br />

(8000 x 8000 Pixel) mit Hilfe von<br />

24 Computern und sechs Videoprojektoren,<br />

die sich über die gesamte<br />

Kuppel erstrecken. Neben der Darstellung<br />

der Sterne und Planeten projiziert<br />

dieses System Videos zur Raumfahrt<br />

und bietet viele andere astronomische<br />

Das Team des <strong>Planetariums</strong>: S. Kobayashi,<br />

K. Hattori, Dr. M. Noda, Dr. K. Mouri,<br />

T. Ohnishi, D. Mochida (v.l.n.r.).<br />

Darstellungen wie Allsky-Ansichten in<br />

unterschiedlichen Wellenlängen wie<br />

Radio- und Röntgenstrahlung. Es ist ein<br />

sehr hilfreiches Werkzeug für die wissenschaftliche<br />

Bildung.<br />

Rückblick auf das erste Jahr<br />

Seit der Eröffnung am 19. März vergangenen<br />

Jahres sind alle Veranstaltungen<br />

ausverkauft. Im Durchschnitt besuchten<br />

uns in der alten Kuppel 250 000 Menschen<br />

jährlich. In diesem Jahr zählten<br />

wir etwa 600 000 Besucher aus allen<br />

Teilen Japans.<br />

Am 2. November 2011 besuchten uns<br />

etwa 300 Angestellte und Familienangehörige<br />

der japanischen Vertretung von<br />

<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> anlässlich des 100. Jahrestages<br />

von <strong>Zeiss</strong> Japan. Als besonderen<br />

Gast begrüßten wir den Sprecher des<br />

Vorstandes von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>, Dr. Michael<br />

Kaschke, der direkt aus Deutschland<br />

anreiste, um eine Rede zu halten.<br />

Unsere regulären Shows von 50 Minuten<br />

Länge finden sechsmal am Tag, wegen<br />

der Livepräsentation ausschließlich in<br />

japanischer Sprache statt. Wir sind uns<br />

aber sicher, dass der Sternhimmel des<br />

UNIVERSARIUMs auf der größten Kuppel<br />

der Welt und die überwältigenden<br />

visuellen Effekte einen Besuch lohnen.<br />

Sie sind jederzeit willkommen. Wenn Sie<br />

technische oder andere Fragen haben,<br />

zögern Sie nicht, uns nach der Show<br />

anzusprechen. Wir freuen uns auf Ihren<br />

Besuch in unserem Planetarium.<br />

Fotos: Nagoya City Science Museum.<br />

Die „Visitenkarte“<br />

Planetarium<br />

Nagoya City Science Museum<br />

17-1, Sakae 2-chrome, Naka-ku<br />

Nagoya, 460-0008<br />

Japan<br />

http://www.ncsm.city.nagoya.jp<br />

ZEISS UNIVERSARIUM M IX<br />

Eröffnung: 19. März 2011<br />

Kuppeldurchmesser: 35 m<br />

Plätze: 350<br />

<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 27


Ein starkes Team in Wolfsburg:<br />

Opto-mechanischer Starball und digitale<br />

VELVET Projektion<br />

Seit März 2010 verfügt das Planetarium<br />

Wolfsburg neben dem STARMASTER<br />

Sternprojektor über ein Fulldome-<br />

Videosystem von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>. An unsere<br />

15-Meter-Kuppel projizieren wir mit der<br />

Glasfaseroptik des <strong>Planetariums</strong> einen<br />

realistischen Sternhimmel. Sechs VELVET<br />

Projektoren ergänzen den klassischen<br />

Sternprojektor und zeigen in eindrucksvoller<br />

Weise Bilder und Videos, welche<br />

die gesamte Kuppel ausfüllen. Beide Systeme<br />

sind synchron miteinander gekoppelt.<br />

So können mit der STARMASTER<br />

Software auch digitale Bildinhalte, die<br />

zum Sternhimmel gehören, ange steuert<br />

werden.<br />

Hierbei ist die Synchronisation zwischen<br />

dem analogen und digitalen System von<br />

großem Vorteil. Digitale Sternbilder oder<br />

Planeten bereichern den brillanten Sternhintergrund<br />

des opto-mechanischen<br />

Projektors und folgen dessen Bewegungsabläufen,<br />

wie der Tages- oder<br />

Jahresbewegung.<br />

28 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />

Dirk Schlesier<br />

Leiter Planetarium Wolfsburg


Im Planetarium Wolfsburg wurden viele<br />

automatische Programme mit astronomischen<br />

Inhalten so angepasst, dass<br />

anstelle der digitalen Sterne die scharf<br />

aufgelösten, punktförmigen Sterne des<br />

STARMASTER Projektors leuchten. Die<br />

Besucher wünschen sich erfahrungsgemäß<br />

den Anblick des naturgetreuen<br />

STARMASTER Sternhimmels. „Pixelsterne“<br />

verraten den künstlichen Charakter<br />

der Himmelskörper und rauben den<br />

Besuchern jene Illusion, welche sie ins<br />

Planetarium gelockt hat.<br />

Das Team aus analogem und digitalem<br />

System ist bei Live-Veranstaltungen im<br />

Planetarium Wolfsburg unverzichtbar<br />

geworden. Das Heranzoomen entfernter,<br />

zunächst für das bloße Auge unscheinbar<br />

wirkender Himmelskörper sorgt für<br />

einen Wow-Effekt insbesondere bei den<br />

Schülern.<br />

Die digitalen Inhalte werden vorab im<br />

powerdome®ShowManager angelegt.<br />

Dessen Benutzeroberfläche ist für das<br />

Abspielen von kompletten Shows optimiert,<br />

erlaubt aber auch die Gestaltung<br />

von Live-Shows. Digitale Elemente, wie<br />

ein Digitalplanetarium, planare und kuppelfüllende<br />

Bilder und Clips oder auch<br />

Audio-Dateien werden vor der (Live-)<br />

Veranstaltung importiert.<br />

Durch den Einsatz der kombinierten<br />

Systeme kann das Planetarium verstärkt<br />

anspruchsvolle Live-Veranstaltungen<br />

gestalten und vorführen. Dabei haben<br />

wir die Fähigkeiten des Systems oft ausgereizt.<br />

Momentan verfügt das Planetarium<br />

Wolfsburg nicht über ein Echtzeitsystem,<br />

zum Beispiel UNIVIEW, welches<br />

die starke Hardwarekombination noch<br />

ergänzen könnte.<br />

Die „Visitenkarte“<br />

Fotos: Planetarium Wolfsburg.<br />

Planetarium Wolfsburg gGmbH<br />

Uhlandweg 2<br />

38440 Wolfsburg<br />

www.planetarium-wolfsburg.de<br />

ZEISS STARMASTER ZMP<br />

ZEISS powerdome®VELVET<br />

Eröffnung: 1983<br />

Wiedereröffnung: 2010<br />

Kuppeldurchmesser: 15 m<br />

Plätze: 140<br />

<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 29


Das neue Planetarium in Radebeul<br />

Ulf Peschel, Leiter Sternwarte und<br />

Planetarium der Stadt Radebeul<br />

30 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />

Wenn im Planetarium die Sonne untergeht,<br />

die Sterne vor einem dunkelblauen<br />

Himmel langsam auffunkeln und<br />

das schwach schimmernde Band der<br />

Milchstraße den Himmel überspannt,<br />

dann taucht man ein in eine Welt, die<br />

mit unserem grellen, hektischen Alltag<br />

nicht viel zu tun hat. Es ist die Stille und<br />

Anmut einer Nacht im Gebirge oder die<br />

unendliche Weite der menschenleeren<br />

Wüste oder die märchenhafte Stimmung<br />

eines nordischen Waldes. So zeigt uns<br />

das Planetarium einen Himmel, der uns<br />

erstaunt und überrascht wegen seiner<br />

großartigen Schönheit.<br />

Die Matadore der Kuppel<br />

Ins Planetarium nach Radebeul kam ich<br />

erstmals 1976 als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft<br />

Junger Astronomen.<br />

Damals stand in der Mitte der Kuppel<br />

ein Projektor des Typs ZKP 1 aus dem<br />

Hause <strong>Zeiss</strong>. Es bereitete uns Jungen<br />

einen enormen Spaß, in einem unbeobachteten<br />

Moment den Tagesgang auf<br />

volle Geschwindigkeit zu drehen, in den<br />

Sitz zu sinken, nach oben zu schauen<br />

und ein Kribbeln im Bauch zu spüren.<br />

Das ging solange, bis ein kleiner Mann,<br />

Mitte siebzig den Raum betrat, streng<br />

blickte, um dann zum Eigentlichen zu<br />

kommen, nämlich zum Sternhimmel des<br />

jeweiligen Abends. Ab diesem Moment<br />

hingen wir der schmächtigen Gestalt<br />

an den Lippen, denn er erzählte mit<br />

solcher Hingabe, mit solchem Wissen,<br />

mit Formulierungen, die an Exaktheit<br />

nichts fehlen ließen von den Gestirnen<br />

und ihren Bewegungen. Alles an ihm<br />

entsprach der Form des Sternenvortrages,<br />

nichts einer <strong>Planetariums</strong>show.<br />

Fraglich, ob er heute noch ein Publikum<br />

im Planetarium finden würde.<br />

Dem ersten Projektor folgte ein ZKP 2<br />

mit einem passablen Sternhimmel und<br />

erheblich erweiterten Möglichkeiten der<br />

Darstellung gegenüber dem Vorgänger.<br />

Die Bedienung war einfach und übersichtlich.<br />

Nach 27 Dienstjahren war das<br />

Instrument verschlissen und ein neues<br />

musste angeschafft werden. Dabei war<br />

klar, dass es ein opto-mechanischer Projektor<br />

sein sollte, da digitale Systeme vor<br />

allem in der Darstellung der Sterne nicht<br />

befriedigen können.<br />

Sternhimmel par excellence<br />

Seit einem halben Jahr arbeitet nun die<br />

neueste Entwicklung von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>, ein<br />

SKYMASTER ZKP 4, in der Kuppel des<br />

<strong>Planetariums</strong>. Der erste Eindruck des<br />

Sternhimmels ist überwältigend. Die<br />

Sterne erscheinen nahezu punktförmig,<br />

gestochen scharf über alle Bereiche der<br />

Projektionsfläche an einem tiefschwarzen<br />

Himmelshintergrund. Ihr Licht erhalten<br />

die Gestirne dabei ausschließlich von<br />

einer leistungsstarken LED. Das Radebeuler<br />

Instrument ist weltweit das erste,<br />

welches mit dieser Technik ausgestattet<br />

wurde. Die Helligkeitsabstufungen sind<br />

sehr fein. Viele wichtige Sterne werden


in ihren natürlichen Farben wiedergegeben.<br />

Angenehm fällt dabei auf, dass<br />

diese Farben deutlich erkenn bar, aber<br />

nicht übertrieben sind. Die Lichtreserven<br />

sind enorm. So erscheint ein mit voller<br />

Lampenleistung gezeigter Sternhimmel<br />

bewusst übertrieben. In unserer Kuppel<br />

haben sich 65 % der Lichtleistung bewährt.<br />

Dann kommt man dem Anblick<br />

eines Himmels unter günstigsten Bedingungen<br />

in der Natur sehr nahe. Manche<br />

der Besucher meinen, viele zehntausend<br />

Sterne zu sehen und bedauern, sich im<br />

Gewimmel nicht zurecht zu finden. Aber<br />

deshalb einen aufgehellten Stadthimmel<br />

zu zeigen, kann selbstverständlich nicht<br />

das Ziel sein. Zur Hilfe bei der Orientierung<br />

lassen sich sehr schöne Figuren der<br />

wichtigsten Sternbilder projizieren, deren<br />

Auftauchen häufig ein begeistertes<br />

Raunen im Publikum erzeugen.<br />

Planeten am rechten Ort<br />

Die Planeten werden, anders als beim<br />

Vorgänger, ohne Details gezeigt. Das<br />

erschwert gelegentlich die richtige Zuordnung<br />

bei Konstellationen, die in der<br />

Vergangenheit oder Zukunft liegen. Herausragend<br />

ist die Positionsgenauigkeit.<br />

Jeder Himmelskörper steht dort, wo er<br />

hingehört. Das erlaubt die genaue Darstellung<br />

von besonderen Konstellationen<br />

in der Vergangenheit oder Zukunft.<br />

<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 31


Darüber hinaus kann jeder Pla neten-<br />

projektor auch ganz andere Aufgaben<br />

übernehmen, z. B. als Komet. Mit Hilfe<br />

eines Diawechslers projiziert er auch<br />

einen solchen und positioniert ihn mit<br />

seiner exakten Bahn, die in der Software<br />

hinterlegt ist.<br />

Softwarehelfer im Hintergrund<br />

Die Software regelt Bewegungen und<br />

Helligkeiten des ZKP 4. Bei der Bedienung<br />

lässt sich erfreulicherweise<br />

zweigleisig fahren. Zum einen steht ein<br />

Bedienpanel zur Verfügung, welches<br />

sich mit Drehreglern und Tasten an<br />

frühere analoge Bedienungen anlehnt.<br />

Alles erscheint sehr aufgeräumt und<br />

erlaubt die vollständig manuelle Bedienung<br />

des Projektors während eines<br />

Live-Vortrages. Komplexere Abläufe<br />

lassen sich auf einer Zeitleiste auch im<br />

Vorfeld programmieren. Das entlastet<br />

zum einen den Vortragenden, der sich<br />

auf Inhalte konzentrieren kann, zum<br />

anderen erlaubt es die Programmierung<br />

von <strong>Planetariums</strong> shows, die automatisch<br />

ablaufen können. Dabei kommuniziert<br />

die Software mit Programmen, die z. B.<br />

digitale Fulldome-Anlagen steuern, die<br />

kuppelfüllend Bild- und Videoinhalte<br />

projizieren. Einfache Abläufe lassen sich<br />

mit der Steuerung ganz leicht erlernen.<br />

Das ist von großem Vorteil, wenn das<br />

Gerät von einer Aushilfe bedient werden<br />

soll. Geht man etwas tiefer, wird es<br />

32 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />

schnell anspruchsvoll. Das liegt vor allem<br />

an den unzähligen Möglichkeiten, die<br />

der Projektor bietet. So braucht es schon<br />

einige Zeit der Einarbeitung, bis sich<br />

Routine einstellt.<br />

Ausstattung auf Wunsch<br />

Der Radebeuler Projektor wurde mit<br />

allen Optionen geliefert. So lassen<br />

sich z. B. Himmelsäquator und Ekliptik<br />

getrennt zeigen, ein enormer Vorteil<br />

bei der Vermittlung astronomischer<br />

Koordinatensysteme. Per Azimutbewegung<br />

lässt sich das gesamte Gerät<br />

drehen. So kann das Publikum gern an<br />

der „falschen“ Stelle sitzen bleiben und<br />

bekommt dennoch die wichtigen Dinge<br />

gut zu sehen. Eine Anzeige infor miert<br />

stets über die Zeit, das Datum und<br />

andere Parameter des dargestellten Himmels.<br />

Der Lift bringt das Gerät aus dem<br />

Blickfeld bei reinen Videoprojektionen<br />

oder erleichtert notwendige Wartungsarbeiten.<br />

Für einzig verzichtbar halte ich<br />

die Landkarte, die bei Polhöhenveränderungen<br />

sichtbar wird. Sie sieht hübsch<br />

aus, ist allerdings für zu vermittelnde<br />

Inhalte kaum vonnöten.<br />

Fazit<br />

So präsentiert sich SKYMASTER ZKP 4 als<br />

ein Instrument, welches kaum Wünsche<br />

offen lässt und bei dem weitere Verbesserungen<br />

technisch kaum machbar<br />

erscheinen. Seine Einsatzgebiete reichen<br />

dabei vom didaktisch aufbereiteten<br />

naturwissenschaftlichen Sternvortrag<br />

bis zur emotional berührenden <strong>Planetariums</strong>show.<br />

Und er zeigt uns und<br />

unseren Kindern einen Sternhimmel, der<br />

heute fast nirgends mehr zu erleben ist,<br />

der aus einer Zeit zu stammen scheint,<br />

in der noch nicht ein Meer unzähliger<br />

Lampen den Sternhimmel über unseren<br />

Städten ertrinken ließ.<br />

Die „Visitenkarte“<br />

Fotos: Planetarium Radebeul.<br />

Sternwarte und Planetarium<br />

der Stadt Radebeul<br />

Auf den Ebenbergen 10a<br />

01445 Radebeul, Germany<br />

www.sternwarte-radebeul.de<br />

ZEISS SKYMASTER ZKP 4<br />

Eröffnung: 1969 (ZKP 1)<br />

Wiedereröffnung: 2011<br />

Kuppeldurchmesser: 8 m<br />

Plätze: 60


Der neue Sternhimmel ist einfach<br />

spektakulär!<br />

„Ich habe immer gesagt, dass von allen <strong>Planetariums</strong>instrumenten der Sternhimmel des ZKP 4<br />

dem natürlichen am nächsten kommt. dann haben wir die neue led-Beleuchtung erhalten<br />

und seither fehlen mir praktisch die Worte. der neue Sternhimmel ist einfach spektakulär!!<br />

die Fülle der Sterne, ihre Helligkeitsabstufungen und die genaue Positionierung waren bereits<br />

unerreicht. Nun, mit der unglaublichen Helligkeit der led-lichtquellen, ist es schlichtweg<br />

der beste Sternhimmel auf unserem Planeten, besser als der beste natürliche Himmel,<br />

der in meiner Heimat in Illinois zu finden ist, nur noch übertroffen vom realen Himmel in den<br />

abgelegensten Orten auf der erde.<br />

Ich freue mich auf unseren Umzug in die neue 12-m-Kuppel im Peoria Riverfront Museum<br />

diesen Sommer. Selbst in der größeren Kuppel wird die Helligkeit der led-Sterne noch außergewöhnlich<br />

sein und die größere Kuppel wird den Sternhimmel noch eine Spur realistischer<br />

erscheinen lassen.“<br />

Sheldon Schafer<br />

Peoria lakeview Museum of Arts and Sciences<br />

33


Ein Tag „Raum-Erfahrungen“<br />

im Planetarium Am Insulaner<br />

Freitag, 09:45: Tim wünscht sich beim<br />

Anblick einer Sternschnuppe zum Mond<br />

zu fliegen. Sein großer Bruder lacht noch<br />

über ihn – da beginnt sich der Himmel<br />

auf einmal schwindelerregend schnell<br />

zu drehen, leuchtet es hoch über ihnen<br />

grellweiß auf. Das Leuchten kommt näher,<br />

hüllt den ganzen Himmel ein – und<br />

plötzlich erscheint die Erde mit ihren<br />

Wolkenschleiern und Kontinenten über<br />

den Köpfen. Ein großes Gebilde aus Metall<br />

nähert sich rasend schnell, sein oberer<br />

Teil wird immer größer, füllt schon<br />

die halbe Kuppel aus… Unterdrückte<br />

Schreie dringen aus den Stuhlreihen,<br />

werden lauter, als die Wände des Metallgebildes<br />

verschwinden – und sich die<br />

Kinder plötzlich inmitten der blinkenden<br />

Konsolen und großen Aussichtsfenster<br />

einer Raumstation wiederfinden.<br />

Iskender, 7 Jahre alt, aus der Klasse 2b<br />

einer Schule aus Berlin-Reinickendorf,<br />

lockert den Griff um die Sitzlehnen, die<br />

er bis eben umklammert hat. Neben ihm<br />

stößt Leonie den angehaltenen Atem<br />

aus. Ihre Lehrerin, die zwei Sitze weiter<br />

aufmerksam das Geschehen verfolgt,<br />

lächelt ein bisschen, als die Kinder um<br />

sie herum aufgeregt tuscheln und sich<br />

gegenseitig auf Einzelheiten des bewegten<br />

Bildes an der Kuppelwand aufmerksam<br />

machen. Als zehn Minuten später<br />

die Eis- und Felsbrocken der Saturnringe<br />

geräuschvoll gegen die Fenster der Station<br />

krachen, zuckt auch sie zusammen.<br />

Und als schließlich die Raumstation<br />

34 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />

Dr. Monika Staesche, Wissenschaftliche<br />

Leiterin Planetarium der Wilhelm-Foerster-<br />

Sternwarte Berlin.<br />

durch eine Computerfehlfunktion fast in<br />

die Sonne gezogen wird und die ganze<br />

Kuppel über ihnen heftig wackelt, fasst<br />

auch sie die Armlehnen etwas fester.<br />

»Das Kleine 1x1 der Sterne«, das die<br />

Kinder hier gerade lernen, ist ein sehr<br />

vergnügliches, ähnelt weniger einer<br />

Schulstunde, sondern eher dem, was<br />

Erich Kästner einst in seinem „Fliegenden<br />

Klassenzimmer“ beschrieben hat:<br />

„Der Unterricht wird zum Lokaltermin“.<br />

Stürmischer Beifall am Ende der Show,<br />

als die Kinder aus der Kuppel strömen,<br />

hinaus ins echte Sonnenlicht und weiter<br />

zur Sternwarte auf dem Hügel.<br />

Die nächsten Klassen warten schon, um<br />

11:00 geht es weiter. Ältere Kinder sind<br />

es, 5. und 6. Klassen, die etwas über<br />

das »Raumschiff Erde« erfahren wollen,<br />

z. B. warum es Tag und Nacht gibt und<br />

wie die Jahreszeiten entstehen. Es ist ein<br />

Live-Vortrag, die Vortragende benutzt<br />

zuerst das klassische <strong>Planetariums</strong>gerät<br />

in der Mitte des Raumes, um den Blick<br />

von der Erde aus zu zeigen und zu erklären,<br />

dann schaltet sie mit einem kurzen<br />

Mausklick die Perspektive von außen<br />

ein. Plötzlich hängt eine gigantische,<br />

sich langsam und majestätisch drehende<br />

Erde über den Kindern an der Kuppel.<br />

„Whow!“ kommt es aus den Reihen.<br />

„Das sieht ja richtig echt aus!“ Und das<br />

stimmt: Man könnte schwören, dass es<br />

keine Kuppelwand gibt, sondern dass es<br />

dahinter „weitergeht“: die Erde schwebt<br />

im Raum. Die Tag- und Nachtgrenze ist<br />

klar zu erkennen – und als die Vortragende<br />

die Erdachse hinzublendet, wird<br />

deutlich, wie „schief“ die Erde steht,<br />

und dass die Menschen nahe dem Südpol<br />

keinerlei Sonnenlicht bekommen, es<br />

dort den ganzen Tag lang „Nacht“ ist.<br />

Aber das ist noch nicht alles. Mit ein<br />

paar weiteren Mausklicks beginnt sich<br />

die Szenerie zu verändern. Die Sterne<br />

drehen sich für einen Moment rasend<br />

schnell, die Erde verschwindet nach<br />

hinten – und schon taucht ein roter<br />

Punkt auf, der schnell größer wird und<br />

sich als Planet Mars entpuppt. Einzelheiten<br />

werden erkennbar, zwei winzige<br />

Punkte, die den Planeten umkreisen –<br />

die zwei Monde des Mars. Schließlich<br />

sind die Schüler dem Mars so nahe,<br />

dass er die gesamte Kuppel ausfüllt. So<br />

schön er aussieht, sie lernen, dass es auf<br />

dem Mars für menschliche Verhältnisse<br />

nicht angenehm ist. Auch die übrigen<br />

Planeten des Sonnensystems wären keine<br />

„zweite Heimat“ zum Auswandern,<br />

sollte die Erde unbewohnbar werden…<br />

Die Menschen leben auf der Erde in<br />

einem Paradies. Und sie sollten zusehen,<br />

es zu erhalten.


Am Ende der Präsentation gibt es noch<br />

einen kleinen „Bonbon“ – einen Flug<br />

aus dem Sonnensystem durch die Sterne<br />

hinaus aus unserer Heimatgalaxis. Die<br />

vorher stillstehenden Sterne bewegen<br />

sich in einem dichten Schwarm, immer<br />

schneller, bis die Milchstraße in ihrer<br />

wunderschönen Spiralform erkennbar<br />

wird. Unzählig viele Punkte rings am<br />

Himmel bilden die Nachbargalaxien. Die<br />

Kinder wagen einen kurzen Blick in die<br />

Unendlichkeit, wenn auch nur virtuell.<br />

Die Daten allerdings sind echt. Das<br />

Programm „Uniview“ ermöglicht es, den<br />

zwei Dimensionen des „flachen“ <strong>Planetariums</strong><br />

die dritte hinzuzufügen, dem<br />

Raum Tiefe und Perspektive zu geben,<br />

Zusammenhänge auf diese Weise besser<br />

zu erklären.<br />

Schließlich, zum großen Bedauern der<br />

Schüler, geht es zurück zur Erde. An<br />

diese Schulstunde werden viele noch<br />

lange denken.<br />

18:00, die erste Abendveranstaltung.<br />

Auf dem Programm steht »Voices in<br />

the Dark«. Keine Astronomie diesmal,<br />

sondern eine Reise in das Reich der<br />

Phantasie, durch eine paradiesische<br />

Landschaft auf eine geheimnisvolle Villa<br />

zu, dann in sie hinein. Die Zuschauer<br />

tauchen in Schachbretter und landen in<br />

einer schwarzweißen, kubistischen Landschaft,<br />

aus einem herunterstürzenden<br />

Schacht taucht plötzlich der Sternhimmel<br />

auf. Szenenwechsel: unter Wasser<br />

taucht eine versunkene Kathedrale auf.<br />

In der Tat, die Besucher „tauchen ab“<br />

mit dieser Technik. Der Begriff „immersives<br />

Medium“, was ja nichts anderes<br />

bedeutet, lässt sich hier hervorragend<br />

nachvollziehen. Die Kuppelprojektion ermöglicht<br />

ein dreidimensionales Erlebnis<br />

ohne eine störende Brille.<br />

Und der starke Kontrast der VELVET<br />

Beamer erlaubt es auch, wie im nächsten<br />

Programm, dem »Himmelsspaziergang«,<br />

immer wieder vom klassischen<br />

Sternhimmel zu Fulldome-Sequenzen zu<br />

wechseln, ohne dass die Grundhelligkeit<br />

der in diesem Moment nicht benötigten<br />

Beamer den Sternhimmel stört. Wieder<br />

eine Live-Präsentation, und gerade wird<br />

erklärt, dass die bekannten Sternbilder<br />

nichts mit den Sternen zu tun haben,<br />

sondern willkürliche Muster sind. Zur<br />

Verdeutlichung fliegen die Zuschauer<br />

plötzlich auf den durch Sternverbindungslinien<br />

gekennzeichneten Großen<br />

Wagen zu – und um ihn herum. Die<br />

Figur verzerrt sich, wird unkenntlich. Die<br />

Sterne des großen Wagens befinden sich<br />

in Wahr heit in unterschiedlicher Entfernung.<br />

Die nahen und fernen Sterne wirbeln<br />

um den Zuschauer herum, als säße<br />

er in einem Raumschiff. Auch dieses<br />

Gefühl genießen viele Menschen.<br />

Fulldome erklärt anschaulich, kann aber<br />

auch Emotionen erzeugen, die Zuschauer<br />

zum Staunen und Träumen bringen,<br />

Kinder wie Erwachsene. Und das ist<br />

letztendlich mindestens genauso wichtig<br />

wie die reine Wissensvermittlung. Man<br />

kann das tägliche Leben auch ohne astronomische<br />

Kenntnisse bestehen. Was<br />

<strong>Planetarien</strong> letztendlich leisten können<br />

und sollten, ist es, den Menschen eine<br />

Perspektive in Bezug auf ihre Welt zu<br />

geben, ihren Horizont zu erweitern,<br />

innerlich und äußerlich. Die „Raum-<br />

Erfahrung“ Fulldome kann dabei helfen.<br />

Die „Visitenkarte“<br />

Fotos: M. Staesche.<br />

Planetarium der<br />

Wilhelm-Foerster-Sternwarte<br />

Munsterdamm 90<br />

12169 Berlin, Germany<br />

ZEISS powerdome®VELVET<br />

ZEISS Modell VB<br />

UNIVIEW<br />

Eröffnung: 1965<br />

Wiedereröffnung: 2010<br />

Kuppeldurchmesser: 20 m<br />

Plätze: 291<br />

www.planetarium-berlin.de<br />

<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 35


SKYMASTER ZKP 2 und powerdome – die<br />

erfolgreiche Verbindung ungleicher Brüder.<br />

Die Anlage SIRIUS – eine Kombination<br />

aus Sternwarte und Planetarium – öffnete<br />

am 14. Oktober 2000 in Schwanden<br />

hoch über dem Thunersee in der<br />

Schweiz ihre Türen einem erwartungsvollen<br />

Publikum.<br />

Die Anfänge<br />

Die ursprüngliche Ausrüstung des <strong>Planetariums</strong><br />

mit einer 8-m-Kuppel bestand<br />

aus einem damals 17-jährigen <strong>Planetariums</strong>projektor<br />

SKYMASTER ZKP 2 und<br />

gebrauchten Allsky-Diaprojektoren. Der<br />

Betrieb erfolgte ehrenamtlich durch<br />

Hobby-Astronomen. Die Darstellung des<br />

Sternhimmels und der Planetenbewegungen<br />

war sehr befriedigend. Störend<br />

war jedoch der Umstand, dass Zeitabläufe<br />

über mehrere Jahre nicht gezeigt<br />

werden konnten, für die Sternbilder ein<br />

freihändiger Projektor erforderlich war<br />

und für die Allsky-Anlage nur wenige<br />

Dias zur Verfügung standen. Als auch<br />

noch die Ersatzteile dafür ausgingen,<br />

wurde es Zeit für einen größeren<br />

Umbau.<br />

36 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />

Dipl. El. Ing. HTL Daniel Schweizer,<br />

Präsident<br />

Dr. Ekkehard Stürmer, Programmierer<br />

und Vorführender<br />

Die Zielsetzung<br />

Wegen der hohen Qualität der Sternabbildung<br />

stand es außer Frage, das ZKP 2<br />

beizubehalten und in einem zweiten<br />

Schritt durch ein ZKP 4 zu ersetzen. Daneben<br />

bestand der Wunsch, Fulldome-<br />

Bilder und -Filme zeigen zu können. Sie<br />

sollen Informations- und Ausbildungszwecken<br />

dienen und nicht der reinen<br />

Unterhaltung. Um die ehrenamtliche<br />

Bedienung auch in Zukunft auf einfache<br />

Art zu gewährleisten, sollten die<br />

Fulldome-Anlage und die Steuerung des<br />

ZKP 2 kombiniert werden können.<br />

Unser Vorgehen<br />

Die Firma Astronics ersetzte die Antriebe<br />

des ZKP 2 durch Schrittmotoren,<br />

Voraussetzung für die digitale Ansteuerung.<br />

Sie baute zudem eine elektronische<br />

Lampensteuerung ein. Als ein Jahr<br />

später SPACEGATE Quinto installiert<br />

wurde, genügte eine Interface-Karte, um<br />

sämtliche Funktionen des ZKP 2 mit dem<br />

powerdome®ShowManager steuern zu<br />

können. Damit stand der Neueröffnung<br />

im Oktober 2010 nichts mehr im Wege.<br />

Sternwarte und Planetarium SIRIUS im Berner Oberland.


Neuer Betrieb<br />

Im Betrieb kann das ZKP 2 nach wie vor<br />

von Hand gesteuert werden. Neu ist die<br />

Möglichkeit, Abläufe zu programmieren.<br />

Dafür wird im ShowManager eine Liste<br />

von Steuerbefehlen zur Verfügung gestellt,<br />

die mit „external command“ aufgerufen<br />

werden kann. Der ausgewählte<br />

Befehl wird in die Zeit leiste eingetragen.<br />

In manchen Fällen ist die Eingabe<br />

eines Parameters erforder lich, z. B. um<br />

eine bestimmte Sternzeit einzustellen.<br />

Bei Tages- und Jahresbewegungen<br />

sind sowohl relative als auch absolute<br />

Positionierungen möglich, bei letzteren<br />

innerhalb eines Jahres.<br />

Um eine Show sinnvoll zu starten, wird<br />

das ZKP 2 von Hand auf das gewünschte<br />

Datum eingestellt. Außerdem ist noch<br />

die Eingabe der Sternzeit als Parameter<br />

der Tagesbewegung nötig. Alle weiteren<br />

Bewegungen sowie die Lampensteuerung<br />

des ZKP 2 erfolgen durch powerdome.<br />

Gute Erfahrungen<br />

Die bisherigen Erfahrungen mit der<br />

automatischen Steuerung des ZKP 2<br />

und dessen Einbindung in Shows mit<br />

powerdome sind außerordentlich erfreulich.<br />

Praktisch alle Funktionen des<br />

Sternprojektors lassen sich auf einfache<br />

Weise durch den ShowManager steuern.<br />

Natürlich sind einige Unzulänglichkeiten<br />

unvermeidlich. Beispielsweise lassen<br />

sich die Sterne des ZKP 2 mit denen<br />

des digitalen <strong>Planetariums</strong> nicht zur<br />

Deckung bringen und wenn die Shutter<br />

der Beamer offen sind, können sich die<br />

lichtschwachen ZKP-Sterne nicht gegen<br />

den Lichtsmog durchsetzen. Aus diesen<br />

beiden Gründen finden wir es kaum<br />

sinn voll, die Sternbilder bzw. Strichfiguren<br />

des digitalen <strong>Planetariums</strong> am ZKP-<br />

Himmel darzustellen.<br />

Trotzdem ist es beachtenswert, dass es<br />

mit den beschriebenen Maßnahmen<br />

möglich ist, ein auf analoger Technik basierendes<br />

Gerät in einer Weise digital zu<br />

steuern, für die es nie gebaut wurde –<br />

und das mit großem Erfolg.<br />

Sternwarte und Planetarium Sirius.<br />

Fotos: Sternwarte-Planetarium Sirius.<br />

Die „Visitenkarte“<br />

Stiftung Sternwarte Planetarium<br />

SIRIUS<br />

Lindenmattstrasse 68<br />

3065 Bolligen, Schweiz<br />

ZEISS SKYMASTER ZKP 2<br />

powerdome®SPACEGATE Quinto<br />

SKYPOST<br />

Eröffnung: 2000<br />

Wiedereröffnung: 2010<br />

Kuppeldurchmesser: 8 m<br />

Plätze: 70<br />

www.sternwarte-planetarium.ch<br />

<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 37


Das neue Kultur- und<br />

Bildungszentrum<br />

mit Planetarium<br />

in Jaroslawl<br />

Ilya Klyagin, Architekt<br />

Ludmila Gileva, Projektierung<br />

Andrey Lobanov, Technologe<br />

Das Kultur- und Bildungszentrum „Walentina<br />

Tereschkowa“ öffnete am 7.<br />

April 2011. In Jaroslawl wurde damit das<br />

erste russische Planetarium eingeweiht.<br />

Seit der Zeit der Sowjetunion entstand<br />

in unserem Lande kein einziges neues<br />

<strong>Planetariums</strong>gebäude.<br />

Die Architektur<br />

Die Architektur wird durch zwei Prämissen<br />

bestimmt: die einzigartige Funktion<br />

und die einzigartige Lage. Das Grundstück<br />

befindet sich inmitten historischer<br />

Bebauung und ist von architektonischen<br />

Meisterwerken vergangener Jahrhunderte<br />

umgeben.<br />

Um das Gebäude an diese Umgebung<br />

anzupassen, haben wir für die Projektierung<br />

ein „Kloster-Prinzip“ formuliert, in<br />

dem Bauten verschiedener Stile und verschiedener<br />

Epochen durch eine gemeinsame<br />

Funktion und einige spezifische<br />

räumliche Elemente vereint sind. Die<br />

38 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />

Architektur des neuen Gebäudes lehnt<br />

sich mit vergleichbaren Kompositionen<br />

an die Architektur der umgebenden Gebäude<br />

an. Dies alles verbindet die Architektur<br />

des neuen Gebäudes mit den hervorragenden<br />

Werken der altrussischen<br />

Baukunst, die sich in unmittelbarer Nähe<br />

befinden. Das Alte und das Neue greifen<br />

harmonisch ineinander ein, indem sie<br />

eine komplexe Gestalt erzeugen. Dabei<br />

dominiert das Neue nicht, sondern zollt<br />

Tribut an die Geschichte.<br />

Das <strong>Planetariums</strong>gebäude besteht aus<br />

vier prägnanten Elementen:<br />

• Der Sternwartenturm ist ein gesonderter<br />

Baukomplex, der aus dem Stufenunterbau<br />

ähnlich dem Glockenturm einer<br />

altrussischen Kathedrale emporsteigt.<br />

• Das Verwaltungsgebäude weist auf der<br />

Hauptfassade zwei Ebenen aus weißem<br />

Beton und Glas auf, die ausgezeichnet<br />

mit der weißen Texturstuckfläche des<br />

Turms kontrastieren.<br />

• Die Glaskuppel, das dritte Element der<br />

Komposition überdeckt die Projektionskuppel.<br />

Dabei entsteht zwischen den<br />

beiden Kuppeln ein Raum mit Galerie.<br />

Besonders eindrucksvoll erscheinen diese<br />

Elemente in der Nacht, wenn die innere<br />

Kuppel durch die LED-Beleuchtung<br />

in verschiedenen Farben leuchtet und<br />

die futuristische Gestalt einer leuchtenden<br />

im Weltraum schwebenden Kugel<br />

annimmt.<br />

• Der Stufenbau, in dem sich die Eingangshalle<br />

befindet, ist teilweise in die<br />

Tiefe versetzt.<br />

Trotz einer komplizierten räumlichen<br />

Komposition ist das Gebäude sehr geschlossen<br />

und eindrucksvoll in seiner<br />

Anordnung und ist bereits heute ein<br />

beliebter Erholungs- und Treffpunkt für<br />

viele Einwohner und Gäste der Stadt.


Die Ausstattung<br />

Das Kultur- und Bildungszentrum dient<br />

der Bildung und der Erholung für Familien.<br />

In der Einrichtung vereinen sich ein<br />

modernes Planetarium, ein Raumfahrtmuseum,<br />

eine Sternwarte und ein Café.<br />

Die Besucher gelangen in das Foyer,<br />

wo sie sich mit der Struktur und dem<br />

Veranstaltungsprogramm des Zentrums<br />

vertraut machen sowie Tickets und Souvenirs<br />

erwerben können. Vom Foyer aus<br />

gelangen sie in alle Funktionsbereiche<br />

des Zentrums.<br />

Das Planetarium<br />

Das Planetarium besitzt eine horizontale<br />

Kuppel mit einem Durchmesser<br />

von 12 m. Der Raum ist multifunktional<br />

ausgelegt, die Bestuhlung zur kleinen<br />

Bühne ausgerichtet. Zur technischen<br />

Ausstattung gehören ein SKYMASTER<br />

ZKP 4 und ein powerdome Ganzkuppel-<br />

Projektions system mit sechs JVC-Projektoren,<br />

beides von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>. Die<br />

Mehrkanal-Tonanlage, das Beleuchtungssystem<br />

und die Innenausstattung<br />

stammen von der russischen Firma<br />

„Svensons Project Company“.<br />

Das Observatorium<br />

Die Sternwarte mit einer 5-m-Kuppel<br />

beherbergt ein 8"-Teleskop von MEADE<br />

samt Zubehör. Sie ermöglicht den Besuchern<br />

einen tiefer gehenden Blick auf<br />

den Himmel über Jaroslawl.<br />

Das Raumfahrtmuseum<br />

Das Museum präsentiert herausragende<br />

Ereignisse in der Entwicklungsgeschichte<br />

der Kosmonautik, vom ersten<br />

künstlichen Erdsatelliten, über den<br />

Raumflug Gagarins bis zu modernen<br />

Raumschiffen und Raumstationen. Der<br />

Flug der ersten Kosmonautin Walentina<br />

Tereschkowa, deren Namen das Zentrum<br />

auch trägt, bildet einen Schwerpunkt<br />

der Ausstellung.<br />

Das Media-Café „Trans-Force“<br />

Das Media-Café ist als Mannschaftsraum<br />

eines Raumschiffs gestaltet, an<br />

dessen Außenwand sich ein riesiger 3D-<br />

Panoramabildschirm befindet. Dadurch<br />

kann der Besuch zu einer faszinierenden<br />

virtuellen Reise werden, während<br />

der die Erde aus dem Weltall zu sehen<br />

ist.<br />

Das Café bietet auch die Möglichkeit<br />

mit Kindern zu arbeiten. In interaktiven<br />

Vorstellungen wirken virtuelle Personen<br />

und professionelle Schauspieler miteinander.<br />

Spannende Inhalte, Wettbewerbe,<br />

Gewinnspiele und die Diskothek lassen<br />

kein einziges Kind gleichgültig. Auf<br />

die „Mannschaft“ warten auf der Reise<br />

überraschende Begegnungen, tückische<br />

Fallen, Such- und Rettungsoperationen<br />

sowie Aufgaben, die den Bildungsstand<br />

der Weltallreisenden auf den Prüfstand<br />

stellen.<br />

<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 39


Fotos: Autoren.<br />

Bereits von Erfolg gekrönt<br />

Vom ersten Tag an ist das Zentrum sehr<br />

aktiv in der Bildungstätigkeit. In neun<br />

Monaten konnte das Zentrum 206 000<br />

Besucher begrüßen, davon mehr als<br />

140 000 Kinder und Schüler. Im Planetarium<br />

traten mehrfach renommierte<br />

russische Astronomen auf. In vielen<br />

Live-Gesprächen konnten sich Besucher<br />

über die letzten Errungenschaften der<br />

Astronomie der ganzen Welt informieren.<br />

An fast allen klaren Abenden wurden<br />

Beobachtungen im Observatorium<br />

durchgeführt. Damit konnten fast 2 000<br />

Menschen mit eigenen Augen die ganze<br />

Pracht des Sternhimmels live genießen.<br />

Die <strong>Planetariums</strong>mannschaft hat vier<br />

Programme erstellt, die den Sternhimmel<br />

in seiner Vielfalt je nach den Jahreszeiten<br />

erläutern.<br />

Im Zentrum bestehen große Pläne für<br />

die Zukunft. Für 2012 sind drei neue<br />

Programme vorgesehen zur Geschichte<br />

der russischen Raumfahrt, über das Sonnensystem<br />

sowie zur Astronomie in der<br />

russischen Folklore (für Kinder).<br />

Wir wünschen unseren Freunden und<br />

Kollegen viel Erfolg und gutes Gelingen.<br />

Die „Visitenkarte“<br />

Kultur- und Bildungszentrum<br />

„Walentina Tereschkowa“<br />

Tschaikowskistr. 3<br />

150000 Jaroslawl, Russland<br />

ZEISS SKYMASTER ZKP 4<br />

powerdome®EDITION<br />

Eröffnung: 2011<br />

Kuppeldurchmesser: 12 m<br />

Plätze: 95


Neue Sterne für die<br />

Laupheimer Milchstraße<br />

Sebastian Ruchti<br />

Vorstand Volkssternwarte Laupheim e.V.<br />

Nach 22 Jahren erfolgreichem Betrieb<br />

und mehr als 800 000 Zuschauern in 60<br />

selbst produzierten <strong>Planetariums</strong>programmen<br />

wird das Laupheimer Planetarium,<br />

das von der Volkssternwarte<br />

Laupheim e.V. betrieben wird, im Sommer<br />

2012 eine komplette technische<br />

Modernisierung erfahren.<br />

Die bestehende <strong>Planetariums</strong>technik<br />

rund um den ZEISS M 1015 Hauptprojektor<br />

war über die Jahre hinweg organisch<br />

gewachsen. Neben dem Sternprojektor<br />

waren zuletzt rund 50 Diaprojektoren<br />

sowie verschiedene Videosysteme im<br />

Einsatz, darunter ein 3D-fähiges zur Darstellung<br />

von stereo skopischen Inhalten<br />

und ein System, das etwas mehr als die<br />

halbe <strong>Planetariums</strong>kuppel mit Video<br />

füllen kann.<br />

Der jetzt anstehende Modernisierungsschritt<br />

macht das Laupheimer Sterntheater<br />

wieder zu einem der modernsten<br />

Mittelplanetarien Europas. Die Shows<br />

sollen auch künftig von den Mitgliedern<br />

selbst erarbeitet und gestaltet werden.<br />

Bei der Auswahl der Komponenten<br />

wurde deshalb darauf geachtet wieder<br />

einen Sternprojektor einzusetzen, der in<br />

der Lage ist einen naturgetreuen Sternhimmel<br />

darzustellen. Dieser brillante<br />

Sternhimmel, der mit den Projektionsmethoden<br />

der digitalen Videotechnik<br />

auf absehbare Zeit nicht erreicht werden<br />

kann, wird im Zuge der Modernisierung<br />

um ein digitales Fulldome-Projektionssystem<br />

ergänzt, das alle bestehenden<br />

Video- und Diaprojektoren ersetzen soll.<br />

Durch die Integration mit dem optomechanischen<br />

Projektor ergeben sich für<br />

den Vorführer eine Vielzahl neuer Möglichkeiten,<br />

komplexe Zusammenhänge<br />

am Himmel einfach und anschaulich erklären<br />

zu können. Die neue Technik wird<br />

uns erlauben, gänzlich live Dinge zeigen<br />

zu können, für die mit der bestehenden<br />

Technik mehrwöchige Produktions- und<br />

Testphasen notwendig wären.<br />

Maßgeblich für die Entscheidung für<br />

ein kombinietes ZEISS Projektionssystem<br />

aus SKYMASTER ZKP 4 und<br />

powerdome®VELVET war die Tatsache,<br />

dass <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> der einzige Anbieter am<br />

Markt ist, der derzeit neben einem optomechanischen<br />

Sternprojektor auch ein<br />

Fulldome-Projektionssystem anbieten<br />

kann, dessen Projektoren ein perfektes<br />

Hintergrund-Schwarz bieten. Speziell<br />

die Versuche der findigen Mitglieder der<br />

Volkssternwarte, eigene Projektionssysteme<br />

mit herkömmlichen Projektoren<br />

zu planen und zu installieren, haben<br />

gezeigt, wie wichtig dies im Zusammenspiel<br />

mit einem Sternprojektor ist. Denn<br />

zu keiner Zeit soll die Illusion eines Blicks<br />

an den Himmel, die den Zuschauern<br />

geboten wird, durch graue Rahmen und<br />

Hintergründe zerstört werden.<br />

<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />

41


Polarlichter über dem Planetarium, aufgenommen<br />

am 21.11.2003.<br />

Lange Nacht der Sterne in Laupheim,<br />

Start zum Ballonflugwettbewerb.<br />

Die „Visitenkarte“<br />

Planetarium Laupheim<br />

Volkssternwarte Laupheim e.V.<br />

Milchstraße 1<br />

88471 Laupheim<br />

ZEISS SKYMASTER ZKP 4<br />

powerdome®VELVET Duo<br />

Eröffnung: 1990<br />

Wiedereröffnung: 2012<br />

Kuppeldurchmesser: 10 m<br />

Plätze: 60<br />

www.planetarium-laupheim.de<br />

42 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />

Im August und September 2012 erfolgt<br />

der Umbau auf die neuen Projektionssysteme,<br />

bei dem neben der Technik<br />

auch Stühle, Teppich und Projektionsregale,<br />

sowie die Lichtvoute überarbeitet<br />

werden.<br />

Das Modernisierungsprojekt ermöglichen<br />

großzügige Zuschüsse der Stadt<br />

Laupheim, des Landkreises Biberach,<br />

der Kreissparkasse Biberach, der Oberschwäbischen<br />

Elektrizitätswerke OEW<br />

sowie unzählige private Gönner. Darüber<br />

hinaus bringt die Volkssternwarte über<br />

10 % der Projektsumme in Form von Eigenmitteln<br />

und Eigenleistung auf.<br />

Ab Mitte Oktober 2012 sollen die neuen<br />

Sterne den Himmel im Laupheimer Planetarium<br />

erleuchten.<br />

Fotos: Volkssternwarte Laupheim.


Das neue Planetarium von Reims<br />

Philippe Simonnet<br />

Direktor<br />

Planétarium Municipal Reims<br />

Das Städtische Planetarium von Reims<br />

wurde am 28. Februar 1980 eröffnet.<br />

Die Stadt Reims leistete Pionierarbeit,<br />

denn zu der Zeit gab es nur ein einziges<br />

Planetarium in Frankreich, das Planetarium<br />

im „Haus der Entdeckungen“ (Palais<br />

de la Découverte), das zur Weltausstellung<br />

1937 eröffnet wurde.<br />

Die Geschichte des <strong>Planetariums</strong><br />

Dank des Projektors ZEISS SKYMASTER<br />

ZKP 2, über den es seit seiner Eröffnung<br />

verfügt, erfreut sich das Planetarium<br />

beim Publikum einer andauernden<br />

Beliebtheit. Rund 30 000 Besucher sind<br />

jährlich von den Darbietungen fasziniert.<br />

Aufgrund seines Alters und der Unterbringung<br />

in den Räumlichkeiten der ehemaligen<br />

Jesuitenschule, die zwar charmant,<br />

aber veraltet sind, erweist sich<br />

die aktuelle Situation des <strong>Planetariums</strong><br />

von Reims jedoch in mehrerlei Hinsicht<br />

als nachteilig: Die Anzahl der Plätze ist<br />

begrenzt (40 Plätze in der 6 m großen<br />

Kuppel), aufgrund fehlender Räumlichkeiten<br />

ist kein Ausbau möglich, der 33<br />

Jahre alte astronomische Projektor ist<br />

nicht mehr auf dem neuesten Stand,<br />

der Komfort für die Besucher ist dürftig,<br />

die Funktionalität der Räumlichkeiten ist<br />

baulich eingeschränkt und die Sichtbarkeit<br />

begrenzt.<br />

Eine Vergrößerung sowie ein eventueller<br />

Umzug waren seit mehreren Jahren<br />

geplant, doch das Vorhaben konnte<br />

bislang nicht umgesetzt werden.<br />

2008 hat die Stadt Reims beschlossen,<br />

eine euro-amerikanische Fakultät für<br />

Politikwissenschaften in der ehemaligen<br />

Jesuitenschule anzusiedeln, was den<br />

Umzug des <strong>Planetariums</strong> zur Folge hat.<br />

Diese Gelegenheit wird nun genutzt, um<br />

den Grundriss zu vergrößern, die Empfangsbedingungen<br />

für die Besucher zu<br />

Das neue Planetarium von Reims.<br />

Grafik von JP Bonnemaison, Architecte.<br />

verbessern und die überholten Projektoren<br />

auszutauschen. Um den Potenzialen<br />

der neuen Räumlichkeiten gerecht zu<br />

werden, wird auch das pädagogische<br />

Konzept auf den neuesten Stand gebracht,<br />

insbesondere im Hinblick auf die<br />

Erschließung für neue Besuchergruppen<br />

(Behinderte, Jugendliche aus benachteiligten<br />

Vierteln usw.) sowie die Kooperation<br />

mit den Akteuren der CSTI (Wissenschafts-,<br />

Technik- und Industriekultur) in<br />

der Region.<br />

Unsere Zielstellungen<br />

Die aktuellen Aktivitäten des <strong>Planetariums</strong><br />

wurden nach und nach entwickelt,<br />

immer auf der Basis der Erfahrungen,<br />

die im Laufe der drei Jahrzehnte des<br />

Betriebs gesammelt wurden. Aufgrund<br />

der baulichen Einschränkungen und der<br />

fehlenden Nutzfläche konnten allerdings<br />

manche Vorhaben nicht umgesetzt<br />

werden.<br />

<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 43


Die wesentlichen Ziele des Projekts sind<br />

somit:<br />

• Verbesserung der Sichtbarkeit und<br />

Steigerung der Attraktivität des Gebäudes<br />

• Schaffung von Räumlichkeiten für größeren<br />

Publikumsverkehr<br />

• Verbesserung der Zugänglichkeit<br />

• Austausch des Planetariumprojektors<br />

• Modernisierung der vorhandenen digitalen<br />

Projektionssysteme<br />

• Verbesserung der Betriebsabläufe innerhalb<br />

der Einrichtung<br />

• Optimierung der Betriebskosten.<br />

Die Errichtung des neuen <strong>Planetariums</strong><br />

von Reims ist nicht nur als Umzug der<br />

bestehenden Einrichtung geplant. Verbesserungen<br />

hinsichtlich Ausstattung,<br />

Funktionalität und Komfort ermöglichen<br />

es, höherwertige Dienstleistungen anzubieten,<br />

die für die Region attraktiv sind<br />

und so neue Besucherschaften anziehen.<br />

Das Projekt im Umfang von etwa 3,4<br />

Millionen Euro wird von der Abteilung<br />

für Stadtplanung und Bauleitung der<br />

Stadt Reims in enger Zusammenarbeit<br />

44 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />

mit der Abteilung für Kultur und Heimatpflege<br />

sowie der Leitung des <strong>Planetariums</strong><br />

betreut. Dieses Beispiel verdeutlicht,<br />

wie ein übergreifendes Projekt auf kommunaler<br />

Ebene verschiedene Kompetenzen<br />

in einem sehr speziellen Bereich<br />

zusammenführen kann. Ein wesentlicher<br />

Pluspunkt sind hier die gesammelten<br />

langjährigen Erfahrungen im Betrieb<br />

eines <strong>Planetariums</strong> in Reims.<br />

Der neue Standort<br />

Das neue Planetarium wird am Ort<br />

eines 2010 stillgelegten Schulgeländes<br />

errichtet. Das Gelände am Rande des<br />

Stadtzentrums erstreckt sich über etwa<br />

12 000 m². Es ist an Straßenbahn- und<br />

Buslinien sowie an die Eisenbahn angebunden;<br />

die Haltestellen befinden sich<br />

in unmittelbarer Nähe des zukünftigen<br />

<strong>Planetariums</strong>. In der Nähe sind weitere<br />

Einrichtungen, die zu kulturellen und<br />

sportlichen Aktivitäten einladen. Das Gebäude<br />

verfügt über eine Gesamtfläche<br />

von 650 m², von denen 400 m² öffentlich<br />

zugänglich sein werden, umgeben<br />

von einer großen Rasenfläche.<br />

Das neue Planetarium von Reims –<br />

Empfangs- und Ausstellungsbereich.<br />

Grafik von JP Bonnemaison, Architecte.<br />

Die Außenarchitektur<br />

Das Planetarium soll unbedingt von der<br />

angrenzenden Straße aus sichtbar und<br />

unmittelbar erkennbar sein. Die Architektur,<br />

die vom Architektenbüro JP Bonnemaison<br />

entworfen wurde, erinnert mit<br />

seiner ellipsenförmigen Struktur, die eine<br />

Kugel einschließt, an das Sonnensystem.<br />

Die Kuppel ist von außen erkennbar und<br />

unterstreicht das Planetarium in seiner<br />

Funktion. In seiner Gesamtheit erinnert<br />

das Gebäude jedoch an Raumschiffe, die<br />

den Weltraum erkunden: mit Brücken<br />

verbunden, auf Pfähle gestützt, umgeben<br />

von einer glänzenden Hülle... Die<br />

Einzigartigkeit dieser Architektur wird<br />

durch eine Verschalung aus Glasfliesen<br />

vervollständigt, die, ebenfalls in<br />

Anlehnung an die Welt der Sterne und<br />

deren Erforschung, das Hitzeschild von<br />

Raumschiffen imitieren und den Himmel<br />

reflektieren. Der Zylinder unterhalb des<br />

Gebäudes, der die technische Ausstattung<br />

beherbergt (Klimaanlage, Computer,<br />

Lager usw.) wird eine Holzvertäfelung<br />

erhalten. Der Besucherzugang<br />

erfolgt über eine Brücke. Der Rasenplatz<br />

soll während der Öffnungszeiten für<br />

Besucher, auch für Personen mit eingeschränkter<br />

Beweglichkeit, zugänglich<br />

sein. Diese Fläche kann ebenfalls für<br />

Lehrveranstaltungen oder Ausstellungen<br />

im Freien genutzt werden.


Die Innenausstattung<br />

Der öffentlich zugängliche Bereich des<br />

neuen <strong>Planetariums</strong> befindet sich auf<br />

einer gemeinsamen Ebene. Dem Besucher<br />

eröffnet sich als erstes ein großer<br />

Empfangsraum mit 50 m² Fläche. Anschließend<br />

gelangt er in einen 150 m²<br />

großen Ausstellungsraum mit einer stark<br />

gedämpften Umgebungsbeleuchtung.<br />

Hier werden eine Reihe von Anschauungsmodellen<br />

sowie eine astronomische<br />

Uhr ausgestellt. Ebenso werden<br />

hier Sonderausstellungen stattfinden. In<br />

Erinnerung an die 33 Jahre, in denen er<br />

treue und loyale Dienste ohne nennenswerte<br />

Pannen geleistet hat, wird der alte<br />

<strong>Planetariums</strong>projektor in der Ausstellungshalle<br />

ebenfalls einen Ehrenplatz<br />

erhalten.<br />

Ein 40 m² großer Raum soll zusätzlichen<br />

pädagogischen Aktivitäten vorbehalten<br />

sein. Dieser Saal kann eine Schulklasse<br />

fassen und ist mit einem interaktiven<br />

Whiteboard ausgestattet. Er soll<br />

weiterhin über eine herausnehmbare<br />

Trennwand verfügen, mittels derer die<br />

Ausstellungsfläche bei Bedarf von 150<br />

auf 190 m² vergrößert werden kann.<br />

Die Kuppel des <strong>Planetariums</strong> wird einen<br />

Durchmesser von acht Metern erhalten<br />

und über 50 Plätze verfügen, davon<br />

zwei für Behinderte. Es wird eine umlaufende<br />

Galerie für Technik geben, in der<br />

die zugehörigen Projektoren untergebracht<br />

sind. Im Vergleich zum alten<br />

Planetarium ist der Service für die Besucher<br />

deutlich verbessert. Dazu gehören<br />

komfortable Liegesitze, eine Klimaanlage<br />

und ein <strong>Planetariums</strong>projektor der<br />

neuesten Generation. Eine besondere<br />

Vorrichtung ermöglicht die Übertragung<br />

des Tons für Hörgeschädigte sowie die<br />

Übertragung fremdsprachiger Programme<br />

für Besucher aus dem Ausland.<br />

Der neue <strong>Planetariums</strong>projektor<br />

Da der aktuelle und sehr zuverlässige<br />

ZEISS Projektor ZKP 2 demnächst ausgedient<br />

hat und zudem nicht mit der 8 m<br />

großen Kuppel kompatibel ist, hatte die<br />

Stadt Reims für das neue Planetarium<br />

einen opto-mechanischen Projektor ausgeschrieben.<br />

Die Wahl ist auf den Projektor SKYMAS-<br />

TER ZKP 4 von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> gefallen, der<br />

mit LED-Beleuchtungen und Glasfaserprojektoren<br />

für die Sterne ausgestattet<br />

ist. Ein Großteil der angebotenen<br />

optionalen Ausstattung wurde ebenfalls<br />

bestellt. Im Ergebnis werden wieder alle<br />

und mehr Funktionen zur Verfügung<br />

stehen, an denen Hunderttausende<br />

Besucher des alten <strong>Planetariums</strong> Freude<br />

gefunden hatten, jedoch mit erheblichen<br />

Verbesserungen. Der neue Projektor<br />

eröffnet den Besuchern den Zauber<br />

eines magischen, noch weitaus realistischer<br />

erscheinenden Sternhimmels. Mit<br />

seinen zahlreichen Funktionen erweitert<br />

er die Darstellungsmöglichkeiten um ein<br />

Vielfaches.<br />

Der ZEISS SKYMASTER ZKP 4 Projektor<br />

soll durch drei Videoprojektoren mit<br />

HD-Auflösung unterstützt werden, damit<br />

zusätzliche Bilder und Videos gezeigt<br />

werden können. Die Kuppeltechnik wird<br />

durch ein Steuerungssystem auf Basis<br />

der Software Wings Platinium synchronisiert.<br />

Die Möglichkeit, den ZKP 4 Projektor<br />

synchron mit den Videogeräten über<br />

diese Software steuern zu können, war<br />

einer der ausschlaggebenden Faktoren<br />

für unsere Wahl.<br />

Das Planetarium von Reims wird in den<br />

jetzigen Räumen bis Ende 2012 fortbestehen.<br />

Wir freuen uns darauf, Sie im Jahr<br />

2013 zur Eröffnung des neuen <strong>Planetariums</strong><br />

von Reims begrüßen zu dürfen.<br />

Die „Visitenkarte“<br />

Planétarium Municipal de Reims<br />

1 place Meseux<br />

51100 Reims, France<br />

ZEISS SKYMASTER ZKP 2 / ZKP 4<br />

Eröffnung: 1980<br />

Wiedereröffnung: 2013 (Planung)<br />

Kuppeldurchmesser: 6 m / 8 m<br />

Plätze: 40 / 50<br />

www.ville-reims.fr<br />

<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 45


Modesto Science Community Center<br />

Eröffnung im Herbst 2012<br />

Ken Meidl<br />

Sandra Vanwey<br />

William Luebke<br />

Das Science Community Center in<br />

Modesto, Kalifornien auf dem Gelände<br />

des Modesto Junior Colleges verbindet<br />

die Bildungseinrichtungen des Colleges<br />

mit dem Great Valley Museum,<br />

einem Planetarium, einer Sternwarte<br />

und einem Außenbereich mit Exponaten<br />

der amerikanischen Ureinwohner,<br />

mit einheimischen Pflanzen und einem<br />

Teich-Ökosystem. Das Zentrum besteht<br />

aus einem dreistöckigen Gebäude mit<br />

10 000 m² Fläche. Eine Beobachtungsplattform<br />

bildet das vierte Stockwerk.<br />

Die Einrichtung, entworfen von Lionakis,<br />

wird für die Ausbildung aller<br />

Studenten und von Grunschullehrern<br />

genutzt und erlaubt es dem Modesto<br />

Junior College eine führende Rolle in<br />

der Aus- und Weiterbildung für die Gesellschaft<br />

einzunehmen.<br />

Die wissenschaftliche Ausbildung am<br />

Modesto Junior College bietet ein umfassendes<br />

Programm, das die Schüler<br />

auf das Universitätsstudium und auf<br />

die Berufsausbildung vorbereitet und<br />

entsprechende Abschlüsse ermöglicht.<br />

46 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012


<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 47


Das Museum<br />

Das Great Valley Museum, 1970 gegründet,<br />

ist ein übergreifendes Lernzentrum<br />

zur Förderung des Verständnisses von<br />

Wissenschaft und Naturkunde, besonders<br />

für die Region um das Great Valley<br />

in Kalifornien. Das Museum wird durch<br />

das Modesto Junior College betrieben,<br />

ist aber öffentlich und wird vorrangig<br />

von den örtlichen Gymnasien (K-12) und<br />

den College-Studenten genutzt. Das Museum<br />

bietet bildungsorientierte Exponate,<br />

Ausstellungen, Programme, Aktionen<br />

und andere Formen der Information und<br />

Kommunikation. Etwa 40 000 Studenten<br />

nehmen pro Jahr an den zahlreichen<br />

Programmen des Museums teil. Mit der<br />

Ergänzung von Planetarium und Sternwarte<br />

rechnen wir mit einer erheblichen<br />

Zunahme.<br />

Das Planetarium<br />

Mit seiner 12-m-Kuppel und 100 Sitzplätzen<br />

wird das Planetarium in der Lage<br />

sein mehrere Schulklassen aufzunehmen.<br />

Das Planetarium soll unsere bereits<br />

populären Astronomiekurse bereichern,<br />

in dem es den Nachthimmel perfekt<br />

simuliert und komplexe Vorgänge veranschaulicht.<br />

Einige Sitze können entfernt werden, um<br />

Platz für kleine Tische zu schaffen. Besuchern<br />

können so eine behagliche Nacht<br />

unter den Sternen mit Freunden und der<br />

Familie genießen.<br />

Herzstück des <strong>Planetariums</strong> wird ein<br />

48 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012<br />

Projektor SKYMASTER ZKP 4 sein,<br />

kombiniert mit einem digitalen VELVET<br />

Fulldome-System von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>. Der Projektor<br />

erzeugt einen wunderbaren und<br />

realistischen Nachthimmel. Mit den digitalen<br />

Projektoren lassen sich die traditionellen<br />

Sternbildfiguren und Sternverbindungslinien<br />

überlagern, Kometen zeigen<br />

und vieles mehr. Mit Hilfe der Uniview<br />

Software können Schüler und Studenten<br />

durch das Sonnensystem navigieren oder<br />

die Oberfläche des Mars erkunden. Der<br />

Besuch des <strong>Planetariums</strong> wird zu einem<br />

bewegten und unvergesslichen Erlebnis!<br />

Das <strong>Planetariums</strong>gebäude wird mit zwölf<br />

bekannten Sternbildfiguren geziert sein,<br />

die mit Laser in Stahl geschnitten sind.<br />

Die Entwürfe stammen von Professor Dr.<br />

Richard Serros, Kunstprofessor am MJC.<br />

Die Platten werden nachts mit LEDs beleuchtet,<br />

wobei die Sterne hervortreten,<br />

die die Figuren kennzeichnen.<br />

Die Sternwarte<br />

Auf dem Dach des Science Community<br />

Centers entsteht eine Beobachtungsplattform<br />

für Teilnehmer an den Astronomiekursen<br />

und für öffentliche Beobachtungen.<br />

Den Studenten wird ein 12"<br />

Dall-Kirkham-Spiegelteleskop zur Verfügung<br />

stehen. Als Sternwarteninstru ment<br />

wird ein 28"-Spiegelteleskop dienen,<br />

das für die Fotografie und für öffentliche<br />

Beobachtungen entwickelt wurde.<br />

Das Teleskop wird durch einen kleinen<br />

Refraktor mit einem hochauflösenden<br />

Spektrografen ergänzt. Die Bilder des<br />

Sternwarteninstruments können in einem<br />

Schulungsraum und im Planetarium<br />

betrachtet werden, womit einem größeren<br />

Publikumskreis die Beobachtung des<br />

Himmels ermöglicht wird.<br />

Ein Foucault-Pendel, das unterhalb der<br />

Sternwarte angebracht wird, demonstriert<br />

den Besuchern anschaulich die<br />

Drehung der Erde.<br />

Grafiken von Lionakis Architects.<br />

Die „Visitenkarte“<br />

Modesto Junior College<br />

Science Community Center<br />

435 College Avenue<br />

Modesto, CA 95350<br />

USA<br />

ZEISS SKYMASTER ZKP 4<br />

powerdome®VELVET Duo<br />

Eröffnung: 2012<br />

Kuppeldurchmesser: 12 m<br />

Plätze: 100<br />

http://www.mjc.edu


<strong>Zeiss</strong> Sterne in Brasilien<br />

Luiz Sampaio<br />

Direktor Omnis Lux – Astronomia & Projetos<br />

Culturais, Brazil<br />

Die große Mehrheit der brasilianischen <strong>Planetarien</strong> ist mit Systemen<br />

von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> ausgestattet. Seit 1954, der Installation<br />

des ersten Großplanetariums im Park Ibirapuera von São Paulo<br />

bis heute stehen ZEISS <strong>Planetarien</strong> für hervorragende Qualität<br />

der Sternprojektion, für Zuverlässigkeit und Langlebigkeit.<br />

„Sternstunden“ in den <strong>Planetarien</strong> von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> sind zu einem<br />

Teil der brasilianischen Kultur geworden.<br />

In dieser Tradition steht das neue Plane ta rium der Universi-<br />

tät von Juiz de Fora im Bundesstaat Minas Gerais mit einem<br />

optisch-mechanischen Projektor SKYMASTER ZKP 4, kombiniert<br />

mit einem Fulldome-System powerdome®SPACEGATE Quinto.<br />

Zu Jahresanfang 2012 erfolgte die Installation und Eröffnung<br />

des Großplanetariums SABINA in Santo André mit einem Kuppeldurchmesser<br />

von 18 m. Auch hier kommt ein kombiniertes<br />

System aus einem STARMASTER Starball in Verbindung mit<br />

powerdome®4DOME zum Einsatz.<br />

Ebenfalls noch 2012 wird das Planetarium von Sobral,<br />

im Bundesstaat Ceará, eingeweiht. Ein Fulldome-System<br />

powerdome®SPACEGATE Quinto und ein SKYMASTER Projektor<br />

vom Typ ZKP 3 werden für anschauliche Bildungserlebnisse<br />

Sorge tragen.<br />

Die Stadt Caucaia plant ihr neues Planetarium mit einem<br />

powerdome®VELVET Fulldome-System, dem ersten Planetarium<br />

in Lateinamerika, in dem die legendären VELVET Projektoren<br />

zum Einsatz kommen. Wir gratulieren der Stadt Caucaia<br />

und der Bundesverwaltung von Ceará zu ihrer technologischen<br />

Führerschaft unter den <strong>Planetarien</strong> Brasiliens.<br />

<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> ist es gelungen, die opto-mechanischen und die digitalen<br />

<strong>Planetariums</strong>systeme zu einer Einheit zu verbinden. Auf<br />

der einen Seite ermöglichen Faseroptiken den weltweit besten<br />

künstlichen Sternhimmel, auf der anderen Seite bieten die VEL-<br />

VET Projektoren den weltweit höchsten Kontrast. Die Systeme<br />

<strong>Planetariums</strong>projekt Juiz de Fora, Minas Gerais (oben), das Planetarium in Santo<br />

André (mitte), neues <strong>Planetariums</strong>projekt für Caucaia, Ceará (unten).<br />

ergänzen sich auf hervorragende Art und Weise, ein Zeugnis<br />

der technologischen Führung von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> im <strong>Planetariums</strong>sektor,<br />

nicht nur in Brasilien.<br />

<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 49


Das 6. Jenaer FullDome-Festival<br />

Micky Remann, Bauhaus Universität Weimar<br />

Jürgen Hellwig, <strong>Zeiss</strong>-Planetarium Jena<br />

Volkmar Schorcht, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> <strong>Planetarien</strong><br />

Knapp eintausend Besucher zählte das <strong>Zeiss</strong>-Planetarium in<br />

Jena, Gastgeber des 6. FullDome-Festivals, das sich mit multimedialen<br />

Produktionen für die Kuppelprojektion beschäftigt.<br />

Vom 8. bis 12. Mai wurden 90 verschiedene Shows, Kurzfilme<br />

und Clips, darunter 29 studentische Arbeiten gezeigt und<br />

bewertet. Mit Beiträgen und Gästen aus 18 Ländern konnte<br />

das FullDome-Festival seinen Rang als größtes internationales<br />

Festival seiner Art erneut unter Beweis stellen.<br />

Elf der sechzehn vergebenen Preise gingen an deutsche Studenten<br />

und Produzenten, was nicht allein der deutschen Gastgeberschaft<br />

geschuldet ist, sondern von der hohen medialen<br />

Kompetenz in Deutschland zeugt.<br />

Höhepunkt des Festivals war die Festival-Gala mit der Preisver-<br />

leihung. Eine geschätzte Tradition ist die Unterstützung der<br />

<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, die bereits zum fünften Male drei studentische<br />

Preise mit jeweils 500 Euro stiftete. Eine unabhängige Jury aus<br />

sieben Fachleuten wählte die Gewinner des Creative Awards<br />

und des Performance Awards. Der Creative Award für die<br />

beste Idee ging 2012 an Rose Generazio, einer Studentin des<br />

Ringling College of Art and Design in Florida für den Beitrag<br />

„Pressure“. Den Performance Award für die beste Gestaltung<br />

und Umsetzung erhielt Sönke Hahn, Student der Bauhaus-<br />

Universität Weimar für seinen am Film noir orientierten Beitrag<br />

„breakFAST“. Das Publikum der Festival-Gala stimmte aus der<br />

Liste der „Finalists“ über den ebenfalls mit 500 Euro dotierten<br />

Audience Award ab. Der filmische Beitrag „Listen Carefully“<br />

von Sebastian Hilgetag und Marie Havemann von der Fachhochschule<br />

Potsdam erhielt in der Publikumswertung die<br />

meisten Stimmen. Die beiden Studenten gewannen mit ihrem<br />

Film zugleich den „Dissolving Space“ <strong>Spezial</strong>preis des Festivals,<br />

benannt nach dem diesjährigen Festivalthema. Der mit 500<br />

Euro von der Firma Sky-Skan (USA) gestiftete Preis würdigt die<br />

gekonnte Art und Weise, die Kuppel mit filmischen Mitteln in<br />

einen virtuellen Raum aufzulösen. Zwei chinesische Studentinnen<br />

der Bauhaus-Universität Weimar konnten sich über einen<br />

weiteren, von den Festivalorganisatoren selbst gestifteten<br />

<strong>Spezial</strong>preis freuen, der mit 100 Euro dotiert war. Jiayao Chen<br />

und Jie Wang überzeugten mit einer in Blau- und Weißtönen<br />

50 <strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012


gehaltenen Animation, die inspiriert von der chinesischen<br />

Porzellankunst Elemente der chinesischen Kultur in moderner<br />

Fassung widerspiegelt.<br />

Eine Expertengruppe aus <strong>Planetariums</strong>- und Medienfachleuten<br />

gab ihr Votum für die besten professionellen Fulldome-Shows<br />

ab, die in den ersten drei Festivaltagen gezeigt wurden. Die<br />

Produktionen zwischen 20 und 45 Minuten Länge, die für<br />

Vorführungen in <strong>Planetarien</strong> aller Welt bestimmt sind, streifen<br />

überwiegend astronomische Themen, greifen aber auch<br />

Fragen des Schutzes unserer Umwelt auf, bringen historische<br />

Bezüge ein und unterhalten mit Musik und Animation.<br />

Einen Ehrenpreis in dieser Kategorie erwarb der Film „The Future“,<br />

der sich mit der Zukunft des Lufttransports beschäftigt<br />

und die Visionen des Flugzeugherstellers Airbus zum Gegenstand<br />

nimmt. Er überraschte sowohl Experten wie Publikum.<br />

Erstmalig wurde hier das Medium Fulldome für ein Corporate-<br />

Thema auf informative und unterhaltende Art genutzt. Weitere<br />

Ehrenpreise haben sich die Produktion „Planet Erde – Leben<br />

zwischen Eiszeit und Treibhaus“ des Hamburger <strong>Planetariums</strong><br />

und der Fulldome-Film „Life: A Cosmic Story“ der California<br />

Academy of Sciences in San Francisco verdient. Die amerikanische<br />

Fulldome-Show überzeugte mit der besten Übertragung<br />

originärer wissenschaftlicher Daten in die Fulldome-Bildsprache<br />

und einem herausragendem Skript. Der Beitrag aus Hamburg<br />

bringt ein aktuelles Thema, den Klimawandel, auf spannende<br />

und überzeugende Weise nahe.<br />

Letztlich konnten acht weitere Ehrenpreise für neue professionelle<br />

und künstlerische Kurzfilme vergeben werden. Auch hier<br />

überwogen Einreichungen deutscher Produzenten, darunter<br />

etliche, die sich ihre Fulldome-Sporen an den führenden Hochschulen<br />

in Weimar und Kiel verdient haben.<br />

Das Medium Fulldome ist noch jung und bei weitem nicht in<br />

alle Richtungen erkundet. Das FullDome-Festival trägt dazu<br />

bei, mit neuen Ideen, Herangehensweisen und technischen<br />

Mitteln die Möglichkeiten des Mediums auszuloten und Grenzen<br />

zu verschieben. Ein augenfälliges Beispiel bot die Work-inprogress-Aufführung<br />

des „Kepler-Projekts“ der amerikanischen<br />

Performancekünstlerin Nina Wise. In Kooperation mit der California<br />

Academy of Sciences und dem Morehead Planetarium in<br />

San Francisco hat sie die Geschichte des Astronomen Johannes<br />

Kepler in einer Dramaturgie aus Fulldome-Projektion und<br />

Schauspiel dargestellt. Die Animationen kamen zum Teil von<br />

den Jenaer Künstlern Jan Zehn und Stephan Berge, Preisträger<br />

des letztjährigen FullDome-Festivals.<br />

Das Festival bietet eine international anerkannte Plattform für<br />

Kreative und ein Forum für <strong>Planetarien</strong> und Fulldome-Theater.<br />

Die zahlreichen Workshops, Präsentationen und Diskussionsrunden<br />

während des FullDome-Festivals dienten dem gegenseitigen<br />

Kennenlernen und dem Erfahrungsaustausch. Nicht<br />

zuletzt liegt die Stärke dieses Festivals auch darin, dass es<br />

Gleichgesinnte zusammen bringt, zu neuen Ideen inspiriert<br />

und Kooperationen weckt. Auch in diesem Sinne war das<br />

6. FullDome-Festival ein voller Erfolg.<br />

Jiayao Chen und Jie Wang ließen sich von der chinesischen<br />

Porzellankunst inspirieren und spiegeln in ihrem Fulldome-Clip<br />

„Blue“ Elemente der chinesischen Kultur in moderner Fassung<br />

wider (Photo: V. Schorcht).<br />

<strong>Innovation</strong> <strong>Spezial</strong> <strong>Planetarien</strong> 9, 2012 51


<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG<br />

Geschäftbereich <strong>Planetarien</strong><br />

07740 Jena, Germany<br />

Tel.: +49-3641-642406<br />

Fax: +49-3641-643023<br />

E-Mail: planetarium@zeiss.de<br />

www.zeiss.de/planetarien<br />

DE_58_010_247XIII Printed in Germany 7/2012

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