Zeitschrift Heft 03/08
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<strong>Zeitschrift</strong><br />
Schriftleitung: Prof. Dr. Bachmaier, Dr. Ing. Friedrich,<br />
Dipl. Ing. Schulze, Dipl. Volksw. Mollenkotten<br />
<strong>Heft</strong> <strong>03</strong>/<strong>08</strong><br />
Aus dem Inhalt Seite<br />
IFAT 20<strong>08</strong>: Führende Fachmesse für Umwelt<br />
und Entsorgung in München präsentiert sich<br />
mit erweitertem Messekonzept 143<br />
Alles im Fluss – Der Kölner Hochwasserschutz 154<br />
Markante Pumpwerke am Rhein 159<br />
Vergaberecht praxisorientiert gestalten 164<br />
Effizienter Einsatz von Sauerstoff<br />
bei der Abwasserbehandlung 164<br />
Hohe Teilnehmerquote am Benchmarking-Projekt<br />
Abwasser in NRW 166<br />
Optimale Mechanische und Thermische<br />
Schlamm-Behandlung 168<br />
Eine runde Sache – Großprofil in Bergheim<br />
erfolgreich saniert 174<br />
Wasserverband Garbsen-Neustadt beauftragt<br />
Full-Service-Dienstleister 176<br />
Abwasserentsorgung: Vergabekammer stellt<br />
Konzessionsmodell in Frage 177<br />
Mehr Biogas – weniger Klärschlamm 178<br />
Der Weg des Regenwassers - Neue Messe Stuttgart 180<br />
Kläranlage Prinzenstein erhält anaerobe<br />
Vorbehandlungsanlage 182<br />
Regenwassernutzung: Bundesweiter<br />
Wartungsvertrag von Mall 184<br />
Infrastrukturmaßnahmen in Rheinland-Pfalz 184<br />
Schachtpumpstationen „Wilo-DrainLift WS“ für eine<br />
leistungsstarke und zuverlässige Abwasserförderung 186<br />
VAG erweitert ihr Lieferprogramm für Plattenschieber 188<br />
Neues Belüftungsventil und Entlüftungsventil<br />
für den Einsatz im Abwasser 189<br />
Wasserwerk Elze-Berkhof:<br />
Rohwasser im GFK-Rohr-Doppelstrang 189<br />
Rohstoffquelle im Hang 191<br />
Geodaten als bedeutendes Wirtschaftsgut brauchen<br />
eine hohe Qualität bei der Erfassung 191<br />
Biologische Frühwarnsysteme ergänzen<br />
bisherige Methoden 192<br />
Waschmaschinen mit Sparfunktion 193<br />
Ideenwettbewerb der NRW.BANK<br />
für Kommunen und Kreise 196<br />
JVA Burg: KÖTTER Justizdienstleistungen<br />
und Compass Group Deutschland kooperieren<br />
bei Gefangenenverpflegung 196<br />
Große Rohre und ein „Schacht für alle Fälle“ 197<br />
Informationen und Innovationen bei Jung Pumpen 198<br />
Aus Verwaltung und Wirtschaft 199<br />
Aus der Industrie 212<br />
Veranstaltungen 228<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 141
<strong>Zeitschrift</strong> für das gesamte Verwaltungswesen, die sozialen und wirtschaftlichen Aufgaben<br />
der Städte, Landkreise und Landgemeinden<br />
Organ des Vereins für Kommunalwirtschaft und Kommunalpolitik e.V.<br />
Gegründet<br />
im Jahre 1910<br />
in Berlin<br />
Verlag<br />
Kommunal-Verlag<br />
Fachverlag für Kommunalwirtschaft und Umwelttechnik<br />
Wuppertal<br />
Verlagsort Wuppertal <strong>Heft</strong> <strong>03</strong> 20<strong>08</strong><br />
Environmental Solutions 15. Internationale Fachmesse<br />
für Wasser-Abwasser-Abfall-Recycling<br />
Führende Fachmesse für Umwelt und Entsorgung in München<br />
präsentiert sich mit erweitertem Messekonzept<br />
Die IFAT 20<strong>08</strong>, 15. Internationale Fachmesse für Wasser, Abwasser,<br />
Abfall und Recycling, baut ihre Stellung als Weltmesse<br />
im Umweltsektor weiter aus. Zu dem umfassenden Angebot<br />
kommt das Thema Küsten- und Hochwasserschutz hinzu und<br />
dem Bereich Energie aus Abfallstoffen wird mehr Bedeutung<br />
beigemessen. Diese Zukunftsausrichtung in dem Gebiet Umwelttechnologie<br />
umfasst Technik von High- bis Low-Tech und<br />
ganzheitliche Lösungsansätze.<br />
Damit präsentiert sich die IFAT 20<strong>08</strong> mit einem noch größeren<br />
Angebot im Vergleich zu 2005. Der Themenbereich Küsten-<br />
und Hochwasserschutz wird das erste Mal auf der IFAT<br />
vertreten sein, auf Grund der veränderten Klimabedingungen<br />
und der daraus resultierenden Problematiken. Darüber hinaus<br />
widmet sich die IFAT 20<strong>08</strong>, wie gewohnt, der gesamten Wasser-Thematik,<br />
der in der „Waterdecade“ der Vereinten Nationen<br />
eine große Bedeutung zukommt.<br />
Die IFAT ist die wichtigste Messe weltweit für Umwelt und<br />
Entsorgung. Mit dem Ausbau des Themas der Energiegewin-<br />
nung aus Abfallstoffen wird der Bereich Biogas stärker in den<br />
Fokus gerückt. Damit geht die Messe auf aktuelle Entwicklungen<br />
in dem Markt ein und stellt ihre Vorreiterrolle als internationale<br />
Leitmesse erneut unter Beweis.<br />
Wegweisende Fachtagungen, Symposien und Foren sowie<br />
Veranstaltungen zumHochwasser- und Katastrophenschutz<br />
runden das Angebot der IFAT 20<strong>08</strong> ab. DieseForen sollen<br />
neue Anregungen und aktuelles Wissen vermitteln, aber auch<br />
dieMöglichkeit bieten, Geschäftskontakte zu knüpfen.<br />
Nach den Rekordergebnissen der IFAT 2005 mit 2.223 Ausstellern<br />
aus 36 Ländernund 109.000 Fachbesuchern aus 166<br />
Ländern, was jeweils einen Anstieg um zirka30 Prozent bedeutet,<br />
haben sich die Organisatoren für 20<strong>08</strong> vorgenommen,<br />
dieInternationalität weiter zu steigern und neues Potenzial in<br />
den wachsenden Märktenzu fi nden. Zu den Schwerpunktregionen<br />
gehören Rumänien, Bulgarien, Kroatien unddie Ukraine<br />
(Ost- und Mitteleuropa) sowie die Regionen Türkei, USA,<br />
Kanada und Indien. Um den internationalen Markt und diese<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 143
Key-Länder anzusprechen, werden neben einem informativen<br />
und serviceorientierten Web-Auftritt unter www.ifat.de<br />
auch weltweit umfassende Marketing- und Presseaktivitäten<br />
den Weg zur IFAT 20<strong>08</strong> weisen.<br />
Abwasserbehandlung: Millionen<br />
Kleinkläranlagen für Europa<br />
Die dezentrale Abwasserbehandlung wird auch in Zukunft ein<br />
wesentlicher Bestandteil der Abwasserentsorgung in Europa<br />
sein. Insgesamt kann langfristig von rund zehn Millionen<br />
Kleinkläranlagen in der EU ausgegangen werden. Die internationale<br />
Umweltmesse IFAT 20<strong>08</strong> bringt die Anwender mit den<br />
Technologie- und Dienstleistungsanbietern zusammen.<br />
Derzeit sind zum Beispiel in Deutschland rund 92 Prozent der<br />
Bewohner an zentrale kommunale Abwasseranlagen angeschlossen.<br />
Eine Steigerung auf mehr als 95 Prozent ist auch<br />
langfristig nicht zu erwarten. Dr.-Ing. Elmar Dorgeloh vom neu<br />
geschaffenen, unabhängigen Beratungs- und Informationszentrum<br />
„Abwasser dezentral“ am Prüf- und Entwicklungsinstitut<br />
für Abwassertechnik der Rheinisch-Westfälischen Technischen<br />
Hochschule in Aachen (www.abwasser-dezentral.<br />
de) rechnet vor, dass somit bis zu vier Millionen Menschen<br />
in Deutschland auch in Zukunft nicht an die öffentliche Abwasserentsorgung<br />
angeschlossen sein werden. Ihr Abwasser<br />
wird dezentral in derzeit rund zwei Millionen Kleinkläranlagen<br />
mit vier bis 50 Einwohnergleichwerten gereinigt. Bis zum Jahr<br />
2015 muss nach Einschätzung von Dorgeloh mehr als die<br />
Hälfte dieser Anlagen ganz neu gebaut oder zumindest nach<br />
dem Stand der Technik saniert werden.<br />
Gleiches gelte für viele andere europäische Länder. „Auch<br />
Frankreich, Italien, Polen und Spanien haben das Potenzial<br />
von jeweils mindestens einer Million Kleinkläranlagen. Insgesamt<br />
kann langfristig von einem Bestand von rund zehn<br />
Millionen Kleinkläranlagen in der Europäischen Union ausgegangen<br />
werden“; ist sich der Wissenschaftler sicher.<br />
Durch viele verfahrenstechnische Neu- und Weiterentwicklungen<br />
ist die Reinigungsleistung der dezentralen Mini-Anlagen<br />
mittlerweile mit der von großen Klärwerken vergleichbar.<br />
Eine erhebliche Steigerung der Reinigungsleistungen von<br />
Kleinkläranlagen haben Belebtschlammverfahren mit Einsatz<br />
der Membrantechnik zur Phasenseparation gebracht. Da die<br />
Membranen Feststoffe vollständig zurückhalten können, werden<br />
die Ablaufkonzentrationen aller Parameter um die Anteile<br />
in den abfiltrierbaren Stoffen reduziert. Des Weiteren werden<br />
je nach Trenngrenze der eingesetzten Membranen auch<br />
Keime zurückgehalten, so dass so eine Hygienisierung des<br />
Ablaufwassers möglich ist.<br />
Eine weitgehende Modulbauweise und der Einsatz zugelassener<br />
Bauprodukte haben die Planung und den Bau der Anlagen<br />
in den letzten Jahren deutlich vereinfacht.<br />
Neben dem fachgerechten Bau der Mini-Klärwerke sind für<br />
eine kontinuierlich gute Reinigungsleistung vor allem die Kontrolle<br />
des ordnungsgemäßen Betriebs und eine professionelle<br />
Wartung wichtig. Dass dies auch ein neues Geschäftsfeld<br />
für große öffentlich-rechtliche Abwasserentsorger sein kann,<br />
zeigt ein kürzlich gestartetes Pilotprojekt im Kreis Unna. Der<br />
Lippeverband hat hier bei 21 Privathäusern sanierungsbedürftige<br />
Altanlagen – hauptsächlich Dreikammergruben – durch<br />
moderne Kleinkläranlagen mit Membranfiltermodulen ersetzt.<br />
Der mit den Grundstücksbesitzern geschlossene Vertrag ist<br />
für diese ein Rundum-sorglos-Paket, denn für zehn Jahre<br />
übernimmt das Abwasserunternehmen auch die Verantwortung<br />
für den Betrieb und die Wartung der Anlagen.<br />
Die im kommenden Jahr stattfindende Umweltmesse IFAT<br />
20<strong>08</strong>, die wichtigste Messeveranstaltung der Welt für Umwelt<br />
und Entsorgung: Wasser, Abwasser, Abfall und Recycling,<br />
bietet eine hervorragende Gelegenheit, die verschiedenen<br />
technischen und wirtschaftlichen Konzepte dezentraler Abwasseraufbereitung<br />
zu vergleichen. Schon bei der Vorgängerveranstaltung<br />
im Jahr 2005 waren über 50 Unternehmen<br />
aus diesem Ausstellersegment in München vertreten.<br />
Abfallverwertung:<br />
Energiequellen aus Müllbergen<br />
Ob Ersatzbrennstoffe, Biogasnutzung oder Nischenlösungen<br />
– die IFAT 20<strong>08</strong> zeigt, wie Abfall zu einer wirtschaftlichen und<br />
umweltfreundlichen Energiequelle wird.<br />
Die energetische Nutzung des Rohstoffs Abfall wird aktuell<br />
von verschiedenen Faktoren angefeuert. So steigern zum<br />
Beispiel die anhaltend hohen Preise von Kohle, Erdöl und<br />
Erdgas die wirtschaftliche Attraktivität sekundärer Energiequellen.<br />
Ein weiterer, auch nach zwei Jahren immer noch<br />
schwungvoller Motor der Aufwärtsentwicklung ist die Deponieverordnung,<br />
die zum 1. Juni 2005 in Kraft getreten ist. Seit<br />
diesem Zeitpunkt dürfen auf Deponien nur noch vorbehandelte<br />
Abfälle endgelagert werden, beispielsweise Reststoffe aus<br />
der Müllverbrennung oder der Vergärung von Abfällen. Das<br />
Verbot unterstützt die allgemeinen Klimaschutzbemühungen:<br />
fossile Brennstoffe werden eingespart und Deponien können<br />
kein klimaschädliches Methan mehr freisetzen.<br />
Für Kommunen und Gewerbebetriebe, bei denen große<br />
Abfallmengen anfallen, bedeuten die wirtschaftlichen und<br />
rechtlichen Rahmenbedingungen, dass sie sich nach Entsorgungsalternativen<br />
umsehen müssen.<br />
Der Markt bietet für die diversen Abfallfraktionen viele unterschiedliche<br />
Konzepte an. Großes Augenmerk liegt derzeit<br />
auf dem Lösungsweg „waste-to-energy“. Hierunter versteht<br />
man die Erzeugung von definierten Brennstoffen aus Abfällen<br />
für die konventionellen Feuerungsanlagen von Kraft- und<br />
Heizkraftwerken sowie für die Kalk- und Zementindustrie.<br />
In diesen Anlagen substituieren die Ersatzbrennstoffe (EBS)<br />
herkömmliche Energieträger wie Kohle und Öl. Nach einer<br />
aktuellen Studie des Marktforschungsunternehmens Trendresearch<br />
aus Bremen sind derzeit über 40 EBS-Kraftwerksprojekte<br />
in Deutschland geplant.<br />
Allerdings werden es wohl nicht alle bis zur tatsächlichen<br />
Umsetzung schaffen. Die Analysten rechnen vor: Zusammen<br />
würden die bislang bestehenden und die projektierten Kraftwerke<br />
in vier Jahren insgesamt fast sechs Millionen Tonnen<br />
Ersatzbrennstoffe pro Jahr benötigen. Tatsächlich werden<br />
laut der Trendresearch-Prognose jedoch nur knapp 4,5 Millionen<br />
Tonnen zur Verfügung stehen.<br />
Für organische Abfälle bietet sich als energetischer Verwertungsweg<br />
die Vergärung zu Biogas an. Nicht zuletzt mit einer<br />
gesetzlich garantierten, lukrativen Vergütung über das<br />
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hat die Bundesregierung<br />
in den letzten Jahren einen wahren Biogas-Boom entfesselt.<br />
144 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
Zu Beginn dieses Jahres gab es in Deutschland rund 3500<br />
Biogasanlagen. Der Fachverband Biogas sieht in den kommenden<br />
Jahren Potenzial für 9500 Anlagen.<br />
Das Spektrum der hier einsetzbaren „Treibstoffe“ ist weit gespannt.<br />
Basissubstrat zur Biogaserzeugung ist in der Regel<br />
der bei der Tierhaltung anfallende Wirtschaftsdünger in Form<br />
von Flüssig- oder Festmist. Hinzu kommen organische Reststoffe<br />
aus unterschiedlichen Quellen, zum Beispiel Produktionsabfälle<br />
aus der Lebensmittelverarbeitung und Arzneimittelproduktion,<br />
gewerbliche Abfälle aus dem Bäckereigewerbe<br />
oder der Gastronomie sowie kommunale Reststoffe aus Biotonne<br />
und Landschaftspflege.<br />
Bislang war es üblich, das bei der Vergärung von Biomasse<br />
entstehende Gas vor Ort in benachbarten Blockheizkraftwerken<br />
(BHKW) in Strom und Wärme umzuwandeln. Der Strom<br />
wird in der Regel in das öffentliche Netz eingespeist und nach<br />
den Vorgaben des EEG vergütet. Für einen wirtschaftlichen<br />
Betrieb muss bei diesem Konzept in der Nähe des BHKWs<br />
ein Abnehmer vorhanden sein, der die anfallende Wärme<br />
möglichst jederzeit und vollständig nutzen kann – eine Voraussetzung,<br />
die viele Projekte vor logistische – und in der<br />
Folge auch ökonomische – Probleme stellte. Seit kurzem ist<br />
es technologisch, logistisch und rechtlich möglich, die Gasproduktion<br />
und -verwertung räumlich zu trennen. Der Schlüssel<br />
dazu ist die Aufbereitung von Biogas auf Erdgasqualität<br />
und die anschließende Einspeisung ins öffentliche Erdgasnetz.<br />
Vertraglich geregelt kann dann an anderer Stelle – also<br />
vornehmlich dort, wo auch die Wärme sinnvoll genutzt werden<br />
kann – dieselbe Gasmenge aus dem Netz mit Anrecht auf<br />
eine Stromvergütung gemäß EEG entnommen werden. So ermöglicht<br />
die örtlich fl exiblere Nutzung des Biogases unterm<br />
Strich höhere Wirkungsgrade.<br />
Ende letzten Jahres ging in Pliening östlich von München die<br />
erste Anlage mit diesem Konzept ans Netz. Fast zeitgleich<br />
folgte eine ähnliche Anlage im niederrheinischen Straelen.<br />
Neben festen und gasförmigen lassen sich auch fl üssige<br />
Energieträger aus Abfällen gewinnen. Nach einer Pilotphase<br />
entsteht zum Beispiel derzeit in Beutersitz im Elbe-Elster-<br />
Kreis eine kommerzielle Anlage, die aus Kunststoff-Abfällen<br />
und Altölen mineralische Kraftstoffe gewinnen soll. Bei dem<br />
Prozess, der lange Kohlenwasserstoffketten aufspaltet und<br />
dem Cracken von Rohöl ähnelt, entstehen Diesel oder Heizöl.<br />
Laut dem Anlagenentwickler werden von den Einsatzstoffen<br />
zwischen 80 % und 95 % in Kraftstoff umgewandelt. Die<br />
Depolymerisationsanlage soll eine Aufnahmekapazität von<br />
knapp 4.480 Tonnen pro Jahr haben.<br />
Die IFAT 20<strong>08</strong> wird sich dem Thema Energiegewinnung aus<br />
Abfallstoffen noch stärker als bisher widmen. Speziell die<br />
Biogaserzeugung bildet einen neuen Schwerpunkt. Auf der<br />
Münchner Umweltmesse werden neben den Anlagenbauern<br />
und Komplettanbietern auch die Hersteller und Händler der<br />
vielen Einzelkomponenten, Peripherie-Geräte und begleitenden<br />
Dienstleistungen vertreten sein.<br />
Hochwasserschutz:<br />
Wassermassen kontrollieren<br />
Nicht zuletzt der Klimawandel macht einen weitsichtigen<br />
Hochwasser- und Küstenschutz zu einer Umweltaufgabe<br />
höchster Priorität. Wie unterstützt man den natürlichen Rück-<br />
halt der Wassermassen und welchen Schutz bieten technische<br />
Lösungen? Als internationale Leitmesse der Umweltbranche<br />
hat die IFAT 20<strong>08</strong> das Trendthema in seine Ausstellerkategorien<br />
aufgenommen.<br />
Im Sommer zieht es die Menschen ans Wasser - an weite<br />
Strände ebenso wie in liebliche Flusstäler und zu verträumten<br />
Seen. Kaum einer denkt dabei daran, dass er sich dort in Zonen<br />
mit zunehmendem Umweltrisiko befindet. Nach Angaben<br />
der Europäischen Kommission haben Hochwasserereignisse<br />
in Europa seit dem Jahr 1998 einen versicherten wirtschaftlichen<br />
Schaden von mindestens 25 Milliarden Euro verursacht.<br />
Kosten, die sich mit dem Klimawandel aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach in den kommenden Jahren noch steigern werden.<br />
Die Simulationen des Intergovernmental Panel on Climate<br />
Change (IPCC) zeigen, dass für Europa die Gefahr von Überschwemmungen<br />
als Folge starker und länger anhaltender<br />
Niederschläge anwachsen wird. In Mittel- und Osteuropa<br />
könnte sich die Situation durch eine schnellere Schneeschmelze<br />
nach den Wintermonaten verschärfen. Häufigere<br />
Stürme erhöhen die Zahl von Sturmfluten an den Küsten.<br />
Auf EU-Ebene hat man die Zeichen der Zeit erkannt. Vor dem<br />
Hintergrund der dramatischen Überschwemmungen des<br />
Jahres 2002 hat die Kommission im Jahr 2004 europaweite<br />
Rechtsvorschriften für das Hochwasserrisikomanagement<br />
gefordert. Ende April dieses Jahres wurde eine Hochwasserschutzrichtlinie<br />
verabschiedet, in der die Mitgliedstaaten<br />
aufgefordert werden, die am stärksten gefährdeten Einzugsgebiete<br />
und zugehörigen Küstengebiete zu ermitteln. Für diese<br />
Gebiete sind Hochwasserrisikokarten und Pläne für das<br />
Hochwasserrisikomanagement zu erstellen.<br />
Die Richtlinie stellt nicht-strukturelle Maßnahmen, wie die<br />
Nutzung natürlicher Überschwemmungsgebiete als Absorptionsflächen<br />
für Hochwasser, in den Mittelpunkt. Damit liegt<br />
sie genau auf der Linie eines im Februar dieses Jahres veröffentlichten<br />
Best Practice Manuals, das aus dem vierjährigen<br />
EUForschungsprojekt „Frame“ hervorgegangen ist. Kernaussage<br />
des Berichts ist: Das Errichten von Deichen allein reicht<br />
nicht länger zur Bekämpfung des steigenden Wasserpegels in<br />
niedrigen Ländern aus. Um Schäden zu vermeiden, müssen<br />
wir dem Wasser mehr Raum geben und es kontrolliert überschwemmen<br />
lassen. Die vorübergehende Wasserspeicherung<br />
kann perfekt mit einer Erholung der Natur und des Menschen<br />
einhergehen, so die EU-Forscher. Im Rahmen des Projektes<br />
wurden in Belgien, den Niederlanden und Großbritannien insgesamt<br />
fünf Wasserauffanggebiete eingerichtet. Die hierbei<br />
gemachten Erfahrungen und Lösungswege können im Internet<br />
nachgelesen werden unter www.frameproject.eu.<br />
Trotz der verstärkten Nutzung des natürlichen Rückhalts<br />
wird man auch in Zukunft nicht auf technische Hochwasserschutzmaßnahmen<br />
wie Rückhaltebecken, Polder, Deiche sowie<br />
mobile und stationäre Schutzwände verzichten können.<br />
So erwartet die Deutsche Bank Research in den nächsten<br />
Jahren eine Intensivierung der Ausbauund Renovierungsarbeiten<br />
beim Küstenschutz – zum Beispiel an der Nordsee.<br />
Nach einer im Juni dieses Jahres veröffentlichten Marktuntersuchung<br />
der Frankfurter Banker wird dies Teilen der deutschen<br />
Bauwirtschaft Zusatzaufträge verschaffen. Auch global<br />
erwarten die Analysten der Deutschen Bank weiter steigende<br />
Investitionen in den Küstenschutz. In Ländern, denen dafür<br />
die Mittel und das Knowhow fehlten, könnten solche Maßnahmen<br />
vermehrt über Entwicklungshilfeprojekte fi nanziert<br />
werden, an denen auch europäische Unternehmen beteili-<br />
146 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 147
gt sein dürften. Doch nicht nur an den Küsten sind verstärkt<br />
Schutzmaßnahmen zu ergreifen – auch die europäischen<br />
Binnenstaaten mussten in den vergangenen Jahren immer<br />
wieder massive Hochwasserschäden hinnehmen. Entsprechend<br />
hoch sind die aktuellen und geplanten Ausgaben für<br />
Schutzmaßnahmen. So sieht zum Beispiel das Hochwasserschutzprogramm<br />
der bayerischen Staatsregierung bis<br />
zum Jahr 2020 Ausgaben von insgesamt 2,3 Milliarden Euro<br />
vor. Im Nachbarland Österreich investierten Bund, Ländern<br />
und Gemeinden im Durchschnitt der letzten Jahre rund 220<br />
Millionen Euro jährlich in vorbeugenden Hochwasserschutz.<br />
Die tschechische Regierung plant vor dem Hintergrund der<br />
schweren Überschwemmungen der Jahre 1997 und 2002 in<br />
den kommenden drei Jahren bis zu 350 Millionen Euro für<br />
Schutzmaßnahmen auszugeben. Ein Schaufenster für die<br />
dazu passenden Technologie- und Dienstleistungsangebote<br />
ist die im kommenden Jahr in München stattfindende IFAT<br />
20<strong>08</strong>. Von der messtechnischen Überwachung über Planungsleistungen<br />
bis hin zu baulichen Komponenten – die<br />
weltweit größte Umweltmesse wird sich dem Themenkreis<br />
Hochwasser- und Küstenschutz seiner wachsenden Bedeutung<br />
gemäß verstärkt widmen.<br />
Biogas: Optimierungsstrategien<br />
in allen Bereichen<br />
Von der Gewinnung und Aufbereitung des Inputmaterials über<br />
den Vergärungsprozess bis hin zur Strom- und Wärmeerzeugung<br />
- die Biomasse-Nutzung bieten noch jede Menge Raum<br />
für Innovationen und Effizienzsteigerungen. Die IFAT 20<strong>08</strong>,<br />
bildet mit dem neuen Themenschwerpunkt „Biogas“ die aktuellen<br />
Branchenentwicklungen ab.<br />
Jedes Biogas-Projekt muss sich wirtschaftlich gegen andere<br />
Nutzungskonzepte behaupten. Bei der Nutzung landwirtschaftlicher<br />
Rohstoffe steht zum Beispiel die Biogaserzeugung<br />
in direkter Konkurrenz zur Futter- und Nahrungsmittelproduktion.<br />
Bei steigenden Preisen für das Rohmaterial rentieren<br />
sich heute nur noch Biogasanlagen, die möglichst viel Biogas<br />
unter möglichst geringem Material-, Energie- und Finanzmitteleinsatz<br />
erzeugen. Dementsprechend schrauben Technologie-<br />
und Systemanbieter derzeit die Anlagen-Effizienz mit<br />
vielen neuen Ideen nach oben.<br />
Zur Optierung des Gärprozesses ist zum Beispiel eine möglichst<br />
kontrollierte Zuführung der oft schwer handhabbaren<br />
nachwachsenden Rohstoffe in den Gärbehälter erforderlich.<br />
Eine Möglichkeit hierzu ist der Einsatz eines neu entwickelten,<br />
besonders energiesparenden Abschiebe-Containers<br />
aus Kunststoff.<br />
Ein weiterer Ansatz zur Effizienzsteigerung ist die Verbesserung<br />
der Lebensbedingungen der Methan produzierenden<br />
Bakterien. Die Mikroben beziehen ihre Energie aus Polysaccharid-Ketten.<br />
Diese Vielfachzucker müssen zunächst von<br />
Enzymen gespalten werden, bevor sie verwertet werden können.<br />
Im Normalfall ist die Menge der in einer Biogasanlage<br />
vorkommenden Enzyme zu gering für eine optimale „Fütterung“<br />
der Mikroorganismen. Zur Abhilfe kann ein von einem<br />
Berliner Biotechnologie-Unternehmen entwickeltes Enzym-<br />
Präparat dem Fermenter-Inhalt zugesetzt werden. In der Folge<br />
forciert es die Spaltung von Polysacchariden in Mono- und<br />
Oligosaccharide. Die verbesserte Zucker-Versorgung sorgt<br />
für eine schnellere Vermehrung der Mikroorganismen und die<br />
biologische Aktivität steigt an. Nach umfangreichen Feldun-<br />
tersuchungen der Vertriebsfirma erhöht der Einsatz des Präparates<br />
die Biogasausbeute um durchschnittlich 18 Prozent.<br />
Die höhere Abbaurate des Inputmaterials hat auch positive<br />
Effekte auf die Prozessführung. Da Polysaccharide entscheidend<br />
zur Viskosität des Gärbehälterinhalts beitragen, sorgt<br />
deren vermehrte Aufspaltung für ein wesentlich fl üssigeres<br />
Substrat. Mit dem Effekt, dass die Rührerleistung in den Behältern<br />
zurückgefahren und damit Energie eingespart werden<br />
kann. Eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zeigt, dass über<br />
die gesteigerte Stromproduktion ein Mehrerlös erzielt wird,<br />
der deutlich über den Kosten für den Enzymeinsatz liegt.<br />
Ein anderes Verfahren erhöht über eine vergleichsweise einfache<br />
physikalische Methode die Anzahl der Bakterien in der<br />
Biogasanlage. Bislang werden die Mikroorganismen zusammen<br />
mit dem vergorenen Material in großem Umfang ungewollt<br />
aus dem Fermenter abgeführt. Die dezimierte Bakterien-<br />
Konzentration im Kessel lässt nur einen langsamen Durchsatz<br />
der zu vergärenden Stoffe zu und limitiert so die Leistung.<br />
Beim neuen Verfahren werden der Anlage geringe Mengen<br />
magnetischer Partikel zugeführt, die von den Bakterien-Flocken<br />
im Substrat aufgenommen werden. Durch das Anlegen<br />
magnetischer Kräfte, zum Beispiel mit Hilfe eines Dauermagneten,<br />
lassen sich die Bakterien aus dem Ablauf der Biogasanlage<br />
abtrennen und in den Reaktor zurückführen. Zur Magnetisierung<br />
der Bakterien-Flocken reicht beispielsweise 0,1<br />
Gramm Ferrit je Gramm organischer Trockensubstanz des<br />
Reaktorinhalts aus. Primäres Einsatzgebiet der magnetischen<br />
Biomasse-Rückhaltung ist die Vergärung wasserreicher Substrate,<br />
wie zum Beispiel Brennerei-Schlempe.<br />
Die am weitesten verbreitete Nutzung von Biogas ist der Einsatz<br />
in Blockheizkraftwerken (BHKW). Allerdings schwankt<br />
der umweltfreundliche Brennstoff stark in seiner Zusammensetzung.<br />
Werte wie Klopffestigkeit und Flammgeschwindigkeit<br />
können sich innerhalb von Sekunden um 30 bis 50 Prozent<br />
ändern. Um im BHKW unter diesen wechselnden Bedingungen<br />
effizient Energie zu erzeugen, bietet sich neben Gas-<br />
Ottomotoren der Einsatz eines entsprechend angepassten<br />
Zündstrahlmotors an. Der Zündstrahlmotor basiert auf dem<br />
Prinzip des Dieselmotors. Beim Betrieb mit Biogas wird dieses<br />
wird mit Hilfe eines elektrisch angesteuerten Gasregelventils<br />
der angesaugten Verbrennungsluft beigemischt und im Motor<br />
verdichtet. Das Einspritzen einer geringen Menge Pflanzenöl<br />
leitet im Brennraum die Zündung des Schwachgas-Luftgemisches<br />
ein. Eine zentrale Rolle spielt hierbei eine innovative<br />
Regelelektronik, die den idealen Einspritzzeitpunkt, die nötige<br />
Einspritzmenge und die beste Verbrennungstemperatur vorgibt.<br />
Nach Herstellerangaben lassen sich so Wirkungsgrade<br />
von bis zu 44 Prozent erzielen - bei gleichzeitig verringerten<br />
Emissionswerten und erhöhter Motorlebensdauer.<br />
Als Alternative zur direkten Verbrennung in einem BHKW etabliert<br />
sich zur Zeit die Aufbereitung des Biogases auf Erdgasqualität<br />
und die anschließende Einspeisung ins Erdgasnetz.<br />
Wärmegeführte Blockheizkraftwerke, die am Erdgasnetz<br />
hängen, erzielen einen Nutzungsgrad von über 80 Prozent.<br />
Hierfür ist allerdings zuvor ein höherer technischer und fi -<br />
nanzieller Aufwand zur Trocknung, Entschwefelung, Methananreicherung/Kohlendioxidabtrennung<br />
und Odorierung zu<br />
treiben. Auch bei diesem Konzept soll durch technologische<br />
Neuerungen die Effizienz weiter gesteigert werden, so dass<br />
laut Branchensprechern möglicherweise schon in fünf Jahren<br />
das aufbereitete Biogas zum gleichen Preis zu haben sein<br />
wird, wie klassisches Erdgas.<br />
Technik und Dienstleistungen rund um das Thema Biogas<br />
148 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
ilden einen neuen Schwerpunkt der IFAT 20<strong>08</strong>, der wichtigste Messeveranstaltung<br />
der Welt für Umwelt und Entsorgung: Wasser, Abwasser, Abfall und Recycling.<br />
Die traditionsreiche Münchner Umweltmesse wird an fünf Messetagen einen<br />
Querschnitt aus Anlagenbauern, Komplettanbietern, Herstellern und Händlern von<br />
Einzelkomponenten sowie Service-Spezialisten an einem Ort versammeln.<br />
Messtechnik: Trends in der mobilen Gaswarnung<br />
Gaswarngeräte sind dort erforderlich, wo mit toxischen und explosionsfähigen Gasen<br />
oder Sauerstoffmangel zu rechnen ist, zum Beispiel in schlecht belüfteten Räumen,<br />
Schächten, Tanks oder Kanälen. Gerade bei Faul- und Rotteprozessen in der<br />
Abwasseraufbereitung oder bei der Herstellung von Biogas können giftige Gase<br />
unvermittelt und in häufig unbekannter Zusammensetzung entstehen. Auf der IFAT<br />
20<strong>08</strong>, haben Messebesucher die Chance, sich über aktuelle Branchentrends und<br />
die dazugehörigen technischen Lösungen zu informieren.<br />
Grundsätzlich zu unterscheiden sind stationäre und mobile Gaswarngeräte. Fest<br />
installierte Anlagen sind meist mit nur einem schadstoffspezifischen Sensor ausgestattet<br />
und überwachen die Einhaltung von Grenzwerten kontinuierlich. Bei tragbaren<br />
Handgeräten kann der Einsatzort hingegen täglich wechseln. Sie dienen in<br />
der Regel der personenbezogenen Raumüberwachung, der Kontrolle von Behälteratmosphären<br />
oder der Lecksuche.<br />
Zur Detektion werden unterschiedliche Sensortechnologien eingesetzt. Toxische<br />
Gase und Sauerstoff werden vor allem auf Basis elektrochemischer Prozesse erfasst,<br />
bei der Kohlendioxid-Messung wird zunehmend die Infrarot (IR)-Messtechnik<br />
eingesetzt. Für die Ermittlung von brennbaren Gasen mit Handmessgeräten bringt<br />
die IR-Technik noch nicht die von der Norm geforderte Genauigkeit. Hier ist das<br />
gängige Verfahren zur Messung der unteren Explosionsgrenze (UEG) nach wie vor<br />
die katalytische Verbrennung, auch Wärmetönung genannt.<br />
Verschärfte gesetzliche Vorgaben und immer spezifischere Kundenanforderungen<br />
treiben die Hersteller der entsprechenden Geräte zu fortlaufender Innovation. So erfordern<br />
niedrige und stetig weiter sinkende Arbeitsplatzgrenzwerte für Gefahrstoffe<br />
immer sensiblere Sensoren. Zeitgemäße Gaswarngeräte müssen auch niedrigste<br />
Konzentrationen zuverlässig erkennen und davor warnen – und dies möglichst<br />
ohne Fehlalarme. Beispielsweise werden bei vielen Gasen mittlerweile nicht mehr<br />
ausschließlich die Spitzenwerte als Kriterium für eine potenzielle Schadstoffeinwirkung<br />
auf den Mitarbeiter herangezogen, sondern Dauerbelastungen gemessen.<br />
Eine Strategie, die automatisch empfindlichere Sensoren nötig macht. Ein Beispiel<br />
für eine gesetzliche Neuerung, die unmittelbare Auswirkungen auf die eingesetzte<br />
Messtechnik hat, ist die kürzlich in den USA beschlossene Grenzwertverschärfung<br />
für brennbare Atmosphärenbestandteile wie Methan oder Hexan. Bislang wurde<br />
ein Prozentanteil der unteren Explosionsgrenze als nicht mehr tolerable Schwelle<br />
herangezogen, zum Beispiel 10 Prozent UEG (entspricht 4400 ppm) für Methan.<br />
Jetzt gilt hier der messtechnisch wesentlich anspruchsvollere toxische Grenzwert<br />
von 1000 ppm (ppm = parts per million = 10−6 = Teile pro Million).<br />
Eine weitere Herausforderung an die Sensorik von Gaswarngeräten sind neue Gefahrstoffe,<br />
die mit neuen Produktionsverfahren einhergehen. Die Gaswarntechnik<br />
muss hier mit angepassten oder völlig neuartigen Sensoren sicherstellen, dass<br />
Personen, die sich im möglichen Gefährdungsbereich befinden, zuverlässig gewarnt<br />
werden.<br />
Generell ist ein Trend zu Multisensor-Geräten zu beobachten, die bis zu sechs verschiedene<br />
Gase erfassen können. Trotz der erweiterten Funktionalität sollen die<br />
Geräte möglichst ohne aufwändige Anwenderschulung von jedem Mitarbeiter quasi<br />
sofort einsetzbar sein. Die Hersteller kommen dieser Anforderung durch auf das<br />
Wesentliche reduzierte Bedienfelder und einfache Menüführung nach, die einen<br />
intuitiven Einsatz des Gerätes erlauben.<br />
Für einen gesteigerten Tragekomfort werden die mobilen Gaswarngeräte immer<br />
kleiner, fl acher, leichter und stabiler. Praktisch alle Modelle sind mittlerweile wasserdicht<br />
und staubgeschützt, manche sind zudem mit Sonderfunktionen wie einem<br />
drehbaren Grafikdisplay ausgestattet.<br />
Um im Fall des Falles ihre Warnung in möglichst allen Arbeitsumfeldern unmiss-<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 149
verständlich und unübersehbar „an den Mann zu bringen“,<br />
bieten einige aktuelle Geräte zusätzlich zu akustischen und<br />
optischen Signalen einen Vibrationsalarm und mehrfarbige<br />
Displaybeleuchtung an. Mit den Ampelfarben signalisiert<br />
ein grün leuchtendes Display „keine Gefahr“, Gelb bedeutet<br />
„Voralarm“ und Rot visualisiert die zweite Alarmstufe.<br />
Auch Veränderungen in der Arbeitsorganisation haben Einfl<br />
uss auf die Gestaltung der Gaswarngeräte und ihrer technischen<br />
Peripherie. So fordern viele Kunden eine vereinfachte,<br />
schnellere und damit preiswertere Wartung. Eine Möglichkeit<br />
hierzu ist der Einsatz von Dockingstations. In diese werden<br />
die Handmessgeräte eingesetzt und durchlaufen eine automatische<br />
Überprüfung ihrer Funktionen, inklusive der Erfüllung<br />
der ausführlichen Dokumentationspflichten. Das Konzept<br />
einer präventiven Instandhaltung sorgt für Pflege und<br />
Austauschmaßnahmen noch bevor das Gerät tatsächlich<br />
ausfällt. Ein Schaufenster für die dazu passenden Technologie-<br />
und Dienstleistungsangebote ist die in München stattfindende<br />
IFAT 20<strong>08</strong>.<br />
Winterdienst: Normen im Kampf<br />
gegen Schnee und Eis<br />
Neue, europaweite Normen für Räum- und Streufahrzeuge<br />
definieren deren Leistungsfähigkeit und standardisieren die<br />
technischen Schnittstellen. Die Regelungen werden großen<br />
Einfluss auf die künftige Beschaffung von Winterdienst-Technik<br />
haben, nicht zuletzt weil dadurch Geräte verschiedener<br />
Hersteller in ihrer Leistung leichter verglichen werden können.<br />
Auf der IFAT 20<strong>08</strong>, haben Messebesucher die Chance, sich<br />
über aktuelle Trends zu informieren.<br />
Vor sechs Jahren startete das europäische Norminstitut<br />
CEN ein europaweites Normungsprojekt im Bereich Straßenbetrieb,<br />
wozu auch der Winterdienst zählt. Ziel ist es,<br />
einheitliche Anforderungen an die Geräte - also zum Beispiel<br />
Schneepflüge und -fräsen oder Streueinrichtungen - sowie an<br />
die Schnittstellen zwischen Fahrzeug und Gerät festzulegen.<br />
Hintergrund ist eine Stärkung des Wettbewerbs in Europa.<br />
Für die Anwender hat das den Vorteil, dass Geräte universell<br />
austauschbar sind. Beispielsweise wird dann ein Schneepflug<br />
aus Italien zuverlässig an einen deutschen Unimog montiert<br />
werden können.<br />
Die ersten europäischen Normen in diesem Bereich traten<br />
Ende vergangenen Jahres in Kraft, sie wurden dabei automatisch<br />
auch zu deutschen Normen (DIN). Die europa- und<br />
weltweit führenden Hersteller von Räum- und Streutechnologie<br />
kommen aus Deutschland. „Nicht zuletzt durch diese<br />
Marktführer- und Vorreiterstellung bestimmen die deutschen<br />
Vertreter in den CEN-Gremien maßgeblich die künftigen Normen<br />
mit. Viele dort getroffenen Regelungen beruhen auf deutschen<br />
Standards oder Entwicklungen“, erläutert Dr.-Ing. Horst<br />
Hanke, Vorsitzender des Fachausschusses Winterdienst des<br />
Verbands kommunale Abfallwirtschaft und Stadtreinigung im<br />
Verband Kommunaler Unternehmen (VKS im VKU). Die neuen<br />
Normen konkretisieren zum Beispiel die Anforderungen<br />
an Schneepflüge (DIN EN 15583), Schneeschleudern und<br />
-fräsen. Neben Grundbegriffen, -anforderungen und -abmessungen<br />
definieren sie Eigenschaften wie Leistung, Räumqualität,<br />
Vortriebsgeschwindigkeit, Räummenge und Wurfweite.<br />
Eine schwierige Aufgabe ist die Entwicklung der entsprechenden<br />
Messverfahren, da hierbei stark unterschiedliche<br />
Schneekonsistenzen berücksichtigt werden müssen. Das<br />
wichtigste und gleichzeitig anspruchvollste Projekt im Bereich<br />
des Winterdienstes ist laut Dr. Hanke die Normung von<br />
Streugeräten. Ziel dabei ist es, die Qualität der Streubilder<br />
zu regeln und reproduzierbare Testverfahren hierzu zu entwickeln.<br />
Wegen der Komplexität wurde das Normprojekt<br />
(DIN EN 15597) in zwei Stufen unterteilt. Der erste Teil ist<br />
im vergangenen Jahr in Kraft treten. Er beschreibt allgemeine<br />
Anforderungen an Streugeräte sowie das vergleichsweise<br />
einfach Testverfahren zur Streumenge. Hierbei wird die<br />
Streugeschwindigkeit elektronisch simuliert und das Salz<br />
oder der Splitt am Streuteller aufgefangen. Die ausgebrachte<br />
Gesamtmenge darf dabei bei Salz um höchstens sechs Prozent<br />
vom Soll abweichen, bei abstumpfenden Stoffen wie<br />
Splitt ist eine Differenz von 15 Prozent noch zulässig. Wesentlich<br />
interessanter, aber auch schwieriger ist der zweite<br />
Teil der Norm, der sich mit den Anforderungen an Streubreite,<br />
Streubild und Streurichtung beschäftigt. Hierbei gilt es, Testverfahren<br />
für das Streubild - das heißt die punktgenaue Verteilung<br />
von Salz und Splitt auf der Fahrbahn - zu entwickeln<br />
und dann die Anforderungen an das Streubild zu fi xieren. Der<br />
zweite Teil der Norm in noch in Arbeit und wird frühestens im<br />
Lauf dieses Jahres erscheinen.<br />
In den Normgebungsprozess mit einbezogen sind auch die<br />
Straßen-Wetter-Informations-Systeme. Neben der Definition<br />
allgemeiner Anforderungen an Systeme und Schnittstellen<br />
macht die Norm auch Vorgaben für die Messgenauigkeit der<br />
Sensoren, die die wesentlichen Wetter und Straßenzustand<br />
beschreibenden Daten erfassen. In einem zweiten, schwierigeren<br />
Teil sollen dann die Verarbeitung der Daten, der Datenaustausch<br />
und die Wetterprognosen beschrieben werden.<br />
Außerdem ist vorgesehen, auch die mobile Erfassung von<br />
Straßenzustandsdaten zu regeln.<br />
Um sicher zu stellen, dass künftig europaweit die Geräte<br />
und Anbauplatten für den Frontanbau an Fahrzeugen kompatibel<br />
sind, definiert die DIN EN 15432 die Größen und die<br />
Gestaltung der Anbauplatten. Die DIN EN 15431 regelt die<br />
Hydraulik- und Elektrik-Schnittstellen und -Anschlüsse. Für<br />
die Hydraulikanlagen werden Vorgaben für Leistung, Druck,<br />
Durchfluss und Temperaturregelung gemacht. Auch hier ist<br />
es gelungen, einheitliche europäische Standards festzulegen,<br />
die von allen Ländern mitgetragen werden, so dass die Kompatibilität<br />
künftig europaweit gegeben ist.<br />
Die DIN EN 15430 präzisiert die Daten-Schnittstelle zwischen<br />
allen Arten von Anund Einbaugeräten mit dem Fahrzeug. Im<br />
zweiten Teil dieser Norm, der derzeit erarbeitet wird, soll dann<br />
die Kommunikation zwischen Fahrzeug und Zentrale sowie<br />
die Datenauswertung vereinheitlicht werden.<br />
Die neuen Regelungen werden sich auf die Beschaffung von<br />
Fahrzeugen und Geräten für den Straßenbetrieb und Winterdienst<br />
wesentlich auswirken. Dr. Horst Hanke: „Besonders<br />
die Normen zu den Schnittstellen bedeuten einen großen<br />
Fortschritt bei der Beschaffung von Fahrzeugen und Geräten.<br />
Es sollte unbedingt darauf geachtet werden, den Ausschreibungen<br />
und Bestellungen die neuen Regelungen zugrunde<br />
zu legen. Auch die noch nicht endgültig eingeführten Entwürfe,<br />
die so genannten Gelbdrucke, können bereits heute als<br />
Basis für Beschaffungen und Ausschreibungen dienen.“ Die<br />
Normentwürfe und fertigen Normen können beim Deutschen<br />
Institut für Normung recherchiert und bestellt werden unter<br />
www.din.de.<br />
Die aktuelle Nachfrage nach Streu- und Räumtechnologie<br />
zeigt sich durchwachsen. Walter Schmitz, Vorsitzender der<br />
150 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
Winter-Maintenance-Gruppe des Verbandes EUnited Municipal<br />
Equipment erläutert: „Der geringe Schneefall der Saison<br />
2006/2007 Jahres hat dazu geführt, dass insbesondere<br />
kleinere Kommunen die Beschaffung von Winterdienstgeräten<br />
vertagt haben. Außerdem werden die wieder gestiegenen<br />
Steuereinnahmen insbesondere deutscher Städte und Gemeinden<br />
eher für Bau- und Unterhaltungsmaßnahmen verwendet<br />
und nicht für den Fahrzeug- und Geräteinvest. Dagegen<br />
kaufen Kunden mit langfristigen Investitionsplänen,<br />
wie zum Beispiel die Straßenbauverwaltungen, etwas mehr<br />
Winterdienstausrüstung, da das Budget im letzten Jahr durch<br />
den geringeren Salzverbrauch entlastet wurde.“<br />
Eine Gelegenheit, sich über die aktuellen Winterdienst-Gerätetechnik<br />
sowie die dabei eingesetzte Informations- und<br />
Kommunikationstechnik inklusive Standortpositionierung,<br />
Datenerfassung, -übertragung und -aufzeichnung sowie Einsatzmanagement<br />
zu informieren, bietet traditionsgemäß die<br />
Umweltmesse IFAT, die zum 15. Mal in München stattfindet.<br />
Der Bedeutung der Messe angemessen, zählen die oben genannten<br />
Verbände VKS und EUnited Municipal Equipment zu<br />
den ideellen Trägern der IFAT.<br />
Technologien zur<br />
Luftreinhaltung boomen<br />
Die Hersteller und Dienstleister im Bereich der Luftreinhaltungstechnik<br />
freuen sich über volle Auftragsbücher und steigende<br />
Umsätze. Gerade die ausgefeilten, modernen Technologien<br />
aus Deutschland sind international gefragt. Dieser<br />
Trend spiegelt sich auch auf der IFAT 20<strong>08</strong> wider. Bislang<br />
haben sich 26 Unternehmen aus dem Bereich Abgas- und<br />
Abluftreinigung/Luftreinhaltung angemeldet. Dies entspricht<br />
einer Steigerung von 50 Prozent im Vergleich zur Vorveranstaltung.<br />
Die Eisen- und Stahlverarbeitende Industrie, Müllverbrennungsanlagen,<br />
Kraftwerke sowie chemische und pharmazeutische<br />
Unternehmen haben eines gemeinsam: In ihren Prozessen<br />
entstehen große Mengen mit Schadstoffen beladener<br />
Abluft. Zu den unerwünschten Emissionen zählen hauptsächlich<br />
Stäube unterschiedlicher Zusammensetzung und<br />
Korngrößen, aber auch Kühlschmierstoffe, Schwefeloxide,<br />
Stickstoffoxide, Dioxine und Furane sowie geruchsintensive<br />
Stoffe.<br />
Im Zuge der Bekämpfung dieser Gefahrstoffe hat sich in<br />
Deutschland eine starke Luftreinhaltungsbranche etabliert,<br />
die Anlagen, Komponenten und Dienstleistungen für industrielle<br />
und gewerbliche Anwendungen bietet.<br />
Zur Abscheidung von festen, fl üssigen und gasförmigen<br />
Stoffen sowie Gerüchen stehen physikalische, chemische<br />
und biologische Verfahren zur Verfügung. Große Bedeutung<br />
haben fi lternde und elektrostatische Abscheider. Neben ihrer<br />
reinigenden Wirkung können einige Systeme aus der Abluft<br />
auch Wertstoffe, zum Beispiel Metallstäube, zurückgewinnen.<br />
Die Fachabteilung Luftreinhaltung im Verband Deutscher Maschinen-<br />
und Anlagenbau (VDMA) schätzt das Umsatzvolu-<br />
men in Deutschland hergestellter Luftreinhaltungstechnik für<br />
industrielle und gewerbliche Anwendungen im Jahr 2007 auf<br />
rund 1,6 Milliarden Euro. Damit kann die Branche im Vergleich<br />
zum Vorjahr ein Wachstum von mehr als zehn Prozent aufweisen.<br />
Einen wesentlichen Anteil an dieser positiven Entwicklung<br />
haben das breite Grundgeschäft und die vielen Großaufträge.<br />
Insbesondere der Anlagenbau verzeichnet ein kräftiges<br />
Wachstum.<br />
Dabei kommt mehr als die Hälfte der Aufträge aus dem Ausland.<br />
Auch hier stieg die Nachfrage im vergangenen Jahr nach<br />
VDMA-Angaben im zweistelligen Bereich. Die wichtigsten<br />
Abnehmer kamen aus den USA, Frankreich, Italien, China,<br />
der Schweiz und Großbritannien. Zudem lässt sich eine Verlagerung<br />
der Exportmärkte nach Osteuropa feststellen.<br />
Einer der Gründe für die weltweite Spitzenposition deutscher<br />
Anbieter ist die umfangreiche Umweltgesetzgebung<br />
hierzulande: Die deutschen Umweltgesetze, allen voran das<br />
Bundes-Immissionsschutzgesetz mit der nachgeschalteten<br />
Technischen Anleitung Luft, waren und sind Motor für technische<br />
Innovationen. Dank der fortlaufend optimierten Abscheidetechniken<br />
sanken in Deutschland beispielsweise die<br />
Staub-Emissionen aus industriellen Prozessen seit dem Jahr<br />
1990 auf weniger als ein Viertel des ursprünglichen Wertes.<br />
Mit dem Export von Umweltschutzgütern überträgt Deutschland<br />
seine Umweltstandards auch in andere Länder.<br />
Technologisch ist, gerade vor dem Hintergrund hoher Energiepreise,<br />
derzeit das Thema Energieeffizienz von besonderer<br />
Bedeutung. So sind zum Beispiel Rauchgasreinigungsanlagen<br />
mit Wärmerückgewinnung gefragt - nicht zuletzt deshalb,<br />
weil die Wärmerückgewinnung auch eine schnellere Amortisation<br />
der Investitionskosten ermöglicht.<br />
Weitere Informationen unter www.ifat.de.<br />
Über die IFAT<br />
Die IFAT, 15. Internationale Fachmesse für Wasser, Abwasser,<br />
Abfall und Recycling, fi ndet von 5. bis 9. Mai 20<strong>08</strong> auf dem<br />
Gelände der Neuen Messe München statt. Sie ist die weltweit<br />
wichtigste Fachmesse für Innovationen und Neuheiten in<br />
den Bereichen Wasser, Abwasser, Abfall und Recycling. Die<br />
Veranstaltung bietet ein attraktives Ausstellungsprogramm<br />
mit innovativen, technischen Branchenlösungen, ein breites<br />
Angebot an qualifizierten Dienstleistungen im Bereich der<br />
Wasser-, Abwasser- und Abfallwirtschaft und zahlreiche interessante<br />
Informationsveranstaltungen. Mit 2.223 Ausstellern<br />
aus 36 Ländern sowie 109.000 Fachbesuchern aus 166<br />
Ländern präsentierte sich die IFAT im Jahr 2005 mit neuen<br />
Rekordzahlen.<br />
Über die Messe München International (MMI)<br />
Die Messe München International (MMI) ist mit rund 40 Fachmessen<br />
für Investitionsgüter, Konsumgüter und Neue Technologien<br />
eine der weltweit führenden Messegesellschaften.<br />
Über 30.000 Aussteller aus mehr als 100 Ländern und mehr<br />
als zwei Millionen Besucher aus über 200 Ländern nehmen<br />
jährlich an den Veranstaltungen in München teil. Darüber hinaus<br />
veranstaltet die MMI Fachmessen in Asien, in Russland,<br />
im Mittleren Osten und in Südamerika. Mit sechs Auslandsbeteiligungsgesellschaften<br />
in Europa und Asien sowie 66 Auslandsvertretungen,<br />
die 89 Länder betreuen, verfügt die MMI<br />
über ein weltweites Netzwerk.<br />
152 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
Alles im Fluss<br />
Der Kölner Hochwasserschutz im Kontext nationaler und europäischer Entwicklungen<br />
von Otto Schaaf, Dipl.-Ing., Vorstand, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR<br />
Am 1. Februar 1996 beschloss der Rat der Stadt Köln ein<br />
Hochwasserschutzkonzept (HSK), das neben einer deutlichen<br />
Verbesserung des örtlichen Schutzes bis zu einem 100- bzw.<br />
200-jährlichen Hochwasser auch der Hochwasserretention<br />
auf Kölner Stadtgebiet und der Sensibilisierung der Bevölkerung<br />
eine besondere Bedeutung zumaß. 1<br />
Auslöser für dieses Maßnahmenpaket waren die Hochwässer<br />
der Jahre 1993 mit einem Kölner Pegel (KP) von 10,63m und<br />
1995 mit einem Maximalwasserstand von 10,69m KP. Das<br />
Ausmaß der Hochwasserbedrohung durch den Rhein wurde<br />
den Kölnern durch diese Ereignisse in drastischer Weise vor<br />
Augen geführt. Dies dokumentierte sich nicht nur in entsprechenden<br />
Bildern überfluteter Straßen und Häuser und in einer<br />
Zahl von ca. 33 000 betroffenen Einwohnern, sondern auch<br />
durch erhebliche Vermögensschäden.<br />
Die Ereignisse waren aber noch weit entfernt von den aus<br />
der aktualisierten Auswertung von Hochwässern errechneten<br />
Wasserständen bei einem 100- bzw. 200-jährlichen<br />
Hochwasser. Hierfür wurden im Hochwasserschutzkonzept<br />
Köln (HSK Köln) Wasserstände von 11,30 m bzw. 11,90 m<br />
KP berücksichtigt, das heißt, um rund 60 bzw. 120 cm höhere<br />
Wasserstände als 1995. In einem Schadenspotenzialgutachten<br />
2 , das eine Grundlage für die Erarbeitung des HSK<br />
Köln war, wurde ermittelt, dass bei derartigen Wasserständen<br />
mit einem Schaden von rund 1,6 Milliarden bzw. beim<br />
200-jährlichen Hochwasser von rund 2,5 Milliarden Euro zu<br />
rechnen wäre. Volkswirtschaftliche Folgekosten — z.B. durch<br />
Stillstandskosten und Produktionsausfälle bei Industriebetrieben<br />
— sind darin noch nicht berücksichtigt und würden<br />
etwa das dreifache betragen. Diese Zahlen untermauern die<br />
Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit des Handelns.<br />
Die Bedeutung der Flusseinzugsgebiete<br />
Selbstverständlich sind den technischen Möglichkeiten zur<br />
Errichtung bzw. Verstärkung des Hochwasserschutzes innerhalb<br />
einer Kommune Grenzen gesetzt. Sie ergeben sich<br />
aus technischen, vor allem aber auch aus städtebaulichen<br />
Rahmenbedingungen und nicht zuletzt aus der Abwägung<br />
des Risikos in dem der fi nanzielle Aufwand und der erwartete<br />
Nutzen gegenüber gestellt werden. Für Köln lässt sich aus<br />
der Betrachtung der bisher fertig gestellten Anlagen deutlich<br />
erkennen, dass die sinnvollen Möglichkeiten insbesondere<br />
aus Sicht der städtebaulichen Bedingungen ausgeschöpft<br />
sind. Noch höhere Schutzwände und Dämme würden die<br />
Verbindung von Stadt und Fluss in einem nicht mehr akzeptablen<br />
Rahmen einschränken.<br />
Zudem kann insbesondere durch die Einrichtung neuer Retentionsräume<br />
an gut geeigneten Stellen — beispielsweise in<br />
Form von reaktivierten Auengebieten und Poldern — deutlich<br />
mehr für den Hochwasserschutz geleistet werden als durch<br />
eine Vielzahl an örtlichen Schutzmaßnahmen. Hierfür sprechen<br />
folgende Argumente:<br />
• Die Einrichtung derartiger Flächen kann neben einer Hochwasserentlastung<br />
auch zur Verbesserung der ökologischen<br />
Gewässersituation im Sinne der europäischen Wasserrahmenrichtlinie<br />
beitragen.<br />
• Durch Retention kann der Scheitel von Hochwasserwellen<br />
Rheinhochwasser in Köln 1995<br />
gekappt werden, wodurch ein Nutzen für viele Unterlieger<br />
entsteht.<br />
• Retentionsräume können deutlich wirtschaftlicher eingerichtet<br />
werden als Hochwasserschutzanlagen in städtischen<br />
Bereichen.<br />
• Den Auswirkungen des Klimawandels kann auf diese Weise<br />
fl exibler begegnet werden als durch die weitere Erhöhung<br />
bestehender Schutzanlagen.<br />
Aus diesem Grunde kommt der fl usseinzugsgebietsbezogenen<br />
Betrachtung des Hochwasserschutzes eine herausragende<br />
Bedeutung zu. Für den Oberrhein ist dies schon sehr<br />
frühzeitig geschehen, indem bereits 1982 auf der Grundlage<br />
einer deutsch-französischen Vereinbarung festgelegt wurde,<br />
dass die negativen Auswirkungen des Oberrheinausbaus in<br />
den 1950er und 1960er Jahren durch die Erstellung von Poldern<br />
und sonstigen geeigneten Einrichtungen ausgeglichen<br />
werden müssen. Mittlerweile sind am Oberrhein sowohl von<br />
deutscher als auch von französischer Seite Retentionsräume<br />
errichtet worden, die dazu beitragen, die Hochwassergefahren<br />
für den Oberrhein zu reduzieren. Bedauerlicherweise<br />
wirken sich diese Maßnahmen für Köln aus zwei Gründen<br />
nicht entlastend aus. Zum einen werden die Retentionsräume<br />
so eingesetzt, dass hierdurch vornehmlich das Hochwasserrisiko<br />
für den Oberrhein — so wie es vertraglich fi xiert wurde<br />
— gemindert wird. Zum anderen treten für Köln kritische<br />
Hochwasserereignisse hauptsächlich dann ein, wenn es zu<br />
einer Überlagerung des Hochwasserscheitels des Rheins mit<br />
den Maximalabflüssen seiner Nebenflüsse kommt, wobei die<br />
Abflüsse von Mosel und Sieg einen besonders starken Einfl<br />
uss auf die Hochwasserspitze in Köln haben.<br />
Die am Oberrhein ausgeführten Maßnahmen müssen demzufolge<br />
als unzureichend bewertet werden, da hierdurch die<br />
Hochwasserrisiken nur örtlich und nicht für das gesamte Flusseinzugsgebiet<br />
gemindert werden. Diese Sichtweise erhielt<br />
Anfang der 1990er Jahre mehr und mehr Zustimmung und<br />
führte am 4. Februar 1995 zu einem Beschluss der Umweltminister<br />
Belgiens, Deutschlands, Frankreichs, Luxemburgs und<br />
der Niederlande, die Internationale Kommission zum Schutz<br />
154 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
Das Rheineinzugsgebiet im Überblick<br />
des Rheins (IKSR) zu beauftragen, einen neuen Rheinschutzvertrag<br />
auszuarbeiten, der sich auf Fragen des Managements<br />
sowohl der Wassergüte als auch der Wassermenge erstrecken<br />
sollte. Außerdem sollte ein Aktionsplan für das Einzugsgebiet<br />
des Rheins und der Maas aufgestellt werden. Die in Deutschland<br />
für den Hochwasserschutz zuständigen Bundesländer<br />
begrüßten diese Initiative und sagten ihre Unterstützung zu.<br />
Nun kam es darauf an, dass sieben Staaten und sechs deutsche<br />
Bundesländer zu einer koordinierten Zusammenarbeit<br />
fi nden. Nur so ist es möglich, in einem gemeinsamen Interessenausgleich<br />
die drohenden Hochwassergefahren für alle<br />
Anlieger in einem ausgeglichenen Maße zu reduzieren.<br />
Der Aktionsplan Hochwasser der IKSR<br />
Infolgedessen wurde auf der zwölften Rheinministerkonferenz<br />
am 22. Januar 1998 der Aktionsplan Hochwasser beschlossen,<br />
der bezogen auf das Jahr 1995 folgende Zielsetzungen<br />
auswies: 3<br />
• Minderung der Schadensrisiken — keine Erhöhung der<br />
Schadensrisiken bis zum Jahr 2000, Minderung um 10 Prozent<br />
bis zum Jahr 2005 und um 25 Prozent bis 2020;<br />
• Minderung der Hochwasserstände — Minderung der Extremhochwasserstände<br />
unterhalb des staugeregelten Bereichs<br />
(etwa stromabwärts von Baden-Baden) um bis zu 30<br />
cm bis zum Jahr 2005 und um 70 cm bis zum Jahr 2020;<br />
• Verstärkung des Hochwasserbewusstseins — Verstärkung<br />
des Hochwasserbewusstseins durch Erstellung von Risikokarten<br />
für 50 Prozent der Überschwemmungsgebiete und<br />
der hochwassergefährdeten Bereiche bis zum Jahr 2000<br />
und für 100 Prozent bis zum Jahr 2005;<br />
• Verbesserung des Hochwassermeldesystems — Kurzfristige<br />
Verbesserung der Hochwassermeldesysteme durch<br />
internationale Zusammenarbeit. Verlängerung der Vorhersagezeiträume<br />
um 50 Prozent bis zum Jahr 2000 und um<br />
100 Prozent bis 2005.<br />
Vieles wurde inzwischen erreicht. Im Bericht 2005 zur Umsetzung<br />
des Aktionsplans Hochwasser 4 wurde festgestellt, dass<br />
mit einem Aufwand von rund 4,4 Milliarden Euro der überwiegende<br />
Teil der geplanten Maßnahmen umgesetzt wurde. Die<br />
Verstärkung des Hochwasserbewusstseins und die Verbesserung<br />
des Hochwassermeldesystems wurden entsprechend<br />
der Zieldefinition erreicht. So konnten die Vorhersagezeiten<br />
für den Mittelrhein von 24 auf 48 Stunden verbessert werden.<br />
Abweichungen von der Zielerreichung ergaben sich allerdings<br />
bei der Minderung der Schadensrisiken — hier wurde<br />
für die eingedeichten Rheinabschnitte innerhalb Deutschlands<br />
eine Reduzierung von 5 bis 10 Prozent bei extremen<br />
Abflussereignissen festgestellt — und bei der Minderung der<br />
Hochwasserstände. So zeigt sich zwar für den Oberrhein<br />
eine signifikante Verbesserung; für Köln ergeben sich aber<br />
bei einem 100-jährlichen Hochwasser nur Minderungen des<br />
Scheitelwasserspiegels von 0 bis maximal 8 cm. Das Ziel einer<br />
Absenkung des Extremwasserstandes von 30 cm wurde<br />
demzufolge deutlich verfehlt.<br />
Es stellt sich daher die Frage, ob die angestrebte Absenkung<br />
des Hochwasserscheitels von bis zu 70 cm für den Kölner<br />
Rheinabschnitt überhaupt durch entsprechende weitere Retentionsmaßnahmen<br />
erreicht werden kann. Eindeutige Aussagen<br />
liegen hierzu bislang nicht vor. Allerdings sind bisher<br />
auch noch nicht alle potenziellen Maßnahmen ausgeschöpft.<br />
So sind beispielsweise in Hessen geeignete Flächen vorhanden,<br />
die bis heute noch nicht aktiviert wurden. Vor diesem<br />
Hintergrund darf das Ziel einer weiteren Absenkung extremer<br />
Hochwasserscheitel nicht vorschnell aufgegeben werden.<br />
Kartenausschnitt mit Darstellung potenzieller Überschwemmungsgebiete<br />
156 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
Baumaßnahme zur Umsetzung des HSK im linksrheinischen<br />
Kölner Süden<br />
Gemeinsam mit anderen betroffenen Städten am Mittel- und<br />
Niederrhein müssen wir unmittelbar und über die Hochwassernotgemeinschaft<br />
Rhein darauf hinwirken, dass Bund und<br />
Länder sich weiterhin im Verbund der IKSR für die Umsetzung<br />
dieses Ziels engagieren.<br />
Dies erscheint umso notwendiger, als dass die möglichen<br />
Auswirkungen des Klimawandels auf die potenzielle Hochwassergefährdung<br />
Kölns nicht bekannt sind. Für Nebenflüsse<br />
des Rheins liegen hierzu zwar schon erste Erkenntnisse<br />
vor, die ein tendenzielles Ansteigen des Hochwasserrisikos<br />
erwarten lassen. Da aber die für Köln kritischen Extremhochwässer<br />
vor allem aus der Überlagerung von Hochwasserwellen<br />
des Rheins mit denen seiner Nebenflüsse entstehen,<br />
ist eine abschließende Wertung zum jetzigen Zeitpunkt noch<br />
nicht möglich.<br />
Unabhängig davon bestätigen die Ergebnisse des IKSR Aktionsplans<br />
aber die Richtigkeit der Kölner Entscheidung, nicht<br />
darauf zu warten, dass der städtische Hochwasserschutz<br />
ausschließlich durch Maßnahmen im Bereich der Oberlieger<br />
verbessert wird. Zudem hätte auch ein Erreichen des Maximalziels<br />
von 70 cm Absenkung bis zum Jahr 2020 dem<br />
Schutzbedürfnis für Köln nicht genügt.<br />
Die nationale Gesetzgebung<br />
Bei all diesen Anstrengungen darf aber nicht vergessen werden,<br />
dass ein besonderes Augenmerk darauf gelegt werden<br />
muss, an allen Rheinabschnitten zumindest den Status Quo<br />
bezüglich des Abflussvermögens des Rheins bei Hochwasser<br />
zu erhalten. Unter dem Eindruck des Oder- und Elbehochwassers<br />
hat der Bundestag ein Gesetz zur Verbesserung des<br />
vorbeugenden Hochwasserschutzes 5 verabschiedet, dass<br />
am 10. Mai 2005 in Kraft getreten ist. Neben einer Reihe<br />
grundsätzlicher Vorbeugungsmaßnahmen beinhaltet dieses<br />
Gesetz die Verpflichtung, Überschwemmungsgebiete, deren<br />
Begrenzung durch die Überschwemmungslinie eines mindestens<br />
100-jährlichen Hochwassers definiert wird, auszuweisen<br />
und diese Gebiete von weiterer Bebauung freizuhalten.<br />
Ausnahmen sind an sehr restriktive Kriterien gebunden und<br />
bedürfen einer Genehmigung der Aufsichtsbehörden. Gleichzeitig<br />
werden die Länder verpflichtet — soweit noch nicht<br />
geschehen — Hochwasserschutzpläne aufzustellen, in denen<br />
die erforderlichen Maßnahmen, z. B. zur Schaffung von<br />
Retentionsräumen, festgelegt sind. Zudem sollen die Pläne<br />
sicherstellen, dass in zusammenhängenden Flussgebietseinheiten<br />
die Maßnahmen aufeinander abgestimmt werden.<br />
Diese Voraussetzungen sind für Köln erfüllt. Dabei berücksichtigt<br />
die Darstellung der Überschwemmungsgebiete bei<br />
einem 100-jährlichen Hochwasser bereits die im HSK Köln<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 157
Gründungsversammlung des HKC<br />
vorgesehene neue Schutzlinie. Allerdings ist davon auszugehen,<br />
dass in einer Großstadt am Rhein immer wieder Konfl<br />
ikte entstehen werden, weil Bebauungsabsichten innerhalb<br />
von Überschwemmungsgebieten bestehen. Aus Sicht des<br />
Hochwasserschutzes ist hier ein sehr restriktives Handeln<br />
gefordert. Ein völliger Ausschluss von baulichen Maßnahmen<br />
kann damit allerdings nicht verbunden sein. In diesen<br />
Fällen muss aber eindeutig und nachvollziehbar gewährleistet<br />
sein, dass dies zu keiner negativen Beeinflussung des<br />
Hochwasserabflusses führt. Hier sind im Einzelfall intelligente<br />
Lösungen gefordert, die eine hochwasserangepasste Umsetzung<br />
der Maßnahmen sicherstellen. Eine enge und frühzeitige<br />
Abstimmung mit den Stadtentwässerungsbetrieben Köln ist<br />
auf jeden Fall erforderlich.<br />
Die Haltung des Gesetzgebers deckt sich mit der des Kölner<br />
Rates. Sie enthält das Bekenntnis, Nachteile für die Unterlieger<br />
durch hochwasserverschärfende Maßnahmen auszuschließen,<br />
Dies dokumentiert sich auch im HSK Köln: Mit<br />
der Einrichtung der Retentionspolder Langel und Worringen<br />
wird dem Rhein in der Gesamtbilanz mehr Raum gegeben<br />
als durch die Ertüchtigung des Kölner Hochwasserschutzes<br />
entfällt. Dies ist natürlich eine theoretische Betrachtung, da<br />
sicherlich niemand der Stadt Köln verübeln könnte, wenn intensiv<br />
genutzte Siedlungs- und Industrieflächen mit einem<br />
außerordentlich hohen Schadenspotenzial vor einer Überflutung<br />
geschützt werden. Dennoch stellt die Bereitstellung der<br />
Polder ein klares Bekenntnis zur Reduzierung von Hochwasserrisiken<br />
und damit ein wichtiges Argument in der Diskussion<br />
mit unseren Oberliegern dar.<br />
Die europäische Gesetzgebung<br />
Die Hochwasserereignisse an Oder und Elbe haben auch auf<br />
europäischer Ebene Handlungsbedarf erkennen lassen und<br />
im Jahre 2004 die Kommission veranlasst, EU-Rechtsvorschriften<br />
für das Hochwasserrisikomanagement zu fordern.<br />
Die vom Europäischen Rat und vom Europäischen Parlament<br />
am 25. April 2007 angenommene Richtlinie 6 fordert von den<br />
Mitgliedstaaten eine langfristige Vorgehensweise zur Reduzierung<br />
des Hochwasserrisikos in drei Phasen:<br />
• Bis 2011 nehmen die Mitgliedstaaten eine vorausschauende<br />
Bewertung des Hochwasserrisikos ihrer Einzugsgebiete<br />
und dazugehöriger Küstengebiete vor.<br />
• Wird ein echtes Risiko für Hochwasserschäden festgestellt,<br />
so müssen die Mitgliedstaaten bis 2013 Hochwassergefahr<br />
und Hochwasserrisikokarten erstellen.<br />
• Schließlich müssen bis 2015 für diese Gebiete Pläne für<br />
das Hochwasserrisikomanagement ausgearbeitet werden.<br />
Diese umfassen Maßnahmen zur Verringerung der Wahrscheinlichkeit<br />
von Hochwasser und zur Minderung potenzieller<br />
Folgen. Zu berücksichtigen sind alle Phasen des<br />
Hochwasserrisikomanagements; der Schwerpunkt liegt jedoch<br />
auf Vermeidung (z.B. durch Vermeidung des Baus von<br />
Häusern und Industrieanlagen in aktuellen und zukünftigen<br />
Risikogebieten oder durch Berücksichtigung des Hochwasserrisikos<br />
bei künftigen Entwicklungen), Schutz (durch<br />
Maßnahmen zur Verringerung der Wahrscheinlichkeit von<br />
Hochwasser und/oder seiner Auswirkungen an einem bestimmten<br />
Standort, zum Beispiel durch Wiederherstellung<br />
von Überschwemmungs- und Feuchtgebieten) und Bereitschaft<br />
(z. B. Hinweise für die Öffentlichkeit zur Verhaltensweise<br />
bei Hochwasser).<br />
Diese Richtlinie muss bis spätestens 2009 in nationales<br />
Recht umgesetzt werden. Ohne auf alle Details einzugehen,<br />
ist die Richtlinie positiv zu bewerten. Durch eine Verknüpfung<br />
mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie ist gewährleistet, dass<br />
alle wasserwirtschaftlichen Maßnahmen innerhalb eines EU-<br />
Flusseinzugsgebietes aufeinander abgestimmt werden und<br />
einheitlichen administrativen Strukturen und zeitlichen Abläufen<br />
unterworfen sind. Die aufzustellenden Managementpläne<br />
dürfen keine hochwasserverschärfenden Maßnahmen zum<br />
Nachteil von Unterliegern enthalten.<br />
Hochwasserschutz im Bau<br />
Allerdings geht die Richtlinie nicht so weit, dass beispielsweise<br />
in Abhängigkeit der Flächennutzung ein bestimmtes<br />
Schutzniveau gefordert wird. Diese Entscheidungen bleiben<br />
den nationalen Parlamenten vorbehalten. Zudem beinhaltet<br />
die Richtlinie auch keine Ermächtigungen, die national dazu<br />
führen könnten, dass beispielsweise die im IKSR Aktionsplan<br />
enthaltenen Ziele verbindlich durchgesetzt werden könnten.<br />
Aus Kölner Sicht ist dies zu bedauern, auch wenn kaum mit<br />
einem anderen Ergebnis zu rechnen war. Die Anforderungen<br />
der Richtlinie können für Köln als erfüllt angesehen werden,<br />
da vorhandene Hochwassergefahren- und -risikokarten sowie<br />
vorhandene Hochwassermanagementpläne anerkannt<br />
werden, so dass hieraus keine neuen bzw. veränderten Rahmenbedingungen<br />
erwachsen werden.<br />
Wichtige Aufgaben für die Zukunft<br />
Wenn wir Ende des Jahres 20<strong>08</strong> in Köln die baulichen Maßnahmen<br />
des Hochwasserschutzes abschließen werden, ist<br />
schon Wesentliches erreicht. Die bisherigen Ausführungen<br />
zeigen, dass wir nach aktuellem Stand davon ausgehen können,<br />
den Hochwasserschutz nach dem derzeitigen Stand der<br />
Erkenntnisse entwickelt zu haben. Dennoch liegen nicht unerhebliche<br />
Aufgaben noch vor uns.<br />
158 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
So ist es unverzichtbar, dass wir mit aller Kraft weiterhin auf die Erreichung der Ziele<br />
des Aktionsplans Hochwasser der IKSR hinarbeiten. Allein die offenen Fragen zu<br />
den Auswirkungen des Klimawandels auf die Entwicklung von Extremhochwässern<br />
macht dies notwendig. Um unsere argumentative Basis zu stärken, benötigen<br />
wir die Einrichtung der im Rahmen des HSK Köln geplanten Polderflächen.<br />
Der bauliche Hochwasserschutz ist immer auf ein maximales Ereignis ausgelegt,<br />
das überschritten werden kann. Auch ein technisches Versagen der Schutzanlagen<br />
können wir nicht mit völliger Sicherheit ausschließen. Deshalb müssen die<br />
Sensibilisierung der Bevölkerung und die Förderung des Objektschutzes im Rahmen<br />
unseres Hochwassermanagements als Daueraufgabe begriffen werden.<br />
Die wasserwirtschaftliche Planung der Zukunft ist auf die Betrachtung von Flusseinzugsgebieten<br />
ausgelegt. Dies schließt selbstverständlich auch die Hochwasserthematik<br />
ein. Daher müssen wir eine enge Zusammenarbeit mit unseren<br />
Nachbarn in unmittelbarer Nähe, aber auch mit unseren europäischen Nachbarn<br />
entwickeln bzw. ausbauen. Ziel muss der Austausch von Wissen, aber auch das<br />
Zusammenwirken bei der Erreichung gemeinsamer Ziele im Hochwasserschutz<br />
sein. Eine gute Basis für die gemeinsame Interessenvertretung stellt die Hochwassernotgemeinschaft<br />
Rhein dar, der wir bereits vor einigen Jahren als Gründungsmitglied<br />
beigetreten sind. Bei der Weiterentwicklung unseres Know-hows<br />
können wir auf das in diesem Jahr gegründete Hochwasserkompetenzzentrum<br />
bauen, weil in der breiten Mitgliederstruktur ein enormes Wissenspotenzial liegt,<br />
das wir nun in Schritten nutzbar machen wollen. Darauf aufbauend sollen unser<br />
Wissen und unsere Erfahrung für Dritte nutzbar gemacht werden, die an vielen<br />
Orten dieser Welt massiv von Hochwasserereignissen bedroht sind.<br />
Anmerkungen<br />
1 N.N., Hochwasserschutzkonzept Köln, Stadt Köln, 1995<br />
2 Rodrigez, Zeisler, Schadenspotenzialgutachten für die Stadt Köln, Köln, 1995<br />
3 N.N., Aktionsplan Hochwasser, IKSR, 22.1.1998, Rotterdam<br />
4 N.N., Umsetzung des Aktionsplans Hochwasser, Bericht 2005, IKSRBericht Nr. 156d, IKSR,<br />
20.12.2006<br />
5 N.N., Gesetz zur Verbesserung des vorbeugenden Hochwasserschutzes vom 3. Mai 2005, BGBl. Teil I<br />
Nr. 26, Seite 1224 ff<br />
6 N.N., Vorschlag für eine Richtlinie des europäischen Parlaments und des Rates über die Bewertung<br />
und Bekämpfung von Hochwasser, Brüssel, 18.1.2006, KOM (2006) 15 endgültig, 2006/0005 (COD),<br />
SEK (2006) 66<br />
Markante Pumpwerke am Rhein<br />
Sichtbare Zeichen zum Hochwasserschutz<br />
Von Bernd Damaske, Dipl.-Ing., Sachgebietsleiter Maschinen- und Elektrotechnik,<br />
Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR und Heinz Brandenburg,<br />
Dipl.-Ing., Hauptabteilungsleiter Betrieb Klärwerk und Netze, Stadtentwässerungsbetriebe<br />
Köln, AöR<br />
Aufgrund seiner topographischen Lage ist Köln eine der hochwassergefährdeten<br />
Großstädte in Europa. Die Häufung extremer Hochwasserereignisse — insbesondere<br />
in den 1980er und 1990er Jahren — führte bereits 1995 zur Verabschiedung<br />
eines weit reichenden Hochwasserschutzkonzeptes durch den Rat der Stadt Köln.<br />
Ziel dieses Konzeptes ist ein durchgängiger Schutz entlang der über 70 km langen<br />
Rheinfront für ein mindestens 100-jährliches Hochwasserereignis. Zum Schutz vor<br />
Überflutung sind erhebliche Deichverstärkungen und -erhöhungen sowie der Bau<br />
von Hochwassermauern und mobilen Anlagen erforderlich.<br />
In Ergänzung zum direkten baulichen Überflutungsschutz sind erhebliche Maßnahmen<br />
im Kanalnetz und in den Klärwerken von nöten, um eine Flutung der<br />
geschützten Bereiche und rheinfernen Tiefgebiete über die Kanalisation zu verhindern.<br />
Das Kölner Kanalnetz verfügt über ca. 70 Rheinauslässe, die im Hochwasserfall<br />
entsprechend verschlossen und über Pumpanlagen entwässert werden<br />
müssen. Neben der Anpassung vorhandener Anlagen war jedoch auch die Realisierung<br />
zusätzlicher Pumpwerke mit erheblicher Pumpleistung erforderlich.<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 159
Allein für den Schutz des Kanalnetzes und der Kläranlagen<br />
sind ca. 125 Maßnahmen mit Gesamtprojektkosten in Höhe<br />
von ca. 150 Millionen Euro umzusetzen. Die Sicherstellung<br />
des Entwässerungskomforts im Hochwasserfall wird dabei<br />
ganz entscheidend durch die insgesamt 31 Hochwasserpumpwerke<br />
entlang des Rheinufers gewährleistet.<br />
Dabei sind die sieben vollständig neu zu errichtenden Pumpwerke<br />
aufgrund ihrer Größe und technischen Komplexität<br />
nicht nur eine bedeutende ingenieurtechnische Herausforderung,<br />
ihre exponierte Lage in unmittelbarer Rheinnähe und<br />
im urbanen Stadtraum stellt zudem hohe Anforderungen an<br />
die gestalterische Ausbildung und städtebauliche Integration.<br />
Um diesen hohen Anforderungen gerecht zu werden, wurden<br />
für besonders sensible Bereiche architektonische Wettbewerbe<br />
durchgeführt.<br />
Alle Pumpwerke sind nach den folgenden Standardfestlegungen<br />
der Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR (StEB)<br />
konzipiert worden:<br />
• Offener Überflutungsschutz bis 12,40 m Kölner Pegel (KP);<br />
• Einbau von Hochwasserdoppelschiebern und zusätzlichen<br />
Betriebschiebern;<br />
• trocken aufgestellte horizontale Abwasserkreiselpumpen<br />
mit Einkanalrad und elektropneumatischer Steuerung;<br />
• Vertauschung nach jedem Pumpzyklus zur gleichmäßigen<br />
Auslastung;<br />
• Rohrleitungen mit einem Radius von mindestens 3 D;<br />
• Notstromversorgung über Dieselaggregate;<br />
• Be- und Entlüftung der Bauwerke und Netzersatzanlagen<br />
über Lüftungsanlagen;<br />
• Einheitliche SPS-Automatisierung und fernwirktechnische<br />
Anbindung an die Abflusssteuerzentrale mit zentralem Störmeldesystem.<br />
Obwohl alle Hochwasserpumpwerke der StEB nach dem zuvor<br />
beschriebenen Standard konzipiert wurden, führten die<br />
unterschiedlichen technischen und städtebaulichen Randbedingungen<br />
zu sehr individuellen Lösungen an den im nachfolgenden<br />
beschriebenen Standorten (siehe Abb. oben).<br />
Hochwasserpumpwerk Bremerhavenerstraße<br />
Das Pumpwerk Bremerhavenerstraße dient zur Entlastung der<br />
Mischwasserkanalisation im linksrheinischen Einzugsgebiet<br />
des Klärwerkes Köln-Stammheim. Im Fall eines Stromausfalls<br />
ist die Energieversorgung der Anlagen über eine Noteinspeisung<br />
aus dem Pumpwerk Geestemünderstraße vorgesehen.<br />
• Einzugsgebiet: Longericher Sammler, Bickendorfer Sammler<br />
• Gesamtförderleistung max.:<br />
6400 l/s (5 x 1000 l/s, 3 x 350 l/s, 3 x 115 l/s)<br />
• Investitionskosten: 5,32 Mio. €<br />
• Betrieb: ab 10,00 mKP<br />
• Inbetriebnahme: März 20<strong>08</strong><br />
Die Idee des Architekturbüros Felder ist das Sichtbarmachen<br />
der weitgehend unter der Erdoberfläche liegenden Abwasseranlagen<br />
durch eine transluzente Verglasung des aus<br />
funktionalen Gründen oberirdischen Bauteils. Dies ermöglicht<br />
gezielte Einblicke und deutet durch eine konvexe Auskragung<br />
die Tiefe des Baukörpers an. Das Trafohaus (Hochbauteil)<br />
wurde im Kontrast dazu zweigeschossig geplant, um die erforderlichen<br />
Räume möglichst kompakt anzuordnen und dem<br />
liegenden Baukörper des Tiefbauteils eine prägnante Kubatur<br />
gegenüberzustellen. Durch die parallele Gebäudeanordnung<br />
und die verbindende gepflasterte Zufahrt werden die Gebäude<br />
als Ensemble erkennbar.<br />
Pumpwerk Geestemünder Straße mit integrierter<br />
Niederschlagswasserbehandlungsanlage<br />
Im Einzugsgebiet des Regenwasserkanals Geestemünder<br />
Straße im Industriegebiet Köln-Niehl sollen im Bereich des<br />
ehemaligen Esso-Geländes neue Gewerbeflächen in Trennkanalisation<br />
erschlossen werden. Zur Behandlung des anfallenden<br />
Niederschlagswassers ist ein Regenklärbecken<br />
als Stauraumkanal mit ca. 21000m3 Behandlungsvolumen<br />
vorgesehen. Im Hochwasserfall ist das behandelte Niederschlagswasser<br />
ab 7,50 m KP in den Rhein zu pumpen.<br />
• Einzugsgebiet: Industriegebiet Köln–Niehl<br />
• Gesamtförderleistung max.:<br />
4000 l/s (4 x 1000 l/s, 1 x 1000 l/s Reserve)<br />
• Investitionskosten: 15,05 Mio. €<br />
• Betrieb: ab 7,50 m KP<br />
• Inbetriebnahme: 2009<br />
160 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
In der Planung des Architektenbüros Astoc werden die Funktionsabläufe<br />
vom Pumpwerk, Klärbecken und Technikgebäude<br />
zu einer komplexen Anlage zusammengefügt. Die beiden der<br />
Straße zugewandten Teile werden mit einer Hülle zu einem<br />
gemeinsamen, skulpturalen Baukörper zusammengefasst.<br />
Die Hülle besteht aus Streckgitter, das unter dem Volumen<br />
die technischen Bauteile erkennen lässt. Die Längsseite des<br />
Gebäudes wird mit einer geschwungenen Basaltfassade verkleidet,<br />
auf der die Regenwasserreinigung als Teil des ökologischen<br />
Prozesses verbildlicht wird. Eine dauerhafte Berieselung<br />
mit gesammeltem, gereinigtem Regenwasser macht<br />
diese Wand feucht und fruchtbar und verwandelt sie in eine<br />
moosige, weiche Wand.<br />
Pumpwerk Schönhauserstraße<br />
Eine weitere Maßnahme des Hochwasserschutzkonzeptes ist<br />
der Ersatz des bestehenden Regenüberlauf 3<strong>08</strong> durch einen<br />
Stauraumkanal mit untenliegender Entlastung und Trennbauwerk.<br />
Hierzu ist es erforderlich, das bestehende Hochwasserpumpwerk<br />
durch ein neues Pumpwerk an einem neuen<br />
Standort in unmittelbarer Rheinnähe zu ersetzen.<br />
• Einzugsgebiet: Linksrheinischer Tiefsammler<br />
• Art des Pumpwerkes:<br />
Hochwasserpumpwerk — Mischwasserpumpwerk<br />
• Gesamtförderleistung max.:<br />
HW–PW 3500 l/s (3 x 1000 l/s, 1 x 500 l/s)<br />
(1 x 1000 l/s Reserve), MW–PW (3 x 100 l/s, 1x Reserve)<br />
• Investitionskosten: 5,9 Mio €<br />
• Betrieb: ab 7,00 m KP<br />
• Inbetriebnahme: Ende 2007<br />
Aufgrund des besonderen Standortes direkt am Rhein und<br />
der unmittelbaren Nähe zur denkmalgeschützten Südbrücke<br />
sowie der erheblichen Kubatur des Hochbaukörpers wurde<br />
für diese sensible städtebauliche und gestalterische Aufgabe<br />
ein Wettbewerb in Form einer Mehrfachbeauftragung namhafter<br />
Architekturbüros durchgeführt. Der Entwurf des Büros<br />
Kaspar Kraemer überzeugte die Jury und wurde zur Realisierung<br />
vorgeschlagen. Seine konzeptionelle Grundidee ist, den<br />
Baukörper des Hochwasserpumpwerkes mit seinem Tiefbauteil<br />
und dem notwendigen Betriebsgebäude in den sensiblen<br />
Landschaftsraum des Rheinufers durch eine fl ießende<br />
Geländemodulation einzubinden. Die Fassadenmaterialien<br />
des Tiefbauteiles sind aus Basaltstein, das Betriebsgebäude<br />
wird bewusst als signifikante Landmarke herausgehoben. In<br />
Verbindung mit einer Hinterleuchtung bietet die robuste Gitterrostverkleidung<br />
einen hohen passiven Schutz gegen Vandalismus.<br />
Gleichzeitig überspielt die Metallkonstruktion die<br />
zahlreichen und unregelmäßigen Öffnungen des Betriebsgebäudes.
Kombipumpwerk Uferstraße Köln-Rodenkirchen<br />
Das Pumpwerk befindet sich am äußersten Rand der Wohnbebauung<br />
am Rhein in Köln-Rodenkirchen. Es hat die Aufgabe,<br />
die anfallenden Grundwassermengen, die im Deichbau<br />
als Qualmwasser bezeichnet werden, einschließlich der<br />
Hochwasserentlastung auf der Kläranlage in den Rhein zu<br />
pumpen.<br />
• Einzugsgebiet: Rodenkirchen<br />
• Gesamtförderleistung max.: 8400 l/s<br />
• HW – PW: (4 x 1200 l/s, 1 x 1200 l/s Reserve)<br />
Qualm. – PW: (3 x 1200 l/s, 1 x 1200 l/s Reserve)<br />
• Investitionskosten: Bau: 9,6 Mio. €<br />
• Betrieb: ab 7,00 m KP<br />
• Inbetriebnahme: Dezember 2007<br />
Bei der architektonischen Planung waren insbesondere die<br />
landschaftliche und städtebauliche Einbindung zu berücksichtigen.<br />
Auch hier wurde die Lösung in einem architektonischen<br />
Wettbewerb im Rahmen einer Mehrfachbeauftragung<br />
von sechs Architektenbüros gesucht, wobei, zu beachten<br />
war, dass keine nachhaltigen Störungen des Landschaftsbildes<br />
entstehen und attraktive Ansichten von der Uferstraße<br />
sowie von der Grüngürtelstrtaße geschaffen werden. Zudem<br />
war das Verhältnis von öffentlichen zu nichtöffentlichen Flächen<br />
klar zu strukturieren. Der Entwurf des Landschaftsarchitekten<br />
Melzer hat diese Anforderungen am besten erfüllt und<br />
bildet die Grundlage der Realisierung (siehe auch Beitrag auf<br />
der Seite 16 ff.).<br />
Pumpwerk Kuhlenweg<br />
Das Pumpwerk aus dem Jahre 1963 am Kuhlenweg in Köln-<br />
Langel sichert die Entwässerung der Kölner Ortslagen von<br />
Worringen bis Merkenich und von Esch bis Langel. Zudem<br />
fl ießt auch das mechanisch und biologisch gereinigte Abwasser<br />
aus der Kläranlage Langel zu. Ein Neubau des Hochwasserpumpwerks<br />
unmittelbar am Hochwasserschutzdeich<br />
stellte bei einer Steigerung der Pumpenleistung von 3.500 l/s<br />
auf 5.000 l/s die wirtschaftlichste Lösung dar.<br />
• Einzugsgebiet: Kläranlage Langel<br />
• Gesamtförderleistung max.:<br />
5000 l/s (5 x 1000 l/s, 1 x 1000 l/s Reserve)<br />
• Investitionskosten: Bau: 7,9 Mio. €<br />
• Betrieb: ab 7,00 m KP<br />
• Inbetriebnahme: 2009<br />
Der architektonische Entwurf stammt vom Architektenbüro<br />
Piroeth. Die neue Fassade besteht aus um 15 Grad gedrehten<br />
Stahlrechteckprofilen, die das Gebäude sowie die<br />
Montageöffnungen umschließen. Durch die Stahllamellen<br />
erhält das Gebäude eine technische, durch die Bedruckung<br />
eine poetische Struktur. Dabei werden zwei Seiten mit einem<br />
Seerosenbild und die dritte Seite der Stahllamelle mit einer<br />
monochromen Farbe in Orange bedruckt. Das Gebäude hat<br />
dadurch zwei Oberflächen: von Westen nach Osten sieht man<br />
das Seerosenbild, von Osten nach Westen ein Gebäude in<br />
einer orangenen Farbigkeit. Die Fassade ist nicht statisch,<br />
sondern wird durch den Standpunkt des Betrachters verändert.<br />
Das Volumen des Gebäudes wird durch die Bedruckung<br />
thematisiert und in die Bewegung der Landschaft integriert.<br />
Pumpwerk Werthweg<br />
Im Vorfeld durchgeführte Untersuchungen zeigten, dass es<br />
wirtschaftlicher ist, das vorhandene, rund 50 Jahre alte Hochwasserpumpwerk<br />
sowie das in den ehemaligen Klärbecken<br />
provisorisch installierte Mischwasserpumpwerk aufzugeben<br />
und neu zu bauen. Auch die vorhandene Mischwasserbehandlungsanlage<br />
entsprach nicht mehr den anerkannten<br />
Regeln der Technik und musste aufgegeben werden. Um<br />
zukünftige Einzugsgebietsentwicklungen zu berücksichtigen,<br />
wurde die Schwelle des Stauraumüberlaufs so konstruiert,<br />
dass sie zur Aktivierung zusätzlichen Kanalstauraumvolumens<br />
angehoben werden kann. Dabei wurde der Neubau<br />
der Hochwasserdoppelschieberanlage erforderlich, um den<br />
Beckenüberlauf gegen eindringendes Rheinhochwasser zu<br />
sichern. Alle Anlagen wurden zu einem kompakten Betriebspunkt<br />
zusammengefasst.<br />
• Einzugsgebiet: Worringen, Roggendorf, Thenhoven<br />
• Gesamtförderleistung: MW – PW: 140 l/s (2 x 140 l/s, 2 x 50 l/s)<br />
(jeweils 1 Pumpe Reserve), HW – PW 5000l/s<br />
(1000 l/s Reserve)<br />
• Investitionskosten: Bau: 12,2 Mio. €<br />
• Betrieb: ab 5,00 m KP<br />
• Inbetriebnahme: Juni 2007<br />
162 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
Neben der Sicherstellung der Entwässerung und dem Hochwasserschutz<br />
galt die besondere Aufmerksamkeit der StEB<br />
auch der architektonischen Gestaltung des neuen Standorts.<br />
Ziel des Entwurfes des Architektenbüros Lepel & Lepel war,<br />
dass nahe dem Rheinufer gelegene Pumpwerk als gut sichtbare<br />
Landmarke so in die Uferlandschaft einzubetten, dass<br />
sich neben der ansprechenden Gestaltung auch die Bedeutung<br />
der unterirdischen Ingenieurbauwerke widerspiegelt. Die<br />
Konstruktion besteht im Wesentlichen aus Materialien, die im<br />
Landschaftsbau Anwendung fi nden. So wurden Gabbionen<br />
mit Grauwackefüllung, Holzverkleidungen aus Lärchenholz<br />
und eine extensive Dachbegrünung eingesetzt, wodurch<br />
eine harmonische Eingliederung in die Landschaft hergestellt<br />
wird.<br />
Pumpwerk Faulbach<br />
Mit dem Pumpwerk »Faulbach« in Köln–Mülheim entstand<br />
ein bisher einmaliges Bauwerk der StEB in Kombination eines<br />
Hochwasserpumpwerkes und eines aufgesattelten Turnhallenkomplexes<br />
auf dem Schulhof des Rheingymnasiums. Eine<br />
Erweiterung des Hochwasserschutzes auf 11,90m KP sowie<br />
die Verhinderung des Rückstaus durch das Faulbachprofil<br />
in tiefer liegende Gebiete und einer Überflutung in die angeschlossenen<br />
Kanalisationen von Poll bis Flittard wurden beim<br />
Bau berücksichtigt.<br />
• Einzugsgebiet: Vorfluter für Strunder Bach, Eggerbach, Flehbach<br />
• Art des Pumpwerks: Hochwasser-Pumpwerk<br />
• Gesamtförderleistung max.:<br />
6000 l/s (5 x 1200 l/s, 1 x 1200 l/s Reserve)<br />
• Investitionskosten: Bau: 6,00 Mio. €<br />
• Betrieb: ab 9,50 m KP<br />
• Inbetriebnahme: März 2006<br />
Nach verschiedenen Standortuntersuchungen zu beiden<br />
Projekten — den Neubau einer Turnhalle für die Grundschule<br />
Mülheimer Freiheit und den eines Hochwasserpumpwerkes<br />
für die StEB — entwickelte das Architektenbüro Schlösser<br />
& Kawamura gemeinsam mit den technischen Planern ein<br />
Konzept, um beide Bauaufgaben miteinander zu verknüpfen.<br />
Dabei wurde die Turnhalle auf den oberirdischen Teil des<br />
Pumpwerkes »aufgesattelt «. So entsteht die Möglichkeit,<br />
eine direkte Blickbeziehung zum Rhein herzustellen. Das Hallenfenster<br />
bildet als liegendes Format einen Landschaftsausschnitt,<br />
in dem Bepflanzung und Wasser die bestimmenden<br />
Elemente sind. Zudem wird der Verbrauch an wertvoller<br />
Schulhofffläche weitgehend reduziert.<br />
Fazit<br />
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass der Rat der<br />
Stadt Köln mit dem Hochwasserschutzkonzept bereits 1996
umfassend und weit reichend die Zielsetzung für einen ganzheitlichen<br />
Schutz des Stadtgebietes für ein mindestens 100jährliches<br />
Hochwasserereignis beschlossen hat. Der Schutz<br />
wird jedoch erst wirksam, wenn alle Maßnahmen tatsächlich<br />
umgesetzt sind. Dies ist für Ende 20<strong>08</strong> geplant. Während<br />
die Deiche, Hochwassermauern und mobilen Schutzanlagen<br />
am Rhein als mehr oder weniger sichtbare Schutzanlagen<br />
vor Überflutungen wahrgenommen werden können, sind<br />
die ebenso aufwendigen Schutzeinrichtungen zur Sicherstellung<br />
der Entwässerung im Überflutungsfall in der Regel<br />
nicht sichtbar. Eine Ausnahme bilden die hier vorgestellten<br />
Wasserwirtschaft im BDEW zur Mitteilung der EU-Kommission:<br />
Vergaberecht praxisorientiert gestalten<br />
Hochwasserpumpwerke, die das »Rückgrat« der Entwässerung<br />
im Hochwasserfall bilden. Insofern sind diese Anlagen<br />
als sichtbare Zeichen der ingenieurtechnischen Umsetzung<br />
des Hochwasserschutzkonzeptes in Köln ganz bewusst als<br />
deutlich wahrnehmbare Landmarken konzipiert.<br />
Hinweis der Redaktion:<br />
Diese Beiträge sind in der <strong>Zeitschrift</strong> "Kompetenz Wasser",<br />
Kölner Fachjournal der Stadtentwässerungsbetriebe Köln<br />
AöR, <strong>Heft</strong> 16 November 2007 erschienen. Wir danken für die<br />
freundliche Nachdruckgenehmigung. Die Redaktion.<br />
Brüsseler Vorgaben nicht kritiklos für Deutschland übernehmen/Überzogene Ausschreibungspflichten vermeiden<br />
„Die Bundesregierung sollte die teilweise stark überzogenen<br />
Vorgaben aus Brüssel nicht kritiklos akzeptieren.“ Das forderte<br />
der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft<br />
(BDEW), Berlin, in einer ersten Stellungnahme zur Mitteilung<br />
der Europäischen Kommission zum Vergaberecht für institutionalisierte<br />
öffentlich-private Partnerschaften. Die Kommission<br />
fordert darin, dass öffentlich-private Partnerschaften nur<br />
unter dem Vorbehalt einer öffentlichen Ausschreibung gegründet<br />
werden dürfen.<br />
„Bei der Umsetzung in deutsches Recht kommt es nun darauf<br />
an, den Gestaltungsspielraum kommunaler Unternehmen<br />
Das neue Linde SOLVOX ® -V-Verfahren<br />
zu erhalten“, forderte BDEW-Vizepräsident Peter Rebohle.<br />
Überzogene Ausschreibungspflichten könnten die Existenz<br />
der Unternehmen der Wasserwirtschaft gefährden. Besonders<br />
kritisch bewertet der BDEW, dass die neuen Vorgaben<br />
der Europäischen Kommission auch für bereits bestehende<br />
öffentlichrechtliche Partnerschaften gelten sollen. „Wenn die<br />
Ausschreibung bereits bei der Erweiterung des Aufgabengebietes<br />
eines Unternehmens Pflicht würde, wäre damit der unternehmerische<br />
Spielraum zu stark eingeengt. Das wäre ein<br />
Bremsklotz für die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen“,<br />
betonte Rebohle.<br />
Effizienter Einsatz von Sauerstoff bei der Abwasserbehandlung<br />
Der Einsatz wirtschaftlicher Umwelttechnologien wird im<br />
Zuge zunehmender Umweltbelastungen und der damit verbundenen<br />
Verschärfung behördlicher Auflagen immer zwingender.<br />
In der Abwasserbehandlung spielt in diesem Zusammenhang<br />
technischer Sauerstoff eine wesentliche Rolle.<br />
Entscheidend ist dabei ein möglichst effizienter Eintrag des<br />
Gases. Die Linde AG, Linde Gas Division, begegnet dieser<br />
Herausforderung mit neuen Lösungen. Insbesondere die<br />
neue Generation von Linde-Begasungsanlagen ermöglicht<br />
einen verbesserten Sauerstoff-Eintrag, z.B. bei der Spitzenabdeckung<br />
und der Stickstoff-Elimination in kommunalen und<br />
industriellen Kläranlagen.<br />
Mikroorganismen benötigen für die biologische Abwasserbehandlung<br />
bekanntermaßen Luft. Gelöster Sauerstoff ist damit<br />
eine notwendige Voraussetzung für solche aeroben Abbauprozesse.<br />
Die Aufgabe der Belüftungssysteme in einer Kläranlage<br />
ist es, die im Belebungsbecken vorhandene Biomasse<br />
— also die Mikroorganismen — unter allen Betriebsbedingungen<br />
ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. In vielen<br />
Fällen ist der Eintrag von Luftsauerstoff aber der limitierende<br />
Faktor für die Reinigungsleistung. Denn hohe Wassertem-<br />
peraturen, kritische Inhaltsstoffe und erhöhte Zulauffrachten<br />
lassen die konventionellen Belüftungssysteme schnell an ihre<br />
technischen und wirtschaftlichen Grenzen stoßen. Zudem<br />
treten häufig unangenehme Begleiterscheinungen wie Aerosole,<br />
Geruchsemissionen und Schaumbildung auf.<br />
Da sich die Eintragsleistung vorhandener Belüftungseinrichtungen<br />
nur in begrenztem Maße steigern lässt, sind bei einem<br />
Umbau oder bei Erweiterung einer Kläranlage oft sehr hohe<br />
Investitionskosten für weitere Belüftungsaggregate, Rohrleitungen,<br />
Armaturen und Belüftungselemente notwendig.<br />
Zusätzliche Betriebskosten für elektrische Energie kommen<br />
noch hinzu. Unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit wird der<br />
Einsatz von technischem Sauerstoff in der Abwasserbehandlung<br />
deshalb immer wichtiger.<br />
Neue Eintragssysteme für Sauerstoff<br />
Um einen ökonomischen Einsatz des Betriebsmittels Sauerstoff<br />
sicherzustellen, werden hohe Anforderungen an die<br />
Effizienz der Eintragssysteme gestellt. Durch konsequente<br />
Weiterentwicklung eigener Anlagen nach dem bewährten<br />
164 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
Bild 1: Funktionstest vor dem Absenken der Anlage<br />
Injektionsprinzip, konzipierte Linde eine neue Generation<br />
von Belüftungsanlagen: SOLVOX ® -V. Das System wurde<br />
inzwischen unter Betriebsbedingungen mit bestem Erfolg<br />
getestet.<br />
Wie die Vorgänger-Systeme auch, basiert das Funktionsprinzip<br />
auf dem schon lange bekannten Venturi-Effekt.<br />
Das Neue besteht nun in der Aufteilung des von einer<br />
Tauchmotorpumpe angesaugten Abwassers in vier gleiche<br />
Abwasserströme, die jeweils separat über dafür speziell<br />
konstruierten Zweistoffdüsen mit Sauerstoff angereichert<br />
werden (siehe Bild 1).<br />
Die Länge der Venturirohre wurde dabei so ausgelegt,<br />
dass bereits in den Rohren die maximal mögliche Sauerstoffanreicherung<br />
(abhängig vom Pumpendruck und der<br />
Eintragstiefe) erreicht wird. Zusammen mit diesem Kernstrahl<br />
wird das noch ungelöste, überschüssige Gas über<br />
die Mischrohre feinblasig in das Abwasser eingetragen,<br />
mit Umgebungsabwasser intensiv vermischt und beim<br />
Aufstieg weitestgehend gelöst. Mit diesem Gaseintrag in<br />
zwei Stufen werden somit optimale Sauerstoff-Ausnutzungsgrade<br />
bzw. Sauerstoff-Ertragswerte erreicht. Das<br />
SOLVOX ® -V-Verfahren erfüllt somit in hohem Maße alle<br />
Anforderungen, die an ein modernes Sauerstoffeintragssystem<br />
gestellt werden.<br />
Durch das schlammschonende Ansaugen des sauerstoffarmen<br />
Abwassers und der großflächigen Rückführung des<br />
mit Sauerstoff angereicherten Abwassers am Beckenboden<br />
(siehe Bild 2), eignet sich dieses Verfahren besonders<br />
für Belebungsanlagen mit niedrigen bis mittleren Wassertiefen.<br />
Bild 2: Blasenbild im Reinwasser<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 165
Vielfältige Einsatzgebiete<br />
Das SOLVOX ® -V-Begasungssystem ist sowohl für den kurzzeitigen,<br />
befristeten Einsatz als auch für den permanenten<br />
Betrieb als Einzel- oder Zusatzbegasung in vielfältigen Einsatzgebieten<br />
geeignet:<br />
• Kapazitätserweiterung: Der effizientere Einsatz von Sauerstoff<br />
erhöht die Kapazität vorhandener biologischer Reinigungsanlagen.<br />
• Spitzenabdeckung: Bei Bedarfsspitzen in kurzzeitig überlasteten<br />
Belebungsbecken deckt das Begasungssystem den<br />
zusätzlichen Sauerstoff-Bedarf.<br />
• Verfahrensumstellung auf Nitrifikation/Denitrifikation: Ältere<br />
Kläranlagen sind in der Regel noch nicht auf die heute geforderte<br />
Eliminierung von Stickstoff ausgelegt. Die gezielte<br />
Begasung mit reinem Sauerstoff erlaubt die Nitrifikation/Denitrifikation<br />
ohne Umbauten der bestehenden Infrastruktur.<br />
• Sauerstoffeintrag in Misch- und Ausgleichsbecken zur Geruchsvermeidung:<br />
Sauerstoffmangel ist der Hauptgrund für<br />
Geruchsemissionen. Die gezielte Zufuhr des reinen Gases<br />
bietet hier eine gleichermaßen rasche und wirtschaftliche<br />
Lösung.<br />
• Sauerstoffzusatzbegasung während Umbaumaßnahmen<br />
und Revisionsarbeiten: Bei kurzfristig eingeschränkter<br />
Leistungsfähigkeit der Kläranlage gleicht zusätzliche Sauerstoff-Begasung<br />
das Defizit aus und gewährleistet einen<br />
gleichbleibend hohen Reinigungsgrad.<br />
166 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong><br />
Fazit<br />
Der Eintrag von reinem Sauerstoff nach dem neuen Linde<br />
SOLVOX ® -V-Verfahren leistet einen wesentlichen Beitrag zur<br />
Steigerung der Reinigungsleistung, Erhöhung der Prozessstabilität<br />
und Verbesserung der Betriebssicherheit der Kläranlagen.<br />
Vorhandene Belüftungsanlagen können dabei im<br />
optimalen Bereich genutzt werden.<br />
Weitere Informationen im Internet: www.linde-gas.de.<br />
Hohe Teilnehmerquote am Benchmarking-Projekt Abwasser in NRW<br />
Anmeldefrist zur Teilnahme auf Wunsch vieler Unternehmen verlängert<br />
Das landesweite Projekt Abwasser Benchmarking NRW, das<br />
Ende 2007 gestartet ist, stößt bei den Betreibern von Abwasseranlagen<br />
auf sehr großes Interesse. Bis Mitte Februar haben<br />
sich rund 100 Betreiber von Abwasseranlagen angemeldet.<br />
Die Initiatoren des Benchmarking Abwasser Projektes in<br />
NRW, die kommunalen Spitzenverbände, die Arbeitsgemeinschaft<br />
der Wasserwirtschaftsverbände in NRW (agw) sowie<br />
die deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser<br />
und Abfall im Landesverband NRW begrüßen das große Interesse<br />
der Abwasserbetriebe in NRW an diesem freiwilligen<br />
Benchmarking Projekt. Die außerordentlich hohe Teilnehmerquote<br />
garantiert dem Projekt eine sehr hohe Aussagekraft zur<br />
Leistungsfähigkeit der Abwasserbranche in NRW und für die<br />
Teilnehmer eine zuverlässige Vergleichsbasis und einen hohen<br />
einzelbetrieblichen Nutzen.<br />
Da die Forderung nach Einführung des gesplitteten Gebührenmaßstabes<br />
für Abwasser bei den Kommunen derzeit<br />
große Personalressourcen bindet, äußerten viele Betreiber<br />
den Wunsch, die Fristen zur Anmeldung und Datenerhebung<br />
für das Projekt Abwasser Benchmarking NRW zu verlängern.<br />
Unternehmen, die bis Ende April die geforderten Daten für die<br />
Erhebungsbögen liefern können, können auch jetzt noch in<br />
das Projekt einsteigen.<br />
Die Teilnehmerzahl macht deutlich, dass die Abwasserbetriebe<br />
in Nordrhein-Westfalen den Vergleich mit anderen Unternehmen<br />
der Branche nicht scheuen und ein großes Interesse<br />
haben, Optimierungspotenziale im eigenen Betrieb zu<br />
erschließen und gleichzeitig eine seriöse und aussagekräftige<br />
Standortbestimmung für das Unternehmen sowie für die<br />
gesamte Abwasserbranche vorzunehmen. Ziel ist dabei, das<br />
bereits erreichte hohe Qualitätsniveau auch weiterhin kontinuierlich<br />
zu steigern.<br />
Aktuelle Informationen zum Projektstand und zur Beteiligung<br />
sind im Internet unter www.abwasserbenchmarking-nrw.de<br />
veröffentlicht.
Optimale Mechanische und Thermische Schlamm-Behandlung<br />
Weltweit erprobte Systeme von der Entwässerung bis zur thermischen Verwertung<br />
Doris Thamer, Josef Haintz, Rainer Prader, Johannes Kappel<br />
Kommunen und zahlreiche Industrieunternehmen wollen und<br />
können beim Schlamm keine Umweltrisiken mehr eingehen.<br />
Gefragt sind daher Schlammbehandlungstechnologien, die<br />
maßgeschneiderte und sichere Lösungen zur Wiederverwertung<br />
von Schlamm und insbesondere zur Rückgewinnung<br />
von sekundären Energiequellen bieten. Ein von der<br />
Andritz-Umwelttechnologie durchgeführter Technologievergleich<br />
zeigt die Vor- und Nachteile der einzelnen Systeme<br />
für Mechanische und Thermische Schlammbehandlung auf.<br />
Mechanische Entwässerung mittels Filterpressen, Zentrifugen<br />
oder Kammerfilterpressen bildet die Voraussetzung für<br />
die Schlammtrocknung, die Klärschlamm in ein lager-, riesel-<br />
und leicht transportfähiges sowie geruchsarmes Produkt<br />
umwandelt, für das alle Verwertungswege offen stehen. Die<br />
drei Andritz Trockner-Typen sind Band-, Trommel- und Wirbelschichttrockner.<br />
Optimaler Entwässerungsprozess<br />
Nicht jedes Entwässerungssystem ist für jeden Anwendungsfall<br />
gleich gut geeignet. Neben den Investitionskosten ist vor<br />
allem eine gesamtbetriebliche Kostenrechnung unumgänglich.<br />
Einsatzdauer, Anlagendurchsatz und individuelle Entsorgungskonzepte<br />
spielen dabei ebenso eine Rolle wie Infrastruktur,<br />
Serviceleistungen des Herstellers oder Verfügbarkeit<br />
von qualifiziertem Betriebs- und Wartungspersonal.<br />
Physikalische Randbedingungen<br />
Die Trennfähigkeit von Klärschlamm/Wasser hängt nicht nur<br />
von der Art des Schlammes ab (Faul-, Roh-, Überschluss-<br />
Schlamm, Schlamm aus industriellen Prozessen etc.), sondern<br />
auch von der Verteilung des Wassers und damit von der<br />
Struktur und dem Aufbau der Feststoffe (Feststoffkonzentration,<br />
Partikelgrößenverteilung), dem organischen Anteil und<br />
der Zellkonzentration [1].<br />
Die verschiedenen Wasseranteile in einer Klärschlammsuspension<br />
können wie folgt charakterisiert werden [2]:<br />
• freies Wasser, das keine Bindung an Schlammpartikel besitzt;<br />
• Zwischenraumwasser, das durch Kapillarkräfte zwischen<br />
den Klärschlammpartikeln in der Flocke gehalten wird;<br />
• durch Adhäsionskräfte gebundenes Oberflächenwasser;<br />
• Zellinnenwasser.<br />
Der freie Wasseranteil stellt den größten Wasseranteil dar.<br />
Dieser ist durch die Aufbringung mechanischer Kräfte entfernbar.<br />
Typischerweise bewegt sich der freie Wasseranteil z.B.<br />
für Klärschlamm zwischen 18-32% und stellt die praktische<br />
Grenze der mechanischen Entwässerung dar. Für die Praxis<br />
bedeutet dies, dass für unterschiedliche Klärschlämme selbst<br />
bei optimaler Wahl des Entwässerungsaggregates und des<br />
Flockungsmittels die erzielbaren Trockengehalte nach einem<br />
mechanischen Entwässerungsprozess im Bereich von 18-32<br />
% liegen. Wie nahe eine mechanische Entwässerung dem<br />
theoretischen Wert nahe kommen kann, hängt vom gewählten<br />
Verfahren ab.<br />
Auswahl des Entwässerungssystems<br />
Systemvergleich Schlammentwässerungsaggregate<br />
Siebbandpresse Power Press E: 1500 mm Arbeitsbreite,<br />
bestehend aus Vorseihzone, Entwässerungskeil und sieben<br />
Zugwalzen<br />
Welches Aggregat für den jeweiligen Anwendungsfall gewählt<br />
wird, muss mit den jeweiligen Bedürfnissen des Anwenders<br />
abgestimmt werden. Technologisch können diese Anlagen<br />
durch die Art der Kraftaufbringung unterschieden werden:<br />
Siebbandpressen, Zentrifugen und Kammerfilterpressen.<br />
Die folgende Tabelle stellt die unterschiedlichen Systeme<br />
gegenüber (Anwendungsfall: Faulschlamm rd. 40m3/h; 3%<br />
Eingangstrockengehalt, 1200 kg DS/h, OTS rd. 67%, 8000<br />
Betriebsstunden/Jahr):<br />
Der Vorteil der Siebbandpresse liegt in den geringen Investitionskosten<br />
bei geringen Durchsätzen. Allerdings ist der<br />
Durchsatz pro Aggregat geringer als bei den beiden anderen<br />
Maschinelle Entwässerung Siebbandpresse Zentrifuge Kammerfilterpresse<br />
Investitionsbetrag 100% 120% 180%<br />
Nutzungsdauer 10 Jahre 20 Jahre 30 Jahre<br />
Betriebsweise kontinuierlich kontinuierlich diskontinuierlich<br />
Polymerverbrauch 100% 120% 95%<br />
Leistungsbedarf (in kw/m³) 0,10 0,5 0,3<br />
Feststoff-Austrag 21-25% 24-28% 26-30%<br />
Schlammkuchenanfall pro Jahr 100% 88% 82%<br />
168 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
Seitenholm-Filterpresse mit vollautomatischer Abschabeund<br />
Waschvorrichtung<br />
Systemen, sodass eine 2-Linienlösung erforderlich werden<br />
kann, was den Investitionskostenvorteil verringern würde.<br />
Da die Entwässerung sehr schonend erfolgt, ist der Flockungsmittel-<br />
und Energiebedarf gering. Die Nachteile einer<br />
Siebbandpresse liegen im geringen Endtrockengehalt und<br />
im offenen System. Anwendung fi ndet die Siebbandpresse<br />
hauptsächlich bei geringem Schlammanfall sowie in Ländern<br />
mit Engpässen bei der Versorgung mit elektrischer Energie<br />
oder Chemikalien und in Ländern mit fehlender Infrastruktur<br />
zur Wartung von schnell rotierenden Maschinen.<br />
Da die Kosten für die Schlammentsorgung in den vergangenen<br />
Jahren sehr stark angestiegen sind, ist die Zentrifuge aktuell<br />
das am häufigsten eingesetzte Aggregat. Die geringeren<br />
Schlammgewichte machen den etwas höheren Energie- und<br />
Polymerverbrauch mehr als wett. Zusätzlich handelt es sich<br />
um ein vollkommen geschlossenes, kontinuierlich arbeitendes<br />
System.<br />
Die Filterpresse hat in der vollautomatischen Ausführung die<br />
höchsten Investitionskosten. Sie wird aber auch heute noch<br />
für sehr kleine Schlammmengen in manueller Ausführung eingesetzt<br />
und bietet ein gutes Preis- Leistungsverhältnis. Der<br />
Haupt-Anwendungsbereich liegt jedoch in der Entwässerung<br />
von schwierigen Schlämmen, wie bei der Trinkwasseraufbereitung<br />
oder in Industriebetrieben. Die große Entwässerungsfl<br />
äche von oft mehreren hundert Quadratmetern und der hohe<br />
Zentrifuge mit 700 mm Trommeldurchmesser (Langversion)<br />
und einer Schleuderzahl von 3056 g<br />
Druck sichern einen optimalen Trockengehalt. Weiters besteht<br />
die Möglichkeit, in Industrieschlämmen eventuell vorhandene<br />
Restchemikalien auszuwaschen. Durch die zusätzliche Investition<br />
in eine Schabevorrichtung kann sichergestellt werden,<br />
dass auch klebrige Kuchen vollautomatisch ausgetragen<br />
werden können. Niedriger Energie- und Polymerverbrauch<br />
sind weitere Stärken der Filterpresse, Nachteile sind die offene<br />
Bauart und die diskontinuierliche Arbeitsweise.<br />
Für jede Schlammqualität das richtige<br />
thermische Verfahren<br />
Kritisch für die Trocknung können starke Änderungen im<br />
Asche-, Faser-, Fremdteile- und Trockengehalt des Klärschlammes<br />
sein. Bandtrockner besitzen, wenn sie über eine<br />
geeignete Aufgabe- und Verteilvorrichtung verfügen, den<br />
breitesten Anwendungsbereich. Da das Trockengut während<br />
der Trocknung keiner mechanischen Beanspruchung ausgesetzt<br />
wird, ist es von geringem Einfluss, ob die Schlämme<br />
stark klebrig sind oder zu einem Großteil aus Mineralstoffen<br />
bestehen.<br />
Trommel- und Wirbelschichttrockner können, sofern sie<br />
über ein Rückmischsystem mit bereits getrocknetem Granulat<br />
verfügen, schwankende Wassergehalte im entwässerten<br />
Klärschlammkuchen gut ausgleichen. Ein spezielles Regelsystem<br />
beim Trommeltrockner stellt einen konstanten Mischtrockengehalt<br />
am Trockenereintritt sicher. Bei der Wirbelschichttrocknung<br />
wird der entwässerte Schlamm mit einer speziellen<br />
Eintragsvorrichtung direkt dem Wirbelbett zugeführt.<br />
Geht es darum, eine möglichst große Bandbreite von Schlämmen<br />
mit unterschiedlicher Zusammensetzung bzw. Herkunft<br />
zu verarbeiten, so verfügt die Band- und Trommeltrocknung<br />
gegenüber der Wirbelschicht Vorteile, da das Granulat in der<br />
Trommel einer geringeren mechanischen Beanspruchung<br />
ausgesetzt wird. Die Trommeltrocknung ist also weniger auf<br />
„klebende“ Schlammbestandteile angewiesen.<br />
Nutzbarkeit der Energiequellen<br />
Trommeltrocknungsanlage<br />
für Klärschlamm<br />
in Paris, Frankreich<br />
Ideal geeignet für alle Formen von Primär- und Sekundärenergiequellen<br />
ist der Bandtrockner. Aufgrund seiner niedrigen<br />
Betriebstemperatur ist er in der Lage, auch Abwärme im Be-<br />
170 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
eich von 80-150°C (Prozessabgase,<br />
Heißwasser oder<br />
Niederdruckdampf) direkt<br />
oder als Sekundärenergiequelle<br />
zu nutzen.<br />
Der Trommeltrockner arbeitet<br />
mit Eintrittstemperaturen<br />
von mehr als 400°C und ist<br />
daher am wirtschaftlichsten<br />
in der Bauform eines direkt<br />
befeuerten Trockners; dazu<br />
kann neben Öl, Bio- oder<br />
Erdgas auch fallweise Abgas<br />
eines BHKW verwendet<br />
werden. Er eignet sich daher<br />
vor allem für den Einsatz in<br />
Kläranlagen, wo häufig aus<br />
der Faulung gewonnenes<br />
Biogas als preiswerte Energiequelle<br />
genutzt werden<br />
kann.<br />
Wirbelschichttrockner können<br />
mit wesentlich nied-<br />
Bandtrockner für Klärschlamm in Elgg, Schweiz<br />
rigerenTrockner-Temperaturen arbeiten und benötigen<br />
ein Energieträgermedium wie Mitteldruckdampf oder Thermoöl. Bei industriellen<br />
Anlagen steht auch oft ausreichend Mitteldruckdampf zur Verfügung, sodass für<br />
die Wärmeerzeugung keine zusätzlichen Investitionskosten erforderlich sind.<br />
Betriebliche Anforderungen<br />
Während der Bandtrockner im Klärschlammbereich für kleine Anlagenleistungen<br />
(bis etwa 8 t/h Wasserverdampfung pro Linie) das Haupteinsatzgebiet hat, können<br />
Trommel- und insbesondere Wirbelschichttrockner bei hohen Leistungen (bis<br />
etwa 12 t/h Wasserverdampfung pro Linie) den Economy of Scale-Vorteil ausspielen.<br />
Durch seine einfache Regelung ist der Bandtrockner äußerst fl exibel im<br />
Teillastbetrieb. Trommel- und Wirbelschichttrockner sind in ihrem Regelbereich<br />
etwas mehr eingeschränkt.<br />
Alle drei Systeme können indirekt beheizt werden, wobei Trommel- und Bandtrockner<br />
auch mit einer direkten Wärmeversorgung mittels Rauch- oder Prozessgasen<br />
ausgerüstet werden können.<br />
Alle drei Anlagenkonzepte sind in der Lage, schwankende TS-Gehalte in der<br />
Schlammzuführung auszuregeln. Der Betrieb ohne ständige Aufsicht und das<br />
vollautomatische An- und Abfahren gehören bei allen diesen Trocknern ebenso<br />
zum Standard wie ein modernes Sicherheitskonzept, das auch den Anforderungen<br />
an den Explosionsschutz genügt (ATEX-Richtlinien).<br />
Bei geringen Verdampfungsleistungen hat der Bandtrockner den geringsten Platzbedarf.<br />
Die erforderliche Fläche für diesen Trockner-Typ steigt in etwa linear mit<br />
der Trocknungsleistung, sofern man nicht Mehr-Etagen-Trockner einsetzt. Beim<br />
Wirbelschicht- und Trommeltrockner steigt der Platzbedarf in geringerem Maß, da<br />
hier das Volumen des Trockners die Auslegungskenngröße darstellt.<br />
Die Qualität des Granulats<br />
Die Anforderung an die Produktqualität hängt vom Anwendungsfall ab und betrifft<br />
im Wesentlichen folgende Faktoren:<br />
• Hygienisierung,<br />
• Granulatqualität,<br />
• Staubgehalt des Produktes,<br />
• Vermeidung von Überhitzung und damit Geruchsbildung.<br />
Eine gesicherte Hygienisierung des Klärschlammes wird bei der Trommel- und<br />
Wirbelschichttrocknung mit Rückmischverfahren systembedingt erzielt, da man<br />
Kommunalwirtschaft 02/20<strong>08</strong> 171
Auf einen Blick: Schlammtrocknungstechnologien im Vergleich<br />
Andritz Trocknungssystem DDS BDS FDS<br />
Trommeltrocknung Bandtrocknung Wirbelschichttrocknung<br />
Prinzip konvektiv konvektiv konvektiv<br />
Trocknungstemperatur 90°C 70 °C 80 °C<br />
an Granulatoberfläche<br />
Schlammeintrag Über Monopumpe, rezirkuliertes Schlamm und Rückmischgranulat Direkter Schlammeintrag mittels<br />
Material mit Schneckenförderer mit Schneckenförderer in Mischer Monopumpe über Eintragsvorrichtung<br />
in Mischer zur Granulatbildung. zur Granulatbildung. in die Wirbelschicht.<br />
Verarbeitung variabler Durch patentierte Rückmischregelung Durch patentierte Rückmischregelung Ideal für möglichst homogene<br />
Schlammqualitäten große Flexibilität; Vorteil hoher große Flexibilität; keine mechanische Schlammbeschaffenheit, beschränkt<br />
Granulathärte und Dichte. Beanspruchung der Schlammpartikel geeignet für extrem niedrige<br />
während der Trocknung, vergleichs- Organik- und sehr hohe Faseranteile.<br />
weise unempfindlichgegenüber<br />
Grobteilen, Kunststoffen und Haaren.<br />
Heizmedium Rauchgas 350 - 600°C Heißluft >160°C Thermoöl 250/220°C (130°C)<br />
Thermoöl >200°C Dampf >6 bar<br />
Heißwasser >150°C<br />
Energiequellen Abwärme von BHKW, wenn Abwärme von BHKWS's, Heißwasser Erdgas, Biogas in Verbindung mit<br />
Abgastemperatur > 400°C 100°C-150°C, Erdgas, Biogas in Dampferzeuger, Thermoölkreislauf,<br />
Erdgas, Biogas, LPG. Verbindung mit Dampferzeuger, Abwärme - Rauchgas von Zementöfen,<br />
Thermoölkreislauf, Prozessdampf. BHKW - Prozessdampf.<br />
Trocknerbetriebsweise (Kontakt direkt oder indirekt direkt oder indirekt indirekt<br />
Heizmediums mit Klärschlamm)<br />
Betriebliche Wasserverdampfung: 3,0-12 t/h Wasserverdampfung: 0,5-8,0 t/h Wasserverdampfung: 3,0-10 t/h<br />
Anforderungen Teillastbetrieb: 40-100% Teillastbetrieb: 20-100% Teillastbetrieb: 30-100%<br />
Volltrocknung bis 96% TS Teil- und Volltrocknung bis 94% TS Volltrocknung bis 98% TS<br />
- Automatischer Anlagenbetrieb - Automatischer Anlagenbetrieb - Automatischer Anlagenbetrieb<br />
- Automatisches Ausregeln von - Automatisches Ausregeln von - Automatisches Ausregeln von<br />
schwankenden Schlammeigenschaften schwankenden Schlammeigenschaften schwankenden Schlammeigenschaften<br />
- Installation auf einer Ebene möglich. - Ähnlich DDS, jedoch weniger<br />
- Kompakte Bauweise, mehrgeschossig. Flächenbedarf.<br />
Produktqualität - Granulat 1-4 mm - Granulat 1-8 mm - Granulat 1-4 mm<br />
- Kugelförmig, sehr druckstabil - Weniger einheitliche Form und Größe - Uneinheitliche, rauhe Oberfläche<br />
mit engem Kornspektrum - Etwas höherer Feinkornanteil als DDS - Etwas höherer Feinkornanteil als DDS<br />
- und hoher Dichte - > 90 % DS - > 90 % DS<br />
- Minimaler Staubanteil - Gesicherte Hygienisierung durch - Hygienisierung durch lange<br />
- > 90 % DS verlängerte Trocknungszone. Verweilzeit und Regelung der<br />
- Gesicherte Hygienisierung. Trockneraustrittstemperatur.<br />
Sicherheitstechnik Gemäß Sicherheitsanalyse nach Gemäß Sicherheitsanalyse nach Gemäß Sicherheitsanalyse<br />
(Explosions-, Brand- und EN 1050; Konformität mit EN 1050; Konformität mit nach EN 1050; Konformität<br />
Personenschutz) 98/37 EG und 94/9 EG (CE + ATEX); 98/37 EG und 94/9 EG (CE + ATEX); mit 98/37 EG und 94/9 EG<br />
Inertisierung des Trocknungskreislaufs keine Inertisierung des Trocknungs- (CE + ATEX); Inertisierung<br />
durch Rauchgase gewährleistet; bereiches und kein konstruktiver des gesamten Trocknungsbereiches<br />
konstruktiver Explosionsschutz für Explosionsschutz aufgrund bis einschließlich Produktsilo<br />
periphere Anlagenteile. Niedertemperaturbetrieb. durch Rauchgase bzw. sauerstoffarme<br />
Trocknungsgase gewährleistet.<br />
Emissionen - Abluftbehandlung mittels Nasswäscher - Abluftbehandlung mit z.B Nasswäscher - Abluftbehandlung mittels Biofilter,<br />
- Gas in Kombination mit Biofilter oder - Abluftmengen > 10.000 m³/h Wäscher<br />
- Wasser Nachverbrennung - Wasserfreier Betrieb durch Sättigung - Abluftmengen < 300 m³/h<br />
- Staub - Abluftmengen < 10.000 m³/h der Abluft möglich - Kondensat + Make up Wasser<br />
- Kondensat entsprechend Verd.- - Unterdruck bei geschlossener - Überdruck bei geschlossener<br />
Leistung Prozessführung Prozessführung<br />
- Unterdruck bei geschlossener - Aspiration produktführender Aggregate<br />
Prozessführung<br />
- Aspiration produktführender Aggregate<br />
172 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
mit kontrollierten Granulatdurchmessern und Verweilzeiten arbeitet. Die Hygienisierung<br />
ist hingegen beim Bandtrockner nicht systembedingt, sie kann jedoch<br />
durch eine gezielte Ausführung und Verweilzeit in der Trocknungszone erreicht<br />
werden.<br />
Beste Granulatqualität in Bezug auf ein gleichförmiges, körniges und weitgehend<br />
staubfreies Endprodukt liefert der Trommeltrockner. Der Bandtrockner besitzt<br />
ein breiteres Kornspektrum mit etwas höherem Grob- und Feinkornanteil. Der<br />
Wirbelschichttrockner produziert aufgrund der direkten Schlammzuführung ein<br />
gegenüber dem Trommeltrockner kleineres Granulat mit etwas höherem Feinkornanteil.<br />
Der Aufwand für die Rückmischung reduziert sich nur auf den Staubanteil,<br />
der mit einem Teil des Frischschlammes zu Granulat verarbeitet und dem<br />
Trockner zugeführt wird.<br />
Da alle drei Systeme Konvektionstrockner sind, wird das Material nicht überhitzt.<br />
Trotz der hohen Eintrittstemperaturen gilt dies auch für die Trommeltrocknung,<br />
da durch die Verdunstungskühlung der hier noch feuchten Partikel das Granulat<br />
nur auf die sogenannte Kühlgrenztemperatur aufgeheizt wird und es daher zu<br />
keiner Überhitzung kommt, die wiederum zu erhöhter Geruchsbildung führt.<br />
Emissionen durch den Trocknungsprozess<br />
Wirbelschicht-<br />
Trocknungsanlage<br />
für Klärschlamm<br />
in Beverwijk,<br />
Niederlande<br />
Fotos: Andritz<br />
Gerüche sind bei Klärschlamm nicht vermeidbar. Damit ist in allen Trocknungsanlagen<br />
eine entsprechende Abluftbehandlung vorzusehen. Die Intensität der<br />
Gerüche ist neben der Schlammbeschaffenheit von der Temperatur bei der<br />
Trocknung abhängig. Da alle drei Systeme schonend trocknen, ist die Geruchsbelastung<br />
ähnlich. Die Trocknungsabluftmengen sind bei indirekten Systemen<br />
(alle drei Trockner-Typen können indirekt ausgeführt werden) sehr gering, sodass<br />
oft die Möglichkeit genutzt wird, diese einem Brenner als Verbrennungsluft zuzuführen.<br />
Bei direkt beheizten Systemen (Band- und Trommeltrockner können<br />
so ausgeführt werden) erhöht sich die Abluftmenge um die zugeführte Rauchgasmenge,<br />
was zu etwas höheren Kosten bei der Abluftreinigungsanlage führt.<br />
Die Technik der Abluftreinigung ist seit langem erprobt und besteht meist aus<br />
Nasswäschern (fallweise mit Chemikalienzugabe) und nachgeschaltetem Biofilter<br />
oder einer thermischen Nachverbrennung.<br />
Das Abwasser aus der Trocknungsanlage besteht im Wesentlichen aus dem<br />
verdampften Wasser, das dem Klärschlamm entzogen wurde. Sowohl die Mengen<br />
als auch die Beladungen sind so niedrig, dass sie ohne Probleme in die<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 173
Klärbecken rückgeführt werden können. Der Bandtrockner<br />
bietet darüber hinaus die Möglichkeit eines abwasserfreien<br />
Betriebs, indem die Trocknerabluft - ohne vorgeschalteten<br />
Kondenser - gesättigt über den Biofilter ausgetragen wird.<br />
Aufwand für Sicherheitstechnik<br />
Die sicherheitstechnischen Anforderungen sind in der Maschinensicherheitsrichtlinie<br />
sowie den entsprechenden Normen<br />
und Verordnungen festgehalten. Darüber hinaus müssen<br />
alle sicherheitsrelevanten Vorfälle im Bereich der Trocknungstechnik<br />
und der Stand der Technik insbesondere der EU-<br />
Richtlinien 94/9/EG (für den Hersteller und Anlagebauer) und<br />
1999/92/EG (für den Betreiber) zur Vermeidung von Explosionen<br />
und Bränden berücksichtigt werden (ATEX-Richtlinien).<br />
Durch die Betriebsweise im inerten Bereich, die niedrigen<br />
Trocknungstemperaturen, den Einsatz von konstruktivem<br />
Explosionsschutz, die Vermeidung von Zündquellen und die<br />
hohen Staubkonzentrationen entsprechen alle drei Trockner-<br />
Systeme diesen Anforderungen. Wesentliches Augenmerk ist<br />
auf Schulung und Qualifikation des Bedienpersonals sowie<br />
den sicheren Betrieb zu legen - die Erfahrung zeigt, dass vor<br />
allem hier die Ursachen von Fehlfunktionen, Bränden oder<br />
Explosionen liegen.<br />
Literaturhinweise:<br />
[1] Kopp, J, 2002: Wasseranteile in Schlammsuspensionen, KA-07/2002<br />
[2] Koop, J, 2002: Grenze der maschinellen Entwässerung<br />
Besuchen Sie uns auf der IFAT in München vom 5.-9. Mai<br />
20<strong>08</strong> am Messestand Nr. 127/230 in der Halle A2 und bei<br />
unseren Vorträgen im Zuge der Ausstellerforen „Wasser und<br />
Abwasser“ am 5., 6. und 7. Mai 20<strong>08</strong> in der Halle A4.<br />
Eine runde Sache – Großprofil in Bergheim erfolgreich saniert<br />
Betonsammler mit Schlauchliner ausgekleidet<br />
In Bergheim-Hüchelhoven musste ein rund 50 Jahre alter Betonsammler<br />
DN 1500 saniert werden. Um die Beeinträchtigung<br />
der Anwohner möglichst gering zu halten, entschieden<br />
sich die Stadtwerke Bergheim als Auftraggeber der Baumaßnahme<br />
für eine grabenlose Sanierung mittels Schlauchliner.<br />
Hierfür galt es, besondere logistische Herausforderungen zu<br />
meistern.<br />
Die Stadt Bergheim liegt ca. 20 km westlich der Rheinmetropole<br />
Köln in Nordrhein-Westfalen. Die Kreisstadt des Rhein-<br />
Erft-Kreises verfügt über ein rund 290 km langes Kanalnetz<br />
für dessen Überwachung und Erhalt die Stadtwerke Bergheim<br />
im Auftrag der Stadt Bergheim<br />
verantwortlich zeichnen.<br />
Abwassernetze unterliegen in NRW der Selbstüberwachungsverordnung<br />
Kanal (SüwVKan). Die SüwVKan verpflichtet die<br />
Kanalnetzbetreiber zur Eigenkontrolle ihrer Anlagen. Dies bedeutet<br />
für alle öffentlichen Netze sowie für eine Vielzahl in-<br />
In Bergheim-Hüchelhoven musste ein rund 50 Jahre alter<br />
Betonsammler DN 1500 saniert werden. Um die Beeinträchtigung<br />
der Anwohner möglichst gering zu halten, entschied<br />
man sich für eine grabenlose Sanierung mittels Schlauchliner<br />
dustrieller Liegenschaften, dass der Netzbetreiber die Kanalisationsnetze<br />
regelmäßig auf Zustand und Funktionsfähigkeit<br />
hin zu überwachen hat. Kanäle einschließlich der Anschlusseinbindungen<br />
sind binnen 10 Jahren optisch zu untersuchen,<br />
d.h. durch Kanal-TV-Untersuchung oder durch Begehung.<br />
Zum 31.12.2005 endete die im Rahmen der SüwVKan vorgeschriebene<br />
Frist zur Erstinspektion. Die Überwachung gilt für<br />
die Kanäle selbst, aber auch für alle Schächte und sonstigen<br />
Bauwerke des Systems.<br />
Von den Stadtwerken Bergheim wird der bis 2005 im Rahmen<br />
der SüwVKan ermittelte Sanierungsbedarf für das städtische<br />
Kanalnetz hinsichtlich seiner Dringlichkeit sukzessive abgearbeitet.<br />
So ergab sich für den rund 50 Jahre alten Betonsammler<br />
im Ortsteil Hüchelhoven – ein Kreisprofil DN 1500–<br />
ein umfangreicher Sanierungsbedarf. Die zu sanierenden<br />
beiden Haltungen von 178 m und 138 m befinden sich im<br />
Holbeinweg und in der Strasse Unter den Ulmen. Auf dieser<br />
Sanierungsstrecke befinden sich 41 Hausanschlüsse, die<br />
nach erfolgreicher Sanierung mittels Hutprofiltechnik wieder<br />
in den Kanal einzubinden sind. Der Betonsammler weist über<br />
die gesamte Länge des Leistungsbereichs folgende Schadensbilder<br />
auf:<br />
• Längsrisse, jedoch ohne fehlende Wandungsteile<br />
• leichte Verformungen bis 3 %<br />
• Schadhafte Anbindungen.<br />
Die Firma Sanders Tiefbau GmbH u. Co KG wurden von den<br />
Stadtwerken Bergheim mit der Durchführung dieser Sanierungsmaßnahme<br />
beauftragt. Aufgrund der beengten Platzverhältnisse<br />
in dem dicht besiedelten Wohngebiet kam als<br />
beste Lösung eine grabenlose Sanierung mittels Inliner in<br />
Frage. Somit konnte die Bauzeit gegenüber der offenen Bauweise<br />
wesentlich reduziert werden, so dass es im Zuge der<br />
Baumaßnahme nur während der Inversionsphase des Inliners<br />
zu sehr kurzfristigen Beeinträchtigungen der Anwohner kam.<br />
Nach Auswertung der wichtigsten technischen und wirtschaftlichen<br />
Kenndaten erhielten die Insituform Rohrsanierungstechniken<br />
GmbH den Auftrag zur Sanierung der beiden<br />
überdurchschnittlich langen Haltungen. Das Insituform-Ver-<br />
174 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
fahren verfügt u.a. über die Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung<br />
des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt), über<br />
ein RAL-Gütezeichen 961 der Gütegemeinschaft Güteschutz<br />
Kanalbau sowie über eine Zulassung zum Fachbetrieb Abwassertechnik<br />
und ist für die Sanierung von Großprofilen in<br />
besonderer Weise geeignet. Die Stadtwerke Bergheim können<br />
bereits auf eine langjährige gute Zusammenarbeit mit<br />
dem Sanierungsspezialisten aus Röthenbach zurückblicken,<br />
in deren Verlauf bereits sehr schwierige Projekte mit ausgezeichneten<br />
qualitativen Eckdaten zusammen abgearbeitet<br />
werden konnten.<br />
Sanierungsverfahren<br />
Mit dem Insituform-Schlauchlining Verfahren können nahezu<br />
alle Profile (Kreis-, Ei- und Sonderprofile) und Nennweiten<br />
(DN 100 bis DN 2000) grabenlos saniert werden. Die Inversionstechnik<br />
ermöglicht das Durchfahren mehrerer hintereinander<br />
liegender Haltungen, auch mit unterschiedlichen Dimensionen.<br />
Als Schlauchträger wurde für die Sanierungsarbeiten in Bergheim<br />
ein Polyester-Nadelfilz verwendet. Dieser wird auf den<br />
Innendurchmesser der zu sanierenden Kanalhaltung mit einer<br />
nach statischer Berechnung festgelegten Wanddicke gefertigt.<br />
Das Verfahren ermöglicht die Herstellung von Wanddicken<br />
zwischen 3 mm und 50 mm. In Bergheim kann dem zu<br />
sanierenden Betonrohr aufgrund der vorliegenden Schadensbilder<br />
gemäß ATV Arbeitsblatt 127, Teil 2 „Statische Berechnung<br />
zur Sanierung von Abwasserkanälen und –leitungen mit<br />
Lining- und Montageverfahren“ der Altrohrzustand II zugeordnet<br />
werden. D.h. das Altrohr-Bodensystem ist allein tragfähig.<br />
Es liegen jedoch Längsrisse mit geringer Rohrverformung vor.<br />
Mobilkran, Inversionsturm und Sattelauflieger: Eine besondere<br />
Herausforderung logistischer Natur bestand in der Koordination<br />
zahlreicher Schwertransporte in dem relativ beengten<br />
Baustellenbereich<br />
Somit musste die statisch erforderliche Wanddicke bei dieser<br />
Sanierungsmaßnahme 21 mm betragen.<br />
Als Harz wurde ein abwasserbeständiger UP-Harz eingesetzt,<br />
ein Produkt, das eine vollständige Aushärtung auch in<br />
feuchter Umgebung und eine breit gefächerte chemische Resistenz<br />
garantiert. Die in Bergheim einzubauenden Liner wurden<br />
werkseitig in Geschwenda (Thüringen) imprägniert und<br />
auf Tiefladern auf die Baustelle angeliefert.<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 175
Blick in den Schacht auf den bereits eingezogenen Preliner<br />
Nachdem alle vorbereitenden Arbeiten rund um den Sanierungsbereich<br />
abgeschlossen waren, wurde zunächst<br />
ein Folien-Schlauch, ein Pre-Liner, eingebaut. Der fl exible<br />
Schlauchliner wird dann über die vorhandene Baugrube in die<br />
schadhafte Rohleitung inversiert. Eine konstante Druckbeaufschlagung<br />
des Schlauchliners gewährleistet die formschlüssige<br />
Auskleidung (close-fit) des Rohres. Die kontrollierte Aushärtung<br />
erfolgt klassisch nach der Warmhärtemethode, in<br />
Bergheim wurde eine Wasserhärtung durchgeführt.<br />
Bauausführung<br />
Mit den Sanierungsarbeiten wurde Anfang Dezember 2007<br />
begonnenen. Vor Baubeginn wurden die zu sanierenden Haltungen<br />
mittels Hochdruckspülverfahren gereinigt, alle einragenden<br />
Scherben wurden beseitigt, der Kanal wurde vorprofi<br />
liert.<br />
Eine besondere Herausforderung logistischer Natur bestand<br />
in der Koordination zahlreicher Schwertransporte in dem<br />
relativ beengten Baustellenbereich. Der rund 34 t schwere<br />
Schlauch wurde mittels Tieflader in Bergheim angeliefert, wo<br />
er von einem Mobilkran auf den Inversionsturm gehoben wurde<br />
und von hier über ein Förderband in den Kanal inversiert<br />
wird. Als zusätzliche logistische Herausforderung kam hinzu,<br />
dass das für den Inversionsvorgang erforderliche Prozesswasser,<br />
welches aus der benachbarten 150er Ringleitung<br />
entnommen werden sollte, für einen zügigen Schlaucheinbau<br />
nicht ausreichte. Ca. 250 m3 Wasser für den 1. Schlauch sowie<br />
ca. 300 m3 Wasser für den 2. Schlauch wurden jeweils<br />
in kürzester Zeit für die Inversionen benötigt. Das zusätzlich<br />
benötigte Wasser musste daher von 2 Sattelaufliegern „just<br />
in time“ auf der Baustelle angeliefert werden. Das Aufheizen<br />
des Wassers mit Hilfe von drei mobilen Heizanlagen dauerte<br />
ca. 10 Stunden, die eigentliche Inversionen rund 6 Stunden.<br />
Ca. 10 Stunden muss die Prozesstemperatur von 80 °C gehalten<br />
werden, bis der Aushärtevorgang vollständig abgeschlossen<br />
ist. Das abgekühlte Prozesswasser konnte dann in<br />
einen 200 m entfernten Mischwasserkanal gepumpt werden.<br />
Der Aushärtvorgang wurde nach Vorgaben des Auftraggebers<br />
exakt kontrolliert und dokumentiert. Der genaue Temperaturverlauf<br />
während der Aufheiz- und auch der Abkühlphase<br />
wurde messtechnisch erfasst und dokumentiert. Im Bereich<br />
des Start- und Zielschachtes wurden Thermofühldrähte positioniert,<br />
mit denen die Temperatur beim Aufheizen und Aushärten<br />
des Schlauches gemessen wurde.<br />
Nach Aushärtung und Abkühlung des Schlauchliners wurden<br />
alle zuvor exakt eingemessenen Schächte und Anschlussleitungen<br />
innerhalb der sanierten Strecke wieder geöffnet.<br />
Für den Nachweis der Materialeigenschaften wurde eine für<br />
die Qualitätssicherung notwendige Materialprobe von jedem<br />
Sanierungsabschnitt entnommen. Die Baumaßnahme konnte<br />
nach 14tägiger Bauzeit noch vor Weihnachten zur vollsten<br />
Zufriedenheit des Auftraggebers abgeschlossen werden.<br />
Wasserverband Garbsen-Neustadt beauftragt Full-Service-Dienstleister<br />
Sensus liefert und installiert Wasserzähler mit neuer Software<br />
Der Wasserverband Garbsen-Neustadt am Rübenberge hat<br />
die Sensus Metering Services GmbH als Full-Service-Anbieter<br />
mit dem turnusmäßigen Wechsel von Hauswasserzählern beauftragt.<br />
Die Dienstleistungsgesellschaft des Ludwigshafener<br />
Messtechnik-Spezialisten Sensus Metering Systems nutzt<br />
dabei erstmals eine neue Software, die es ermöglicht, den<br />
kompletten Zählerwechsel digital und sicher zu dokumentieren.<br />
Durch die Vergabe an nur einen Auftragnehmer können<br />
Arbeitsaufwand und Kosten deutlich reduziert werden.<br />
Der Wasserverband Garbsen-Neustadt a. Rbge., nordwestlich<br />
von Hannover, beliefert neun Städte und Gemeinden in einem<br />
Versorgungsgebiet von über 620 Quadratkilometern. Mit zwei<br />
Wasserwerken und Transportleitungen von insgesamt 875 Kilometern<br />
Länge versorgt der 1972 gegründete Verband rund<br />
120.000 Menschen mit Trinkwasser, das nahezu ausschließlich<br />
aus Eigenförderung stammt. 45 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter sorgen bei dem ISO-zertifizierten (9001:200 QM)<br />
Versorgungsunternehmen für einen reibungslosen Ablauf.<br />
Der Bestand an Wasserzählern beläuft sich auf ca. 29.200<br />
Zähler, wobei im Zuge turnusmäßiger Zählerwechsel jährlich<br />
etwa 5.000 Stück ausgewechselt werden müssen.<br />
Entlastung durch Service aus einer Hand<br />
Bislang wurden beim Turnuswechsel die Zählerlieferung und<br />
die Dienstleistung, das heißt der eigentliche Zähleraustausch<br />
getrennt beauftragt und abgewickelt. „Jetzt haben wir uns<br />
entschieden, beides zusammen zu vergeben. Ab sofort liefert<br />
und montiert nur ein Unternehmen die Zähler“, erläutert<br />
Bernhard Römer, verantwortlicher Projekt-Manager beim<br />
Wasserverband Garbsen-Neustadt a. Rbge. den neu eingeschlagenen<br />
Weg. „Dadurch entfallen nicht nur Lagerkosten.<br />
Der gesamte organisatorische Aufwand wird so deutlich reduziert.“<br />
Ein entscheidendes Kriterium bei der Auftragsvergabe<br />
war die Möglichkeit, den Zählerwechsel über einen<br />
elektronischen Wechselbeleg sicher und lückenlos zu dokumentieren.<br />
176 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
Neu entwickelte Software im Einsatz<br />
Eigens für die Abwicklung solcher Projekte hat Sensus ein<br />
neues internes Werkzeug geschaffen, die Software MetEx.<br />
Sie soll zukünftig als integraler Bestandteil die Qualität der<br />
angebotenen Dienstleistung noch erhöhen. Mit ihr lassen sich<br />
Ablese- bzw. Übertragungsfehler, wie sie bei der rein manuellen<br />
Eingabe von Zählerdaten häufiger passieren, praktisch<br />
ausschließen.<br />
Kundendaten wie etwa Name, Adresse und Zählernummer<br />
werden vom Wasserverband digital zur Verfügung gestellt<br />
und in das Sensus-System eingespeist. Der Techniker kann<br />
auf diesem Weg alle für den Zählerwechsel relevanten Daten<br />
jederzeit über sein Handheld (PDA) abrufen und für die Erstellung<br />
eines Tourenplans nutzen.<br />
Fotografische Dokumentation von Zählerständen<br />
Mit dem Handheld wird die Seriennummer des Zählers eingescannt<br />
und weitere Informationen elektronisch erfasst. Zusätzlich<br />
verfügt die MetEx-Software über eine Fotofunktion.<br />
Sie erlaubt es, mit dem PDA digitale Aufnahmen der Zähler-<br />
stände anzufertigen. Mit diesem, auf dem Markt neuen, fotografischen<br />
Dokumentationselement lassen sich im Zweifel<br />
auch Unstimmigkeiten auflösen, wenn nachträglich die korrekte<br />
manuelle Erfassung des Zählerstandes in Frage gestellt<br />
wird. Außerdem kann so die beweissichernde Aufbewahrung<br />
der ausgebauten Zähler entsprechend verkürzt werden.<br />
Der Kunde unterzeichnet nach einem durchgeführten Zählerwechsel<br />
das elektronisch erstellte Wechselprotokoll auf dem<br />
PDA und bekommt einen entsprechenden Beleg unmittelbar<br />
vor Ort ausgedruckt. Die kompletten, aktualisierten Datensätze<br />
werden nach Beendigung einer Tages Tour in das System<br />
des Wasserverbandes zurückgespielt und bilden hier dann<br />
den jeweils aktuellen Status exakt ab.<br />
In der Praxis hat sich die Full-Service-Lösung und auch der<br />
Einsatz der neu entwickelten Software bewährt. „Dadurch,<br />
dass wir die praktische Abwicklung komplett ausgelagert haben,<br />
konnten wir unsere Mitarbeiter deutlich entlasten“, so<br />
Römer. „Zudem sind mit dem Einsatz der elektronischen Dokumentation<br />
Erfassungsfehler praktisch ausgeschlossen“.<br />
Weitere Informationen können unter www.sensus.com abgerufen<br />
werden.<br />
Abwasserentsorgung: Vergabekammer stellt Konzessionsmodell in Frage<br />
Die Planungen vieler Gemeinden für eine zukunftsfähige<br />
Wasser- und Trinkwasserversorgung haben einen kräftigen<br />
Dämpfer erhalten: Das zunehmend favorisierte Konzessionsmodell<br />
kann nach einer aktuellen Entscheidung der Vergabekammer<br />
Thüringen vorerst nicht wie angedacht realisiert<br />
werden. Die Kammer stoppte ein Verfahren zur Vergabe einer<br />
so genannten Dienstleistungskonzession mit den Argumenten,<br />
dass eine Konzession im Bereich Abwasser nicht<br />
möglich sei, da das Landesrecht Thüringen keine Übertragung<br />
dieser Aufgabe auf Dritte vorsehe und der angebliche<br />
„Konzessionär“ kein Betriebsrisiko übernehme, da er eine<br />
Monopolstellung erhalte. Damit sei die Konzession eigentlich<br />
ein Dienstleistungsauftrag. Für einen solchen gelten bei<br />
Ausschreibungen die strengen Maßstäbe des Kartellvergaberechts<br />
(Az.: 360-40<strong>03</strong>.20-4253/2007-<strong>03</strong>4 GTH, Beschluss<br />
vom 24. Januar 20<strong>08</strong>).<br />
„Da in keinem Bundesland die Übertragung der Aufgabe Abwasserentsorgung<br />
auf Dritte möglich ist, sind die Konzepte<br />
jetzt mit einem Fragezeichen zu versehen“, erläutert Rechtsanwalt<br />
Christoph Germer von der Kanzlei FPS Fritze Paul<br />
Seelig in Berlin. Eine Beschwerde gegen die Entscheidung<br />
der Vergabekammer ist beim Oberlandesgericht Thüringen<br />
schon anhängig. Denn ihre Sicht der Dinge ist sehr umstritten.<br />
So erachtet etwa das Innenministerium Brandenburg<br />
das Konzessionsmodell für zulässig, obwohl auch dort das<br />
Landesrecht keine Übertragung der Abwasserentsorgung auf<br />
Dritte vorsieht.<br />
Das Konzessionsmodell ist für Kommunen und Zweckverbände<br />
eine der interessantesten Varianten für die zukunftsfähige<br />
Gestaltung der Wasserver- und Abwasserentsorgung.<br />
So können Dienstleistungskonzessionen ohne ein förmliches<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 177
Vergabeverfahren vergeben werden, bei dem der Entscheidungsspielraum<br />
der Vergabestelle sehr einengt ist.<br />
„Recht zutreffend sind einige andere Aussagen der Vergabekammer<br />
zur Abgrenzung zwischen Konzession und Dienstleistung“,<br />
betont Germer. So bemängelte die Kammer, dass der<br />
angebliche Konzessionär die Ver- und Entsorgungsanlagen<br />
Messevorbericht inocre Umwelttechnik GmbH:<br />
Mehr Biogas – weniger Klärschlamm<br />
Kontinuierliche Dosierung mit dem biotechnologisch wirkenden<br />
Produkt senkt nachweislich Betriebskosten von Kläranlagen<br />
In einer kommunalen Kläranlage mit Vorklärung, Belebung,<br />
Faulung und Schlammentwässerung im Raum Nürnberg testeten<br />
die Betreiber über einen Zeitrum von rund vier Monaten<br />
die Beimpfung mit dem biophysikalischen Produkt<br />
reacre ® orgaminB in verschiedenen Konzentrationen. Das von<br />
der inocre ® Umwelttechnik GmbH entwickelte Produkt besteht<br />
aus ausgewählten Lebensgemeinschaften von Mikroorganismen,<br />
Photokatalysatoren, Biopolymeren und Mikronährstoffen<br />
zur Förderung anaerober, aerober und anoxischer<br />
Vorgänge. Durch einen photokatalytischen Prozess wird aktiver<br />
Sauerstoff freigesetzt.<br />
Die Dosierung erfolgte mit Hilfe einer Pumpe direkt in den<br />
Voreindicker, unmittelbar vor dem Ablassen des eingedickten<br />
Überschussschlammes in den Faulturm. Die Auswertung der<br />
Testreihen beruht auf den Betriebstagebüchern vor Ort sowie<br />
Laborergebnissen der Kläranlage und eines unabhängigen<br />
Labors.<br />
Mit Beginn der Dosierung stieg die Biogasproduktion innerhalb<br />
von vier Wochen von rund 40.000 m 3 /Monat auf über<br />
50.000 m 3 /Monat an.<br />
Bezogen auf die Zulauffracht zeigt sich eine deutlich verbesserte<br />
Biogasausbeute im Verhältnis zur zugeführten organischen<br />
Substanz. Die Mittelwerte der Biogasausbeute stiegen<br />
von 0,92 m 3 Biogas pro Tonne Fracht auf 1,36 m 3 .<br />
Parallel zur Biogaserhöhung testeten die Betreiber die Wirkung<br />
der ‚Bio-Kur’ bezüglich der Menge an Klärschlamm. Es<br />
zeigte sich eine deutliche Reaktion des Systems. Die Werte<br />
für den Glühverlust (GV) und den Trockensubstanzgehalt<br />
(TSR) verbesserten sich jeweils um rund drei Prozent-Punkte.<br />
Insgesamt sank die Menge an Klärschlamm zur Entsorgung<br />
um rund 15 Prozent.<br />
nur pachte, was auch gegen die Übernahme eines Betriebsrisikos<br />
spreche. Außerdem sollte der Konzessionär Verwaltungsaufgaben<br />
für den Zweckverband übernehmen, was aus<br />
Sicht der Kammer schon für sich genommen einen Dienstleistungsauftrag<br />
darstellt. Germer warnt: „Hier werden die Kommunen<br />
und Zweckverbände bei der Gestaltung ihrer Modelle<br />
sehr genau aufpassen müssen.“<br />
Gleichzeitig sank im Testzeitraum der Stromverbrauch der<br />
Gesamtkläranlage um rund 10 Prozent. Der Grund: Ein Teil der<br />
Mikroorganismen im Präparat wird über das Filtratwasser der<br />
Schlammentwässerung zurück in die Belebung geführt und<br />
verstärkt hier den anoxischen Kohlenstoffabbau in der Denitrifikationszone,<br />
beziehungsweise im Inneren der Flocken.<br />
Dadurch reduziert sich die nachfolgende Sauerstoffzehrung<br />
in der Belebung. Als Sauerstoffquelle dienen im wesentlichen<br />
Sulfat, Nitrat, Phosphat und Karbonat.<br />
Der wirtschaftliche Nutzen war im vorliegenden Fall viermal<br />
so hoch wie die eingesetzten reacre ® orgaminB Produktkosten.<br />
Weitere Informationen unter www.inocre.com.<br />
178 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
Der Weg des Regenwassers<br />
Neue Messe Stuttgart<br />
von Klaus W. König<br />
Anstatt Niederschläge vom Messegelände möglichst schnell<br />
abzuleiten, werden sie hier so weit als möglich versickert<br />
und verdunstet. Die teilbegrünten Hallendächer und eine<br />
Landschaftsbrücke über die Autobahn sind markante Zeichen<br />
dafür. Für die Nutzung als Ausstellungsgelände ist aber<br />
auch erforderlich, große Flächen versiegelt herzustellen. Die<br />
Messepiazza zwischen Haupteingang, Bahnhofszugang und<br />
Fußgängerverbindung zum Flughafen ist ein Beispiel. Entwässerungsrinnen,<br />
an die hohe ästhetische und funktionale<br />
Ansprüche gestellt werden, sammeln das Regenwasser und<br />
leiten es oberflächennah ab.<br />
Die Besucher der Messe Stuttgart müssen sich neu orientieren.<br />
Waren große Ausstellungen bisher im Nordwesten der<br />
Stadt auf dem Killesberg, so sind sie in Zukunft im Südosten,<br />
unmittelbar neben dem Flughafen, zu fi nden. Wer mit<br />
dem eigenen Fahrzeug kommt, kann sogar direkt über der<br />
Autobahn A8 parken. Sie wird in Verlängerung des Messeparks,<br />
der grünen Achse des Messegeländes, von zwei kühn<br />
geschwungenen Gebäuden mit 400 m Länge, so genannte<br />
„Landschaftsbrücken“, überspannt. Deren Dächer sind be-<br />
Luftbild Neue Messe Stuttgart<br />
Foto: www.messe-stuttgart.de/cms<br />
Projektdaten und Projektbeteiligte<br />
Messegelände<br />
Überdachte Ausstellungsfläche 100.000 m²<br />
Ausstellungshallen 7 mit jeweils 10.000 m²<br />
Multifunktionale Messe- und Veranstaltungshalle 25.000 m²<br />
Internationales Congresscenter Stuttgart 5.000 m²<br />
Anteil Begrünung an der Gesamtfläche 50 %<br />
Fotovoltaikflächen 2.500 m²<br />
Erdbewegung 1,8 Mio. m³<br />
Verbauter Beton 600.000 m³<br />
Verbauter Stahl 65.000 t<br />
Bauzeit 33 Monate<br />
Beteiligte Firmen 1.000<br />
Beteiligte Arbeiter 10.000<br />
Messehallen, nicht genutztes Regenwasser versickert in der<br />
Umgebung Foto: www.landesmesse.de<br />
grünt und begehbar, innen liegen mehrgeschossige Parkdecks.<br />
Knapp 3 Jahre galt das Baufeld nördlich des Stuttgarter Flughafens<br />
als größte Baustelle Deutschlands. Mit der feierlichen<br />
Eröffnung im Oktober 2007 wird die Landesmesse Baden-<br />
Württemberg das Prädikat eintauschen gegen „Modernstes<br />
Messegelände Europas“. Diesem Anspruch wird auch der<br />
ökologische Ansatz gerecht mit 2500 m² Fotovoltaikzellen,<br />
einem neuartigen und energiesparenden Heiz- und Klimasystem,<br />
sowie mehreren Retentionsbecken, die das Oberfl<br />
ächenwasser gereinigt wieder in den Naturkreislauf geben.<br />
„Nicht zuletzt ist die Neue Messe Stuttgart mit mehr als 50%<br />
Begrünung ihrer Gesamtfläche die grünste Messe in Europa,<br />
womit wir unserer ökologischen Verantwortung gerecht<br />
werden“, so Ulrich Bauer, der Geschäftsführer der Projektgesellschaft<br />
Neue Messe. Bei der Landesmesse kommen fast<br />
alle Dachbegrünungsmöglichkeiten zum Einsatz, angefangen<br />
bei den extensiven Dachbegrünungen auf Messehallen und<br />
Nebenraumgebäuden mit einer Gras-Kräuter-Sedum-Begrünung<br />
bis hin zu intensiven Dachbegrünungen im Messepark<br />
mit über einem Meter Erdaufbau.<br />
Architekten Messegelände wulf & partner, Stuttgart<br />
Landschaftsarchitekten Adler & Olesch, Stuttgart<br />
Projektleiter: Ralf Strasser<br />
Architekten Boulevard Süd Siegfried Müller<br />
Maja Djordjevic-Müller, Stuttgart<br />
Einbau BIRCO Rinnen Mabau, Ravensburg<br />
Projektleiter: Christian Weigt<br />
Entwässerung Messepiazza<br />
Piazza Fläche 20.000 m²<br />
Rinnensystem BIRCO SIR NW 300 646 lfm.<br />
Rinnensystem BIRCO SIR NW 100 100 lfm.<br />
Entwässerung Boulevard Süd<br />
Rinnensystem BIRCO SIR NW 300 AS 110 lfm.<br />
Rinnensystem BIRCO SIR NW 200 AS 100 lfm.<br />
Rinnensystem BIRCO SIR NW 150 70 lfm.<br />
180 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
Ruhezone und Mitte des Messegeländes ist der Messepark.<br />
Er erstreckt sich als grüne Lunge zwischen den Eingängen<br />
Ost und West. Terrassen und Wasserkaskaden lockern das<br />
Gesamtbild der Anlage auf. Jede der Messehallen ist direkt<br />
an diese Mittelachse angebunden, so dass eine klare Orientierung<br />
möglich ist.<br />
Eigentliche Drehscheibe für den Messebesuch ist die Messepiazza.<br />
Zwischen Parkhaus, Messefoyer, Hotel und Internationalem<br />
Congresscenter Stuttgart ICS, sowie dem geplanten<br />
Fern- und Regionalbahnhof ist über diese freie Fläche alles<br />
erreichbar. Die leichte Wölbung des Platzes erzeugt eine<br />
perspektivische Spannung und unterstreicht seine zentrale<br />
Bedeutung. In den Oberflächenbelag sind als globale Motive<br />
Längen- und Breitengrade eingearbeitet und verschiedene<br />
Menschenbilder. Das ICS ergänzt die Infrastruktur des Messeeingangs<br />
und ist Gelenk zur multifunktionalen Messe- und<br />
Veranstaltungshalle, in der über 10.000 Personen zu Plenarveranstaltungen<br />
oder Hauptversammlungen zusammenfinden<br />
können. Der Haupteingang der Messe wird sowohl vom<br />
Parkhaus als auch von der S-Bahn über diese 20.000 m²<br />
große Piazza erreicht. Passagiere vom Flughafen kommend<br />
nehmen den Fußgängertunnel „Boulevard Süd“, der sie unter<br />
der Flughafenrandstraße hindurch ebenfalls auf die Piazza<br />
führt.<br />
Das Niederschlagswasser nimmt einen anderen Weg. Es<br />
fl ießt in Rinnen oberflächennah zu den Retentionsbecken.<br />
Die Entwässerungsrinnen sind der Anfang eines komplexen<br />
Regenrückhaltsystems. Die Wasserkaskade im Haupteingang<br />
wird komplett mit Niederschlagswasser von den Hallendächern<br />
betrieben. Das nicht genutzte Regenwasser wird<br />
Messepiazza, Rinnensystem zur Entwässerung<br />
Foto: BIRCO, Baden-Baden<br />
in Stauraumkanälen gesammelt und daraus gedrosselt in drei<br />
Versickerungsflächen geleitet. In der Summe geben die jetzt<br />
bebauten und befestigten Flächen der Landesmesse nicht<br />
mehr Regenwasser an die natürlichen Gewässer ab, als die<br />
Ackerflächen vorher.<br />
Die besondere Herausforderung bei der Entwässerung der<br />
Messepiazza war die optische und funktionelle Verbindung<br />
zweier unterschiedlicher Rinnensysteme. Ein Teil des Platzes<br />
liegt direkt über einer Tiefgarage. Das erlaubt nur eine geringe<br />
Einbautiefe, so dass für diese Teilabschnitte vom Rinnenhersteller<br />
eine eigens dafür entwickelte Lösung gefunden<br />
werden musste. Zugleich konnte diese Sonderanfertigung<br />
der Baustelle zeit- und kostenaufwendige Schalungs- und<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 181
Messepiazza, Rinnensystem zur Entwässerung der Stufenkante<br />
Foto: BIRCO, Baden-Baden<br />
Krüger WABAG baut biologische Abwasseraufbereitung in Oranienbaum<br />
Betonierarbeiten ersparen, indem die Stahlrinnen mit einer<br />
Nennweite von 300 mm und einer Bauhöhe von nur 150 mm<br />
werksseitig mit Beton ummantelt und mit speziellen Muffen<br />
versehen sind. Außerdem hat das System bei hoher Stabilität<br />
ein bis zu 20 % geringeres Gewicht als Rinnen vergleichbarer<br />
Nennweite und entlastet so die Statik des darunter liegenden<br />
Parkdecks.<br />
Mit seiner integrierten Aufschwemmsicherung bietet das<br />
Rinnensystem in den „normalen“ Abschnitten eine zusätzliche<br />
Sicherheit, da die Entwässerungselemente kraftschlüssig<br />
in den angrenzenden Unterbau eingebunden wurden. In<br />
Schwerlastbereichen besteht grundsätzlich die Gefahr des<br />
Aufschaukelns der Rinnen und das Ablösen vom Untergrund,<br />
was bei dieser Bauweise nahezu ausgeschlossen ist.<br />
„Die verdichtete Bauweise an der Messepiazza hat bei der<br />
Entwässerung des Platzes eine enge Zusammenarbeit zwischen<br />
planenden und ausführenden Fachleuten erfordert und<br />
zu objektspezifischen Sonderlösungen geführt“, erklärt Ralf<br />
Strasser, der Objekt überwachende Landschaftsarchitekt. Er<br />
ist einer der Koordinatoren vor Ort, die mit hoher Professionalität<br />
und starken Nerven die komplexen Anforderungen<br />
im Interesse der Betreiber und der Öffentlichkeit Wirklichkeit<br />
werden ließ.<br />
Weitere Informationen zum Rinnensystem unter:<br />
www.BIRCO.de.<br />
Kläranlage Prinzenstein erhält anaerobe Vorbehandlungsanlage<br />
Vom Wasserzweckverband Oranienbaum-Wörlitz-Vockerode<br />
in Sachsen-Anhalt hat der Wassertechnikspezialist Krüger<br />
WABAG den Auftrag zur Erweiterung der Kläranlage Prinzenstein<br />
erhalten. Die Anlage auf dem Gebiet der Stadt Oranienbaum<br />
im Landkreis Wittenberg wird nach einem anaeroben<br />
Verfahren arbeiten und zukünftig die Abwässer von Privathaushalten<br />
und Betrieben der Region auf zeitgemäße Weise<br />
Bei der Planung der Erweiterung der Kläranlage Prinzenstein wurde auf die besonderen<br />
Gegebenheiten des Biosphärenreservats Rücksicht genommen, in<br />
dem sich die Anlage befindet.<br />
und unter Gewinnung von energiereichem Biogas vorreinigen<br />
und damit für eine Entlastung der bestehenden Kläranlage<br />
sorgen.<br />
Diese Erweiterung wurde beschlossen, weil die im örtlichen<br />
Gewerbegebiet, dem Dessora Industriepark, ansässigen Firmen<br />
– unter anderem Nahrungsmittelhersteller – ihre Produktion<br />
weiter ausbauen wollen. Dadurch wird<br />
in den kommenden Jahren die Belastung<br />
der Kläranlage trotz geplanter Wassersparmaßnahmen<br />
in der Produktion der dortigen<br />
Unternehmen deutlich zunehmen. Die bestehende<br />
Kläranlage, eine konventionelle<br />
aerobe Schlammstabilisierungsanlage, muss<br />
an die erwartete Frachterhöhung von ungefähr<br />
3.200 kg CSB pro Tag, das entspricht<br />
ungefähr der Versorgung der Abwässer von<br />
40.000 Einwohnern, unter Beibehaltung der<br />
Ablaufqualität angepasst werden. Daher soll<br />
zukünftig der vorwiegend mit organischen<br />
Schmutzstoffen belastete Abwasserstrom<br />
des Industrieparks vor Einleitung in die öffentliche<br />
Kläranlage mit einem so genannten<br />
„UASB-Verfahren“ (Upflow Anaerobic Sludge<br />
Blanket) vorbehandelt werden.<br />
Dieses Verfahren von Krüger WABAG, einem<br />
Tochterunternehmen von Veolia Water Solutions<br />
& Technologies, hat sich bei der Be-<br />
182 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
Die neue anaerobische Vorreinigung in der Anlage in Oranienbaum wurde<br />
notwendig, um die erwartete zusätzliche Fracht von 3.200 kg CSB pro Tag<br />
zu bewältigen.<br />
handlung von Industrieabwässern mit hohen Anteilen an organischen<br />
Verunreinigungen in unterschiedlichen Industrien<br />
bewährt. Es weist gegenüber den sonst bei kommunalen<br />
Kläranlagen üblichen aeroben Reinigungstechniken, bei denen<br />
Luftsauerstoff in die Klärbecken eingebracht werden<br />
muss, viele Vorteile auf: Zunächst muss kein Luftsauerstoff<br />
zugeführt werden, was die Energiekosten erheblich reduziert.<br />
Zudem werden die Abwasserschmutzstoffe in wertvolles Biogas<br />
umgesetzt, statt in Schlamm, der aufwendig zu entsorgen<br />
wäre. Das gewonnene Biogas wird in einer Mikro-Turbine<br />
zur umweltverträglichen Stromerzeugung für die Eigenversorgung<br />
der Kläranlage genutzt.<br />
Zu beachten war bei der Planung die besondere geografische<br />
Lage der Kläranlage im Biosphärenreservat Mittlere Elbe,<br />
dem mit einer Fläche von 43.000 Hektar größten Schutzgebiet<br />
in Sachsen-Anhalt, zu dem auch die Dessau-Wörlitzer<br />
Kulturlandschaft gehört. Zum Schutz dieser einzigartigen<br />
Landschaft wird die neue Anlage so gestaltet, dass sie das<br />
Landschaftsbild möglichst wenig beeinträchtigt. So wird der<br />
Anaerob-Reaktor teilweise tief ins Erdreich eingelassen.<br />
Krüger WABAG liefert die klärtechnische Ausrüstung für den<br />
neuen Anlagenteil, der im Wesentlichen aus den Prozess-<br />
stufen Siebung, Misch- und Ausgleichsbecken<br />
und UASB-Anaerobreaktor mit zugehörigen<br />
peripheren Ausrüstungen wie Not-Gasfackel,<br />
Gasspeicher und Dosieranlagen besteht, sowie<br />
die verfahrenstechnische Einbindung in die bestehende<br />
aerobe Abwasserreinigung. Die Fertigstellung<br />
der neuen Vorbehandlungsanlage ist<br />
für Ende 20<strong>08</strong> geplant.<br />
Krüger WABAG bildet zusammen mit ELGA<br />
Berkefeld, ELGA LabWater und RWO unter dem<br />
Dach von Veolia Water Solutions & Technologies<br />
einen der international führenden Anbieter in der<br />
Trink-, Prozess- und Abwasseraufbereitung in<br />
Deutschland. Das Leistungsangebot umfasst<br />
Lösungen für ein breites Spektrum an Kunden<br />
von der Haus- und Schwimmbadtechnik, über<br />
Krankenhäuser, Laboratorien, Kraftwerke und<br />
Industrieunternehmen wie zum Beispiel Getränke-,<br />
Nahrungsmittel und Papierhersteller bis<br />
hin zu internationalen Hilfsorganisationen und<br />
Schiffen. Im Jahr 2006 erwirtschaftete Veolia<br />
Water Solutions & Technologies weltweit mit<br />
7.100 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,9 Mrd<br />
Euro.<br />
Mehr Infos zur Kläranlage unter: www.wzv-oranienbaum.de<br />
und www.krueger-wabag.de.<br />
Das UASB-Vorbehandlungsverfahren von Krüger WABAG<br />
kommt ohne Zuführung von Luftsauerstoff aus, wodurch der<br />
Energieverbrauch wesentlich verringert wird. Das entstehende<br />
Biogas wird in einer Mikro-Turbine zur Stromerzeugung<br />
eingesetzt.<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 183
Regenwassernutzung:<br />
Bundesweiter Wartungsvertrag<br />
von Mall<br />
Zögern Sie nicht – wir warten!<br />
Mall bietet ab 20<strong>08</strong> bundesweit die Wartung von Regenwassernutzungsanlagen<br />
an. Dies bezieht sich auf Anlagen in Einfamilienhäusern<br />
sowie auf Großanlagen in Industrie, Gewerbe<br />
und Kommunen. Nach DIN 1989 genügt eine jährliche Wartung.<br />
Für nur 175 Euro inklusive Mehrwertsteuer und Anfahrt<br />
prüft das Wartungsteam von Mall die Funktionsfähigkeit der<br />
gesamten Anlage, kontrolliert die Dichtheit des Regenspeichers,<br />
seiner Anschlüsse und der Abdeckung. Zum Service<br />
gehören auch das Reinigen und Inspizieren der Regenwasserfilter,<br />
das Prüfen des Zustands der Regenwasser-Verteilleitungen<br />
und der vorgeschriebenen Kennzeichnung von<br />
Leitungen und Entnahmestellen. Abschließend erhält der<br />
Wartungskunde ein Protokoll ausgehändigt. Falls erforderlich,<br />
werden Mängel sofort behoben. Mit dem Wartungsvertrag<br />
von Mall bleiben Störungen, die durch rechtzeitige Kontrolle<br />
vermeidbar sind, erspart. Außerdem wird durch die fachkundige<br />
Wartung der Ertrag optimiert.<br />
Regenwassernutzung – Wartungsvertrag von Mall<br />
Infrastrukturmaßnahmen in Rheinland-Pfalz<br />
Das beratende Ingenieurbüro Gastring Ingenieure aus Bendorf<br />
untersuchte für die Verbandsgemeinde Rhens das 7,1<br />
Kilometer lange Kanalnetz von Brey nahe Koblenz. Nach einer<br />
anschließenden Bewertung sind Sanierungsmaßnahmen<br />
in der Ortsgemeinde geplant. Projekte wie diese setzen eine<br />
gute Zusammenarbeit zwischen Privatwirtschaft und öffentlicher<br />
Hand voraus. Infrastruktur-Softwarelösungen von RIB<br />
sind für solche Projektpartnerschaften optimiert und ermöglichen<br />
eine reibungslose Datenübergabe.<br />
Ob Verkehr, Umwelt oder Ver- und Entsorgung: Von der Beratung<br />
über Vermessung, Tragwerks- oder Ausführungsplanung<br />
bis hin zur Bauüberwachung und Projektsteuerung. Das 1995<br />
gegründete Ingenieurbüro in Bendorf am Rhein bietet ein<br />
umfassendes Leistungsspektrum für Aufgaben des Tiefbaus.<br />
Die Mitarbeiter von Gastring Ingenieure sind dabei stets auf<br />
dem neuesten Wissensstand, denn für Büroinhaber Dirk Gas-<br />
tring und sein Team spielt kontinuierliche Weiterbildung eine<br />
wichtige Rolle. Das an der Deutschen Limes-Straße gelegene<br />
Ingenieurbüro ist Mitglied der Ingenieurkammer Rheinland-<br />
Pfalz, des Bundes für Wasser- und Kulturbau (BWK), der<br />
Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen<br />
(FGSV) und außerdem Fördermitglied der deutschen Vereinigung<br />
für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA).<br />
Zehn Kilometer südlich von Koblenz im Rheintal, in Brey, waren<br />
die Bendorfer von der Verbandsgemeinde Rhens beauftragt<br />
worden, das 7,1 Kilometer lange Kanalnetz zu untersuchen<br />
und entsprechende Dringlichkeitsstufen für anstehende<br />
Sanierungsmaßnahmen zu klassifizieren. Die Kanalfachschale<br />
der RIB-Softwarelösung STRATIS ® , erprobt für Infrastrukturmaßnahmen<br />
über und unter der Erde, unterstützte das Ingenieurbüro<br />
aus Rheinland-Pfalz durchgängig während aller<br />
Projektabschnitte.<br />
Nicht fachgerecht angeschlossene Stutzen oder Fehlanschlüsse können dazu führen, dass beispielsweise Schmutzwasser ins<br />
Regenwassersystem eindringt<br />
184 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
Unterirdisches an die Oberfläche bringen<br />
Um den Zustand des Kanalnetzes optimal unter die Lupe zu<br />
nehmen, wurde ein insgesamt 4,9 Kilometer langer Kanalabschnitt<br />
von einem Kanalbefahrungsunternehmen mit Hilfe<br />
eines Kamerasystems Haltung für Haltung abgefahren. Eine<br />
regelmäßige Bestandsaufnahme und genaue Prüfung sind<br />
unverzichtbar und zudem durch die Eigenüberwachungsverordnung<br />
vorgeschrieben.Die frühe Erkennung von Schäden<br />
unterstützt einfachere und damit oft wesentlich kostengünstigere<br />
Sanierungsmaßnahmen. Ein Team um Diplomingenieur<br />
Guido Leers, Projektverantwortlicher für die Klassifizierung<br />
des Kanalnetzes, stellte sich in einem ersten Schritt den notwendigen<br />
Vermessungsaufgaben. In dieser Phase mussten<br />
alle 220 Schächte auf Sohl- und Deckelhöhe, Durchmesser<br />
sowie weitere Informationen vermessen werden. „Die restlichen<br />
2,2 Kilometer befinden sich in einem Neubaugebiet“,<br />
erklärt der Ingenieur. „Hier wird eine detaillierte Untersuchung<br />
erst in circa fünf Jahren notwendig, da vorher Schäden im<br />
neu entstandenen Rohrsystem nicht zu erwarten sind.“<br />
„Das ISYBAU-XML-Ausgabeformat der RIB-Softwarelösung<br />
ist für Projekte wie diese mit öffentlichen Auftraggebern unabdingbar“,<br />
führt Leers weiter aus. „Auf diese Weise sind wir<br />
in der Lage, sämtliche Bestandsdaten an die Gemeinde lückenlos<br />
zu übergeben.“<br />
Akkurate Schadensklassifizierung<br />
Nachdem der Bestand entsprechend aufgenommen worden<br />
war, befassten sich die Bendorfer Ingenieure mit der nächsten<br />
Aufgabe und ermittelten die Schadensklassen und Einstufung<br />
in Dringlichkeitsstufen für die geplante Sanierung. Auch<br />
bei dieser Maßnahme konnte das Unternehmen auf die RIB-<br />
Software STRATIS ® zählen. Guido Leers und sein Team untersuchten<br />
hier 140 Haltungen im Misch- und fünf Haltungen im<br />
Regenwasserbereich. Anhand der ATV-Markblätter teilten die<br />
Ingenieure die Zustandsklassen ein. Die Untersuchung ergab,<br />
dass für insgesamt 17 Haltungen nach ATV Sofortmaßnahmen<br />
notwendig sind. Kurzfristige Maßnahmen müssen für 46<br />
Haltungen eingeplant werden. Für 21 Haltungen ermittelten<br />
die Ingenieure mittelfristige Sanierungen, für 39 langfristige<br />
Erneuerungsmaßnahmen. Eine Haltung wies nur geringfügige<br />
Schäden auf und lediglich insgesamt 21 waren komplett<br />
Wirtschaftliche Alternative zur Freigefälleentwässerung<br />
unbeschädigt. Dies Ergebnis unterstreicht einmal mehr die<br />
Notwendigkeit von qualifizierten und kostenoptimierten Sanierungsmaßnahmen<br />
im öffentlichen Kanalnetz.<br />
Neben klassischen Schäden in Steinzeugrohren, wie Rissbildungen,<br />
Lageabweichungen, Einstürzen und Scherben<br />
im Steinzeug, stellten die „unterirdischen Ermittler“ außerdem<br />
Fehler fest, die während der Einbauphase übersehen<br />
wurden: Nicht fachgerecht angeschlossene Stutzen oder<br />
Fehlanschlüsse können dazu führen, dass beispielsweise<br />
Schmutzwasser ins Regenwassersystem eindringt. Denn<br />
eine Inspektion dient nicht nur dazu, marode Materialien zu<br />
entdecken: Solche Einbaufehler können verheerende Folgen<br />
nach sich ziehen. Der Optimalfall ist natürlich, wenn eine routinemäßige<br />
Schadensuntersuchung und -klassifizierung diese<br />
ans Tageslicht bringt, wie es hier der Fall war. Zusätzlich<br />
neigen Betonrohre und Schächte zur Korrosion, was auch<br />
nichts Ungewöhnliches ist. Bei Kunststoffrohren konnten die<br />
Ingenieure insgesamt die wenigsten Beschädigungen feststellen,<br />
da diese im Gegensatz zu klassischen Rohren aus<br />
Stahlbeton oder Steinzeug auch Verformungen zulassen und<br />
somit statischen Beeinträchtigungen eher Stand halten.<br />
Durchgängige Datentransparenz<br />
Die Schadensklassifizierung des 4,5 Kilometer langen Kanalabschnitts<br />
haben die Ingenieure von Gastring inzwischen abgeschlossen.<br />
In einer nachfolgenden Projektphase fi ndet eine<br />
Bewertung statt, in die außerdem weitere geplante Baumaßnahmen<br />
in der Ortsgemeinde Brey einfließen werden. Erst in<br />
diesem Projektabschnitt wird festgelegt, welche ausführenden<br />
Unternehmen zu welchem Zeitpunkt welche Sanierungsarbeiten<br />
vornehmen werden. „Auch für spätere Projektplanungen<br />
ist eine durchgängige Datentransparenz für uns und<br />
unseren Auftraggeber gleichermaßen unabdingbar“, fasst<br />
Leers zusammen. „Hier profitieren wir neben dem ISYBAU-<br />
Ausgabeformat in STRATIS ® vor allem von den neuen dwgund<br />
dxf-Schnittstellen, die uns beim Austausch von Plänen<br />
eine große Hilfe sind.“<br />
Hinweis der Redaktion:<br />
Dieser Beitrag ist in der <strong>Zeitschrift</strong> "Straßen und Tiefbau",<br />
<strong>Heft</strong> 1/20<strong>08</strong> erschienen. Wir danken für die freundliche Nachdruckgenehmigung.<br />
Die Redaktion.<br />
Schachtpumpstationen „Wilo-DrainLift WS“ für eine leistungsstarke<br />
und zuverlässige Abwasserförderung<br />
Einsatzbereiche Abwasserentsorgung und Drainagesysteme<br />
/ Anschluss an Druckentwässerungen oder Anbindung unterhalb<br />
der Rückstauebene / Geringe Rohrdurchmesser und<br />
leichte Montage senken Kosten / Langlebigkeit durch strapazierfähige<br />
Materialien / Modulare Pumpenausstattung / Pumpen<br />
mit Edelstahlschneidwerk / Zerkleinerung von Feststoffen<br />
im Fördermedium für optimale Betriebssicherheit / „Wilo-<br />
DrainLift WS 900“: höchste Zuverlässigkeit dank innovativer<br />
Konstruktion /<br />
Besonders in dünn besiedelten Regionen und Landstrichen<br />
mit problematischer Topographie oder hohem Grundwas-<br />
serstand kann eine Freigefälleentwässerung unwirtschaftlich<br />
oder nicht realisierbar sein. Hier hält die WILO AG mit ihren<br />
anschlussfertigen Druckentwässerungssystemen bedarfsgerechte<br />
Alternativen bereit, die auch bei Entwässerungsanschlüssen<br />
unterhalb der Rückstauebene des Kanalnetzes<br />
zur Anwendung kommen. Ein besonders vielseitiges, modular<br />
aufgebautes System für verschiedene Leistungsanforderungen<br />
bieten die Schachtpumpstationen der Baureihe „Wilo-DrainLift<br />
WS“.<br />
Hier können einzelne Häuser oder Häusergruppen angeschlossen<br />
werden. Nachdem die Abwässer in den Pumpen-<br />
186 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
schacht geleitet worden sind, werden sie mittels Tauchmotor-<br />
Pumpe in eine gemeinsame Sammeldruckleitung gefördert<br />
und über diese zum nächstgelegenen Kanalnetz oder Klärwerk<br />
gepumpt. Auch in Drainagesystemen zum Schutz der<br />
Gebäudesubstanz vor Feuchtigkeit kommen die „Wilo-Drain-<br />
Lift WS“ zum Einsatz.<br />
Die Anbindung der Pumpenschächte an die Abwasser-Infrastruktur<br />
erfolgt mit Druckrohren aus Polyethylen (PE) mit<br />
geringem Rohrdurchmesser. Aufgrund der kleinen Leitungsdimensionierung<br />
können erhebliche Investitionskosten eingespart<br />
werden. Auch die Verlegung von Druckentwässerungen<br />
ist wirtschaftlicher als die Realisierung einer Freigefällekanalisation,<br />
da die Druckrohre dem Geländeverlauf folgen und<br />
daher nicht so tief ins Erdreich eingebracht werden müssen.<br />
Die Schachtpumpstationen „Wilo DrainLift WS“ zeichnen sich<br />
durch hohe Stabilität und Zuverlässigkeit dank langlebiger<br />
Materialien aus. Alle Schächte der Baureihe sind aus recyclebarem<br />
Polyethylen gefertigt. Anschaffung und Installation<br />
der Systeme gestalten sich kostengünstig und unkompliziert.<br />
Das System wird außerhalb der anzuschließenden Gebäude<br />
einfach in den Boden eingesetzt.<br />
Die Schachtpumpstationen vom Typ „Wilo-DrainLift WS 900“<br />
verfügt über eine halbkugelförmige Ausformung des Pumpensumpfes.<br />
Dadurch werden höchste Festigkeit und ein optimaler<br />
Zulauf in den Saugbereich der Pumpe gewährleistet.<br />
Gleichzeitig wird durch den halbkugelförmigen Schachtboden<br />
vermieden, dass es zu Ablagerungen im Pumpensumpf<br />
kommt, die zu Geruchsbelästigungen führen können. Zwei<br />
serienmäßige seitliche Flossen sorgen für höchste Auftriebssicherheit.<br />
Zusätzliche Betonringe zur Sicherung werden bei<br />
Die anschlussfertigen<br />
Schachtpumpstationen<br />
„Wilo-DrainLift<br />
WS“ bieten eine bedarfsgerechteAlternative<br />
zu Freigefälleentwässerungen.<br />
Die Abwässer werden<br />
über Druckleitungen<br />
zum nächstgelegenen<br />
Kanalnetz<br />
oder Klärwerk gepumpt.Strapazierfähige<br />
Materialien bei<br />
Leitungen, Pumpenschacht<br />
und Unterwassertauchmotorpumpen<br />
sorgen für<br />
hohe Lebensdauer<br />
des Systems. Bei der<br />
Pumpstation „Wilo-DrainLift WS 900“ beispielsweise gewährleistet<br />
eine ausgeklügelte Konstruktion höchste Stabilität und<br />
Zuverlässigkeit. Foto: Wilo AG, Dortmund<br />
der Montage daher nicht benötigt, was eine Zeit- und Investitionsersparnis<br />
bedeutet.<br />
Der Schacht ist mit Druckleitungen aus korrosionsbeständigem<br />
V4A Edelstahl ausgestattet, die für einen maximalen<br />
Druck von 6 bar ausgelegt sind. Zwei Zuläufe sind vor<br />
Ort auswählbar. Die „Wilo DrainLift WS 900“ wird mit einem<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 187
Überwasserkupplungssystem, Rückschlagventil und Absperrschieber<br />
anschlussfertig geliefert.<br />
Für die Ausstattung der Schachtpumpstationen stehen mehrere<br />
Tauchmotorpumpen zur Verfügung. Hierdurch ergibt sich<br />
ein modularer Systemaufbau, der eine individuelle Abstimmung<br />
auf die konkreten Anforderungen des Einsatzfalles ermöglicht.<br />
Die Pumpenauswahl orientiert sich vor allem an der<br />
Art des zu fördernden Mediums. Für leicht verschmutzte und<br />
fäkalienfreie Flüssigkeiten wie zum Beispiel Wasser aus Drainagesystemen<br />
eignet sich die Tauchmotorpumpe „Wilo-Drain<br />
TS 40“ als besonders wirtschaftliche und langlebige Lösung.<br />
Bei grob verunreinigten Fördermedien und Fäkalien für die<br />
Druckentwässerung empfiehlt sich demgegenüber das Modell<br />
„Wilo-Drain MTS 40“. Diese Tauchmotorpumpe ist mit einem<br />
patentierten, sphärisch ausgebildeten Edelstahlschneidwerk<br />
ausgestattet, welches die geschnittenen Bestandteile direkt<br />
abfördert. Die dadurch erzielte Verkleinerung der Feststoffe<br />
im Fördermedium beugt Verstopfungen in der Pumpe und im<br />
nachfolgenden Rohrsystem vor. Hieraus resultiert absolute<br />
Betriebssicherheit und Langlebigkeit. Außerdem kann somit<br />
auch für die Druckentwässerung über längere Distanzen ein<br />
geringer Rohrdurchmesser gewählt werden, wodurch sich<br />
hohe Material- und letztlich Kosteneinsparungen erzielen lassen.<br />
Weitere Informationen unter: www.wilo.de.<br />
VAG erweitert ihr Lieferprogramm für Plattenschieber<br />
Die VAG-Armaturen GmbH hat das Produktprogramm für<br />
weichdichtende Plattenschieber um die beiden Nennweiten<br />
DN 800 und 1000 erweitert. Damit ist der VAG ZETA ® Plattenschieber<br />
nun von der Nennweite DN 50 bis DN 1000 in<br />
allen gängigen Nennweiten lieferbar. Abhängig von der Nennweite<br />
ist der neue VAG ZETA ® Plattenschieber bis zu einem<br />
Betriebsdruck von bis zu 10 bar einsetzbar.<br />
Das Haupteinsatzgebiet liegt hauptsächlich im Bereich von<br />
feststoffhaltigen Medien, wie Abwasser, Schlamm und Regenwasser.<br />
Neuerdings ist der ZETA ® Plattenschieber auch<br />
erfolgreich im Feststoffbereich von Biogasanlagen im Einsatz.<br />
Die Gehäuseteile werden in der werkseigenen Gießerei der<br />
VAG aus hochwertigen Gusseisen in der Güte EN-JL-1040<br />
hergestellt. Die Schieberplatte wird standardmäßig aus<br />
Edelstahl 1.4301 oder auf besondere Anforderung auch aus<br />
1.4571 ausgeführt. Die Dichtungen werden in abwassertauglichem<br />
NBR hergestellt. Als Korrosionsschutz der Gehäuseteile<br />
kommt eine hochwertige Epoxid-Beschichtung mit einer<br />
Schichtdicke von 250 my zum Einsatz.<br />
Mit der Konstruktion als Einklemm- und Endarmatur ist die<br />
universelle Einbaumöglichkeit des Schiebers bei vollem Differenzdruck<br />
auch ohne Gegenflansch gegeben. Mittels der<br />
Vollflansch-Bauweise wird die Dichtheit in beide Durchflussrichtungen<br />
gewährleistet. Bei geschlossener Armatur kann<br />
die Rohrleitung auch unter Betriebsdruck einseitig demontiert<br />
werden. Die aufgeführten Vorteile führen zu einer Reduzierung<br />
von potentiellen Einbaufehlern während der Montage auf der<br />
Baustelle und steigern damit die Montagesicherheit in hohem<br />
Maße: Der VAG ZETA ® Plattenschieber ist die universell einsetzbare<br />
Einheitsarmatur für den Anwender mit deutlichen<br />
Vorteilen gegenüber herkömmlichen am Markt befindlichen<br />
Plattenschiebern.<br />
Aufgrund der uneingeschränkten Dichtheit in beide Durch-<br />
fl ussrichtungen ist eine hohe Betriebssicherheit gewährleistet,<br />
die durch das integrierte Schabersystem zwecks permanenter<br />
Reinigung der Schieberplatte ermöglicht wird. Der<br />
geschlossene und kompakte Gehäuseaufbau mittels Edelstahlblech-Konstruktion<br />
bietet zusätzlich ein hohes Maß an<br />
Personenschutz vor den bewegten Komponenten. Der Gehäuseaufbau<br />
dient gleichzeitig als wirksame Abschirmung<br />
und Schutz von Schieberplatte und außenliegenden Antriebsteilen<br />
vor störenden Umgebungseinflüssen wie Staub,<br />
Schmutz, aggressiver Atmosphäre oder starker Sonneneinstrahlung.<br />
Die Nennweiten größer DN 600 sind mit elastisch gelagerten<br />
PTFE-Gleitlagern zur optimalen Führung der Schieberplatte<br />
ausgestattet. Dieses neu und einzigartige ZETA-Gleitsystem<br />
verhindert den Kontakt der Schieberplatte mit dem Gehäuse<br />
und reduziert damit die Betätigungskräfte, erhöht die Lebensdauer<br />
und verbessert die Zuverlässigkeit.<br />
Eine Hauptaufgabe an die Konstrukteure des neuen ZETA ®<br />
Plattenschiebers war eine besonders hohe Wartungsfreundlichkeit<br />
für die Anwender zu gewährleisten. Dies konnte<br />
durch das wartungsfreundliche Dichtkonzept mittels druckunterstütztem<br />
Dichtsystem der Schieberplatte gewährleistet<br />
werden. Diese wird zusätzlich durch den glatten und störungsfreien<br />
Gehäusedurchgang ohne Ablagerungsrisiken unterstützt.<br />
Dadurch ergeben sich durchgängig geringe Betätigungskräfte,<br />
bei gleichzeitig minimalem Verschleiß und hoher<br />
Lebensdauer.<br />
Das Besondere am ZETA ® Plattenschieber ist dass der Schieber<br />
auch nachträglich, ohne Ausbau aus der Rohrleitung,<br />
jederzeit auf alle verfügbaren Antriebsvarianten umgerüstet<br />
werden kann. Der kompakte Gehäuseaufbau ermöglicht zusätzlich<br />
einen einfachen und universellen Anbau von Endlagensensoren<br />
an die Armatur.<br />
Weitere Informationen unter: www.vag-armaturen.com.<br />
188 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
Neues Belüftungsventil und Entlüftungsventil<br />
für den Einsatz im Abwasser<br />
Die VAG-Armaturen GmbH hat das Produktprogramm um ein selbsttätiges Be- und Entlüftungsventil<br />
für den Einsatz im Abwasserbereich erweitert. Das VAG FLOWJET Ventil<br />
kann sowohl als Belüftungsventil beim Entleeren von Abwasserleitungen eingesetzt werden,<br />
wie auch als Entlüftungsventil beim Befüllen von Abwasserleitungen, sowie für die<br />
dauerhafte Betriebsentlüftung unter Systemdruck.<br />
Das Besondere am FLOWJET ist das korrosionsfreie und belagabweisende Kunststoffgehäuse,<br />
wie auch der Schwimmer aus Polyethylen PE 100. Dadurch ergibt sich natürlich<br />
ein sehr geringes Eigengewicht von z.B. nur 10 kg bei der Nennweite DN 100, was das<br />
Handling beim Einbau auf der Baustelle erheblich vereinfacht. Da der Werkstoff PE hochbeständig<br />
gegen chemischen Angriff ist, kann auch keine Adhäsion von Schmutzpartikeln<br />
am Inneren des Gehäuses stattfinden.<br />
Diese Armatur vereinigt die bewährte Hochleistungstechnik des seit vielen Jahren bekannten<br />
VAG DUOJET® Belüftungsventils und Entlüftungsventils, verbunden mit einem<br />
neuen abwassertauglichen Funktionsdesign, welches auch zum Patent angemeldet wurde.<br />
Dadurch lassen sich hohe Belüftungsleistungen erzielen.<br />
Das speziell konzipierte Kopfteil des FLOWJET reduziert das Luftvolumen und senkt den<br />
Füllstand des Schmutzwassers im Ventil. Ein weiteres Merkmal ist der geschützte Funktionsbereich,<br />
da sich alle beweglichen Teile innerhalb des Ventils schmutzwassergeschützt<br />
im Kopfteil der Armatur befinden.<br />
Eine Hauptaufgabe an die Konstrukteure des neuen FLOWJET war eine besonders hohe<br />
Wartungsfreundlichkeit für die Anwender zu gewährleisten. Sobald die Leitung drucklos<br />
gemacht wurde, sind nur die 4 Deckelschrauben zu lösen und zu entfernen. Dann kann<br />
die komplette innenliegende Funktionseinheit einfach und problemlos nach oben entnommen<br />
werden. Durch die belagabweisende Kunststoffkonstruktion ist eine einfache<br />
und unkomplizierte Reinigung des Innenbereiches möglich.<br />
Die Baureihe des neuen FLOWJET beginnt bei der Nennweite DN 50 und ist durchgängig<br />
bis zur Nennweite DN 200 für Betriebsdrücke bis zur Druckstufe PN 16 einsetzbar.<br />
Standardmäßig wird die Armatur mit einer Losflanschverbindung ausgeführt, so dass der<br />
Abgangsstutzen bei der Montage problemlos nach den baulichen Gegebenheiten vor Ort<br />
ausgerichtet werden kann. Die Flanschanschlussmaße entsprechen in der Standardausführung<br />
der DIN EN 1092. Auf Anfrage sind auch andere Anschlüsse möglich, wie z.B.<br />
nach ANSI class 150 lieferbar.<br />
Weitere Informationen unter: www.vag-armaturen.com.<br />
Wasserwerk Elze-Berkhof:<br />
Rohwasser im GFK-Rohr-Doppelstrang<br />
Immer häufiger kommen GFK-Rohre auch beim Neubau und der Sanierung von Trinkwasserleitungen<br />
zum Einsatz. Jüngstes Beispiel ist die Erneuerung einer rund 5 Kilometer<br />
langen Rohwasser-Leitung des Wasserwerkes Elze-Berkhof, das die Stadt Hannover<br />
mit Trinkwasser versorgt. Hier wird seit September 2007 das vorhandene Grauguss-Rohr<br />
durch GFK-Wickelrohre des FLOWTITE-Systems ersetzt.<br />
Seit 1929 ist das Grauguss-Rohr der Rohwasser-Trasse Berkhof-Mitte im Dauereinsatz:<br />
Es leitete Rohwasser aus den Vertikalbrunnen-Galerien der Grundwasser-Fassungen<br />
Berkhof-Ost und Berkhof-West zum Wasserwerk der Stadtwerke Hannover AG in Elze.<br />
Von dort aus wird das aufbereitete Trinkwasser seit fast 8 Jahrzehnten in die 30 Kilometer<br />
entfernte Landeshauptstadt gepumpt. Das vorhandene Grauguss-Rohr DN 650 hat aber<br />
inzwischen nicht nur seine kalkulatorische Lebensdauer erreicht, sondern auch seine tatsächliche<br />
physische Altersgrenze: Es ist auf ganzer Länge massiv durch Spongiose angegriffen.<br />
Diese selektive Form der Korrosion von Gussrohren führt zu einer fortschreitenden<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 189
Spongiose „live“: Bruch eines korrodierten Gussrohres, das<br />
jahrzehntelang das Wasserwerk Elze-Berkhof mit Rohwasser<br />
versorgte<br />
schwammartigen Auflösung des Materialgefüges, von der in<br />
Berkhof-Mitte bis zu 55% der Rohrwandung betroffen waren.<br />
Da die Spongiose vor allem in der Rohrsohle angreift, können<br />
die Rohre bei Druckstößen hier wie ein Reißverschluss<br />
aufplatzen.<br />
Für die Betreiber des Wasserwerks war das kein rein theoretisches<br />
Risiko: Mehrfache Havarien in den vergangenen Jahren<br />
hatten den Sanierungsbedarf in den Rohwasser-Trassen<br />
Berkhof-Mitte und Lindwedel unmissverständlich verdeutlicht.<br />
Eine parallel verlaufende Stahlbetonleitung DN 600 war<br />
bereits vor Jahren wegen Baufälligkeit aufgebeben worden.<br />
Somit herrschte dringender Handlungsbedarf, um die Versorgungssicherheit<br />
im Wasserwerk Elze-Berkhof zu gewährleisten.<br />
Korrosionsfeste Alternative: In Berkhof-Mitte wurden GFK-<br />
Wickelrohre verlegt<br />
Im technischen Vergleich der vorhandenen Sanierungsoptionen<br />
schied eine grabenlose Sanierung des vorhandenen<br />
Rohrs recht schnell aus. Die unzureichende Rest-Standsicherheit<br />
des Gussrohrs erlaubte weder den Einsatz einer Zementmörtel-Beschichtung<br />
noch den Einsatz unterschiedlicher, für<br />
die Sanierung von Rohwasserleitungen grundsätzlich möglicher<br />
Relining-Verfahren. Also entschieden sich die Betreiber<br />
für den offenen Neubau. In einer umfassend angelegten<br />
Nutzwert-Analyse wurden die verschiedenen in Frage kommenden<br />
Rohrwerkstoffe unter funktionalen, bautechnischen,<br />
ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten verglichen. Dabei<br />
fi el die Entscheidung letztlich für GFK-Druckrohre. Diese<br />
sind dauerhaft korrosionsfest, bieten aufgrund ihres geringen<br />
Metergewichts erhebliche Vorteile beim bautechnischen<br />
Handling, sind statisch hoch belastbar und überdies kosten-<br />
günstig. Im Zuge einer Europa-Ausschreibung des Projekts<br />
Berkhof-Mitte hatte schließlich das FLOWTITE-Wickelrohrsystem<br />
der Amitech Germany GmbH, Mochau, preislich „die<br />
Nase vorn“. Den Zuschlag für die Bauausführung bekam die<br />
Ludwig Pfeiffer Hoch- und Tiefbau GmbH Co KG, Leipzig.<br />
Und so werden ab September 2007 die 5062 Meter der Grauguss-Leitung<br />
Berkhof-Mitte durch gewickelte GFK-Druckrohre<br />
DN 700 ersetzt. Auf einer Teilstrecke wird die Trasse als<br />
Doppelstrang (mit zusätzlich 1000 Metern GFK-Rohr DN 800)<br />
verlegt. Es kommen dabei Rohre der Druckstufe PN 10 zum<br />
Einsatz, die über REKA-Kupplungen schnell und sicher miteinander<br />
verbunden werden. Außer den Rohren werden auch<br />
noch Bögen, F-, FA-Stücke mit Festflansch sowie GFK-Entleerungs-<br />
und Belüftungsschächte des FLOWITITE-Systems<br />
von Amitech Germany geliefert, so dass eine echte System-<br />
Zuverlässig im Betrieb, leicht beim Einbau: Selbst dieses 12-<br />
Meter Rohr DN 800 wiegt nicht mehr als 600 Kilogramm<br />
lösung entsteht. Das geringe spezifische Gewicht der GFK-<br />
Rohre ( nur 42 kg / Meter bei DN 700 und 55 kg/m bei DN 800)<br />
erlaubt die problemlose Installation von 12-Meter-Rohren mit<br />
herkömmlichem Baugerät, was den Baufortschritt erheblich<br />
beschleunigt. So konnten, zusätzlich begünstig durch den<br />
„rohrverlege-freundlichen“ Heidesand, Installations-Tagesleistungen<br />
von bis zu 70 Metern Rohr-Doppelstrang erreicht<br />
werden.<br />
Insofern besteht bei den Beteiligten kein Zweifel daran, dass<br />
die neue Rohwasserleitung Berkhof-Mitte pünktlich Anfang<br />
April 20<strong>08</strong> ihren Betrieb aufnehmen wird und die 80 Jahre<br />
alte Grauguss-Leitung dann endlich in den verdienten „Ruhestand“<br />
geschickt werden kann.<br />
Eine sorgfältige Verdichtung der Bettung gehört zu den<br />
Grundregeln hochwertiger Qualität bei der Rohrverlegung<br />
Bildnachweis: Amitech Germany<br />
190 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
Schulgemeinschaft baut eigene Betriebswasserversorgung<br />
Rohstoffquelle im Hang<br />
Das heilpädagogische Heim „Föhrenbühl“ am Bodensee mit mehr als 100 Bewohnern<br />
und Mitarbeitern vergrößert seine Einrichtung. Vorhandene Gebäude<br />
werden renoviert, modernisiert und erweitert. Neue Häuser für die Wohngruppen<br />
kommen hinzu. Zum Selbstverständnis der Einrichtung gehört der sorgsame<br />
Umgang mit der Natur. Gründächer, Betriebswassernutzung und Energiesparmaßnahmen<br />
sind wichtige Bestandteile der Baumaßnahmen. Betriebswasser<br />
wird für die Bewässerung, WC-Spülung und die Waschmaschinen genutzt. Dabei<br />
hat jedes Gebäude eine eigene Versorgungseinheit, die aus einer zentralen<br />
großen Zisterne gespeist wird. Diese Technik eignet sich für kleine Siedlungen<br />
und Einrichtungen mit mehreren Einzelhäusern.<br />
Geodaten als bedeutendes Wirtschaftsgut<br />
brauchen eine hohe Qualität bei der Erfassung<br />
Wupperverband stellt Arbeitsgrundlage durch Standardisierung der<br />
Erfassung in Workshops vor<br />
Schöne, übersichtliche, bunte Karten und Pläne reichen als Qualitätskriterium<br />
für die Verarbeitung in modernen Informationssystemen nicht aus, um sie für<br />
ein CAD-System oder Geographisches Informationssystem (GIS) interpretierbar<br />
vorzuhalten.<br />
Strecken-, Flächenberechungen und Netztopologien für Flächen-, Versiegelungskataster,<br />
Kanalnetze oder das Gewässernetz werden von den Systemen<br />
nur automatisch ausgeführt, wenn die Qualität der Daten stimmt. In derselben<br />
Weise gilt dies auch für die Abfrage von Datenbanken, wo nur solche Inhalte abgefragt<br />
werden können, die vollständig und konsistent (widerspruchsfrei) sind.<br />
Das fängt schon bei der Schreibweise von Inhalten an.<br />
Die Qualität von Geodaten beginnt bereits bei der Erfassung, unabhängig davon,<br />
ob dies in einem CAD-System oder GIS geschieht. Werden Daten handwerklich<br />
falsch erfasst, können diese von den Systemen nicht richtig interpretiert werden.<br />
Konkret bedeutet dies z.B. bei einer Versiegelungskartierung: Wenn das Ergebnis<br />
einer Flächenart falsch ist, hat dies nicht nur Auswirkungen auf das Endergebnis,<br />
sondern noch viel weit reichender, auch Folgewirkungen auf Projekte,<br />
die auf diesen Daten aufbauen.<br />
Im weiteren Verlauf führen fehlerhafte Daten zu aufwändigen Nachbearbeitungen<br />
oder im Extremfall gar zu Neuerfassungen. Um diesen Mehraufwand zu<br />
vermeiden und eine hohe Datenqualität von Anfang an zu gewährleisten, hat der<br />
Wupperverband eine Vorschrift zur Erfassung von Geodaten erarbeitet und am<br />
16. Januar Vertretern seiner Verbandsmitglieder vorgestellt. Zwei weitere Termine<br />
werden folgen.<br />
Der Aufbau eines GIS beim Wupperverband erfolgte ab dem Jahr 1997. Im Zuge<br />
dieser Entwicklung hat der Verband sowohl seine raumbezogenen Daten über die<br />
wasserwirtschaftlichen Aufgaben in sein GIS integriert, als auch Daten externer Institutionen<br />
sowie seiner Verbandsmitglieder miteinbezogen. Einige Daten aus dem<br />
Portfolio werden über das FlussGebietsGeoinformationsSystem (FluGGS) für die<br />
Mitglieder, Ingenieurbüros und der Fachöffentlichkeit schon heute bereitgestellt<br />
und können auch von Bürgern genutzt werden, z.B. für die Planung und die Vermessung<br />
von Wanderungen, individuellen Lauf-Strecken oder Fitness-Touren.<br />
Daten sollen nicht zuletzt durch die am 15. Mai 2007 in Kraft getreten INSPIRE-<br />
Richtlinie (Infrastructure for Spatial Information in Europe) interoperabel vorgehalten<br />
werden.<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 191
Die Initiative der europäischen Kommission hat das Ziel,<br />
eine europäische Geodaten-Basis mit integrierten raumbezogenen<br />
Informationsdiensten zu schaffen. Die EU-Richtlinie<br />
verpflichtet die Mitgliedsstaaten, stufenweise interoperable<br />
Geobasisdaten (Topographie), sowie bereits vorhandene Geofachdaten<br />
(zunächst Umwelt und Landwirtschaft) bereit zu<br />
stellen.<br />
Ziel des Wupperverbandes ist es, im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie<br />
einen qualitätsgesicherten Fachdatenbestand<br />
für sich und seine Mitglieder aufzubauen, um eine<br />
nachhaltige Raumplanung, die naturgemäß stark von der<br />
Wasserwirtschaft beeinflusst wird, sicherzustellen.<br />
Durch die dezentrale Datenpflege ist der Aufwand für die<br />
einzelnen Beteiligten geringer, der Nutzen für alle aber umso<br />
größer. Gerade diese Zusammenarbeit mit den Mitgliedern,<br />
aber auch Projektvergaben an externe Dienstleistungsunternehmen<br />
erforderten deshalb die Entwicklung von einheitlichen<br />
Vorgaben zur Erfassung der Geodaten.<br />
In dem Workshop stand neben der Präsentation der Digitalisiervorschrift<br />
auch der Erfahrungsaustausch mit den Verbandsmitgliedern<br />
im Vordergrund. Konsens der Diskussion<br />
war die Erstellung von fachspezifischen Anlagen zur Erfassungsvorschrift,<br />
in denen z.B. genauere Vorgaben für den Bereich<br />
Wasserwirtschaft oder Straßenbau festgelegt werden.<br />
Als ein Medium für die Erarbeitung dieser Anlagen wurden<br />
Web-Foren oder Wikis genannt.<br />
Die Vorschrift zur Erfassung von Geodaten ist aber auch für<br />
Auftragnehmer von Bedeutung, da sie Arbeitsgrundlage für<br />
alle Aufträge ist. Die Vorschrift ist daher auf der Homepage<br />
des Verbandes www.wupperverband.de unter Projekte / Ausschreibungen<br />
eingestellt.<br />
Biologische Frühwarnsysteme ergänzen bisherige Methoden<br />
Die Biologin Dr. Almut Gerhardt referiert über Erfahrungen mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie<br />
Im Jahr 2015 sollen alle Gewässer in Europa eine gute ökologische<br />
Qualität haben. Das hat die EU zur Jahrtausendwende<br />
beschlossen. Die Hälfte der Frist ist verstrichen, Zeit also, eine<br />
Zwischenbilanz zu ziehen. In ihrem Vortrag „Integriertes Gewässermonitoring<br />
und biologische Frühwarnsysteme“ stellt<br />
Dr. Almut Gerhardt Ergebnisse vor und wirft einen kritischen<br />
Blick auf die Messmethoden. Die Vorlesung am Mittwoch (16.<br />
Januar) um 18.15 Uhr ist Teil der Reihe „Wasser zum Leben“<br />
des Netzwerks Wasser, in dem sich Wissenschaftler der WWU<br />
und der Fachhochschule Münster engagieren. Sie fi ndet im<br />
Hörsaal B 0<strong>08</strong> des Fachhochschulzentrums (Corrensstraße<br />
25) statt.<br />
„Die Bestimmung der Wasserqualität beruht auf dem Vergleich<br />
mit einem Referenzgewässer“, erklärt die Referentin.<br />
Entscheidend sei daher die richtige Einordnung in ein Typensystem.<br />
„Leider ist das nicht immer eindeutig.“ Natürlich<br />
beeinflussen auch der Zeitpunkt der Untersuchung und<br />
die Anzahl der Probenahmen das Ergebnis. „Die ökologische<br />
Bewertung richtet sich immer nach dem am schlechtesten<br />
ausgefallenen Parameter“, gibt die Biologin außerdem zu bedenken.<br />
Eines der Hauptprobleme sei nach wie vor die Schadstoffbelastung<br />
in Flüssen und Seen. Hier gibt es mittlerweile eine<br />
neue Methode, die auch Gerhardt empfiehlt. Der so genannte<br />
„Multispecies Freshwater Biomonitor“ ist ein Testverfahren<br />
zur ökotoxikologischen Bewertung und wird mit den traditionellen<br />
Verfahren kombiniert. Die Referentin hat eines der<br />
neuen Messgeräte dabei und wird dessen Arbeitsweise demonstrieren.<br />
Wie hier in einer Monitoringstation am Rhein kommt das<br />
„Multispecies Freshwater Biomonitor“ bereits zum Einsatz.<br />
Die Geräte ergänzen das traditionelle Messverfahren zur Bestimmung<br />
der ökologischen Wasserqualität<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.uni-muenster.de/netzwerkwasser<br />
und www.fh-muenster.de.<br />
192 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
Waschmaschinen mit Sparfunktion<br />
Regenwassernutzung spart Trinkwasser und reduziert Abwasserkosten<br />
von Martin Lienhard<br />
In einer sanierten Wohnanlage in Mühlheim/Main nutzen 176 Familien<br />
das Regenwasser vom Dach für ihre Waschmaschinen. Sie sparen<br />
damit anteilige Gebühren für nicht verbrauchtes Trinkwasser und für<br />
nicht eingeleitetes Regenwasser in den öffentlichen Kanal. Außerdem<br />
wird deutlich weniger Waschmittel benötigt. Die Mengenreduzierung<br />
von Trinkwasser und Abwasser sowie parallel die Verringerung der Abwasserbelastung<br />
– das alles sind Pluspunkte für die Umwelt.<br />
Nachdem im August 2006 die erste Hälfte der sanierten Wohnungen<br />
fertig gestellt war, hatten die Mieter die Wahl, ihre Waschmaschine<br />
im Kellergeschoss wie früher an das Trinkwasser anzuschließen oder<br />
stattdessen das kostenlose Regenwasser zu nutzen. Schnell entschieden<br />
sich die ersten Parteien für die von der Bauherrschaft angebotene<br />
Alternative, andere folgten bald. Unabhängig davon profitieren aber<br />
auch die Trinkwassernutzer von der Regenwasserbewirtschaftung,<br />
denn der Überlauf von insgesamt 18 Zisternen wird auf den Grundstücken<br />
versickert.<br />
Dadurch war die Voraussetzung gegeben, die Gebäude insgesamt<br />
von der Gebühr zu befreien, die in Mühlheim für das Einleiten von<br />
Niederschlagswasser in den Kanal fällig ist.<br />
Regenwasser als Rohstoff<br />
Initiatoren für die umweltschonenden Maßnahmen waren die Landschaftsarchitekten<br />
Eric Büttner und Jörn Löffler aus Berlin. „Bei<br />
einem Seminar zur Regenwasserbewirtschaftung habe ich gehört,<br />
dass nach der neuen Trinkwasserverordnung das Wäschewaschen<br />
mit Regenwasser grundsätzlich zulässig ist, wenn den Bewohnern<br />
die Wahl zwischen Trinkwasser und Regenwasser gelassen wird,“<br />
erinnert sich Löffler. Das Umsetzen dieser Möglichkeit in die Praxis<br />
bot sich an, als in der Schillerstraße mehrere viergeschossige Wohnblöcke<br />
saniert werden sollten, die vor 45 Jahren von der städtischen<br />
Wohn-Bau Mühlheim am Main GmbH erstellt worden waren. Das fortschrittlich-ökologische<br />
Denken seitens der Stadtverwaltung war nach<br />
Angaben von Löffler ausschlaggebend für die betreffende Investition.<br />
In diesem Zusammenhang lobt er die Bauherrschaft ausdrücklich<br />
dafür, dass sie sich im Interesse der Umwelt und der Bewohner für<br />
die Regenwassernutzung entschieden hat. Die Zisternengröße wurde<br />
mittels Computersimulation so berechnet, dass die veranschlag-<br />
Inmitten des Wohnquartiers sprudelt aus dem Bauch des Fisches gefi<br />
ltertes Regenwasser ...<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 193
... aus denselben Zisternen beziehen aber auch die Waschmaschinen<br />
im Keller das kostbare (und kostenlose) Nass<br />
ten Wasserentnahmemengen und die Regenwassererträge<br />
aus den angeschlossenen Dachflächen in einem ausgewogenen<br />
Verhältnis stehen. Die eingebauten 18 Regenspeicher<br />
stammen allesamt aus einer Baureihe. Ihr Fassungsvermögen<br />
beträgt zwischen 7 und 11 m3 und bietet bei 95 Prozent<br />
Niederschlagsausnutzung eine Verbrauchsdeckung bis zu<br />
85 Prozent. Fließt bei maximalem Wasserstand in der Zisterne<br />
weiter Regenwasser zu, wird es zur Versickerung in eine<br />
unterirdische Rigole abgeleitet. Überläufe in die Kanalisation<br />
gibt es nicht. Auf diese Weise trägt das ungenutzte Regenwasser<br />
aus den Dachflächen zur Grundwasseranreicherung<br />
bei.<br />
Angenehme Schnittstellen<br />
Für die Toilettenspülung mit Regenwasser in allen vier Geschossen<br />
wäre eine wesentlich aufwändigere Leitungsführung<br />
erforderlich gewesen als für die Waschmaschinennutzung.<br />
Weil alle Waschmaschinen im Kellergeschoss<br />
aufgestellt sind, ist das Verteilernetz kurz – und war deshalb<br />
kostengünstig herzustellen. Gemäß DIN 1989-1 lassen sich<br />
über die Waschmaschinennutzung pro<br />
Bewohner und Tag rund zehn Liter Trinkwasser einsparen.<br />
Die Waschmitteldosierung kann grundsätzlich nach Vorgabe<br />
des niedrigsten Härtebereiches erfolgen, weil das weiche Regenwasser<br />
aus den Zisternen keine nennenswerten Anteile<br />
von Kalk enthält. Beim Wasser-Härtebereich 3 in Mühlheim<br />
machen sich die Einsparungen bemerkbar. Die gesammelten<br />
Niederschläge werden außerdem für die Bewässerung<br />
der Außenanlagen genutzt. Pro Zisterne und Aufgang steht<br />
an der Außenwand eine Zapfstelle zur Verfügung. Damit lassen<br />
sich zusätzlich 60 Liter Trinkwasser/m2 Geländefläche<br />
im Jahr einsparen. Die Regenwassernutzung ist heute Stand<br />
der Technik. Es gibt klar definierte Anschluss- und Schnittstellen<br />
zwischen der Tiefbautechnik und der Sanitärtechnik.<br />
Da sind einerseits die Zisternen und Sammelleitungen und<br />
andererseits die Verteilerleitungen mit den zugehörigen Druckerhöhungsanlagen.<br />
Bei diesem Projekt wurde ein Komplett-System<br />
von Mall verwendet. Damit war die Kompatibilität<br />
sämtlicher Komponenten sichergestellt, auch für den<br />
Fall, dass sie von verschiedenen Gewerken montiert werden<br />
sollten. Die Pumpentechnik sitzt jeweils innerhalb des Gebäudes.<br />
Pro Zisterne ist eine kompakte Druckerhöhungsanlage<br />
installiert, die auch sicherstellt, dass bei leerer Zisterne<br />
automatisch Trinkwasser nachgespeist wird, durch einen<br />
DIN-gemäßen freien Auslauf. Damit ist die strikte Trennung<br />
zwischen Trinkwassernetz und Regenwasser gewährleistet.<br />
Unbeschadet dessen helfen Schilder an Leitungen und Ent-<br />
nahmestellen eine Verwechslung zu vermeiden. Durch eine<br />
sogenannte „schwimmende Entnahme“ im Speicher wird<br />
gewährleistet, dass immer die beste Wasserqualität entnommen<br />
wird - das heißt, ohne abgelagertes Sediment vom Speicherboden<br />
und ohne Schwimmschicht von der Wasseroberfl<br />
äche. Das Filtersystem muss deshalb nur einmal pro Jahr<br />
kontrolliert und gegebenenfalls gereinigt werden.<br />
Ausblick<br />
Mühlheim/Main gehört zu den Kommunen, die in ihrer Satzung<br />
eine gesplittete Abwassergebühr verankert haben. Wird<br />
für das Ableiten von Regenwasser der öffentliche Kanal in<br />
Anspruch genommen, so ist pro 10 m2 versiegelter Grundstücksfläche<br />
eine Gebühr von 4,90 € im Jahr fällig. Die mo-<br />
Im unterirdischen<br />
Öko-Regenspeicher<br />
aus Beton-Fertigteilen<br />
ist ein Filterkorb<br />
integriert. Zu- und<br />
Ablauf führen durch<br />
die Behälterwand und<br />
lassen sich ohne<br />
zusätzliche<br />
Abdichtungen<br />
stecken<br />
mentane Entwicklung lässt vermuten, dass in zehn Jahren<br />
neun von zehn Kommunen in Deutschland diese „Niederschlagsgebühr“<br />
verlangen werden, vielleicht sogar mit noch<br />
deutlich höheren Beträgen. Berlin fordert vom Grundstückseigentümer<br />
schon heute 14,80 € und die Stadt Bonn 15,00<br />
€ pro 10 m 2 . Bei solchen Dauerkosten zahlt sich das Regenwasser<br />
sammeln tatsächlich aus, und ein vorhandener Zisternenanschluss<br />
könnte in den Immobilienangeboten bald als<br />
bevorzugtes Ausstattungsmerkmal erscheinen.<br />
194 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
Ideenwettbewerb der NRW.BANK für Kommunen und Kreise:<br />
„Werl gewinnt die Zukunft“ – Stadtentwicklung durch Synergieeffekte<br />
In punkto Stadtentwicklung beschreitet die Stadt Werl neue<br />
Wege. Als erste Kommune in Nordrhein-Westfalen setzt sie<br />
auf „Syntegration“ zur Verbesserung der städtischen Attraktivität.<br />
Das Projekt ist ein Beitrag zum Ideenwettbewerb der<br />
NRW.BANK für Kommunen und Kreise.<br />
Seit 2005 beschäftigt sich die Stadt Werl mit dem Thema<br />
Stadtentwicklung. Ihre Leitfrage lautet: „Was muss getan werden,<br />
um die Stadt Werl für die Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen<br />
und Gäste dauerhaft attraktiv zu machen?“ Werl<br />
fand eine innovative Antwort. Als erste Kommune setzt sie auf<br />
die Methode der Syntegration. Unterstützt wird das Projekt<br />
durch das kommunale Strategie-sponsoring der Sparkasse<br />
Werl. Syntegration beinhaltet Synergie und Integration. Dabei<br />
kommt es auf die richtige Mischung an. Unter-schiedliches<br />
Wissen wird vernetzt und auf einen gemeinsamen Nenner<br />
gebracht. Der kybernetische Ansatz wurde von dem Malik<br />
Management Zentrum in St. Gallen entwickelt.<br />
Konkret: In einem Workshop erarbeiteten 42 Bürgerinnen und<br />
Bürger rund 60 konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der<br />
städtischen Attraktivität. Herausgekommen ist unter anderem<br />
der Verleih eines Innovationspreises in den Sparten „Wirtschaft“,<br />
„Bildung und Kultur“ und „Bürgerschaftliches Engagement“<br />
durch die Stadt. Weiter bietet Werl Begrüßungs-veranstaltungen<br />
und Kontaktbörsen für neue Bürgerinnen und<br />
Bürger an. „Es war ein Experiment und es ist gelungen. Die<br />
Syntegration hat uns im Prozess der Stadtentwicklung einen<br />
großen Schritt nach vorne gebracht“, so Bürgermeister Michael<br />
Grossmann.<br />
Das Konzept der Stadt Werl ist ein Beitrag zum Ideenwettbewerb<br />
der NRW.BANK. Der Ideenwettbewerb der NRW.BANK<br />
fi ndet in diesem Jahr zum zweiten Mal statt. Bewerbungen<br />
von Kreisen, Städten und Gemeinden Nordrhein-Westfalens<br />
können noch bis zum 30. April 20<strong>08</strong> eingereicht werden. Als<br />
Förderbank für das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt die<br />
NRW.BANK die Arbeit der Kommunen. Gesucht sind innovative<br />
Ideen, die Lebensqualität und Wohlstand in den Kommunen<br />
sichern und gestalten.<br />
Weitere Informationen zum NRW.BANK Ideenwettbewerb<br />
gibt es unter www.ideenwettbewerb20<strong>08</strong>.de.<br />
JVA Burg: KÖTTER Justizdienstleistungen und Compass<br />
Group Deutschland kooperieren bei Gefangenenverpflegung<br />
Versorgung von 650 Inhaftierten in künftiger Justizvollzugsanstalt / In Sachsen-Anhalt entsteht<br />
erstes ganzheitliches PPP-Projekt im Justizsektor<br />
Die KÖTTER Justizdienstleistungen GmbH & Co. KG kooperiert<br />
bei der Versorgung der künftigen Justizvollzugsanstalt<br />
(JVA) Burg in Sachsen-Anhalt mit der Eurest Süd GmbH,<br />
einem Konzernunternehmen der Compass Group Deutschland.<br />
Eurest wird als Partner der KÖTTER Justizdienstleistungen<br />
GmbH & Co. KG für das Catering zuständig sein.<br />
Bei der Justizvollzugsanstalt Burg handelt es sich um die<br />
bundesweit erste JVA, die als ganzheitliches Public Private<br />
Partnership-Projekt (PPP) entsteht. Der Gebäudekomplex<br />
für 650 Haftplätze soll im zweiten Quartal 2009 in Betrieb<br />
gehen. Gemeinsam mit einem Partner übernimmt KÖTTER<br />
Justizdienstleistungen im Rahmen des privatwirtschaftlichen<br />
Betreibermodells die Gesamtrealisierung der JVA Burg –<br />
von der Planung über den Bau und die Finanzierung bis hin<br />
zum Teilbetrieb. Der Dienstleister verfügt über umfassendes<br />
Know-how im Bereich Justizdienste und begleitet die Privatisierungsprozesse<br />
bereits seit mehr als einem Jahrzehnt.<br />
Mit der Compass Group Deutschland konnte KÖTTER Justizdienstleistungen<br />
den Marktführer für Catering und Food<br />
Services in Deutschland für das PPP-Projekt JVA Burg gewinnen.<br />
Weitere Informationen unter www.koetter.de.<br />
196 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
Große Rohre und ein „Schacht für alle Fälle“<br />
Amitech Germany stellt auf der IFAT 20<strong>08</strong> eine Weltneuheit vor<br />
GFK-Wickelrohre großer Nennweiten und in der Dimension<br />
dazu passende Sonderbauteile stehen im Zentrum des Messestandes,<br />
auf dem Amitech Germany GmbH, Mochau, sein<br />
Produktprogramm rund ums das Wickelrohrsystem FLOW-<br />
TITE auf der IFAT 20<strong>08</strong> in München präsentiert. Der diesjährige<br />
Messeauftritt dokumentiert auf 144 Quadratmetern<br />
den erfolgreichen Vorstoß der Rohrhersteller aus Sachsen<br />
in den Bereich extremer Nennweiten. Wer inzwischen Rohre<br />
bis DN 3000 wickeln kann, muss auch entsprechende Spools<br />
liefern können - große Rohre für große Herausforderungen.<br />
Das diesjährige Messe-Highlight auf dem Amitech-Stand jedoch<br />
ist der AMITECH RSS ® Kombischacht: Eine echte Welt-<br />
Premiere!<br />
Staukanäle in extrem großen Nennweiten – hier ein FLOW-<br />
TITE-Rohr DN 2200 mit Trockenwetterrinne – liegen derzeit im<br />
Trend und sind 20<strong>08</strong> ein Ausstellungsschwerpunkt auf dem<br />
IFAT-Stand von Amitech Germany.<br />
Große Aufgaben warten in der Stadtentwässerung derzeit vor<br />
allem bei der Bewältigung extremer Niederschlagsereignisse.<br />
Um diese schadlos abzufangen, setzen immer mehr Kommunen<br />
auf Staukanal-Konzepte. Gerade bei der schnellen und<br />
wirtschaftlichen Schaffung von Staukapazität im Netz, bietet<br />
das FLOWTITE-GFK-System erhebliche Vorteile gegenüber<br />
der klassischen Lösung mit Betonrohren oder in Ortbeton<br />
gefertigten Speicherbauwerken. In kürzester Zeit lassen sich<br />
mit aneinander gekoppelten GFK-Rohren begehbarer Nennweite<br />
praktisch beliebige Pufferkapazitäten im Abwassernetz<br />
schaffen, wo Ortbeton-Bauwerke eine wochen- und monatelange<br />
Baustelle mit sich bringen. Nicht nur<br />
aufgrund der baulogistischen Vorteile des<br />
spezifisch leichten Werkstoffs GFK geht es<br />
schneller voran; gegenüber Betonrohren<br />
gleichen Innendurchmessers ist weniger<br />
Grabenaushub notwendig. Außerdem können<br />
GFK-Rohre dank ihrer schon bei vergleichsweise<br />
geringen Wandstärken exzellenten<br />
statischen Belastbarkeit mit deutlich<br />
weniger Überdeckung verlegt werden, was<br />
nicht nur den Zeitbedarf deutlich senkt, sondern<br />
auch die Baukosten. Innovative Highlights<br />
zum Thema Staukanal sind neben den<br />
platzsparenden Überlaufschächten auch<br />
die neuen Staukanal-Rohre mit integriertem<br />
Trockenwettergerinne beliebig wählbarer<br />
Daß man aus großen Wickelrohren auch große Spools maßfertigen<br />
kann, zeigt Amitech Germany auf der IFAT 20<strong>08</strong><br />
anhand von Sonderbauteilen wie diesem Schacht mit integriertem<br />
Quelltopf. Fotos: Amitech Germany<br />
Nennweite. Dass die Pluspunkte des Bauens mit den FLOW-<br />
TITE-Modulen in der Praxis wahrgenommen werden, belegen<br />
auch die Zahlen: Seit 2002 hat sich der Amitech-Umsatz im<br />
Marktsegment „Staukanäle“ glatt vervierfacht. Top-Referenz<br />
in diesem Bereich ist das derzeit realisierte und auf dem IFAT-<br />
Stand vorgestellte Projekt eines 1000 Kubikmeter fassenden,<br />
dreistufigen Kaskaden-Staukanals im fränkischen Berg: in Art<br />
und Größenordnung ein weltweites Unikat.<br />
Ansonsten setzen die zur saudischen Amiantit Group gehörenden<br />
Rohrhersteller aus Sachsen auf konsequente Vervollständigung<br />
Ihres Wickelrohrprogramms auch im Abwassermarkt.<br />
Folgerichtig stellt man auf der IFAT 20<strong>08</strong> mit dem<br />
Programm AMIREN seine Palette gewickelter Eiprofil-Rohre<br />
vor. Die markant blauen GFK-Eiprofile werden in München<br />
„live zum Anfassen“ gezeigt.<br />
Der heimliche Messe-Highlight ist jedoch der AMITECH<br />
RSS ® -Schacht, der in München weltweit erstmalig vorgestellt<br />
wird. Dabei handelt es sich um einen durch das Ingenieurbüro<br />
LOGIC, Leipzig, im Rahmen von Bundesforschungsprojekten<br />
entwickelten GFK-Kombischacht, in den außer<br />
dem klassischen Gerinne für die Schmutzwasserkanalisation<br />
auch noch Durchlässe für die Regenwasserleitung und -optional-<br />
für Versorgungs- und Telekommunikationsleitungen<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 197
integriert sind. Die eigentliche Finesse dieses patentierten<br />
Schachtsystems, das Amitech Germany künftig vertreiben<br />
wird, liegt darin, dass die zusätzlichen Anformungen an den<br />
Basisschacht hoch fl exibel und veränderbar sind – und zwar<br />
nicht nur in Gestalt werkseitiger Spezialkonstruktionen, sondern<br />
auch noch nachträglich in der Baugrube. Am fertigen<br />
Schacht lassen sich nachträglich:<br />
– die Sohldifferenz von Schmutz- und Regenwasserkanälen<br />
einstellen<br />
IFH Nürnberg 20<strong>08</strong>:<br />
Informationen und Innovationen bei Jung Pumpen<br />
Der Jung Pumpen Messestand auf der IFH 20<strong>08</strong> in Nürnberg<br />
Steinhagen - Laut unabhängiger Umfragen bei Experten<br />
der Kanalprüfung und -sanierung sind bis zu 90 Prozent der<br />
Grundleitungen unter privaten Wohngebäuden in Deutschland<br />
defekt. Sie kontaminieren entsprechend fortwährend das<br />
Grundwasser bzw. überlasten die Klärwerke. Grund genug für<br />
Jung Pumpen, dieses Thema auf der Nürnberger IFH ebenso<br />
in den Fokus zu stellen wie die neue Flutbox - ein neues Produkt<br />
für den Hochwasserschutz.<br />
Bis zum 31.12.2015 muss jeder Grundstückseigentümer<br />
den Dichtheitsnachweis seiner Grundleitung gegenüber der<br />
jeweiligen Kommune erbringen. Um im Falle einer defekten<br />
– die Zu- und Ablaufwinkel von Schmutz- und Regenwasser<br />
einstellen<br />
– die Gefälle der angeschlossenen Leitungen verstellen<br />
Damit ist der AMITECH RSS ® -Schacht als buchstäblicher<br />
„Schacht für alle Fälle“ der ideale System-Knotenpunkt für<br />
strukturell neu konzipierte, in gemeinsamen Trassen integrierte<br />
unterirdische Leitungsnetze der Ver- und Entsorgung.<br />
Weitere Informationen unter: www.amitech-germany.com.<br />
Grundleitung aufwändige Sanierungsmaßnahmen zu vermeiden,<br />
bietet sich die Stilllegung der schadhaften Grundleitung<br />
unter der Bodenplatte und die Neuverlegung einer Abwassersammelleitung<br />
unter der Kellerdecke an. Die Entwässerungsgegenstände<br />
im Keller werden dann mit Hebeanlagen an<br />
diese Sammelleitung angeschlossen. Jung Pumpen zeigt in<br />
Nürnberg auf ca. 60 Quadratmetern Standfläche die entsprechende<br />
Technik. Den notwendigen Sachverstand für Dichtheitsprüfungen<br />
kann das SHK-Handwerk bei Jung Pumpen<br />
durch entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen erreichen.<br />
Erste Hilfe bei Hochwasser<br />
Die jährlichen Schäden durch Überschwemmungen und<br />
Hochwasser werden weltweit auf über 50 Milliarden Euro<br />
geschätzt. Die neue „Flutbox“, die auf der IFH in Nürnberg<br />
gezeigt wird, fasst alle wichtigen Komponenten zum Hochwasserschutz<br />
zusammen, so dass im Falle der Fälle schnelle<br />
Hilfe garantiert ist.<br />
Schnelle Selbsthilfe mit der „Flutbox“<br />
Jung Pumpen bietet mit der „Flutbox“ ein Erste-Hilfe-Set, das<br />
garantiert schneller ist als jede Feuerwehr, weil es - einmal angeschafft<br />
- sofort zur Verfügung steht. In einer robusten und<br />
kompakten Kunststoffbox arbeitet eine Kellerentwässerungspumpe<br />
U 5 KS, die eine maximale Förderhöhe von acht Meter<br />
und eine maximale Förderleistung von elf m3/h erbringt.<br />
Ausgerüstet mit einem 10-m-Stromkabel und einem 12 Meter<br />
langen Feuerwehr C-Schlauch (samt Storz-Kupplung) ist das<br />
System blitzschnell, kinderleicht und fl exibel zu installieren.<br />
Mit der<br />
„Flutbox“<br />
bietet Jung<br />
Pumpen<br />
Hochwasserschutz<br />
im<br />
Kellerbereich Die „Flutbox“ von Jung-Pumpen im Einsatz<br />
198 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
Aus<br />
Verwaltung<br />
und<br />
Wirtschaft<br />
Trinkwasserpreise<br />
in Deutschland –<br />
Welche Faktoren begründen<br />
regionale Unterschiede?<br />
von Prof. Dr.-Ing. Robert Holländer,<br />
Institut für Infrastruktur<br />
und Ressourcenmanagement<br />
Universität Leipzig<br />
1 Kontext und<br />
Problemverständnis<br />
Öffentliche Diskussionen über die Höhe<br />
und Angemessenheit von Trinkwasserpreisen<br />
sind nicht neu. 1 Obwohl die<br />
Qualität des Leistungsangebotes der<br />
deutschen Wasserwirtschaft weitestgehend<br />
unumstritten ist, wird infolge<br />
von Trinkwasserpreisvergleichen häufi<br />
g die Effizienz der deutschen Wasserwirtschaft<br />
ebenso wie das erreichte<br />
Schutzniveau für Verbraucher und Gewässer<br />
in Frage gestellt.<br />
Während in der Vergangenheit vor<br />
allem internationale Preisvergleiche<br />
die Diskussionen um Trinkwasserpreise<br />
bestimmten, hat sich die Debatte<br />
in den letzten Jahren auf regionale<br />
Vergleiche verlagert. So fachte das<br />
Nachrichtenmagazin „Spiegel-Online“<br />
die öffentliche Diskussion kürzlich mit<br />
Schlagwörtern wie „Abzocke beim Leitungswasser“<br />
(WALDERMANN 2007)<br />
oder „Wasser ist Wasser – egal wo in<br />
Deutschland“ (WALDERMANN 20<strong>08</strong>)<br />
erneut an.<br />
In seriös erscheinenden Studien zu<br />
Trinkwasserpreisvergleichen wird<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 199
häufig suggeriert, dass, ähnlich eines umfassenden Benchmarkings,<br />
die Effizienz und Qualität der Dienstleis-tungserbringung<br />
einzelner Wasserversorgungsunternehmen (WVU)<br />
anhand zahlreicher Faktoren untersucht wurde. In der Regel<br />
basieren die Preisvergleiche dagegen auf einer bloßen Gegenüberstellung<br />
von Kubikmeterpreisen, ohne dabei die unterschiedlichen<br />
Rahmenbedingungen der Dienstleistungserbringung<br />
zu berücksichtigen.<br />
Bei der Gegenüberstellung von Trinkwasserpreisen auf regionaler<br />
Ebene in Deutschland ist Vorsicht geboten. Wichtige<br />
Grundlagen und rechtliche Regelungen für die Wasserpreisgestaltung<br />
sind in den Bundesländern und auf kommunaler<br />
Ebene zwar ähnlich ausgestaltet, eine einfache Interpretation<br />
der Trinkwasserpreise verschiedener Versorgungsgebiete in<br />
Deutschland ist trotzdem mit bedeutenden Schwierigkeiten<br />
verbunden. So können naturräumliche Gegebenheiten wie<br />
Topographie oder Wasserverfügbarkeit, siedlungsstrukturelle<br />
und siedlungsdemographische Faktoren, unterschiedliche<br />
Abschreibungsmodalitäten, Konzessionsabgaben, Wasserentnahmeentgelte,<br />
Ausgleichszahlungen an die Landwirtschaft<br />
oder Förderungen von Investitionen, die Kostenstruktur<br />
und damit den Wasserpreis von Wasserversorgern<br />
deutlich beeinflussen.<br />
Im Rahmen des Gutachtens wurden diese Einflussfaktoren<br />
beleuchtet und hinsichtlich ihrer Relevanz für den deutschen<br />
und regionalen Kontext bewertet. Dieser Analyse liegt die Annahme<br />
zu Grunde, dass sich die unterschiedliche Höhe einzelner<br />
Kostenfaktoren nach dem Prinzip der Kostendeckung<br />
in der Höhe der Trinkwasserpreise widerspiegelt. 2<br />
2 Die Identifikation von Einflussfaktoren:<br />
Ergebnis der Analyse internationaler<br />
und nationaler Wasserpreisvergleiche<br />
Wie die Analyse von internationalen und nationalen Trinkwasserpreisvergleichen<br />
gezeigt hat, beschränken sich die<br />
meisten Studien auf eine reine Gegenüberstellung der Kubikmeterpreise.<br />
Weitere Einflussfaktoren werden zwar oft als<br />
Randbedingungen angeführt, fi nden in der vergleichenden<br />
Analyse jedoch selten explizite Berücksichtigung.<br />
1 In diesem Gutachten wird vereinfachend von „Trinkwasserpreis“ gesprochen.<br />
Dieser schließt im praktischen Sprachgebrauch als Oberbegriff die „Gebühr“<br />
als öffentlich-rechtliche und das „Entgelt“ als privat-rechtliche Vergütung mit<br />
ein. Während im Rechtssinne das Entgelt als Oberbegriff für alle Formen von<br />
Zahlungen für den Wasserbezug anzusehen wäre, hat sich die begriffliche<br />
Trennung von öffentlich-rechtlicher Gebühr und privat-rechtlichem Entgelt in<br />
Literatur und Rechtssprechung etabliert (REIF 2002).<br />
2 Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich die Auswirkungen einzelner Kostenfaktoren<br />
auf den Trinkwasserpreis gegenseitig ausgleichen können. Die Relevanz<br />
dieses Aspektes wurde im Rahmen einer Unternehmensbefragung<br />
stärker beleuchtet.<br />
Die Auswertung bestehender Vergleichstudien im Rahmen<br />
des Gutachtens bestätigt, dass sich mögliche Einflussfaktoren<br />
auf die Kostenstruktur von Wasserversorgungsunternehmen<br />
in fünf Gruppen abbilden lassen (vgl. insbesondere<br />
KRAEMER ET AL. 1998). Dabei handelt es sich um Ausgangsbedingungen,<br />
Leistungsniveau, fi nanzielle Aspekte, tarifliche<br />
Aspekte sowie weitere rechtliche Aspekte (siehe Tabelle 1).<br />
Im Rahmen des Gutachtens wurde der Einfluss dieser<br />
Faktoren auf die Kostenstruktur von Wasserversorgungsunternehmen<br />
mit Hilfe einer umfangreichen Literatur- und<br />
Datenauswertung und einer umfassenden Analyse gesetzlicher<br />
Bestimmungen beleuchtet. Ergänzende Informationen<br />
wurden durch eine direkte Abfrage und Interviews bei den<br />
zuständigen Landesministerien erhoben. Anhand der Ergeb-<br />
Tabelle 1: Einflussfaktoren auf den Trinkwasserpreis<br />
Ausgangsbedingungen<br />
- Naturräumliche Gegebenheiten (Geologie, Topographie,<br />
Wasserverfügbarkeit)<br />
- Ökologische Rahmenbedingungen (bspw. Grad der erforderlichen<br />
Wasseraufbereitung)<br />
- Siedlungsstruktur und –dichte, Abnehmerstruktur, Größe<br />
des Versorgungsgebiets<br />
- Wasserverwendung (Öffentliche Versorgung, Landwirtschaft,<br />
Industrie)<br />
Leistungsniveau<br />
- Qualität des Trinkwassers<br />
- Trinkwasserversorgung (Versorgungsunterbrechungen,<br />
konstanter Leitungsdruck etc.)<br />
- Zustand und Sanierungsbedarf der Infrastruktur (Alter<br />
des Leitungsnetzes, Anteil der Wasserverluste, Anteil der<br />
Bleileitungenetc.)<br />
Finanzielle Aspekte<br />
- Kostendeckung<br />
- Förderungen<br />
- Steuern, Abgaben, Entgelte<br />
- Finanzierung der Infrastruktur<br />
- Abschreibungsvorschriften und Ansatzmodalitäten<br />
- Ausgleichszahlungen<br />
Tarifliche Aspekte<br />
- Berücksichtigung des Wasserverbrauchs und der Wasserverbrauchsentwicklung<br />
- Preisstruktur nach Verbrauchergruppen<br />
- Tarifstruktur (z.B. Grundpreis, Arbeitspreis, Sozialtarif,<br />
Anschlussgebühren)<br />
Weitere rechtliche Aspekte<br />
- Landeswassergesetze, Eichgesetz, etc.<br />
Quelle: Eigene Zusammenstellung nach LÖHNER 20<strong>03</strong>; KRAEMER ET AL.<br />
1998 und GUNDERMANN 1998<br />
nisse einer Unternehmensbefragung konnten die Aussagen<br />
aus der Literatur zusätzlich am praktischen Beispiel verdeutlicht<br />
und verifiziert werden.<br />
3 Kernaussagen des Gutachtens in Thesenform<br />
Im Folgenden werden wesentliche Kernaussagen des Gutachtens<br />
zusammenfassend dargestellt. Für detaillierte Aufbereitungen<br />
zu den einzelnen Einflussfaktoren, sowie graphische<br />
Darstellungen wird auf das Hauptdokument verwiesen.<br />
Faktor 1: Naturräumliche Gegebenheiten<br />
Da Deutschland im Allgemeinen als ein sehr wasserreiches<br />
Land gilt, werden naturräumliche Gegebenheiten und damit<br />
verbunden die Wasserqualität und regionale Verfügbarkeit<br />
von Wasser bei Trinkwasserpreisvergleichen oft ausgeklammert.<br />
Die Verfügbarkeit von Wasser zur Trinkwasserbereitstellung<br />
ist jedoch regional sehr unterschiedlich ausgeprägt. Wie<br />
überlagernde Analysen der Einzelfaktoren nahe legen, kann<br />
dies zu deutlichen Unterschieden in Erschließungs- und Versorgungskosten<br />
führen.<br />
• Die lokale Wasserverfügbarkeit und -qualität beeinflussen<br />
die Kosten erheblich. Bei nicht ausreichender Verfügbarkeit<br />
oder Qualität von lokalen Vorkommen muss auf kostenträchtigere<br />
Wasserressourcen (z.B. Oberflächenwasser)<br />
oder auf weiter entfernt liegende Wasservorkommen zu-<br />
200 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
ückgegriffen werden. Während Grund- und Quellwasser<br />
teilweise ohne Aufbereitung zur Trinkwasserversorgung<br />
genutzt werden kann, ist die Verwendung von Oberflächenwasser<br />
immer mit Aufbereitungskosten verbunden (GUJER<br />
2007). So können mehrstufige Aufbereitungsverfahren zu<br />
durchschnittlichen Kosten von 0,25 €/m ³ führen (SCHWEI-<br />
ZERISCHE EIDGENOSSENSCHAFT 2006). Längere Transportwege<br />
führen ebenfalls zu vergleichsweise höheren Kapital-<br />
und Energiekosten.<br />
• Einige Unternehmen sind aufgrund der Wasserverfügbarkeit<br />
oder ökologischer Rahmenbedingungen auf den Fremdbezug<br />
von Trinkwasser angewiesen. Obwohl der Fremdbezug in diesen<br />
Fällen die kostengünstigste Alternative darstellt, entstehen<br />
oft Mehrbelastungen gegenüber Wasserversorgungsunternehmen,<br />
die auf eigene Ressourcen zurückgreifen können<br />
(RÖDL & PARTNER ET AL. 2004). Für Hessen wird die Mehrbelastung<br />
des Fremdbezugs mit durchschnittlich 0,25 €/m³<br />
beziffert (WÖBBEKING; MICHEL; SCHAUMBRUCH 2004).<br />
• Der Energieverbrauch von Wasserversorgungsunternehmen<br />
wird insbesondere durch die Höhenlage<br />
bzw. die Netztopographie<br />
beeinflusst. Benchmarkingberichte<br />
aus Rheinland-Pfalz und<br />
Thüringen geben den Energieverbrauch<br />
pro abgegebenem Kubikmeter<br />
mit einer Spannbreite von<br />
0,2 bis 1,4 kWh an (MUFV RLP<br />
2006; FHS; RÖDL & PARTNER;<br />
IWW 20<strong>03</strong>). Bei Energiekosten<br />
zwischen 11,5 und 20,4 Cent pro<br />
Kubikmeter ergibt sich eine mögliche<br />
Mehrbelastung von bis zu<br />
0,25 €/m³ (VDEW BW 2007).<br />
Faktor 2: Siedlungsdemographie<br />
und -dichte, Abnehmerstruktur<br />
und Größe des<br />
Versorgungsgebietes<br />
Eine Vielzahl von Studien belegt<br />
die Bedeutung der Siedlungsstruktur<br />
und -dichte und des demographischen<br />
Wandels auf die<br />
Kostenstruktur von Wasserversorgern.<br />
Auch die Abnehmerstruktur<br />
und die Größe des Versorgungsgebietes<br />
können, in Abhängigkeit<br />
von den konkreten Gegebenheiten,<br />
wichtige Einflussfaktoren<br />
darstellen. Auf Gemeinde- bzw.<br />
Versorgerebene ergeben sich folgende<br />
Zusammenhänge zu den<br />
Trinkwasserkosten:<br />
• Bei steigender Siedlungsdichte<br />
sinken die einwohnerspezifischen<br />
Kosten der<br />
Trinkwasserversorgung. Bei<br />
einem Vergleich von dünn bis<br />
moderat verdichteten Gemeinden<br />
weisen Orte mit doppelter<br />
Siedlungsdichte um 35 Prozent<br />
niedrigere einwohnerspezifische<br />
(bzw. mengenspezifi<br />
sche) Trinkwasserkosten auf.<br />
• Der Rückgang der Siedlungsdichte um ein Prozent führt zu<br />
Kostensteigerungen von mindestens einem Prozent. Weiterhin<br />
wirkt sich die Siedlungsdynamik auf die Altersstruktur<br />
der Netze aus.<br />
• Betriebliche und bauliche Anpassungen an die Unterauslastung<br />
von Anlagen, sowie Infrastrukturanpassungen<br />
infolge von Stadtumbau, führen zu zusätzlichen Kostenbelastungen.<br />
Deren Höhe und Auswirkung auf die Gesamtkosten<br />
hängt von den konkreten örtlichen Rahmenbedingungen<br />
ab.<br />
• In kleineren Versorgungseinheiten ist – bezogen auf den<br />
durchschnittlichen Verbrauch – ein höherer Kapitalaufwand<br />
nötig als bei großen. Dieser Zusammenhang resultiert daraus,<br />
dass die Kapazitäten der Leitungen und Anlagen für<br />
den Spitzenbedarf auszulegen sind. Dessen Abweichung<br />
vom Durchschnittsverbrauch nimmt mit zunehmender Größe<br />
(z. B. Einwohnerzahl) ab.<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 201
• Ein höherer Anteil an Trinkwassernachfrage durch gewerbliche<br />
Unternehmen vermindert i.d.R. die einwohnerbezogene<br />
Kostenbelastung.<br />
Faktor 3: Investitionstätigkeit und Ansatzmodalitäten<br />
für Kapitalkosten<br />
Seit 1990 investieren die Wasserversorgungsunternehmen<br />
(WVU) in Deutschland jährlich ca. 2,0 bis 2,5 Mrd. Euro in Aufbau,<br />
Erneuerung und Erweiterung der wasserwirtschaftlichen<br />
Infrastruktur. Eine angemessene Investitionstätigkeit ist auch<br />
zukünftig zum Erhalt einer nachhaltigen Versorgungssicherheit<br />
und -qualität notwendig. Investitionen in die wasserwirtschaftliche<br />
Infrastruktur gehen als Kapitalkosten in Form von<br />
Abschreibungen und kalkulatorischen Zinsen in die Kalkulation<br />
von Trinkwasserpreisen ein. Die in der Preiskalkulation zu<br />
beachtenden Ansatzmodalitäten für Kapitalkosten werden in<br />
den Kommunalabgabengesetzen (KAG) der Länder geregelt.<br />
Wie die Auswertungen im Rahmen des Gutachtens zeigen,<br />
können die Regelungen in den KAG zur Ermittlung angemessener<br />
Abschreibungen und kalkulatorischer Zinsen erheblich<br />
differieren:<br />
• Bedeutende Unterschiede ergeben sich bezüglich der Bemessungsgrundlage<br />
von Abschreibungen und kalkulatorischen<br />
Zinsen.<br />
• Je nach Bundesland kommt zur Ermittlung der Abschreibungen<br />
im Rahmen der Preiskalkulation der Ansatz von<br />
Anschaffungs- oder Herstellungskosten oder von Wiederbeschaffungszeitwerten<br />
in Betracht. Weiterhin sind über<br />
Beiträge und/oder Zuschüsse fi nanzierte Investitionsanteile<br />
in unterschiedlicher Art und Weise zu berücksichtigen.<br />
• Anhand theoretischer aber realitätsnaher Modellrechnungen<br />
wurde der potenzielle Einfluss der unterschiedlichen Vorgaben<br />
aus den KAG der Länder auf die Höhe der Abschreibungen<br />
und kalkulatorischen Zinsen demonstriert. Danach<br />
können sich Unterschiede in den durchschnittlichen jährlichen<br />
Kapitalkosten von bis zu 140 Prozent ergeben.<br />
Faktor 4: Förderungen der öffentlichen Hand<br />
Die öffentliche Trinkwasserversorgung gilt als Teil der Daseinsvorsorge.<br />
In der Vergangenheit wurden insbesondere<br />
der Ausbau der Versorgungsinfrastruktur und die technische<br />
Weiterentwicklung von Versorgungsanlagen durch staatliche<br />
Fördermittel unterstützt. Heute spielen staatliche Förderungen<br />
im Bereich der Wasserversorgung nur noch eine<br />
untergeordnete Rolle. Aufgrund der langen Lebensdauer der<br />
wasserwirtschaftlichen Infrastruktur können sich frühere Förderungen<br />
kostenmindernd auswirken.<br />
• Die Gesamtzuschüsse im wasserwirtschaftlichen Bereich<br />
sind nach einem sprunghaften Anstieg nach 1990 (aufgrund<br />
des hohen Investitionsbedarfs der neuen Bundesländer)<br />
seit 1994 rückläufig (LÜBBE 2001). Das sinkende Fördervolumen<br />
wird insbesondere an den Zahlen für die neuen<br />
Bundesländer deutlich (PECHEL 20<strong>08</strong>, ZAGER 20<strong>08</strong>).<br />
• Zwischen 2001 und 20<strong>03</strong> fi elen die Förderungen für den<br />
Bereich der Wasserversorgung in Deutschland um ca. 20<br />
Prozent von 191 auf 155 Mio. Euro. Im Jahr 20<strong>03</strong> entfielen<br />
davon auf den Bereich der Trinkwasserversorgung privater<br />
Haushalte 127 Mio. Euro, so dass der Anteil der Fördermittel<br />
an den Investitionen ca. sieben Prozent betrug. (ME-<br />
TROPOLITAN CONSULTING GROUP 2006)<br />
Faktor 5: Konzessionsabgaben<br />
Nach der Konzessionsabgabenverordnung haben Städte<br />
und Gemeinden das Recht, Konzessionsabgaben zu erheben.<br />
Konzessionsabgaben sind Entgelte, die ein Versorger<br />
an Gemeinden oder Gemeindeverbände für die Benutzung<br />
der öffentlichen Verkehrswege zur Verlegung und den Betrieb<br />
von Leitungen zur Versorgung der Endverbraucher zu zahlen<br />
hat. Allein die Tatsache, dass nur ein Teil der Gemeinden von<br />
diesem Recht Gebrauch macht, verdeutlicht, dass daraus<br />
bedeutende Kostenunterschiede für Versorgungsunternehmen<br />
resultieren können. Die Höhe der Konzessionsabgaben<br />
ist gesetzlich geregelt und richtet sich nach Gemeindegrößenklassen.<br />
Die vorgegebenen Höchstsätze liegen zwischen<br />
zehn und 18 Prozent der Erlöse der Wasserversorger.<br />
• Nach der Konzessionsabgabenverordnung ist seit 1945 folgende<br />
Staffelung der Höchstsätze vorgesehen. In Kommunen<br />
mit<br />
- weniger als 25.000 Einwohnern: höchstens 10 Prozent des Erlöses<br />
- 25.001 bis 100.000 Einwohnern: höchstens 12 Prozent des Erlöses<br />
- 100.001 bis 500.000 Einwohnern: höchstens 15 Prozent des Erlöses<br />
- über 500.000 Einwohnern: höchstens 18 Prozent des Erlöses.<br />
• Der Anteil der Konzessionsabgabe am Wasserpreis ist damit<br />
regional sehr unterschiedlich ausgeprägt und schwankt<br />
zwischen null und 18 Prozent.<br />
• In der Tendenz lässt sich feststellen, dass größere Versorger<br />
häufiger eine Konzessionsabgabe entrichten müssen.<br />
• Durch die Koppelung der Konzessionsabgabe an den Erlös<br />
des Wasserversorgungsunternehmens nimmt der abzuführende<br />
Betrag mit steigendem Wasserpreis zu.<br />
Faktor 6: Wasserentnahmeentgelte<br />
In zehn der 16 Bundesländer wird inzwischen ein Wasserentnahmeentgelt<br />
(WEE) erhoben, im Saarland wird die Einführung<br />
diskutiert. Die konkrete Ausgestaltung des WEE unterscheidet<br />
sich dabei in den einzelnen Bundesländern, wodurch sich<br />
unterschiedliche Auswirkungen auf die Kostenstruktur der<br />
WVU ergeben.<br />
• Die WEE-Abgabensätze für die öffentliche Wasserversorgung<br />
schwanken netto zwischen 0,015 €/m³ (Sachsen) und<br />
0,31 €/m³ (Berlin).<br />
• Den höchsten Kostenanteil am durchschnittlichen gewichteten<br />
Trinkwasserpreis eines Bundeslandes hat mit über 14<br />
Prozent das WEE von Berlin.<br />
Faktor 7: Ausgleichszahlungen an die Landwirtschaft<br />
Wasserschutzgebiete (WSG) spielen beim Schutz von Grundwasserkörpern<br />
und Oberflächengewässern vor nachteiligen<br />
Verunreinigungen eine wichtige Rolle. In WSG können nach<br />
§ 19 Wasserhaushaltsgesetz (WHG) bestimmte, insbesondere<br />
land- und forstwirtschaftliche Handlungen, verboten oder<br />
eingeschränkt werden. Das WHG regelt mit § 19 Abs. 4 Satz<br />
1, dass ein Landwirt für erhöhte Bewirtschaftungsauflagen<br />
eine Entschädigung für entstandene Einkommenseinbußen<br />
erhalten muss. Die genaue Ausgestaltung der Regelungen<br />
zur Finanzierung von Ausgleichszahlungen liegt bei den Bundesländern.<br />
• Mit Ausnahme des Landes Baden-Württemberg ist in den<br />
Landeswassergesetzen geregelt, dass der Begünstigte (in<br />
202 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
Tabelle 2: Kostenanteil des WEE am durchschnittlichen<br />
gewichteten Trinkwasserpreis in den Bundesländern<br />
Bundesland Kostenanteil des WEE am durchschnittlichen<br />
gewichteten Trinkwasserpreis des Bundeslandes<br />
Baden-Württemberg 2,7 %<br />
Berlin 14,4 %<br />
Brandenburg 6,3 %<br />
Bremen 2,6 %<br />
Hamburg 4,5 - 5,1 %<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern 1,1 %<br />
Niedersachsen 4,1 %<br />
Nordrhein-<br />
Westfalen 2,5 %<br />
Sachsen 0,7 %<br />
Schleswig-Holstein 4,0 - 8,8 %<br />
Quelle: Eigene Zusammenstellung (nach LÄNDERREGELUNGEN ZUM WEE,<br />
BGW 2006)<br />
den meisten Fällen der Wasserversorger) den Ausgleich zu<br />
leisten hat. In Baden-Württemberg kommt das Land direkt<br />
für die Ausgleichszahlungen auf.<br />
• Da zahlreiche Bundesländer Programme zur fi nanziellen<br />
Förderung freiwilliger Vereinbarungen zwischen Landwirten<br />
und Wasserversorgern unterhalten, lässt sich die tatsächliche<br />
Kostenbelastung der Wasserversorgungsunternehmen<br />
nur schwer ermitteln. Hierzu wäre eine Einzelfallbetrachtung<br />
erforderlich.<br />
• Untersuchungen aus Hessen ergaben, dass die Kosten für<br />
Kooperationen bis zu 0,32 €/m³ Rohwasser betragen können.<br />
Für die mittleren 50 Prozent der Kooperationen ergeben<br />
sich Kosten von 0,01 bis 0,07 €/m³ Rohwasser. (BACH<br />
ET AL. 2006, BACH ET AL. 2007) Diese Angaben decken<br />
sich mit den Ergebnissen eines bayerischen Benchmarkingprojektes<br />
(RÖDL & PARTNER ET AL. 2000).<br />
• Bei Ausgleichszahlungen handelt es sich um fi xe Kosten,<br />
d.h. die Kosten fallen unabhängig davon an, wie viel Wasser<br />
tatsächlich aus dem betroffenen WSG entnommen wird.<br />
Entsprechend variieren die Kosten pro Kubikmeter mit der<br />
Entnahmemenge.<br />
4 Relevanz der Einflussfaktoren<br />
für den deutschen Kontext<br />
Wie die Ausführungen des Gutachtens deutlich zeigen, kann<br />
jeder einzelne Faktor signifikante regionale Unterschiede in<br />
den Kosten der Trinkwasserversorgung verursachen. Somit<br />
verdeutlichen die Ergebnisse des Gutachtens die geringe<br />
Aussagekraft von Vergleichsstudien, die auf einer reinen<br />
Gegenüberstellung von Trinkwasserpreisen beruhen und wesentliche<br />
Rahmenfaktoren unberücksichtigt lassen. Die regionale<br />
Heterogenität der untersuchten Einflussfaktoren belegt<br />
auch die im Rahmen dieses Gutachtens durchgeführte Unternehmensbefragung.<br />
Wie das Gutachten zeigt, wirken sich die Faktoren in unterschiedlicher<br />
Höhe auf die Gesamtkosten aus. Während<br />
Faktor 3 „Investitionstätigkeit und Ansatzmodalitäten für Kapitalkosten“<br />
im Wesentlichen nur die Kostenkategorien „Abschreibungen“<br />
und „kalkulatorische Zinsen“ verändert, wirkt<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 2<strong>03</strong>
der Faktor 2 „Siedlungsdemographie und -dichte, Abnehmerstruktur<br />
und Größe des Versorgungsgebietes“ sehr breit<br />
auf alle Kostenbereiche ein, die verbrauchsunabhängig sind.<br />
Weiterhin können die Faktoren direkt oder indirekt wirken. So<br />
führt der Faktor 3 direkt zu einer Vergrößerung/Verringerung<br />
des Anteils der Abschreibungen und Zinsen an den Gesamtkosten.<br />
Demgegenüber verschiebt die Siedlungsdichte als<br />
Teil des Faktors 2 in erster Linie die mengenbezogenen Kosten,<br />
während sich die absoluten Kosten nur in geringerem<br />
Maße verändern.<br />
Vereinfacht und abstrahiert können die einzelnen Faktoren<br />
hinsichtlich ihrer Relevanz auf die Gesamtkosten bewertet<br />
werden. Die Relevanz drückt dabei die mögliche Spannbreite<br />
der Veränderungen bei den Gesamtkosten aus. Eine hohe<br />
Relevanz, d.h. potentiell deutliche Veränderungen der<br />
Gesamtkosten, bewirken die Faktoren, wenn sie entweder<br />
auf wesentlichen Kostenkomponenten gleichzeitig<br />
einwirken oder aber sehr große Variationen bei einzelnen<br />
Kostenbestandteilen verursachen können.<br />
Dabei kommt zum Ausdruck, dass vor allem die beiden<br />
vielschichtigsten Faktoren, die naturräumlichen Gegebenheiten<br />
(Faktor 1) und die Siedlungsdemographie und<br />
-dichte, Abnehmerstruktur und Größe des Versorgungsgebiets<br />
(Faktor 2) einen hohen Einfluss auf die Kosten der Wasserversorgung<br />
haben. Ein erhebliches Gewicht besitzen aber<br />
auch die Investitionstätigkeit und die Ansatzmodalitäten<br />
für Kapitalkosten (Faktor 3). Eher geringe Relevanz weisen<br />
die Wasserentnahmeentgelte und die Ausgleichszahlungen<br />
an die Landwirtschaft auf. Dies bedeutet aber nicht, dass<br />
sie regionalspezifisch und im Einzelfall keine entscheidenden<br />
Kostenwirkungen entfalten können.<br />
Beschreibung der Faktoren:<br />
Faktor 1: Naturräumliche Gegebenheiten<br />
Faktor 2: Siedlungsdemographie und -dichte, Abnehmerstruktur und<br />
Größe des Versorgungsgebiets<br />
Faktor 3: Investitionstätigkeit und Ansatzmodalitäten für Kapitalkosten<br />
Faktor 4: Förderungen der öffentlichen Hand<br />
Faktor 5: Konzessionsabgaben<br />
Faktor 6: Wasserentnahmeentgelte<br />
Faktor 7: Ausgleichszahlungen an die Land-wirtschaft<br />
Quelle: Eigene Zusammenstellung<br />
Die Ergebnisse des Gutachtens unterstützen nachdrücklich<br />
schon verschiedentlich vorgebrachte Einwände gegen einfache<br />
Preisvergleiche und zeigen, dass ein seriöser Preisvergleich<br />
nur unter Berücksichtigung der Rahmenfaktoren der<br />
Dienstleistungserbringung erfolgen kann, um der konkreten<br />
Kostensituation des Unternehmens Rechnung zu tragen.<br />
3 Unter anderem durch den notwendigen Aufbau von Anlagen zur Wasseraufbereitung<br />
oder erschwerte Bedingungen bei der Leitungsverlegung bzw.<br />
-sanierung kann Faktor 1 auch einen Einfluss auf Abschreibungen und Zinsen<br />
haben. Diese Einflüsse wurden in der Abbildung nicht berücksichtigt.<br />
5 Literaturverzeichnis<br />
Bach, M., Hoch, A. S.; Friedrich, C. et al. (2006): Evaluierung der Kooperationen<br />
zwischen Land- und Wasserwirtschaft in Hessen, Wiesbaden.<br />
Bach, M.; Hoch, A. S; Frede, H.-G. et al. (2007): Wirksamkeit und Kosten von<br />
Kooperationen zur grundwasserschonenden Landbewirtschaftung in Hessen.<br />
In: GWF Wasser/ Abwasser, Jahrgang 148, Nr. 5 (2007), S. 358-363.<br />
BGR - Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (20<strong>03</strong>): Ergiebigkeit<br />
der Grundwasservorkommen. In: IfL – Institut für Länderkunde (20<strong>03</strong>):<br />
Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Relief, Boden und Wasser,<br />
Berlin/Heidelberg.<br />
BGW – Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (2006):<br />
Wassertarife 2006, Bonn.<br />
BWB – Berliner Wasserbetriebe (2007): Geschäftsbericht 2006, Berlin.<br />
FHS – Fachhochschule Schmalkalden, Rödl & Partner und IWW – Rheinisch-<br />
Westfälisches Institut für Wasserforschung (20<strong>03</strong>): Benchmarking in der<br />
Wasserversorgung in Thüringen – Projektbericht. Schmalkalden, Nürnberg.<br />
Gujer, W. (2007): Siedlungswasserwirtschaft, 3. Bearbeitete Auflage, Berlin.<br />
Gundermann, H. (1998): Trinkwasser in Deutschland ist seinen Preis wert. In:<br />
GWF Wasser/ Abwasser, Jahrgang 139, Nr. 5 (1998), S. 257-263.<br />
Kraemer, R. A.; Piotrowski, R.; Kipfer, A. et al. (1998): Vergleich der Trinkwasserpreise<br />
im europäischen Rahmen, UBA-Texte 22/98, Berlin.<br />
Löhner, H. (20<strong>03</strong>): Benchmarking in der kommunalen Wasserversorgung, Lohmar.<br />
Lübbe, E. (2001): Jahresbericht der Wasserwirtschaft – Gemeinsamer Bericht<br />
der mit der Wasserwirtschaft befassten Bundesministerien – Haushaltsjahr<br />
2000. In: Wasser & Boden, Jahrgang 53, Nr. 7/8 (2001), S. 6-28.<br />
Metropolitan Consulting Group (2006): VEWA – Vergleich Europäischer Wasser-<br />
und Abwasserpreise, Berlin.<br />
MUFV RLP – Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz<br />
(2006) Benchmarking Wasserwirtschaft Rheinland-Pfalz –<br />
Kennzahlen der kommunalen Unternehmen der Wasserversorgung und<br />
der Abwasserbeseitigung, Mainz.<br />
Pechel, S. Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt. Mitteilung<br />
per E-Mail, 18.02.20<strong>08</strong>.<br />
Reif, T. (2002): Preiskalkulation privater Wasserversorgungsunternehmen – Beriebswirtschaftliche<br />
Erfordernisse und rechtliche Rahmenbedingungen unter<br />
dem Gesichtspunkt der Unternehmenserhaltung, Bonn.<br />
Rödl & Partner; LfU – Bayerisches Landesamt für Umwelt; DVGW – Deutscher<br />
Verein des Gas- und Wasserfachs et al. (2000): Effizienz- und Qualitätsuntersuchung<br />
der kommunalen Wasserversorgung in Bayern (EffWB) – Abschlussbericht,<br />
Nürnberg.<br />
Rödl & Partner LfU – Bayerisches Landesamt für Umwelt; DVGW – Deutscher<br />
Verein des Gas- und Wasserfachs et al. (2004): Effizienz- und Qualitätsuntersuchung<br />
der kommunalen Wasserversorgung in Bayern (EffWB) 2004<br />
– 2. Abschlussbericht, Nürnberg.<br />
Schweizerische Eidgenossenschaft (2006): Gebührenvergleich für Wasser, Abwasser<br />
und Abfall für die 30 größten Städte der Schweiz. In: http://www.<br />
staedteverband.ch/FES/aktuell/pdf/Gebuehrenvergleich%20Preisueberwacher.pdf,<br />
31.01.20<strong>08</strong>.<br />
Statistisches Bundesamt (2006): Umwelt – Öffentliche Wasserversorgung und<br />
Abwasserbeseitigung 2004, Fachserie 19 Reihe 2.1, veröffentlicht 6. September<br />
2006.<br />
VdEW BW – Verband der Elektrizitätswirtschaft Baden-Württemberg (2007):<br />
Strompreise in Deutschland, Stand Februar 2007. In: http://www.vdewbw.de/images/aktuell/Strompreise_Deutschland_2007.pdf,<br />
25.02.20<strong>08</strong>.<br />
Waldermann, A. (2007): Teures Trinkwasser - Verbraucher zahlen Hunderte<br />
Euro zu viel. In: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,484600,00.html,<br />
22.01.20<strong>08</strong>.<br />
Waldermann, A. (20<strong>08</strong>): So teuer sind Strom, Gas und Wasser in Deutschland.<br />
In: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,531571,00.html, 28.01.20<strong>08</strong>.<br />
Wöbbeking, K. H.; Michel, B.; Schaumbruch W. (2004): Betrieblicher Kennzahlenvergleich<br />
für die öffentliche Wasserversorgung und kommunale Abwasserentsorgung<br />
in Hessen BKWasser 2001. In: http://www.bkwasser.<br />
de/images/uploads/pdf/bkwas ser2001.pdf, 10.02.20<strong>08</strong>.<br />
Zager, S. Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz<br />
des Landes Brandenburg. Mitteilung per E-Mail, 31.01.20<strong>08</strong>.<br />
204 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
RWE: Betriebliches Ergebnis 15 % über Vorjahr<br />
• Nachhaltiges Nettoergebnis um 21 % verbessert<br />
• Dividendenvorschlag 3,15 € je Aktie<br />
• Sachinvestitionen mehr als 30 Mrd. € bis 2012<br />
• Strategie 2012: Mehr Wachstum, weniger CO 2<br />
Der RWE-Konzern hat seine Ertragslage 2007 gegenüber<br />
dem Vorjahr erneut verbessert: Das betriebliche Ergebnis<br />
stieg um 15 % und das nachhaltige Nettoergebnis um 21 %.<br />
Für 20<strong>08</strong> erwartet der Konzern weiteres Ertragswachstum.<br />
RWE hat am 21. Februar 20<strong>08</strong> damit begonnen, RWE-Aktien<br />
im Gegenwert von bis zu 2,5 Milliarden € zu erwerben. Das<br />
entspricht rund 5 Prozent des Aktienkapitals.<br />
Auch mittelfristig hat der RWE-Konzern sich anspruchsvolle<br />
Ziele gesetzt: Das betriebliche Ergebnis soll bis 2012 um<br />
durchschnittlich 5 % pro Jahr durch organisches Wachstum<br />
gesteigert werden. Das nachhaltige Nettoergebnis will der<br />
Konzern bis 2012 um durchschnittlich 5 bis 10 % pro Jahr erhöhen.<br />
Bis 2012 soll die Erzeugungskapazität im Bereich der<br />
erneuerbaren Energien mehr als verdreifacht werden. Außerdem<br />
sieht das Unternehmen Potenzial, die CO 2 -Emissionen<br />
bis 2012 um fast 40 Mio. t und bis 2015 um weitere 20 Mio.<br />
t zu senken. Die Gasförderung will der Konzern bis 2012/13<br />
verdoppeln. Darüber hinaus bereitet RWE den Eintritt in neue<br />
Märkte vor: In der Türkei wurde bereits eine Landesgesellschaft<br />
gegründet. Auch in Griechenland ist Wachstum geplant.<br />
Weitere südosteuropäische Märkte stehen ebenfalls auf<br />
der Agenda. Gleichzeitig prüft RWE Optionen in Russland.<br />
Betriebliches Ergebnis und EBITDA zweistellig über Vorjahr<br />
Trotz der hohen Belastungen aus der deutschen Netzregulierung<br />
und dem ungeplanten<br />
Kraftwerksstillstand in Biblis konnte RWE die Ertragslage<br />
2007 weiter verbessern. Basis dafür war der positive Trend in<br />
der Stromerzeugung sowie ein außergewöhnlich gutes<br />
Handelsergebnis. Das EBITDA erhöhte sich um 10 % auf 7,9<br />
Mrd. €, das betriebliche Ergebnis um 15 % auf 6,5 Mrd. €.<br />
Nachhaltiges Nettoergebnis um 21 % verbessert<br />
Für die RWE-Dividendenpolitik ist das nachhaltige Nettoergebnis<br />
maßgebend, das Nettoergebnis, das um Einmaleffekte<br />
bereinigt ist: Im Berichtsjahr belief es sich auf knapp<br />
3 Mrd. €. Das sind 21 % mehr als 2006.<br />
Dividendenvorschlag für 2007<br />
Aufsichtsrat und Vorstand der RWE AG schlagen der Hauptversammlung<br />
am 17. April 20<strong>08</strong> für das Geschäftsjahr 2007<br />
eine Dividende von 3,15 € je Aktie vor. Bezogen auf das nachhaltige<br />
Nettoergebnis ergibt sich eine Ausschüttungsquote<br />
von 60 %. Damit liegt die Ausschüttung am oberen Ende der<br />
angestrebten Zielquote von 50 bis 60%. Legt man die Jahresschlusskurse<br />
2007 zugrunde, ergibt sich eine Dividendenrendite<br />
von 3,3 % für Stamm- und 3,8 % für Vorzugsaktien.<br />
Hiermit zählt RWE zu den dividendenstarken Titeln im DAX.<br />
Umsatz operativ auf Vorjahresniveau<br />
Der RWE-Konzern erwirtschaftete im zurückliegenden Geschäftsjahr<br />
einen Außenumsatz von 42,5 Mrd. €. Operativ,<br />
d.h. bereinigt um Konsolidierungs- und Währungseinflüsse,<br />
lag der Konzernumsatz um 2 % über dem Vorjahresniveau.<br />
Bereinigter Cash Flow steigt um 6 %<br />
2007 erzielte RWE einen Cash Flow aus laufender Geschäftstätigkeit<br />
von 6,1 Mrd. €. Bereinigt um den im Vorjahr veräußerten<br />
britischen Wasserversorger Thames Water hat sich<br />
der Cash Flow aus laufender Geschäftstätigkeit um 6 % erhöht.<br />
Der Free Cash Flow – also der Cash Flow aus laufender<br />
Geschäftstätigkeit abzüglich der Investitionen in Sachanlagen<br />
– belief sich auf rund 2 Mrd. € und lag damit um 12 %<br />
unter dem Wert des Vorjahres. Ausschlaggebend dafür war<br />
ebenfalls der verringerte Cash Flow aus laufender Geschäftstätigkeit<br />
infolge des Verkaufs von Thames Water.<br />
Sachinvestitionen im Energiegeschäft<br />
um 18 % gesteigert<br />
RWE investierte im Berichtsjahr 4,2 Mrd. €. Gegenüber dem<br />
Vorjahr verringerten sich die Ausgaben für Sachanlagen um<br />
10 %. Grund für den niedrigeren Wert war, dass im Vorjahreswert<br />
noch die Investitionen von Thames Water enthalten<br />
waren. Im Energiegeschäft stiegen die Sachinvestitionen um<br />
18 % auf 3,4 Mrd. €. Zusätzliche Mittel fl ossen hier vor allem<br />
in den Neubau von Kraftwerken.<br />
Mitarbeiterzahl um knapp 3 % gestiegen<br />
Zum 31. Dezember 2007 beschäftigte der RWE-Konzern<br />
63.439 Mitarbeiter, davon über die Hälfte in Deutschland. Gegenüber<br />
Ende 2006 stieg der Personalstand um 1.714 Mitar-<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 205
eiter bzw. 2,8 %. In Deutschland wuchs die Belegschaft um<br />
517 Mitarbeiter. Zum Jahresende 2007 erlernten 2.918 junge<br />
Menschen bei RWE einen Beruf. Wie in den Vorjahren bildete<br />
der Konzern damit weit über den eigenen Bedarf aus.<br />
Ausblick 20<strong>08</strong><br />
RWE setzt sich anspruchsvolle operative und fi nanzielle<br />
Ziele: Beim EBITDA und beim betrieblichen Ergebnis erwartet<br />
das Unternehmen, mindestens das Niveau des Vorjahres erreichen<br />
zu können. Beim Nettoergebnis rechnet der Konzern<br />
mit einem Anstieg um mehr als 10 %. Das um Sondereffekte<br />
bereinigte nachhaltige Nettoergebnis wird voraussichtlich<br />
Kostenlos geht es nicht<br />
Gütegemeinschaft Kanalbau fördert Oldenburger Dialog<br />
„Rohrleitungen – Unternehmen im Umbruch“ lautete das zentrale<br />
Thema auf dem diesjährigen Oldenburger Rohrleitungsforum.<br />
Mit dem Aufgreifen eines weiteren wirtschaftspolitischen<br />
Themas setzte der Veranstalter eine Tradition fort: Neben immer<br />
aktuellen Themen wie der Vorstellung technischer Entwicklungen<br />
und Neuerungen wollte das Tiefbau-Forum wie<br />
in jedem Jahr auf eine besondere Problemstellung hinweisen.<br />
Konkret ging es diesmal um die tief greifende Umwälzung<br />
in der Versorgungswirtschaft: „Unternehmen, die bisher als<br />
klassische Bauunternehmen bei der Erstellung von Rohrleitungen<br />
und Anlagen zugegen waren, treten als Dienstleister<br />
für den Betrieb von Leitungen auf. Ingenieurbüros, bislang<br />
projektspezifisch zur Problemlösung eingebunden, übernehmen<br />
kontinuierlich Leistungen. Die einschlägigen Verbände<br />
und Organisationen, bislang fein säuberlich nach der Klientel<br />
getrennt, sehen sich neuen Anforderungen gegenüber“, so<br />
Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener, Vorstandsmitglied des iro<br />
e.V., Oldenburg, im Vorwort des Tagungsbandes. Dass die<br />
Rohrleitungsbauwirtschaft vor neuen Aufgaben steht, wurde<br />
in den Vorträgen in Oldenburg verdeutlicht. Allerdings wiesen<br />
die Referenten auch auf die Spannungsfelder hin: Es gibt viel<br />
zu tun, es muss dringend investiert werden, aber das erforderliche<br />
Fachpersonal und das nötige Geld sind nicht, oder<br />
nur unzureichend vorhanden. Angesichts dieser Rahmenbedingungen<br />
liegt es auf der Hand, „dass die derzeitige hohe<br />
Treffpunkt für Information und Austausch: Die Gütegemeinschaft<br />
Kanalbau nahm zum zwölften Mal als Aussteller am<br />
Oldenburger Rohrleitungsforum teil.<br />
ebenfalls um über 10 % zulegen. Der Konzern rechnet auch<br />
damit, dass 20<strong>08</strong> der Umsatz steigt.<br />
Mit durchschnittlich 6,5 Mrd. € Sachinvestitionen pro Jahr<br />
wird der Konzern seinen bisherigen Investitionsplan um fast<br />
ein Drittel aufstocken. Bis 2012 will RWE damit insgesamt<br />
mehr als 30 Mrd. € investieren – das größte Investitionsprogramm<br />
in der RWE-Geschichte. Mit dem bis Ende 2010<br />
laufenden Programm zur Effizienzsteigerung will das Unternehmen<br />
in diesem Jahr einen Ergebnisbeitrag von rund 100<br />
Mio. € erwirtschaften. Bis Ende 2010 soll das Programm das<br />
jährliche Ergebnisniveau schrittweise um insgesamt 600 Mio.<br />
€ verbessern. Das Unternehmen plant nun, dieses Ziel im<br />
laufenden Jahr anzuheben.<br />
Netzqualität nicht aufrechterhalten werden kann, so dass für<br />
die Zukunft hinter der Überschrift „Qualität und Effizienz im<br />
Einklang“ ein großes Fragezeichen gesetzt werden muss.“<br />
Was können die Beteiligten – Auftraggeber, Netzbetreiber, Ingenieurbüros<br />
und ausführende Unternehmen – tun?<br />
Qualifikation hinterfragen<br />
Qualität hängt ab von Qualifikation. Auftraggeber fordern<br />
deshalb Qualifikationsnachweise beim Bau, bei der Instandhaltung,<br />
Inspektion, Reinigung und Dichtheitsprüfung von<br />
Entwässerungskanälen. Viele verlangen zum Beispiel, dass<br />
ausführende Firmen die Anforderungen der Güte- und Prüfbestimmungen<br />
Kanalbau erfüllen. Sie wollen zuverlässige<br />
Mitarbeiter in den Firmen und erreichen so die Ausführung<br />
der Arbeiten wie im Bauvertrag vereinbart. Zuverlässigkeit<br />
durch Qualifizierung: Diese Forderungen werden mit der Gütesicherung<br />
Kanalbau RAL-GZ 961 für die Bereiche offener<br />
Kanalbau, Vortrieb, Sanierung, Dichtheitsprüfung, Inspektion<br />
und Reinigung konsequent umgesetzt. Firmen weisen<br />
nach, dass sie die für eine Bauaufgabe nötige Erfahrung und<br />
Zuverlässigkeit besitzen. Qualifizierte Unternehmen haben<br />
fachkundiges Personal, setzen alle für die Durchführung der<br />
jeweiligen Arbeiten erforderlichen Geräte und Betriebseinrichtungen<br />
in ausreichender Menge und funktionsfähigem<br />
Zustand ein, bilden ihr Personal aus und verfügen über eine<br />
zeitnahe dokumentierte Eigenüberwachung.<br />
Aufgabe der Gütegemeinschaft<br />
Die RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau leistet hier<br />
einen wichtigen Beitrag. Sie hat den Zweck, die Umweltverträglichkeit<br />
von Abwasserleitungen und -kanälen zu verbessern<br />
und damit den Verunreinigungen von Grundwasser und<br />
Boden durch undichte Kanäle entgegenzuwirken. Weiterhin<br />
soll die Öffentlichkeit vor einer Gefährdung durch unsachgemäße<br />
Arbeiten geschützt werden. Aus diesem Grund hat die<br />
Gütegemeinschaft die Aufgabe, die Herstellung und Instandhaltung<br />
von Abwasserleitungen und -kanälen gütezusichern<br />
und mit dem Gütezeichen Kanalbau zu kennzeichnen. Darüber<br />
hinaus sind Aus- und Fortbildung, Seminare und Veranstaltungen<br />
mit der Zielsetzung der Verbesserung der Kompetenz<br />
und Qualifikation bei der Herstellung und Instandhaltung<br />
von Abwasserleitungen und -kanälen zu fördern bzw. gege-<br />
206 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
enenfalls selber durchzuführen und Öffentlichkeitsarbeit zu<br />
leisten. Auch deshalb informiert die Gütegemeinschaft mit<br />
regelmäßigen Diskussionsbeiträgen und einem Messestand<br />
auf dem Rohrleitungsforum. In diesem Jahr zum zwölften<br />
Mal. Bei dem vom Institut für Rohrleitungsbau an der Fachhochschule<br />
Oldenburg durchgeführten Meeting handelt es<br />
sich um eine Veranstaltung, die aufgrund ihres Charakters<br />
eine Informationsbörse allerersten Ranges darstellt. Hier hat<br />
sich ein Treffpunkt für ein hochkarätiges Publikum entwickelt,<br />
Sanierung der Leitungsinfrastruktur –<br />
Ökonomische und ökologische Vorteile durch moderne Verfahren<br />
Viele Kommunen können aufatmen: Die kommunalen Kassen<br />
sind voller, als in vergangenen Jahren. Aufgrund der verbesserten<br />
fi nanziellen Lage planen immer mehr kommunale Entscheider<br />
nunmehr die oft dringende Sanierung ihrer Rohrleitungsnetze<br />
anzugehen. Der Rohrleitungssanierungsverband,<br />
RSV, rät, sie sollten sich vorher mit den ökonomischen und<br />
ökologischen Vorteilen von geschlossenen Bauweisen beschäftigen.<br />
Dazu wurde im vergangenen Jahr das RSV-Merkblatt<br />
„Erneuerung von Abwasserleitungen und –kanälen mit<br />
dem Berstliningverfahren“ in überarbeiteter Fassung auf den<br />
Markt gebracht.<br />
Berstlining - 25 Jahre alt und kein<br />
bisschen altmodisch<br />
Berstlining – was sich anhört, wie eine neue Extremsportart,<br />
ist ein ausgereiftes, Sanierungsverfahren, das alte Rohrleitungen<br />
in geschlossener Bauweise erneuert. Durch stete<br />
Weiterentwicklung hat das Sanierungsverfahren seit seiner<br />
Erfindung vor einem viertel Jahrhundert nicht an Effizienz und<br />
Attraktivität verloren.<br />
Der RSV setzt mit seinem Merkblatt Qualitätsstandards für<br />
den Einsatz dieser Methode, bei der erst die defekte Leitung<br />
unterirdisch gesprengt wird, um im zweiten Schritt ohne offenen<br />
Graben eine neue Leitung in die alte Trasse einzufügen.<br />
Das Verfahren gewährleistet eine lange Lebensdauer und ist<br />
durch die grabenlose Bauweise ökologisch sanft und sinnvoll.<br />
das die Atmosphäre in Oldenburg zu schätzen weiß. Demzufolge<br />
ist die Teilnahme für den Güteschutz Kanalbau Pflicht.<br />
Egal, ob es um die Informationen oder die Betreuung von Gütezeichen-Inhabern<br />
oder den Kontakt zu Interessenten geht.<br />
Vor Ort kann in einer persönlichen Atmosphäre diskutiert und<br />
Überzeugungsarbeit geleistet werden. Zudem trägt die Gütegemeinschaft<br />
mit Fachbeiträgen zur Diskussion in den Vortragsveranstaltungen<br />
bei.<br />
Weitere Informationen unter: www.kanalbau.com.<br />
Schon seit 25 Jahren wird das Berstlining bei Sanierungsarbeiten<br />
angewendet, doch noch immer verbinden viele<br />
Netzbetreiber und Planer mit dem Thema „Rohrerneuerung“<br />
offene Leitungsgräben, Verkehrsstaus, Emissionen und Beeinflussung<br />
anliegenden Gewerbes. Immer mehr Beteiligte<br />
erkennen jedoch die Vorteile der grabenlosen Sanierung.<br />
Sie kommen insbesondere dann zu Tragen, wenn aus technischer,<br />
bzw. wirtschaftlicher Sicht eine Auswechselung nicht<br />
sinnvoll ist oder die Bauzeit zu lang ist.<br />
Der RSV – Sicherstellung von Qualität, die andauert<br />
Das Hauptziel des im Jahr 1992 von führenden deutschen<br />
Rohrleitungssanierungsunternehmen gegründeten Verbandes<br />
ist die Definition von Qualitätsstandards bei der Rohrsanierung.<br />
In über zehn speziell eingerichteten Arbeitsgruppen<br />
beschäftigen sich Experten mit der Festlegung und Beschreibung<br />
von Qualitätskriterien bei der Rohrsanierung und konzipierten<br />
hierzu bislang acht Merkblätter. Zur Erfüllung der an<br />
reparierten Rohrleitungen gestellten baulichen und betrieblichen<br />
Anforderungen und zur Sicherstellung eines gleichbleibenden<br />
Qualitätsstandards bei der Verfahrensdurchführung<br />
sind in den Merkblättern Anforderungen, Gütesicherung und<br />
Prüfungen für moderne Sanierungsverfahren zusammengefasst.<br />
Die Zeiten, in denen die Rohrleitungsschäden nur mittels einer<br />
Baugrube in der sogenannten „offenen Bauweise“ repariert<br />
wurden, sind laut des Verbands vorbei. Im Bereich der unter-<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 207
irdischen „geschlossenen“ Rohrleitungssanierungsverfahren<br />
gibt es heute eine Vielzahl an Verfahren, die bei den unterschiedlichsten<br />
Schadensfällen zur Anwendung kommen. Den<br />
Verfahren ist gemeinsam, dass sie zumeist schneller und<br />
kostengünstiger als die „offene Bauweise“ sind. Zudem verursacht<br />
die „geschlossene Bauweise“ weniger Baulärm und<br />
Verkehrsbehinderung.<br />
Viele Entscheidungsträger bei den kommunalen und industriellen<br />
Versorgungsunternehmen sind über diese Vorteile nicht<br />
ausreichend informiert und tendieren zur aufwändigeren Neuverlegung<br />
der Rohre, wenn Schäden auftreten. Häufig werden<br />
hierbei allerdings Gebühren verschwendet.<br />
Gebühren müssen verantwortungsvoll<br />
eingesetzt werden<br />
Kommunale Betreiber von Rohrleitungsnetzen verwalten<br />
Werte, die über die Gebühren oder Beiträge der direkten Nutzer<br />
und / oder über staatliche Zuschüsse, also Steuergelder,<br />
errichtet wurden. In den laufenden Gebühren und Beiträgen<br />
sind die Kosten für den Netzerhalt bereits enthalten. „Das<br />
Kapital für die Erneuerung bzw. Sanierung der Rohrnetze ist<br />
von den Bürgern über die kalkulatorischen Abschreibungen,<br />
welche in den Wasser- und Abwassergebühren enthalten<br />
sind, längst zur Verfügung gestellt worden“, erläutert Jochen<br />
Bärreis, Vorstandsmitglied im RSV-Rohrleitungssanierungsverband<br />
e. V. Dennoch wird meist zu spät und nicht kontinuierlich<br />
genug saniert und daher gerät der Erhalt der unterirdischen<br />
Infrastruktur in Rückstand und es wächst die Gefahr<br />
partieller Netzzusammenbrüche mit hohen Folgekosten. Eine<br />
ganzheitliche und langfristige Planung kann helfen die Kosten<br />
einzugrenzen.<br />
Sanierung – schneller, wirtschaftlicher<br />
und umweltschonender<br />
Grabenlose Sanierungs- und Erneuerungsverfahren bieten<br />
mittlerweile ausgereifte und bewährte Alternativen zur offenen<br />
Rohrverlegung. Diese Verfahren sind bei gleicher Nutzungsdauer<br />
zumeist schneller anzuwenden und vor allem kostengünstiger<br />
als die „offene Bauweise“. „Bei innerstädtischen<br />
Sanierungsmaßnahmen von kompletten Straßenzügen beispielsweise<br />
kann das Einsparungspotential bei über 50 Prozent<br />
im Vergleich zur Neuverlegung liegen“, rechnet Bärreis<br />
vor. Außerdem ist nur ein begrenzter unterirdischer Bauraum<br />
notwendig, d. h. eine neue Trasse ist nicht erforderlich.<br />
Straßenaufbrüche entfallen dadurch weitestgehend und die<br />
kürzeren Bauzeiten im Vergleich zur Neuverlegung verhindern<br />
längere Nutzungsausfälle. Die Anwohnerbelästigung durch<br />
Lärm, Staub sowie Abgase ist geringer und der Straßen – und<br />
Anlieferverkehr wird weniger beeinträchtigt. Zudem entfällt<br />
der Transport großer Bodenmassen und sowohl Baumbestand<br />
als auch Bepflanzungen können geschont werden.<br />
Trotz dieser Vorteile und der gesetzlichen Verpflichtung der<br />
Betreiber zum weitsichtigen und nutzenoptimierten Umgang<br />
mit den öffentlichen Geldern, tendieren viele aber zur aufwändigeren<br />
Neuverlegung der Rohre, wenn Schäden auftreten.<br />
Abschreibungspraktiken benachteiligen<br />
Sanierungsverfahren<br />
Die Unterschiede in der bilanziellen Abschreibungs- und Aktivierungspraxis<br />
machen deutlich, dass die Planer und Betreiber<br />
von öffentlichen Netzen bei Sanierungsverfahren von<br />
7 weitere Merkblätter mit dem gleichen Ziel:<br />
Qualitätssicherung im Rohrleitungsbau<br />
Der RSV weist darauf hin, dass Berstlining nicht die<br />
einzige ressourcenschonende und effiziente Sanierungsart<br />
ist. In jedem der acht seiner seit 2000 herausgegebenen<br />
Merkblätter beschreibt er einzelne Verfahren,<br />
die sich von der Konstruktion von aufwendigem<br />
Tiefbau lösen und Nachhaltigkeit im Blick haben.<br />
Im RSV-Merkblatt 1 sind Anforderungen, Gütesicherung<br />
und Prüfungen für das Verfahren des vor Ort härtenden<br />
Schlauchlining in drucklosen Leitungen zusammengefasst,<br />
die dem Stand der Technik entsprechen.<br />
Im RSV-Merkblatt 2 werden u.a. Anforderungen an die<br />
Qualifikation der Unternehmen, an das eingesetzte Material<br />
thermoplastischer Kunststoff, an die vorhandene<br />
Rohrleitung, die Planung der Baumaßnahme und Anforderungen<br />
an die Verfahren behandelt. Wichtiger Bestandteil<br />
des Merkblattes ist die Gütesicherung auf der Baustelle.<br />
Ausführlich wird abschließend auf die Prüfungen zur<br />
Baumaßnahme Reliningverfahren ohne Ringraum eingegangen.<br />
Im RSV-Merkblatt 3 werden Möglichkeiten der Renovierung<br />
von Abwasserleitungen und -kanälen durch Auskleidungsverfahren<br />
mit Ringraum dargestellt.<br />
Zur Erfüllung der an die renovierte Rohrleitung gestellten<br />
Qualitätsanforderungen und für die Sicherstellung eines<br />
gleichbleibenden Qualitätsstandards bei der Verfahrensdurchführung<br />
sind im vorliegenden Merkblatt Anforderungen,<br />
Gütesicherung und Prüfungen für das Lining zusammengefasst,<br />
die dem Stand der Technik entsprechen.<br />
Im RSV-Merkblatt 4 werden Verfahren zur Behebung<br />
von Schäden im Sinne der baulichen Sanierung durch<br />
Reparatur, also durch Maßnahmen zur Behebung örtlich<br />
begrenzter Schäden vorgestellt. Die Reparatur von drucklosen<br />
Abwasserkanälen durch vor Ort härtende partielle<br />
Inliner steht hier im Vordergrund.<br />
Im RSV-Merkblatt 5 werden Sanierung von Entwässerungsleitungen<br />
und -kanälen durch Roboterverfahren<br />
vorgestellt. Der Einsatz von Robotertechniken stellt bei der<br />
Kanalsanierung eine der wichtigsten Methoden zur partiellen<br />
Schadensbehebung dar. Auf Grund des sich ständig<br />
erweiternden Einsatzgebietes sind die Erfahrungen zur<br />
Robotertechnik in ein RSV-Merkblatt umgesetzt und damit<br />
standardisiert werden. Dies dient der Qualitätssicherung<br />
und der technischen Weiterentwicklung der Roboterverfahren.<br />
Das RSV-Merkblatt 6 gibt eine Übersicht über die gängigen<br />
und praxisbewehrten Sanierungsverfahren und -systeme,<br />
die für die Sanierung von begehbaren Entwässerungsleitungen<br />
und Schachtbauwerken eingesetzt<br />
werden.<br />
Das RSV-Merkblatt 7 befasst sich mit Renovierung von<br />
Anschlussleitungen mit vor Ort aushärtendem Schlauchlining.<br />
Ein fl exibler Schlauch wird in die Rohrleitung eingefügt,<br />
der durch unterschiedliche Härtungsverfahren zu<br />
einem statisch tragfähigen Schlauchlinerrohr aushärtet.<br />
2<strong>08</strong> Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
einer deutlich kürzeren Nutzungsdauer als bei der Neuverlegung<br />
ausgehen. Diese Fehlentwicklung ist insbesondere<br />
bei der Versorgung aber zunehmend auch bei der Entsorgung<br />
zu beobachten. Entsprechend macht im Schadenfall<br />
die Neuverlegung gegenüber der Sanierung laut einer Studie<br />
des Institutes für Rohrleitungsbau in Oldenburg (iro) bereits<br />
heute einen 2,5 fachen Anteil aus. „Inakzeptabel, wenn man<br />
bedenkt, dass mit einer ganzheitlichen grabenlosen Sanierungsstrategie<br />
Gebühren bzw. Steuergelder eingespart und<br />
zudem die sozialen Kosten deutlich gesenkt werden können“,<br />
meint Bärreis. Die befragten kommunalen Auftraggeber<br />
gehen dennoch sogar von stagnierender bzw. rückläufiger<br />
Nachfrage nach grabenlosen Sanierungsleistungen<br />
aus – und das obwohl die meisten einen eher wachsenden<br />
Erneuerungs- bzw. Sanierungsbedarf in ihrer Zuständigkeit<br />
erwarten und staatliche Zuschüsse und Förderungen zunehmend<br />
eingestellt werden.<br />
Qualität von Sanierungsverfahren wird unterschätzt<br />
„Offensichtlich ist vielen Planern und Betreibern von Rohrleitungsnetzen<br />
nicht bewusst, dass bestimmte Sanierungsverfahren<br />
Nutzungszeiten von deutlich über 50 Jahren ermöglichen“,<br />
so Bärreis. „Wir haben daher beschlossen, unsere<br />
Aktivitäten der Öffentlichkeitsarbeit zu verstärken, um auf<br />
Fehlentwicklungen aufmerksam zu machen. Wichtig ist die<br />
Ausarbeitung langfristiger Sanierungskonzepte, die von zertifizierten<br />
Sanierungsfirmen durchgeführt werden, denn nur<br />
durch die konsequente Anwendung von qualitativen Mindestanforderungen<br />
bei Planung und Bau sind die langen<br />
Nutzungszeiträume zu erreichen“.<br />
Qualitätssicherung versteht der RSV daher auch als langfristigen<br />
Schutz für Investitionen. Durch seine Tätigkeit wird<br />
der RSV somit auch einen Beitrag zum Ausgleich von Ökologie<br />
und Ökonomie und zum Erhalt der Ressourcen leisten!<br />
Weitere Informationen unter: www.rsv-ev.de<br />
und www.headline-affairs.de.<br />
Aktionsplattform Bodenschutz<br />
zur EU-Bodenschutzrichtlinie<br />
Die Aktionsplattform Bodenschutz fordert, die EU-Bodenschutzrichtlinie<br />
im Ministerrat nicht abzulehnen, sondern<br />
konstruktiv an der Schaffung eines gemeinsamen Rahmens<br />
für Erhaltung, Schutz und Wiederherstellung von Böden in<br />
Europa weiterzuarbeiten.<br />
Professor Hubert Wiggering, ZALF Müncheberg, Sprecher<br />
der gemeinsam von der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft,<br />
dem Ingenieurtechnischen Verband Altlasten und<br />
dem Bundesverband Boden getragenen Aktionsplattform<br />
Bodenschutz betont: „Bodenschutz ist auf europäischer Ebene<br />
wichtig und insbesondere in Hinblick auf den Klimaschutz<br />
eine große Herausforderung. Zunächst gilt es bei einem Klimawandel<br />
weitere Vermeidungsanstrengungen zu unternehmen,<br />
aber auch die adäquaten Adaptationsstrategien bereitzuhalten.<br />
Zudem können Böden im Zusammenhang mit<br />
der Klimaschutzdebatte eine bisher wenig beachtete und<br />
unterschätzte Rolle spielen. Böden können, entsprechende<br />
Bewirtschaftungsformen vorausgesetzt, erhebliche Mengen<br />
Kommunalwirtschaft 02/20<strong>08</strong> 209
Kohlenstoff binden und sind daher ebenso wie die Weltmeere<br />
bedeutende Ausgleichskörper im globalen Kohlendioxid-<br />
Haushalt. Als sogenannte „Senke“ leisten Böden einen Beitrag<br />
zur Minderung des CO2-Anstiegs in der Atmosphäre und<br />
damit letztendlich zur Reduzierung der globalen Erwärmung.<br />
Aus diesem und auch aus weiteren Gründen ist eine Verknüpfung<br />
von Klimaschutz und Bodenschutz dringend erforderlich.<br />
Werden allerdings europaweit nicht die selben Maßstäbe<br />
für den Bodenschutz angesetzt, droht mit der Ablehnung der<br />
EU-Bodenschutzrichtlinie aktuell ein Stillstand. “<br />
Bereits am 22.09.2006 legte die Europäische Kommission<br />
einen Vorschlag für eine Europäische Bodenschutzstrategie<br />
u.a. mit dem Entwurf einer Rahmenrichtlinie vor. Noch im<br />
März diesen Jahres im Rahmen der deutschen Ratspräsidentschaft<br />
plädierte Bundesumweltminister Gabriel in einem<br />
Schreiben an Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer, die<br />
Chance nicht verstreichen zu lassen, den Bodenschutz auf<br />
europäischer Ebene voranzubringen. Am 14.11.2007 stimmte<br />
das Europäische Parlament dem Entwurf in erster Lesung mit<br />
Änderungen zu. Auf der Grundlage von weiteren Kompromissvorschlägen<br />
der Ratsarbeitsgruppe Umwelt will die portugiesische<br />
EU-Präsidentschaft auf der EU-Ministerratstagung<br />
am 20.12.2007 zumindest eine politische Einigung über<br />
die Rahmenrichtlinie erzielen. Wie aus Diplomatenkreisen<br />
bekannt wurde, beabsichtigt die Bundesregierung allerdings,<br />
auf der Ratssitzung gegen die Bodenrahmenrichtlinie<br />
zu stimmen.<br />
Deutschland folgt damit - auch wenn ursprünglich die Initiative<br />
zur besseren Berücksichtigung von Bodenschutzbelangen<br />
auf EU-Ebene 1998 wesentlich von Deutschland und der damaligen<br />
Bundesumweltministerin Merkel ausging - den Beschlüssen<br />
des Bundesrates und der ablehnenden Stellungnahme<br />
des Bauernverbandes. Auf diese Weise konterkariert<br />
die Bundesregierung u.a. mit dem Argument, dass das Subsidiaritätsprinzip<br />
eine Bodenrahmenrichtlinie nicht zuließe, ihre<br />
eigene Initiative.<br />
Juristisches Rüstzeug für Auftragnehmer<br />
Rechtssichere und erfolgreiche Teilnahme am Wettbewerb<br />
Zum Jahresende und in Vorbereitung auf das kommende<br />
Jahr hat die Gütegemeinschaft Kanalbau für Unternehmen<br />
mit RAL-Gütezeichen Kanalbau zwei Seminare zum Bauvergaberecht<br />
veranstaltet. In Duisburg und in Kerpen wurden die<br />
Rechtsanwalt Telian diskutierte mit Auftragnehmern über<br />
„Formale Anforderungen zur erfolgreichen Teilnahme am<br />
Wettbewerb um Öffentliche Bauaufträge“.<br />
Zwar ist auch aus Sicht der Aktionsplattform Bodenschutz<br />
das Subsidiaritätsprinzip unbestritten zu befolgen, jedoch<br />
stellt es kein Argument für eine grundsätzliche Ablehnung dar.<br />
Es muss vielmehr konstruktiv daran gearbeitet werden, dass<br />
auch unter Einhaltung des Subsidiaritätsprinzips ein Gewinn<br />
für den Bodenschutz auf europäischer Ebene erzielt werden<br />
kann. Denn Europäische Bodenschutzstandards sind sowohl<br />
aus umwelt- als auch aus wirtschaftspolitischen Gründen<br />
sinnvoll. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass nur wenige<br />
Mitgliedsstaaten über spezifische Bodenschutzvorschriften<br />
verfügen, ist eine Angleichung der Wettbewerbsbedingungen<br />
in Europa hinsichtlich der landwirtschaftlichen Produktion<br />
und auch bzgl. der Standards und damit der Kosten für die<br />
Altlastensanierung notwendig.<br />
Wesentliche Anliegen der nach Ende der Ratspräsidentschaft<br />
entwickelten deutschen Position wurden zwischenzeitlich<br />
bereits berücksichtigt. Auch führen die im aktuellen Kompromissvorschlag<br />
der portugiesischen Ratspräsidentschaft<br />
vorgesehenen Regelungen nicht zu gewichtigen Änderungen<br />
des geltenden deutschen Bodenschutzrechts. Vielmehr<br />
zeigte die Veranstaltung „Boden-Rahmenrichtlinie – Sind wir<br />
gerüstet?“ der Kommission Bodenschutz des Umweltbundesamtes<br />
zum Internationalen Tag des Bodens am 5. Dezember,<br />
dass Deutschland nicht schlecht aufgestellt ist. Statt die<br />
unter Beteiligung vieler Bodenfachleute erarbeitete Richtlinie<br />
abzulehnen, sollten deshalb alle Energien in Änderungen zur<br />
Minimierung des bürokratischen Aufwandes fl ießen. Auch<br />
das EU-Parlament hat eine Reihe von Änderungen beschlossen,<br />
die in die richtige Richtung gehen.<br />
Die Aktionsplattform Bodenschutz fordert deshalb die Bundesregierung<br />
auf, die EU-Bodenschutzrahmenrichtlinie im<br />
Ministerrat nicht abzulehnen, sondern konstruktiv an der<br />
Schaffung eines gemeinsamen Rahmens für die Erhaltung,<br />
den Schutz und die Wiederherstellung von Böden in Europa<br />
weiterzuarbeiten.<br />
Teilnehmer – in der Regel die mit den Ausschreibungsmodalitäten<br />
beschäftigten Mitarbeiter – am 4. und 5. Dezember<br />
über „Formale Anforderungen zur erfolgreichen Teilnahme am<br />
Wettbewerb um Öffentliche Bauaufträge“ informiert und von<br />
Fachreferent für juristische Fragen, Rechtsanwalt Guido Telian<br />
aus der Kanzlei Ax Schneider und Kollegen, mit praktischen<br />
Hinweisen versorgt. Darüber hinaus vermittelte der Rechtsanwalt<br />
für Deutsches und Internationales Vergaberecht aktuelle<br />
Kenntnisse des Vergaberechts nach VOB Teil A, wobei<br />
die rechtssichere und erfolgreiche Teilnahme am Wettbewerb<br />
um Öffentliche Aufträge im Vordergrund stand. Neben den<br />
Grundlagen wurden ausgewählte Aspekte der Angebotsgestaltung,<br />
der Fehlervermeidung und des Rechtsschutzes erörtert.<br />
Themen, bei denen Informationsbedarf besteht: Das<br />
zeigte die Diskussion, bei der die Teilnehmer ihre Erfahrungen<br />
austauschten. In vielen Unternehmen herrscht nach wie vor<br />
Unsicherheit. Zum Beispiel in Bezug auf die Formalien. Was<br />
muss ich überhaupt tun, um alle Anforderungen zu erfüllen?<br />
Habe ich alles berücksichtigt, was die Ausschreibungsunterlagen<br />
von mir verlangen? Hierum drehten sich viele Fragen<br />
210 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
und Wortbeiträge. Kritisch beleuchtet wurde auch die Vorgehensweise<br />
der öffentlichen Auftraggeber. Darf mein Unternehmen<br />
denn wegen eines kleinen Formfehlers von der<br />
Vergabe ausgeschlossen werden – nur weil ich ein Formular<br />
nicht vollständig ausgefüllt oder vergessen habe, den Ausschreibungsunterlagen<br />
eine bestimmte Bescheinigung hinzuzufügen?<br />
Die Antwort auf diese Fragen lautet eindeutig ja!<br />
Würde der öffentliche Auftraggeber in solchen Fällen anders<br />
entscheiden, würde er den internen Verwaltungsvorgaben<br />
der VOB zuwiderhandeln. Vor allem auch mit Blick auf einen<br />
fairen Wettbewerb, den alle an einer Ausschreibung beteiligten<br />
Parteien erwarten, sind auch solche Ausschlüsse, die<br />
zum Beispiel aufgrund von Formfehlern erfolgen, richtig und<br />
angemessen.<br />
Umfangreicher Wertungskatalog<br />
Bei jeder Vergabe sind vom Auftraggeber gemäß VOB vier<br />
Wertungsstufen zu beachten: Die Ermittlung der Angebote,<br />
die wegen inhaltlicher oder formeller Mängel auszuschließen<br />
sind, die Prüfung und Eignung der Bieter in persönlicher und<br />
sachlicher Hinsicht, die Prüfung der Angebotspreise sowie<br />
die Auswahl des wirtschaftlichsten Angebots. Es geht um die<br />
Prüfung der Fachkunde, Leistungsfähigkeit, Zuverlässigkeit<br />
sowie der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit jedes einzelnen<br />
Bieters. Der umfangreiche Katalog der Anforderungen verlangt<br />
je nach Bauaufgabe Nachweise von Auftragnehmern<br />
in unterschiedlichem Ausmaß hinsichtlich der Einhaltung diverser<br />
Verwaltungsvorschriften, der Angaben zum Unternehmen,<br />
der Anforderungen an Fachpersonal, der Anforderungen<br />
an Weiterbildung, der Anforderungen an Geräteausstattung,<br />
der Anforderungen an die Dokumentation der ausgeführten<br />
Arbeiten (Eigenüberwachung) sowie der Anforderungen an<br />
Subunternehmer. Die Bieterwertung erfolgt unter Berücksichtigung<br />
aller vier Wertungsstufen. Auf jeder einzelnen Wertungsstufe<br />
prüft der Auftraggeber, ob die von ihm in den Aus-<br />
schreibungsunterlagen genannten Anforderungen vom Bieter<br />
erfüllt werden. Eine Vorgehensweise, die auch im Interesse<br />
der Kanalbauunternehmen liegt. In konsequenter Anwendung<br />
werden Firmen von der Auftragsvergabe ausgeschlossen,<br />
welche die geforderten Nachweise nicht erbringen. Die<br />
Gleichbehandlung der Bieter schafft Vertrauen bei allen an<br />
der Gütesicherung beteiligten Partnern. Erreicht wird unter<br />
anderem eine Abgrenzung gegen schwarze Schafe, die mit<br />
nicht auskömmlichen Dumpingangeboten einen fairen Wettbewerb<br />
verhindern.<br />
Rasante Entwicklung<br />
Das Vergaberecht hat in den letzten Jahren eine so rasante<br />
Entwicklung wie kaum ein anderes Rechtsgebiet durchlaufen.<br />
Die erfolgreiche Angebotsbearbeitung bedarf grundlegender<br />
Kenntnisse des Vergaberechts und der Rechtsprechung.<br />
Die Umsetzung der Europäischen Vergabekoordinierungsrichtlinie<br />
in das nationale Vergaberecht wurde mit Bekanntmachung<br />
des GWB und der VgV sowie der VOB/A, VOB/B,<br />
VOL/A und VOF zum 01.11.2006 bzw. 21.12.2006 vollzogen.<br />
Die Änderungen treffen Bieter und Auftraggeber gleichermaßen.<br />
Deshalb lag ein inhaltlicher Schwerpunkt der Seminare<br />
auf den Anforderungen und Konsequenzen für die Teilnahme<br />
an einer Öffentlichen Ausschreibung, die sich aus den Gesetzen<br />
und Verordnungen ergeben. Die Rechtsprechung der<br />
Vergabekammern und -senate wurde behandelt, ebenso wie<br />
die Frage von Schadensersatzansprüchen. Weiterhin wurden<br />
vereinfachte Verfahren zum Nachweis der Eignung im Sinne<br />
des § 8 VOB/A vorgestellt. Die Teilnehmer – das wurde im<br />
Verlauf der Diskussion deutlich – erhielten das juristische<br />
Rüstzeug, welches zur rechtssicheren und erfolgreichen Anfertigung<br />
eines Angebots notwendig und damit Voraussetzung<br />
erfolgreichen Wettbewerbs ist.<br />
Weitere Informationen unter: www.kanalbau.com.<br />
Gemeinde in Oberfranken setzt auf Adsorptionsverfahren zur Entfernung von Schwermetallen<br />
Investitionen in die Trinkwasseraufbereitung in Hirschaid<br />
Abgeschlossen wurde jetzt die weitere Verbesserung der<br />
Trinkwasserwasseraufbereitung in Hirschaid. Nach gründlicher<br />
Analyse hatte die oberfränkische Gemeinde das Wassertechnikunternehmen<br />
Krüger WABAG mit Lieferung und<br />
Bau eines Systems zur Entfernung von Uranspuren aus dem<br />
Trinkwasser beauftragt.<br />
Die Filtrationsanlage<br />
in Hirschaid sorgt mit<br />
einem hoch wirksamen<br />
Adsorptionsverfahren für<br />
die effektive Entfernung von<br />
Schwermetallspuren aus dem<br />
Trinkwasser.<br />
Das System lässt die<br />
Eigenschaften des Wassers<br />
ansonsten völlig unverändert.<br />
Die Tochterfirma von Veolia Water Solutions & Technologies<br />
mit Sitz in Bayreuth lieferte eine so genannte URANEX ® -Anlage.<br />
Dabei handelt es sich um ein Adsorptionsverfahren, das<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 211
hochselektiv Uran aus dem Trinkwasser entfernt, ansonsten<br />
jedoch die Zusammensetzung des Wassers unverändert<br />
lässt. Dabei gewährleistet der zertifizierte Entsorgungsweg<br />
Sicherheit im Umgang mit den Reststoffen. Die lückenlose<br />
Dokumentation sorgt für Transparenz über den gesamten Betrieb<br />
der Anlage.<br />
Nachdem in Hirschaid geologisch bedingt geringe Spuren<br />
des Schwermetalls im Brunnenwasser gefunden wurden, entschied<br />
sich die Gemeinde nach ausführlichen Diskussionen,<br />
Günzburger Steigtechnik auf der IFAT 20<strong>08</strong><br />
Schachttechnik - für alle Fälle<br />
Aus der Industrie<br />
zu denen die Meinungen von Experten eingeholt wurden, für<br />
die Installation einer derartigen Anlage. URANEX ® ist das erste<br />
Verfahren zur Uranentfernung aus dem Trinkwasser, das<br />
vom Umweltbundesamt zugelassen wurde. Das System eignet<br />
sich für den Einsatz in der kommunalen Trinkwasseraufbereitung<br />
wie auch in der Getränkeindustrie. Hirschaid setzt<br />
damit neue Maßstäbe in der konsequenten Beseitigung von<br />
Schwermetallen aus dem Trinkwasser. Die Inbetriebnahme ist<br />
bereits Ende 2007 erfolgt.<br />
Weitere Informationen unter: www.krueger-wabag.de.<br />
Schachtleitern Stahl feuerverzinkt, Edelstahl oder GFK / Einstiegshilfen und Schachtabdeckungen<br />
Für jede Arbeit unter der Erde das passende Steiggerät: Unter<br />
diesem Motto präsentiert die Günzburger Steigtechnik auf<br />
der IFAT vom 5. bis 9. Mai 20<strong>08</strong> Schachtleiter-Systeme aus<br />
feuerverzinktem Stahl, Edelstahl und glasfaserverstärktem<br />
Kunststoff (GFK). Diese halten Feuchtigkeit ebenso aus wie<br />
Minustemperaturen und weisen Säure ab. Aus den gleichen<br />
metallischen Werkstoffen gefertigt sind Abdeckungen und<br />
Einstiegshilfen.<br />
Die Sanierung der örtlichen Abwassernetze gehört zu den<br />
größten kommunalen Aufgaben der nächsten Jahre. In vielen<br />
Städten sind Kanäle sanierungsbedürftig, Schachtwände<br />
salz- und wassergeschädigt, Steigbügel nicht mehr fest verankert<br />
und Leitern an- oder sogar verrostet. Experten schätzen<br />
die Sanierungskosten derzeit allein in Deutschland auf<br />
Mobile Einstiegshilfen „made in Günzburg“ reduzieren das<br />
Risiko an einem besonders gefahrenträchtigen Punkt: Dem<br />
Übergang vom Schacht zur Oberfläche. Für Arbeiten unter<br />
der Erde sind Schachtleitern aus extrem belastbarem glasfaserverstärktem<br />
Kunststoff (GFK) besonders geeignet. Sie<br />
korrodieren nicht, fühlen sich für den Benutzer auch bei Minustemperaturen<br />
handwarm an und halten „praktisch ewig“.<br />
Foto: Günzburger Steigtechnik GmbH<br />
mehrere Milliarden Euro. „Die Ein- bzw. Ausstiegs-Frequenz<br />
der Arbeiter in Kanalschächten steigt – und mit ihr der Bedarf<br />
an Arbeitssicherheit“, betont Ferdinand Munk, Geschäftsführer<br />
der Günzburger Steigtechnik. Gewöhnliche Aluminiumleitern<br />
reichen bei Arbeiten in feuchten Schächten allerdings<br />
nicht aus.<br />
Langlebige Schachtleitern<br />
Auf der IFAT präsentiert das Unternehmen extrem belastbares<br />
Gerät. Schachtleitern „made in Günzburg“ korrodieren nicht<br />
und bleiben bei Kontakt mit den meisten Chemikalien neutral.<br />
GFK fühlt sich zudem für den Benutzer auch bei Minustemperaturen<br />
handwarm an und hält „praktisch ewig“.<br />
Alle Schachtleitern gibt es im Baukastensystem in jeder beliebigen<br />
Serienlänge. Wahlweise beträgt die lichte Weite 300<br />
oder 400 mm. Individuelle Lösungen sind durch umfangreiches<br />
Zubehör von einfachen Verbindungselementen über<br />
Wandanker bis zu Fußplatten möglich. Die GS-geprüften Leitern<br />
erfüllen ausnahmslos die Anforderungen der BGV D 36/<br />
GUV-V D36, die Einstiegshilfen der DIN V 19572.<br />
Mobile Einstiegshilfen<br />
Einstiegshilfen reduzieren das Unfallrisiko an einem besonders<br />
gefahrenträchtigen Punkt, dem Übergang vom Schacht<br />
zur Erdoberfläche. Die Haltestangen sind sowohl mobil als<br />
auch stationär erhältlich.<br />
Schachtabdeckungen bietet die Günzburger Steigtechnik<br />
entweder in quadratischer oder runder Ausführung an – auf<br />
Wunsch mit 25 mm starker Hartschaum-Isolierung.<br />
Die Günzburger Steigtechnik gewährt 15 Jahre Qualitätsgarantie<br />
auf alle Produkte. Sämtliche Modelle sind bundesweit<br />
exklusiv im Fachhandel erhältlich.<br />
Weitere Informationen unter: www.steigtechnik.de.<br />
212 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
Tsurumi Schmutzwasserpumpen<br />
Dichtes Stützpunktnetz<br />
Der japanische Pumpenhersteller Tsurumi meldet den fl ächendeckenden<br />
Ausbau seines deutschen Vertriebsnetzes.<br />
Mit über 230 angeschlossenen Händlern zum Jahresbeginn<br />
20<strong>08</strong> habe man das ursprüngliche Ziel von zweihundert<br />
Stützpunkten hierzulande weit überschritten, hieß es in der<br />
Europazentrale in Düsseldorf. Im Vergleich zum Vorjahr seien<br />
gut einhundert Händler hinzugekommen - ein enormer Zuwachs.<br />
Noch beachtlicher: Europaweit zählt Tsurumi schätzungsweise<br />
eintausend Händler, weltweit ist man in jedem<br />
Land vertreten. Damit nimmt das Unternehmen zweifellos<br />
eine führende Position in Sachen Kundennähe ein.<br />
Branchenkenner sehen darin nicht allein eine Bestätigung für<br />
den traditionell guten Service, den asiatische Firmen bieten.<br />
Vielmehr mag die Bauweise der Schmutzwasserpumpen für<br />
viele Händler ausschlaggebend sein, Tsurumi ins Lieferprogramm<br />
aufzunehmen: Die Aggregate sind beim Anwender<br />
aufgrund vergleichsweise niedriger Wartungs- und Reparaturkosten<br />
beliebt. Händler bestätigen Folgekosten über die<br />
Lebensdauer des Aggregats, die ein Drittel unter Branchenniveau<br />
liegen.<br />
Die Bauart der japanischen Pumpen unterscheidet sich in<br />
vielen Punkten vom der des deutschen Wettbewerbs. Was<br />
dieser erst seit kurzem offeriert, ist bei Tsurumi bereits seit<br />
vielen Jahren (praxisbewährter) Standard. Beispielsweise<br />
der patentierte Ölheber, der die Pumpenwelle lageunabhängig<br />
zwangsschmiert. Oder die innen liegende, doppelte<br />
Gleitringdichtung sowie besondere Vorkehrungen in Sachen<br />
Wärmeabsorption, Elektroschutz und Verschleißresistenz.<br />
Tsurumi-Pumpen sind selbst im Dauerbetrieb trockenlaufsicher.<br />
Zudem punktet der Hersteller mit seiner einzigartigen<br />
Modulbauweise. Sie ermöglicht dem Anwender, typische<br />
Verschleißteile wie das Laufrad mit wenigen Handgriffen in<br />
Eigenregie zu wechseln. Als willkommener Nebeneffekt ergibt<br />
sich eine schlanke Ersatzteillogistik.<br />
Tsurumis Lieferprogramm für Baugewerbe, Industrie und Feuerwehr<br />
umfasst rund 250 Pumpenmodelle mit Fördermengen<br />
bis 50m3/min bzw. 170 m Förderhöhe. Alle Pumpen sind mit<br />
Bio-Öl für den Einsatz in wassergefährdeten Gebieten lieferbar.<br />
Für schwierige Anwendungsfälle steht in Düsseldorf eine<br />
"Task Force" bereit, die europaweit auf die Baustellen des<br />
Kunden ausrückt. Nach wie vor bietet Tsurumi interessierten<br />
Anwendern kostenlose Schulungen an.<br />
Grundfos präsentiert das komplette Programm für die Wasserwirtschaft<br />
Die bislang voneinander getrennten Vertriebsbereiche von<br />
Grundfos, Alldos und Hilge wurden unter der Grundfos Industriedivision<br />
gebündelt und präsentieren sich als neue<br />
starke Einheit. Hiermit reagiert man auf die Neuorientierung<br />
des Marktes, der zunehmend ein Full Line Produktportfolio<br />
sowie eine entsprechende Servicestruktur fordert. Der Trend<br />
geht eindeutig in die Richtung von System- und Komplettlösungen.<br />
Diese Aufgabe kann aber nur erfüllt werden mit einer<br />
entsprechenden Bandbreite an Produkten, hohem technischen<br />
Know-how sowie einer straffen Vertriebsorganisation<br />
incl. regionalen Servicepartnern.<br />
Auf der IFAT 20<strong>08</strong> zeigt Grundfos Produkte für Dosierung,<br />
Desinfektion, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung.<br />
Für die Wassergewinnung ist Grundfos seit vielen Jahren, mit<br />
dem bewährtem Unterwasserpumpen der Baureihen SP und<br />
SQ Pumpen Marktführer.<br />
Für die Wasserverteilung steht ein sehr bereites Spektrum<br />
von Netzpumpen zur Verfügung – von Hochdruckkreiselpumpen<br />
der Baureihe CR bis zu Norm- und Blockpumpen sowie<br />
Druckerhöhungsanlagen.<br />
Zunehmend gewinnt auch die Wasseraufbereitung an Bedeutung.<br />
Hier werden Pumpen für Systeme zur Filtration,<br />
Membranfiltration, chemische Abwasserbehandlung, Ionenaustausch,<br />
Regeltechnik und Chlordioxid- Aufbereitung vorgestellt.<br />
Das in den letzten Jahren intensiv gewachsene Programm<br />
für die Abwassertechnik präsentiert sich in diesem Jahr mit<br />
wegweisender Technik, Abwasserpumpen mit integriertem<br />
Sensor, sowie einem interessanten Programm an Abwasserhebeanlagen<br />
und -schächten.<br />
Bei allen Produkten stehen innovative Technik, hohe Qualität,<br />
Langlebigkeit und effiziente Energieausnutzung im Vordergrund.<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 213
Raab Karcher Rohrleitungstag als Messe etabliert<br />
1.700 Teilnehmer kamen nach Neu-Ulm / gezielter Besuch der Fachvorträge spricht für Qualität<br />
„Der jährliche Raab Karcher Rohrleitungstag Ende Januar in<br />
Neu-Ulm hat sich als regional stark frequentierte Messe etabliert“,<br />
resümierte Reiner Schäfer, Spartenleiter Tiefbau-Süd<br />
bei Raab Karcher. 1.700 Teilnehmer kamen in diesem Jahr<br />
nicht nur zum Austausch, sondern nahmen auch ganz gezielt<br />
das Weiterbildungsangebot in den Fachvorträgen wahr.<br />
Rohrleitungsbauer, Planer und Verantwortliche aus Stadtwerken<br />
zeigten sich ebenso wie die 60 Industriepartner rundum<br />
zufrieden mit fachlichen Inhalten und Organisation durch den<br />
Veranstalter. Die Referenten der mehr als 30 Vorträge und die<br />
Hersteller der begleitenden Ausstellung legten ihren Focus<br />
vor allem auf Innovationen und Neuheiten in der Gas- und<br />
Wasserversorgung. So präsentierte zum Beispiel die Friatec<br />
AG ihre Weltneuheit aus Kunststoff, die erste Absperrarmatur<br />
aus Polyethylen (PE).<br />
Besonders freute sich Mario Hinz, Category-Manager Tiefbau<br />
bei Raab Karcher, dass erstmals auch Hersteller aus<br />
angrenzenden Bereichen wie zum Beispiel Arbeitskleidung<br />
und Hochdruckreiniger in Neu-Ulm ihre Produkte vorstellten:<br />
„Dies unterstreicht sehr deutlich die hohe Akzeptanz, die der<br />
Rohrleitungstag mittlerweile in der Branche wie auch in der<br />
Region erreicht hat.“ Ein auflockerndes Highlight zwischen<br />
den Vorträgen war die Modenschau des Berufsbekleidungsherstellers<br />
Blakläder. Models zeigten zu einfallsreicher Beleuchtung<br />
Szenen aus dem Berufsalltag.<br />
Schwerpunkt Sanierung<br />
Einer der inhaltlichen Schwerpunkte der Fachvorträge lag in<br />
diesem Jahr auf der Sanierung von Rohrleitungen und -netzen.<br />
So referierte Ralf Beutel von der Altdorfer Locatec GmbH<br />
in seinem Vortrag über moderne Leckortungsmethoden nach<br />
W392. Dabei stellte er klar: Die Kosten für den Wasserverlust<br />
werden allein durch die Laufzeit eines Rohrbruchs bestimmt<br />
- also je schneller behoben, um so kostengünstiger. Gerade<br />
kleine Lecks haben oft eine lange Laufzeit und kosten daher<br />
viel Geld. Stand der Technik für die Bestimmung der Wasserverluste<br />
sind entweder Datenlogger mit manueller Auslesung<br />
oder die Fernüberwachung mit automatischer Auslesung. Zur<br />
Rohrnetzüberwachung stellte Beutel verschiedene Maßnahmen,<br />
wie Funk-Akustische-Zonen-Logger, PC-Druck- und<br />
Durchflussanalyse und Ultraschall-Durchflussmessung vor.<br />
Darüber hinaus thematisierte er Verfahren zur ausgrabungsreifen<br />
Rohrbruchortung wie das Tracer-Prüfgasverfahren,<br />
Standard bei Kunststoffrohren und Kleinstleckagen. Die sehr<br />
genaue Einmessung einer Leckage ermöglicht eine Rohrkamera.<br />
Trinkwasseranlagen sanieren<br />
Horst Zech, Geschäftsführer des Rohrleitungssanierungsverbands<br />
e.V. (RSV), Lingen, erläuterte in seinem Vortrag<br />
verschiedene Methoden zur Sanierung von Trinkwasserleitungen.<br />
Die Zeiten, in denen Schäden an Ver- und Entsorgungsleitungen<br />
nur mittels einer Baugrube in der sogenannten<br />
„offenen Bauweise“ repariert wurden, sind vorbei. Im<br />
Bereich der unterirdischen „geschlossenen“ Rohrleitungssanierung<br />
gibt es heute eine Vielzahl von Verfahren, die bei<br />
den unterschiedlichsten Schadensfällen zur Anwendung<br />
kommen. Den Verfahren ist gemeinsam, dass sie zumeist<br />
schneller und kostengünstiger als die offene Bauweise sind.<br />
Zudem verursacht die geschlossene Bauweise weniger Bau-<br />
lärm und Verkehrsbehinderung. Zech riss in seinem Vortrag<br />
das horizontale Spülbohrverfahren, das dynamische und statische<br />
Berstverfahren, das Gewebeschlauchrelining und das<br />
vor allem in ländlichen Gebieten eingesetzte Pflugverfahren<br />
an. Bereits seit 50 Jahren wird das Zementmörtelverfahren<br />
eingesetzt, das auch heute noch unter bestimmten Voraussetzungen<br />
Guss- und Stahlrohre dauerhaft sanieren kann.<br />
Weltweit erster Inliner-Einsatz<br />
Von der erfolgreichen Sanierung einer Spannbetonleitung DN<br />
1500 bei Halzhausen berichtete Werner Ganter vom Zweckverband<br />
Landeswasserversorgung in Stuttgart. Weltweit erstmalig<br />
kam hier 2006 das Inlinerverfahren zum Einsatz. Dabei<br />
wurden zunächst PE-Rohre auf eine Länge von 550 Metern<br />
verschweißt und anschließend zu einem C-Liner herzförmig<br />
eingefaltet, wobei Sicherungsbänder die Rohre in Form<br />
hielten. Es folgte das Einziehen in die alte Spannbetonleitung.<br />
Durch das Befüllen wurden die Sicherungsbänder gesprengt,<br />
das PE-Rohr konnte sich ausbreiten und an die alte Leitung<br />
anlegen.<br />
Einbau geht vier Mal schneller<br />
Selbst verdichtende Materialien fi nden im Hochbau oft bei<br />
architektonisch anspruchsvollen Bauwerken Anwendung.<br />
Dass der Einbau dieser Materialien auch im Rohrleitungsbau<br />
viele Vorteile hat, erläuterte Prof. Dr. Wolfgang Günthert von<br />
der Universität der Bundeswehr München. Das Füllmaterial<br />
beeinträchtigt nicht den Boden und ist beständig gegenüber<br />
äußeren Einflüssen. Am gravierendsten aber ist die Zeitersparnis.<br />
Während im konventionellen Verfahren die Wiederverfüllung<br />
rund zwei Stunden dauert, handelt es sich beim<br />
selbst verdichtenden Material um fünf Minuten, zuzüglich 20<br />
Minuten, um die Haftungsbänke herzustellen. Als Nachteile<br />
nannte Günthert die höheren Kosten, einen veränderten Bauablauf,<br />
die notwendige Qualifikation der Mitarbeiter für diese<br />
Anwendung sowie die Baustellensicherung.<br />
Glasschaumschotter auch für den Tiefbau<br />
Die Misapor AG aus Landquart/Schweiz zeigte spezielle Anwendungen<br />
ihres Glasschaumschotters im Tiefbau. Dieser<br />
Baustoff wird in einem thermischen Verfahren aus Recyclingglas<br />
und rein mineralischen Zuschlagstoffen hergestellt. Er<br />
weist eine gute Wärmedämmung auf und eignet sich deshalb<br />
gerade im Tiefbau für den Frostschutz von Rohren. Die<br />
Fachvorträge zu zukunftsweisenden Branchenthemen und<br />
die begleitende Fachausstellung boten den Teilnehmern also<br />
eine thematisch umfangreiche Plattform für Information und<br />
Austausch mit Branchenkollegen. „Die erfolgreiche Weiterentwicklung<br />
der Tiefbau-Sparte bestärkt uns in der Fokussierung<br />
auf das Spezialistentum. Raab Karcher steht als<br />
Tiefbau-Fachhändler für die Verbindung von Handels- und<br />
technischer Kompetenz und der Rohrleitungstag in Neu-Ulm<br />
ist ein wichtiger Teil dieser Strategie. Umso mehr freut es uns<br />
natürlich, dass dieses Forum bei Herstellern und Profis auf<br />
eine so große und positive Resonanz stößt“, zieht Manfred<br />
Solleder, Geschäftsführer bei Raab Karcher und verantwortlich<br />
für die Sparte Tiefbau, Bilanz. Der nächste Rohrleitungstag<br />
in Neu-Ulm fi ndet 2010 statt.<br />
Weitere Informationen unter: www.raabkarcher.de.<br />
214 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
Grundfos ist einer von „Deutschlands Besten Arbeitgebern 20<strong>08</strong>“<br />
Die deutsche Vertriebsgesellschaft des Pumpenherstellers<br />
Grundfos hat beim Wettbewerb „Deutschlands Beste Arbeitgeber<br />
20<strong>08</strong>“ des Great Place to Work Instituts nach 2005 und<br />
2006 zum 3. Mal sehr gut abgeschnitten. Das Unternehmen<br />
erreichte eine Platzierung unter den Top 25. Diese Auszeichnung<br />
würdigt die Wertschätzung, die Grundfos seinen Mitarbeitern<br />
entgegenbringt.<br />
Dem Wettbewerb liegt die umfangreichste Mitarbeiterbefragung<br />
zugrunde, die es in Deutschland gibt. Diese Umfrage<br />
ermittelt das Vertrauen und die Qualität der Beziehungen<br />
zwischen den Mitarbeitern und dem Management. Die Mitarbeiter<br />
bewerteten ihren Arbeitgeber nach fünf Zufriedenheitskriterien:<br />
Stolz, Glaubwürdigkeit, Respekt, Fairness und<br />
Teamorientierung des Unternehmens. Grundfos bekam auch<br />
in diesem Jahr wieder in allen Bereichen sehr gute Bewertungen.<br />
„Das bestärkt uns ganz besonders darin, das Engagement<br />
für unsere Mitarbeiter fortzuführen“, sagt Monika<br />
Eichner, Personalchefin von Grundfos. „Unser Anliegen ist es,<br />
dass jeder bei uns erfolgreich und zufrieden ist.“<br />
Jeder Einzelne zählt<br />
Grundfos fördert deshalb die fachliche und persönliche Entwicklung<br />
der Mitarbeiter sowie eine gute Arbeitsatmosphäre,<br />
in der individuelle Wünsche und Qualifikationen berücksichtigt<br />
werden. Dies spiegelt sich auch in den Führungsgrundsätzen<br />
von Grundfos wider: Sie stellen eine offene Kommunikation,<br />
Transparenz der Unternehmens- und Abteilungsziele<br />
sowie die Förderung von Teamarbeit und Eigeninitiative in<br />
den Vordergrund. „Wir legen großen Wert darauf, dass sich<br />
die Beschäftigten als Teil des Ganzen begreifen. Deshalb begegnen<br />
sich alle auf Augenhöhe und geben sich gegenseitig<br />
Anregungen“, erklärt Eichner. So gibt es etwa in zahlreichen<br />
Abteilungen wöchentliche „Marktplätze“ mit den Führungskräften,<br />
in denen jeder Mitarbeiter seine Anregungen, Kritik<br />
und Verbesserungsvorschläge anbringen kann. Diese werden<br />
in einer Prozessverbesserungsdatenbank erfasst und<br />
nach Priorität abgearbeitet. In der neuen Ideendatenbank<br />
iShare können die Arbeitnehmer ebenfalls ihre Vorschläge<br />
hinterlegen – für neue Produkte, bessere Prozesse oder ein<br />
besseres Arbeitsumfeld. Grundfos greift die Anregungen der<br />
Mitarbeiter gerne auf. Zusätzlich überprüft das Unternehmen,<br />
ob die Führungsgrundsätze tatsächlich gelebt werden: Alle<br />
Führungskräfte nehmen regelmäßig an einer 360° Feedback<br />
Befragung teil. Dabei bewerten auch die Mitarbeiter ihre direkte<br />
Führungskraft.<br />
Kontinuierliche Weiterentwicklung<br />
Das vorhandene Wissen allen zugänglich zu machen, ist<br />
Grundfos sehr wichtig. Plattformen dafür sind die Mitarbei-<br />
terzeitung TEAMWORK, die viermal im Jahr erscheint, sowie<br />
das Intranet GWS-Portal. Hier lässt auch der Konzernvorstandsvorsitzende<br />
Carsten Bjerg aus Dänemark regelmäßig<br />
in einem Blog von sich hören. Ebenfalls im Intranet kann<br />
jeder Mitarbeiter über die Datenbank „MyGrundfos“ seine<br />
Präferenzen für die persönliche Weiterentwicklung eingeben<br />
und die mit seinem Vorgesetzten vereinbarten Ziele sowie<br />
die geplanten Weiterentwicklungsaktivitäten einsehen. Denn<br />
die kontinuierliche Weiterentwicklung der Mitarbeiter liegt<br />
Grundfos besonders am Herzen. „Unser Ziel ist, dass im<br />
Durchschnitt jeder Mitarbeiter mindestens fünf Tage Weiterbildung<br />
pro Jahr absolviert“ so Eichner. Insbesondere die unternehmenseigene<br />
Akademie in Dänemark bietet Kurse aus<br />
den Bereichen Vertrieb, Führung und Nachwuchsförderung<br />
an. Daneben werden zahlreiche Trainings beispielsweise zur<br />
Verbesserung der Englischkenntnisse, des Zeitmanagements<br />
oder EDV-Knowhows durchgeführt. Doch Grundfos setzt sich<br />
nicht nur für einen reibungslosen Arbeitsalltag ein, sondern<br />
berücksichtigt auch das Umfeld. Deshalb lassen sich noch<br />
viele weitere Gründe fi nden, warum das Unternehmen als Arbeitgeber<br />
so beliebt ist – von Sozialleistungen wie dem betriebseigenen<br />
Fitnessstudio über Stressmanagement-Kurse<br />
und andere vorbeugende Gesundheitsmaßnahmen bis zur<br />
Sozialkasse, die Arbeitnehmer in Notsituationen fi nanziell unterstützt.<br />
Der Wettbewerb<br />
Die Auszeichnung „Deutschlands Beste Arbeitgeber“ wird<br />
seit 2002 jährlich vom Great Place to Work Institute verliehen.<br />
Partner sind das Forschungsinstitut Psychonomics sowie<br />
das Wirtschaftsmagazin Capital. In die Bewertung fl ießt<br />
neben ausführlichen Angaben des Unternehmens auch die<br />
anonyme Befragung der Arbeitnehmer ein. In diesem Jahr<br />
nahmen 252 Unternehmen teil. Fast 45.000 Mitarbeiter haben<br />
ihre Meinung zu Management, Mitarbeiterführung und -entwicklung<br />
sowie ihr Unternehmen insgesamt abgegeben.<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 215
Erweiterung des Firmengeländes Eurocargo in Hamburg<br />
REHAU Hochlast-Kanalrohrsysteme schultern tonnenschwere Lasten<br />
Die Firma Eurocargo CFS ist auf dem Terminalgelände im<br />
Hamburger Hafen angesiedelt und verpackt in einer Container-Packstation<br />
die unterschiedlichsten Güter jeder Abmessung<br />
und jeden Gewichts. Durch modernstes Umschlagsgerät<br />
und speziell geschulte Teams ist Eurocargo erfahren im<br />
Umgang mit überdimensionaler oder extrem schwerer Ware.<br />
Für die Erweiterung des rund 30.000 Quadratmeter großen<br />
Firmengeländes war genau diese Ausrichtung die maßgebende<br />
Anforderung für den Bau der Regen- und Schmutzwassergrundleitungen<br />
und REHAU der richtige Partner für<br />
diese Tiefbau-Herausforderung. Denn der Polymerspezialist<br />
bietet mit den speziell entwickelten Hochlast-Kanalrohrsystemen<br />
AWADUKT PP Systeme für den Einsatz unter hohen<br />
statischen und dynamischen Belastungen, deren Ringsteifigkeiten<br />
sich von SN10 bis SN16 (= 10 kN/m² bis 16 kN/m²) erstrecken<br />
und somit für die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche<br />
intelligente und wirtschaftliche Lösungen bieten.<br />
Aufgrund der hohen Achslasten der Reachstacker-Verladefahrzeuge<br />
von bis zu 100 Tonnen musste im Vorfeld der Erschließungsmaßnahme<br />
auf dem Eurocargo-Gelände die statische<br />
Tragfähigkeit der angebotenen REHAU Rohrsysteme<br />
durch genaue Statikberechnungen nachgewiesen werden.<br />
Grundfos stellt neue Baureihen CR 120 und CR 150 vor<br />
CR-Inline-Pumpen fördern bis zu 180 m³/h<br />
Vertikale mehrstufige Hochdruck-Kreiselpumpen der Baureihe<br />
CR sind für viele Anwender die Pumpe der Wahl: Aufgrund<br />
der platzsparenden Inline-Bauweise lassen sie sich selbst in<br />
komplexen Anlagen gut integrieren. Die Pumpen überzeugen<br />
darüber hinaus durch hohe Wirkungsgrade (80 %) sowie geringe<br />
Betriebs- und Lebenszykluskosten (u.a. aufgrund der<br />
servicefreundlichen Patronengleitringdichtung). Wichtig speziell<br />
für global aktive Anlagenbauer ist ihre Zuverlässigkeit und<br />
daraus resultierend die hohe Standzeit.<br />
Insbesondere zur Druckerhöhung in Wasseraufbereitungsanlagen<br />
(Membrantechnologie) ist die Baureihe CR im Laufe der<br />
letzten 25 Jahre quasi zum Standard geworden. Auch in der<br />
Die hier angesetzten Verkehrslasten lagen um den Faktor<br />
zwei deutlich höher als bei SLW 60, die höchste bekannte<br />
Straßenverkehrslast. Die beiden Hochlast-Kanalrohrsysteme<br />
AWADUKT PP SN10 RAUSISTO und AWADUKT PP SN16<br />
RAUSISTO, zwei vollwandige Kanalrohre aus hochwertigem,<br />
reinen Polypropylen ohne Füll- und Verstärkungsstoffe nach<br />
DIN EN 1852, konnten die erforderlichen Grenzwerte im<br />
Spannungs-, Verformungs- und Beulsicherheitsnachweis sicher<br />
gewährleisten. Darüber hinaus zeichnen sich beide Systeme<br />
besonders durch ihre große chemische Beständigkeit,<br />
ihre Widerstandsfähigkeit gegen hohe und tiefe Temperaturen<br />
sowie ihre extreme Schlagfestigkeit aus.<br />
Mit einem speziell entwickelten Safety-Lock-Sicherheitssystem<br />
wird die Dichtung des Rohrsystems fest und verschiebesicher<br />
fi xiert. Damit ist dauerhafte Dichtheit selbst bei Verformung<br />
oder Abwinklung, beispielsweise durch Setzungen, bis<br />
mindestens 2,4 bar garantiert. Und „dauerhaft“ im wörtlichen<br />
Sinn, denn die Landesgewerbeanstalt (LGA) Nürnberg testiert<br />
den Hochlastkanalrohrsystemen AWADUKT PP SN10/16 von<br />
REHAU eine Lebensdauer von mindestens 100 Jahren.<br />
In der Bauzeit von Februar bis Mai 2007 wurden von der ausführenden<br />
Baufirma Köster AG aus Osnabrück insgesamt<br />
über 1,8 Kilometer der Hochlastkanalrohre von REHAU in verschiedenen<br />
Abmessungen verlegt. Der Einbau der Entwässerungsleitungen<br />
erfolgte als Trennsystem mit Unterscheidung<br />
zwischen Schmutz- und Regenwasserkanälen.<br />
Das Geschäftsfeld Bau ist eine tragende Säule des weltweit<br />
tätigen Polymerverarbeiters REHAU. Branchen¬spezifisches<br />
Know-how aus den drei Geschäftsfeldern Bau, Auto¬motive<br />
und Industrie vernetzt REHAU konsequent, um auf Produkt-,<br />
Beratungs- und Service-Ebene mit Innovationen und ausgereiften<br />
Systemangeboten seine weltweit führende Position zu<br />
stärken. Mehr als 15.000 Mitarbeiter rund um den Globus erzielen<br />
für REHAU Wachstum und Erfolg. An über 170 Standorten<br />
sucht das unabhängige Familienunternehmen die Nähe<br />
zum Markt und zum Kunden.<br />
kommunalen und industriellen Wasserversorgung setzt sich<br />
diese Pumpen-Baureihe zunehmend durch.<br />
Weil die Wasseraufbereiter immer größere Anlagen bauen<br />
bzw. Wasserwerke häufig große Mengen Trinkwasser transportieren<br />
müssen, fehlte mitunter eine CR-Pumpe höherer<br />
Leistung.<br />
Grundfos hat nun auf diese Anforderung des Marktes reagiert<br />
und mit den Varianten CR 120 und CR 150 vertikale mehrstufi<br />
ge Aggregate in Inline-Bauweise mit einer Förderleistung bis<br />
zu 180 m³/h (60 Hz) im Programm. Zurückgreifen konnte der<br />
Hersteller dabei auf vorliegende Komponenten der Unterwassermotorpumpe<br />
SP (Hydraulikteile) und der CR 90.<br />
Wie alle anderen Pumpen dieser Baureihe sind die Hydraulik-<br />
216 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
städtler + beck Messtechnik<br />
Bauteile aus Edelstahl gefertigt. Und auch die CR 120 und<br />
CR 150 sind mit Hocheffizienzmotoren (55 bzw. 75 kW) der<br />
Klasse EFF1 ausgerüstet – dies gewährleistet den wirtschaftlichen<br />
Einsatz von Energie und damit geringe Lebenszykluskosten.<br />
In den nächsten Monaten wird eine Low-NPSH-Variante (für<br />
geringe Zulaufdrücke) und eine Air-cooled-Top-Ausführung<br />
(für höhere Temperaturen) hinzukommen. Geplant sind zudem<br />
die Verfügbarkeit einer doppelten Gleitringdichtung (in<br />
Tandem- oder Back-to-back-Anordnung), ein Flansch-Lager,<br />
eine elektropolierte Ausführung der Hydraulik, eine 4-Pol-Variante<br />
sowie ein Bronze-Lager. Auch soll es dann 55- und 75<br />
kW-Motore gemäß ATEX geben.<br />
Damit wächst die bereits heute sehr breite Variantenvielfalt<br />
der Hochdruckpumpen-Baureihe CR weiter: Mit nunmehr 13<br />
Baugrößen (Förderstrombereich zwischen 0,3 und 180 m³/h),<br />
vier Werkstoffausführungen und einer Reihe unterschiedlicher<br />
Anschluss- und Ausstattungsvarianten steht dem Betreiber<br />
das wohl vielfältigste und umfassendste Pumpenprogramm<br />
auf dem Markt zur Verfügung. Den Möglichkeiten der Individualisierung<br />
(‚Customising’) sind hier kaum Grenzen gesetzt.<br />
für Dichtheitsprüfungen von Entwässerungssystemen, Druckrohrleitungen, Öl-, Fettund<br />
Leichtflüssigkeitsabscheidern jetzt auch mit GPS-gesteuerter Standorterfassung<br />
Ohne Zweifel zählt die Firma städtler + beck zu den bekanntesten<br />
und renommiertesten Anbietern von Dichtheitsprüfsystemen<br />
für den gesamten Kanal- und Rohrleitungsbau.<br />
Besonders der Dichtheitsprüfkoffer DMS 4.0 ist mit über 280<br />
verkauften Systemen in den letzten 10 Jahren zum Klassiker<br />
unter den Prüfkoffern avanciert. Garantierte Messgenauigkeit<br />
(zertifiziert vom deutschen Kalibrierdienst/TÜV), ein stabiles<br />
Gehäuse und eine logische Software/Menüführung waren<br />
sicherlich für viele Anwender die entscheidenden Kaufkriterien.<br />
Seit nunmehr 2 Jahren wurde dieses Angebot um das Messystem<br />
für Schächte und Abscheideanlagen DLA erweitert.<br />
Zugelassen und geprüft von der Landesgewerbeanstalt in<br />
Würzburg, ist das DLA die kontinuierliche Erweiterung des<br />
städtler + beck Messtechnikprogramms. Softwarepflege und<br />
Weiterentwicklung bilden die Basis für die ständige Anpassung<br />
an gesetzliche Normen und Regelwerke.<br />
So ist die Modulerweiterung GiPSy, die nun eine automatische<br />
Erfassung der geografischen Koordinaten zur zweifelsfreien<br />
Standortbestimmung ermöglicht nur konsequent. Die so georteten<br />
Daten werden<br />
in die Software eingepflegt<br />
und erscheinen<br />
so auf Wunsch auch<br />
auf dem Prüfprotokoll.<br />
„Besonders stolz sind<br />
wir aber auch auf das<br />
neu entwickelte Dichtheitsprüfsystem:<br />
DMS<br />
5.0, so Geschäftsführer<br />
Thomas Stevens.<br />
Dieses Prüfgerät ist<br />
noch handlicher, fl acher und dennoch mit einigen neuen und<br />
zusätzlichen Einsatz- und Auswertungsmöglichkeiten ausgestattet.<br />
Auf diese weise wollen wir weiter Marktführer in einem<br />
Preissegment um 3.000 € bleiben. Billigere Messgeräte sparen<br />
in der Regel an der Messgenauigkeit und sind somit maximal<br />
für die Eigenüberwachung geeignet, da die EN 1610<br />
hier klare Anforderungen stellt und die sind für uns bindend.<br />
Ergänzt wird die Messtechnik durch ein starkes Sortiment an<br />
Hausanschlussprüfkoffern und Schubblasen: Egal ob von DN<br />
90 – 150 oder von DN 200 bis 300 alle Bereiche werden gefertigt.<br />
Mit diesen Systemen ist das Prüfen von nur einseitig<br />
zugängigen Entwässerungssystemen städtler + beck (kinder)<br />
leicht.<br />
Und dabei sind es 5 Punkte, die bei einem Vergleich verschiedener<br />
Hersteller durch das IKT besonders überzeugten:<br />
städtler + beck Hausanschlussprüfkoffer verfügen über einen<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 217
Schwimmer und eine Entlüftungsmöglichkeit zur Durchführung<br />
auch einer Wasserprüfung, städtler + beck Hausanschlussprüfkoffer<br />
ist mit einem speziellen, hochflexiblen<br />
Schlauch mit innen liegender Stahlspirale ausgestattet und<br />
kombiniert somit die Bogengängigkeit mit der Möglichkeit<br />
der Kraftübertragung auf die Schubblase auch bei längeren<br />
Distanzen. Dabei ist der in sich geschlossene Spezialschubschlauch<br />
im Gegensatz zu steckbaren Schiebestangen immer<br />
dicht und kann nicht durch Schmutzeintritt an den Steckkupplungen<br />
undicht werden.<br />
städtler + beck Hausanschlussprüfkoffer verfügen über eine<br />
einzigartige und bisher von anderen Anbietern nicht erreichte<br />
Stopfbuchse, die ein immer wieder dichtes Verschließen des<br />
Schachtunterteile der Sonderklasse<br />
PRECO bringt Schachtunterteile der Sonderklasse ins IFAT-<br />
Rampenlicht. Als Unternehmen der auf Abwasserschächte<br />
spezialisierten P.V.-Gruppe fertigt PRECO Schachtunterteile<br />
mit höchster Korrosionsbeständigkeit und optimalen hydraulischen<br />
Eigenschaften. Gerinne und Berme werden als nahtlose<br />
Kunststoffschale geformt, die dann per Gießverfahren<br />
einbetoniert wird. So entsteht ein Schachtunterteil, dessen<br />
fugenfreies Gerinne und durchgängig einheitliche Betonstruktur<br />
extreme Langlebigkeit unter härtesten Bedingungen gewährleisten.<br />
Natürlich ist die Gestaltung jeder gewünschten<br />
Gerinnegeometrie möglich – ein Pluspunkt, den auch der<br />
UnoLith für sich verbuchen kann. UnoLith, ein weiteres Exponat<br />
am PRECO-Stand, ist das komplett in einem Stück gegossene<br />
Beton-Schachtunterteil aus den P.V. Betonfertigteilwerken.<br />
Das Herstellungsverfahren ergibt ein monolithisches<br />
Produkt mit lückenlos glatter Oberfläche. UnoLith widersteht<br />
mechanischer und thermischer Beanspruchung, ist säuresowie<br />
tausalzbeständig und damit hochgradig korrosionsresistent.<br />
Individuelle Fertigung und kurze Lieferzeiten direkt<br />
zur Baustelle sind in der P.V.-Gruppe Standard. Sieben deutsche<br />
Werke, drei in Polen und ein weiteres in Ungarn knüpfen<br />
hierfür ein dichtes Servicenetz. PRECO und P.V. präsentieren<br />
ihre Schachtunterteile auf einem Gemeinschaftsstand mit<br />
dem Werknorm-System TOBNORM (www.tobnorm.de). Die<br />
Abwasserlogistik<br />
Drei neue ATEX-Pumpenserien<br />
Vorstellung als Messeneuheit auf der IFAT vom 5. bis 9. Mai<br />
20<strong>08</strong> in München<br />
Mit gleich drei neuen Tauchpumpen für Abwasser hat der<br />
in Düsseldorf ansässige Hersteller Tsurumi sein Produktangebot<br />
zum Jahresbeginn erweitert. Die Aggregate mit den<br />
Bezeichnungen BX, CX und UX erfüllen die europäische<br />
Produktrichtlinie ATEX II 2G IIB für den Einsatz in explosionsgefährdeten<br />
Bereichen. Insgesamt elf verschiedene Typen<br />
sind TÜV-zertifiziert lieferbar. Sie bieten maximale Förderlei-<br />
Schubschlauches, der durch die Prüfblase geführt wird, ermöglicht.<br />
städtler + beck Schubblasen sind konisch und ermöglichen<br />
so ein „Schweben“ über mögliche Muffenversätze.<br />
städtler + beck Blasen verfügen über Sicherheitskupplungen,<br />
die ein ungewolltes Verlieren der Schubblase verhindern.<br />
„Kopiert wird viel aber das Original fi nden sie nur bei uns“,<br />
so Stevens.<br />
Übrigens ist der Hausanschlussprüfkoffer auch zu allen anderen<br />
Systemen anderer Hersteller kompatibel.<br />
Weitere Informationen unter www.splusb.de.<br />
TOBNORM-Technik sorgt im Schachtaufbau für optimalen<br />
Lastausgleich, was Vertikalbelastungen bis über 40 Tonnen<br />
ermöglicht.<br />
Weitere Informationen unter: www.preco.de<br />
und www.pv-gruppe.de.<br />
stungen zwischen 330 und 2000 l/min bzw. überwinden Höhenunterschiede<br />
bis 23,5 m. Die Nennleistung bewegt sich<br />
zwischen 1,6 und 4 kW.<br />
Besonderes Augenmerk gilt den raffiniert konstruierten<br />
Laufrädern an der Einsaugöffnung. Mit dem universellen Freistromlaufrad<br />
im Turbinendesign erzeugen die UX-Pumpen<br />
Wirbel von hoher Geschwindigkeit, was die Fließfähigkeit des<br />
Mediums selbst mit Faseranteilen gewährleistet. Sind große<br />
Festkörper im Abwasser, lassen sich mit dem Kanallaufrad<br />
218 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
der BX-Serie Verstopfungen wirksam vorbeugen. Kommt es<br />
ganz dicke, empfiehlt Tsurumi ein Laufrad mit Schneidewerk.<br />
Es ist Standard bei den CX-Pumpen und besitzt eine integrierte<br />
Klinge aus Wolframkarbid, einem der härtesten Materialien,<br />
nahe am Diamant. Zudem ist der innere Rand der<br />
Saugplatte sägezahnartig ausgeprägt: Faser- und Feststoffe<br />
werden kraftvoll zerschnitten und im Förderstrom mittransportiert.<br />
Alle Pumpen sind optional auch mit Auslassbogen<br />
und Kupplungsfuß für Führungsrohre erhältlich.<br />
Wie alle Pumpen des japanischen Herstellers wurden auch die<br />
Hersteller rücken näher zusammen<br />
Gemeinsam mit der BetonMarketing Deutschland GmbH präsentiert<br />
sich die Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre<br />
e.V. (FBS) auf der IFAT 20<strong>08</strong>. Auf dem neu gestalteten<br />
Messestand stehen der Austausch und die Diskussion mit<br />
den Kunden der FBS-Mitgliedsunternehmen im Mittelpunkt<br />
des Messeauftritts. Mit der konsequenten Kontrolle bei der<br />
Umsetzung ihrer Qualitätsrichtlinien bei der Herstellung von<br />
Rohren und Schächten aus Beton und Stahlbeton setzt sich<br />
die FBS bundesweit für den Werkstoff Beton und die Interessen<br />
von rund 40 Herstellern ein. Zu den qualitätsoptimierten<br />
Produkten, die die FBS-Mitgliedsunternehmen liefern, gehören<br />
Beton- und Stahlbetonrohre, Vortriebsrohre, Ei- und Sonderquerschnitte,<br />
Formstücke sowie Schachtbauteile und -werke.<br />
Auf Initiative der FBS rücken die Mitglieder in diesem Jahr in<br />
Kanalsanierung durch Schlauchlining<br />
Neues Lichthärtungsfahrzeug von erwoTEC ermöglicht auch Indoor-Einsätze<br />
Der Marktanteil lichthärtender Schlauchlining-Systeme<br />
wächst stetig. Die erwoTEC Kanalsanierungstechnik GmbH,<br />
Meckesheim, stellt ein neues Lichthärtungsfahrzeug für diesen<br />
Markt vor, mit dem sich erstmals auch Indoor-Einsätze,<br />
Licht für die Kanalsanierung: Die Lichterkette der neuen Sanierungseinheit<br />
von erwoTEC umfasst bis zu 10 Einheiten mit<br />
zusammen 4000 Watt Leistung.<br />
neuen ATEX-Modelle für extreme Haltbarkeit ausgelegt. Den<br />
Anwendern kommt Tsurumis Kompetenz als Weltmarktführer<br />
bei robusten Baupumpen zu Gute: Was andere Hersteller erst<br />
seit kurzem – wenn überhaupt – offerieren, ist bereits langjährig<br />
praxiserprobter Standard. Beispielsweise der lageunabhängige<br />
Schmiermechanismus, die innen liegende doppelte<br />
Gleitringdichtung der Welle oder der ausgeklügelte Temperaturschutz.<br />
Tsurumi stellt die Aggregate als Messeneuheit auf<br />
der IFAT vom 5. bis 9. Mai 20<strong>08</strong> in München vor (Halle A5<br />
Stand 419/518) – lieferbar sind sie bereits seit Januar.<br />
Weitere Informationen unter: www.tsurumi.de.<br />
München auch räumlich enger zusammen. Gemeinsam sind<br />
wir stark – so ein Motto der neuen Messekonzeption, die vor<br />
allem die Qualität der Produkte in den Mittelpunkt stellt.<br />
„Produkte, die das FBS-Qualitätszeichen tragen, stehen für<br />
wirtschaftlichen Kanalbau auf hohem Niveau“, erklärt FBS-<br />
Geschäftsführer Dipl.-Ing. Wilhelm Niederehe, der die Fachvereinigung<br />
in der Rolle als „Ansprechpartner für alle fachlichen,<br />
technischen und wirtschaftlichen Fragen“ sieht. Auf<br />
der IFAT erhalten die Messebesucher dementsprechend aktuelle<br />
Informationen rund um „moderne Systeme aus Beton<br />
in der Abwassertechnik“, wobei inhaltliche Schwerpunkte auf<br />
den Themen Ökologie, Wirtschaftlichkeit und Standsicherheit<br />
liegen.<br />
etwa in beengten Werkhallen, erfolgreich mit der UV-Härtetechnik<br />
abwickeln lassen. Der Einsatzbereich reicht von DN<br />
150 bis DN 1000.<br />
Glasfaser-Liner, pneumatisch im Kanal aufkalibriert und mit<br />
einer UV-Lichterkette photochemisch ausgehärtet – diese<br />
Material- und Verfahrenskombination hat in den vergangenen<br />
Jahren eine beachtliche Erfolgskarriere im Kanalsanierungsmarkt<br />
absolviert. Nun erweitert ein neues System der erwo-<br />
TEC Kanalsanierungstechnik GmbH, Meckesheim, den Anwendungsbereich<br />
der lichthärtenden Schlauchliner erneut.<br />
Die Steuer-, Mess- und Dokumentationstechnik des Lichthärtungsprozesses<br />
ist künftig auch außerhalb des Fahrzeuges<br />
verfügbar. Schaltschrank und Bedienpult sind mit überschaubarem<br />
Aufwand modular aus dem Fahrzeug zu entnehmen<br />
und für einen autonomen Einsatz unabhängig vom Fahrzeug<br />
geeignet. Dies macht die Anwendung der UV-Technologie<br />
auch in Örtlichkeiten möglich, die mit einem Fahrzeug nicht<br />
unmittelbar anfahrbar sind, etwa das Innere industrieller Produktionsanlagen.<br />
Die Reichweite der Einheit ist derzeit durch eine motorische<br />
Kabeltrommel mit Zuglastbegrenzung definiert, die 200 Meter<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 219
Hoch mobil und „indoor-geeignet“: Nicht nur die Kabelwinde,<br />
sondern sogar der Schaltschrank mit der Steuerungseinheit<br />
lassen sich außerhalb des Fahrzeuges betreiben, falls dies<br />
notwendig ist. Fotos: erwoTEC GmbH<br />
des Spezial-Aushärtekabels aufnimmt und Ziehgeschwindigkeiten<br />
bis zu vier Metern pro Minute ermöglicht. Ein in das<br />
Trommelgehäuse integriertes, separates Bedienpult mit uneingeschränktem<br />
Leistungsumfang ermöglicht nicht nur die<br />
rückwärtige Ansteuerung von Zuggeschwindigkeit, Kalibrierdruck,<br />
Lampensteuerung und Manometer der UV-Anlage,<br />
sondern eben auch den Einsatz fern des Fahrzeuges. Aus<br />
dem Fahrzeug entkoppeln kann man aber nicht nur die Kabeltrommel,<br />
sondern auch den Schaltschrank als das „Hirn“<br />
des Systems. Das eröffnet die vollständige Einsatz-Autonomie<br />
unabhängig vom Fahrzeug.<br />
Die UV-Lichthärte-Technik basiert auf einer, je nach Bedarf<br />
bis zu 10 Lampen-Module umfassenden Lichterkette, die für<br />
Rohrdurchmesser von DN 150 bis DN 1000 ausgelegt und mit<br />
HG-Metallhalogenitstrahlern in Keramikhalterungen bestückt<br />
ist. Die Gesamtleistung beträgt im Vollausbau 4000 Watt, bei<br />
Strahlungswellenlängen zwischen 250 und 450 Nanometern.<br />
Für eine lückenlose optische Kontrolle des Einbau- und Här-<br />
Mit Innovationen antworten<br />
(Schwäbisch Gmünd) Mit Innovationen will die Ritz Pumpenfabrik<br />
Antworten auf drängende Fragen rund um das Thema<br />
Wasser geben. Auf der Fachmesse IFAT in München präsentiert<br />
das schwäbische Technologieunternehmen dieses Konzept<br />
der Öffentlichkeit. Vier Innovationen, die neue Standards<br />
tungsvorgangs sorgt eine integrierte Kamera, wobei ein zusätzlicher<br />
Beleuchtungsring aus LED-Strahlern auch große<br />
Nennweiten jederzeit optimal ausleuchtet. Eine zentrale<br />
Funktion der Qualitätskontrolle im Einbau ist die kontinuierliche<br />
Erfassung der Reaktionstemperatur im Liner. Diese wird<br />
durch drei Messtellen im Lampenzug erfasst.<br />
Ie dabei anfallenden Dtane werden im Edelstahlsteuerschranz<br />
des Systems aufgenommen, der über eine SIEMENS-SPS-<br />
Steuerung mit Panel-PC alle Arbeitsvorgänge überwacht<br />
auswertet und steuert. Für den jederzeitigen Überblick des<br />
Operators sorgt ein hochwertiger 17“-Industriemonitor. Wichtige<br />
Parameter wie Lineroberflächen-Temperatur, Lufttemperatur<br />
im Linerinneren und Kalibrierungsdruck im Liner werden<br />
jeweils dreifach erfasst. Solche Prozessdaten -einschließlich<br />
der visuellen Aufzeichnungen- lassen sich über ein DVD/<br />
RW-Laufwerk mit USB-Anschluss unmittelbar auf digitalen<br />
Datenträger abspeichern und können dem Auftraggeber so<br />
auf kurzem Wege komfortabel verfügbar gemacht werden.<br />
Auch Lampenstörungen können den Operateur der Erwotec-<br />
Anlage nicht schrecken. Fällt ein Modul aus, wird die Zuggeschwindigkeit<br />
des Lampenzuges automatisch der veränderten<br />
Situation angepasst.<br />
Ein neuralgischer Punkt beim Einbau lichthärtender GFK-Liner<br />
ist die Beschickung des Liners mit den UV-Lampen durch<br />
die bereits installierten Absperrtöpfe hinweg. Für eine schnelle<br />
und sichere Handhabung in dieser Installationsphase bietet<br />
die Einheit sieben paar Installationsabsperrtöpfe für das<br />
Nennweitenspektrum bis DN 1000, die mit Befüll-Armatur,<br />
Druckentnahme und abnehmbarer Kabeldurchführung sowie<br />
-ab DN 600- mit abnehmbaren Verschlussdeckeln ausgestattet<br />
sind.<br />
Moderne, hochgradig praxisorientierte technische Lösungen,<br />
verbunden mit höchster Material- und Verarbeitungsqualität<br />
aller Fahrzeugkomponenten, machen das neue Lichthärtungsfahrzeug<br />
der erwoTEC Kanalsanierungstechnik sowohl<br />
für Ein- als auch für Umsteiger im Kanalsanierungsmarkt zu<br />
einer idealen Erfolgsbasis.<br />
Weitere Informationen unter: www.erwotec.com.<br />
in der Wasserförderung und im Wassertransport setzen sollen,<br />
werden vorgestellt. Sie spiegeln auch den Messeauftritt<br />
wider. Mit einem Kick-off startet Ritz zeitgleich den Verkauf<br />
seiner neuen wirkungsgradstarken ASC-Pumpe in Europa.<br />
„Wir wollen mit unseren Innovationen<br />
Antworten auf die drängendsten<br />
Fragen rund um die<br />
Wasserförderung und den Wassertransport<br />
geben“, betont Rainer<br />
Schöller. „Damit wollen wir zukünftig<br />
bei Neuentwicklungen in<br />
unserer Kernkompetenz Maßstäbe<br />
setzen“, so der Geschäftsführer<br />
der Ritz Pumpenfabrik GmbH<br />
& Co. KG weiter. Mit vier Innovationen,<br />
die sich auch im Messekonzept<br />
widerspiegeln, präsen-<br />
220 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
tiert Ritz technologische Lösungen für die Wasserförderung<br />
aus großen Tiefen, den Wassertransport über weite Strecken,<br />
die Kühlung bei hohen Fördermitteltemperaturen und die Kostensenkung<br />
in der Pumpenkonfiguration.<br />
Technologie für vier drängende Fragen<br />
Wie lässt sich Trinkwasser sicher und wirtschaftlich aus immer<br />
größeren Tiefen gewinnen? Wie lassen sich riesige Wassermengen<br />
über weite Strecken transportieren? Wie lassen<br />
sich Kosten senken und Leistungen erhöhen? Wie können<br />
Brunnen- und Minenbetreiber die Umwelt schützen? Geleitet<br />
von diesen Fragen präsentiert das Traditionsunternehmen<br />
die HDM-Technologie für verschleißarmes Wasser¬fördern<br />
aus großen Tiefen, die neuen ASC-Pumpen für den Transport<br />
riesiger Wassermengen, die Modular Cooling Technology zur<br />
Motorkühlung und die Modular Shaft-Technology zur fl exiblen<br />
Anpassung der Pumpen an veränderte Förderhöhen.<br />
Ebenfalls auf der Messe wird Ritz den Verkaufsstart der neuen<br />
ASC-Pumpen (axial split case pumps) für Europa mit einer<br />
Kick-off-Veranstaltung begehen. Die Spiralpumpentechnologie<br />
mit axial geteilten Gehäusen und doppelströmigen<br />
Laufrädern, die von beiden Seiten umströmt werden, ist geeignet<br />
für Förderguttemperaturen bis 110°C und weist hervorragende<br />
NPSH-Werte auf, die die Gefahr der Kavitation<br />
auf ein Minimum reduzieren. Bei einem Wirkungsgrad von<br />
über 90 Prozent reicht das Leistungsspektrum der Pumpe mit<br />
DN 150 bis 350 bis 5000 m 3 Förderstrom pro Stunde und bis<br />
150 Meter Förderhöhe.<br />
Wasser ist Leben – vor allem in arabischer Welt<br />
Sauberes Trinkwasser ist in vielen Ländern der Erde keine<br />
Selbstverständlichkeit. Nur etwa 0,6 Prozent der auf der Erde<br />
verfügbaren 35 Millionen Kubikkilometer Trinkwasser sind<br />
leicht zugänglich. Mit zunehmender Weltbevölkerung werden<br />
die Wassergewinnung und die Wasseraufbereitung, vor allem<br />
anderen aber der sichere Wassertransport durch Leitungen,<br />
zu lebenswichtigen Themen für viele Menschen. Für die Wasseraufbereitung<br />
und den Wassertransport in Leitungen ist die<br />
neue ASC Pumpe fl exibel einsetzbar.<br />
Bei der Auftaktveranstaltung für die neue ASC Pumpe im November<br />
2007 in Dubai wurde die Technologie der arabischen<br />
und asiatischen Welt vorgestellt und begeistert angenommen.<br />
Mit der ersten Produktpräsentation außerhalb von Schwä-<br />
Multitec ® 520 zur Arbeitsplatzüberwachung<br />
Pünktlich zur IFAT 20<strong>08</strong> stellt die Gütersloher Hermann Sewerin<br />
GmbH mit dem Multitec ® 520 ein neues Mehrgaswarngerät<br />
für die Arbeitsplatzüberwachung vor. Dieses neue Produkt<br />
löst das bewährte Ex-TEC ® Combi ab und vereint eine<br />
Reihe innovativer Features im neuen Gehäuse.<br />
Das hervorstechende Merkmal des Multitec ® 520 ist das innovative<br />
Bedienkonzept: Über den zentralen Menüknopf und<br />
nur drei Funktionstasten wird der Anwender intuitiv durch die<br />
Menüs geführt und kommt auf diesem Weg schnell zu den<br />
gewünschten Messergebnissen. Damit gliedert sich dieses<br />
Gerät vollständig in die neue, 2006 erstmalig vorgestellte Ge-<br />
bisch Gmünd in der über 130-jährigen Firmengeschichte<br />
machte das Unternehmen eindrucksvoll deutlich, dass man<br />
„künftig noch stärker in den Wachstumsmärkten präsent sein<br />
und mit Innovationen die Probleme der Menschen direkt vor<br />
Ort aufspüren und lösen will.“<br />
130 Jahre Erfahrung – durch nichts zu ersetzen<br />
Die Ritz Pumpenfabrik wurde 1877 von den Brüdern Karl und<br />
Josef Ritz zusammen mit ihrem Schwager Albert Schweizer<br />
gegründet. 2002 übernahm eine private Investorengruppe<br />
das Traditionsunternehmen aus der Hand der vierten Generation<br />
der Gründerfamilie. Ritz verstärkt als innovativer mittelständischer<br />
Pumpenhersteller vor allem seine internationale<br />
Ausrichtung und will in den kommenden Jahren weiter wachsen.<br />
Alle drei Jahre ist München der weltweite Dreh- und Angelpunkt<br />
der Umwelt-Technologien und Entsorgung. Mit den<br />
Themen Wasser, Abwasser, Abfall und Recycling hat sich die<br />
IFAT zur führenden Weltmesse für Umwelt und Entsorgung<br />
entwickelt.<br />
rätefamilie ein. Die Anzeige aller relevanten Werte erfolgt mit<br />
einem Blick auf das große, hintergrund-beleuchtete Matrix-<br />
Display. Um die Arbeiten im Feld auch über längere Zeiträume<br />
zu ermöglichen, wurde die Spannungsversorgung für einen<br />
Einsatzzeit von mindestens acht Stunden ausgelegt. Dabei<br />
erfolgt die Versorgung alternativ über vier wieder aufladbare<br />
NiMH-Akkus oder vier Mignon Alkaline-Batterien. Um nach<br />
dem Einsatz die Betriebsbereitschaft schnell wieder herzustellen,<br />
verfügt das Multitec ® 520 über eine Schnellladefunktion:<br />
In nur vier Stunden sind die Akkus wieder einsatzbereit.<br />
Die Normalladezeit beträgt zehn Stunden, wobei die Akkus<br />
auch ohne Ladeschale wieder aufgeladen werden können.<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 221
In der Arbeitsplatzüberwachung ergibt sich häufig das Problem,<br />
zwischen unterschiedlichen Gasarten unterscheiden zu<br />
müssen. Damit der Anwender bei der Beurteilung einer möglichen<br />
Gefährdung immer auf der sicheren Seite ist, bietet das<br />
Multitec ® 520 die Möglichkeit, bis zu sechs Gase gleichzeitig<br />
zu messen. Dazu enthält das Gerät zwei Sensoren: Für den<br />
Nachweis von Methan und Kohlendioxid einen Infrarotsensor,<br />
für Sauerstoff, Kohlenmonoxid, Schwefelwasserstoff und<br />
Ammoniak eine elektrochemische Messzelle.<br />
Die Messbereiche sind mit 0-100 % UEG für Methan, 0 - 5<br />
Vol-% für Kohlendioxid, 0 - 25 Vol-% für Sauerstoff, 0 m- 500<br />
ppm für Kohlenmonoxid sowie 0 - 100 ppm für Schwefelwasserstoff<br />
und Ammoniak praxisgerecht ausgelegt.<br />
Um den Bedienkomfort für den Anwender zu optimieren, verfügt<br />
das Multitec ® 520 sowohl über einen verstellbaren Bügel<br />
zum Tragen und Aufstellen sowie über ein Tragegeschirr.<br />
Das umfangreiche andere Zubehör, das SEWERIN für seine<br />
Messgeräte anbietet, steht für dieses Gerät ebenfalls zur Verfügung.<br />
Da die Anforderungen an die Dokumentation von Messwerten<br />
auch in der Überwachung von Arbeitsplätzen immer strenger<br />
werden, lassen sich alle im Gerät gespeicherten Messwerte<br />
über einen USB-Schnittstelle an einen PC ausgeben.<br />
Das SEWERIN-Messeteam stellt das Multitec ® 520 erstmals<br />
auf der IFAT in München, Halle A4, Stand 315/412, dem Fachpublikum<br />
vor.<br />
Weitere Informationen sind ab Anfang Mai unter:<br />
www.sewerin.com verfügbar. Foto: Hermann Sewerin GmbH<br />
Funke auf der IFAT<br />
Mit neuen Produkten an neuem Standplatz<br />
Die IFAT gilt als Leitmesse für den Bereich Umwelt und Entsorgung.<br />
Die Fachbesucher aus In- und Ausland erwarten neue,<br />
leistungsstarke Produkte und praxisorientierte, wirtschaftliche<br />
Lösungen für den Bereich der Wasser-, Abwasser- und<br />
Abfallwirtschaft. Lösungen, wie Funke sie mit einem Vollsortiment<br />
vom Hausanschluss bis zum Sammler seit vielen Jahren<br />
präsentiert. Die breit gefächerte Palette reicht von Kunststoff-<br />
Herzlich willkommen bei<br />
Funke: Auf die Besucher<br />
der IFAT 20<strong>08</strong> wartet<br />
eine Vielzahl an<br />
neuen Produkten. Zu<br />
den Highlights zählen<br />
unter anderem die neue<br />
HS®-Reinigungsöffnung<br />
DN/OD 250 und ein<br />
neuer, speziell für<br />
Straßenabläufe<br />
entwickelter Einsatz,<br />
mit dem die Schadstoffe<br />
aus dem Niederschlagswasser<br />
ausgefiltert<br />
werden können.<br />
Foto:<br />
Funke Kunststoffe GmbH<br />
rohrsystemen zur Abwasserentsorgung – hierzu gehören das<br />
HS®-, das CONNEX- und das FABEKUN®-Kanalrohrsystem<br />
sowie das KG-Rohr COEX 2000® – über Dränrohre bis hin zu<br />
Kabelschutzrohren. Der D-Raintank® als Regenwasserversickerungssystem<br />
und die D-Rainclean®-Sickermulde für die<br />
Behandlung von Niederschlagswasser stellen weitere wichtige<br />
Produktbereiche dar. Auch in 20<strong>08</strong> setzt Funke Akzente: Mit<br />
einem neu gestalteten Messestand an einem neuen Standort<br />
(Halle B6; Stand 233/332) und einer Vielzahl an neuen Produkten.<br />
Wichtige Bausteine der verschiedenen Systeme wurden<br />
überarbeitet und modifiziert. Zu den Highlights zählen<br />
unter anderem die neue HS®-Reinigungsöffnung DN/OD 250<br />
und ein neuer, speziell für Straßenabläufe entwickelter Einsatz,<br />
mit dem die Schadstoffe aus dem Niederschlagswasser<br />
ausgefiltert werden können. Darüber hinaus gibt es ein neues<br />
Unterteil für die HS®-Abwasserkontrolle, Spritzgussteile in<br />
der Ausführung Muffe/Spitz in SDR 34 sowie neue Abzweige<br />
für das CONNEX- und das HS®-Kanalrohrsystem.<br />
Gemeinsam stark<br />
Auf dem Nachbarstand präsentiert ein Funke-Partner, die<br />
Gebr. Fasel Betonwerk GmbH, die neue Generation von<br />
FABEKUN®-Kanalrohren. Das Betonrohr mit dem Kunststoff-<br />
Inliner verfügt über zwei Dicht-Systeme in einem – mit allen<br />
damit verbundenen Vorteilen. Die FABEKUN-Muffe ist nun<br />
komplet mit Kunststoff ausgekleidet und verfügt über zwei<br />
verschiebesicher gekammerte Dichtungen.<br />
222 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
Gebläseluft kostengünstig und leise erzeugen<br />
Drehkolbengebläse „BB 52 C“: innovativ und effizient<br />
Mit dem „Compact BB 52 C“ rundet Kaeser Kompressoren<br />
nicht nur sein Drehkolben-Gebläseprogramm für niedrige Liefermengen<br />
ab. Vielmehr beweist der Hersteller erneut seine<br />
Innovationsfreude zugunsten der Anwender.<br />
Als Material für die Schalldämmhaube kommt rotationsgesintertes,<br />
doppelwandiges Polyäthylen zum Einsatz. Dabei<br />
handelt es sich um ein kratzfestes, wertbeständiges Material<br />
mit sehr guten Schalldämm-Eigenschaften. Nach Abnehmen<br />
dieser leichten Haube sind alle Wartungsstellen bestens von<br />
vorn zugänglich. Die Gebläse der Baureihe BB 52 C gibt es<br />
mit Motorleistungen von 1,5 bis 7,5 kW bei Liefermengen von<br />
0,55 bis 4,8 m³/min für bis zu 1000 mbar Überdruck bzw. 500<br />
mbar Unterdruck. Auch Ausführungen zur Installation im Freien<br />
sind lieferbar.<br />
Dank platzsparender Anordnung der Bauteile kommen die<br />
Gebläse mit sehr wenig Stellfläche aus. Noch bedeutsamer<br />
angesichts steigender Strompreise ist allerdings die Energieeffizienz<br />
der „Compact“-Anlagen: Das optimierte „Omega<br />
U-Laufwagen von E+S mit enormer Rohrdurchlasshöhe<br />
Platz satt in der Baugrube<br />
Im Auftrag des Landes Baden-Württemberg – vertreten durch<br />
Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Universitätsbauamt<br />
Freiburg – führte die Ed. Züblin AG, Direktion Karlsruhe, Bereich<br />
Freiburg, Erweiterungsarbeiten an der Automatischen<br />
Warentransport-Anlage (AWT) der Universitätsklinik Freiburg<br />
durch. An den unterirdischen Rechteckkanal, der neben dem<br />
AWT-System verschiedene infrastrukturelle Ver- und Entsorgungseinrichtungen<br />
enthält, wurde in einem weiteren Bauabschnitt<br />
das Personalcasino zur Verbesserung der internen<br />
Versorgung im Klinikum angebunden. Die hierfür erforderlichen<br />
Baumaßnahmen – die Erstellung eines Aufzugsturms<br />
und eines Verbindungstunnels – erfolgten in offener Bauweise.<br />
Zur Sicherung der rund 7 bis 8 m tiefen und 5,35 bzw.<br />
6,35 m breiten Baugruben setzte das ausführende Unternehmen<br />
das Linearverbausystem von Emunds+Staudinger ein.<br />
Vor allem hinsichtlich der sehr beengten Platzverhältnisse auf<br />
der Baustelle konnte der U-Laufwagen seine Stärken ausspielen:<br />
Der nur von den Stirnseiten der Baugrube mögliche<br />
Ein- und Rückbau des Verbausystems klappte reibungslos.<br />
Zudem bot der Laufwagen mit seiner enormen Durchlasshöhe<br />
ausreichend Platz für die erforderlichen Schal- und Betonierarbeiten.<br />
Technische und wirtschaftliche Vorteile<br />
Das leistungsstarke Bauteil verfügt über hervorragende statische<br />
Eigenschaften und ist extrem belastbar. Je nach den<br />
Erfordernissen kann der Laufwagen in verschiedenen Bauphasen<br />
entsprechend den statischen Vorgaben stufenlos verfahren<br />
werden. Dadurch ergeben sich sowohl während des<br />
Ein- und Rückbaus des Systems als auch bei der Arbeit in der<br />
Baugrube viele technische und wirtschaftliche Vorteile für die<br />
Profil“ der Drehkolben und eine genau darauf abgestimmte<br />
Gehäusegestaltung sorgt für hohe Förderleistung bei günstigem<br />
Energieverbrauch. Ergänzt wird diese Eigenschaft<br />
durch den Einsatz von besonders energiesparenden „EUeff1“-Antriebsmotoren.<br />
Nicht zuletzt verdanken die Gebläse<br />
ihren hohen Wirkungsgrad einer ausgeklügelten, hochwirksamen<br />
Kühlung: Wie bei allen Modellen des „Compact“-Programms<br />
werden Gebläseansaug- und Motorkühlluft getrennt<br />
von außen angesaugt.<br />
Besonders gut eignen sich die „Compact“-Gebläse für den<br />
Einsatz in Kläranlagen, in der Filterrückspülung bei der Wasseraufbereitung<br />
sowie in der pneumatischen Förderung und<br />
im Vakuumbereich.<br />
Ansaug- und Druckschalldämpfer der Gebläse sind über das<br />
gesamte Frequenzspektrum, das heißt, für alle Drehzahlen<br />
und Betriebspunkte, voll wirksam. Daraus und aus der dreifl<br />
ügeligen Ausführung der „Omega“-Drehkolben resultiert geräusch-<br />
und pulsationsarmes Betriebsverhalten.<br />
auf der Baustelle eingesetzten Geräte und Fahrzeuge. „Aufgrund<br />
seiner u-förmigen Konstruktion – es sind enorme Kragarmlängen<br />
möglich – bietet der Laufwagen die größte Rohrdurchlasshöhen<br />
aller auf dem Markt befindlichen Systeme“,<br />
hebt Gabriele Brehm, E+S-Vertrieb, eine der wichtigsten bautechnischen<br />
Merkmale hervor. Ein weiteres Konstruktionsmerkmal:<br />
Der U-Laufwagen ist so konzipiert, dass er sowohl<br />
in die Einfachgleitschiene als auch in die Doppelgleitschiene<br />
passt und er ist ohne großen Aufwand auf Grabenbreiten von<br />
10 bis 12 m einstellbar. „Der Laufwagen ist neben Druckpendelrollen<br />
mit Zugpendelrollen ausgestattet“, so Brehm weiter.<br />
„Sie ermöglichen ein leichtes Verfahren des Laufwagens und<br />
einen leichten Rückbau der Vertikalträger.“<br />
Ausreichend Platz: Aufgrund seiner u-förmigen Konstruktion<br />
bietet der Laufwagen die größte Rohrdurchlasshöhe aller auf<br />
dem Markt befindlichen Systeme. Foto: Emunds+Staudinger<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 223
Schnell, kostengünstig und sicher:<br />
Verlegung von Trinkwasserleitungen mit RAUPROTECT II<br />
Im Wintersportparadies Oberstdorf im Allgäu musste aufgrund<br />
qualitativer und quantitativer Mängel die Wassergenossenschaft<br />
Schöllang eG ihre eigenen Wasserquellen aufgeben<br />
und der Anschluss an eine der umliegenden Wasserversorgungen<br />
wurde notwendig. Hierfür bot sich die nahegelegene<br />
Wasserversorgung Oberstdorf GmbH an.<br />
Um die Verlegung der Trinkwasserleitungen schnell, kostengünstig<br />
und sicher zu realisieren, kam hier das coextrudierte<br />
Vollwand-Druckrohrsystem RAUPROTECT II von REHAU<br />
zum Einsatz. Es besitzt eine maßlich integrierte punktlastbeständige<br />
RAUSISTO Innenschicht aus dem Werkstoff PE 100<br />
VRC und wurde speziell für die sandbettfreie Verlegung konzipiert.<br />
RAUPROTECT II ist für alle Bodenklassen geeignet.<br />
Damit ist es auch ideal für moderne, kostengünstige Verlegetechniken,<br />
wie beispielsweise Einfräsen oder Einpflügen. Da<br />
hierbei auf einen kostenintensiven Bodenaustausch verzichtet<br />
werden kann oder die Beschaffung von Bettungsmaterial<br />
entfällt, können zudem Kosten und Zeit eingespart werden.<br />
Besonders vorteilhaft ist auch die mittels Laser aufgebrachte<br />
verschleißfeste und dauerhafte Klartext-Signierung inklusive<br />
Traceability-Barcode nach ISO 12176-4, die eine lückenlose<br />
Rückverfolgbarkeit jedes einzelnen Rohrmeters (REHAU<br />
Quality System RQS) ermöglicht.<br />
Die Verlegung der neuen Trinkwasserrohrleitung erfolgte überwiegend<br />
unter einem häufig genutzten Wanderweg. Um die<br />
Wanderer dabei möglichst wenig zu beeinträchtigen, setzte<br />
man auf eine zügige Bauabwicklung. Nachdem im Zugangsund<br />
Arbeitsbereich teilweise sehr beengte Platzverhältnisse<br />
vorherrschten, kam auch der Einsatz von Ringbundware nicht<br />
in Frage. So wurden 12 Meter lange Rohrstangen durch die<br />
Wasserversorgung Oberstdorf GmbH verschweißt.<br />
Aufgrund des schwer zugänglichen Geländes wurden die<br />
Rohrleitungen überwiegend im offenen Graben verlegt, wobei<br />
Seminarreihe zur Kanaldichtheitsprüfung:<br />
Lernen live am Kanal<br />
Nur was man selbst gesehen und ausprobiert hat, wird man<br />
auch wirklich beherrschen, lautet die Überlegung hinter einer<br />
seit Jahren erfolgreichen Seminarreiche von städtler + beck.<br />
Die Verlegung der neuen Trinkwasserrohrleitung erfolgte<br />
überwiegend unter einem häufig genutzten Wanderweg<br />
trotz schwieriger Bodenverhältnisse bis Bodenklasse 7 durch<br />
die Rohreigenschaften auf aufwändige und Kosten treibende<br />
Einbettungsarbeiten verzichtet werden konnte. Im Bereich einiger<br />
Straßen- und Bachquerungen konnten die Rohre mittels<br />
Horizontalspülbohrverfahren schnell und sicher verlegt werden.<br />
Dem Oberstdorfer Trinkwasser wird seit langem Mineralwasser-Qualität<br />
bescheinigt. Durch den Zusammenschluss der<br />
beiden Ortsnetze mittels des modernen Druckrohrsystems<br />
RAUPROTECT II ist es nun gelungen, für alle Einwohner und<br />
Urlaubsgäste der Ferienregion die Versorgung mit dem kostbaren<br />
Trinkwasser zuverlässig und langfristig in ausgezeichneter<br />
Qualität zu sichern.<br />
Beim letzten Seminar Ende November drehte sich alles um<br />
das Thema Dichtheitsprüfung von Rohrleitungen. Ein Sachkundelehrgang,<br />
der bei den 18 Teilnehmern ungeteilte Begeisterung<br />
auslöste.<br />
städtler + beck ist seit über drei Jahrzehnten ein fester Begriff<br />
im Rohrleitungsbau. Die Spezialisten aus Speyer gelten<br />
als wichtiger Innovator der Branche und haben speziell im<br />
Bereich der Prüf- und Absperrtechnik immer wieder mit neuen<br />
Ideen überrascht. Mit neuem Firmenschriftzug und insgesamt<br />
neuem Erscheinungsbild präsentiert sich jetzt städtler<br />
+ beck jetzt mehr denn je als modernes Unternehmen, das<br />
stets offen für Neues ist, ohne dabei die bewährten Werte zu<br />
vergessen.<br />
Einen Großteil seines umfassenden Know-hows vermittelt<br />
städtler + beck in Form von Seminaren, die sich gezielt an<br />
Unternehmen im Kanalbau wenden. Der 26. Sachkunde-<br />
224 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
lehrgang, der am 27. und 28. November in Speyer stattfand,<br />
trug den Titel „Dichtheitsprüfung von Entwässerungssystemen<br />
außerhalb von Gebäuden“. städtler + beck hatte dafür<br />
in seiner Fertigungshalle und auf dem Außengelände einen<br />
kompletten Übungsparcours aufgebaut, mit dem anhand<br />
zahlreicher praktischer Übungen und Demonstrationen die<br />
gesamte Bandbreite der Absperrtechnik und der damit verbundenen<br />
Problematik vermittelt wurde.<br />
18 Teilnehmer waren gekommen und verbrachten einen<br />
Großteil der Zeit mit praktischen Übungen. Dabei ging es<br />
zum Beispiel darum, eine Wasserprüfung durchzuführen, eine<br />
Rohrverbindung, einen Hausanschluss und einen Schacht zu<br />
prüfen, oder eine Haltung DN 200 mit Luft zu prüfen. Einen<br />
besonderen Schwerpunkt bildete außerdem das Thema Sicherheit<br />
im Umgang mit pneumatischen Rohrverschlüssen.<br />
So wurde zum Beispiel in der praktischen Demonstration eine<br />
Blase zum Bersten gebracht und ein ungesicherter Rohrverschluss<br />
„abgeschossen“.<br />
Mit dem Referenten für seine Seminare hat städtler + beck<br />
einen wahren Glücksgriff getan. Dr. Ing. Olaf Kaufmann ist<br />
öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Kanalisationstechnik<br />
und Dichtheitsprüfungen. Er ist ein Mann<br />
aus der Praxis, der nicht nur über umfassendes Fachwissen<br />
verfügt, sondern es auch versteht, dieses auf eine praxis-<br />
Alfa Laval präsentiert neue Lösungen auf der IFAT 20<strong>08</strong><br />
Bei der 15. Internationalen Fachmesse für Wasser – Abwasser<br />
– Abfall – Recycling (IFAT) zeigt der schwedische, multinationale<br />
Industriekonzern Alfa Laval seine neuesten Entwicklungen<br />
und Lösungen für die Behandlung von Abwasser und<br />
Schlamm.<br />
So wird zum ersten Mal der ALDEC G2-45, ein neuer Dekanter<br />
für die Schlammbehandlung im kommunalen und industriellen<br />
Sektor, der Öffentlichkeit präsentiert. Dieser Dekanter<br />
ist das jüngste Mitglied der ALDEC-Familie, die alle Kapazitätsanforderungen<br />
der Industrie abdeckt.<br />
Revolutionäre Membrantechnik<br />
Eine weitere Innovation ist das neue Filtermodul für Membranbioreaktoren<br />
(MBR). Diese revolutionäre Membranlösung<br />
bietet extrem niedrigen Transmembrandruck (TMD), hohe Volumenströme<br />
(Kapazität) und eine bisher noch nie erreichte<br />
Vielfalt von Reinigungsmöglichkeiten.<br />
Es gibt momentan zwei Membrantechnologien – Hohlfaser<br />
(HF) und fl ächig (FS) – die in den meisten MBRs und Kläranlagen<br />
eingesetzt werden. Die Alfa Laval Lösung kombiniert die<br />
Vorteile beider Technologien und nennt das Ergebnis „Flachmembran<br />
mit Hohlräumen”.<br />
Ein Autopilot für die Schlammentwässerung<br />
Alfa Laval Octopus Plus ist ein intelligentes „Autopilotsystem“<br />
für die Schlammentwässerung mit Dekantierzentrifugen. Das<br />
Ziel ist die optimale Schlammentwässerung ohne Personalaufwand<br />
unter gleichzeitiger Optimierung der Betriebskosten.<br />
gerechte Weise zu vermitteln. Selbst so mancher alter Hase<br />
konnte dabei eine ganze Reihe neuer Erkenntnisse mitnehmen.<br />
Am Ende waren sich alle sicher: „Wir kommen wieder<br />
…“<br />
Gelegenheit dazu wird sich bei dem nächsten 2 ½-Tages-<br />
Aufbau/Auffrischungs-Seminar bieten, die städtler + beck für<br />
20<strong>08</strong> geplant hat. Es fi ndet vom 10. bis 12. April in Speyer<br />
statt und wird sich vor allem mit dem Problem alter Hausanschlüsse<br />
und Entwässerungssysteme befassen. Geplant ist,<br />
direkt vor Ort in typische Leitungsabschnitte einzusteigen,<br />
um die Problematik direkt am Objekt kennenzulernen. Das<br />
Grundlagen-Seminar soll dann vom 25. bis 26. April 20<strong>08</strong> in<br />
Hannover und vom 7. bis 8. November 20<strong>08</strong> in Leipzig wiederholt<br />
werden.<br />
Auch wenn städtler + beck auf eine Erfolgsgeschichte zurückblickt,<br />
die mittlerweile schon mehr als drei Jahrzehnte<br />
zurückreicht, sind die Rohrleistungsspezialisten aus Speyer<br />
doch stets jung und fl exibel geblieben und haben nie den<br />
Kontakt zur Praxis verloren. Eine Philosophie, die jetzt auch<br />
im äußeren Erscheinungsbild dokumentiert wird. Mit neuem<br />
Firmenschriftzug und neu gestalteten Unterlagen von der<br />
Visitenkarte bis zu den Produktinformationen tritt städtler +<br />
beck jetzt als modernes Unternehmen auf, das stets offen für<br />
Neues ist, ohne dabei die bewährten Werte zu vergessen.<br />
Das System basiert auf zukunftsweisender Software, die<br />
Schlammfördermengen, Polymerdosierung und interne Einstellungen<br />
des Dekanters überwacht und steuert. Infrarotsensoren<br />
analysieren ständig die Prozessleistung und nehmen<br />
automatisch alle erforderlichen Änderungen vor, damit die<br />
Entwässerung immer optimal durchgeführt werden kann.<br />
Dicker Schlamm ist besser<br />
ALDRUM-Trommelverdichter verdichten den Schlamm mechanisch.<br />
Sie schieben polyelektrolytbehandelten (geflockten)<br />
Schlamm durch einen sich langsam drehenden Trommelfilter.<br />
Der Schlamm bleibt in der Trommel, die wässrige Phase tritt<br />
durch das Filtertuch aus. Die Schlammkonzentration kann<br />
daher über Zufuhrstrom, Trommelwinkel oder Trommeldrehzahl<br />
reguliert werden.<br />
Weitere Informationen unter: www.alfalaval.com.<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 225
Fuzzy-Logic-basierte Reglersysteme für Kläranlagen –<br />
ein fi nanzieller Lichtblick für den öffentlichen Haushalt<br />
von Dr. Malte Jordy, Königswinter und Oliver Keuer, Wesseling<br />
1. Einleitung<br />
Kommunale und städtische Kläranlagen sind in vielerlei Hinsicht<br />
bedeutende Bauwerke. Neben ihrer wichtigen ökologischen<br />
Funktion zur Entlastung der Fließgewässer sind Kläranlagen<br />
auch erhebliche Kostenfaktoren für den öffentlichen<br />
Haushalt. Dies gilt sowohl für bauliche Leistungen als auch<br />
für die dauerhaft anfallenden Betriebskosten der Anlagen.<br />
Die Entsorgungsbetriebe Stadt Wesseling hatten sich in Bezug<br />
auf die Ertüchtigung ihrer Kläranlage über effizienzsteigernde<br />
Maßnahmen informiert und sich letztendlich für die<br />
Installation des wissensbasierten Reglersystems AQUALO-<br />
GIC® der Passavant-Intech GmbH für die Kläranlage Rodderweg<br />
entschieden.<br />
Nachfolgend werden die mit der Installation von AQUALO-<br />
GIC® erzielten Energie- und Kosteneinsparungen von jährlich<br />
ca. 80.000 Euro sowie die zusätzlich erreichten Umweltentlastungen<br />
dargestellt und diskutiert.<br />
2 Ausgangssituation<br />
Die Kläranlage Rodderweg der Entsorgungsbetriebe Stadt<br />
Wesseling ist eine seit ihrem Bau Anfang der 60er Jahre permanent<br />
wachsende und an die über die Jahre verschärften<br />
Einleiterbedingungen angepasste mechanisch-biologisch<br />
arbeitende Abwasserreinigungsanlage. Das anaerob stabilisierende<br />
Klärwerk hat eine Bemessungsgröße von 40.000<br />
Einwohnerwerten. Das Betriebsgelände der Kläranlage ist<br />
mittlerweile nahezu vollständig bebaut und bietet somit keine<br />
weiteren räumlichen Ausbaumöglichkeiten mehr. Die nachfolgende<br />
Luftbildaufnahme bietet einen Überblick über die<br />
Gesamtanlage.<br />
Die Betriebsleitung der Kläranlage Rodderweg hatte sich im<br />
Rahmen verschiedenster Sanierungsarbeiten auch verstärkt<br />
mit den Möglichkeiten einer Effizienzsteigerung der Reinigungsleistung<br />
und der Senkung des Energieverbrauchs<br />
der Anlage auseinandergesetzt. Gründe hierfür waren zum<br />
einen die relativ hohe Auslastung der Anlage und der damit<br />
verbundene Wunsch nach weiteren Reserven für zukünftige<br />
Betriebsjahre und zum anderen die deutlich gestiegenen Energiekosten<br />
und den damit verbundenen erhöhten Betriebskosten.<br />
Nach einer detaillierten Marktanalyse hat man sich<br />
für die mit dem Bayerischen Umweltpreis prämierte Reglersystemserie<br />
AQUALOGIC® der Passavant-Intech GmbH aus<br />
Rimpar entschieden.<br />
Das Fuzzy-Logic-basierte Reglersystem erzielt über eine bedarfsgerechte<br />
Ansteuerung der Belüftungsaggregate einen<br />
hocheffizienten Sauerstoffeintrag in die Belebungsbecken<br />
von Kläranlagen, was eine Verringerung der ablaufenden<br />
Schmutzfrachten zur Folge hat. Weiterhin werden durch die<br />
gezielte Belüftung Energieeinsparungen und somit Betriebskostenreduktionen<br />
erreicht.<br />
3 Maßnahmen und Ergebnisse<br />
Möchte man die Effizienz einer Kläranlage steigern, gilt es,<br />
im Vorfeld einen genauen Überblick über den aktuellen Stand<br />
der Anlage zu gewinnen. Beckengeometrien, Sauerstoffeintragsysteme,<br />
Verfahrensführung, aktuelle Betriebsdaten und<br />
nicht zuletzt die vorhandene Sensorik müssen aufgenommen<br />
und bewertet werden.<br />
Nach der Bestandsaufnahme durch die Passavant-Intech<br />
GmbH wurde in enger Absprache mit dem Betriebspersonal<br />
der Kläranlage Rodderweg befunden, dass die beiden in<br />
Reihe geschalteten Belebungsbecken der Kläranlage sowohl<br />
von Seiten der Belüftungsauslegung (Belebung 1 mit Druckbelüftung,<br />
Belebung 2 mit Oberflächenrotoren) als auch von<br />
Seiten der Sensorikausstattung (je Belebung drei Sauerstoffsonden<br />
mit Temperaturmessung und Ammonium- und Nitratanalysatoren)<br />
für einen über AQUALOGIC® geregelten intermittierenden<br />
Betrieb ausreichend waren.<br />
Zur regelungstechnischen Überwachung wurde ein Personal<br />
Computer (PC) und eine mit dem PC kommunizierende speicherprogrammierbare<br />
Steuerung (SPS) installiert. Eingehende<br />
Sensoriksignale werden dem PC über die SPS zugeleitet und<br />
dort über die patentierte Fuzzy-Logic-Regelung sekündlich<br />
miteinander verrechnet. Je nach Belastungszustand im Belebungsbecken<br />
werden im PC berechnete Stellsignale über<br />
die SPS an die Belüftungsaggregate zur Änderung der Sauerstoffzufuhrleistung<br />
weitergegeben. Das letztendliche Resultat<br />
sind bedarfsabhängige und somit unterschiedlich lang belüftete<br />
Phasen im Wechsel mit bedarfsabhängigen unbelüfteten<br />
Phasen. Während dieser jeweiligen Zustände werden unterschiedliche<br />
Abbauprozesse durch unterschiedliche Mikroorganismengruppen<br />
erreicht, was zu einem gezielten Abbau<br />
der schädlichen Abwasserinhaltsstoffe führt.<br />
3.1 Entwicklung der Ablaufkonzentrationen<br />
Aus Tabelle 1 können die gemittelten Ablaufkonzentrationen<br />
der unterschiedlichen Abwasserinhaltsstoffe im Auslauf der<br />
Kläranlage entnommen werden. Die Ablaufwerte der Vergleichsmonate<br />
Februar bis Dezember 2006 wurden ohne, die<br />
der Vergleichsmonate Februar bis Dezember 2007 mit der<br />
Fuzzy-Logic-Regelung erreicht.<br />
Tab. 1: Gemittelte Ablaufkonzentrationen der verschiedenen<br />
ablaufrelevanten Parameter sowie deren relative Änderungen<br />
für die Untersuchungszeiträume Februar bis Dezember 2006<br />
und 2007<br />
CSB NH 4 -N NO 3 -N Nanorg P ges<br />
(mg/l) (mg/l) (mg/l) (mg/l) (mg/l)<br />
Ablaufkonzentration<br />
Feb. – Dez. 2006<br />
(ohne AQUALOGIC ® ) 19,74 0,15 6,80 6,99 0,97<br />
Ablaufkonzentration<br />
Feb. – Dez. 2007<br />
(mit AQUALOGIC ® ) 20,04 0,18 5,13 5,46 0,88<br />
Änderung (%) 1,5 20 -24,6 -21,9 -9,2<br />
Tabelle 1 zeigt, dass die organische Restbelastung (CSB)<br />
des ablaufenden Abwassers während der beiden Vergleichs-<br />
226 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
zeiträume annähernd unverändert blieb. Die Ablaufkonzentration<br />
des Ammoniumstickstoffs (NH4-N) erhöhte sich um 20<br />
%, was aber in Bezug auf die ohnehin schon sehr geringen<br />
Absolutwerte einen Konzentrationsunterschied von lediglich<br />
0,<strong>03</strong> mg/l ausmachte. Bei den Werten für den Nitratstickstoff<br />
(NO3-N) und den anorganischen Stickstoff (Nanorg) konnten<br />
jeweils Reduktionen von deutlich größer als 20 % erreicht<br />
werden. Die Gesamtphosphorkonzentration (Pges) konnte<br />
mit dem Reglersystem um über neun Prozent gesenkt werden.<br />
3.2 Entwicklung des Energieverbrauchs<br />
und der Betriebskosten<br />
Durch die mit dem Reglersystem eingeführten bedarfsgerechten<br />
intermittierenden Belüftungszyklen konnten die Laufzeiten<br />
der Gebläse als auch der Oberflächenrotoren deutlich<br />
reduziert werden. Die daraus resultierenden Energie- und Kosteneinsparungen<br />
können Tabelle 2 entnommen werden.<br />
Tab. 2: Absolute und relative Stromersparnis für die Untersuchungszeiträume<br />
Februar bis Dezember 2006 und 2007<br />
Die Bruttostromkosten inklusive aller Zuschläge, wie z.B.<br />
Spitzenlastabnahme usw. betragen für die Kläranlage Rodderweg<br />
16,73 Cent je Kilowattstunde. Der durch das Reg-<br />
lersystem reduzierte Stromverbrauch von über 30 % schlägt<br />
sich somit, bezogen auf ein ganzes Jahr, mit knapp 80.000<br />
Euro nieder. Auch der spezifische Energieverbrauch, berechnet<br />
über die benötigten Kilowattstunden pro kg abgebautem<br />
CSB oder alternativ pro kg abgebautem Ammoniumstickstoff,<br />
zeigt deutliche Verbesserungen von bis zu 30 % auf.<br />
4 Resumee und Ausblick<br />
Feb. – Dez. 2006 Feb. – Dez. 2007 Änderung<br />
(ohne AQUALOGIC ® ) (mit AQUALOGIC ® ) (%)<br />
Stromverbrauch<br />
Belüftungsaggregate (kWh) 1.400.572 964.<strong>03</strong>5 -31,2<br />
Stromkosten<br />
Belüftungsaggregate (EUR) 234.316 161.283 -31,2<br />
kWh Belüfterleistung / kg CSB<br />
eliminiert 1,40 1,25 -10,7<br />
kWh Belüfterleistung / kg NH 4 -N<br />
eliminiert 10,94 7,75 -29,2<br />
Veranstaltungen<br />
Fuzzy-Logic-basierte Reglersysteme bieten den großen Vorteil,<br />
dass alle eingehenden Informationen gleichzeitig bewertet<br />
werden können. Mit zielgerichteten Sauerstoffeinträgen<br />
und dadurch deutlich reduziertem Energieverbrauch wird<br />
Betreibern ein optimaler Stickstoffabbau und effizienter Energieeinsatz<br />
für ihre Kläranlagen ermöglicht. Außerdem stellen<br />
wissensbasierte Reglersysteme oftmals eine interessante Alternative<br />
gegenüber kostspieligen Ausbauten dar.<br />
Im Fall der Kläranlage Rodderweg haben sich für den Betreiber<br />
die getätigten Investitionen noch innerhalb eines Jahres<br />
amortisiert. Neben den auch zukünftig einzusparenden Energiekosten<br />
steht dem Betreiber außerdem die Möglichkeit<br />
offen, sich in Bezug auf die Ablaufwerte<br />
niedriger zu erklären und somit zukünftig<br />
eine niedrigere Abwasserabgabe zu leisten.<br />
Grundsätzlich besteht in solchen Fällen<br />
die Möglichkeit, die getätigten Aufwendungen<br />
für das Reglersystem mit der<br />
bereits gezahlten Abwasserabgabe der<br />
letzten drei Jahre zu verrechnen. Dies<br />
bedeutet für den Betreiber, dass nach<br />
erfolgreichem Einsatz des Systems die<br />
Investitionskosten durch die für die Erhebung<br />
der Abwasserabgabe zuständigen<br />
Ämter rückerstattet werden und die Einsparungen im Rahmen<br />
des Kläranlagenbetriebs von Anfang an dem öffentlichen<br />
Haushalt der Kommune oder der Stadt zugute kommen.<br />
VKS im VKU 5. Fachkonferenz „Entsorgung von Elektro-Altgeräten“<br />
fi ndete am 17. April 20<strong>08</strong> in Düsseldorf.<br />
o Trends, Aufgaben und Herausforderungen.<br />
o Erfahrungsaustausch.<br />
durch das Gesetz über das Inverkehrbringen, die Rücknahme<br />
und die umweltverträgliche Entsorgung von Elektro- und<br />
Elektronikgeräten (ElektroG) wird den Kommunen die Aufgabe<br />
zugewiesen, Altgeräte entgeltfrei von den Bürgern zurückzunehmen<br />
und für die Hersteller zur weiteren Entsorgung bereitzustellen.<br />
Die Kommunen müssen Sammelstellen einrichten<br />
und die Bürger über die Rückgabemöglichkeiten informieren.<br />
Für die öffentlichrechtlichen Entsorgungsträger begründet<br />
das ElektroG neue Aufgaben, bietet aber auch interessante<br />
Möglichkeiten. So können sie z.B. weiterhin Elektroaltgeräte<br />
selbst vermarkten und damit den Gebührenhaushalt entlasten.<br />
Viele offene Fragen stellen sich aber auch noch.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.obladen.de/elektroaltgeraete.htm.<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 227
2. Zukunftskongress des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB)<br />
und der Lindauer Managementberatung<br />
mit Unterstützung des Verbandes Kommunaler Unternehmen<br />
(VKU), der Verband Kommunaler Entsorgungs- und Stadtreinigungs-unternehmen<br />
(VKSimVKU), dem Gesamtverband<br />
Deutscher Wohnungswirtschaftsunternehmen (GDW) und<br />
dem Europäischen Zentralverband öffentlicher Unternehmen<br />
(CEEP)<br />
- Daseinsvorsorge der Zukunft gestalten –<br />
Public Value messbar machen -<br />
Nach dem Erfolg im April 2007 laden der Deutsche Städteund<br />
Gemeindebund in Zusammenarbeit mit der Lindauer Managementberatung<br />
ein weiteres Mal zum Zukunftskongress<br />
nach Bonn ein.<br />
Im Mittelpunkt der Diskussion über die Zukunft der Kommunen<br />
und Städte steht die Gestaltung der künftigen Daseinsvorsorge.<br />
In diesem Zusammenhang ist von zentraler Bedeutung,<br />
wie Public Value als Nutzen des gesellschaftlichen<br />
Gemeinwohls gestaltet und gemessen werden kann.<br />
Neben den Fragen, wie öffentliche Werte zu definieren sind,<br />
was LEBENS-WERT beinhaltet, wie dieser zu gestalten ist<br />
und welche Rolle dabei Versorgungswirtschaft (Strom, Gas,<br />
Wasser), Wohnungswirtschaft, Stadtmanagement/ -entwicklung<br />
und Entsorgungswirtschaft (Abwasser, Abfall, Stadtreinigung)<br />
für das Gemeinwohl einnehmen, steht gleichsam die<br />
Frage nach den aktuellen Entwicklungen auf europäischer<br />
Ebene.<br />
Ziel ist es, wie bereits schon beim 1. Zukunftskongress, die<br />
Themen nicht nur im bundesdeutschen sondern auch im europäischen<br />
Kontext zu vertiefen und soweit möglich weichenstellende<br />
Impulse nach Brüssel zu senden.<br />
Die Veranstaltung, die wiederum im alten Provisorium des<br />
Deutschen Bundestages – dem Wasserwerk – in Bonn stattfi<br />
ndet, ist auch im Jahr 20<strong>08</strong> interdisziplinär angelegt.<br />
Erwartet werden rund 200 Teilnehmer aus Politik, öffentlicher<br />
Verwaltung, der Entsorgungswirtschaft, aus dem Stadtwerkeumfeld<br />
und weiteren öffentlich-rechtlichen wie auch privaten<br />
Unternehmen.<br />
Themen und Aspekte, die auf dem Kongress behandelt werden,<br />
sind die neuesten Veröffentlichungen der Europäischen<br />
Kommission zu Dienstleistungen von allgemeinem Interesse<br />
und der Auslegung. Es geht auch um Klima und Klimaschutz<br />
sowie die Frage nach der Ausgestaltung des Gemeinwohls<br />
aus unterschiedlichen Blickwinkeln und Entwicklungen, wie<br />
Urbanisierung, Oligopolisierungstendenzen und Kommunalisierung,<br />
Privatisierung in der Entwässerung – ein gestriges<br />
Modell?, Entsorgung als public value oder wettbewerbsfähiges<br />
Gut aus Brüsseler Sicht, Mehrwertsteuer auch für die<br />
öffentlichen Unternehmen?, Regionen – Die Gemeinden Europas<br />
und die Zukunft der kommunalen Selbstverwaltung –<br />
sowie die Ausgestaltung der Daseinsvorsorge im städtischen<br />
Als Referenten stehen unter anderem<br />
zum Redaktionsschluss bereits fest:<br />
Herr Dr. Gerd Landsberg,<br />
Geschäftsführendes Präsidialmitglied des DStGB<br />
Herr Hans-Joachim Reck,<br />
Hauptgeschäftsführer und Geschäftsführendes<br />
Präsidialmitglied des VKU<br />
Dr. Rüdiger Siechau,<br />
Geschäftsführer der Stadtreinigung Hamburg –<br />
SRH – und Vorstandsvorsitzender des VKSimVKU<br />
Dr. Verena Wiedemann,<br />
1. Generalsekretärin der ARD und bisherige Leiterin<br />
des Verbindungsbüros in Brüssel<br />
Rainer Plassmann,<br />
Generalsekretär des CEEP – Europäischer<br />
Zentralverband der öffentlichen Wirtschaft<br />
Michael Keller,<br />
Leiter des Europabüros Association des Maires<br />
de France (französischer Bürgermeisterverband)<br />
Dr. Wolfgang Gehrke,<br />
Geschäftsführer TÜV Hessen GmbH<br />
Dieter Lindauer,<br />
Geschäftsführer, Lindauer Managementberatung, Mainz<br />
Jan-Peter Schwartz,<br />
Leiter Unternehmenskommunikation/Energiepolitik<br />
RWE Energie AG<br />
Marcel Haag,<br />
Mitglied der Europäischen Kommission, Brüssel<br />
Lutz Freitag,<br />
Präsident GDW – Bundesverband Deutscher<br />
Wohnungsunternehmen e.V.<br />
Franz-Reinhard Habbel,<br />
Sprecher des Deutschen Städte- und<br />
Gemeindebundes – DStGB -<br />
Marco Westphal,<br />
Geschäftsführer der Stadtwerke Bonn GmbH<br />
Prof. Dr. Christian O. Steger,<br />
Hauptgeschäftsführer des Gemeindetages<br />
Baden-Württemberg<br />
und ländlichen Raum.<br />
So hat sich der Kongress in diesem Jahr zum Ziel gesetzt,<br />
Daseinsvorsorge mehr noch als bisher zu konkretisieren und<br />
für die Zukunft gestalten und Public Value messbar machen.<br />
Führende Persönlichkeiten aus der öffentlichen und privaten<br />
Wirtschaft werden auf dem Kongress sprechen.<br />
Weitere Informationen erhalten Sie unter:<br />
www.public-value.de.<br />
228 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
5. VKS im VKU Fachkonferenz „Leistungsaspekte beim TVöD“<br />
am 15. April 20<strong>08</strong> in Düsseldorf<br />
o Tarif- und Arbeitsrecht.<br />
o Arbeitszeitmodelle.<br />
o Zielvereinbarungen.<br />
o Lösungsansätze und Erfahrungen.<br />
wie kann die kommunale Entsorgungswirtschaft die hohen<br />
Personalkosten senken und die Produktivität steigern, um im<br />
Wettstreit mit der privaten Entsorgungswirtschaft bestehen zu<br />
können? "Gar nicht", war die bisher – zum Teil auch begründete<br />
– Auffassung bei all denen, die Kostenverantwortung in<br />
den kommunalen Entsorgungsbetrieben tragen.<br />
Der TVöD und seine bisherige Umsetzung zeigen, dass es<br />
– trotz aller Zwänge im öffentlichen Dienst – zahlreiche Lösungsansätze<br />
gibt, um Kostensenkungspotenziale und Effizienzverbesserungen<br />
zu erschließen. Die Fachkonferenz fasst<br />
die aktuelle tarifpolitische Diskussion und die betrieblichen<br />
Erfahrungen zusammen, die entscheidend dazu beitragen<br />
können, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und den Fortbestand<br />
kommunaler Unternehmen zu sichern.<br />
Weiterer Informationen unter: www.obladen.de/arbeitszeitmodelle.htm.<br />
Fort und Weiterbildung im Rohrleitungsbau März/April 20<strong>08</strong><br />
Berufsförderungswerk des Rohrleitungsbauverbandes GmbH fi gawa Service GmbH<br />
Grundlagenschulungen Ansprechpartner<br />
GW 128 Grundkurs „Vermessung“<br />
6 Termine bundesweit ab 3.3.20<strong>08</strong> Herr Mertens<br />
GW 128 Nachschulung „Vermessung“<br />
9 Termine bundesweit ab 3.3.20<strong>08</strong> Herr Mertens<br />
W 316 Fachkraft für die Instandsetzung<br />
von Trinkwasserbehältern nach DVGW<br />
7.-11.4.20<strong>08</strong> Frankfurt/M. Frau Borkes<br />
GW 331 „Schweißaufsicht“<br />
10.-14.3.20<strong>08</strong> Würzburg Frau Büttgen<br />
14.-18.4.20<strong>08</strong> Leipzig<br />
GW 330 PE-Schweißen - Grundkurs<br />
30 Termine bundesweit ab 3.3.20<strong>08</strong> Frau Büttgen<br />
GW 330 PE-Schweißen - Verlängerung -<br />
56Termine bundesweit ab 3.3.20<strong>08</strong> Frau Büttgen<br />
GW 15 Grundkurs „Umhüller“<br />
14 Termine bundesweit ab 4.3.20<strong>08</strong> Herr Mertens<br />
GW 15 Nachschulung „Umhüller“<br />
14 Termine bundesweit ab 4.3.20<strong>08</strong> Herr Mertens<br />
W 324 GFK Rohrleger - Grundkurs<br />
13./14.3.20<strong>08</strong> Gera Herr Mertens<br />
10./11.4.20<strong>08</strong> Gera<br />
21./22.4.20<strong>08</strong> Greifswald<br />
W 324 GFK Rohrleger - Nachschulung<br />
17.3.20<strong>08</strong> Gera Herr Mertens<br />
23.4.20<strong>08</strong> Greifswald<br />
W 339 Fachkraft für Muffentechnik<br />
metallischer Rohrsysteme<br />
3.-5.3.20<strong>08</strong> Leipzig Herr Mertens<br />
10.-12.3.20<strong>08</strong> Greifswald<br />
10.-12.3.20<strong>08</strong> Gera<br />
31.3.-2.4.20<strong>08</strong> Bad Zwischenahn<br />
7.-9.4.20<strong>08</strong> Gera<br />
Kunststoffrohrleger<br />
17.-19.3.20<strong>08</strong> Gera Frau Büttgen<br />
14.-16.4.20<strong>08</strong> Hamburg<br />
Stecken, Pressen und Klemmen von Kunststoffrohren<br />
5./6.3.20<strong>08</strong> Koblenz Frau Büttgen<br />
Hinweis: Die Termine/Orte zu den Grundlagenschulungen<br />
fi nden Sie auch unter: www.brbv.de.<br />
Informationsveranstaltungen Ansprechpartner<br />
Aufbaulehrgänge<br />
4.3.20<strong>08</strong> Gütersloh Frau Frühauf<br />
5.3.20<strong>08</strong> Essen<br />
6.3.20<strong>08</strong> Kerpen<br />
Rohrnetzmeister Erfahrungsaustausch<br />
3./4.3.20<strong>08</strong> Köln Herr Rhode<br />
11./12.3.20<strong>08</strong> Berlin<br />
Kunststoffrohre in der Gas- und Wasserversorgung -<br />
Verlängerung zur GW 331<br />
8.4.20<strong>08</strong> Fulda Frau Wigge<br />
22.4.20<strong>08</strong> Hamburg<br />
Bau von Gasrohrnetzen bis 16 bar 1./2.4.20<strong>08</strong><br />
Reutlingen Frau Wigge<br />
Tiefbauarbeiten im Rohrleitungsbau -IN 4124-<br />
9.4.20<strong>08</strong> Fulda Frau Wigge<br />
Sachkundiger Gas bis 4 bar<br />
9.4.20<strong>08</strong> Kerpen Frau Borkes<br />
29.4.20<strong>08</strong> Leipzig<br />
Sachkundiger Wasser<br />
13.3.20<strong>08</strong> Magdeburg Frau Wigge<br />
10.4.20<strong>08</strong> Kerpen<br />
Aufbaulehrgang Leitungsbau<br />
17.4.20<strong>08</strong> Hamburg Frau Frühauf<br />
Fernwärmemeister Erfahrungsaustausch<br />
3./4.3.20<strong>08</strong> Köln Herr Rhode<br />
Sicherheit bei Arbeiten in Leitungsnähe<br />
13.3.20<strong>08</strong> Gera Frau Frühauf<br />
Intensivschulungen Ansprechpartner<br />
Techniklehrgang für Vorarbeiter im Rohrleitungsbau<br />
10.-14.3.20<strong>08</strong> Gera Frau Frühauf<br />
31.3.-4.4.20<strong>08</strong> Bad Zwischanahn<br />
Reinigung und Desinfektion von Wasserverteilungsanlagen<br />
15.4.20<strong>08</strong> Hamburg Frau Borkes<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 229
Baustellenabsicherung und Verkehrs sicherung<br />
- RSA/ZTV-SA - 1tägig<br />
18.3.20<strong>08</strong> Hannover Herr Mertens<br />
BMS/LZS Betriebliches Managementsystem<br />
- Umsetzung der GW 301 -<br />
13.3.20<strong>08</strong> Nürnberg Herr Mertens<br />
3.4.20<strong>08</strong> Peine<br />
BMS Betriebliches Managementsystem<br />
auf Anfrage bundesweit Herr Mertens<br />
Praxisseminare Ansprechpartner<br />
Druckprüfung von Gas- und Wasserrohrleitungen<br />
11./12.3.20<strong>08</strong> Kerpen Frau Wigge<br />
Druckprüfung von Gasrohrleitungen<br />
23.4.20<strong>08</strong> Magdeburg Frau Borkes<br />
Druckprüfung von Wasserrohrleitungen<br />
24.4.20<strong>08</strong> Magdeburg Frau Borkes<br />
Arbeiten an Gasleitungen<br />
31.3. - 4.4.20<strong>08</strong> Gera Frau Frühauf<br />
21. - 25.4.20<strong>08</strong> Gera<br />
Erfolgreiche Veranstaltung zum Thema Grundwasserschutz<br />
Am 29. Februar fand eine Informationsveranstaltung des<br />
Wasserzweckverbands Jachenhausener Gruppe in Painten<br />
statt. Die EU-Kommission hat das vom Zweckverband in Zusammenarbeit<br />
mit dem Landschaftspflegeverein VöF e.V. Kelheim<br />
initiierte „Grundwasserschutzprojektes Jura“ in die Liste<br />
der besten LEADER+ - Projekte in Europa aufgenommen.<br />
Über 75 Gäste – darunter Vertreter des Bayerischen Bauernverbands,<br />
Politiker, Wasserversorger, Landwirte und<br />
zahlreiche Journalisten – informierten sich vor Ort über die<br />
Initiative mit Modellcharakter. Dr. Xaver Maidl von der TU-<br />
München- Weihenstephan und Gerhard Kroiss, Vertriebsleiter<br />
von Fritzmeier Umwelttechnik, stellten die Landtechnik für<br />
Precision Farming vor.<br />
„Langfristiger Grundwasserschutz beginnt mit bedarfsge-<br />
rechtem Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden“, betont<br />
Franz Knogler, landwirtschaftlicher Fachberater des Wasserzweckverbandes.<br />
Bei den insgesamt 30 am Projekt beteiligten<br />
Landwirten kommt regelmäßig im Herbst und im<br />
Frühjahr das automatische Bodenprobeentnahmegerät PRO-<br />
FI von Fritzmeier zum Einsatz. Der Erfolg der Maßnahmen<br />
spricht für sich: In einem Zeitraum von nur vier Jahren sanken<br />
die Herbst– N-min Werte der Bodenproben durchschnittlich<br />
von 110kg/ha auf 60kg/ha. Der Ernteertrag blieb trotz Düngemitteleinsparung<br />
bei allen Landwirten konstant. Damit rechnete<br />
sich das Projekt für alle Beteiligten auch von fi nanzieller<br />
Seite.<br />
Auch die Präsentation des Mini Veg N-Lasersensors von<br />
Fritzmeier Umwelttechnik stieß bei den Landwirten auf großes<br />
Interesse. Planungen laufen, den Sensor in Zukunft vor Ort<br />
einzusetzen.<br />
Biodiversität, Klima und Demographie - Erhalten und den Wandel gestalten<br />
Die örtliche Landschaftsplanung zwischen fachlichem Anspruch und kommunalpolitischen Anforderungen<br />
Die örtliche Landschaftsplanung als Instrument zur Vorbereitung<br />
des Interessenausgleichs ist für einen fl ächenhaften, integrativen<br />
Ansatz im kommunalen Naturschutz unverzichtbar.<br />
Mehr und mehr verlangt dieser Interessenausgleich nicht nur<br />
eine Auseinandersetzung mit arten- und schutzgebietsbezogenen<br />
Themen, sondern er ist in starkem Maße auch durch<br />
gesellschaftliche und raumstrukturelle Entwicklungstrends<br />
bestimmt. Gleichzeitig hat er die individuellen Problemlagen<br />
in den Kommunen sowie europa- und bundesrechtliche Anforderungen<br />
zu berücksichtigen. Ein moderner Naturschutz<br />
muss auf demographische und wirtschaftliche Änderungen<br />
und die damit verbundenen neuen Raumstrukturen (Zunahme<br />
von Brachen, Perforierung von Städten und Stadtteilen), auf<br />
den Wandel der agrarischen Nutzung, auf den Klimawandel<br />
reagieren und einen qualifizierten konzeptionellen Beitrag zur<br />
zukünftigen Entwicklung der Kommunen unter diesen veränderten<br />
Rahmenbedingungen leisten. Dabei kommt der örtlichen<br />
Ebene als bürgernahe Handlungs- und Umsetzungse-<br />
bene für den Naturschutz weiterhin eine zentrale Bedeutung<br />
zu. Insbesondere die querschnittsorientierte und gesamtgesellschaftlich<br />
angelegte Nationale Biodiversitätsstrategie gilt<br />
es nun auch auf der kommunalen Ebene zu verankern. Auf<br />
der Tagung sollen die sich daraus ergebenden Konsequenzen<br />
für die örtliche Landschaftsplanung erörtert und Lösungsansätze<br />
für die kommunale Praxis diskutiert werden.<br />
Namhafte Experten und VertreterInnen aus der Praxis erörtern<br />
aus verschiedenen Perspektiven das Thema „Wandel<br />
und Anpassung als Herausforderung und Chance kommunaler<br />
Landschaftsplanung“, berichten aus der kommunalen<br />
Praxis und informieren über „Nationale Rechtsanforderungen<br />
an die örtliche Landschaftsplanung“. Eine Podiumsdiskussion<br />
unter der Überschrift „Die Zukunft der örtlichen Landschaftsplanung<br />
zwischen fachlichem Anspruch und kommunalpolitischen<br />
Anforderungen“ schließt die Veranstaltung ab.<br />
230 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>
Programmflyer: www.difu.de/seminare/<strong>08</strong>lapla.pdf.<br />
Anmeldung:<br />
www.difu.de/seminare/<strong>08</strong>lapla.anmeldung.pdf.<br />
Leitung: Privatdozent Dr. Arno Bunzel, Stellvertretender Institutsleiter<br />
des Difu und Koordinator des Arbeitsbereiches<br />
Stadtentwicklung und Recht.<br />
Ansprechpartnerin für Anmeldungen und weitere Informationen:<br />
Sylvia Bertz, Telefon: <strong>03</strong>0/39001-258, Telefax:<br />
<strong>03</strong>0/39001-268, bertz@difu.de.<br />
Veranstalter: Deutsches Institut für Urbanistik (Difu), Bundesamt<br />
für Naturschutz (BfN).<br />
Investitonssicherheit statt neuer Regularien<br />
Kurzinfo: Deutsches Institut für Urbanistik<br />
Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu), Berlin, ist als größtes<br />
Stadtforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum die<br />
Forschungs-, Fortbildungs- und Informationseinrichtung für<br />
Städte, Kommunalverbände und Planungs-gemeinschaften.<br />
Ob Stadt- und Regionalentwicklung, Wirtschaftspolitik,<br />
Städtebau, Soziale Themen, Umwelt, Verkehr, Kultur, Recht,<br />
Verwaltungsthemen oder Kommunalfinanzen: Das 1973 gegründete<br />
unabhängige Institut bearbeitet ein umfangreiches<br />
Themenspektrum und beschäftigt sich auf wissenschaftlicher<br />
Ebene mit allen Auf-gaben- und Problemstellungen, die<br />
die Kommunen heute und in Zukunft zu bewältigen haben.<br />
Rechtsträger ist der Verein für Kommunalwissenschaften e.V.,<br />
der zur Sicherung und Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung<br />
durch Förderung der Kommunalwissenschaften gegründet<br />
wurde.<br />
Unternehmerische Konzepte und Sorgen im Fokus des Oldenburger Rohrleitungsforums 20<strong>08</strong><br />
Fast 3000 Gäste, 300 Aussteller und viele gut besuchte Vorträge:<br />
Das 22. Oldenburger Rohrleitungsforum war nicht nur<br />
aus Sicht des Instituts für Rohrleitungsbau Oldenburg (iro) als<br />
Ausrichter eine wieder einmal gelungene Veranstaltung. Ein<br />
Großteil der Beiträge und etliche Diskussionen am FH-Standort<br />
Oldenburg drehten sich, dem Dachthema „Rohrleitungen<br />
- Unternehmen im Umbruch“ folgend, um eine zukunftsgerechte<br />
Positionierung der Unternehmen „rund ums Rohr“.<br />
Brechend volle Hörsäle und Ausstellungsbereiche: Das übliche<br />
Bild des Oldenburger Rohrleitungsforums, auch im Jahre<br />
20<strong>08</strong>.<br />
Besonderen Herausforderungen sieht sich - neben den von<br />
Regulierungsmaßnahmen betroffenen Netzbetreibem der<br />
Energiewirtschaft - die Bauwirtschaft gegenüber. Wie Klaus<br />
Küsel, Präsident des Rohrleitungsbauverbandes (RBV) im<br />
Rahmen des iro-Pressegesprächs feststellte, sei in der Bauwirtschaft<br />
deutlich eine Sättigung des Netzausbaus spürbar,<br />
die auf die Beschäftigung durchschlage und es möglicherweise<br />
schwer mache, einen Personalbestand auf hohem<br />
Qualifikationsniveau dauerhaft zu halten. Küsel sah in diesem<br />
Zusammenhang auch die Bundesnetzagentur gefordert, nicht<br />
durch weitere Regularien die Investoren zu verunsichern und<br />
die Investitionstätigkeit auszubremsen. Am Herzen lag ihm<br />
auch Instandhaltung der Systeme auf unverändert hohem<br />
Qualitätsniveau: Es dürfe keinesfalls dazu kommen, dass wir in<br />
Deutschland aufgrund unzureichender Reinvestitionen eines<br />
Tages englische Verhältnisse habe. Die hier bereits angesprochenen<br />
Aktivitäten der europäischen Politik, in der jüngsten<br />
Zeit umgesetzt durch die Bundesnetzagentur, wurden auch<br />
unter anderen Aspekten refl ektiert. Dipl.-Ing. Heiko Harms,<br />
technischer Vorstand des Energieversorgers EWE, schilderte<br />
seine Erfahrungen im Umgang mit dem durch das neue Energiewirtschaftsgesetz<br />
vorgeschriebene „Unbundling“ der<br />
Gaswirtschaft, und wies auf den „Rattenschwanz von erheblichen<br />
organisatorischen Kosten“ hin, die diese Maßnahmen<br />
hervor riefen und die dann letztlich auch auf den Verbraucher<br />
umgelegt werden müssten. Die Hauptsorge seien in diesem<br />
Zusammenhang aber nach wie vor die steigenden Weltmarktpreise<br />
und Nachfrage nach Energie. Deswegen gelt es insbesondere<br />
das Verbrauchsverhalten der Kunden im Sinne<br />
von Einsparungen zu beeinflussen. „Leitungen sind Macht“,<br />
stellte Dr. Gerrit Volk von der Bundesnetzagentur fest, und<br />
erläuterte die Aufgabenstellung seiner Behörde vor dem Hintergrund<br />
des § 1 des Energiewirtschaftsgesetzes von 2005.<br />
Der hier festgeschriebene Aufgabenkatalog sei natürlich in<br />
gewisser Weise eine „eierlegende Wollmilchsau“ mit Vorgaben,<br />
die praktisch erst einmal unter einen Hut gebracht werden<br />
wollten. Er wies aber die Vermutung zurück, dass es der<br />
Behörde primär um (um) stabile Preise gehe, und wies auf die<br />
vom Gesetz festgelegte Zielstellung der technischen Versorgungssicherheit<br />
hin. Diese liegt naturgemäß auch dem DVGW<br />
am Herzen, dessen Hauptgeschäftsführer Dr. Walter Thielen<br />
auf die Frage, wie gewandelte Unternehmensstrukturen sich<br />
auf das Regelwerk auswirkten, mit „im Wesentlichen gar<br />
nicht“ antwortete. Einzige Ausnahme: Die Qualitätsmanagement-Systeme<br />
der Wirtschaft müssten sehr wohl laufend daraufhin<br />
überwacht werden, dass sie den gewandelten Organisationsstrukturen<br />
noch gerecht würden – schließlich gehe es<br />
ja beim Qualitätsmanagement maßgeblich um Organisation.<br />
Das Stichwort Qualität wurde wiederum von EWE-Vorstand<br />
Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong> 231
Gut besucht war auch das iro-Pressegespräch in der Bilbliothek<br />
der FH Oldenburg. Fotos: iro<br />
Harms aufgenommen: Man erwarte dringendst die Regularien<br />
der Bundesnetzagentur, mit denen Qualität im Sinne von<br />
Versorgungssicherheit ein das Netzentgelt bestimmender<br />
Faktor werde. Auf was man, merkte Harms kritisch an, zugleich<br />
allerdings gar nicht warte, seien weitere Vorschriften<br />
wie beispielsweise das eigentumsrechtliche Unbundling: „Wir<br />
würden uns wünschen, dass wir erst mal in Ruhe das umsetzen<br />
können, was bislang beschlossen ist.“ Dem schloss<br />
sich Prof. Thomas Wegener, iro-Vorstand und Gastgeber des<br />
Rohrleitungsforums an, und plädierte dafür, sich nun einmal<br />
die Wirkung der bisherigen Veränderungen anzusehen. Es sei<br />
inzwischen deutlich zu sehen, dass Unternehmen zögerlich<br />
zu agieren begännen, weil es ihnen an Investitonssicherheit<br />
fehle.<br />
Unsicherheit stand auch im Brennpunkt der Diskussion im<br />
Café, in der es um die vielfach als unfair empfundene Konkurrenz<br />
mittelständischer Dienstleistungsunternehmen mit<br />
privatwirtschaftlich organisierten kommunalen Wirtschaftsunternehmen<br />
ging. Unverständlicher Weise machten die betroffenen<br />
privaten Dienstleister einschließlich Ihrer Interessenvertreter<br />
um dieses überaus brisante Thema in Oldenburg einen<br />
weiten Bogen und überließen den Repräsentanten einiger<br />
großer Kommunalwirtschafts-unternehmen das Diskussions-<br />
Feld. Diese verwahrten sich gegen die Unterstellung, ihr Wettbewerb<br />
sei quasi schon strukturell unlauter und stellten den<br />
Aspekt der Vergabe über Qualität in den Vordergrund: Wer<br />
kompromisslos hohe Qualität anbiete, sei immer grundsätzlich<br />
wettbewerbsfähig. Dem wurde entgegen gehalten, dass<br />
es ohne echtes Konkursrisiko zweifellos etwas einfacher sei,<br />
kompromisslos Qualität anzubieten. Letztlich ging die Debatte<br />
schon wegen der völligen Abwesenheit einer der betroffenen<br />
Parteien leider aus wie das Hornberger Schießen, was einem<br />
Zuhörer die etwas süffisante Schlussfolgerung entlockte,<br />
ganz so ernst seien die dauernden Klagen der Branche dann<br />
ja wohl doch nicht zu nehmen...<br />
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232 Kommunalwirtschaft <strong>03</strong>/20<strong>08</strong>