Schweifstern Nr. 123 - Fachgruppe Kometen

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08.08.2013 Aufrufe

Liebe Kometenfreunde, für die Freunde hellerer Kometen ist bald ein Ende der Flaute in Sicht. Im Herbst und Winter werden die kurzperiodischen Kometen 8P/Tuttle und 46P/Wirtanen auch für kleinere Instrumente sichtbar, und insbesondere die Sichtbarkeit des Kometen Tuttle dürfte mit einer erwarteten Maximalhelligkeit von 6 mag auch mit kleinen Feldstechern lohnenswert werden. Aus gegebenen Anlass möchte ich nochmals alle Mitglieder bitten, in sich zu gehen und die Schubladen und Dateiordner zu durchsuchen, um im Dunkel schlummernde Beiträge für das VdS-Journal zu erwecken und einzusenden. Ich würde mich freuen, wenn einige Mitglieder auch neue Ideen für Beiträge hätten. Dies können, nein, sollen auch Beobachtungsberichte aus der Praxis sein. Zum Beispiel der Weg zur Kometenbeobachtung, oder interessante Beobachtungserlebnisse (die durchaus auch nichtastronomisch sein können) wären hier vorstellbar. Ich denke, dass in der Fachgruppe eine Menge verborgenes Potential existiert, von dem andere profitieren könnten. Das Fachgruppenleben sollte sich durchaus auch an der Variation der Autoren der Kometenbeiträge im VdS-Journal zeigen; etwas, was derzeit leider nicht der Fall ist. Es wird nichts Hochwissenschaftliches erwartet. Wir sind Amateure und beobachten Kometen aus Interesse und Faszination an diesen Objekten. Jeder auf unterschiedliche Art und Weise und Intensität, was die Vielzahl der Erscheinungsformen der Kometen widerspiegelt. Traut Euch! Heinz Kerner wird mit Freude als unser Fachgruppen-Redakteur Eure Beiträge entgegennehmen. In diesem Sinne wünsche ich Euch viele klare Nächte (und in verregneten oder kometenlosen Nächten etwas Inspiration für einen Beitrag)! Euer Maik Meyer Editorial Versehentlich wurde die email-Adresse unseres Internet-Administrators, Uwe Pilz, in der letzten Schweifstern-Ausgabe falsch angegeben. Korrekt lautet diese: piu58@gmx.de. Aufgrund anhaltender gesundheitlicher Probleme werde ich auf ärztlichen Rat hin im Oktober eine längere Kur antreten, deren Dauer noch nicht feststeht. Unter diesen Umständen ist es sehr wahrscheinlich, dass es zu einem verspäteten Erscheinungstermin der Novemberausgabe 2007 kommen wird, wobei die Verzögerung mehrere Wochen betragen kann. Der Edgar-Wilson-Preis des Jahres 2007 geht an die folgenden Beobachter (IAUC 8854): den Australier John Broughton (für die Entdeckung des Kometen C/2006 OF2), den Amerikaner David Levy (P/2006 T1), sowie an den Australier Terry Lovejoy (C/2007 E2 und C/2007 K5). Zdenek Sekanina und Paul W. Chodas haben einen interessanten Artikel über die Kreutz-Kometen im Astrophysical Journal (Vol. 663, S. 657-676) veröffentlicht. Der Titel: “Fragmentation Hierarchy of Bright Sungrazing Comets and the Birth and Orbital Evolution of the Kreutz System. II. The Case for Cascading Fragmentation”. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen lauten: der Ursprungskomet war der spektakuläre Komet des Jahres 1106, der bereits im Jahr 467 und 214 v.Chr. erschienen war. Nach dem Periheldurchgang 1106 zerfiel dieser Komet in eine Reihe von großen Komponenten und zahllosen kleinen bis kleinsten Fragmenten, die kontinuierlich weiter zerfallen. Große Komponenten (z.B. der Große Komet des Jahres 1881 und Ikeya-Seki im Jahr 1965) erscheinen in Clustern. Die Berechnungen ergeben, dass ein weiteres Cluster großer Komponenten in den kommenden Jahrzehnten sein Perihel erreichen sollte, möglicherweise bereits in wenigen Jahren (Comet’s Mailing List). Kometen-Nachrichten und visuelle Kometenbeobachtungen Nur wenige Beobachtungen wurden vom Kometen C/2005 L3 (McNaught) publiziert. Demnach erreichte die etwa 0.7’ große Koma im Juli eine maximale Helligkeit von etwa 13.5 m , ist seitdem aber schwächer und kleiner geworden. Bis Anfang November kann der Komet noch von Spezialisten am Abendhimmel im Sternbild Schlangenträger aufgefunden werden. Komet C/2005 L3 (McNaught) Datum (UT) MM Hell. Ref Instr. 1/f V Koma DC Schweif PW FST Beobachter 07.08.05.88 S 14.1 m HS 44.0 L 5 156 0.4' 4 - - - Hasubick 2

Ephemeride des Kometen C/2005 L3 (McNaught) 0 h UT Datum Rekt. (2000.0) Dekl. Bew/h in PW Δ [AE] r [AE] Hell. El. Okt. 2 16 h 45.92 m - 1°09.4' +0.0'/ 260° 6.016 5.646 14.5 m 64°E 12 16 46.23 - 1 09.2 +0.0 / 86 6.151 5.637 14.6 55 E 22 16 47.41 - 1 07.2 +0.1 / 82 6.267 5.628 14.6 46 E Nov. 1 16 49.30 - 1 02.5 +0.1 / 79 6.363 5.621 14.6 39 E Bahnelemente: T = 2008 Jan. 16.0047 TT , q = 5.593266 AE , e = 0.999918 (m 0=5.0 m /n=3) ω = 47.0969° , Ω = 288.7390° , i = 139.4489° (2000.0) Auch vom Kometen C/2006 OF2 (Broughton) wurden bislang nur wenige visuelle Beobachtungen bekannt. Anfang September wurde seine Helligkeit aber immerhin auf 13.8 m geschätzt, was etwa 1 m heller als prognostiziert ist. Der Durchmesser der deutlich verdichteten Koma wurde auf 0.4’ geschätzt. In den kommenden Wochen sollte der Komet mit größeren Instrumenten somit bequem am Abendhimmel im Grenzbereich der Sternbilder Wassermann/Steinbock beobachtet werden können. Ephemeride des Kometen C/2006 OF2 (Broughton) 0 h UT Datum Rekt. (2000.0) Dekl. Bew/h in PW Δ [AE] r [AE] Hell. El. Okt. 2 21 h 17.08 m - 8°01.1' +0.2'/ 283° 3.635 4.351 13.7 m 130°E 12 21 14.26 - 7 46.9 +0.1 / 298 3.686 4.274 13.6 120 E 22 21 13.04 - 7 28.0 +0.1 / 345 3.750 4.197 13.6 110 E Nov. 1 21 13.49 - 7 03.5 +0.1 / 35 3.823 4.120 13.6 100 E 11 21 15.57 - 6 33.0 +0.2 / 52 3.900 4.043 13.5 91 E 21 21 19.21 - 5 55.8 +0.3 / 58 3.978 3.967 13.5 82 E Dez. 1 21 24.28 - 5 11.7 +0.4 / 61 4.051 3.891 13.4 74 E 11 21 30.66 - 4 20.3 +0.5 / 62 4.117 3.816 13.4 66 E Bahnelemente: T = 2008 Sep. 15.6907 TT , q = 2.431489 AE , e = 1.000858 (m 0=4.5 m /n=4) ω = 95.6116° , Ω = 318.5079° , i = 30.1697° (2000.0) Mittlerweile können 344 internationale Beobachtungen des Kometen C/2006 P1 (McNaught) für die Auswertung verwendet werden. Da die ICQ-Daten allerdings erst bis Ende April veröffentlicht sind, möchte ich den abschließenden Bericht erst in der nächsten Schweifstern-Ausgabe bringen. Mit den zusätzlichen Beobachtungen ergibt sich die Helligkeitsentwicklung wie folgt: t < –2 d : m = 6.2 m + 5⋅log Δ + 12.0⋅log r t > +2 d : m = 4.1 m + 5⋅log Δ + 11.2⋅log r was eine maximale Helligkeit von –4.7 m am 12. Januar ergibt. Aufgrund der in jenen Tagen sehr großen Vorwärtsstreuung wurde die größte Helligkeit von etwa –5.5 m allerdings erst am 14. Januar beobachtet. Die maximale Schweiflänge wurde mit etwas über 25° (80 Mill. km) am 26. Januar erreicht. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass diese Länge lediglich die lineare Entfernung zwischen Koma und Schweifende angibt. Aufgrund der starken Krümmung des Schweifs ist die „Krümmungslänge“ etwa 5-10° größer. Anfang Juli lag die Helligkeit nur noch bei 12 m , der Komadurchmesser maß nur noch 1’ (125.000 km). Beobachtungen mit dem Spitzer-Infrarot-Teleskop am 4./5. Mai zeigten eine Oberflächentemperatur von 190K, die mit der Strahlungstemperatur in der Entfernung von r = 2.2 AE übereinstimmt. Überraschenderweise zeigte das Spektrum lediglich die Emission großer Staubpartikel, was für einen im Perihel sehr aktiven Kometen ungewöhnlich ist. Erklärt werden kann dies mit der Anwesenheit einer dicken Eiskruste. Die hohe Aktivität zum Perihelzeitpunkt könnte dann entweder durch lediglich einen sehr aktiven Jet verursacht worden sein, oder aber die mächtige Eiskruste hat sich nach überraschend kurzer Zeit wieder neu ausgebildet (IAUC 8862). Vom Kometen C/2006 S5 (Hill) liegen keine aktuellen Beobachtungen vor. Somit sind die nachfolgend angegebenen Helligkeiten sehr unsicher. Der Komet bewegt sich im Sternbild Zwillinge, ist somit ein Morgenhimmelobjekt. Er sollte langsam heller werden. 3

Ephemeride des <strong>Kometen</strong> C/2005 L3 (McNaught) 0 h UT<br />

Datum Rekt. (2000.0) Dekl. Bew/h in PW Δ [AE] r [AE] Hell. El.<br />

Okt. 2 16 h 45.92 m - 1°09.4' +0.0'/ 260° 6.016 5.646 14.5 m 64°E<br />

12 16 46.23 - 1 09.2 +0.0 / 86 6.151 5.637 14.6 55 E<br />

22 16 47.41 - 1 07.2 +0.1 / 82 6.267 5.628 14.6 46 E<br />

Nov. 1 16 49.30 - 1 02.5 +0.1 / 79 6.363 5.621 14.6 39 E<br />

Bahnelemente: T = 2008 Jan. 16.0047 TT , q = 5.593266 AE , e = 0.999918<br />

(m 0=5.0 m /n=3) ω = 47.0969° , Ω = 288.7390° , i = 139.4489° (2000.0)<br />

Auch vom <strong>Kometen</strong> C/2006 OF2 (Broughton) wurden bislang nur wenige visuelle Beobachtungen bekannt.<br />

Anfang September wurde seine Helligkeit aber immerhin auf 13.8 m geschätzt, was etwa 1 m heller<br />

als prognostiziert ist. Der Durchmesser der deutlich verdichteten Koma wurde auf 0.4’ geschätzt. In den<br />

kommenden Wochen sollte der Komet mit größeren Instrumenten somit bequem am Abendhimmel im<br />

Grenzbereich der Sternbilder Wassermann/Steinbock beobachtet werden können.<br />

Ephemeride des <strong>Kometen</strong> C/2006 OF2 (Broughton) 0 h UT<br />

Datum Rekt. (2000.0) Dekl. Bew/h in PW Δ [AE] r [AE] Hell. El.<br />

Okt. 2 21 h 17.08 m - 8°01.1' +0.2'/ 283° 3.635 4.351 13.7 m 130°E<br />

12 21 14.26 - 7 46.9 +0.1 / 298 3.686 4.274 13.6 120 E<br />

22 21 13.04 - 7 28.0 +0.1 / 345 3.750 4.197 13.6 110 E<br />

Nov. 1 21 13.49 - 7 03.5 +0.1 / 35 3.823 4.120 13.6 100 E<br />

11 21 15.57 - 6 33.0 +0.2 / 52 3.900 4.043 13.5 91 E<br />

21 21 19.21 - 5 55.8 +0.3 / 58 3.978 3.967 13.5 82 E<br />

Dez. 1 21 24.28 - 5 11.7 +0.4 / 61 4.051 3.891 13.4 74 E<br />

11 21 30.66 - 4 20.3 +0.5 / 62 4.117 3.816 13.4 66 E<br />

Bahnelemente: T = 2008 Sep. 15.6907 TT , q = 2.431489 AE , e = 1.000858<br />

(m 0=4.5 m /n=4) ω = 95.6116° , Ω = 318.5079° , i = 30.1697° (2000.0)<br />

Mittlerweile können 344 internationale Beobachtungen des <strong>Kometen</strong> C/2006 P1 (McNaught) für die<br />

Auswertung verwendet werden. Da die ICQ-Daten allerdings erst bis Ende April veröffentlicht sind,<br />

möchte ich den abschließenden Bericht erst in der nächsten <strong>Schweifstern</strong>-Ausgabe bringen. Mit den<br />

zusätzlichen Beobachtungen ergibt sich die Helligkeitsentwicklung wie folgt:<br />

t < –2 d : m = 6.2 m + 5⋅log Δ + 12.0⋅log r<br />

t > +2 d : m = 4.1 m + 5⋅log Δ + 11.2⋅log r<br />

was eine maximale Helligkeit von –4.7 m am 12. Januar ergibt. Aufgrund der in jenen Tagen sehr großen<br />

Vorwärtsstreuung wurde die größte Helligkeit von etwa –5.5 m allerdings erst am 14. Januar beobachtet.<br />

Die maximale Schweiflänge wurde mit etwas über 25° (80 Mill. km) am 26. Januar erreicht.<br />

Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass diese Länge lediglich die lineare Entfernung zwischen<br />

Koma und Schweifende angibt. Aufgrund der starken Krümmung des Schweifs ist die „Krümmungslänge“<br />

etwa 5-10° größer. Anfang Juli lag die Helligkeit nur noch bei 12 m , der Komadurchmesser<br />

maß nur noch 1’ (125.000 km).<br />

Beobachtungen mit dem Spitzer-Infrarot-Teleskop am 4./5. Mai zeigten eine Oberflächentemperatur<br />

von 190K, die mit der Strahlungstemperatur in der Entfernung von r = 2.2 AE übereinstimmt. Überraschenderweise<br />

zeigte das Spektrum lediglich die Emission großer Staubpartikel, was für einen im Perihel<br />

sehr aktiven <strong>Kometen</strong> ungewöhnlich ist. Erklärt werden kann dies mit der Anwesenheit einer dicken<br />

Eiskruste. Die hohe Aktivität zum Perihelzeitpunkt könnte dann entweder durch lediglich einen sehr<br />

aktiven Jet verursacht worden sein, oder aber die mächtige Eiskruste hat sich nach überraschend kurzer<br />

Zeit wieder neu ausgebildet (IAUC 8862).<br />

Vom <strong>Kometen</strong> C/2006 S5 (Hill) liegen keine aktuellen Beobachtungen vor. Somit sind die nachfolgend<br />

angegebenen Helligkeiten sehr unsicher. Der Komet bewegt sich im Sternbild Zwillinge, ist somit ein<br />

Morgenhimmelobjekt. Er sollte langsam heller werden.<br />

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